Unsere Arbeit gegen die Armut

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Jahresbericht 2019 Unsere Arbeit gegen die Armut


2019

Editorial

Inhalt

Die wirtschaftliche Entwicklung im Jahr 2019 war in der Schweiz positiv, gleichzeitig stieg jedoch die Zahl der Armutsbetroffenen. Die Digitalisierung schafft hohen Anpassungsdruck. Der Klimawandel ist dank «Fridays for Future» ins Zentrum der nationalen und internationalen Politik gerückt. Die Klimaerwärmung trifft weltweit vor allem die Ärmsten des Südens. Fortschritte bezüglich Armuts- und Hungerbekämpfung werden zunichtegemacht. Dies führt zu einer steigenden Zahl von Klimaflüchtlingen. Für Caritas Schweiz war das Jahr 2019 arbeitsintensiv, aber auch sehr erfolgreich. Im Inland wurde das Mandat Beratung und Rechtsvertretung von Asylsuchenden des Sekretariats für Migration (SEM) umgesetzt. Das «Maison d’Integration et de Formation» in Matran ist ein toller Erfolg. Im Bereich des interkulturellen Dolmetschens für Amtsstellen und Spitäler hat Caritas eine starke Position. Auch bei den Regionalen Caritas-Organisationen hat sich einiges getan, wie Sie in diesem B ­ ericht lesen können. In der Internationalen Zusammenarbeit wurde eine Neupositionierung mit dem Ziel der geografischen und thematischen Konzentration beschlossen. Die Anzahl Länder, in denen Caritas künftig Entwicklungsprogramme umsetzt, wurde auf zwölf beschränkt und die Themen Einkommensbeschaffung, Klima, Migration und Humanitäre Hilfe stehen im Zentrum. Die anforderungsreichen Anpassungen haben bereits erfreuliche Erfolge gebracht: Es wurde das höchste Akquise-Ergebnis der letzten zehn Jahre erzielt und grosse Aufträge bei der EU konnten gewonnen werden. In der politischen Arbeit hat Caritas vom Bundesrat die Erarbeitung einer Afrikastrategie und die Erhöhung der Entwicklungshilfe auf ein Prozent des Bruttosozialprodukts eingefordert. Für all unsere Erfolge braucht es Menschen mit Engagement: in den Gremien, als Spenderinnen und Spender, als Mitarbeitende, als Freiwillige oder als politische Verantwortungsträger. Sie alle verdienen unsere Anerkennung und Dankbarkeit.

Mariangela WallimannBornatico Präsidentin

Hugo Fasel Direktor

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Internationale Zusammenarbeit

Afrika bewegt sich zwischen Aufbruch und Armut. Caritas Schweiz verbessert die Lebensbedingungen vor Ort.

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Inlandhilfe

Mit der KulturLegi gelingt es Caritas Schweiz, viele marginalisierte Menschen wieder ins Sozialleben zu integrieren.

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Humanitäre Hilfe

2019 half Caritas Schweiz in etlichen Ländern nach Naturkatastrophen. Sie verknüpft Nothilfe mit entwicklungspolitischen Massnahmen.

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Zahlen der Caritas

Auch 2019 konnte Caritas Schweiz ihre Mittel mit vorsichtigem Kosten­ma­nagement effizient und am richtigen Ort einsetzen.

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Politische Beeinflussung

Caritas Schweiz erzielt mit ihren Analysen und ihrer politischen Arbeit klare Erfolge bei nationalen und internationalen Themen.


Afrika

Ein Kontinent im Aufbruch

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Internationale Zusammenarbeit

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Partnerschaft auf Augenhöhe ist gefragt Afrika bewegt sich zwischen Aufbruch und Armut. Die Arbeit der Caritas Schweiz leistet wichtige Beiträge zur Verbesserung von Einkommen, zur Bewältigung der Klimakrise und für eine menschenwürdige Migration. Entwicklungszusammenarbeit verbessert die Lebenschancen vor Ort, kann aber allein nicht alle Probleme lösen.

«  Jede dritte Person in SubsaharaAfrika ist ungenügend ernährt oder leidet an Hunger . » «Wenn man sich anschaut, wie seit Langem über Afrika gesprochen wird, sieht man, dass Afrika grösstenteils ein Gegenstand ist, dem man vorschreibt, wie er sich zu entwickeln hat.» Dies sagt der senegalesische Ökonom, Autor und Musiker Felwine Sarr in einem Interview, das im Almanach Entwicklungspolitik 2020 der ­Caritas Schweiz mit dem Schwerpunkt «Afrika» abgedruckt ist (siehe Hinweis zum Buch Seite 10). Sarr hat mit dem Buch «Afrotopia» dieser beschränkten Sicht auf seinen Kontinent eine ­Vision entgegengehalten, wie die Menschen in Afrika ihre Zukunft selbst denken und gestalten können. Wer in der Entwicklungszusammen­

arbeit heute den Schwerpunkt verstärkt auf Afrika legt, ist gut beraten, einen partnerschaftlichen Zugang auf Augenhöhe zu suchen. Afrika ist im Grunde sehr reich. Abgesehen von einer grossen kulturellen Vielfalt besitzt der Kontinent rund einen Drittel der weltweit vorhandenen mineralischen Ressourcen. Dazu gehören Gold, Kobalt und Platin, aber auch Eisen, Aluminium, Uran, Kupfer, Diamanten und Erdöl. Der Rohstoffreichtum hat allerdings vielerorts nicht dazu geführt, eine nachhaltige Entwicklung anzustossen, die der Bevölkerung zugutekommt: Nigerias Wirtschaft wächst trotz riesiger Ölreserven kaum. Und der rohstoffreiche Kongo schneidet beim Index menschlicher Entwicklung (HDI) sehr schlecht ab. Weltweit muss jeder zehnte Mensch mit weniger als 1,90 US-Dollar pro Tag auskommen, die Hälfte dieser als extrem arm geltenden Menschen lebt in Afrika – Tendenz steigend. Jede dritte Person in Subsahara-Afrika ist ungenügend ernährt oder leidet an Hunger. Mehr als die Hälfte der Bevölkerung hat keinen Zugang zu sauberem Wasser und sanitären Einrichtungen. Durch die Klimaveränderung – verursacht durch andere Länder – gibt es immer mehr extreme Wetterereignisse. Diese verschlechtern sowohl die Ernährungs- als auch die Wassersituation in Afrika in einem bisher ungeahnten Ausmass.

2019 konnten in Afrika

980 000 Menschen ihre Situation dank unseren Projekten verbessern.


2019 verhalf die Caritas Schweiz

Bäuerinnen und Bauern zu direktem Marktzugang. So konnten sie ihr Einkommen verbessern.

Die Wirkung der Entwicklungs­ zusammenarbeit in Subsahara Auch für Caritas Schweiz und ihre eigene internationale Zusammenarbeit ist Afrika immer wichtiger. Dies kommt in den langfristigen Projekten der Entwicklungszusammenarbeit in Mali, Tschad, Burkina Faso, Südsudan, Äthiopien und Uganda wie auch in der Katastrophenhilfe nach dem Zyklon Idai im Frühjahr 2019 zum Ausdruck. Die Caritas sucht mit lokalen Partner­ organisationen und mit den ärmsten Menschen nach Wegen, wie sie sich ein Einkommen verschaffen, sich an den Klimawandel anpassen und menschenwürdig migrieren können. Einkommen: Bei der Schaffung von Einkommen geht es darum, die Armen am Marktmechanismus zu beteiligen. Caritas Schweiz tut sich mit Partnerorganisationen zusammen, die

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Schweiz muss Umgang mit Afrika hinterfragen Die Schweiz will dieser Situation Rechnung tragen und in der Entwicklungszusammen­ arbeit stärker auf Afrika fokussieren. Das sieht der Bunderat in seiner Strategie zur Internationalen Zusammenarbeit für die Jahre 2021 bis 2024 vor. Caritas Schweiz hat sich mit diesen Plänen kritisch auseinandergesetzt. Fazit: Von einer Partnerschaft auf Augenhöhe mit Afrika ist unser Land weit entfernt. Der heutige Umgang der Schweiz mit Afrika basiert auf migra­ tionspolitischer Abschottung und wirtschaftlicher Ausbeutung. Caritas Schweiz hat den Bundesrat daher aufgefordert, eine umfassende Afrika-Strategie zu formulieren, die der Schweiz nützt und gleichzeitig die Lebensbedingungen und Zukunftschancen der afrikanischen Bevölkerung verbessert (siehe Mitte dieses Heftes).


mit Bäuerinnen und Bauern landwirtschaftliche Produkte entwickeln und verarbeiten. So etwa fördern Projekte im Tschad die Vermarktung von Erdnüssen und Erzeugnissen aus der

«  Es geht darum, die Armen am

Marktmechanismus zu beteiligen . » ­ arité-Nuss (Shea-Butter) durch lokale KoopeK rativen. In Uganda ermöglichen die Hühnerzucht und der Anbau von Moringa-Bäumen den ärmsten Menschen den Marktzugang. Caritas Schweiz und die lokalen Partner führen vor Ort Schulungen zur Markt- und Unternehmensförderung durch: Verarbeitung, Verpackung, Lagerung und Vermarktung. Teilweise arbeitet ­Caritas

