Nr. 9, September 2013 19. Jahrgang, SFr. 6.– www.unternehmerzeitung.ch
EU – USA FREIHANDEL
EFTA FĂœRCHTET DISKRIMINIERUNGEN Foto: zVg
Seite 22
Wir befinden uns am oberen Limit Noch treibt zwar die anhaltende Zuwanderung den Wohnungsbau. Aber die zurßckgehenden Boni und SpitzenlÜhne machen sich im Luxussegment bemerkbar. Der Bauunternehmer Walter Schmid rechnet mit einer Bauflaute. Aus seiner Sicht sollten kßnftig Sanierungen stärker gefÜrdert werden, gerade um den Energieverbrauch Seite 8 der Gebäude zu senken.
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EDITORIAL l UZ
Wirtschaftliche Freiheit braucht soziale Verantwortung Nach der Abstimmung ist vor der Abstimmung. Die Jungsozialisten wollen den Rückenwind der Abzockerinitiative nutzen und mit ihrer 1:12-Initiative die Löhne in der Schweiz deckeln. Unternehmer und FDP-Nationalrat Ruedi Noser, einer der wenigen Querdenker im Land, malt deshalb die Gefahr eines Klassenkampfes an die Wand. Das klingt dramatisch, geht aber wohl am Kernproblem vorbei. Die Schweizer haben in ihrer Mehrheit am 3. März klar gemacht, dass die wirtschaftliche Freiheit – eine der Grundlagen des Schweizer Wohlstandes – einhergehen muss mit sozialer Verantwortung. Wer Freiheit will, muss Verantwortung übernehmen. Wer gut verdienen will, muss sicherstellen, dass niemand fallengelassen wird. Wenn soziale Gerechtigkeit he ute ein SP-Thema zu sein scheint, dann ist das ein Armutszeugnis für die Liberalen: Sie haben zu lange Politik nur für die Besserverdienenden gemacht und die Schwächeren im Land vergessen. Das muss sich ändern. Wenn die Wirtschaft will, dass sie auch künftig den Freiraum erhält, den sie braucht, dann muss sie das Thema soziale Verantwortung proaktiv angehen. Von der Wirtschaft werden Vorschläge erwartet , wie sie die Probleme der zu niedrigen Löhne – Stichwort working poor – und der zu hohen Löhne – Stichwort Vasella – lösen will. Sie muss konkrete Vorschläge zur Sicherung des sozialen Zusammenhalts vorlegen. Das müssen nicht zwingend Verbände tun. Unternehmer, Wissenschaftler, unverbrauchte Politiker können sich zusammensetzen, um Ideen für einen neuen, sozial verantwortlichen Liberalismus zu entwic keln. Die Schweiz muss sich wieder auf ihre eigentlichen Werte besinnen.
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5 NEWS
WIRTSCHAFT 6 Köpfe und Karrieren 9 Rudolf Strahm: Wachsende Risiken für die Banken
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TITELGESCHICHTE Bauen mit Zukunft
Konjunkturumfrage III/2013 So viel wert ist Ihre Liegenschaft EUROPA Efta fürchtet Diskriminierungen Neue Märkte gesucht: Interview mit Daniel Küng, C EO S GE 26 INNOVATION Europa forscht
29 Ressourcendefizite schaden der Wettbewerbsfähigkeit
GELD 31 Subventionen: Vom Weiher zum Swimmingpool 32 Grosse Unternehmen helfen KMU beim Klimaschutz 34 Pensionskassenvergleich
K O M M U N I K AT I O N 36 Cloud-Computing: Rechnen in der Wolke 39 Grüne Technologien intelligent nutzen 40 B Ü C H E R
UNTERNEHMEN 42 Digitalstrom: Kaffee per Klick 44 150 Jahre Glutz 46 Top-Rating des Monats
B U S I N E S S T R AV E L 47 Ältere Geschäftsreisende 48 Flugmeilen, die heimliche Weltwährung
MANAGEMENT 38 Vom Umgang mit der Digitalisierung
MARKETING 52 Online-Werbung hinkt hinterher 53 Marke des Monats: Personal Brand
RECHT 54 Urteilsunfähigkeit kann jeden treffen
C E N T R E PAT R O N A L 58 Ferienlohn und Ferien-Abgeltungsverbot
10 FRAGEN AN 59 Christoph Abt, www.wechselstube.ch
Steffen Klatt klatt@unternehmerzeitung.ch
DAS LETZTE 62 Von Ruedi Stricker
KMU UND IHR POTENZIAL – WIE KLEINE AUCH GANZ GROSSES ERREICHEN KONNEN Online-Anmeldung unter www.kmu-tag.ch
Werner Kieser
Hermann Scherer
Oliver Reichenstein
Katja Kraus
Oliver Gassmann
Roman Kilchsperger
Hans Leutenegger
25 / OKTOBER 2013 Urs Fueglistaller
SCHWEIZER KMU-TAG ST GALLEN
Patronat: Schweizerischer Gewerbeverband / economiesuisse / IHK St.Gallen-Appenzell / Kantonaler Gewerbeverband St.Gallen (KGV)
Veranstalter
Hauptsponsoren
Kommunikations- Medienpartner partnerin
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NEWS l UZ
IN KÜRZE Fussabdruck von Lebensmitteln Agroscope und Quantis haben eine Datenbank lanciert, die den ökologischen Fussabdruck von Lebensmitteln bestimmt. Die «World Food LCA Database» liefert zuverlässige aktuelle Daten zur Ökobilanzierung von Esswaren und Getränken. Die Datenbank wird über 200 Datensätze zu verschiedenen landwirtschaftlichen Kulturen und tierischen Produkten bieten, wobei unterschiedl iche Produktionsverfahren sowie Verarbeitungs-, Lagerungs- und Transportprozesse berücksichtigt werden. Das Projekt soll 2015 abgeschlossen werden. Verhaltene Konsumenten Die Konsumentenstimmung in der Schweiz blieb auch im Juli 2013 relativ stabil. Der Index lag mit -9 Punkten geringfügig unter dem Ergebnis der letzten Umfrage (-5 Punkte). Dieser Wert entspricht laut dem Staatssekretariat für Wirtschaft dem historischen Durchschnittswert. Seit mehreren Quartalen widerspiegelt die Entwicklung der Konsumentenstimmung eine eher verhaltene Einstellung der privaten Haushalte der Schweiz, die weder von Optimismus noch von Pessimismus geprägt ist. In der aktuellen Umfrage haben sich vor allem die Aussichten über die zukünftige Wirtschaftsentwicklung etwas eingetrübt. Gegenüber der letzten Umfrage erwarten die Haushalte einen stärkeren Anstieg der Preise.
SWISS OFFICE MANAGEMENT 2013, ZÜRICH
Sekretariat im Rampenlicht Die Anforderungen an die moderne Assistenz haben sich enorm gewandelt.
Neben den klassischen Sekretariatsaufgaben zählen mittlerweile auch Reiseplanung, Eventmanagement oder Prozessoptimierung zum Tagesgeschäft der Assistenzkraft von heute. Die Fachmesse Swiss Office Management bietet Assistenzen, Sekretariatskräften und Office Managern eine Plattform für Marktüberblick, Austausch und Weiterbildung. Nach der begeistert aufgenommenen Premiere im vergangenen Jahr findet die zweite Ausgabe der Swiss Office Management
Aussteller, Praxisforen und Workshops an der Swiss Office Management.
am 11. und 12. September in Halle 9 der Messe Zürich statt. Neben den Ausstellerständen erwar-
ENTREPRENEURSHIP STUDIE
Furchtlose Unternehmer Schweizer haben wenig Angst vor dem Scheitern in der Selbstständigkeit – insbesondere Frauen und Migranten.
Die Angst vor dem Scheitern ist bei den selbstständig erwerbstätigen Personen in der Schweiz aussergewöhnlich tief. Diese
Tendenz zeigt sich besonders bei unternehmerisch aktiven Frauen und Migranten. Diese Ergebnisse publizierte die Hochschule für Wirtschaft (HSW) Freiburg. Die Studie ist eine der bedeutendsten im Bereich Entrepreneurship, des Global Entrepreneurship Monitors (GEM). Beachtenswert ist in der
ten die Besucher Fachvorträge in den Praxisforen, Gesprächsrunden mit Kollegen am MeetingPoint so-
wie praxisnahe Weiterbildung in den separat buchbaren Workshops.
Schweiz die Altersstruktur der Gründungsakteure: Bei den Jüngeren (18 bis 24 Jahre) ist die tiefste Gründungsaktivität aller vergleichbaren Länder zu registrieren, während sich die Altersklasse der 35 bis 44-Jährigen mit der höchsten Gründungsaktivität auszeichnet. Laut der Analyse von 2012 wurden in der Schweiz weniger Möglichkeiten zur Unternehmensgründung wahrgenommen
als in den Jahren zuvor. Nichtsdestoweniger bewegt sich die Schweiz über dem Durchschnitt vergleichbarer Länder. Auffallend ist, dass die «Angst zu scheitern» in den letzten Jahren eindeutig gesunken ist und sich 2012 auf einem ähnlich tiefen Niveau bewegt wie in den USA. Die Schweiz belegt mit den USA sogar die Spitzenposition aller vergleichbaren Volkswirtschaften.
www.swiss-office-management.ch
IMPRESSUM UnternehmerZeitung: 7. Jahrgang (19. Jahrgang KMU-Manager), Die UnternehmerZeitung erscheint im Verlag SWISS BUSINESSPRESS SA, Zürcherstrasse 39, CH-8952 Schlieren, Zürich; Telefon 044 306 47 00, Fax 044 306 47 11, www.unternehmerzeitung.ch, info@unternehmerzeitung.ch Herausgeber: Remo Kuhn, kuhn@ swissnews.ch Verlagsleitung: Jonas Hugentobler, hugentobler@ unternehmerzeitung.ch Redaktion: Steffen Klatt, klatt@unternehmerzeitung.ch; Peter Blattner, blattner@ unternehmerzeitung.ch; Salome Kern, kern@ unternehmerzeitung.ch Layout und Produktion: Bruno Strupler, print@ unternehmerzeitung.ch Mitarbeit an dieser Ausgabe: Michael Bernau, Shenoll Demir, Stella Gatziu Grivas, Claudio Giovanoli, Stina Hegg, Petra Joerg, Alfred Kuhn, Lena Leuenberger, Stefan Marthaler, Stefanie Meier-Gubser, Manuela Paganini, Claudia Schoch, Klaus Stapel, Rudolf Strahm, Ruedi Stricker, Stefan Vogler, Nena Weibel, Josef Zopp Anzeigen: info@ unternehmerzeitung.ch, Telefon 044 306 47 00 Druckunterlagen: www.swissbusinesspress.ch/kundendaten Abonnements: UnternehmerZeitung, Postfach, 8952 Schlieren Zürich, abo@ unternehmerzeitung.ch, Einzelverkaufspreis: Fr. 6.–, Jahres-Abonnement: Fr. 54.– Inland. WEMF-beglaubigte Auflage 2012: 44 818 Exemplare Druck: NZZ-PRINT, Schlieren, Zürich; Nachdruck: Nur mit schriftlicher Genehmigung der Redaktion und genauer Quellenangabe © UnternehmerZeitung gestattet. Für unverlangt eingesandtes Text- und Bildmaterial wird keine Haftung übernommen Die Unternehmer Zeitung ist Medienpartner von: SVC SwissVentureClub/SVC Unternehmerpreis, sivg Schweiz. Institut für Verwaltungsräte, SVSM Schweiz. Vereinigung für Standort-Management, SwissCleantech.ch, UnternehmerForum Schweiz, Schweizer KMU-Tag, KMUSwissEvent, OSEC BusinessNetwork, EnAW Energie-Agentur der Wirtschaft, ICT Berufsbildung Schweiz, Suisse EMEX, Award Corporate Communications®, Fachhochschulen Nordwestschweiz FHNW Im Verlag SWISS BUSINESSPRESS SA erscheinen ausserdem: SWISS NEWS, The international Magazine of Switzerland; ATTIKA, das Zürcher Magazin; SWISS-CUISINE, das Gastronomie-Fachmagazin sowie als Supplement zur UnternehmerZeitung: VR-Praxis und ZÜRCHER KMU
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l Nr. 9 l 2013
UZ l WIRTSCHAFT
Köpfe und Karrieren CEO Die Geschäftsleitung der europäischen Muttergesellschaft CRH Europe Distribution hat Nicolas Weinmann zum CEO des Schweizer Tochterunternehmens ernannt. Er war bisher COO und Mitglied der Geschäftsleitung bei CRH Swiss Distribution. Er übernimmt sein Amt am neuen Firmensitz in Bern. Nicolas Weinmann ist für rund 2500 Mitarbeitende verantwortlich, die mit den Marken BauBedarf, Richner, Gétaz, Miauton und Regusci Reco in der gesamten Schweiz einen Umsatz von 1,5 Milliarden Franken erwirtschaften.
Mitteilungen für diese Rubrik: Text und Foto (300 dpi; > 1MB): blattner@unternehmerzeitung.ch
Geschäftsführung Der zur Schweizer Diethelm Keller Gruppe gehörende Baustein- und Fernreisenspezialist STA Travel hat Caroline Bleiker zum General Manager Schweiz berufen. Sie blickt auf eine zwanzigjährige Touristikkarriere auf dem Schweizer Markt zurück. Unter anderem war sie bei der TUI AG sowie bei FTI Touristik tätig. STA ist in über 60 Ländern präsent und spezialisiert auf günstige Flug- und Round-theWorld-Tickets sowie authentische Erlebnisreisen oder Sprachreisen für junge Menschen.
Direktorin Der Verwaltungsrat der SWISS TXT (Schweizerische Teletext AG) hat Franziska Füglistaler zur neuen Direktorin gewählt. Sie hat ihr Studium in Maschinenbau und Verfahrenstechnik an der ETH Zürich als Dipl. Masch. Ing. ETH abgeschlossen. Nach Erfahrungen als Projektleiterin, SAP-Beraterin und Teilprojektleiterin sowie Project Manager Operations hat sie die Supercomputing Systems AG als CEO/COO geleitet. Seit 2012 ist sie selbstständig in der Unternehmensberatung tätig.
Geschäftsleitung Conrad Mummert übernimmt das Tankstellengeschäft der Shell (Switzerland) AG und folgt damit Derk Louwerse nach, der in die Strategieabteilung der Royal Dutch Shell plc nach London wechselt. Der Diplom-Kaufmann hatte zuvor verschiedene Funktionen innerhalb der Shell in Deutschland sowie in der Shell-Zentrale in London inne. Zuletzt zeichnete er für das Marketing des Retail Flottenkunden-Geschäfts in Mittel- und Südeuropa verantwortlich.
Präsident Paul Hafner heisst der neue Präsident des Dachverbands Schweizer Interim Manager (DSIM). Der Executive MBA ist Inhaber der phneutral Gmbh, die auf den Gebieten Interimmanagement, Projektmanagement, Auftragsvermittlung und Coaching tätig ist. Er hat in den letzten Jahren mehrfach Mandate als CEO sowie für Turnarounds und Nachfolgeregelungen in der metall- und kunststoffverarbeitenden Industrie übernommen.
Quality & Regulatory Leader Dr. Matthias Jeger ist neu als Quality & Regulatory Leader Mitglied der Geschäftsleitung von PwC Schweiz. Er trat 1992 in die Firma ein und ist seit 2002 Partner. Seither übte er die Funktion als leitender Revisor bei national und international tätigen Unternehmen aus, vorwiegend in der Pharma- und Chemiebranche. Er vertritt die Schweiz im internationalen Regulatoy-Partner-Netzwerk von PwC. Er ist auch Mitglied der Kommission für Wirtschaftsprüfung und Präsident der Accounting Working Party der Treuhand-Kammer.
Vorstand Die Generalversammlung von eCH, dem E-Government-Verein der öffentlichen Verwaltungen auf Bundes-, Kantons- und Gemeindeebene, hat Markus Fischer in den Vorstand gewählt. Er ist Geschäftsführer von Soreco Publica und arbeitet seit einigen Jahren in eCH-Fachgruppen an Standards und Hilfsmitteln mit. Er unterstreicht mit seinem Engagement den aktiven Beitrag der Wirtschaft zur Entwicklung des E-Government in der Schweiz im Rahmen der Public Private Partnership von eCH.
Geschäftsführung Ab Herbst steigt die «Elektron AG» zusammen mit Philips mit LEDBeleuchtungssystemen in den Tunnelmarkt ein. Mit 100%-igen LED-Lösungen im Tunnel und effizienten Lichtsteuerungen wird die «Elektron AG» zu einem Gesamtanbieter für Beleuchtungssysteme im Tunnel. Mit Peter Schwägli übernimmt ein versierter Kenner des Tunnelmarktes die Leitung. Durch seine fast zehnjährige Tätigkeit als Geschäftsführer der Siteco Schweiz AG und Verantwortlicher des Tunnelbereichs sind ihm dessen Bedürfnisse bestens vertraut.
Geld macht gl端cklich (Nr. 69), wenn man es in Firmen investiert, die sich der Umwelt gegen端ber verantwortungsvoll verhalten und gleichzeitig gute Renditechancen erm旦glichen. Gerne informiert Sie der Kundenberater Ihrer Kantonalbank 端ber unsere mehrfach ausgezeichneten Nachhaltigkeitsfonds.
Aktuelle Analysen und Meinungen jetzt auf unserem Blog.
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UZ l AKTUELL
BAUEN & MODERNISIEREN – MESSE ZÜRICH
Alles zum Bauen Vom 5. bis 8. September wird die Messe Zürich zum aktuellsten Bauhaus der Schweiz. Rund 600 Aussteller zeigen die Produkte- und Angebotsvielfalt zum fortschrittlichen Bauen und Erneuern.
Zukunftsfähiges und nachhaltiges Bauen und Erneuern in unserem dicht besiedelten Lebensraum ist definitiv das Credo der 44. Bauen & Modernisieren. Die Schweizer Küchenbauer lancieren den ersten Swiss Kitchen Award, der Exklusivbereich Création Bad präsen-
tiert sich in neuem Licht. und die energetische Gebäudemodernisierung zieht sich wie ein roter Faden durch die sieben Messehallen. Erneut ihren Platz hat die EigenheimMesse als Hausbau- und Immobilienplattform. Zwei Fachvortragsreihen laden zum Vorbeischauen ein.
Für Messeleiter André Biland ist klar: «Man kann es wenden, wie man will, Gebäude sind nach wie vor grosse Energieschlucker.» Die Herausforderung der Zukunft liegt deshalb darin, bestehende Bausubstanz energetisch bestmöglich zu erneuern und bei Neubauten zusätzlich auf gesunde und ökologische Bauweise zu setzen. «Unsere Aussteller zeigen best practice an der Messe, mit Innovationsgeist, Qualitätsprodukten und neuen Lösungen.»
Energieeffizientes und nachhaltiges Bauen: die Eigenheim-Messe in Zürich. Foto: zVg
BAUEN & MODERNISIEREN EIGENHEIM-MESSE SCHWEIZ Messe Zürich, 5. bis 8. September 2013 Täglich geöffnet 10-18 Uhr, Gratis-Fachvorträge in den Konferenzräumen K6 und K7 in Halle 7 www.bauen-modernisieren.ch
SUISSEEMEX`13 – FACHMESSE FÜR MARKETING
Quo vadis future? Von Dialogmarketing über kreative Werbeformen bis hin zu digitalen Tools – multisensorisch und interaktiv präsentiert die grösste Schweizer Event- und Marketingfachmesse SuisseEMEX’13 vom 20. bis 22. August alle Marketing- und Werbemassnahmen onund offline vereint. Im Fokus stehen dieses Jahr neue Wege in der Kundengewinnung und –pflege, denn für ein erfolgreiches Unternehmen ist und bleibt die Positionierung das A und O. Neben einer breiten Auswahl an MarketingExperten legt die Suisse
EMEX dieses Jahr ihren Fokus vor allem auf verschiedene Netzwerke, wie beispielsweise die XING Business Lounge oder der marketing.ch Networking Zone. Mit rund 80 Referenten bietet die SuisseEMEX in der Messe Zürich eine ideale Plattform für den Austausch von Know-how und Fachwissen. Auftreten werden unter anderem Frank Bodin (CEO Havas Worldwide), Dr. Thomas Vollmöller (CEO XING) oder Robin Cornelius (Gründer Switcher). Mit einem neuen Bereich, der sich dem
Thema «soziale Verantwortung im Unternehmertum» widmet, zeigt die SuisseEMEX, dass sich soziales Engagement und das Erreichen wirtschaftlicher Ziele nicht widersprechen. Vorgestellt und diskutiert werden Projekte rund um die Thematik der Corporate Social Responsibility (CSR) als Teil der erfolgreichen Unternehmenspositionierung. Angesprochen sind Non-Profit-Organisationen (NPOs), gemeinnützige Organisationen oder allgemein Unternehmen, die im CSR-Bereich tätig sind.
SuisseEMEX: Treffpunkt der Marketing-Zunft.
Foto: zVg
SUISSEEMEX`13 Messe Zürich, 20. – 22. August 2013, – Messebereiche: Marketing – Kommunikation Promotion – Werbeartikel Event – Live Communication – Highlights: 350 Aussteller aus dem In- und Ausland, Themenparks mit integrierten Foren und Expertenschulungen – Top Keynotes und Impulsreferate – Business-SpeedNetworking für Seminar- und Eventmanager – Networking Events und Kommunikation
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WIRTSCHAFT l UZ
l Nr. 9 l 2013 l 9
FLORIERENDE BAUWIRTSCHAFT
Wachsende Risiken für die Banken Momentan verdienen alle viel Geld in der Bauwirtschaft. Doch wie steht es mit den Finanzierungsrisiken? Finanzieren die Banken rund um den Zürichsee, den Zugersee und den Genfersee oder in bestimmten Stadtquartieren bereits eine Liegenschaftsblase? Dazu gibt es gegenläufige Meinungen. Wir versuchen, die Wirrnis zu beleuchten.
VON RUDOLF STRAHM
Sogar die beiden zuständigen staatlichen Institutionen, die Schweizerische Nationalbank SNB und die Finanzmarktaufsicht FINMA , differieren in ihrer Risikoeinschätzung. Nur die SNB warnt. Tatsächlich, die Bauwirtschaft floriert, und in deren Schlepptau auch das Hypothekargeschäft der Banken. Um 4.6 Prozent sind letztes Jahr die Hypothekardarlehen in der Schweiz gestiegen, rund vier mal schneller als das BIP Wachstum. Die Bankendarlehen im Hypothekenbereich erreichten Ende letztes Jahr 834 Milliarden Franken, wovon 710 Milliarden Festverzinsliche mit einem Zinsänderungsrisiko für die Bank. Diese Hypothekarschuld entspricht bereits dem 1,4-fachen des Bruttoinlandprodukts.
DER AUTOR
Neuhypotheken als Klumpenrisiken Für die Banken sind die Hypothekar-Ausleihungen nicht das grösste Risiko; Investment-Banking, Eigenhandel, Termingeschäfte sind viel risikoreicher. Aber für das schweizerische Bankensystem bilden die hohen Zuwächse der Hypothekardarlehen der letzten Jahre ein systemisches Klumpenrisiko. Was würde passieren, wenn die Hypothekarzinsen rasch anstiegen? Schon bei einer generellen Anhebung auf drei Prozent würden schätzungsweise ein Sechstel der Darlehen notleidend oder bedienungskritisch, bei einem Anstieg auf vier Prozent mehr als doppelt so viele. Nach allen bisherigen Erfahrungen sind nicht die Mietwohnungen bei Zinssprüngen risikobehaftet. Das bestehende Mietrecht stabilisiert den Markt, weil es Mietzinserhöhungen dämpft und Mietzinssenkung nicht sofort erzwingt. Herrschte eine Marktmiete wäre der Mietwohnungsmarkt volatiler und krisenanfälliger. Krisenanfällig und durch einen Preiszusammenbruch echt gefährdet sind jene Segmente, wo der Marktpreis dominiert: Bei den neuen oder neu erworbenen Einfamilienhäusern, bei Villen und Eigentumswohnungen und vor allem bei den Geschäftsliegenschaften. In und um Zürich sind heute zehntausende von Quadratmetern Geschäftsfläche in Büro- und Gewerbebauten nicht vermietet. Gefährdet sind auch die Immobiliengesellschaften, die sich allerdings durch Verbriefung, also durch Ausgabe von Aktien und Risikopapieren, abgesichert haben. Hoffen wir, dass die Pensionskassen nicht in grossem Stil in solche Anlagen geflüchtet sind.
Rudolf Strahm ist Chemiker und Ökonom. Er war von 1991-2004 Nationalrat und von 2004-2008 Eidgenössischer Preisüberwacher.
Fehlende Eigenmittel bei Grossbanken Das Schwergewicht der Klumpenrisiken liegt bei einigen Kreditbanken, bedingt durch die immer noch tiefe Eigenkapitalunterlegung. Im Falle eines massiven Preissturzes im Liegenschaftsmarkt vermöchte der vom Bundesrat zusätzlich vorgeschriebene Kapitalpuffer von bloss einem Prozent nicht viel aufzufangen. Ich halte die Gefahr von massiven Abschreibern bei Hypothekardarlehen im Falle
einer Zinsanhebung und eines Preissturzes von Liegenschaften für real. Während einheimische Kreditbanken einigermassen gut mit Eigenmitteln gepuffert dastehen, sind die beiden Grossbanken UBS und Credit Suisse mit einer absoluten Eigenkapitalquote von bloss je 2,3 Prozent ihrer Bilanzsummen schlecht abgesichert. Die Eigenkapitalunterlegung ist «mit 2,3 Prozent tatsächlich noch unverschämt tief», schrieb der sonst bankenfreundliche Martin Lanz in der NZZ. Unsere Bankenaufsicht ist bezüglich der Systemrisiken ungenügend und die Banken betreiben mit der Eigenkapitalquote regelrechte Spiegelfechterei. Die UBS rühmt sich, im zweiten Quartal 2013 eine «BIZ -harte Kernkapitalquote gemäss Basel III» bei vollständiger Umsetzung von 11,2 Prozent aufzuweisen. Doch man muss wissen: Es handelt sich um Eigenmittel von 11,2 Prozent der sogenannt «risikogewichteten» Aktiven. Das muss man erklären: Die Bankausleihungen werden je nach Risikobewertung gewichtet. Gemäss Eigenmittelverordnung müssen zum Beispiel 100 Franken Hypothekardarlehen für Wohnbauten nur mit 35 Franken in die Quotenberechnung eingesetzt werden. Die Grossbanken dürfen gemäss FINMA sogar ein eigenes Risikomodell anwenden und noch viel tiefer gehen. Die Risikogewichtung ist eine Ermessensfrage, ja, sie ist eine Manipulationsgrösse. Im Gegensatz zur FINMA warnt die SNB seit langem vor einer Preisblase bei Liegenschaften und vor Bankverlusten. Sie hat ein anders gelagertes Interesse: Sie möchte sich den Spielraum für spätere Zinserhöhungen und für eine «Normalisierung» des Zinsniveaus bewahren, ohne massive Verluste bei den Kreditinstituten zu provozieren. Nochmals über die Bücher Zwei Jahre nach der Inkraftsetzung der «Too big to fail»Vorlage, die mehr Eigenmittel und mehr Stabilität im Bankensystem bringen sollte, stehen wir vor einem erneuten Revisionsbedarf: Die systemischen Risiken der Grossbanken sind zu gross, die Eigenmittelvorschriften zu large und zu manipulationsanfällig, das System ist nicht stabil. In allen Staaten mit gewichtigen Finanzplätzen – USA, Grossbritannien, Japan, Euro-Zone – haben die Notenbanken als Währungsbehörden die makroprudentielle Überwachung des Bankensystems und der Eigenmittel übernommen, einzig in der Schweiz bleibt die entscheidungsschwache und bankenhörige FINMA mit ihrem Miliz-Verwaltungsrat dafür zuständig. Der damalige Präsident der Vorbereitungsgruppe der «Too big to fail»-Vorlage, Peter Siegenthaler, hatte jetzt die Grösse, die Mängel «seines» Projekts einzugestehen. Er gestand kürzlich: «Wenn man das nackte Verhältnis zwischen Eigenmitteln und Bilanzsumme anschaut, stehen andere Banken besser da als UBS und CS . Wir müssen nochmals über die Bücher.»
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UZ l TITELGESCHICHTE
Bauen mit Zukunft Die Baubranche steht vor einer Zäsur. Noch treibt zwar die anhaltende Zuwanderung den Wohnungsbau. Aber schon machen sich die zurückgehenden Boni und Spitzenlöhne im Luxussegment bemerkbar. Und der Bund und die Nationalbank treten bei den Hypotheken auf die Bremse. Hinzu kommt der politische Druck, die Zersiedelung der Landschaft zu stoppen. In den Tourismusregionen hat die Zweitwohnungsinitiative die Signale auf Rot gestellt. Im Mittelland geht das revidierte Raumplanungsgesetz in die gleiche Richtung, wenn auch weniger hart. Dabei steht die Branche auch sonst vor ganz neuen Herausforderungen: Ab Ende des Jahrzehnts soll das Fast-Null-Energiehaus bei den Neubauten Standard werden. Die Akzeptanz für Baumängel sinkt. Beides erhöht die Ansprüche an die Qualität des Bauens. Hinzu kommt der hohe Sanierungsbedarf. Die Baubranche hat eine Zukunft – wenn sie sich anpasst.
«Wir befinden uns am oberen Limit» Walter Schmid rechnet mit einer Bauflaute. Aus der Sicht des Bauunternehmers sollten künftig Sanierungen stärker gefördert werden, gerade um den Energieverbrauch der Gebäude zu senken. Investitionen in die Energieeffizienz rechnen sich. Schmids Umwelt Arena ist da schon weiter. Sie produziert doppelt so viel Energie, wie sie selbst für den Betrieb braucht.
INTERVIEW STEFFEN KLATT
Die Umwelt Arena wurde vor einem Jahr eröffnet. Wie lautet Ihre Bilanz? Walter Schmid: Wir haben unsere Ziele sogar übertroffen. Wir haben sehr viel mehr Führungen, als wir erwartet haben. Unsere Führungen zeigen den Besuchern, dass es beim sorgsamen Umgang mit der Umwelt nur Gewinner gibt. Wer Energie spart, spart auch Geld – und das ohne Einbusse von Komfort. Bei den Besuchern kommt die Umweltarena also an… Sehr gut sogar, auch wenn wir die Besucher auch fast überfordert haben. In welcher Hinsicht? Wir haben 150 Aussteller. Wir haben durch die Ausstellung Entdeckungspfade gelegt. Die Besucher sollen Fragen beantworten. Zum Beispiel: Wie viel Sonnenenergie kann aus einem Quadratmeter Solarzelle geholt werden? Warum soll man Biosteak essen? Die Besucher können die Antworten bei den Ausstellern lesen. Bisher haben sich 36 000 Besucher an diesen Parcours beteiligt. Der höchste Preis war ein Golf. Wie kommt die Umwelt Arena bei den Ausstellern an? Ich habe im Grossen und Ganzen nur ein positives Echo. Wie laufen die Veranstaltungen? Wir haben eine ganze Reihe von Veranstaltungen. Das reicht vom Weihnachtsessen von Firmen mit 2000 Leuten bis zu internationalen Tagungen.
Rechnet sich die Umwelt Arena? Betriebskosten und Amortisation sind gedeckt. Die Umwelt Arena ist stetig im Aufwärtstrend. Aber ich wollte auch nicht das grosse Geschäft machen. Die Umwelt Arena produziert doppelt so viel Energie, wie sie selbst für den Gebäudebetrieb verbraucht. Kann das auch ein «normaler Bauherr» erreichen? Durchaus. Wenn ein Bauherr ein Nullenergiehaus für zehn Familien bauen will, dann geht das. Er braucht nur etwas Solarenergie und möglichst auch Erdwärme. Nehmen Sie das Beispiel Umwelt Arena: Ein Gebäude dieser Art brauchte normalerweise 800 Kilowattstunden Energie zum Kühlen. Wir haben Schläuche unter die Bodenplatten gelegt, führen warmes Wasser von der Raumdecke unter die Garage und heizen damit im Sommer das Erdreich auf. Damit nehmen wir gleichzeitig die Wärme aus dem Gebäude. Am Ende der Kühlperiode holen wir die Wärme mit einer Wärmepumpe wieder heraus und heizen damit. Das heisst, Sie heizen im Winter mit der Sommerwärme und kühlen im Sommer mit der Winterkälte? Genau. Ab 2020 soll das Fast-Nullenergiehaus Standard werden. Kann die Schweizer Bauwirtschaft das umsetzen? Ich glaube schon. Wer von den Bauunternehmern das will und wer sich informiert, kann das. Worauf muss dabei geachtet werden? Die Basis ist Minergie, also gute Isolation und Lüftung. Dazu kommt die Energiegewinnung: Das Öl ist zu wertvoll, um es für eine Zimmertemperatur von 23 Grad zu verbrennen, während wir unter uns in 400 Metern Tiefe eine Wärme von 23 Grad haben. Wir müssen diese Wärme nur heraufholen. Wenn das so einfach ist, warum ist das nicht schon flächendeckend Standard? Man hat sich ans Öl gewöhnt. Ein Haus, das mit Öl beheizt wird, ist immer noch am günstigsten – es sind ja die Mieter, welche die Heizrechnung zahlen. Aber wenn man etwas weiterdenkt, dann ist klar, dass das Öl immer teurer wird.
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TITELGESCHICHTE l UZ
Sie machen es bereits seit den 80er-Jahren. Haben Sie damals gedacht, dass es so lange dauern wird, bis es Standard wird? Ich habe gedacht, dass es schneller geht. Aber das hat mit den ökonomischen Gegebenheiten zu tun. Wenn Sie eine Ölheizung für ein Mehrfamilienhaus installieren, dann kostet Sie das 100 000 Franken. Wenn Sie ein Nullenergiehaus bauen, dann kostet das pro Wohnung vielleicht 30 000 Franken mehr. Bei dem heutigen niedrigen Zins rechnet sich das auch. Das kann man gut amortisieren, erst recht, weil der Ölpreis weiter steigt. In den 80er-Jahren war der Ölpreis noch niedriger und die Zinsen höher.
