Neu anfangen mit Mikrounternehmen
Liebe Leserin, lieber Leser
«Flexibel bleiben und gleichzeitig immer präzise planen: Das ist zentral in unserer Arbeit.»
In Venezuela hat Präsident Maduro Weihnachten vorgezogen. Schon Anfang Oktober liess er die Hauptstadt Caracas festlich schmücken – als «Dank an das kämpferische Volk». Doch den meisten Menschen ist nicht zum Feiern zumute: Die wirtschaftliche Lage ist extrem angespannt, die Repressionen des Regimes gegen jegliche Kritik brutal.
Die Folgen dieser Situation sind bis ins benachbarte Kolumbien zu spüren. Unsere Mitarbeiterin Nicole Lehnherr erzählt in diesem Magazin die Geschichte von «La Pista». Auf dem Gelände des ehemaligen Flughafens von Maicao sind in den vergangenen acht Jahren über 2000 Familien gelandet, viele von ihnen Geflüchtete aus Venezuela. Die Lebensbedingungen in den aus Plastik und Wellblech notdürftig gezimmerten Hütten sind erschütternd. Nicole Lehnherr hat vor Ort mit Geflüchteten gesprochen –und mit Helferinnen und Helfern, die dank Ihrer Unterstützung die Not der Menschen im Lager lindern.
Mit den Menschen vor Ort sprechen, herausfinden, was wirklich gebraucht wird: Das ist immer wichtig für unsere Arbeit bei Caritas. Im Interview mit unserer Leiterin der Katastrophenhilfe, Sarah Buss, wird deutlich, dass eine gute lokale Verankerung Leben rettet. Und sie zeigt, wie es uns gelingt, bei humanitären Katastrophen innerhalb von 72 Stunden einsatzbereit zu sein – und das in so unterschiedlichen Kontexten wie in der Ukraine, in Gaza oder im Südsudan.
In der Schweiz steht der Caritas-Markt vor ganz anderen Herausforderungen. Aber auch hier ist eine gute Vorbereitung das A und O. Damit der Armut zum Trotz alle die Festtage in Würde feiern können, beginnt die Planung fast ein Jahr im Voraus – mehr dazu auf Seite 12. Falls Sie im Dezember noch nicht ganz durchgeplant sind, empfehle ich Ihnen die Verleihung des youngCaritas-Awards: Was der Preis, der in diesem Jahr zum 20. Mal verliehen wird, neben Inspiration und Wertschätzung alles auslöst, lesen Sie auf Seite 15.
Flexibel bleiben und gleichzeitig immer präzise planen: Das ist zentral in unserer Arbeit. Ihre Spende macht es möglich, optimal vorbereitet zu sein und in Notsituationen umgehend zu handeln. Dafür danke ich Ihnen, liebe Leserin, lieber Leser, von Herzen.
Ich wünsche Ihnen frohe Festtage und alles Gute für das neue Jahr,
Peter Lack Direktor Caritas Schweiz
Neu starten auf «La Pista»
10 Brennpunkt: Für Krisen planen
Seite 6
Rund 2000 Familien leben im grössten Flüchtlingslager Kolumbiens, viele von ihnen sind aus Venezuela geflohen. Caritas leistet hier nicht nur Nothilfe, sondern unterstützt die Geflüchteten mit Wissen und Startkapital bei der Gründung von Kleinstunternehmen. So gelingt es den Menschen, unter widrigsten Umständen für sich und ihre Kinder langsam wieder eine Zukunft aufzubauen.
Sarah Buss, Leiterin der Katastrophenhilfe, erklärt im Interview, wie Caritas Schweiz innerhalb von 72 Stunden auf humanitäre Katastrophen mit Hilfe reagieren kann.
12 Schweiz: Festliche Caritas-Märkte
Von langer Hand geplant sorgen die Caritas-Märkte für ein weihnachtliches Angebot und leuchtende Augen – ohne das Budget von Armutsbetroffenen zu sprengen.
15 youngCaritas: Engagement fördern
In diesem Jahr wird der youngCaritasAward zum 20. Mal vergeben. Drei Ehemalige erzählen, wie der Preis sie und ihr Projekt weitergebracht hat.
IMPRESSUM
Das Magazin von Caritas Schweiz erscheint sechsmal im Jahr. Herausgeberin ist Caritas Schweiz, Kommunikation und Fundraising, Adligenswilerstr. 15, Postfach, 6002 Luzern, E-Mail: info@caritas.ch, www.caritas.ch, Tel. +41 41 419 22 22
Redaktion: Anna Chudozilov (ac); Livia Leykauf (ll); Vérène Morisod (vm); Lena Baumann (lb); Patrick Bisch (pb); Fabrice Boulé (fb); Tamara Bütler (tb); Stefan Gribi (sg); Anna Haselbach (ah); Daria Jenni (dj); Niels Jost (nj); Nicole Lehnherr (nl) Das Abonnement kostet fünf Franken pro Jahr und wird einmalig von Ihrer Spende abgezogen. Grafik: Urban Fischer Titelbild: Reto Albertalli Druckerei: Kyburz, Dielsdorf Papier: 100 % Recycling Spendenkonto: IBAN CH69 0900 0000 6000 7000 4
Nachhaltig produziert
Ihre Daten werden bei uns geschützt. Informationen zum Datenschutz der Caritas Schweiz finden Sie unter www.caritas.ch/datenschutz
Die KulturLegi zeigt Wirkung
Eine aktuelle Studie zur Nutzung der KulturLegi zeigt ein äusserst erfreuliches Bild: 95 Prozent der Befragten nutzen dank der Karte Angebote, die sie sich sonst nicht hätten leisten können, 84 Prozent nahmen häufiger an Aktivitäten in Kultur, Sport oder Bildung teil. Der persönliche Ausweis für Menschen, die mit einem knappen Budget leben müssen, ermöglicht Rabatte von bis zu 70 Prozent auf über 4200 Angebote in der ganzen Schweiz. Über zwei Drittel der 5228 Befragten gaben an, dass sich ihre finanzielle Situation durch die KulturLegi verbessert habe. Eindrücklich ist schliesslich eine Weiterempfehlungsquote von 99 Prozent. Die Zahlen zeigen, wie wichtig der Beitrag der KulturLegi in der Armutsbekämpfung ist. (pb)
Die KulturLegi schafft Zugang zu Bildung, Kultur und Sport – so halbieren zum Beispiel zahlreiche Hallenbäder den Eintrittspreis.