Schweiz auch mit Mikrofinanzinstitutionen zusammen, um den Armen den Zugang zu Mikrokrediten zu ermöglichen. Anpassung an den Klimawandel: Caritas Schweiz fördert mit Projekten nachhaltige Wassernutzungs- und Anbausysteme, welche die gefährdeten lokalen Ökosysteme langfristig sichern – so etwa der Lac Wegna in Mali, der auszutrocknen droht. Andere Projekte haben zum Ziel, die Resilienz der Menschen in Dürrezeiten zu erhöhen. Dazu gehören etwa Fassungssysteme für Regenwasser in Felsbecken-Konstruktionen. Angepasste Anbaumethoden etwa mittels dürreresistenter Sorten erhöhen die Produktion und verbessern die Widerstandskraft der Pflanzen während der Trockenheit. Effizientere Technologien zum Kochen erhöhen die Energieeffizienz, reduzieren den Druck auf die natürliche Ressource Holz und schonen damit

das lokale Ökosystem. Dank nachhaltig wirksamen Instrumenten können die Ressourcen ­geschützt und die natürliche Lebensgrundlage der lokalen Bevölkerung erhalten werden. Unterstützung für Migrantinnen und Mi­ granten: Es wäre verkehrt zu glauben, dass Menschen aus der Subsahara vorwiegend nach Europa kommen, denn Afrikanerinnen und Afrikaner migrieren vor allem innerhalb des Kontinents. Gemäss Angaben des UNO-Flüchtlingshilfswerks UNHCR leben südlich der Sahara 18 Millionen Menschen, die regelmässig migrieren. Nach Europa gelangten im selben Zeitraum nur 0,2 Prozent dieser Menschen. Die Migra­ tionsprojekte von Caritas Schweiz unterstützen und fördern lokale Partnerorganisationen, die sich um Migrierende in den Transit- und Zielländern kümmern. Ihre Grundbedürfnisse werden sichergestellt und ihre Rechte gestärkt. Im

Zentrum stehen Informationsvermittlung, wirtschaftliche Integration, der Zugang zu Mikrokrediten, die Teilhabe an Wertschöpfungsketten bei gleichzeitig nachhaltiger Nutzung der natürlichen Ressourcen und der Ausbau von beruflichen und technischen Ausbildungen. Caritas Schweiz arbeitet dabei auch mit den Regierungen und internationalen Organisationen zusammen. Wo nötig greifen humanitäre Hilfe und ­Entwicklungszusammenarbeit ineinander. caritas.ch/afrika

In Ländern südlich der Sahara vertrocknen Böden und verschwindet die Vegetation. Die Viehhirten finden keine Nahrung mehr für ihre Herden.

Dank ihrer Hühnerzucht können Augustine und seine Frau Lilian ihre Kinder in die Schule schicken.

Die Caritas hilft den Frauen im Tschad, die Shea-Butter professionell herzustellen.

Klimaveränderung trifft Afrika besonders hart

Augustine impft Hühner

Shea-Butter von Marie

In Uganda leiden arme Bauernfamilien unter den Folgen des Bürgerkriegs und unter den unregelmässigen Regenfällen infolge der Klimaerwärmung. Auch Augustine Ejiet und seine Frau Lilian Ariokot durchlebten Zeiten des Hungers. In einem Projekt der Caritas haben sie sich nachhaltige und klimaresistente Anbaumethoden angeeignet. Dank der Aufzucht von Hühnern und einer gezielten Vermarktung erzielen sie ein Zusatzeinkommen und können ihre Kinder zur Schule schicken. Augustine ist auch verantwortlich für die Impfung der Hühner im ganzen Dorf, sodass heute deutlich weniger Tiere durch Krankheiten verloren gehen.

Im Süden des Tschad in der Region Sarh gestalten Frauen ihre Zukunft selbst. Marie Bamounmanan ist Witwe. Sie hat sich mit anderen Frauen in einer Kooperative zusammengetan, die Karité-Butter (Shea-Butter) herstellt. Diese traditionelle Arbeit konnten sie mit Hilfe der Caritas professionalisieren. Die Produktion ist in die Höhe geschnellt, sodass Marie ihre Familie selbst versorgen kann. «Wir Frauen werden nun mit mehr Respekt behandelt», freut sie sich. «Ich fühle mich ernst genommen.»

Die Bevölkerungsmehrheit der afrikanischen Länder südlich der Sahara ist sowohl von Armut als auch von den Folgen des Klimawandels betroffen. Ein Dorfältester im Süden von Äthiopien hat uns bei einem Besuch diese Tatsache veranschaulicht: Sein Dorf besass vor der Dürre im Jahr 2018 insgesamt 3600 Tiere (Ziegen, Kamele, Kühe); nach der Dürre blieben ihnen noch 200 Stück Vieh. Ein Vergleich in der Schweiz: Der Wert eines Hauses sinkt in einem Jahr von einer Million Franken auf 55 000 Franken. Derselbe Äthiopier hat uns auch noch erzählt, dass die Menschen für das Feuerholz während der Dürre einen 78 Kilometer weiten Weg zurücklegen müssen, ohne motorisierte Fahrzeuge. Das entspricht fast der Strecke von Bern nach ­Solothurn und zurück.

Soziale und wirtschaftliche Integration der Armen Es wäre eine Illusion zu glauben oder zu verlangen, dass die ­Caritas in Afrika die Armut oder die schädlichen Auswirkungen des Klimawandels überwinden könnte. Das globale Wirtschaftssystem reisst immer tiefere Gräben auf und die vom Norden verursachten Klimaveränderungen treffen die Länder südlich der Sahara massiv. Die Entwicklungszusammenarbeit kann diese Kluften nicht alleine bewältigen. Im Vordergrund steht vielmehr eine soziale und wirtschaftliche Integration der Armen und die Möglichkeit einer würdigen Migration. Franziska Koller Leiterin Bereich Internationale Zusammenarbeit

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Sechs der zehn am schnellsten wachsenden Volkswirtschaften befanden sich 2018 in Afrika. Zugleich lebt dort mehr als die Hälfte der Menschen, die von extremer Armut betroffenen sind. Die aktuelle Ausgabe des Almanachs Entwicklungspolitik ist unter dem Titel «Afrika zwischen Aufbruch und Armut» erschienen und fokussiert auf Subsahara-Afrika. Der Sammelband durchleuchtet die Chancen und Risiken des Wirtschaftswachstums – neue Kooperationsformen und Wachstum kommen nicht unbedingt den Armen zugute. Ein weiterer Schwerpunkt liegt auf Entwicklungen wie Urbanisierung, demografische Entwicklung sowie Migration innerhalb des Kontinents, die für viele Existenzsicherung bedeutet. shop.caritas.ch

Bosnien-Herzegowina: Frühförderung für Kinder

Kolumbien nimmt Millionen Flüchtende aus Venezuela auf 10 11

Für viele Familien in Bosnien-Herzegowina sind die Gebühren für den Kindergartenbesuch nicht bezahlbar. Deshalb erhalten nur 15 Prozent der Kinder eine Vorschulerziehung. Diese ist jedoch entscheidend für die spätere Entwicklung des Kindes. Caritas hilft marginalisierten Familien bei der Einschreibung in den Kindergarten und bezahlt einen Teil der Schulgebühr sowie das Material. Zudem erhalten die Eltern psychosoziale Betreuung. Die Kinder entwickeln im Spiel ihre Fähigkeiten, sodass sie später in der Schule mithalten können. Zudem verbessert Caritas die Ausbildung der Lehrpersonen.

Tschad: Armut und Migrationsströme fordern das Land

Caritas Schweiz verbessert im Süden des Tschad die Lebensbedingungen der lokalen Bevölkerung sowie die Situation der Flüchtlinge. Der Tschad gehört zu den ärmsten Ländern der Welt. Zwei Drittel der Bevölkerung können weder lesen noch schreiben, lediglich die Hälfte der Menschen hat Zugang zu sauberem Trinkwasser. Die Ernährung ist für einen Grossteil der Bevölkerung nicht gesichert, Gesundheit und Bildung sind nur schwer zugänglich. Die Chancen von jungen Menschen, eine geregelte An-

stellung zu finden, sind gering. Seit 2013 hat sich die Situation im Süden noch zugespitzt, da sich rund 30 000 Vertriebene – Geflüchtete und Rückkehrende – aus der Zentralafrikanischen Republik dort angesiedelt haben. Die Spannungen unter den verschiedenen Gruppen haben zugenommen, die Zuwanderung hat die Region zusätzlich destabilisiert. Die Caritas ermöglicht den Menschen den Zugang zu Mikrokrediten, unterstützt die Entwicklung von Wertschöpfungsketten und zeigt auf, wie die natürlichen Ressourcen nachhaltig genutzt werden können. Sie optimiert zudem das Angebot von beruflichen und technischen Ausbildungen. Längerfristig plant sie, Schulen zu sanieren und Transportmöglichkeiten zu verbessern. Die Caritas stärkt auch die Rechte der Flüchtlinge und organisiert einen regelmässigen Austausch zwischen den einzelnen Migrantengruppen. Mechanismen zur Prävention und Bewältigung von Konflikten werden geschaffen und der interkulturelle Austausch gefördert. Das vorliegende Projekt wird mit der finanziellen Hilfe der Europäischen Union erarbeitet.

