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EN IT I S SE X 8 A IT P R M R V

UNTERNEHMER ZEITUNG

Nr. 11, November 2016 22. Jahrgang, Fr. 8.– www.unternehmerzeitung.ch

SCEWO Ein Rollstuhl, der jede noch so steile Treppe überwindet? Studenten der ETH Zürich haben ihn realisiert und Innovationsgeist bewiesen. Seite 24

Fintech auf dem Vormarsch

Der Abschied von der klassischen Bank

ZATTOO Bea Knecht ist Gründerin und Verwaltungsrätin von Zattoo. Sie hat das Fernsehen nicht neu erfunden, aber sie hat TV in die digitale Welt geholt. Seite 32

KMU-PORTRAIT Die Hallauer Firma Lüscher Neumühle gilt als gutes Beispiel für einen besonders energieeffizienten Betrieb. Seite 38

Ab Seite 12

Bild: Depositphotos, michelangelus

VR-PRAXIS Unternehmensnachfolge leicht gemacht: Voraussetzung ist eine gute Planung mit marktfähigen Konzepten und individuellen Lösungen. Seite 44

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EDITORIAL

Farewell im November Alle vier Jahre im November blickt die Welt auf die USA, diesmal mit einer Mischung aus ungläubigem Erstaunen und blanker Angst im Angesicht der Kontrahenten um die Präsidentschaft. Manche Beo bachter in- und ausserhalb der USA fragen sich, was ein dermassen lernresistenter Narzisst wie Trump wohl anrichten könnte. Der düstere November hat eines der folgenschwersten Attentate der Geschichte gebracht (JFK 1963), aber auch den Mauerfall – zweifellos eine positive Zäsur in der Weltgeschichte. Für mich persönlich bringt dieser November 16 eine positive Zäsur. Ich verabschiede mich als Herausgeber der UnternehmerZeitung, die dieses Jahr in äusserst kompetente neue Hände übergegangen ist (SPM AG, Basel). Bei meinem Einstieg in die Verlagsbranche im Jahre 1965 wurden die Zeitungen noch mit Bleisätzen gestaltet, die Neue Zürcher Zeitung erschien drei Mal täglich und in allen grösseren Städten der Schweiz gab es mindestens drei Tageszeitungen. Es gab weder

Privatfernsehen noch Privatradio und das Schweizer Fernsehen hatte am Dienstag Sendepause. Keine Branche hat sich in den letzten fünf Jahrzehnten so oft neu erfinden müssen – technologisch, logistisch und vor allem in Bezug auf die wandelnden Kundenbedürfnisse. Das Internet hat die Kommunikationsbranche von Grund auf verändert und allein in den letzten zehn Jahren sind durch die Einführung des Smartphones, der Tablets und durch das zeitversetzte Fernsehen völlig neue Nutzer-Bedürfnisse entstanden. Wer sich vorstellen will, wohin diese Entwicklung führt, benötigt eine Menge Fantasie – und die wird bestimmt nicht ausreichen. Meinen Dank an alle, die es verdient haben und sorry an alle, die mich nicht verdient haben.

INHALT

4 KÖPFE UND KARRIEREN 8 NEWS 11 –19 THEMA: FINTECH Sony Kapoor im Interview 12 Finanzbranche im Umbruch 14 Digitales Banking: LLB-Group 16 Digitale Führungsrolle: Chance für die Schweiz 18 DIGITAL IT-Ratgeber: Büro zum Mitnehmen 21 Digitalisierte Autoindustrie 22 GRÜNDER-RADAR Der Rollstuhl, der Treppen steigt

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CLEANTECH Rote Linie ist überschritten Trump will Kohle fördern

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FINANCE Der Dollar als Anker Investieren: Aktiv oder passiv?

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UNTERNEHMERIN DES MONATS Zattoo-Gründerin Bea Knecht

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INNOVATION Die Takeda Pharma AG im Wandel MARKETING Marke des Monats: TWINT

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PIONIERE Man’s World: Alles für den Mann

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KMU IM PORTRAIT Lüscher Neumühle GmbH

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VRPRAXIS Die Verbindlichkeit Best Board Practice-Label Firmen(ver-)kauf Die Eignerstrategie Kündigung eines VR Recht: Protokollierungspflichten

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FÜR UNTERWEGS Oliver Fiechter und Philipp Löpfe: Aufstieg der digitalen Stammesgesellschaft 49 EUROPA Furcht vor hartem Brexit 50 Finnland testet Grundeinkommen 50 INTERNATIONAL Geschäfte gemäss Allah

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WEITERBILDUNG Laterales Management

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NETZWERKE Überwachung von Mitarbeitenden 56 Unternehmer Forum Schweiz 57 PREVIEW Swiss Innovation Forum Swisstech Basel

Adieu. Remo Kuhn

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58 58

10 FRAGEN AN Luca Goetz, DLD Trading AG

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KAPITALMARKT & IMPRESSUM DAS LETZTE

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KÖPFE UND KARRIEREN

CHIEF DIGITAL OFFICER Der Pionier des Internet of Things GUIDO JOURET übernahm am ersten Oktober die Position des Chief Digital Officer der ABB . Davor war Jouret Chief Technology Officer und General Manager der Cisco Emerging Technologies Group und war unter anderem an der Gründung von neun Startups beteiligt. Jouret, der schon in 12 verschiedenen Ländern gelebt hat, war insgesamt 20 Jahre für Cisco tätig.

SALES MANAGER Nach fünfzehn Jahren Verkaufs- und Marketingerfahrung in Italien, England und der Schweiz übernahm DANILO CHIONO Mitte September das internationale Verkaufsteam von RepRisk AG in Zürich. Er begann seine Karriere bei der ILSole24Ore Media Group in Mailand und wechselte dann für deren Anzeigengeschäft nach London. Danach war er für Golden Gate Business Link in Lausanne und für Classic Driver in Zürich tätig.

LEITUNG PUBLIC RELATIONS Seit September heisst die neue Verantwortliche PR der Schweizer Paraplegikerstiftung (SPS) CLAUDIA MERKEL. Die österreichische Medien- und Kommunikationswissenschaftlerin war seit 2007 für die Unternehmenskommunikation des Schweizer Marktforschungsinstituts GfK zuständig. Nach einem Sabbatical in der Jugendpädagogik kehrt Merkel nun zurück in den Kommunikationsbereich.

LEITERIN CORPORATE COMMUNICATION Die Tschuggen Hotel Group ernennt EVELYN GORGOS zur neuen Kommunikationschefin. Die Journalistin arbeitete zuletzt bei der Schattdecor AG in Süddeutschland, wo sie die gruppenweite Unternehmenskommunikation der international tätigen Druckerei verantwortete. Davor war Gorgos als Sportreporterin und Fachjournalistin auf der ganzen Welt tätig.

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HEAD OF COMMUNICATIONS Das Konsumentenportal Verivox baut seine Medienstelle in der Schweiz aus und besetzt die neu geschaffene Position als Head of Communications mit SABINE ÖSTLUND. Die 34-Jährige war zuvor als Pressesprecherin bei Comparis tätig, wo sie die Abteilung interimistisch leitete. Östlund studierte Kommunikation an der ZHAW i n Winterthur und stieg danach ins Finanz- und Gesundheitswesen ein.


DISTRIBUTORIN Nach dem erfolgreichen Markteintritt von «BriefButler» in der Schweiz baut hpc DUAL hier nun den Vertrieb aus. ALEXANDRA LANG, die 2014 bei einem Verkaufswettbewerb mit dem Titel «Rookie of the Year» ausgezeichnet wurde, leitet nun das Vertriebsteam. Die studierte Betriebswirtin und Absolventin der Studienrichtung Coaching, Personalund Organisationsentwicklung war zuvor im Key Account Management der Österreichischen Post AG tätig, wo sie auch für die Neukundenakquise verantwortlich war.

CHIEF INNOVATION OFFICER Der Solarindustriekonzern Meyer Burger ernennt DIRK HABERMANN per Januar 2017 zum neuen Chief Innovation Officer, der zugleich in der Geschäftsleitung Einsitz nimmt. Der studierte Naturwissenschaftler verfügt über umfassende Erfahrung in Forschung und Entwicklung im Bereich Photovoltaik sowie über Führungserfahrung in internationalen Technologieunternehmen. Habermann war seit 2014 als Head of Process Material & Line Designer für Meyer Burger tätig.

CHIEF MARKETING OFFICER Global Experts GmbH erweitert seine Geschäftsleitung und ernennt DARKO VELJACA zum Chief Marketing Officer. Global Experts entwickelt Software und Webapplikationen für nationale und internationale Kunden. Zuletzt war Veljaca als Country Manager Schweiz für die simpleshow GmbH tätig, der Marktführer im Bereich «Erklärvideo».

HEAD OF PRODUCT Knip verstärkt seine Spitze und holt DAVID RICHARD CIBIS als neuen Produktchef ins deutsch-schweizerische Fintech-Startup. Der gelernte Medieninformatiker ist seit Herbst 2014 interimsweise für die Knip AG tätig und übernimmt nun komplett die Führung der Fachbereiche Design und Produktentwicklung der Berliner Zentrale.

CHIEF EXECUTIVE OFFICER Der renommierte Schweizer Wirtschaftswissenschafter PROF. DR. JÖRG BRUCKNER verlässt seine Position als Vorstandsmitglied und Leiter Ausbildung an der Hochschule für Wirtschaft Zürich und wird CEO der ZfU International Business School in Thalwil. Bruckner studierte und promovierte an der Universität St. Gallen und arbeitete danach jahrelang in verschiedenen leitenden Positionen für die UBS AG.

INFO Mitteilungen für diese Rubrik: Text und Foto (300 dpi > 1MB) arbenz@unternehmerzeitung.ch

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KÖPFE UND KARRIEREN

Licht im digitalen Dickicht INTERVIEW A N O U K A R B E N Z

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euer feiert die furrerhugi AG ihr zehnjähriges Jubiläum. Die inhabergeführte Kommunikationsagentur bietet Lösungen für interne wie externe Kommunikation. Seit 2006 arbeitet die Agentur für nationale und internationale Unternehmen, Organisationen und Institutionen jeder Grösse. Dominic Tschupp verstärkt furrerhugi seit September im Bereich digitale Kommunikationsstrategien. Herr Tschupp, seit September sind Sie neu bei furrerhugi. Haben Sie sich gut eingelebt? DOMINIC TSCHUPP Danke, ja, es gefällt mir sehr gut am neuen Arbeitsort! Das Team von furrerhugi hat mich sofort in die Familie aufgenommen und herzlich empfangen. Zum Einleben blieb zwar wenig Zeit, es ging gleich richtig los. Aber das ist ein gutes Zeichen. Das zeigt, dass auf Kundenseite eine grosse Nachfrage nach Beratung im Bereich der digitalen Kommunikation besteht. Bei furrerhugi sind Sie für die Verstärkung der Digitalkompetenz zuständig. Was heisst das konkret? furrerhugi feiert 2016 das zehnjährige Bestehen und hat hervorragende und ausgewiesene Kompetenzen in der politischen Kommunikation und in der traditionellen Unternehmenskommunikation. Neu begleiten wir Unternehmen und Institutionen auch auf ihrem Weg durch den digitalen Dschungel und verwandeln dieses Dickicht für sie in eine Spielwiese ungeahnter Möglichkeiten. Digitale Massnahmen verstehen wir nicht als etwas Eigenständiges, sondern stets als Teil des gesamten Kommunikationskonzepts. Kern aller Überlegungen bleibt immer eine Idee und eine Message, die bei der Zielgruppe ankommen soll. Was wollen Sie bei furrerhugi erreichen? Ich freue mich sehr auf die neue Herausforderung. Das Team ist sehr kompetent und die Kundenpalette ist äusserst vielseitig. Mein Ziel ist es, furrerhugi dort weiterzubringen, wo noch Potenzial brachliegt. Sie haben in Freiburg ursprünglich Rechtwissenschaften studiert. Konnten Sie sich eine Karriere in einer Anwaltskanzlei nicht vorstellen? Das Jusstudium hat mein analytisches Den6

UnternehmerZeitung | Nr. 11 2016

denen oft das Fingerspitzengefühl für die Eigenheiten einer spezifischen Firmenkultur auf der Kundenseite fehlt, können sich Gräben öffnen. Dank meiner langjährigen Erfahrung auf beiden Seiten gelingt es mir gut, mich in die Situation des Kunden zu versetzen. Manchmal sind Kundenentscheidungen für eine Agentur nur schwer nachvollziehbar. Dann hilft es, zu wissen, dass in grossen Firmen Entscheidungen häufig auf verschlungenen Wegen gefällt werden und die interne Kultur eine nicht zu unterschätzende Rolle spielt. Vor Ihrer Zeit bei furrerhugi waren Sie bei Longines für den Social Media-Auftritt verantwortlich. Welche Erfahrungen nehmen Sie aus dieser Zeit mit? Das Management bei Longines hat mir die Aufgabe anvertraut, das grosse, erfolgreiche und sehr traditionell aufgestellte Schweizer Unternehmen sanft an die Welt der sozialen Medien heranzuDominic Tschupp, Senior Consultant bei der furrerhugi AG. Bild: zVg führen. Wir starteten vor fünf Jahren bei Null und hatten viele interne und externe Hinken geschärft und mich gelehrt, den Einsatz dernisse zu umschiffen. Heute ist Social exakter Sprache zu trainieren und diese Media ein zentraler Teil ihrer Marketingals mächtiges Werkzeug zu verstehen. Die strategie. Der Fall ist beispielhaft: Viele Juristerei ist gar nicht so weit entfernt von Schweizer Unternehmen befinden sich in den Kommunikationsdisziplinen, wie man einer Übergangsphase, was die Unternehmeinen könnte. Die Zeit in Freiburg hat auch menskommunikation betrifft. Der Wille, die meine Liebe zur Romandie und zur franzöneuen Kommunikationsmöglichkeiten aussischen Sprache noch verstärkt. Die Mehrzuprobieren, ist durchaus vorhanden, aber sprachigkeit und der Austausch zwischen die Angst vor Veränderung und Skepsis in den verschiedenen Kulturen sehe ich als rieder Führungsetage bremsen den Tatendrang. sige Chance und grossen Standortvorteil der Als externe Berater können wir die Dinge Schweiz. Die Tatsache, dass furrerhugi in beim Namen nennen und konkrete Massnahallen Sprachregionen des Landes vertreten men für eine vernünftige und zielgerichtete ist, war für mich ein zusätzliches Argument Verwendung von Social Media aufzeigen. zugunsten meines neuen Arbeitgebers. Was gefällt Ihnen an Ihrem neuen Arbeitsort am Sie bringen Kommunikationserfahrung sowohl auf besten? Agentur- als auch auf Kundenseite mit. Welche Das vielseitige Kundenportfolio, die «ouverVorteile bringt das mit sich? ture d’esprit» der Mitarbeitenden und die Zwischen Auftraggebern und Beratern, Mehrsprachigkeit.


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NEWS

Wachstum UNTERNEHMERTUM Die Anzahl der Unternehmen ist 2014 weiter gewachsen. Sie ist von 577000 im Jahr 2013 auf knapp 593000 im Jahr 2014 angestiegen, was gegenüber dem Vorjahr einem Plus von 2.7 Prozent entspricht. Der Anstieg der Beschäftigung in Vollzeitäquivalenten fiel bescheidener aus (+0.8 Prozent). Dies geht aus den letzten Ergebnissen des Bundesamts für Statistik (BFS) hervor.

Remo Lütolf, CEO ABB Schweiz, wird am Swiss Green Economy Symposium über nachhaltige Technologien referieren.

SIX öffnet F10 FINTECH Die Betreiberin der schweizerischen Finanzplatzinfrastruktur startet ihren Startup-Accelerator «F10» unter dem Dach des neu gegründeten Vereins «F10 Incubator and Accelerator». Ziel ist es, das Fintech-Ökosystem in der Schweiz nachhaltig zu fördern und weltweit zu vernetzen. Weiter soll die Innovationstätigkeit der schweizerischen Finanz- und Versicherungsbranche gestärkt und ein moderner und nachhaltiger Schweizer Finanzplatz aufgebaut werden. Der Verein bringt Finanzdienstleister, Wissenschaft, Fintechs und Startups zusammen und gibt relevanten Meinungs- und Themenführern der Finanzbranche die Möglichkeit, sich auszutauschen. Zu ihren Mitgliedern zählen beispielsweise die Privatbank-Gruppe Julis Bär und PwC Schweiz. Seit seiner Eröffnung im August hat der F10 kontinuierlich das Technologie-Scouting ausgebaut, zwei internationale Hackathons veranstaltet, über zwei Dutzend Prototypen erstellt und ein ausgewähltes Startup während sechs Monaten im F10 Incubator-Programm betreut und erfolgreich zur Marktreife begleitet. 8

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Chancen anpacken GRÜNE WIRTSCHAFT Unternehmen haben längst erkannt, dass Nachhaltigkeit eine Chance für die Schweizer Wirtschaft ist. Am 14. November treffen sich am Swiss Green Economy Symposium Schweizer Wirtschaftsführer zum Ideenaustausch im Kongresshaus in Winterthur. Das Potenzial, nicht die Probleme sollen in den veränderten Anforderungen gesehen werden, so das Motto der Tagung: «Der Wandel beginnt». Das Symposium steht

Starker Export FREIHANDEL Zwischen 1995 und 2015 hat der Aussenhandel rund ein Viertel zum Wachstum des Bruttoinlandprodukts beigetragen. Dies hält ein Bericht des

Schweiz liegt vorne TECH-STARTUPS Gemäss dem aktuellen Ranking von Tech.eu liegt die Schweiz bei den Investitionen in Tech-Startups auf Platz fünf. Vor der Schweiz lie-

ganz im Zeichen der kommenden Herausforderungen. Neben Energieeffizienz im Tourismus, Cleantech beim Wohnen und Bauen soll insbesondere die Digitalisierung als Chance für nachhaltigeres Wirtschaften thematisiert werden. Anlass, sich des Themas erneut anzunehmen, sind die 2015 verabschiedeten Sustainability Goals der UNO. Unter den Referenten befinden sich unter anderem swisscleantech-Präsident Matthias Bölke,

Bild: zVg, ABB

Valentin Vogt vom Schweizerischen Arbeitgeberverband und ABB-Chef Remo Lütolf. Ständerat Ruedi Noser thematisiert in der abschliessenden Session aus dem Blickwinkel der Politik die Chancen einer nachhaltigen Wirtschaft für die Schweiz. Unter dem Schlagwort «Erforschen Sie Ihre Idee» bietet sich parallel zu den Referaten in den Innovationsforen die Möglichkeit, einzelne Ideen im direkten Austausch zu diskutieren. Anmeldung und weiter Infos unter: www.sges.ch

Staatsekretariats für Wirtschaft (SECO) zur Bedeutung der Freihandelsabkommen fest. Im Bericht werden insbesondere die Freihandelsabkommen der Schweiz mit Ländern ausserhalb der EU/EFTA untersucht. Die Schweiz exportierte im vergangenen Jahr 23 Prozent ihrer

Güterausfuhren in Partnerländer ausserhalb Europas. Die Schweizer Warenexporte stiegen zwischen 1988 und 2014 durchschnittlich jährlich um 4.1 Prozent. Zu den wichtigsten Freihandelsabkommen gehören diejenigen mit China, Japan, Kanada, Mexiko, Südkorea.

gen nur Grossbritannien, Frankreich, Israel und Deutschland. Insgesamt wurden im Sommerquartal 128 Millionen Euro in Unternehmen aus dem Technologiebereich investiert. Würde die Liste nach Investitionen pro Einwohner geführt, so wären gemäss inside.it Israel und die

Schweiz vorne. Die meisten Gelder flossen in der Schweiz an Silent Circle, einem Genfer Hersteller von abhörsicheren Telefonen. Das Startup erhielt 46 Millionen Euro. 28 Millionen Dollar erhielt das Zürcher Insurtech-Unternehmen Finance Fox.


Kampf ums Mobile

Innovation MEDTECH Erstmals seit fast zehn Jahren gehen weltweit Umsatz und Gewinn der Medtech-Branche zurück. Die Ausgaben für Forschung und Entwicklung nehmen dagegen zu. Dies stellte das Beratungsunternehmen EY in seinem Medizinaltechnik Report 2016 fest. Für den Rückgang sei der Umsatzeinbruch der US-Unternehmen um 11 Prozent verantwortlich. Die europäische Konkurrenz konnte ihre Umsätze dagegen um 21 Prozent auf 129 Milliarden Dollar steigern. Positiv habe sich auch die Finanzierung von Jungunternehmen und die Investition in eigene Forschungsabteilungen entwickelt. NEWS IMMER AKTUELL www.unternehmerzeitung.ch

Die intelligente Verbindung von Technik, Architektur und Raum ermöglicht etwa eine neuartige, geteilte Nutzung des Wohn- und Lebensraums. Bild: Depositphotos, sida

Teilen statt kaufen SHARING ECONOMY Die Ökonomie des Teilens hat sich in den letzten Jahren zum Trend entwickelt. Dies hat nicht nur Vorteile für die Wirtschaft, sondern auch für die Arbeitswelt und die Raumentwicklung, wie ein Bericht des Bundesamts für Raumentwicklung (ARE) festhält. So würden bereits viele Schweizer lieber ein Auto mieten statt eines zu kaufen. Auch

Werkzeuge und Sportgeräte werden immer häufiger ausgeliehen. Insbesondere auf die Arbeitswelt habe die Sharing Economy einen Einfluss. Flexible Arbeitsplätze und das Arbeiten von Zuhause aus werden gefördert. Wirtschaft und Verwaltung profitieren von einer Entlastung der Büro- und Verkehrsinfrastrukturen während der Spitzenzeiten.

MOBILE PAYMENT Nach der Graubündner Kantonalbank und der Ostschweizer Bank Linth bietet auch die Kreditkartenfirma Swisscard den Bezahldienst von Apple an. Das Gemeinschaftsunternehmen von Credit Suisse und American Express startet ab Spätherbst mit dem neuen Dienst. Swisscard sieht Apple Pay aber nicht als Konkurrenz zur Bezahllösungen Twint, die von den meisten Schweizer Banken unterstützt wird. Bisher sind die Nutzerzahlen auf beiden Seiten noch bescheiden. Apple Pay wird drei Monate nach seinem Start in der Schweiz von einigen Tausend genutzt. Twint ist auf etwa 500 000 Mobiltelefonen installiert.

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FINTECH

Langer Abschied oder Neubeginn? TEXT S T E F F E N K L A T T Bildquellen: Depositphotos, michelangelus, Uasumy, helllbilly

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m Morgen des 24. Juni schlug die Stunde der Finanzplätze auf dem Kontinent. Standortförderer aus Dublin, Frankfurt, Luxemburg und Paris machten sich auf nach London, um die Chefs von Banken an der Themse von den Vorteilen ihrer Heimat zu überzeugen. Nur in Zürich blieb es ruhig: Der Finanzplatz an der Limmat leidet schon heute unter dem Nachteil, den London nach dem EU-Austritt Grossbritanniens – oder dann vielleicht schon «Little Englands» – haben wird. Schweizer Banken haben keinen «EU-Pass» für ihre Produkte, die sie zu Hause produzieren und auf einem Markt von 500 Millionen Konsumenten verkaufen können. Wenn sie auf den EU-Binnenmarkt wollen, dann können sie das im Wesentlichen nur durch Tochterunternehmen in der EU tun. Für einen EU-Pass bräuchte es ein bilaterales Abkommen mit der EU über Finanzdienstleistungen. Dabei haben die Schweizer Banken ein solches Abkommen zweimal dankend abgelehnt. Sowohl bei den Bilateralen I als auch bei den Bilateralen II haben die Banken die Unterhändler des damaligen Finanzministers Kaspar Villiger dazu bewegt, die Verhandlungen über ein Dienstleistungsabkommen abzubrechen. Warum? Die EU hätte als Preis für den ungehinderten Zugang zum Binnenmarkt die Abschaffung des Bankgeheimnisses verlangt. Nun ist das Bankgeheimnis Vergangenheit und die Schweizer Banken sind in ihrem Reduit gefangen. Es gibt ein kleines Trostpflaster für Zürich: Seit dem Brexit versucht der Finanzplatz London nicht mehr, Fintech-Unternehmen von der Limmat an die Themse zu locken. Der kleine, aber vielleicht

feine Fintech-Platz Zürich kann nun ohne solche unangenehmen Überraschungen weiterwachsen. Das muss er auch. Denn in Sachen Fintech ist Zürich ein Nachzügler. Seit zwei Jahren versucht er aufzuholen, was er vorher verpasst hat. Immerhin: Die Karten Zürichs sind nicht schlecht, wie Sony Kapoor von der Londoner Denkfabrik Re-Define im Interview erklärt. Und: Digitalisierung ist inzwischen nicht mehr nur ein Thema für junge Techies aus der ETH, sondern längst auch für grosse Banken. Da haben Banken wie die Landesbank aus Vaduz, die in der Schweiz mit der Bank Linth vertreten ist (zweites Interview), ebenso vorgespurt wie etwa die kleine, aber agile Glarner Kantonalbank. Zudem: Die Zeichen in der Schweiz stehen inzwischen auf Zusammenarbeit, wie die Einigung auf Twint als die eine nationale Bezahllösung zeigt. Ob sie sich gegen die Übermacht Apples und seines Apple Pay durchsetzen kann, ist offen. Vorteil Apple. Neue inhaltliche Themen haben es dagegen am Finanzplatz schwer. In nachhaltigen Anlagen war die Schweiz mal Vorreiterin. Bei Mikrofinanz auch. Doch trotz der Gründung von Swiss Sustainable Finance – die beiden Grossbanken sind Mitglied, wohlgemerkt – sind nachhaltige Themen noch immer nicht im Mainstream des Finanzplatzes angekommen. Das Geschäft läuft anderswo. Der Abstieg erfolgt langsam. Jedes Jahr ein Treppchen tiefer auf der Rangliste der Finanzzentren. Die neue Idee, das grosse Thema, die schlüssige Initiative, mit der das Ruder herumgerissen werden kann – sie sind nicht in Sicht. Vielleicht noch nicht. Nr. 11 2016 | UnternehmerZeitung

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FINTECH

Der Vorteil der Rosinenpicker schmilzt FINANZMARKT Fintech-Unternehmen sind gegenüber klassischen Banken heute im Vorteil, sagt der Finanzmarktexperte Sony Kapoor. Sie werden von der Regulierung kaum erfasst und können sich die profitabelsten Nischen aussuchen. Doch der Vorteil wird verschwinden. INTERVIEW S T E F F E N K L A T T

ZUR PERSON Sony Kapoor ist Gründer und Direktor der Denkfabrik Re-Define in London und Berlin. Der Ökonom und Finanzplatzexperte gehört zu den Young Global Leaders des Weltwirtschaftsforums. Er hat an der London School of Economics, der Universität Delhi und am Indian Institute of Technology studiert.

«FINTECH-UNTERNEHMEN UND BANKEN HABEN NICHT GLEICH LANGE SPIESSE» 12

UnternehmerZeitung | Nr. 11 2016


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lassische Banken und FintechUnternehmen stehen vor einer Konvergenz, sagt Sony Kapoor. Viele der heutigen Startups dürften wieder verschwinden. Auch die Karte der Fintech-Standorte ist nicht in Stein gemeisselt. Zürich hat noch immer eine Chance.

Bild: Jason Alden/Bloomberg/Getty Images

Banken sehen sich heute einer doppelten Herausforderung gegenüber: einerseits die zunehmende Regulierung durch den Staat, andererseits die Digitalisierung und die Konkurrenz von Fintech-Unternehmen. Welche Herausforderung ist grösser? SONY KAPOOR Die beiden Herausforderungen lassen sich kaum voneinander trennen. Einer der Vorteile der Fintech-Unternehmen ist, dass sie eben nicht den Regulierungen unterworfen sind, welche die Banken belasten. Fintech-Unternehmen und Banken haben nicht gleich lange Spiesse. Die Banken haben die Funktion von Versorgungsunternehmen. Sie subventionieren mit ihren profitabelsten Bereichen andere, die keinen Gewinn abwerfen. Die Fintech-Unternehmen sind kleine, schlanke Aussenseiter, welche selber wählen können, wo sie Banken und andere Finanzinstitutionen herausfordern. Sie gehen dorthin, wo die Margen am grössten sind – ohne dass sie die Versorgungsaufgaben der Banken übernehmen müssen. Warum sind gerade die profitabelsten Bereiche wenig reguliert? Regulierung richtet sich heute vor allem auf die Bereiche, in denen die Banken eine systemische Bedeutung haben. Damit zieht sie die Lehre aus den Bankenpleiten in der letzten Finanzkrise. Weil Fintech neu und klein ist, kann es diese systemische Bedeutung noch gar nicht haben. Deshalb werden Fintech-Unternehmen von der Regulierung oft nicht erfasst. Je tiefer sie in die Bankgeschäfte eindringen und je mehr die Banken auch für eine Regulierung der Fintech-Unternehmen lobbyieren, desto mehr werden wir auch Regulierungen von Fintech-Unternehmen sehen. Es wird sich ein neues Gleichgewicht herstellen: Einige Banken übernehmen Fintech-Unternehmen, andere wandeln sich gemäss dem Fintech-Modell, andere Fintech-Unternehmen werden selber zu Banken. Diese Konvergenz wird durch drei Akteure getrieben: durch Banken, die sich anpassen können, durch Fintech-Unternehmen, die aus der Nische in

die Masse gehen, und durch Regulatoren, die immer weniger zwischen den beiden unterscheiden. Dann sind Fintech-Unternehmen heute also Rosinenpicker? Absolut. Welches sind die saftigsten Rosinen auf dem Teller? Der Transfer von Geld und der Wechsel zwischen Währungen zum Beispiel. Ich selber habe TransferWise im vergangenen Monat vier oder fünf Mal genutzt, um Geld aus Norwegen nach Grossbritannien oder von Grossbritannien in die Eurozone zu transferieren. Das hat mich fast nichts gekostet. Banken haben heute bei solchen Transfers noch immer riesige Margen. An einem Flughafen zahlen Sie bis zu 15 Prozent auf Ihren Geldwechsel. Andere saftige Rosinen? Auch Kredite über Schwarmfinanzierung sind sehr interessant, verbunden mit Datamining. Kann Regulierung die Banken auch vor der Konkurrenz schützen? Beides ist möglich. Heute ist es wegen der Regulierung sehr schwer, eine neue Bank zu gründen. Daher greifen Fintech-Unternehmen die Banken auch nicht in ihrem Hauptgeschäft an. Wann kommt die Konvergenz zwischen alten und neuen Finanzunternehmen? Sie beginnt bereits. Das Bild wird schon in fünf Jahren klarer sein. In zehn Jahren wird der Unterschied zwischen den traditionellen und den digitalen Finanzunternehmen verschwinden. Wie viele Fintech-Startups werden überleben? Ein sehr kleiner Anteil, wie in anderen Bereichen auch. London und Singapur gehören zu den ersten Finanzplätzen, die auf Fintech gesetzt haben. Werden sie ihren Vorsprung halten können? Das ist durchaus möglich, wie das Beispiel Silicon Valley zeigt. Das Silicon Valley hat dank seiner Pionierrolle einen erheblichen Teil der globalen Wertschöpfung anziehen können. Die kritische Masse bildet einen Vorteil, den andere Standorte so nicht haben. Aber der Vorsprung von Plätzen wie London

und Singapur lässt sich nicht mit dem des Silicon Valleys vergleichen. Andere Plätze können aufholen. Und ein Brexit hilft London nicht. Welche anderen Standorte haben Chancen? Es müssen mehrere Elemente zusammenkommen: Die Lebensqualität muss stimmen, die Leute müssen dort leben wollen. Das schliesst ganz kleine Finanzplätze oder Schwellenländer weitgehend aus. Es braucht zweitens eine kritische Masse von Ingenieuren. Das ist übrigens auch ein Schwachpunkt Londons. Und drittens hilft es, einen Finanzplatz zu haben. Diese drei Elemente zusammen hören sich nach Zürich an… Zum Beispiel. Oder Zürich zusammen mit Liechtenstein. Dublin ist ein anderer Kandidat. Auch Frankfurt ist interessant, der Finanzplatz wächst. Deutschland hat viele talentierte Ingenieure. Auch Paris ist ein Kandidat. Wird der Brexit die Karte der Finanzzentren Europas ändern? Ein Brexit würde diese Karte stark verändern. Aber noch hat er nicht stattgefunden, und es kann gut sein, dass er nie stattfindet. Irgendwann im nächsten Jahr wird jedem klar werden, dass die Vision eines grossartigen Grossbritannien ausserhalb der EU unrealistisch ist. Falls es zum Brexit kommt, was hiesse das für die anderen Finanzzentren? London wird immer ein Finanzzentrum bleiben. Mindestens die Hälfte wird bleiben, egal, was geschieht. Aber etwa ein Viertel der Finanzdienstleistungen in London ist direkt an den «europäischen Pass» und die Zugehörigkeit zum Binnenmarkt gebunden. Dieses Viertel kann schrittweise über die nächsten fünf bis zehn Jahre verlagert werden. Wer gewinnt? Luxemburg bemüht sich um das Fondsgeschäft, Frankfurt um die ClearingInfrastruktur. Paris schaut auf das Geschäft mit Fusionen und Übernahmen. Mehrere Finanzzentren werden gewinnen, aber es ist schwer vorauszusagen, wer was bekommt. Selbst kleine Finanzzentren wie Liechtenstein haben eine Chance. Liechtenstein ist beim Assetmanagement, aber auch bei den Trusts, gut aufgestellt. Nr. 11 2016 | UnternehmerZeitung

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FINTECH

Das gemeinsame Mobile-Payment-System TWINT der Schweizer Banken hat von der Wettbewerbskommission grünes Licht erhalten.