Medienecho
Tagesanzeiger | Gastbeitrag zur Armutsbekämpfung von Peter Lack, Direktor der Caritas Schweiz: Die reiche Schweiz hat ein Armutsproblem | 18. 9. 2024 «Jede sechste Person ist von Armut betroffen oder direkt gefährdet. Menschen, die viel arbeiten und trotzdem nicht auf einen grünen Zweig kommen, müssen gegen Monatsende entscheiden, ob sie Rechnungen bezahlen oder Essen kaufen. Manche verzichten trotz Schmerzen auf ärztliche Behandlung. Eltern müssen zusehen, wie ihre Kinder sozial isoliert sind (…). Diese Kinder haben nachweislich geringere Erfolgschancen auf ihrem Bildungsweg.»
Weitere Informationen zur Umfrage unter: kulturlegi.ch/wirkungsmessung
50 Jahre Armutsbekämpfung in Äthiopien
Was 1974 mit Nothilfe in Tigray im Norden Äthiopiens begann, hat sich in den vergangenen 50 Jahren zu einem der grössten Länderprogramme der Caritas Schweiz entwickelt. Insgesamt konnten wir in dieser Zeit über 200 Projekte um-
setzen. Vor acht Jahren haben wir in der Hauptstadt Addis Abeba ein Länderbüro eröffnet, für das heute über 70 lokale Mitarbeitende tätig sind. Unser Vorsatz blieb während all den Jahren unverändert: Die Not und Armut der Menschen zu lindern. Um das Ziel zu erreichen, unterstützen wir die Bevölkerung parallel zur kontinuierlichen humanitären Hilfe auch langfristig dabei, ein regelmässiges und ausreichendes Einkommen zu erwirtschaften und sich an das zunehmend trockenere Klima anzupassen. (dj)
Radio SRF 1 (Rendez-vous und Mittagsjournal) | Südlibanon: Fliehen oder bleiben? | 25. 9. 2024 «Bei grossflächigen Luftangriffen der israelischen Armee im Süden Libanons wurden mehr als 550 Menschen getötet. Zehntausende, welche die Flucht ergriffen, haben inzwischen Unterschlupf in Notunterkünften gefunden – vor allem in und rund um Beirut», schreibt das SRF. In der Sendung schildert Wael Darwish, unser Länderdirektor Libanon /Syrien, die Lage im Südlibanon: «Es war ein Schock für uns. Die enorme und schnelle Vertreibung hat uns überrascht, da wir hier im Libanon mit einer langsamen Eskalation gerechnet haben.»
Eine Auswahl von CaritasProjekten in Äthiopien
Keystone SDA / Schweizerische Depeschenagentur | Caritas fordert schnelle Erhöhung der Prämienverbilligung | 24. 9. 2024 «Die Caritas hat zwei Tage vor Bekanntgabe der Krankenkassenprämien 2025 Forderungen aufgestellt. Die Kantone müssten höhere Prämienverbilligungen gewähren, schreibt das Hilfswerk. Und der Bundesrat müsse dafür sorgen, dass der Gegenvorschlag nach dem Nein zur Prämien-Entlastungs-Initiative so schnell wie möglich umgesetzt werde.»
gibt ihr Wissen auch in Kursen an Gleichaltrige weiter.
Die Influencerin: Sophea klärt über sichere Migration auf
Migration ist nicht nur für einzelne gefährlich, sie schwächt auch die gesamte kambodschanische Gesellschaft. Ohne gut ausgebildete Arbeitskräfte stagniert die Wirtschaft und das soziale Ungleichgewicht nimmt zu.
Aufklärung per Klick:
Soziale Medien als Sprachrohr Auch Sophea stammt vom Land, sie besucht nun die 12. Klasse. Sie gehört damit zu der Altersgruppe, in der sehr viele ihre Ausbildung abbrechen, um in Thailand zu arbeiten. Doch Sophea und 20 weitere Jugendliche kämpfen gegen den gefährlichen Trend. Gemeinsam mit einem Projektteam von Caritas Schweiz setzen sie auf Sensibilisierungskampagnen an Schulen sowie Aufklä -
Die 17-jährige Sophea kämpft gegen eine gefährliche Entscheidung, die immer mehr Jugendliche in Kambodscha treffen. Um Gleichaltrige über die Gefahren irregulärer Migration aufzuklären, nutzt sie ein mächtiges Werkzeug: Soziale Medien.
«Lesen, Hausaufgaben machen, meine Schwestern betreuen. Und andere Jugendliche über sichere Migration aufklären», antwortet Sophea* auf die Frage, was sie neben der Schule umtreibt. Es ist gerade Regenzeit, das Wetter stört die Internetverbindung. Doch davon lässt sich die 17-jährige Kambodschanerin nicht beirren. Sie lebt zwar in einem abgelegenen Dorf im Norden des Landes, doch dank dem Internet kann sie als
Influencerin im besten Sinne des Wortes Einfluss auf Jugendliche im ganzen Land nehmen.
