NR. 4 l 2016
KMU
DAS ZÜRCHER UNTERNEHMER-MAGAZIN
ZÜ RCH ER P IO N IE R : D IE T E R M E I E R
THE VOICE OF YELLO THEMA
INTERVIEW
UNTERNEHMEN
Immobilienwirtschaft
SVIT Zürich: Dieter Beeler
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IRNUHBAR LI K T
4 EVENTS topsoft 2016: Fachmesse für Business Software Bauen & Modernisieren: Energie findet Heim
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Das Milliardenprojekt «The Circle» aus der Luft: Am Flughafen Zürich soll bis 2019 ein einzigartiger Gebäudekomplex aus Geschäften, Hotels und Büros entstehen. Sogar ein universitäres Gesundheitszentrum wird die Greater Zurich Area beherbergen. Die urbane Architektur von Riken Yamamoto hat den Anspruch, ein zweites Zentrum Zürichs zu werden.
IM GESPRÄCH 6 SVIT Zürich: Präsident Dieter Beeler 8 –12 THEMA 8 The Circle: Airport-City mit Zukunftsvisionen
10 Industrie-Architektur: Ökologisch und schön bauen
ENERGIE 14 Soltop Schuppisser AG: Solarbranche in Sorge
UNTERNEHMEN 16 Calivero: Kolumbianische Mode in Zürich 18 DataHub Winterthur: Das Rückgrat der KMU
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ZÜRCHER PIONIERE 20 Dieter Meier: Mit coolem Elektropop zum Kultstar
LEBENSART 23 Winzer David Erb: Zürcher Weinkultur mit
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Leidenschaft
BÜCHER 25 Stadtwanderführer: Zürich einfach wandervoll
RECHT 27 Derivatemarkt: Mehr Transparenz und Stabilität
NETZWERKE Bilder: zVg/Martin Wanner (Cover) oben: zVg/Flughafen Zürich AG zVg (r.M.) zVg/Martin Wanner (r.u.)
28 ZHK : AHV plus-Initiative teuer und nutzlos 29 VZH : Rückzahlung von Ausbildungskosten 30 ZÜRICH IM BILD
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IMPRESSUM ZÜRCHER KMU – Das Zürcher Unternehmer-Magazin erscheint im Verlag SWISS BUSINESSPRESS Zürcherstrasse 20, 8952 Schlieren, Zürich, Telefon 044 306 47 00, Fax 044 306 47 11, www.unternehmerzeitung.ch, info@unternehmerzeitung.ch HERAUSGEBER Remo Kuhn, kuhn@unternehmerzeitung.ch REDAKTION Matej Mikusik, matej.mikusik@handel-heute.ch Inès De Boel, deboel@unternehmerzeitung.ch; Anouk Arbenz, arbenz@unternehmerzeitung.ch; Delia Bachmann, bachmann@unternehmerzeitung.ch; Roman Brauchli, brauchli@unternehmerzeitung.ch MARKETING Felix Keller, keller@unternehmer zeitung.ch MITARBEIT AN DIESER AUSGABE Philipp Metzler, Peter Blattner, Nicolas Facincani, Regine Sauter und Hans Strittmatter LAYOUT & PRODUKTION Bruno Strupler, strupler@unternehmerzeitung.ch DRUCK Stämpfli AG, Wölfli strasse 1, 3001 Bern NACHDRUCK Mit schriftlicher Genehmigung des Verlags und detaillierter Quellenangabe ©Unternehmer zeitung / SWISS BUSINESSPRESS; Ep: Fr. 6.– , Abo: Fr. 30.– TEXT- UND BILDMATERIAL Für unverlangt eingesandtes Text- und Bildmaterial wird keine Haftung übernommen. Im Geschäftsbereich SWISS BUSINESSPRESS erscheinen ausserdem: UNTERNEHMERZEITUNG – Fachblatt der Firmeninhaber und -Inhaberinnen in der Deutschschweiz; HANDEL HEUTE – Fachzeitschrift für den Schweizer Detailhandel; LOGISTIK & FÖRDERTECHNIK – Fachzeitschrift für Innovationen und Anwendungen in der internen und externen Logistik.
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ER V U EB NR TI KS
Digital vernetzt T O P S O F T Will ein Unter-
nehmen auch morgen Erfolg haben, kommt es um das Thema «Digitale Transformation» nicht herum. TEXT INÈS DE BOEL
Wenn die Business SoftwareMesse topsoft Ende August wieder ihre Tore öffnet, kann sie bereits ihr zwanzigjähriges Bestehen feiern. Dennoch will man im Jubiläumsjahr 2016 in die Zukunft und nicht in die Vergangenheit schauen. Im Hinblick auf die rasante digitale Entwicklung will die topsoft auch künftig eine wichtige Orientierungshilfe für Unternehmen bieten. So orientieren sich die Veranstalter bei ihren Präsentationen von IT-Lösungen und-Services eng am Bedarf von KMU. Denn: Entscheider und IT-Verantwortliche aus dem KMU-Segment bilden mit 67 Prozent die grösste Besuch-
ergruppe der Messe. Mit über 130 Ausstellern und 3 000 Fachbesuchern richtet sich die Messe an Unternehmen aller Branchen. Plattform für digitale Transformation Die topsoft hat sich in den letzten Jahren auch zur attraktiven Networking-Plattform für Firmen-Software entwickelt. IT-Spezialisten, Consultants, Reseller, IT-Journalisten und andere Exponenten der Schweizer IT-Szene besuchen die topsoft regelmässig. Unter dem Motto «Praxis statt Theorie» vermitteln Fachreferate TOPSOFT Messe für Business Software 30. und 31. August 2016 Messe Zürich, Zürich-Oerlikon Mit der UnternehmerZeitung kostenlos an die topsoft! Holen Sie sich Ihr Gratis-Messe-Ticket (Code «ts16UZ») unter: www.topsoft.ch/ ticket. Partnermesse: SuisseEMEX
Topsoft: Zwei Tage volles Programm rund ums «Digital Business».
und konkrete Fallstudien praxisnahes Fachwissen und direkt umsetzbare Impulse für den Einsatz von Business Software. Höhepunkte wie der Live-Vergleich führender ERP-Systeme beim Software-Slam, der Erlebnisfachkongress Paperless World im Bereich Dokumentenmanagement, die Sonderausstellung «Business IT:
Energie findet Heim geht die attraktive Fach- und Publikumsmesse dieses Jahr mit dem Motto «Energiewende für Hausbesitzer» an den Start.
Mit der 47. Ausgabe zeigt sich die traditionsreiche Messe einmal mehr als ideale Plattform für den direkten Kontakt zwischen Bauherren, Immobilienbesitzern und Baufachleuten. Besucher können sich in einem persönlichen Beratungsgespräch von innovativen Ideen und aktuellem Fachwissen den Weg zum Haus der Zukunft zeigen lassen. Umrahmt wird die jährliche Schweizer Baumesse in Zürich wieder mit den Bereichen Bad, Boden, Küche und der beliebten Eigenheim-Messe. Die Besucher erwartet ausserdem eine Vortrags-
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reihe zur Gebäudeerneuerung sowie das Forum Architektur. Haus der Zukunft Wie sieht das Haus der Zukunft aus – und wie wird es gebaut? An diversen Sonderschauen erleben Hausbesitzer, Architekten und Planer die Trends und Neuheiten 2016. So erfährt der Besucher alles über modernes und energieeffizientes Heizen, nachhaltiges Bauen von Plusenergiehäuser und die aktuelle Technik eines Wohnraumfeuers. Kompetente Fachleute geben Auskunft über Sonnenenergienutzung oder Photovoltaik. So nutzen Verbände wie die IG Passivhaus, energie-cluster.ch, Holzenergie
History meets Future» oder der Business Intelligence Park machen die topsoft zum IT-Event des Jahres. Die Kooperation mit der Partnermesse SuisseEMEX hat sich bestens bewährt und wird auch 2016 durch verbindende Themenbereiche wie E-Commerce, Big Data und Online Marketing weiter ausgebaut.
Auftritt für Informationsveranstaltungen.
B A U E N & M O D E R N I S I E R E N Mit konstant 600 Ausstellern
TEXT INÈS DE BOEL
Foto: zVg
Schweizer Küchenfirmen stehen für Tradition, Innovation und Topqualität. Foto: zVg
und Swissolar unter dem Patronat von EnergieSchweiz als auch die drei Programmpartner der Kampagne «starte! jetzt energetisch modernisieren» – die Baudirektion des Kantons Zürich, Elektrizitätswerke des Kantons Zürich und die Zürcher Kantonalbank – ihren
Traumküche und Bädertraum Zahlreiche Hersteller namhafter Markenküchen und für schönes Handwerk bekannte Schweizer Küchenbauer zählen zu den angesagtesten Ausstellern in Halle 3 und 4. Das Verwöhnprogramm rund um Wasser und Erholung wird in den Bereichen Création Bad und Badewelten in Halle 7 erlebbar. Alles in allem wird «Bauen & Modernisieren» mit zwei attraktiven Showgärten – Stichwort «Modern Garden Design» – und den Themen Bugholzmöbel, Digitalisierung, gesund und altersgerecht Bauen einen spannenden Messeherbst einläuten.
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IM GESPRÄCH
Der Platz wird knapp
S V I T Z Ü R I C H Was bedeutet der Brexit für den Immobilienmarkt? Welche Chancen bietet die Digitalisierung?
Dieter Beeler, Präsident des Schweizerischen Verbands der Immobilienwirtschaft Zürich, erläutert aktuelle Entwicklungen des Zürcher Immobilienmarkts und nimmt Stellung zur Debatte über verdichtetes Bauen.