ZUR PERSON Walter Schmid hat 1966 seine Baufirma gegründet. Bereits in den 70er-Jahren integrierte er erneuerbare Energien in Gebäude. Parallel baute er weitere Unternehmen auf, darunter die Kompogas, die er schrittweise bis 2011 an die Axpo verkaufte. 2012 eröffnete er die Umwelt Arena in Spreitenbach, ein Forum für energieeffiziente Produkte und Dienstleistungen.
Der Preis hat sich in den letzten zehn Jahren verdoppelt und wird sich in den nächsten zehn Jahren nochmals verdoppeln. Sind Ihre Kollegen Bauunternehmer zu konservativ gewesen? Das Thema hat sie einfach nicht berührt. Energieeffizienz braucht Qualität. Kann die Schweizer Bauwirtschaft das? Minergie als Grundlage kann jeder, der es will. Das ist kein Problem. Statt eines Dachbelags wird Photovoltaik genommen, und mit dem Strom wird dann die Wärmepumpe betrieben. Damit wird bereits Null Energie bilanziert. Der nächste Schritt wird dann sein, die Energie auch dezentral zu speichern, damit nicht alles ins Netz eingespiesen werden muss. Daran arbeiten heute die besten Firmen der Welt. Es gibt so viele Möglichkeiten. Man muss es nur machen.
Die Umwelt Arena in Spreitenbach produziert doppelt so viel Energie, wie sie selbst für den Gebäudebetrieb verbraucht. Fotos: zVg
In der Schweiz wird so viel gebaut wie seit langem nicht. Steckt sie in einer Baublase? Mit Sicherheit. Solange die Zuwanderung anhält, wird weiter gebaut. Wenn wir in der Schweiz keine Arbeitsplätze mehr schaffen, dann braucht es nicht mehr so viele Wohnungen. Und dann dreht sich das Rad wieder auf die andere Seite. Aber wir befinden uns am oberen Limit. Jetzt hat es bereits gekehrt. Wo? Ich habe in Meilen Nullenergiehäuser gebaut mit Seesicht, die 2,5 Millionen Franken kosten. Früher haben wir sie innerhalb von zwei Wochen verkauft, jetzt verkaufen wir sie fast nicht mehr. Die hohen Managerlöhne und die Boni fehlen. Ärgert Sie das? Man muss auf allen Beinen stehen können. Ich habe ein hochpreisiges Segment und arbeite für Banken. Ich habe auch ein günstiges Segment und arbeite für Genossenschaften. Steht die Bauwirtschaft vor einer Bereinigung wie in den 90er-Jahren? Die Unternehmen werden vermutlich mit Unterangeboten konkurrieren, bis das eine oder andere Unternehmen nicht mehr besteht. Könnten die Unternehmen von Neubauten auf Sanierungen wechseln? Es gibt ein riesiges Potential. Aber es braucht sehr gute Fachleute. Es ist einfacher, neu zu bauen als zu sanieren. Diese guten Fachleute fehlen uns.
Fortsetzung auf Seite 12
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Fortsetzung von Seite 11
Warum? Zu wenig Nachwuchs. Es gibt fast keine Hochbauzeichner und zu wenig Ingenieure mit Erfahrung. Und nur erfahrene Ingenieure können auch Sanierungen machen. Wenn Bauunternehmen auf Sanierungen umsatteln, dann bricht der Umsatz zusammen. Damit sind die Overheadkosten nicht mehr gedeckt und die ganze Rechnung geht nicht mehr auf. Wie kann gegengesteuert werden? Die öffentlichen Auftraggeber sollten jetzt etwas weniger bauen. Nachher, wenn die Bauflaute kommt, müsste man Sanierungen stärker fördern. Machen das Bund und Kantone nicht schon mit dem Gebäudeprogramm? Das reicht noch nicht. Die Rechnung für Sanierungen geht noch nicht völlig auf, trotz der Subventionen für die Energieeffizienz. Denn eine Sanierung ist schnell mal sehr teuer. Und da fehlt den Investoren oft der Mut, obwohl es sich langfristig rechnet. Was hat sich in dem fast halben Jahrhundert verändert, in dem Sie als Bauunternehmer tätig gewesen sind? Heute brauchen wir auf der Baustelle viel weniger Personal für dasselbe. Wir haben bessere Maschinen, grössere Kräne und grössere Schalungen. Aber wir haben auch wesentlich mehr Vorschriften und Auflagen. Das erschwert die Arbeit wieder. Wenn ich ein Fenster um einen halben Meter verschieben will, brauche ich eine Bewilligung. Früher hat man das einfach gemacht. Haben sich auch die Anforderungen an das Personal geändert? Sehr sogar. Früher waren das oft Angelernte, oft aus dem Ausland. Heute müssen viele Leute auf der Baustelle auf einem höheren Niveau arbeiten. Sie haben sehr jung als Bauunternehmer angefangen. Würden Sie es nochmals machen? Sofort. Ich wollte immer Unternehmer sein. Das hat mir immer Spass gemacht. Zuerst hatte ich als Autospengler angefangen. Das war es nicht für mich. Mein Vater war Bauführer und ich war immer auf dem Bau. Da habe ich als 16Jähriger gesehen, dass die Arbeiter auf mich gehört haben. Das war eine gute Erfahrung. Sie haben vor einigen Jahren die Kompogas verkauft, die sie aus einer Tüftelei zu einem der führenden Produzenten von Biogas in der Schweiz und weltweit gemacht haben. Haben Sie das bereut? Nein, Kompogas habe ich der Axpo in gute Hände gegeben. Man muss auch loslassen können. Was ist Ihre nächste Herausforderung? Ich habe eine Projektentwicklungsfirma. Bei einem Projekt wechseln wir eine Ölheizung gegen eine Hybridbox, die nur halb so viel Energie verbraucht. Das ist sinnvoll in den Fällen, in denen man keine anderen Möglichkeiten für eine Heizung hat. Bei einem anderen Projekt geht es um die Steigerung der Effizienz von Motoren. Einige Projekte mache ich zusammen mit Hochschulen. Man braucht für alles nur die Hälfte der Energie. Man muss es nur machen. Ich habe in meinem Leben immer wieder Firmen aufgebaut, insgesamt vielleicht zehn. Das kann auch mal daneben gehen, aber das Risiko kann man ja abschätzen.
15 MÄNGEL PRO EINHEIT
Baumängel kosten 1,6 Milliarden In der Schweiz werden jährlich acht Prozent aller Bauausgaben für die Beseitigung von Mängeln verprasst. Mängel sind vor allem in der Gebäudehülle zu finden. Schuld ist aber nicht allein der Handwerker, sondern alle Beteiligten.
TEXT NENA WEIBEL
Gemäss Bundesamt für Statistik wurden im 1. Quartal 2013 7740 Wohnungen neu erstellt. Wie viele davon würden in Ihrer Studie schätzungsweise durchfallen? Sacha Menz: Pro Wohneinheit wurden durchschnittlich 15 Mängel festgestellt. Die Frage ist immer, wie gravierend der Mangel und wie einfach er zu beheben ist. Ich bin da immer sehr vorsichtig mit meinen Aussagen, denn letztendlich haben gut 16 Prozent der in der Studie untersuchten Objekte bereits erhebliche Mängel. Das sind keine Materialfehler oder Verschleiss, sondern wirkliche Mängel, also Abweichungen vom Vertrag. In der Studie wurden acht Prozent aller Bauausgaben zur Beseitigung von Baumängeln ausgewiesen. Was bedeutet das konkret? Es geht um den zu leistenden Einsatz für die Behebung der Mängel. Von den jährlichen Bauausgaben im Wohnungsbau in der Schweiz – das waren im 2010 21 237 Milliarden Franken – werden acht Prozent zur Mängelbehebung aufgewendet. Bei 15 Mängeln pro Wohneinheit ergibt das eine Summe von 1 636 Milliarden, die jährlich für die Mängelbehebung aufgewendet werden. Das war auch unsere Motivation beim Forschungsprojekt. Wenn wir die Aufwendungen für Baumängel um nur ein Prozent senken könnten, haben wir schon einen wesentlichen Beitrag geleistet. Es handelt sich immerhin um rund 1,6 Milliarden Franken. Haben sich Ihre Erwartungen mit den Ergebnissen gedeckt? In erster Linie wurden bezüglich der Gebäudehülle meine Befürchtungen bestätigt, gar übertroffen. Die Gebäudehülle ist sicherlich das Gebäudeteil, das am schwersten von Mängeln betroffen ist.
Denn die Gebäudehülle wurde in den letzten zehn Jahren massgeblich komplexer aufgrund der energetischen Vorgaben. Es sind mehrere Arbeitsgattungen, die zusammen an dieser Hülle arbeiten. Und offensichtlich hat das einen Einfluss auf die Mängel. Das hat mich überrascht. Aber auch die Tatsache, dass eben nicht nur die Handwerker die Schuldigen sind, wie man immer meint, hat mich überrascht und gefreut. Erstaunlich war, dass alle Beteiligten betroffen sind – Bauherr, Planer, Bauleiter und Unternehmer. Es herrscht also Handlungsbedarf, untereinander besser zu kommunizieren und zu koordinieren. Weshalb weist die Gebäudehülle so viele Mängel auf? Sie ist ein komplexes Bauteil, welches aufgrund energetischer und bautechnischer Vorgaben sehr viel leisten muss. Im Bereich Wärme- und Sonnenschutz hat sich einiges verändert, es sind viele Komponenten dazu gekommen. Wir bauen Häuser aus Holz, Stahl, Backstein, Beton und neuen Baustoffen, wir verwenden im Gegensatz zu früher eine ganz andere Varietät an Materialien. Man verkleidet die Häuser mit sehr verschiedenen Materialin und Elementen. Man sieht es den Hüllen an, die haben sich verändert. Auf das präzise Fügen der einzelnen Komponenten ist besonders zu achten und, dass sie diesen energetischen Ansprüchen gerecht wird. Auch die Qualitätsansprüche der Bauherren sind gestiegen. Was bedeutet dies hinsichtlich energieeffizienten Bauens? Die Hülle ist komplex und es gibt sehr viele verschiedene Systeme auf dem Markt. Es ist eine Herausforderung für alle Beteiligten, diese Teile so zusammenzufügen, dass sie dicht sind. Bauen ist immer ein Unikat-Bauen, keine serielle Fertigung. Wir sind noch weit weg vom seriel-
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Dach 8.4 %
Aussenwand 25.8 %
ETH-STUDIE BAUMÄNGEL In Zusammenarbeit mit dem Baumeisterverband hat das Departement Architektur der ETH Zürich am 9. Juli das Buch zur Studie «Mängel im Hochbau – Empfehlungen für Ausführende und Entscheidungsträger» vorgestellt. «Kaum eine andere Branche wird dermassen beobachtet und kein anderes Produkt ist gesetzlich so verankert wie das Bauwerk», sagt Werner Messner, Zentralpräsident des Schweizerischen Baumeisterverbands. Ohne Mängel zu bauen, sei kaum möglich, aber ein Grossteil davon könnte verhindert werden. Bei der Studie, die der SBV bei der ETH in Auftrag gegeben hat, ging es nicht um die Suche nach dem Schuldigen, sondern um die Fehlerquellen und deren Entstehung. Dabei wurden mittels Protokollen und Interviews 1337 Mängel aus 505 Gutachten untersucht. Das Handbuch «Mängel im Hochbau» von Sacha Menz und Oliver Kriebus ist erschienen und erhältlich beim Schweizer Baumeisterverband.
Einbauelement Fenster 14.3 %
Umgebung 1.9 %
Einbauelemente 2.3 %
Fussboden 8.4 %
Innenwand 4.8 % Technik 2.5 %
Balkon/Terasse 19.7 % Decke 3.4 %
Erdberührte Elemente 8.5 %
Die meisten Fehlerquellen sind in der Aussenhülle zu finden. 25,8 Prozent aller untersuchten Mängel wurden in der Aussenwand begangen. Denn aufgrund deren Komplexität müssen verschiedene Berufsgattungen an einem Strang ziehen. Grafikquelle: zVg / 1337 Baumängel aus 505 Gutachten der Jahre 1992 – 2010
suchen, klimatisch auf unser Land eingehend zu bauen. In der Schweiz funktioniert der offene Wettbewerb immer noch, auch in der Planung. Hier wird auch viel erfunden, deshalb besuchen uns so viele Architekturtouristen. Kann man diesen Qualitätsansprüchen preislich noch gerecht werden? Ich glaube schon, dass das möglich ist. Dass Bauen in der Schweiz teuer ist, stimmt nur bedingt. Das wäre interessant für eine weitere Studie. Das Problem liegt nicht in der Schweizer Bauwirtschaft, sondern im Immobilienmarkt. Das vergisst der Schweizer gerne, der Millionen für sein Grundstück ausgibt und dann für den Bau des Gebäudes nur ein paar Hunderttausend aufwenden will. In diesem Land kann man günstig und gleichzeitig qualitativ bauen, dazu stehe ich. ZUR PERSON Sacha Menz ist Professor und Vorsteher des Departements Architektur an der ETH Zürich und Mitinhaber von sam architekten in Zürich.
len Häuserbau, obwohl auch dies nicht alle Probleme lösen würde. Die MinergieSzene hat ihr System überdacht und Veränderungen einfliessen lassen, was seine Zeit braucht. Da gibt es Anpassungen, die in eine gute Richtung laufen, was sicher der Bauqualität zugutekommen wird. Wie ist die Qualität des Bauens in der Schweiz? Die Schweiz ist hinsichtlich der Qualität der Bauten an guter Front. Wir nehmen aber eben auch diese Mängelbehebungen ernst. Es gibt kein Land mit einer vergleichbaren Studie. Der Schweizer will etwas Rechtes und das findet er oft in Schweizer Produkten. Wir versuchen, energetisch vernünftig zu bauen, wir ver-
Foto: zVg
Wie können Baumängel verhindert werden? Es ist nie ein Einzelner der Schuldige, das zeigen sämtliche Gutachten und Expertisen, die wir angeschaut haben. Es fängt vielmehr beim Bauherrn an, indem er nämlich nicht sehr sinnvolle Wünsche terminlicher Art äussert. Wenn er schnell bauen will, muss er bei der Qualität Abstriche hinnehmen. Oder der Planer, der vermehrt wieder gute und verständliche Pläne zeichnen sollte. Und der Bauleiter sollte wieder in den ganzen Prozess miteinbezogen werden und stärker kommunizieren. Dann sollte sich dieser bei den Unternehmern Referenzen einholen. Diese Nachlässigkeit hat mich sehr erstaunt. Man vergibt den Auftrag meistens nach dem Preis. Bei den Unternehmen haben wir festgestellt, dass Weiterbildung häufig vernachlässigt wird. Es gibt sehr viele Veränderungen im System und neue Elemente auf dem Bau, weshalb man seine Mitarbeiter schulen sollte. Ausund Weiterbildung sind ein Muss!
Welche Rolle sollte der Architekt dabei spielen? Der Architekt sollte sicher als Generalist auftreten, weil er derjenige ist, der sämtliche Berufsgattungen kennen sollte. Seine Pläne sind die Grundlage des Bauens. Wenn diese schon falsch sind, entstehen Mängel. Architekten müssen sich wieder auf ihr konstruktives Gewissen besinnen, da sie in diesem Bereich so einiges leisten müssen. Das wird im Zuge der Zeit an den Schulen sehr vernachlässigt. Wir an der ETH wollen das Konstruktive deshalb wieder vermehrt in den Unterricht einfliessen lassen. Die Baubranche schwächelt. Dennoch werden Milliarden mit mangelhaftem Bauen vernichtet? Die Bauwirtschaft schwächelt überhaupt nicht, sie ist einer der tragenden Wirtschaftszweige in diesem Land. Die Branche kritisiert sich selber und versucht, nun Verbesserungen anzubringen, das ist Sinn und Zweck des Projekts. Wenn wir nur ein Prozent der Ausgaben für Baumängel reduzieren können, sind wir glücklich.
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ETH FORSCHT FÜR DIE ZUKUNFT
Flugroboter bauen Städte Wenn es in die Breite keinen Platz für Städteentwicklung mehr gibt, müssen die Städte der Zukunft in die Höhe gebaut werden. Da es solche Kräne wohl nie geben wird, könnten Flugroboter zum Einsatz kommen. Die ETH Zürich forscht mit den Architekten Fabio Gramazio und Matthias Kohler an deren Einsatz.
TEXT NENA WEIBEL
Hunderte von Fliegen scheinen über der Stadt der Zukunft zu schwirren. Immer wieder lassen sie etwas fallen, das genau an seinen vorbestimmten Platz landet. Nach einem ausgefeilten System entsteht aus diesen Steinen ein Haus, ein Mehrfamilienhaus, gar ganze Städte. Das sind die Bauroboter der Zukunft: «Die Flugroboter fliegen autonom und können unterschiedlichste Bauaufgaben übernehmen, auch gemeinsam», sagt Jan Willmann, Oberassistent der Professur Gramazio & Kohler. So könnte die Zukunft aussehen, glauben die Forscher der ETH Zürich. «Wir sind die ersten, die mit den Quadrokoptern bauen. Das Projekt hat daher einen ganz besonderen architektonischen, zugleich technologischen Fokus», sagt Willmann. An der ETH wird in kleinerem Massstab simuliert, was später zu differenzierten baulichen Strukturen und Typologien führen soll. So könnten ganze Städte erbaut werden. Die Quadrokopter, fliegende Drohnen, sind Gegenstand einer architektonischen Grundlagenforschung, die nun seit der Ausstellung Flight Assembled Architecture an der Professur Gramazio & Kohler an der ETH Zürich betrieben wird. «Aus der Ausstellung, die wir gemeinsam mit Raffaello D’Andrea realisiert haben, ist ein umfangreiches Architekturforschungsprojekt mit Flugrobotern geworden», erklärt Willmann. In welcher Form diese in der Architektur zukünftig zum Einsatz kommen, gilt es nun zu erforschen.
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Aus der Luft bauen Die Arbeit lohnt sich. «So eine städtebauliche Dimension im Bereich der digitalen Fabrikation gab es zuvor noch nie. Hier steckt so viel Potenzial nicht nur für Architekten drin, sondern auch für Ingenieure, für Städtebauer, für einen interdisziplinären Umgang mit dem Bauen allgemein», sagt Willmann, der seinen Bachelor an der Universität Liechtenstein absolviert hat. Durch diese Flugroboter eröffnen sich bauliche Möglichkeiten, von denen Ingenieure und Architekten nur träumen können. «Der Mensch als Planer, Konstrukteur oder als Arbeiter auf der Baustelle wird dadurch aber nicht überflüssig. Es eröffnen sich vielmehr neue technologische und bauliche Möglichkeiten, neue interdisziplinäre Spezialisierungen und unterschiedlich skalierbare Planungsprozesse für erhöhte Wertschöpfungspotenziale im Bauen», ist Willmann überzeugt. Denn standardisierte Bauabläufe werden durch differenzierte und flexible Bauprozesse abgelöst. Flugroboter sind im dichtbesiedelten Raum einsetzbar, sind massgenau steuerbar und operieren frei im Raum. Ganz davon zu schweigen, dass eine Umsetzung mit bisherigen Bauverfahren nur schwer möglich, zumindest aber wenig effizient wäre. «Aber auch in abgelegenen Gebieten und Drittweltländer könnten so Städte im Niemandsland entstehen, die an Wünschen nichts übrig lassen. All dies wird möglich, wenn nicht Baukräne am Werk sind, sondern fliegende, autonom operierende und kollaborierende Roboter», so Willmann. Wie am Projekt Flight Assembled Architecture bereits deutlich gemacht wurde, wären diese beispielsweise in der Lage, fertige «Wohnmodule» zu einer zylindrischen Turmstadt zusammenzusetzen. Die Zwischenräume der resultierenden porösen Struktur könnten mit PhotovoltaikAnlagen oder Windrädern versehen werden, sodass eine solche Stadt sich zu 100 Prozent selbst versorgen könnte. Nicht nur mit Energie, sondern auch mit allen Dienstleistungen und Bedürfnissen, welche die 30 000 Menschen in einer solchen Stadt in Zukunft haben werden. Neue Möglichkeiten Immer mehr Menschen leben auf dieser Welt, immer mehr davon in Städten. Die
Städte werden auch anpassungsfähiger, differenzierter und zugleich effizienter werden müssen. «Für diese Aufgaben braucht es neue Lösungen, neue architektonische Typologien und leistungsfähige Bauprozesse. Dabei eröffnen digitale Entwurfs- und Fabrikationsprozesse radikal neue Möglichkeiten, die mit den fliegenden Robotern jedoch nicht mehr auf die effiziente Herstellung einzelner Bauteile beschränkt bleiben, sondern extrapoliert werden können auf den urbanen Massstab», erklärt Willmann.
Fliegende Bauroboter könnten in Zukunft Wohnungen, Häuser, ganze Städte erbauen.
Foto: zVg
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W E R D E N T R A U M V O M E I G E N H E I M H AT, S O L LT E I H N J E T Z T R E A L I S I E R E N
Wohnliche Preisentwicklung Die rückläufige Zuwanderung in Kombination mit der mässigen Konjunkturentwicklung lässt die Immobilienpreise weniger stark ansteigen. Das bringt Erholung auf dem Immobilienmarkt, denn die Bauwirtschaft läuft auch am Limit ihrer Kapazitäten.
TEXT NENA WEIBEL
Die Bauwirtschaft ist voll ausgelastet. Bei der ZKB geht man davon aus, dass dieser Wirtschaftszweig weiterhin viel zum Bruttoinlandprodukt beitragen wird. «Solange die Zinsen tief bleiben, hat die rückläufige Zuwanderung keinen kurzfristigen Einfluss auf die Bauwirtschaft. Das ist eher eine langfristige Geschichte», sagt David Marmet, Leiter Volkswirtschaft Schweiz bei der ZKB. Die Zahl der Neubauten werde weiterhin hoch sein – für 2013 prognostiziert die ZKB 48 000 neue Wohnungen. Wenn die Baubranche mit der Erstellung neuer Wohnflächen nicht nachkommt, heisse das aber nicht, dass die Zugewanderten kein Dach über dem Kopf hätten. Marmet rechnet vor, dass bei einer erwarteten Netto-Zuwanderung von rund 50 000 Arbeitskräften plus den steigenden Geburtenraten genug Wohnraum für alle vorhanden sei. «Das Bundesamt für Statistik rechnet mit 2,2 Personen pro Haushalt. Würde die Zuwanderung massiv zunehmen, nähme die Wohnfläche pro Person tendenziell ab», erklärt Marmet. Zwar ist das Wohnungsangebot im Verhältnis zur Bevölkerung nach wie vor knapp. Doch da sich die Nettozuwanderung stabilisiert und die Bauwirtschaft ihre Fertigstellungsraten leicht verbessern konnte, entspannt sich die Lage ein wenig. Weniger Deutsche kommen Insbesondere die strukturelle Zusammensetzung der Zuwanderung ist ein entscheidender Faktor für die Wohnungsund Preisentwicklung. Auch das Ausbildungsniveau und die Herkunft der eingewanderten Personen sowie der Bedarf an Arbeitnehmern auf dem Arbeitsmarkt spielt eine entscheidende Rolle. Nach einem Jahrzehnt mit konstant hohen Zuwanderungsraten schwächt sich diese Dynamik nun ab. Im laufenden Jahr werden weniger Hochqualifizierte aus Mitteleuropa, vor allem aus Deutschland einwandern. Grund dafür liegt laut der ZKBStudie in dem zunehmend höheren Ausbildungsstandard der eigenen Arbeitskräfte, was zu einem nachlassenden Fachkräftemangel in der Schweiz geführt hat. «Uns hat überrascht, dass vor allem die viel ver-
schriene Überflutung deutscher Arbeitskräfte nicht mehr so stark ist», sagt Marmet. Denn in deren Heimatland sind die Arbeitsplätze wieder lukrativer geworden. Marmet berichtet gar von einem Inserat eines deutschen Krankenhauses, das deutsche Ärzte in der Schweiz sucht. Doch auch bei den schlecht qualifizierten Hilfskräften, die in den 80er-Jahren in Massen auf den Schweizer Baustellen anzutreffen waren, sinkt die Anzahl Zuwanderer. Mehr Mittelständische aus Südeuropa In Zukunft erwartet die ZKB insbesondere aus den Peripheriestaaten mehr mittelständische Einwanderer mit fachlicher Ausbildung. Diese dürften gerade in der Industrie oder der Tourismusbranche wieder stärker nachgefragt werden, während die staatsnahen Sektoren und die Finanzbranche weniger Arbeitskräfte nach-
Die Immobilienpreise steigen weniger stark an. Grund dafür sieht die ZKB in der rückläufigen Zuwanderung, gekoppelt mit einer moderaten Konjunkturentwicklung. Foto: Bilderbox.de
fragen werden. «Wir glauben aber, dass innerhalb der Industrie die Produktion gegenüber dem Dienstleistungssektor wieder lukrativer werden wird», sagt Marmet. Nebst der steigenden Nachfrage nach qualifizierten Arbeitnehmern mit allgemeiner Berufsbildung spielt aber auch die Situation im Herkunftsland eine wesentliche Rolle: Migrationsdruck aufgrund der wirtschaftlichen Situation, sprich die hohen Arbeitslosenquoten gerade bei der jüngeren Generation, aber auch die Ventilklausel werden in der Studie als Gründe für die stärkere Zuwanderung aus den Peripheriestaaten genannt. Diese Personen würden aber vermehrt in der Agglomeration wohnen und nicht direkt im Zentrum, das gibt den Ballungszentren Luft. Immobilienpreise flachen ab «Zürich ist als Ballungszentrum im internationalen Vergleich zwar gar nicht so teuer», konstatiert Marmet. Somit müssen auch die besser Verdienenden, welche oft zentrumsnah wohnen, nicht viel mehr zahlen als bisher. Wer eine hohe Ausbildung hat, hat eine höhere Position und verdient somit mehr Geld, das er in eine teure Wohnung stecken kann. «Die Nachfrage nach Luxusobjekten ist gleich hoch, aufgrund des überschüssigen Angebots haben sich die Preise im Luxussegment jedoch gesenkt», so Marmet. Nicht nur das Hochpreissegment wird günstiger, auch generell wird eine flachere Preisentwicklung bei Wohneigentum und Mieten erwartet. Die ZKB geht für die Region Zürich von nur noch 3,5 Prozent Preisanstieg im laufenden Jahr aus – letztes Jahr waren es noch 7,2 Prozent. Vor allem Luxuswohnungen werden sogar weniger kosten. Ausserdem ist Kaufen günstiger als Mieten. Denn die Nutzungskosten bei Eigentumswohnungen bleiben weiterhin tiefer als die Miete. «Wohneigentum lohnt sich, da die Zinsen bis 2015 nicht stark ansteigen werden. Wer den Traum vom Eigenheim hat, sollte ihn jetzt realisieren», erklärt David Marmet. Auch bei den Mieten wird mittelfristig eine schwächere Preisentwicklung erwartet. Die Bestandesmieten sinken nämlich mit tieferem Referenzzinssatz und auch die schwächere Nachfrage lässt die Angebotsmieten weniger stark in die Höhe schnellen.
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UZ l WIRTSCHAFT
KONJUNKTURUMFRAGE 3/2013
Starke Binnenwirtschaft Der Binnenmarkt stützt dank anhaltend tiefer Zinsen und hoher Kaufkraft die Gesamtwirtschaft. Tragend wirken die Bau- und die Dienstleistungsbranche. Die verarbeitende Industrie bekommt trotz des stabilen Frankenkurses die schwache Konjunktur der Absatzmärkte zu spüren. Währungspolitisch erwarten die Experten keine Änderungen.
1. Wie schätzen Sie die Wachstumausichten für die Schweizer Wirtschaft in den nächsten sechs Monaten ein?
2. Welche Risiken sehen Sie für die Schweizer Wirtschaft?
Die schwache Wirtschaftsentwicklung in den meisten Staaten der EU stellt das grösste Problem dar.
Dr. Yngve Abrahamsen, Leiter Prognosen
Die Aussichten für die nächste Zeit sind weiterhin verhalten. Die Erholung wird eher später einsetzten, als bislang erwartet. Wir erwarten darum weiterhin ein nur langsam zunehmendes Wachstum.
Dr. Caesar Lack, Leiter Macroeconomic Research Schweiz
Die Exporte stagnieren, ebenso die Importe, so dass vom Aussenhandel keine grossen Wachstumsimpulse zu erwarten sind. Die Schweizer Wirtschaft dürfte aber im zweiten Halbjahr trotzdem mit einer annualisierten Rate von rund 1 Prozent wachsen, wobei das Wachstum vor allem vom Privatkonsum und vom Bau stammt.
Die Weltwirtschaft schwächelt immer noch. Demzufolge braucht es relativ wenig, um sie zum Kippen zu bringen, was dann über einen Rückgang der Exportnachfrage auch die Schweizer Konjunktur beeinträchtigen würde. Auslöser dafür könnte zum Beispiel eine harte Landung der chinesischen Wirtschaft sein oder ein Wiederaufflammen der europäischen Schuldenkrise nach den Bundestagswahlen vom 22. September in Deutschland.
Die Schweiz zeigt sich weiterhin als krisenresistent. Makroökonomische Unsicherheiten und wirtschaftliche Probleme in anderen Ländern können ihr derzeit wenig anhaben. Die Wachstumsaussichten für die Schweiz sind als robust einzuschätzen. Weiterhin unterstützend wirkt der stabile Binnenmarkt. An der europäischen Front wartet man gespannt auf den Ausgang der deutschen Bundestagswahl am 22. September und, wie sich die Ergebnisse auf die zukünftige Eurokrisenpolitik auswirken werden. Es ist davon auszugehen, dass schwelende Probleme nach der Wahl proaktiv angepackt werden. Beispiele hierfür wären ein erneuter Schuldenschnitt für Griechenland oder auch das politische Einlenken der deutschen Regierung zu einer gr össeren Solidarhaftung bei den Schulden anderer Euroländer.
Dämpfend auf die Schweizer Wirtschaft wirken noch immer die ungelösten Probleme in vielen Euroländern und die hartnäckige Rezession in einigen wichtigen Schweizer Absatzmärkten. Entscheidend wird sein, welche zukünftige Eurokrisenstrategie die neue deutsche Bundesregierung verfolgen wird. Die Chancen sind gross, dass man den Forderungen nach einer grösseren Solidarhaftung nachgibt und den Weg zu einer Fiskal- und Schuldenunion öffnet. Dies würde zu einer kurz- bis mittelfristigen Entspannung der Krise führen mit positiven Auswirkungen auf die Wachstumsraten. Wird dagegen weiterhin übertriebene Austerität von den Krisenländern verlangt, werden die sozialen Spannungen zunehmen. Eine Eskalation hätte gravierende Auswirkungen auf ganz Euro pa, deren sich auch die Schweiz nicht entziehen könnte.
Die Schweizer Wirtschaft dürfte ihren moderaten Wachstumskurs auch in den nächsten Monaten bestätigen können. Positiv stimmt, dass die Industrieunternehmen zuletzt wieder eine bessere Auftragslage meldeten. Die Konsumenten zeigen sich unterdessen weiterhin verhalten optimistisch gestimmt. Sorgen bereitet uns jedoch, dass die Weltwirtschaft immer noch nur verhältnismässig langsam wächst, wodurch das Umfeld für die Exportwirtschaft anspruchsvoll bleibt.
Die Weltwirtschaft wächst derzeit gerade einmal mit etwa 2,5 Prozent und damit nur unwesentlich schneller als in der Rezession nach dem Platzen der Internetblase. Während aus der arg gebeutelten Eurozone zuletzt immerhin Anzeichen einer – wenn auch nur zaghaften – konjunkturellen Aufhellung vermeldet wurden, kämpfen die grossen Schwellenländer zum Teil mit deutlichen Abkühlungserscheinungen. Sollte die Weltwirtschaft erneut in die Rezession rutschen, würde dies auch an der Schweizer Wirtschaft nicht spurlos vorübergehen.
Wieder besser. Nach einer kurzen Wachstumspause im zweiten Quartal 2013 rechnen wir für die kommenden Monate mit anziehenden Wachstumsraten. Vor allem der Aussenhandel dürfte sich schwungvoller entwickeln.
Kurzfristig sehen wir die Risiken eher im positiven Bereich. Gemäss den jüngsten Indikatoren könnte die Schweizer Wirtschaft im zweiten Halbjahr 2013 stärker an Schwung gewinnen, als wir es in unsere m Basisszenario unterstellen. Mittelfristig dominieren jedoch weiterhin die negativen Risiken. Neben dem immer noch lodernden Gefahrenherd Eurozone ist in diesem Zusammenhang vor allem die Gefahr einer markanten und lang andauernden Abkühlung der Emerging Marktes zu nennen. Der weltwirtschaftliche Erholungsprozess könnte damit erneut ausser Tritt geraten. Auf binnenwirtschaftlicher Seite geht die gr össte Gefahr von einer Überhitzung des Schweizer Immobilienmarktes aus.
Dr. Michael Grampp, Chefökonom
Dr. Felix Brill, Chefökonom
Alexis Bill Koerber, Senior Economist
WIRTSCHAFT l UZ
Starker Binnenmarkt: Dienstleistungs- und Baubranche profitieren von der hohen Kaufkraft.
3. Für welche Branchen erwarten Sie einen Aufwärtstrend, für welche einen Abwärtstrend?
4. Wie wird sich der Franken in den nächsten sechs Monaten zu den wichtigen anderen Währungen entwickeln?
Die Entwicklung läuft gut in den eher auf den einheimischen Markt bezogenen Dienstleistungsbranchen wie Gesundheit, Bildung und Kommunikation und in der Bauwirtschaft. Die exportorientierten Unternehmen sind weiterhin unter Druck.
Wir erwarten einen stabilen Kurs gegenüber dem Euro.
Trotz der genannten Risiken erwarten wir grundsätzlich im zweiten Halbjahr eine leichte Besserung der Weltwirtschaft, wodurch sich insbesondere die Lage in der exportierenden Maschinen-, Elektro- und Metallindustrie entspannen sollte. Die Pharmabranche, welche mittlerweile ein Drittel aller Warenexporte ausmacht, ist praktisch konjunkturunabhängig und dürfte weiterhin wachsen. Im Detailhandel steigen die Umsätze zwar mengenmässig, aufgrund weiterhin fallender Preise stagnieren allerdings die Umsätze in laufenden Franken, was zu einem anhaltenden Margendruck führt.