Internationale Zusammenarbeit

Almanach Entwicklungspolitik 2020

Die jahrelange politische und humanitäre Krise hat Venezuela in ein Armenhaus verwandelt. Es fehlt an allem: Nahrung, Gesundheitsversorgung, Arbeit, Sicherheit. Millionen Venezolanerinnen und Venezolaner flüchten in die Nachbarländer, vor allem nach Kolumbien. Caritas leistet in Bogotá über ihre ­Partnerorganisation «FAMIG» Hilfe. Mittellose Migrantinnen und

­ igranten erhalten das Nötigste zum ÜberleM ben. Zudem werden sie auf psychosozialer Ebene betreut und in ihrer traumatischen Situation als Flüchtende unterstützt. Viele haben Hab und Gut zurückgelassen und müssen sich in Kolumbien ein neues Leben aufbauen. Mit Rechtsberatung hilft Caritas den Geflüchteten bei der Suche nach Arbeit und Unterkunft.

Prix Caritas: Brasilianische Organisation geehrt

Der Prix Caritas wurde am 12. Juni 2019 im KKL Luzern feierlich dem Direktor und der Koordinatorin der brasilianischen Organisation São Martinho überreicht: Frei Adailson Quintino dos Santos und Lucimar Correa. Die Organisation kümmert sich seit Jahren um die Strassenkinder in Rio de Janeiro. Ein interdisziplinäres Team betreut bis zu 1800 Strassenkinder im Jahr. Sie verteilen Lebensmittel und Hygieneartikel und laden die Kinder und Jugendlichen in die Zent-

ren von São Martinho ein, wo sie beraten und betreut werden. Sportliche und kulturelle Aktivitäten sowie Bildungsangebote gehören zum Programm. Den Kindern eröffnen sich neue persönliche, soziale und berufliche Perspektiven – sie entwickeln ihre eigene Persönlichkeit und lernen, ihre Rechte wahrzunehmen. caritas.ch/prixcaritas


Natur- und Klima­ katastrophen

Einspringen, wo Katastrophen alles zerstören Naturkatastrophen verursachen riesige Schäden und rauben den Menschen ihre Lebensgrundlage. Caritas Schweiz unterstützt betroffene Menschen auf der ganzen Welt mit Nothilfe. In Indonesien verloren 2018 Tausende Menschen durch das Erdbeben und den nachfolgenden Tsunami ihr Hab und Gut. Caritas Schweiz sorgte für Nahrung, Zugang zu sauberem Trinkwasser und betreute traumatisierte Kinder. Der Wiederaufbau der Wasserversorgung und Sanitäranlagen in fünf Dörfern konnte 2019 in Angriff genommen werden. In Mosambik erhielten Familien, deren Häuser und Felder nach dem heftigen Zyklon Idai unter Wasser standen, Grundnahrungsmittel und Zelte. In Bolivien unterstützte Caritas die Menschen, deren Existenz durch die Waldbrände im Amazonas bedroht war. Im Dezember half Caritas in Albanien Familien, welche beim Erdbeben ihr Haus verloren hatten. Sie vermittelte Unterkünfte und verteilte lebensnotwendige Güter. Neue Konzepte mit nachhaltiger Wirkung Um die betroffenen Menschen nach Katastrophen effizient und nachhaltig zu unterstützen, verknüpft Caritas Schweiz die Humanitäre Hilfe – oder Nothilfe – mit entwicklungspolitischen Aktivitäten. Sie verteilt einerseits Lebensmittel, Kochutensilien oder Zelte, um sofort zu helfen. Durch langfristige und nachhaltige Massnahmen stärkt sie andererseits die Widerstandskraft der Betroffenen. Sie erlernen zum Beispiel Anbaumethoden, welche die Ressourcen schonen und ihre Lebensumstände dauerhaft verbessern. Diese Verbindung von Humanitärer Hilfe und entwicklungspolitischen Massnahmen führt dazu, dass die Betroffenen besser auf kommende Katastrophen reagieren können. Caritas Schweiz hat zu diesem neuen Ansatz, genannt «Nexus», ein Grundlagenpapier erarbeitet.

2019 konnten

180 000 Menschen in grösster Not dank Caritas Schweiz ihr Leben wieder selbst in die Hand nehmen.

12 13 Humanitäre Hilfe

2019 war Caritas Schweiz im Bereich Humanitäre Hilfe vor allem in Ländern tätig, wo Naturkatastrophen – auch als Folge des Klimawandels – grosse Verwüstung hinterliessen. Es gab mehr Wirbelstürme, Überschwemmungen, Hitze, Feuer und Dürren.


In der Not vor Ort An den Brennpunkten der Welt

Albanien

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In der Nacht vom 26. November 2019 wurden die Menschen an der Küste Albaniens aus dem Schlaf gerissen. Die Erde bebte. In der Morgendämmerung wurde das Ausmass klar: Dutzende Tote, über 2000 Verletzte, Tausende Menschen ohne Obdach. Die Ärmsten, deren Häuser in schlechtem Zustand waren und dem Beben kaum Stand hielten, traf es besonders hart. Ab den ersten Stunden versorgte ­Caritas Albanien 1200 Menschen in zwei improvisierten Zeltstädten mit Mahlzeiten, Wasser und Decken. In enger Zusammenarbeit mit der albanischen Caritas leistete auch Caritas Schweiz Nothilfe: Obdachlosen Menschen wurden warme, wintersichere Unterkünfte zur Verfügung gestellt, Essenspakete und Hygieneartikel verteilt und psychosoziale Hilfe angeboten. Caritas Schweiz unterstützt zudem die Nothilfe des Roten Kreuzes.

Amazonas, Bolivien Im Spätsommer 2019 brannten infolge des Klimawandels grosse Flächen des Regenwaldes im Amazonas – eine ökologische sowie eine soziale Katastrophe. Auch in Bolivien waren 8000 Familien betroffen. Das Feuer hat bis zu 80 Prozent ihrer Ernte vernichtet. Auch Kleintiere wie Schweine und Hühner haben die Menschen verloren. Am meisten litten Kleinbauernfamilien und die indigene Bevölkerung, die in schwer zugänglichen Gebieten lebt. Die Feuer zerstörten ihre Lebensgrundlage, an vielen Orten brach die Trinkwasserversorgung zusammen. Mit lokalen Partnerorganisationen half Caritas im Kampf gegen das Feuer, installierte Wassertanks, verteilte Schutzmasken und Medikamente. Caritas unterstützt die Menschen dabei, ihre Lebensgrundlagen wiederaufzubauen.

Äthiopien

Mosambik Der Wirbelsturm Idai traf am 15. März 2019 mit grosser Wucht auf die Küste bei Beira, Mosambik. Massive Überschwemmungen waren die Folge. Viele Menschen verloren alles, über 600 gar ihr Leben. Eine halbe Million Hektaren Ackerland wurde kurz vor der Ernte zerstört, eine Ernährungskrise drohte. Die Caritas unterstützte in der Region Manica 5000 Menschen mit Lebensmitteln, Saatgut, landwirtschaftlichen Geräten und Kleidern. Sie stellte grosse Zelte als temporäre Behausung auf. Die Versorgung mit Lebensmitteln war noch über Monate nötig. Caritas begleitet nun die Menschen Schritt für Schritt dabei, wieder selbstständig zu werden und nicht mehr von Hilfe abhängig zu sein.

Im äthiopisch-kenianischen Grenzgebiet herr­ scht seit 2015 eine grosse Dürre. Acht Millionen Menschen sind auf Soforthilfe angewiesen, die Hälfte davon leidet an akuter Unterernährung. Um ihr Einkommen zu sichern, bietet die Caritas den Viehhirten Lern- und Austauschplattformen an. Mit Impfungen und anderen veterinärmedizinischen Massnahmen verhindert sie die Ausbreitung von Tierkrankheiten, eines der grössten Risiken für die Viehhirten. Im Programm «Cash for Work» können die Menschen Bargeld verdienen und gleichzeitig ihr Weideland rehabilitieren. Mit einer Spar- und Kreditkooperative unterstützt die Caritas zudem neue Geschäftsideen, davon profitieren vor allem Frauen. Der Zugang zu sauberem Trinkwasser ist jedoch das Hauptproblem. Die Caritas verteilt Mittel zur Wasseraufbereitung und saniert auch ein Wasserauffangbecken auf Felsboden, genannt «rock catchment».

