Vorwort
Für uns Pflanzenverrückte sind Gärten ja ein wichtiger Teil unseres Lebens – und dabei spielt die Größe, wie so oft, nicht die Hauptrolle. Spätestens seit der Corona-Pandemie wissen wir unsere eigene Scholle noch mehr zu schätzen.* Konnten wir doch in Zeiten des Lockdowns ab März 2020 mit seinen beschränkten Aufenthalts- und Bewegungsmöglichkeiten die wohltuende „Normalität“ des Gartens genießen, den Einzug des Frühlings im Garten beobachten, der zuverlässig kam und sich dabei von nichts und niemandem aufhalten ließ. Das tat so gut! In diesen verrückten Zeiten hatten Gartenbauer und Gartenplaner besonders viel zu tun. Wer konnte, wollte es sich im eigenen Grün so schön wie möglich machen. Viele ließen sich einen Pool oder Schwimmteich in den Garten bauen – statt Ferien auf Mallorca oder den Malediven dann eben Schwimmen daheim in Mannheim oder München. Um den Garten zum Lieblingsort zu machen, benötigt man mitnichten einen Pool, man muss auch nicht über einen Villengarten oder eine kleine Parkanlage verfügen. Das ginge an der Realität vorbei. Ein Großteil der bundesdeutschen Gärten ist kleiner als 500 m².** Natürlich gibt es dabei große regionale Unterschiede. In den Metropolen wie Hamburg, Stuttgart oder München mit exorbitant hohen Bodenpreisen ist Freiraum ein knappes Gut, sprich besonders wertvoll. Die grünen Parzellen sind demnach meist deutlich kleiner als auf dem Land weitab der Ballungszentren. Innerhalb typischer Wohnblockbebauung in den Großstädten sind die Gärten oftmals kaum größer als eine bundesdeutsche Durchschnittswohnung von 92 m².*** Umso mehr lohnt es sich, aus diesem wertvollen Stückchen Grün etwas zu machen. Am liebsten einen Garten, der einer blühenden Insel voller Leben gleicht, der einen radikalen Gegenentwurf zur Ödnis und Einfallslosigkeit steriler Rasenflächen mit dem unvermeidlichen Schild „Betreten verboten“ bietet. Wer
kennt solche Flächen nicht noch aus der Kindheit? Traurig, dass es sie immer noch gibt! Das ist weder gut fürs Stadtklima, noch für die Menschen dort. Das kann doch nicht die Zukunft sein, wenn sich selbst auf dem kleinsten Fleckchen Erde ökologische Vielfalt und Nutzungsmöglichkeiten zusammenbringen lassen – vorausgesetzt man hat eine gute Gestaltungsidee und das nötige Fachwissen. Kleine Räume brauchen Struktur, eine durchdachte Raumaufteilung – soviel steht fest. Dann lässt sich Tiefe und Spannung erzeugen und die wertvolle Fläche optimal nutzen. Gerade bei kleinen Gartengrößen lohnt es sich deshalb, besonders gründlich zu planen. Man muss sich beschränken und gezielt auswählen, damit genug Platz für die drei wesentlichen Gestaltungselemente Wasser, Stein und Pflanze bleibt. Versteht sich von selbst, dass die Pflanzen dabei immer die Hauptrolle übernehmen. In diesem Buch finden Sie zahlreiche Gestaltungsbeispiele namhafter Gartenplaner und -planerinnen, die kleine Gärten zu unverwechselbaren, sehr persönlichen Wohlfühlorten machen. Sie sind der Buchreihe „Gärten des Jahres“ entnommen, einer Dokumentation zum gleichnamigen Wettbewerb, dessen renommierte Jury jedes Jahr die 50 besten Gärten im deutschsprachigen Raum prämiert. Bei den Planern und Planerinnen, den Gartenbesitzern und -besitzerinnen möchte ich mich herzlich für den Einblick in ihre Arbeit bzw. in ihre privaten Gärten bedanken. Mein Dank gilt ebenso den Gartenfotografen und -fotografinnen, welche die Atmosphäre dieser Orte so meisterhaft in ihren Bildern eingefangen und festgehalten haben.
