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Leitgedanken

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gemacht! Das Leben kann man erst verstehen, wenn man rückwärts schaut. Die Therapie hat mir schon auch geholfen, aber so richtig geholfen hat mir eine Wiedergeburt und dass ich so ein Erlebnis hatte, dass Jesus bei mir war. 2017 war Sylvia sehr krank. Ihre Lunge war kollabiert und ich weiß-nicht-was-noch. Da hat sie schon nicht mehr gesprochen und war Vollpflegefall. Der Arzt

hat mir gesagt, dass sie nichts mehr machen werden und sie sterben lassen wollen. Ich wollte aber auf keinen Fall, dass sie im Krankenhaus stirbt. Sie sollte zu Hause in ihrem Schlösschen einschlafen. Seit damals sind drei Jahre vergangen. Abends bin ich immer bei Sylvia und wir haben Andacht. Mich fasziniert, dass sie dann ganz wach ist, besonders wenn wir Lobpreis machen. Sie will leben! Das ist schön, dass ich das sehen darf. Jetzt kann sie aber nicht mal mehr „Amen“ sagen. Es ist immer weniger geworden mit ihr. Sie redet mit den Augen. Große Augen bedeuten immer „ja“.

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Ich habe bei mir im Flur einen Spruch hängen: „Im Ja zum Willen Gottes verliert das Leiden seine Macht.“ Das habe ich am eigenen Leib gespürt. Es hat keinen Zweck, sich dagegen aufzubäumen: „Du mutest mir das zu, Gott, nun gib mir auch die Kraft, das alles auszuhalten." Und er gibt’s!

Ursula Lochas (76), Leipzig – protokolliert von Judith Westhoff

Orte für Wunder

Meine Kinder haben das Klettern in der Halle entdeckt. Als Papa steh ich dabei unten, versuche, mit Tipps zu helfen, wenn sie irgendwo nicht weiterkommen, und ermutige sie, wenn sie der Mut verlässt. Dank der Sicherungen konnte ich kürzlich selbst auch mal wieder in der Wand hängen. Überrascht nahm ich wahr, dass es mir alles andere als leicht fiel, die 13 Meter hohe Wand bis zum Ende

zu klettern. Oben angekommen, ließen mich all meine Selbstüberwindungsstrategien im Stich, mit denen ich mich dazu bewegen wollte, den Griff loszulassen und mich ins Seil zu werfen. Plötzlich waren die Rollen vertauscht, und meine Mädchen riefen mir von unten ermutigende „Du schaffst das, Papa!“-

Andreas Boppart, Leiter von Campus für Christus

Parolen zu. Erst als ich innerlich die Bereitschaft zum Sterben erreichte, schaffte ich es schließlich loszulassen. Klingt übertrieben. Hat sich aber genauso angefühlt. Während mein jüngeres Ich noch eine ActionCamp-Woche für Adrenalinjunkies veranstaltete, reicht mir heute schon der ganz normale Alltag, um Grenzerfahrungen zu durchleben.

Die Anforderungen aus meinen verschiedenen Lebensbereichen lassen sich nicht immer reibungslos verzahnen, prallen oft auch unmissverständlich hart aufeinander. Dabei bringen mich Fragen und Situationen immer wieder an meine Grenzen – meiner Weisheit, Geduld, Gelassenheit, Leichtigkeit, meines Glaubens, meiner Hoffnung, meines Weitblicks … Es kann sehr ernüchternd sein zu realisieren, wie viele Begrenzungen ich tatsächlich habe. Das Leben ist oft eine Aneinanderreihung von kleinen und größeren Grenzerfahrungen. Mein großes Learning der letzten Jahre gerade im Bereich Leiterschaft war, dass ich meine Limitationen keineswegs verstecken muss. Je offensichtlicher sie sind, desto einfacher fällt es meinen Mitmenschen, meiner Familie und meinem Team, mir in diesen Bereichen unterstützend zur Seite zu stehen und mich zu ergänzen. So sind diese für mich zu angstfreien Zonen geworden und haben sich heimlich zu Lieblingsorten gemausert.

Sie zeigen mir mein Wachstumspotential und füllen Bibelstellen wie „Erweitere mein Gebiet!“ (1. Chronik 4,10) und „Mache den Raum deines Zeltes weit“ (Jesaja 54,2) mit Leben. Das über die Jahre erkämpfte „ich muss gar nicht“ wirkt heilsam und macht erst Raum für ein mutiges „ich darf“. Die Grenzorte zeigen mir meine gesunde Abhängigkeit von Mitmenschen, vor allem aber von Gott. Sein Zutun ist grenzensprengend. So gesehen ist der Ort, wo man die eigene Grenze erreicht, der wunderbarste Aussichtspunkt, die beste Andockstelle für Gottes Wunder – und immer wieder der Beginn des Staunens, wenn man über sich selbst hinausgewachsen ist. Andreas Boppart

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