Union Magazin 3-2014

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Union Das Magazin der CDU Deutschlands

25 Jahre friedliche Revolution

Ausgabe 3/2014 路 Oktober 2014 路 www.cdu.de 路 ISSN 1865-8873

Zeitzeugen erinnern sich


Regierungsprogramm

BMW i gestaltet die urbane Mobilität von morgen – und das schon heute. Mit innovativen Elektro- und Hybridfahrzeugen, aber vor allem mit einem nachhaltigen Konzept, das Mobilitätsdienstleistungen intelligent miteinander verknüpft. Erfahren Sie mehr unter: www.bmwgroup.com/neuemobilitaet

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Inhalt Unser Titel zeigt Bundeskanzler Helmut Kohl am Abend des 19. Dezember 1989 in Dresden vor zehntausenden Zuhörern. Die Menge begrüßte ihn stürmisch. Er würdigte die Leistungen der DDR-Bürger und ihre friedliche Revolution. Und er fügte den Satz an, auf den die Zuhörer sehnsüchtig gewartet hatten: „Mein Ziel bleibt, wenn die geschichtliche Stunde es zulässt, die Einheit unserer Nation.“

Kommissionsarbeit 8 Startschuss 10 12 14 16 20 22 24

Titelgeschichte Editorial des Generalsekretärs 4 28 32 36

Zur friedlichen Revolution von Peter Tauber Eine Sternstunde der Geschichte Zeitzeugin Freya Klier „Gut, dass wir das gemacht haben“ Zeitzeuge Dr. Gottfried Müller Plötzlich waren alle weg Zeitzeuge Dirk Thiele

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Impulse für die Volkspartei der Zukunft Julia Klöckner Schrittmacher der Nachhaltigkeit Armin Laschet Politik, die zuhört und Ideen aufgreift Thomas Strobl Immer eine Idee voraus Peter Tauber Der Weg zur modernen Volkspartei Tauber trifft … Tobias Stockhoff und Aylin Kurt Kommunikation verbessern Bitte m@il Dich! Erfolgreiche Zuwanderungsgeschichte Zuhause unter Freunden

Thema TTIP 38 Freihandelsabkommen 40

Warum TTIP gut für uns ist BDI-Präsident Ulrich Grillo Investition in Wettbewerbsfähigkeit

Intern Twitter-Interview 6 7 42

Jens Koeppen Meldungen CDU.TV-Fragebogen mit Volker Kauder

24 Impressum Herausgeber: Bundesgeschäftsstelle der CDU Deutschlands, Klingelhöferstraße 8, 10785 Berlin – Chefredaktion: Oliver Röseler (v.i.S.d.P.) – Redaktion: Jens-Uwe Kerl, Sidney Pfannstiel (CvD), Marcus Schick, Christina Wegener – Mitarbeiter dieser Ausgabe: Timo Kolberg – Redaktionskontakt: union-magazin@cdu.de – Verlag, Druck und Anzeigen: Union Betriebs-GmbH (UBG), Egermannstraße 2, 53359 Rheinbach, Telefon 02226 802-0, Telefax 02226 802-111, www.ubgnet.de, Geschäftsführer Rudolf Ley – UNION erscheint viermal im Jahr als kostenloses E-Magazin. Die Printausgabe kann zum Preis von 2,50 Euro pro Heft abonniert werden. – Abonnentenverwaltung: Union Betriebs-GmbH, Egermannstraße 2, 53359 Rheinbach, Telefon 02226 802-213, Telefax 02226 802-111, E-Mail: unionmagazin@ubgnet.de Bildnachweise: CDU · CDU NRW · Laurence Chaperon · Fotolia.com · Dieter Glage · Junge Union · Tobias Koch · Nadja Klier · Freya Klier privat · © Ute Schmidt/bildfolio · Markus Schwarze · © Marco Urban · Jördis Zähring Titelbild: picture alliance/dpa

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Das Foto mit Generalsekretär Peter Tauber entstand vor der Gedenkstätte „Berliner Mauer“ an der Bernauer Straße in Berlin Union

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Der Ruf nach Freiheit Liebe Leserinnen und Leser, diese Ausgabe des Union Magazin erscheint ganz bewusst zum Tag der Deutschen Einheit, denn in diesem Herbst richtet sich unser Blick auf die Anfänge der friedlichen Revolution, die die Öffnung der Mauer zur Folge hatte und zum Zusammenbrechen eines kompletten politischen Systems führte. Auch heute noch bin ich tief bewegt vom Mut derer, die damals in der DDR für mehr Freiheit und Demokratie auf die Straßen gingen. Mit großer Zivilcourage haben die Menschen in Leipzig, Dresden, Magdeburg und in vielen anderen Städten jenseits des Eisernen Vorhanges mit der friedlichen Revolution die Wiedervereinigung unseres Vaterlandes erst möglich gemacht. Dafür danke ich ihnen sehr. Ich erinnere mich gerne zurück an die ersten Trabbis auf westdeutschen Autobahnen, die sich in den folgenden Wochen langsam in das Stadtbild jeder westdeutschen Großstadt einfügen sollten. Und an die Bilder von Menschen, die im Moment des Mauerfalls gleichzeitig lachten, weinten und sich in den Armen lagen, weil sie erstmals in ihrem Leben das Gefühl der Freiheit empfinden durften. Der Fall der Mauer ist zum Symbol des Scheiterns eines unmenschlichen Regimes geworden und für dessen Versuch, den Wunsch nach Freiheit und einem selbstbestimmten Leben durch Schießbefehl und Stacheldraht und tonnenschwere Betonplatten zu begrenzen. Am Ende

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waren der Freiheitswunsch und der Wille des Volkes stärker. Ich freue mich sehr, dass wir in diesem Heft gleich drei Zeitzeugen für eine Schilderung ihrer ganz persönlichen Eindrücke aus jenen Tagen gewinnen konnten: Regisseurin und Autorin Freya Klier erzählt unter anderem von ihren Erinnerungen an eine Schulklasse, die am 11. November 1989 völlig übermüdet am geöffneten Checkpoint Charlie stand. Kirchenrat Dr. Gottfried Müller war der Hauptverfasser des berühmten „Briefs aus Weimar“. In einem Interview spricht er über seine Beweggründe und die historische Bedeutung des Schreibens. Und TVSportreporter Dirk Thiele schildert, warum sein Interview vom 9. November 1989 mit einem gewissen Henry Maske, damals frischgebackener Boxweltmeister im Halbschwergewicht, sprichwörtlich kein Gehör fand. Wie sehr der Fall der Mauer jeden von uns geprägt und begleitet hat, wird uns in diesen Tagen besonders bewusst. Es sollte uns allen verpflichtende Mahnung sein, uns immer wieder aufs Neue für Freiheit, Demokratie und Menschenrechte einzusetzen und dafür zu kämpfen. Herzlichst

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Meldungen Regierungsprogramm Online

Union Twitter-Interview

Hallo Herr Koeppen, Sie sind seit 2010 bei Twitter. Was bedeuten Soziale Netzwerke für Sie? Information, Unterhaltung und Spaß bei ständiger Verfügbarkeit und einer großen Reichweite. Sofort und weltweit. Einfach faszinierend! Was steht heute auf Ihrer #DigitalenAgenda? Heute geht’s eher analog zu. Ich mache mein alljährliches #Sommerpraktikum. Diesmal in einer Kita. Aber Selfies und Tweets sind schon dabei. Jens Koeppen gehört seit 2005 dem Deutschen Bundestag an. Seit der letzten Bundestagswahl im September 2013 ist er Vorsitzender des neu konstituierten Ausschusses Digitale Agenda. Koeppen, der einen Meisterbrief im Fachbereich Industrie- und Elektrotechnik besitzt, antwortet auf unsere Fragen im Twitter-Format – also mit maximal 140 Zeichen.

Technisch gesehen: Könnte der Ausschuss #DigitaleAgenda auch bei Ihnen in der Uckermark tagen? Nicht überall. Viele weiße Flecken der Netzabdeckung würden z. B. ein Streamen des #btADA verhindern. Hier haben wir akuten Handlungsbedarf. Im Social Web wird die Zahl der „Freunde“ zum Gradmesser der eigenen Wahrnehmung. Was bedeutet Ihnen Freundschaft im richtigen Leben? Für mich macht diese Zahlenakrobatik wenig Sinn. Echte Freundschaft ist ein einmaliges Geschenk im Leben und bedarf keiner WLAN-Verbindung. Welcher Tweet hat Ihnen zuletzt gefallen? Wäre ja auch #Lahm, wenn #Löw nicht weitergemacht hätte...

Tweets an Jens Koeppen @jenskoeppen

Die letzten drei Twitter-Interviews Nadine Schön @NadineSchoen Carsten Linnemann @MIT_bund Jens Spahn @jensspahn

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Welche Profile verfolgen Sie besonders aufmerksam und können Sie deshalb empfehlen? Ich mag kurze und witzige Tweets, möglichst ohne Verlinkung, die trotzdem einen News- und Aha-Effekt haben. Das ist dann schon wahre Kunst. Was machen Sie als erstes, wenn Sie in Ihren Wahlkreis Uckermark/ Barnim kommen? Durchatmen, Berliner Staub abklopfen, den Arbeitsspeicher hinter den Augen resetten, was Leckeres kochen und Saxophon spielen. #Freitagabend Welches Stück Heimat muss auf jeden Fall in Berlin mit dabei sein? Saubere Luft in den Lungen, uckermärkische Bodenständigkeit, der Einkauf vom Ökohof Brodowin und ein Heimat-Foto als iPad-Hintergrund.

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Meldungen

70 Jahre CDU

Senioren-Union

2015 wird die CDU 70 Jahre alt. Zum Jubiläum plant die KonradAdenauer-Stiftung einen Band mit Bildern aus sieben Jahrzehnten ihrer Geschichte. Das Archiv für Christlich-Demokratische Politik (ACDP) möchte die Vielfalt der politischen Arbeit an der Basis dokumentieren. Haben Sie noch alte Fotos aus den Gründungsjahren, von Parteiversammlungen und Wahlkämpfen, Kreisverbandssitzungen und Veranstaltungen?