INTERVIEW ROMAN BRAUCHLI
Die Digitalisierung macht auch vor dem Immobilienmarkt nicht Halt. Die Branche hat sich auch einem schwierigen konjunkturellen Umfeld und sich verändernden Bedürfnissen auf der Nachfrageseite zu stellen. Rechtliche Hürden erschweren allerdings sinnvolle Investitionen in zukunftsweisende Wohnprojekte. Dieter Beeler erläutert dem Zürcher KMU, welchen Herausforderungen sich die Branche stellen muss. Herr Beeler, wie ist die aktuelle Situation auf dem Zürcher Immobilienmarkt? Dieter Beeler Beim Büromarkt spürt man die konjunkturelle Situation. Die Nachfrage nach Büro- und Dienstleistungsräumen ist in den letzten Monaten respektive Jahren zurückgegangen. Hinzu kommt, dass einige grössere Projekte in der Pipeline waren oder noch sind und das ohnehin grosse Angebot zusätzlich ausweiten. Der Wohnungsmarkt funktioniert aus Eigentümersicht besser. Die Nachfrage nach günstigem Wohnraum ist unverändert gross und nimmt eher noch zu. Im hochpreisigen Wohnraum ist die Nachfrage in den letzten Jahren hingegen zurückgegangen. Bei Büroräumen ist das Angebot grösser als die Nachfrage. Sind neue Beschäftigungsmodelle wie Home Office dafür mitverantwortlich? Der Trend zu Home Office hat sich nicht durchgesetzt. Es sprechen zwar alle darüber, aber das Vertrauen, dass die Leute zu Hause die gleiche Leistung erbringen, ist nicht vorhanden. Zu einem Trend haben sich hingegen Coworking Spaces entwickelt. Personen, die viel unterwegs sind, haben ihren Arbeitsplatz nur noch teilweise im Büro. Selbstständige, die nicht im eigenen Büro oder der eigenen Wohnung arbeiten wollen, gehen bewusst in Coworking Spaces, um andere Gleichgesinnte zu treffen. Insofern geht diese Büroflache verloren oder wird Teil einer Coworking Space. Es ist ein neues Businessmodell. Die Anbieter von Coworking Spaces sind potenzielle Mieter der Immobilienbranche, die man ansprechen kann. Welche Chancen bietet die Digitalisierung der Branche? Mit den technologischen Hilfsmitteln werden
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wir viel effizienter sein. Wenn zum Beispiel der Handwerker kommt, muss der Vermieter das den Mietern mitteilen, damit jemand zu Hause ist oder der Schlüssel hinterlegt werden kann. Das läuft im Normalfall per Post. Wenn ich das digital mache und auch noch auf eine digitale Plattform stelle, kann ich eine Empfangsbestätigung verlangen. So kann ich sicher sein, dass die Information angekommen ist. Auch das Internet der Dinge wird einiges verändern. Steigt der Kühlschrank aus, geht ein Alarm raus – entweder zur Bewirtschaftung oder direkt zum Hersteller des Kühlschranks. Das Problem ist, dass man nicht genau weiss, wo der Weg hinführt. Der Schweizerische Verband der Immobilienwirtschaft hat darum eine Studie zum digitalen Stand der Branche erstellt, die auch das Potenzial der neuen Technologien aufzeigt. Wir von der Mitgliederorganisation Zürich haben zudem eine Jugendkommission gegründet. Es ist wichtig, dass wir die Jungen nachholen und miteinbeziehen. Sie sind diejenigen, welche die Digitalisierung umsetzen werden. In einem Interview mit cash-Talk meinte ImmoScout24-Direktor Martin Waeber, dass der Brexit einen positiven Effekt auf den Schweizer Immobilienmarkt haben könnte. Stimmen Sie ihm zu? Grundsätzlich schon. Wenn Unternehmen nicht von der EU abgeschnitten und trotzdem nicht in der EU sein wollen, dann ist die Schweiz sicher eine Alternative. Die Schweiz hat aber in den letzten Jahren leider auch etwas an Attraktivität verloren. Beispielsweise hat die Masseneinwanderungsinitiative viele Unternehmen verunsichert. In den nächsten Monaten und Jahren wird sich deshalb zeigen müssen, wie sich der Brexit auf den Schweizer Immobilienmarkt auswirkt. Wenn die internationalen Unternehmen kommen, dann kommen auch deren Mitarbeiter. Das dürfte dann auch zu einer erhöhten Nachfrage insbesondere im Bereich der hochpreisigen Wohnungen führen. Der demografische Wandel ist Tatsache. Welchen Einfluss hat er auf den Immobilienmarkt? Eine der wichtigsten Entwicklungen der letzten Jahre ist, dass man zunehmend flächenef-
fizientere Wohnungsgrundrisse erstellt. Das steht in direktem Zusammenhang mit der demographischen Entwicklung und dem veränderten Wohnverhalten – die Anzahl Personen pro Haushalt geht zurück. Durch flächeneffizientere Wohnungsgrundrisse können sich vermehrt einkommensschwächere Personen eine Neubauwohnung leisten. Bis vor wenigen Jahren wurde nur das Segment der oberen Mittelschicht aufwärts angesprochen. In den letzten Jahren wurden die Flächen in Neubauten kleiner beziehungsweise die Wohnungsgrundrisse effizienter. Auf diese Weise können günstigere Neubauwohnungen angeboten werden. Dies zeigt sich auch im Flächenverbrauch pro Kopf, welcher in letzter Zeit gesunken ist. Es wird also vermehrt verdichtetet gebaut. Verdichtetes Bauen ist ein gutes Stichwort. Alle sprechen davon, man ist aber meines Erachtens in gesellschaftlicher und politischer Hinsicht noch nicht so weit. Jeder sagt, verdichten ist gut, aber nicht bei mir. Will jemand verdichtet bauen, dann kommen garantiert Einsprachen, weil der Nachbar sich gestört fühlt. So kann auch kein zusätzlicher Wohnraum geschaffen werDIETER BEELER Dieter Beeler ist Präsident der Mitgliederorganisation Zürich des Schweizerischen Verbands der Immobilienwirtschaft (SVIT Zürich). Neben seinem Amt als Präsident des SVIT Zürich ist Beeler Partner der acasa Immobilienmarketing GmbH, ein auf strategisches Immobilienmarketing spezialisiertes Unternehmen, und verantwortet in dieser Funktion unter anderem das Gebietsmanagement für das Gewerbe- und Dienstleistungsquartier Silbern im Auftrag der Stadt Dietikon und der IG Silbern. Im Stiftungsrat der Stiftung Domicil engagiert er sich in der Wohnungsvermittlung für sozial schwächere Mieter. Beeler ist zudem Beirat bei realmatch360.com, der ersten Schweizer Nachfrageplattform im Wohnbereich.
den – gerade auch in der Stadt Zürich. Heute gibt es in der Stadt eine zu grosse Nachfrage, was zu hohen Mietpreisen führt. Mit einem grösseren Angebot würden die Preise sinken. Ein grösseres Angebot wird jedoch nur mit verdichtetem Bauen ermöglicht. Mit der heutigen gesetzlichen Grundlage, mit den Einsprachemöglichkeiten, ist das fast ein Ding der Unmöglichkeit.
Bild: zVg
Es wäre also besser, einige politische Hürden abzubauen, als in den sozialen Wohnungsbau zu investieren. Das ist sicher eine der Herausforderungen. Eines der Paradebeispiele ist die Teilrevision der Bau- und Zonenordnung (BZO) der Stadt Zürich. Wenn Sie ein Geschoss zehn Zentimeter in den Boden hineinversetzen, dann gilt es nach Zürcher Bauordnung als Untergeschoss und es kann ein zusätzliches Geschoss erstellt werden. Diese gängige Praxis sollte im ersten Entwurf der BZO-Revision abgeschafft werden. Die Zürcher Immobilienverbände haben gefordert, dass flächendeckend ein zusätzliches Geschoss gebaut werden darf. Das wäre eine klassische Form von Verdichtung, welche für Immobilieneigentümer und auch für die Stadt Zürich interessant wäre. Dies, weil zusätzlicher Wohnraum angeboten werden könnte, der am Markt gesucht wird. Dies hätte aber auch zur Folge, dass mehr Personen in der Stadt leben würden, die versorgt werden müssten. Dafür müsste jedoch die gesamte Infrastruktur ausgebaut werden. Die öffentliche Hand verfügt aber nur über begrenzte finanzielle Ressourcen. Der Stadt sind die Hände gebunden. Ja oder zumindest teilweise. Der Bund hat im revidierten Raumplanungsgesetz vorgegeben, dass es eine Mehrwertabschöpfung geben soll. Wenn Land auf- oder eingezont wird, welches vorher kein Bauland war, dann muss ein Teil des Mehrwerts dem Staat zurückgeben werden. Der Bund hat eine Quote von mindestens 20 Prozent vorgegeben. Der aktuelle Entwurf des Regierungsrats des Kantons Zürich geht von diesen 20 Prozent aus. Es ist aber bekannt, dass die linken Parteien eine höhere Abschöpfung anstreben. Für die Stadt Zürich sind Aufzonungen dann interessant, wenn sie basierend auf dem Mehrwertausgleichsgesetz finanziell davon profitieren kann. Auf diese Weise kann bei neu aufgezonten Flächen mehr Geld abgeschöpft werden, das die Stadt für Investitionen in die Infrastruktur einsetzen könnte. Es ist eine sehr schwierige Diskussion. Ich verstehe, dass der Staat Geld braucht, ich finde es aber auch problematisch, wenn auf dieser Grundlage die dynamische Entwicklung der Stadt gebremst wird.
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THEMA
Take-Off der Ministadt
T H E C I R C L E Business trifft auf Lifestyle: Die Dienstleistungsdestination «The Circle», ein
einzigartiger Gebäudekomplex mit internationalem Flair direkt am Flughafen Zürich, soll das Immobiliengeschäft ankurbeln. Läuft alles nach Plan, wird Ende 2019 Eröffnung gefeiert. Noch steckt das grösste Hochbauprojekt der Schweiz mitten in den Bauarbeiten.
TEXT ANOUK ARBENZ
Was früher die Häfen und Bahnhöfe waren, ist heute der Flughafen: In seiner Funktion als zentrale Verkehrsdrehscheibe mit direktem Zugang zu internationalen Transportwegen zieht er die Unternehmen in seine unmittelbare Umgebung. Immer mehr Flughäfen in Europa und Asien rüsten auf, um sich neben dem Transportgeschäft eine zusätzliche Einnahmequelle zu erschliessen. So entstehen multifunktionale Business-Drehorte, sogenannte «Airport-Cities», die weit über das Kern-
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geschäft eines Flughafens hinausgehen: Hotels mit Spa-Bereich, Restaurants, Büroflächen, Galerien, Shops und und und. «Erleben und Konsumieren» heisst das Motto. Tatsächlich beeinflussen und fördern Flughäfen die wirtschaftliche Entwicklung ihrer umliegenden Regionen. Mehrere Städte haben sich dies zunutze gemacht und damit begonnen, Retortenstädte rund um Grossflughäfen zu bauen. 40 Kilometer südlich von Seoul in Südkorea liegt die Flughafenstadt New Songdo City, die auf einer eigens dafür geschaffenen Insel im Meer gebaut wurde. Auch in Rio de Janeiro
und auf der arabischen Halbinsel soll eine «Aerotropolis» entstehen. Heute baut man nicht mehr Flughäfen in Städten – man baut Städte an Flughäfen. Dynamische Flughafenstadt Eine Aerotropolis ist in Zürich nicht denkbar. Dafür fehlt hier schlicht der Platz. Doch Zürich ist ideal für eine Airport-City, wie sie nun mit «The Circle» realisiert wird. Zürich ist einer der wichtigsten Verkehrsknotenpunkte Europas: Täglich bewegen sich über hunderttausend Menschen an seinem Flughafen, 169 Destinationen in 60 Län-
dern werden angeflogen, 400 Tramabfahrten, über 700 Busfahrten sowie 350 Zuganschlüsse sorgen dafür, dass jeder problemlos den Weg zum Flughafen, nach Hause oder in die Stadt findet. Und: Der Flughafen Zürich ist nach Umsatz bereits heute das zweitgrösste Shoppingcenter der Schweiz. «The Circle» soll der Flughafenregion nun die Atmosphäre eines modernen, internationalen Geschäftsviertels verleihen. Stefan Gross, Chief Commercial Officer der Flughafen Zürich AG: «Die Vision von «The Circle» ist, einen Ort zu schaffen, der wie ein Stadtteil funktioniert.» Konkret wird die Airport-City sieben Module auf insgesamt 180 000 Quadratmetern vereinen. So beherbergt «The Circle» zwei Hotels der Hyatt Gruppe, ein Convention Center für Kongresse und Produktpräsentationen, ein medizinisches Zentrum des Universitätsspitals Zürich, moderne Büroflächen und ZAHLEN UND FAKTEN Hochbauprojekt-Riese «The Circle» Grundfläche: 37 000 m2 Nutzfläche: 180 000 m2 Parkplätze: 900 Investition: 1 Milliarde Franken Eigentümer: Flughafen Zürich AG Co-Investor: Swiss Life AG Architekt: Riken Yamamoto & Field Shop Fertigstellung: Geplant 2019
Flughafenstandorte gestalten die urbane Landschaft mit und sind ein wichtiger Impulsgeber im Immobiliengeschäft.