Wir erwarten keine grossen Veränderungen im Wechselkursgefüge. Insbesondere dürfte der Franken bis auf weiteres einige Rappen über der Kursuntergrenze zum Euro verharren.
Binnenorientierte Branchen und Unternehmen profitieren weiterhin von der robusten Inlandsnachfrage, hierbei insbesondere die Dienstleistungs- und Baubranche. Die Bankenbranche geht weiterhin durch turbulente Zeiten, was für viele Unternehmen eine Neuorientierung erfordert. Grosse Unterschiede gibt es weiterhin in der Exportwirtschaft. Von Stärke zu Stärke eilt die Pharmabranche, die MEM-Industrie hat dagegen trotz des stabilen Frankenkurses mit Schwierigkeiten zu kämpfen.
Bleiben wie in den letzten Monaten grosse externe Schocks aus, wird der Franken stabil auf dem aktuellen Niveau bleiben. Der Euro/Franken-Kurs dürfte sich daher im Korridor von 1,22 bis 1,25 bewegen, der US-Dollar/Franken-Kurs zwischen 0,93 und 0,98. Im unwahrscheinlichen Fall einer Verschärfung der Eurokrise nach den deutschen Wahlen würde der Franken als Fluchtwährung wieder an Bedeutung gewinnen und aufwerten. Die 1,20 zum Euro könnten dann wieder schnell getestet werden.
Das schwache konjunkturelle Umfeld in vielen Hauptabsatzmärkten stellt für viele exportorientierte Branchen weiterhin eine Herausforderung dar. Binnenorientierte, konsumnahe Branchen profitieren dagegen weiterhin von der Zuwanderung.
Wir gehen davon aus, dass die Schweizerische Nationalbank in den nächsten Monaten an der Euro-Franken-Wechselkursuntergrenze festhalten wird. Solange die Eurokrise nicht wieder aufflackert oder die Europäische Zentralbank nicht neue expansive geldpolitische Massnahmen ergreift, dürfte der Euro-FrankenKurs sich ähnlich verhalten wie in den letzten Monaten.
Ein Aufwärtstrend ist für die Investitionsgüterindustrie und den Tourismussektor zu erwarten. Diese Erholung ist jedoch vor der schwachen Entwicklung der letzten Jahre zu relativieren. Eine richtige Abschwächung erwarten wir in den kommenden sechs Monaten eigentlich für keine Branche. Im Jahresverlauf 2014 dürfte allerdings das Baugewerbe an Dynamik verlieren. Das Potenzial für positive Überraschungen b leibt jedoch gerade hier besonders hoch.
Im Vergleich zum Euro seitwärts, in Relation zum Dollar mit leicht schwächerer Tendenz.
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Foto: Bilderbox.de
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Bereits ein Drittel aller Warenexporte stammt aus der Pharmabranche.
Dr. Yngve Abrahamsen, Leiter Prognosen
Dr. Caesar Lack, Leiter Macroeconomic Research Schweiz, UBS
Dr. Michael Grampp Chefökonom Deloitte AG Schweiz
Dr. Felix Brill, Chefök onom
Alexis Bill Koerber, Senior Economist
Foto: Bilderbox.de
5. Wie wird sich der Binnenmarkt im gleichen Zeitraum entwickeln?
6. Wie sehen Sie die Zinsentwicklung in der Schweiz und in Europa in den kommenden sechs Monaten?
Der Binnenmarkt ist und bleibt die grosse Stütze. Dies betrifft vor allem den konsumorientierten Teil, aber auch der Wohnbau hält sich stabil auf hohem Niveau.
Die kurzfristigen Zinsen verharren weiterhin auf einem ausserordentlich tiefem Niveau, während die längerfristigen Zinsen langsam etwas zulegen werden.
Der Binnensektor sollte weiterhin robust wachsen und Jobs schaffen. Während im exportorientierten verarbeitenden Gewerbe Stellen gestrichen werden (minus 8 700 Stellen im ersten Quartal, verglichen zum Vorjahr), werden im binnenorientierten Dienstleistungssektor zahlreiche neue Stellen geschaffen (plus 83 900 Stellen im ersten Quartal, verglichen zum Vorjahr). Diese Tendenz dürfte bis auf weiteres anhalten. Eine wichtige Voraussetzung für die starke Binnenkonjunktur ist die Personenfreizügigkeit.
Nach dem rasanten Anstieg der Kapitalmarktzinsen im Mai und Juni dürfte das Aufwärtspotenzial für die nächsten sechs Monate ausgeschöpft sein. Darüber hinaus rechnen wir jedoch mit einer weiteren gemächlichen Normalisierung der längerfristigen Zinsen. Die Kurzfristzinsen dürften noch mindestens zwei weitere Jahre bei Null verharren. Auch das Thema Negativzinsen ist nicht vom Tisch – im Gegenteil: Sollte die Europäische Zentralbank den Einlagezinssatz für Banken in den negativen Bereich senken, müsste die SNB wohl mitziehen, um die Kursuntergrenze zum Euro zu halten.
Der Binnenmarkt wirkt weiterhin stabilisierend und stützend für die Gesamtwirtschaft. Die Kaufkraft bleibt bedingt durch real steigende Löhne hoch, die Arbeitslosigkeit niedrig. Unsere neusten Unternehmensumfragen deuten auf eine sehr positive Umsatzentwicklung in den nächsten zwölf Monaten hin.
Aufgrund der immer noch fragilen Wirtschaftslage und der hohen Staatsschulden in vielen europäischen Ländern ist mit Zinserhöhungen am kurzen Ende in nächster Zeit nicht zu rechnen. Selbst bei einer steigenden Inflation wird die Europäische Zentralbank kaum den Mut aufbringen, die Zinsen gegen den politischen Druck zu erhöhen. Für die Schweiz ist vor diesem Hintergrund ebenfalls mit einem stabilen, niedrigen Zinsniveau zu rechnen.
Der Binnenmarkt profitiert weiterhin vom tiefen Zinsumfeld und der Zuwanderung. Solange sich daran nichts ändert, sollte sich dies positiv auf den Immobilienmarkt auswirken. Zudem dürfte sich der Privatkonsum auch in den kommenden Monaten als Konjunkturstütze erweisen. So zeigten sich etwa gemäss der jüngsten Umfrage des Seco erneut viele private Haushalte überzeugt, dass das Umfeld derzeit günstig sei, um grössere Anschaffungen wie etwa Haushaltsgeräte oder Möbel zu tätigen.
Weder von der Schweizerischen Nationalbank noch von der Europäischen Zentralbank erwarten wir eine Veränderung der Leitzinsen in den kommenden Monaten. Dies erwarten wir auch nicht von der amerikanischen Notenbank, jedoch könnte diese zum Jahresende damit beginnen, ihr aktuelles Anleihenkaufprogramm zu drosseln. Wie die letzten Wochen gezeigt haben, könnte dies dann auch Auswirkungen auf die europäischen Kapitalmarktzinsen haben.
Robust, allerdings nicht mehr ganz mit der Dynamik wie im ersten Halbjahr.
Bezogen auf die Leitzinsen bleibt die Situation unverändert. Die Schweizer Bundesobligationen (über zehn Jahre) dürften sich nach dem «Shift» von Ende Juni seitwärts bewegen. Das Gleiche gilt für deutsche und die meisten anderen europäischen Staatsanleihen.
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«48 % weniger Heizkosten ist nur ein Teil des Nutzens.» In der Schweiz stehen Zehntausende von Industrie- und Gewerbehallen, die vor zwanzig Jahren oder mehr für einen bestimmten Zweck erstellt wurden. Heute sind zahlreiche dieser Liegenschaften umgenutzt, ohne dass baulich darauf reagiert wurde. Ein professioneller Blick macht das betriebliche Optimierungspotenzial sichtbar. Wie das Beispiel Cafina in Hunzenschwil zeigt, können die Dimensionen des Mehrwerts erheblich sein.
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René Burri, Cafina AG
Räume auf Ihre Bedürfnisse auslegen Ausnutzung Raumvolumen maximieren Erweiterungsmöglichkeiten ausschöpfen Lebensdauer des Gebäudes verlängern Reeller Mehrwert für die Liegenschaft generieren Gebäudestatik und Erdbebensicherheit auf aktuellen Standard bringen Raumklima für Mitarbeitende verbessern Wahrnehmung des Gebäudes stärken Umweltziele transparent umsetzen Förderbeiträge erschliessen
Nach dem Eingriff durch GebäudePLUS
Herr Burri. Sie sind der Leiter Technik und Logistik von Cafina. Wie sind Sie darauf gekommen, dass sich eine Gebäudesanierung für Ihr Unternehmen lohnt? René Burri: Wir haben wiederholt festgestellt, dass die vorhandenen Begebenheiten nicht mehr unseren aktuellen Bedürfnissen entsprechen. Vor allem die schlechten Isolationswerte der Gebäudehülle und das damit verbundene Raumklima gab unter den Mitarbeitern Grund zur Unzufriedenheit. Wir versuchten dennoch lange, uns damit zu arrangieren. Die Konsequenzen einer gebäulichen Veränderung schätzten wir als erheblich und im Geschäftsalltag stark störend ein. Mit der Analyse von GebäudePLUS stellten wir überrascht fest, dass eine solid durchgeplante Sanierung unserer Liegenschaft viel Nutzungspotenzial freisetzt. Wertvoll war die Erkenntnis, dass unser Betrieb dabei ununterbrochen weiterlaufen kann.
sondern auch das Raumklima für unsere Mitarbeiter wesentlich verbessert werden. Fürs Image bedeutend ist die damit erreichte zeitgemässe Ausstrahlung unseres Firmensitzes. Die Sanierung ist gleichzeitig ein Tatbeweis für unsere Haltung, mit der Umwelt von A bis Z sorgfältig umzugehen. Mit der Verlängerung des bestehenden Vordaches konnten wir zudem unseren Materialumschlagplatz markant vergrössern.
Dann ging es für Sie vor allem um ein besseres Raumklima? Burri: Das war wichtig, genauso wie die Werterhaltung der Liegenschaft. Mit der sanierten Gebäudehülle konnten nicht nur die Heizkosten um 48 % reduziert,
Warum gibt es in der Schweiz dennoch so viele schlecht genutzte Hallen? Burri: Vielleicht ist es das noch nicht vorhandene Bewusstsein für die Einfachheit dieser Aufgabe. In der irrtümlichen Annahme, dass eine Sanierung firmen-
Wie beurteilen Sie die allgemeinen Auswirkungen auf die Betriebskosten? Burri: Wir stellen fest, dass diese fachmännische Sanierung unsere Betriebskosten deutlich eindämmt. Wir gehen davon aus, dass allein die damit verbundene Produktivitäts- und Effizienzsteigerung bei etwa 5 % liegt. Dazu kommt die Halbierung der Heizkosten. Beachtlich sind auch die Möglichkeiten der Ausschöpfung vorhandener Fördermittel dank GebäudePLUS.
intern viel Planungs- und Koordinationszeit abringt und Betriebsunterbrüche erzeugt, verzichtet man in der Hektik des Geschäftsalltags häufig darauf. Man arrangiert sich mit immer mehr Unpässlichkeiten und überblickt den gesamten Umfang der betrieblichen Störung nicht. Genau hier setzt GebäudePLUS wirkungsvoll an. Eine einfache Analyse zeigt das effektive Nutzenpotenzial. Aus gleicher Hand wird danach eine schlanke Planung und Umsetzung möglich. Unsere eigenen Aufwendungen waren bescheiden, der ständige Überblick über Projektstand und Kosten stets sichergestellt, von der Erstberatung bis zur Inbetriebnahme der modernisierten Infrastruktur.
Gerne beantworten wir Ihre Fragen persönlich. Christian Aerni, Leiter GebäudePLUS, freut sich auf Ihre Kontaktaufnahme unter Telefon +41 (0)56 485 86 30 oder per E-Mail unter chaerni@wetter-ag.ch. Weitere Informationen > www.gebäudeplus.ch Ein Produkt der
Gruppe
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UZ l WIRTSCHAFT
DIE BEWERTUNG VON IMMOBILIEN
So viel wert ist Ihre Liegenschaft Wissen Sie, wie viel Ihre Liegenschaft wert ist? Falls Sie es herausfinden wollen, haben wir die wichtigsten Tipps für Sie.
TEXT STINA HEGG
Als Eigenheimbesitzer kennen Sie das bestimmt: Nach ein paar Jahren nimmt es einen einfach «wunder», wie viel die eigene Liegenschaft genau wert ist – und zwar unabhängig davon, ob man die Liegenschaft verkaufen möchte oder nicht. Schliesslich steckt in der Regel der grösste Teil des Vermögens im Eigenheim. Dann möchte man doch wissen, ob es auch so viel Wert hat, wie man es sich vorstellt. Was einfach gesagt ist, ist jedoch nicht einfach getan: Es gibt verschiedene Möglichkeiten, den Wert einer Liegenschaft zu bestimmen. Die wichtigsten sind: Vergleichsmethode, Realwertmethode und Ertragswertmethode. Die Vergleichsmethode Der wohl einfachste Weg den genauen Wert der Liegenschaft zu ermitteln ist, die Liegenschaft mit anderen Liegenschaften zu vergleichen. So gibt es auf dem Markt etliche Tools, die mit Hilfe von Vergleichswerten die Liegenschaft bewerten. Grundvoraussetzung dafür ist, dass es in der entsprechenden Gegend überhaupt genügend Vergleichsobjekte gibt, die in der letzten Zeit gehandelt wurden. Wer mit einem solchen Tool arbeitet, muss das Programm mit möglichst detaillierten Angaben zu seiner Liegenschaft füttern. Die Beurteilung des Zustandes, der Lage und des Ausbaustandards der eigenen Liegenschaft ist aber für einen Laien – und die meisten Eigenheimbesitzer gehören auf diesem Gebiet nicht zu den Profis – kein einfaches Unterfangen. Das Ergebnis sollten Sie also mit einer gewissen Zurückhaltung betrachten, immerhin bekommen Sie so aber einen relativ guten Annäherungswert. Und Sie haben einen Vergleichswert gegenüber den anderen Methoden. Die Realwertmethode Eine andere Variante ist die Realwertmethode: Der Eigentümer rechnet alle Erstellungskosten des Wohnobjekts zusammen und zählt den Wert seines Landes dazu. Von dieser Summe zieht er die Altersentwertung des Hauses oder der Wohnung ab. So erhalten Sie – wie der Name schon sagt – den realen Wert Ihres Eigenheims. Allerdings hat diese Methode einen Schwachpunkt: Sie bildet die gegenwärtige Lage am Markt nur sehr ungenau ab, schliesslich ist der Wert des Hauses nicht immer mit dem erzielbaren Preis des Hauses identisch. Ein Beispiel: Wenn Sie für Ihr Badezimmer sehr teure Marmorplatten und exquisite Armaturen ausgewählt haben, heisst dies noch lange nicht, dass mögliche Käufer Ihren Geschmack teilen und bereit sind, die
SWISS LIFE IMMOPULSE Ihr Eigenheim im Zentrum der Vorsorge Swiss Life bietet mit Swiss Life Immopulse umfassende Immobiliendienstleistungen. Anders als konventionelle Makler betrachten die Immobilienberater von Swiss Life das Eigenheim als Zentrum der Vorsorge. Denn meistens ist ein Grossteil der Eigenmittel im Haus gebunden und bildet so einen Hauptbestandteil der langfristigen Vorsorge. In Zusammenarbeit mit den Vorsorgeberatern von Swiss Life werden Aspekte wie Sparen, Sicherheit und Finanzierung betrachtet und analysiert. Mit unserem umfassenden Dienstleistungs- und Beratungsangebot sind wir in der Schweiz einzigartig. Da Sie Ihre eigenen Bedürfnisse und Wünsche am Besten kennen, werden Sie als Kunde bei Immopulse immer in die Entwicklung miteinbezogen – sei es bei Kauf, Verkauf oder Umbau. So oder so: Sie bestimmen, ob Sie ein komplettes Sorglospaket in Anspruch nehmen oder nur bei einzelnen Punkten ein Beratungsmodul wünschen.
beim Bau zweifelsohne hohen Investitionen zu übernehmen. Bedenken Sie auch, dass der «allgemeine Geschmack» sich über Jahre ändert; was heute gut aussieht, ist vielleicht schon in zehn Jahren ein No-Go. Die Ertragswertmethode Ich wende bei der Beurteilung einer Liegenschaft die Ertragswertmethode an. Zu Beginn steht die Frage nach dem Mietwert einer Liegenschaft: Wie viel würde ein Mieter für diese Wohnung oder dieses Haus monatlich netto bezahlen, wenn die Liegenschaft – so wie sie jetzt ist – neuwertig wäre? In dieser Mietsumme schlagen sich Lage, Ausbaustandard und Grösse des Objektes nieder. Um diese Summe weiter zu objektivieren, stütze ich mich auf meine Erfahrungswerte bei ähnlichen Liegenschaften und vergleiche die Miete mit den Angebotspreisen auf Internetseiten wie homegate.ch und immoscout24.ch. Danach kapitalisiere ich den jährlichen Mietwert mit einem objektspezifischen Kapitalisierungszinssatz. Als Resultat erhalte ich den Ertragswert. Grundsätzlich kann jedes Objekt vermietet werden, das ist klar, es ist immer und «nur» eine Frage des Preises. Entwertung des Objektes Mit dieser Berechnungsmethode können Sie die aktuelle Marktlage des jeweiligen Objektes so objektiv wie nur mög-
Foto: Bilderbox.de
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WIRTSCHAFT l UZ
lich abbilden. Jetzt wird es aber etwas kompliziert, denn von diesem Ertragswert wird noch die technische Entwertung des Objektes abgezogen und zwar anhand mathematischer Berechnungen. Dafür werden die Erstellungskosten der jeweiligen Liegenschaft ohne Landwert ausgerechnet. Da die einzelnen Gebäudeteile unterschiedliche Qualität aufweisen können, aber auch unterschiedlich schnell altern und einen unterschiedlichen Erneuerungszyklus haben, sollten Sie diese getrennt beurteilen. Zusätzliche Wertelemente des Objektes, wie Landreserven oder eine Garage, werden am Ende noch dazugezählt. Als Resultat erhalten Sie den Verkehrswert der Liegenschaft. Gerade bei dieser Methode lohnt sich der Beizug von Profis. So verhindern Sie, dass Sie deutlich unter oder deutlich über Wert anbieten. Den effektiven Verkehrswert erfahren Sie beim Verkauf Der Verkehrswert ist mithin die genauste Methode, den «richtigen» Wert Ihrer Liegenschaft zu ermitteln. Aber: Sie ist und bleibt ebenfalls nur eine Schätzung, die zwar einen sehr guten Anhaltspunkt liefert, schlussendlich aber auch keine Aussage darüber machen kann, was ein möglicher Käufer bereit zu zahlen ist. Gerade wenn es sich um Liebhaberobjekte handelt, können entsprechende Käufer je nach dem Preise bezahlen, die deutlich über dem errechneten Wert liegen. Es ist einfach so: Den effektiven Verkehrswert kennen Sie erst, wenn Sie das Objekt anbieten, der Verkaufsprozess begonnen hat und Sie sich schlussendlich auf den Preis einigen.
DIE AUTORIN
Stina Hegg ist Immobilienexpertin bei der Swiss Life. stina.hegg@swisslife.ch
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FREIHANDELSABKOMMEN EU – USA
Efta fürchtet Diskriminierungen Die USA und die EU wollen keine Drittstaaten an ihren Verhandlungen über eine transatlantische Freihandelszone beteiligen. Unternehmen aus den Efta-Staaten könnten daher Diskriminierungen drohen. Die Efta-Staaten suchen deshalb den Dialog mit ihren zwei wichtigsten Handelspartnern, sagt der stellvertretende Efta-Generalsekretär Ivo Kaufmann.
INTERVIEW STEFFEN KLATT
Die USA und die EU verhandeln über ein Freihandelsabkommen. Was heisst das für die Mitgliedsländer der Europäischen Freihandelszone (Efta)? Ivo Kaufmann: Die USA und die EU sind die beiden wichtigsten Handelspartner der Efta. Rund drei Viertel des EftaWarenhandels entfallen auf diese beiden Blöcke. Deshalb haben diese Verhandlungen eine hohe Relevanz. Wir beobachten das sehr genau. Das Abkommen will in vielen Bereichen weiter gehen, als was bisher im Regelwerk der Welthandelsorganisation WTO ausgehandelt worden ist. Diese präferentielle Marge ist für uns sehr relevant. Was würde das für Unternehmen aus den Efta-Ländern bedeuten? Die Verhandlungen zwischen den USA und der EU haben eben erst begonnen. Wir kennen nur die Mandate der beiden Seiten. Der Ehrgeiz beider Seiten ist gross. Aber dieser Ehrgeiz deckt sich nicht in allen Punkten. Es ist daher offen, was bei den Verhandlungen herauskommt und bis wann. Man kann sich vorstellen, dass ein Abkommen innerhalb von vielleicht vier Jahren erzielt werden kann, das aber noch nicht alle angestrebten Punkte enthält. Vorstellbar ist auch ein Prozess, der die Ziele beider Seiten über einen längeren Zeitpunkt hin erreicht. Welche Elemente würden den Efta-Staaten am meisten wehtun? Ein solches Abkommen, wie es die USA und die EU anstreben, bringt zuerst einmal Vorteile. Es gibt Studien, die zeigen, dass entwickelte und konkurrenzfähige OECD-Staaten von einem solchen Abkommen profitieren können. Das gilt dann, wenn Regeln entwickelt werden, die auch auf Drittstaaten anwendbar sind. Diskriminierungen sind überall dort möglich – und für uns problematisch –, wo ein präferentieller Marktzugang ausgehandelt wird, der Drittstaaten nicht zugänglich ist. Ein typischer Fall sind Zollsenkungen.
ZUR PERSON Ivo Kaufmann, Jahrgang 1958, ist seit Dezember 2011 stellvertretender Generalsekretär der Europäischen Freihandelszone (Efta). Zuvor hatte er die Efta-Abteilung für Aussenhandel geleitet. Davor hatte der Schweizer Handelsdiplomat unter anderem für das Staatssekretariat für Wirtschaft (Seco) und bei der Schweizer Botschaft in London gearbeitet. Kaufmann hat Recht an der Universität Freiburg i. Üe. studiert und wurde dort auch promoviert.
hohen Zölle gibt es im Landwirtschaftsbereich und auch eher auf Seiten der EU als der USA.
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Die Efta-
Staaten sind anders als die EU-Staaten nicht verpflichtet, gemeinsam Freihandelsabkommen aus-
Aber die Industriezölle sind nicht mehr sehr hoch . . . Die Industriezölle sind in der Tat nicht mehr hoch. Die
Die Efta-Staaten haben bereits Ende Juni über die Verhandlungen zwischen den USA und der EU gesprochen. Mit welchem Ergebnis? Es ist richtig, die Efta-Wirtschaftsminister haben sich an ihrer Konferenz Ende Juni eingehend damit beschäftigt. Sie haben sich darauf verständigt, gemeinsam den Dialog mit beiden Handelspartnern zu suchen, zusätzlich zu den bilateralen Gesprächen der Efta-Mitglieder mit den USA und der EU.
zuhandeln»
Kann die Efta an die Verhandlungen zwischen den USA und der EU andocken? Diese Frage haben wir beiden Seiten gestellt. Wir haben aber keinen Hinweis bekommen, dass dies möglich sein wird. Sowohl die USA als auch die EU haben gesagt, dass die Verhandlungen nicht für Drittstaaten offen sind. Könnten sich die Efta-Staaten einzeln mit den USA um ein Freihandelsabkommen bemühen? Die Efta-Konvention lässt diese Möglichkeit zu. Die EftaStaaten sind anders als die EU-Staaten nicht verpflichtet, gemeinsam Freihandelsabkommen auszuhandeln. Aber bisher haben die Efta-Staaten dem gemeinsamen Ansatz immer den Vorzug gegeben.
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EUROPA l UZ
Der 1960 gegründeten Efta gehören heute die Schweiz, Norwegen, Island und Liechtenstein an.
Foto: zVg / Grafik: Manuela Paganini
Warum habenSie es nicht im Fall von China und Japan gemacht? Japan hat nur mit der Schweiz abgeschlossen, China nur mit Island und der Schweiz. Die Gegenseite wollte das nicht. China hat zuerst Verhandlungen mit Island begonnen, dann mit Norwegen und schliesslich mit der Schweiz. Die Abkommen mit Island und der Schweiz wurden bereits unterzeichnet. China wollte keine gemeinsamen Verhandlungen mit der Efta. Haben die Efta-Wirtschaftsminister an ihrer Konferenz auch über die Weiterentwicklung der bilateralen Beziehungen der Schweiz mit der EU gesprochen? Über diese Fragen wird an diesen Konferenzen immer informiert. Aber die Efta ist nicht das Forum, um über diese bilateralen Beziehungen zu verhandeln. Zumindest zu den theoretischen Optionen gehört es, dass die Schweiz in ihren Beziehungen zur EU andockt an die Institutionen der Efta, die Efta-Aufsichtsbehörde und den Efta-Gerichtshof. Wurde das bereits formell diskutiert? Das ist kein Thema, das primär die Efta angeht. Das muss die Schweiz politisch mit der EU lösen. Sind nicht die Efta-Aufsichtsbehörde (ESA) und der Efta-Gerichtshof formell Efta-Institutionen? Die ESA und der Efta-Gerichtshof sind Institutionen des
Europäischen Wirtschaftsraum (EWR). Die Schweiz hat die Teilnahme am EWR vor 21 Jahren abgelehnt und ist deshalb nicht Teil dieser Institutionen. Es gibt sicher viele zumindest denkbare Möglichkeiten für die Schweiz, sich näher an die EU oder den EWR anzulehnen. Wie Sie wissen, steht dieses Thema derzeit ziemlich weit oben auf der Agenda in Bern und wird kontrovers diskutiert. Die Efta besteht derzeit aus vier Mitgliedern. Gibt es heute Überlegungen, sie um kleinere Länder Europas zu erweitern? Diese Fragen werden immer wieder diskutiert. Die EftaKonvention sieht die Möglichkeit für die Aufnahme neuer Mitglieder vor. Dazu braucht es ein formelles Gesuch. Das letzte Mitglied, dass formell die Aufnahme erbeten hat und dann auch aufgenommen wurde, war Liechtenstein. Liechtenstein hat 1991 formell das Gesuch gestellt. Seither hat es kein solches formelles Gesuch mehr gegeben. Wenn wieder ein solches Gesuch gestellt würde, müsste das politisch ganz oben diskutiert werden. Die Färöer-Inseln, ein autonomes Gebiet im Königreich Dänemark, haben offen gesagt, dass sie der Efta beitreten wollen. Sie haben also kein formelles Gesuch gestellt? Das ist so. In der EU wurde darüber nachgedacht, dass die Kleinstaaten Westeuropas – Andorra, Monaco und San Marino – der Efta und dann dem EWR beitreten könnten. Wo steht die Diskussion da? Soviel ich weiss, gibt es eine solche Diskussion über die weitere wirtschaftliche Integration in Europa in diesen drei Kleinstaaten. Die Efta und der EWR könnten dafür einen Weg bieten.
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China wollte
keine gemeinsamen Verhandlungen mit der Efta»
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DAS FREIHANDELSABKOMMEN MIT CHINA IST DAS BISHER WICHTIGSTE
Neue Märkte gesucht Der Schweizer Export hat im ersten Halbjahr mit einem Zuwachs von 0,4 Prozent faktisch stagniert. Das sei auch eine Folge der Neuausrichtung der Exportbranchen auf neue Märkte in den Schwellenländern, sagt Daniel Küng, Chef des Aussenhandelsförderers Switzerland Global Enterprise. Die Stagnation sei nur temporär.
zer Unternehmen erhalten nun günstigere Konditionen, mehr Rechtssicherheit und besseren Schutz des geistigen Eigentums als beispielsweise deutsche Mitbewerber. Ihre Planungs- und Rechtssicherheit ist mit dem Abkommen deutlich gestiegen. Schweizer Unternehmen können so als Zulieferer auch an der Expansion chinesischer Unternehmen ins Ausland teilhaben.
INTERVIEW STEFFEN KLATT
Der Export hat im ersten Halbjahr stagniert. Beunruhigt Sie das? Daniel Küng: Die Situation ist im Moment gar nicht so schlecht. Wir sind in ein kriselndes Europa eingebettet. Dort lässt die Nachfrage nach. Vor drei Jahren gingen noch deutlich über 60 Prozent der Exporte nach Europa, jetzt sind wir bei 58 Prozent. Zum anderen haben die Unternehmen das Potential der Schwellenländer entdeckt. Dort sind die attraktiveren Märkte, weil das Wachstum höher ist, und dort sind die besseren Margen, weil sie nicht durch den Wechselkurs zum Euro gedrückt werden. Sind die Schwellenländer mehr als eine Eintagsfliege? Immerhin geht das Wachstum auch in China, Russland und Brasilien zurück. Neben den BRICS (Brasilien, Russland, Indien, China, Südafrika) gibt es eine Reihe von Märkten, die sich sehr stark entwickeln. Ich denke an Indonesien, Südkorea, die Philippinen, Kolumbien und Peru. Diese Länder haben hohe Wachstumsraten und oft eine riesige Bevölkerung. Da ist Substanz, da ist ein riesiges Potential. Der Export des Maschinenbaus ist inzwischen vier Halbjahre in Folge zurückgegangen. Warum? Das hat viel mit dem Rückgang des Absatzes in Deutschland zu tun, einem der Hauptmärkte der Branche, wahrscheinlich aber auch mit dem starken Schweizer Franken. Die Kosten der Unternehmen in dieser Branche, um ihre Wettbewerbsfähigkeit zu halten, sind sehr hoch. Die Firmen müssen derzeit Rabatte geben, die wiederum die Margen drücken. Sie können zwar neue Märkte suchen, aber damit bricht Umsatz weg. In Sachen Innovation und auch Marketing sind die Schweizer Maschinenbauunternehmen aber gut aufgestellt.
Suchen jetzt mehr Schweizer Firmen Unterstützung bei Switzerland Global Enterprise für einen Markteintritt in China? China ist bei uns schon seit einigen Jahren ein Renner. Wir haben mit Blick auf das Freihandelsabkommen unsere Massnahmen verstärkt, weil wir die gute Vorgabe unserer Verhandler nun kommerziell umsetzen wollen.
ZUR PERSON Daniel Küng ist seit 2004 Chef des offiziellen Aussenhandelsförderers Switzerland Global Enterprise, vormals Osec. Vorher war er Gründer und geschäftsführender Partner der Response Group in Portugal, eines Dienstleisters für die Pharmaindustrie. Küng hat Volks- und Betriebswirtschaft an den Universitäten Bern und St. Gallen studiert.
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Das Abkommen bietet
eine hervorragende
Die Schweiz hat bereits eine ganze Reihe von Freihandelsabkommen abgeschlossen. Was haben sie bewirkt? Das Abkommen mit China ist das bisher wichtigste. Das ist auch mit Blick auf die Verhandlungen der USA mit der EU über ein transatlantisches Freihandelsabkommen enorm wichtig. Wir haben so eine Art Kompensation. Für uns war auch das Abkommen mit Japan bedeutend, mit Mexiko, Kanada und Südkorea ebenfalls. Vielleicht haben Schweizer Unternehmen die bisherigen Freihandelsabkommen zu wenig genutzt. Das wird bei China anders sein. Sie haben einen Stützpunkt in Istanbul eröffnet. Werden weitere folgen? Wir haben einen Swiss Business Hub in Hongkong erst vergangenen Oktober eröffnet, ein Office in Katar Ende Januar und ein weiteres Büro in Istanbul im Mai. Damit sind unsere Mittel zunächst ausgeschöpft. Es muss aber nicht immer ein Swiss Business Hub oder ein Office sein. Wir bauen kontinuierlich in anderen Ländern unsere Zusammenarbeit mit dem EDA oder mit den Handelskammern aus.