Mit einer überzeugenden Mehrheit hat die Senioren-Union der CDU ihren bisherigen Bundesvorsitzenden Prof. Dr. Otto Wulff im Amt bestätigt. Bei ihrer Bundestagung in Schwerin sprachen die rund 260 Delegierten dem seit zwölf Jahren amtierenden 81-Jährigen erneut das Vertrauen aus und wählten ihn mit über 92 Prozent der Stimmen. K

Die KAS sucht Ihre Fotos

Bitte senden Sie Ihre Aufnahmen an die Konrad-Adenauer-Stiftung und übergeben Sie dabei bitte unbedingt die Bildrechte zur weiteren Verwendung. K Kontakt: Konrad-Adenauer-Stiftung e.V. Archiv für Christlich-Demokratische Politik Stichwort: 70 Jahre CDU Rathausallee 12 53757 Sankt Augustin E-Mail an: medienarchiv@kas.de

Ideenbörse CDU

Jede Stimme zählt Nahezu überall in den mehr als 10 000 Orts-, Stadt- und Gemeindeverbänden der CDU werden pfiffige Ideen und Veranstaltungskonzepte erdacht, um Wählerinnen und Wähler, aber auch potenzielle Neumitglieder besser zu erreichen. Mit wenig Aufwand ließe sich das meiste von anderen Verbänden übernehmen. Deshalb hat das Konrad-Adenauer-Haus

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Otto Wulff mit über 92 % bestätigt

Junge Union

Paul Ziemiak ist neuer JU-Chef Die Junge Union Deutschlands hat einen neuen Vorsitzenden. Im bayerischen Inzell entschied sich die Nachfolge von Philipp Mißfelder, der nach zwölf Jahren im Amt nicht mehr kandidierte, deutlicher als zunächst erwartet. Auf den 35-Jährigen folgt der 29-jährige Paul Ziemiak aus Iserlohn. Er erhielt fast zwei Drittel der Stimmen und setzte sich damit gegen den 31-jährigen Osnabrücker Benedict Pöttering durch, der 37 % der Stimmen erhielt. Nach dem Wahlkampf um den Vorsitz rief Ziemiak die JU „zur Geschlossenheit“ auf. K

die „Ideenbörse CDU“ ins Leben gerufen: Seit Mitte September lassen sich online unter www.cdu.de/ideenbörse Ideen eintragen, bewerten oder kommentieren. So erhalten Ideengeber direktes Feedback, und Suchende finden neue Denkansätze. Machen Sie mit und bestimmen Sie die besten Ideen, die CDU-Verbände zur Nachahmung empfehlen: Die drei Gewinner-

500. Stammtisch mit

Peter Harry Carstensen Stolze Tradition: Der CDU-Stadtbezirksverband Tungendorf-Gartenstadt beging im Sommer seinen 500. Stammtisch mit einem ganz besonderen Ehrengast: SchleswigHolsteins ehemaliger Ministerpräsident Peter Harry Carstensen. Der erste Stammtisch fand am 30. August 1970 statt – „und seitdem ohne Unterbrechung“, sagte CDU-Vorsitzender Gerhard Lassen stolz. K

(v.l.) Carstensen, Kreisgeschäftsführer Wolf Rüdiger Fehr und Ehrenvorsitzender Herbert Möller

Ideen werden zur Präsentation zum Parteitag im Dezember nach Köln eingeladen. K Die Abstimmung beginnt am 13. Oktober 2014 unter: www.cdu.de/ideenboerse Union

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Regierungsprogramm

Startschuss

Impulse f端r die Volkspartei der Zukunft 2013 hat die CDU das beste Bundestagswahlergebnis seit 20 Jahren erreicht. Auf dieser Basis gilt es, die Partei inhaltlich und strukturell auch auf ihre kommenden Aufgaben als Volkspartei der Mitte vorzubereiten. Dazu nehmen insgesamt vier Kommissionen ihre Arbeit auf.

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Kommissionen

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ie CDU ist, gemeinsam mit ihrer Schwester CSU, die politische Kraft, die zu Recht den Begriff der Volkspartei für sich in Anspruch nehmen kann. Doch auf dem Erreichten darf man sich nicht ausruhen. Deshalb gilt es, Politik nicht allein für gegenwärtige Herausforderungen zu machen, sondern vor allem Antworten auf die dringenden Fragen der nächsten Jahrzehnte zu finden. Auch deshalb will sich die CDU jetzt in drei inhaltliche Kommissionen besonders mit dem beschäftigen, was die Menschen umtreibt, wenn sie an ihre Zukunft denken. An der Spitze der Kommissionen stehen drei der stellvertretenden Parteivorsitzenden: Die rheinland-pfälzische CDU-Landeschefin Julia Klöckner ist Vorsitzende der Kommission „Nachhaltiges Leben – Lebensqualität bewahren“, CDU-NRW-Chef Armin Laschet leitet die Kommission „Zusammenhalt stärken – Zukunft der Bürgergesellschaft gestalten“, und sein baden-württembergischer Amtskollege

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Thomas Strobl führt die Kommission „Arbeit der Zukunft – Zukunft der Arbeit“. Strobls Kommission beschäftigt sich mit der Digitalisierung der Wirtschaft und der Arbeitswelt. Deutschland ist ein starkes Industrieland mit enormer Wirtschaftskraft. Aber die Karten auf den Weltmärkten werden an jedem Tag neu gemischt. Das Anliegen der CDU dabei ist, dass Deutschland erfolgreich bleibt. Es gilt, auch im digitalen Zeitalter die Wirtschaftskompetenz der CDU und die Kompetenz für zukunftsfähige und gute Arbeitsplätze zu bewahren und auszubauen. In der Kommission „Zusammenhalt stärken – Zukunft der Bürgergesellschaft gestalten“ widmen sich Politiker und Experten unter der Leitung Armin Laschets der Frage, was die Gesellschaft heute und in Zukunft zusammenhält. Hier soll eine Vision von bürgerlicher Politik und dem Miteinander in der Gesellschaft entwickelt werden. Die CDU steht dabei für ein Gemeinwesen, in dem Jung und Alt oder Menschen mit und ohne Zuwanderungsgeschichte nicht nebeneinander, sondern miteinander leben. Sie sollen sich als eine solidarische und attraktive Gesellschaft begreifen können. Julia Klöckner steht der Kommission „Nachhaltig Leben – Lebensqualität bewahren“ vor. Fragen zum eigenen Lebensstil und zur Nachhaltigkeit des eigenen Wohlstands gewinnen für immer mehr Menschen an Bedeutung. In einer Zeit der Entgrenzung und Globalisierung sehnen sich viele nach Stabilität und Verlässlichkeit. Mit ihrem christlich-demokratischen Grundverständnis ist es Sache der CDU, dieses Thema für sich zu besetzen. Neben den drei inhaltlichen Kommissionen beschäftigt sich die Kommission „Meine CDU 2017“ unter der Leitung von Generalsekretär Peter Tauber mit der Modernisierung der Parteiarbeit. Man will herausfinden, wie und wo gegenwärtige und künftige Wähler und Mitglieder noch besser erreicht werden können. Und man will ausloten, wie die Parteiarbeit auf allen Ebenen optimiert werden kann. „Wir müssen die Organisation der Partei an ein verändertes Umfeld anpassen“, sagt er. Dabei ginge es „aber mehr um Evolution als um Revolution“. Alle Mitglieder der CDU sollen in diesen Prozess eingebunden werden. Los geht es mit der Beteiligungsaktion „Meine CDU – Meine Meinung“, die Ende September in CDUplus angelaufen ist. Mehr zu allen vier Kommissionen lesen Sie auf den folgenden Seiten. K

Union Webtipp www.cdu.de/kommissionen

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Kommissionen Julia Klöckner besuchte die Birkenstock-Endmontage in St. Katharinen

Nachhaltig Leben – Lebensqualität bewahren

Schrittmacher der Nachhaltigkeit Julia Klöckner leitet die Kommission „Nachhaltig Leben – Lebensqualität bewahren“. Welches Potenzial die Märkte dabei bieten, konnte die rheinland-pfälzische CDU-Landesvorsitzende bei einem Ortstermin beim Komfortschuhhersteller Birkenstock erfahren. 10

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Kommissionen

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as ist mal ein Schuhschrank!“ Julia Klöckner ist beeindruckt. Schließlich ist das gute Stück stattliche 9 000 Quadratmeter groß, elfeinhalb Meter hoch und vollgestellt mit Regalen, in denen sich die Kartons bis unter die Decke stapeln. Bis zu fünf Millionen Paar Schuhe lagern hier zu Stoßzeiten – auf 22 000 Quadratmetern Fläche, was der Größe von rund drei Fußballfeldern entspricht. Es sind das Logistikzentrum in Vettelschloss, die Endmontage in St. Katharinen und das neue Hauptquartier von Birkenstock in Neustadt/ Wied, denen die rheinland-pfälzische CDU-Landesvorsitzende Julia Klöckner an diesem Tag einen Besuch abstattet. Seit über 240 Jahren produziert das Familienunternehmen Schuhe. Mit großem Erfolg: Laut einer Studie liegt der Bekanntheitsgrad der Weltmarke in Deutschland bei über 80 Prozent. Birkenstock beschäftigt etwa 2 000 Mitarbeiter, die meisten davon in Deutschland, wo das Unternehmen im laufenden Geschäftsjahr um die 14 Millionen Paar Schuhe „Made in Germany“ produziert und damit einen Umsatz im dreistelligen Millionenbereich (2013) erwirtschaftet. In der Produktionshalle lässt sich Julia Klöckner von Betriebsleiter Sean Harris die Montage zeigen. Besonders interessiert sie dabei der Schuhkern. „Zur Charakteristik unserer Schuhe gehört der Einsatz einer speziellen Kork-Latex-Verbindung. Wie in den Anfängen des Unternehmens dreht sich beim Einsatz von Naturmaterialien alles um die Fußgesundheit“, erklärt Harris. Schon die Firmengründer hätten erkannt, dass sie dazu den Fuß besser „betten“ müssten. Das dann so genannte „Fußbett“ habe Birkenstock erfunden, es sei bis heute das „Herz der Marke“. Gesundheit, nachhaltige Entwicklung in den Bereichen Ökonomie, Ökologie und Soziales – das sind Themen, die bei Julia Klöckner ganz oben auf der politischen Agenda stehen. Die stellvertretende Bundesvorsitzende wurde vom Bundesvorstand der CDU mit der Leitung der Kommission „Nachhaltig Leben – Lebensqualität bewahren“ beauftragt. „In Freiheit und Verantwortung zu leben“, sagt Klöckner über die Ziele der Kommission, „heißt auch, sich Gedanken darüber zu machen, wie Ressourcen für die