Ausbeutung statt schnelles Geld
«Ich möchte zeigen, dass man auch in Kambodscha Erfolg haben kann, wenn man seine Bildung ernst nimmt.»
Das ist zentral für die Zukunft Kambodschas. Jährlich brechen rund 230 000 Schülerinnen und Schüler die Ausbildung ab, in manchen Jahrgängen sind es bis zu 20 Prozent. Denn die angespannte wirtschaftliche Lage treibt Hundertausende Jugendliche nach Thailand. Ins Nachbarland lockt die Hoffnung, einfacher ein gutes Einkommen zu erzielen.
Doch viele Jugendliche geraten in illegale Arbeitsverhältnisse und werden Opfer von Menschenhandel, Gewalt oder Ausbeutung. Besonders gefährdet sind jene aus armen, ländlichen Gebieten. Die
«Es ist wichtig, dass junge Menschen wissen, welche Arbeitsmöglichkeiten es hier gibt. Das kann sie motivieren, in Kambodscha zu bleiben», erklärt Sophea. Soziale Medien sind ihr wichtigstes Werkzeug. Auf TikTok zum Beispiel postet sie regelmässig kurze Videos, die Gefahren und Handlungsoptionen aufzeigen. Als junge Influencerin findet sie genau die richtigen Worte, um Gleichaltrige tatsächlich zu erreichen. Ihre eigene Zukunft sieht Sophea in ihrem Heimatland. Sie möchte Polizistin werden, um ihre Gemeinschaft zu stärken. Ihre Arbeit in den sozialen Medien sieht sie als ersten Schritt in diese Richtung. «Ich will vermitteln, dass man mit einer guten Ausbildung bessere Chancen auf einen Job hat, ohne ins Ausland gehen zu müssen», betont sie. «Und ich möchte zeigen, dass man auch in Kambodscha erfolgreich sein kann, wenn man seine Bildung ernst nimmt.» (tb)
* Name geändert
Neustart auf «La Pista»
Auf dem stillgelegten Flughafen leben rund 2000 Familien unter oft katastrophalen Umständen.
Kinder spielen auf dem Gelände, wo sich nach Regenfällen aufgrund der desolaten hygienischen Verhältnisse häufig Krankheiten ausbreiten.
Die politische und humanitäre Krise zwingt in Venezuela Millionen von Menschen zur Flucht. Im grössten Flüchtlingslager Kolumbiens leistet die Caritas wirksame Unterstützung – von der Grundversorgung bis zur beruflichen Weiterbildung.
Die Hufe des Esels klappern über die holperige Piste. «Wasser, Wasser, Wasser», ruft ein Junge vom Fuhrwerk, den das Tier zieht. Der Knabe treibt seinen grauen Freund von Hütte zu Hütte und verkauft
« Wir lernen eine einfache Buchhaltung zu führen und den Umgang mit den Finanzen eines Mikrounternehmens . »
Wasser, das er nach «La Pista» gekarrt hat. Rund 15 000 Menschen leben hier, «La Pista» ist das grösste Flüchtlingslager Kolumbiens. Audina Uriana (39) lässt sich vom Jungen ihren Kanister füllen, um wieder waschen und kochen zu können. «Das ist die Wasserversorgung, die wir
hier haben», sagt die gebürtige Venezolanerin beiläufig – als ob das kein Klagen wert sei.
Krise treibt venezolanische Bevölkerung in die Flucht Vor fünf Jahren hat die dreifache Mutter ihr Zuhause im venezolanischen Maracaibo verlassen. In der alten Heimat sah sie keine Zukunft mehr. Als wegen der fortschreitenden Krise ihre Stelle im Callcenter eines Autohändlers verloren ging, fand die alleinerziehende Mutter keinen anderen Job, mit dem sie ihre Familie hätte durchbringen können. Tatsächlich ist selbst der Lohn jener Menschen, die noch eine Anstellung haben, kaum mehr etwas wert: Schuld ist die Hyperinflation. Diese ist eine der verheerenden Folgen der jahrelangen Misswirtschaft, die ab 2013 mit dem Amtsantritt von Präsident Nicolás Maduro Venezuela in eine
politische und humanitäre Krise stürzte. Immer mehr Menschen können ihre Grundbedürfnisse nicht mehr decken, Mangelernährung ist weit verbreitet und die Gesundheitsversorgung in einem katastrophalen Zustand. Die Wirtschaft schrumpft.
Audina Uriana gehört zu den über sieben Millionen Menschen, die ihr Heimatland Venezuela deshalb verlassen haben. Wie knapp drei Millionen dieser Geflüchteten lebt Audina Uriana nun in Kolumbien. Zusammen mit Tausenden von Landsleuten ist sie in Maicao im Norden
Audina Uriana hat mit Unterstützung der Caritas ihr eigenes Kosmetikstudio eröffnet.
Kolumbiens auf «La Pista» gestrandet. So wird der vor vielen Jahren stillgelegte Flughafen genannt. Von der ehemaligen Flugpiste von Maicao ist nur noch ein Flickwerk übrig, auch der Kontrollturm und weitere Gebäude stehen nicht mehr. Schätzungen gehen von über 2000 Familien aus, die hier nur leben.