Humanitäre Hilfe

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«Die Schweizer Politik muss weltverträglich werden» Caritas Schweiz bekämpft Armut in der Schweiz und im Ausland mit konkreten Projekten an der Basis. Sie leistet aber auch politische Arbeit. Mit ihrer Grund­ lagenarbeit kann sie politische Prozesse beeinflussen. Frau Hochuli, was sind die Aufgaben des Bereichs Grundlagen der Caritas Schweiz? Unsere Fachbereiche sind die Sozialpolitik, die Entwicklungszusammenarbeit sowie die Migration. Wir verfolgen die aktuellen Entwicklungen und beteiligen uns an der politischen Diskussion. Äusserst wertvolle Hinweise erhalten wir auch von den Mitarbeitenden in unseren eigenen Projekten in der Schweiz und im Ausland. Dort sind wir in direktem Kontakt mit den Menschen, die von Armut betroffen sind.

«  Wir stellen eine Problematik in einen grösseren Kontext. » Marianne Hochuli, Leiterin Bereich Grundlagen, Caritas Schweiz

Wie verarbeiten Sie diese grosse Menge an Informationen? Wir erstellen Grundlagen- und Positionspapiere zu brennenden Fragen. Anhand von Fakten und klaren Argumenten zeigen wir auf, wo wir Bedarf für Veränderungen und strukturelle Verbesserungen sehen und liefern konkrete und praktikable Lösungsvorschläge. Was zeichnet Ihren Bereich speziell aus? Wir leisten einen wesentlichen Beitrag zur politischen Positionierung von Caritas Schweiz. Es ist ein besonderes Identitätsmerkmal der Caritas, dass wir nicht nur operative Projekte zur Armutsbekämpfung durchführen, sondern auch politisch Stellung nehmen. Wir stellen eine Problematik in einen grösseren Kontext. Die komplexen Zusammenhänge erklären wir in einer einfachen Sprache, sodass sie für die breite Öffentlichkeit verständlich sind. Wie beeinflussen Sie die politische Meinung? Unsere Stellungnahmen zu aktuellen Themen sind wichtige Grundlagen fürs Parlament, die

Verwaltung, andere NGOs, die Medien sowie die Öffentlichkeit. Unsere Arbeit wird sehr geschätzt. Wir reagieren auf Diskussionen im Parlament oder die öffentliche Debatte, stossen aber auch aktiv relevante Themen an. So hat Caritas im Dezember an einer Medienkonferenz auf die ansteigende Kinderarmut in der Schweiz hingewiesen und politische Lösungen aufgezeigt. Wie gehen Sie in der Auslandarbeit vor? Dank unseren Mitarbeitenden vor Ort und unseren Partnern kennen wir die Bedürfnisse der armutsbetroffenen Bevölkerung im globalen Süden. Auf der politischen Ebene stellen wir uns die Fragen: Wie muss die Schweiz ihre Politik gestalten, damit sie weltverträglich ist? Arbeiten wir mit Regierungen zusammen, die Menschenrechte verletzen? Liefern wir Waffen in kriegführende Länder? Nehmen wir Gelder von Despoten an? Handeln wir mit Rohstoffen, die unter menschenunwürdigen Bedingungen abgebaut wurden? Hier zeigen wir die Problemfelder auf und fordern Veränderungen. Arbeiten Sie mit anderen Organisationen zusammen? Ja, wenn damit unsere Ziele besser erreicht werden. So sind wir in der Schweizerischen Konferenz für Sozialhilfe (SKOS) oder in der Alliance Sud vertreten. Wir arbeiten zudem in verschiedenen Expertenkommissionen des Bundes mit, zum Beispiel in der Begleitgruppe für die Umsetzung der UNO-Agenda 2030, welche eine nachhaltige Entwicklung zum Ziel hat. Welches sind die grössten Herausforde­ rungen der Zukunft? Hat der Klimawan­ del einen Einfluss auf Ihre Arbeit? Die grössten Herausforderungen sind die Armut und der Klimawandel. Die Klimakrise verursacht viele Naturkatastrophen und stürzt so die Ärmsten in Afrika südlich der Sahara oder in Südasien in noch grössere Armut. Wohlhabende Länder sind in der Pflicht. Sie müssen ihren CO2-Ausstoss senken und die ärmeren Länder darin unterstützen, sich an das veränderte Klima anzupassen. Wir müssen unsere Projekte auf die Klimaaspekte ausrichten, sonst sind bisherige Resultate gefährdet.

16 17 Politische Beeinflussung

Interview mit Marianne Hochuli, Leiterin Bereich Grundlagen und Mitglied der Geschäftsleitung


Internationale Beziehungen

Das Zitat

Sozial- und Migrationspolitik Schweiz

Entwicklungszusammenarbeit muss gestärkt werden

zur Bundespolitik

Kinder und Jugendliche brauchen Support der Politik

Entwicklungszusammenarbeit Der Bundesrat hat im Juni 2019 seine Vor­ stellung formuliert, wie er die Entwicklungszusammenarbeit der Schweiz in den kommenden Jahren ausrichten will. Caritas Schweiz unterstreicht in der Vernehmlassung zur Botschaft, dass dabei die Bekämpfung der weltweiten Armut und die Solidarität der Schweiz im Zentrum stehen muss. Korrekturbedarf gibt es bei den Rahmenkrediten: Die Internationale Zusammenarbeit benötigt bedeutend höhere finanzielle Mittel. Insbesondere steht die Schweiz mit in der Pflicht, den Ärmsten der Welt Schutz vor Schäden infolge des Klimawandels zu bieten.

Afrika-Strategie Caritas Schweiz sieht in der Afrika-Politik der Schweiz grundlegenden Handlungsbedarf. Die heutige Wirtschaftspolitik gegenüber unserem Nachbarkontinent hat ausbeuterische Züge, die Migrationspolitik ist von Abschottung geprägt, die Entwicklungszusammenarbeit finanziell unterdotiert. Aus Sicht der Caritas braucht es eine umfassende Afrika-Strategie, die eine Begegnung auf Augenhöhe ermöglicht. Müssen wir überall helfen? Die Entwicklungszusammenarbeit wird in Medien und Öffentlichkeit zunehmend debattiert und auch kritisch betrachtet. Caritas hat häufige Fragen aus der Bevölkerung und der Politik zusammengetragen und kurze, prägnante Antworten in einer Broschüre und auf ihrer Website publiziert (www.caritas.ch/eza).

« Die Entwicklungspolitik braucht Debatte und Aufklärung.

Die Probleme und Herausforderungen der Menschen im Süden müssen verständlich dargestellt und einer breiten Öffentlichkeit zugänglich gemacht werden. » Hugo Fasel, Direktor Caritas Schweiz

Reformprogramm gegen Kinderarmut Mehr als 100 000 Kinder sind in der Schweiz von Armut betroffen. Obwohl in den letzten Jahren ein Anstieg der Armut zu verzeichnen war, überlässt der Bundesrat die Armutsbekämpfung den Kantonen, was zu ungleichen Chancen führt. Am Beispiel von vier Vorreiter-Kantonen machte Caritas Schweiz im Dezember 2019 deutlich, dass es wirksame Massnahmen gegen Kinderarmut gibt. Caritas forderte das neue Parlament dringend dazu auf, einen rechtlichen Rahmen für eine schweizweite Bekämpfung der Kinderarmut zu schaffen. Wenn Jugendliche die Schulden der Eltern erben Wenn Eltern die Krankenkassenprämien ihrer Kinder nicht bezahlen, müssen diese ab dem 18. Geburtstag dafür geradestehen.

Das beeinträchtigt die Startchancen der Jugendlichen ins Erwachsenenleben schwer. Caritas kritisiert diesen Missstand schon lange. Das Parlament hat mit der Annahme von zwei Vorstössen diese Problematik anerkannt und fordert vom Bundesrat eine Lösung. Kein generelles Reiseverbot für Asylsuchende Der Bundesrat will ein grundsätzliches Verbot für Heimatreisen für Asylsuchende und vorläufig Aufgenommene gesetzlich festschreiben. Caritas Schweiz hat sich in der Vernehmlassung zu dieser unverhältnismässigen Verschärfung kritisch geäussert. Bereits heute wird eine Reise ins Heimatland nur in Ausnahmefällen bewilligt, etwa bei schwerer Krankheit oder Tod von Familienangehörigen.