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Was Politik konkret für ein gutes und nachhaltiges Leben jetzt und vor allem auch in Zukunft tun kann, das wollen rund 40 Politiker, Wissenschaftler und Praktiker in der CDU-Kommission zum Thema diskutieren und formulieren. „Uns geht es darum, einen politischen Rahmen anzubieten, der ein nachhaltiges Leben ermöglicht“, sagt die Kommissionsvorsitzende Julia Klöckner. Ziel der Kommission ist es, in den kommenden Monaten einen Leitantrag für den Bundesparteitag 2015 in Stuttgart mit konkreten politischen Handlungsempfehlungen zu erarbeiten.

kommende Generation bewahrt werden.“ Die Frage der Nachhaltigkeit gewinne in der Bevölkerung, aber auch in der Wirtschaft und der Arbeitswelt, immer mehr an Bedeutung. Der Besuch bei Birkenstock bietet dazu viele Anschauungsbeispiele. Wegen der sorgsam gehegten nachhaltigen Produktphilosophie hatte Birkenstock lange den Ruf weg, Schrittmacher von „Gesundheitsaposteln“ und „linken Ökobewegten“ zu sein. „Heute liegen unsere Schuhe in New York oder Tokio neben Gucci- oder Prada-Modellen aus. Die Hipster stehen auf uns“, weiß Birkenstock-CEO Oliver Reichert, der seit eineinhalb Jahren gemeinsam mit Markus Bensberg die Geschäfte des Familienunternehmens führt. Gerade für junge Leute würde sich Nachhaltigkeit sehr stark über die Qualität der Produkte definieren. „Für uns heißt das: Nachhaltigkeit muss echte Mehrwerte für die Kunden erzeugen. Wenn die Qualität stimmt, wird eine Marke immer wieder gekauft“, schlussfolgert Reichert und zeigt auf den Prototypen einer fellgefütterten Winter-Sandale: „Das Leder ist bis zu drei Millimeter stark, eine barocke Qualität von der man richtig lange was hat.“ Was kann der Staat dazu beitragen, um nachhaltige Entwicklungen in Wirtschaft und Gesellschaft voranzutreiben? Diese Frage diskutiert Julia Klöckner mit den Birkenstock-Machern. „Wir werden den Menschen nicht vorschreiben, wie sie zu leben haben oder an welchen Tagen sie was essen sollen“, sagt sie. „Es geht uns um Einsichten, wie eine dauerhaft bessere Lebensqualität zu erreichen ist und welchen Anteil das individuelle Einkaufsverhalten daran hat.“ Oliver Reichert ergänzt: „Unsere Kunden setzen auf Bewährtes, ihre ‚Schlappen’ werden so zu Lebensabschnittsbegleitern.“ Ein Selbstläufer seien sie deswegen aber noch lange nicht, weiß er: „Nachhaltigkeit muss man sich erkämpfen.“ K Union

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Kommissionen

Zusammenhalt stärken – Zukunft der Bürgergesellschaft gestalten

Politik, die zuhört und Ideen aufgreift Die CDU richtet den Blick nach vorn und beschäftigt sich dabei auch mit der Frage, was unsere Gesellschaft heute und auch in Zukunft zusammenhält. Welchen Herausforderungen sich dabei die Kommission „Zusammenhalt stärken – Zukunft der Bürgergesellschaft gestalten“ gegenübersieht, zeigt deren Vorsitzender Armin Laschet in einem Gespräch mit CDU.TV auf.

CDU.TV: Herr Laschet, was verstehen Sie unter dem Stichwort „aktive Bürgergesellschaft“? Armin Laschet: Deutschland ist ein großes Land. Wir müssen uns mit vielen Themen beschäftigen, die auf die Menschen eindringen, und die nicht alle vom Staat geregelt werden können. Dazu braucht es aktive Bürger und die brauchen eine Gemeinsamkeit. Sonst fällt das Land in unterschiedliche Gruppen auseinander. Die Idee, über die wir nachdenken müssen, lautet also: Was hält uns als Gesellschaft zusammen und was kann die CDU dazu beisteuern? Haben Sie noch Zeit, sich ehrenamtlich zu engagieren? Die Zeit meines Ehrenamts lag vor meiner Zeit als Berufspolitiker. So bin ich überhaupt in die Politik gekommen! Begonnen hat alles in der kirchlichen Jugendarbeit, im Engagement für Eine-Welt-Fragen. Dann in der Schülervertretung, später in der Redaktion einer Studentenzeitung. Und dann hat irgendwer gefragt, ob ich nicht in der CDU mitmachen wolle. Das machte ich zunächst, wie viele Kommunalpolitiker auch, ehrenamtlich. Jetzt und in der Funktion des Vorsitzenden einer großen Land-

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tagsfraktion bin ich natürlich hauptberuflich rund um die Uhr damit beschäftigt. Eine große Herausforderung für diese Bürgergesellschaft ist der oft diskutierte Vorwurf der Politikverdrossenheit. Was kann die Politik Ihrer Meinung nach tun, um dem entgegenzuwirken? Politik muss sich selbst besser erklären. Politik muss die Menschen teilnehmen lassen, an dem, was Parteien machen. Gerade das wollen wir ja in unserer Kommission erreichen. Dort werden wir unsere Mitglieder um Ideen bitten, denn Mitgliedschaft in einer Partei ist auch eine Art des ehrenamtlichen Engagements. Vor allen Dingen aber muss Politik das Gefühl vermitteln, dass sie die gesellschaftliche Realität erfasst – indem sie zuhört und Ideen aufgreift. Auch der demografische Wandel stellt unser Gemeinwesen vor große Herausforderungen, die Deutschen werden immer älter. Können Sie sich vorstellen, in einem Mehrgenerationenhaus zu leben? Wer mit Eltern, Schwiegereltern oder Kindern gemeinsam unter einem Dach zusammen kommt, wohnt auch schon in einer Art Mehrgenerationenhaus. Das

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Gute daran ist, dass es sehr vielfältige Formen gibt. Dass immer mehr Menschen diese Art des Zusammenlebens befürworten, gerade solche, die vielleicht keine eigenen Kinder haben und trotzdem dann noch Kindern begegnen. Das ist in meinen Augen eine gute Entwicklung. Sie sind nicht nur Politiker, sondern auch Familienvater. Welche Rolle spielt die Familie insgesamt in unserer Gesellschaft? Eine zentrale Rolle. Gerade wenn man junge Leute befragt, hat Familie einen sehr, sehr hohen Stellenwert. Trotz aller Veränderungen, denen sich das Familienbild seit den 1950er Jahren unterwerfen musste, ist sie auch heute noch das Kernmodell, das die Gesellschaft zusammenhält. Jung steht für Alt ein, und Alt steht für Jung ein. So etwas kann kein Staat organisieren. Lieben lernen, leben lernen, das ist ein besonderer Wert der Familie.

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Unsere heutige Lebenswirklichkeit ist von wirtschaftlichen Veränderungen, gesellschaftlichen Umbrüchen und immer rasanteren technologischen Entwicklungen geprägt. Globalisierung und internationaler Wettbewerb, demografischer Wandel, digitaler Wandel, Wandel der Familie, Einwanderung und Integration – all diese Herausforderungen betreffen die Arbeitswelt und das Privatleben gleichermaßen. Die Kommission „Zusammenhalt stärken – Zukunft der der Bürgergesellschaft gestalten“ hat sich zur Aufgabe gemacht, diese und andere dringende Themen der Gegenwart und nahen Zukunft zu behandeln.

Wie sieht Ihrer Meinung nach die Familie der Zukunft aus? Wenn ab dem Jahr 2020 ein Drittel der Älteren keine eigenen Kinder oder Enkel mehr haben werden, wird sich dort zwangsläufig etwas verändern. Wo werden sich Generationen dann überhaupt noch begegnen können? Wir wollen keine Gesellschaft, in der es Wohngegenden gibt, die nur von Älteren bevölkert werden und wiederum andere, in denen Familien mit Kindern zuhause sind. Natürlich ist der von Ihnen angesprochene Mehrgenerationenhaus-Gedanke eine solche Lösung, mit der man die Gesellschaft auch wieder zusammenführen kann. K

Nah an der Basis ist Armin Laschet. Das Foto zeigt ihn während einer Veranstaltung im sauerländischen Kirchveischede

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Kommissionen

Technik, „Made in Germany“: CDU-Vize Thomas Strobl zeigt sich beim Besuch in Sindelfingen begeistert

Arbeit der Zukunft – Zukunft der Arbeit

Immer eine Idee voraus Thomas Strobl leitet die CDU-Kommission „Arbeit der Zukunft – Zukunft der Arbeit“. Im Zeitalter der Digitalisierung übernimmt dabei die Automobilindustrie eine Vorreiterrolle. Ein Ortstermin in Sindelfingen.

