China August 2011

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China-Reise vom 6. bis 15. August 2011


Wir bedanken uns f端r die freundliche Unterst端tzung der Firma BOMAFA, Bochum

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Anlass und Zweck der Reise, zu der Fa. BOMAFA eingeladen hat, war die fachliche Begleitung des Geschäftsführers Friedel Appelberg. Mit Partnern aus Brasilien, mit denen gemeinsam der südamerikanische Markt erschlossen werden soll, wurden BOMAFA-Firmen in China besucht. Für diese Partner sollten als vertrauensbildende Maßnahme Fertigungsfirmen gefunden werden, die Armaturen mit geringen Qualitätsanforderungen für Brasilien liefern können. Weiteres Ziel war es, einen Produktionsstandort für BOMAFA in China sowie einen Joint-Venture-Partner hierfür zu finden. Schliesslich sollte der Besuch einer Delegation aus Nanning in Bochum erwidert werden und das Interesse einer weiteren vertieften Zusammenarbeit ausgelotet werden.

Montag, 8. August 2011 Mit Friedel Appelberg zur AHK. Dominik Stute hatte uns angemeldet und kurzfristig Termine vereinbart. Gespräch mit Christoph Angerbauer, General Manager DEInternational • In China gibt es inzwischen rd. 5500 deutsche Unternehmen. Nach einer Rückzugsphase von meist vor vielen Jahren als Joint-Venture gegründeten Firmen ist der Bestand jetzt wieder deutlich steigend. • Allein in Shanghai leben rd. 20000 Deutsche. • Appelberg berichtet von seinen Erfahrungen, dass bei Problemen z. B. mit öffentlichen Auftraggebern die Vermittlung durch etwa das deutsche Generalkonsulat sehr hilfreich sein kann. Angerbauer bestätigt, dass hier weniger die Durchsetzung einer Rechtsposition entscheidend ist sondern die Einbettung des deutschen Unternehmens in Netzstrukturen der Forderung Nachdruck verleiht. Auch die AHK kann hierbei behilflich sein. • Die AHK Shanghai ist weltweit die einzige, die für das zuständige Generalkonsulat die Visavorprüfungen übernimmt. Z. Zt. werden täglich bis zu 250 Visaanträge bearbeitet. Die entsprechende Abteilung hat 17 Mitarbeiter. • Die AHK engagiert sich zunehmend im Bereich der Berufsbildung, da deutsche Unternehmen mit der Qualifikation insbesondere auf Facharbeiterniveau in China nicht zurecht kommen. Sie hat inzwischen in Taicang ein eigenes Berufsbildungszentrum. Hier wird eng u. a. mit den IHKs in Hannover und Nürnberg zusammengearbeitet. • Nach Einschätzung zu unseren Kontakten nach Guangxi befragt bestätigt A., dass es z. Zt. erklärte Pekinger Politik ist, die westlichen Provinzen massiv zu fördern. Ein grosser Anteil des 400 Mrd. € Konjunkturpaktes wurde speziell für Infrastrukturmaßnahmen in diesen Landesteilen vorgesehen. Auch der Gedanke, in einer latercomer-Region zu den ersten Auslandskontakten gehören zu wollen, macht Sinn.

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F. Appelberg im Gespräch mit Ch. Angerbauer (links) Gespräch mit Britta Buschfeld, Head of Department Recruitment, Vocational Training • Frau Buschfeld hat in Münster und Bochum u. a. Sinologie studiert. Sie lebt seit 25 Jahren in Asien und arbeitet seit Anfang 2010 für die AHK. • Sie berichtet von der zunehmenden Nachfrage deutscher Unternehmen nach qualifizierten Fachkräften. Die Kammer hat daraufhin mit der PAL und einem CIM Experten ein eigenes Berufsbildungsprogramm entwickelt. Allein im Ausbildungsgang Industriemechaniker wurden bislang 400 junge Leute ausgebildet. Ihr Cousin Jürgen Buschfeld ist im Übrigen bei der IHK Mittleres Ruhrgebiet als Prüfer tätig. Sie will ihn künftig als Seniorexperten auch in Shanghai einsetzen. • Appelberg fragte an, ob es denkbar sei, eigene Azubis zu einer Art Praktikum nach Shanghai in einen solchen Ausbildungsgang zu entsenden. Hintergrund ist, dass es zunehmend schwieriger wird, geeignete Fachkräfte für einen längeren Auslandsaufenthalt z. B. für eine Inbetriebnahme vor Ort zu gewinnen, hier sollen junge Leute möglichst früh entsprechende positive Erfahrungen machen können. Buschfeld steht der Überlegung positiv gegenüber. • Besonderes Interesse hatte Appelberg am Rekrutingservice der AHK, da es sich als schwierig erweist, in China geeignetes Fachpersonal zu finden. Auch das Angebot, Inhouse-Seminare in der Niederlassung in Jinan durchzuführen, entspricht dem Bedarf.