«Ohne die KulturLegi wären wir ausgegrenzt» Arm sein in der Schweiz bedeutet nicht nur, wenig Geld zu haben, sondern auch sozial isoliert zu sein. Mit der KulturLegi versucht Caritas Schweiz die Situation armutsbetroffener Menschen in der Schweiz zu verbessern. Die KulturLegi macht die Teilhabe am Kultur- und Sozialleben für diese Menschen möglich. «Die KulturLegi ermöglicht es mir, hinauszugehen und etwas zu unternehmen», freut sich Espérança Dibidika. Die alleinerziehende Mutter von zwei Mädchen im Alter von 8 und 2 Jahren lebt in Vevey. Seit 2013 hat sie Anspruch auf die KulturLegi. «Ohne diese Karte wären wir von der Gesellschaft ausgegrenzt», betont sie. Doch mit der KulturLegi rückt ein Kino- oder Museumsbesuch in den Bereich des Möglichen, denn mit dem Ausweis erhält sie spürbare Preisreduktionen. Auch die Eintrittspreise in die Schwimmbäder der Region sind mit der KulturLegi günstiger, selbst einige Geschäfte geben Preisnachlässe. Espérança ist froh, wenn sie für die Kleider ihrer Töchter weniger Geld ausgeben muss. Auch wenn sich Espérança Dibidika für eine Fortbildung anmelden würde, könnte sie über die KulturLegi von einem Preisnachlass profitieren. Die junge Frau besitzt einen eidgenössischen Fachausweis als Fachfrau Hauswirtschaft und war mehrere Jahre in einem Altersheim in Montreux tätig. Doch aufgrund einer Erkrankung musste sie ihre Berufstätigkeit aufgeben. Sie würde aber gerne eine Weiterbildung machen, wenn ihre Gesundheit es erlaubt. Die KulturLegi macht Armut erträglicher Die KulturLegi ist ein persönlicher – für ein Jahr gültiger – Ausweis. Sie machen Kultur-, Sport-

und Bildungsangebote für armutsbetroffene Menschen erschwinglich. Inhaber einer KulturLegi zahlen im Museum, Theater und Kino tiefere Eintrittspreise, auch Tanzkurse sind günstiger. Mit der KulturLegi kann man zudem in den meisten Caritas-Märkten einkaufen. 2019 nutzten 96 000 Menschen in der Schweiz dieses Angebot. 675 000 Menschen in der Schweiz leben in Armut und 1,24 Millionen laufen Gefahr in die Armut abzudriften. Als arm gilt zum Beispiel, wer mit seinem Lohn weder seine Lebenshaltungskosten noch seine Krankenkassenprämien bezahlen kann, wer sich keinen angemessenen Wohnraum oder einen Zahnarztbesuch leisten kann. Die KulturLegi fördert die Integration Der Mangel an finanziellen Ressourcen hat weitreichende Konsequenzen. Ein Museum besuchen, eine Zeitung lesen, in die Badi gehen oder einen Sprachkurs machen – das können sich Menschen mit wenig Geld oft nicht leisten. Das wiederum führt zu sozialer Isolation. Genau in dieser Situation befinden sich viele Menschen, die an der Armutsgrenze leben. Für armutsbetroffene Menschen ist die kulturelle und soziale Integration deshalb entscheidend. Und genauso entscheidend ist sie für die Kinder dieser Familien, denn hier finden sie M ­ otivation und Inspiration, um aktiv ihre Zu­kunft zu gestalten. Kinder und Jugendliche unter 17 Jahren stellen die grösste Nutzergruppe dar: 2018 nutzten sie 24 Prozent aller bisher ausgestellten KulturLegis, gefolgt von der Altersgruppe der 25- bis 55-Jährigen.

Dank der KulturLegi von Caritas können

103 089 armutsbetroffene Personen an kulturellen Anlässen teilnehmen.

22 23 Inlandhilfe

Armut und Integration


Neues Asylverfahren: Beratung und Rechtsvertretung

Seit März 2019 ist in der ganzen Schweiz das beschleunigte und dezentralisierte Asylverfahren rechtskräftig. Mit dem neuen Verfahren hat jeder Asylsuchende, der bei seiner Ankunft in einem Bundeszentrum Asyl beantragt, Anspruch auf eine Beratung und eine Rechtsvertretung. Der Asylsuchende wird transparent über seine Rechte und Pflichten und über das Verfahren informiert. Ein Jurist steht ihm bei den verschiedenen Verfahrensschritten zur Seite.

Für armutsbetroffene Menschen ist die kulturelle und soziale Integration entscheidend – die KulturLegi ermöglicht das.

Die KulturLegi stärkt das Selbstbewusstsein Eine im Jahr 2015 durchgeführte umfassende Untersuchung zur Wirkung der KulturLegi zeigte auf, dass 69 Prozent der Inhaber einer KulturLegi Aktivitäten unternahmen, die sie sich ohne die Karte nicht hätten leisten können. 31 Prozent der befragten Personen gaben an, dass die

«  Die KulturLegi ermöglicht

die Teilnahme am Sozialleben. » KulturLegi ihr Selbstbewusstsein stärkt. Ausserdem konnten 60 Prozent ihr Wissen erweitern und 36 Prozent soziale Kontakte knüpfen. Dies kann wiederum einen positiven Einfluss auf den Einstieg oder Wiedereinstieg in das Berufsleben haben. Die KulturLegi entwickelt sich weiter Dreizehn Regionale Caritas-Organisationen betreiben je ein regionales KulturLegi-Büro, stellen dort die KulturLegis aus und bieten eine grosse Auswahl an regionalen Angeboten. Gemeinsam mit der Caritas Schweiz betreiben sie eine natio­ nale Geschäftsstelle. Die Regionalen Caritas-Organisationen haben Kontakt zu den Nutzern der Karte und prüfen die Antragsformulare. Des Weiteren leisten sie Öffentlichkeitsarbeit in ihren jeweiligen

Faires Verfahren garantieren Die Beschleunigung sämtlicher Verfahren – Dublin-Verfahren, beschleunigtes Verfahren, erweitertes Verfahren – ist offensichtlich. Seit Beginn der Beratungen über den Gesetzesentwurf befürwortete Caritas das beschleunigte Asylverfahren, aber unter der unabdingbaren Voraussetzung einer gerechten und effizienten Rechtsvertretung. Ein schneller Entscheid ermöglicht den Asylsuchenden, die einen positiven Bescheid bekommen oder vorläufig aufgenommen werden, eine frühzeitige Integration. Doch wichtige Aspekte des neuen Verfahrens müssen noch verbessert werden, insbesondere der Zugang zu medizinischer Fachberatung während des Verfahrens sowie die Betreuung unbegleiteter Minderjähriger. Die Herausforde-

Regionen, um Angebotspartner für die KulturLegi zu gewinnen. Und deren Zahl ist gross: rund 3500 Organisationen und Unternehmen aus dem Kultur-, Sport- und Bildungsbereich bieten zwischen 30 und 70 Prozent Preisnachlass auf ihre jeweiligen Angebote. Und die Entwicklung geht weiter. 2019 gelang es, weitere neue Partnerschaften auf nationaler Ebene abzuschliessen. Anspruch auf eine KulturLegi haben Kinder und Erwachsene in der ganzen Schweiz, die nur über ein geringes Einkommen verfügen. Unter diese Gruppe fallen Sozialhilfebezüger, in einigen Regionen auch Anspruchsberechtigte für Prämienverbilligungen der Krankenkasse. Auch Personen, die zusätzlich zur AHV/ IV-Rente Ergänzungsleistungen beziehen, ein Stipendium erhalten oder nachweislich von einem Einkommen unter dem Existenzminimum leben, können eine KulturLegi bestellen. Die Karten können bei einer regionalen KulturLegi-Geschäftsstelle bezogen werden.

Sämtliche Informationen rund um die KulturLegi finden sich im Internet unter: kulturlegi.ch

Der Zugang zu medizinischer Fachberatung muss noch verbessert werden.

rung besteht darin, die kurzen Verfahrensfristen mit einer effizienten und gerechten Interessenvertretung der schutzsuchenden Menschen in Einklang zu bringen. Beschleunigtes Verfahren: kostenlose Rechtsvertretung In Kooperation mit der Schweizerischen Flüchtlingshilfe (SFH) und dem Verband Schweizerischer Jüdischer Fürsorgen übernimmt Caritas Schweiz die Rechtsvertretung für die beschleunigten, kostenlosen Verfahren: in den Bundeszentren von Boudry (NE), Chevrilles (FR), Vallorbe (VD) sowie am Genfer Flughafen. Im Zentrum Glaubenberg (OW) in der Zentralschweiz sowie in den Bundeszentren Balerna und Novazzano im Tessin arbeitet Caritas Schweiz mit SOS ­T icino zusammen. Erweitertes Verfahren: Finanzierung muss gesichert werden Für die erweiterten Verfahren bei komplexen Fällen ist die kostenlose Rechtsvertretung nur eingeschränkt vorgesehen. Nur entscheidrelevante Verfahrensschritte werden finanziert. Wichtige Themen wie Wohnen, Gesundheit und Integration werden nicht berücksichtigt. Die Rechtsberatungsstellen für Asylsuchende, wie sie Caritas Schweiz in der Zentralschweiz sowie in Freiburg und dem Jura führt, sind deshalb wichtiger denn je. Hierfür benötigen die Rechtsberatungsstellen jedoch eine eigenständige nachhaltige Finanzierung, die auch über Spenden gesichert werden muss.

24 25 Inlandhilfe

Die grösste Veränderung des neuen Asylgesetzes ist das Recht jedes Asylsuchenden auf Beratung und eine – zum Teil – kostenlose Rechtsvertretung. Caritas Schweiz wurde vom Bund beauftragt, diese Rechtsberatungsstellen in der Westschweiz, der Zentralschweiz und im Tessin zu führen.