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on Mannheim nach Pforzheim – 106 Kilometer mit dem Auto: Ist doch ein Klacks, aus heutiger Perspektive. „Im August 1888 war das absolut irre“, schwärmt Thomas Strobl. „Das hatte sich zuvor noch niemand getraut.“ Es sind Bertha Benz und ihre legendäre erste Fernfahrt in einem Automobil, die den Landesvorsitzenden der CDU BadenWürttemberg bis heute faszinieren: „Ihre Pioniertat hat die Welt verändert und einer der bedeutendsten Industrien den Weg geebnet“, sagt Strobl. Der Mut zur Innovation und zum Perspektivwechsel ist ein zentrales Thema auf der alljährlichen Sommertour des stellvertretenden CDU-Bundesvorsitzenden durchs „Ländle“. Zum Auftakt besucht Strobl daher auch gerne Mercedes-Benz in Sindelfingen, 15 Kilometer südwestlich von Stuttgart. Hier steht das größte Werk des Weltkonzerns, mit riesigen Produktionsstätten und dem „Mercedes Benz Technology Center“ mit dem Bereich Forschung & Entwicklung. Das trifft sich gut. Denn für Thomas Strobl stehen nicht nur bei der Sommertour die Themen Technologie, Innovation und industrieller Wandel ganz oben auf der politischen Agenda. Der Bundesvorstand der CDU unter Leitung von Bundeskanzlerin Angela Merkel hat ihn beauftragt, eine Kommission zum Thema „Zukunft der Arbeit – Arbeit der Zukunft“ zu führen. „Die CDU will, dass Deutschland als Industriestandort weiterhin eine führende Rolle einnimmt“, erklärt Strobl. „Deshalb setzen wir uns intensiv mit der Zukunft der Wertschöpfung, neuen Formen der Produktion im Zeitalter der Digitalisierung und unserer Innovationsfähigkeit auseinander.“ Auf dem Werksgelände in Sindelfingen weist ein Schild Strobls Delegation die Richtung: „Research & Development – Fahrsimulatoren“ steht da. Im ersten Stock empfängt Eberhard Zeeb in seiner Funktion als Abteilungsleiter Fahrassistenz und Fahrwerksysteme die Gäste. Gemeinsam mit ihnen wirft der Ingenieur einen Blick in eine Zukunft, die für die Automobilentwickler längst begonnen hat. In deren Mittelpunkt stehen Autos, die umfassend digital vernetzt sind und deshalb schon jetzt in der Lage

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Zur inhaltlich-programmatischen Weiterentwicklung bis 2016 hat der CDUBundesvorstand auf seiner Klausurtagung in Erfurt drei Kommissionen eingesetzt, von denen Thomas Strobl die Kommission „Arbeit der Zukunft – Zukunft der Arbeit“ leitet. Strobl freut sich auf die Arbeit: „Gerade in einem wirtschaftsstarken Land wie Baden-Württemberg, mit starker Industrie, aber gerade auch einem starken Mittelstand, vielen Weltmarktführern und Familienbetrieben, müssen für die Arbeitswelt der Zukunft innovative Antworten auf die Herausforderungen der Zukunft gefunden werden.“

sind, selbstständig zu fahren. Im Idealfall könnten sie sogar ihre Nutzer abholen und sie zuverlässig und sicher dort abliefern, wo sie hin wollen. Und das alles ohne aktives menschliches Zutun. „Autonomes oder besser automatisiertes Fahren ist seit vielen Jahren und Jahrzehnten ein Traum, der Menschen neue individuelle Bewegungsfreiheiten und sogar komplett neue Mobilitätskonzepte ermöglichen würde“, sagt Zeeb. Das klingt nach Science Fiction, ist bei MercedesBenz aber zum Teil schon jetzt in vielen bereits etablierten Assistenzsystemen Realität. Unter anderem dort, wo eine Vielzahl von Kameras und Radarsensoren den Fahrer im Erkennen und Entschlüsseln von Situationen unterstützt – beispielsweise beim Spurhalten, Bremsen oder bei der Abstandsregelung. „Das intelligente Auto ist nie unaufmerksam und macht deshalb weniger Fehler als ein normaler Mensch“, ist Zeeb überzeugt. Dass automatisiertes Fahren in komplett von IT gesteuerten Autos bereits funktioniert, hatten die Entwickler zuletzt erfolgreich in der Praxis erprobt. „125 Jahre nach der ersten automobilen Überlandfahrt durch Bertha Benz haben wir die historische Strecke von Mannheim nach Pforzheim autonom befahren“, sagt Zeeb und lässt das Video der Testfahrt ablaufen. Sicherheitshalber sitzt noch ein Fahrer hinterm Steuer, seine Hände hat er jedoch im Schoß. „Innovationen wie das automatisierte Fahren sind der Schlüssel für die Zukunftsfähigkeit der Fahrzeugindustrie in Deutschland, insbesondere am Standort Baden-Württemberg“, sagt Thomas Strobl. „Wir dürfen, wollen und werden den technologischen Anschluss nicht verpassen. Deutschland muss mit seiner Industrie weiter Avantgarde sein – und damit ganz auf der Linie von Bertha Benz.“ K Union

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Kommissionen

Meine CDU 2017

Der Weg zur modernen Volkspartei Wie kann die CDU auch in 20 Jahren noch Wahlen gewinnen? Was muss die CDU tun, um auch künftig noch Volkspartei zu sein? Antworten auf diese und andere Fragen will CDU-Generalsekretär Peter Tauber in der Kommission „Meine CDU 2017“ finden. 16

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„Wir müssen mehr tun, damit die CDU für junge Menschen attraktiv ist und wir jungen Menschen aktiv in der Partei mitarbeiten können.“ Christoph Wäsker, Kreisverband Coesfeld

„Die CDU hat etwas zu bieten: Unser Selbstverständnis, unser Wertebild, an dem wir uns immer wieder neu orientieren sollten. Ich spreche von Werten wie Zusammenhalt, Miteinander, Einsatz für das Leben, Freundschaft – aber auch von der Stärkung des Einzelnen und der Gemeinschaft, der Verantwortung für sich und für die Umwelt und dem Einsatz für Benachteiligte.“

Sabine Feist, Kreisverband Konstanz

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ie CDU ist eine attraktive Volkspartei“, betont Peter Tauber. „Das zeigen rund tausend Neueintritte jeden Monat. Doch unsere Welt verändert sich. Und damit ändern sich auch die Anforderungen an eine Volkspartei wie die CDU. Das müssen wir uns immer wieder vor Augen führen“, stellt Tauber fest. Er möchte die CDU deshalb neu aufstellen. „Weiter öffnen und modernisieren, die Organisation der Partei an ein verändertes Umfeld anpassen“, ist sein Ziel. „Auch die Ansprüche der Mitglieder haben sich geändert“, so Tauber. Wer direkt vor Ort in die CDU eintrete, wolle sich meist kommunalpolitisch engagieren. „Ein Facharzt aber, der sich für Gesundheitspolitik interessiert und seinen Mitgliedsantrag per Onlinefor-

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mular ans Konrad-Adenauer-Haus in Berlin schickt, der sucht den gezielten Austausch mit Experten.“ Schon jetzt reagiert die CDU auf diese Unterschiede. Wer sich für die Politik vor Ort interessiert, ist nach wie vor bei der CDU vor Ort gut aufgehoben. In Arbeitskreisen, bei Mitgliederversammlungen und an Stammtischen wird diskutiert. Der benannte Facharzt kann heute zusätzlich in der Digitalen Fachkommission Pflege online mitdiskutieren. Mit Experten. Bundesweit. Das Beispiel zeige, das sich Parteiarbeit grundsätzlich ändere, stellt Tauber fest. „Wir müssen vielfältigere Möglichkeiten bieten, bei uns mitzumachen“, fordert er. Junge Leute müssten gerade in ihrer Ausbildung mobil sein. „Und wir können von

Die Zitate stammen aus den ersten Rückmeldungen aus der Partei an meinecdu@cdu.de

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Kommissionen

„Regelmäßige Besuche im Ortsverband, bei der Gemeindevertretung oder der Fraktion sind mit Familie und kleinen Kindern, einem FullTime-Job inklusive regelmäßigen Überstunden und Abendarbeit kaum machbar. Mich würde es daher sehr freuen, wenn ich andere Wege der Partizipation nutzen könnte – bspw. über mein Smartphone.“

„Konstruktives Denken und auch Querdenken muss in der CDU als offene Volkspartei Standard werden. Mitglied zu sein bedeutet, nicht nur Beitrag zahlen zu müssen, sondern auch mitsprechen zu dürfen.“ Hermann May, Kreisverband Mayen-Koblenz

Florian Albert, Kreisverband Kassel-Land

Jetzt mitmachen! Bringen Sie Ihre Ideen zur Parteiarbeit über unser Mitgliedernetz unter www.cduplus.de ein, oder schicken Sie uns Ihre Anregungen an: meinecdu@cdu.de

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einer berufstätigen Mutter mit Schulkindern nicht erwarten, dass sie dreimal in der Woche abends zu Gremiensitzungen kommt und am Sonntag noch zum Kreisparteitag fährt.“ Deshalb müsse die CDU über Angebote diskutieren, die Möglichkeiten eröffnen, überall in der Partei mitmachen zu können – nicht nur im eigenen Ortsverband. Deutschland ist auch vielfältiger geworden. Menschen aus zahlreichen Ländern sind in den letzten Jahrzehnten zu uns gekommen. „Viele von ihnen teilen unsere Grundwerte, unsere Ideale und unsere Ziele. Sie haben Interesse, sich in der CDU einzubringen, wenn es um die Zukunft unseres Landes geht“, so Tauber. Sylvie Nantcha aus Kamerun und Ibrahim Cicek aus der Türkei haben diesen Schritt getan. Sie stehen beispielhaft für die neue Vielfalt der CDU – und werben offen für ihre Partei. Für den CDU-Generalsekretär ist klar: „Die CDU muss sich weiterentwickeln, sonst verlieren wir mittelfristig unsere Gestaltungskraft als Volkspartei.“ Die Vorsitzende Angela Merkel unterstützt ihn dabei. Deshalb hat das Präsidium der CDU eine Kommission eingesetzt, die Peter Tauber leiten wird. In ihr soll unter anderem über Fragen der Organisation, über Strukturen innerhalb der Partei und über Kampagnenfähigkeit gesprochen werden. Tauber fordert alle Mitglieder zum Dialog auf. Gesucht werden neue Ideen und neue Ansätze: Wie wird die CDU attraktiver? Welche konkreten Vorteile bietet sie ihren Mitgliedern? Wie bleiben Neu-

Mitglieder bei der Stange? Wie lassen sich mehr Menschen, vor allem auch mehr Frauen, junge Leute und Zuwanderer für die Arbeit in der CDU genauso begeistern, wie langjährige treue Anhänger und Mitglieder? Wie können junge Berufstätige oder engagierte Eltern – Mütter wie Väter – abseits fester Parteistrukturen Politik in der CDU gestalten?