Foto: zVg/Twint

Fintechs langer Weg FINANZPLATZ SCHWEIZ Die Digitalisierung revolutioniert die Wirtschaft. Dadurch wird nicht nur Altes ersetzt, sondern es entstehen neue Strukturen und Chancen. Schweizer Finanzakteure waren lange zögerlich, doch nun setzen Projekte wie Twint Zeichen und Startups erhalten Rückenwind. TEXT Y V O N N E V O N H U N N I U S

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lles, was digital denkbar ist, wird digitalisiert. Und was macht der Schweizer Finanzplatz? Angesichts seiner globalen Bedeutung hat er diesen Trend bis dato sträflich vernachlässigt. Es wurde zwar viel geredet, aber wenig umgesetzt. Die etablierten Akteure laufen dadurch Gefahr, Konkurrenten den Vorsprung bei wichtigen Entwicklungen zu überlassen. Experten hoffen, dass nun der Druck hoch genug ist, sich der Regulator bewegt und ausreichend Impulse von grossen Kooperationsprojekten wie Twint ausgehen. DIGITALISIERUNG ÜBERSCHREITET GRENZEN Gerade Retailbanken setzen immer noch stark auf kleine Digitalisierungsschritte nahe 14

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ihrer Kernbereiche. Das zeigte jüngst eine Studie des Banken-Kompetenzzentrums der Swisscom, für die Schweizer Banken nach ihren Digitalisierungsprioritäten befragt wurden. Im Zahlungsbereich haben diese in den letzten Jahren acht von 13 Ansätzen umgesetzt. Im Bereich Finanzierung sind es nur drei von sieben, bei Anlagen zwei von neun. Im Ergebnis denken die Akteure immer noch bereichsspezifisch. Dabei greifen Unternehmen zu kurz, wenn sie schlicht Prozesse mithilfe der IT optimieren. Denn Digitalisierung bedeutet nicht nur Effizienz, sondern auch Vernetzung: Bekannte Grenzen zwischen Wirtschaftsbereichen verschwinden und es entstehen neue Ökosysteme. Mehrwert für den Kunden ist Pflicht für neue digitale Dienst-

leistungen. Und Experten sind sich sicher, dass der Finanzmarkt-Kuchen dank neuer Technologien sogar noch wächst. ES GEHT AUCH OHNE BANK Rasant entwickelt sich beispielsweise der Kreditmarkt. Zinsen machen daraus prinzipiell ein lukratives Geschäft für Kreditbanken. Doch was passiert, wenn die Bank ausgeschaltet wird? Dann finden bestenfalls Schuldner und Anleger zu attraktiveren Konditionen direkt zusammen. Das ermöglicht das Zürcher Fintech-Startup lend.ch, eine sogenannte Crowdlending-Plattform, die innerhalb kurzer Zeit zum vielbeachteten Akteur geworden ist. Startups wie lend.ch gibt es rund 180 in den Regionen Zürich und Genf. Doch die Anzahl ist in Rela-


tion zur Grösse des Schweizer Finanzmarktes unterdurchschnittlich, so das Ergebnis einer Analyse der Experten von Deloitte Schweiz. Und das, obwohl die Zahlen aufhorchen lassen: Beispielsweise spielte der Crowdfunding-Markt 2014 einen Rekordumsatz von 15.8 Millionen Franken ein – 36 Prozent mehr als im Vorjahr. Derweil preschen aus Fintech-Zentren wie London digitale Ideen heran, die die Margen traditioneller Akteure zum Schrumpfen bringen. Letztlich dürften selbst Kernbereiche ganz den neuen Anbietern zufallen – Jungunternehmen, findigen IT-Konzernen oder Gemeinschaftsunternehmungen jeglicher Couleur. Letztere sind besonders auf dem Vormarsch, denn so findet immer spezialisierteres Wissen zusammen. UNTERNEHMEN WAGEN KOOPERATION Doch die Zeit des Zögerns in der Schweiz scheint ein Ende zu nehmen. Bestes Zeichen hierfür ist das Engagement von Vorreiter-Unternehmen, die erkennen, dass es Entfaltungsmöglichkeiten für Startups und den Schulterschluss der Kompetenzen braucht. Ganz vorne dabei ist SIX als Betreiberin der Schweizer Finanzplatzinfrastruktur. Mitun-

ter betreibt SIX seit 2014 mit F10 eine eigene Fintech-Brutstätte für Startups. Im Oktober 2016 wurde F10 für weitere Unternehmen geöffnet und der Verein «F10 Incubator and Accelerator» gegründet. Mit dabei sind schon jetzt die Privatbank Julius Bär und das Beratungs- und Prüfunternehmen PwC Schweiz. Es sind Schnellboote und nicht Dampfer, die Innovationen voranbringen. Deshalb suchen etablierte Unternehmen immer mehr die Nähe zu Startups. Oder sie lagern ihre Ideen aus. Das ist im Falle von Twint geschehen. Die Bezahllösung für Mobiltelefone ist bei der Postfinance erdacht worden. Um sie adäquat umsetzen zu können, wurde das Startup Twint gegründet und eine App entwickelt. Rasch waren die Detailhändler Migros und Coop im Boot. Doch die Geschichte geht weiter und ist ein Beweis dafür, dass die Akteure über ihren Schatten springen. Twint hatte einen Gegenspieler in Paymit, einer Lösung von UBS, der Zürcher Kantonalbank (ZKB) und SIX. Die Konkurrenten kamen überein, dass es zwar Raum gebe für eine nationale und eine internationale Bezahllösung, aber die Schweiz zu klein sei für zwei nationale Systeme. Im Sep-

tember 2016 haben sie sich zusammengetan. Die neue Twint AG gehört der Postfinance, SIX sowie den grössten Schweizer Banken Credit Suisse, Raiffeisen, UBS und den zwei grössten Kantonalbanken BCV und ZKB. Im Januar 2017 geht die optimierte App mit neuen Leistungen an den Start. MEHR FREIHEIT FÜR FINTECH-IDEEN In Schwung kommt nun auch der Regulator. Von der Schweizer Finanzmarktaufsicht Finma wurde schon vor einiger Zeit eine sogenannte Bankbewilligung light in Aussicht gestellt. Jetzt könnte es soweit sein. Das würde Startups den Marktzutritt enorm erleichtern. Dabei sollen diese in der Anfangsphase auch ohne Finma-Regulierung neue Geschäftsmodelle ausprobieren dürfen. Das kommt einer Einladung zum Experimentieren gleich. Verschiedene Quellen berichten, ein entsprechender Vorschlag sei bereit und eine Umsetzung bis Mitte 2017 vorgesehen. Endlich könnte die hiesige Finanzindustrie das Potenzial ausschöpfen, das ihr schon seit Jahren attestiert wird. Nicht umsonst gilt die Schweizer Wirtschaft als die innovativste der Welt.

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Rolle der Kundenberater verändert sich DIGITALES BANKING Die Liechtensteinische Landesbank prescht mit digitalen Innovationen wie der Video-Identifikation voran. Der Fokus liegt auf dem Kunden, sagt Kurt Mäder, Gruppenleitungsmitglied der Liechtensteinischen Landesbank, zu der auch die Bank Linth gehört. Doch mit der Digitalisierung sind auch wichtige interne Prozesse verbunden. IN TERVIEW Y V O N N E V O N H U N N I U S

D

ie Digitalisierung der Finanzwirtschaft ist keine Zukunftsmusik mehr – sie hat bereits begonnen. Das verändert die Prozesse einer Bank mitten im laufenden Betrieb.

Inwieweit ist bei der LLB Wachstum heute an eine Digitalisierungsstrategie und die Einführung digitaler Systeme gebunden? KURT MÄDER Die Digitalisierungsstrategie der LLB-Gruppe richtet sich primär an den veränderten Kundenbedürfnissen aus. Sie ist eine Notwendigkeit, um als Bank die von den Kunden nachgefragten Dienstleistungen über verschiedene Kanäle anbieten zu können. Die LLB-Gruppe hat sich profitables Wachstum zum Ziel gesetzt. Die Digitalisierung unterstützt durch die Verschlankung und Beschleunigung von Standardprozessen sowie durch innovative und attraktive Dienstleistungen diese Entwicklung. Wo bringt eine Digitalisierung der Geschäftsprozesse konkrete Optimierungseffekte? Optimierungseffekte sind durch durchgängige Prozesse möglich, das heisst, die Systeme der Kunden wie Buchhaltungssoftware oder ERP-Systeme können künftig mittels standardisierter Schnittstellen an die Banksysteme angebunden werden. Aufträge, Statusinformationen, Buchungen wie auch Belege können somit vollautomatisch ausgetauscht werden. Weitere Beispiele für Optimierungen an der Schnittstelle zwischen Kunde und Bank sind die digitale Unterschrift und digitale Verträge.

ZUR PERSON Dr. Kurt Mäder ist Group Chief Operating Officer der Liechtensteinischen Landesbank. In der Schweiz gehört die Bank Linth zur LLBGruppe .

Und in welchem Zusammenhang verspricht man sich einen Schub in Sachen Innovation? Innovationsvorsprünge ergeben sich im Foto: zVg/LLB

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UnternehmerZeitung | Nr. 11 2016


Rahmen der Digitalisierung durch das kundennahe Zusammenspiel von Mensch und Maschine an der Schnittstelle zwischen Kunde und Bank, zum Beispiel in der Kundenberatung, sowie durch die digital unterstützte, zukunftsgerichtete Dienstleistungspalette. Beispiele sind hier neue Möglichkeiten der Video-Identifikation und Computer-unterstützte Anlageberatung. Generell ist aber auch bei der Digitalisierung die Fokussierung auf strategische Stossrichtungen zentral. Sonst droht die Gefahr, sich mit zu vielen Initiativen zu verzetteln.

talen Zusammenarbeit zu fördern und zu unterstützen. Insbesondere die Sicherheit ist hier eine Herausforderung.

herausfordernd – und generell, mit der hohen Geschwindigkeit der Veränderung Schritt zu halten.

Digitalisierung bedeutet meist auch grosse Veränderung. Welche Herausforderungen hängen damit zusammen? Kundenberater werden zu Coaches. Sie müssen damit umgehen können, dass der Kunde bereits bestens informiert ins Gespräch kommt. Sie müssen ihm also vermehrt bei der Navigation durch die Informationsflut helfen. Neben der Interaktion mit den Kunden, welche sich durch die Digitalisierung grundlegend verändert, verändert sich auch der Arbeitsplatz der Mitarbeitenden. Arbeitgeber sind gefordert, neue Formen der digi-

Welche Treiber und Haupthürden sehen Sie für einen digitalen Wandel in Unternehmen? Treiber sind ganz klar zunächst die Kundenbedürfnisse, die sich stetig wandeln. Natürlich sind mit diesen Systemen auch grosse Chancen der Kostenoptimierungen verbunden. Letztlich gilt es auch, die FinTech-Trends in der Branche zu beobachten und auszuloten, was für das eigene Unternehmen Sinn macht. Hauptsächliche Hürden dürften die mit der Digitalisierung zusammenhängenden Investitionen sein. Zudem sind die internen Change-Prozesse

Wie bewerten Sie die Notwendigkeit einer Digitalisierungsstrategie für KMU? Die eben ausgeführten Treiber sind auch für KMU relevant. Die LLB-Gruppe hat ihre KMU zu den Bedürfnissen im Digital Banking befragt, und die meisten haben noch keine klare Vorstellung, wie sich die Bankbeziehung im Rahmen der Digitalisierung verändern wird. Die LLB-Gruppe wird ihre Dienstleistungen bedürfnisorientiert über die gesamte Laufzeit des Strategieprogramms «StepUp2020» und darüber hinaus ausbauen.

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FINTECH

In vier Schritten zum Fintech-König FÜHRUNGSROLLE Die Schweiz belegt in Sachen Innovationsfähigkeit international den ersten Platz. Sie hat daher gute Chance, auch bei der Digitalisierung der Finanzindustrie eine Führungsrolle zu übernehmen. In den meisten Fintech-Rankings taucht die Schweiz aber gar nicht auf. Was ist zu tun, um den Finanzplatz Schweiz für die Zukunft zu rüsten? TEXT T H O M A S P U S C H M A N N

I

nvestitionen von Wagniskapital in Fintech-Startups wie etwa Wealthfront in den USA oder Lending Club in Grossbritannien haben sich zwischen 2013 und 2014 auf mehr als zwölf Milliarden US-Dollar mehr als vervierfacht. 2015 haben die Investitionen mit über 22 Milliarden US-Dollar nochmals deutlich zugenommen. Dabei entfiel der Löwenanteil auf die USA, gefolgt von Asien und Europa. Die Schweiz ist mit Investitionen im zweistelligen Millionenbereich bislang relativ unbedeutend. LONDON, SINGAPUR UND HONGKONG MIT VORSPRUNG Die eindrücklichen Investitionssummen belegen die Relevanz des Themas. Inzwi18

UnternehmerZeitung | Nr. 11 2016

schen hat London New York als bedeutendster Finanzplatz abgelöst. Dies ist auch eine direkte Konsequenz der hohen Investitionen in diesen Bereich, die London in den letzten Jahren getätigt hat. So stellte die City of London den Fintech-Firmen mit dem «Level39» einen Coworking Space zur Verfügung, in dem die neugegründeten Unternehmen gemeinsam mit den etablierten Akteuren praxistaugliche Lösungen entwickeln können. Der englische Regulator, die Federal Conduct Authority (FCA), richtete ausserdem eine Beratungsstelle für Startups ein. Auch die Bank of England hat mit richtungsweisenden Ansätzen zum Beispiel für virtuelle Währungen wie Blockchain früh den Nährboden für Innovationen

bereitet. Zudem hat die englische Hauptstadt für Investoren günstig Voraussetzungen geschaffen, damit sich auch Startups ansiedeln können. Investitionen von Privatinvestoren in Startups sind steuerlich mit 50 Prozent abzugsfähig. Als übergreifende Organisation koordiniert die «Innovate Finance» Marketing und Kommunikation und zieht aus aller Welt Talente und Unternehmen an. Auch Singapur investiert 225 Millionen Singapur-Dollar (SGD) in den Aufbau eines florierenden Fintech-Ökosystems. Ähnlich wie in London entsteht dort mit dem «LATTICE 80» ein zentraler Innovationsund Kollaborationshub. Die Monetary Authority of Singapore (MAS) hat mit der


FINANZPLÄTZE UND FINTECH-CHARAKTERISTIKA

Übergreifende Koordination Regulierung

Innovations- und Collaboration Hub Aus- und Weiterbildung

London

New York

Innovate Finance

keine

Singapur

FinTech & Innovation Group FCA mit eige- NYDFS mit MAS mit ner FinTech- eigener FinTech- eigener FinTechAbteilung Abteilung Abteilung Zentral Dezentral Zentral (Level 39) (z.B. WeWork) (LATTICE 80) z.B. London School of Economics

z.B. NY Stern School of Business

z.B. Singapore Management University

Hongkong

Zürich

Steering Group on Financial Technologies HKMA mit eigener FinTechAbteilung Zentral (Cyberport FinTech Smart Space) z.B. City University of Hongkong

keine

FINMA mit zentraler FinTechAnlaufstelle Dezentral (z.B. Swiss FinTech Innovation Lab) z.B. Universität Zürich

DIE VIER ECKPFEILER Die Finanzindustrie beruht primär bildet werden und nicht mehr (Entrepreneurship) noch besser auf Informationen als produisoliert in einzelnen Bereichen gefördert. Dafür ist Forschung zierten «Gütern». Der Effekt der wie Banking and Finance in verschiedenen ThemenbeDigitalisierung auf die Branche oder (Wirtschafts-) Informatik. reichen zentral. Hierzu gehören ist daher ähnlich gross wie in Dafür müssen die etablierten beispielsweise zukünftige anderen informationsintensiven Grenzen zwischen den klasFinanzmarktinfrastrukturen auf Industrien wie der Musik- oder sischen Hochschuldisziplinen Basis von Blockchain-Technoder Medienindustrie. Für die aufgebrochen werden. Die Unilogien, Open API-Ansätze und Finanzdienstleister kann deshalb versität Zürich hat jüngst mit Client Behavior-Konzepte. eine engere Zusammenarbeit der «Digital Society-Initiative» 3. Es sind auf Praxisseite die wemit verschiedenen Akteuren von einen Schritt in diese Richtung sentlichen Akteure besser zu grossem Nutzen sein. Mindestens unternommen. vernetzen. Dies betrifft neben vier wesentliche Eckpfeiler sind 2. Einen zweiter Eckpfeiler bilden Banken, Versicherern und hierbei relevant und sollten in det die enge inhaltliche wie Startups alle relevanten DienstZukunft verstärkt werden: räumliche Vernetzung von leister, Wagniskapitalgeber, die 1. Es müssen entsprechende Wissenschaft und Praxis über Politik und Verbände. Rahmenbedingungen an die gesamte Innovations4. Es sind übergreifende Aktivitäden Hochschulen geschaffen wertschöpfungskette hinweg ten zu koordinieren. So ermögwerden. Neue Professuren, – von der Ideengenerierung licht etwa der frühe Einbezug Studiengänge und Kurse sind über die Konversion bis hin der Finma in die Entwicklung einzurichten, welche den Anzur Diffusion neuer Lösuninnovativer Lösungen, dass forderungen der zukünftigen gen. Damit werden sowohl diese regulatorischen AnforMitarbeitenden von Finanzder Innovationstransfer in derungen gerecht werden. dienstleistern in der digitalidie Unternehmen hinein Die Finma plant in diesem sierten Welt gerecht werden. (Intrapreneurship) als auch Zusammenhang unter anderem Deren Kompetenzen müssen die Entwicklung von Startups eine «Innovatorenlizenz» zu stärker interdisziplinär ausgeaus den Hochschulen heraus lancieren.

und entsprechende Dienste anbot. Das Format wurde am Fraunhofer-Institut Erlangen und an der Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg entwickelt. Um die Zeit zwischen Invention und Umsetzung zu verkürzen, entstehen deshalb rund um die Welt verschiedenste «Leuchtturmprojekte», welche die Zusammenarbeit von Wissenschaft und Praxis intensivieren sollen. Statt auf ein lineares setzen diese Projekte auf ein vernetztes Innovationsmodell. An der Universität Stuttgart soll etwa mit dem «Active Research Environment for the Next Generation of Automobiles» (ARENA 2036) ein Forschungszentrum entstehen, an dem Wissenschaftler und Praktiker die Zukunft der Mobilität unter dem Einfluss der Digitalisierung erforschen. New York eröffnet im nächsten Sommer auf Roosevelt Island den neuen Campus «Cornell Tech», auf dem Startups, eingesessene Unternehmen und Forscher gemeinsam an Konzepten für die Zukunft unter anderem im Medienbereich arbeiten. ZUKUNFTSCHANCE FÜR DIE SCHWEIZ Die Schweiz hat grosses Potenzial, zumal viele «Zutaten» bereits vorhanden sind: ein starker Finanzplatz mit international relevanten Akteuren, eine starke Hochschullandschaft und das erforderliche Kapital. Nicht nur der Finanzsektor, sondern die gesamte Schweizer Volkswirtschaft könnte von einem neuen Ökosystem profitieren, in dem neue Arbeitsplätze generiert werden. Damit kann der hohe Wertschöpfungsanteil der Finanzindustrie erhalten bleiben und langfristig sogar ausgebaut werden. Die «Transformationsreise» der Finanzindustrie hat gerade erst begonnen. Die Schweiz sollte die Chance, hierin eine führende Rolle zu spielen, wahrnehmen.

Bildquellen: Depositphotos, Uasumy, helllbilly

DER AUTOR «FinTech & Innovation Group» eine spezielle Einheit etabliert, die ein Innovationslabor (Looking Glass @ MAS) betreibt. Ähnlich wie in Singapur ist auch Hongkongs Ansatz zentralisiert. So stellt die für das Fintech-Programm verantwortliche «Steering Group on Financial Technologies» fünf Milliarden Hong Kong-Dollar für verschiedenste Aktivitäten zur Verfügung. Darüber hinaus entwickelt die Organisation auf dem «Cyberport FinTech Smart Space» einen Hub zur Zusammenarbeit der unterschiedlichen Akteure. Zudem wartet auch die Hong Kong Monetary Authority (HKMA) mit einer eigenen FintechAbteilung auf, die ein eigenes Labor betreibt.

DIGITALISIERUNG ERFORDERT NEUE ÖKOSYSTEME Die Konvergenz und der Vernetzungseffekt verschiedenster Technologien und Dienste beruhen auf der immer grösseren Leistungsfähigkeit von Hardware wie etwa Smartphones und elektronischen Diensten wie beispielsweise Cloud Computing und Big Data. Dies führt zur Verkürzung von Produktlebenszyklen und des Time-to-Market. Um mit dieser Innovationsgeschwindigkeit mitzuhalten, muss das Innovationsmanagement vollständig neu organisiert und die Innovationswertschöpfungskette besser integriert werden. So gab es ein MP3-Kompressionsformat für digitale Musik schon seit den 1980er-Jahren, bevor Apple 2005 eine Infrastruktur

Dr. Thomas Puschmann ist Direktor des Swiss FinTech Innovation Lab an der Universität Zürich. Zudem ist er Co-Autor des Buches «Digitalisierung der Finanzindustrie – Grundlagen der Fintech-Evolution». Das Buch beschreibt die digitale Transformation und die Veränderung der Arbeitsteilung im Finanzsektor und illustriert diese Prozesse anhand von Modellen und Beispielen.

Nr. 11 2016 | UnternehmerZeitung

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«Eine persönliche Ansprechperson ist der Schlüssel zum Erfolg» Digitec Galaxus ist der grösste Onlinehändler der Schweiz. Mit seinen beiden Onlineshops digitec.ch und galaxus.ch erwirtschaftete das Unternehmen 2015 einen Umsatz von 696 Millionen Franken. Der Erfolg der 15 Jahre alten Firma basiert nicht nur auf einem breit abgestützten Privatkundenbereich. Auch immer mehr Geschäftskunden setzen auf die Beschaffung via Internet.

Schweizer KMU können Geld sparen, wenn sie wissen, was sie wollen. Beispiel HITrental AG: Das Schweizer Familienunternehmen zeigt, wie sich ein KMU eine hochwertige technologische Infrastruktur aufbauen kann. Man muss nur wissen, was man braucht. Die HITrental AG vermietet in der Schweiz möblierte Wohnungen für Kurz- und Langzeitmieter. Dafür benötigen sie Wireless-Router, Fernseher und, je nach Ansprüchen des Mieters, weitere elektronische Geräte. Anadi Singh ist Marketing Manager bei Digitec Galaxus und weiss, weshalb insbesondere KMU das Onlineshopping lieben: Er hat Stephanie und Dominic Hess getroffen. Sie haben zusammen mit ihrem Vater Ruedi Hess die Firma aufgebaut. PREIS, QUALITÄT, FLEXIBILITÄT Für Stephanie Hess ist einer der wichtigsten Faktoren der Preis. Da für günstige Preise knapp kalkuliert wird, ist sie gezwungen, sich nach günstigen Lösungen umzuschauen. Gleichzeitig ist der Preis nicht alleine ausschlaggebend: Die Qualität und Zuverlässigkeit der Geräte muss stimmen, damit den Mietern hochwertige Technik zur Verfügung steht. Gleichzeitig muss der Shop die Waren auch schnell verfügbar haben. Die Kunden der HITrental AG haben verschieDIGITEC UND GALAXUS ZAHLEN UND FAKTEN – Über 400 000 Produkte auf digitec.ch und galaxus.ch – Digitec liefert kostenlos in die gesamte Schweiz und nach Liechtenstein – Schnelle Lieferung dank eigenem Logistikzentrum mit über 36 000 m2 Nutzfläche – Persönliche und kompetente Beratung via Telefon und E-Mail – Individuelle Dienstleistungen inklusive E-Rechnung und OCI-Anbindung – Zertifizierte Partner von Microsoft, Apple, HP, Dell, Lenovo und Weiteren Werden Sie Neukunde unter: digitec.ch/firmenkunden oder galaxus.ch/firmenkunden

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UnternehmerZeitung | Nr. 11 2016

Dominic und Stephanie Hess von der HITrental AG.

denste Ansprüche und die Firma muss flexibel sein und sehr schnell neue Geräte anschaffen oder austauschen können. All diese Gründe haben sie schliesslich überzeugt, die Anschaffungen online bei digitec.ch zu tätigen. Da nicht nur unterschiedlichste Geräte, sondern auch grössere Mengen aufs Mal bestellt werden, ist das Familienunternehmen auf perfekt funktionierendes B2B angewiesen. Zum Beispiel wurden für die Einrichtung von Wohnungen in Luzern über 40 Fernseher gleichzeitig bestellt. «Persönliche Ansprechpersonen wie zum Beispiel bei digitec.ch sind unabdingbar», sagt Stephanie Hess. DIREKTER KONTAKT, UNBÜROKRATISCHER SUPPORT Ein zweites Beispiel ist die Einrichtung der Büros der HITrental AG. Man brauchte alles, was ein modernes Büro braucht. Dominic Hess: «Ich wusste, was wir ungefähr brauchen, wusste

aber im Detail nicht immer Bescheid. Unmengen von Geld in einen dedizierten IT-Fritzen investieren wollten wir auch nicht. Vor allem, wenn es Möglichkeiten gibt, genau dasselbe für einen Bruchteil des Preises zu bekommen.» Deshalb war es für die Firma optimal, direkten Kontakt zur Geschäftskundenabteilung zu haben und eine für sie massgeschneiderte Lösung offeriert zu bekommen. «Jetzt haben wir sogar ein NAS im Büro, obwohl ich nicht genau weiss, was das ist», lacht Dominic Hess. Für Stephanie Hess ist der Schlüssel zum Erfolg der unkomplizierte und speditive Umgang mit Anfragen. Wenn neue Geräte gebraucht, Wartungsunterlagen oder Gebrauchsanweisungen benötigt werden, dann muss die Hilfe schnell und unbürokratisch sein. «Diese Beratung, die man sonst nur in Filialen finden würde, bügelt den Nachteil, den man bisher gegenüber des klassischen Ladenkaufs hatte, für uns mehr als aus», freut sich Stephanie Hess.


IT-RATGEBER

Das Büro zum Mitnehmen VON V I C K A M A L O C A

Unsere Mitarbeitenden sollen auch ausserhalb des Büros einfach zu erreichen sein und gleich beim Kunden vor Ort Anpassungen an der Offerte vornehmen können. Was braucht es dafür?