Bilder: zVg/Flughafen Zürich AG
natürlich eine Vielzahl von Marken und Unternehmen, darunter Ankermieterin Swatch. Zudem werden Angebote aus Unterhaltung, Gastronomie, Kunst, Kultur und Bildung von Besuchern und Mietern genutzt werden können. Nach sechs intensiven Jahren der Projektentwicklung, der Vermarktung und der Planung fiel am 28. April 2015 der offizielle Startschuss für die Bauarbeiten. Die Investitionskosten belaufen sich auf rund eine Milliarde Franken. Haupteigentümerin ist die Flughafen Zürich AG, Swiss Life ist mit 49 Prozent Miteigentümerin. Es ist das grösste Hochbauprojekt der Schweiz und wird, wenn alles gut geht, 2019 Eröffnung feiern. Die Entwicklung von «The Circle» auf der grössten Baustelle der Schweiz kann per Livecam täglich mitverfolgt werden. Vielfältige Dialogmöglichkeiten «The Circle» ist sowohl unterirdisch als auch oberirdisch direkt mit dem Airport Center verbunden. Alle Nutzungen werden so angeordnet, dass Synergien unter den verschiedenen Modulen entstehen
– daher der Name «The Circle». Am Morgen ein Besuch beim Arzt im Gesundheitszentrum, danach genüsslich einen Kaffee schlürfen oder sich im Spa-Bereich eine Massage gönnen. Am Nachmittag gleich neben dem Restaurant eine Kunstausstellung besuchen oder mit der Freundin shoppen gehen: Alles kein Problem, alles auf 180 000 Quadratmetern. Menschen treffen sich im Kreise
Stefan Gross, Chief Commercial Officer der Flughafen Zürich AG.
ihrer Freunde oder Geschäftspartner. Das Konsumverhalten hat sich verändert, heute geht es um das Markenerlebnis: Kunden wollen Produkte und Werte physisch erleben. Showrooms, Retail und Flagship Stores sowie Corporate Embassies sollen dem auf 19 000 Quadratmetern gerecht werden. In den vertikal ausgerichteten «Brand Houses» können Firmen ihre Verkaufs-, Ausstellungs- und Büroflächen flexibel aufteilen und den Kunden ihre Markenwelt näher bringen. Dabei kann jeder Mieter frei entscheiden, über wie viele Stockwerke sein Brand House verfügen soll, die Fassaden können individuell gestaltet werden. Den Anfang machte die Swatch Group mit einem zweistöckigen Brand House für ihre 160-jährige Marke Omega. Darin soll Schweizer Uhrmacherkunst und Innovation vermittelt werden, neben dem klassischen Uhrenverkauf. Unternehmen einer neuen Generation Die flexiblen Grundrisse erlauben den Bau unterschiedlichster Bürokonzepte und sprechen damit moderne Arbeitgeber an. Weiter locken ein vielfältiges Angebot in Gastronomie, Lifestyle und Service sowie markt- und standortgerechte Mietzinse nationale und internationale Firmen an. «Das Umfeld ist für Besucher und Mitarbeitende attraktiv, der grüne Park eine Erholungsinsel mitten im Arbeitsalltag. Das Gesamtangebot an Dienstleistungen und Einkaufsmöglichkeiten ist einzigartig», ist Stefan Gross überzeugt. Neben «flughafentypischen» Unternehmen sind auch Wissenseinrichtungen, Business- und
Finanzdienstleister daran interessiert, ihren Standort am Flughafen zu haben. Bereits heute hat sich eine grosse Anzahl von Hightech-Firmen in der Nähe des Flughafens angesiedelt. Der Flughafen ist die Verkehrsdrehscheibe des Glatttals. «Mit «The Circle» wird dies noch verstärkt», fügt Gross an. Im «The Circle» wird unter anderem auch das grösste Tagungshotel in der Region Zürich entstehen. Das «Convention Center» bietet Platz für 2 300 Personen und stellt Unternehmen vielfältige Nutzungsmöglichkeiten bereit: Kongresse, Versammlungen, Meetings, Galadinner, Ausstellungen, Konzerte oder Produktpräsentationen sind hier möglich. Im Gesundheitszentrum des Universitätsspitals Zürich, in dem auch eine Notfallstation untergebracht ist, können sich Arbeitnehmer, Pendler und Flughafenmitarbeitende jederzeit medizinisch untersuchen lassen. 1 000 Patienten pro Tag sollen es gemäss aktuellen Zahlen sein. Medizinaltouristen schliesst Stefan Gross nicht aus: «Das geplante Gesundheitszentrum ist primär für die regionale Versorgung vorgesehen, es ist aber anzunehmen, dass der exzellente Ruf des Universitätsspitals Zürich auch ausländische Kunden anziehen wird.» Standortattraktivität wird gefördert Die Dichte an innovativen Unternehmen, an Weltkonzernen und bekannten Marken in «The Circle» wird gross sein. Zürich und die Schweiz zeige damit Grösse, findet Gross, denn «The Circle ist ein Zeichen dafür, dass wir an die Zukunft des Standortes Zürich und der Schweiz glauben.» Die Dienstleistungsdestination wolle ihren Teil dazu beitragen, die Marke «Schweiz» zu stärken und damit die Wertschätzung gegenüber der Schweiz im Ausland zu erhöhen. Dass das Grossprojekt für die Stadt oder den Flughafen Zürich eine Konkurrenz darstellen könnte, verneint Stefan Gross. Es handle sich vielmehr um eine logische Ergänzung: «Mit «The Circle» entwickelt sich der Flughafen Zürich weiter und wird als Dienstleistungs- und Begegnungsdestination zu Zürichs zweitem Zentrum.» Doch werden die internationalen Reisenden und Geschäftsleute Zürich überhaupt noch besuchen wollen, wenn sie doch alles, was sie brauchen, bereits am Flughafen vorfinden? Sicher ist: Das gut ausgebaute und stark vernetzte Verkehrssystem Zürichs begünstigt eine schnelle Verbindung zwischen Flughafen und Stadt. Und so schliesst sich der Kreis.
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THEMA
Ganz schön nachhaltig I N D U S T R I E B A U T E N Immer mehr Architekten verstehen «Ökologisches Bauen» als integralen Teil ihrer
Arbeit. Zwei Beispiele zeigen, dass Schönheit, Nutzen und Nachhaltigkeit in der modernen Industrie- und Gewerbearchitektur kein Widerspruch sein müssen.
TEXT INÈS DE BOEL
Kürzer werdende Produktlebenszyklen und ein verstärkter globaler Wettbewerb stellen Industriebetriebe vor neue Herausforderungen. Auch das Fabrikgebäude wird zu einem relevanten Wettbewerbsfaktor, da es massgeblich dazu beiträgt, wie der Industriebetrieb auf veränderte Anforderungen reagieren kann und welche Investitionen dafür erforderlich sind. Ein entscheidender Faktor hierbei sind die Kosten über den Lebenszyklus des Gebäudes. Firmen lassen sich bei ihren Investitionsentscheidungen nicht nur vom Faktor Rentabilität leiten, sondern setzen sich auch zunehmend mit dem Thema der «ökologischen Nachhaltigkeit» auseinander. So tragen Architekten immer öfter dem Wunsch von Bauherren Rechnung, im gewerblichen Bereich ökologisch und kostengünstig in Herstellung und Unterhalt zu bauen. Neben dem Aspekt, die
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Natur für unsere und künftige Generationen zu erhalten, können Ressourcen mit wirksamen architektonischen Konzepten effizient genutzt werden. Der Trend, nach umweltfreundlichen Gesichtspunkten zu bauen, hat sich in den letzten Jahren vor allem bei Gewerbebauten noch verstärkt. Dass industrielle Gebäude darüber hinaus auch
noch schöne Architektur in sich vereinen können, sollen nachfolgend zwei verschiedene Beispiele aus der Praxis veranschaulichen. Beide Projekte wurden vom Architekturbüro «HZDS Architektur für die Arbeitswelt» geplant und realisiert. Sie erfüllen immer die drei Kriterien: Nützlichkeit, Nachhaltigkeit und Schönheit.
Und ab geht die Post! Innen natürlich belichtet und belüftet, aussen schwungvoll: Das Logistikzentrum Post in Wädenswil.
Heimisches Holz und viel Tageslicht Mit der Produktionshalle und dem integrierten Verwaltungsbau der Eschbal AG, einer Herstellerin von Komponenten und Systemen für den Fensterbau, ist ein modernes und zeitloses Gebäude von schlichter Schönheit entstanden. Den Bauherren war es sehr wichtig, ökologisch zu bauen – trotz
des hohen Kosten- und Zeitdrucks. Ein weiteres Ziel war es, den Bau sowohl den neuen Bedürfnissen als auch hinsichtlich einer möglichen Umnutzung anzupassen. Gelungen ist dies mit Hilfe des Dachs der Produktionshalle, das mit einer Grundfläche von 40 mal 40 Metern und einer Höhe von sechs Metern auf nur
Bilder: zVg
vier baumartigen Stützen ruht. Somit können die Produktionshalle und das Bürogebäude – obwohl zusammengebaut – unabhängig voneinander erweitert werden, und ermöglichen eine flexible Nutzung. Der Clou: Die meiste Zeit im Jahr kann ohne Kunstlicht gearbeitet werden. Streifen- und Punktoberlichter sorgen nämlich für gleichmässiges Tageslicht in der Halle. Beim Bau sind überwiegend erneuerbare und einfach wiederverwendbare Materialien verarbeitet worden. Das Heizsystem mit Holzpellets als erneuerbare Energiequelle sorgt für die Wärmeerzeugung. Nicht nur nachhaltig, sondern auch gleichzeitig schön zeigt sich dem Betrachter die Aussenfront des Gebäudes. Nachwachsende Rohstoffe – hier aus heimischer Weisstanne – verschaffen ihr einen ebenso langlebigen wie typischen Charakter.
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THEMA
Reduzierte Form- und Farbwahl Die Planer standen vor der Aufgabe, ein Logistikzentrum für die Post zu entwerfen. Das Gebäude sollte zwei eigenständige Postbereiche mit gemeinsamen Schulungs- und Aufenthaltsräumen unterbringen. Gar nicht so leicht: Denn die beiden Bereiche PostMail (Briefe) und PostLogistics (Pakete) stellten hinsichtlich Raumbedarf, Flächen und Logistik nicht nur ganz unterschiedliche Anforderungen, sondern sollten ebenso bei Bedarf die Kapazitäten erweitern können. Im Ergebnis präsentiert sich dem Betrachter ein futuristisches, innovatives und sehr dynamisch wirkendes Bauwerk, das sich mit seiner ausgefallenen Grundform und den grossen zusammenhängenden Flächen – sowohl in Höhe wie Breite – in vielfältiger Weise gewerblich nutzen lässt. Obwohl jeder Bereich dank vertikaler Trennung separat funktioniert, kann die Nutzfläche jederzeit horizontal und vertikal verdoppelt werden. Interessant ist auch hier das Energiekonzept der Architekten. Sie nutzen einen saisonalen Felsspeicher, der mit Hilfe von Erdsonden effizient die Einlagerung und Entnahme der gespeicherten Wärme steuert. Das Resultat: Der Elektrizitätsbedarf der Wärmepumpen wird dadurch um 30 Prozent verringert. Im Übrigen sind alle Räume natürlich belüftet und belichtet. Besonders hervorzuheben ist der schlichte Baukörper, der durch die reduzierte Farbgebung in warmen Erdtönen und den umlaufenden Chromstahlbändern der ins Auge stechenden Lammellenfassade einen schwungvollen Ausdruck verleiht.
Produktionshalle und Verwaltungstrakt der Eschbal AG in Seuzach: Ökologische Baustoffe schaffen eine gute Arbeitsumgebung.
HZDS AG Architektur für die Arbeitswelt HZDS sind Architekten und Generalplaner. Das Team mit zwölf Mitarbeitenden plant und realisiert Bauten für die Arbeitswelt, die nachhaltig, funktionell und schön sind. www.hzds.ch.