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Gespräch mit Michaela Beck, Deputy Executive Chamber Manager • Frau Beck ist u. a. für die AHK-Zeitschrift zuständig. Sie möchte gerne einen Artikel über die Markteinstiegsstrategien und die Erfahrungen der Firma BOMAFA in China veröffentlichen.

Dinner mit Zhou JianHua und Michelle Jiang Vorbereitung der Gespräche mit der Firma Zepponi aus Brasilien am Folgetag. Zhou wird gebeten, den Brasilianern eine Einschätzung des chinesischen Marktes für Ventile zu vermitteln. Zepponi ist an einem chinesischen Partner interessiert, der bei der Beschaffung aus China Termintreue und Qualität sicherstellen soll. Bei gegenseitigem Interesse kann Zhou diese Aufgabe übernehmen.

Zhou JianHua und Michelle Jiang

Gespräch mit Oclides und Eduardo Zepponi im Barbarosso Appelberg umreißt sein Interesse an möglicher Partnerschaft: ein Joint Venture, das er mit hochwertigen Baugruppen aus Wattenscheid und China beliefert, die in Brasilien ergänzt und zusammengebaut werden. Zepponi übernimmt den Vertrieb und wird für die Wartung durch BOMAFA ausgebildet. 5


Das Ansinnen, dass BOMAFA sich am Maschinenpark Zepponis finanziell beteiligen soll, um eine höhere Wertschöpfung in Brasilien zu erreichen, wird abgelehnt. BOMAFAs Ziel ist es, die eigene Technologie durch Fertigung durch Verteilen auf mehrere Partner zu sichern.

Dienstag, 9. August 2011 Fortsetzung der Gespräche mit Zepponi Erneut war die Vorstellung zurückzuweisen, dass BOMAFA sich an der Errichtung einer neuen Immobilie nebst Maschinenausstattung in Brasilien finanziell beteiligen könnte. Appelberg schlägt die Überlassung seiner Technologie für bestimmte Ventiltypen gegen Zahlung von Royalties über einen Vertragszeitraum von 15 Jahren vor. Auch ein reines Handelsgeschäft mit in Deutschland zusammengebauten Ventilen durch Zepponi in Brasilien ist als Geschäftseinstieg denkbar.

Gespräch in Fa. BOMAFA Shanghai Joint Venture-Partner Zhou JianHua, Lancer Shi, Engineer, Michelle Jiang und die Zepponis, Friedrich Appelberg und Merz Vorstellung des brasilianischen Marktes für Armaturen und Ventile. Die Firma Zepponi liegt inmitten einer Anzahl von rd. 130 Ethanolfabriken im Bundesstaat Sao Paulo. Diese fertigen KfzTreibstoff, der zunehmend konventionelles Benzin ersetzt. Weitere Anlagen sind im Bau. Insgesamt erwiesen die Zepponis sich aber als nicht sehr kenntnisreich bezüglich des Gesamtmarktes. Zhous Interesse an Zusammenarbeit war eher gering. Für das Problem der preshipment inspection, an das Zhou ebenfalls nicht heranwollte, habe ich auf die komplexen Dienstleistungsangebote von SGS hingewiesen und anhand deren Website ausführlich erläutert.

Besprechung in der Shanghaier Tochterfirma von BOMAFA 6


Mittwoch 10. August 2011 Morgens vom Honqxiao Intl. Airport abgeflogen nach Zhengzhou , Henan Provinz. Dort abgeholt von Mei, der Gattin des Joint-Venture Partners von BOMAFA in Shenzen, Fan Qiang. Weiterreise nach Luohe. Dort von Vertreterinnen der Wirtschaftsfรถrderungsbehรถrde in Empfang genommen (Shirley und Annie Chen). Besichtigung einer grossen Schlachtanlage, in der pro Stunde 500 Schweine verarbeitet werden. Dann zur Henan GCL Photovoltaic Technology Co. Ltd. Den Prozess beobachtet, wie aus Rohsilikat die Reinform gewonnen wird, die dann zu Wafers weiterverarbeitet wird.

moderner Zerlegungsbetrieb

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Abends Empfang durch Bürgermeister Lu Quinghai und die Vizebürgermeisterin. Mit dabei Dr. Yang Songhe, Chairman of Henan Luohe Yinge Group (Chemie, Petrochemie). Der sehr technokratische Bürgermeister wirbt aktiv für Investitionen in seiner Stadt, die er als eines der wichtigsten Chemiezentren Chinas beschreibt. Zulieferer dieser Branche sind in Luohe sehr nahe an ihren potentiellen Kunden. Am Folgetag sollen Kontaktgespräche mit möglichen Kooperationspartnern stattfinden.