F

lexibel arbeiten und kommunizieren – also unabhängig von einem bestimmten Ort oder fixen Uhrzeiten – bringt entscheidende Vorteile im Geschäftsleben. Dank modernen Technologien sind wir nicht mehr an das Büro gebunden. Festnetztelefonie, Internet, Terminkalender, E-Mails und

Dokumente haben wir jederzeit und überall dabei. FESTNETZNUMMER DABEI Im Geschäftsleben ist das Festnetztelefon das zentrale Kommunikationsmittel. Mit der IP-Telefonie wird das Festnetz nun flexibel. Das bedeutet, dass die Festnetznummer nicht mehr an das Telefon auf dem Bürotisch gebunden ist. Dank einer speziellen Business Telefonie-App respektive einem PC Client können Sie Anrufumleitungen ganz einfach verwalten und Telefonate mit der Fest-

netznummer direkt von Smartphone und Laptop aus führen – ganz egal, wo Sie gerade sind. Das Festnetz ist immer dabei, kein Anruf geht mehr ins Leere. Und wenn doch einmal niemand erreichbar ist, kann später vom Smartphone aus mit der Festnetznummer zurückgerufen werden. Damit ist auch die Privatsphäre gewahrt, da die Mobilnummer privat bleibt. UNABHÄNGIG ARBEITEN Eine digitale Dokumentenablage in der Cloud gehört zu einer flexiblen Arbeitsweise dazu. Denn

alle Teammitglieder haben stets Zugriff auf ihre Dokumente und können diese gemeinsam bearbeiten. Es wird überflüssig, vor dem Kundenbesuch noch rasch etwas auszudrucken oder mit den Anpassungen an der Offerte zu warten, bis man zurück im Büro ist: Dank dem mobilen Internet stehen alle benötigten Dokumente auch unterwegs zur Verfügung. Sie sind immer auf dem neuesten Stand – auch wenn sich in der Zwischenzeit etwas geändert haben sollte. Die Daten selbst liegen

verschlüsselt im hochsicheren Rechenzentrum des Cloud-Anbieters. VICKA MALOCA

Die Autorin ist KMUBeraterin bei Swisscom und beantwortet Fragen zur Informations- und Kommunikationstechnologie. Sie haben eine Frage? Schreiben Sie unserer KMU-Beraterin unter www.swisscom.ch/ kmu-ratgeber

Promotion

Mehrwert und Nutzen der Nanotechnologien Beinahe kein Industriezweig, der nicht Nanotechnologien einsetzt: Chemiekonzerne nutzen sie ebenso wie Auto- und Maschinenbauer und auch Energie- und Umwelttechniken werden durch ihren Einsatz noch effizienter und dadurch rentabler. Bild: Fotolia, ktsdesign/Crystallized Carbon Hexagonal System

Die Möglichkeiten und Anwendungen von Nanotechnologien in der Industrie sind in der Schweiz bereits weit fortgeschritten. Dies aufzuzeigen ist Inhalt des Anlasses «Nano & Industrie – Wo stehen wir in der Praxis» am Montag, 21. November 2016, 13.30 Uhr im Hightech Zentrum Aargau. Neben Basisinformationen zeigen Fachleute aus der Praxis in den vier zentralen industriellen

Anwendungsfeldern – Life Science, Maschinen & Metallindustrie, Energie & Elektrotechnik und Kunststofftechnik & Composites – wie weit in den Unternehmen der Einsatz von Nanotechnologien fortgeschritten ist. Thematisiert werden nicht nur die Produkte, sondern insbesondere auch die Produktionsprozesse. Weitere Informationen und Anmeldung: www.hightechzentrum.ch/nano

21. November 2016, 13.30 – 17.45 Uhr

Nano & Industrie – Wo stehen wir in der Praxis? Hightech Zentrum Aargau, Brugg www.hightechzentrum.ch/nano


DIGITAL

Frischer (Fahrt-)Wind DIGITALISIERTE AUTOINDUSTRIE Digital vernetzt, grün, shared, autonom – so stellen sich Experten die Mobilität in den nächsten zehn bis zwanzig Jahren vor. Wir wollten diese Entwicklung verstehen und haben deshalb bei Experten nachgefragt, was die Treiber dahinter sind. TEXT M I C H A E L V O N K U T Z S C H E N B A C H U N D J I A Z H O N G

D

ie Autohersteller befinden sich in einer heissen Transformationsphase. Die Autos werden zunehmend intelligenter. Gleichzeitig eröffnen neue digitale Technologien unzählige Möglichkeiten für neue Geschäftsmodelle rund ums Auto. Fünf Experten aus der Automobilindustrie, der Forschung und dem Technologiesektor haben uns Einblicke in die Zukunft gewährt. GRÜNE MOBILITÄT PER KNOPFDRUCK Wenn es um die Vision der zukünftigen Mobilität geht, sind sich die Experten einig, dass die Shared Mobility weiterhin kräftig am Status Quo der Autobranche rütteln wird. Zu dieser Entwicklung trägt die Sharing Economy bei, die sich grosser Beliebt-

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UnternehmerZeitung | Nr. 11 2016

heit bei der Generation Y erfreut. Der Besitz des Autos steht bei dieser Generation nicht mehr im Zentrum, denn heute soll Mobilität ganz bequem per Knopfdruck auf dem Smartphone funktionieren, zu jeder Zeit und an jedem Ort. Die Entwicklung der Städte zu Megastädten und die daraus resultierende zunehmende Verkehrsbelastung beflügeln zusätzlich den Trend der Shared Mobility. Die Verknappung der Rohstoffe wird sich weiterhin zuspitzen und die gesetzlichen Grundlagen bezüglich der Emissionsbeschränkung für die Autoindustrie werden strenger werden. Aus Sicht der Experten sind die Autohersteller daher gezwungen, früher oder später auf Elektroautos umzusteigen. Im Interview prognostizierte ein Experte den Durchbruch für elektrifizierte Fahrzeuge auf

dem deutschen Markt in fünf Jahren. Langfristig gesehen erwarten die Experten ein Zeitalter des vollautomatisierten selbstfahrenden Autos. Nach Meinung der Experten liegt die grosse Hürde des autonomen Fahrens nicht in der Technologie, die bereits heute einen hohen Standard hat, sondern in der Akzeptanz der Bevölkerung und der entsprechenden Gesetzgebung – zum Beispiel in Bezug auf die Haftung bei Unfällen. NEUE GESCHÄFTSMODELLE DANK INTENSIVER VERNETZUNG Neben Umweltfaktoren nennen die Experten die Digitalisierung als bedeutendsten Treiber. Das Internet of Things (IoT) und die entstehende Vernetzung spielen eine immer wichtigere Rolle für neue Geschäftsmo-


naher Zukunft realisiert werden. Allerdings sehen die Experten dies weniger optimistisch, weil zurzeit noch ein grosser Anteil von Autos mit veralteter Technologie auf den Strassen unterwegs ist. Diese alten Autos müssten durch vernetzte Autos ersetzt werden, um die angestrebte intensive Vernetzung zu erzielen. Dies kann nach Expertenmeinung bis zu zehn Jahre dauern. Ausserdem wirft die Sammlung von Daten eine Vielzahl von Fragen zum Umgang mit Datenhoheit und Datenschutz auf, die vom Gesetzgeber beantwortet werden müssen. DIGITALISIERUNG DER WERTSCHÖPFUNGSKETTE Mit dem Schlagwort Industrie 4.0 kommt die nächste Welle der Automatisierung der Wertschöpfungskette auf die Unternehmen zu. Laut den Experten wird die Industrie 4.0 die Produktvielfalt fördern und eine individualisierte Produktion mit Losgrösse 1 ermöglichen. Losgrösse 1 bezeichnet die kleinste identifizierbare Komponente einer Kontrolleinheit, die sich singulär planen, produzieren und unterhalten lässt. Kostentransparenz mittels durchgängiger Digitalisierung der gesamten Wertschöpfungskette soll den finanziellen Erfolg der Produktvielfalt ermöglichen. Insbesondere das Supply Chain Management und die Produktion können aufgrund von Echtzeitinformationen optimiert bzw. dynamisiert werden. Eine zentrale Leitstelle über die gesamte Wertschöpfungskette hinweg kann die einzelnen Produktionsstätten virtuell optimieren und in Echtzeit steuern. Bereits heute werden Industrieroboter grossflächig in der Produktion eingesetzt. Die Autoindustrie arbeitet daran, Produktionsanlagen so aufzurüsten, dass ein Fahrzeug zukünftig komplett von Robotern zusammengebaut werden kann. Bild: Depositphotos.com, dspguy

delle und Dienstleistungsinnovationen. Die intensive Vernetzung ermöglicht den Autoherstellern einen direkten Zugang zu ihren Kunden; so können sie diese gezielt über ihre Produkte und Dienstleistungen informieren und ein entsprechendes Cross-Selling betreiben. Datengetriebene Dienstleistungen, wie verbesserte kundenspezifische Werbung, können zusätzliche Einnahmequellen erschliessen. Das vernetzte Fahrzeug mutiert zu einem mobilen Gerät, das andauernd mit anderen Teilnehmern und seiner Umwelt kommuniziert. Die daraus resultierende enorme Datensammlung legt den Grundstein für das autonome Fahren und für integrierte Mobilitätsdienstleistungen. Gemäss diversen Studien könnte eine breite Vernetzung in der Praxis bereits in

DIE KARTEN WERDEN NEU GEMISCHTE In der Autoindustrie zeichnet sich im Zuge der Digitalisierung ein Trend zur Rollenerweiterung ab: Vom reinen Produzenten zum Dienstleister, der nicht nur Fahrzeuge oder Fahrzeugteile produziert. Diese zunehmende Dienstleistungsorientierung wird als Treiber für revolutionäre Veränderungen der bestehenden Geschäftsmodelle und des gesamten Ökosystems betrachtet. Genau hier liegt das wahre Potenzial der digitalen Transformation für die Autohersteller. Einer der befragten Experten sieht zukünftig in diesem Ökosystem drei unterschiedliche Ebenen: Die oberste Ebene bildet der integrierte Transport, getrieben durch die Megastädte. Mobilitätsdienstleistungen befinden sich auf der mittleren Ebene. Auf der untersten Ebene steht die reine Herstellung von Fahrzeugen und Fahrzeugteilen. Einige Autoher-

steller versuchen bereits, sich innerhalb des entstehenden Ökosystems neu zu positionieren und treten somit in Konkurrenz mit anderen Plattform-Unternehmen, wie zum Beispiel Uber. Aus Sicht der Autoren werden nicht alle Unternehmen diese Transformation erfolgreich meistern. Deshalb empfehlen sie gerade mittelständischen Unternehmen einen kritischen Blick auf die eigene Positionierung in den sich neu entwickelnden Welten der digitalen Wertschöpfungsketten. Etablierte Unternehmen müssen sich darauf einstellen, dass zunehmend neue Akteure ohne automobile Vorgeschichte versuchen werden, Fuss in diesem Milliardenmarkt zu fassen. Auf ihrem Weg zum Dienstleistungsanbieter werden traditionelle Autohersteller öfter auf Unternehmen aus anderen Branchen treffen. Neben dem eher konkurrenzorientierten Ansatz erwarten die Experten deshalb zunehmend branchenübergreifende Kollaborationen, die veränderte Organisations- und Managementansätze benötigen. Die kommenden Jahre werden schwierig für die traditionellen Autohersteller werden; der Ausgang ist offen. Die Unternehmen in der Autobranche müssen verstärkt in ihre Wandlungskompetenz investieren, um die zunehmenden Einnahmen aus innovativen Dienstleistungsangeboten realisieren zu können. Das Beherrschen von neuen digitalen Technologien spielt zwar eine grosse und wichtige Rolle. Wie ein Experte jedoch im Interview hervorhob, müssen die traditionellen Autohersteller ausserdem rasch ihre Unternehmenskultur ändern, um sich zu einem Dienstleistungsunternehmen zu entwickeln. Je länger sie damit warten, desto grösser wird die Marktlücke für neue Spieler, die mit einer anderen Kultur das Spielfeld betreten und die Spielregeln neu definieren.

DIE AUTOREN

Dr. Michael von Kutzschenbach ist Dozent und Jia Zhong ist wissenschaftliche Assistentin im Kompetenzschwerpunkt Technology, Organization & People am Institut für Wirtschaftsinformatik der Fachhochschule Nordwestschweiz FHNW.

Nr. 11 2016 | UnternehmerZeitung

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GRÜNDER-RADAR

Der «Scewo» überwindet jede noch so steile Treppe mithilfe ausfahrbarer Raupen. Bilder: zVg

Stufe neun erreicht SCEWO Ein Rollstuhl, der Treppen steigt? Studenten der ETH Zürich haben genau dies realisiert. Doch der Rollstuhl von Scewo kann noch viel mehr. TEXT A N O U K A R B E N Z

E

in nervöser Finger – und der Traum war geplatzt. Zwei Jahre lang hat das Team der ETH Zürich an seinem elektrisch betriebenen Rollstuhl gearbeitet, hat Studium und Privatleben geopfert, um heute beim Cybathlon, dem Wettkampf für Parathleten mit robotischen Hilfsmitteln, dabei sein zu können. Die Idee für den Cybathlon stammt von Robert Riener, Professor für sensomotorische Systeme an der ETH Zürich. Das Ziel sei es, Technologieentwickler und Menschen mit Behinderungen zusammenzuführen und robotische Hilfsmittel einer breiten Öffentlichkeit zugänglich zu machen. Zudem soll durch den Cybathlon die Kommunikation zwischen den Hochschulen und der Industrie gefördert werden. 24

UnternehmerZeitung | Nr. 11 2016

Am 8. Oktober 2016 gab der Cybathlon in der Swiss Arena in Kloten sein Debüt. Rund 4600 Zuschauer fieberten vor Ort mit den 66 Teams aus aller Welt mit. Die Live-Übertragung im Schweizer Fernsehen ermöglichte es Interessierten, den Wettkampf auch zu Hause vor der Mattscheibe mitzuverfolgen. Beim Cybathlon steht die Alltagstauglichkeit – nicht die Leistungsfähigkeit – der technischen Hilfsmittel im Vordergrund. Es geht also nicht darum, möglichst originell zu sein und zu zeigen, was machbar ist, sondern darum, behinderten Menschen den Alltag zu erleichtern. So stellen die verschiedenen Hindernisse im Parcours typische Alltagssituationen eines Behinderten dar. Beim Parcours «Powered Wheelchair Race», bei dem sechs Hinder-

nisse überwunden werden mussten, waren auch zwei Schweizer Teams dabei: Das Team «HSR Enhanced» der Hochschule Rapperswil, das als Sieger aus diesem Wettkampf hervorging, und Scewo, das ETH-Team um Projekt-Initiator Bernhard Winter. GROSSE ERWARTUNGEN – GROSSES PECH Ein komplett neues Design mit neuer Hülle und Sitzaufhenkung, verstellbarer Armund Fusslehne, einer klappbaren Rückenlehne, stärkeren Motoren und einem tadellosen Handy-Rollstuhl-Interface: Das Team der ETH Zürich war gut gerüstet für den Cybathlon. Die anderen Teams waren beeindruckt vom fortgeschrittenen Design des Rollstuhls und auch Experten räumten Scewo grosse Chancen auf den Sieg ein.


Auch das Team selbst war überzeugt, den besten Rollstuhl zu haben. Doch bereits zehn Sekunden nach dem Startschuss war für das ETH-Team schon alles wieder vorbei. Was war passiert? Beim ersten Hindernis landete der nervöse, leicht zitternde Finger Josep Ballester aus Versehen auf dem Aussschalt-Befehl. Anstatt auf dem Smartphone den eigens für dieses Hindernis programmierten Befehl anzuwählen, drückte er den Aus-Knopf. Der Rollstuhl wurde augenblicklich heruntergefahren. Es hätte jedem passieren können. «Wir konnten den Rollstuhl dann nicht einfach wieder anstellen, weil wir fatalerweise keinen Anschalt-Knopf angebracht hatten», erklärt Miro Völlmy, der bei Scewo für das Fahrgestell und die Stützfunktion verantwortlich ist und seit der Geburtsstunde von Scewo am Projekt beteiligt ist. Ein bisschen darüber lachen kann er schon, doch die Enttäuschung ist gross: «Wir hatten so viel abgedeckt, haben uns so viele Gedanken gemacht und so viele Arbeitsstunden investiert. Jeder hätte es bemerken können, aber daran hat einfach niemand gedacht.» TREPPEN, SCHNEE UND BORDSTEINE SIND KEIN PROBLEM MEHR Die Zuschauer hätten sehen sollen, wie dynamisch Scewo unterwegs ist und wie gut dieser sich auch auf schwierigem Untergrund bewegt. Ein Balanciersystem sorgt dafür, dass sich der Rollstuhl jederzeit seinem Fahrer anpasst. Wie bei einem Segway kann sich der Rollstuhlfahrer also nach vorne lehnen – und Scewo bewegt sich mit ihm. Zusätzlich sorgt ein Joystick vorne an der Armlehne für eine präzise Steuerung und schnelle Richtungswechsel. Durch das Balanciersystem können Bordsteine mit genügend «Gas» ganz einfach passiert werden. Auch eine Vollbremse, die ein Rollstuhlfahrer beispielsweise auf der Strasse oder in einem Supermarkt häufig machen muss, ist ohne Probleme möglich. «Der Oberkörper wird nicht nach vorne oder bei starker Beschleunigung nach hinten katapultiert wie bei herkömmlichen elektrischen Rollstühlen, sondern man wird in den Sitz gedrückt und spürt praktisch nichts», erklärt Völlmy die Vorteile. Trumpfen kann Scewo auch mit seiner Raupentechnik, mit deren Hilfe der Rollstuhl jede noch so steile Treppe problemlos überwindet. Die Raupen sind auch nützlich bei Schnee und Eis und können ganz einfach per Knopfdruck ausgefahren werden. Trotz der verschiedenen Funktionen ist es dem ETH-Team gelungen, das Design kompakt zu halten. «Da liegt auch unser Fokus», so Völlmy. Mit im Team sind daher auch vier Studenten der Zürcher Hochschule der

Künste, die sich ausschliesslich mit dem Design des Rollstuhls befassen. Die Bedienbarkeit sei etwas, das noch verbessert werden müsse, erklärt Völlmy. «Der Benutzer sollte den Rollstuhl bereits beim ersten Mal problemlos bedienen können. Das funktioniert aber noch nicht so ganz. Daran müssen wir noch arbeiten.» Miro Völlmy und sein Team planen eine Testreihe mit zehn bis zwanzig Personen, denen sie den Rollstuhl für einen Tag ohne Einführung zur Verfügung stellen. Deren Feedback könnte äusserst aufschlussreich sein im Hinblick auf die Entwicklung eines marktfähigen Prototypen. EIN STEINIGER WEG Scewo startete 2014 als Fokusprojekt, als Lernpojekt für Studierende aus dem Bereich Maschinenbau und Elektrotechnik. Das Ziel war, einen Rollstuhl zu entwickeln, der mühelos Treppen steigen kann. Die zehn Studenten, von denen heute noch vier bei Scewo dabei sind, haben Ideen gesucht, Konzepte erarbeitet, im CAD-Programm 3D-Zeichnungen angefertigt, programmiert und designt. «Studium, Projekt, Freizeit und Familie unter einen Hut zu bringen, war nicht leicht», erinnert sich Miro Völlmy. Und leichter sei es nicht geworden – im Gegenteil: «Wir sind jetzt alle im Master, müssen viele Fächer besuchen und Arbeiten schreiben. Irgendetwas leidet immer unter der Zweifachbelastung.» Den meisten bleibt noch ein Jahr bis zum Master. Danach können sich Bernhard Winter, Miro Völlmy und Co. endlich zu hundert Prozent auf Scewo konzentrieren. Der Cybathlon und die Chance auf den Gewinn ist definitiv vorbei. Doch Scewo steht eine vielversprechende Zukunft bevor. Das sehen auch viele andere so: Insge-

samt 150000 Franken wurden während der gesamten Laufzeit des Projektes zusammengetragen. Unternehmen, die das Potential in Scewo erkannten, unterstützen das Projekt. «Das Projekt wäre nicht möglich gewesen, ohne unsere Sponsoren. Dafür sind wir sehr dankbar», betont Miro Völlmy. Konkrete Angebote aus der Industrie sind bereits eingegangen. DEN ETH-SCHUTZMANTEL ABLEGEN Wie geht es nun weiter? «Der nächste Schritt ist jetzt, möglichst schnell ein gutes Team aufzubauen, um den Rollstuhl zu entwickeln», nennt Miro Völlmy das kurzfristige Ziel. «Langfristig gesehen wird es darum gehen, einen marktfähigen Prototypen zu entwickeln.» Dazu müssen erst die Anforderungen der Benutzer genau erfasst werden. «Das ist schon die halbe Miete», meint Völlmy. Wie für viele seiner Vorgänger ist anzunehmen, dass es auch für Scewo ein grosser und schwieriger Schritt wird, sich von der ETH zu lösen. Eine weitere Herausforderung sind die Kosten. Bisher mussten sich die Studierenden darum keine Gedanken machen. Wollen sie jedoch einen bezahlbaren Rollstuhl auf den Markt bringen, müssen sie die Kosten noch einiges herunterschrauben. Miro Völlmy ist jedoch überzeugt, dass Potenzial nach unten vorhanden ist: «Der Preis wird sich auf 10 000 bis 30 000 Franken belaufen.» Auch über Vorschriften und Regulierungen mussten sie sich bislang keine Gedanken machen. In Zukunft wird die gesamte Entwicklung dokumentiert werden müssen. Etliche Zertifizierungen sind einzuholen, Vorschriften müssen beachtet werden. Miro Völlmy ist jedoch zuversichtlich, dass Scewo diese Hürde gut meistern wird: «Wir sind gut informiert und wissen, was zu tun ist.»

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Rote Linie ist überschritten KLIMAWANDEL Der September dieses Jahres verzeichnet einen neuen traurigen Rekord bei den CO2 -Werten. Eine Wende scheint angesichts der dauerhaft hohen Werte nicht möglich. Zumal sich auch andere Negativrekorde häufen. TEX T E L K E B U N G E

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ie Zeit drängt. Ende 2015 haben sich in Paris 195 Staaten auf einen neuen Klimavertrag geeinigt und damit zum ersten Mal die gesamte Weltgemeinschaft zum Handeln verpflichtet. Im November wird das Abkommen in Kraft treten, nachdem bereits mehr als 55 Staaten es ratifiziert haben, die

für mehr als 55 Prozent des CO2-Ausstosses verantwortlich sind. Zu diesen Staaten gehören auch die grössten Verursacher, die USA, China und auch die EU. Nun muss das Abkommen rasch umgesetzt werden. Denn der Mensch verursacht den Klimawandel, und sollten bis 2050 keine weitgreifenden Massnahmen zur Reduzierung von Kohlen-

Trump will Kohle fördern ERDGAS-FRACKING Die US-Kohlebranche leidet unter dem Fracking von Erdgas. Dies will Donald Trump bei einem Wahlsieg ändern. Er will auf Kohle und weiter auf Fracking setzen. Experten üben Kritik. TEXT J O H N D Y E R , B O S T O N

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ohle und Gas heizen den amerikanischen Präsidentschaftswahlkampf an. Denn der Republikaner Donald Trump verspricht, die Kohleförderung zu altem Glanz zu führen und trotzdem weiter auf das Fracking von Schieferöl und Gas zu setzen. Die Demokratin Hillary Clinton verkündet dagegen das Ende der Kohle-Ära. Und bei ihr soll auch das von Umweltschützern heftig kritisierte Fracking keine Chance mehr haben. KRIEG GEGEN BERGLEUTE BEENDEN «Hier in Virginia werden wir den Krieg gegen die Energie und unsere Bergleute beenden»,

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sagte Trump auf einer Wahlkundgebung in Roanoke in West Virginia am Samstag. Er werde die Vorschriften aufheben, die den Kohlenbergbau und das Fracking von Erdgas beschränken, versprach der republikanische Kandidat. Er sei ein Freund der Bergleute und ihrer Familien, ganz anders als seine Gegnerin Clinton und ihr Vizepräsidentschaftskandidat Tim Kaine. «Hillary Clinton sagt, sie wolle die Bergleute entlassen», rief Trump. «Clinton und Kaine wollen auch die Förderung von Schieferöl und von Erdgas beenden.» Sein Eintreten für die fossilen Energien hat Trump Bundesstaaten wie West Virginia erobern lassen, wo

dioxid- und Stickstoffemissionen weltweit durchgesetzt werden, ist das Klima auf diesem Planeten kaum noch zu retten. Aktuelle Negativrekordwerte alarmieren immer öfter. NEGATIVWERT IM SEPTEMBER ERREICHT Der September dieses Jahres setzt einen weiteren traurigen Rekord. In der Regel ver-

der Rückgang des Kohlenbergbaus die regionale Wirtschaft nach unten gezogen hat. Aber auch Wähler in Colorado, Ohio und Pennsylvania wandern ins Trump-Lager ab. Sie hoffen, er werde ihre Jobs in der Energiewirtschaft zurückbringen. Jüngste Umfragen von CNN/ORC zeigen, dass Trump den Vorsprung von Clinton in Colorado und Pennsylvania wettgemacht hat und beide praktisch gleichauf liegen. «Die Schiefer-Energie-Revolution wird gewaltigen Reichtum für Amerika bringen», sagte Trump vor Managern der Energieindustrie in Pittsburgh. Erneut versprach er auch hier: «Wir werden den Krieg gegen die Kohle und gegen die Bergleute beenden.» Er sicherte zu, dass er die von Präsident Barack Obama verfügten Beschränkungen für Kohle und Gas aufheben werde. MAN KANN NICHT BEIDES HABEN Clinton hat dagegen klargemacht, dass sie die Kohleindustrie noch weiter reduzieren will. «Wir werden eine Menge Kohlebergleute und Kohlefirmen aus dem Geschäft nehmen», sagte sie schon im März in Ohio. In


Bild: Depositphotos, rclassenlayouts

Kohlendioxidmolekülen zu allen anderen Molekülen in der Atmosphäre an. Damit hat die Treibhausgaskonzentration zum ersten Mal seit Beginn der Messungen selbst am Jahresminimum diesen Grenzwert überstiegen. Wir leben damit unwiderruflich in einer Welt mit deutlich erhöhten CO2-Werten.

zeichnen die Messwerte im Herbst seit jeher einen Tiefstwert an gemessenem Kohlendioxid. Die Vegetationsperiode des Frühjahrs und Sommers führt zu einer grösseren Sauerstoffproduktion und reduziert damit den CO2-Anteil. 2016 jedoch lag der Wert weltweit über 400 ppm (parts per million). Die Messeinheit ppm gibt das Verhältnis von

VIELE TRAURIGE REKORDE IN KÜRZESTER ZEIT Zum ersten Mal seit Beginn der Klimaaufzeichnungen hatten im März 2015 die globalen CO2-Werte den Wert von 400 ppm überschritten. Die Messungen stammen von der Wetter- und Ozeanographiebehörde der Vereinigten Staaten, der National Oceanic and Atmospheric Administration (NOAA). Nachdem nun auch in der «Niedrigperiode» des Septembers Werte um 400 ppm gemessen wurden, gehen die Forscher davon aus, dass in absehbarer Zukunft dieser Wert nicht mehr unterschritten wird. Die Menschheit muss sich daran gewöhnen, endgültig in einer Welt mit höheren CO2-Werten als jemals zuvor zu leben. Das Jahr 2016 hat schon von Beginn an Negativrekorde in puncto Klima gesetzt: Das Frühjahr war das wärmste der Geschichte, Extremwetter häuften sich und jeder einzelne Monat in diesem Jahr ist der wärmste seit Beginn der Wetteraufzeichnungen. Mitte September erreichte das arktische Meereis zudem die zweitgeringste Ausdehnung, die je gemessen wurde.

WENDE SCHEINT AUSGESCHLOSSEN Messungen des Mauna Loa Observatoriums und des Global Greenhouse Gas Reference Networks bestätigten, dass das CO2-Niveau 2016 dauerhaft über dem Schwellenwert von 400 ppm lag. Klimaforscher bezeichneten diese Zahl bisher als symbolische rote Linie – die somit überschritten wurde. Das Observatorium von Mauna Loa auf Hawaii gibt den momentanen CO2-Wert mit 400.91 ppm an. Vor einem Jahr lag er noch bei 397.31 ppm, vor zehn Jahren bei 378.61 ppm. «In mancher Hinsicht ist 400 ppm nur eine Zahl, ein weiterer Meilenstein, den wir in einer Rate passieren, die zurzeit bei 2 ppm pro Jahr liegt», kommentiert NASA-Klimaforscher David Crisp. «Aber sie macht noch einmal klar, wie sehr wir die Atmosphäre durch Verbrennung fossiler Brennstoff, Flächennutzung und andere Aktivitäten verändert haben.» Die Folgen dieser erhöhten Treibhausgaswerte zeigen sich längst: So führt das immer wärmer werdende Mittelmeer in Mitteleuropa zu heftigeren Starkregen und mehr Hoch wasser. Im Pazifik nehmen Super-Taifune zu und die Sommer werden heisser – Dürregebiete weiten sich aus. Sollte es nicht gelingen, die Werte der Emissionen deutlich zu senken, so ist das Klima für den Menschen nicht mehr zu retten, warnt die internationale anerkannte Organisation 350.org.

einer Debatte mit ihrem innerparteilichen Herausforderer Bernie Sanders sagte sie, sie wolle Vorschriften erlassen, um die Förderung mittels Fracking weiter zu erschweren. Clinton will ein Bundesprogramm mit einem Volumen von 30 Milliarden Dollar auflegen lassen, mit dem Arbeitnehmer entschädigt und umgeschult werden sollen, die

durch ihre Politik den Job verlieren. Tatsächlich hat der Rückgang im Fracking-Bereich seine Ursachen weniger in den Regulierungen durch Washington als vielmehr im Preiskrieg Saudi-Arabiens gegen die US-Ölfirmen. Und er ist durch die erweiterte Nutzung von Erdgas – auch von durch Fracking gewonnenes Schiefergas – bewirkt

worden. Gas ist preiswerter als Kohle und hat sie verdrängt. Trumps Vorstellung, beide Energien gleichermassen zu fördern, ruft bei Experten Kopfschütteln hervor. HarvardProfessor Robert Stavins sagt dazu: «Wenn eine Regierung Trump der Kohle helfen will, dann kann sie das Fracking verbieten. Aber er kann nicht beides haben.»

Es dampft und raucht im Kohlekraftwerk Neurath. Mit einem CO2-Ausstoss von 32 Millionen Tonnen verursachte das Kraftwerk im Jahr 2015 die zweithöchsten Treibhausgasemissionen aller europäischen Kraftwerke.