Sozialalmanach 2020

Sinnvoller Einsatz beim Bergbauern In der arbeitsintensiven Sommerzeit brauchen Bergbauernfamilien oft Unterstützung, vor allem wenn sie durch ein unvorhergesehenes Ereignis in eine Notlage geraten. Caritas vermittelt deshalb Freiwillige, welche die Bauernfamilien unterstützen. Sie mähen Wiesen, reparieren Zäune, heuen in Steilhängen oder helfen beim Käsen. 2019 vermittelte die Caritas 828 Personen an 120 Bergbauernfamilien. Diese Freiwilligen arbeiteten insgesamt 1156 Wochen und ermöglichten den Bauern, den Betrieb aufrechtzuerhalten. Die totale Arbeitszeit entspricht dem Pensum von 25 Vollzeitstellen, fast die Hälfte aller Freiwilligen sind Frauen. Seit 2018 organisiert die Caritas auch Teameinsätze für Firmen. 2019 leisteten 16 Firmen mit 318 Teilnehmenden einen Einsatz. bergeinsatz.ch

26 27 Inlandhilfe

Eine Zukunft für die Sozialhilfe Der neue Sozialalmanach von Caritas Schweiz geht der Frage nach, wie die Sozialhilfe in unserem Sozialsystem besser verankert werden kann. Aufgrund der föderalistischen Ausgestaltung und der fehlenden Verbindlichkeit ist eine Reform unbestritten. Die Sozialhilfe ist viel mehr als nur ein letztes Auffangnetz ist. Sie federt heute soziale Risiken ab, die durch keine Sozialversicherung abgedeckt sind. Der Sammelband beleuchtet zudem den öffentlichen Diskurs, der oft diffamierend ist – Stichwort «Sozialschmarotzer». Dies hat letztlich den Boden bereitet für drastische Kürzungsvorschläge des Grundbedarfs in manchen Kantonen. Eine Reform der Sozialhilfe ist nötig, sie muss Teil einer schweizerischen ­Armutsstrategie sein und soll griffigen Präventionsmassnahmen definieren. shop.caritas.ch

Flüchtlingsfrauen helfen einander aus Flüchtlingsfrauen mit Kindern können sich kaum beruflich oder sozial integrieren. Die Kinderbetreuung ist zu teuer. Gleichzeitig gibt es Flüchtlinge, welche diese Betreuung ­gerne übernehmen würden, um so einen ersten Schritt in die Arbeitswelt zu machen. Die Koordinatorinnen des McPhee-Projektes in Freiburg ermöglichen deshalb Flüchtlingsfrauen eine Schulung für die professionelle Kinderbetreuung. Auch Caritas Neuenburg hat nun ein McPhee-Projekt lanciert.

Familienplatzierungen

youngCaritas: aktiv am Puls der Zeit Seit über 15 Jahren verbreiten wir – die Mitarbeitenden von youngCaritas – einen neuen Spirit in der Caritas Schweiz. Wir wollen uns, gemeinsam mit den Jungen in der Schweiz, für eine solidarische und nachhaltige Welt einsetzen. An unseren Bildungsveranstaltungen diskutieren wir mit jungen Menschen über die Herausfor­ derungen der heutigen Zeit und bieten ­ihnen Möglichkeiten, sich zu engagieren. Die Jugend ist laut und sie möchte etwas bewegen. Im Jahr 2019 wurde dies dank den Klima­ demonstrationen mit unzähligen jungen Menschen für jede und jeden sichtbar. Seit fünf Jahren fokussiert sich youngCaritas auf die Themen Armut, Migration, Integration sowie nachhaltige Entwicklung. Alles aktuelle Themen: ungelöste Herausforderungen für die Schweiz, Europa, die Welt.

Seit über 20 Jahren sucht die Caritas für Kinder und Jugendliche in schwierigen Lebenssituationen Pflegefamilien. Es gibt verschiedene Gründe für eine Fremdplatzierung. Schwierige Verhältnisse zu Hause erfordern einen Platz bei einer Pflegefamilie über längere Zeit. Ist eine kürzere Krisenintervention nötig, wird die Person in einer Bauernfamilie platziert. Bei der Wochenend- oder Ferienplatzierung erhält das Kind ein zusätzliches Zuhause, wo es stabile Beziehungen aufbauen kann. Sind Jugendliche straffällig geworden, finden sie bei einem Arbeitseinsatz auf einem Bauernhof neue Verhaltensalternativen. Die Caritas begleitet die Pflegefamilien, bietet Weiterbildungen und einen 24-Stunden-Pikettdienst an. familienplatzierung.ch

Die Welt braucht die Energie der Jugend Damit wir die lokalen und globalen Herausforderungen lösen können, brauchen wir Menschen, die sich engagieren. Oftmals wird eine grössere Veränderung von jungen Menschen angestossen, da sie die vorherrschenden Strukturen aus einem anderen Blickwinkel betrachten. youngCaritas stärkt junge Menschen in ihrem Engagement und erhöht ihre Handlungsfähigkeit. So haben sich im letzten Jahr mehrere Dutzend

Freiwillige im Migrationsbereich engagiert – mit Aktivitäten in Asylzentren, mit öffentlichen multikulturellen Kochtagen oder im Leitungsteam des interkulturellen Sommerlagers. In diesem einwöchige Sommerlager erleben 40 jugendliche Schweizer und junge Menschen aus dem Asylbereich eine unvergessliche Woche zusammen. Mit dem Projekt «Faires Lager», engagieren sich jedes Jahr Pfadi- und Jubla-Lagerleitende für mehr Nachhaltigkeit in Lagern. Auch zum Thema Armut hat eine Gruppe Freiwillige verschiedene Sensibilisierungsaktivitäten durchgeführt. Ein starker Schulbereich – eine ­aufgeklärte Gesellschaft Nur wer die Zusammenhänge versteht, hat die Möglichkeit, sinnvolle Lösungen zu finden. Deshalb ging youngCaritas 2019 über dreissig­ mal in verschiedene Oberstufenschulen in der Deutschschweiz und brachte den Schülerinnen und Schülern ihre Themen näher. 2020 werden wir diesen Bereich noch ausbauen. Den Jugendbereich in der Caritas gibt es nicht nur bei der Caritas Schweiz, sondern auch bei Caritas Zürich. Das Ziel ist klar: Wir wollen uns in der ganzen Schweiz etablieren und die Welt zusammen mit den jungen Menschen gerechter machen. Von den Ideen und der Motivation junger Menschen können wir nur profitieren. youngcaritas.ch


Armutsbetroffene unterstützen Die Zusammenarbeit mit den Regionalen Caritas-Organisationen

Thurgau Operation «zéro chômeur» (null Arbeitslose) Die Schweiz träumt den Traum der Vollbeschäftigung. Ein grosser Teil der arbeitssuchenden Menschen bleibt unsichtbar. Die regionalen Caritas-Stellen in der Westschweiz haben die Realität von Langzeitarbeitslosen – mehr als 10 000 in der Westschweiz – dokumentiert. 2019 haben sie das Dossier «Arbeitslosigkeit in der Schweiz, vier Wahrheiten als Herausforderung» publiziert (in Französisch). Caritas schlug verschiedene innovative Lösungen vor.

Basel Aargau

Zürich

Jura

St. GallenAppenzell

Solothurn Luzern Neuenburg

Gesprächsgruppe im Thurgau Die neue Gesprächsgruppe ist ein unverbindliches Angebot für Armutsbetroffene im Kanton Thurgau. Sie bietet eine Austauschmöglichkeit zu Themen und Fragen «Rund um Armut» und wird fachlich begleitet. Die Nutzerinnen und Nutzer erhalten so die Möglichkeit, Leute in derselben Situation kennenzulernen und mit ihnen ins Gespräch zu kommen. So fühlen sie sich weniger isoliert und sprechen über das Thema «Armut», das sonst ein Tabu ist.

Bern Graubünden

Freiburg

Waadt

Genf

Wallis

Eine Unterkunft für Obdachlose Caritas Genf war eines der acht Gründungsmitglieder von «CAUSE», einer Vereinigung von Organisationen, die sich für Personen einsetzen, welche grosser Prekarität ausgesetzt sind. Im April 2019 hat «CAUSE» im Zentrum von Genf Hunderte von Zelten aufgestellt, um die Not der Obdachlosen sichtbar zu machen. Das «CARÉ», ein Begegnungszentrum von Caritas, hat zudem seine Türen nachts geöffnet. Mehr als 150 Personen kamen. «CAUSE» ­organisierte darauf ein Nachtangebot an sechs Orten. Zu den Gründungsmitgliedern gehörten neben Caritas Genf die Heilsarmee, Le Bateau, CARÉ, CSP, Espace solidaire des ­Pâquis, La Roseraie und Première Ligne.

