6 minute read
VORWORT
Ich erinnere mich noch genau an das unglaubliche Glücksgefühl, das ich immer verspürte, wenn ich an den Wochenenden dem stickigen Mailand entfloh, um nach Hause zu kommen. Meine Vorfreude wuchs mit jedem Kilometer, mit dem ich mich Südtirol näherte. Bereits bei Salurn begeisterte mich das satte Grün der Weinberge und der Wälder. Und natürlich die hohen Berggipfel, die eine kühle Sommerfrische versprachen. Bis heute, wenn ich nach einer Arbeitsreise mit strahlendem Sonnenschein begrüßt werde, kehre ich unglaublich gerne in meine wunderschöne Heimat zurück. Ti senti più italiana o tedesca? – „Fühlst du dich eher wie eine Italienerin oder Deutsche/Österreicherin?“ – Diese Frage wurde mir in meiner Studienzeit in Mailand immer und immer wieder gestellt und hat mich damals regelmäßig in Verlegenheit gebracht. „Ja, was bin ich eigentlich?“, fragte ich mich, denn: Die Volks- und Mittelschule hatte ich in deutscher Sprache besucht, die Oberschule in italienischer; zum Mittagessen gab es bei uns Spinatknödel oder Herrengröstl und am Abend Melanzane alla Siciliana oder Vitello tonnato; zu Weihnachten kam das Christkind und nicht der Babbo Natale, der Baum wurde mit Strohsternen, bunten Holzfiguren und Äpfeln dekoriert und nicht mit Lametta und grell leuchtenden Plastikkugeln; wenn ich fleißig und präzise war, wurde ich als typisch deutsch bezeichnet; bei Verspätungen als typisch italienisch
Irgendwann kam dann meine klare Antwort: „Ich bin Südtirolerin und Europäerin.“ Wie Sternekoch Norbert Niederkofler es so toll auf den Punkt bringt, haben wir Südtiroler „den Kopf in Österreich, die Füße in Italien und die Arme weit nach Osten und Westen ausgestreckt“. Eine gute Mischung vieler Kulturen, Sprachen, Traditionen eben! Und a bissl grenzübergreifendes Denken mit dazu.
Schon bald aber verwandelte sich bei mir das Gefühl von Verlegenheit in Stolz und Dankbarkeit, und ich erkannte, welch ein Geschenk es ist, auf diesem kleinen, aber ganz besonderen Fleckl Erde und seiner einzigartigen Vielfalt geboren zu sein. Meine Heimat: Landbrücke zwischen Tälern im Norden und den Ebenen im Süden, die schon immer Menschen zusammengeführt hat und den Bereichen Kultur, Brauchtum, Literatur, Kunst, Architektur, Mode, Design, Industrie, Handwerk und Kulinarik viel Platz eingeräumt hat. Mit gelassener Natürlichkeit verschmelzen nicht nur die deutsche, italienische und ladinische Sprache; auch mondäne Städte und urige Dörfer, idyllische Almwiesen und geordnete Apfelplantagen, ruppige Nadelwälder und „gekämmte“ Weinhügel gehen fast nahtlos ineinander über. Exotische Palmen liebäugeln mit schneebedeckten Berggipfeln, Pastagerichte und Brennnesselknödel stehen wie selbstverständlich auf derselben Speisekarte. Der attraktive Mix aus Bauernküche und italienisch-mediterranen Einflüssen hat sich schon lange bewährt und macht die Südtiroler Küche in all ihrer Vielfalt aus. Das ausgeprägte gastronomische Angebot vor Ort überzeugt mit Qualität, Vielseitigkeit, Authentizität und Kreativität; so wird Südtirol zum Feinschmeckerparadies. „Bei uns ist alles vorhanden, was wir brauchen! Wir müssen nur die Augen aufmachen und die wunderbaren Geschenke erkennen, die Mutter Erde anbietet. Darin liegt die wahre Seele unseres Südtirols!“, ist Franz Mulser von der Gostner Schwaige überzeugt.
So schwören auch „Kräuterhexe“ Anneres Ebenkofler (Kräuter-Restaurant Arcana) und Chefkoch Roland Lamprecht (Forestis) auf frische Kräuter, Blüten, Wurzeln oder Flechten der Wiesen und Wälder. Gastronom und Weinflüsterer Othmar Raich (Miil) ist fasziniert, wie man bei uns schon immer die Kunst beherrschte, aus wenigen und einfachsten Zutaten so Abwechslungsreiches und Grandioses zu zaubern.