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Der Dollar stützt DOLLAR ALS ANKER Während der Euro weiterhin Schlagzeilen liefert, spricht kaum mehr jemand von der US-Währung. Dabei ist der Dollar für die helvetische Wirtschaft weit wichtiger. Und er ist seit Monaten ungewöhnlich stabil. TEXT F R E D Y G I L G E N

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eit heilt alle Wunden. Sogar jene des Währungsschocks vom 15. Januar 2015, als die Schweizerische Nationalbank völlig unerwartet die Euro-Untergrenze von 1.20 Franken aufgehoben hatte und damit die (Export-) Wirtschaft in arge Bedrängnis brachte. Gut 22 Monate später hat sich gezeigt, dass die Schweizer Wirtschaft den massiven Währungsschock weit besser verdaut hat, als viele Schwarzmaler befürchtet hatten. Nach Ansicht der Konjunkturforschungsstelle der ETH (KOF) befindet sich unser Land wieder im Aufwärtstrend. Die Wirtschaft wachse sogar wieder deutlich stärker als erwartet. IRRELEVANTER EURO Weit nüchterner hatte die Schweizer Aktienbörse auf den überraschenden Währungseingriff der Nationalbank vor fast zwei Jahren reagiert. Nach einem kurzen Schreckenstaucher war der Kursschaden innert zweier Monate bereits wieder wettgemacht. Die Börsianer hatten nachgerechnet und dann kühl geurteilt: «Der Euro ist für uns praktisch irrelevant.» In der Tat: Was für die Börse währungsmässig zumindest kurzfristig wirklich zählt, ist der Dollar, die weltweit nach wie vor mit Abstand wichtigste Währung. Und der Greenback entwickelt sich in den letzten Monaten ungewöhnlich stabil. Im Schatten der Eurokrise hat sich der Dollar gegenüber den meisten anderen Währungen und speziell auch gegenüber dem Schweizer Franken stabilisiert oder sogar merklich gefestigt. Seit dem Sommer vor zwei Jahren, als er zeitweise deutlich unter 80 Rappen gefallen war, beträgt der Kursgewinn rund ein Viertel. Dabei waren sich die Währungsexperten Mitte 2014 praktisch einig, einen muskelgestählten Dollar werde es in nächster Zukunft kaum mehr geben. «Zu massiv sind die Defizite von Staatshaushalt und Leistungsbilanz der USA», erklärten die Währungsgurus damals fast unisono. Auch sie haben sich ganz offensichtlich getäuscht. DOLLARKURS UND SMI IM GLEICHSCHRITT Der leichte Anstieg des Dollarkurses freut neben der Exportwirtschaft insbesondere

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auch die helvetischen Börsianer. Denn sie wissen: Stabilisiert sich der Wechselkurs der amerikanischen Währung oder steigt sie sogar, klettern nämlich früher oder später auch die Schweizer Aktienindizes. Im Verlauf der letzten drei Jahre hat sich dieser Zusammenhang ein weiteres Mal bestätigt. Und das geradezu verblüffend präzis. So hat der wichtigste Schweizer Börsenindex, der SMI, innert drei Jahre 2.5 Prozent zugelegt, der Greenback 4.5 Prozent. Weitgehend parallel verliefen die Kursentwicklungen ebenfalls während der letzten zwölf Monate. Und seit dem leichten Schwächeanfall des Dollars im Frühjahr, kommt auch die helvetische Aktienbörse nicht mehr so recht vom Fleck. DOLLARLASTIGKEIT Die Dollarlastigkeit der Schweizer Börse ist nicht eine bloss zufällige statistische Übereinstimmung, wie schon mehrfach in wissenschaftlichen Untersuchungen und in Bankstudien nachgewiesen wurde. Sie lässt sich auch mit harten Fakten nachweisen. Die Entwicklung des SMI wird bekanntlich massgeblich durch die Veränderung der Aktienkurse der höchstkapitalisierten Gesellschaften unseres Landes bestimmt – also von Nestlé, Novartis, Roche, UBS und ABB. Allein diese gewichtigsten fünf dominieren den SMI zu fast 70 Prozent. Und bei allen diesen Unternehmen sind die Erträge stark von der Entwicklung des Dollarkurses abhängig. Nach Berechnungen von Christian Gattiker, Chefstratege und Leiter Research der Bank Julius Bär, macht der Dollaranteil bei Unternehmen aus dem Swiss Market Index (SMI) im Durchschnitt fast ein Drittel aus. Bei den höchstkapitalisierten sind es sogar über 50 Prozent. In Europa werden dagegen nur rund ein Viertel der Umsätze erwirtschaftet, in den einheimischen Gefilden bloss 8 Prozent. Bei Nestlé sind es in der Schweiz sogar nur 2 Prozent. Für die SMI-Firmen sind Euro-Sorgen also tatsächlich nur von geringer Bedeutung. Der Dollar ist zudem noch immer die mit Abstand wichtigste Handelswährung der Welt, was

bedeutet, dass sich die Schweizer Industrie auch auf dem deutschen und europäischen Absatzmarkt gegen eine vorwiegend in Dollar rechnende Konkurrenz durchzusetzen hat. Ein fallender Dollar hat deshalb für Schweizer Firmen nicht nur in den USA, sondern ganz generell einen Wettbewerbsnachteil zur Folge. Umso mehr als die grossen Schweizer Unternehmen nach Untersuchungen des Brokerhaus Kepler Chevreux einen vergleichsweise deutlich grösseren Anteil an Dollar-Geschäften aufweisen, als die europäische Konkurrenz. Kepler schätzt, dass sich der operative Gewinn der helvetischen Grossunternehmen bei einem Dollaranstieg um 10 Rappen im Durchschnitt etwa um 3.5 Prozent verbessert. Gewiss, die helvetischen Multis sind in den letzten Jahren verstärkt dazu übergegangen, sich gegen solche Währungsschwankungen abzusichern. Kurzfristig durch derivative Kursabsicherungsinstrumente wie Devisenterminkontrakte oder Währungsoptionen, langfristig durch Auslagerung der Produktion in den Dollarraum oder die parallele Verschuldung in Dollar. Und über lange Frist zeigen sich in der Tat auch grafisch völlig unterschiedliche Kurvenverläufe von Dollar und Schweizer Aktienindizes. Langfristig sind die Aktienindizes kräftig gestiegen, währen der Dollar gegenüber dem Franken laufend an Terrain eingebüsst hat. BANKEN SIND BESONDERS DOLLARLASTIG Doch es bleibt ein Fakt: Kurz- und mittelfristig wird der Einfluss der US-Währung auf die schweizerischen Kursmessziffern Bestand haben. Auch neue Bankstudien zeigen bei zahlreichen Branchen und Firmen eine statistisch gut nachweisbare Dollarlastigkeit. Deutlich messbar ist er nach einer Untersuchung des Brokerhauses Kepler Chevreux beispielsweise bei den Banken-Blue-Chips Julius Bär, UBS und Credit Suisse sowie bei Actelion, Swatch und Lonza. Wegen des Basiseffekts winken den dollarlastigen Unternehmen im zweiten Halbjahr weitere schöne Währungsgewinne. Nach Einschätzung von


TRANSAKTIONS- UND TRANSLATIONSEFFEKT Transaktionseffekt Wenn Umsatz und Kosten nicht oder nicht im gleichen Ausmass im selben Währungsraum anfallen, kommt der Transaktionseffekt zum Tragen. Ein Unternehmen profitiert, wenn die Währung, in der die Einnahmen erzielt werden, steigt, während die Währung, in der die Kosten anfallen, fällt und umgekehrt. Bei einem steigenden Dollarkurs ist es für Schweizer Unternehmen günstig, wenn sie im Dollarraum

hohe Einnahmen, aber kaum Kosten haben. Marge und Gewinn erhöhen sich. Translationseffekt Hier geht es um die Umrechnung von lokalen Ergebnisbeiträgen in die Bilanzwährung. Steigt der Wert der lokalen Währung zur Bilanzwährung, nehmen diese Beiträge zu. Bei einem höheren Dollar steigt also der Gewinn in der Bilanz in Franken gerechnet und umgekehrt.

Der Euro ist für die Schweizer Börse praktisch irrelevant: Im Schatten der Eurokrise hat sich der Dollar gegenüber den meisten Währungen stabilisiert. Bildquelle: Depositphotos, valphoto, Efetova

Kepler liegt in dieser Periode ein zusätzlicher Gewinn von fast 10 Prozent drin. Als grösste potenzielle Gewinner hat das Brokerhaus neben den oben erwähnten Werten auch OC Oerlikon, AMS, Belimo, Sonova und Strauman eruiert, weil diese Unternehmen relativ viel Dollars einnehmen, aber vergleichsweise niedrige Kosten in Dollar aufweisen (siehe

Box). Umgekehrt werden die in Dollar rapportierenden Unternehmen wie Novartis, ABB, Syngenta und Logitech sowie LafargeHolcim nicht von einem stärkeren Dollar profitieren können. Voraussetzung für den weiteren Erfolg der Dollar-Strategie ist allerdings, dass sich der Greenback zumindest auf dem aktuellen Niveau halten kann: Weil die

US-Wirtschaft konjunkturell bereits deutlich weiter vorangekommen ist als die europäische und japanische Wirtschaft, ist dies durchaus realistisch. Und so lange die Sorgen um die Weiterexistenz der europäischen Währung nicht verschwinden, so lange wird der Dollar auch von Fluchtbewegungen aus dem Euro profitieren. Anzeige

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Berkshire Hathaway ‹A› Annualisierte Rendite 15.78% Relative Underperformance (8.6.1998 – 14.2.2000) – 72.12% Relative Underperformance (20.10.2008 – 03.10.2016) – 86.26%

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Bildquelle: Depositphotos.com, ablokhin/Grafikquelle: zVg, ENISO Partners AG,

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s gibt zahlreiche Untersuchungen, welche belegen, dass 90 Prozent des Anlageerfolges durch die Asset Allocation erzielt wird – also durch Aufteilung der Vermögenswerte in Aktien, Obligationen, durch Liquidität und Immobilien. Maximal 10 Prozent des Erfolges bleiben für die aktive Aktienselektion übrig. Diese können für einen Anleger aber sehr lukrativ sein. Wie auch sonst in der Wirtschaft schaffen es nur die wenigsten Vermögensverwalter, sich an der Spitze zu halten. Die Branchenbesten erzielen für ihre Kunden einen wirklichen Mehrwert und differenzieren sich von der breiten Masse. In der jüngsten Vergangenheit hat sich aktives Management wieder vermehrt bezahlt gemacht. AKTIVES ANLEGEN LANGFRISTIG ÜBERLEGEN Wir können uns noch alle an die Finanzkrise 2008 erinnern. Wenige Monate vor Ausbruch der Krise notierte die Credit-Suisse-Aktie bei über 90 Schweizer Franken. Heute ist sie gerade noch 13 Franken wert. Ein passiver Index-Anleger kauft somit auch Aktien, welche über die Jahre hinweg an Wert verlieren können. Die Politik der Notenbanken mit Negativ- und Nullzinsen sowie manipulativen Wertpapierkäufen führt zu einer zunehmenden Korrelation zwischen den verschiedenen Anlageklassen. Investoren, die ihren Mehrwert einzig in einer aktiven Steuerung passiver Anlageklassen suchen, bekunden dadurch zunehmend Mühe. Die richtige Auswahl von einzelnen Anlagen gewinnt daher wieder an Bedeutung. Wir haben überprüft, wie sich einer der bekanntesten und erfolg30

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reichsten aktiven Manager, Warren Buffett, geschlagen hat. Wer seit 1988 in Warren Buffetts Beteiligungsgesellschaft Berkshire Hathaway investiert hat, hat eine jährliche Rendite von 15.8 Prozent erzielt. Ein passiver Investor, welcher sich für den Index S&P 500 entschied, erreichte 10.1 Prozent. Das sind knapp 6 Prozent weniger. Kumulativ ist die Differenz über diese Zeitspanne dank des Zins- und Zinseszinseffekts mit einer über viermal höheren Performance massiv. Trotz des eindrücklichen Mehrwerts in der langen Frist fällt auf, dass es auch bei Warren Buffet Phasen gab, wo der aktive Ansatz den passiven Markt nicht übertreffen konnte. Insbesondere seit Oktober 2008, als die Finanzkrise ihren Höhepunkt erreichte, bekundet er Mühe und hinkt dem US-Leitindex S&P 500 auf relativer Basis um mehr als 86 Prozent nach. In den Jahren 1998 bis 2000 präsentierte sich ein ähnliches Bild (siehe Grafik). MIT DISZIPLIN DER ANLEGERFALLE ENTGEHEN Aktives Management ist ein hartes Stück Arbeit und braucht viel Geduld und Disziplin. Vermögensverwaltern bereiten ihre Gefühlslagen zusätzliche Schwierigkeiten. Trotz klarer Regeln und einem durchdachten Entscheidungsprozess tappen viele Portfoliomanager immer wieder in die Falle von Gier und Panik und lassen sich von kurzfristigen Emotionen leiten. Da auch der beste aktive Ansatz keine Einbahnstrasse ist und einem passiven nur in der längeren Frist überlegen ist, kann einzig die disziplinierte und emotionslose Strategie zum Erfolg führen. Wir von ENISO Partners haben uns

genau dies auf die Fahne geschrieben. Das systematische Vorgehen bewahrt uns davor, in allzu menschliche Anlegerfallen zu tappen. Nur so kann man langfristig einen Mehrwert erzielen. Wichtig ist zudem, sich die Grenzen des aktiven Managements vor Augen zu führen. Je umkämpfter ein Markt ist, umso schwieriger ist es, Ineffizienzen gewinnbringend zu nutzen. Je nach Umfeld und Horizont des Anlegers haben sowohl aktive wie auch passive Ansätze ihre Berechtigung. Aus Diversifikationsgründen tut ein Anleger gut daran, nicht nur auf ein Pferd zu setzen. ENISO Partners konnte den Swiss Performance Index vom Dezember 2008 bis Oktober 2016 bei Schweizer Aktien durch eine reine Aktienselektion um kumulativ 35 Prozent übertreffen. Aktives Investieren kann sich somit durchaus lohnen.

DER AUTOR Daniel Gschwend ist Head Institutional & Private Clients bei ENISO Partners AG in Zürich und betreut Privatkunden- und institutionelle Kunden wie Banken, Pensionskassen und Firmen. Er schreibt regelmässig Kolumnen in verschiedenen Finanzpublikationen. ENISO Partners AG, Claridenstrasse 34, 8002 Zürich, Tel.: 044 286 17 05, daniel.gschwend@eniso-partners.com, www.eniso-partners.com


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talbezug oder einen Teilkapitalbezug ins Auge fassen, dann gilt es zusätzlich die Sperrfrist von drei Jahren nach dem freiwilligen Einkauf zu beachten. Das Bundesgericht hat vor einigen Jahren entschieden, dass Einkäufe in die Pensionskasse nur dann abzugsfähig sind, wenn das Guthaben aus der Pensionskasse vollumfänglich als Rente bezogen wird. Wenn Sie also das ganze oder einen Teil Ihres Pensionskassenvermögens in Kapitalform beziehen wollen, dürfen Sie in der dreijährigen Sperrfrist vor der Pensionierung keine freiwilligen Einzahlungen mehr in die Pensionskasse tätigen. Haben Sie einen Einkauf getätigt und wünschen Ihre Altersleistungen nun doch innerhalb der dreijährigen Sperrfrist in Kapitalform oder als Teilkapital-

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bezug müssen Sie die zuvor gesparten Steuern wieder zurückerstatten. De facto machen Sie somit Ihren letzten Einkauf wieder rückgängig. Auf jeden Fall empfiehlt es sich, sich vor dem Einkauf mit der zuständigen Steuerbehörde in Verbindung zu setzen, um bei der Pensionierung Überraschungen zu vermeiden.

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UNTERNEHMERIN DES MONATS

TV-Pionierin mit Weitblick BEA KNECHT Die Gründerin und Verwaltungsrätin von Zattoo hat Fernsehen am Computer möglich gemacht. Über den grössten Internet-TV-Anbieter Europas lassen sich bis zu 200 Kanäle empfangen. Die Unternehmerin ist nicht nur von den digitalen Möglichkeiten fasziniert, sondern vom Fernsehen ganz allgemein. TEXT R O M A N B R A U C H L I

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ch wünsche mir manchmal, gewisse Teile des Gehirns auslagern zu können», sagt Bea Knecht. «Zum Beispiel mein Namensgedächtnis.» So geht es wohl vielen, die – belastet durch Arbeit, Familie und Freizeitstress – Routinearbeiten gerne an Computer oder Roboter delegieren würden. Vielleicht lassen sich solche Wünsche schon bald in die Realität umsetzen. Denn es ist schon erstaunlich, was ein Smartphone inzwischen alles kann. Bea Knecht gerät ins Schwärmen, wenn sie sich die technischen Möglichkeiten der Zukunft ausmalt. Sensoren, in intelligenten Uhren verpackt, können Bewegungsdaten aufzeichnen, die in der Cloud mit den Daten ähnlicher Nutzerprofile verglichen werden. Hilfreich ist das beispielsweise, um Bewegungsabläufe beim Sport zu verbessern. Tennis-Anfänger könnten ihre Bewegungsprofile vergleichen. Sehr rasch würde man erkennen, wo der Fehler bei der Rückhand liegt. Vom neuen iPhone ist Knecht begeistert. 50 Sensoren wurden darin verbaut. Mechanische Bildstabilisatoren, grosse Kameragestelle, die die Kamera stabilisierten und verhinderten, dass das Bild verwackelt, sind durch die digitalen Sensoren im iPhone ersetzt worden. Dabei sei es ein riesiger Aufwand, technologische Innovationen auf den Markt zu bringen. Knecht weiss, wovon sie spricht. Mit Zattoo hat sie einen Dienst lanciert, der immer wieder neue Massstäbe im Bereich Internet-TV setzt. Zattoo ist mit rund 17 Millionen Nutzern der grösste Internet-TV-Anbieter Europas.

der 1990er-Jahre Informatik studiert, hat sich mit Chipdesign, Betriebssystemen und Datenbanken beschäftigt und stiess auf ihr Lebensthema: TV. Erst im Nachhinein lassen sich die Ereignisse rekonstruieren, die dazu führten, dass Knecht mit einer Idee infiziert wurde: Fernsehen am Laptop. 1986, unter Reagan, wollte die US-Bundebehörde für Kommunikation (FCC) die Sendefrequenzen neu verteilen, erzählt Knecht. Der nationale Verband der Radio- und Fernsehstationen (NAB) bekam Angst, da er um den Verlust von Sendekapazität fürchtete. Man musste etwas unternehmen und dem FCC klar machen, dass die lokalen Fernsehsender die zusätzlichen, bisher ungenutzten Frequenzen benötigten. In einer Ausschreibung sammelte die NAB Vorschläge, die aufzeigen sollten, wie die zusätzliche Sendekapazität genutzt werden könnte. Darunter befand sich auch eine Idee, die die Zukunft des Fernsehens vorwegnahm: HD-TV. Hochauflösendes Fernsehen hätte mehr Daten produziert und entsprechend wären grössere Sendekapazitäten nötig gewesen. Damals war das noch Zukunftsmusik. Doch Bea Knecht erkannte: In 15 Jahren, ungefähr 2005, wird HD-TV möglich sein. Das ergab sich aus dem «Moore’s Law», das besagt, dass sich die Geschwindigkeit der Computerchips alle 18 Monate verdoppelt. Bea Knecht war auch schlau genug, den Umkehrschluss zu ziehen: Wenn der Fernseher zum Computer wird, dann wird der Computer auch zum Fernseher. 2005 war es dann so weit und Knecht gründete Zattoo.

KNECHTS MASTERPLAN UND DIE US-POLITIK Die Technikaffinität ist bei Knecht naheliegend. In Berkeley, Kalifornien, hat sie Anfang

STRATEGIE UND IMPROVISATION Das klingt nach einem Masterplan. Das Strategische ist aber nur die eine Seite. «Unterneh-

mer müssen auch unter Druck improvisieren können», analysiert Knecht. «Unternehmertum ist etwas vom Kreativsten, was es gibt. Es ist ungemein reichhaltig. Es fordert alle Sinne.» Früh hat Knecht realisiert, dass sie nicht alles selber machen kann. Bereits 2009 überblickte sie nicht mehr alle Zusammenhänge des Systems von Zattoo. Akzeptieren, dass man nicht alles begreifen könne, sei für den Erfolg ebenso entscheidend wie eine gute Strategie und geschickte Taktik. «Unternehmer sind fähig, Supergebilde zu kreieren, die grösser als sie selber sind.» Darum kommt es auch auf die Talente in der Firma an. Konsequent hat Knecht ihre Mitarbeitenden gefördert. 2012 übergab sie die Geschäftsleitung an Nick Brambring, der seit 2007 bei Zattoo ist, und übernahm das Präsidium des Verwaltungsrats. «Ein Manager sollte wissen, wo seine Cholesterin-Werte liegen, sonst hat er irgendwann einen Herzinfarkt», umschreibt Knecht die Beweggründe für den Wechsel. Nun möchte sie sich wieder vermehrt mit strategischen Fragen auseinandersetzen. FERNSEHEN ALS ZIVILISATIONSBEITRAG Bea Knecht hat TV nicht neu erfunden, aber sie hat TV in die digitale Welt geholt. In der Schweiz lassen sich über Zattoo auf dem Computer oder Smartphone über 180 Sender empfangen. Recall-Funktion und Video-On-Demand-Angebote erlauben einen zeitunabhängigen Abruf von Sendungen. Doch braucht es das Fernsehen im Internetzeitalter überhaupt noch? «TV ist ein Gefäss der lokalen Populärkultur», erklärt Knecht. Darum werde Fernsehen auch nicht verschwinden. Nachrichtensendungen und Sportevents gibt es nicht auf Netflix. Das sind

«UNTERNEHMERTUM IST ETWAS VOM KREATIVSTEN, WAS ES GIBT. ES IST UNGEMEIN REICHHALTIG. ES FORDERT ALLE SINNE.» 32

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auf Zattoo auch die meistgesehenen Sendungen. Natürlich können gewisse Dinge verbessert werden: Zattoo möchte zum Beispiel die Restart-Funktion für alle Sender einführen. Dadurch können laufende Sendungen nochmals auf den Anfang zurückgestellt werden. Doch gerade in der aufbereiteten Form der Inhalte besteht ein gewisser Reiz. In Sendeformaten wie «Rundschau», «Arena» oder «Club» wird in knapper Form das Wichtigste zusammengefasst. Das ist eine Dienstleistung, die viele Zuschauer schätzen und die auch nicht durch alternative Anbieter wie Netflix ersetzt werden kann. Auch den Sport bedient kein anderes Informationsmedium so attraktiv. Knecht ist TV-begeistert – in jeder Hinsicht. Die Kulturkritik am Medium Fernsehen lässt sie nicht gelten. «TV-Shows behandeln Themen wie die Ilias oder die Odyssee, die ewig sind. Themen wie Freundschaft, Strebsamkeit, Übermut, Krieg, Tod und Geburt.» Diese Themen müssten verarbeitet und in Geschichten nacherzählt werden. Das diene nicht bloss der Unterhaltung, sondern habe sogar eine sozialintegrative Funktion. «Die Menschheit durchziehen tiefe Furchen – Soziopathie, Psychopathie, Narzissmus. In den Shows wird nicht nur gefeiert, es wird auch geweint und geschockt. In der Ilias waren es Kapitel, heute sind es 45-minütige Episoden.» Fernsehen als Bildung, als Beitrag zur Zivilisation, als Kanal existenzieller Sorgen und Ängste – die Themen, die uns beschäftigen, fesseln uns an den Bildschirm. RADIKALER ROLLENTAUSCH Knecht treiben existenzielle Fragen voran. Erstaunt das bei einer Frau, die ihr Leben als Mann, als Beat Knecht begann? Tauchen da nicht zwangsläufig grundsätzliche Fragen, Fragen nach der eigenen Identität, nach dem Lebenssinn auf? Ihr Coming-out 2012 wurde zwar von fast allen Seiten positiv aufgenommen, doch überrascht sind manche schon, eine Frau an der Spitze eines Informatik-Unternehmens anzutreffen. Das sei natürlich zu bedauern, doch der Geschlechterunterschied könne nicht wegdiskutiert werden. «Frauen sind vernünftiger als Männer, aber auch weniger wagemutig. Entscheidungsprozesse würden besser funktionieren, wenn sowohl Frauen als auch Männer daran beteiligt wären. Männer vertiefen sich oft mit einer wahnwitzigen Fokussierung auf ihre Karriere», sagt eine Frau, die schon einiges geleistet hat. Doch es geht nicht darum, die Geschlechterrollen gegeneinander auszuspielen. Sich mit den Rollenbildern aber auseinanderzusetzen, daran kommt niemand vorbei. Natürlich ist auch dieses Thema von den TV-Shows schon lange aufgegriffen und verarbeitet worden.

Bea Knecht: «Unternehmer sind fähig, Supergebilde zu kreieren, die grösser als sie selber sind.»

Bild: Doris Fanconi

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INNOVATION

Der Patient im Mittelpunkt PHARMAINDUSTRIE Julie Puype, General Manager der Takeda Pharma AG in der Schweiz, zur Umwandlung von der Grundversorgerin zum «Specialty Care»-Anbieter. INTERVIEW T H E O C O N S T A N D A

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uf dem Weg zu einem globalen pharmazeutischen Player setzt Takeda Pharma den Fokus auf den Bereich Spezialversorgung. Julie Puype, Geschäftsführerin der Schweizer Niederlassung des japanischen Konzerns, gibt Auskunft über die Auswirkungen des strategischen Wechsels und erklärt, wie dieses Vorhaben in der Schweiz umgesetzt werden soll. Sie sind seit letztem Jahr die neue Generaldirektorin der Takeda Pharma AG Schweiz. Wieso haben Sie sich für dieses Unternehmen entschieden? JULIE PUYPE Ich habe die Führung der Takeda Pharma AG im September 2015 aus verschiedenen Gründen übernommen. Als diplomierte Pharmazeutin fühle ich mich der Wissenschaft eng verbunden und sehe den Mehrwert, den man den Patienten und Ärzten bieten kann. Die Produktpalette von Takeda war ein ausschlaggebender Faktor für meine Entscheidung. Der zweite Grund war das Timing: Takeda steckt in einer umfassenden Veränderung und entwickelt sich hin zu einem Specialty Care-Anbieter. Das war für mich die Chance, eine solche Weiterentwicklung in der Schweiz zu begleiten. Und last but not least geht es mir darum, einem Pharmaunternehmen, das im Wandel steckt, meinen Stempel aufzudrücken. Wie wird dieser strategische Wandel bei Takeda vorangetrieben? Für die Weiterentwicklung hin zu einem Agile Specialty Care Provider ist die Produkte-Pipeline von vorrangiger Bedeutung. Die Produkte der Zukunft müssen innovativ sein und die realen Erwartungen und spezifischen Bedürfnisse der Patienten, die vielleicht gar keine anderen Therapieoptionen haben, erfüllen. Eine hervorragende Marktkenntnis und das aufmerksame Zuhören sind unabdingbar, wenn man ein neues Produkt auf den Markt bringen will. Damit dies gelingt, brauchen wir gute Mitarbeitende. Kann man Primary-Care und Specialty-Care gleichzeitig vorantreiben? Diese beiden Segmente schliessen sich 34

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ZUR PERSON Julie Hélène Dehaene-Puype ist Geschäftsführerin des Schweizer Tochterunternehmens von Takeda Pharmaceutical. Sie hat in Lille an der Pharmazeutischen Fakultät studiert und anschliessend u. a. beim US-amerikanischen Pharmaunternehmen Merck & Co. gearbeitet.

nicht gegenseitig aus. Die Primary Care-Produkte sind unser europäisches Vermächtnis und eine Wertanlage, die wir erhalten und schützen wollen. Es liegt auf der Hand, dass wir uns nicht von unseren Protonenpumpenhebern oder Blutdrucksenkern trennen werden – um nur diese beiden Kategorien zu nennen. Aber für eine nachhaltige Entwicklung und ein langfristiges Wachstum mussten wir uns ganz klar am Ziel orientieren, ein Schlüsselspieler im Bereich der Spezialitäten zu werden. Wie geht dieser Wandel in der Schweiz vonstatten und was bedeutet er für ihre lokale Geschäftstätigkeit? Die Umsetzung einer solchen Veränderung auf dem Schweizer Markt erfolgt über einen spezifischen Fahrplan für unser Land. Am wichtigsten ist, dass man sich das entsprechende Knowhow verschafft, damit man versteht, in welchem veränderten Umfeld man sich weiterentwickeln wird – sei dies in

Bezug auf die Erwartungen der Patienten und Ärzte oder auch hinsichtlich des weltweiten Wirtschaftsklimas. Aufgrund der Rückmeldungen, die wir erhalten, versuchen wir zu verstehen, welche besonderen Bedürfnisse bestehen und wie wir diese mit unserer Produktpalette abdecken können. Ein Beispiel: Entyvio ist ein innovativer Wirkstoff für entzündliche Darmerkrankungen. Er wirkt lokal selektiv auf die Darmschleimhaut und ist seit März 2015 auf dem Schweizer Markt erhältlich. Die Markteinführung eines Arzneimittels mit dieser Indikation ist eine Sache, das Verständnis der Auswirkungen der entzündlichen Erkrankung auf die Patienten und ihre Angehörigen eine ganz andere. Das ist auch der Grund, weshalb wir neben dem Produktangebot darüber nachdenken, wie man die Patienten und ihre Angehörigen begleiten soll und wie man Ärzte und Pflegepersonal unterstützen kann, damit sie sich möglichst gut um die Patienten kümmern können. Eine mögliche Lösung ist ein Begleitprogramm für Patienten, mit dem sie unter anderem die Möglichkeit erhalten, sich an eine Fachperson zu wenden, der ihnen zum Beispiel Auskunft über die Einnahme des Mittels oder Ernährungsfragen geben kann. Worauf legen Sie als Spezialistin für zulassungsrechtliche Angelegenheiten in der Debatte über Arzneimittelpreise und Gesundheitskosten das Augenmerk? Die Entwicklung eines neuen Medikaments für eine wirksame lebensverlängernde oder die Lebensqualität verbessernde Behandlung ist äusserst langwierig und kostspielig. Man darf dabei nicht vergessen, die gesellschaftlichen Auswirkungen eines Arzneimittels zu prüfen, damit man den Preis festlegen und mit seinen Vorteilen für die Gesellschaft in Übereinstimmung bringen kann. Die Pharmaindustrie spielt eine Schlüsselrolle bei der Festlegung des Medikamentenpreises – dieser muss sowohl für das Pharmaunternehmen als auch für den Käufer stimmen. Aber die Arzneimittelkosten machen nur einen kleinen Teil der Gesundheitskosten in der Schweiz aus. Deshalb ist es unerlässlich, bei der Kostendebatte alle Akteure des Gesundheitswesens an einen Tisch zu bringen.


MARKETING

Wer macht das Rennen? VON S T E F A N V O G L E R

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er Beschluss zur Zusammenlegung der beiden Bezahl-Apps Twint und Paymit war der Startschuss zum Final um das Bezahlsystem der Zukunft. Das iPhone von Apple, beziehungsweise dessen mobiles Zahlungssystem, macht Kredit- und Maestrokarten zwar nicht überflüssig, aber das Duopol von Visa und Mastercard gerät doch ziemlich unter Druck. Wer gegen einen Giganten wie Apple antreten will, braucht geballte Kraft. Es war deshalb nur logisch und klug, die Bezahlsysteme Twint und Paymit zu fusionieren

und ab Januar 2017 den Markt als Twint zu bedienen. Selbst damit ist noch vollkommen offen, ob sich hierzulande eine nationale oder globale Lösung durchsetzen wird. Letztlich führt der Weg auch bei dieser Produktentscheidung hauptsächlich über die Marke und deren Verfügbarkeit am Markt. Bleiben wir bei der Marke. Am 29. September 2016 wurde für Twint eine neue Wortbildmarke ins Schweizer Markenregister eingetragen (siehe Logo). Wie oft bei Fusionen zweier Marken wurde auch bei Twint versucht, den

MARKE DES MONATS

im November 2016:

www.twint.ch

Wiedererkennungsbesitzstand beider Logos zu wahren. Twint steuerte den Namen, den Schriftzug und das Symbol bei, während die Farben Rot/ Blau aus dem Buchstaben «y» des Paymit-Logos stammen und mit dem Postfinance-Gelb ergänzt wurden. Auf der Strecke blieb vor allem das auffällige Grün von Twint, das neben so mancher Kasse im Detailhandel

Signalwirkung erzeugte. Bei Redaktionsschluss wurde die Verwendung des neuen Logos noch nicht bestätigt, dessen Einführung ist aber sehr wahrscheinlich. Der Kampf um die Kunden muss aus Markensicht mit ungleich langen Spiessen geführt werden. Auf der einen Seite steht Apple mit dem iPhone und die gemäss neustem Interbrand-Ranking mit 178 Milliarden US-Dollar wertvollste Marke der Welt und einem globalen mobilen Zahlungssystem. Demgegenüber steht die junge, schweizerische Marke Twint, welche nur schon in der Bekanntheit massiv zulegen muss. Die meisten «Apple-Jünger» werden

wohl auch für das mobile Zahlen ihr Leibprodukt bevorzugen. In Twint steckt «win» – ob Twint gewinnt, wird sich bald weisen. Vielleicht gewinnen beide Bezahlapps, denn in Twint steckt ja auch «twin». STEFAN VOGLER

Der Autor berichtet über die aktuelle Markenführung einer grossen oder kleinen, globalen, nationalen oder lokalen, altbewährten, aufgefrischten oder neuen Marke. www.markenexperte.ch

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Damit jede Rechnung ankommt ADRESSQUALITÄT ONLINE ÜBERPRÜFEN Mit korrekten Kundenadressen lässt sich viel Geld sparen. Denn Rechnungen und Werbebriefe, die ihre Empfänger nicht erreichen, lösen unnötige Kosten aus. Mit der Dienstleistung «Adresspflege Online» macht es die Schweizerische Post den Firmen leicht, ihre Adressstämme aktuell zu halten.

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rück, wie viele Adressen nicht korrekt sind. Zusammen mit der detaillierten Analyse erhalten die Nutzer eine Offerte für das Bereinigen aller fehlerhaften Adressen. Sind sie damit einverstanden, erteilen sie der Post den Auftrag per Mausklick. Kurz darauf treffen die bereinigten Adressdaten ein und sind bereit für den nächsten Postversand. «Adresspflege Online» ist nur eine von vielen Dienstleistungen des Kompetenzcenters Adressen der Post. Alle Services rund um Adresspflege und -verwaltung sind auf einer einzigen Plattform zu finden: www.post.ch/adresspflege

eyer statt Meier: Rasch schleicht sich ein solcher Fehler in den Kundendaten ein. Sofern die Adresse stimmt, kommt der Brief mit dem falsch geschriebenen Namen zwar an. Aber er wirft kein gutes Licht auf den Absender und seine Arbeitsqualität. Noch gravierender wirken sich falsche Adressen aus. Wenn ein Kunde seinen Umzug nicht meldet und ihn daher eine Rechnung nicht erreicht, muss die neue Adresse zuerst abgeklärt werden und es fliesst lange kein Geld. Ein weiteres Beispiel: Bei einer mangelhaften Adressqualität löst selbst der originellste Werbebrief nur wenige Bestellungen aus, sondern vor allem Kosten und viele Retouren. KONTROLLE PER MAUSKLICK

Den eigenen Adressstamm aktuell zu halten, ist bei jährlich rund 400 000 Umzügen in der Schweiz allerdings eine echte Herausforderung. Nun schafft die Post mit ihrer Dienstleistung «Adresspflege Online» Abhilfe. So können Firmen schnell und einfach bis 300 000 Adressen kontrollieren und auf Wunsch bereinigen. Dabei genügt es, den Adressstamm mit dem Onlinedienst hochzuladen. Die Post meldet kostenlos zu-

So kommt Post gut an: Die Dienstleistung «Adresspflege Online» macht es einfach, Kundenadressen aktuell zu halten und unnötige Kosten durch Retouren zu senken.