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Schönheit im Industriebau Ist ein schöner Industriebau nicht Schönheit ist gut für die Psyche. Wir reiner Luxus? glauben daran, dass es Menschen besser geht, wenn sie von schönen Dingen Heinz Zimmermann Leider gelten umgeben sind. Wenn Mitarbeitende Gewerbe- und Industriebauten als das Gebäude, in dem sie arbeiten, Zweckbauten, die nicht schön sein als schön empfinden, entwickeln sie müssen: Sie sollen keine Prunkbaueinen gewissen Stolz. Diese positive ten sein. Dagegen gibt es zweierlei Identifikation ist gut für die Arbeitsleiseinzuwenden. Erstens: Alles, was gebaut wird, ist Zweckbau – vom tung und die Gesundheit. Wer sich in Kunstmuseum übers Schulhaus bis seiner Arbeitsumgebung wohlfühlt, ist zum Einfamilienhaus. Ein Gebäude ist motivierter und produktiver, weniger immer eine Hülle für eine bestimmte anfällig für Krankheiten etc. Schönheit Nutzung. Und die wird vom Bauherrn zahlt sich also auch auf dieser ökonofestgelegt. Das Gebäude mischen Ebene aus. Lichtist dann gut, wenn es führung und der Umgang funktioniert und seinen mit Tageslicht gehören zu Zweck erfüllt. Das allein diesem Schönheitsempfinaber genügt im 21. Jahrden, aber auch der erlebbare Bezug zum Aussenhundert nicht mehr. Ein raum. Für die Kundschaft Gebäude muss auch schön wird der Besuch in einem und nachhaltig sein. attraktiven Gebäude zum Zweitens: Schöne Bauten Erlebnis, während neue sind nicht teurer, nur besMitarbeitende und Kunden ser gestaltet. durch ein schönes ÄusseHeinz Zimmermann, Bringen schöne Gebäude Dipl. Architekt ETH/SIA, res auf ein Unternehmen aufmerksam werden. denn einen konkreten ist geschäftsführender Nutzen? Partner bei HZDS AG. Was sind die VorausNatürlich gibt es SkepDie Architekten und setzungen für schöne Generalplaner bauen tiker, die den Nutzen Bauten? nachhaltige Projekte und die Leistung von Je klarer die Wünsche und für Industrie und Schönheit hinterfragen. Vorgaben des Bauherrn, Gewerbe. Doch Schönheit ist noch desto besser. Diese Wünauf ganz andere Art und sche nehmen wir hundertprozentig Weise nützlich. Denn sie ist nie bloss ernst. Wie ich die Vorgaben aber visuell oder äusserlich, sondern umsetze, liegt kraft meiner architektoimmer auch innerlich und emotional. Schönheit hat mit Haltungen und Wer- nischen Kompetenz allein bei mir. Ich kann der Schönheit nur Raum geben, ten zu tun. Darum bedingt Schönheit heute Nachhaltigkeit. Ich würde Nach- wenn der Bauherr mir diese Freiheit zugesteht. Deshalb spielt er bei einer haltigkeit sogar als die Ethik unserer schönen Lösung eine zentrale Rolle Zeit bezeichnen. Hier geht es mir und trägt entscheidend zum Projekbesonders um die soziale Dimension terfolg bei. Die ideale Bauherrschaft der Nachhaltigkeit, die ganz konkret macht uns klare, präzise Vorgaben, den Menschen betrifft. lässt uns aber bei der Umsetzung grosse Freiheit. Das sind die besten Inwiefern ist Schönheit auch bei Bedingungen, um Schönheit zu bauen. Gewerbebauten wichtig?
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ENERGIE
Wolken verdunkeln die Sonne: Die Verunsicherung in der Photovoltaikbranche in Bezug auf die zukünftige Energiepolitik ist gross.
Im Schatten der Politik
S O LT O P S C H U P P I S S E R A G Ungeklärte politische Rahmenbedingungen sind für margenschwache Branchen
wie die Photovoltaik verheerend. Ulrich Frei, Geschäftsführer der SOLTOP Schuppisser AG, über starke und schwache Standbeine, die Sorgen der Solarbranche und Wege aus der Sackgasse.
TEXT DELIA BACHMANN
Die Soltop Schuppisser AG in Elgg ZH ist eine Solarfirma der ersten Stunde. Ihr Gründer, Fritz Schuppisser, ein Atomgegner der ersten Generation. In den späten 1980er-Jahren begann er als Einzelfirma mit der Produktion von thermischen Kollektoren, 1994 erfolgte die Umwandlung in eine Aktiengesellschaft. Heute beschäftigt die Soltop Schuppisser AG rund 70 Mitarbeitende, die Solarthermie ist nur noch eines von mehreren Standbeinen. Mit den Sparten Solarthermie, Solarstrom, Energiespeicherlösungen und Wärmepumpen ist das Unternehmen breit aufgestellt. Seit Anfang September 2015 leitet Ulrich Frei, der über 20 Jahre im Verwaltungsrat der Soltop Schuppisser AG sass, dessen Geschicke auch operativ als Geschäftsführer. Der Start war für Frei kein leichter: «Der Betrieb war in einem schwierigen Zustand. Aus politischen Gründen hat die Solarthermie, das ehemalige Hauptgeschäft der Soltop,
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massiv nachgelassen.» Ein radikaler Umbau des Unternehmens erschien Frei unausweichlich. Gestärkt wurden die Bereiche Photovoltaik, Wärmepumpen, Speichertechnik und Systemtechnik. Das ursprüngliche Hauptgeschäft hingegen existiere in der alten Form nicht mehr. Grosse Hoffnungen setzt Frei etwa in die Aquapur-Systeme von Soltop – Hochleistungswassererwärmer, die mit Solaranlagen oder Wärmepumpen kombiniert werden können: «Ich denke, dass ist ein Zugpferd unserer Produkte, bei dem wir mittelfristig massiv wachsen werden.» Freis Vision ist kein Handelsbetrieb, wie ihn sein Vorgänger vor Augen hatte, sondern eine Art Kompetenzzentrum: «Ich führe das Unternehmen mehr auf das zurück, was es einmal war: Ein Betrieb mit sehr viel Knowhow, guten Ideen und effizienten Anlagen.» Der Politik ausgeliefert Die grobe Richtung ist damit vorgegeben, der Weg zum Ziel aber wird ein steiniger werden. Für die Platzierung
potentieller Stolpersteine macht Ulrich Frei in erster Linie die Politik verantwortlich, allen voran die nationale: «Wir müssen sehen, dass wir die politischen Schwierigkeiten im Energiebereich überstehen. Werden die politischen Rahmenbedingungen immer nur schlechter, wird keine Firma überleben.» Die Gefahr besteht durchaus; die offenen Dossiers der Energiepolitik haben das Potential, das bestehende Energiesystem komplett umzukrempeln – an vorderster Front die Energiestrategie 2050 (siehe Kasten). Die betroffenen Firmen leiden unter der resultierenden Planungs- und Rechtsunsicherheit. Insbesondere für die margenschwache Photovoltaikbranche dürfte sich die Frage nach der ihr zugedachten Rolle in der zukünftigen Schweizerischen Energiepolitik als existenziell erweisen. Die Ziele der Energiestrategie 2050 findet Ulrich Frei gut – mit der jetzigen Politik seien sie aber nicht zu erreichen: «Unmöglich». Von der Politik wünscht er sich: «Eine gescheitere Energiepoli-
Ulrich Frei, Geschäftsführer der SOLTOP Schuppisser AG.
überhaupt auf die Idee gekommen sind, ins Geschäft einzusteigen.» Unter einer vernünftigen Energiepolitik versteht Frei ein System, «das dem Verwendungszweck nach vernünftig ist» – Solarthermie für Wärme, Photovoltaik für Strom. Ein System, das die Realisierung intelligenter Systeme fördert.
Bilder: zVg/www.depositphotos.com, tonympix
DIE ENERGIESTRATEGIE 2050 Die Energiewirtschaft ist ein ewiges Politikum. Schon vor 1990, als der Energieartikel in der Bundesverfassung verankert wurde, war die Branche hochgradig politisiert. Ob Versorgungssicherheit, Strommarktliberalisierung, das Klimaabkommen von Paris (Revision CO2-Gesetz) oder die Energiewende: Die Themen von damals sind heute die gleichen, einige sind neu dazugekommen. Der Ausstieg aus der Atomenergie etwa ist ein Dauerbrenner – mal lodernd, mal flackernd. Als wichtiger Bestandteil der Energiestrategie 2050 steht er derzeit wieder ganz oben auf der Prioritätenliste der Politik. Man darf nicht vergessen: Bis Anfang 2011 wurde noch über den Bau neuer Atomkraftwerke diskutiert. Mit dem Reaktorunfall von Fukushima im März 2011 waren die Baugesuche vom Tisch – und die Debatte neu entfacht. Zwei Monate später traf der Bundesrat einen Grundsatzentscheid – der Ausstieg der Schweiz aus der
Atomenergie war scheinbar beschlossene Sache. Die Atomausstiegsinitiative der Grünen, über welche die Stimmbürger im kommenden November abstimmen werden, fordert zusätzlich eine Laufzeitbeschränkung für bestehende Atomkraftwerke. Neben dem Atomausstieg bilden die Steigerung der Energieeffizienz sowie der Ausbau der erneuerbaren Energien die wesentlichen Bestandteile des ersten Massnahme-Pakets der Energiestrategie 2050, welches der Bundesrat dem Parlament im September 2013 erstmals unterbreitete. Ziel ist der radikale Umbau der Energieversorgung. Unter Dach und Fach ist es noch nicht, derzeit werden letzte Differenzen bereinigt. Nichtsdestotrotz wird bereits über das zweite Massnahme-Paket – Abgaben ersetzen die Fördermassnahmen des ersten Pakets – diskutiert, als nächstes in der Kommission für Umwelt, Raumplanung und Energie des Nationalrates.
tik, welche die Erneuerbaren Energien schweizweit fördert und die Wertschöpfung im Land verbessert.» Ein Mehr an Förderung also, aber nicht ein Zuviel. Das Ausmass der Förderung in Spanien, aber auch in Deutschland hält Frei für übertrieben – auch wegen negativer Nebeneffekte: «In Spanien erreichte man Renditen von bis zu 20 Prozent. Das war auch der Grund, warum die Chinesen
Zum Technologieführer mit System Die Schweizer Solarwirtschaft hängt am seidenen Faden – ob er reisst oder hält, ist abhängig vom politischen Willen. Das Hin und Her in der energiepolitischen Arena ist auch an Soltop nicht spurlos vorübergegangen. Hinzu kommt: Der Fukushima-Effekt von 2011 sei längst verraucht, der Effekt von bestehenden Fördermassnahmen wie der Kostendeckenden Einspeisevergütung (KEV) in der Schweiz vergleichsweise beschränkt. Abwarten ist angesichts dieser Ausgangslage kein Ausweg. Zumal das Ziel die erneute Technologieführerschaft ist. Die Kernkompetenz von Soltop sieht Frei in der Systemtechnik: «Wir werden mittelfristig autarke Systeme für Ein- und Mehrfamilienhäuser auf den Weg bringen. Dies verschafft den Bewohnern mehr Unabhängigkeit von Elektrizitätswerken und Energieversorgern.» Mit dem Aufbau zweier neuer Standbeine macht Ulrich Frei einen Anfang: «Bei den Energiespeichern bauen wir auf. Wir haben ein gutes Speicherprogramm, mit dem wir uns in der Schweiz ausbreiten können. Wir verkaufen heute Speicher ohne andere Komponenten, aber auch im Verbund als ganze Systeme. Neu werden wir uns auch als Hersteller und Lieferant profilieren.» Ähnlich klingt es bei den Wärmepumpen: «Ich denke, wir werden dieses Jahr wieder 20 bis 30 Prozent mehr Wärmepumpen verkaufen können – im Zusammenhang mit unseren anderen Komponenten und Systemen.» Vom Überleben in umkämpften Märkten Daneben gilt es auch die älteren Standbeine – Photovoltaik und Solarthermie – zu stärken. Der Handlungsbedarf im PV-Geschäft erschliesst sich allerdings nicht auf den ersten Blick. Denn: 2015 war ein Rekordjahr. Die Vorzeichen aber waren auch schon besser: «Die KEV ist weniger geworden, die Warteliste lang und es wird keine neuen KEVGelder mehr geben», erklärt Frei. Was vorerst bleibt, ist die Einmalvergütung. Etwas Neues muss her: «Ich denke, sehr viel wird in Richtung Eigenver-
brauch gehen – und diesen darf man einfach nicht behindern.» Ein weiteres Problem für Photovoltaikfirmen, das nichts mit der Politik zu tun hat, ist die transparente und vergleichsweise einfache Technologie: «Mit Photovoltaik kann man eigentlich kein Geld verdienen in der Schweiz. Die Konkurrenz ist gross und die Margen extrem klein. Im Moment haben es alle gleich schwer», klagt Frei. Es gehe nur, wenn man andere Komponenten zusätzlich verkaufen könne – das ganze Paket eben. Soltop macht genau das und stellt nur dann selbst her, wenn die Wertschöpfung stimmt. Das ist etwa bei den Aluminiumunterkonstruktionen für PV- und solarthermische Anlagen der Fall. Der Rest wird zugekauft – die Module aus Österreich, die Zellen aus Italien, das Glas aus Deutschland. Dass europäische Lieferanten bevorzugt werden, hat einen Grund: «In einer Weltwirtschaft braucht es gleich lange Spiesse. Ist das nicht der Fall, müssen Organisationen wie die WTO Massnahmen ergreifen – sonst werden mit illegalen Marktmitteln Monopole geschaffen. Das war das Ziel der Chinesen.» Ulrich Frei ist froh, dass es anders gekommen ist: «Wir haben nach wie vor sehr gute Produzenten in Europa, die zu fast vergleichbaren Preisen produzieren wie die Chinesen.» Für die eigene Produktion gilt: «Wo automatisiert werden kann, wird automatisiert.» Unter dem Strich, betont Frei, schaffe man so mehr Arbeitsplätze. Während das Photovoltaik-Geschäft entgegen dieser Widrigkeiten in den letzten Jahren stark gewachsen ist, hat es bei der Solarthermie einen starken Einbruch gegeben – der anhält: «Vor fünf Jahren hatten wir eine viel stärkere Stellung mit unseren thermischen Systemen – und damit Geld ver dient.» Grund für den starken Rückgang ist nicht zuletzt die Organisation der Förderung. Im Unterschied zur gesamtschweizerischen Förderung bei der Photovoltaik sind bei der Solarthermie die Kantone in der Pflicht. Und: «Aus Kostengründen wird momentan sehr wenig bis gar nichts gemacht.» Auch die Mustervorschriften der Kantone im Energiebereich (MuKEn), die unter anderem die Installation minimaler Solarmodul- Flächen bei jedem Neubau vorsehen, beurteilt Frei aus zwei Gründen skeptisch: Der Empfehlungscharakter zum einen, der Kantönligeist zum andern. Umso mehr ein Grund, selbst aktiv zu bleiben – und die proaktive Umbaustrategie voranzutreiben.