„Meine CDU – Meine Meinung“ In den kommenden Monaten soll sich jedes Mitglied an der Diskussion über die Zukunft der CDU beteiligen können. Auf der Internetseite www.cduplus.de wurde eine breitangelegte Beteiligungsaktion für alle Mitglieder der CDU gestartet. Unter dem Titel „Meine CDU – Meine Meinung“ kann jedes Mitglied seine Vorschläge zur modernen Parteiarbeit einbringen, mit anderen diskutieren und bewerten. Außerdem können unter meinecdu@cdu.de Ideen und Anregungen per Mail eingesendet werden. In den kommenden Monaten wird der Generalsekretär zudem zahlreiche Parteigliederungen und Vereinigungen der CDU persönlich besuchen. Die Diskussion mit den Mitgliedern hat bereits begonnen: Auf eine erste Mail in die Partei kamen rund 400 Antworten. 90 Prozent davon waren konstruktiv. Für Peter Tauber ein Beleg dafür, dass er den richtigen Weg eingeschlagen hat. Er verspricht: „Alle Ideen werden gesammelt und fließen selbstverständlich mit in den Prozess ein.“ K

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Die Grüne Oase der Lausitz Nach dem Bergbau entstehen neue Lebensräume für Flora und Fauna sowie attraktive Erholungslandschaften. Der »Findlingspark Nochten« ist ein Zeichen gelungener Rekultivierung und längst ein sehenswerter Besuchermagnet in Sachsen. Entdecken auch Sie die über 6000 Findlinge inmitten einer einmaligen Gartenlandschaft. Mehr Infos unter www.findlingspark-nochten.de www. vattenfall.de Oktober 2014

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Gespräch

Tauber trifft ... Tobias Stockhoff & Aylin Kurt In der CDU.TV-Serie „Tauber trifft“ unterhält sich CDU-Generalsekretär Peter Tauber mit Gästen zu einem ausgesuchten Thema. Mit den Gesprächspartnern dieser Ausgabe soll die Modernisierung der CDU-Parteiarbeit näher erörtert werden. Der Einladung ins Konrad-Adenauer-Haus folgten die 20-jährige Aylin Kurt, die als erste türkischstämmige Deutsche dem Kreisvorstand der CDU BerlinSpandau angehört, und der 31-jährige Tobias Stockhoff, der bei den NRW-Kommunalwahlen per Stichwahl zum Bürgermeister der 76 000 Einwohner zählenden Stadt Dorsten gewählt wurde. 20

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Gespräch

Peter Tauber: Unter dem Motto „Meine CDU 2017 – jetzt Partei ergreifen“ haben wir uns eine Modernisierung der Parteiarbeit innerhalb der CDU vorgenommen. Wir wollen die CDU neu aufstellen, wollen mehr junge Leute, mehr Frauen und auch mehr Menschen mit Zuwanderungsgeschichte erreichen. Für mich sind Sie beide so etwas wie Prototypen für diese Zielgruppe. Die spannende Frage, die ich mit Ihnen erörtern will ist: Wie erreichen wir Menschen wie Sie? Aylin Kurt: Ich denke, man sollte Migranten nicht als Exoten wahrnehmen, dann würden wir sie eher erreichen. Man sollte sie auch nicht direkt in eine solche Kategorie schieben. Wichtige Themen, wie Wirtschaft, Jugend oder Bildung, interessieren auch Menschen mit Zuwanderungsgeschichte. Tauber: Die CDU hat eine große Zahl von Mitgliedern mit Zuwanderungsgeschichte, die für uns in den Landtagen oder in den Stadträten sitzen. Trotzdem sind es, gemessen am Anteil an der Bevölkerung, noch zu wenig. Deshalb muss es meines Erachtens auch Aufgabe sein, auf diese Gruppe in unserer Bevölkerung stärker zuzugehen und ihnen zu sagen: „Ihr seid willkommen in der CDU“. Oder sehen Sie das anders? Kurt: Ich denke, man sollte einen ganz einfachen Kontakt aufbauen, den Dialog suchen und sozusagen nah dran bleiben. Tauber: Da haben Sie im Kreisverband in Spandau ja eine interessante Aufgabe vor sich. Wie sieht es in einer Stadt wie Dorsten aus? Tobias Stockhoff: Ich glaube, die Leute lassen sich am ehesten für Parteiarbeit gewinnen, indem man sie mit kommunalpolitischen Themen abholt. Das ist ein Feld, das sie sofort betrifft, meistens auch zeitlich unmittelbar, und es trifft zunächst auch alle Generationen. Ein anderer Punkt, der mir am Herzen liegt, wäre auf Bundesebene so etwas wie Best Practice. Eine Anlaufstelle, wo gute Ideen aus den einzelnen Gemeinde- oder Stadtverbänden zusammengetragen werden, um sie sich dann einfach anzusehen und zu übernehmen. Tauber: Neben den Vorbehalten gegenüber neuen Ideen ist ein weiterer Vorwurf, den man an die Parteiapparate richtet, dass man zwar junge Menschen

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zur Teilnahme motiviert, ihnen dann aber keinerlei Perspektiven anbietet. Frau Kurt, welche Erfahrung haben Sie gemacht? Ist man Ihnen in der Partei offen begegnet? Kurt: Ich habe sehr großen Zuspruch erfahren. Vielleicht aber auch gerade deshalb, weil ich weiß, dass man von den Älteren in der Partei nur lernen kann. Mein Tipp ist, dass man sich vielmehr darauf fokussieren sollte, junge Menschen wirklich in die Partei zu integrieren. Stockhoff: Ein ganz wichtiger Punkt in diesem Zusammenhang ist, dass wir neben Parteiämtern, die wir dann an junge Menschen übertragen, durchaus auch bereit sein müssen, Mandate an sie zu übertragen. Denn in den Stadträten, in den Gemeinderäten und in den Kreistagen werden letztlich die wichtigen Erfahrungen gesammelt.

Großes Foto links: Für das Gespräch trafen sich Peter Tauber und seine Gäste Aylin Kurt und Tobias Stockhoff im CDU.TV-Studio

Tauber: Was können wir als Bundespartei zusätzlich tun, um vor Ort die Ansprache junger Leute einfacher zu gestalten? Kurt: Wir sollten nicht immer erst zu den Wahlkämpfen aktiv werden. Auch in der Zwischenzeit sollten wir den Kontakt pflegen. Nicht nur zum Wahlkampf Besuche durchführen, sondern einen regelmäßigen Dialog fördern. Tauber: Also nicht vier Abende in der Woche mit Parteiarbeit verbringen, sondern an zwei Abenden rausgehen, Menschen treffen und fragen: „Warum bist du eigentlich noch nicht bei uns? Wir könnten dich eigentlich ganz gut gebrauchen.“ Stockhoff: Lieber weniger Stadtparteitage machen, sondern viel mehr raus gehen. Jedes Nachbarschaftsfest, zu dem man dann einen Abgeordneten einlädt, bringt mehr. Einfach mal direkt mit den Menschen diskutieren, in kleiner Runde, auch ohne Mikrofonanlage, unkompliziert. Das funktioniert, weil Politik heute immer komplizierter wird und man keine großen Vorträge hören will, sondern es einfach in einer lockeren, vertrauten Atmosphäre erklärt bekommen möchte. Tauber: Was Sie sagen, passt gut zu den vielen Zuschriften, die wir bereits zum Thema erhalten haben. Sicher werden wir viele Punkte noch vertiefen, weiter darüber diskutieren. Zunächst meinen herzlichen Dank an dieser Stelle an Sie beide. K

Einschalten Das komplette Gespräch finden Sie auf: www.cdu.tv

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Kommunikation verbessern

Bitte m@il Dich Was im ersten Augenblick wie eine Vorabendserie im Privatfernsehen klingt, ist der Slogan einer neuen CDU-internen Kommunikationskampagne: „Bitte m@il Dich!“ Schnell, umfassend und einfach – so sollen die Kommunikationswege künftig genutzt werden. Dabei wird die E-Mail-Adresse zum Schlüssel.

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Union Webtipp Mehr dazu unter: www.cdu.de/ bitte-mail-dich

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und 200 Milliarden E-Mails werden in Deutschland versendet – an jedem einzelnen Tag. Diese große Zahl ist nicht weiter verwunderlich – E-Mails sind günstig produziert, ihr Versand erfolgt schnell und zielgenau. Für die CDU ist die E-Mail deshalb ein wichtiger Informationsträger. Zum einen sind gerade politische Themen nicht selten einer besonderen Aktualität verpflichtet. Und vor allem Funktions- und Mandatsträger der CDU haben den Anspruch, unkompliziert und zeitnah mit wichtigen Informationen zu Kampagnen und Veranstaltungen informiert zu werden. Zum anderen haben E-Mails den Vorteil, dass beim Versand keine Portokosten anfallen und die Angeschriebenen meist ohne Umwege erreichen. Deshalb spielt dieses Kommunikationsmittel im politischen Umfeld eine wichtige Rolle, auch im Zeitalter von wachsenden Möglichkeiten in den Sozialen Netzwerken. Den Mitgliedern soll es möglich sein, ihre E-MailAdressen auf unterschiedlichen Wegen mitzuteilen oder online zu aktualisieren, zum Beispiel über un-

sere Aktionsseite www.cdu.de/bitte-mail-dich. Als kleine Motivationshilfe zur Teilnahme an der Aktion „Bitte M@il Dich!“ verlost das Konrad-AdenauerHaus unter allen teilnehmenden Mitgliedern drei Reisen zum Parteitag im Dezember 2014 ins vorweihnachtliche Köln. Übrigens: Alle Orts-, Stadt- und Gemeindeverbände haben nach Freischaltung durch ihren Kreisverband ebenfalls die Möglichkeit, über das Verbändemodul in CDUplus an der Aktion teilzunehmen. Unter den teilnehmenden Verbänden, die dort E-Mail-Adressen ihrer Mitglieder einpflegen, werden drei Gutscheine für Materialbestellungen im CDUShop in Höhe von jeweils 500 Euro verlost. Den Verbänden wird zur Bewerbung des Projekts einiges an Material an die Hand gegeben: Als mögliche Info-Beilagen für postalische Aussendungen an die Mitglieder gibt es Postkarten und Aufkleber. Und für den Briefversand sind eigens mit AktionsLogo versehene Briefumschläge kostenlos über den Shop beziehbar. K

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(links oben) Papa Nunzio Galvagno und seine Tochter Lisa. Sie studiert in Heidelberg Politik und Wirtschaft auf Gymnasiallehramt. (rechts oben) Firmenchef Nunzio zeigt die Karosseriehalle, in der viel präzise Handarbeit verlangt wird. (rechts mittig) Papa und Tochter im zweckmäßig eingerichteten Büro der Firma. (gr. Foto unten) Meister Nunzio hält einen Wellenlichtspiegel, damit sein Mitarbeiter den Lackschaden besser erkennen und beheben kann.