Auch die Schweizer Uhrenindustrie stagniert . . . Gelegenheit, sich frühzeiDie Exporte der Uhrenindustrie sind 2011 fast 20 Prozent gewachsen, 2012 waren es elf Prozent. Sie liegen tig im chinesischen also auf einem sehr hohen Niveau. Mit 0,8 Prozent im Switzerland Global Enterprise ist auch ein ersten Halbjahr 2013 sind sie immerhin gewachsen, Markt zu positionieren» wenn auch nur bescheiden. Einer der Vorteile der Importförderer. Wie läuft das Geschäft? Schweiz ist die Diversifizierung der Exportbranchen. Wir haben vom Bund ein Mandat, gewisse Wir haben Chemie, Pharma, Präzisionsmaschinen, NahSchwellenländer bei der Entwicklung bestimmter Wirtschaftssektoren zu unterstützen. Das ist also eine Art von rungsmittel. Maschinen und Elektronik. Da verschiebt sich Entwicklungshilfe, die auch den Schweizer Importeuren die Dynamik laufend von einer Branche zur anderen. zugute kommt. Es geht also vor allem darum, den Marktzugang und die Erschliessung neuer GeschäftsmöglichWelche Chancen bietet das neue Freihandelskeiten von KMU aus ausgewählten Partnerländern in die abkommen mit China? Das Abkommen bietet eine hervorragende Gelegenheit, sich Schweiz und in den EU-Raum zu fördern und den hiesigen frühzeitig im chinesischen Markt zu positionieren. SchweiFirmen zu helfen, im Ausland Zulieferer zu finden, sofern
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WIRTSCHAFT l UZ
das den Unternehmensstandort Schweiz stärkt und unsere Wettbewerbsfähigkeit verbessert. Exportförderer einerseits, Entwicklungshelfer andererseits – passt das zusammen? Die Grundphilosophie ist die gleiche. Wir sprechen auch bei der Importförderung KMU an, in der Schweiz und in Drittländern. Das schafft Synergien. Wir finden jetzt überall offene Türen, weil wir im Land Nutzen gestiftet haben. Das hilft uns auch bei der Exportförderung. Ihr drittes Standbein ist die Standortpromotion. Stehen Sie da in Konkurrenz zu den kantonalen Standortförderungen? Nein, denn wir haben einen Leistungsauftrag der 26 Kantone und des Staatssekretariats für Wirtschaft SECO. Unsere Arbeit ergänzt diejenige der Kantone. Switzerland Global Enterprise informiert potenzielle ausländische Investoren über die besonderen Stärken des Wirtschaftsstandorts Schweiz. Unser Motto lautet: «Switzerland – connect with the best» und dabei vermarkten wir die Schweiz im Ausland als einen Premium-Markt. Wie steht die Schweiz im internationalen Wettbewerb um Unternehmen heute da? Die Schweiz ist weiterhin ein attraktiver Standort, auch wenn wir bei den Steuern nur noch im Mittelfeld liegen. Wir haben Stabilität, wir haben eine erstklassige Infrastruktur, ein gutes Finanzsystem und günstige Finanzierungen, eine hohe Lebensqualität, Bildungs- und Forschungseinrichtungen erster Güte. Wir wollen Unternehmen ins Land holen, die dem Wert- und Werkplatz Schweiz einen Mehrwert bringen – die mit Talenten, Forschung und Entwicklung und mit Know-how kommen – und auch wesentlich zur Schaffung von qualifizierten Arbeitsplätzen beitragen. Die Schweiz ist nicht für Unternehmen interessant, die nach einer kostengünstigen Produktion suchen. Aber sie ist für solche Tätigkeiten interessant, die im hochpreisigen Bereich liegen. Gibt es Grenzen der Schweizer Aufnahmefähigkeit für Unternehmen? Natürlich gibt es solche. Aber erstens entscheiden das die Kantone, und zweitens ist es ja nicht so, dass wir laufend Grossfirmen für eine Ansiedlung in der Schweiz motivieren können. Das ist auch nicht das primäre Ziel. Vielmehr achten wir im Rahmen unserer Promotionsaktivitäten und im Vermitteln von Projekten an die Kantone auf Qualität statt Quantität. Im vergangenen Jahr sind durch die Standortförderung durch alle Akteure vielleicht 2000 bis 3000 Arbeitsplätze ins Land gebracht worden – das sind etwa zwei Prozent der Bruttozuwanderung. Die 200 Arbeitsplätze, die mit dem gemeinsamen Technologiezentrum von Gildemeister und der japanischen Mori Seiki nach Winterthur kommen, sind schon eher eine Ausnahme. Sie haben den Namen Osec in Switzerland Global Enterprise geändert. Warum? Ziel und Zweck des neuen Markennamens sind es, mit einem einheitlichen und selbsterklärenden Auftritt Leistung und Nutzen für die Kunden noch effektiver darzustellen, die Synergien zwischen den verschiedenen Bundesmandaten besser zu nutzen und vor allem über eine einzige und einheitliche Dachmarke Kräfte zu bündeln. Der neue Name schafft auch mehr Sichtbarkeit im Ausland, das wird für unsere Kunden immer wichtiger. Die meisten Leute im Ausland konnten mit dem Namen Osec nichts anfangen. Im Inland wird unsere Bekanntheit kurzfristig sinken, das bin ich mir bewusst. Aber die Schweizer KMU werden ihren Weg trotzdem zu uns finden. Wir wollten ausserdem einen Namen haben, der alle Mandate umfasst, die wir haben – und nicht nur die Exportförderung.
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UZ l INNOVATION
KMU: GEMEINSAME PROJEKTE
Europa forscht Ein Blick über die Grenze zeigt: In Europa wird geforscht. Auch Schweizer KMU können sich an den Projekten beteiligen. Das bringt mehr als Innovation.
TEXT SALOME KERN
Die Schweiz ist Innovationsweltmeister. Bereits zum dritten Mal steht sie an der Spitze des Global Innovation Index (GII). Diesen Titel verdankt die Schweiz nicht nur grossen Unternehmen, KMU sind im internationalen Vergleich überdurchschnittlich schöpferisch. In der Schweiz können Unternehmen auf öffentliche Forschungsmittel zugreifen, wenn sie mit Fachhochschulen oder Universitäten forschen: Grundlagenforschung wird dabei vom Schweizerischen Nationalfond, angewandte Forschung von der Kommission für Technologie und Innovation (KTI) finanziert. Zusätzlich gibt es private Institutionen, die gemeinsam mit Firmen – vom KMU bis zur grossen Industriefirma – Innovationen entwickeln.Wenn Schweizer KMU über den eigenen Tellerrand schauen, bemerken sie, dass ganz Europa forscht und erfindet. Unternehmer können sich über die Landesgrenze mit Universitäten und Unternehmen vernetzen und gemeinsame Projekte entwickeln. Ergänzend forschen Wieso sollen Schweizer KMU aber mit europäischen Partnern zusammenarbeiten? Die Schweizer Forschungslandschaft funktioniert gut und bringt Innovation hervor. «In der Schweiz gilt: Der Staat finanziert Unternehmen nicht direkt», erklärt Philipp Langer vom Staatssekretariat für Bildung, Forschung und Innovation. Anders beim Forschungsrahmenprogramm der Europäischen Union: Das Geld fliesst unmittelbar zu den Firmen. Zurzeit läuft bereits die siebte Ausgabe – mit dem zeitlich begrenzten Programm schafft die EU einen Forschungsraum. «Die europäischen Projekte sind länderübergreifend und binden zahlreiche, verschiedene Partner mit ein.» Im Gegensatz funktionieren nationale eher nach dem Prinzip: schlank, dynamisch und weniger Partner. «Es braucht beide Forschungswege, ergänzend.» Die Schweizer Institutionen, der Nationalfond und die KTI fördern mehrheitlich Projekte mit dem Fokus auf Grundlagen- oder angewandte Forschung. Das Europäische Programm deckt die Wertschöpfungskette bis zur Entwicklung ab. Eine Hürde für Schweizer KMU kann die Sprachbarriere sein, an gutem Englisch führt kein Weg vorbei. Auch die Formulare sind in der Schweiz weniger kompliziert. «Etwas Durchhaltewillen gehört dazu», sagt Langer. Aber für gewisse Branchen ist der Schritt nach Europa unumgänglich. Wer zum Thema Sicherheit forschen möchte, findet auf der nationalen Ebene weniger Möglichkeiten. «KMU, die Märkte im europäischen Raum erobern möchte, profitieren von starken Netzwerken.» Deshalb lohnt es sich, wenn sie mit europäischen Partnern Projekte realisieren. Aber die Programme bringen nicht nur die Teilnehmer vorwärts, sondern die gesamte Schweizer Forschungsgemeinschaft kann sich direkt
am europäischen Niveau messen. Damit die Position der Schweiz konkurrenzfähig bleibt, ist das unverzichtbar. Euresearch unterstützt Neulinge Seit 1984 forscht die Europäische Union gemeinsam. Die Schweiz ist – obwohl sie nicht zur EU gehört – seit 2004 am Rahmenprogramm angeschlossen. Schweizer KMU können sich an Projekten beteiligen und erhalten so Fördermittel aus dem Topf der EU. Allerdings stellen die Vielfalt der Instrumente und der Insider-Jargon deutliche Einstiegshürden dar. Deshalb finanziert das Staatssekretariat für Bildung, Forschung und Innovation (SBFI) das Netzwerk Euresearch, welches Forschenden einen Leitfaden in der europäischen Forschung und Innovation geben soll. Unternehmen können sich gratis beraten lassen, und die Regionalbüros an allen Universitäts- und ETH-Standorten der Schweiz helfen bei administrativen Fragen. Neben Euresearch sind Coaches oder Advisors für KMU vor Ort, die erfahren sind mit EU-Projekten. Um sich in einem Projekt zu engagieren, sind mehrere Schritte notwendig. Die Europäische Kommission schreibt Forschungsthemen aus. «KMU müssen sich dann überlegen: Wo kann ich meine Stärken am besten einbringen?», sagt Philipp Langer. Die meisten Projekte sind lösungsorientiert und sprechen für die Gesellschaft wichtige Themen wie Gesundheit an. Festgelegt ist über das ganze laufende Rahmenprogramm: 15 Prozent der Gelder gehen an KMU. Mindestens drei Partner aus drei Ländern müssen sich gemeinsam für ein Projekt bewerben. «Die Firmen und Hochschulen vernetzen sich in ganz Europa.» Ein Partner alleine kann das Problem nicht lösen, deshalb ist die Zusammenarbeit wichtig, und die Arbeit wird aufgeteilt. Schweizer KMU können sich als Koordinator oder als einfaches Projektmitglied engagieren. Der Koordinator ist der Leiter und zumeist der Initiant des Projekts; er ist auch Ansprechpartner der Europäischen Kommission und verteilt das Geld unter den Projektmitgliedern. Jetzt kommt Horizon 2020 Das siebte Forschungsprogramm dauert von 2007 bis 2013. Schweizer KMU beteiligten sich in fast 500 Projekten (Stand
Eine Erfolgsgeschichte erzählt die Firma Ganser CRS AG aus Winterthur. Das KMU produziert Common Rail Einspritzsysteme für Motoren, wie sie beispielsweise in der Grossschiffahrt verwendet werden. Fotos: zVg / Bilderbox.de
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INNOVATION l UZ Juni 2012) und erhielten über 170 Millionen Franken. Gemäss einer Studie des Staatssekretariats für Bildung, Forschung und Innovation sind dank den Beteiligungen an EUForschungsprojekten seit 2007 geschätzte 8000 Arbeitsplätze in der Schweiz entstanden. Die Schweiz gehört zu den Ländern mit der höchsten Erfolgsquote. Die Beteiligung hat sich gelohnt: Schweizer Teilnehmer haben in der Vergangenheit mehr Geld erhalten, als der Bund als Pflichtbeitrag einbezahlt hat, und dieser Trend scheint auch für das siebte Forschungsprogramm wahrscheinlich. Nächstes Jahr soll das achte Forschungsprogramm startet: Horizon 2020 wird von 2014 bis 2020 dauern. Noch nie floss so viel Geld: 70,2 Milliarden Euro sollen die Forschenden erhalten. Die Schweiz wird voraussichtlich rund 4 Milliarden Franken beisteuern. Das Programm ist noch nicht definitiv bestätigt, aber alle Schilder weisen in diese Richtung. Horizon 2020 soll den Unternehmen helfen, dass aus technologischen Durchbrüchen marktfähige Produkte entstehen. Partnervermittlung für Unternehmen Eine weitere Möglichkeit, mit europäischen Partnern zu forschen und entwickeln, ist Swisseen. Die Datenbank Enterprise Europe Network (EEN) funktioniert ähnlich wie eine Partnervermittlung. Sie vermittelt Unternehmen und Forschungsinstitute, die marktnahe Forschungsergebnisse, technologische Innovationen oder Lösungen für technische Probleme anbieten oder suchen. Mehr als 600 Organisationen aus über 50 meist europäischen Ländern sind registriert. In der Online-Datenbank finden Firmen über 4000 Technologie-Angebote und -Nachfragen. So können Part-
nerschaften entstehen, die zu einer Innovation und letztendlich zu einem neuen Produkt führen können. Im Unterschied zu Horizon 2020 fliesst bei EEN kein Geld, die Plattform bietet auch keine eigenen Projekte an. In der Schweiz werden die EEN-Dienstleistungen durch Euresearch und Switzerland Global Enterprise erbracht, welche ebenfalls vom Bund finanziert werden. Sie unterstützen Unternehmen, um geeignete Technologie-Partner zu finden oder ihre Innovationen zu vermarkten sowie um neue Geschäfts- und Absatzmöglichkeiten in- und ausserhalb Europas zu finden. Eine Erfolgsgeschichte Schweizer Firmen sind aktiv in der Datenbank, einige haben bereits Kontakte mit ausländischen Unternehmen geknüpft. Eine Erfolgsgeschichte erzählt die Firma Ganser CRS AG aus Winterthur. Das KMU produziert Common Rail Einspritzsysteme für Grossmotoren. Für die elektronische Steuerung arbeitet es mit Partnern zusammen. «Über die Stichwortsuche bin ich auf die englische Firma R2G2 Controls gestossen. Der Aufwand war also ziemlich klein», erklärt Alessandro Ganser. Es braucht aber etwas Glück, um eine passende Firma zu finden. Ganser rät: «Ich würde mich über verschiedene Angebote informieren und dann aus diesem Strauss die passende Lösung auswählen.» Angebote gibt es genug: Forschungskooperation mit Hochschulen, Europäische Kooperationen mit EEN oder Exportpromotion mit Switzerland Global Enterprise (Osec) sowie Mitgliedschaft in Verbänden wie Swissmem. «Viele Angebote sind anfangs kostenlos. So kann man abklären, ob es für die eigene Firma gewinnbringend sein könnte.»
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11./12. September 2013 Bundesplatz Bern Parallel zur Herbstsession
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ZEHN JAHRE GLOBAL FOOTPRINT NETWORK
Schädliche Ressourcendefizite Global Footprint Network wird zehn Jahre. Mitbegründet vom Basler Mathis Wackernagel, berechnet es den Ressourcenverbrauch aller Länder. Immer mehr Länder, darunter auch die Schweiz, weisen ein hohes Ressourcendefizit aus. Das beeinträchtige ihre Wettbewerbsfähigkeit, sagt Wackernagel.
was die Ökosysteme ihrer Länder hergeben. Das ist ein Risiko in einer Welt der Ressourcenknappheit. Wenn die Länder das nicht aktiv angehen, dann wird es sehr schwer für sie sein, auch nur ihre bisherige Lebensqualität aufrecht zu erhalten.
INTERVIEW STEFFEN KLATT
Global Footprint Network wird zehn Jahre alt. Was ist Ihre Bilanz? Mathis Wackernagel: Wir haben die Berechnung des Footprints jedes Jahr verbessern können. Wichtiger ist, dass wir ihn bereits von zwölf Ländern testen lassen konnten. Die Schweiz war das erste Land, das den Footprint geprüft hat. Japan und die Vereinigten Arabischen Emirate sind gefolgt. Frankreich hat bereits drei Berichte geschrieben. So hat das französische Nachhaltigkeitsministerium unabhängig von uns den Footprint der letzten 50 Jahre nachgerechnet – die Abweichung von unseren Ergebnissen liegt nur bei ein bis drei Prozent. Auch Deutschland, Belgien, Irland das EUParlament, Indonesien und andere Länder haben bereits ihren Footprint untersucht. Derzeit arbeiten wir mit Ecuador zusammen. Ein Bericht gibt eine Bestandsaufnahme des Fussabdrucks. Was wurde erreicht, um den Ressourcenverbrauch zu verringern? Wir arbeiten mit den Ländern in drei Schritten zusammen. Eine Verifikation unserer Bestandsaufnahme als ersten Schritt braucht es. Ohne sie findet kein vernünftiges Gespräch statt. In einem zweiten Schritt interpretieren wir die Bestandsaufnahme. Die Kernfrage dabei ist, was der Footprint für die Wettbewerbsfähigkeit bedeutet. In einem dritten Schritt geht es um die Massnahmen, die daraus folgen. Wir arbeiten dabei nicht nur mit Ländern, sondern auch mit der Finanzwirtschaft zusammen. Wir haben mit dem UN-Umweltprogramm UNEP einen Bericht zu Ressourcenrisiken der Länder geschrieben. Diese Risiken beeinträchtigen die wirtschaftliche Leistungsfähigkeit der Länder, und damit ihre Fähigkeit, ihre Staatsschulden zu begleichen. Die Footprint-Daten werden nun auch über den Terminal der Nachrichtenagentur Bloomberg der Finanzwirtschaft zugänglich gemacht. Was hat der Fussabdruck mit der Wettbewerbsfähigkeit zu tun? Eigentlich alles. Wettbewerbsfähigkeit heisst: Kann ein Land seine wirtschaftli-
Wie steht die Schweiz da? Die Schweiz hat ein relativ hohes Einkommen, braucht aber vier Mal mehr Ressourcen, als sie selbst regenerieren kann. Noch sind die Ressourcen billig, die Schweiz kann sie also zukaufen. Aber in einer Welt, in der der Wettbewerb um die Ressourcen zunimmt, kommt es auf das relative Einkommen eines Landes im Verhältnis zu anderen Ländern an. Der Schweizer hat aber in den letzten drei Jahrzehnten relativ gesehen 30 Prozent an Einkommen verloren. Auch wenn die Schweizer heute mehr verdienen als damals, nehmen sie im Verhältnis zum Welteinkommen 30 Prozent weniger nach Hause als damals. Das heisst, auch die Schweiz positioniert sich zunehmend ungünstig im globalen Ressourcenwettbewerb. Selbst wenn die Ressourcen heute billig sind, heisst das nicht, dass es dabei bleibt.
ZUR PERSON Mathis Wackernagel, geboren 1962 in Basel, hat gemeinsam mit dem Kanadier William Rees das Konzept des Ecological Footprints, des ökologischen Fussabdrucks entwickelt. Dabei wird der Verbrauch von Ressourcen umgerechnet in Hektaren, die zur Produktion dieser Ressourcen nötig sind. 2003 gründete Wackernagel das Global Footprint Network mit Sitz im kalifornischen Oakland und Büros in Brüssel und Genf. Wackernagel hat Maschinenbau an der ETH Zürich und Regionalplanung an der Universität von British Columbia in Vancouver studiert. Letztes Jahr wurde er mit dem «Blue Planet Prize» ausgezeichnet.
Foto: zVg
che Leistungsfähigkeit auf Dauer aufrecht erhalten? Dazu braucht es natürliche Ressourcen. Derzeit lebt die Hälfte der Menschheit in Ländern mit einem Ressourcendefizit. Ihr Footprint übersteigt,
Steht die Schweiz mittelfristig vor einer Ressourcenknappheit? Die Schweiz ist sehr exponiert, weil sie eben mehr Ressourcen verbraucht, als sie hat. Diese Abhängigkeit kann sie nicht von einem Tag auf den anderen abbauen. Dazu braucht es Voraussicht. Es reicht nicht, die Effizienz marginal zu steigern. Wie stehen die Nachbarn der Schweiz da? Deutschland hat 60 Prozent mehr Biokapazität pro Kopf als die Schweiz und konsumiert ähnlich viel wie die Schweiz. Frankreich hat zweieinhalb mal so viel Biokapazität pro Kopf wie die Schweiz, aber braucht fast das Doppelte von dem, was Frankreich hat. Wie kann das Ressourcendefizit verringert werden? Fünf Faktoren bestimmen das Defizit: Erstens die Fläche, die zur Verfügung steht. Diese lässt sich ein wenig ausweiten, aber
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GLOBAL FOOTPRINT Der Ecological Footprint (Ökologischer Fußabdruck) ist ein Buchhaltungssystem, um den menschlichen Druck auf unseren Planeten zu berechnen. Er vergleicht die menschliche Nachfrage nach natürlichen Ressourcen mit der Kapazität der Erde. Das System misst die Landund Wasserfläche, die zur Erneuerung von Ressourcen unter Berücksichtigung gegenwärtiger Technologien benötigt wird, um den gegenwärtigen Konsum einer bestimmten Bevölkerung zu befriedigen. Die Aufnahme von Abfällen wird ebenfalls in diese Flächenberechnung einbezogen. Dadurch ist der Footprint die umfassendste Messgrösse für Nachhaltigkeit, die heute zur Verfügung steht. Aus diesem Grund, und weil die Resultate einfach kommuniziert werden können, ist der Footprint einer der weitverbreitetsten Indikatoren zur Nachhaltigkeit. Quelle: www.footprintnetwork.org
nicht wesentlich. Zweitens die Produktivität pro Hektar. Da kommt es darauf an, ob sie erhöht werden kann, ohne die Biokapazität zu beschädigen. Drittens die Zahl der Menschen, die sich die Biokapazität teilen, viertens die Höhe des Konsums pro Kopf und schliesslich fünftens die Effizienz, mit der die Konsumgüter produziert werden. Einzelne dieser Faktoren lassen sich schneller verändern, andere wie die Bevölkerungszahl verändert sich nur langfristig.
Fotoquelle: Bilderbox.de
Sollte die Zuwanderung in die Schweiz daher begrenzt werden? Die Zuwanderung verschiebt die Bevölkerung von einem Land in ein anderes. Das sind also keine neuen Menschen, verändern also den globalen Ressourcenverbrauch kaum. Neue Menschen erhöhen den globalen Druck. Aber es ist auch eine mathematische Realität, dass eine höhere Bevölkerungen in der Schweiz, via Reproduktion oder Einwanderung, einen Einfluss auf die Wettbewerbsfähigkeit hat.
Oft wird unterschätzt, dass eine schrumpfende Bevölkerung in einer Welt der knappen Ressourcen ein enormer Wirtschaftsvorteil sein kann. Auch eine alternde Bevölkerung kann Vorteile bringen – zum Beispiel durch ihre hohe Erfahrung und auch dank verringerten Ausbildungskosten junger Leute. Jedes Land würde stabiler werden, wenn es sich überlegt, über welche Ressourcen es verfügt und was es braucht. Das hat nichts mit blindem Egoismus zu tun, sondern mit Ressourcenbudgets. Budgets nicht bis zur Unbezahlbarkeit zu überziehen, ist gut für alle. Denn am Ende ist auch die Welt stabiler, wenn die einzelnen Länder stabil sind. Ist die Energiewende weg von fossilen Energien und Atomkraft hin zu erneuerbaren Energien Teil der Verringerung des Ressourcendefizits? Die Energiewende leistet einen grossen Beitrag. Denn ein wesentlicher Anteil der
Abhängigkeit der Schweiz kommt von den fossilen Energien. Diese fossilen Energien stecken auch in den Importen. So entspricht jede Kalorie, die wir in den Nahrungsmitteln essen, sieben bis acht Kalorien fossiler Energie. Die Entkopplung von dieser Abhängigkeit leistet einen Beitrag zur Wettbewerbsfähigkeit der Schweiz. Zurück zum Anfang: Wie begehen Sie Ihren zehnten Jahrestag? Wir organisieren Veranstaltungen, zum Beispiel am 23. August im Rathaus in Basel. Wir feiern die Länder, die den Footprint bereits offiziell nutzen. Aber wir denken mehr über die nächsten zehn Jahre nach. Unser Kerngeschäft wird die Buchhaltung des Footprints bleiben. Da müssen wir die Zahlen immer weiter aktualisieren und die Methode weiter verbessern. Wir werden aber vermehrt aufzeigen, wie sehr Ressourcendefizite ein Risiko sind. Das wird bisher zu wenig erkannt.
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Wir – die ganze Familie Bösch – möchten Ihnen unsere tiefste Dankbarkeit für den staatsmännischen Entscheid vom 1. August 2012 zum Ausdruck bringen. Ihrem Weitblick und dem Scharfsinn Ihrer Beamten im Bundesamt verdankt unser neuer Swimming Pool seine Existenz. Lassen Sie mich anhand einiger Episoden aus der jüngsten Vergangenheit aufzeigen, welch vielfältigen Nutzen dieses schlichte Kleingewässer spendet, das Ihr Amt weniger als hunderttausend Franken gekostet hat. Am 17. Mai 2013 rettet unsere neunjährige Tochter Nadine unter Einsatz ihres gesamten Taschengeldes einer todgeweihten Forelle im Teich des benachbarten Restaurants «Hecht» das Leben. Das arme Tier landet nicht im Teller eines vollgefressenen Kantonsrats, sondern in seiner neuen, von Ihrem Amt finanzierten Heimat. Schon wenige Wochen später entschliesst sich Frau Holderegger, die pädagogische Wunderwaffe unserer Dorfschule, zum Besuch unseres neuen Biotops. Die anfangs recht einsame Forelle ist inzwischen Mittelpunkt eines komplexen Ökosystems, das wertvollen Anschauungsunterricht im Bereich der Biologie und Kybernetik liefert. Eine Delegation des Bundesamts für wirtschaftliche Landesversorgung inspiziert Ende Juni den seinerzeit vermuteten Feuerwehrweiher und stellt in ihrem Bericht fest, dass die Haltung von lebenden Eiweissreserven in Form von Forellen und anderen Nutzfischen einen nachhaltigen Beitrag zur Pflichtlagerhaltung leisten kann. Umfassende Verteidigungsbereitschaft ist nicht nur eine Sache von Waffen und Munition, sondern auch eine Frage der Ernährung. Am 3. Juli dringt ein Fischreiher auf dem Luftweg in die Anlage ein, bringt die unschuldige Forelle auf brutalste Weise um und verschwindet mit deren Leiche in der Wiese des benachbarten Landwirts Brägger. Ungeachtet des materiellen Schadens bleibt festzustellen, dass der leere Teich von nun an einer ganzen Generation als Mahnmal für stete Aufmerksamkeit und Bereitschaft dient. Herr Oberle, nochmals herzlichen Dank für Ihre Zahlung von Fr. 92 785.45. Armin Bösch und Familie
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KLIMASTIFTUNG SCHWEIZ
Grosse helfen Kleinen Ab 2014 gelten höhere CO2-Lenkungsabgaben. Diese treffen viele kleine und mittlere Unternehmen (KMU) stark. Die Klimastiftung Schweiz hilft den KMU, klimafreundliche Massnahmen umzusetzen und sich so den neuen Bedingungen anzupassen. Ihr Ziel ist, gleichzeitig das Klima zu schützen und die KMU zu stärken.
TEXT LENA LEUENBERGER *
Heizöl und Erdgas werden ab dem nächsten Jahr teurer. Der Bund erhöht die CO2-Lenkungsabgabe massiv von 36 auf 60 Franken pro Tonne CO2. Wer Geld sparen will, muss klimafreundlicher werden. Das ist besonders für kleine und mittlere Unternehmen (KMU) eine grosse Herausforderung. Denn sie haben in vielen Fällen weder das Geld noch die Zeit, um ihren Betrieb energetisch zu optimieren. Seit der Einführung der CO2-Lenkungsabgabe vor fünf Jahren hilft die Klimastiftung Schweiz den KMU in genau diesem Punkt. Über 500 Unternehmen in der Schweiz und in Liechtenstein haben seither von der Förderung profitiert. Geld erhalten KMU, die Energie sparen, klimafreundliche Produkte entwickeln oder mit der Energie-Agentur der Wirtschaft eine freiwillige Zielvereinbarung zum Energiesparen eingehen. «Positive Wirkung der Abgabe wird verstärkt» Hinter der Stiftung stehen 24 grosse Dienstleistungsunternehmen aus der Schweiz und Liechtenstein, wie etwa der Anlage- und Vorsorgespezialist Swisscanto. Dienstleistungsunternehmen wie Versicherungen und Banken brauchen deutlich weniger Brennstoffe als Industriebetriebe. Sie zahlen also vergleichsweise wenig CO2-Abgaben. Da die Lenkungsabgaben proportional zur Lohnsumme wieder an die Unternehmen verteilt werden, erhalten sie mehr Geld über die Rückvergütung zurück, als sie mit der CO2-Abgabe bezahlt haben. Die 24 Partnerfirmen der Klimastiftung Schweiz spenden dieses Geld der gemeinsamen Stiftung. Diese hilft Schweizer und Liechtensteiner KMU mit einer Finanzspritze, ihren eigenen CO2-Ausstoss und Stromverbrauch zu minimieren. «Die Lenkungswirkung der CO2-Abgabe wird so positiv verstärkt», erklärt Vincent Eckert, Geschäftsführer der Klimastiftung Schweiz. «Keine Konkurrenz beim Klimaschutz» Die Stiftung wird getragen durch das freiwillige Engagement der Dienstleistungsfirmen. «Die Partnerfirmen beteiligen sich an der Stiftung nicht nur mit Geld, sondern auch mit Manpower», sagt Vincent Eckert. Die Partnerfirmen stellen Fachpersonen für den Stiftungs- und Beirat sowie für einen Kommunikationsausschuss zur Verfügung. In der Klimastiftung Schweiz arbeiten Banken, Versicherungen und Beratungsfirmen zusammen, die ausserhalb der Stiftung direkte Konkurrenten sind. «Beim Thema Klimaschutz steht niemand in Konkurrenz. Alle verfolgen die gleichen Ziele», erklärt Vincent Eckert. Zudem wüssten alle, dass die Administrationskosten viel höher wären, wenn jede Dienstleistungsfirma alleine ein ähnliches Programm unterhalten würde. Von der Wirtschaft für die Wirtschaft Die Klimastiftung Schweiz wird von der Wirtschaft getragen und gesteuert – im Gegensatz zum Gebäudeprogramm oder dem Technologiefonds, die der Bund mit Mitteln aus der CO2-Lenkungsabgabe betreibt. Von Anfang an arbeite-
te die Stiftung nach dem Grundsatz: von der Wirtschaft für die Wirtschaft. «Die kleinen und mittleren Unternehmen tragen den Wirtschaftsstandort Schweiz und Liechtenstein», sagt Vincent Eckert. Im Vergleich zu grossen Industriefirmen sei es für sie aber schwieriger, auf die CO2-Abgabe zu reagieren. «Die KMU sind meist genug damit beschäftigt, die nächsten Aufträge zu sichern, und können sich keine eigenen Energieexperten und nur bedingt Investitionen in diesem Bereich leisten», erklärt Vincent Eckert. In der täglichen Arbeit der Stiftung zeige sich, dass in der Zusammenarbeit mit den KMU viel erreicht werden könne. Auch kleinste Unternehmen profitieren Seit der Gründung der Klimastiftung Schweiz war es immer ein Ziel, dass die KMU schnell und einfach ihre Anträge einreichen können und der Ablauf der Förderung möglichst unkompliziert funktioniert. Deshalb wurde auch die Höhe der Beiträge standardisiert: 30 Franken gibt es pro gesparter Tonne CO2, 10 Franken pro gesparter Megawattstunde Strom – und das über maximal zehn Jahre hinweg. Besonders stolz ist Vincent Eckert auf das Antragsverfahren für Standardprojekte. Dieses ermöglicht seit drei Jahren, dass Anträge auf Beträge unter 20 000 Franken, die einem
FÜNF JAHRE IM DIENST FÜR KLIMASCHUTZ UND KMU Die Klimastiftung Schweiz wurde 2008 von elf renommierten Dienstleistungsunternehmen gegründet. In ihrer fünfjährigen Tätigkeit sind 13 weitere Dienstleister als Spender dazugekommen. Die Stiftung konnte über 500 KMU mit knapp neun Millionen Franken unterstützen. Insgesamt werden dadurch bis in zehn Jahren rund 300 000 Tonnen CO2 direkt eingespart. Dank den Innovationsprojekten können weitere viel grössere Einsparungen erreicht werden.
Katalog von Standardmassnahmen entsprechen, innert eines Monats beantwortet werden. «So können wir auch Beträge von einigen hundert oder tausend Franken mit wenig Aufwand auf beiden Seiten vergeben», erklärt Vincent Eckert. Davon profitieren insbesondere kleine Unternehmen. Bei grösseren Förderanträgen entscheiden der Beirat und der Stiftungsrat über die Genehmigung. Rund 40 grosse Projekte werden jedes Jahr unterstützt. Es sind einerseits Projekte, bei denen Firmen Energie sparen, und andererseits auch Projekte, bei denen Produkte entwickelt werden, die dem Klimaschutz dienen. Bei ersteren ist klar messbar, wie viel CO2 oder Strom durch das Projekt gespart wird. Im Jahr 2012 zum Beispiel wurden Projektförderungen genehmigt, die in den nächsten zehn Jahren 50 000 Tonnen CO2 und 20 000 Megawattstunden Strom vermeiden. Die Ersparnis entspricht einem Dreissigstel dessen, was die ganze Schweiz im Jahr 2012 im Vergleich zu den Zielen zu viel an CO2 aus-
Das Gartencenter Schilliger in Gland (VD) spart mit einer neuen Anlage für die Wärmeverteilung 15 Prozent Heizöl. Die Klimastiftung Schweiz unterstützt das Projekt finanziell.
Fotos: zVg
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MARIT KRUTHOFF*
Gemeinsam effizient
Die Bischoff Textil AG in St. Gallen schloss sich mit Hilfe der Klimastiftung Schweiz einem CO2-neutralen Fernwärmenetz an.
gestossen hat. «Für eine vergleichsweise kleine Stiftung mit drei Millionen Jahresumsatz ist das ein sehr gutes Resultat», sagt Vincent Eckert. Entwicklungen mit hohem Potenzial Das Potenzial der Innovationsprojekte sei nochmals deutlich höher. Beispielsweise fördert die Klimastiftung Schweiz die Entwicklung eines Ventils für Lüftungsöffnungen. Jedes Gebäude hat diverse Öffnungen und Rohre, die auf das Dach führen. Durch diese Rohre entweicht im Winter Wärme. Mit dem Ventil wird dies unterbunden. Ein einfacher Trick, mit dem bei den meisten Häusern 10 bis 30 Prozent Heizenergie gespart werden können. Vincent Eckert unterstreicht: «Nur schon diese Entwicklung alleine kann – wenn sie zum Standard wird – bis zu einer halben Million Tonnen CO2 pro Jahr in der Schweiz sparen.» * Lena Leuenberger ist Medienbeauftragte der Klimastiftung Schweiz.
Warum ist Swisscanto bei der Klimastiftung Schweiz dabei? Marit Kruthoff: Swisscanto will die Gelder der CO2Rückvergütung möglichst effizient für den Umweltschutz einsetzen – und genau das macht die Klimastiftung Schweiz. Unser Beitrag hilft, KMU beim Klimaschutz zu unterstützen. Gemeinsam mit anderen Unternehmen können wir unser Know-how bündeln und vielversprechende Klimaschutzideen fördern – zudem lernen wir dabei spannende Entwicklungen und Innovationen kennen!