Auch Köche wie Matteo Taccini (ConTanima) und Fabio Curreli (AlpiNN) legen besonders großen Wert auf frische, qualitativ hochwertige und regionale Produkte, die für sie den großen Unterschied ausmachen. Der direkte Kontakt und die Zusammenarbeit mit den Bauern liegen ihnen sehr am Herzen und fördern die Wertschätzung der Produkte. „Man besucht sich gegenseitig, probiert aus, plant ein, und auf den Feldern wird gekostet, was grad wächst.“
Laut Mattia Baroni, für die Forschung und Entwicklung der Fermentationsprozesse beim LaFuga GarumProject zuständig und Chefkoch (Hotel Bad Schörgau), ist Südtirol in puncto Kulinarik dem Rest Italiens um 30 Jahre voraus; und auch die große Fähigkeit zur Gastfreundschaft hat die Spitzengastronomie hier so aufblühen lassen. „Die Südtiroler sind stolz darauf, absolut authentisches Essen anzubieten. Von der Berghütte bis zum Gourmetrestaurant ist man um gutes Essen bemüht. Selbst beim Törggelen spürt man die Ehre und Würde, immer etwas Hochwertiges anzubieten – egal, ob es der Speck, der Käse oder der Wein ist.“
Rezepte von Traditionsgerichten gab es nur selten, denn sie wurden von Mund zu Mund weitergegeben. So erinnere ich mich an meine „Brixner Oma“, die für uns die herrlichsten Schlutzer zusammen mit Kniakiachl und Schwarzbeerkrapfen auftischte. Auf meine Frage, wie sie diese gemacht habe, antwortete Oma: „Es braucht a Mehl, a bissl Zucker, a Stickl Butter, a Hafele Milch, a Fitzele Germ …“ Ob es an meiner mangelnden Fantasie oder am ungenauen Rezept lag: Omas Krapfen sind mir leider nie so gut gelungen!
Deshalb freut es mich besonders, dass uns für dieses Buch Gourmetchefs, Köche aus Leidenschaft sowie Hüttenwirte ihre präzisen Rezepte verraten haben, die ich voller Freude mit Ihnen teilen möchte. Ich wünsche Ihnen gutes Gelingen! Oder, wie wir in Südtirol sagen: „Lasst’s eich schmeckn!“
Ihre
Martina Hunglinger
Graun
Meran
Hafling
Villanders
Tscherms
Lana
Sarnthein
Barbian
Ritten
Bozen
Radein
Brenner
St. Jakob im Ahrntal
DREIHERRNSPITZE
Villanders
Brixen
Sand in Taufers
Bruneck
Kronplatz
Oberrasen
Seis am Schlern
BOESPITZ
Geschichtsträchtiger Kurort, Tor zum Etschtal und Vinschgau –elegant, charmant, stolz, altbacken und gemütlich, lebendig, modern und bunt. City vibes in Merans Hauptstraßen treffen auf stille Gassen, Design-Hotels stehen neben traditionsträchtigen Gebäuden, alte Traditionsgeschäfte versprühen Nostalgie. Hinzu kommt eine Portion Wiener Charme, vermischt mit lässigem mediterranen Flair. Parks, botanische Gärten und Promenaden rund um den Fluss Passer bezaubern mit exotischen Pflanzen oder eleganten Jugendstilhäusern aus der Belle Époque. Idyllisch eingerahmt ist die Thermalstadt mit Berggipfeln, Palmen, Apfelplantagen und Weinreben. Mikroklima at its best!
Mannigfaltig präsentiert sich die Natur im Umland. Karge Sonnenhänge erstrecken sich, begleitet von Bewässerungswaalen, bis zu den Apfelplantagen im Tal. Ein Blick auf die Architektur im Meraner Umland verdeutlicht: Die ländliche Baukunst geht fließend in zeitgenössische Architektur über, was beweist, dass die Vinschger die kreativen Pioniere Südtirols waren!
Auch die Gastronomie gibt sich einfallsreich: das Meteo mit kreativer Küche – cool und hip; Slow Food im Ottmanngut mit Meraner Charme und Eleganz; das Miramonti – ein Brückenschlag zwischen mediterraner und moderner lokaler Kochtradition; der Reichhalter: leger-nostalgisch das Ambiente, frisch und zeitgenössisch die Küche!