Prekäre Lebenssituation der Geflüchteten
Als 2016 und 2019 besonders viele Menschen Venezuela verliessen, begannen die Geflüchteten auf dem ungenutzten und unbewachten Gelände «La Pista» ein neues Zuhause aufzubauen – unter schwierigsten
schlechte Hygienesituation können sich Krankheiten in Windeseile ausbreiten. «La Pista» ist in 12 Sektoren unterteilt, jedem Sektor steht eine Person vor. Sie kümmert sich um die Belange der Menschen, schlichtet Streitereien, begleitet
« Meine Geschäfte laufen gut. Ich muss nicht mehr von der Hand in den Mund leben. »
Kranke ins Spital und ist das Bindeglied zu Behörden und Hilfsorganisationen vor Ort. Audina ist seit ihrem Ankommen die Vorsteherin ihres Sektors. Sie kümmert sich liebevoll um jegliche Anliegen, sind sie noch so trivial. Sie organisiert zudem Unterstützung von Hilfswerken, wenn eine Familie in besonders grossen Schwierigkeiten steckt. So kam sie auch in Kontakt mit dem Caritas-Projekt, das von unserer Partnerorganisation Pastoral Social Caritas Kolumbien umgesetzt wird.
Stabilität und Entwicklung durch das Caritas-Projekt
Bedingungen. Audinas erste Hütte bestand aus vier Stöcken und einer Decke. Tagsüber diente diese als Sonnenschutz, in der Nacht als dürftiger Schutz vor der Kälte. Nach und nach besserte sie ihre Hütte auf –mit Plastikplanen und Wellblech. Wellblech ist auf «La Pista» sehr gefragt. Es macht die Hütten etwas stabiler und schützt das wenige Hab und Gut vor Nässe. Das ist dringend nötig, kommt es im tropischen Klima von Maicao doch immer wieder zu sturzartigen Regenfällen. Dann steht innert zehn Minuten alles knöcheltief unter Wasser, auch die Hütten, die nicht stabil genug gebaut sind. Durch die prekären Verhältnisse und die
«Seit dem Eintreffen der ersten Geflüchteten unterstützt die Caritas die Ärmsten mit dem Nötigsten. Meist sind es alleinerziehende Mütter, die mit ihren Kindern kommen», erzählt Sandra Gonzalez, Koordinatorin für das Projekt auf «La Pista» und ähnliche Siedlungen im Norden von Kolumbien. «Unser Projekt ist in zwei Phasen gegliedert. Die Situation von neu eintreffenden Familien muss sich zuerst stabilisieren. Da helfen wir mit Lebensmittelpaketen, Bargeldzahlungen für das Allernötigste, rechtlicher Beratung und psychologischer Betreuung.»
Es hat sich gezeigt, dass vor allem Letzteres enorm wichtig ist, damit ein Neuanfang gelingen kann. Die Geflüchteten müssen ihr gewohntes Leben zurücklassen und ganz neu anfangen, meist ohne jegliche Reserven und oft nur mit dem, was sie auf dem Leibe tragen. Das ist eine grosse psychische Belastung.
«In einer zweiten Phase geben wir den Ärmsten das Rüstzeug, damit sie ein eigenständiges Einkommen erwirtschaften können. Das machen wir mit Kursen, die zum Führen eines eigenen Unternehmens befähigen», ergänzt Sandra Gonzalez.
Frauen werden mit Erfolg zu Kleinunternehmerinnen
«Wir lernen eine einfache Buchhaltung zu führen, den Umgang mit den Finanzen eines Mikrounternehmens, welche Papiere benötigt werden oder warum Sparen sinnvoller ist als Geld zu leihen», benennt Audina einige Inhalte des Unternehmerinnenkurses. Nach dem Abschluss des dreimonatigen Kurses eröffnete Audina mit dem Startkapital aus dem Projekt ihr eigenes Kosmetikstudio, das sie neben ihre Hütte gebaut hat. Täglich empfängt sie dort ihre Kundinnen. Zukünftig will sie ihre Dienstleistungen noch ausweiten und einen Kurs zum Haareschneiden besuchen. Sie träumt davon, dass sie einst das Geschäft gemeinsam mit ihrer ältesten Tochter führen kann.
Dank Audina hat auch Virginia Cardinia Ramirez (23) den Unternehmerinnenkurs der Caritas absolviert. Die junge Mutter von zwei Kindern flüchtete mit ihrer ganzen Familie nach Kolumbien. Ihr Start war sehr schwierig. Als Kaffeeverkäuferin auf den Strassen von Maicao verdiente sie kaum genug für die Mahlzeiten ihrer
Mit dem Verkauf der täglich frisch zubereiteten Empanadas und Arepas verdient Virginia Cardinia Ramirez gerade das Nötigste für ihre Familie.
Familie. Seit zwei Jahren produziert Virginia nun täglich Empanadas und Arepas. Das traditionelle kolumbianische Fastfood verkauft sie dann am frühen Abend aus einer eigens dafür angeschafften Verkaufsvitrine. «Meine Geschäfte laufen gut. Ich muss nicht mehr von der Hand in den Mund leben», berichtet Virginia strahlend. Noch immer kommen neue Geflüchtete aus Venezuela auf «La Pista» an. Viele haben die diesjährigen Wahlen abgewartet, die Opposition unterstützt und auf
einen Neuanfang in der Heimat gehofft. Aber die Wende in Venezuela blieb aus. Nun müssen manche sogar um ihr Leben fürchten und der einzige Ausweg ist die Flucht. Die Caritas wird die Ärmsten weiterhin dabei unterstützen, Schritt für Schritt ein neues Leben aufzubauen.
Weitere Informationen: caritas.ch/venezuela-undnachbarlaender
Ja zu einer Welt ohne Armut: Jetzt gemeinsam handeln
700 Millionen Menschen auf der Welt leben in extremer Armut. 700 Millionen Menschen müssen mit weniger als 2,15 Dollar am Tag auskommen. 700 Millionen Menschen fehlen Mittel für ausreichend Nahrung, medizinische Versorgung und ein sicheres Zuhause. 700 Millionen Menschen – das entspricht in etwa der Bevölkerung Europas zwischen dem norwegischen Tromsø und dem griechischen Heraklion.