Tessin Online Hilfe in 7 Sprachen Die neue Online-Hilfe der Caritas Aargau gibt Antworten auf die häufigsten Fragen im Sozialbereich. Das Konzept dahinter ist bestechend einfach. Die Fragen, die auf ihren kirchlichen Sozialberatungen am meisten gestellt werden, sind hier nach Themen gebündelt und werden in sieben Sprachen beantwortet. Die Fragen betreffen die Bereiche Arbeit, Sozialhilfe, Krankenversicherung und Altersabsicherung oder Hilfe in der Not. online-hilfe.caritas-aargau.ch

Die Caritas-Organisationen in der Schweiz engagieren sich für Armutsbetroffene. Unter den Betroffenen sind viele, welche keine staatliche Hilfe beziehen, obwohl sie einen Anspruch darauf hätten. Gemäss einer Studie zur Sozialhilfe im Kanton Bern trifft dies auf jede vierte Person zu, d. h. diese beziehen keine Sozialhilfe, obwohl sie ein Recht darauf hätten. Für den Kanton Genf zeigt eine Studie die Gründe auf, welche für den Nichtbezug verantwortlich sind. Unter anderem wollen die Betroffenen verhindern, dass sie stigmatisiert werden. Oder sie verstehen das System nicht und sind sich nicht sicher, ob sie Anspruch auf Leistungen haben. Wieder andere fürchten, dass sie ihre Aufenthaltsbewilligung verlieren. Eine Betroffene schildert die Situation so: «Der Entscheid, aufs Sozialamt zu gehen, ist fürchterlich und braucht ganz viel Überwindung. Es ist eine tränenreiche, beschämende Zeit. Man macht das nur, wenn es nicht mehr anders geht. Zuerst fragte ich Familie und Freunde um Hilfe. Erst, als ich die Miete nicht mehr bezahlen konnte und der Kühlschrank leer war, machte ich diesen Schritt.» Die Beraterinnen und Berater der Regionalen Caritas-Organisationen sind regelmässig mit solchen Personen konfrontiert. Sie informieren die Betroffenen über ihr Grundrecht auf Existenzsicherung und beraten sie, wie sie zu ihrem Recht kommen. caritas.ch/regional

Zahlen zu den Regionalen Caritas-Organisationen 1144 4600 288 335 188

Mitarbeitende Freiwillige Stunden Freiwilligenarbeit Ausbildungsplätze

28 29 Inlandhilfe

Oft wird Sozialhilfe nicht bezogen


Herkunft der Caritas-Erträge

10,8 %

Bilanz per 31. Dezember 2019

2019

2018

Aktiven

CHF

CHF

Flüssige Mittel

23 551 355

27 005 271

Kurzfristig gehaltene Aktiven mit Börsenkurs

35 565 413

32 109 714

Forderungen

11 893 151

4 604 519

263 887

246 797

30

4 073 687

2 045 663

31

Anlagevermögen

22 400 274

22 578 913

Total Aktiven

97 747 767

88 590 877

CHF

CHF

Zahlen der Caritas

Zahlen der Caritas

Kurzfristiges Fremdkapital

5 282 204

4 682 885

Langfristiges Fremdkapital

4 065 192

5 387 452

Fondskapital (zweckgebundene Fonds)

70 044 621

62 518 138

47 %

Organisationskapital

18 355 750

16 002 402

Öffentliche Beiträge

Total Passiven

97 747 767

88 590 877

Gesamtbetriebsrechnung 2019

2019

2018

Betrieblicher Ertrag und betriebliche Leistungserbringung

CHF

CHF

Spenden

27 814 091

30 568 204

Beiträge Dritter

20 787 104

20 621 197

Total Ertrag aus Spenden und privaten Beiträgen

48 601 195

51 189 401

Öffentliche Beiträge

54 114 997

44 737 543

Andere betriebliche Erträge (Erträge aus Dienstleistungen)

12 413 389

11 863 978

115 129 581

107 790 922

Internationale Zusammenarbeit

40 256 737

48 523 115

Inland-Arbeit

52 274 251

46 504 647

845 658

521 130

Private Spenden/Erträge und öffentliche Beiträge

Eigene Erträge

24,2 % Direkte Spenden

4,5 % Übrige Beiträge Bund

13,7 %

3,3 %

Glückskette

53 %

10,4 %

Private Spenden/ Erträge

Andere Organisationen

3,5 %

Internationales Caritas-Netz

Deza

0,8 % Ausländer- und Passamt Liechtenstein

28,8 % Kantone und Gemeinden

Durch Finanzierungsallianzen mit der Glückskette, dem Bund sowie anderen Partnerorganisationen im In- und Ausland kann die Caritas die Wirkung jedes Frankens, der ihr gespendet wird, verdreifachen.

Kennzahlen gemäss Zewo-Richtlinien

Verwendung der Erträge

Vorräte Aktive Rechnungsabgrenzungen

Passiven

Total betrieblicher Ertrag

36,3 %

90,3 %

Grundlagenforschung und übrige Projektbeiträge

Internationale Zusammenarbeit

Projekte

Information und Kommunikation (Bildungs- und Informationsarbeit)

2 392 223

2 422 723

Direkte administrative Projektunterstützung (Evaluation, IT, Mieten usw.)

4 446 591

4 345 697

100 215 460

102 317 312

Fundraising- und Marketingaufwand

5 881 343

6 176 062

Administrativer Aufwand

4 903 651

4 374 395

10 784 994

10 550 457

111 000 454

112 867 769

4 129 127

– 5 076 847

Total Finanzergebnis (vor Veränderung Wertschwankungsfonds)

4 864 251

– 2 141 407

Ausserordentlicher, einmaliger oder periodenfremder Erfolg

–199 595

– 37 722

Jahresergebnis vor Fonds- und Kapitalbewegungen

8 793 783

– 7 255 976

–6 440 435

3 667 962

2 353 348

– 3 588 014

47,1 %

Total Projektaufwand

Projekte Schweiz

4,4 %

Administrativer Aufwand

5,3 % Fundraising- und Marketingaufwand

4,0 %

Total Fundraising-, Marketing- und administrativer Aufwand

0,8 %

Grundlagen­forschung und übrige Projektbeiträge

5,3 % Fundraising und Marketing

2,1 %

4,4 %

Information und Kommunikation

Administrativer Aufwand

Diese Kennzahlen sind in Übereinstimmung mit den Vorgaben von Swiss GAAP FER 21 und entsprechend den Richtlinien der Stiftung Zewo zur Ermittlung des administrativen Aufwandes gemeinnütziger Organisationen erhoben worden.

Den ausführlichen Finanzbericht veröffentlichen wir auf unserer Webseite unter: www.caritas.ch/jahresbericht

Direkte administrative Projektunterstützung

Total Aufwand für die Leistungserbringung Betriebsergebnis (entspricht dem EBIT) Finanzerfolg und übriges Ergebnis

Veränderung zweckgebundene Fonds (– = Zunahme / + = Abnahme) Jahresergebnis vor Kapitalbewegungen


Gremien Organe 32

Gremien

33

Mariangela Wallimann-Bornatico

Mario Slongo

Robert Moser

Max Elmiger

Teres Graf

Vorstand Präsidium Präsidentin: Mariangela Wallimann-Bornatico, lic. iur., ehem. Generalsekretärin der Bundesversammlung, Wabern BE Vizepräsident: Robert Moser, Diakon, Steg VS Max Elmiger, lic. theol., Direktor Caritas Zürich, Zürich Elisabeth Baume-Schneider, Direktorin EESP Lausanne, Les Breuleux JU Mario Slongo, Dr. Dr. hc. Chemiker/Meteorologe, Tafers FR Teres Graf, Geschäftsleiterin COMUNDO, Luzern (bis 31. Mai 2019) Gisèle Girgis-Musy, lic. oec., Leutwil AG Erwin Tanner, Dr. iur. / lic. theol., Generalsekretär SBK, Freiburg

Elisabeth Baume-Schneider

Gisèle Girgis-Musy

Erwin Tanner

Weitere Vorstandsmitglieder Claudia Babst, Direktorin Caritas Bern, Bern (bis 11. September 2019) // Dalia Schipper, Direktorin Caritas Bern ad interim (seit 12. September 2019) // Andreas Brun-Federer, lic. theol., Pastoralverantwortlicher Bistum Basel, Solothurn (seit 1. Juni 2019) // Monika Elmiger, Geschäftsleiterin Jungwacht/Blauring Schweiz, Luzern // Marco Fantoni, Direktor Caritas Ticino, Pregassona (Lugano) // Kurt Grüter, ehem. Direktor Eidg. Finanzkontrolle, Bern (bis 31. Mai 2019) // Bruno Gut-Fuchs, Diakon, Gemeindeleiter Pfarrei St. Nikolaus, Hombrechtikon ZH // Jean-Claude Huot, lic. ès. lettres, Cossonay VD // P. Alois Kurmann, lic. theol., ehem. Prorektor Kloster Einsiedeln, Einsiedeln SZ // Lucia Lindegger, lic. iur., Adligenswil LU // Dr. Claudius Luterbacher, Dr. theol., Kanzler und Ökonom des Bistums St. Gallen, St. Gallen // Jean-Noël Maillard, Direktor Caritas Jura, Delémont // Monika Otter, MAS Ethik FHNW, Widen AG // Hubert Péquignot, Direktor Caritas Neuenburg, Neuenburg // Dr. Hans-Jörg Ruppen, Dipl. Mathematiker ETH, Dr. ès sciences und Titular- sowie Honorarprofessor EPFL Lausanne, Gampel VS (seit 1. Juni 2019) // Dr. Benno Schnüriger, ehem. Präsident Synodalrat röm-kath. Körperschaft Kanton ZH, Zürich // Joseph Thali-Kernen, Mitglied des röm-kath. Landeskirchenrats BL und emerit. Gemeindeleiter, Allschwil BL // Iris Utz-Huwiler, Präsidentin und Geschäfts­ führerin Stiftung Accordeos, Meggen LU