BEI ADRESSEN DIE NUMMER EINS

Als einziges Unternehmen der Schweiz kennt die Post jeden Briefkasten und jedes Postfach. Sie handelt aber nicht mit Adressen und verkauft sie auch nicht. Vielmehr sollen die Dienstleistungen der Post rund ums Adressmanagement den Schweizer Firmen ermöglichen, ihre bereits bestehenden Adressen aktuell zu halten.


PIONIERE

Mann-O-Mann MAN’S WORLD Billard, Bagger und Barbershop: Der Name ist Programm. Nach einer fulminanten Premiere startet die Lifestyle-Messe für den Mann Anfang 2017 in die zweite Runde. Auserwählte Top-Brands und spannende Attraktionen sorgen dafür, dass der Männerausflug zu einem bleibenden Erlebnis wird. TEXT I N È S D E B O E L

Alles, was Männer begeistert. Die Man’s World bietet online wie offline Lifestyle für den modernen Mann.

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uf geht’s in die zweite Runde. Als die Veranstalter Daniel Rasumowsky, Karim Debabe und Roman Stämpfli Anfang Februar dieses Jahres die Man’s World ins Leben riefen, wurden sie vom prompten Erfolg überwältigt. Die Idee der Macher, ein völlig neues Eventformat nach dem Motto «Weil Männer Männer sind» zu schaffen, ging vollumfänglich auf. Denn die Männer, welche die Man’s World besuchen, sind keine typischen Messebesucher. Sie suchen vielmehr eine Erlebnisplattform, um sich über verschiedene Lifestyle-Themen zu informieren. Das europaweit einmalige Konzept einer Konsumgütermesse für Männer setzt auf die Lust des Mannes, Dinge auszuprobieren, zu degustieren, und zu entdecken. Kurz: Dem ausgeprägten Spieltrieb des modernen 36

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Mannes soll angemessen Rechnung getragen werden. Dieser darf sich auch online ausleben: Auch auf der Online-Plattform der Man’s World gibt es viele spannende Angebote für den erwachsenen Mann. Wichtig ist den engagierten Machern der ausgeklügelte Mix der rund 100 Brands und Partner, die ihre Produkte und Dienstleistungen am Lifestyle-Event anbieten. Das Ziel: Neue Kunden gewinnen, aber auch zahlreiche neue Markenkollaborationen entstehen lassen. Schliesslich wächst auch bei Männern das Bewusstsein im Hinblick auf Herkunft, Machart und Nachhaltigkeit von Erzeugnissen. TOLLES AMBIENTE UND UNGEWÖHNLICHE EINBLICKE An der Ausgabe 2016 durften Männer

MAN’S WORLD ZÜRICH 2017 2. bis 5. Februar 2017: Die Erlebniswelt für den Mann, etwa 100 Anbieter in Halle 622, Binzmühlestrasse 85, 8050 Zürich-Oerlikon www.mansworld.com

einen 30-Tonnen-Bagger fahren sowie im Flug- und Rennwagensimulator üben. Entspannt konnte man beim weltgrössten Whisky-Sammler ein Glas an der Bar geniessen oder seinen Fuss für einen Massschuh 3D-scannen lassen. Originell ist, dass die Messegäste im Gespräch mit diversen Firmengründern auch einmal hinter die Kulissen verschiedener Marken blicken dürfen. Die Veranstalter kennen die meisten Aussteller und Partner persönlich. Kein Wunder, dass diese für die geglückte Premiere mitver-


Die Man’s World-Gründer Daniel Rasumowsky und Karim Debabe.

«Wir wollen Geschichten erzählen» Wie sind Sie auf die Idee der Man’s World gekommen? DANIEL RASUMOWSKY Ich durfte die Kommunikationsagentur JEFF mit aufbauen. Dort habe ich das noch sehr grosse Potential für gezielte Marketing-Aktivitäten live erlebt. Woher nehmen Sie Ihre Inspirationen für die Messe? Aus einem Mix zwischen unseren eigenen Ansprüchen und Präferenzen, klassischen Must-Haves und einer aufmerksamen Beobachtung des Marktes und der Bedürfnisse. Am wichtigsten ist es, in stimmigem Ambiente spannende Geschichten zu erzählen, und dass gute Leute aufeinandertreffen. Was ist die grösste Herausforderung? Einserseits die nicht mehr

zeitgemässe Aufteilung von Events und Media in den Marketing-Budgets. Event bedeutet nicht mehr einfach, mit einer Promoaktion an einer Fremdveranstaltung Give-Aways zu verteilen. Andererseits fehlt die fehlende Bereitschaft, – insbesondere in der Schweiz – neue tolle Geschichten auszuprobieren. Firmen möchten uns lieber zuerst drei Jahre zuschauen, bevor sie das im Vergleich doch überschaubare Risiko tragen.

uns für eine nachhaltige und gesunde Gesellschaft und Wirtschaft – wenn auch noch im kleinen Rahmen. Wie läuft Ihr Online-Store «Man’s World»? Wir bauen derzeit an einer neuen Lösung und sind deshalb noch etwas auf Sparkurs. Die Produkte kommen gut an, das Angebot wird jedoch auf die Vorweihnachtszeit noch stark ausgebaut. Was planen Sie als nächstes? Wir stecken in der Vorbereitung für weitere Ausgaben in Hamburg und München und starten derzeit testweise mit einem neuen Content-Team für tolle redaktionelle Beiträge. Zudem führen wir diverse Side-Events mit ausgewählten Partnern durch.

Was macht Ihnen am meisten Spass? Der Kontakt zu kreativen, motivierten und engagierten Partnern, Machern, Zulieferern und Kunden. Unser Projekt erfordert viele Ressourcen. Wir werden jedoch immer wieder belohnt und engagieren

Bilder: zV, Jean-Christoph Dupasquier

antwortlich waren und im nächsten Februar wieder für eine tolle Atmosphäre sorgen werden. Welche Attraktionen 2017 geboten werden, bleibt eine Überraschung. Der Erfolg der ersten Man’s World spornt das Team um Daniel Rasumowsky zu weiteren Höhenflügen an. Strömten Anfang Jahr 11000 Messebesucher in die MaagHalle, erwarten die Veranstalter im Februar 2017 bereits 15000 Gäste. Da musste eine grössere Halle her. Als erster Public Event in der neuen Halle 622, einer alten ABBProduktionsstätte am Bahnhof Oerlikon, strebt die Messe für die zweite Ausgabe einen klaren Gewinn an. Rasumowsky, Debabe und Stämpfli sind umtriebig: Sie planen bereits Ableger in Hamburg und München. Warum? Weil auch dort Männer Männer sind.

INNOVATIVE JUNGUNTERNEHMEN AN DER MAN’S WORLD TURICUM Einen Gin aus Zürich für Zürich zu produzieren, dies war der Ausgangsgedanke der Macher hinter Turicum Gin. Neben dem exquisiten Geschmack ist auch die Transparenz über Herkunft, Qualität und Verarbeitung der verwendeten Rohstoffe zentral. Mittlerweile wird Turicum über ausgewählte Händler und Geschäfte in der Schweiz und in Deutschland vertrieben. Wie schon 2016 produziert Turicum auch für die Ausgabe 2017 einen exklusiven Man’s World Gin: In einer limitierten Auflage von 999 Flaschen.

NEIFF Bei den Küchenmessern von Neiff machen die Griffe den Unterschied. Diese sind individuell auf den jeweiligen Besitzer zugeschnitten. Oder genauer: Auf dessen Handabdruck. Dieser wird nämlich gescannt, am Computer virtuell verfeinert und danach mittels 3D-Drucker Schicht für Schicht real. Die Idee dazu stammt von Adrian Gögl. Der innovative Industrie- und Produktedesigner ist nebenbei passionierter Hobbykoch. Der Zürcher setzt neben ansprechendem Design konsequent auf Funktionalität.

SELFNATION Das junge Modelabel Selfnation verbindet höchste Ansprüche an Modedesign und Handwerkskunst mit innovativer Technologie für massgeschneiderte, computeroptimierte Schnitte. Das Schweizer Startup schneidert auf individuelle Masse gefertigte Jeans und Chinos in traditioneller Handarbeit. Produziert wird in Deutschland und in der Schweiz. Selfnation setzt auf Qualität aus Zentraleuropa: Es werden nur zertifizierte und schadstofffreie Materialien aus Italien, Deutschland und der Schweiz verwendet.

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KMU IM PORTRAIT

Für das Grossverbrauchermodell gerüstet

Das Getreide, welches die Lüscher Neumühle GmbH verarbeitet, benötigt bei der Lagerung besondere Luft- und Temperaturverhältnisse.

LÜSCHER NEUMÜHLE GMBH Die Firma aus Hallau hat ihr Energiesparpotenzial ausfindig gemacht. Durch die Teilnahme an einem Programm der Energie-Agentur der Wirtschaft (EnAW) ist der Betrieb auch für die Einführung des Grossverbrauchermodells im Kanton Schaffhausen bestens gerüstet und profitiert zugleich von der Rückerstattung der CO2-Abgabe. TEXT A N N I N A H A L L E R

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er Kanton Schaffhausen setzt 2016 das Grossverbrauchermodell (GVM) um. Unternehmen, die einen jährlichen Wärmeverbrauch von mehr als fünf Gigawattstunden oder einen jährlichen Elektrizitätsverbrauch von mehr als einer halben Gigawattstunde haben, gelten als Grossverbraucher. Diese werden durch das kantonale Energiegesetz zu einer Steigerung der betrieblichen Energieeffizienz verpflichtet. Durch den Abschluss einer Universalzielvereinbarung mit der EnAW werden Unternehmen von kantonalen Detailvorschriften befreit und senken ihren Energieverbrauch. Zugleich bildet sie die Grundlage für die Rück-

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UnternehmerZeitung | Nr. 11 2016

erstattung der CO2-Abgabe und des Netzzuschlages. BEISPIELHAFT VORAUSGEGANGEN Natürlich bemühten sich viele Unternehmen bereits vor der Umsetzung des GVM um einen besonders energieeffizienten Betrieb. Die Lüscher Neumühle GmbH ist dafür ein Beispiel. Seit 2015 ist die Mühle Teilnehmerin der EnAW und hat bereits zuvor zahlreiche Massnahmen zur Steigerung der Energieeffizienz selbstständig umgesetzt. René Lüscher ist Geschäftsleiter in zweiter Generation und um eine effiziente Handhabung bemüht. Der Familienbetrieb ist vergleichsweise klein. Lüscher muss in

allen Bereichen des Betriebs zum Rechten schauen. Dies bietet ihm den Vorteil, über sämtliche energieintensiven Bereiche den Überblick zu bewahren. «Nach 30 Jahren im selben Betrieb, noch dazu, wenn es der eigene Familienbetrieb ist, kennt man den Prozess und die damit verbundenen Energiespitzen in- und auswendig», so Lüscher. KONZENTRIERTER ENERGIEBEDARF Der Betrieb der Lüscher Neumühle wird durch die Jahreszeiten geprägt. Hauptsaison ist die Erntezeit, also der Sommer. Besonders in den Monaten Juli, August und September ist der Energiebedarf höher. Getreide benötigt besondere Luft- und Temperaturver-


ENAW ENERGIE-AGENTUR DER WIRTSCHAFT (ENAW) Seit 2001 bietet die EnAW ihren mittlerweile mehr als 3600 Teilnehmern einen Rundum-Service im Energie-Management mit von Behörden anerkannten Produkten, Dienstleistungen und ISO-50001-konformen Tools. In der Umsetzung setzt sie auf wirtschaftliche Effizienzmassnahmen, die den Energieverbrauch und den CO2-Ausstoss jedes Unternehmens senken. Die EnAW ist eine Non-Profit-Organisation von der Wirtschaft für die Wirtschaft. Weitere Infos: www.enaw.ch.

Bilder: zVg

«BUSINESS MEMBERPLUS» RAIFFEISEN MACHT UNTERNEHMEN ENERGETISCH FIT Neu bietet Raiffeisen ihren Mitgliedern mit «Business MemberPlus» nachhaltige Lösungen und unterstützt Zielvereinbarungen mit der Energie-Agentur der Wirtschaft (EnAW). Raiffeisen unterstützt die Erstberatung mit 750 Franken, offeriert kostenlose Nachhaltigkeitsschulungen für Mitarbeitende und bietet individuelle Finanzierungsvorschläge für Sanierungsmassnahmen. Weitere Infos: memberplus.raiffeisen.ch.

hältnisse, um gelagert werden zu können. Lagerstabil ist es bei einer Feuchtigkeit von 14 bis 15 Prozent. Kommt das Getreide mit einer höheren Feuchtigkeit bei der betriebseigenen Sammelstelle an, muss es mit einem Trockner auf das richtige Mass gebracht werden. Eine permanente Kontrolle des Getreides in den Silozellen sorgt dafür, dass auf eine zu grosse Erwärmung oder einen zu hohen Feuchtigkeitsgehalt zeitnah reagiert werden kann. Während der Erntezeit laufen die Trockner durchgehend, was den Wärmeund Elektrizitätsbedarf vor allem auf diese Zeit konzentriert. Lüscher sorgte darum dafür, dass auch im Sommer energieeffizient gewirtschaftet werden kann. «Im Jahr

2000 haben wir eine Holzschnitzelheizung eingebaut, was unseren Wärmeenergieverbrauch um gut einen Drittel reduziert hat», sagt Lüscher. Mit Öl heizt die Lüscher Neumühle nur noch bei erhöhtem Bedarf. Auf die Verwendung der Kühlgeräte beschränkt man sich in der Mühle in der Nacht und profitiert so auch von meist niedrigeren Stromtarifen. «Der Verbrauch von Strom fällt bei uns grundsätzlich nicht ins Gewicht. Was teuer wird, sind Spitzenlasten», erklärt Lüscher. Um den Elektrizitätsverbrauch auf einem gesunden Mass zu halten, hat Lüscher einen Kilowattzähler eingebaut, der auf einen Höchstwert von 150 Kilowattstunden eingestellt ist. Wird dieser Wert überschritten, stellt sich der Verbrauch automatisch ein. «Trifft ein solcher Fall unerwarteterweise ein, können wir mit einer Aufteilung des Prozesses darauf reagieren und beispielsweise das Trocknen auf den nächsten Tag verschieben», fasst Lüscher zusammen. Diese genaue Überwachung sorgt dafür, dass sich die Verbrauchswerte für Elektrizität, Heizöl und Holzschnitzel stabilisiert haben. CO2-ABGABE ZURÜCKERHALTEN Ab einem CO2-Ausstoss von jährlich 100 Tonnen können sich Betriebe je nach Branche die CO 2 -Abgabe bei einer EnAW-Teilnahme zurückerstatten lassen. Um diesen Wert zu erreichen, hat sich die Lüscher Neumühle GmbH mit neun weiteren Mühlen zum «Verein CO2-Abgabebefreiung Getreide» zusammengetan und eine gemeinsame Zielvereinbarung mit der EnAW abgeschlossen. Das Einsparpotenzial ist bei einigen Betrieben geringer als bei anderen. «Darum zählt bei diesem Verein der Durchschnitt, sodass alle Betriebe von der CO2-Abgabebefreiung profitieren können», erklärt Thomas Pesenti als zuständiger EnAW-Berater. Die Rückerstattung der CO2-Abgabe in der Höhe von 84 Franken pro Tonne ist für Lüscher ein besonderer Pluspunkt, deckt sie doch gerade seinen jährlichen EnAW-Teilnahmebeitrag.

René Lüscher, Inhaber der Lüscher Neumühle.

Gegenseitig profitieren Welche Mengen an Getreide werden bei Ihnen verarbeitet? RENÉ LÜSCHER Unser Betrieb lässt sich grob in drei Bereiche unterteilen. In der Sammelstelle beträgt die Lagerkapazität ungefähr 8 500 Tonnen. In unserer Futtermühle werden jährlich etwa 2 000 Tonnen Futtermittel hergestellt. Und über unseren hauseigenen Mehlverkauf vertreiben wir zudem circa 150 Tonnen pro Jahr. Im «Verein CO2-Abgabebefreiung Getreide» sind zehn Mühlen zusammengeschlossen. Tauschen Sie sich regelmässig zum Thema Energieeffizienz aus? Das ist zum Teil schwierig, weil die Betriebe nicht gut vergleichbar sind. Einige sind grösser, andere kleiner. Wir gehören zur zweiten Gruppe. Aus diesem Grund können wir nicht so viel einsparen wie grössere Betriebe. Dort sehen die Prozesse, Bedürfnisse und Produktionsanlagen anders aus und lassen teilweise grössere Effizienzmassnahmen zu. Wie wirkt sich das auf Ihren Betrieb aus? Durch den Verein profitieren wir als ganze Gruppe. Aufgrund der gemeinsamen Zielvereinbarung streben wir alle dasselbe Ziel an und ergänzen uns gegenseitig. Wir sind ja auch alle gleichermassen am Erfolg unserer Branche interessiert und wollen energieeffizient und wirtschaftlich handeln. Welche Massnahmen konnten Sie umsetzen? Grosse Wirkung zeigte besonders der Einbau einer Holzschnitzelheizung sowie eines Kilowattzählers. Zudem haben wir sämtliche Neonröhren ausgetauscht und mit LED-Leuchtmitteln ersetzt.

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VRPRAXIS

Indianerehrenwort! VERBINDLICHKEIT Kultur ist Chefsache und die einzige Führungsaufgabe, die nicht delegiert werden kann. Ein wichtiger Teil der Unternehmenskultur ist, als Führungsperson mit gutem Beispiel voranzugehen und Vereinbarungen einzuhalten. Ein glaubwürdiger Leader ist ein zuverlässiger Leader. TEXT H A N S R . H Ä S S I G U N D R O L A N D F . S T O F F

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erbindlichkeit heisst, jemandem das zuzugestehen, was man miteinander vereinbart hat. Das alltäglichste Beispiel für Verbindlichkeit ist Pünktlichkeit. Sie ist die einfachste Form, Verbindlichkeit zu zeigen. Unsere Verbindlichkeit entscheidet über unsere Glaubwürdigkeit. Wer glaubwürdig sein will, muss Versprechen konsequent einlösen. Sowohl im beruflichen wie auch im privaten Umfeld ist generell festzustellen, dass die Verbindlichkeit abgenommen hat. Es ist nicht erstaunlich, dass Versprechen oder Bekenntnisse eher eingelöst werden, wenn sie schriftlich festgehalten werden. Die Angst der schriftlichen Beweislast oder die Strafandrohung erzwingen die 40

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Verbindlichkeit. Was sind die Gründe dafür? Fehlen uns Vorbilder, auf deren Wort wir uns verlassen können oder haben wir uns zu sehr an formelle Autoritäten gewöhnt, die Verbindlichkeit schriftlich einfordern? Unternehmen orientieren sich heute nach Marktbedürfnissen und Trends, geben Versprechen ab, die oft in einer unpräzisen Sprache unverbindlich wirken. Sind Aussagen nicht nachvollziehbar, können sie nicht überprüft werden und sind damit unverbindlich. So bewirken sie im wiederholten Falle Unglaubwürdigkeit. DIE FOLGEN VON UNVERBINDLICHKEIT Gehen Vorgesetzte wie Untergebene gegenseitig unverbindlich miteinander um, ist es

wahrscheinlich, dass dies gegenüber Kunden und Geschäftspartnern ebenso geschieht. In solchen Beziehungen geht es meist darum, von anderen – ohne Gegenleistung – möglichst viel zu profitieren. Gleichzeitig ist es auch Ausdruck der Firmenkultur, die von Gleichgesinnten getragen wird. Sie zieht entsprechende Mitarbeiter an und hält jene fern, die mit Ersteren nicht gerne zusammenarbeiten. Eine Erwartungshaltung zu erfüllen, heisst gegenseitige Akzeptanz und Glaubwürdigkeit zu leben. Die moralische Konsequenz ist Integration. Jede erfüllte Verbindlichkeit enthält einen Zwischenschritt zu unserem persönlichen Erfolg. Es ist die sichtund fühlbare Konsequenz unserer Bemü-


EINE ORGANISATION WIRD ÜBER IHRE VERBINDLICHKEIT GEMESSEN. UND DIESE ZEIGT DEN GRAD IHRER AUTHENTIZITÄT.

jedem Fall erfüllbar sind, mit einem machbaren Kraft- und Zeitaufwand. Ein weiterer Schutz ist, sofort zu signalisieren, wenn die Vereinbarung nicht eingehalten werden kann, bevor zum Beispiel die vereinbarte Frist abgelaufen ist. TIPPS WIE KANN VERBINDLICHKEIT GEFÖRDERT WERDEN? Unternehmen, die an ihren Versprechungen und Leistungen gemessen werden wollen, sind klar im Ausdruck ihrer Zielsetzungen. Dies ist an folgenden Erkennungsmerkmalen feststellbar: – Schriftstücke sind so verfasst, dass sie jeder versteht. – Die Informationskultur ist eindeutig, zeit- und stufengerecht. – Fremdwörter werden vermieden, weil diese unterschiedlich interpretiert werden können. – Produkte- und Dienstleistungsbeschreibungen werden mit präzisen Versprechungen formuliert, damit diese messbar sind. – Von Mitarbeitenden wird Machbares verlangt, um Erfolg in kleinen Schritten zu erreichen. – Angekündigte Sanktionen werden umgesetzt, auch wenn sie emotional unangenehm sind. – Fehler werden eingestanden, bevor sie andere entdecken. Bild: Depositphotos/billiondigital

hungen. Die vereinbarte Erwartungshaltung nicht zu erfüllen, heisst der Lüge, der Faulheit oder der Gleichgültigkeit bezichtigt zu werden. Dies schafft Distanz – die moralische Konsequenz ist Ausschluss. SICH VOR UNGLAUBWÜRDIGKEIT SCHÜTZEN Ja! Ich kann aufmerksam zuhören, nachfragen und mir Sachverhalte bestätigen lassen. Damit habe ich die Möglichkeit, vorgängig zu entscheiden, ob ich das Versprechen annehmen will oder nicht. Verbindlichkeit und Glaubwürdigkeit können unabhängig von Zeit, Geld und Status gelebt werden. Sich und andere vor Unglaubwürdigkeit zu schützen gelingt, wenn die Ziele von Vereinbarungen so gesteckt werden, dass sie in

MÜNDLICHE VEREINBARUNGEN VERTIEFEN VERBINDLICHKEIT Bei der mündlichen Abmachung steht ein gemeinsames Ziel im Vordergrund, das über die Befolgung von Handlungsrichtlinien von Werten zu erreichen ist. Die Grundabsicht ist das Erreichen der gemeinsamen Zielsetzung ohne Wenn und Aber. Die zusätzliche, unausgesprochene Erwartungshaltung ist das geschenkte Vertrauen, weil ohne Schriftlichkeit keine Einforderungen angedroht werden. Und dieses Vertrauen ist im Gegensatz zur schriftlichen Vereinbarung nicht direkt mit Sanktionen verbunden. Das Versprechen, das nicht über Angst eingelöst wird, sondern über die gemeinsame Erwartungshaltung, schafft eine tragfähige Beziehung zwischen beiden Parteien. Es ist die Verlässlichkeit. Sie verbindet und lässt Nähe zu. Eine Vereinbarung über einen Wertebegriff, wie zum Beispiel Genauigkeit, verlangt keine detaillierte Ausführung, weil über den Wertebegriff nicht nur ein Gefühl, sondern auch eine vernetzte Erwartungshaltung verknüpft ist. Dabei entsteht eine Atmosphäre des gegenseitigen Vertrauens, weil kein Druck über mögliche Konsequenzen aufgebaut wird. Sich nach Werten auszurichten und diese mündlich einzufordern, beinhaltet automatisch den Wert Vertrauen zu leben – Vertrauen in sich und in das Gegenüber zu haben. ERFOLG IST VON VERBINDLICHKEIT ABHÄNGIG Erfolg ist nicht immer mit materiellem Gewinn gleichzusetzen. Vor allem Beziehungen sollen erfolgreich sein, weil sie den Alltag bereichern und uns gegenseitig auch in schwierigen Situationen stützen. Ist es nicht die Gruppe, die zum Erfolg führt und nicht der Einzelne? Dieses Bewusstsein soll uns –

ob im Geschäfts- oder Privatleben – stets daran erinnern, dass Verbindlichkeit eine grosse Wirkung hat. Ja, sie ist anstrengend, weil ein Versprechen eine Erwartungshaltung auslöst und ich dieser genügen muss. Ich werde dadurch selbst zu einer Orientierungsgrösse. Doch ohne diese Orientierung ist auch keine Selbsterfahrung möglich. Die Verbindlichkeit schafft Selbstsicherheit und damit Glaubwürdigkeit. Sie verbindet besonders dann, wenn sie ohne Sicherheitsnetz eingehalten wird und damit über Vertrauen zum gemeinsamen Erfolg führt. Eine Organisation wird über ihre Verbindlichkeit gemessen. Und diese zeigt den Grad ihrer Authentizität. www.unternehmenskultur-controlling.ch

ZU DEN AUTOREN

Hans R. Hässig hat langjährige Erfahrung als Führungskraft auf Geschäftsleitungsebene in kleinen und mittleren Unternehmen und arbeitete in Industriebetrieben im In- und Ausland auf Konzernebene. Roland F. Stoff weist ebenfalls langjährige Erfahrungen als Führungskraft auf Geschäftsleitungsebene in KMU auf, insbesondere in der Industrie, in der öffentlichen Verwaltung und im Gesundheitswesen. Hässig und Stoff haben zusammen effiziente Instrumentarien entwickelt, mit denen Unternehmenskulturen sichtbar gemacht werden können. Sie zeigen auf: Über die erfahrene Wertehaltung und deren Authentizität lässt sich die Unternehmenskultur zielorientiert steuern. Ihr Buch «Unternehmenskultur verstehen. Die Basis für langfristigen Erfolg.» ist 2015 im Cosmos Verlag erschienen und erhältlich unter: www.cosmosverlag.ch.

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Agieren statt reagieren BEST BOARD PRACTICE LABEL Ein in der Schweiz einzigartiges Assessmentverfahren bietet Verwaltungsräten die Möglichkeit, sich bestätigen zu lassen, dass ihre Arbeit, Zusammensetzung und Organisation den gesetzlichen Anforderungen sowie den Grundsätzen einer Good Governance entsprechen. TEXT A N O U K A R B E N Z

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ie Anforderungen an strategische Führungsorgane nehmen ständig zu. Gesetzgeber, Aktionäre und Investoren, aber auch die Öffentlichkeit verlangen heute eine transparente, sorgfältige Erfüllung der Führungsaufgaben und die Einhaltung von Corporate Governance-Grundsätzen. Seit 2003 bietet die Schweizerischen Vereinigung für Qualitätsund Managementsysteme (SQS) zusammen mit der Verwaltungsrat Management AG die Zertifizierung mit dem Best Board Practice® -Label an. Dabei wird untersucht, ob strategische Führungsorgane den gesetzlichen Anforderungen sowie dem «Swiss Code of Best Practice for Corporate Governance» der economiesuisse entsprechen. Neu können Verwaltungs- und Stiftungsräte anstelle des bisherigen, wiederkehrenden Assessments, das alle drei Jahre stattfindet, alternativ ab 2017 auch ein einmaliges Assessment durchführen. Dieses ist für ein Jahr gültig, das Verfahren ist dasselbe. Nach erfolgreichem Abschluss erhalten VR-Gremien eine Bescheinigung, womit sie gegen Aussen eine Best Practice vorweisen können. EINMALIGES ODER WIEDERKEHRENDES ASSESSMENT «Beim einmaligen Assessment erfolgt in der zukünftigen VR-Entwicklung keine externe Begleitung mehr. Die Anforderungen an Qualität und Professionalität sind aber dieselben

wie beim dreijährigen Assessment», erklärt Silvan Felder, Initiator und Mitinhaber der Marke Best Board Practice®, den wesentlichen Unterschied zwischen den beiden Zertifizierungen. Es habe sich gezeigt, dass Verwaltungsräte eher das Bedürfnis nach einer einmaligen Überprüfung der VR-Arbeit hätten, die nach Bedarf ausgeführt werden könne, statt einer wiederkehrenden. Letztere wird auch in Zukunft im Dreijahresrythmus mit jährlichen Aufrechterhaltungsassessments ausgeführt werden können. SCHWEIZER VR ZUM TEIL MIT NACHHOLBEDARF Silvan Felder sieht in vielen Verwaltungsräten noch Verbesserungspotential. Insbesondere in Bezug auf die Verknüpfung von Strategie, Struktur, Risikomanagement und Finanzplanung sowie im Organisationsreglement bemerke er viele Makel und Unsicherheiten. Wichtig seien auch eine regelmässige und institutionalisierte Selbstevaluation und die Kompetenz zur Selbstreflexion. Immer wichtiger wird im Rekrutierungsverfahren zudem ein klar ausformuliertes VR-Anforderungsprofil. Allgemein legt Felder Verwaltungsräten ans Herz, nach dem Leitsatz «Aktion vor Reaktion» zu handeln, das heisst, agil zu sein und ein hohes Engagement auch ausserhalb der Sitzungstätigkeit an den Tag zu legen. WIRKUNG UND VORGEHEN Das Best Board Practice® leistet einen wich-

BEST BOARD PRACTICE® -LABEL

Mehr Informationen unter: www.bestboardpractice.ch sowie www.vrmanagement.ch/vr-praxis/beste-vr-praxis

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Das Best Board Practice-Label trägt zu einer kontinuierlichen Verbesserung der Corporate Governance bei.

Bildquelle: Depositphotos, 3dmentat

AKTUELLE LABELTRÄGER: Verkehrsbetriebe Luzern, Energie Wasser Bern, Innova Versicherungen, Stiftung SSBL Luzern, Genossenschaft VEBO, Liechtensteinische Landesbank, Telecom Liechtenstein, Neutrik AG, Stiftung Sozialfonds, Leichtensteinische Kraftwerke und die Anlagestiftung Ecoreal.

tigen Beitrag zur kontinuierlichen Verbesserung der Corporate Governance und unterstützt die Sicherstellung der gesetzlichen Konformität. Es schafft Transparenz und Willkürfreiheit in allen wesentlichen Sachverhalten und verhilft zu mehr Glaubwürdigkeit sowie Sicherheit für die Aktionäre und involvierten Anspruchsgruppen. Insbesondere Institutionen mit einer grossen Öffentlichkeitswirkung sowie Stiftungen und Genossenschaften nehmen sich dem Assessmentverfahren an. Ausgewiesene Fachspezialisten prüfen vor Ort die Funktionen und Aufgaben sowie deren Organisation und Umsetzung in der Praxis. Felder und sein Team beobachten genau, ob Aufbau- und Ablauforganisation eines Verwaltungs- oder Stiftungsrats den Prinzipien einer Good Governance entsprechen. Ein wichtiger Bestandteil sei dabei auch das persönliche Gespräch mit jedem einzelnen: «Wichtig ist nebst einer umfassenden VR-Dokumentensichtung, dass im Rahmen des Assessments mit jedem einzelnen Exponenten des Verwaltungsrats gesprochen wird. Daraus gewinnen wir Erkenntnisse zur gelebten VR-Kultur sowie zum Gütegrad der Umsetzung aller definierten Rahmenbedingungen und getroffenen Entscheide», erklärt Felder. Wer die unabdingbaren Musskriterien erfüllt, erhält von der SQS das Best Board Practice-Label verliehen.