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RU U N BT R ER I KN E H M E N
Lebensfreude pur C A L I V E R O Verónica Stöhlker-Puentes verrät, was den
Zauber von kolumbianischer Mode ausmacht. Und warum Nachhaltigkeit wichtig ist.
Verónica StöhlkerPuentes: «Unsere Mode ist besonders nachhaltig. Unsere Designer produzieren exklusive Kollektionen und keine Massenware.» Bilder: zVg
INTERVIEW MATEJ MIKUSIK
Wie kam es zu der Idee von CALIVERO? Verónica Stöhlker-Puentes In Kolumbien lebt eine Auswahl der herausragendsten Designerinnen Lateinamerikas, deren Mode voller Leben und Schönheit ist. Mit Calivero bringe ich eine Frauenmode in die Schweiz, die durch Eleganz, Farben, Designs und durch ihre Weiblichkeit besticht. Für mich wird damit ein Traum war. Wieso gerade kolumbianische Designer-Mode in der Schweiz? In Kolumbien leben viele der schönsten Frauen der Welt. Sie tragen auch die schönste Mode der Welt. Genau diese habe ich nun in die Schweiz gebracht. Und wie läuft es mit dem Brand? Der Brand wächst so rasch wie ein junges Bäumchen im Frühling. Unsere Kundinnen flüstern sich den Namen Calivero zu. Flüsterpropaganda von ihrer schönsten Seite. Natürlich sind wir noch ein Geheimtipp für viele, aber die lebenslustigen Schweizerinnen haben uns schon entdeckt. Sie sind die Trendsetterinnen. Was ist Ihr Lieblingsprodukt aus Ihrem Store? Unsere rotgraue Kurzjacke mit Calla-Ärmeln ist eine traumhafte Kreation der kolumbianischen Top-Designerin Pepa Pombo. Jede Schweizerin erstrahlt darin in ihrer schönsten Form. Erzählen Sie uns ein bisschen etwas zu den Designerinnen, deren Mode Sie im Sortiment führen. Pepa Pombo ist die Mode- und Stilikone Kolumbiens. Ihre Kreationen trägt die First Lady Kolumbiens und die High-Society Lateinamerikas. Adriana Santacruz ist die führende Designerin für Ethno-Chic Kreationen in Kolumbien – ein Traum aus Farben und Design. Mit Nora Lozza, Atelier Crump, Julia de Rodriguez haben wir weitere hochkreative Brands in unserem Sortiment.
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Spielt da nachhaltiges Wirtschaften auch eine Rolle bei der Produktauswahl? Unsere Mode ist besonders nachhaltig. Unsere Designer produzieren exklusive Kollektionen und keine Massenware. Wir tragen den natürlichen Ressourcen Sorge, denn wir Kolumbianer sind sehr stark verbunden mit der Natur. Die Rohstoffe für unsere Kollektionen werden zudem mit traditionellen Webtechniken in feinster Handarbeit erarbeitet. Damit schaffen wir viel Schönheit und Freude. Was planen Sie als nächstes? Gerade haben wir unser einjähriges Jubiläum mit einem grossen Event in Zollikon gefeiert. Die Frauen lieben es, sich mit Calivero Kreationen zu zeigen. Was bedeutet für Sie Luxus? Luxus ist Schönheit. Unser Calivero Team macht aus normalen Frauen wunderschöne Wesen – deshalb lieben uns auch die Männer. Und wie erleben Sie den Konsum in der Schweiz im Vergleich zu Kolumbien? Wir konsumieren viel in der Schweiz, aber nicht immer das richtige. Gerade in Zürich hat die zwinglianische Kultur den Frauen die Lust an attraktiver Mode genommen. Man zeigt nicht, was man hat, sondern versteckt die Weiblichkeit unter grauen und schwarzen Blümchenkleidern. Ist dies attraktiv? Nein, aus Kolumbien bringen wir die neue Lebensfreude. Noch eine letzte Frage: Wann kommen die ersten Stores in anderen Schweizer Städten? Weil Zürich fantastisch ist, wollen wir zuerst die grösste Stadt der Schweiz erobern. Das wird sicher zwei Jahre dauern. Schon heute kommen Baslerinnen und Luzernerinnen zu uns, weil sie bei Calivero finden, was sonst nicht geboten wird.
CALIVERO Verónica Stöhlker-Puentes ist Gründerin und Inhaberin von Calivero. Die an den Universitäten Berlin und Zürich ausgebildete Politikwissenschaftlerin verkauft die schönste Mode Kolumbiens in der Schweiz. Sie ist Teil der neuen Schweiz. Calivero leitet sich ab aus Cali – ihrer Heimatstadt – und Vero der Kurzform Verónica. www.calivero.ch, www.facebook.com/caliverosuiza
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UNTERNEHMEN
Das Rückgrat der KMU
D ATA H U B W I N T E R T H U R Ohne Daten geht nichts mehr in vernetzten Unternehmen. Hans Jörg Rütsche und
Peter Gorini vom Startup DataHub behandeln sie mit grösster Sorgfalt und bieten in ihrem Hightech-Data Center umfassende Dienstleistungen für KMU an.
Peter Gorini (links) und Hans Jörg Rütsche, die beiden Gründer der DataHub AG.
TEXT PHILIPP METZLER
Sie sind Macher-Typen. Sie kommen rasch auf den Punkt und setzen sich mit Leib und Seele für ihre grosse Leidenschaft – das Data Center – ein: Hans Jörg Rütsche und Peter Gorini. Über zehn Rechenzentren haben die beiden mit ihrer Planungs- und Beratungs-
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firma DC ONE AG bereits gebaut. Damit haben sie den unerhörten Boom der Schweizer Data Center in den letzten Jahren mitgeprägt. Dies auf ihre ganz eigene Weise. «Ihre» Rechenzentren haben mit den unterkühlten Rumpelkammern von früher, die vor Kabeln nur so überquellten, nichts zu tun. Sie sind in ästhetischem Anthrazit gehal-
ten, die Rackreihen sauber eingehaust. Gekühlt wird nur dort, wo es wirklich nötig ist. Alle Kabel sind eingepackt, es gibt nichts Überflüssiges. Beruflichen Traum erfüllt Im letzten Herbst haben Rütsche und Gorini ein Startup gegründet und mit dem DataHub Winterthur zum ersten
Umweltfreundlich: Der DataHub Winterthur kühlt wann immer möglich mit Umgebungswärme.
Gorini. «Nachdem wir verschiedene Lösungen präsentiert hatten, fragte uns der Kunde plötzlich, ob wir es nicht gleich selbst bauen wollen.» Die Unternehmer liessen sich nicht lange bitten. «Das war eine einmalige Gelegenheit. Mit einer Fachhochschule als Ankerkunde hatten wir ausreichend Sicherheit, um loszulegen», so Gorini. Inzwischen sind zahlreiche weitere Kunden hinzugekommen, unter anderem die Schweizer Suchmaschine SwissCows.
DATAHUB AG Das Startup-Unternehmen aus Wallisellen ist ein Full-Service-Anbieter für ICT-Dienstleistungen. Ende 2015 hat es das Rechenzentrum DataHub Winterthur mit 1100 Quadratmetern Fläche in Betrieb genommen. Das Unternehmen bietet professionelle Infrastruktur (Housing) sowie vielfältige Cloud- und Network-Dienste für die ganze Schweiz an.
Mal in ihrem Leben ein eigenes Data Center in Betrieb genommen. Das alles kam überraschend, ausgelöst durch eine Anfrage der Zürcher Hochschule für Angewandte Wissenschaften (ZHAW), einem langjährigen Kunden der beiden. «Die ZHAW beauftragte uns, einen Standort für ein neues Data Center zu prüfen», erinnert sich Peter
Fotos: zVg
Höchste Energieeffizienz – Strom aus Wasserkraft Nach gründlicher Risikoanalyse entschieden sich Rütsche und Gorini, ihr Data Center in einem ehemaligen Winterthurer Industriegebäude zu bauen. Es liegt direkt an der Autobahn und ist damit gut erschlossen. Die Investoren für das 15 Millionen-Projekt waren rasch gefunden. Fortan agierten die beiden in einer Doppelrolle. Einerseits als Planer von D C O N E , andererseits als Inhaber der neu gegründeten DataHub AG. Wie bei früheren Projekten legten sie besonders grossen Wert auf Sicherheit, Energieeffizienz und Flexibilität. Aufgebaut ist der DataHub Winterthur wie ein Lego-Baukasten. Er hat eine modulare Struktur und kann damit unkompliziert vergrössert werden. «Daten-Bank» als Lösung für KMU Dies kommt beispielsweise KMU zugute, deren IT-Bedarf zeitweise rasch
anwächst und die nicht selbst in eine eigene kostspielige IT-Infrastruktur investieren möchten. «Auch bei KMU wachsen die Datenmengen unaufhörlich», erklärt Hans Jörg Rütsche. «Ein hochverfügbares, eigenes Rechenzentrum bildet das Rückgrat dazu.» Hochverfügbarkeit bezeichnet die Fähigkeit eines Systems, bei Ausfall einer seiner Komponenten weiterhin einen uneingeschränkten Betrieb zu gewährleisten. Ebenso wichtig für eine zeitgemässe digitale Infrastruktur ist eine sehr hohe Energieeffizienz. «Mit jeder nicht gebrauchten Kilowattstunde Strom sparen unsere Kunden Geld. Denn bei Data Centern entfällt die Hälfte der Betriebskosten auf Energie», sagt Gorini. Dank hoch effizienten Kühlgeräten sowie einem neu entwickelten FreeCooling-Konzept erreicht der DataHub Winterthur ausgezeichnete Effizienzwerte. Die Rechner werden wann immer möglich mit Umgebungsluft gekühlt, und der Strom stammt zu 100 Prozent aus Wasserkraft. Auch in punkto Sicherheit lassen die Unternehmensgründer nichts anbrennen. Jede Bewegung in den Serverräumen wird detailliert aufgezeichnet. Wer sich Zugang verschaffen will, muss drei verschiedene Zugangsschranken überwinden. Darunter einen biometrischen Hightech-Scanner. Eine echte «Daten-Bank» eben. www.data-hub.ch www.datahub-networks.ch
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ZÜRCHER PIONIERE
Der Chaos-Experte P I O N I E R D E S M O N AT S Poker-Spieler, Performance-
künstler, Poet, Unternehmer – und Pop-Pionier. Kurz: ein Phänomen für sich. Als schillernder Frontman des Popduos «Yello» schrieb Dieter Meier Musikgeschichte.