Wie passt dieses Engagement in die Nachhaltigkeitsstrategie von Swisscanto? Swisscanto generiert als Finanzdienstleister relativ wenig CO2-Emissionen. Dennoch sind wir uns unserer Rolle beim KlimaDer Luzerner Giorgio wandel bewusst. Unsere Morandini hat ein Ventil Nachhaltigkeitsstrategie erfunden, das den Wärme- besteht aus ökologischen, verlust durch Gebäudeöff- ökonomischen und sozianungen massiv verkleilen Aspekten. Im Rahmen der ökologischen Dimennert. Wohn- und sion unserer NachhaltigGeschäftshäuser können keitsstrategie streben wir damit viel Heizenergie eine kontinuierliche CO2sparen. Reduktion an – nicht vermeidbare CO2-Emissionen kompensieren wir. Die ökonomische Dimension unserer Nachhaltigkeitsstrategie umfasst unter anderem auch unser Produktangebot. Als führender Schweizer Anlage- und Vorsorgespezialist investieren wir mit Vorzug in Unternehmen, die ihre ökonomischen Ziele ebenfalls auf sozialverantwortliche und ökologische Weise erreichen. Die KMU zu fördern, die Die Klimastiftung Klimaschutzmassnahmen Schweiz unterstützt die ernst nehmen, spiegelt Rüschliker Firma Fresogenau den ökologischen lar. Diese entwickelt Aspekt wider, der auch Hochleistungs-Sonnenbei unseren nachhaltigen kollektoren, die hohe Anlagen von hoher ReleTemperaturen für indusvanz ist. trielle Prozesse liefern.
Marit Kruthoff: Die Klimastiftung Schweiz leistet grosse Arbeit und ist gleichzeitig sehr unbürokratisch.
Die Klimastiftung Schweiz stärkt die KMU und damit den Wirtschaftsstandort Schweiz und Liechtenstein. Welche Bedeutung hat der Wirtschaftsstandort für Swisscanto? Swisscanto ist als Gemeinschaftsunternehmen der Kantonalbanken in der Schweiz verankert. Diese traditionell schweizerische Herkunft ist eine grosse Verpflichtung. Ein intakter und zukunftsfähiger Wirtschaftsstandort Schweiz ist uns deshalb sehr wichtig. Warum gründet Swisscanto keine eigene Klimastiftung, sondern engagiert sich gemeinsam mit 23 weiteren Dienstleistern bei der Klimastiftung Schweiz? Gemeinsam kann der Klimaschutz in der Schweiz viel effektiver betrieben werden. Eine Einzellösung würde den administrativen Aufwand gegenüber dem Ertrag nicht rechtfertigen. Die Klimastiftung Schweiz leistet grosse Arbeit und ist gleichzeitig sehr unbürokratisch. Die Gelder können also genau dort eingesetzt werden, wo sie am besten Verwendung finden – nämlich in Klimaschutzmassnahmen Schweizer KMU. * Marit Kruthoff, Leiterin Fachstelle Nachhaltigkeit der Swisscanto Gruppe.
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PENSIONSKASSENVERGLEICH
Wer vergleicht, der spart Ein umfassender Vergleich bei den führenden Gemeinschafts- und Sammelstiftungen zeigt: Das Sparpotential für KMU bei der beruflichen Vorsorge ist enorm. Nebst grossen Kostendifferenzen gibt es auch bei den Leistungen und der Sicherheit grosse Unterschiede. Für KMU zahlt sich eine regelmässige Überprüfung der beruflichen Vorsorge aus.
TEXT JOSEF ZOPP
Die Unternehmen der öffentlichen Hand sowie grössere Firmen haben oft eigene Pensionskassen. Kleinere und mittelgrosse Betriebe schliessen sich für die Durchführung ihrer beruflichen Vorsorge den Gemeinschafts- und Sammelstiftungen an. Dadurch fällt der administrative Aufwand um ein Vielfaches tiefer aus. Unter den Gemeinschafts- und Sammelstiftungen gibt es riesige Unterschiede. Beispielsweise kosten die gleichen Leistungen bei der teuersten Pensionskasse mehr als doppelt so viel wie bei der günstigsten. Dies zeigt der grosse Pensionskassenvergleich von der Weibel Hess & Partner AG. Bereits zum achten Mal hat das Beratungsunternehmen die Pensionskassen der Schweiz unter die Lupe genommen. 122 Prozent Prämiendifferenz Um die Kostendifferenzen zu beziffern, wurden bei den Pensionskassen Vergleichsofferten eingeholt. Bei der Prämienberechnung erheben die Kassen zwei Arten von Beiträgen: die Sparbeiträge zur Bildung der Altersvorsorge sowie die Risiko- und Verwaltungskosten. Die Sparbeiträge werden direkt den Versicherten gutgeschrieben und fallen aufgrund der Vorgaben für den Pensionskassenvergleich bei sämtlichen Anbietern gleich hoch aus. Die Risikokosten werden für die versicherten Invaliditäts- und Todesfallleistungen erhoben. Die Verwaltungskosten decken die Ausgaben für Administration, Vertrieb, Verwaltung und Aufsicht. Während die Sparbeiträge im vorliegenden Prämienvergleich identisch sind, gibt es bei Risiko- und Verwaltungskosten grosse Unterschiede. In der Tabelle sind die Prämien für ein Maschinenbauunternehmen mit 50 Mitarbeiter aufgelistet. Gemini verlangt mit insgesamt 58 519 Franken die tiefsten Prämien. Transparenta verlangt für die gleichen Leistungen 130 174 Franken. Dies sind 71 675 Franken mehr und entspricht einer Prämiendifferenz von 122 Prozent. Bei den Sammelstiftungen der Lebensversicherungsgesellschaften hat Helvetia für die 50 Mitarbeiter mit insgesamt 86 146 Franken das günstigste Angebot eingereicht. Dabei wurden die nachweislich an die Betriebe zurück vergüteten Risikoüberschüsse der letzten Jahre berücksichtigt. Garantie bei Lebensversicherern Die Sammelstiftungen der Lebensversicherungsgesellschaften können und wollen mit den günstigsten Anbietern nicht mithalten. Denn die Lebensversicherer gewähren nach wie vor die Vollversicherungsgarantie. Für die Versicherten bedeutet dies, dass die eingebrachten Vorsorgegelder mittels Kapitalgarantie jederzeit vollumfänglich gedeckt sind. Eine Unterdeckung ist bei einer Vollversicherung nicht möglich, so lange der Garant (die Versicherungsgesellschaft) seinen Zahlungsverpflichtungen nachkommen kann. Um die Kapitalgarantie gewähren zu können, setzen die Lebens-
versicherer auf eine äusserst konservative Anlagestrategie. Der Aktienanteil liegt bei ihnen im einstelligen Bereich. Die Kehrseite dieser tiefen Aktienquote ist im heutigen Tiefzinsumfeld ein hoher Anteil an Obligationenanlagen. Bei den unabhängigen Gemeinschafts- und Sammelstiftungen liegt die Aktienquote bei durchschnittlich 20 bis 25 Prozent. Damit soll langfristig eine höhere Anlagerendite erwirtschaftet werden, um den Versicherten eine bessere Verzinsung der Altersguthaben zu gewähren. Langfristig können die Pensionskassen nur so hohe Zinsen auszahlen, wie sie in Form von Anlageerträgen einnehmen. Je höher jedoch die ausgeschüttete Verzinsung, desto weniger Kapital bleibt den Pensionskassen in Form von Wertschwankungsreserven erhalten. Zahlen sie zu hohe Zinsen aus, sinkt der Deckungsgrad. Nach der Börsenbaisse während der Finanzkrise mussten die unabhängigen Gemeinschaftsund Sammelstiftungen wieder neue Wertschwankungsreserven bilden. Deshalb konnten sie den Versicherten nur selten höhere Zinsen auszahlen. Dank diesen zusätzlichen Reservenzuweisungen lagen die Deckungsgrade der meisten Kassen Ende 2012 wieder über 100 Prozent. In den letzten acht Jahren hat Profond mit durchschnittlich 3,16 Prozent die Altersguthaben am Höchsten verzinst. Die tiefste Verzinsung hat Meta mit durchschnittlich 2,03 Prozent gewährt. Meta befindet sich auch heute noch immer in Unterdeckung und wies per Ende 2012 einen Deckungsgrad von lediglich 79 Prozent aus. Bei den Sammelstiftungen der Lebensversicherungsgesellschaften hat Allianz Suisse in den letzten acht Jahren mit durchschnittlich 2,49 Prozent die höchsten Zinsen ausgezahlt. Mit durchschnittlich 2,47 Prozent und 2,44 Prozent haben Swiss Life und AXA Winterthur auch ansehnliche Zinsen ausgeschüttet. Umwandlungssatz ist im Interesse aller Die Höhe der Verzinsung beeinflusst die Altersleistungen stark. Bei einem versicherten Jahreslohn von 80 000 Franken ergeben die jährlichen Sparbeiträge bei zwei Prozent Zins bis zur Pensionierung ein Guthaben von 560 000 Franken. Wird jährlich ein Zinssatz von drei Prozent gutgeschrieben, ergibt das ein Altersguthaben von 672 000 Franken. Dies sind 112 000 Franken mehr an Alterskapital oder eine um 7 600 Franken höhere lebenslange Altersrente pro Jahr. Nebst der Verzinsung beeinflusst der Umwandlungssatz im Zeitpunkt der Pensionierung die Altersrente. Der gesetzliche Mindest-Umwandlungssatz beträgt ab 1. Januar 2014 6,80 Prozent. Damit wird ein Altersguthaben von 100 000 Franken in eine jährliche lebenslange Altersrente von 6 800 Franken (100 000 x 6,80 Prozent) umgewandelt. Die Eckpfeiler der Altersvorsorge 2020, die der Bundesrat zu Sommerbeginn publik gemacht hat, verlangen eine Reduktion des Umwandlungssatzes auf sechs Prozent. Damit soll der steigenden Lebenserwartung Rechnung getragen werden. Mit 100 000 Franken Altersguthaben würden dann noch
ZUR STUDIE Das Beratungsunternehmen Weibel Hess & Partner AG hat bereits zum achten Mal einen umfassenden Pensionskassenvergleich durchgeführt. Untersucht wurden 25 frei zugängliche Gemeinschafts- und Sammelstiftungen. Damit wird die Pensionskasse von über 170 000 angeschlossenen Firmen mit insgesamt über 1,36 Millionen versicherten Personen repräsentativ einander gegenübergestellt. Insgesamt entspricht dies rund einem Drittel des gesamten Marktes der schweizerischen beruflichen Vorsorge. Die anderen zwei Drittel machen hauptsächlich firmeneigene sowie öffentlichrechtliche Pensionskassen aus. Weitere Details, Checklisten, Ratgeber sowie frühere Umfrageergebnisse sind im Internet unter folgendem Link abrufbar: www.pensionskassenvergleich.ch
Die Prämien müssen verglichen werden, die Differenzen sind je nach Versicherer sehr gross.
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P E N S I O N S K A S S E N V E R G L E I C H (Angaben in Prozent) Verzinsung 2) 2005 – 2012 Æ p.a 2.35 2.49 2.32 2.47 2.24 2.44
Umwandlungssatz 5) Oblig. / Überoblig.
Helvetia Allianz Suisse Basler Swiss Life PAX AXA Winterthur
Offertvergleich 1) Maschinenbaubetrieb 86 146 88 949 92 325 97 482 101 913 110 055
Unabhängige Gemeinschafts- und Sammelstiftungen: Gemini Meta Spida Abendrot PK pro Nest PK Profaro Revor PKG Profond NoventuCollect Swisscanto Futura Vita ASGA Copré CoOpera Groupe Mutuel Transparenta
Offertvergleich 1) Maschinenbaubetrieb 58 519 65 999 67 345 68 164 69 166 70 901 72 000 73 738 75 002 75 002 82 010 82 117 85 345 85 355 93 985 96 600 100 304 105 347 130 174
Verzinsung 2) 2005 – 2012 Æ p.a.
Umwandlungssatz 5) Deckungsgrad techn. Oblig. / Überoblig. per Zinssatz 2012 31.12.2012 (Altersrentner) (3) 6.40 / 6.40 3.00 6.70 / 6.70 79.0 3.00 6.80 / 6.80 106.5 3.00 6.80 / 6.80 104.5 3.50 6.80 / 6.80 98.0 2.50 6.80 / 6.80 106.9 3.00 6.40 / 6.40 99.4 3.25 (4) 6.80 / 5.84 103.1 6.70 / 6.70 108.4 3.00 7.20 / 7.20 97.5 4.00 (3) (4) 6.40 / 6.40 (4) 6.80 / 6.40 108.2 (4) 6.80 / 5.84 106.2 (4) 6.80 / 5.84 102.5 6.80 / 6.40 111.1 3.00 6.80 / 6.80 103.1 3.00 6.80 / 6.80 107.2 4.00 (4) 6.80 / 5.84 113.0 (3) 6.80 / 6.20 2.50
Lebensversicherungsgesellschaften
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2.03 2.04 2.31 2.06 2.38 2.29 2.22 2.41 3.16 2.22 2.21 2.22 2.22 2.39 2.88 2.22 2.38 2.22
6.80 6.80 6.80 6.80 6.80 6.80
/ / / / / /
5.84 5.84 5.84 5.84 5.32 5.84
(1)
Risiko- und Verwaltungskosten für 50 Versicherte mit einer versicherter Lohnsumme von insgesamt CHF 3 000 000, Sparen: 7/10/15/18 %, Risikoleistungen: 40/24/8% vom versicherten Lohn (2) Gewichtung: Obligatorische Guthaben 60% / Überobligatorische Guthaben 40% (3) Wird auf Stufe Vorsorgewerk individuell festgelegt (4) Altersrentner vollumfänglich rückversichert (5) Für Männer mit Alter 65 ab 1. Januar 2014 Foto: Bilderbox.de / Grafikquelle: WH&P / Pensionskassenvergleich.ch - Ausgabe 2013
6 000 Franken jährliche Altersrente finanziert. Der Mindestumwandlungssatz gilt aber nur für den gesetzlichen Teil des Altersguthabens. Dieses wird grundsätzlich auf Jahreslöhnen bis rund 84 000 Franken angespart. Mit Sparbeiträgen auf höheren Löhnen sowie bei Arbeitgebern, deren Vorsorgelösungen über die gesetzlichen Mindestleistungen hinausgehen, wird überobligatorisches Altersguthaben gebildet. Die Pensionskassen können frei bestimmen, welche Umwandlungssätze sie darauf anwenden. Die Lebensversicherer gewähren für überobligatorische Altersguthaben lediglich einen Umwandlungssatz von 5,84 Prozent. Einige unabhängige Kassen wenden auf obligatorische und überobligatorische Guthaben einen einheitlichen Umwandlungssatz unter dem gesetzlichen Mindestsatz an. Sie müssen jedoch bei jeder Pensionierung garantieren, dass die gesetzlichen Mindestrenten zu Lasten von überobligatorischem Kapital sichergestellt sind. Die höchsten Umwandlungssätze gewährt Profond mit 7,2 Prozent. Mit einer Aktienquote von rund 50 Prozent setzt Pro-
fond auf Gewinne an den Finanzmärkten. Profond will mit einer zukünftigen Anlagerendite von 4,5 Prozent die hohen Leistungsversprechen einhalten. Einige Kassen haben derzeit auf dem gesamten Altersguthaben noch einen Umwandlungssatz von 6,8 Prozent. Aufgrund der sinkenden Erträge an den Finanzmärkten und der steigenden Lebenserwartung sind bei einigen Kassen tiefere Umwandlungssätze bereits «beschlossene Sache». Ein mathematisch korrekter Umwandlungssatz ist im Interesse aller Beteiligten. Denn mit einem zu hohen Umwandlungssatz reicht das angesparte Altersguthaben nicht aus, um die lebenslange Altersrente zu finanzieren. Dadurch entstehen bei jeder neuen Altersrente Pensionierungsverluste. Diese Löcher müssen aus Mitteln der Pensionskasse gestopft werden. Diese Quersubvention der Renten durch die Aktiven gefährdet das System des Kapitaldeckungsverfahrens. Die Erwerbstätigen erhalten weniger Zinsen gutgeschrieben oder müssen sogar höhere Sanierungsbeiträge bezahlen.
DER AUTOR Josef Zopp, Partner, Bereichsleiter Personenversicherungen, Weibel Hess & Partner AG, 6370 Stans, www.whp.ch, 041 619 59 62
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IT – CLOUD-COMPUTING
Rechnen in der Wolke Cloud-Betriebsmodelle können die IT-Beschaffung unterstützen. Insbesondere die noch wenig bekannten Community-Clouds sind vielversprechend.
TEXT STELLA GATZIU GRIVAS UND CLAUDIO GIOVANOLI
Die Bereitstellung von IT-Dienstleistungen im eigenen Unternehmen stellt meistens keine Hauptkompetenz dar. Deshalb erstaunt es nicht, dass viele Unternehmen seit geraumer Zeit IT-Komponenten - sei es hardware- oder softwareseitig - bei externen Firmen beschaffen. In Grossunternehmen geschieht dies bereits seit etlichen Jahren. Dabei gibt es verschiedene Modelle des Outsourcings. So werden beispielsweise bei einem Business-Process-Outsourcing (BPO) ganze Unternehmensprozesse an eine Partnerfirma ausgelagert. Beim Outtasking übernimmt die Drittfirma nur vereinzelte Aufgaben, häufig in der Software-Entwicklung oder im Webdesign. Im Gegensatz zum BPO behält das Unternehmen die volle Kontrolle über den Prozess. Managed Services und Application-Service-Provider sind spezielle Formen der IT-Beschaffung. Bei Managed Services wickelt ein Drittanbieter gewisse Teilprozesse wie das Überwachen der IT-Infrastruktur über ein vordefiniertes Zahlungsmodell ab. Das Unternehmen kann Kosten sparen, wenn es die IT-Prozesse auslagert, denn – dies ist gerade für KMU interessant – der Aufbau einer internen ITSupport-Abteilung fällt weg. Das Application-Service-Providing (ASP) gewährleistet den Betrieb von Applikationen aus einem externen Datencenter heraus. Im Unternehmen selbst wird nur noch die Eingabe und Darstellung von Daten vorgenommen. Sämtliche Verarbeitungen, Wartungs- und Unterhaltungsarbeiten sowie die gesamten Datensicherungen erfolgen im Datacenter. Managed Services und ASP nutzen isolierte Rechenpower, die exklusiv für ein Unternehmen bestimmt ist. Attraktive Preismodelle und Skalierbarkeit Basierend auf solchen Modellen hat sich Cloud-Computing entwickelt. Cloud-Computing bedeutet übersetzt «Rechnen in der Wolke». Die Daten sind nicht mehr auf dem eigenen Rechner gespeichert, sondern in einer Daten-Wolke, einem meist unbekannten Ort in einem Netzwerk wie dem Internet. Cloud-Computing kann den Zugang zu IT-Dienstleistungen für Unternehmen vereinfachen. So kann mehr Speicherkapazität aufgerufen werden, ohne dass die eigene IT diesen mühsam pflegen muss. Aktualisierungen und Wartung übernimmt der Service-Provider. Auch die Menge der bezogenen IT- Dienstleistungen kann innert kurzer Zeit dem Bedarf angepasst werden; man spricht von Skalierbarkeit. Cloud-Computing ermöglicht flexible Preismodelle, die nur den effektiven Gebrauch in Rechnung stellen und auf den jeweiligen Kunden zugeschnitten sind (pay-per-use). Private oder Public Cloud? Dienstleistungen aus der Wolke können im Rahmen verschiedener Modelle bezogen werden. Das wohl populärste Modell ist die Public Cloud. Dabei werden die Services direkt aus dem Internet bezogen, solange sie benötigt werden. Ein beliebter Anbieter ist Dropbox. Deren Nutzer – das ist das Kernmerkmal von Public Clouds – kennen den genauen Speicherort nicht, er kann überall auf der Welt sein. Im Gegensatz dazu stehen Clouds, die intern bereitgestellt werden: sogenannte Private Clouds. Private Clouds sind
hoch virtualisierte Umgebungen, welche innerhalb der eigenen Organisation entlang des Cloud-Computing-Modells (self-service, Skalierbarkeit und pay-per-use) funktionieren. Auch hier lassen sich einige Varianten von Outsourcing umsetzen. So sind zum Beispiel Managed-Private-Cloud-Umgebungen eine Alternative. In diesem Fall betreibt der Anwender geschäftskritische Anwendungen in einer privaten Cloud im eigenen Rechenzentrum. Ein externer Service-Provider verwaltet die Server, Storage-Systeme und Netzwerkkomponenten. Der Vorteil für den Anwender ist, dass er die Kontrolle über die IT-Ausrüstung, die Anwendungen und die Daten behält. Klassische Wartungsaufgaben wie das Einspielen von Sicherheits-Updates, neuen Software-Versionen oder die Überwachung von IT-Systemen übernimmt der Dienstleister. Das Outsourced-Private-Cloud-Modell beschreibt eine von Partnern gehostete Private Cloud. Sie wird intern entworfen, aber extern gehostet und verwaltet. Konkret heisst dies, dass – anders als bei der Managed-Private-Cloud – die Rechenleistung und Datenspeicherung beim Provider bereitgestellt wird und nicht im internen Rechenzentrum. So bleiben Dienst und Architekturentwurf in den Händen des Unternehmens, und trotzdem können die Vorteile des Outsourcings genutzt werden. Bei hybriden Lösungen, einem Mix aus Private und Public Cloud, verlässt sich das Unternehmen für kritische Dienste auf eine sichere, selbst kontrollierte Umgebung. Gleichzeitig bezieht es weniger problematische Dienstleistungen von Drittanbietern, beispielsweise aus dem Internet. Die Vorteile von Community-Clouds Im Schatten dieser bekannten Betriebsmodelle stehen Community-Clouds als weitere Form von Cloud-Computing. Eine Community-Cloud vereint mehrere private Clouds und ist auf die spezifischen Bedürfnisse einer Branche zugeschnitten. Dabei werden einzelne Dienstleistungen oder auch gesamte Lösungspakete wie Infrastruktur, Plattformen oder Software bereitgestellt und genutzt. Beispielsweise entscheiden sich kooperierende Unternehmen, ihre IT zusammenzulegen und zukünftig gemeinsam als Cloud nutzen. Die andere Stossrichtung ist auch denkbar: Ein Provider stellt eine Cloud zur Verfügung, die er speziell für eine Branche konstruiert hat. So baute Hewlett-Packard in Grossbritannien die sogenannte G-Cloud für staatliche Institutionen auf. Die Regierungswolke reduziert die Anzahl Rechenzentren dramatisch und dient der Einhaltung gesetzlicher Anforderungen. Der Einsatz solcher Community-Lösungen ist noch nicht weit verbreitet. Gerade einer Organisation mit speziellen Anforderungen – etwa hinsichtlich der Sicherheit oder des Rechts – bieten solche Optionen künftig eine sinnvolle Anwendung ihrer IT. Das «richtige» Betriebsmodell Ob und welche Cloud-Sourcing-Optionen ein Unternehmen einsetzen will, hängt von verschiedenen Aspekten ab,
Cloud-Systeme verändern die IT vieler Unternehmen. Es kann sinnvoll sein, bestimmte Dienstleistungen in eine Datenwolke auszulagern und von einem IT-Spezialisten zu beziehen.
Fotoquelle: Bilderbox.de
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Die Daten sind
nicht mehr auf dem eigenen Rechner gespeichert, sondern in einer DatenWolke, einem meist unbekannten Ort in einem Netzwerk wie dem Internet»
CAS CLOUD-COMPUTING «OHNE DONNERWETTER IN DIE CLOUD» Cloud-Computing ist im Begriff, die Informations- und Kommunikationslandschaft völlig umzukrempeln. Doch was bedeutet der Einsatz von Cloud-Computing für ein Unternehmen? Bleibt alles gleich wie beim Outsourcing? Wie muss sich ein Unternehmen vorbereiten und mit welchen Problemen wird es konfrontiert? Um diese Themen geht es in diesem Lehrgang. Beginn 25. Oktober 2013, 15 Kurstage, jeweils von 8.45 – 16.45 Uhr, Ort: Olten http://www.fhnw.ch/wirtschaft/weiterbildung/cas-cc
etwa von der Höhe der Einstiegskosten oder der Funktionalität professionellerer Services. Der Aufbau einer Private Cloud benötigt mehr Ressourcen als die Nutzung einer Public-Umgebung. Kein grosses Thema bei der Private Cloud wird der Datenspeicherort sein. Eine Public Cloud hingegen wird aus diesem Grund oft ausgeschlossen. Jede Organisation muss nicht nur die Ziele der IT erfüllen, sondern auch unternehmerische und gesetzliche
Bestimmungen einhalten. Das erfordert eine Klassifikation der Unternehmensdaten und die Auswahl von entsprechenden Betriebsmodellen. Das kann heissen: eine Private Cloud für «kritische», eine Public Cloud für «unkritische» Daten. Der Einsatz einer Private Cloud verkleinert viele Angriffsflächen, da der gesamte Betrieb intern läuft. Cloud-Umgebungen bieten zwar ein hohes Niveau an technischer Sicherheit, jedoch kann der meist unbekannte Standort der eigenen Daten zu Compliance-Lücken führen. Das Unternehmen muss die Angriffsflächen der Wolke und deren Verursacher kennen. Gestützt auf die Unternehmens- und die IT-Strategie laufen all diese Überlegungen im Rahmen einer Sourcing-Strategie zusammen. Aus dieser ergibt sich das entsprechende Betriebsmodell. Die Frage lautet: Inwiefern ist es sinnvoll, die IT oder Teile davon von ausserhalb zu beziehen und wie lange möchte man sich an einen entsprechenden Partner binden? Unbestritten ist, dass, wer als Unternehmen – gerade auch als KMU – künftig agil handeln möchte, auch Cloud-Optionen ins Auge fassen muss.
DIE AUTOREN Prof. Dr. Stella Gatziu Grivas ist Leiterin des Kompetenzschwerpunktes Cloud-Computing und Dozentin am Institut für Wirtschaftsinformatik der Fachhochschule Nordwestschweiz FHNW. Claudio Giovanoli ist Assistent im Kompetenzschwerpunkt Cloud-Computing. www.fhnw.ch/wirtschaft/iwi/kompetenzschwerpunkte/cloud-computing
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Rechtzeitige Migration zahlt sich aus Die Zeit für Windows XP in den Unternehmen läuft ab. Jetzt wird es höchste Zeit, das Thema Migration auf die Tagesordnung zu setzen.
windows8 Ab April 2014 stellt Microsoft den Support für Windows XP ein: Die Migration soll rechtzeitig geplant werden.
TEXT MICHAEL BERNAU
Fotoquelle: Bilderbox.de
Es ist schon erstaunlich: Auch rund zwölf Jahre nach der Markteinführung laufen Schätzungen zufolge weltweit noch immer rund 40 Prozent der PCs unter Windows XP. Im April 2014 will Microsoft endgültig die technische Unterstützung einstellen. Doch viele Unternehmen fangen erst jetzt an, sich mit einer Migration auf Windows 7 oder Windows 8 zu befassen. Wenn noch nicht geschehen, ist es jetzt höchste Zeit dafür. IT-Abteilungen, aber auch Systemhäuser müssen Szenarien zur betriebswirtschaftlichen Beurteilung eines Umstiegs auf Windows 7 oder Windows 8 entwerfen. Windows 7 und Windows 8 bieten mehr Performance und eine einfachere Verwaltung, und Windows 8 lässt sich darüber hinaus sehr intuitiv per Touchscreen steuern. Weitere wichtige Auswahlkriterien sind die vorhandene Systemlandschaft und die Applikationen. Zur Vorbereitung müssen Unternehmen auf jeden Fall eine Inventur der vor-
handenen Systeme und der Softwarelizenzen erstellen. Das ist übrigens kein einmaliger Akt. Vielmehr ist die Bestandesaufnahme eine immer wiederkehrende Managementaufgabe, die Unternehmen aber gerne vernachlässigen. Eine sorgfältige Inventur der Computer, Applikationen und Betriebssysteme, mit denen Anwender arbeiten, ist entscheidend für den Erfolg eines Migrationsprojekts. Hier zeigt sich beispielsweise, welche veralteten Systeme ausgetauscht werden müssen und ob es nicht genutzte Softwarelizenzen gibt. Wichtig ist die Inventur aber auch, um mögliche Kompatibilitätsprobleme vorhandener Standard-, aber auch selbsterstellter Applikationen frühzeitig zu erkennen und zu vermeiden. Erst nach der Auswertung der Bestandesaufnahme sollte eine Entschei-dung darüber getroffen werden, ob auf allen physischen Endgeräten im Unternehmen einheitlich Windows 8 installiert wird oder ob virtuelle Desktops eingerichtet werden. Nutzen die Mitarbeiter mobile
Endgeräte, sollten auch diese bei einer Modernisierung der Client-Infrastruktur berücksichtigt werden. Unternehmen müssen darauf achten, dass ihr Lizenzmanagement alle Computerarbeitsplätze im Unternehmen abdeckt. Nicht zu vergessen: Unternehmen sollten ein Migrationsprojekt auch für eine gründliche Renovierung nutzen, um beispielsweise ihren Datenbestand aufzuräumen, wichtige von aktuell nicht mehr benötigten Files zu trennen und veraltete sowie überflüssige Applikationen auszusortieren. Eine rechtzeitige Migration, verbunden mit dem «Ausmisten von Daten», spart Zeit und Geld.
DER AUTOR
Michael Bernau, Brand Manager DACH bei der Dell Software Group.
KOMMUNIKATION l UZ NEUE TECHNOLOGIEN INTELLIGENT NUTZEN
Grüne Technologien VON SHENOLL DEMIRI
DER AUTOR Shenoll Demiri ist KMU-Berater bei Swisscom und beantwortet Fragen zur Informations- und Kommunikationstechnologie.
Wir möchten in unserer Firma den Energieverbrauch senken, wollen bei der Infrastruktur aber keine Abstriche machen. Was raten Sie mir? Zuerst denke ich an den Begriff «Green ICT», der meint, dass man die Informations- und Kommunikationstechnologien intelligent und nachhaltig nutzt. Das Ziel von Green ICT ist, Energie zu sparen und gleichzeitig die Effizienz zu steigern – genau das, was Sie in Ihrer Firma anstreben. Eine Variante ist, auf Cloud Services zu setzen. Damit wird die ITInfrastruktur, etwa die Server, nicht mehr im Unternehmen betrieben, sondern in die Rechenzen-
tren von grösseren Anbietern ausgelagert. Dank besserer Auslastung verbrauchen diese durchschnittlich weniger Energie. Einen weiteren Beitrag zur Nachhaltigkeit leistet, wer die Rechenzentren mit erneuerbarer Energie betreibt. In den Rechenzentren von Swisscom kommt beispielsweise 100 Prozent erneuerbare Energie zum Einsatz. Zeit fürs Kerngeschäft Cloud Computing spart nicht nur Energie – es schont auch Ihre eigenen Ressourcen. Einerseits sind die Kosten tiefer: Bei Cloud Computing bezahlen Sie nur für so viel Speicherplatz und Rechenkapazität, wie Sie tatsächlich
benötigen. Andererseits sparen Sie Zeit: Da die Daten in einem externen Rechenzentrum bewirtschaftet werden, müssen Sie sich nicht mehr selbst um den Betrieb und Unterhalt von eigenen Geräten kümmern. Bei Problemen sorgen Backup-Lösungen dafür, dass die Daten gesichert sind. Technische Angelegenheiten werden direkt durch den Anbieter des Rechenzentrums geregelt. So werden Sie und Ihre Mitarbeiter von diesen Fragen entlastet und haben mehr Zeit für das Kerngeschäft. Telefonkonferenz statt Reiseweg Die neuen Möglichkeiten der Technologie sind nur
l Nr. 9 l 2013 l 39 die eine Seite. Um die Energiebilanz umfassend zu verbessern, sollten Sie versuchen, die CO2-Emissionen Ihres Unternehmens im Alltag zu reduzieren. Zum Beispiel, indem Ihre Mitarbeiter ab und zu von zu Hause aus arbeiten oder Sie Sitzungen mit Geschäftspartnern virtuell via Telefonkonferenz abhalten. Damit senken Sie die Reisekosten und sparen die Zeit für Arbeitswege. Schliesslich liegt – wie so oft – in kleinen Alltagsdingen viel Potenzial. Also: Nicht vergessen, jeden Abend den Bildschirm auszuschalten, energieeffiziente Produkte auszusuchen und vor dem Drucken zu überlegen, ob es das Dokument wirklich auf Papier braucht. Dann werden Sie Ihren ökologischen Fussabdruck am schnellsten verkleinern.
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UZ l BÜCHER
WAS SIE SCHON IMMER W I S S E N W O L LT E N
Offen für Neues aussteigen – umsteigen Wer kennt nicht den Traum eines Neubeginns? Einmal etwas ganz anderes tun und zu neuen Ufern aufbrechen! Das Buch beschreibt, wie solche Veränderungen zustande kommen. Es kann ein Leidensdruck sein, der einen in eine ferne Welt zieht, aber auch eine Sehnsucht, die man ein jahrelang oder ein Leben lang in sich trägt. Extreme Beispiele: Ein langjähriger Bank-Filialleiter kündigt seinen gut bezahlten Job und eröffnet einen Tee- und Gewürzladen, eine alleinerziehende Kellnerin wird zur erfolgreichen ImmobilienMaklerin, ein Lehrer zieht hinaus in die weite Welt und leitet fortan Expeditionen in die Südsee. Das Buch stellt Fragen und Übungen zur Verfügung für alle, die selber aktiv werden möchten. Kleiner Einsatz, grosse Wirkung 2006 erhielten Muhammad Yunus und seine Grameen Bank den Friedensnobelpreis für ihre Leistungen auf dem Gebiet der Mikrofinanz. In ihrem neuen Buch beleuchtet Naoko Felder-Kuzu die historischen Wurzeln einer Entwicklung, die eine nachhaltige Verbesserung der Lebensumstände von vier Milliarden Menschen am untersten Ende der ökonomischen Pyramide bewirkt. Die Finanzexpertin zeigt auf, wie das Modell in der Praxis umgesetzt, leicht zugänglich gemacht und zu sinnvollen und wichtigen Konzepten wie dem Mikrofranchising weiterentwickelt wird.
aussteigen – umsteigen, Mathias Morgenthaler/ Marco Zaugg, Zytglogge 320 Seiten, broschiert CHF 36.– ISBN 978-3-7296-0864-1
ISBN 978-3-89578-426-2
Kleiner Einsatz, grosse Wirkung, Naoko Felder-Kuzu rüffer & rub, 171 Seiten, gebunden, CHF 39.90 ISBN 3-907625-40-8
Foto: Bilderbox.de
Jetzt wird’s kriminell – Trust me Der Amerikaner Bernard L. Madoff trieb den Wirtschaftsbetrug in bislang unbekannte Höhen. Doch wir haben gelernt, mit der Wirtschaftskriminalität zu leben. Der bekannte Anwalt Valentin N.J. Landmann ist dem Mechanismus von Betrug und Naivität in der Wirtschaft auf den Grund gegangen. Wie geht ein Täter vor? Welches sind seine Opfer? Wie kann man sich vor Schaden schützen? Im Mittelpunkt steht die Gier. Sie ist der Hauptangelpunkt, an dem der Täter ansetzt. Der Autor liefert Tipps und Tricks, wahre Storys und eigene Erkenntnisse aus der Praxis, die ihn unterschiedlichste Gruppen von den Hells Angels, Prostituierten, Neonazis bis zu Polizisten, Politkern und Bankiers als Anwalt vertreten lassen.