Diese skandalöse Realität ist nicht hinnehmbar. Caritas Schweiz hat sich darum zum Ziel gesetzt, die Lebensbedingungen von Menschen zu verbessern, die in Armut leben. Wir tun dies dank der Unterstützung von treuen Spenderinnen und Spendern, kirchlichen Institutionen, Firmen und Stiftungen. Gemeinsam engagieren wir uns für Menschen auf der Flucht vor Krieg und politischen Unruhen. Für Menschen, die
kein ausreichendes Einkommen finden, die von der Klimakrise und Naturkatastrophen bedroht sind. Gemeinsam lässt sich viel mehr bewirken: Darum macht Caritas Schweiz in diesen Wochen vermehrt darauf aufmerksam, wie wichtig das solidarische «Ja für eine Welt ohne Armut» ist. (ll)
In der Ukraine konnte die Caritas die Menschen unmittelbar nach Ausbruch des Krieges mit dem Nötigsten versorgen, wie hier an der Grenze zur Republik Moldau.
Der Mensch steht im Zentrum, auch wenn es schnell gehen muss
Die Kriege in der Ukraine, im Nahen Osten und im Sudan haben die grössten humanitären Krisen dieser Zeit entfacht. Mittendrin: die Caritas. Sarah Buss leitet die Katastrophenhilfe und gibt einen Einblick, wie die Hilfe möglichst rasch bei den Menschen in Not ankommt.
Die Bilder gehen um die Welt: Am 24. Februar 2022 marschiert Russland in die Ukraine ein. Sofort ist klar: Humanitäre Hilfe wird in grossem Mass benötigt. Um Leben zu retten, zählt jetzt jede Sekunde.
«In einer Katastrophe hat die Versorgung der Verletzlichsten erste Priorität.»
Sarah Buss, tritt eine Katastrophe ein, muss es schnell gehen. Wie stellt die Caritas dies sicher? Bei einer humanitären Krise setzen wir alle Hebel in Bewegung. Unser Katastrophen-Stab verschafft sich einen Über-
blick: Wie gross ist das Ausmass der Katastrophe? Wer ist betroffen? Haben wir Zugang zu dem Gebiet? Antworten liefern uns unsere Mitarbeitenden vor Ort oder andere Hilfsorganisationen.
Woher kommen die Hilfsgüter? Besitzt die Caritas in der Schweiz ein Lagerhaus und Transportflugzeuge? Nein, das wäre viel zu kostspielig. Um die Reaktionsdauer tief zu halten, lagert die internationale Gemeinschaft weltweit an strategisch wichtigen Orten Hilfsgüter. Wann immer möglich, werden diese vor Ort eingekauft, um die lokale Wirtschaft zu stärken und Transportwege kurz zu halten.
Am 24. Februar 2022 wurden noch in der Nacht die ersten Meldungen über den Kriegsausbruch in der Ukraine publik. Wie lange dauerte es, bis die Caritas aktiv wurde?
Unser Ziel ist es, bei einer Krise innert 72 Stunden vor Ort einsatzfähig zu sein. In der Ukraine waren wir es bereits am Morgen nach dem Angriff.
Wie war das möglich?
Wir hatten alle Szenarien der Gewalteskalation durchgespielt. Unsere lokalen Partner – Caritas Ukraine und Caritas Spes – hatten schon Monate im Voraus Notvorräte angelegt, ein Netzwerk aufgebaut und Evakuierungspläne erstellt. Wir trainieren zudem regelmässig den Ernstfall und schulen unsere Mitarbeitenden.
Die Ukraine erhält so viel Unterstützung aus der Schweiz wie kein anderes Land – obwohl die Bedürfnisse anderswo nicht kleiner sind. Wie erklären Sie sich das?
Die Ukraine liegt uns geografisch und kulturell nahe. Das erzeugt viel Aufmerksamkeit in den Medien, der Politik und bei Behörden. Das ist durchaus positiv, dadurch geraten aber unweigerlich andere Krisen aus dem Blickfeld. Der Sudan-Konflikt zum Beispiel hat aktuell zur grössten Hungersnot der Welt geführt, es gibt unzählige Opfer und fast neun Millionen Vertriebene. Doch in der Schweiz ist davon kaum die Rede. Das macht es schwierig, Spenden zu sammeln, auf die wir angewiesen sind, um handeln zu können.
Dennoch konnte Caritas Schweiz im Sudan-Konflikt bislang zwei Projekte finanzieren. Um was geht es?
Wir sind im benachbarten Südsudan in einem Flüchtlingslager und in einer Grenzstadt tätig. Mit unseren Partnerorganisationen unterstützen wir vor allem Frauen und Kinder: Wir verteilen Nahrungsmittel und kleine Bargeldbeiträge, leisten psychologische Hilfe und bieten eine sichere Bleibe.
Wie entscheiden Sie, wer Hilfe erhält und wer nicht?
In der Katastrophenhilfe hat die Versorgung der Verletzlichsten erste Priorität.
Um die Bedürfnisse abzuklären, befragen wir die Menschen zum Teil direkt und sind mit anderen Hilfsorganisationen im Austausch. So klären wir, wer
«Bei einer Krise sind wir innert 72 Stunden einsatzfähig.»
den grössten Bedarf hat, welche Art von Unterstützung nötig ist und koordinieren Massnahmen. Aber: In Gaza sind etwa 95 Prozent der rund zwei Millionen Menschen in grosser Not – um diese zu lindern, braucht es das Engagement verschiedenster Organisationen.
Wie sieht die Absprache mit anderen NGOs aus?
Gerade im Krisenfall ist eine umfangreiche Koordination elementar, um Prio -
ritäten richtig zu setzen und zu klären, wer welche Hilfe am schnellsten erbringen kann. Dies geschieht in sogenannten «Clustern», die meistens nach Themen organisiert und von den Vereinten Nationen koordiniert werden. In vielen Regionen tauschen sich lokale und internationale NGOs bereits vor einer Krise in diesen Clustern regelmässig aus.