TEXT INÈS DE BOEL
Alles, was Dieter Meier anpackt, scheint ohne Kalkül oder Konzept. Ein patentiertes Erfolgsrezept hat er nicht. Unzählige Vorhaben in fast ebenso unzähligen Bereichen hat er in der Vergangenheit realisiert. Was ihm aber bei allen seinen Projekten wichtig ist: Authentizität und Glaubwürdigkeit. Dieter Meier achtet sorgfältig darauf, dass er sich stets selbst treu bleibt. Meier ist Musiker, Autor, Filmemacher, Konzept- und Performancekünstler, Poet, Zeichner und Unternehmer in einer Person – und passt in keine Schublade. Insofern müsste man fragen, was der avantgardistische Künstler und feinsinnige Kosmopolit eigentlich noch nicht gemacht hat.
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International bekannt wurde Dieter Meier Mitte der 1980er-Jahre zusammen mit seinem musikalischen Partner Boris Blank als Duo der ElektroPopgruppe «Yello». Mit der Single «Bostich» erlangte die Band in den USA auf einen Schlag Kultstatus. Seit mehr als dreissig Jahren produzieren «Yello» mittlerweile Songs und Videos und haben damit die Musiklandschaft bis weit über die Alpen hinweg geprägt. Bis heute sind «Yello» mit über zwölf Millionen verkauften Tonträgern eine der erfolgreichsten Bands der Schweiz. Während Boris Blank, der Klangkünstler und perfektionistische Tüftler, lieber als stiller Schaffer dezent im Hintergrund bleibt, lebt Dieter Meier als Sänger und Produzent der Band
seine Extrovertiertheit genüsslich in der Öffentlichkeit aus. Avantgardist in vielen Bereichen Unkonventionelles Auftreten kann sich der Künstler und Unternehmer mit Sinn für das Absurde seit jeher leisten. Als Sohn eines wohlhabenden Bankdirektors hat er nie aufs Geld achten müssen. Eine Tatsache, die er in der Öffentlichkeit auch unumwunden zugibt – und die ihm in den Jahren nach der Matur Freiräume für diverse berufliche Experimente freihält. Nach dem abgebrochenen Rechtsstudium, das er mit eigenen Worten nur als Tarnung für seine Faulheit begann, spielte er aus einer Art Weltflucht heraus Poker. Es zeigte sich aber bald, dass Meier ein
Oh
Yeah Mann mit Ideen ist. Mit ersten eigenen Performance-Kunstprojekten fiel Dieter Meier bereits im Jahr 1969 auf. Vor dem Kunsthaus Zürich zeigte er in seiner ersten an Dada angelehnten Aktion «Schraubenzählen» die Sinnlosigkeit und Absurdität des Alltags auf, indem er fünf Tage lang 100 000 Schrauben abzählte. Auch in New York, Berlin und Kassel legt er mit seinen humorvoll-surrealen Performances die Hintergründigkeit des vermeintlich «Unnützen» dar. Als Vorläufer der Schweizer Videokunst ist Dieter Meier auch einer der ersten Künstler, der Ende der 1960er-Jahre mit dem Medium Film zu experimentieren begann und sich als Produzent und Schauspieler intensiv mit dem Thema Zeit und Endlichkeit beschäftigte.
Richtungsweisende Musiksprache Der Zufall wollte, dass Dieter Meier 1978 mit dem Sound-Tüftler Boris Blank zusammentraf, der mit Carlos Perón musizierte. Zu den experimentellen Geräuschen und Klängen, die Blank und Perón erzeugten und zu Songs verarbeiteten, brauchten sie noch eine passende Begleitstimme. Durch die Vermittlung eines Verkäufers eines Plattenladens, bot sich Dieter Meier an, der damals als dilettantisch-anarchischer Punksänger unterwegs war. Obwohl Meier nach eigenem Bekunden keine Noten lesen und «eigentlich nicht wirklich so gut singen» kann, fand bereits zwei Wochen nach dieser Begegnung das erste Konzert von «Yello» statt. Die Musik von Boris Blank und Dieter Meier lässt sich
Bilder: zVg, Matin Wanner
nur schwer einordnen: Der als Perfektionist geltende Blank kümmert sich in der Abgeschiedenheit seines Studios um den Sound von «Yello» und kann als veritabler Tonjäger bezeichnet werden. Er verknüpft seine experimentellen Sounds mit neuen Formen und konzipiert daraus völlig eigene Klanggebilde. In der Pionierzeit verfremdete er jedes Geräusch, wie etwa das eines an die Wand geworfenen Schneeballs, das in seinem Sound-Labor zum Bass Drum wurde. Damit bediente sich Blank als erster Musiker der Sampling-Technik – und zwar lange bevor diese überhaupt erfunden wurde –, indem er die gesammelten Klangerzeugnisse auf Band mit Bandschneidemaschinen und Klebestreifen wiederholt als Endlosschleife, also Loops, arrangierte. Somit können «Yello» als Pioniere im Samplingbereich bezeichnet werden, die mit dieser Technik nicht nur den Hip-Hop und die gesamte Techno-Generation nachhaltig beeinflussten, sondern auch unzählige andere Musikstile bis heute prägen. Sonderbare Klangwelten und viel Selbstironie Blank kreiert einzigartige Klangkunst, die eine Kombination aus nachgeahmten oder simulierten Geräuschen aller Art ist, vielfach mit verzerrten, detailreichen Effekten versehen. Heute arbeitet Boris Blank die Tracks mit modernem elektronischen Instrumentarium sowie Sampling von Stimme und akustischen Instrumenten und Geräuschen detailreich aus. Begleitet wird die Musik von Dieter Meiers rauer Stimme, der sie mit Wort- und Satzfetzen unterlegt. Als extrovertierter Frontman der Band überzeugt er mit seinem harten Sprechgesang im Club-Hit «Bostich» von 1980, lange bevor der Rap in die Musikwelt Einzug gehalten hat. Später reichten nur noch ein Geräusch oder ein paar Töne, um zu wissen: Das sind «Yello». Ihren internationalen Durchbruch erlangte das Duo schliesslich mit einer simplen Stimmübung und viel Selbstironie. «Oh yeah» machte Dieter Meier im Studio, um seine Stimmbänder zu lockern. Soundjäger Boris Blank schnitt mit und entwickelte den gedehnten, sonoren Ton zu einem Song. Schon in seiner Anfangsphase experimentierte Boris Blank mit Motorgeräuschen, die das unverwechselbare Markenzeichen von «The Race» sind. Schnipsel der beiden Hits werden
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ZÜRCHER PIONIERE
Kapitalist, Künstler, Kosmopolit und Kult-Figur. Dieter Meiers Markenzeichen: nie ohne Seidenfoulard.
seit Jahrzehnten immer wieder für Film und Fernsehen verwendet. Der am häufigsten verwendete Track ist «Oh Yeah» und wird bei den Simpsons jeweils kurz angespielt, wenn Duff-Man, das Maskottchen der lokalen Bierbrauerei, erscheint. Als Eingangstrailer lief «The Race» jahrelang auf dem Sportsender Eurosport und als Erkennungsmelodie der deutschen Musikclip-Show «Formel Eins». Aufgrund ihres experimentellen Charakters, zeichnet sich die Musik von «Yello» durch eine ganz besondere Transparenz und Räumlichkeit des Klangs aus. Die eigenwillige Mischung von Elementen des Funk, Techno und Avantgarde-Pop war ein Novum in den frühen 1980erJahren, weil sie vom Mainstream deutlich entfernt war. Gemäss Dieter Meier wollte die Band stets «Soundtracks zu imaginären Filmen» schaffen. So wie die Musik, wirkt auch der Name der Band gleichzeitig verspielt, experimentell und geradezu dadaesk: So ist «Yello» ein scherzhaftes Wortspiel von Dieter Meier und steht für «a yelled Hello» – «ein gebrülltes Hallo». Stets offen für Neues Nicht nur mit ihrer Musik zeigen sich «Yello» von ihrer schillernden Seite, selbst die Videos und Plattencover der beiden so gegensätzlichen Charaktere Dieter Meier und Boris Blank
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LEIDENSCHAFTLICHES UNDERSTATEMENT Weltenbummler mit diversen Berufen Dieter Meier, am 4. März 1945 in Zürich geboren, ist Konzept- und Performancekünstler und Musiker. Weltbekannt geworden ist er in den 1980er-Jahren mit seinem Partner Boris Blank als Teil der Popband «Yello». Daneben betätigt sich der umtriebige Unternehmer in Argentinien als Weinbauer und Rinderzüchter. Sein unverkennbares Markenzeichen sind seine Zigarre, sein obligatorisches Seidenfoulard und die stets nach hinten gegelten Haare.
sind richtungsweisend und setzen mit ihrer grellen Bildsprache der 80er-Jahre-Popkultur Massstäbe. Typisch für «Yello» sind die Unverwechselbarkeit und Verspieltheit. Dieter Meier, der die Videos produziert, setzt auf die schrille Buntheit der Neon-Farben, aber auch auf schwarz-weiss Videos im Stil des Film noir – oft mit Special Effects –, die er zu hypnotischen Bildercollagen mit genialen Cuts zusammensetzt. Dabei ist der Einfluss von Dieter Meiers früheren Arbeiten deutlich zu erkennen. So tauchen die Knetfiguren – von Meier «Lost sculptures» genannt – im Video zu «Pinball Cha Cha» (1982) wieder auf. Meier bedauert die Gleichförmigkeit heutiger
Videoclips, die seiner Meinung nach zu einer banalen Waschmittelwerbung verkommen sind. Die Eigenständigkeit und Genialität der Anfänge von Musikvideos sei völlig verloren gegangen, die Musik und Videowelten extrem genormt worden. Unternehmer aus Leidenschaft Dieter Meier betritt auch als Unternehmer in vielerlei Hinsicht Neuland und zeigt immer wieder eine unglaubliche Freude, Dinge zu entwickeln und in unbekannte Gebiete vorzustossen. Seit fast zwanzig Jahren züchtet er in Argentinien Rinder und baut Wein an, den er in seinen drei Restaurants anbietet. Neuerdings produziert er auch Gin und Schokolade. Daneben konzentriert sich Dieter Meier weiterhin auf künstlerische Projekte wie Filmmusik oder sein erstes Soloalbum «Out of Chaos». Am innovativen Puls der Zeit bleiben Dieter Meier und Boris Blank, indem sie «Yello» nicht als einfache Popband, sondern als gewachsenes, fortdauerndes Künstlerprojekt verstehen und – beide gehen nach wie vor mit kindlicher Freude an ihre Musik heran. Was passt da besser als das neue Album «Toy», das am 30. September erscheinen wird. www.dietermeier.com; www.yello.com www.outofchaos.de
LEBENSART
Abstand vom Alltag: Den selbstgekelterten Wein von David Erb können Gäste bei einem Apéro im lauschigen Rebhüsli geniessen.
Foto: zVg
In fünfter Generation ZÜRCHER WEINBAUER
Die Familie Erb betreibt den Weinbau in Volken seit langer Zeit. Sohn David
übernahm 2011 im jugendlichen Alter von 24 Jahren den elterlichen Betrieb. Er bewirtschaftet 1.2 Hektar eigenes und 0.8 Hektar Pachtland. Zusätzlich werden Worrenberger (AOC Zürich protégée) Trauben angekauft.