Luohe

Die Stadt ist insgesamt modern aufgestellt und verkehrstechnisch mit 8-streifigen Autobahnen erschlossen. Die Ufer des durchlaufenden Flusses sind als großer durchgehender Park angelegt. Dennoch wirkt die Stadt noch sehr stark im Umbau begriffen. Viele alte Gebäude, die offensichtlich zum Abriss bestimmt sind, bestimmen noch das Stadtbild. Luohe ist noch keine Perle des Reiches.

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Donnerstag, 11.8.2011 Luohe Fan Qiang, Friedrich Appelberg, Merz ./. Dr. Yang Songhe, Zhiwei Cheng, Cheng Dian, Zhao Lu Zhong, Ding You Sheng 1. Vorstellung der BOMAFA Produkte und Aufgaben der IHK • Betonung der Familientradition und hohem Qualitätsbewusstsein • Wachstum im Zukunftsmarkt nur mit Partnern möglich • Detaillierte Darstellung der einzelnen Produktionsstufen 2. Erörterung der Zusammenarbeit • Für air seperation, bearings und coal mining ist ein Maschinenpark vorhanden bei Firma Kaifeng, die 5000 Mitarbeiter hat • zähe Gespräche, große Sprachprobleme, schlechte Dolmetschung • Beschaffungsmöglichkeiten von Vormaterialien in China? • Nachfragen nach technischen Referenzen und Möglichkeiten von BOMAFA im Hochdruck- und Temperaturbereich • Generelle Akzeptanz der Fertigungsmöglichkeiten von BOMAFA • Vorteile durch günstige Arbeitskosten und einen vielversprechendem Markt • Welche Produkte interessieren die chinesische Seite? • BOMAFA bietet Technologie, einen Markennamen und Support • Dr. Yang Songhe hat Fertigung und Marktzugang • Einladung nach Bochum • Gegenseitige Sympathie scheint vorhanden zu sein Nach einem gemeinsamen Lunch, bei dem die geschäftlichen Interessen in einer deutlich weniger formellen Atmosphäre ausgelotet wurden, Weiterreise nach Nanning.

Geschäftsbesprechung bei Firma Henan Luohe Yinge Group 9


Freitag, 12. August 2011 Nanning Tendenziell ein Ruhetag. Spaziergang zum nahegelegenen Stadtzentrum: eine große Parkanlage, die von 100-250 m hohen Gebäuden umstanden wird. Gemächlicher Verkehr auf 6streifigen Hauptstrassen. Alles nur Neuwagen, durchweg hochpreisige deutsche, amerikanische und japanische Markenware. Die Mittelklasse wird von koreanischen Fahrzeugen und von chinesischen BYD dominiert. Eine Fahrt auf die Aussichtsterrasse des höchsten Gebäudes der Stadt (280 m) zeigt die Ausdehnung und die Bauentwicklung Nannings. Das jetzige Zentrum wurde offenbar neu im Westen der Stadt errichtet. Gefühlte 500 Wolkenkratzer bestimmen das Stadtbild. Altarme des gezähmten Flusses, an dem die Stadt liegt, wurden zu Freizeitanlagen und Parks umgestaltet. Industrie befindet sich, den Emissionen nach zu urteilen, im ursprünglichen Zentrum im Osten der Stadt.

Blick auf Nanning

Eine Fahrt zu einem der großen innerstädtischen Seen bestätigt einerseits den Eindruck einer gut funktionierenden lebhaften Metropole. Andererseits finden sich auch noch ältere Stadtviertel, die eng und verwinkelt sind. Neben traditionellen Garküchen gibt es Gemüsemärkte und kleine Computerläden ebenso wie Reparaturwerkstätten und Wäschereien. Ein 5-stöckiges Warenhaus bietet nahezu ausschließlich europäische Markenartikel an. Von Burberry über Louis Vutton bis zu hochwertigen deutschen Küchenausstattern (Fisser) ist alles an namhaften Marken vertreten. Die zahlreichen Verkäuferinnen sind aber alle recht alleine in ihren jeweiligen Shops.