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VRPRAXIS

Mehr als ein Tauziehen FIRMEN(VER-)KAUF Früher oder später stellt sich Unternehmen die Frage der Nachfolgeregelung. Klassische Nachfolgesituationen gibt es jedoch meist nicht. Jedes Geschäft ist einzigartig, jede Nachfolgesituation erfordert eine individuelle Lösung. Kreativität und «out of the box»-Denken sind gefragt. Trotzdem gibt es einige Grundsätze, die man beachten muss. TEXT D A N I E L B I E S U Z U N D M A R C O P L Ü S S

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er Generationenwechsel ist oftmals die letzte wichtige Aufgabe eines Unternehmers. Sie sollte auf keinen Fall unterschätzt werden. Eine Unternehmensnachfolge ist selbst für ein kleines Unternehmen zu komplex, als dass diese nebenher am Feierabend gelöst werden kann. Man tut gut daran, sich die Erfahrungen von Spezialisten zu Nutze zu machen. Damit ein Verkauf überhaupt realisierbar ist, müssen die Vorstellungen des Verkäufers mit denjenigen des Marktes übereinstimmen. Darum liegt es in der Natur der Sache, dass ein Unternehmer den Wert seiner Firma nicht unbedingt gleich einschätzt wie ein externer, von der Unternehmensgeschichte unbelasteter Kaufinteressent. Dies gilt für alle Aspekte, nicht nur für den Preis. Trotzdem wollen wir mit diesem beginnen. DER PREIS Der Preis ist naturgemäss eine wichtige Grösse für jedes Kaufgeschäft. Wichtiger ist vorerst das Zustandekommen eines Preises, denn er setzt sich aus einer Anzahl nicht-monetärer und emotionaler Faktoren zusammen. Personen, Produkte, Kunden, Lieferanten, Sachanlagen, Risiken, Chan-

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cen, Wettbewerber und vieles mehr werden zu einem monetären Wert verdichtet. Theoretisch findet sich in einer unendlichen Zeitspanne ein Käufer für praktisch jeden Preis. Die Zeitspanne ist aber niemals unendlich, sondern in der Praxis ziemlich limitiert. Der Einfachheit halber werden zur Preisfindung Bewertungsmethoden herangezogen, um eine zahlenbezogene Aussage zu treffen. Der Wert wird dabei auf dem Papier berechnet. In Wirklichkeit bildet sich der Preis aber auf dem Markt. Er ist nicht in Stein gemeisselt und verändert sich mit dem Umfeld. Das grösste Missverständnis ist wohl jenes, dass der berechnete Unternehmenswert auch dem Verkaufspreis entsprechen müsse. Der Markt kennt andere Regeln als die Theorie. Am Ende zählt, worauf sich Käufer und Verkäufer einigen. DAS TRANSAKTIONSMODELL Neben dem Preis ist das Transaktionsmodell von grosser Bedeutung und hat direkten Einfluss darauf, ob der Interessent bereit ist, das Geschäft zu übernehmen. Gemeint ist hier nicht nur die Transaktion des Geldes, sondern die Übergabe der Firma insgesamt. Hat der Verkäufer Vorstellungen von der Übergabe, die kein Käufer teilt, ist der

Markt offenbar nicht bereit, diese zu akzeptieren – ein Verkauf kann nicht stattfinden. Zur Veranschaulichung: Ein Verkäufer möchte zwei Millionen Franken haben und verlangt vom Käufer, dass dieser zuerst zwei Jahre zur Probe im Unternehmen arbeitet. Jemand, der zwei Millionen aufbringen kann, wird sich auf eine solche Bedingung nicht einlassen. ANFORDERUNGEN AN DEN KÄUFER Der Verkäufer hat oft ganz spezifische Vorstellungen über den Käufer. Wenn der Markt nicht darauf eingeht, muss man sich fragen, ob sie vielleicht neu zu definieren sind. Trotzdem sind die Anforderungen des Verkäufers meistens sinnvoll und gerechtfertigt. Denn oft muss ein potenzieller Käufer ein bestimmtes Profil mitbringen in Bezug auf Persönlichkeit, Erfahrung oder Ausbildung. Manche Branchen fordern ein spezifisches Knowhow, ohne das erfolgreiche Geschäfte nicht möglich sind. Die Sichtwiese des Käufers hingegen unterscheidet sich zum Teil diametral von derjenigen des Verkäufers. Vor allem die Preisvorstellungen des Verkäufers sind von der langjährigen Verbundenheit des Gründers abhängig. Es ist sein Baby. Dieser


Bildquelle: Depositphotos, kb-photodesign

Aspekt ist für den Käufer aber völlig uninteressant. Der Käufer blickt in die Zukunft. Ihn interessieren die zukünftigen Erträge, die erzielt werden können. Für den Käufer ist entscheidend, wann sich der Betrag, den er bezahlt, wieder versteuert in seiner Tasche befindet und er weiteres Geld verdienen wird. Wenn diese Zeitspanne für ihn zu gross ist, ist das Risiko für ihn zu hoch, dass in der Zwischenzeit etwas Unvorhergesehenes die Grundsituation verändert und seine Erträge vernichtet. RISIKOABSCHÄTZUNG Weil sich ein Nachfolger vor allem dafür interessiert, wie sich der zukünftige Wert seines Investments entwickelt, muss er die entsprechenden Risiken im Auge behalten und bei seiner Bewertung – der Due Diligence des Kaufobjektes – miteinbeziehen. Risiken sind zu identifizieren und überall zu berücksichtigen. So gibt es Branchenrisiken, Risiken bei den Produkten, bei der technischen Entwicklung, beim Standort, den Verträgen – zum Beispiel Mietverhältnisse – und vieles mehr. DER RICHTIGE ZEITPUNKT Wie in vielen Lebenssituationen gibt es auch im Nachfolgebereich keinen richtigen Zeitpunkt. Mit Sicherheit resultieren Nachteile, wenn die Angelegenheit nicht geregelt wird. Zu spät kann es nämlich schnell einmal sein. Planung ist wichtig und dann gilt wie so oft: «Es gibt nichts Gutes, ausser man tut es». INTERESSANTERE UND WENIGER INTERESSANTE BRANCHEN Für die Beurteilung eines Nachfolgeprojektes hat die Branche meist einen wichtigen Stellenwert. Einerseits haben die eigene Ausbildung und Praxiserfahrung einen Einfluss auf das Urteil, andererseits aber auch das wirtschaftliche sowie persönlichen Umfeld und die Medien. Unternehmen in entwicklungsfähigen Märkten haben es leichter, einen

Nachfolger zu finden, als solche in gesättigten Märkten, wo Überkapazitäten, höherer Wettbewerb und tiefere Preise vorherrschen. Solche Branchen sind für Käufer naturgemäss weniger interessant, sie erfüllen unter Umständen die Anforderungen an den Markt nicht. Unternehmen, die sich in solchen Märkten befinden, können im schlechtesten Fall nicht weitergeführt werden. ZUSÄTZLICHE EINFLUSSFAKTOREN STANDORTATTRAKTIVITÄT Bei Unternehmen ist es ähnlich wie bei Immobilien, wo die Lage einen grossen Einfluss auf den Preis hat. Je nach Konstellation ist es in Randregionen oft schwieriger, Geschäfte zu machen. IMMOBILIEN Liegenschaften, ob betriebsnotwendig oder nicht, erschweren die Transaktion in der Regel und machen einen Verkauf komplizierter. Notorisch ist die Situation, in welcher ein Käufer das Geschäft, nicht aber eine Immobilie, kaufen will, beziehungsweise diese nicht finanzieren kann. KNOWHOW-TRANSFER Das Knowhow muss innerhalb einer vernünftigen Zeit transferiert werden können, sonst wird die Risikoabschätzung für den Käufer zu unsicher.

scheiden könnte. Die Verkäufer stehen im Nachfolgemarkt also im Wettbewerb miteinander. FAZIT Aus der Praxis kann die Erfahrung mitgenommen werden, dass FirmeninhaberInnen, die ihre Vorstellungen und Ideen gegen den Markt durchzusetzen versuchen, meist viel länger brauchen, um eine Lösung zu finden und am Schluss einen geringeren Erlös erhalten, als wenn von Anfang an ein marktfähiges Konzept verfolgt worden wäre. Nicht zu vergessen ist die Beeinträchtigung der Lebensqualität, wenn der Unternehmer im Pensionsalter weiterarbeiten muss, nur weil er mit seinem Konzept keinen Nachfolger findet. Es ist von Vorteil, sein Augenmerk von Anfang an auf die wichtigen Aspekte zu legen und die richtigen Weichenstellungen vorzunehmen. Helfen kann dabei ein externer Berater. www.nachfolgepool.ch

DIE AUTOREN

VERFÜGBARKEIT DES BISHERIGEN EIGENTÜMERS

Oft muss, um einen reibungslosen Übergang sicherzustellen, der Verkäufer noch für einen gewissen Zeitraum zur Verfügung stehen. VERTRAGSBINDUNGEN Für den Käufer sind die Verträge, an welche das Kaufobjekt gebunden ist, von entscheidender Bedeutung, da er sie mitübernimmt. Es ist seine Aufgabe in der Due Diligence, diese zu prüfen und einzuschätzen. Die Aufgabe des Verkäufers seinerseits ist es, diese Einflussfaktoren so positiv wie möglich zu gestalten und zu bereinigen, denn sie haben am Ende einen direkten Einfluss auf die Attraktivität seines Unternehmens. Der Klassiker sind langfristige Mietverträge im Detailhandel. ALTERNATIVE NACHFOLGEPROJEKTE Der Nachfolgemarkt hält immer alternative Projekte bereit, für welche sich ein Käufer ent-

Daniel Biesuz, Lic. iur., ist seit über zehn Jahren aktiv in den Bereichen Vermögensverwaltung, Unternehmensberatung und Firmengründungen. Er ist Nachfolgeberater bei der Nachfolgepool Schweiz GmbH und Miteigentümer der Rechtsanwaltskanzlei ILFP International Law Firm Partners LLC, Zürich. Marco Plüss ist freischaffender Redaktor und seit über zehn Jahren Inhaber des Redaktionsbüros Creative Marketing Service (www.creative-marketing.ch).

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Klare Vorgaben CORPORATE GOVERNANCE Die Eignerstrategie bildet Ziele und Interessen der Eigentümer ab und gibt dem Verwaltungsrat eine klare Richtung vor. Insbesondere bei Familienunternehmen und Unternehmen in Besitz der öffentlichen Hand stellt sie ein wichtiges Element der Corporate Governance dar. TEXT S T E F A N I E M E I E R - G U B S E R

Instrument in vielen KMU und Familienunternehmen noch eher selten eingesetzt. Dabei ist es gerade in Familienunternehmen wichtig, sich auf gemeinsame Visionen und Werte für das Unternehmen und seine Zukunft zu verständigen – namentlich dann, wenn nicht mehr alle Familienmitglieder in die Unternehmensführung eingebunden sind. TRANSPARENZ SCHAFFEN Ziel der Eignerstrategie sind klare Vorgaben für die strategische Führungsebene.

DIE EIGNERSTRATEGIE TYPISCHE GRUNDELEMENTE Allgemeines Sinn und Zweck der Eignerstrategie Gesetzliche und politische Grundlagen Eigner Beschreibung Eigentümerkreis Rolle und Organisation der Eigentümer Ziele der Eigentümer Unternehmensnachfolge Aktionärbindungsverträge Ehe- und Erbverträge Leistungsaufträge und -vereinbarungen Vorgaben Corporate Social Responsibility für das Unternehmen Politische, wirtschaftliche und soziale Zielsetzungen Organisation Information Vorgaben zu Führung und Effizienz Vorgaben zu Transparenz oder Verschwiegenheit Finanzielles Finanzierung des Unternehmens Entschädigungs- und Dividendenpolitik Wachstum und Anreizsysteme Nachschusspflichten und Garantien Schlussbestimmungen Verbindlichkeitserklärung Überprüfung und Anpassung Inkrafttreten und Dauer

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ie Eignerstrategie legt die Leitplanken für das Unternehmensleitbild und die Unternehmensstrategie fest. Sie ist im Rahmen der Family Governance und der Public Corporate Governance ein wichtiges Führungsund Kontrollinstrument der Aktionäre. Sie dient dem Verwaltungsrat und der Geschäftsleitung als Kompass für die strategische und operative Führung des Unternehmens. Während die öffentliche Hand seit einigen Jahren standardmässig entsprechende Strategien für ihre Unternehmen entwickelt, wird das

Die Eigentümer legen darin fest, welche Entwicklungen, Ziele und Werte sie für das Unternehmen verfolgen. Bei Familienunternehmen kann die Eignerstrategie zu einer Art «Familienverfassung» werden. Regelmässig kommen dabei Aspekte wie Unternehmensnachfolge, Einbindung oder Auskauf von Familienmitgliedern, Aktionärbindungsverträge, Familienversammlung, Informationsrechte etc. zum Tragen. Bei Unternehmen der öffentlichen Hand spielen namentlich gesetzliche und politische Vorgaben, Stakeholderinteressen und Leistungsaufträge eine Rolle. Eine ganzheitliche und klare Eignerstrategie schafft sowohl für die Eigentümer als auch für die Unternehmensführung Vorteile: Die Eigentümerinteressen werden transparent diskutiert und gemeinsame Ziele und Werte festgelegt. Der Verwaltungsrat erhält damit klare Vorgaben für die strategische Unternehmensführung, und eine Einsitznahme der jeweiligen Interessenvertreter im Verwaltungsrat ist nicht mehr zwingend erforderlich. UNTERNEHMENSSTRATEGIE FOLGT EIGNERSTRATEGIE Wie jede Strategie sollte auch die Eignerstrategie periodisch überprüft und wenn nötig angepasst werden. Spätestens dann, wenn sich die Besitzverhältnisse ändern, neue gesetzliche Vorgaben in Kraft treten oder die Unternehmensstrategie überarbeitet wird. Unternehmensstrategie und Eignerstrategie müssen aufeinander abgestimmt sein. DIE AUTORIN

Stefanie Meier-Gubser ist Geschäftsführerin des Schweizerischen Instituts für Verwaltungsräte und Geschäftsleitungsmitglieder (sivg).


Wie kündige ich einem VR? TRENNUNG Die Antwort wäre im Prinzip sehr einfach: Einem VR kündigt man, indem man ihn in der nächsten Generalversammlung nicht mehr wählt. Aber ist es so einfach? VON C H R I S T O P H H I L B E R

Bild: zVg

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inmal im Jahr überdenken die Verwaltungsräte im Rahmen ihrer Governance die Unternehmensstrategie. Konsequenterweise gehört dazu auch die Zusammensetzung des Verwaltungsrates selber – nach dem Leitspruch: «structure follows strategy». Eine allfällige Umbesetzung wird danach bis zur nächsten Generalversammlung vorbereitet. Der Verwaltungsratspräsident oder ein «Nomination Committee» bereiten die Personalie vor, die GV entscheidet. Ein nüchterner Prozess? VR IST OFT MEHR ALS VR Verwaltungsräte arbeiten sehr eng zusammen. Im kleinen Gremium werden strategische, heikle, angenehme und unangenehme Massnahmen diskutiert. Vertrauen und Respekt sind hoch, die Wertesysteme sind sehr ähnlich, Freundschaften entstehen über das VR-Mandat hinaus. Und schliesslich ist man auch solidarisch haftbar für bestimmte Versäumnisse oder Vergehen. Spezifisch in Familienunternehmen kommt hinzu, dass nebst Eignerstrategie oft auch Familieninternas die Firmenstrategie beeinflussen. Internas möchte man nicht jeder Person anvertrauen. Nicht selten bedeuten VR-Mandate ein Freundschaftsdienst oder ein Ehrenamt für Gründer oder ehemalige Geschäftsführer. Der Verwaltungsratspräsident übernimmt eine wichtige Führungsrolle. Er prägt die Kultur, den gegenseitigen Umgang, aber auch die Konfliktfähigkeit im Team. Dazu gehört das Einfordern von Pendenzen ebenso wie die Zusammensetzung des VR-Gremiums inklusive der Einleitung von personellen Veränderungen. FLUKTUATION IM VR? Auch wenn der Verwaltungsrat jeweils nur für eine Amtsdauer gewählt wird, ist eine Wiederwahl die Regel. Verhindert dieser Modus eine natürliche Fluktuation im VR? Wie kommen Veränderungen im Sinne der Sache im VR zustande? SELBSTERNEUERUNG Das VR-Gremium überdenkt nach der Überarbeitung der Strategie die benötigten VR-Profile und verifiziert, wie weit die bestehenden Mitglieder diese erfüllen. Fehlen Erfahrungen und Kompetenzen, werden Massnahmen eingeleitet. Bei diesem Prozess steht bei einer Strategieänderung im Prinzip jede Position zur Disposition. Selbsterneuerung verlangt sehr viel Grösse, denn man muss sich auch die Grenzen der eigenen Fähigkeiten eingestehen. STATUTARISCHE ERNEUERUNGEN Viele Unternehmen kennen Einschränkungen in ihren Statuten, wie beispielsweise eine Altersgrenze, eine bestimmte Anzahl Mandate oder Ämterkumulationen. Ob die gebräuchlichen Beschränkungen ihren Zweck jeweils zur richtigen Zeit erfüllen, ist fraglich. Mir sind keine Statuten bekannt, welche Veränderungen aufgrund von suboptimalen Erfahrungen und Kompetenzen vorschreiben.

Tritt ein Verwaltungsrat von seinem Mandat zurück, ist dies wohl oft die Folge eines vorausgehenden Dissens, weniger die Einsicht, keinen Beitrag leisten zu können. Nicht immer kommt die Selbsterkenntnis jedoch zum richtigen Zeitpunkt. NICHT-WIEDERWAHL ODER ABBERUFUNG Aktionärsgruppen suchen den direkteren Einfluss auf die Strategie und stellen eigene Vertreter zur Wahl, ohne sich vorgängig mit dem «Nomination Committee» einig geworden zu sein. Oder einzelne VR-Mitglieder stehen durch Vorkommnisse derart in der Kritik, dass sie nicht mehr mehrheitsfähig sind. Dies kann zur Nicht-Wiederwahl trotz Antrag des Verwaltungsrats oder einer Abberufung führen, was der GV gesetzlich zwingend zusteht. Meistens eine persönliche Niederlage für die Betroffenen. NO ACTION Hinterfragt sich der Verwaltungsrat nicht periodisch selbst oder fühlt er sich nur als Kontrollorgan seiner Geschäftsleitung, wird er seiner gesetzlichen Verantwortung nicht gerecht. Immerhin stehen hier keine schwierigen Gespräche an. SELBSTERKENNTNIS

TRENNUNG STATT KÜNDIGUNG Unter erwachsenen, unternehmerischen Persönlichkeiten sollte das Thema «VR – ja oder nein» in einem persönlichen, sachlichen Gespräch geklärt werden können. Einem Verwaltungsrat und möglicherweise Freund zu erklären, dass man auf seine Erfahrungen und Kompetenzen zugunsten anderer verzichten möchte, empfinden wahrscheinlich viele als unangenehme Aufgabe. Ein solches Gespräch kommt de facto zwar einem Kündigungsgespräch gleich, muss aber nicht als solches empfunden werden. Es braucht Überwindung und für eine nachvollziehbare Sachlichkeit eine gute Vorbereitung. Nicht jede Strategieanpassung macht eine Neubesetzung des Verwaltungsrates nötig – zum Glück. Kontinuität in Strategie und Besetzung des obersten geschäftsleitenden Organs ist hilfreich. Offenheit und nüchterne Versachlichung bei Trennungsgesprächen ermöglichen, weiterhin Freunde zu bleiben. Hauptsache die Gespräche werden geführt, wenn es dem Unternehmen dient. CHRISTOPH HILBER Der Autor ist Betriebswirtschafter und seit 8 Jahren Headhunter mit seiner eigenen Firma P-Connect Executive Search & Recruiting mit Fokus auf Industrie (MEM), Informatik, Telekom und Positionen VR, GL/Kader www.p-connect.ch/neuigkeiten und Spezialisten. Vorgängig war er in leitenden Linienfunktionen bei NCR/AT&T, diAx und Siemens.

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Zähneputzen und Corporate Housekeeping PROTOKOLLIERUNGSPFLICHTEN Auf der einen Seite steht ein junges, innovatives KMU, das erfolgreich ein Produkt im Markt lanciert hat, auf der andern ein kaufwilliger Konzern, der Interesse am Kauf des KMU bekundet. Den drei Eigentümern und Aktionären des KMU winkt durch den Verkauf die finanzielle Belohnung für unzählige Überstunden und den geringen Eigenlohn. TEXT R O N A L D K E S S L E R

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ie Verhandlungen laufen, das Ziel ist in greifbarer Nähe, als die Due Diligence zutage fördert, dass einige Verwaltungsrats- und Generalversammlungsprotokolle sowie ein Aktienzertifikat fehlen. Das Fehlen von Geschäftsunterlagen als Stolperstein? Weshalb soll ein Protokoll erstellt werden, wenn die drei Eigentümer, die zugleich Aktionäre und Verwaltungsräte sind, sich auch bei einem Kaffee über die Geschäftsstrategie oder die Verwendung des minimalen Gewinns einigen konnten? Gemäss Art. 702 und 713 OR ist Protokoll über die Generalversammlungen und Verwaltungsratsbeschlüsse einer Aktiengesellschaft zu führen. Zu protokollieren sind dabei nicht nur die Verwaltungsratsbeschlüsse, sondern zusätzlich die Verhandlungen selbst – selbst dann, wenn der Verwaltungsrat nur aus einer Person besteht. Noch entscheidender sind Protokolle über die Beschlüsse der Generalversammlung, da diese als oberstes Organ der Aktiengesellschaft über die grundlegenden, unübertragbaren Befugnisse Beschlüsse fasst (Art. 698 OR). Der potenzielle Käufer des KMU möchte Gewissheit haben, dass die grundlegenden Entscheide der Generalversammlung, aber auch die Beschlüsse des Verwaltungsrates, gültig gefasst und korrekt umgesetzt wurden. Die drei jungen Eigentümer unseres KMU hatten im letzten Jahr die Aktien eines Mitgründers der Aktiengesellschaft übernommen. Das Original seines Aktienzertifikats der Namenaktien Nr. 256 bis 500 war nicht mehr auffindbar, was ihnen weiter keine Sorge bereitete. Es war ihnen ja allen klar, welche Aktien sie übernehmen würden. Die Übertragung von Namenaktien erfordert aber nicht nur ein gültiges, obligatorisches Grundgeschäft (z.B. einen Kaufver-

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Mit dem mit Corporate Housekeeping ist es wie mit dem Zähneputzen: Man weiss, man sollte, aber nur wenige tun es mit der nötigen Sorgfalt. Bild: depositphotos, kues

trag), sondern auch die Übergabe der Aktie (Aktienzertifikat) sowie eine Indossierung. Zudem ist die Änderung im Aktienbuch vorzunehmen und der neue Aktionär aufzuführen. Aktienzertifikate werden rechtlich den entsprechenden Einzeltiteln gleichgestellt. Klar, dass ein nicht rechtsgültig übertragenes Namenaktienzertifikat dem kaufwilligen Konzern einige Sorge bereiten muss. Dass die drei Aktionäre als Eigentümer im Aktienbuch eingetragen waren, ändert daran nichts: Der Eintrag im Aktienbuch hat bloss deklaratorische Bedeutung. Er bewirkt nicht den Übergang der Aktien, sondern setzt diesen voraus. PFLICHTVERNACHLÄSSIGUNG WIRD TEUER Corporate Housekeeping nennt man die Aufgabe der Organe, namentlich des Verwaltungsrats, für die ordentliche Erledigung ihrer gesellschaftsrechtlichen Pflichten und deren Dokumentation besorgt zu sein. Bei kleineren Unternehmen verhält es sich mit Corporate Housekeeping wie mit dem Zähneputzen: Man weiss, man sollte, aber nur wenige tun es mit der nötigen Sorgfalt und Häufigkeit. Dabei sind die Folgen einschnei-

dender als Zahnschmerzen. Geht beispielsweise ein Aktienzertifikat verloren, muss es grundsätzlich gerichtlich für kraftlos erklärt werden, bevor der Eigentümer seine daraus abgeleiteten Vermögens- und Mitgliedschaftsrechte gegenüber der Aktiengesellschaft wieder geltend machen kann. Das hätten die drei Aktionäre bei der Aktienübernahme von ihrem Mitgründer bedenken und die Situation bereinigen müssen. Für die Kraftloserklärung verlangt das Gesetz zum Schutz des Schuldners der Forderung und eines möglichen Eigentümers des Wertpapiers zuvor einen öffentlichen Aufruf. Kraftloserklärungen sind kostspielig und zeitaufwändig. Noch aufwändiger ist es jedoch, eine solche Situation im Nachhinein bereinigen zu müssen. Und wirklich kostspielig kann es dann werden, wenn der kaufwillige Konzern von seinem vorteilhaften Kaufangebot absieht oder dieses erheblich reduziert, weil er aufgrund des nachlässig geführten Corporate Housekeeping das Vertrauen in das KMU verliert. Die drei jungen Unternehmer müssten teures Lehrgeld bezahlen. Vermeiden Sie eine solche Situation und kümmern Sie sich um ihr Corporate Housekeeping. DER AUTOR Ronald Kessler, lic. iur., MBA, Rechtsanwalt, ist Partner der Anwaltskanzlei Zulauf Partner in Zürich. Er ist tätig im Wirtschaftsrecht und spezialisiert auf Finanzierungen. ronald.kessler@zulaufpartner.ch, www.zulaufpartner.ch


FÜR UNTERWEGS

Wirtschaft der Zukunft BUCHTIPP Oliver Fiechter und Philipp Löpfe sind überzeugt: Der Kapitalismus hat ausgedient. Geldgier und Egoismus haben uns in eine Krise gestürzt, aus der wir nur hinausfinden, wenn wir uns mithilfe digitaler Technologien neu organisieren. TEXT A N O U K A R B E N Z

Bild: Depositphotos, michelangelus

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wurde mit der Erfindung der Dampfmaschine eine industrielle Revolution entfacht. Etwa hundert Jahre später folgte die Eisenbahn, womit Exporte auch über weite Landstrecken möglich wurden. Jahrhunderte danach schlug die Zeit der Informations- und Kommunikationstechnologie, die Medien veränderten sich, das Internet wurde erfunden und die ganze Welt mit Computern überschwemmt. Heute steuern wir auf eine neue Zeit zu. Oliver Fiechter und Philipp Löpfe sprechen in ihrem Buch: «Aufstieg der digitalen Stammesgesellschaft – Die neue grosse Transformation» von einer Zeit der Robotik und der künstlichen Intelligenz, der Nanound Biotechnologie und des Internet of Things. Wie es weitergeht, ist ungewiss. Die Roboter werden immer intelligenter, schlagen die Menschen selbst in Disziplinen wie Kreativität und Intuition, was bisher undenkZU DEN AUTOREN Oliver Fiechter, Ökonom, Inhaber des Internetportals Moneycab und Buchautor, zählt zu den Vordenkern der Ökonomie 3.0 und ist Mitglied der Clinton Global Initiative, die sich der Bekämpfung von AIDS verschrieben hat. Philipp Löpfe ist Wirtschaftsjournalist bei «Watson». Zuvor war er unter anderem Chefredaktor des Tages-Anzeigers und des SontagsBlicks. 2012 und 2015 wurde er vom Schweizer Journalist zum Wirtschaftsjournalisten des Jahres gewählt. Oliver Fiechter und Philipp Löpfe, September 2016, Verlag Neue Zürcher Zeitung. 240 Seiten, 38 Franken. ISBN 978-3-03810-190-1 Beziehbar unter: www.nzz-libro.ch

bar gewesen wäre. Manche freuen sich auf eine digitalisierte Zukunft, andere fürchten sich vor der zunehmenden Abhängigkeit von Maschinen. Wiederum andere konzentrieren sich lieber auf die Probleme von heute – davon gibt es schliesslich genug. Der Nationalstaat befindet sich in der Krise, die Banken ebenfalls. Die Märkte sind übersättigt; das aggressive Streben nach Profit führt zu einem Ausbeutungswettbewerb. Für Fiechter und Löpfe ist klar: «In einer begrenzten Welt kann es nicht unbegrenztes Wachstum geben.» Wir leben in einem Land mit grossem Wohlstand, sind aber unglücklich und erschöpft. «Wir hängen am Konsum wie der Junkie an der Nadel», schreiben Fiechter und Löpfe. Währenddessen werden die Ressourcen knapper und der Klimawandel immer spürbarer. Die Politik findet keine Antworten mehr und lässt kaum Veränderungen zu. Führt da ein Weg hinaus? DIGITALISIERUNG ALS LETZTE HOFFNUNG Fiechter und Löpfe meinen: Ja. Die beiden nehmen sich segmentäre Gesellschaften zum Vorbild, wo Gleichheit und Gegenseitigkeit stark verinnerlichte Werte sind. Was Stammesgesellschaften jedoch fehle, sei die Geschichte. Sie verzichteten auf kulturelle Vielfalt und Fortschritt. Die Digitalisierung mache es grundsätzlich möglich, eine moderne Tauschgesellschaft einzuführen. Jedoch nur, wenn man es schaffe, die Sozialstruktur und die politische Organisationsform früherer Stammesgesellschaften mit den technischen Errungenschaften der Gegenwart zu verbinden. Wenn der Kapitalismus etwas Gutes hervorgebracht habe, dann seien das neue Technologien, denn diese veränderten die Wirtschaft bereits heute: Bankkunden treffen ihre Anlageentscheide zunehmend selb-

ständig, Peer-to-Peer-Lending und Crowdfunding bringen die Banken in Bedrängnis. 3D-Drucker könnten die gesamte Logistikbranche auf den Kopf stellen und Softwares das Steuer unserer Autos übernehmen. «CYBERTOTALITÄRE» UND «DIGITALE MAOISTEN» Das Pendel könnte aber auch auf die andere Seite ausschlagen, wenn kein gesellschaftlicher Wandel stattfindet, warnen die Autoren. Die Kluft zwischen der sogenannten «Techno-Elite» und dem «Arbeitsproletariat» – wie die beiden die Gesellschaftsschicht taufen, welche nicht in der Lage sein wird, die Maschinen zu bedienen – werde immer grösser und sichtbarer. Das sei gefährlich: «Ungleichheit zerstört die Gesellschaft von Innen heraus.» Es brauche daher eine Gesellschaftsform, die keinerlei Anreize schaffe, Reichtum zu akkumulieren. Ihre Vision geht in Richtung «Wikipedia». Arbeit könnte dabei nicht nur mit Geld entlöhnt werden, sondern beispielsweise mit einem Zugang zu Ressourcen oder individueller Bedürfnisbefriedigung. LOHNENSWERTE UND INSPIRIERENDE LEKTÜRE Fiechter und Löpfe verbinden die aktuelle digitale Transformation mit ethnologischen und wirtschaftlichen Aspekten. In ihrem Buch stellen sie die mutige These auf, dass dank der Digitalisierung eine neue Wirtschaftsordnung möglich ist, wenn die Gesellschaft bereit ist, sich zu verändern. Anhand von Studien und der neuesten Literatur zeigen sie in zehn Kapiteln auf, wie sich die Wirtschaft entwickelt hat, was sich heute alles verändert und was in der Zukunft möglich ist. Das Buch zeugt von einem fundierten Wissen und einer bemerkenswerten Weitsicht. Inspirierend! Nr. 11 2016 | UnternehmerZeitung

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EUROPA

Furcht vor hartem Brexit GROSSBRITANNIEN Premierministerin May hat angekündigt, dass sie das Austrittsgesuch aus der EU spätestens Ende März 2017 stellen wird. Die britische Wirtschaft fürchtet den Ausstoss aus dem EU-Binnenmarkt und der Zollunion. TEXT P E T E R S T Ä U B E R , L O N D O N

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uf der Jahreskonferenz der Konservativen Partei hat Premierministerin Theresa May erstmals genauer dargelegt, wie sie sich den Austritt Grossbritanniens aus der Europäischen Union vorstellt. Dabei hat sie angedeutet, dass sie sich für einen klaren Bruch mit den Institutionen der EU einsetzen wird – also für einen «harten» Brexit. NICHT MEHR UNTERORDNEN Das heisst unter anderem, dass der Kontrolle der Einwanderung eine höhere Priorität eingeräumt wird als dem Verbleib im europäischen Binnenmarkt. Zwar wolle sie den britischen Unternehmen die grösstmögliche Freiheit geben, mit dem Rest Europas Handel zu treiben, sagte May in ihrer Rede. «Aber wir verlassen die Europäische Union nicht, um erneut die Kontrolle über die Immigration aufzugeben», fuhr sie fort, «und wir verlassen sie nicht, nur um uns wieder der Rechtsprechung des Europäischen Gerichtshof unterzuordnen.» May gab auch mehr Details über den

Zeitplan bekannt: Die britische Regierung werde spätestens im März 2017 das offizielle Austrittsgesuch stellen. Ab dann wird Grossbritannien zwei Jahre Zeit haben, um die Verhandlungen abzuschliessen. Das bedeutet, dass das Land voraussichtlich 2019 nicht mehr Teil der EU sein wird. Für nächstes Jahr plant die Regierung eine sogenannte «Great Repeal Bill», ein «grosses Aufhebungsgesetz», mit dem zunächst alle EU-Vorschriften ins britische Recht übertragen und dann sukzessive aufgehoben werden. «DREI BLINDE MÄUSE» Die Reaktion auf Mays Ankündigung, dem freien Handel mit den EU-Staaten weniger Bedeutung beizumessen als Migrationskontrollen, führte zu heftiger Kritik seitens des bedeutenden pro-europäischen Flügels der Tories. Die ehemalige Bildungsministerin Nicky Morgan sagte, dass der mögliche Austritt aus dem Binnenmarkt ein grosser Fehler sei und der Wirtschaft schaden würde. Nick Herbert, der während

der Referendumsdebatte die konservative «Remain»-Kampagne geleitet hatte, richtete sein Feuer auf die drei Minister, die neben May hauptverantwortlich für die Austrittsverhandlungen sein werden: Aussenminister Boris Johnson, Brexit-Minister David Davis und Liam Fox, der als Minister für Internationalen Handel ebenfalls eine wichtige Rolle in den Verhandlungen spielen wird. Herbert verglich sie mit den «drei blinden Mäusen» aus einem englischen Kinderlied. «Konservative sollten sich hüten vor einem Brexit-Fundamentalismus», schrieb er in einem Zeitungskommentar und forderte die Regierung auf, einen Weggang von Banken aus der City of London zu verhindern. FINANZSEKTOR IST BEUNRUHIGT Tatsächlich stösst ein harter Brexit insbesondere im Finanzsektor auf Ablehnung. Allein schon die Tatsache, dass darüber geredet werde, erhöhe die Verunsicherung und habe zur Folge, dass Unternehmen jetzt Pläne für den Abzug aus Grossbritannien

Der Test hat begonnen BEDINGUNGSLOSES GRUNDEINKOMMEN Ab Januar erhalten 2000 zufällig ausgewählte arbeitslose Finnen zwei Jahre lang ein bedingungsloses Grundeinkommen. Die Regierung will damit das Verhalten der Empfänger untersuchen. Daher ist die Teilnahme auch nicht freiwillig. TEXT A N D R É A N W A R , S T O C K H O L M Finnland wagt das Experiment.