Zukunftssicherung durch HR TrendManagement, Marco Esser/ Bernhard Schelenz, Publicis Publishing, 188 Seiten, gebunden,
Marketingkonzept, Stefan Michel/Clarisse Pifko, compendio Bildungsmedien 246 Seiten, broschiert CHF 54.– ISBN 978-3-7155-9768-3
Jetzt wird’s kriminell – Trust me, Valentin Nikolai Josef Landmann, Stämpfli Verlag AG, 192 Seiten, gebunden CHF 34.–
Prozessmanagement für Führungsfachleute Gabriel Schneider/ Rita-Maria Züger, compendio Bildungsmedien, 145 Seiten, broschiert, CHF 34.90
ISBN 978-3-7272-1267-3
ISBN 978-3-7155-9720-1
Zukunftssicherung HR Trend Personalmanager und Führungskräfte brauchen die Informationen, welches das vorliegende Buch vermittelt, um dauerhafte Konkurrenzfähigkeit ihrer Unternehmen zu sichern. Ein paar Trends zeichnen sich ab: Der demografische Wandel. Die zunehmende Akzeptanz von Work-Life-Balance. Doch welche Trends haben bleibende Relevanz? Welche werden wichtiger, welche lassen sich ignorieren? Eines ist sicher: HR Trend-Management ist im Personalressort zu etablieren und so auszustatten, dass es personell, materiell und inhaltlich in der Lage ist, den für das Unternehmen substanziellen Blick in die Zukunft zu verrichten. Spezialisten, die sich mit Trends auskennen, kommen zu Wort. Marketingkonzept Bereits in 5. Auflage erscheint das Buch, das Grundlagen mit zahlreichen Beispielen liefert, Antworten auf Repetitionsfragen liefert und ein Glossar aufweist. Angefangen bei der Markt-, Unternehmensund Umweltanalyse über die Zielsetzungen des Marketings, beschäftigt es sich mit verschiedenen Strategien, dem Marketing-, Produkte- und Preismix und mit den neueren Formen E-Business, E-Commerce und Web 2.0, sowie mit Marketingbudget, -kontrolle und -organisation. Dieser Titel eignet sich besonders zur Vorbereitung auf die Berufsprüfungen (eidg. Fachausweis) für Marketing- und Verkaufsfachleute. Führen mit Prozessmanagement Kunden stellen hohe Anforderungen an Produkte und Dienstleistungen. Da hilft ein konsequentes Prozessmanagement, diese effizienter zu erfüllen. Der Titel vermittelt ein grundlegendes Verständnis für die moderne Prozessorganisation, insbesondere für die Konzepte des Geschäftsprozess-Managements, der Prozessoptimierung und des Change Management sowie für die Methoden der Prozessverbesserung. Der Inhalt richtet sich an alle Personen, die sich im Bereich Management und Leadership weiterbilden wollen, unabhängig davon ob sie einen SVF-Modulabschluss oder den eidg. Fachausweis Führungsfachmann (-frau) erreichen wollen.
Online-Werbung, die allen auffällt. (UUHLFKHQ 6LH PHKU PLW 2QOLQH :HUEXQJ DXI 1== FK OX]HUQHU]HLWXQJ FK XQG WDJEODWW FK :HUEHQ 6LH LQ HLQHP TXDOLWDWLY I KUHQGHQ 8PIHOG GDV DOOHU %OLFNH GHU 'HXWVFKVFKZHL] DXI VLFK ]LHKW 3URILWLHUHQ 6LH YRQ DWWUDNWLYHQ $QJHERWHQ XQG HLQHP PRWLYLHUWHQ 6DOHV 7HDP GDV ,KQHQ PLW 5DW XQG 7DW ]XU 6HLWH VWHKW 6LH HUUHLFKHQ XQV XQWHU netz.nzz.ch.
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D I G I TA L S T R O M
Kaffee per Klick Eine Kaffeemaschine, die Sie vom Bett aus einschalten können; Rollläden, die auf Hagelwarnungen reagieren; eine Waschmaschine, die wäscht, wenn der Strom am günstigsten ist? Die Zukunftsvision ist schon heute auf dem Markt.
TEXT UND INTERVIEW MANUELA PAGANINI
Das Haus der Zukunft kann alles, was ein herkömmliches auch kann – nur viel besser koordiniert. Das Geheimnis dahinter ist, die Geräte eines Haushaltes miteinander zu vernetzen, das heisst, intelligent zu machen.
Hausvernetzung für mehr Komfort und Sicherheit.
Intelligenz für Anfänger Auf dem noch jungen Markt der Gebäudevernetzung gibt es verschiedene Systeme. Ob sie eine separate Informationsleitung, Funk oder die hauseigenen Stromleitungen nutzen, gemeinsam ist ihnen, dass sie die Geräte eines Hauses verbinden und zentral ansteuerbar machen. Das Feld ist heiss umkämpft: «Letztlich hat es in Europa wohl Platz für zwei bis drei verschiedene Anbieter für Smart Home-Systeme», sagt Martin Vesper, CEO von Digitalstrom. Digitalstrom ist eine Marke der schweizerisch-deutschen Firma aizo, die seit 2011 Hausvernetzung anbietet. Noch
sind erst mehrere tausend Häuser mit der Technik ausgerüstet, aber die Wachstumsmöglichkeiten sind gross. Sämtliche Wohnungs- und Hausbewohner Europas sind potentielle Kunden der Firma. Die Technologie von Digitalstrom kommuniziert über die bestehenden Stromleitungen im Haus. Lüsterklemmen mit eingebautem Chip verbinden jedes Gerät eines Haushalts und machen es zentral steuerbar. Elektriker können die Klemmen einfach in die bestehende Elektroinstallation einbauen. «Wer erst einmal nur einen Raum oder nur die
MARTIN VESPER*
Das System von Digitalstrom ist jederzeit erweiterbar und im Vergleich zu anderen Technologien relativ günstig.
«Die Hürden für gute Ideen werden kleiner» Was für eine Veränderung bringt ein Smart Home für seine Bewohner? Martin Vesper: Digitalstrom bietet die Grundlage für eine ganze Reihe von Dienstleistungen, die das Leben zu Hause bequemer, einfacher und komfortabler machen. Die Autobranche ist dabei, selbst vorfahrende Autos zu entwickeln. So ein Dienst macht nur Sinn, wenn auf den Befehl hin auch die Garagentür weiss, dass sie sich öffnen soll. Digitalstrom liefert die Infrastruktur zur zentralen Steuerung der einzelnen Funktionen eines Hauses.
Nutzer können ohne grossen Aufwand neue Funktionen, wie etwa ein Sicherheitssystem, hinzufügen. Das Wohnen wird flexibler, personalisierter und effizienter. Werden Smart Homes einmal Standard werden? Ja, ohne Zweifel. Die Vernetzung der Wohnung deckt ein Bedürfnis der Konsumenten und vereinfacht das Wohnen ungemein. Es ist nur eine Frage der Zeit, bis das System zur Grundausstattung eines Hauses gehört. Im ersten Moment mögen sich nicht alle Konsumenten
ein solches System anschaffen, aber auch Technologien wie Airbags und ABS-Systeme waren erst Gadgets der Hochpreisklasse. Wenn die Endkunden bei Nachbarn und Freunden sehen, wie viel Komfort die Neuerung bringt, werden sie mit dabei sein wollen. Deren Nachfrage wird Investoren auf den Plan rufen, für die eine solche langfristige Aufwertung einer Immobilie sehr lohnenswert ist. Wie wollen Sie sich gegen vergleichbare Technologien durchsetzen?
Fotos: zVg
Martin Vesper: «Die Zukunft wird sicherer, energieeffizienter und bequemer und eines Tages selbstverständlich.»
Unser System erfordert wenig Installationsaufwand und bietet offene Schnittstellen, an die andere Anbieter mit ihren Dienstleistungen und Services anknüpfen können. Wir nutzen die bestehende Infrastruktur des Hauses zur Kommunikation, und vernetzen alle elektrischen Geräte miteinander.
Für einen Durchschnittshaushalt sind 4000 Franken Anschaffungskosten eine beachtliche Summe. Auch wenn man 8000 Franken für ein komplett ausgerüstetes Haus rechnet, ist der Preis vergleichsweise günstig. Die Qualität unserer Produkte garantiert eine Lebensdauer von mindestens zwölf Jahren. Ausgerechnet auf ein Jahr, ist das weniger, als eine durchschnittliche Familie für Smartphones im selben Zeitraum ausgibt. Sie bieten Dritten die Möglichkeit, Apps selbst
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Alarmanlage vernetzen will, kann später immer noch aufrüsten», sagt Vesper. Im Dienste der Behaglichkeit Digitalstrom ermöglicht, mehrere Lampen mit einem Lichtschalter zu bedienen und mit einem Doppelklick eine andere Lichteinstellung abzurufen. Nutzer haben direkten Zugriff auf die Steuerung und können Lichtstimmungen je nach Laune anders programmieren. Digitalstrom hat zum Ziel Wohnkomfort zu steigern und Energie effizienter zu nutzen. Ein intelligenter Rollladen merkt, wenn es zu heiss ist im Zimmer, und fährt sich runter. Umgekehrt kann er in der Nacht hochfahren und Wärme entweichen lassen. Mit einem «Ich gehe»-Schalter können die Bewohner alle nicht benötigten Geräte im Haus ausschalten. Zur Zeit sind Stromnetze mit flexiblen Tarifen im Gespräch, die abhängig von der aktuellen Stromnachfrage variieren. Darauf könnten intelligente Haushaltsgeräte mühelos reagieren. Wenn ein Programm weiss, dass die Waschmaschine innerhalb der nächsten zwei Tage waschen soll, kann es den günstigsten Tarif selbst heraussuchen. Damit liesse sich die landesweite Netzauslastung viel besser verteilen und Haushalte könnten bis zu 30 Prozent Energie sparen, besagt eine Studie des deutschen Fraunhofer Institutes. Auch im Bereich der Sicherheit gibt es neue Möglichkeiten. Die Firma Microsuisse hat eine App zur Vermeidung von Hagelschäden entwickelt: Wenn Meteo eine Hagelwarnung herausgibt, fährt das Programm die Rollläden hoch und schützt sie so vor Unwetter.
D I G I TA L S T R O M Digitalstrom ist eine Marke der aizo AG. Die Firma hat den Sitz in Schlieren, Zürich (CH), und Wetzlar (D). Wilfried und Anita Beck haben die Firma im Jahr 2004 gegründet. Heute beschäftigt aizo rund 50 Mitarbeiter und spezialisiert sich auf innovative Elektroinstallationen.
zu programmieren. Wie funktioniert das? Über die Non-Profit Plattform digitalstrom.org bieten wir den Code zum Ansteuern der Geräte als Open-Source-Software an: Wer immer eine Idee für einen Service hat, kann mit dem Code eine eigene App programmieren – oder bei uns in Auftrag geben. Wir unterstützen das, denn das Angebot an Funktionen wird so viel breiter und innovativer, als wenn wir sämtliche Software selbst entwickeln würden. Was für Möglichkeiten tun sich für Drittanbieter auf? Die Hürden für gute Ideen werden kleiner. Wer immer einen Service für ein Smart Home anbieten
will, braucht nicht mehr zu tun, als das entsprechende Programm dafür zu schreiben. Einmal auf unserem Server, steht die App dann allen Nutzern von Digitalstrom zur Verfügung. Eine App zu programmieren, ist für ein Unternehmen zwar mit Kosten verbunden, aber die Ausgaben für den Vertrieb entfallen vollständig. So können Unternehmen in den Smart Home Markt einsteigen, ihr Serviceangebot ausbauen und ihren Kunden neue Produkte anbieten. Damit entsteht ein vielfältiger Markt für Dienstleistungen im Wohnbereich unter gleichen Rahmenbedingungen. * Martin Vesper ist CEO von Digitalstrom:
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Wir präsentieren die Dell SonicWALL SuperMassive 9000-Serie. Die Anforderungen an moderne Netzwerke steigen stetig. Wachsende Datenmengen und immer komplexere Bedrohungen stellen IT-Verantwortliche vor große Herausforderungen. Unsere Antwort darauf sind die Next-Generation-Appliances der neuen Dell™ SonicWALL™ SuperMassive™ 9000-Serie. Sie prüfen jedes einzelne Datenpaket, ohne die Netzwerkleistung zu beeinträchtigen. Die SuperMassive-Plattform wurde entwickelt, um die hohen Sicherheits- und PerformanceAnforderungen von Telekommunikationsanbietern und Serviceprovidern zu erfüllen. Genau dieses hohe Maß an Sicherheit und Performance bietet die neue Dell SonicWALL SuperMassive 9000-Serie jetzt auch großen Unternehmen in einer eleganten 1-HE-Appliance, die Platz sowie Strom- und Kühlungskosten spart. sonicwall.com/SuperMassive9000
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Früher haben Dampfmaschinen die Schleifgeräte angetrieben.
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«Dann stelle ich sie selber her» Gestern Dampfmaschinen, heute Schweissroboter – in 150 Jahren Firmengeschichte passiert viel. Wie aus Not ein Unternehmen entstand.
TEXT UND INTERVIEW SALOME KERN
In der Luft schwebt ein metallischer Duft. Frauen und Männer sitzen an Maschinen und hantieren mit Stahlteilen. In der Halle sind Regale voll mit Plastikboxen – gefüllt mit Schrauben und Kleinteilen. Die Maschinen surren, das Metall klimpert. Die Monteure setzen die Türschlösser Stück für Stück von Hand zusammen. Hochmoderne Roboter ahmen die Bewegungen eines Schleifers nach und polieren die Metallstücke. Jedes Jahr verlassen 600000 Schlösser das Fabrikgebäude. Zollschikanen verhinderten Import Schon vor 150 Jahren stand die Fabrik der Glutz in Solo-
Heute arbeiten modernste . . .
thurn. Sonst war vieles anders. Strom gab es keinen, für den Antrieb waren Dampfmaschinen – schnaubende Ungeheuer – verantwortlich. Die körperlich anstrengende Arbeit verrichteten vorwiegend Männer. 1877 galten 66 Stunden Arbeitszeit pro Woche als normal. Erst in den Kriegszeiten fanden auch Frauen den Weg in die Männerdomäne. Die Arbeiter produzierten meist Einzelstücke, Serien waren selten. Das Bauprinzip ist ein ähnliches wie heute. Allerdings hat man das Türschloss früher gesehen, heute ist es in der Tür versteckt. Gründer der Glutz ist Viktor Glutz-Blotzheim. Er kam aus gutem Hause – Sohn eines Ratsherrn und verwurzelt im Solothurner Patriziat. Glutz-Blotzheim war im Transportund Handelsgeschäft tätig und ergänzte das Unternehmensfeld mit einer mechanischen Schreinerei. Für die Schreinerei importierte der Geschäftsmann Schlösser und Beschläge – bis zu dem Zeitpunkt, als die Zollschikanen untragbar wurden. «Dann stelle ich sie halt selber her.» Auf diesem Satz beruht die 1863 gegründete Schlossfabrik. Der Weg des Schlosses Die Geschichte eines Schlosses beginnt in der Stanzerei. Aus Metallplatten werden die nötigen Teile gestanzt. Ein Viertel der Teile wandern in die eigene Produktion, drei Viertel in die Industrie. Nur für die eigenen Produkte lohnt es sich nicht, eine eigene Stanzerei zu betreiben. Die Stücke wandern weiter in die Werkstatt. Hier werden sie zusammengesetzt, geschliffen und mit Laser beschriftet. Nur der Griff fehlt noch. Für Grossserien werden Roboter eingesetzt Einige Meter weiter, biegt eine Maschine die Stahlrohre, als wären sie aus Gummi, und schneidet sie zu Griffen. Teils Roboter, teils Menschen betreiben Kosmetik: Der Türgriff muss glänzen. Für grosse Serien werden Roboter eingesetzt, für kleinere oder schwierige Teile ist Menschenhand gefragt. Die Mitarbeiter prüfen die Qualität der Teile vor Ort. Das
In der Giesserei fertigen Kunsthandwerker historische Schlösser an.
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PETER RIEDWEG
«Ich spürte das Feuer der Mitarbeiter» 150 Jahre sind eine lange Zeit. Wieso gibt es die Glutz noch immer? Es ist wichtig, dass wir spüren, was die Kundschaft will. Manchmal muss auch ein Bedürfnis geschaffen werden. Das haben wir mit unseren Hochsicherheitsschlössern geschafft. Auch die Struktur der Glutz ist auf Langfristigkeit ausgelegt. Es steht eine Familie dahinter, die aber nicht selber in der Geschäftsleitung ist. Der Verwaltungsrat besteht aus fünf Personen, in der Regel kommen zwei davon aus verschiedenen Generationen der Familie.
. . . Roboter in der Montage mit.
Fotos: zVg
FA C T S A N D F I G U R E S Glutz Holding AG: Segetzstrasse 13, 4502 Solothurn, www.glutz.com Geschäftsfelder: Beschläge, Schlösser, Mechatronik, Türbänder, Kunstgiesserei, Präzisions-, Stanz- und Biegeteile sowie Baugruppen Standorte: Solothurn, Wallisellen, Deutschland, England, Österreich und Singapur 270 Arbeitsstellen: 35 Prozent Auslandgeschäft Jahresumsatz: Netto konsolidiert, 61 Millionen Franken
ist günstiger, als im Nachhinein etwas auf der Baustelle auszuwechseln. Den Schlössern wird schliesslich eine Lebensdauer von 40 Jahren vorausgesagt. Neben herkömmlichen Schlössern stellt die Glutz auch Hochsicherheitsschlösser her. Der Eintritt wird nur mit dem richtigen elektronischen Schlüssel oder dem Fingerabdruck gestattet. Für die elektronischen Finessen ist die Niederlassung in Wallisellen zuständig – ein ehemaliger Spin-off der ETH Zürich. Kunsthandwerk lebt neu auf Seit 2008 gehört wieder eine Giesserei zum Unternehmen. Die Glutz hat – als Jubiläumsgeschenk an sich selber – den Giessereibereich der Kohler AG übernommen. Sie möchte das Kulturgut erhalten. Ein kleines Team arbeitet gemeinsam mit genauer Handarbeit. In ein Gemisch aus Sand und Leinöl modellieren die Mitarbeiter die Form des Produkts. Dann giessen sie das heisse, flüssige Messing in die Aushöhlung. Wenn es abgekühlt ist, erkennt man bereits die Rohform. Mit selber hergestellten Werkzeugen schleifen die Kunsthandwerker die Prägungen in die Glocken, Beschläge oder Kunstobjekte ein.
Wie sind Sie zur Glutz gekommen? Ich bin ein technikverliebter Betriebswirtschafter. Vor 27 Jahren bin ich als Finanzchef zur Firma gestossen. Später übernahm ich das Marketing und den Verkauf. Seit 17 Jahren arbeite ich jetzt als Geschäftsführer. Was ist das Highlight in der Geschichte der Glutz? In schwierigen Momenten spürte ich das Feuer und die Loyalität der Mitarbeiter. Es ist uns wichtig, dass wir auch in Krisen möglichst niemanden entlassen. Bis heute musste ich noch nie jemanden aus wirtschaftlichen Gründen entlassen. Ein weiteres Highlight ist, dass wir im Bereich Elektronischer Zutritt ein ernstgenommener Marktteilnehmer geworden sind. Und wir haben 2008 eine Giesserei angegliedert. Wieso setzen Sie auf Kunstguss? Wir möchten dieses Kunsthandwerk der Nachwelt erhalten. Es ist aber nicht nur ein Hobby, wir möchten auch da Gewinn machen. Die Manufaktur ist in der alten Glutz-Gies-
Peter Riedweg ist Geschäftsführer der Glutz AG.
serei einquartiert. Wir haben sanft renoviert. In den Mauern – übrigens die alten Stadtmauern – sind noch immer die alten Öfen eingelassen. Wie ist es möglich, noch in der Schweiz zu produzieren? Wir produzieren auf einem hohen Qualitätsniveau. In der Schweiz haben wir ausserdem die Nähe zum Kunden und können so mehr als nur das Produkt anbieten, Beratung gehört dazu. Wir haben in den letzten Jahren Teile der Produktion automatisiert. Wenn man alle Kosten miteinberechnet, die eine Produktion in China mit sich bringt, ist die Einsparung nicht mehr so gross. Wie wichtig sind ausländische Märkte für Sie? Dort, wo man uns liebt, da gehen wir hin. Vor 20 Jahren haben wir die erste Tochtergesellschaft in Deutschland gegründet. Über den Zwischenstopp
Thailand kamen wir dann nach Singapur und sind es heute noch. Auch in Österreich und England haben wir Niederlassungen. Mit Holland, Südkorea und Saudi Arabien arbeiten wir auch zusammen. Wir haben in Mekka 13 000 Türen mit Schlössern und Beschlägen ausgerüstet. Was wir gemerkt haben: Es braucht immer Lokale vor Ort. Wie sorgen Sie dafür, dass Ihre Produkte auf dem neusten Stand sind? Wir haben neu ein Innovationsmanagement erstellt. Unsere Entwicklungsabteilung bezieht auch Kunden in die Abläufe mit ein. Am Anfang steht die Kreativität, aber dann muss der Prozess sauber durchgeführt werden. Wir beobachten, wie sich der Markt bewegt. Wir gehen auch Risiko ein, aber nur so viel, dass es das Unternehmen nicht gefährdet.
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D A S T O P - R AT I N G D E S M O N AT S
Arbeiten mit Blick in die Zukunft In dritter Generation führt Peter Pfiffner die Pfiffner AG. Das Unternehmen strebt nach Neuerung und Qualität. TEXT & INTERVIEW SALOME KERN
Anton Pfiffner – der Grossvater des heutigen Geschäftsführers – hat 1948 die Pfiffner AG als Heizungs- und Lüftungsfirma gegründet. Seit 2003 bieten sie ihren Kunden nun das gesamte Paket an: Heizung, Lüftung, Kälte und Sanitär. Ein aktuelles Thema im Baubereich ist die Nachhaltigkeit, das Unternehmen hat
das wörtlich genommen: Das Geschäftshaus der Pfiffner AG funktioniert völlig CO2-frei. Neben Wärmepumpen setzt die Firma TABS ein. Das steht für Thermoaktive Bauteilsysteme. Die Wasserrohre werden direkt in die tragende Decke eingelegt. Damit wird eine optimale Speicher- und Strahlungswirkung der thermisch aktivierten Decken erzielt. Dieses System ist neben den neu gestalteten Kühldeckensystemen ein Renner für günstige und hochwertige Raumkühlung. In Zukunft möchte sich das Unternehmen verstärkt im Bereich Service, Wartung und Facility Management engagieren. Ziel ist, sich überregional als einer der besten Lösungsanbieter im Haustechniksektor zu etablieren.
PETER PFIFFNER, GESCHÄFTSFÜHRER
«Persönlich geführte Familienbetriebe geniessen Sympathien»
D & B R AT I N G C E R T I F I C AT E Bisnode D&B verleiht zuverlässigen und stabilen Untenehmen das D&B Rating Certificate. Diese Auszeichnung bestätigt, dass das Unternehmen finanziell solide und kreditwürdig eingeschätzt wird. Ausserdem verweist sie auf eine sehr gute Zahlungsmoral. Laut Bisnode D&B erfüllen nur zwei Prozent der Schweizer Unternehmen die Bedingungen. Mit der Urkunde zeigen die Unternehmer gegenüber Kunden und Lieferanten, dass sie ein vertrauenswürdiger Geschäftspartner sind.
Sie sind Geschäftsführer der Pfiffner AG in dritter Generation. Wieso haben Sie das Geschäft übernommen? Peter Pfiffner: Einerseits fasziniert mich der Umgang mit Mitarbeitern, Lieferanten und Kunden. Da ich gesunde und solide Verhältnisse angetroffen habe, musste ich nicht mit Gegenwind starten, sondern konnte nach einer Einführungszeit die Geschicke der Firma in Bahnen lenken, welche mir zusagen. Es ist auch schön, Kunden ein klimatisches Wohlbehagen zu vernünftigen Preisen anzubieten. Wir bieten Handarbeit an und die Akzeptanz für diese Arbeit ist in der Bevölkerung sehr gross. Persönlich geführte Familienbetriebe geniessen grosse Sympathien. Was für Herausforderungen bringen neue ökologische Erwartungen? Die Mehrheit der Bevölkerung will weg vom Atomstrom und dies möglichst schnell. Ausserdem denken viele private Hausbesitzer sehr ökologisch und möch-
ten Ihren Beitrag zum CO2Verzicht zu leisten. Die Lösungen liegen im Bereich der erneuerbaren Energien und viele Kunden möchten dabei verschieden Systeme kombinieren. Das fordert uns heraus und weckt berechtigte ökologische Erwartungen, welche wir gerne annehmen. Bilden Sie eigene Lehrlinge aus? Ja, selbstverständlich. Wir werden vermehrt in eigene Ausbildungszentren für Lehrlinge investieren und betreuen die Lehrlinge vor allem im schulischen Bereich intensiv. Einige ehemalige Lehrlinge zählen heute zu den besten Mitarbeitern der Firma Pfiffner AG. Merken Sie, dass Junge heute weniger gerne auf dem Bau arbeiten möchten? Das kann man meines Erachtens nicht verallgemeinern. Handwerk hat goldenen Boden und gewisse Jungs und auch Mädchen möchten handwerklich tätig sein und etwas mit den eigenen
Händen erschaffen. Massenentlassungen bei global tätigen Dienstleistungsfirmen verunsichern junge Menschen in erheblichem Masse. Deswegen suchen die Eltern und die Jugendlichen sichere Jobs und Perspektiven. Ich glaube, dass dieses Jahr wieder eine hoffnungsvolle Truppe von Erstlehrjahrlehrlinge bei uns ihre Lehre beginnen wird. Leidet Ihre Branche an Fachkräftemangel? Es lässt sich nicht leugnen, dass wir im Bereich Projektleiter branchenweit mehr Nachwuchs brauchen könnten. Der Job ist interessant, vielseitig und hat Zukunftsperspektiven. Hier müssten die Branche und wir als Firma meines Erachtens überzeugendes Marketing betreiben, da dieser Beruf sehr vielen Jugendlichen nicht präsent ist. «Wir» verkaufen uns in diesem Bereich viel zu schlecht. Wir haben gute Erfahrungen gemacht, geeignete und interessierte Mitarbeiter «nachzunehmen» und selber auszubilden.
BUSINESS TRAVEL l UZ WENIG FIRMEN SIND AUF ÄLTERE GESCHÄFTSREISENDE VORBEREITET
Ältere Geschäftsreisende VON KLAUS STAPEL
DER AUTOR Klaus Stapel ist Geschäftsführer von AirPlus International AG (Schweiz), einem führenden internationalen Anbieter von Lösungen für das tägliche Geschäftsreise-Management. Dieser bietet von der Bezahlung bis zur Auswertung von Geschäftsreisekosten Servicelösungen an. www.airplus.com/ch/de/
Wir leben immer länger. Global stieg die durchschnittliche Lebenserwartung von 1980 bis 2012 von 73,4 auf 80,1 Jahre. Mit der höheren Lebenserwartung verlängert sich auch die Erwerbstätigkeit. Dafür gibt es zwei Gründe: Arbeitnehmer sind fit und mögen ihren Job oder sie haben aus finanziellen Gründen keine andere Wahl, als zu arbeiten. Die Frage, die sich stellt: Sind Unternehmen auf diese Entwicklung vorbereitet und was bedeutet das speziell für den Bereich Geschäftsreisen? Mit dieser Frage hat sich eine Studie von AirPlus beschäftigt. 2101 Travel Manager aus 24 Ländern wurden befragt. Erkenntnis: Der-
zeit sind bereits 14 Prozent aller Geschäftsreisenden, die nicht zur oberen Führungsebene gehören, über 55 Jahre alt. Der höchste Anteil älterer Reisender findet sich in den englischsprachigen Ländern – insbesondere in Kanada und Grossbritannien (20 Prozent). Die Mehrheit der europäischen Länder hat unterdessen einen Anteil von 13 bis 16 Prozent. Die Schweiz liegt mit 16 Prozent im Mittelfeld. Die Studie zeigt auch, dass Firmen bei speziellen Berücksichtigungen für ältere Reisende recht strikt sind. Am wenigsten Zugeständnisse an ältere Reisende machen Südafrika, Europa und Nordamerika.
Asien-Pazifik liegt ein wenig höher, Lateinamerika gehört zu den Spitzenreitern. Interessanterweise gehören drei der sechs Länder, die überdurchschnittlich abgeschnitten haben, zu den BRIC- Ländern: Indien, China und Russland. Doch die grosse Mehrheit der Firmen hat weder spezielle Reiserichtlinien noch macht sie besondere Zugeständnisse an ältere Reisende. Gesonderte Richtlinien betreffen meist eine schnellere Reisezeit, wie direkte Verbindungen, auch wenn dies mehr Kosten bedeutet, oder einen höheren Reisekomfort, wie zusätzlichen Service während des Fluges, Upgrades für Mietwagen oder Bahnreisen. 40 Prozent gestehen den Reisenden mehr Zeit für Anschlussflüge zu, über ein Drittel der Firmen
l Nr. 9 l 2013 l 47 hat eine höhere Flugklasse auf Langstreckenflügen integriert. Männliche Travel Manager haben mehr als doppelt so oft spezielle Richtlinien für ältere Reisende etabliert wie weibliche Travel Manager. Dafür gewährten die weiblichen Befragten ein grösseres Portfolio an Optionen. Die Art der Zugeständnisse hängt zudem von der Abteilung im Unternehmen ab: So erlauben die dedizierten Travel Management Departments seltener ein Upgrade für Langstreckenflüge (27 Prozent), als wenn der Bereich Geschäftsreisen in eine andere Abteilung wie das Assistenzteam integriert ist (42 Prozent). Da die Lebenserwartung global auch in den kommenden Jahren steigt, müssen sich Unternehmen verstärkt mit diesen Fragen beschäftigen.
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FLUGMEILEN
Heimliche Weltwährung Rund 9,7 Billionen gesammelte Meilen verlieren jährlich ihren Wert. Um das zu verhindern, gibt es verschiedene Möglichkeiten. Richtig überzeugt aber noch keine.