Die Arbeit in einem Kriegsgebiet ist sehr herausfordernd. Wo stösst die Caritas an ihre Grenzen?
Wenn die Sicherheit der Mitarbeitenden gefährdet ist. Deshalb verfügen wir über ein umfangreiches Sicherheitskonzept. Zudem hilft es, lokal verankert zu sein.
Das müssen Sie erklären.
Wir arbeiten bei unseren Projekten mit lokalen Mitarbeitenden und Partnern zusammen. Sie kennen die Bedürfnisse vor Ort, sprechen dieselbe Sprache und geniessen das Vertrauen der Bevölkerung. So kommt es dann auch immer wieder
vor, dass wir von Anwohnenden Tipps erhalten, etwa zu gefährlichen Routen, die wir besser meiden sollten.
Führt das denn nicht dazu, dass man parteiisch wird?
Als humanitäre Hilfsorganisation haben wir uns der Unparteilichkeit verpflichtet. Wir unterstützen Menschen in Not, unabhängig von ihrer Herkunft, Religion oder Hautfarbe. Der individuelle Mensch steht bei uns immer im Zentrum. (dj/nj)
Dank dem Caritas-Markt können auch Menschen mit wenig Geld für ein festliches Weihnachten sorgen.
Weihnachtszauber trotz Geldsorgen geniessen
Die Caritas-Märkte lassen Menschen mit knappem Budget und in schwierigen Lebenssituationen an der weihnachtlichen Leichtigkeit und Vorfreude teilhaben. Das ist von langer Hand geplant: Die Vorbereitungen haben bereits im Januar begonnen.
Ein offenes Ohr, ein spontaner Schwatz:
In den 23 Caritas-Märkten der Schweiz, die vielerorts auch mit einem kleinen Café ausgestattet sind, nimmt man sich Zeit für
«Die Chlaussäckli aus dem Caritas-Markt bereiten meinen
Kindern jedes Jahr viel Freude.»
die Kundinnen und Kunden. Solch kleine Momente der Menschlichkeit sind in der Weihnachtszeit besonders wichtig. Doch das Caritas-Markt-Team setzt sich auch mit einer Anpassung des Sortiments dafür ein, dass alle an Weihnachten teilhaben können und den Zusammenhalt sowie die Wärme spüren, die das Fest ausmachen.
Nach dem Fest ist vor dem Fest
Die Vorbereitungen beginnen jeweils unmittelbar nach den Feiertagen des Vorjahrs. Dann nämlich, wenn viele Unternehmen unverkaufte Weihnachtsartikel spenden. Das Team lagert sie in der Zentrale der Genossenschaft Caritas-Markt in Sempach Station ein. Ab November dann sorgen die Produkte der Vorjahre für Weihnachtsstimmung in den CaritasMärkten. Mit viel Liebe richten die einzelnen Läden eine festlich dekorierte Auslage ein, wo die Artikel günstig verkauft werden – vom Adventskalender über Christbaumschmuck bis zum Geschenkpapier. Zum ersten Mal bieten die Märkte dieses Jahr auch Kerzen an, die für eine feierliche und gemütliche Stimmung zu Hause sorgen. Auch beliebte Geschenke
wie Parfums oder Pralinen und weihnachtliche Leckereien werden im November und Dezember ins Sortiment aufgenommen. In ihrer Online-Sammlung einfacher Rezepte zeigen die CaritasMärkte zudem, wie sich aus den Lebensmitteln feine und preiswerte Weihnachtsmenüs zaubern lassen.
Der Weihnachtshit der CaritasMärkte
Und dann ist da noch die WeihnachtsSpezialität der Märkte, die Jahr für Jahr Kinderaugen leuchten lässt: das beliebte Chlaussäckli. Für die ganze Schweiz werden insgesamt 10 000 Säckli zusammengestellt und dann zu einem sehr tiefen Preis verkauft.
Jeweils Ende August bittet das Team seine Lieferanten um spezifische Warenspenden, um die Säckli zu füllen. Das führt regelmässig zu sehr positiven Rückmeldungen: Die Unternehmen schätzen diese pragmatische Möglichkeit, ganz konkret armutsbetroffenen Menschen eine Freude zu machen. Jedes Jahr kommen so tolle Produkte zusammen. Das Chlaussäckli überrascht darum immer wieder von Neuem. Neben Schoggi, Trockenfrüchten und Nüssen sorgen zum Beispiel auch einmal Playmobilfigürchen für leuchtende Augen. Monica D., langjährige Kundin, erzählt: «Wir freuen uns sehr auf die Adventszeit. Die Chlaussäckli aus dem Caritas-Markt sind für meine Kinder ein schönes, nicht alltägliches Geschenk voller Überraschungen, das ihnen grosses Vergnügen bereitet.» (ah)
Sandra Solari und Marco Micherolli haben erst wenige Monate vor der Katastrophe den Kaufvertrag für ihr Zuhause unterschrieben – vom Haus ist nichts übrig, das Grundstück ist unter meterhohen Geröllmassen begraben.
Wenn ein Lebenstraum zertrümmert wird
Es war ihr Traumhaus, liebevoll eingerichtet, der Garten sorgsam angelegt. Doch eine gewaltige Steinlawine pulverisierte im Juni 2024 ihre Idylle im bündnerischen Misox-Tal. Sandra und Marco sind gezwungen, ganz neu anzufangen.