Viel Spaß beim Entdecken all dieser kreativen Gestaltungsideen für kleine Gärten wünscht Ihnen
Konstanze Neubauer Marienstein, den 1. Oktober. 2022
*Gärten in Zeiten des Corona-Lockdowns – Wiederholungsstudie, Studienergebnisse 2021 Hochschule Geisenheim University
**Statista (2019): Umfrage unter Gartenbesitzer zur Größe ihres Gartens in Deutschland 2017. statista.de ***• Statistisches Bundesamt (2019): Pressemitteilung Nr. 285 vom 29. Juli 2019.
GRUNDRISS
Hausgarten; Neu-Ulm,
Bayern
GRÖSSE DES GARTENS 70 m 2
PLANUNGSBÜRO
Claudia Zink
Büro für Freiraumund Gartenplanung
LAGE DES GARTENS Hausgarten; Neu-Ulm, Bayern
GRÖSSE DES GARTENS 70 m 2
PLANUNGSBÜRO
Claudia Hetzel-Zink
Büro für Freiraum- und Gartenplanung
PLAN
PLAN
1 Hauseingang
1 Hauseingang
2 Glasvordach auf Sichtbetonwänden
2 Glasvordach auf Sichtbetonwänden
3 Bodenplatten
3 Bodenplatten
4 Bambus-Hain
4 Bambus-Hain
5 Zierahorn
5 Zierahorn
6 Schwebendes Podest, Gitterrost
6 Schwebendes Podest, Gitterrost
links oben: Edles Material: der FächerAhorn als „Türwächter“ und das puristisch gestaltete Türschild ergänzen sich perfekt.
1 Edles Material: der Fächer-Ahorn als „Türwächter“ und das puristisch gestaltete Türschild ergänzen sich perfekt.
rechts:
Schlichte Großformat-Platten aus Beton führen in gerader Linie zum Haus, begleitet von einer Reihe aus Bambus (Fargesia murielae ‘Simba‘) –im Zentrum: der rotlaubige mehrstämmige Fächer-Ahorn (Acer palmatum ‘Fireglow‘).
2 S chlichte Großformat-Platten aus Beton führen in gerader Linie zum Haus, begleitet von einer Reihe aus Bambus (Fargesia murielae ‘Simba‘) –im Zentrum: der rotlaubige mehrstämmige Fächer-Ahorn (Acer palmatum ‘Fireglow‘).
In diesem Fall war der Eingangsbereich von der Straße her nach hinten versetzt und so versteckt, dass man kaum wahrnahm, dass es hier zum Haus ging. Doch eine Verlegung des Eingangs kam für die Familie nicht in- frage. Schließlich war die Stadtvilla aus den 50er-Jahren das Elternhaus, das so belassen werden sollte. Es ging also bei der Umgestaltung auch darum, mit der Bausubstanz sensibel umzugehen.
In enger Zusammenarbeit mit der Innenarchitektin arbeitete Claudia Hetzel-Zink ein Konzept aus, das den Hauseingang stärker betonen sollte. Hier kam für sie nur eine schlichte gerade Linienführung infrage. Sie wählte großformatige Betonplatten, die zum Haus führen, um den schmalen, langen Eingang optisch großzügig zu gestalten. Die Oberfläche der Betonplatten ist sandgestrahlt und harmoniert glänzend mit dem Kies (Rheinriesel) zwischen den Platten und Pflanzflächen. Ein Gitterrost schwebt über
der bepflanzten Kiesfläche, der mit Barfußgitter belegt ist.