TEXT ALFRED KUHN
Gemäss einer Schätzung des britischen Wirtschaftsmagazins «The Economist» haben 100 Millionen Fluggäste weltweit fast 30 Billionen (30 000 000 000 000) nichteingelöste Bonusmeilen in einem Wert von über 300 Milliarden Dollar gesammelt. The Economist bezeichnete Bonusmeilen bereits als die wichtigste Währung nach dem Dollar. Gleichzeitig sank in den vergangenen Jahren aber das Angebot an freien Plätzen in Flugzeugen, um die Meilen einzulösen. Zudem passiert es oft, dass die Gültigkeit der Meilen abläuft, bevor eine vernünftige Menge beisammen ist. Kundenfreundliche Airlines Alarmstufe rot: Ich erhielt kürzlich per Email die Ankündigung von Miles & More, dass am 30. September 15 000 meiner sauer verdienten Meilen verfallen. Wie soll ich mich verhalten? Vor dieser Frage stehen vermutlich täglich Tausende von Kunden. Studien zeigen, dass weltweit jährlich etwa. 9,7 Billionen (9 700 000 000 000) Meilen ihre Gültigkeit verlieren. Jede dritte gesammelte Meile verfällt demnach ungenutzt. Veranschlagt man jede Meile sehr konservativ mit nur einem Rappen, ergibt dies den unglaublichen Betrag von 97 Milliarden Franken, welche die Kunden jährlich an die Fluggesellschaften verschenken. Aber es gibt sie, die Airlines mit kundenfreundlichen Bedingungen. Bei Sky Miles von Delta Airlines gibt es überhaupt keinen Meilenverfall. Bei den Programmen von Korean Air, Qatar und SAS beträgt die Gültigkeit der Meilen stattliche zehn oder fünf Jahre (Tabelle: Verfall von Meilen). Die schlechtesten Bedingungen bieten die Programme von Air France/KLM, Qantas, US-Airways, American Airlines, Etihad und Alitalia mit Gültigkeiten von nur 18 bis 24 Monaten. AAdvantage, das Meilenprogramm von American Airlines, hat für das Problem des Meilenverfalls eine akzeptable Lösung gefunden. Alle AAdvantage-Meilen, die ab dem 31.12.2012 verfallen sind, können vom Kunden reaktiviert werden. Dies kostet zwar eine Gebühr, aber diese ist immer noch günstiger als der Neukauf der Meilen. Auch bei Dividend Miles, dem Meilenprogramm von US Airways, ist die Reaktivierung von Meilen gegen Gebühr möglich. Die beiden anderen grossen europäischen Vielfliegerprogramme Miles & More und Executive Club von British Airways, bieten immerhin eine dreijährige Gültigkeit der Meilen. Für echte Vielflieger, wie international tätige Geschäftsleute, ist es kein Problem, die Meilen rechtzeitig vor dem Verfall auszugeben. Was aber macht Otto Normalverbraucher, der nicht oft genug fliegt, mit den vom Verfall bedrohten Meilen? Die richtige Kreditkarte gegen den Meilenverfall Die Kreditkarten einiger Vielfliegerprogramme bieten die Möglichkeit, den Meilenverfall zu stoppen. Mit einer Kreditkarte, die in Zusammenarbeit mit einer Airline heraus-
gegeben wird, kann man beim Einsatz der Karte Punkte oder Meilen sammeln. Das unabhängig davon, ob man einen Flug bucht oder nur Lebensmittel einkauft. In den USA kommen inzwischen fast 60 Prozent aller Meilen über Kreditkarteneinkäufe zusammen. Beispielsweise erzielt American Express mit 41 Milliarden Dollar bereits fünf Prozent ihres weltweiten Kartenumsatzes mit der Delta Sky Miles Vielfliegerkarte. Wichtig ist aber, dass man auch die (meist hohen) Zinsen und Gebühren in die Evaluation einer Kreditkarte mit einbezieht. Nur wenn alle Konditionen stimmen und man die Karte oft genug einsetzt, sollte man sich eine Airline-Kreditkarte anschaffen. Ein wesentlicher Punkt, der für eine Kreditkarte spricht, ist die Tatsache, dass bei einem Bankrott der Fluggesellschaft jener Kunde versichert ist, der das Flugticket direkt bei der Fluggesellschaft mit der Kreditkarte bezahlt hat. Swiss Kunden zahlen doppelt Die SonntagsZeitung titelte im Juni 2012: «Rekordhohe Kreditkarten-Zinsen: Swiss-Kunden zahlen doppelt so viel Zinsen wie Lufthansa-Kunden.» Obwohl der Leitzins der Schweizerischen Nationalbank 2012 auf Null gesunken war, hatten die Kreditkartenanbieter ihre Zinsen nicht angepasst. Teuer war der Verzugszins mit 15 Prozent für die Inhaber der Swiss Miles&More-Kreditkarte, die von der Firma Swisscard vermarktet wird. Beim deutschen Pendant, der Lufthansa Miles&More Kreditkarte, war der Zins mit 8.56 Prozent halb so hoch. Ausserdem bezahlten Swiss Kunden eine doppelt so hohe Jahresgebühr wie die Inhaber der Lufthansa Miles&More Kreditkarte. Während Swiss-Kunden pro zwei Franken Umsatz eine Flugmeile gutgeschrieben bekommen, müssen Lufthansa-Kunden dafür nur einen Euro ausgeben. Noch teurer als die Swiss Miles&More Kreditkarte der Firma Swisscard ist die Miles&More Kreditkarte der Cornèrbank (Tabelle: Airline-Kreditkarten). Da meine 15000 Meilen von Miles&More in höchster Gefahr sind, wollte ich es genauer wissen und besuchte das schweizerische Portal von Miles&More. Wenig erstaunlich: Auch 2013 sind die Konditionen der Swiss Miles&More Kreditkarte noch gleich wie vor einem Jahr in der SonntagsZeitung beschrieben. Den meisten Schweizern scheinen die hohen Gebühren egal zu sein. Abenteuerlich ist die Begründung der Swiss, dass die höhere Kaufkraft der Schweizer und einzelne spezielle Leistungen der Schweizer Kredi tkarten für die doppelt so hohen Zinsen und Gebühren verantwortlich seien. Die Leistungen unterscheiden sich aber beim genauen Durchlesen der Geschäftsbedingungen kaum oder sie fallen beim Meilensammeln sogar eindeutig zugunsten der Lufthansa Miles&More-Kreditkarte aus. Ausserdem ist es ärgerlich, dass einem nun bei Swiss gleich ein Kartenduo, Master Card und American Express, aufgezwungen wird. Mit Flugmeilen im Laden zahlen? Gäbe es andere Möglichkeiten, die Meilen zu verwenden? Die Internetfirma Loylogic aus Küsnacht hat eine Technolgie entwickelt, mir der Flugmeilen in Bargeld umgewandelt werden kann. So wird das Meilenkonto zum Bankkonto und aus den Meilen wird echtes Geld. Das System nennt sich «PointsPay». Um es zu benutzen muss sich der Kunde die PointsPay-App herunterladen. Wer kein iPhone besitzt, kann sich über die PointsPay Internetseite anmelden. Nach der Registrierung können die Bonusmeilen in Bargeld umgewandelt werden. Der Betrag wird auf einer speziellen PrepaidVisakarte von PointsPay gutgeschrieben. Dieses Geld kön-
MEILENSCHNÄPPCHEN Eigentlich will ich derzeit nicht verreisen. Trotzdem habe ich im Internet unter www.meilenschnaeppchen.de recherchiert, welche Sonderangebote vorhanden sind. Tatsächlich werden schon für 10’000 Meilen interessante Flüge innerhalb Europas aufgeführt (Tabelle: Meilen ausgeben). Das Ziel St. Petersburg interessiert mich. Ich versuche den Meilenschnäppchen-Flug ausserhalb der Schulferienzeit im September zu buchen. Trotz der Nebensaison muss ich zeitlich etwas flexibel sein, um einen Flug ab Genf nach St.Petersburg für 10 000 Meilen zu ergattern, die Gebühr beträgt 137 Franken. Bei den Zielen Oslo und Luxemburg ist das Angebot dann aber sehr gut, gegen eine Gebühr von 148 Franken. könnte ich fast alle Termine buchen
Viele gesammelte Meilen verfallen, bevor der Reisende sie einlösen kann.
Foto: Bilderbox.de
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V E R FA L L V O N M E I L E N Fluggesellschaft Delta Airlines (Sky Miles) Korean Air (Skypass) Qatar (Qmiles) SAS (Eurobonus) LAN
Verfall von Meilen Unbefristete Gültigkeit 10 Jahre 5 Jahre Bis 5 Jahre 3 Jahre
Lufthansa/Austrian/Swiss/ BrusselsAirlines (Miles & More) Singapore Airlines (Krisflyer) Airberlin (Top Bonus) Cathay Pacific (Asia Miles) Emirates (Skywards) British Airways/Iberia Executive Club) ANA Air France/KLM (Flying Blue) Alitalia (MilleMiglia) Etihad Airways (Etihad Guest Miles) Qantas US Airways (Dividend Miles)
3 Jahre
American Airlines (AAdvatage) United Airlines /Continental (Mileage Plus)
3 Jahre 3 Jahre 3 Jahre 3 Jahre 36 Monate 3 Jahre 20 Monate 2 Jahre 2 Jahre 18 Monate 18 Monate 18 Monate 18 Monate
Bemerkungen
Geringe Gebühren für Prämienflüge! Die Gültigkeit kann durch einen erneuten LAN Flug um weitere 3 Jahre verlängert werden. Geringe Gebühren für Prämienflüge! Verhindern kann man den Meilenverfall mit der Miles & More Kreditkarte. Attraktive Kurzfristprämien (Best fly). Die Gültigkeit kann gegen eine Gebühr um 6 Monate verlängert werden. Prämienflüge schon ab 3000 Punkten. Geeignet vor allem für Europareisende. Geringe Gebühren für Prämienflüge! Besonders geeignet für Asien, Afrika und Australien Die Avios Punkte bleiben gültig, solange man alle 36 Monate mind. einen Avios Punkt sammelt, einlöst, kauft oder weitergibt (gilt nicht bei Iberia). Unbegrenzte Gültigkeit, wenn mind. alle 20 Monate ein anerkannter Status-Meilen-Flug absolviert wird. Flugmeilen in Bargeld umwandeln mit PointsPay Gültigkeit kann gegen eine Gebühr um weitere 18 Monate verlängert werden. Geringe Gebühren für Prämienflüge! Kein Verfall bei mind. einer Kontobewegung alle 18 Monate. Geringe Gebühren für Prämienflüge! Kein Verfall bei mind. einer Kontobewegung alle 18 Monate. Geringe Gebühren für Prämienflüge!
AIRLINE-KREDITKARTEN IM VERGLEICH Kreditkarte Swiss Miles & More Classic Kartenduo
Kreditkartenprofil Mit Miles & More Bonusmeilenprogramm. Herausgeber: Swisscard
Swiss Miles & More Gold Kartenduo
Mit Miles & More Bonusmeilenprogramm Herausgeber: Swisscard
Swiss Miles & More Platinum Kartenduo
Mit Miles & More Bonusmeilenprogramm. Herausgeber: Swisscard
Miles & More Cornèrcard Classic
Mit Miles & More Bonusmeilenprogramm. Herausgeber: Cornèr Bank AG Mit Miles & More Bonusmeilenprogramm . Mit Miles & More Bonusmeilenprogramm
Lufthansa M & M Classic World Lufthansa M & M Gold
GermanWings Classic GermanWings Gold Kartendoppel
Airline-Kreditkarte von GermanWings mit Miles & More Bonusmeilenprogramm GermanWings Gold Kartendoppel mit Miles & More Bonusmeilenprogramm
Bemerkungen Unbegrenzte Meilengültigkeit, 2 000 Meilen Welcome Bonus; bis zu 1.25 Meilen Gutschrift pro 2 SFr. Umsatz Unbegrenzte Meilengültigkeit, 5 000 Meilen Welcome Bonus; bis zu 1.5 Meilen Gutschrift bei 2 SFr. Umsatz Unbegrenzte Meilengültigkeit, 10 000 Meilen Welcome Bonus; bis zu 2 Meilen Gutschrift bei 2 SFr. Umsatz Unbegrenzte Meilengültigkeit, 5 000 Meilen Welcome Bonus; 1 Meile Gutschrift bei 2 SFr. Umsatz Unbegrenzte Meilengültigkeit, 500 Meilen Welcome Bonus Wie Classic, zusätzlich höherer Kreditrahmen, Reiserücktrittskosten-Versicherung, 2 000 Meilen Welcome Bonus Kartenduo aus Visa Card und Mastercard Wie Classic, zusätzlich Auslandsreiseversicherung
Kosten 120.– SFr. p.a.
220.– SFr. p.a.
700.– SFr. p.a.
140.– SFr. p.a 50.– Euro p.a. 85.– Euro p.a.
0.– Euro im ersten Jahr, dann 20.- Euro p.a. 0.– Euro im ersten Jahr, dann 50.– Euro p.a.
MEILEN AUSGEBEN Abflug Zürich Zürich Zürich Genf
Destination Bukarest Luxemburg Oslo St. Petersburg
Klasse Economy Economy Economy Economy
nen die Kunden dann überall ausgeben, wo Visakarten akzeptiert werden, also in rund 30 Millionen Läden weltweit. Der Haken an der Sache ist, dass bis jetzt nur eine einzige Airline mitmacht: Ethiad. Seit dem Start des Programms am 1. Oktober 2012 haben Etihad-Kunden bereits 220 Millionen. Meilen im Gegenwert von 1.4 Millionen Euro umgewandelt. Wenn man nachrechnet, ergibt dies 0.8 Rappen pro Meile, die Loylogic den Kunden auf der Prepaid-Karte gutschreibt.
Buchung 3.7. – 30.9.13 3.7. – 30.9.13 3.7. – 30.9.13 3.7. – 30.9.13
Reisezeit 8.7. – 16.10.13 8.7. – 16.10.13 8.7. – 16.10.13 25.7. – 16.10.13
Anzahl benötigte M & M-Meilen 10’000 10’000 10’000 10’000
Deutschland zweitgrösste Fluglinie Air Berlin prüft derzeit, ob sie das Programm ebenfalls einführen soll. Air Berlin könnte nun davon profitieren, dass sie ihr Bonusprogramm Topbonus vor kurzem an Etihad verkauft hat. Etihad, die beim Aufbau von PointsPay geholfen hat, geniesst aber derzeit eine befristete Exklusivität. Das Problem meiner bedrohten Miles & More-Meilen ist also noch nicht gelöst. Zurück auf Feld eins!
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SOCIAL MEDIA IST NICHT WERBUNG IM HERKÖMMLICHEN SINNE
Gefangen im Netz Dank Internet sind viele Informationen frei verfügbar – eine Herausforderung für Autoritätspersonen. Informationsarchitekt Oliver Reichenstein spricht am KMU-Tag 2013 über den Umgang mit der Digitalisierung. Ein Kernthema der Zukunft ist für ihn die Datensicherung.
INTERVIEW SALOME KERN
Sie sind Informationsarchitekt. Was bedeutet das? Oliver Reichenstein: Ein Informationsarchitekt strukturiert Information, oder genauer die Kommunikation zwischen einem Unternehmen, Produkt oder Service und ihren Kunden. Als erstes finden wir heraus, wie sich die interne und die externe Sicht auf ein Unternehmen, Produkt oder Service unterscheiden. Wie strukturiert man die Informationen so, dass a) der Kunde das auf der Webseite findet, was er erwartet, und b) diese Erwartung übertroffen wird? Das Ergebnis dieses ersten Schrittes ist üblicherweise ein Prototyp für eine Webseite, der die Struktur vorstellt. Was heisst üblicherweise? Wir haben bemerkt, dass Probleme in der Informationsarchitektur einer Webseite häufig darauf zurückführen, dass die Kommunikation innerhalb der Firma nicht funktioniert. Dass wir bei der Strukturierung von Webseiten bis tief in die interne Firmenkommunikation gehen und diese verbessern, ist eine junge Entwicklung; sie wird für uns aber immer wichtiger. Früher haben wir diese Dienstleistung – die man von einem Interface-Designer nicht erwartet – mitgeliefert. Im Lauf der Jahre haben wir aber festgestellt, dass eine Firma, die intern nicht effizient kommuniziert, dies umso weniger nach aussen leisten kann. Ihren Durchbruch haben Sie Zeitungshomepages zu verdanken. Wieso spricht Ihre Arbeitsweise Zeitungen an? Es gibt keine perfekte Informationsarchitektur: Es ist immer eine Frage des besten Kompromisses. Es ist hilfreich im Interaktionsdesign mit einem Kunden zu arbeiten, der sich auf eine Debatte einlässt. Zum einen streiten Journalisten gerne, zum anderen befinden sie sich wegen des digitalen Wandels sowohl in einer ökonomischen als auch in einer Identitätskrise. Es gibt in diesem Feld viel interessante Probleme zu lösen für uns. Was ist Journalismus heute und wie kommuniziert er in einem interaktiven Medium ökonomisch effizient und qualitativ hochstehend. Wer diese Probleme bei Zeitungen lösen kann, hat einen enormen Vorsprung. Was ist der Unterschied zwischen beispielsweise einer Online-Zeitung vor und nach einem iA-Design? Wir arbeiten nicht für den Kunden, um etwas schöner zu machen, wir wollen auch die Leistung verbessern. Was verändern wir? Die Webseite ist ökonomisch effizient, klar strukturiert und schnell; sie liest sich angenehm; als Besucher weiss man immer, wo man herkam, wo man ist und wo man hinkann. Heute haben wir technisch mehr Möglichkeiten in der Oberflächengestaltung, aber es gibt auch andere Herausforderungen. Sie gelten als «Star Designer» für Homepages. Was macht eine ansprechende Homepage aus?
Sie muss funktionieren. Mit digitalen Gestaltungswerkzeugen ist es einfach, dass etwas schnell hübsch aussieht – aber dann steht der Stil im Vordergrund. Wir konzentrieren uns darauf, wie Kommunikation und Interaktion funktioniert und man die Leistung eines Produkts so verbessert, dass es effizienter wird. Interessanterweise ergibt sich dann das Design meistens von selber. Wir wollen Webseiten nicht unseren Stempel aufsetzen – die Seite muss stilecht sein. Die Schönheit machen die Details aus, man spürt als Benutzer, dass sich jemand um die Einzelheiten gekümmert hat.
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Wenn heute
ein Professor referiert, können die Studenten in Echtzeit
Braucht jedes KMU eine Homepage? Ja, auch Kleinunternehmen brauchen eine Webseite. Es muss aber kein Top-Design sein, es gibt günstige Möglichkeiten. Ein Restaurant braucht nicht viel mehr als eine Telefonnummer, die Öffnungszeiten, ein Lageplan und ein, zwei Sätze zum Angebot. Unsere Kunden ärgern sich oft bei fremden Seiten über das, was sie auf der eigenen wollen. Häufig scheitern KMU daran, dass sie mit ihrer Webseite einen möglichst grossen visuellen Effekt erzielen wollen. Mittlere und grössere Unternehmen brauchen mehr Kontrolle über die eigenen Informationen. Ob Webseite, Mail oder interne Softwarelösungen, ab einer bestimmten Grösse muss seriös investiert werden. Das ist gerade in den letzten Wochen wieder besonders deutlich geworden.
im Internet nachprüfen, ob seine Aussagen stimmen»
Z U M K M U - TA G 2 0 1 3 Jedes Jahr treffen sich Akteure aus der Schweizer KMU-Landschaft in St. Gallen. Dieses Jahr ist es am 25. Oktober 2013 wieder so weit: Die elfte Auflage des KMU-Tages startet. Unternehmer Werner Kieser, die ehemalige Spitzenfussballerin und Sportmanagerin Katja Kraus und Hans «Hausi» Leutenegger, Promi und Firmengründer, sprechen von ihren eigenen Erfahrungen. Neben den Referaten ist auch der Austausch der Unternehmer ein wichtiges Ziel der Veranstaltungen. «KMU und ihr Potenzial – wie Kleine auch ganz Grosses erreichen können» Freitag, 25. Oktober 2013, 10 bis 17 Uhr (Workshops ab 9 Uhr), Olma Halle 9, St.Gallen Anmeldung unter www.kmu-tag.ch
Was meinen Sie damit? Jetzt nach den NSA-Enthüllungen ist Datensicherheit wieder ein zentrales Thema geworden. Viele hochwertige digitale Firmenangebote sind heute gratis, und das ist verführerisch, aber schon ein mittleres Unternehmen muss sich überlegen, wie es mit Datensicherheit umgeht. Ein Beispiel: Die DT Swiss AG produziert die weltweit besten Velospeichen. Den globalen Marketshare von 50 Prozent haben sie, so nehme ich an, aufgrund eines wichtigen Know-how-Vorsprungs. Datensicherheit müsste für die DT Swiss AG deshalb von höchster Bedeutung sein. Dropbox? Sicher nicht. Gmail? Eher nicht. Dasselbe gilt in verschiedenem Grade bei digitalen Unternehmen, Finanz-, Business-Consultingund PR-Dienstleistern.
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werden. Schon feine Kommunikationsfehler können schlimme Konsequenzen haben. Lieber keinen Twitteraccount als einen, der schlecht gemanagt ist. Sie haben den iA Writer entwickelt, ein App für störungsfreies Schreiben. Was bedeutet störungsfrei? Ich war MS Office Lehrer während meiner Studienzeit und habe unter anderem festgestellt, dass die Typografie ein Problem ist. Die lange übliche Standarddefinition «Times New Roman, Grösse 12» war zu klein und vom Ton her falsch gewählt. Das führte dazu, dass der Schreiber anfing mit Fonts zu spielen, statt zu schreiben. Der falsche Ton, also die sonst nur im Druck gebrauchte Serifenschrift, gab dem Schreiber das Gefühl, der Text wäre fertig. Wieso fertig? Jede Schrift hat einen gewissen Ton. Eine proportionale Serifen-Schrift suggeriert Fertigkeit, gewissermassen schon das Gut-zum-Druck (Anm. d. Red. Serifen sind die Endstriche eines Buchstabens). Eine Monospace-Schrift liest sich langsamer, und vermittelt eine andere Stimmung. Dass man sich nicht mit Schriftart, Schriftgrösse, Zeilenabstand beschäftigen muss, ist der entscheidende Punkt beim störungsfreien Schreiben. Dass man schreiben kann, ohne an anderes als an das zu denken, was man schreiben will. Microsoft Word ist sehr unübersichtlich, es hat zu viele Funktionen. Man setzt sich zu stark mit Knöpfen Schriften und Funktionen auseinander, statt dass man sich um den Inhalt kümmert. Deshalb, und nicht weil wir alles besser wissen, kann man bei iA Writer keine Schriften einstellen. Wir brechen das Schreiben auf die Essenz herunter. Die Anwendung gibt es seit drei Jahren, wir sind die meist verkaufte Schreibapplikation hinter den Apple-Produkten. Dieses Jahr folgt ein grosses Update. In der digitalen Welt ist in den vergangenen Jahren viel passiert. Was erwarten Sie als nächstes? Vor zehn Jahren wurde unter dem Stichwort Web 2.0 ein neues Zeitalter der Kommunikation angekündigt. Alles sollte anders und besser werden. Die Revolution hat den Kreis geschlossen und droht nun ihre Kinder zu fressen. Private sowie Unternehmens-Kommunikation ist heute anders, aber nicht unbedingt besser oder ehrlicher. PR-Agenturen haben aufgerüstet und neue Wege gefunden, mit Personasoftware die öffentliche Meinung zu manipulieren. Der Privatmensch hat seine Privatsphäre aufgegeben und wir alle kleben Tag und Nacht an irgendeinem Schirm. Statt befreit und vernetzt zu sein, ist der Bürger ins Netz gegangen, im Netz gefangen, gezwungen sich mit einem Berg an Bullshit auseinanderzusetzen. Wir haben nicht zu viel Informationen, sondern zu viel Junkinformationen. Das Bedürfnis, dass man sich zuweilen ganz aus dem Netz zurückziehen will, wird grösser.
ZUR PERSON Welchen Einfluss hat Social Media auf den Unternehmensauftritt? Social Media ist Werbung. Es ist aber nicht Werbung im herkömmlichen Sinne, und da beginnen die Schwierigkeiten. Vor drei Jahren existierte die Fantasie: Man muss einen Facebook- oder Twitteraccount öffnen, und das Unternehmen wird berühmt. Dann merkte man, dass es halt ein paar Angestellte braucht, die posten. Dann hiess es, dass es Social-Media-Experten brauche. Und jeder, der einen Twitter und Facebook-Account hatte, war so ein Experte. Die Realität ist etwas anders: An den Social Media Kanälen müssen die besten Kommunikationsexperten und Supportleute sitzen. Dann ist Social Media ein guter Werbe- und Supportkanal. Sonst kann es schnell auch zu einer PR-Bedrohung
Oliver Reichenstein (42) ist CEO der Information Architects GmbH. Er hat an der Universität Basel ein Philosophiestudium abgeschlossen.
Foto: zVg
Sie referieren am KMU-Tag über Unternehmensführung in einer Zeit ohne Oben und Unten. Was meinen Sie damit? Ich spreche am KMU-Tag darüber, wie sich die Hierarchien geändert haben und wie Unternehmen damit umgehen können. Als Vorgeschmack: Wenn heute ein Professor referiert, können die Studenten in Echtzeit im Internet nachprüfen, ob seine Aussagen stimmen. Dasselbe gilt für den Chef in der Firma, die Werbemessage am TV oder das PR-Release in der Inbox eines Zeitungsredaktors. Die Auflösung der klassischen Informationshierarchien hat dazu geführt, dass sich verfilzte Strukturen schneller auflösen. Was bedeutet all das für Unternehmen? Ein Grossunternehmen ist extrem angreifbar geworden durch die Transparenz. KMU haben die Chance mit überschaubarem Aufwand effiziente Marktkommunikation zu tätigen. Gleichzeitig täuscht man sich, wenn man glaubt, dass man mit einem tollen Internet-Trick automatisch geschäftlich erfolgreich ist.
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UZ l MARKETING
TV-WERBUNG BLEIBT WICHTIGER
Online-Werbung hinkt hinterher Marken müssen etwas tun, um Aufmerksamkeit von Kunden in digitaler Welt zu erhalten.
Die klassischen Werbekanäle werden von den Konsumenten in Deutschland gegenüber Online-Werbung bevorzugt: So erklären zwei Drittel der Deutschen, dass TV-Werbung wichtiger für sie sei als Online-Anzeigen. Das ergab die aktuelle Studie «Click Here: State of Online Advertising» von Adobe. Edelman Berland führte in Deutschland, Grossbritannien und Frankreich eine OnlineBefragung unter insgesamt 3750 Erwachsenen durch, darunter 3000 allgemeine
Anwender und 750 Marketing-Entscheider. Trotz der Tatsache, dass laut Bitkom fast zwei Drittel der Deutschen online shoppen, empfinden 62 Prozent der Befragten Werbung im Internet als ärgerlich, 34 Prozent als überall verteilt oder 31 Prozent als störend. Nur eine kleine Gruppe sagt, dass OnlineAnzeigen überzeugend, intelligent oder auffällig sind. «Kreative Agenturen haben in den vergangenen Jahrzehnten traditionelle Werbung perfektioniert. Sie ist ein Bestandteil unseres täglichen Lebens und wir sind alle mit Fernseh-, Zeitschriftenund Radiowerbung aufgewachsen», kommentiert Mark Phibbs, Vice Presi-
PERSONALISIERTE WERBUNG Deutsche Anwender haben eine neutrale (46 Prozent) oder positive (44 Prozent) Haltung zu Webseiten, die eine Kaufhistorie nutzen, um personalisierte Empfehlungen zu geben. Besonders gut machen dies vor allem Online-Marken wie Amazon, Google oder Zalando. Es gibt jedoch eine schmale Grenze bei der Konsumerisierung: Die Studie belegt, dass Nutzer über die Menge an Daten besorgt sind, die über ihr OnlineVerhalten gesammelt wird. 64 Prozent sagen, dass sie bei gezielter Werbung, die auf diese Informationen zurückzuführen ist, ein gruseliges Gefühl haben. «Unsere Studie ist ein wichtiges Alarmzeichen für Marken. Online Werbung erfordert eine direkte Kommunikation mit Kunden, während traditionelle Werbung Botschaften verbreiten», resümiert Phibbs.
dent Emea Marketing bei Adobe. Was funktioniert: Storytelling In der Werbung haben Inhalte die grösste Überzeugungskraft. Dabei
spielt der Kanal keine Rolle. Marken sollten beachten, was Konsumenten ansprechend finden: 73 Prozent der Deutschen sagen, dass Anzeigen eine einzigartige Geschichte erzählen sollen, statt nur
das Produkt zu verkaufen, ebenso beliebt ist nur noch ein schönes Werbemotiv. Humor spielt ebenso eine grosse Rolle: Für 82 Prozent sind lustige Anzeigen effektiver als «sexy» Motive. 47 Prozent meinen, dass professionell gestaltete Werbung am effektivsten sei. Obwohl Konsumenten noch nicht an Soziale Medien als Werbekanal gewöhnt sind, zeigt die Studie von Adobe weitere Möglichkeiten für Marken, um Konsumenten über diese Kanäle einzubinden: Von den Teilnehmer aus Deutschland, die bereits Social Media genutzt haben, haben 49 Prozent bereits einen Markennamen »geliked».
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MARKETING l UZ MARKE DES MONATS: BEATRICE MÜLLER
Personal Brand VON STEFAN VOGLER
DER AUTOR Stefan Vogler berichtet über die aktuelle Markenführung einer grossen oder kleinen, globalen, nationalen oder lokalen, altbewährten, aufgefrischten oder neuen Marke. www.markenexperte.ch Marke des Monats im September 2013:
www.beatricemueller.com
Die deutsche TV-Moderatorin Anne Will erzielt 411 000 000 Google-Einträge. Soviel schafft die hiesige Beatrice Müller nicht. Gemessen an Maybritt Illner (507 000), Sabine Christiansen (313 000) oder Sandra Maischberger (78 000) sind die 6 220 000 Suchresultate für unsere Ex-Tagesschaumoderatorin aber beeindruckend. Doch Bekanntheit alleine macht noch niemanden zum «Personal Brand». Auf tel.ch sind 31 684 «Müller» und 245 «Beatrice Müller» eingetragen. Menschen, die zu starken Marken wurden, mussten sich genauso profilieren und differenzieren
wie Produkte, Services oder Unternehmen. Stellvertretend für Persönlichkeiten, die wir kennen, gut finden und die damit unsere Präferenz in irgend einem Bereich erlangten, habe ich jene Dame auserwählt, die während Jahrzehnten fast täglich in der «Tagesschau» zu sehen war. Beatrice Müller hat in uns hervorgerufen, was alle «Personal Brands» schaffen: Wir glauben sie zu kennen, wir meinen viel über sie zu wissen und wir anerkennen ihre Leistungen. Im Falle einer Moderatorin ist die Ausstrahlung wichtig. Aber die attraktive Erscheinung alleine macht noch keine Person zur Persönlichkeit.
Und kein Produkt zur Marke. Beatrice Müller ist auch in hektischen Sendungen souverän geblieben. Sie hat unvorbereitete Situationen oder schwierige Themen wie zuletzt die Papstwahl gemeistert. Dank ihrem selbstbewussten Understatement hat sie sich stets in den Dienst der Nachricht gestellt. Diese Eigenschaft zeichnet Personen aus, die zu Marken wurden. Solche Persönlichkeiten fühlen sich der Aufgabe verpflichtet. Sie stellen sich selbst nicht in den Vordergrund und erlangen damit die Herzen der Bevölkerung. Beatrice Müller hat mit Kompetenz und Sympathie Vertrauen gewonnen und ist zur Marke geworden. Sie hat sich Ende Juni vom TV verbschiedet. Nun stellt sie sich in den Dienst anderer und hilft ihnen als
N EWS AU S D ER M A R K E N W E LT Best Global Green Brands by interbrand.com: 1. Toyota (2012: 1.) 2. Ford (15.) 3. Honda (3.) 4. Panasonic (6.) 5. Nissan (23.) 6. Johnson & Johnson (2.) 7. Volkswagen (4.) 8. Danone (9.) 9. Nokia (20.) 10. Dell (7.) 11. Sony (18.) 12. HP (5.) 13. BMW (10.) 14. Nestlé (-) 15. Adidas (22.) 16. Samsung (25.) 17. Mercedes-Benz (16.) 18. Siemens (8.) 19. Coca-Cola (23.) 20. L’Oreal (14.)
Mediencoach, authentisch aufzutreten. Gut möglich, dass einige davon zum «Personal Brand» werden.
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UZ l RECHT
V O R S O R G E A U F T R A G M A C H T U N A B H Ä N G I G V O N S TA AT L I C H E R B E V O R M U N D U N G
Urteilsunfähigkeit kann jeden treffen Mit dem neuen Erwachsenenschutzrecht kann jeder selbstbestimmt vorsorgen, falls er urteilsunfähig wird. Für persönliche Verhältnisse kann etwa ein Familienangehöriger eingesetzt werden, für Vermögens-Angelegenheiten eine Fachperson.
TEXT CLAUDIA SCHOCH
Möglichst lange physisch und geistig gesund und auch im hohen Alter selbständig bleiben, ist der Wunsch aller Menschen. Der Gedanke an Gebrechlichkeit und verminderte oder gar völlige Urteilsunfähigkeit ängstigt. Diese Ängste sind heute präsenter als in früheren Generationen; denn wir wissen, dass wir älter werden als die Menschen vor uns. Demenz ist daher eine Krankheit, die öfter auftritt und für viele zur Realität wird. Jeden kann das Schicksal ereilen Doch nicht erst, wenn wir alt sind, sondern bereits während der beruflich aktiven Lebensphase kann eine Situation vorübergehender oder dauernder Urteilsunfähigkeit eintreten. Ein Schlaganfall, ein Unfall, ein Koma können eine vorübergehende oder dauernde Beeinträchtigung unserer geistigen Leistungsfähigkeit zur Folge haben. Insbesondere Selbstständige sollten in dieser Hinsicht Vorsorge betreiben. An die finanziellen Folgen eines Arbeitsausfalls wird oft gedacht. Auch weiss man, dass es wichtig ist, sich rechtzeitig um die Nachfolge des Unternehmens zu kümmern und für den Fall des Todes über den Nachlass zu bestimmen. Seit Anfang Jahr gibt das neue Recht zum Erwachsenenschutz, welches das während hundert Jahren kaum veränderte Vormundschaftsrecht ablöste, nun auch ein Instrument in die Hand, um selbstbestimmt für den Fall einer Urteilsunfähigkeit und damit einer Handlungs- und Geschäftsunfähigkeit vorzusorgen. Es wurde der Vorsorgeauftrag geschaffen. Damit lässt sich verhindern,
dass staatliche Behörden plötzlich die Angelegenheiten einer Person regeln, die dauernd oder vorübergehend urteilsunfähig wird. Ein selbstverfasster Auftrag Als neues Prinzip ermöglicht das neue Erwachsenenschutzrecht, dass jeder selber im Voraus natürliche oder juristische Personen bestimmen kann, die sich um seine persönlichen und vermögensrechtlichen Angelegenheiten kümmern. Diese können ermächtigt werden, die urteilunfähige Person rechtlich zu vertreten. Doch dazu muss man einen Vorsorgeauftrag verfassen. Dieser lässt sich individuell, den konkreten Gegebenheiten angepasst, ausgestalten. Der Verfasser kann verschiedene Personen für spezifische Aufgabenbereiche einsetzen – für die persönlichen Angelegenheiten ein Familienmitglied oder enger Freund und für die vermögensrechtlichen eine Fachperson. Dabei ist es zweckmässig, die beauftragten Personen zu informieren. Im Vorsorgeauftrag kann auch ein Honorar festgelegt werden. Das Gesetz selbst geht von einer angemessenen Entschädigung aus, allerdings nur insofern als dies mit Rücksicht auf den Umfang der Aufgaben als gerechtfertigt erscheint. Der Vorsorgeauftrag kann verfasst werden wie ein Testament. Er muss vollständig von Hand geschrieben und mit Datum und Unterschrift versehen werden. Auch eine öffentliche Beurkundung durch den Notar ist möglich. Bei einer umfangreichen und detaillierten Regelung eigent sich das besser. Eine spätere Abänderung ist jederzeit möglich,
Demenz ist eine häufige Krankheit. Dank dem neuen Erwachsenenschutzgesetz kann vorgesorgt werden.