TEXT PETER BLATTNER
Sein berufliches Rüstzeug hat sich David Erb bei Landolt und Zweifel geholt. Zurzeit ist er noch in der Ausbildung als Weinbautechniker HF und besucht zwei Tage pro Woche die Höhere Fachschule in Wädenswil. Der Selbstkelterer, der nur einen Mitarbeiter beschäftigt, produziert im Jahr etwa 25 000 Flaschen Wein. Der Sortenspiegel umfasst acht Traubensorten, dominierend sind der Pinot Noir und der Riesling-Sylvaner. Bei den Weissen fällt vor allem der Räuschling auf, eine traditionelle Sorte des Kantons Zürich, der aber nicht nur am Zürichsee gedeiht. Ferner sind Chardonnay und Chasselas im Angebot. Bei den Roten sind Malbec und Diolinoir zu nennen. Und David Erb baut eine absolute Rarität an: Pinorico. Diese Schweizer Neuzüchtung wird weltweit nur von zwei Produzenten im Zürcher Weinland betrieben. David Erb ist der Einzige, der den Pinorico sortenrein ausbaut. Winzerqualität, die begeistert Bei den Weissweinen kommt der Verschluss auf die Flasche, neu im Ange-
bot ist eine Worrenberger Cuvée. Das Preis-Leistungs-Verhältnis ist gut: Die Preise beginnen bereits bei 12 Franken für eine 75cl Flasche. Bei den Rotweinen kommt der Pinorico Worrenberg auf 18 Franken zu stehen, was durch den höheren Aufwand gerechtfertigt wird. Vier Sorten sind in Halbliterflaschen zu haben, diese dienen vor allem zum Offenausschank im angebauten Restaurant zur Post, das von Mutter Anna Erb betrieben wird. Sie nimmt ihrem Sohn rund einen Drittel seiner Weine ab. Zu erwähnen sind zudem seine Weinbrände Marc und Lie, die sich hervorragend als Digestif anbieten. Der bedeutendste Weinbaubetrieb in Volken setzt bewusst auf Qualität vor Quantität. Viel Sonne und der mineral- und lehmhaltige Sandboden des Worrenbergs bieten ideale Voraussetzungen für Erbs diverse Rebsorten. Dazu kommt eine schonende, natürliche Vinifikation. Hausgemachte Spezialitäten geniessen In der gemütlichen Wirtsstube werden einfache bäuerliche Gerichte aufgetischt. Schwartenmagen, Kutteln an Räuschlingsauce, Leberli mit Rösti,
WEINBAU/RESTAURANT POST Weinbau: David Erb, Flaachtalstrasse 30, 8459 Volken, Telefon 052 318 11 33, Mittwoch und Sonntag geschlossen Restaurant Post: Anna Erb, Flaachtalstrasse 30, 8459 Volken, Telefon 052 318 11 33 www.post-volken.ch
Selbstgeräuchertes: Alles einheimische Produkte, die täglich frisch zubereitet werden. Hausspezialität ist die Linzertorte, die bei den Gästen besonders beliebt ist. 42 Gäste können sich hier verköstigen, für besondere Anlässe gibt es ein Säli für 24 Personen. Für Familienfeste oder Geschäftsessen stehen nach Belieben das romantische Rebhüsli im Rebberg für Apéros oder der attraktive Degustationskeller für Weinproben mit Speckzopf, Zwiebel- oder Spinatwähen zur Verfügung. Anschliessend können die Gäste das Mittag- oder Abendessen im Restaurant Post einnehmen, wobei es sich lohnt, vorab die Menüvorschläge der Wirtin zu verlangen. Übrigens: Zwei Postautolinien halten auf der Strassenseite gegenüber.
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Die Treuhand-Kammer ist neu EXPERTsuisse. Als Schweizer Expertenverband für Wirtschaftsprüfung, Steuern und Treuhand setzen wir uns seit 1925 erfolgreich ein für: • hohe Dienstleistungsqualität bei Wirtschaftsprüfung, Steuern und Treuhand durch unsere Mitglieder. • einen kompetenten Berufsstand auf Basis der höheren Berufsbildung und der kontinuierlichen Weiterbildung. • wirksame Rahmenbedingungen für einen starken und attraktiven KMU-geprägten Wirtschaftsstandort Schweiz. Im Jahr des 90-jährigen Bestehens hat sich die Treuhand-Kammer in EXPERTsuisse umbenannt, um der aufgebauten Position sowie der Bedeutung im Schweizer Markt und der gesamtschweizerischen Mitgliederstruktur gerecht zu werden: Wir zählen über 5 000 eidg. dipl. Experten sowie 900 Mitgliedunternehmen – über 95 Prozent davon KMU – zu unseren Mitgliedern.
Der Verantwortung verpflichtet.
BÜCHER
Wandern mitten in der Stadt? Das geht in Zürich, der kleinen Metropole mit Weltformat, natürlich auch ohne Bergschuhe.
Bilder: zVg
Quer durch die Stadt
S TA D T W A N D E R F Ü H R E R Zürich zu Fuss entdecken: Das broschierte Buch «Zürich – einfach wandervoll» ist
ein neuartiger Reise-, Wander- und Städteführer. Zwischen den beiden Buchdeckeln steckt viel Interessantes und Amüsantes aus der Limmatstadt.
TEXT PETER BLATTNER
Die Autoren schlagen eine Stadtwanderung in zehn Etappen vor, die sich über eine Distanz von sechs bis neun Kilometer erstrecken. Kein Problem also für jene, die gut Fuss sind. Eine Übersichtskarte zeigt dem aufbrechenden Stadtwanderer, wohin und wie weit es ihn heute verschlagen wird: Im Norden reicht die längste Strecke bis zur Werdinsel, im Westen bis zum Uetliberg, im Osten bis zum Zoo und am See bis nach Wollishofen und Tiefenbrunnen. Ergänzend zum Buch gibt es die App «wandervoll» zur Unterstützung der Orientierungslosen. Diese beinhaltet nicht nur die Routen, sondern vermittelt auch viele Tipps zu Restaurants, Geschäften und Hotels. Sehenswertes in der Altstadt Der Lindenhof ob dem Rennweg ist eine Hofterrasse und ein wahrer Ort der Stille. Der Blick schweift über die Limmat bis zu den Alpen und die Dächer und Terrassen der Innenstadt. Die barocke Kirche St. Peter fällt durch den mächtigen Turm und das übergrosse Zifferblatt auf. Das Fraumünster war einst das Gotteshaus eines Frauenklosters, es ist mit herrlichen Glasfenstern von Marc Chagall und Augusto Giacometti geschmückt. Einige Schritte weiter steht das bekannte Bauschänzli, eine
rant erreicht. Vom Aussichtsturm aus ist die Rundumsicht noch imposanter als vom Restaurant.
Gartenwirtschaft in der Limmat, hier findet im Spätherbst auch das Zürcher Oktoberfest statt. Die künstliche Flussinsel gehörte einst zur Stadtfestung gegen den See. Weiter ins Enge-Quartier Im Enge-Quartier lockt der Rieterpark zum Verweilen, hier an der Seestrasse steht auch die neu erbaute Hotelfachschule Belvoirpark. Die Landiwiese ist von der Landesausstellung 1939 her bekannt, wie auch die Sukkulenten-Sammlung. Die Rampe am Ende der Landiwiese erklimmend, hat man einen guten Ausblick auf die Werft der Zürichsee Schifffahrtsgesellschaft. Hinauf auf den Zürcher Hausberg Bei der Saalsporthalle, Trainingsstätte des FC Zürich, beginnt der Albis gütli-Weg. An dessen Ende weist ein Wanderwegzeichen auf den Panoramaweg hin. Es geht vorbei am Schützenhaus Albisgütli und vorbei an Schrebergärten. Am Rande der Stadt begegnet man dem wiedereröffneten Luxushotel Atlantis. 400 Höhenmeter gilt es auf dem Wanderweg zum Uetliberg in Angriff zu nehmen. Dann geht es vorbei am 190 Meter hohen Fernseh- und Sendeturm, der das Radio- und Fernsehprogramm in die Region Zürich überträgt. Nach wenigen Schritten ist das Bergrestau-
Beat Losenegger und Michael Zürcher: Zürich einfach wandervoll, Wanderund Städteführer. Werd/ Weberverlag, 251 Seiten, broschiert, CHF 39.80 ISBN 978-3-85932-714-6
Pulsierendes Zürich West Ein Quartier im Wandel, nicht nur wegen Zürichs höchstem Gebäude, dem imposanten Prime Tower. Das Lettenbad lockt mit kühlem Nass, das Lettenwehr reguliert den Wasserstand und die Wassermenge der Limmat. Und dann ist da noch das Viadukt mit seinen 53 Bögen, das mannigfaltige Restaurants und Ladengeschäfte beinhaltet und zum Flanieren einlädt. Eine wahre Bereicherung für das Quartier. Exotisches am Zürichberg Von der grossen Kirche Fluntern geniesst man eine grandiose Aussicht, der Zürichberg besticht durch eine architektonische Vielfalt und viel Grünes. Hier liegen auch der FIFA-Hauptsitz und das berühmte Dolder Grand Hotel. Und natürlich der Zoo mit seinem neu gestalteten Eingangsbereich. Allein die Masoala-Halle lohnt einen Besuch. Auf diesen Routen lässt sich die Stadt Zürich mit ihren Sehenswürdigkeiten mit dem ÖV und per pedes gut erforschen, es gibt Unzähliges zu entdecken und zu bestaunen. Wozu in die Ferne schweifen, sieh, das Gute liegt so nah. www.wandervoll.ch, Twitter (@wandervoll), www.facebook.com/wandervoll
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RECHT
MEHR TRANSPARENZ UND STABILITÄT Das Finanzmarktinfrastrukturgesetz (FinfraG) trat am ersten Januar 2016 in Kraft. Es regelt die Organisation und den Betrieb von Finanzmarktinfrastrukturen sowie die Verhaltenspflichten der Finanzmarktteilnehmerinnen und -teilnehmer beim Effekten- und Derivatehandel. Es bezweckt die Gewährleistung der Funktionsfähigkeit und der Transparenz der Effekten- und Derivatemärkte, der Stabilität des Finanzsystems, des Schutzes der Finanzmarktteilnehmerinnen und -teilnehmer sowie der Gleichbehandlung der Anlegerinnen und Anleger. Die Schweiz steht mit dem FinfraG nicht alleine da. Es ist vergleichbar mit der amerikanischen Regulierung Dodd-Frank sowie mit der EU-Verordnung EMIR.
Bildquelle: Depositphotos.com, ml12nan
In der Pflicht
F I N F R A G Banken, Börsen und Effektenhändler müssen im
Derivatemarkt seit Anfang Jahr einer Hand voll neuer Pflichten nachkommen. Damit stehen sie jedoch nicht alleine da: Das am ersten Januar 2016 in Kraft getretene Finanzmarktinfrastrukturgesetz betrifft sämtliche Unternehmen mit Sitz in der Schweiz.
TEXT NICOLAS FACINCANI
Alle Unternehmen mit Sitz in der Schweiz haben neu besondere Pflichten im Zusammenhang mit dem Handel von Derivaten zu beachten. Dies sind insbesondere die Clearingpflicht, respektive die Pflicht zur Abrechnung von gewissen standardisierten Derivatgeschäften über eine zentrale Gegenpartei, die Risikominderungspflicht für nicht standardisierte Derivate wie zum Beispiel das Stellen von Sicherheiten, die Bewertung zu Marktpreisen oder die Minderung des operationellen Risikos, und Offenlegungspflichten von OTC Derivatgeschäften, gemäss welchen der Abschluss bzw. die Abwicklung von Derivategeschäften an ein Transaktionsregister zu melden sind. Für die Pflichten sind Übergangs- und Schonfristen anwendbar. Für sogenannte kleine Nichtfinanzielle Gegenparteien
sind gewisse Erleichterungen vorgesehen. So gilt die Clearingpflicht nicht, die Risikominderungspflicht nur eingeschränkt und die Transparenzpflicht ist bei solchen Parteien durch die Bank oder den Effektenhändler zu erfüllen. Es ist in jedem Einzelfall zu beurteilen, ob ein Unternehmen als sogenannte kleine Nichtfinanzielle Gegenpartei zu qualifizieren ist. Eine Nichtfinanzielle Gegenpartei gilt als klein, wenn die Durchschnittsbruttopositionen ausstehender Derivatgeschäfte bestimmte Schwellenwerte nicht überschreiten. Es ist wohl davon auszugehen, dass die meisten KMU als kleine Nichtfinanzielle Gegenpartei gelten. Verwaltungsrat gefordert Sämtliche Unternehmen müssen schriftlich regeln, wie sie die vorgenannten Pflichten umsetzen wollen. Unternehmen, die nicht mit Derivaten
Schweizer Marktteilnehmer sind verpflichtet, über Handelsplattformen mit standardisierten Derivaten zu handeln.
handeln wollen, können dies unterlassen, haben dies aber in einem schriftlichen Beschluss festzuhalten. Die Verantwortlichkeit für die schriftlichen Abläufe oder den Beschluss liegt beim Verwaltungsrat. Zu beachten ist, dass bereits der Abschluss eines einzigen Derivatgeschäfts – zum Beispiel eines Zins-Swaps zur Absicherung von Zinsrisiken – die aufgeführten Pflichten auslösen kann. Die Revisionsstelle hat zu prüfen, ob das Unternehmen seinen Pflichten nachkommt. Das Resultat der Prüfung ist im Bericht an den Verwaltungsrat festzuhalten und das verantwortliche Organ zu informieren. Werden Verstösse festgestellt, so muss die Revisionsstelle eine Frist zur Behebung der gemeldeten Verstösse ansetzen. Sodann ist das EFD durch die Revisionsstelle zu informieren, sofern die Gesellschaft die Verstösse nicht innert der angesetzten Frist behebt oder wenn sich diese wiederholen. Es ist davon auszugehen, dass bei Unternehmen, die über keine Revisionsstelle verfügen (opting-out), keine Prüfung vorgenommen werden muss. Unterlassungen können strafrechtliche Sanktionen nach sich ziehen, Unternehmen sind daher gefordert. DER AUTOR Nicolas Facincani, lic. iur., LL.M., ist Partner der Anwaltskanzlei Voillat Facincani Sutter + Partner. Er ist als Rechtsanwalt tätig und berät Unternehmen und Private in wirtschaftsrechtlichen Belangen. facincani@vfs-partner.ch, www.vfs-partner.ch.