Zentrum des Eingangs bildet ein rotlaubiger, mehrstämmiger Ahorn (Acer palmatum ‘Fireglow’), der den gesamten Eingangsbereich überspannt und das Auge ganz automatisch auf den Eingang lenkt. Hier musste Claudia Hetzel-Zink erst Überzeugungsarbeit leisten, denn einen Baum vor der Haustür konnte sich die Familie zuerst gar nicht vorstellen. Doch mittlerweile sind sie glücklich über ihren „japanischen Türhüter“, der im Wandel der Jahreszeiten den Eingangsbereich mit stimmungsvollen Bildern schmückt: er bezaubert mit seinem Schattenwurf, wenn Mittags die Sonne in den Eingangsbereich scheint. Er malt herrliche Herbstbilder auf Kies, Betonplatten und Gitter, wenn seine goldgelben oder roten gezackten Blätter fallen.
Seitlich entlang der Garagenwand führt eine Reihe Bambus wie ein „grüner Trichter“ elegant zur Haustüre und deckt gleichzeitig die Garagenwand ab. Einzelne Buchsbäume und Funkien bieten zurückhaltendes, aber unterstützendes Grün. Hier finden auch Geräusche statt, wenn der Wind durch die Bambushalme streicht. So bleibt es lebendig, trotz klarer Formensprache.
Zwei versetzt angeordnete Sichtbetonmauern tragen zum einen das Glasvordach und bilden zum anderen einen Gartenzugang, der zwischen den Mauerscheiben unsichtbar wird und nicht vom Blick auf die Haustür ablenkt. Der Plattenbelag führt in schmaler Variante in den hinteren Gartenteil. Die Bepflanzung mit einer Bambushecke läuft ebenfalls in den Gartenbereich weiter. Ein kleines Gitterpodest mit Stufen erlaubt den seitlichen Zugang zum Garten.
Der Eingang ist die Visitenkarte des Hauses – hier wird man empfangen, hier bekommt man den ersten Eindruck vom Haus und seinen Bewohnern. Doch wie sollte ein Hauseingang gestaltet sein? In jedem Fall einladend, denn durch diese Türe geht man meist mehrmals am Tag.
Jetzt wirkt der Hauseingang mit seiner puristisch eleganten Gestaltung einladend. „Die Proportionen sind gelungen – das war gar nicht so einfach, hier die richtigen Größen zu wählen“, zieht Claudia Hetzel-Zink Bilanz. Und die Familie? Sie freut sich jeden Tag, wenn sie nach Hause kommt und von dem Eingangsbereich empfangen wird.
„Die Proportionen sind gelungen –das war gar nicht so einfach, hier die richtigen Größen zu wählen.“
CLAUDIA HETZEL-ZINK
Einladend: Der Eingang wurde durch die Bepflanzung, den verzinkten Gitterrost und die gerade Linienführung des Weges stärker betont und wirkt nun für sich.
Schattenspiele im Altstadt-Höfchen
Altstadt-Höfchen, Eltville, Hessen
GRÖSSE DAS GARTENS 75 m 2
PLANUNGSBÜRO Scholtissek Landschaftsa rchitektur
PLAN
1 Eingang Wohnhaus
2 Büroeingang
3 Wasserbecken
4 Spindeltreppe
5 Balkon
6 Holzdeck
7 Bambus
1 I st dieser Balkon nicht wie eine Einladung zur absoluten Entspannung? Der allgegenwärtige Bambus bietet dazu Sichtschutz.
2 I m Holzbelag auf dem Balkon wurden bewusst Lücken ausgespart, damit der Bambus von unten nach oben durchwachsen kann.
Zu dem Fachwerkhaus, in dem die Landschaftsarchitekten auch ihr Büro haben, gehört ein kleiner Hof mit gerade einmal 75 m², dazu kommen 20 m² Terrasse und 15 m² Balkon. Über eine Spindeltreppe aus Stahl gelangt man vom unteren Hofbereich zur Terrasse und dem Balkon im Obergeschoss. Dank Südausrichtung gibt es hier bis zum Abend Sonne. Eine Hecke schützt die kleine Altstadt-Oase, ohne dabei die für den besonderen Flair so wichtigen Ausblicke auf die Altstadt zu verstellen. Doch bei allen Vorzügen dieser zentralen Lage bleibt die Enge, die für mittelalterliche Städte so typisch ist. Daher ging es den beiden Landschaftsarchitekten darum, eine größtmögliche nutzbare Fläche zu schaffen, mit klarer Gestaltung und einer Liebe zum Detail. Natürlich sollten Veränderungen die besondere Altstadtsituation berücksichtigen und vorhandene Blickbeziehungen bewahren. Und schließlich galt es auch, sich mit der Denkmalpflege abzustimmen.