Aufrecht und sicher steht Sandra Solari auf riesigen Felsbrocken und erklärt: «Genau hier stand unsere Garage.» Zu sehen ist allerdings nur eine enorme Schneise der Verwüstung; kleinere Steine und mas-
«Man verliert nicht nur das Haus und die Träume – sondern auch den Mut zu träumen.»
siges Geröll, ein Holzbalken, der aus den Trümmern stakt, weiter unten Teile des Dachs. Wenn Sandra die Tränen kommen, übernimmt ihr Lebenspartner Marco Micherolli das Reden. Die Katastrophe hat die zwei noch enger zusammengeschweisst.
Als es passierte, war die 40-Jährige bei ihren Eltern zum Nachtessen. Den Hund hatte sie mitgenommen. «Die Katze», fährt Marco fort, «schlief auf einem Stuhl, als ich das Haus verliess …» Eine Viertelstunde später zertrümmerte eine enorme Steinlawine das gesamte Gebäude.
Alles verloren: von A wie Alphorn bis Z wie Zahnbürste
Das Geröll und der sonst idyllisch durchs Misox-Tal fliessende Fluss Moesa rissen entfesselt alles Hab und Gut mit sich: Geburtsurkunden, den Tiefkühler, Fotoalben, Bankauszüge, Souvenirs und Küchenutensilien genauso wie Kleidung, die Sportausrüstungen und Möbel. Alles. Geblieben sind das eigene Leben und das,
was die beiden in dem Moment bei sich hatten. «Es ist ein riesiges Glück, dass wir nicht da waren, als die Steinlawine unser Zuhause zerdrückte», sagt die gelernte Gärtnerin, die für das Bundesamt für Strassenbau (ASTRA) arbeitet. Im Sommer kümmert sie sich um das Grün rund um Strassen und Autobahnen, im Winter sorgt sie für schneefreie Fahrbahnen; Marco übernimmt die gleichen Aufgaben beim Kanton Graubünden.
Doch der Neuanfang ist alles andere als einfach. Ständig muss sich das Paar mit den Versicherungen und der Bank austauschen, es gilt in Erfahrung zu bringen, wann und von wem sie Unterstützung bekommen. Von Caritas Schweiz erhielten sie einen Soforthilfebeitrag, weitere Hilfeleistungen sind in Abklärung. «Man kann sich gar nicht vorstellen, wie teuer es ist, neu anzufangen.» Für jedes Dokument wird eine Gebühr verlangt, als hätten sie die Papiere verschludert. Beim TV-Anbieter bekamen sie drei Mal zu hören, dass sie eine Strafe zahlen müssten, wenn sie den Receiver nicht zurückbringen. Dabei ist von dem Gerät nicht einmal das Kabel übrig.
Rosmarin steht für Neuanfang
Das eine ist der materielle Neuanfang –das andere der mentale. «Man verliert nicht nur das Haus und die Träume», sagt Sandra, «sondern auch den Mut zu träumen.» Und dennoch: In all der Unsicherheit, dem Trauma und der Trauer spürt man die aufkeimende Entschlossenheit der beiden, nach vorne zu schauen. Sie wollen im Misox-Tal bleiben. Nicht zuletzt, weil Marco (43) in der Nähe einen Stall mit Kühen hat. Ob das Paar wieder ein eigenes Haus mit Umschwung finden wird, wissen sie nicht. Aber vorsichtshalber zieht Sandra schon mal einen Rosmarin-Sprössling. In ihrem alten Garten hatte sie 39 davon. (ll)
Bildung allein ist kein Ausweg aus der Armut
Bildung gilt heute mehr denn je als Königsweg zu beruflichem Erfolg und gesellschaftlicher Anerkennung. Auch im Kampf gegen Armut spielen Aus- und Weiterbildungen häufig eine zentrale Rolle. Man geht davon aus, dass ein Schulabschluss und eine Ausbildung für eine sichere Existenz sorgen. Das bringt jedoch hohe Erwartungen an die Eigenverantwortung mit sich: Wer scheitert, wird schnell selbst für schwierige Lebensbedingungen verantwortlich gemacht.
Ungleiche Ausgangslage
Der Sozialalmanach 2025 zeigt, dass einerseits nicht alle die gleichen Chancen auf Aus- und Weiterbildungen haben und anderseits die Hürden auf dem Bildungsweg nicht für jede Person gleich hoch
sind. Menschen ohne Schul- oder Berufsabschluss, mit Migrationshintergrund oder im Niedriglohnsektor haben es besonders schwer. Für das Scheitern sind oft strukturelle Ursachen verantwortlich. Ein Beispiel dafür ist, wie ungleich die Sozialhilfe die Finanzierung von Aus- und Weiterbildungen beurteilt. Im Sozialalmanach geben vier Beiträge Einblick in aktuelle und künftige Entwicklungen rund um die Digitalisierung; mal scheint sie Unterschiede zu verschärfen, dann wieder Gräben zuschütten zu können. Der Sozialalmanach 2025 schärft den Blick für Praktiken, Fortschritte sowie Stolpersteine und zeigt auf, welche Massnahmen erfolgreiche Bildungslaufbahnen wirksam fördern. (ac)
Bestellung unter: 041 419 24 19 oder online: caritas.ch/shop
Acht Gründe, warum die Klimakrise für die Caritas ein Thema ist
Oberstes Ziel der Caritas ist es, Armut in all ihren Formen zu bekämpfen. Ob Bauernfamilien in der Sahelzone oder gefährdete Kinder in Kambodscha: Immer geht es darum, Menschen eine Perspektive auf eine Zukunft in Würde zu eröffnen. Warum thematisieren wir dabei das Klima? Sind wir jetzt auch eine Naturschutzorganisation? Diese Fragen werden uns ab und zu gestellt.