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Integration

Erfolgreiche Zuwanderungsgeschichte

Zuhause unter Freunden Deutschland ist ein erfolgreiches Integrationsland. Zuwanderer schreiben hierzulande Erfolgsgeschichten, sowohl in der Wirtschaft als zunehmend auch in der Politik. UNION hat ein italienisch-deutsches Familienunternehmen aus dem hessischen Lampertheim besucht.

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as Geschäft brummt im „Karosserie- und Lackierzentrum Galvagno“. Am Wochenende war ein Sturm über die Oberrheinische Tiefebene gefegt, hatte Bäume entwurzelt und auf der Straße jede Menge Blechschäden und Beulen in Fahrzeugen hinterlassen. Dass in der Werkstatt im hessischen Lampertheim indes alles seine Ordnung hat, darüber scheint am Eingang die leuchtend weiße Madonna zu wachen, die Hände zum Gebet gefaltet. Nunzio Galvagno steckt die gerade bearbeiteten Auftragspapiere in eine Klarsichthülle und legt sie in den Eingangsordner. Vor 25 Jahren gründete er mit seinem Bruder Franco die Werkstatt. Gemeinsam führen sie seither den Familienbetrieb mit elf angestellten Karosseriebauern und Lackierern und einem Auszubildenden. Von den Anfängen des Unternehmens erzählt das Firmenemblem, in dessen Mittelpunkt ein roter Ferrari steht, Modell 328 GTS. Den hatten die Autoliebhaber 1986 in ziemlich demoliertem Zustand gekauft und liebevoll wieder hergerichtet. Drei Jahre später

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verkauften sie das Liebhaberstück und erstanden von dem Erlös die erste eigene Lackieranlage. Dass der Lampertheimer Karosserie- und Lackfachbetrieb im Jubiläumsjahr stolz auf seine mittelständische Erfolgsgeschichte zurückblicken kann, ist allerdings keine Selbstverständlichkeit. 1969, als die Galvagnos aus Sizilien nach Lampertheim kamen, taten sich „Gastarbeiter“ noch schwer, ihren Platz in der Gesellschaft zu finden. „Wir waren als Kinder auf uns gestellt. Die Eltern konnten uns nicht helfen“, erinnert sich Nunzio Galvagno. Der damals Neunjährige sprach so gut wie kein Deutsch und hatte auch in der Grundschule keine Gelegenheit es systematisch zu lernen. Kontakt zu deutschen Mitschülern hatte er kaum. „Wir waren für sie die Spaghettifresser. Auf einen Kindergeburtstag bin ich niemals eingeladen gewesen.“ Integration? Fehlanzeige. Mit 14 schmiss er ohne Abschluss die Schule, um mit einem italienischen Zeugnis eine Lehre als Kfz-Mechaniker zu beginnen. „Dann hat es irgendwann ‚Klick’ gemacht. Ich wollte lernen und war neugierig auf alles, Union

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Netzwerk Integration Willkommen „Aufgrund der demografischen Entwicklung hängt der zukünftige Erfolg unseres Landes immer stärker von der Integration der heutigen Menschen mit Zuwanderungsgeschichte und der Attraktivität Deutschlands als Zielland für internationale Fachkräfte ab. Zur Sicherung unseres Wohlstands und zukünftiger Wachstumschancen wollen wir diesen Erfolgsfaktor weiter nutzen. Dafür wollen wir die Willkommens- und Anerkennungskultur gemeinsam mit der Wirtschaft ausbauen, denn diese hat das Interesse und den konkreten Bedarf an Fachkräften. Dazu gehört, dass die deutsche Wirtschaft attraktivere Bedingungen schafft, um im Kampf um die klugen Köpfe erfolgreich zu sein.“ Aus dem Beschluss „Vielfalt braucht Zusammenhalt!“ des Bundesfachausschusses Innenpolitik und Integration der CDU

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was mich umgab“, erinnert sich der 54-Jährige. Wenn er dabei „ich“ sagt, klingt das wie „isch“ … lupenreines Hessisch. „Unter den 82 Berufsschülern war ich einer der Besten – einfach weil mir Lernen Spaß gemacht hat. Das erzähle ich auch heute immer noch gerne meinen Kindern.“ Für seine Töchter Lisa und Tania ist Nunzio Galvagno ein leuchtendes Vorbild. Tania macht gerade eine Karosseriebauer-Ausbildung im nahen Worms. „Ihre Welt sind die Autos, sie will später ins Familienunternehmen einsteigen“, sagt ihre Schwester Lisa. Die 22-Jährige studiert im nahen Heidelberg Politik und Wirtschaftswissenschaften und ist in der Lokalpolitik aktiv, wie ihr Vater. Stadtentwicklung, Kinder, Jugend, Familie und Sport – das sind ihre Themen.

Zur CDU durch Freunde „Es geht immer darum, dass es der Stadt besser geht“, sagt Nunzio Galvagno. Er ist stolz darauf, dass seine Tochter Lisa diesen Weg mitgeht. Mit 18 war sie bereits die jüngste Stadtverordnete in Lampertheim, heute ist sie Vorsitzende der Jungen Union Ried und stellvertretende Vorsitzende der CDU Lampertheim und setzt sich mit Leidenschaft für die Interessen junger Menschen ein. In Papas Werkstatt klebt ein Wahlplakat der Jungen Union. Das Foto zeigt Lisa mit ihren Mitstreitern. Gemeinsam versprechen sie „frischen Wind für Lampertheim“. „Identifikation mit unserem Land, seiner Verfassung und Grundwerte, Teilhabe und Verantwortung“ hat der Bundesfachausschuss Innenpolitik und Integration der CDU in den Mittelpunkt des Beschlusses „Vielfalt braucht Zusammenhalt!“ gestellt. Dahinter steht die Erkenntnis, dass Integration das Zusammenwirken aller Beteiligten brauche. „Deutschland ist ein erfolgreiches Integrationsland“, stellt der Bundesfachausschuss fest. Heute leben mehr als 16 Millionen Menschen mit Zuwanderungsgeschichte in unserem Land. Wie die Galvagno-Schwestern wurden viele von ihnen hier geboren. Mehr als jeder Zweite von ihnen besitzt einen deutschen Pass. Damit hat heute schon jeder Fünfte in Deutschland eine Zuwanderungsgeschichte. CDU-Generalsekretär Peter Tauber sieht vor diesem Hintergrund erfolgreiche Integration vor allem in einer vielfältigen aktiven Teilhabe auch in der lokalen und regionalen Politik: „Dazu brauchen

Das Bundesnetzwerk Integration ist ein Zusammenschluss von Integrationspolitikern mit und ohne Zuwanderungsgeschichte innerhalb der CDU Deutschlands. Es bietet eine innerparteiliche Plattform für integrationspolitische Diskussionen, setzt Impulse und unterstützt den Leitgedanken der Willkommens- und Anerkennungskultur mit dem Ziel, dass Vielfalt in Deutschland als Chance gesehen wird. Neue Vorsitzende des Bundesnetzwerks ist die Bundestagsabgeordnete Cemile Giousouf.

CDU-Integrationswoche Vom 20. bis zum 24. Oktober findet die vom Generalsekretär initiierte CDU-Integrationswoche statt. Den Höhepunkt bildet die Veranstaltung „Die CDU im Dialog – Chancen der Vielfalt“ gemeinsam mit der Parteivorsitzenden Angela Merkel am 22. Oktober im KonradAdenauer-Haus. Den Auftakt der Woche bildet der Besuch eines Integrationsprojekts zusammen mit Julia Klöckner in Rheinland-Pfalz. Auf der Agenda stehen außerdem eine Dialogtour durch Berlin Kreuzberg und der Besuch der im Bau befindlichen Moschee in Gelnhausen.

wir auch neue engagierte Mitglieder für die Arbeit vor Ort und Bürgerinnen und Bürger, die sich offen dazu bekennen, dass die CDU ihre politische Heimat ist.“ Integration werde vor allem vor Ort, in Städten, Gemeinden und Kreisen, geleistet. „Dort entscheiden sich das Gelingen von Integration und auch die Chancen, die daraus entstehen, dass Menschen mit Zuwanderungsgeschichte ihre Potenziale bei uns in der CDU einbringen“, so Tauber. Familie Galvagno liefert dafür ein anschauliches Beispiel. „Ein Freund hatte mich zur CDU gebracht“, erinnert sich Nunzio Galvagno. Er habe sich schon immer für Politik interessiert, bei den Christdemokraten haben ihn ganz besonders die christlichen Werte, der hohe Stellenwert von Familie, Kindern und Sozialer Marktwirtschaft angesprochen. „Ich will einen Beitrag leisten für die Gemeinschaft und etwas von dem zurückgeben, K was sie mir gibt“, sagt er.

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Unser Maßstab: PFLEGEBERATUNG ZU HAUSE Um Pflegebedürftige bestmöglich beraten zu können, müssen wir ihr Umfeld kennen. Deswegen besuchen wir sie in ihren eigenen vier Wänden. Sie müssen nirgendwohin, unsere Berater kommen zu ihnen. Damit setzen wir Maßstäbe. Und machen Pflege für alle besser. www.pkv.de

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Bild linke Seite: Proben zu „Steinschlag“, 1985 mit Stephan Krawczyk · Bild links: Kirchenauftritt „Steinschlag mit Stephan Krawczyk, 1986 · Bild rechts: Januar 1988, mit Stephan Krawczyk „kurz vor unserer Verhaftung“

Von Freya Klier

Eine Sternstunde der Geschichte Die Autorin und Filmregisseurin Freya Klier war 1989 mittendrin und bezahlte ihren Drang nach Freiheit und ihre Forderung nach Reformen in der DDR mit Zuchthaus und Ausweisung. In ihrem Namensbeitrag erinnert sie sich exklusiv für UNION, wie sie den Fall der Mauer damals erlebte.