Bestimmendes Gestaltungselement des Hofs sind die vier klar begrenzten, bis zu 10 m hohen Bambus-Haine mit ihrer vertikalen Form. Sie sorgen für Sichtschutz auf allen Ebenen, dem 1. OG, dem Balkon und der Terrasse. Beim Holzbelag auf dem Balkon wurden bewusst Lücken gelassen, damit die Bambus-Halme durchwachsen können. Der Bambus es sind insgesamt vier verschiedene Sorten ist jetzt das Bindeglied zwischen dem Hof und dem Obergeschoss. „Durch die vertikale Dimension gewinnt der Hof an Weite. Es spielt sich nicht alles auf dem Boden ab“, erklärt Landschaftsarchitektin Scholtissek. Der Bambus bestimmt die Atmosphäre des Altstadt-Höfchens: Sein Rascheln ist zu hören, wenn ein leichter Windhauch die Halme bewegt; seine Schatten tanzen über den Boden, wenn das Licht auf die Halme fällt.
Um eine gewisse Großzügigkeit und Ruhe zu erreichen, wurden im Hofbereich großformatige 1 x 1 m² Betonplatten verlegt; das historische Natursteinpflaster kam dafür in den Eingangsbereich. Parallel zum gepflasterten Weg wurde ein Wasserbecken aus Corten -Stahl mit Wasserspeier platziert, in dem sich – wie kann es anders sein die Bambus-Halme spiegeln. Der Walnussbaum, der schon vor der Umgestaltung im Hof stand, bekam ein 4,5 m langes Holzdeck, das den Blick auf die Altstadtmauer lenkt. Mit ihrer ungewöhnlichen Gestaltungsidee ist es den beiden Landschaftsarchitekten gelungen, auf kleinem Raum viel Atmosphäre zu schaffen und dabei die Altstadt-Ausblicke sogar noch zu unterstreichen.
Rheinuferpromenade, Kirchturm und Burghof einem Neubaugebiet vorzuziehen“, sagt Manon Scholtissek. Zusammen mit ihrem Mann Andreas, ebenfalls Landschaftsarchitekt, ist die gebürtige Luxemburgerin in die pittoreske Altstadt von Eltville (älteste Stadt im Rheingau) mit ihren Fachwerkhäusern und schmalen Gässchen gezogen.
Altstadt in Blicknähe
„Wir lieben nicht nur Gärten, sondern auch schöne gewachsene Freiräume. Es war also kein Widerspruch, ein Haus mit Höfchen in einer
zu
„Durch die vertikale Dimension des Bambus gewinnt der Hof an Weite.“
Über den Dächern der Stadt
Ein Dachgarten mitten in der Stadt ist wahrer Luxus und bedeutet pure Lebensqualität – hier oben ist man Teil des pulsierenden urbanen Lebens und gleichzeitig sehr privat im eigenen grünen Freiluftzimmer. Diese längliche Dachterrasse, eingenistet zwischen zwei Häusern, gehört zu einer Wohnung innerhalb eines historischen Gebäudes und bietet viele Vorzüge. Der Blick fällt rechts und links auf die Kronen der umliegenden Stadtbäume, über die Dächer der Stadt bis zu den bewaldeten Hügelketten am Horizont.
links: Platz für Bäume: Japanischer Zierahorn im leichten Fieberglastopf mit Stahlbeschichtung
oben: Blick ins Grüne: Die Bepflanzung schafft eine Verbindung zum Stadtgrün.