Deshalb haben wir acht Gründe aufgelistet, warum Klimathemen für die Arbeit der Caritas wichtig sind. Die erste Antwort: Weil die Klimakrise weltweit die extreme Armut verschärft und Existenzen zerstört. Es ist zudem höchst unge-
recht, wer die Kosten des Klimawandels tragen muss: Überproportional oft sind es jene Menschen, die am meisten Schwierigkeiten haben, ihre Grundbedürfnisse zu befriedigen – obwohl sie gleichzeitig am wenigsten zum Klimawandel beigetragen haben. Doch damit wären wir bereits beim achten Argument (sg)
Die vollständige Liste der Gründe, den Klimawandel bei der Armutsbekämpfung mitzudenken, lesen Sie hier
Agenda
Eine Million Sterne 14. Dezember 2024, ab 16 Uhr Kerzen anzünden als Zeichen der Solidarität. Finden Sie einen Standort in Ihrer Nähe: www.einemillionsterne.ch
Verleihung youngCaritas-Award 14. Dezember 2024, 18 Uhr, Neubad Luzern
Caritas-Forum 2025: Chance oder Illusion?
Mit Weiterbildung aus der Armut 31. Januar 2025, 9.30 Uhr, Bern
Informationsanlass (online) Pflegeeltern werden 17. Februar 2025, 19 Uhr caritas.ch/pflegeeltern-werden
Veranstaltungen der Regionalen Caritas-Organisationen
Finden Sie Veranstaltungen in Ihrer Nähe: caritas-regio.ch/agenda
20 Jahre youngCaritas-Award
Seit 2004 wird in Luzern der youngCaritas-Award verliehen – ein Preis, der freiwilliges Engagement junger Menschen bestärkt. Dieses Jahr bewerben sich 12 Projekte um die begehrte Auszeichnung.
Das Ziel ist seit 20 Jahren das gleiche: Der youngCaritas-Award würdigt und feiert Projekte von jungen Menschen, die sich freiwillig für soziale Themen oder den Umweltschutz engagieren. Gleichzeitig bietet der Award aber auch wertvolle Vernetzungsmöglichkeiten und dient den engagierten jungen Menschen als Schaufenster für ihre Projekte.
In diesem Jahr bewerben sich zwölf inspirierende Projekte um den youngCaritas-Award 2024. Wer den begehr-
ten Preis mit nach Hause nehmen darf, entscheidet die fünfköpfige Jury im November. Die feierliche Preisverleihung findet am 14. Dezember statt. Dann werden alle Eingaben vorgestellt und das Siegerprojekt bekannt gegeben. Neben dem Hauptpreis gibt es einen Publikumspreis und weitere Auszeichnungen in verschiedenen Kategorien wie Nachhaltigkeit oder Innovation.
Die Preisverleihung am 14. Dezember ist offen für alle und eine wunderbare
Gelegenheit, neue Projekte sowie die Menschen dahinter kennenzulernen –und sich inspirieren zu lassen. Wir freuen uns, dass auch ehemalige Teilnehmerinnen und Teilnehmer zur Jubiläumsfeier kommen: Es lohnt sich auf jeden Fall zu netzwerken und sich von Ideen beflügeln zu lassen, die nach der Preisverleihung richtig durchgestartet sind. (lb)
Preisverleihung youngCaritas-Award 14. Dezember 2024, Neubad in Luzern
Weitere Informationen: youngcaritas.ch
Wir verleihen Motivation, Aufmerksamkeit und Glaubwürdigkeit
Drei Ehemalige erzählen, wie der Preis sie und ihr Projekt weitergebracht hat.
«Der Preis brachte WfW Glaubwürdigkeit beim Partnerschaftsaufbau und Resonanz in der Öffentlichkeit.»
«Durch den Preis konnten wir Menschen erreichen, die uns vorher nicht kannten, und er hat viel Aufmerksamkeit auf unser Projekt gelenkt.»
«Der Preis hat mich und das ganze Team motiviert weiterzumachen; das ist in der manchmal sehr frustrierenden Menschenrechtsarbeit enorm wichtig.»
Morris und Lior Etter, Co-Founder und Managing Directors bei «Wasser für Wasser» Wasser für Wasser fördert das Trinken von Leitungswasser in Schweizer Restaurants, Hotels und Unternehmen. Die Gäste bezahlen einen fairen Preis, die Betriebe spenden einen Teil des Erlöses an WfW, um den Zugang zu Trinkwasser beispielsweise in Sambia und Mosambik zu fördern. Eine win-win-Situation, von der auch die Umwelt profitiert.
Ausgezeichnet 2012
Amine Diare Conde Initiator und Präsident
Als wegen der Corona-Pandemie viele Angebote für Bedürftige geschlossen werden mussten, sorgte «Essen für Alle» für eine schnelle Umverteilung von Lebensmitteln, die anderorts wegen dem Lockdown zu verderben drohten. Mittlerweile werden wöchentlich über 5000 Menschen in Zürich, Glarus, Chur und Seewen unterstützt.
Ausgezeichnet 2020 mit dem Preis für besondere Reichweite
Lea Hungerbühler, Gründerin und Präsidentin AsyLex AsyLex bietet Asylsuchenden kostenfreie, qualitativ hochstehende Rechtsberatung und hilft bei Fragen rund um Familiennachzug oder zur Dublin-Verordnung. Zudem leistet AsyLex Unterstützung bei internationalen Rechtsstreitigkeiten, zum Beispiel bei Menschenrechtsverletzungen, und vernetzt sich mit internationalen Organisationen.
Ausgezeichnet mit dem youngCaritas-Award 2017, 2022 mit dem Prix Caritas
Unsere Projekte gewähren Menschen auf der Flucht Schutz und schaffen neue Lebensperspektiven.
Ja zu einer Welt ohne Armut caritas.ch/ja