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s könnte den Sozialstaat und gängige Prinzipien vom Fördern und Fordern grundlegend umkrempeln. In der Schweiz ist die Idee vom bedingungslosen Grundeinkommen im Juni bei einer Volksabstimmung gescheitert. Unbeirrt davon wollen die Finnen mit ihrer Version im Januar ernst machen.

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TEILNAHME IST NICHT FREIWILLIG Eine landesweite Einführung wird es nicht geben. Doch nach langem hin und her und vielen durchgespielten Szenarien bei der staatlichen Volksrentenanstalt Kela hat sich die Regierung in Helsinki dazu entschlossen, 2000 arbeitslosen Bürgern zwei Jahre lang 560 Euro – umgerechnet 609 Franken –

Bild: Depositphotos

monatlich auszuzahlen. Das Geld ist steuerfrei und an keinerlei Bedingungen geknüpft. Die Bürger werden zufällig ausgesucht. Wer ausgewählt wird, muss mitmachen. Zwischen 25 und 58 Jahren sollen die Probanden sein. Sie müssen bislang Arbeitslosenhilfe erhalten haben. Arbeitssuchende, die bereits höhere Sozialleistungen erhalten,


«Byebye Europe!» Theresa May bereitet der Wirtschaft Sorgen: Einwanderungskontrollen räumt sie höhere Priorität ein als der Teilnahme am Binnenmarkt.

Bild: Keystone

machen, sagte der Vorsitzende der Grossbank Barclays John McFarlane gegenüber der «Financial Times». Laut einer Umfrage der Wirtschaftsprüfungsgesellschaft KPMG erwägen drei Viertel der britischen Firmenchefs, einen Teil ihres Geschäfts ins Ausland zu verlagern. Auch Jens Weidmann, Präsident der Deutschen Bundesbank, meinte, dass ein Ausstieg aus dem Binnenmarkt den Status Londons als inter-

nationaler Finanzplatz gefährden würde: Die in Grossbritannien ansässigen Banken verlören ihre sogenannten Passporting Rights, also das Recht, im gesamten Markt zu operieren und London so als Zugangstor zu Europa zu benutzen. Schatzkanzler Philipp Hammond jedenfalls erwartet eine längere Zeit der Turbulenzen: Solange nicht klar ist, welches Abkommen Grossbritannien mit der EU

schliessen wird, werde die Zuversicht der Unternehmen und der Verbraucher fluktuieren, sagte er in einem Interview mit der BBC. Aufgrund dieser Unsicherheit hat er das Ziel seines Vorgängers George Osborne, bis im Haushaltsjahr 2019/20 einen Haushaltsüberschuss zu erreichen, aufgegeben. Der Staat müsse bereit sein, mehr Geld auszugeben, um die Wirtschaft zu stützen, sagte Hammond.

sind von dem Auswahlverfahren ausgeschlossen. Das Grundeinkommen soll keine Bestrafung sein. Wenn die Bezieher dieses bedingungslosen Grundeinkommens eine Arbeit annehmen, erhalten sie das Grundeinkommen weiter. Bislang wurde ihnen das staatliche Geld dann gekürzt. So soll der Anreiz bei Arbeitssuchenden, sich wirklich eine Stelle zu suchen, erhöht werden. Zudem fällt der personalaufwendige Kontrollapparat des Arbeitsamtes ganz weg. Niemand muss Bewerbungen schreiben und sich bei Einstellungsgesprächen und regelmässigen Terminen im Arbeitsamt einfinden.

angenommen. Die Wahlen im April 2015 gewann er, weil er versprach, Finnland wie ein Unternehmen zu führen und es so aus seiner tiefen Wirtschaftskrise zu befreien. Auf den ersten Blick passt das Experiment da nicht ganz hinein. Auf den zweiten Blick schon. Es geht um Freiwilligkeit, um die Verantwortung des Einzelnen und um weniger Arbeitsamt beziehungsweise Staat. Zudem ist in Finnland die Links-Rechts-Schere in den Köpfen der Bürger etwas weniger ausgeprägt als andernorts. Es gehe vor allem darum, wissenschaftlich genaue Erkenntnisse über die Auswirkungen des Mitbürgergehaltes zu ermitteln, heisst es denn auch nüchtern aus Helsinki. Sollte das Experiment positive Auswirkungen haben, schliesst Helsinki eine Ausweitung nicht aus. Laut Umfragen ist die Mehrheit des Volkes für die Einführung eines Grundlohnes für alle.

REGIERUNG ENTSCHEIDET SICH FÜR GÜNSTIGE VARIANTE Die Volksrentenanstalt Kela hatte der Regierung mehrere Versuchsmöglichkeiten angeboten. Eigentlich hatten die Kela-Experten wohl darauf gehofft, eine grössere Gruppe mit einem höheren Grundeinkommen testen zu können. Ein Grundprinzip des bedingungslosen Mitbürgerlohnes wird im anstehenden Experiment so auch ganz weggelassen. Denn eigentlich sollten ihn auch Bürger erhalten, die nicht arbeitslos sind. Doch das wäre deutlich teurer geworden. Die Regierung hat sich für eine der sparsameren Testversionen entschieden. Aber das ist besser als nichts. Denn tatsächlich gibt es bislang kaum wissenschaftlich sichere Erkenntnisse über das Verhalten von Individuen im Arbeitsmarkt bei der Auszahlung eines bedingungslosen Einkommens.

VERHALTEN DER MENSCHEN SOLL UNTERSUCHT WERDEN Ausgerechnet Finnlands rechtsliberaler Ministerpräsident, der ehemalige Grossunternehmer Juha Sipilä, hat sich dieser Idee

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INTERNATIONAL

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Geschäfte gemäss Allah HALAL-HYPE Um in bevölkerungsreichen muslimischen Ländern wie Indonesien und Malaysia Kunden zu gewinnen, entwickeln westliche Unternehmen neue Produktlinien, die den Regeln des Islams entsprechen. Doch der Halal-Trend ruft auch Kritik hervor. TEXT M A T H I A S P E E R , B A N G K O K

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er es mit seinen Produkten in die Filialen der malaysischen Handelskette Mydin schaffen möchte, braucht dafür erst die Erlaubnis islamischer Glaubenswächter. Ausnahmslos alle verkauften Produkte sind halal – also mit den Vorschriften des Islam vereinbar. Das Konzept kommt bei der Kundschaft gut an: «Ich muss hier nicht auf jedes Etikett schauen, um zu wissen, was ich kaufen kann», sagt eine junge Kundin, die in Jeans und Kopftuch in das Geschäft kommt und sich nach der schariakonformen Gesichtscreme umsieht. «Ich vertraue dem Laden.» AUFSTIEG DER MITTELSCHICHT Mit dem wirtschaftlichen Aufstieg einer konsumfreudigen Mittelschicht in Ländern wie Malaysia und Indonesien – dem mit mehr als 250 Millionen Einwohnern bevölkerungsreichsten muslimischen Staat der Welt – hat das Geschäft mit Halal-Produkten sein früheres Nischendasein längst verlassen. Die Organisation International Trade Centre beziffert allein im Segment der Halal-Nahrungsmittel die jährlichen Umsätze auf mehr als eine Billion Dollar (980 Milliarden Franken). Weiteres Wachstum scheint garantiert zu sein: Keine Weltreligion gewinnt so stark an Bedeutung wie der Islam. Die Zahl seiner Anhänger soll laut Prognosen von 1.6 Milli52

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arden im Jahr 2010 auf 2.8 Milliarden im Jahr 2050 rasant zunehmen. WEDER ALKOHOL NOCH SCHWEINEFLEISCH Der Trend beschäftigt immer häufiger auch Konzerne aus dem Westen, die bislang mit den Vorschriften der Scharia kaum in Berührung kamen. Der Chemiekonzern BASF liess mehr als 140 Inhaltsstoffe für Körperpflegeund Reinigungsprodukte nach einem Halal-Standard zertifizieren. «Wir sehen, dass Halal-Produkte mehr und mehr nachgefragt werden», sagt Dirk Mampe, kommerzieller Leiter Kosmetikprodukte bei BASF Europa. «Darauf stellen wir uns ein.» Für das Zertifikat muss er garantieren, dass seine Produkte keinesfalls mit Alkohol oder Schweinefleisch in Berührung kommen. Verarbeitete Tiere müssen zudem nach muslimischer Tradition geschlachtet worden sein. GESETZE VERSCHÄRFT Dass sich Unternehmen zunehmend mit Halal-Produktlinien befassen, liegt auch an einer verschärften Gesetzeslage. In Indonesien beschloss das Parlament, dass sämtliche Produkte aus den Bereichen Lebensmittel, Getränke, Arzneimittel, Kosmetik sowie chemische und biologische Güter künftig eine Halal-Zertifizierung durchlaufen müssen. Was nicht als halal eingestuft wird, soll dementsprechend gekennzeichnet werden.

«Es ist auf jeden Fall von Vorteil, wenn man nachweisen kann, dass das eigene Produkt halalkonform ist», sagt Jan Rönnfeld, Leiter der deutschen Aussenhandelskammer in Jakarta. «Das eröffnet zweifelsohne mehr Chancen am Markt.» ANFEINDUNGEN DURCH ISLAMKRITIKER Das Potential sieht auch der fränkische Stifthersteller Schwan-Stabilo: Dessen Kosmetiksparte arbeitet als Zulieferer für Marken wie L›Oréal und Procter & Gamble. Im Angebot sind neuerdings Eyeliner und Lippenstifte mit Halal-Zertifikat. Jörg Karas, Leiter des Geschäftsbereichs, hält es für möglich, dass nach Indonesien auch andere muslimische Länder Zertifizierungen anfordern werden. Seine Firma sei dafür gut positioniert, hiess es in einer Mitteilung vom August. Doch auf den Halal-Trend aufzuspringen, birgt für die Unternehmen auch Risiken: In Österreich nahm die Supermarktkette Spar nach heftigen Anfeindungen durch Islamkritiker Halal-Fleisch aus den Regalen. Die Gegner des Produktes argumentierten mit dem Tierschutz – obwohl die umstrittene Praxis des betäubungslosen Schlachtens in dem Fall gar nicht angewandt wurde. Konflikte gibt es aber nicht zwangsläufig. Bei BASF ist man davon bislang verschont geblieben, wie Manager Dirk Mampe bestätigt: «Wir haben keine negativen Erfahrungen gemacht.»


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WEITERBILDUNG

Führen auf Augenhöhe LATERALES MANAGEMENT Unternehmenskulturen verändern sich, Organisationsstrukturen verflachen und vieles wird abseits der formalen Hierarchie erarbeitet. Worauf müssen Führungskräfte ohne Vorgesetztenfunktion achten, um erfolgreich lateral führen zu können?

ANSPRÜCHE VEREINEN

Chef Führen nach oben

TEXT J Ü R G E N A . B A U M A N N Laterales Führen Kollegen

Laterales Führen Projektgruppe

Führen des Teams

Von oben herab: Ein grosser Altersunterschied kann die Machtstruktur bereits vorgeben. Wichtig ist, vorhandene Unterschiede wertzuschätzen und als Chance zu sehen.

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rojekte, Arbeitsgruppen, Kollegen, interdisziplinäre Teams und Prozesse werden häufig von Personen geführt und verantwortet, die keine formale Führungsfunktion mit direkter Weisungsbefugnis innehaben. Wenn dabei Kollegen führen, bewegen sie sich oft im Umfeld einer Matrixorganisation. Ähnlich ist es bei Projektleitenden, die ständig gefordert sind, eine Grätsche zwischen Linie und Projekt zu schaffen. Da die Projektarbeit zunimmt und die Hierarchien immer flacher werden, gewinnt das laterale Management an Bedeutung. Damit ist das Führen, Entscheiden und Zusammenarbeiten auf Augenhöhe gemeint. FÜHREN OHNE WEISUNGSBEFUGNIS Der wesentliche Unterschied zwischen hierarchischer und lateraler Führung ist die fehlende Weisungsbefugnis. Wichtige Instrumente der Führung fallen weg oder sind nur eingeschränkt einsetzbar, wie zum Beispiel Ziele setzen, anordnen, entscheiden oder kontrollieren. Meist haben diese wenig Einfluss auf die personelle Führung, die Rekrutierung, die Zusammensetzung von

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Teams, die Belohnung von Mitarbeitenden oder die Beendigung von Dienstverhältnissen. Führungskräfte ohne Vorgesetztenfunktion verfügen also häufig über eine eingeschränkte formale Autorität, da sie nicht auf Sanktions- oder Belohnungssysteme zurückgreifen können. Daher ist ihre Positionsmacht eingeschränkt. In ihrem Umfeld begegnen ihnen oft unklare Kompetenzbereiche, Zielwidersprüche, die Zusammenarbeit mit mehreren Chefs und der Umgang mit Widerstand und Entwicklung. Die Erfahrung zeigt, dass sie häufig einem extrem anspruchsvollen Umfeld ausgesetzt sind, obwohl sie dafür weniger FormalPower in ihrem Rucksack mitbringen. Man könnte deshalb sagen, dass Führungskräfte ohne Vorgesetztenfunktion hinsichtlich ihrer Aufgabenerfüllung ein gewichtiges Handicap haben. Die Herausforderung besteht deshalb darin, möglichst die gesamte Klaviatur positionsunabhängiger Macht so gut wie möglich hinauf und hinunter zu spielen. Zur positionsunabhängigen Macht zählen die Expertenmacht, die Beziehungsmacht, die Informations- und Wissensmacht sowie die persönliche Macht. Es geht insbesondere

darum, mittels Fach-, Methoden-, Sozialund Selbstkompetenz Einfluss zu nehmen. WECHSELNDE ROLLEN Führung kann grundsätzlich als Versuch bezeichnet werden, andere Menschen zu beeinflussen. Um alle Hauptaufgaben in der Führung wahrzunehmen, geht es darum, nicht nur fachliche Aspekte zu beachten, sondern auch strukturelle, menschliche und zukunftsgerichtete. Die Rollen wechseln dabei – und zwar von der Hauptrolle des Experten über die des Managers und Leaders bis hin zu der des Entwicklers. Dieser versucht alle anderen Bereiche zu verbessern. In der Führung ohne Vorgesetztenfunktion geht es vor allem darum, einerseits alle Nischen und Gestaltungsspielräume zu nutzen und andererseits umso mehr durch ein jeweils passendes Rollenverhalten zu überzeugen. Denn je passender oder kongruenter die Funktionsbereiche bzw. Aufgaben mit den jeweiligen Rollen bekleidet werden, umso effektiver kommt Führung an. VERSCHIEDENE ANSPRÜCHE VEREINEN Zunächst gilt es, die fehlende Weisungsbe-


ANSATZPUNKTE LATERALER FÜHRUNG GEWALTFREIE KOMMUNIKATION Führung hat zu allererst mit guter Kommunikation zu tun. Gerade in heiklen Situationen oder wenn es um Rückmeldungen geht, die klar, menschlich und gezielt sein sollen, bietet sich die sogenannte gewaltfreie Kommunikation an. Dabei geht es darum, Beziehungen aufzubauen, die auf Offenheit und Empathie basieren, sodass gegenseitiges Verständnis entsteht und sich die Bedürfnisse der Einzelnen erfüllen, um eine Win-Win-Situation zu erzielen.

OFFENE INTERVENTIONEN Waldefried Pechtl war einer der ersten Organisationsberater, der dieses Thema aufgegriffen und sogenannte offene Interventionstechniken für Führungskräfte entwickelt hat. Auf der Grundlage wertschätzender Akzeptanz geht es darum, bewusst in ein Geschehnis oder in einen Prozess einzugreifen, seine Zielsetzung dabei klar zu deklarieren und die beteiligten Personen zu berücksichtigen, um ein überprüfbares Ergebnis zu erzielen. Konkret empfiehlt er zum Beispiel, Situationen zu beschreiben, unterschiedliche Ebenen aufzuzeigen oder Exponenten in Teams anzusprechen.

DIE FÜNF STUFEN DER FÜHRUNG «The good news is that your influence is greater than you know», lautet ein Zitat des Autors John C. Maxwell, der unter anderem für sein 5-Stufen-Modell bekannt ist (siehe Abb.). Die erste Stufe, die Position, fällt bei lateraler Führung zwar teilweise weg. Die gute Nachricht ist jedoch, dass es vier weitere Stufen Entwicklung der Motivation gibt, die gelebt und umgesetzt werden können und die in ihrer Wirkung gleichsam mit jedem Schritt auf der Stufe zunehmen. Ergebnisse

Respekt

Menschen folgen, weil du bist, wie du bist

Menschen folgen, weil du etwas für ihre Entwicklung getan hast

Beziehung

Menschen folgen, weil du etwas für die Organisation getan hast

Position

Menschen folgen, weil sie wollen Menschen folgen, weil sie müssen

fugnis zu akzeptieren und die Situation als Anlass zu betrachten, das eigene Führungsverständnis zu überprüfen und eventuell anzupassen (siehe Grafik). Es ist wichtig,

liche Denkweise in Vertrieb und Produktion – ernst zu nehmen. Im Miteinander geht es darum, nicht nur äusserlich zu tolerieren, sondern auch eine innere Akzeptanz herzustellen und Vorgehensweisen gemeinsam zu vereinbaren. Es gilt, vorhandene Unterschiede wertzuschätzen und diese als Chance zu sehen – gerade bei Widerständen oder bei unterschiedlichen Positionen unter Stakeholdern. Ziele sollten gemeinsam verund ausgehandelt werden. Dabei ist es wichtig, auch eigenes infrage stellen zu können, denn es gibt meist nicht nur «die» (eigene) Lösung! Es gilt, gegebene Machtstrukturen zu berücksichtigen, also eine vorhandene Projekt-, Linien- und Führungsstruktur, Expertenwissen, vorhandene Altersunterschiede usw. Bei Projekten kann es darum gehen, für bestimmte Themen bewusst die Ebene eines Steuerungsausschusses zu nutzen, um das benötigte übergeordnete Commitment zu erzielen. Ist jemand mit zwei Vorgesetzten konfrontiert, kann es wichtig sein, die Teilnahme beider im Mitarbeitergespräch einzufordern. Manchmal muss man auch bestehende Regeln ändern, um Verbesserungen zu erzielen. DER AUTOR

Grafikquellen: zVg/Bildquelle: Depositphotos, AZphoto85

unterschiedliche Interessenslagen zu erkennen, auf einen Perspektiven- und Rollenwechsel zu achten und insbesondere «lokale Rationalitäten » – wie etwa die unterschied-

Jürgen A. Baumann ist Netzwerk-Partner bei Grobner Consulting. Neben Organisationsentwicklungsprojekten leitet er verschiedenste Seminare für Führungskräfte.

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Big Brother? INTERNET- UND E-MAIL-ÜBERWACHUNG Die Überwachung von Mitarbeitenden ist grundsätzlich nicht erlaubt. Es gibt Ausnahmen. VON S T E F A N I E M E I E R - G U B S E R

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ogfiledaten sind Daten, aus denen ersichtlich ist, wer wann was getan hat. Sie sind in der Regel Personendaten im Sinne des Datenschutzgesetzes. Ihre Bearbeitung, Speicherung und Auswertung unterstehen den datenschutzrechtlichen Grundsätzen von Rechtmässigkeit, Verhältnismässigkeit, Zweckbindung und Transparenz. DATENSCHUTZ Personendaten dürfen nur bearbeitet werden, wenn dafür ein Grund

vorliegt. Im Arbeitsbereich kann sich die Arbeitgeberin regelmässig auf überwiegende private Interessen wie beispielsweise die IT-Sicherheit, die Arbeitszeit oder finanzielle Interessen berufen. Eine Einwilligung des Arbeitnehmers zur Überwachung ist nicht nötig. Aufgrund der Verhältnismässigkeit dürfen nur Daten ausgewertet werden, die für das Aufdecken von Missbräuchen geeignet sind und am wenigsten in die Persönlichkeits-

rechte der Arbeitnehmer eingreifen. Zweckbindung bedeutet, dass die Logfiledaten nur für den Zweck verwendet werden dürfen, der den Arbeitnehmern bekanntgegeben wurde. Schliesslich muss die Arbeitgeberin durch den Erlass eines Reglements oder durch vorgängige Information dem Grundsatz der Transparenz nachkommen. NUTZUNGSREGLEMENT Die Arbeitgeberin bestimmt im Rahmen

ihres Weisungsrechts, welche berufliche und allenfalls private Nutzung von Internet und E-Mail sie zulässt. Das entsprechende Nutzungsreglement wird den Arbeitnehmern in der Regel schriftlich bekanntgegeben und enthält Informationen über die Überwachung, die eingesetzten technischen Massnahmen und die Protokollierung der Daten. VERBOTENE VERHALTENSÜBERWACHUNG Das Arbeitsgesetz verbietet aus Gründen des Gesundheitsschutzes die personenbezogene Verhaltensüberwachung der Arbeitnehmer. Das Verbot gilt jedoch – gerade bei erhärtetem Missbrauchsverdacht oder festgestelltem Missbrauch – nicht

absolut. Weitere Informationen bietet der Leitfaden über Internet- und E-Mail-Überwachung am Arbeitsplatz des Eidgenössischen Datenschutz- und Öffentlichkeitsbeauftragten. www.edoeb.ch.

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Vollständig und wahr RECHNUNGSLEGUNGSRECHT Mit dem am 1. Januar 2013 in Kraft getretenen Rechnungslegungsrecht (NRLR) sind auch steuerliche und rechtliche Risiken verbunden. Wie können diese Risiken minimiert werden? T EXT G I O R G I O M E I E R U N D G I U L I A T A S I N I

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ie Rechnungslegung soll gemäss Art. 958 Abs. 1 OR die wirtschaftliche Lage des Unternehmens so darstellen, dass sich Dritte ein Urteil bilden können und erfolgt laut Art. 958 Abs. 2 OR im Geschäftsbericht, welcher die Jahresrechnung enthält, die sich aus Bilanz, Erfolgsrechnung und Anhang zusammensetzt. Als Grundlage der Rechnungslegung dient gemäss Art. 957a Abs. 1 OR die Buchführung. Diese erfasst diejenigen Geschäftsvorfälle und Sachverhalte, welche für die Darstellung der Vermögens-, Finanzierungs- und Ertragslage notwendig sind. Die Buchführung folgt im Weiteren den Grundsätzen ordnungsmässiger Buchführung (GoB) i.V.m. den Grundsätzen ordnungsmässiger Rechnungslegung nach Art. 958c OR (GoR). Gemäss Art. 957a OR sind unter anderem alle Geschäftsvorfälle und Sachverhalte vollständig, wahrheitsgetreu und systematisch zu erfassen. Zudem dürfen die Buchungen weder die GoB noch die GoR verletzen. Denn diese Grundsätze sollen die Richtig- und Vollständigkeit und damit die Glaubwürdigkeit der Buchhaltung und Jahresrechnung gewährleisten. Die richtige, vollständige und verlässliche Rechnungslegung muss gemäss Art. 958c OR das Wesentliche enthalten und vorsichtig sein. Zudem müssen bei der Darstellung und Bewertung stets die gleichen Massstäbe verwendet werUNTERNEHMER FORUM REFRESHER LUZERN Vertiefte Vermittlung der besten Themen des Jahres in Halbtagesblöcken. Sie können aus acht verschiedenen Themen vier auslesen und sich so Ihr Seminarprogramm zusammenstellen. Im gedruckten Seminarordner finden Sie die Unterlagen aller acht Themen. Die Referierenden stehen Ihnen zudem für kostenlose und vertrauliche Einzelgespräche zur Verfügung! Individueller, praxisbezogener und besser kann eine Weiterbildungsveranstaltung nicht sein. 10. bis 11. November 2016, Palace Hotel Luzern. Weitere Informationen und Anmeldung unter: www.unternehmerforum.ch

den und Aktiven und Passiven sowie Aufwand und Ertrag dürfen nicht miteinander verrechnet werden. BESONDERE ASPEKTE Ein besonderer Aspekt der NRLR ist der Anhang zur Jahresrechnung. Dieser ergänzt gemäss Art. 959c Abs. 1 OR die anderen Bestandteile der Jahresrechnung. Eines der Ziele des NRLR ist es, eine zumindest relative True-and-fair-view bzw. fair Presentation zu bewerkstelligen. Falls nicht bereits Bilanz und Erfolgsrechnung diesem Erfordernis genügen, müssen im Anhang Ausführungen gemacht werden, bspw. Angaben, Aufschlüsselungen und Erläuterungen zu wesentlichen Positionen der Bilanz und Erfolgsrechnung und Erläuterungen zu ausserordentlichen oder periodenfremden Positionen der Erfolgsrechnung, bis die relative True-and-fair-view bzw. fair Presentation hergestellt ist. Denn die Leser der Jahresrechnung müssen sich ein zuverlässiges Urteil über die wirtschaftliche Lage des Unternehmens bilden können. Relativ und nicht absolut ist die True-and-fair-view bzw. fair Presentation, weil Bildung und Bestand von Willkürreserven gemäss Art. 960a Abs. 4 OR bei den Aktiven und Art. 960e Abs. 3 und 4 OR für die Passiven weiterhin möglich sind, aber im Anhang gestützt insbesondere auf die gerade genannte Bestimmung von Art. 959c Abs. 1 Ziff. 2 OR bezeichnet und erläutert werden müssen. Ein weiterer Aspekt der Rechnungslegung bzw. Buchführung ist der belegmässige Nachweis für die einzelnen Buchungsvorgänge laut Art. 958 Abs. 2 Ziff. 2 OR. MASSGEBLICHKEIT FÜR DIE STEUERN Im Steuerrecht bildet die handelsrechtskonforme Jahresrechnung die Grundlage für die Steuertatbestandsfeststellung und Steuerbemessung und ist bspw. für die steuerliche Gewinn- und Kapitalermittlung massgeblich. Dabei spricht man vom sog. Massgeblichkeitsprinzip. Der steuerbare Reingewinn basiert primär auf dem Saldo der Erfolgsrechnung und die Steuerpflichtigen müs-

sen die unterzeichnete Jahresrechnung der Steuererklärung beilegen. Eine nicht handelsrechtskonforme Jahresrechnung kann nicht steuerliche Grundlage sein, sodass es zu einer Bilanzberichtigung mit Aufrechnungen kommen kann. STEUERLICHE UND RECHTLICHE RISIKEN Verschiedene Bundesgerichtsentscheide zeigen, dass Steuerbehörden und Gerichte in der Gesetzesanwendung strenger geworden sind. Notabene haben sich die Steuergesetze im Zusammenhang mit dem NRLR nicht geändert. Hält eine Buchung die GoR oder GoB und die weiteren Bestimmungen des NRLR nicht ein, kann hinsichtlich dieser Rechnungslegung bereits eine Falschbeurkundung oder Urkundenfälschung vorliegen. Verbucht ein Unternehmen bspw. einen Aufwand als geschäftsmässig begründet, obschon dieser privater Natur ist, ist die entsprechende Jahresrechnung bereits unwahr. Wer somit die Jahresrechnung nicht handelsrechtskonform erstellt und inhaltlich unwahre Sachverhalte erfasst, kann sich des Steuerbetrugs oder der Falschbeurkundung beziehungsweise Urkundenfälschung schuldig machen. Um solche Risiken zu reduzieren bzw. zu vermeiden, muss die Jahresrechnung im Einklang mit den Bestimmungen des NRLR und den einschlägigen steuerlichen Bestimmungen erstellt werden. DIE AUTOREN

Dr. iur. Giorgio Meier-Mazzucato ist Fachmann FRW mit eidg. Fachausweis und diplomierter Treuhand- und Steuerexperte bei der ITERA AG. Giulia Tasini ist Kauffrau mit eidg. Berufsmatur und in Ausbildung zur Betriebsökonomin FH bei der ITERA AG.