1 – FORNO
Wasser, Mehl, Sauerteig, Salz und viiieeeel Zeit –mehr braucht Ivo nicht, um den besten aller Laibe Brot herzustellen. In seiner kleinen, feinen, „durchsichtigen“ Brotboutique darf man dem charmanten jungen Bäckermeister Ivo De Pellegrin auf die Finger schauen. Drei Tage heißt es warten, bis sich die Türen für seine Kunden zweimal wöchentlich öffnen. Ein guter Rat: frühmorgens vorbeikommen oder Brot vorbestellen. Es wäre zu ärgerlich, wenn Ivos Brot nicht in den Frühstückskorb käme!
Rennweg 141A, 39012 Meran
Öffnungszeiten Mi u. Sa 9.00–13.00 Uhr www.forno.me
2 – 58
Chocolate
Gute Schokolade kann bekanntlich alles: Sie ist gesund, macht glücklich und schön noch dazu! Also kein schlechtes Gewissen haben, wenn man sich ein Stück von René Romens ausgefallenen, handwerklich erzeugten Schokoladentafeln auf der Zunge zergehen lässt. Eines ist sicher: Man fühlt sich augenblicklich im kulinarischen Götterhimmel angekommen. Dass die Tafeln noch originell verpackt sind, macht das Vergnügen noch größer, denn schließlich isst das Auge ja mit!
Rennweg 47, 39012 Meran Öffnungszeiten: Di–Fr 10.30–18.00 Uhr, Sa 9.00–13.00 Uhr www.58chocolate.com
3 – IM KULT
Ein Concept-Store mit Großstadtflair vom Feinsten, zu finden in einer alten Seifenfabrik, vom bekannten Vinschgauer Architekten Tscholl saniert und ausgebaut. Ein Treffpunkt für Genießer, Kultur- und DesignAficionados, die das Kleine-Feine, das Besondere, Freudemachende von kleineren Manufakturen suchen. Hier wird jeder fündig – ob m Zillas originelle Rucksäcken, dem ganz besonderen Plattenspieler oder den lustigen Badetieren. Und wer nach überstandenem Shopping-Rausch Stärkung sucht, der findet im KultBistro Leckeres zum Frühstuck, Lunch oder Aperitivo.
Gampenstraße 19, 39020 Marling Öffnungszeiten: Mo–Fr 10.00–22.00 Uhr, Sa 9.00–22.00 Uhr www.imkult.com
4 – CAFÉ DARLING UND CAFÉ WANDELHALLE
Entspannt durch die Gemäldegalerie der Wandelhalle flanieren, begleitet vom wilden Rauschen des Flusses Passer, vorbei an zwei gemütlichen Cafés. Ein Stopp im Café Darling, charmant mit Wiener Flair: Hier gibt es neben den besten Topfentaschen mit Cappuccino auch eine große Auswahl an Zeitungen. Ruhiger ist es im Café Wandelhalle, ein idealer „Pit Stop“ für einen Aperitivo. Proppenvoll wird es immer am letzten Samstag des Monats, wenn hier der „Flohmarkt mit der schönsten Kulisse“ stattfindet.
Café Darling, Winterpromenade 9 Café Wandelhalle, Winterpromenade 25
5 – KIKINGER DROGERIE UND KERZENFACHGESCHÄFTE
In einem der ältesten und geschichtsträchtigsten Geschäfte unter den Lauben werden natürliche, hochwertige Seifen, Kerzen und vieles mehr in allen Farben, Formen, Größen und Duftnuancen seit sechs Generationen angeboten. Der handgeschwungene Schriftzug auf dem Schaufenster gehört seit 1936 zum Stadtbild und verbreitet einen Hauch von Nostalgie. Die große Auswahl an Produkten steht stolz im authentischen Mobiliar aus dem Jahr 1929.
Laubengasse 165, 39012 Meran www.kikinger.it
6 – RAHMEN EGGER
Egger Rahmen und Kunst ist ein historischer Handwerksbetrieb mit Kunstgalerie in einer kleinen Gasse von Meran. Von den Quereinsteiger-Brüdern Meinhard und Günther Reichegger mit großer Leidenschaft fürs Handwerk und für Kunst geführt, werden hier neben Rahmen auch antike Drucke, Postkarten, Spiegel, Bilder und Gemälde renommierter sowie junger Künstler angeboten. Tradition ist hier vereint mit Kreativität und Innovation. Ein Platz zum Stöbern und Verweilen. Ein Raum der Begegnung für Zeit und Kultur.
Rennweg 55, 39012 Meran www.rahmenegger.com
Oben: 3 – Kult Concept Store
Oben links: 6 – Rahmen Egger
Unten links: 5 – Kikinger Drogerie und Kerzenfachgeschäft