Dazu kommt ein optimales Gestaltungspotenzial, denn die Terrasse bekommt genug Licht, hat nachmittags aber Schatten, sodass es nicht zu heiß wird. Abends taucht die Sonne den Dachgarten nochmals in ein warmes Rot. Hervorragende Bedingungen also, um daraus einen Lieblingsort, einen erweiterten Wohnraum unter freiem Himmel zu machen. Was fehlte war Räumlichkeit – als Raumteiler fungierten lediglich große Pflanztöpfe, was den Dachgarten mit seinen 78 m² unruhig wirken ließ. Die beiden Landschaftsarchitekten Jan Schelling und Robin Lustenberger standen vor der anspruchsvollen Aufgabe, Räumlichkeit zu schaffen, ohne dabei die Großzügigkeit zu vernachlässigen. Ihr Konzept sah vor, die kleine Fläche in verschiedene Nutzungsbereiche zu gliedern, Sitzgelegenheiten und Pflanzbereiche einzurichten, Blickachsen herauszuarbeiten und so für eine ruhige Atmosphäre zu sorgen. Und das unter Berücksichtigung der technischen Gegebenheiten, denn der Dachgarten ruht auf der Wohnung eine Etage tiefer. „Alles hatte so leicht wie möglich zu sein. Die gesamte Gestaltung musste den statischen Ansprüchen angepasst werden, was zu Kompromissen führte, etwa bei der Größe und Tiefe der Pflanzgefäße“, berichtet Jan Schelling.
Um bei dem knappen Raum möglichst viele Sitzgelegenheiten zu schaffen, ließen sich die beiden Landschaftsarchitekten etwas Besonderes einfallen: Hölzerne Sitzbänke, die gleich in die Pflanzgefäße integriert sind. „Sie kommen ohne Stützen aus, was ihnen eine gewisse Leichtigkeit verleiht“, sagt Jan Schelling. Die Bänke werden von den hölzernen Pflanzgefäßen eingerahmt, was sehr wohnlich wirkt. Zu dieser wohnlichen Atmosphäre
trägt auch das hochwertige Holzdeck bei, das auf kleinstem Bodenaufbau entstand – übrigens eine ebenso große technische Herausforderung wie die 'schwebenden' Sitzbank-Elemente. Den Essbereich umsteht eine Pergola mit einer HorizontalFaltstore, die vor zu viel Sonne oder Regen schützt. Sie bringt die dritte Dimension in den kleinen Raum und sorgt für räumliches Empfinden. Eine englische Kletterrose ( Rosa 'Phyllis Bide') umrankt die Stützen und verbreitet ihr feines Parfum um den Sitzplatz.
Da die weiße Fassade des Nachbargebäudes sehr stark in die Wohnräume reflektierte, setzten die Gartengestalter eine immergrüne Eibenhecke mit einer abwechslungsreichen Vorpflanzung aus Gräsern und Stauden vor diese Wand. Statt auf die weiße Wand, blickt man nun von den Wohnräumen hinaus ins Grüne. „Diese Sichtbeziehungen von innen nach außen waren sehr wichtig, man spürt nun die Erweiterung des Wohnraumes“, erklärt Jan Schelling. Gleichzeitig verbindet der grüne Korridor nun die beiden Ausblicke der längsorientierten Dachterrasse. Links und rechts hat man den Weitblick; die Hecke als grüner Hintergrund definiert den Rahmen des Raumes und stellt die Verbindung zur Stadt her, die ebenfalls sehr grün ist. Abgerundet wird die Atmosphäre dieses Wohlfühlraumes auf dem Dach mit einer exquisiten Auswahl an Töpfen, bepflanzt mit Funkien (u. a. Hosta sieboldiana 'Elegans' und 'Red October') und Hortensien (u. a. Hydrangea paniculata 'Bobo'). Selbst kleinkronige Solitäre wie ein Japanischer Zierahorn ( Acer japonicum 'Atropurpureum') finden im überdimensionalen, sehr leichten Fieberglastopf mit Stahlbeschichtung Platz. Die edlen Töpfe waren ebenso wie die Möblierung vorhanden und wurden perfekt in die Gestaltung integriert. Und obwohl es jetzt viele Angebote gibt, wirkt der Dachgarten keineswegs vollgestopft. „Die Gestaltung veränderte die Wahrnehmung des Raumes erheblich. Es entstanden Nischen und räumliche Unterteilungen, Pflanzflächen und Dynamik“, fasst Jan Schelling die Wirkung zusammen.