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Aufforderung zum Spiel SWISS INNOVATION FORUM Der Spieltrieb macht uns kreativer. Das diesjährige Motto «Play» darf man als Aufforderung verstehen. Am 24. November gehen die Teilnehmenden den Voraussetzungen von Innovation auf den Grund. TEXT R O M A N B R A U C H L I

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eindustrialisierung, Frankenstärke, Stagnation – rosige Aussichten sehend anders aus. Das Wort der Stunde heisst «Innovation». Leichter gesagt als getan. Erzwingen kann man Innovation nicht, aber die Ausgangsbedingungen für kreative Ideen und Geschäftsmodelle können beeinflusst werden. Gefordert ist Raum zum Experimentieren, Spiel-

SWISSTECH Im November öffnet die SWISSTECH bereits zum 18. Mal in Basel ihre Tore. Europas zentrale Messe der Zulieferindustrie steht ganz im Zeichen der Industrie 4.0. Sie zeigt, dass die grösste Exportbranche der Schweiz mit erstklassig ausgebildetem Nachwuchs die Zukunft erfolgreich anpackt. INÈS DE BOEL

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ie Welt ist im Wandel: Die Industrie 4.0 verändert die Arbeitswelt tiefgreifend. Immer komplexere Techniken erobern unseren Alltag. Jede Branche muss sich den Herausforderungen stellen. Die Schweizer Maschinen-, Elektro- und Metall-Industrie (MEM Industrie) präsentiert sich heute als ausgesprochen facettenreiche Hightech-Branche. Als grösster industrieller Sektor ist sie stark auf die Weltmärkte ausge58

Wann: 24. November 2016, 8.45 bis 17.30 Uhr Wo: Congress Center Basel Preise: 590 Franken, Studententickets für 250 Franken Anmeldung unter: registration.swiss-innovation.com Weitere Infos unter: www.swiss-innovation.com

und in welchen Arbeitsfeldern Roboter eingesetzt werden können. Die automatisierte Fabwiesen, um Neues auszu- ihre Sicht der Dinge dar, rik kennt Bazmi Husain probieren. «Spielen ist der aber auch die Wissenschaft ist vertreten. David aus nächster Nähe. Der beste Weg, um neue FäChief Technology Officer higkeiten zu erlernen und Robertson, Professor der Wharton School, zeigt, der ABB spricht über aus bestehenden Denkden Einsatz digitaler wie LEGO den Konkurs mustern auszubrechen», Technologien und die ist Dominik Isler, CEO des abwenden konnte und Swiss Innovation Forum, wieso das Unternehmen Individualisierung von überzeugt. Zumindest an heute wieder erfolgreich Massenprodukten. WelInputs dürfte es in Basel ist. Die Robotik-Professoche Bedingungen förnicht fehlen. ren Roland Siegwart und dern die InnovationskulMarco Hutter machen sich tur in Unternehmen? Die KREATIVE LEADER Gedanken darüber, welche Antwort weiss Frederick Wirtschaftsführer von Chance und Gefahr künst- Pferdt, Chief Innovation globalen Playern stellen liche Intelligenz darstellt Evangelist bei Google.

Zukunft, wir kommen!

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SWISS INNOVATION FORUM 2016

richtet und exportiert rund 80 Prozent ihrer Produkte. Auch 2016 treffen sich qualifizierte Anbieter und ein interessiertes Fachpublikum zum wichtigsten Schweizer Event für alle Akteure der Zulieferbranche. Die viertägige Messe für Werkstoffe, Komponenten und Systembau deckt den gesamten Metallund Kunststoffbereich sowie alle Wertschöpfungsstufen ab – vom Rohmaterialzulieferer bis zum Systemanbieter.

UnternehmerZeitung | Nr. 11 2016

MESSEERLEBNIS FÜR FACHBESUCHER Unter dem Motto «Ganz nah am Markt, ganz nah am Kunden» widmet sich die SWISSTECH dieses Jahr den zentralen Themen Innovation und Branchenvielfalt. Rund 440 Aussteller präsentieren zahlreiche Lösungen und Trends zur Industrie 4.0. Unter anderem gibt es eine Sonderschau zum 3D-Printing. Parallel findet in Basel die PRODEX statt, die Internationale Fachmesse für Werk-

AUSTAUSCH UND WETTBEWERB In Workshops lassen sich Themen vertiefen. In kleinen Gruppen übt man den Praxistransfer. Für Anschaulichkeit sorgt auch die «Future Expo»: Rund vierzig Startups stellen sich vor. Wettbewerb ist auch ein Innovationsfaktor. Darum passt der Swiss Technology Award 2016 ans Innovationsforum, der heuer zum 28. Mal vergeben wird.

SWISSTECH 2016 15. BIS 18. NOVEMBER 2016 Dienstag bis Freitag von 9 bis 17 Uhr, Messe Basel, Messeplatz, 4058 Basel, Tagespreise: 25 Franken, Online Ticket mit Registrierung: gratis unter www.swisstech-messe.ch. www.swisstech-messe.ch

zeugmaschinen, Werkzeuge und Fertigungsmesstechnik. Zusammen bilden die beiden Messen das Schweizer MEM -Highlight 2016. JUNGPROFIS ZEIGEN IHR KÖNNEN Bereits Tradition hat der Nachwuchstag der MEM-Industrie: Er findet am ersten Tag statt und bietet Jugendlichen von Fachhoch- und Berufsfachschulen sowie Lehrlingen aus Industriebetrieben die Möglichkeit, sich zu informieren und mit Profis auszutauschen. Die Verbände SWISSMEM und SWISS-

MECHANIC richten dieses Jahr wieder die Schweizer Berufsmeisterschaft in den Berufen Automatiker/in EFZ , Elektroniker/in EFZ und Konstrukteur/in EFZ aus. Jungprofis zeigen während der Messetage live, dass sie hervorragend qualifiziert sind und mit modernen Technologien umgehen können. Die Schweizermeister und damit Goldmedaillengewinner an der SWISSTECH 2016 und PRODEX 2016 qualifizieren sich in diesen Berufen direkt für die «WorldSkills Abu Dhabi 2017».


10 FRAGEN AN

«Ich stehe voll und ganz hinter unseren Produkten» LUCA GOETZ Inhaber und Managing Director DLD Trading AG Bild: zVg

Warum sind Sie Unternehmer geworden? Bereits in jungen Jahren habe ich gemerkt, dass es langfristig für mich nicht das Richtige ist, in einem Angestelltenverhältnis zu arbeiten. Ich wollte mein eigener Chef sein und voll und ganz hinter dem Unternehmen und den Produkten stehen können. 1989 gründeten mein Geschäftspartner Daniele Varnai und ich die Import-Firma DLD Inter Trading. Damals beschäftigten wir uns mit dem Import und Vertrieb von BaseballProdukten. Wenig später machten wir uns auf die Suche nach weiteren Nischenprodukten mit hohem Entwicklungspotenzial. Mit unserem ersten Exklusiv-Vertrag mit der Deckers Outdoor Corporation sicherten wir uns 1990 die Vertriebsrechte für die Sportsandalen und Outdoor-Produkte von Teva für den gesamten schweizerischen Markt. Wenn nichts unmöglich wäre, was wäre Ihr Traumjob? VW-Bus T1-Rennfahrer. Was mögen Sie nicht an Ihrer Branche? In unserer Branche ist es typisch, dass zu viele Leute schauen, was die anderen machen. Anstatt die Sache selbst in die Hand zu nehmen und das Potenzial auszuschöpfen, beklagen sie sich lieber.

ZUR PERSON Unternehmen: DLD Trading AG Position: Inhaber/Managing Director Werdegang: Bank, Versicherung, Entwicklungshilfe, Gründung DLD Ausbildung: Kaufmännische Ausbildung Liebste Hobbies: Sport, VW-Bus T1, guter Wein, Reisen, Musik

An welches Ereignis in Ihrer Karriere erinnern Sie sich am liebsten? An unsere Geschäftsausflüge nach Ibiza: Zu unserem 20- sowie 25-jährigen Jubiläum haben wir die ganze Belegschaft für vier Tage nach Ibiza eingeladen. Ich erinnere mich aber allgemein sehr gerne an Geschäftsreisen – davon gibt es einige. Was war Ihr grösster Fehlentscheid? Da fällt mir nichts Folgenschweres ein. Die erweiterte Geschäftsleitung besteht bei uns aus einem Gremium von sechs Personen. So versuchen wir, Fehlentscheide von Anfang an zu verhindern, was uns bisher auch immer gut gelang. Welche Persönlichkeit hätten Sie schon immer gerne einmal getroffen? Den französischen Schriftsteller Philippe Djian.

Worüber können Sie sich ärgern? Langes Warten im Stau oder beim Schlangestehen. Wie erholen Sie sich vom Stress? Ich fühle mich eigentlich nie gestresst, aber Reisen tun mir immer gut. Was zeichnet die Schweizer Wirtschaft aus? KMU, Berufslehren, der Mittelstand. KMU funktionieren zu einem grossen Teil durch ausgebildete Leute, die aus einer Berufslehre kommen. Wir haben ein sehr gutes Berufs bildungssystem in der Schweiz. Dadurch erreichen wir einen starken Mittelstand. Was wünschen Sie sich für die Schweiz? Erstens wünsche ich mir, dass die Berufslehre gestärkt wird. Sie ist meines Erachtens die Basis einer starken Wirtschaft. Unser System kann mit nur studierten Leuten, welche kaum Berufserfahrung mitbringen, nicht funktionieren. Der Fokus unserer Bildung liegt momentan leider eher auf dem Abschluss eines Gymnasiums und einer Uni – das duale System wird somit etwas untergraben. Zweitens wünsche ich mir, dass die Schweizer wieder in der Schweiz einkaufen. Die hohen Löhne bekommen wir schliesslich auch in der Schweiz. Nr. 11 2016 | UnternehmerZeitung

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KAPITALMARKT

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ANGEBOTE UMSATZSTARKES KLEINOD AN BESTER LAGE (4030) Das Unternehmen bietet professionelle und persönliche Beratung im Bereich exklusive Düfte, Pflegeprodukte und Make-up. Grosses Knowhow bezüglich genannter Produkte ist vorhanden. Gesamthaft 870 Stellenprozente – inklusive Administration – sind für das Unternehmen tätig, darunter 13 langjährige Mitarbeitende und zwei Lehrlinge. Die Organisation ist schlank und flach, der Gewinn entspricht einer Summe zwischen 500 und 780 000 Franken vor Steuern. Die Filialen befinden sich an exklusiven Standorten in der Deutschschweiz, mit entsprechender Laufkundschaft (Zentrumslagen). Perspektiven: Ertragsstarke Marktnische im Luxusbereich, mit treuer und gutsituierter Klientel. Alleinstellungsmerkmal auf dem Markt durch Produkte und Standorte. Exklusive Marken und ein neu eröffneter Standort mit hervorragender Wachstumsperspektive machen das Unternehmen zu einem attraktiven Angebot. Das Kleinod besitzt zudem ein eigenes Kosmetikinstitut mit mehreren Kabinen und einen Online-Shop (eCommerce). Die Eröffnung weiterer Filialen ist denkbar.

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METALLBAU IM HERZEN VON ZÜRICH (4367) Eine Schweisserei und Blechbearbeitung auf einem Industrieareal in Zürich mit bestehender Infrastruktur und Personal sucht einen neuen Inhaber. Das Kerngeschäft sowie die damit verbundene Auslastung (6 900 Stunden im ersten Jahr) bieten die ideale Ausgangslage für einen guten Start. Unter Nutzung des idealen Standortes, des vorhandenen Maschinenparks sowie der zur Verfügung stehenden personellen Ressourcen und Kompetenzen ist eine Erweiterung des Kundenstammes sowie des Angebotsspektrums ohne weiteres möglich. HERSTELLUNG VON HAUSHALTGERÄTEN (3738) Für dieses ertragsstarke Unternehmen in der Deutschschweiz suchen wir infolge Nachfolgeregelung einen kapitalkräftigen Käufer. Es wurde vor rund 60 Jahren gegründet und wird heute in zweiter Generation geführt. Das Unternehmen ist im Bereich Herstellung von Haushaltgeräten tätig und vertreibt hochwertige ökologische und ökonomische Produkte. Die schweizweit bekannte und bestens gepflegte Marke hat sich seit der Gründung hervorragend positioniert. Die Inhaber dieses Unterneh-

mens können auf ein schlankes aber schlagkräftiges Team mit derzeit 16 Mitarbeitenden zählen. Im vergangenen Jahr wurde ein Nettoumsatz in Höhe von rund 3.3 Millionen Franken erwirtschaftet und eine EBIT-Marge von rund 13 Prozent erzielt. Das Unternehmen verfügt über eine zweckmässige Infrastruktur. Der Verhandlungspreis für den betrieblichen Teil beträgt rund 2.9 Millionen Franken. Die Unternehmung ist zudem Besitzerin einer Betriebsliegenschaft an einer bestens erschlossenen Verkehrslage. Die Liegenschaft ist teilweise untervermietet. Der Nettowert der Liegenschaft beläuft sich auf rund 8.1 Millionen Franken. Der Verhandlungspreis für 100 Prozent der Aktien beziffert sich somit auf rund 11 Millionen Franken. Nach Unterzeichnung einer Vertraulichkeitserklärung, Zustellung eines Lebenslaufs sowie Erbringung eines Kapitalnachweises von mindestens einer Million Franken erhalten Interessenten gerne detaillierte Informationen. INFORMATIK-GESAMTLÖSUNGEN (4094) Für ein kleines inhabergeführtes Dienstleistungsunternehmen im Bereich Informatik-Gesamtlösungen

wird ein Nachfolger gesucht. Das Unternehmen entwickelt und implementiert Informatiklösungen für gewerbliche Unternehmen. Die eigenentwickelte IT-Lösung ist modular aufgebaut und zeichnet sich durch eine hohe Flexibilität aus. Das Unternehmen bietet von der Konzeption über die Software bis hin zur passenden Hardware alles aus einer Hand an. Es wurde in den Achtzigerjahren gegründet und ist nicht an den aktuellen Standort gebunden. Der Inhaber steht für eine vollständige Übergabe zur Verfügung. Die Büroräumlichkeiten sind gemietet. Nach Zustellung einer unterzeichneten Vertraulichkeitserklärung, des Lebenslaufs sowie der Erbringung eines Kapitalnachweises von 100 000 Franken erhalten Interessenten gerne Detailinformationen zum Projekt. Bitte Adressdaten angeben. GARAGENUNTERNEHMEN AM OBEREN ZÜRICHSEE (3737) Es handelt sich um ein familiär geführtes Garagenunternehmen, domiziliert am oberen Zürichsee und mit offizieller Vertretung einer europäischen Top-Marke. Aufgrund einer nicht vorhandenen familieninterner Nachfolge prüft der heutige Geschäftsinhaber den Verkauf des Unternehmens. Das Unternehmen handelt mit Neuwagen und Occasionen, besitzt einen Werkstattbetrieb und einen Showroom und verfügt über zeitgemäss konzipierte Arbeitsplätze. Rund ein Dutzend Mitarbeitende (inklusive Geschäftsführung und Lehrlinge) werden hier

beschäftigt. Das Garagenunternehmen weist einen langjährigen überregionalen Kundenstamm auf und gehört zu den Top-Marken in Europa. Der Umsatz beläuft sich auf rund 7 Millionen Franken. Die ansprechende Liegenschaft wird vor dem Verkauf in den Privatbesitz des Inhabers überführt und kann vom Käufer langfristig gemietet werden. Weitere Informationen erhalten Interessenten nach Unterzeichnung der Vertraulichkeitserklärung und einem Kapitalnachweis von mindestens einer halben Million Franken. Dem Käufer bietet sich die Gelegenheit, einen gut verankerten Familienbetrieb zu übernehmen. Je nach Vorstellungen des Käufers steht der Verkäufer für eine Einführungszeit und Übergabe zur Verfügung. GARTENBAU / TIEFBAU (4069) Für dieses Unternehmen im Bereich Gartenbau, -gestaltung und -unterhalt, Tiefbau sowie Abbrucharbeiten im Grossraum Zürich suchen wir zur Regelung der Nachfolge einen Käufer. Das Unternehmen wurde in den Achtzigerjahren gegründet, der heutige Inhaber möchte aufgrund fehlender familieninterner Nachfolge das Unternehmen veräussern. In den vergangenen fünf Jahren wurden durchschnittliche Umsätze in der Höhe von rund 3.5 Millionen Franken erwirtschaftet. Das Unternehmen beschäftigt derzeit rund 16 Mitarbeitende und ist nicht an den aktuellen Standort gebunden. Die Betriebsliegenschaft ist gemietet. Der Inhaber kann

IMPRESSUM UNTERNEHMERZEITUNG 22. Jahrgang, Die UnternehmerZeitung erscheint zehnmal jährlich im Verlag der Swiss Professional Media AG / Swiss Businesspress, Zürcherstrasse 20, CH-8952 Schlieren, Zürich; Telefon 044 306 47 00, Fax 044 306 47 11, www.unternehmerzeitung.ch, info@unternehmerzeitung.ch HERAUSGEBER Oliver Kramer, kramer@s-p-m.ch REDAKTION Steffen Klatt, klatt@unternehmerzeitung.ch; Matej Mikusik, matej.mikusik@handel-heute.ch; Inès De Boel, deboel@unternehmerzeitung.ch; Anouk Arbenz, arbenz@unternehmerzeitung.ch; Roman Brauchli, brauchli@unternehmerzeitung.ch LAYOUT UND PRODUKTION Bruno Strupler, strupler@unternehmerzeitung.ch MITARBEIT AN DIESER AUSGABE Yvonne von Hunnius, Thomas Puschmann, Annina Haller, Fredy Gilgen, Vicka Maloca, Michael von Kutzschenbach, Jia Zhong, Elke Bunge, John Dyer, Daniel Gschwend, Theo Constanda, Stefan Vogler, Hans R. Hässig, Roland F. Stoff, Daniel Biesuz, Marco Plüss, Roland Kessler, Peter Stäuber, André Anwar, Mathias Peer, Jürgen A. Baumann, Giorgio Meier, Giulia Tasini, Christoph Hilber, Stefanie Meier-Gubser, Ruedi Stricker ANZEIGENLEITUNG Felix Keller, keller@unternehmerzeitung.ch, Telefon 044 306 47 00 DRUCKUNTERLAGEN info@unternehmerzeitung.ch ABONNEMENTS UnternehmerZeitung, Postfach, 8952 Schlieren Zürich, abo@unternehmerzeitung.ch, Einzelverkaufspreis: Fr. 8.– JAHRES-ABONNEMENT Fr. 64.– Inland; WEMF-BEGLAUBIGTE AUFLAGE 2015: 27647 Exemplare, davon verkauft: 7012 PRODUKTION multiprint, Basel NACHDRUCK Nur mit Genehmigung der Redaktion und Quellenangabe © UnternehmerZeitung gestattet. Für unverlangt eingesandtes Text- und Bildmaterial wird keine Haftung übernommen. DIE UNTERNEHMER ZEITUNG IST MEDIENPARTNER VON Swiss Venture Club/ SVC Unternehmerpreis, Schweizer Unternehmerverband, Institut für Verwaltungsräte sivg, Vereinigung für Standort-Management SVSM Schweiz, SwissCleantech.ch, UnternehmerForum Schweiz, Schweizer KMU-Tag, KMUSwissEvent, Switzerland Global Enterprise, Energie-Agentur der Wirtschaft EnAW, ICT Berufsbildung Schweiz, Suisse EMEX, Award Corporate Communications®, Fachhochschule Nordwestschweiz FHNW IM VERLAG SWISS PROFESSIONAL MEDIA ERSCHEINT AUSSERDEM Zürcher KMU, das Zürcher Unternehmer-Magazin; HANDEL HEUTE, die Fachzeitschrift für den Schweizer Detailhandel; Logistik & Fördertechnik (LoFt), die Fachzeitschrift für Innovationen und Anwendungen in der internen und externen Logistik.

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UnternehmerZeitung | Nr. 11 2016


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sich auch einen Teilverkauf der einzelnen Geschäftsfelder vorstellen. Nach Zustellung einer unterzeichneten Vertraulichkeitserklärung, der Zusendung eines Lebenslaufs sowie Erbringung eines Kapitalnachweises von 300 000 Franken erhalten Interessenten gerne Detailinformationen zum Projekt. ERFOLGREICHER KÜCHENBAUER (4365) Beim Unternehmen handelt es sich um einen gut eingerichteten Produktionsbetrieb mit einem modernen Maschinenpark, die Gesamtfläche beträgt 900 Quadratmeter. Die Firma, die in der Region stark vertreten ist, wird aus gesundheitlichen Gründen sofort verkauft. In Bezug auf den Ausbau des Unternehmens verfügt dieses über viel Potential und gute Wachstumschancen. Da das Unternehmen einen hervorragenden Ruf geniesst, weist sie auch einen langjährigen Kundenstamm auf. Im Verkauf inkludiert sind auch ein Ausstellungs- und Showraum. ERFOLGREICHE ELEKTROUNTERNEHMUNG (4364) Die Elektrofirma in der Nordschweiz verfügt über zehn Mitarbeitende. Als etabliertes Unternehmen ist der Name weit bekannt – es handelt sich um die erste Adresse für alle Aufträge bei der treuen, langjährigen Kundschaft. Nach über 30 Jahren aktiver Tätigkeit möchte der Besitzer in den Ruhestand treten. Investitionssumme: nach Vereinbarung. Jetzt online Kurzexposée anfordern: KA04076

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KAFFEEMASCHINEN UND HAUSHALTGERÄTE SERVICE (4363) Der Inhaber erzielt in seinem Ein-Mann-Unternehmen einen sehr hohen Gewinn. Nun erreicht er bald das Pensionsalter und bereitet sich deshalb darauf vor, die Nachfolge für seinen Betrieb zu regeln. In den letzten zehn Jahren konnte der Inhaber sich eine solide Stammkundschaft aufbauen. Stand anfangs der Service im Vordergrund, hat sich das Geschäft in jüngster Zeit mehr und mehr zum Verkauf hin entwickelt. Mit seiner Einzigartigkeit des Express-Reparaturservices und den vornehmlich langjährigen Stammkunden bietet diese Firma einem Nachfolger enorme Chancen. Investitionssumme: 400 000 Franken. Jetzt online Kurzexposée anfordern: HT20056

GESUCHE INVESTOR ONLINE-UHREN-MARKTPLATZ (4098) Die Watchedelics.com strebt den Aufbau eines Sozialen Netzwerks an, welches es Uhrenliebhabern weltweit ermöglicht, sich miteinander zu vernetzen. Zugleich kann die Plattform als Marktplatz für eigene Kollektionen verwaltet und vermarktet werden. Seit einigen Jahren zeichnet sich ein neuer Trend bei den Sozialen Netzwerken ab, welches insbesondere auf die individuellen Interessen der einzelnen Nutzer zurückzuführen ist. So entstehen immer mehr themenspezifische Netzwerke im Sinne von Communities. Zugleich weisen Onlineshops sowie Onlinemarktplätze ein starkes Wachstum auf. Dies ist besonders auch in der Uhrenbranche festzustellen. Das Transaktionsvolumen der bestehenden On-

LACKIEREREI IM HERZEN VON ZÜRICH (4366) Eine Lackiererei auf einem Industrieareal in Zürich mit bestehender Infrastruktur und Personal sucht einen neuen Inhaber. Das bestehende Kerngeschäft sowie die damit verbundene Auslastung (9 500 Stunden im ersten Jahr) bieten die ideale Ausgangslage für einen guten Start. Unter Nutzung des idealen Standortes, des vorhandenen Maschinenparks sowie der zur Verfügung stehenden personellen Ressourcen und Kompetenzen ist eine Erweiterung des Kundenstammes sowie des Angebotsspektrums ohne weiteres möglich.

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7EITERBILDUNG 7IRTSCHAFTSINFORMATIK Auch im 2017 bieten wir wieder ein breites Spektrum an Weiterbildungsprogrammen an. Jetzt informieren: www.fhnw.ch/wirtschaft/wirtschaftsinformatik

linemarktplätze für Luxusuhren beträgt heute ca. 1.5 Milliarden Franken – Tendenz steigend. Ein globales Netzwerk verbunden mit einem entsprechenden Marktplatz verspricht deshalb ein Erfolgspotenzial. Für die Programmierung der Plattform und die Markteinführung benötigt Watchedelics.com Startkapital in der Höhe von 450 000 Franken. Neben einer Beteiligung an der geplanten Kapitalgesellschaft ist auch ein Mitwirken auf strategischer Ebene möglich. Eine kurze Videobeschreibung finden Sie hier: www.watchedelics. com/video.html. Informationen erhalten Interessenten nach Unterzeichnung der Vertraulichkeitserklärung. SUCHE EINEN SCHWEISSBETRIEB ZUR ÜBERNAHME (4358) Bin auf der Suche nach einem kleinen Handwerksbetrieb (ein bis zwei Mitarbeitende) in der

Region Zürich Mittelland und in der Zentralschweiz. Habe in den Jahren 1998 bis 2002 Anlagen- und Apparatenbauer Fachrichtung Blech bei der Sulzer AG gelernt. Derzeit bin ich als Rohrleitungsmonteur tätig. Ich beherrsche TIG, MAG, und MIG elektrisch, sowie Autogenschweissen und Löten. Ich bin ehrlich, zuverlässig, pünktlich und belastbar. TEXTILREINIGUNGSUNTERNEHMEN GESUCHT (4356) Wir suchen zur Übernahme ein Textilreinigungsunternehmen im Kanton Zürich – Region Stadt Zürich, Winterthur oder Agglomeration Zürich Nord und Ost. Das Unternehmen sollte vorzugsweise für die Reinigung von Hotelwäsche ausgerüstet sein und bereits seit mindestens zehn Jahren bestehen. Ideal wäre eine Nachfolgelösung des Inhabers.

KMU SWISS VERANSTALTUNGEN

Netzwerk und Horizont erweitern mit KMU SWISS 27.10.2016 KMU SWISS Infotable: «Die Kartause Ittingen, ihre Geschichte sowie die Bedeutung des gleichnamigen Bieres für die Schweizer Bierkultur». Heute ist die Kartause Ittingen ein Seminarzentrum mit Museen, Hotel, Restaurants und Gutsbetrieb sowie einem Heim- und Werkbetrieb für psychisch oder geistig beeinträchtigte Menschen. 08.11.2016 KMU SWISS Stammtisch: «All IP – Wenn die Ära ISDN und Analog sich 2017 dem Ende neigt», Mit dem bevorstehenden Wechsel von ISDN und Analog auf das Internet Protokoll „IP“ werden alle Verbindungen zum Telefonieren, Surfen, Mailen oder Fernsehen über das gleiche Netz laufen. All IP ist ein weltweiter, marktgetriebener Trend, der das gesamte Business-Umfeld positiv verändern wird und neue digitale Möglichkeiten mit sich bringt. 24.11.2016 KMU SWISS Infotable: «Barrierefreie Webseite – ‹Hype› oder ‹must have›?» Was bedeutet Barrierefreiheit? Welche Aspekte müssen beachtet werden? Schnellcheck für bestehende Webseiten. Web-Inhalte sollen für alle Menschen zugänglich sein. Damit auch Menschen mit Hör- oder Sehbehinderung, ältere Menschen, unerfahrene Nutzer sich zurechtfinden, hat man die Standards der Barrierefreiheit definiert. 26.–27.01. 2017 KMU SWISS SPECIALEVENT 2017: Spezial-Infotable «Bobevent in St. Moritz» (2 Tage) Bobfahren ist ein unvergessliches Erlebnis und ein besonderer Adrenalinkick. Neben dem Bobfahren sorgt aber auch das Rahmenprogramm für viel Freude und feine kulinarische Genüsse. Weitere und detaillierte Informationen finden Sie unter www.kmuswiss.ch

Nr. 10 2014 | UnternehmerZeitung

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DAS LETZTE

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Seitdem in Killwangen ein Hausbesitzer seinen noch aus den Neunzigerjahren des 20. Jahrhunderts stammenden Briefkasten aus handgewalztem original Walliser Aluminiumblech ohne Bewilligung mit giftgrüner Acrylfarbe gestrichen hat, ist jedem Bürger unseres schönen Landes klar: Es muss etwas geschehen, bevor es zu spät ist. Im Auftrag einer vom Bund unterstützten gemeinnützigen Organisation suchen wir im Rahmen eines Pilotprojekts dringend einen

Heimatschützer La Chaux-de-Fonds Die aus raumplanerischer Sicht völlig versaute Stadt La Chaux-de-Fonds breitet sich im Jura als rechtwinklig strukturierte Betonwüste über ehemals idyllischen Weiden aus. Sie eignet sich hervorragend für das Statuieren eines Exempels, um auf der Grundlage des bewährten Appenzeller Siedlungsmodells aus einer urbanen Eiterbeule eine ästhetische Perle zu machen. Folgende Aufgaben und Projekte erwarten Sie: –«HÄÄMETLI» – DER NEUE STANDARD FÜR NEUBAUTEN Unter der umsichtigen Projektleitung des ehemaligen

Leiters eines Ostschweizer Volkskundemuseums hat unsere Auftraggeberin das neue Standardhaus «Häämetli» entwickelt. Um dem berechtigten Bedürfnis der Bauherrschaften nach Individualität Rechnung zu tragen, ist die spätere Einführung einer zweiten Farbvariante vorgesehen. Ab 1. Januar 2017 wird jedenfalls keine andere Bauform in den Wohn- und Gewerbezonen mehr bewilligt. – UMSTELLEN STATT UMBAUEN Umbauten sind nicht nur massive Eingriffe ins gewohnte Ortsbild, sondern

auch mit hohen Kosten und Risiken verbunden. In der neuen Bauordnung sind Umbauten nicht mehr vorgesehen und werden demzufolge ab Inkrafttreten weder bewilligt noch stillschweigend toleriert. Im Rahmen eines neuen Dienstleistungsangebots werden die Bürger jedoch auf Anfrage und gegen Entschädigung beim Umstellen von Möbeln oder der Neupositionierung von Bildern und Leuchten beratend unterstützt. – BEDARFSGERECHTES BAUEN Unsere Auftraggeberin sieht grundsätzlich keinen zusätzlichen Raumbedarf

und hat sich zum Ziel gesetzt, die Bautätigkeit nach einer angemessenen Übergangsfrist zum Erliegen zu bringen. In Härtefällen kann gegen Einreichen eines Bedarfsnachweises und mit Zustimmung der involvierten Verbände und Behörden eine provisorische Ausnahmebewilligung für das Erstellen eines «Häämetli» erteilt werden. Bewerber/Innen mit einem nachgewiesenen mehrjährigen Aufenthalt im Appenzellerland oder Toggenburg senden ihre Unterlagen per E-Mail an unseren Zuständigen.

Stricker Consulting Weiherstrasse 4a 8594 Güttingen Tel. +41 (0)71 870 02 01 ruedi@stricker-consulting.ch

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UnternehmerZeitung | Nr. 11 2016


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