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s war die erste unblutige Revolution in der deutschen Geschichte“ – so können es Schüler heute in ihren Büchern über den Herbst 1989 lesen. Sie erfahren einiges. Von der Massenflucht über Ungarn, den Botschaftsbesetzungen in Prag und Warschau, von Gründungsaufrufen oppositioneller Gruppen, die sich Neues Forum nannten, Demokratischer Aufbruch oder Demokratie jetzt. Sie lesen, wie zuerst Hunderte DDR-Bürger auf die Straßen gingen, bald schon Tausende und schließlich Millionen – getrieben vom Wunsch nach Freiheit und Demokratie... Lesen können sie es, doch ahnen sie auch die überbordenden Gefühle ihrer Eltern und Großeltern, als die Mauer schließlich fiel? Wann spürten wir selbst, dass dies eine historische Stunde ist? Beim Versprecher eines Politbüro-

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Mitglieds? Bei den ersten „Wahnsinn!“-Rufen auf der Bornholmer Brücke, bei stammelnden Politikern, dem plötzlichen Verkehrschaos in Berlin? Spätabends erreichte uns ein Anruf aus Kanada: Unsere Freunde weinten am Telefon, denn sie sahen in ihrem Fernsehen Trabbi-Paraden und Freudentänze auf dem nächtlichen Ku‘damm. Ich weinte mit ... und nicht zum ersten Mal an diesem Abend. Plötzlich standen Jugendliche aus Ostberlin vor unserer Tür – mussten nicht mal ihren Ausweis zeigen, sind einfach durch. Die Wiedervereinigung fand im Kinderzimmer statt. Wer in Westberlin direkt an der Mauer wohnte, so wie wir nach unserer Ausbürgerung, bekam das Ende des – je nach Blickwinkel – antiimperialistischen Schutzwalls oder des menschenverachtenden Bollwerks hautnah mit: Schon am nächsten Tag konnte Union

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Union Zur Person Freya Klier (*4. Februar 1950 in Dresden) unternahm kurz nach ihrem Abitur 1968 einen erfolglosen Fluchtversuch aus der DDR. In der Folge wurde sie zu 16 Monaten Gefängnis verurteilt und vorzeitig entlassen. Von 1970 bis 1975 studierte sie Schauspiel, von 1978 bis 1982 Regie am Institut für Schauspielregie in Berlin. Für die Uraufführung von Ulrich Plenzdorfs „Legende vom Glück ohne Ende“ am Theater Schwedt erhielt sie 1984 den DDR-Regiepreis. Seit Anfang der 1980er Jahre war Klier in der DDR-Friedensbewegung aktiv, was 1985 zu einem Berufsverbot führte. Seitdem trat sie mit Stephan Krawczyk, mit dem sie von 1986 bis 1992 verheiratet war, in kirchlichen Räumen auf. Im November 1987 kritisierten Klier und Krawczyk in einem offenen Brief an Kurt Hager den gesellschaftlichen Zustand der DDR und forderten Reformen ein. Am 8. November 1987 wurde ein Mordversuch der Staatssicherheit nach vorangegangenem Durchtrennen der Bremsleitungen durch im Auto aufgebrachtes Nervengift auf sie und Krawczyk verübt. Anfang 1988 hatte das Ministerium für Staatssicherheit (MfS) mit der Aktion „Störenfried“ führende Bürgerrechtler festgenommen, darunter auch Klier: Ihre Untersuchungshaft verbrachte sie in Berlin-Hohenschönhausen. Nach ihrem Antrag auf Ausreise im Februar 1988 wurden Klier und Krawczyk nur Stunden später abgeschoben. Sofort nach ihrer Ankunft im Westen forderten sie auf einer Pressekonferenz ihre sofortige Wiedereinreise in die DDR, die sie unfreiwillig verlassen hatten. Klier lebt heute in Berlin. Neben der eigenen DDR-Vergangenheit und ihrer Bewältigung gehören auch die Nationalsozialistische Diktatur und der stalinistische Sozialismus in Deutschland und Russland zu ihren bevorzugten Themen. Besondere Verdienste hat sie sich in der Aufklärung von Schülern über die nahe Vergangenheit der DDR erworben. Sie ist Gründungsmitglied des Bürgerbüro e.V., eines Vereins zur Aufarbeitung von Folgeschäden der SED-Diktatur, und hat eine Tochter (Jahrgang 1973).

man kaum noch treten. Ostberlin schien geschlossen Richtung Westen gerückt zu sein. Noch immer herrschte Ausnahmezustand, lag „Wahnsinn!“ in der Luft. An reguläre Arbeit war nicht mehr zu denken. Was konnte man anderes tun an diesem Tag als mitzustrahlen und im Pennymarkt an der Bundesdruckerei was Trinkbares zum Anstoßen zu holen? Unter den vielen Episoden in diesem Herbst 1989 gehört diese zu meinen liebsten: Am 11. November schließlich drängte es mich zum nahe gelegenen Checkpoint Charlie. Eine Schulklasse zog mich dort in ihren Bann, die aussah, als hätte sie bereits zwei Tage und Nächte durchgefeiert – das Dunkel ihrer Augenringe war echt. Müde schauten sie auf kofferbeladene Flüchtlinge, die es noch immer in überfüllte Turnhallen in Westberlin zog. Durch den Checkpoint hasteten vor allem Familien mit Kindern: Wer wusste denn, ob das Ganze nicht doch ein Versehen war und morgen die Grenzer wieder aufmarschierten? Im Unterschied zu seiner Klasse war der

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Lehrer hellwach. Hingerissen kommentierte er das Geschehen. Der Mantel der Geschichte wehte, und er durfte mit seiner Klasse dabei sein: „Nadine, schlaf nicht“, rief er einem Mädchen zu, „schlafen kannst Du zuhause. Hier...“, seine Arme fuchtelten in Richtung der hastenden DDR-Bürger, „hier fliehen noch Menschen von Ost nach West!“ Nadine versuchte sich zu straffen. Und ich vergaß die Jugendlichen zu fragen, woher sie überhaupt kamen. Die Schüler dürften heute in etwa 40 Jahre alt sein. Und keiner von ihnen wird diese Klassenfahrt vergessen haben, da bin ich sicher. Dass der Systemwechsel so friedlich verlief, grenzt für mich noch immer an ein Wunder, gespeist auch von der Vernunft eines Michail Gorbatschow und seiner Mitstreiter. Wenn ich heute das verzweifelte Ringen der Ukraine um Demokratie und Unabhängigkeit sehe, dann denke ich: Es hätte auch anders kommen können. Damals, im Herbst 1989. K

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Sparkassen-Finanzgruppe Regierungsprogramm

„Meine Energiewende steckt voller Ideen. Und Ihre?“ Für saubere Energie und mehr Lebensqualität: Sparkassen fördern die Energiewende vor Ort. Ideen bringen die Welt voran: Das gilt besonders für die Energiewende vor Ort. Neben Tatendrang und Erfindergeist braucht es dafür auch finanzielle Mittel. Die Sparkassen unterstützen helle Köpfe mit zahlreichen Projekten rund um Erneuerbare Energien vor Ort – und sind unter Deutschlands Kreditinstituten die Nr. 1 in punkto Energiewendeförderung. Jetzt informieren und mitdiskutieren: www.antworten.sparkasse.de/energiewende

Sparkassen. Gut für Deutschland. Oktober 2014

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Union Zur Person Dr. Gottfried Müller, 80, trat 1972 der DDRCDU bei. Der Chefredakteur der thüringischen Kirchenzeitung „Glaube und Heimat“ war 1990 im Kabinett von Lothar de Maizière Minister für Medienpolitik in der DDR und später Landtagspräsident in Thüringen.

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Interview

„Es ist gut, dass wir das gemacht haben“ Am 10. September 1989 schickten vier Mitglieder der CDU in der DDR einen Brief an die Parteileitung und forderten sie zu Reformen auf. UNION sprach mit dem Hauptverfasser, dem damaligen Kirchenrat Dr. Gottfried Müller, über die historische Bedeutung des „Briefs aus Weimar“.

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err Dr. Müller, wo waren Sie eigentlich beim Mauerfall am 9. November 1989? Gottfried Müller: Am Vormittag hatten wir uns in Berlin mit einer Delegation der Hessen-CDU um Franz-Josef Jung getroffen. Am Abend nahmen wir an einer Vorstellung verschiedener Oppositionsgruppen teil. Gegen Ende der Veranstaltung kam das Gerücht auf: „Die Mauer ist offen!“ Ich bin dann gleich mit der S-Bahn zum Grenzübergang Friedrichstraße gefahren. In dem Gedränge sah ich eine Frau mit einem kleinen Hund im Arm, der furchtbar zitterte. „Dass er das noch erleben kann“, sagte die Frau. Da hatte sie offenbar ihre eigenen Gedanken auf den Hund verlagert, dem in diesem Augenblick gar nicht wohl war. Wie hatten Sie die Veränderung des politischen und gesellschaftlichen Klimas zuvor erlebt? 1988 gab es noch starke Repressionen des Staates,

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vor allem die Zensur war rigoros. Im Zuge der Reformbewegungen in Polen und der Sowjetunion hatte sich 1989 das Klima aber spürbar verändert. Die offenkundig manipulierten Kommunalwahlen am 7. Mai brachten schließlich das Fass zum Überlaufen. Immer mehr Menschen waren nicht mehr bereit, sich alles gefallen zu lassen. Wieso glaubten Sie, dass in einer solchen Situation eine Blockpartei wie die DDR-CDU zu einem aktiven Teil von nachhaltigen Veränderungen werden könnte? Die DDR-CDU unter ihrem Vorsitzenden Gerald Götting war als politische Partei gewissermaßen entkernt. Freie Willensbildung fand nicht statt, aber sie hatte mit dem Union Verlag und den polygrafischen Betrieben der VOB Union noch eine Kulturfunktion neben dem staatlichen Verlagswesen. Und sie konnte anders als die meisten Reformbewegungen Union

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Der „Brief aus Weimar” Am 10. September 1989 schickten vier Mitglieder der Ost-CDU einen Brief an ihre Parteileitung und forderten sie darin auf, die Blockpartei aus sich heraus zu reformieren und zu erneuern. Der „Brief aus Weimar“ gilt heute als eines der Schlüsseldokumente der friedlichen Revolution. Die Unterzeichner waren Martina Huhn, Mitglied der Synode des Bundes der Evangelischen Kirchen der DDR, Oberkirchenrat Martin Kirchner, die Pastorin und heutige Ministerpräsidentin Christine Lieberknecht und Kirchenrat Dr. Gottfried Müller.

Die „chinesische Lösung“ Die gewaltsame Zerschlagung von politischen Protesten in China am 4. Juni 1989 führte zu heftigen Reaktionen in der DDR. Da die SED die Proteste in China als „Konterrevolution“ beschrieb und ihre „Niederschlagung“ als „Sieg“ feierte, formierten sich Gegendemonstrationen vor der Botschaft Chinas in Ostberlin. Noch im Herbst 1989 warnte man vor einer „chinesischen Lösung“, wenn von einem möglichen Bürgerkrieg in der DDR die Rede war.