GRÖSSE DES GARTENS
78 m 2
PLANUNGSBÜRO
Lustenberger
Schelling
Landschaftsarchitektur
AUSFÜHRUNG
Holzbau Wirth AG, Zehnder-Garten GmbH, Luce Elektro AG
„Im gesamten Kontext wirkt die Terrasse so, als wäre sie integriert und Bestandteil der Wohnung. Eine schlichte Gestaltung mit viel Emotionen und Atmosphären. Es ist wahrhaftig die grüne Lunge der Wohnung.“
Die Rückkehr der Pflanzen
Diese Poolterrasse ist ein Beispiel für sehr gute Raumbildung mit edlen Materialien und Gehölzen auf kleinstem Raum. Auch die Einbindung in das Umfeld ist den beiden Schweizer Gartengestaltern Robin Lustenberger und Jan Schelling sehr gut geglückt.
oben: Bepflanzte Hochbeete strukturieren den kleinen Poolgarten und bringen die Pflanzen zurück.
rechts: Im Zentrum der Gestaltung: der mehrstämmige Japanische Fächerahorn
rechts oben: Viel Grün auf kleinem Raum: In den Hochbeeten ist Platz für Stauden, in den Gefäßen machen Gräser eine gute Figur.
rechts unten: Die Holzlattung ist mit breiten Schattenfugen ausgeführt, die exakt aufeinanderpassen.
Dabei war die Ausgangslage knifflig: ein beengter Terrassenraum mit viel Stein und Beton ohne nennenswertes Pflanzenleben. Dadurch heizte sich die Fläche im Sommer unerträglich auf. Diese Situation wurde durch die Lage der Terrasse in einer Senke, die reflektierenden Fensterscheiben und den Kiesgarten noch verstärkt, sodass man sich dort an heißen Tagen kaum aufhalten konnte. Dazu kamen wenig schöne Winkelelemente aus Beton, welche die Terrasse von der Poolebene trennen, aber nicht entfernt werden konnten. Ein behaglicher Wohnraum im Grünen sieht anders aus – und das empfanden auch die Bauherren so. Neben all den vielen Funktionen, dem Stein und Beton waren die Pflanzen, die Seele des Gartens, vergessen worden.
Für das Planerteam war klar: Hier muss mehr Grün her: Pflanzen, die das Kleinklima auf der Terrasse positiv beeinflussen, die Schatten spenden und abwechslungsreiche Gartenräume schaffen; die eine bis dato leblose Fläche in ein „grünes Wohnzimmer“ mit Atmosphäre verwandeln. Also nutzten die beiden kreativen Köpfe zwei mit Pflanzenleben gefüllte Hochbeete als Trennelemente, um den kleinen Raum zu strukturieren. Damit trennten sie die Terrasse vom darüberliegenden Badegarten mit Swimmingpool. So bekamen die Nutzungsbereiche „Essen, Erholen und Baden“ jeweils eigene Räume zugewiesen. Im Mittelpunkt der Gestaltung steht dabei die Pflanzenverwendung. Sie strukturiert die Fläche, verbindet die einzelnen Räume miteinander und prägt die Atmosphäre. „Der mehrstämmige Japanische Fächerahorn (Acer palmatum) ist eines der wichtigsten Bestandteile und das lebende Zentrum der Terrassengestaltung“, betont Robin
Lustenberger. Doch die Bepflanzung beschränkt sich keineswegs auf den Zierahorn. In den Hochbeeten findet ein reichhaltiges Leben an Stauden und Zwiebelblühern statt: Vom Kaukasus-Storchschnabel (Geranium renardii) mit seinen zarten Blüten und dekorativen Blättern über Kaukasus-Vergissmeinnicht ( Brunnera macrophylla 'Jack Frost') mit silbrig schimmernden herzförmigen Blättern bis zu Wildtulpen (Tulipa turkestanica) und Zierlauch (u. a. Allium amplectens 'Graceful Beauty').