Hugo Fasel

Franziska Koller

Elisabeth Karagiannis

Marianne Hochuli

Chantal Cornaz

Geschäftsstelle Caritas Schweiz Geschäftsleitung Direktor: Hugo Fasel, lic. rer. pol. Bereich Internationale Zusammenarbeit: Hugo Fasel, lic. rer. pol. (ad interim bis 31. Oktober 2019) Dr. Franziska Koller (seit 1. November 2019) Bereich Grundlagen: Marianne Hochuli, lic. phil. Bereich Projekte Schweiz: Bruno Bertschy, dipl. Verbandsmanager VMI Bereich Kommunikation und Marketing: Elisabeth Karagiannis, lic. phil. Bereich Personal: Chantal Cornaz, lic. phil. Bereich Finanzen und Administration: Hans Krummenacher, Betriebsökonom FH, dipl. Wirtschaftsprüfer

Über Caritas Schweiz Caritas Schweiz ist ein eigenständiger Verein mit Sitz in Luzern. Das Hilfswerk unterstützt Menschen in Not im Inland und weltweit in rund 20 Ländern. Gemeinsam mit den Regionalen Caritas-Organisationen hilft Caritas Schweiz konkret, wo Menschen in der reichen Schweiz von Armut betroffen sind. Weltweit leistet Caritas Nothilfe bei Katastrophen, ermöglicht Wiederaufbau und engagiert sich in der Entwicklungszusammenarbeit. Caritas Schweiz ist Mitglied des internationalen Caritas-Netzwerks. Dieses umfasst weltweit Organisationen in 165 Ländern.

Bruno Bertschy

Hans Krummenacher

Martin Flügel

Delegierter der Geschäftsleitung Dr. Martin Flügel, Leiter Politik und Public Affairs Geschäftsprüfungskommission Präsident: Alois Bissig, Notar und Rechtsanwalt, Ennetbürgen NW Ursula Muther-Guntern, Präsidentin Caritas Bern, Orpund BE Markus Köferli, dipl. theol., Bereichsleiter Spezialseelsorge Synodalrat Zürich, Zürich Kurt Grüter, ehem. Direktor Eidg. Finanzkontrolle, Bern (seit 1. Juni 2019) Kontrollstelle BDO AG, Luzern

Ende 2019 zählte Caritas Schweiz 412 Mitarbeitende. Dies entspricht 322 Vollzeitstellen. 261 Personen oder 63 Prozent der Mitarbeitenden sind Frauen, 65 Prozent aller Mitarbeitenden arbeiten in einem Teilzeitpensum. Rund 200 Mitarbeitende sind im Stundenlohn tätig, etwa als Dolmetschende oder bei Caritas Care in der 24-Stunden-Betreuung. Bei Caritas Schweiz arbeiten zusätzlich über 280 lokal angestellte Mitarbeitende in Projektländern.


Starke Partnerschaften

« Als Pfadileiter mache ich Nach-

Timo Schuster Landesgeschäftsführer Aldi Schweiz

« Bei Familien an Unternehmen A1 Elektro AG // ALDI SUISSE AG // BDO AG // Bank CIC (Schweiz) AG // Georg Fischer AG // Gonser AG // Migros Genossenschaftsbund // Payot SA // QoQa Services SA // Twint AG

Stiftungen Glückskette // Christa Foundation // Fondation Philantropique de la Famille Sandoz // Leopold Bachmann Stiftung // Hilti Foundation // MIHI Foundation // Ursula Zindel-Hilti Stiftung // Medicor Foundation // Rütli Stiftung // Solaqua Stiftung // St. Anna Stiftung der St. Anna Schwestern // Stiftung Accentus // Stiftung Mercator Schweiz // Stiftung Wegweiser

Bund Direktion für

Entwicklung und Zusammenarbeit (DEZA) // Bundesamt für Gesundheit // Staatssekretariat für

Migration // Bundesamt für Kultur (BAK) Kantone, Städte, Gemeinden Canton de Fribourg // Canton de Genève // Canton du Valais // Société de la Loterie de la Suisse Romande // Stadt Sion // Kanton Aargau // Kanton Luzern // Kanton St. Gallen // Stadt Bern // Stadt Zürich // Ville de Carouge

Hochschulen

der Armutsgrenze reicht das Geld oftmals nicht für ein ÖV-Abo, einen Zahnarztbesuch oder ein Hobby. Wir unterstützen die wichtige Arbeit von Caritas von Herzen, um Betroffenen einen Zugang zum sozialen Leben zu ermöglichen.»

Fachhochschule Nordwestschweiz // Berner Fachhochschule für Agrar-, Forst-

Ricus Jacometti Project Officer Medicor Foundation, Liechtenstein

« Caritas Schweiz ist ein

und Lebensmittelwissenschaften (HAFL) // ETH Zürich Zentrum für Entwicklung und Zusammenarbeit

langjähriger Partner der Medicor Foundation. Wir schätzen die fokussierte Ausrichtung der von uns unterstützten Projekte. Die professionelle Projektbegleitung vor Ort und am Hauptsitz in Luzern überzeugt uns und stärkt unsere Partnerschaft.»

(NADEL) // Schweizerisches Tropen- und Public Health-Institut // Pädagogische Hochschule Zug Institut für Internationale Zusammenarbeit in Bildungsfragen Kirchliche

Mischa Kaspar Pfadileiter, Pfadi Olten

Institutionen Association

Fraternelle Romande // Benediktinerkloster Mariastein // Communauté des Religieuses Trinitaires // Röm.-kath. Gesamtkirchgemeinde Bern und Umgebung // Katholische Kirche im Kanton Zürich // Kloster Heiligkreuz // Kloster St. Peter und Paul // Röm.-kath. Landeskirche Basel-Landschaft // Röm.kath. Landeskirche des Kantons Luzern // Röm.-kath. Zentralkonferenz Zürich // Kath. Kirch­gemeinde Luzern // Kath. Konfessionsteil des Kantons St. Gallen // Provinzialat der Schweizer Kapuziner

Bi- und multilaterale Geber Agence France de Développement (AFD) // Amt für Auswärtige Angelegenheiten Liechtenstein (AAA) // Directorate-General for International Cooperation and

Development (EuropeAid) // European Civil Protection and Humanitarian Aid Operations (ECHO) // European Trust Fund for Africa (EUTF) // United Nations Office for the Coordination of Humanitarian Affairs (OCHA) // Hochkommissariat für Flüchtlinge der Uno (UNHCR) // U.S. Department of State (USDOS) // Caritas Austria // Caritas France // Caritas Liechtenstein // Caritas Luxembourg // Catholic Agency for Overseas Development (CAFOD) // Cordaid // Austrian Development Agency (ADA) Impressum Titelbild: Fabian Biasio, Uganda Bilder: Andre Catueira, Bernhard Ackermann, Caritas Albanien, Carlos Sanchez, Fabian Biasio, Fabienne Wheeler Kroumi, Franca Pedrazzetti, Ghislaine Heger, Holger Vieth, Keystone/Photoshot/AE, Lisa Fry, Maheder Haileselassie Tadese, Nique Nager, Noemi Grossen, Pia Zanetti, Priska Ketterer, Reto Albertalli, Tabea Vogel Redaktion: Lisa Fry, Stefan Gribi, Vérène Morisod Simonazzi, Fabrice Boulé, Elisabeth Karagiannis

Sie sind alle Partner, die unsere Hilfe für Menschen in Not erst möglich machen. Herzlichen Dank!

Grafik:

Urban Fischer

Druck:

UD Medien, Luzern

Caritas Schweiz Bereich Kommunikation und Marketing Adligenswilerstrasse 15 Postfach CH-6002 Luzern Telefon: +41 41 419 22 22 Telefax: +41 41 419 24 24 E-Mail: info@caritas.ch Postkonto: 60-7000-4 Ausführliche Informationen zu aktuellen Projekten finden Sie auf der Website von Caritas Schweiz: www.caritas.ch

34 35 Starke Partnerschaften

Aus Wirtschaft, Politik und Gesellschaft

haltigkeit erlebbar und ermögliche den Kindern und Jugendlichen, selber Beiträge zu einer gerechten und umweltfreundlichen Zukunft zu leisten. Das Projekt ‹Faires Lager›, unterstützt von Caritas, hilft mir dabei.»


Caritas Schweiz Adligenswilerstrasse 15 Postfach CH-6002 Luzern

Telefon: +41 41 419 22 22 Telefax: +41 41 419 24 24 E-Mail: info@caritas.ch

Internet: www.caritas.ch Postkonto: 60-7000-4 IBAN: CH69 0900 0000 6000 7000 4

Qualitätsmanagementsystem ISO 9001, Reg.-Nr.14075 NPO-Label, Reg.-Nr. 22116


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