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Raum geben, Raum lassen

Tee, Gespräche, Interaktion: Auch - oder gerade - im öffentlichen Raum.

In Feldkirch wurden in den letzten zehn Jahren verschiedenste Projekte initiiert, die sich mit der Nutzung des öffentlichen Raums beschäftigten. Nutzungen, die im Idealfall nicht vordefiniert sind, die als Möglichkeitsräume oder eben dritte Orte funktionieren. Atmosphärische Stadtraumgestaltung kann Angebote schaffen, beobachten, ausprobieren, was passieren will. Ein Einblick von Edgar Eller.

Jede Stadt ist einzigartig. Darum hat auch jede Stadt einen eigenen Namen. Fast wie eine Person. Jedenfalls mit eigenem Charakter. Und genauso wie persönliche Biografien immer eingebettet sind in ein fein gewobenes Beziehungsgeflecht, lebt auch die Stadt nicht nur mit den, sondern durch die Beziehungen, die sie tragen. Die Stadt soll nicht attraktiv erscheinen, sie soll attraktiv sein. Volker Remy schreibt, es ginge um das Vorhandene und nicht um das Gewollte. Um Identität statt Image. Doch Beziehungen bestehen nicht nur aus Vorhandenem, sondern immer auch aus Möglichem. Sie bestehen aus dem, was ist, und aus dem, was sein kann. Denn es „ist“ nicht nur das Haus, der Fluss, die Straße. Sondern vor allem auch der Gestaltungswille der Menschen in einer Region. Und es „ist“ nicht nur das Potential derer, die per Blut- und Bodenbeweis ansässige Einheimische sind. Sondern auch jenes von Menschen, die nur temporär Zeit an einem Ort verbringen. Der Ort wird gestaltet von den Menschen, die ihn beleben. In Feldkirch hat atmosphärische Stadtraumgestaltung eine lange Tradition. Veranstalter*innen wie die poolbar verändern jedes Jahr aufs Neue die Wahrnehmung des Reichenfelds, Akteur*innen wie die Villa Müller eröffnen Möglichkeitsräume in einer 800m2 großen leerstehenden Villa. Das Stadtmarketing Feldkirch (firmiert unter „Stadtkultur Feldkirch“) vernetzt seit rund zehn Jahren in unterschiedlichsten Projekten und Prozessen genau jene Akteur*innen, denen die alternative Wahrnehmung des Stadtraums ein Anliegen ist. So entstanden Projekte wie das Feldhotel, das Teehaus, aber auch Formate wie der „Adventspaziergang“ im Rahmen der „Montforter Zwischentöne“ oder das Stadt/Studio gemeinsam mit der Universität Liechtenstein. Die Besonderheiten des öffentlichen Raumes nutzen. Ein Raum, der im Idealfall mehrfach offen ist. Nicht begrenzt auf einzelne Nutzer*innen und nicht begrenzt in möglichen Nutzungen. Öffentliche Plätze müssen daher im wahrsten Sinne des Wortes Raum lassen. Raum für spontane Situationen, für öffentliches Leben.

Erstmalig wurden nun die Projekte und Prozesse der Stadtkultur Feldkirch in einer Publikation zusammengeführt. Das Buch versteht sich nicht als wissenschaftlicher Beitrag zur Debatte, sondern als atmosphärisches Coffee-TableBook, das Lust macht, den eigenen Stadtraum zu gestalten und sich mit jenen zu vernetzen, die sich mit sowas auskennen. „Die Stadt als Anlass“ ist in der edition-V erschienen und im Buchhandel erhältlich.

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