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Abends Meeting mit Vertretern der Guangxi Investment Group (von dieser Firma kamen auch unsere Besucher in Bochum). Unsere Gruppe Appelberg, Fan Qiang (Hauptvertreter BOMAFA in China mit Sitz in Shenzen) und Merz wurde empfangen durch den Vizepräsidenten Lu Shaomin, der den ortsabwesenden Präsidenten Guan Yueqing, der die Delegation nach Bochum geführt hatte, vertrat. Lu erläuterte, dass die GIG eine von sieben staatlichen Firmen ist, die mit bestimmten Aufgaben belehnt wurde. Seine Gruppe hat Energieerzeugung, Düngemittelproduktion und Aluminiumherstellung als Schwerpunkt. Andere Gruppen befassen sich mit Eisenbahnbau, Strassen- und Wohnanlagenbau, Finanzierung und Agrarwirtschaft. Seine Gruppe erzielt einen Umsatz von 1,5 Mrd. €. Geschäftsmöglichkeiten für BOMAFA sind grundsätzlich gegeben, da speziell die Düngemittelfabriken und die Kraftwerke eine große Zahl von Armaturen und Ventilen benötigen. Allerdings ist ein Grossteil der Anlagen gerade neu errichtet worden, sodass in nächster Zeit nur noch kleinere Aufträge zur Vergabe anstehen. Hierfür soll BOMAFA aber jeweils zur Angebotsabgabe eingeladen werden.

Gesprächsrunde mit Vertretern der Industriegruppe GiG in Nanning, in der Mitte Vicepresident Li Shaomin 11


Allgemeine Beobachtung zum Dresscode: bei keiner geschäftlichen Gelegenheit waren Krawatte und Sakko von Nöten. Offenes Hemd, aber auch T-Shirt und Pique sind völlig in Ordnung, der dunkle Anzug kann im Koffer oder gleich zuhause bleiben.

Samstag, 13.August 2011 Nanning-Shenzen Frühstück mit Herrn Liu, der langjährig Mitglied der städtischen Planungskommission gewesen ist. Er bestätigte den Eindruck, dass das neue Stadtzentrum vor ca. 10 Jahren auf der grünen Wiese errichtet worden ist. Das Hochhaus, das wir besucht haben, hört auf den Namen Emperor Tower und ist mit 280 Metern das höchste in Südwestchina. Liu ist heute Autohändler und ließ es sich nicht nehmen, uns in einem BMW X6 Nachbau zum Flughafen fahren zu lassen. Ich habe Grace Wang und ihre Kollegin Susan, über die der Kontakt Nanning-Bochum vermittelt worden ist, angeboten, künftig auch weitere interessante Delegationen in Bochum zu empfangen.

Weiterreise nach Shenzen Das Perlflussdelta besteht aus einer Vielzahl von offenbar sehr flachen Flussarmen, die etwa die Breite des Rheins bei Köln haben. Überall im Fluss sind künstliche Inseln aufgeworfen, auf denen Gemüseanbau und Aquakultur betrieben wird. Die Höhe über Wasserspiegel beträgt nur wenige Meter. Im Anflug auf Shenzen zeigt sich eine Stadtlandschaft von erheblichen Ausmaßen. Während die Region vor 20 Jahren noch ländlich und kleinstädtisch geprägt war, ist sie heute auf rund 10 - 12 Mio. Einwohner angewachsen. Die Hochhausdichte ist enorm, wenn auch die durchschnittliche Geschosshöhe in den Subzentren nur bei 30 - 40 Etagen zu liegen scheint. Zu den UniversadeSpielen, die am Vortag festlich eröffnet worden sind, wurde das U-Bahnnetz komplettiert. Ca. 200 m lange durchgehende Bahnen, die vielleicht 500-700 Passagiere aufnehmen können, verkehren im 5 Minuten Takt. Überall in der Stadt abendlich reges Treiben.

Luftbild Shenzen 12


U-Bahn Shenzen

Shenzen

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Geschäftsgespräche Appelberg, Fan Qiang und die aus Wenschou dazugekommenen Zepponies: Empfehlung, die BOMAFA Niederlassung in Wuhan zu besichtigen und sich von den dortigen Fertigungsmöglichkeiten ein Bild zu machen. Verschiedene Armaturentypen könnten unter der Aufsicht von Fan Qiang dort im Auftrag von Zepponi gefertigt und nach Brasilien verschifft werden. Der Eindruck verfestigt sich, dass speziell Zepponi senior zunehmend Vertrauen in eine Zusammenarbeit mit Appelberg/Fan Qiang gewinnt.

Sonntag, 14.August 2011 Arbeitsgespräch Zepponis, Appelberg, Fang Qian, Merz Die Frage, ob Fan Qiang für Fa. Zepponi die Qualitätssicherung vor Ort in China zu übernehmen bereit ist, wurde nicht abschließend geklärt. Für Fang Qian hängt dies im Wesentlichen davon ab, ob er den Fertigungspartner auswählen kann oder er einen vorgegebenen überprüfen soll. Daran wäre er nicht interessiert.

Montag, 15.August 2011 Rückreise via Hong Kong und Dubai

Dr. Hans-Peter Merz

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