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NETZWERKE
Teuer, nutzlos und schädlich V O L K S A B S T I M M U N G Am 25. September stimmen wir über die AHVplus-Initiative der Gewerkschaften ab.
Sie muss aus drei Gründen klar abgelehnt werden.
TEXT REGINE SAUTER
Die Initiative will Geld mit der Giesskanne verteilen. Dies ist der erste Grund, sie abzulehnen. Alle Rentnerinnen und Rentner sollen zehn Prozent mehr AHV erhalten. Unabhängig davon, in welchen finanziellen Verhältnissen sie leben. Aber gerade jene Personen, von denen die Initiative behauptet, dass sie ihnen hilft, werden unter dem Strich am schlechtesten fahren. Rentnerinnen und Rentner, die ihren Lebensunterhalt aus Renten und Vermögen nicht begleichen können, haben Anspruch auf Ergänzungsleistungen. Diese unterstützen zielgenau, wo ein Bedarf besteht. Höhere Renten würden lediglich dazu führen, dass die Ergänzungsleistungen und andere Vergünstigungen wegfallen, ebenso wie andere Vergünstigungen, die an diese geknüpft sind. Mehrkosten von 5.5 Milliarden Franken jährlich Die Aufstockung der AHV würde zweitens Milliarden kosten. Berechnungen des Bundesrates gehen davon aus, dass bis ins Jahr 2030 jährlich rund 5.5 Milliarden Franken zusätzlich nötig wären. Keine Kleinigkeit also. Woher diese Mittel kommen sollen, lassen die Initianten offen. Nachdem im letzten Jahr die Einführung einer nationalen Erbschaftssteuer vom Volk klar abgelehnt wurde, sollen nun höhere Abzüge bei den Löhnen der Erwerbstätigen das nötige Kleingeld in die AHV-Kasse fliessen lassen. Diese Abzüge machen sich gerade bei kleinen Einkommen sehr stark bemerkbar – diese Gruppe braucht jeden Franken. Es erstaunt deshalb umso mehr, wie leichtfertig die Gewerkschaften, welche sich normalerweise als Fürsprecher der schlechter Verdienenden aufspielen, diese Massnahme vorschlagen. Zudem sind die Lohnkosten in der Schweiz im internationalen Vergleich ohnehin schon hoch und unsere Unternehmen müssen kämpfen, dass sie wettbewerbsfähig bleiben. Wer Arbeitsplätze in der Schweiz erhalten will, muss die Initiative auch aus diesem Grund ablehnen.
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Finanzierung der AHV heute sicherstellen Drittens gefährdet die linke Initiative die Stabilität der AHV. Bereits ohne einen Leistungsausbau wird im Jahr 2030 in der AHV zwischen Einnahmen und Ausgaben eine Lücke von 7.5 Milliarden Franken klaffen, wenn wir heute keine Massnahmen ergreifen. Die Menschen werden immer älter, was zwar schön ist, aber auch bedeutet, dass sie immer länger eine Rente beziehen; die Männer rund sieben, die Frauen rund acht Jahre länger als bei Einführung der AHV im Jahr 1948. Gleichzeitig nimmt der Anteil der Erwerbstätigen ab, welche die aktuellen Renten finanzieren. 1948 waren es noch gut sechs Erwerbs-
Bei einer Annahme der Initiative wäre das Loch in der AHV-Kasse bis 2030 jährlich rund 13 Milliarden Franken tief. Wer soll das bezahlen? Bildquelle: zVg/Schlorian
tätige, 2035 werden es gerade noch zwei pro Rentner sein. Man muss kein Mathematikgenie sein, um zu erkennen, dass das nicht aufgehen kann. Die AHV ist unser wichtigstes Sozialwerk. Sie für kommende Generationen zu sichern, ist eine grosse Herausforderung. Zurzeit arbeitet das Parlament daran, die AHV langfristig auf ein sicheres Fundament zu stellen. Ein Ausbau der Leistungen würde dabei quer in der Landschaft stehen.
DIE AUTORIN Dr. Regine Sauter ist Direktorin der Zürcher Handelskammer und Nationalrätin.
NETZWERKE
Wer bezahlt nach Weiterbildung? VERBAND ZÜRCHER HANDELSFIRMEN
044 267 40 30 www.vzh.ch
Der Verband Zürcher Handelsfirmen (VZH) ist mit seinen rund 2 300 Mitgliedsfirmen eine starke Stimme der Arbeitgeber im Wirtschaftsraum Zürich. Die Mitgliedsfirmen profitieren u.a. von der kostenlosen Rechtsberatung im Arbeits- und Sozialversicherungsrecht und den regelmässig erscheinenden Mitteilungsblättern mit aktuellen personalrechtlichen und -politischen Informationen wie Gerichtsurteilen, Checklisten, Gesetzesneuerungen, Veranstaltungshinweisen u.v.m.
A R B E I T S R E C H T Aus- und Weiterbildungskosten
müssen vom Arbeitnehmer dann zurückgezahlt werden, wenn die Rückzahlung in einer Vereinbarung klar geregelt ist.
TEXT HANS STRITTMATTER
Dem Entscheid des Bundesgerichts lag der folgende, etwas verkürzt dargestellte Sachverhalt zugrunde: Die Arbeitnehmerin und Beschwerdeführerin schloss mit ihrer Arbeitgeberin (X AG) am 12. Februar 2007 einen «Ausbildungsvertrag» ab. Darin wurde die Kostenbeteiligung der X AG an einer berufsbegleitenden Weiterbildung geregelt. Es wurde vereinbart, dass die X AG die dafür anfallenden Studiengebühren und Lehrmittelkosten von rund 26 000 Franken zu 80 Prozent übernimmt. In einer Klausel wurden die Rückzahlungsmodalitäten bei vorzeitigem Austritt der Arbeitnehmerin aus dem Unternehmen geregelt. Die Arbeitnehmerin schloss die Ausbildung am 8. Oktober 2009 ab. Kündigung oder Betriebsübergang? Im Herbst 2008 teilte die X AG mit, dass die Auslagerung der Abteilung, in der die Arbeitnehmerin tätig war, geprüft werde. Weitere Informationen dazu folgten nach und nach. Der Betriebsübergang fand am 1. April 2010 statt. Ab April 2009 begann die Arbeitnehmerin sich für verschiedene andere Stellen bei der X AG zu bewerben – jedoch ohne Erfolg. Schliesslich kündigte Sie ihr Arbeitsverhältnis bei der X AG am 30. Oktober 2009 auf den 31. Januar 2010. Daraufhin ersuchte die X AG die Arbeitnehmerin mehrmals um ein Gespräch über die Modalitäten der Rückzahlung der Ausbildungskosten, das jedoch nicht zustande kam. Während die X AG auf der Rückzahlung der Ausbildungskosten beharrte, machte die Arbeitnehmerin sinngemäss geltend, dass laut Vertrag dann keine Rückzahlung fällig werde, falls der Arbeitsvertrag ohne Verschulden des Mitarbeiters
Rückzahlungsklauseln sollten schriftlich sowie klar und deutlich abgefasst sein. Bild: depositphotos.com, Matic.Sandra
aus wirtschaftlichen Gründen aufgelöst werde. Eine «Auslagerung» stelle einen solchen wirtschaftlichen Grund dar. In der Folge verrechnete die X AG die Ausbildungskosten in der Höhe von insgesamt 17 185 Franken mit den Lohnzahlungen für die Monate November und Dezember 2009 sowie Januar 2010. Die Arbeitnehmerin klagte beim Arbeitsgericht Zürich gegen die X AG und beantragte, diese sei zu verpflichten, ihr die mit dem Lohn verrechneten 17 185 Franken nebst Zins zu bezahlen. Die X AG machte widerklageweise eine Forderung von 4 560 Franken geltend für den restlichen, nicht bereits durch Verrechnung zurückerstatteten Ausbildungsbeitrag. Das Arbeitsgericht bejahte die Rückzahlungsverpflichtung der Arbeitnehmerin im Grundsatz. Kosten müssen zurückgezahlt werden Das Bundesgericht hielt fest, dass die Kündigung der Arbeitnehmerin ihr Ausscheiden aus der Firma bewirkte und nicht etwa der abgelehnte Betriebsübergang, wie die Arbeitnehmerin behauptete. Eine Ablehnung des Übergangs des Arbeitsverhältnisses auf die Erwerberin war laut Bundesgericht im vorliegenden Fall am 30. Oktober 2009 gar nicht möglich, da die Arbeitnehmerin noch keine sichere Kenntnis über den Betriebsübergang haben konnte. Sie hat vielmehr bei der X AG gekün-
digt, um eine neue Tätigkeit bei einer anderen Firma aufzunehmen. Unter diesen Umständen war die Arbeitnehmerin durch ihre Kündigung am 30. Oktober 2009 gemäss Ausbildungsvertrag vom 12. Februar 2007 für die von der X AG bezahlten Ausbildungskosten rückzahlungspflichtig geworden (Urteil vom 21. März 2012, 4A_616/2011). Ausbildungsvertrag empfehlenswert Während eine arbeitgeberseitig verlangte Weiterbildung bei «normaler» Lohnzahlung grundsätzlich als Arbeitszeit gilt und die Kosten zu Lasten des Betriebs gehen, findet eine Aus- oder Weiterbildung, die nur dem Arbeitnehmer dient, ohne Arbeitgeberbeteiligung nur in der Freizeit statt. Sind jedoch beide Parteien an einer Aus- und Weiterbildung interessiert, ist es empfehlenswert – wie der oben geschilderte Fall zeigt – eine Aus- oder Weiterbildungsvereinbarung zu schliessen. Darin sollten nebst der exakten Umschreibung der Aus- oder Weiterbildung die Übernahme der Kosten (wie Kurskosten, Spesen, Prüfungsgebühren etc.), Fragen der Arbeitszeit und insbesondere auch die Modalitäten einer allfälligen Rückzahlung der erbrachten Leistungen (was ist unter welchen Umständen zurückzuzahlen?) geregelt werden. Eine solche Vereinbarung ist sorgfältig zu verfassen. Die VZH-Geschäftsstelle hilft hier gerne weiter.
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ZÜRICH IM BILD
Wer hier springt, hat die Zuschauer auf sicher: Der 10-Meter-Turm am Bellevue ist das letzte Überbleibsel vom Züri-Fäscht – sieht man von den zwecks Erholung gesperrten Wiesen am Seeufer einmal ab. Ist die blaue Flagge oben, darf vortreten, wer sich traut. Damit der Sprung ins kühle Nass nicht allzu viel Mut erfordert, wurde der Turm von 20 auf 10 Meter zurückgebaut. Die Sprünge sind nicht ganz so spektakulär wie jene der Profis am grossen Fest, der Spass steht im Vordergrund. Auf die Schaulustigen der Quaibrücke ist Verlass: Die Touristen knipsen, die älteren Semester vergleichen ihre Waghalsigkeit von damals mit dem, was sie sehen. Das Spektakel dauert noch bis Ende der Sommerferien. 30 l
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Bild: Delia Bachmann
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