Um die störenden Betonelemente am Pool optisch verschwinden zu lassen, wurden sie mit einer eleganten Holzlattung verkleidet. Sie ist mit breiten Schattenfugen ausgeführt und findet sich an den Hochbeeten, den Treppenstufen und als Verkleidung der Stützmauer am Pool. „Das ist zwar viel aufwendiger als eine herkömmliche Verkleidung, macht aber optisch mehr her. Dieser strukturreiche Aufbau der Holzelemente verleiht der Terrasse eine klare Formensprache“, erklärt Robin Lustenberger. Exaktes Arbeiten war hier gefragt, sodass der horizontale Verlauf der Holzlatten zusammenpasst und so ein ruhiges Gesamtbild erzeugt. Doch der Aufwand hat sich gelohnt – zusammen mit der sorgfältig ausgewählten Bepflanzung trägt die Art der Holzverkleidung maßgeblich zur wohnlichen Atmosphäre auf der Poolterrasse bei. „Vom Wohn- und Esszimmer blickt man nun auf die Terrasse mit den beiden bepflanzen Hochbeeten, die ein Gefühl von Garten in das Gebäudeinnere tragen“, sagt Robin Lustenberger. Dieses Gefühl von Garten, das bisher fehlte, ist dank der Umgestaltung mit den Pflanzen als Hauptakteuren zurück.
Thalwil, Kanton Zürich, Schweiz
GRÖSSE DES GARTENS
80 m 2
PLANUNGSBÜRO
AUSFÜHRUNG
Fenner Gärten AG, Kilchberg
„Der mehrstämmige Japanische Fächerahorn (Acer palmatum) ist das lebende Zentrum der Terrassengestaltung.“
Willkommensgruß von einer Baumschönheit
Klein, klar und sehr reduziert in der Gestaltung, dafür aber mit umso größerer Wirkung – so präsentiert sich dieser 85 m² große Innenhof mit einem mehrstämmigen Eisenholzbaum als unumschränktem Star. Es ist ein Mitarbeitergarten, in dem man miteinander ins Gespräch kommen oder in der Mittagspause abschalten kann, um neue Kraft zu tanken. Gleichzeitig ist er die „grüne Visitenkarte“ des Bauunternehmens, der erste Eindruck, den man am Empfang gewinnt – ein Eindruck, der bleibt.
links: So viel Schönheit auf kleinem Raum: ein Eisenholzbaum mit leuchtendem Herbstblattwerk.
oben: Grüne Visitenkarte: Vom Empfang fällt der Blick direkt in den lebendigen Hofraum.
Kleine Gärten
• Die besten Ideen für Gärten mit wenig Platz
• Beeindruckende Aufnahmen und detailreiche Pläne
• Mit hilfreichen Infos zu Konzept, Pflanzen und Materialien
Egal welche Größe – mit der richtigen Gestaltung kann jeder Garten zur Wohlfühloase werden. Mit allen wichtigen Infos zu Pflanzen, Material, Konzepten und Grundrissen stellt dieses Callwey Buch von Autorin Konstanze Neubauer die schönsten kleinen Gärten in einem Werk vor – eine Inspirationsquelle für Gartenbesitzer mit kleiner Grünfläche. Stimmungsvolle Bilder zeigen die kreativen Ideen namhafter Planer und Planerinnen und beweisen, dass man aus jedem Fleckchen Erde einen zauberhaften Ort gestalten kann!