Foto: Bilderbox.de
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ben oder vom Notar beurkundet werden. Wenn der Vorsorgeauftrag beim Zivilstandsamt der Wohngemeinde registriert ist, können die Behörden bei Urteilsunfähigkeit schnell klären, ob ein solcher besteht. Der Verfasser kann den Auftrag aber auch bei einem Anwalt oder einer andern vertrauenswürdigen Einrichtung hinterlegen – wo, ist jedem selbst überlassen. Die Kantone haben dazu ferner spezielle Stellen, meist die Kindes- und Erwachsenenschutzbehörden (KEBS), ernannt. Unterstützung durch die Angehörigen Wenn die urteilsunfähige Person nicht vorgesorgt hat oder der Beauftragte das Mandat ablehnt, greift die gesetzliche Regelung. Diese rückt die Sorge für urteilsunfähige Menschen enger an die Familien heran. Der Ehegatte oder eingetragene Lebenspartner vertritt laut Gesetz seinen urteilsunfähigen Partner bei den ordentlichen Verwaltungstätigkeiten und bei medizinischen Eingriffen. Dies aber nur, wenn sie einen gemeinsamen Haushalt führen oder sich regelmässig persönlich Beistand leisten. Der Partner darf dabei unter Umständen auch die Post öffnen. Für ausserordentliche Vermögensverwaltungen benötigt er aber eine behördliche Einwilligung. Im neuen Recht steht bei der gesetzlichen Regelung die Selbstbestimmung im Zentrum. Nur so viel (staatliche) Vorsorge soll greifen, wie tatsächlich erforderlich ist. Das bedeutet, dass die Beistandschaften jeweils je nach den Fähigkeiten, für sich selbst und seine Angelegenheiten zu sorgen, unterschiedlich ausgestaltet werden.
muss aber ebenso in einer der gesetzlich vorgeschriebenen Formen vorgenommen werden. Ein gänzlicher Widerruf kann durch die Vernichtung der Urkunde erfolgen. Im Internet finden sich zahlreiche Formulare zu einem Vorsorgeauftrag. Diese können als Vorlagen dienen, der Verfasser muss sie aber meist noch anpassen. Damit sie gültig sind, müssen die Vorlagen entweder von Hand abgeschrie-
Professionalisierung der Behörden Für die Kantone bedeutete die Umsetzung des neuen Rechts einen gewissen Aufwand. Sie mussten auf Anfang Jahr die speziellen Kindes- und Erwachsenenschutzbehörden (KESB) einrichten. Von grösseren Einführungsproblemen ist bisher nichts bekannt. Den Vorteil der Reform sehen Fachleute in mehr Transparenz und in der gezielten Professionalisierung des Vormundschaftswesens. An die Stelle der politischen Behörden traten neu Fachstellen mit entsprechend ausgebildeten Mitarbeitern, Juristen sowie Sozialarbeitern. Sobald die Erwachsenenschutzbehörde erfährt, dass eine Person urteilsunfähig sei, hat sie zu prüfen, ob dies auch tatsächlich zutrifft. Sie klärt ab, ob ein gültiger Vorsorgeauftrag vorliegt, und überprüft die Eignung der eingesetzten Personen. Die KESB weist die Beauftragten auf ihre Pflichten hin und händigt ihnen eine Urkunde aus, die ihre Befugnisse ausweist. Wenn sie die Interessen der urteilsunfähigen Person gefährdet sieht, schreitet sie ein.
DIE AUTORIN Dr. Claudia Schoch ist Rechtsanwältin in der Anwaltskanzlei Stiffler und Partner in Zürich. Nebst Arbeitsrecht beschäftigt sie sich unter anderem mit Persönlichkeitsschutz und Medienrecht.
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UZ l UNTERNEHMERFORUM
WEITSICHTIGE PLANUNG DER FIRMENÜBERNAHME
«Ich werde Unternehmer» Die Übernahme eines Unternehmens ist ein grosser Schritt. Wie aber lässt sich der Traum vom eigenen Unternehmen finanzieren? Wie kann die Bank den Übernahmeprozess begleiten? Und was ist dabei zu beachten?
TEXT STEFAN MARTHALER
Rund 70 000 KMU stehen in den nächsten fünf Jahren vor dem Generationenwechsel. Gemäss einer kürzlich publizierten Studie übernimmt nur bei 40 Prozent der Unternehmen ein Familienmitglied die Leitung. In 20 Prozent der Fälle kommt es zu einer firmeninternen Nachfolge innerhalb des Managements. 40 Prozent der Übernehmer sind externe Käufer. Damit, so mag sich ein Manager sagen, stehen die Zeichen gut, dass sich der Traum vom eigenen Unternehmen verwirklicht. Wie so mancher Traum lässt sich dieser nicht ohne das nötige Kapital realisieren. Die Suche nach einer Finanzierung hängt von vielen Faktoren ab und ist – gerade bei familienexternen Firmenübernahmen – ohne einen verlässlichen Bankpartner nur selten erfolgreich. Was müssen die zukünftigen Unternehmer berücksichtigen? Unternehmerpersönlichkeit und Umfeld Die Kompetenzen des Kaufinteressenten – Fachwissen, berufliche Erfahrung und Persönlichkeit – bilden die Basis für die anspruchsvolle Arbeit als Unternehmer. Ebenso wichtig sind Engagement und Herzblut. Nebst vielen Fragen rund um den Businessplan muss er den emotionalen Faktoren der Übernahme besondere Aufmerksamkeit schenken: Der bisherige Eigentümer muss sein Lebenswerk loslassen. Der Käufer muss die Schlüsselmitarbeiter gewinnen. Die eigene Familie sollte das Projekt unterstützen. Und die Kunden und Lieferanten sind davon zu überzeugen, dass sich die Fortführung der Geschäftsbeziehung lohnt. Die Breite
Der Unter nehmer stellt die Weichen für die Zukunft selber. Foto: Bilderbox.de
KLAUSUR NACHFOLGEPLANUNG Sie setzen sich intensiv zwei Tage mit allen relevanten Themen, die eine Unternehmensnachfolge mit sich bringen, auseinander. Die Klausur richtet sich an Unternehmer und Berater/innen, die sich mit Unternehmensnachfolgeplanung auseinandersetzen. 22./23. Oktober 2013 im Grand Resort Bad Ragaz Weitere Informationen und Anmeldung unter www.unternehmerforum.ch Foto: zVg
der unternehmerischen Tätigkeit setzt oftmals eine Übernahme durch mehrere Unternehmer voraus. Dabei ist entscheidend, dass sich diese entsprechend ihrer Fähigkeiten und Aufgabengebiete ergänzen. Für den Umgang mit Zielkonflikten oder Uneinigkeiten sollten sie Verhaltensweisen festlegen. Sehr wertvoll sind erfahrene, aktive Verwaltungsräte. Weitsicht zeigt, wer sich auf seine Stärken konzentriert und sich bei Bedarf durch spezialisierte Berater unterstützen lässt. Tragbare Finanzierungslösung Bei einer Firmenübernahme kommt dem Eigenkapital eine grosse Bedeutung zu. Je anfälliger die Branche auf konjunkturelle Veränderungen reagiert, desto mehr Eigenkapital benötigt die Firma.Dasselbe gilt, wenn die Unternehmung über Immobilien und damit über eine hohe Substanz verfügt, die den Kaufpreis erhöht. Grundsätzlich sollte der Käufer mit ungefähr 30 bis 50 Prozent eigenen Mitteln rechnen. Die Höhe und die Verzinsung des Fremdkapitals richten sich neben qualitativen Faktoren nach der Ertragslage, den Zukunftsaussichten und den Sicherheiten. Grundsätzlich gilt die Faustregel, dass die Fremdfinanzierung innerhalb von vier bis sechs Jahren aus dem operativen Ergebnis des Unternehmens zurückgeführt werden soll. Oft klafft zwischen Eigenkapital und klassischer Bankfinanzierung eine Lücke. Der Inhaber
kann diese durch Aktionärs- und Verkäuferdarlehen sowie durch eine mezzanine Finanzierung der Bank schliessen. Offene Kommunikation und frühe Kontaktaufnahme Für den Bankpartner ist es entscheidend, das er die Übernahmestruktur, das Geschäftsmodell sowie die Ideen und Bedürfnisse des Unternehmers kennt und versteht. Damit er das erreicht und ein Vertrauensverhältnis aufbaut, sollten die Parteien die Karten offen auf den Tisch legen. Wichtig ist aber vor allem eines: Eine frühzeitige Kontaktaufnahme mit der Bank schafft Klarheit über mögliche Finanzierungsvarianten. Der Käufer kann die Verhandlungen mit dem Verkäufer konkretisieren, den zeitlichen Ablauf optimieren und Kosten sparen. Der zukünftige Inhaber muss die Firmenübernahme mit Weitsicht planen. Denn der Schritt vom Manager zum Unternehmer ist einmalig und eine bedeutende Weichenstellung für die Zukunft.
DER AUTOR
Stefan Marthaler ist im Corporate Finance bei der Zürcher Kantonalbank tätig.
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V E R A N S TA LT U N G E N Unser KMU SWISS Podium findet dieses Jahr im neuen CAMPUSSAAL Kultur + Kongresse in Brugg-Windisch am 05. September 2013 statt! Mit spannenden Referenten zum Thema «Teamwork und Leadership» und einem - anschliessend – gemütlichen Dinner weihen wir den neuen Saal ein und lassen den Abend gemeinsam ausklingen! 23.08.2013
Anlassbesuchstraining; Im Vorfeld zum Podium findet ein Halbtages-Workshop statt!
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UZ l NETZWERKE
AUS DEM ARBEITSRECHT
Ferienlohn und Ferien-Abgeltungsverbot Foto: Bilderbox.de
VON STEFANIE MEIER-GUBSER
DIE AUTORIN
Stefanie MeierGubser, lic. iur., Fürsprecherin, Centre Patronal, Kapellenstrasse 14, Postfach 5236, 3001 Bern, +41 31 390 99 09, +41 31 390 99 03, smeier@centrepatronal.ch, www.centrepatronal.ch
Jeder Arbeitnehmer hat Anspruch auf mindestens vier Wochen bezahlte Ferien pro Dienstjahr (auf fünf Wochen bis zum vollendeten 20. Altersjahr). Davon müssen wenigstens zwei Wochen zusammenhängen. Der Ferienlohn ist grundsätzlich dann auszubezahlen, wenn die Ferien effektiv bezogen werden. Dies gilt insbesondere auch für Arbeitnehmer, die im Stundenlohn angestellt sind. Entgegen einer weitverbreiteten Praxis lässt die Rechtsprechung die Auszahlung des Ferienlohns als Zuschlag (zum Beispiel 8.33 Prozent bei vier Wochen Ferien und Fünftagewoche) nur zu, wenn dieser aufgrund sehr unregelmässiger oder zeit-
ernd und regelmässig ausgerichtete Zulagen zum Ferienlohn und allenfalls eine Entschädigung für ausfallenden Naturallohn. Ebenfalls gehören variable LohnbeDer Ferienlohn muss dem Lohn standteile grundentsprechen, den der Arbeitnehsätzlich zum Ferimer erhielte, würde er arbeiten. enlohn, sofern der ferienbedingte Ausfall lich stark schwankender nicht kompensiert wird: Arbeitszeiten nicht zuverZum Beispiel durch entlässig eruiert werden kann. In diesem Fall muss der sprechende Geschäfte vor Ferienzuschlag in der respektive nach den Ferien Lohnabrechnung separat oder durch einen Stellvertreter. ausgewiesen sein. Ferien müssen während Der Ferienlohn muss des Arbeitsverhältnisses in dem Lohn entsprechen, natura bezogen und dürfen den der Arbeitnehmer – auch mit Einwilligung erhielte, würde er arbeiten. des Arbeitnehmers – nicht Daher gehören auch dau-
durch Geld oder andere Vergünstigungen ersetzt werden. Diese Regelung gilt genauso für Stundenlöhner. Auch sie müssen ihre Ferien effektiv beziehen. (Lässt sich der Ferienlohn bestimmen, erhalten sie diesen während der Ferien, wird der Ferienlohn als Zuschlag ausbezahlt, erhalten sie während der Ferien kein Geld.) Eine Ausnahme ist nur zulässig bei sehr kurzen Arbeitseinsätzen. Bezieht der Arbeitnehmer die Ferien nicht, riskiert der Arbeitgeber, den darauf entfallenden Lohn bei Vertragsende auszahlen zu müssen – selbst wenn sie bereits als Zuschlag auf dem Stundenlohn geleistet wurden (Doppelzahlung).
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10 FRAGEN AN l UZ
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C H R I S T O P H A B T, W W W. W E C H S E L S T U B E . C H
Kein typischer Devisenhändler 1. Warum sind Sie Unternehmer geworden? Viele wollen Unternehmer werden, aber die Hauptfrage ist immer: Mit welcher Geschäftsidee kann ich auch Erfolg haben? Erst mit der Einführung des Euros im Jahre 1999 wurde meine lang gehegte Geschäftsidee www.wechselstube.ch realistisch. Als Devisenchef einer Grossbank wusste ich damals, dass die Devisenkurse für Kleinbeträge bei den Banken untragbar teuer geworden waren und eine neue, wesentlich kostengünstigere Lösung über Internet möglich wäre. Auf der Bank konnte ich meine Vision nicht umsetzen, also wurde ich Unternehmer. 2. Wenn nichts unmöglich wäre, was wäre Ihr Traumjob? Ich lebe heute meinen Traum, ganz ehrlich. 3. Was mögen Sie nicht an Ihrer Branche? Ich bin strikte gegen die Spekulation im Devisenhandel. Nicht einmal Profis können heute prognostizieren, wohin die Währungen sich bewegen. 4. An welches Ereignis in Ihrer Karriere erinnern Sie sich am liebsten? Mein schönstes Erlebnis war unsere Pressekonferenz im Jahre 1999. Damals war die Presse enorm interessiert am Thema E-Commerce und Euro. So viele Journalisten sind gekommen und unser Haus war voll, einfach genial! 5. Was war Ihr grösster Fehlentscheid? Es war für meine Grossbankenkarriere sicherlich nicht hilfreich, dass ich nie ausserhalb der Schweiz arbeiten wollte. 6. Welche Persönlichkeit hätten Sie schon immer einmal gerne getroffen? Udo Lindenberg. Nein, lieber den «Devisenflüsterer», dann hätte ich einen neuen Traumjob, nämlich Devisenspekulant! (lacht)
CHRISTOPH ABT Unternehmen: Die kmuOnline ag ist spezialisiert auf weltweiten Zahlungsverkehr in Fremdwährungen. Unter wechselstube.ch bietet die kmuOnline ag eine Internetplattform für Schweizer Importeure und Exporteure, um Zahlungen in Fremdwährungen in Auftrag zu geben und zum Kauf oder Verkauf von Devisen. Position: Inhaber und Delegierter des Verwaltungsrates Erster Job und Werdegang: Im Alter von 15 Jahren selbständiger Importeur von Western Hüten, Banklehre und Offiziersausbildung, Devisenhändler Schweizer Grossbank, Leiter Devisen-Kundenhandel US-Grossbank, Leiter Devisenhandel Schweizer Grossbank, 1999 Gründung kmuOnline ag Ausbildung: 3-jährige kaufmännische Lehre beim Schweizerischen Bankverein in Basel Liebstes Hobby: Segeln Zivilstand: Verheiratet, 2 erwachsene Söhne
See. Die Wasserqualität erhalte ich durch Wasserpflanzen und Wassertiere. Negativen Stress baue ich ab, wenn ich im oder am Wasser bin.
7. Worüber können Sie sich ärgern? Ich ärgere mich darüber, wenn sich Menschen egoistisch oder rücksichtslos verhalten. Mein Motto «man muss Menschen mögen» wurde mir von meiner Mutter in die Wiege gelegt. Wenn man die Menschen um sich mag, geht alles viel einfacher. 8. Wie erholen Sie sich vom Stress? Ich baue seit Jahren an meinem eigenen
Foto: zVg
9. Was zeichnet die Schweizer Wirtschaft aus? Die Schweizer Wirtschaft zeichnet sich meiner Meinung nach durch die vielen kleinen «K» der KMU aus. Ich spüre täglich die guten Ideen, die Zuverlässigkeit und die Seriosität unserer Kleinfirmen.
Wechselstube.ch bedient mehrere tausend «K» in der Schweiz, ich weiss genau, von wem ich rede. 10. Was wünschen Sie sich für die Schweiz? Ich wünsche mir, dass die Schweiz im Ausland wieder Vorbild wird, ohne wenn und aber. Zu den Zeiten meiner Sprachaufenthalte in Paris und Chicago waren viele schwer beeindruckt, nur weil ich Schweizer war.
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UZ l SWISS VENTURE CLUB (SVC)
ROCHESTER-BERN EXECUTIVE MBA
Win-Win für alle Beteiligten Wenn eine Führungskraft ein international anerkanntes Executive MBA-Programm (EMBA) besuchen möchte, so stehen Argumente wie vertieftes Managementwissen, karriereförderndes Netzwerk und prestigeträchtiger Titel im Vordergrund. Welche Vorteile aber bringt ein EMBA für den Arbeitgeber mit sich? – Ein kurzer Einblick am Beispiel des Rochester-Bern Executive MBAs.
ROCHESTER-BERN EXECUTIVE MBA Das Rochester-Bern Executive MBA wird seit 1995 von den Universitäten Rochester (New York, USA) und Bern angeboten und zählt zu den Top-Programmen in der Schweiz. Parallel zu ihrem Beruf erwerben die Teilnehmenden in 18 Monaten theoretisches und praktisches Managementwissen auf höchstem Niveau sowie zwei Universitätsabschlüsse. Zu den Stärken des Programms gehören die international ausgewiesenen Dozierenden und die auf die Bedürfnisse von Führungskräften abgestimmte Methodik (Anwendbarkeit). Die objektive Qualität wird gesichert von AACSB International (Association to Advance Collegiate Schools of Business, Institution für das Qualitätsmanagement von Aus- und Weiterbildungsinstitutionen).
Die Abschlussklasse 2013 freut sich über die Graduation.
TEXT PETRA JOERG
Nicht alle Unternehmer sehen es gern, wenn ihre Kadermitarbeitenden ein Executive MBA-Studium (EMBA) ins Auge fassen. Man fürchtet die Kosten, den Zeitaufwand und die Gefahr des Abwanderns: «Sobald sie den Abschluss in der Tasche haben, gehen diese Leute ja sowieso», ist ein oft gehörtes Argument. Doch bringt der EMBA wirklich nur Nachteile für den Arbeitgeber? Drei triftige Argumente sprechen dagegen. Unternehmerischen Gesamtblick erwerben «Das Rochester-Bern Executive MBA hat mir dabei geholfen, ein Unternehmer zu werden», sagt Erich Steiner, CEO des mittelständischen Unternehmens Pavag Folien in Nebikon. Die Dozenten hätten es verstanden, die verschiedensten Aspekte des Managements unter ein Gesamtdach zu integrieren. «Heute weiss ich, wie Strategie, Organisation, Marketing, Führung und Finanzen harmonisch zusammenspielen – und das alles im Kontext des nationalen und internationalen ökonomischen Umfeldes», ergänzt Steiner. Dieser Gesamtblick helfe ihm, sämtliche Situationen seines Führungsalltags als CEO zu meistern, dies zum Vorteil seines Unternehmens in einer eher herausfordernden Wirtschaftslage.
Foto: zVg
Unter Druck gute Ergebnisse erzielen Doch nicht nur das ganzheitliche Verständnis des Geschehens im und um das Unternehmen herum lernt man im EMBA-Programm. Auch die persönliche Arbeitsweise ändert sich im Studium. «Im Rochester-Bern Executive MBA habe ich meine Fähigkeit vertieft, unter Druck zu guten Ergebnissen zu gelangen», sagt Roland Heiniger, Managing Director bei Credit Suisse. Doch es gehe um weit mehr als nur die Steigerung der eigenen Effizienz. «Im Programm habe ich mit Leuten aus den verschiedensten Branchen und Ländern zusammengearbeitet», fügt Heiniger hinzu. In solchen Teams erwerbe man Führungsfähigkeiten, die nicht nur einem selbst, sondern auch dem Arbeitgeber nützen würden. Neues Wissen gezielt anwenden Neben dem unternehmerischen Gesamtblick und der Verbesserung von Effizienz und Führung bringt ein EMBA-Programm aber auch neue Erkenntnisse ins Unternehmen. «Das Rochester-Bern Executive MBA fördert gezielt den Wissenstransfer», sagt Claudio Loderer, Professor für Finanzmanagement an der Universität Bern und Akademischer Direktor des Programms. In Projekt- und Prüfungsarbeiten übertragen die Teilnehmenden das
Gelernte auf Situationen in ihrem Arbeitsumfeld, mit direktem Nutzen für ihr Unternehmen. «Die Arbeiten werden von den Dozenten begleitet und begutachtet», ergänzt Loderer. Viele der Ideen würden später eins zu eins umgesetzt. In solchen Fällen sei eine Art Consulting für das Unternehmen in den Programmkosten inbegriffen. Die Kurzanalyse zeigt, dass der Weiterbildungswunsch von Kadermitarbeitenden durchaus Vorteile für den Arbeitgeber mit sich bringen kann. Dies gilt umso mehr, wenn ein Unternehmen das Studium als Teil eines Karriereplans betrachtet und dem EMBA-Absolventen nach dem Abschluss zusätzliche Verantwortung überträgt oder den nächsten Karriereschritt wenigstens in Aussicht stellt. Spätestens dann gewinnen beide, Führungskraft und Unternehmen.
DIE AUTORIN Petra Joerg ist promovierte Betriebswirtin und seit 2006 Managing Director von Rochester-Bern Executive Programs. Mehr Information zum Programm findet sich auf www.executive-mba.ch.
KAPITALMARKT l UZ
companymarket.ch
Zum Verkauf angeboten Handels- und Montagefirma zu verkaufen (2455) Die Firma ist in der ganzen Schweiz tätig und verfügt über Verkaufsstandorte in der Ost- sowie Westschweiz. Die Firma verfügt über ein eigenes Büro- und Werkstattgebäude am Hauptsitz und ist seit 40 Jahren erfolgreich am Markt. Die Firma gehört schweizweit zu den drei grössten Playern in der Branche. Verkaufspreis CHF 3 Mio. Nachfolgeregelung – Kosmetik Branche (2574) Sehr gut etabliertes, stark wachsendes Unternehmen als Existenz für aktive Unternehmer/in, oder als Erweiterung Ihrer Aktivitäten oder Diversifikation.Vom Start weg rentabel! Die Investition verzinst sich sofort. – Kosmetik Generalvertretung Schweiz mit bestehenden Absatzkanälen – Kosmetikschule mit vier Standorten, Nr.1 in der Schweiz (Eduqua zertifiziert) – Auf Wunsch 6 Monate Einschulung für die Übergabe & Support Wenn Sie interessiert sind, in einen boomenden Markt zu investieren, freuen wir uns auf Ihre Kontaktnahme. Solvente Interessenten melden sich bei Herr Dr. W. Müller, 079 230 14 71, Mail: willi.mueller@amcmueller.ch Bio-Energieanlagen (2503) GREEN APPLE II geht aus dem Projekt GREEN APPLE von 2012 hervor. Im Jahr 2012
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https://www.companymarket.ch
konnte das Unternehmen hinter GREEN APPLE nach einer erfolgreichen Marktansprache mit interessierten Investoren gegründet werden. In einem zweiten Schritt geht es nun darum, den Investorenkreis zu öffnen und die Kapitalbasis für die kommende Marktoffensive zu stärken. GREEN APPLE hat als Start-up Energieanlagen aus bewährter Grossanlagentechnik für den mittleren Leistungsbereich zwischen 0.5 und 5.0 Megawatt (MW) für ein breites Brennstoffband an Biomassen und Abfallbrennstoffen entwickelt. Referenzanlagen sind seit mehreren Jahren erfolgreich in Betrieb. Es geht darum, diese Anlagen im Markt einzuführen. Der Markt wird als gross und im Wachstum begriffen beurteilt, nicht zuletzt, weil regulatorische Massnahmen im Energiebereich zunehmen werden (Ersatz von CO2-intensiver Energiegewinnung sowie Atomenergie). Mit den innovativen Produkten soll die Marktlücke geschlossen und der Nachfrage entsprochen werden. Malergeschäft zu verkaufen (2599) – Übernahme ab Januar 2014 oder nach Absprache – seriöse Einarbeitung – guter Kaufpreis-Inventat, Betriebseinrichtung, Rollgerüst und Autos sind inbegriffen – grosser Kundenstamm – gute Infrastruktur – Viele Jahre in der Region tätig – das Geschäft besteht seit 1975 und wurde 1994 von uns übernommen
Handel mit Computer- und Office Supplies (2597) Zu verkaufen, erfolgreiches Kleinunternehmen im Handel mit klassischem PC- Zubehör, Peripherie Geschäfte, Supplies und Bürobedarf. Verkaufspreis CHF 450 000 – 500 000 – Gründung: 1991 – Der Geschäftssitz befindet sich im Mittelland. – In den letzten 22 Jahren konnte sich das Dienstleistungsunternehmen eine treue B2B Kundschaft in der Deutschschweiz aufbauen und mit den integrierten Dienstleistungs- und Produkteangebot einen grossen Mehrwert für die Kunden schaffen. – Die mehr als 22-jährige Unternehmung geniesst in der Branche einen sehr guten Ruf. – Ziel ist es, eine geeignete Nachfolgelösung für dieses traditionsreiche Unternehmung realisieren zu können. – Mit langjährigen, erfahrenen Mitarbeitern/innen kann ein sehr solides Unternehmen angeboten werden. – In den letzten drei Jahren wurde ein Durchschnittsumsatz von ca. 1.7 Mio. erzielt. – Die Debitoren-Verluste konnten sehr tief gehalten werden. Unternehmen Bereich Sicherheitsbeleuchtung (2595) Für das in der Schweiz domizilierte Unternehmen, welches sich erfolgreich im Bereich Herstellung und Handel von elektrischen Lampen, Leuchten und Sicherheitssystemen positioniert hat, wird ein Nachfolger gesucht. Der jetzige Inhaber möchte altershalber die Unternehmung veräussern. Das traditionsreiche Unternehmen hat sich in der Technologie der Sicherheitsbeleuchtung stets weiterentwickelt. Die heutigen Pro-
dukte zeichnen sich durch die einfache Handhabung, die hohe Qualität und durch das Baukastenkonzept aus. Über Wiederverkäufer werden die Produkte in der ganzen Schweiz vertrieben. Das Unternehmen ist sehr erfolgreich und rentabel. Zurzeit werden rund sechs Mitarbeitende beschäftigt. Der erzielte Umsatz beträgt rund CHF 3 Mio. Die Unternehmenstätigkeit kann vielfältig ausgebaut werden. Das Unternehmen wird vom Inhaber selber nicht operativ geführt. Die Geschäfte werden durch die Geschäftsleitung selbständig ausgeführt. Das benötigte Eigenkapital zum Erwerb der Firma liegt bei rund CHF 0.5 Mio. Weitere Informationen erhalten Interessenten nach Zustellung eines Lebenslaufs, Unterzeichnung der Vertraulichkeitserklärung und einem Kapitalnachweis von CHF 0.5 Mio. Weltberühmte Motorradfirma zu verkaufen (2593) EGLI MOTORRADTECHNIK AG, BETTWIL Weltberühmte, alteingesessene Firma im Bereich Motorradtechnik zu verkaufen. Traditionsbetrieb seit 1965. Tätigkeiten: Konstruktionen und Entwicklung auf den Gebieten Motorradtechnik, Motorenoptimierung und Fahrwerksbau. Revisionen, Restaurationen und Servicearbeiten. Import von Classic-Marken und Nischenprodukten. 12 kompetente Mitarbeiter, davon 2 in der Administration. Weitere Infos auf: www.egli-racing.ch. Der Inhaber Fritz W. Egli ist bereit, solange gewünscht, unterstützend in Teilzeit weiter zu arbeiten. Bei Interesse kontaktieren Sie bitte Aargauische Kantonalbank, Herr André Kühni, 062 835 75 92, andre.kuehni@akb.ch
Zum Kauf gesucht Mechanische Bearbeitung (2471) Gesucht wird ein Lohnfertigungsbetrieb für zerspanende Bearbeitungen aus allen Branchen: Medizintechnik, Industrie allgemeine, HLK, Werkzeugbau etc. Kontakt an Nachfolgepool, Herr Paul Stämpfli, 043 321 98 78, paul.staempfli@nachfolgepool.ch Manager aus multinat. Konsumgüterkonzern (1204) Nach 12-jähriger Tätigkeit für einen multinationalen Konsumgüterkonzern in den verschiedensten leitenden Positionen im In- wie auch im Ausland möchte dieser international erfahrene Manager seine Kompetenzen und Finanzmittel einsetzen, um als Unternehmer die eigene Zukunft zu gestalten. Entsprechend sucht unser Kunde eine (Mehrheits-) Beteiligung, ein Management Buy In (MBI) oder einen Spin-off. Eine aktive Mitarbeit im Verwaltungsrat wird erwünscht. In Frage kommen: Vertrieb / Distribution / Detailhandel / Grosshandel in folgenden Bereichen: - Lebensmittel und andere Konsumgüter - Fast Moving Consumer Goods (FMCG) - HORECA Channel (Hotels, Restaurants, Kantinen, Ess- und Getränkestände, Vending) Negativ-Selektion. Nicht von Interesse sind: Unternehmen im Gesundheitswesen, Pharma, Chemie, Telekom, IT, Elektronik, Baugewerbe. IT-Dienstleister für Übernahme gesucht (2584) Ein etabliertes IT-Unternehmen sucht zur Erweiterung seiner Tätigkeiten eine auf Infrastruktur-Dienstleistungen spezialisierte IT-Firma im Mittelland mit 5 -15 Mitarbeiter zur Übernahme.
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l Nr. 9 l 2013
UZ l DAS LETZTE
S U D A N U N D N O R D K O R E A S T R E I T E N U M T R A N S P O R T D AT E N
Ende des Transportgeheimnisses Kampala, Juni 2013. Wie Jumah Muhakanizi, unser Korrespondent in Khartum, berichtet, ist der Konflikt zwischen dem Sudan und Nordkorea wegen der Verkehrsdaten beendet. Hier ein kurzer Abriss des Konflikts.
VON RUEDI STRICKER
November 2010 Ein sudanesisches Reisebüro macht in einer nordkoreanischen Zeitung Werbung für Kamelreisen mit der Behauptung, auf Kamelen sei das Reiten deutlich komfortabler als auf Schweinen. In Korea erleidet das staatlich geförderte Schweinetrekking in der Folge eine empfindliche Einbusse. Pjöngjang verlangt vom Sudan ultimativ die Herausgabe sämtlicher Reisedaten der eigenen Staatsangehörigen. Khartum reagiert mit der Feststellung, das Transportgeheimnis sei nicht verhandelbar. Januar 2011 Eine nordkoreanische Investorengruppe eröffnet in Khartum eine dubiose Firma, deren Geschäftszweck mit «Erhebung und Verwertung von allerlei Daten und Informationen» umschrieben wird. Als Drahtzieher wird das nordkoreanische Ministerium für Tourismus und Sport vermutet. April 2011 Das sudanesische Parlament billigt ein Gesetz, das die Verbreitung von Informationen über Personen- und Warentransporte unter Todesstrafe stellt. Das oberste Gericht bestätigt in einem Grundsatzurteil die Unantastbarkeit des verfassungsmässig verankerten Transportgeheimnisses. Mai 2011 Die sudanesische Militärpolizei verhaftet eine Mitarbeiterin des Hotelverbandes. Die Angestellte wird beschuldigt, einem nordkoreanischen Geschäftsmann für 180 000 Dollar einen USB-Stick mit hochsensiblen Übernachtungsdaten verkauft zu haben. Der sudanesische Geheimdienst identifiziert den Geschäftsmann und stellt ein Auslieferungsbegehren, das in Pjöngjang direkt im Papierkorb landet. Khartum ruft den Botschafter in Pjöngjang zu Konsultationen zurück. Oktober 2011 In der ostsudanesischen Stadt Kasala wird eine ganze Gruppe nordkoreanischer Zahnärzte beim Kameltrekking beobachtet. Nordkorea verlangt die Auslieferung sämtlicher Reisedaten von koreanischer Staatsangehörigen und droht mit einer Schweinegrippe nie gekannten Ausmasses.
RUEDI STRICKER
Dezember 2011 Im sudanesischen Parlament bricht ein Tumult aus. Anlass für die Massenschlägerei ist der Entscheid der Regierung, den Ausnahmezustand zu verhängen und mit der Afrikanischen Union einen umfassenden Austausch von Transportdaten zu vereinbaren. Das Oberste Gericht billigt den politisch umstrittenen Schritt und beschränkt die Massnahme auf eine Versuchsdauer von 99 Jahren. Januar 2012 Nordkorea verlangt vom Sudan den gleichen Status wie die Afrikanische Union und droht, das Rote Meer zu stauen und den Kontinent zu überfluten. Die UNO beschliesst Sanktionen und verbietet die Lieferung von Sand, Säcken und weiteren für den Dammbau benötigten Materialien an Nordkorea. März 2012 Die sudanesische Regierung unterbreitet einen neuen Vorschlag. Anstelle der Transportdaten soll ein Teil einer neuen Kilometerabgabe auf Kameltransporte nach Pjöngjang geschickt werden. Nordkorea lehnt den Vorschlag ab und schickt vier Millionen Schaufeln und achttausend Bagger ans Rote Meer. Oktober 2012 Nach mehreren Sondersitzungen entschliesst sich die Regierung in Khartum, dem Feind einen Nichtangriffspakt vorzuschlagen und Transportdaten zu liefern mit der Auflage, sie nicht zu propagandistischen Zwecken oder für einen Dammbau am Roten Meer zu verwenden. 13. Februar 2013 In der nordkoreanischen Hafenstadt Hungnam findet eine Einigungskonferenz statt. Nordkorea erhält umfassenden Zugriff zu sämtlichen Verkehrsund Transportdaten im Sudan und verzichtet als Gegenleistung auf die geplante Besetzung und Annexion. Der Sudan nimmt das grosszügige Angebot an, den Gesamtbestand an Kamelen im Austausch gegen vierhundert Sack Reis zur Herstellung von Bulgogi nach Nordkorea zu verschiffen. Mai 2013 In Khartum findet anlässlich der Rückkehr der erfolgreichen Verhandlungsdelegation ein fünftägiges Volksfest statt. Das Parlament beschliesst in einem feierlichen Akt, den 13. Februar zum Nationalfeiertag zu wählen.
Der Autor ist Inhaber der Beratungsfirma Stricker Consulting in Güttingen (TG) www.stricker-consulting.ch
Ursache des Konflikts war die Behauptung, reiten auf Kamelen sei komfortabler als auf Schweinen.
Foto: Bilderbox.de
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Quelle: arento.ch
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