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mit einer Struktur von über 200 Geschäftsstellen und hauptamtlichen Mitarbeitern aufwarten. Vor allem kannten wir viele „Unionsfreunde“, die sich wie wir auch nach einer Veränderung der unhaltbar gewordenen Verhältnisse sehnten. Vor diesem Hintergrund galt es, das Reformpotenzial zu wecken und zu entwickeln und so eine Lücke im DDR-Blockparteisystem zu öffnen. Darin sahen wir eine große Chance, nicht in Konkurrenz zu anderen Reforminitiativen, sondern als deren sinnvolle Ergänzung. Auf welche Weise wollten Sie die Partei von Reformen überzeugen? Bei einem Urlaub in der Tschechoslowakei formten sich bei mir angesichts der Nachrichtenlage rund um Reformen im Ostblock und die immer drängendere Ausreiseproblematik die Gedanken zu dem „Brief aus Weimar“. Damit sollten die Vorstände und Mitglieder der DDR-CDU ermuntert werden, sich selbstbewusst in den Reformprozess einzubringen. Es ging um Presse- und Reisefreiheit, innerparteiliche Demokratie und den offenen und ehrlichen Umgang mit der tatsächlichen wirtschaftlichen Situation der DDR. Und das bewusst nicht im Sinne einer scharfen Resolution oder einer flächendeckenden Unterschriftensammlung. Das erschien in der schnelllebigen Zeit nicht angemessen. Die Tonart war auf die Befindlichkeit von noch zögernden Mitgliedern abgestimmt, die zu aktiver Mitarbeit im Reformprozess motiviert werden sollten. Wie haben Sie das Risiko eingeschätzt, wenn Sie und die Mitunterzeichner sich so öffentlich exponierten? Wir haben ja sehr bewusst das Dach der Kirche gesucht. Wohl wissend, dass es Schutz bieten konnte, im Fall einer gewaltsamen „chinesischen Lösung“ aber auch für alle, die sich darunter befanden, besonders gefährlich sein konnte. Als ich einen Monat nach dem Versand des Briefes am 9. Oktober zur Demonstration nach Leipzig fuhr, tat ich das mit einem sehr mulmigen Gefühl. Kurz zuvor hatte mir der Ostberliner Korrespondent einer westdeutschen Zeitung am Telefon mitgeteilt, dass ihm das DDRAußenministerium die Reise nach Leipzig untersagt habe. Er sei darüber nicht allzu böse, weil man eventuell mit gewalttätigen Auseinandersetzungen rechnen müsse. Als dann aber der Demonstrationszug unbehelligt an der Stasi-Zentrale vorbei war, wusste

ich, dass alles gut gehen würde. Ich bin dann fröhlich und zuversichtlich nach Hause gefahren. Wie war die Wirkung des Briefes? Als ich dem damals stellvertretenden CDU-Vorsitzenden Wolfgang Heyl den Brief persönlich übergeben hatte, sagte der spontan: „Ihr traut euch was!“ Er hatte dann noch versucht, die Verteilung zu unterbinden, aber nur mit begrenztem Erfolg. Die Westpresse berichtete umfangreich, auch weil wir dazu am Rande einer Bundessynode eine Pressekonferenz durchführten. Spätestens da merkte die Basis, dass sich etwas verändert. Die westdeutsche BundesCDU mit ihrem Vorsitzenden Helmut Kohl und Generalsekretär Volker Rühe blickten allerdings anfangs noch skeptisch auf die Blockpartei im Osten, sie favorisierten da noch den „Demokratischen Aufbruch“ als Partner. Welche Chancen sahen Sie damals bei einer von innen erneuerten Ost-CDU? Wir erlebten 1989/90 eine unglaublich schnelllebige Zeit. Da gab es kaum Möglichkeiten, im politischen und ministeriellen Handeln nachzufassen oder zu korrigieren. Aber unser Kalkül mit einer von innen heraus reformierten CDU ging auf. Bei den Volkskammerwahlen im März 1990 hatte ich mit zehn Prozent für die CDU gerechnet, es wurden 40,6 Prozent. Wie blicken Sie 25 Jahre später auf den „Brief aus Weimar“? Es ist gut, dass wir das gemacht haben. K

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u d t s l l i w s a Und, w ? n e d r e w l a m Karto n, na türlic h!

Aus Holz Getränkekartons herzustellen ist ökologisch sinnvoll – insbesondere für’s Klima. Jede Tonne Holz bindet 1,8 Tonnen CO2! Wir verwenden ausschließlich Holz, das aus nachhaltig bewirtschafteten Wäldern

und anderen kontrollierten Quellen stammt. Mehr als 70 Prozent aller Getränkekartons tragen bereits das Label des Forest Stewardship Council (FSC®). Und vor allem: Holz wächst nach – Öl nicht!

Das Umweltbundesamt empfiehlt den Kauf von Mehrwegflaschen und ökologisch vorteilhaften Getränkekartons. Natürlich Klima schützen! Mehr auf: www.karton-natürlich.de Oktober 2014

Eine Initiative des Fachverbandes Kartonverpackungen für flüssige Nahrungsmittel e. V.

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Box-Weltmeister trifft auf Reporterlegende

Auf einmal waren alle weg Das Gespräch von Henry Maske und Dirk Thiele am 9. November 1989 in Potsdam verhieß großen Sport. Doch es wurde nichts draus. Weil just in dem Moment die Mauer fiel.

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s sollte ein richtig großer Tag am Alten Markt in Potsdam werden. 150 zahlende Gäste waren gekommen, um „Sportler zum Anfassen“ zu erleben, eine neue Folge der beliebten Sendung aus dem DDR-Fernsehen. An diesem 9. November war Henry Maske der Einladung von Sportreporter Dirk Thiele gefolgt. Ein echter Bigshot! Die Menschen hatten sich auf den Weg gemacht, um den gefeierten Olympiasieger von Seoul und frisch gebackenen Boxweltmeister im Halbschwergewicht einmal hautnah zu erleben. Von dem damals 25-jährigen Oberleutnant der Nationalen Volksarmee vom ASK Vorwärts Frankfurt (Oder) wollten sie im O-Ton erfahren, wie er seine Kämpfe erlebt, wie seine Karriere verläuft und welche Willenseigenschaften einen Weltklasseathleten ausmachen. Großer Sport also, wie ihn der beliebte Fernsehmoderator in diesem Talkformat seinen Gästen schon so oft geboten hatte, mit DDR-Sportgrößen von ähnlichem Kaliber, wie dem Kugelstoßer Udo Beyer oder der 100-Meter-Weltklasse-Sprinterin Marlies Göhr. Ein Klavierspieler hatte noch für Unterhaltung gesorgt, dann sollte es losgehen. „Auf einmal flog die Tür auf“, erinnert sich Dirk Thiele. „Eine Kellnerin kam reingestürmt und stotterte ganz aufgeregt: ,Die Mauer ist weg‘.“ Was dann folgte, läuft in Thieles Erinnerung noch heute wie im Film ab. „Es dauerte eine, vielleicht zwei Minuten, dann waren

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von den 150 Gästen gerade noch 20 übriggeblieben.“ Für einen Moment fehlten selbst dem Fernsehreporter die Worte. „Wir waren völlig perplex“, sagt Thiele heute. Einige Augenblicke später habe er dann auch die restlichen Gäste verabschiedet. „Ich glaube, wir gehen jetzt besser nach Hause“, sagte er zu dem Box-Star. „Henry wusste auch nicht wie ihm geschah, ahnte aber schon, dass er künftig die NVAUniform wohl nicht mehr würde anziehen müssen. Wir haben dann noch ein Bier getrunken und verabredet, demnächst zu telefonieren.“ Thiele und seinem Gast war an diesem 9. November 1989 klar, dass nach diesem Tag wohl nichts mehr so sein würde wie bisher: „Bei mir mischte sich wie bei vielen anderen DDR-Bürgern die Freude mit der Sorge um die Zukunft. Wir waren keine erklärten Staatsgegner oder Widerständler. Und hatten auch keinen Plan im Kopf, wie es weitergehen könnte. Es ging jetzt um ganz Naheliegendes: Ist das das Ende der DDR? Was wird mit dem Job, was mit der Familie und den Freunden?“ Thiele fuhr deshalb erst einmal nach Hause. Zu seiner Frau, die dort mit einem gebrochenen Bein lag. Im Autoradio verfolgte er, wie sich die Meldungen vom Mauerfall überschlugen. „Auch wenn die Nachricht wie eine Bombe eingeschlagen hatte, kam diese Entwicklung für uns alle nicht aus völlig heiterem Himmel. Die Monate zuvor hatten ja gezeigt, dass es so nicht weitergehen

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konnte in der DDR“, sagt Thiele. Einen Tag später, am 10. November, fuhr der Reporter mit seiner Frau im Wartburg über die Glienicker Brücke in den Westen. Es kam zu Begegnungen mit fröhlichen, ausgelassenen Menschen. Die meisten kannten den Journalisten aus dem Fernsehen und der Sendung „Sport aktuell“, oder von Sportveranstaltungen, sie winkten und klopften zustimmend auf das Autodach. Die Wege von Henry Maske und dem Sportreporter gingen danach auseinander. Dirk Thieles Job wurde mit dem DDR-Fernsehen abgeschafft. 1990 wechselte er zu Eurosport, wo er der Leichtathletik, dem Fußball und dem nordischen Skisport als Kommentator treu blieb, bis heute. 2008 gewann er zusammen mit seinem Kollegen Sigi Heinrich den Deutschen Fernsehpreis in der Kategorie „Sport“ für die Berichterstattung zu den Olympischen Spielen in Peking. Henry Maske hatte nach der Wende als Profi gesamtdeutsche Sportgeschichte geschrieben, wurde

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Weltmeister im Schwergewicht und avancierte zu einem der besten Boxer aller Zeiten. Der „Gentleman“ begeisterte Fans und Reporter gleichsam, weil er seine Gegner meist mit filigranen Stilmitteln besiegte und weil er, wie einst Max Schmeling, den Boxsport in Deutschland salonfähig gemacht hatte. Heute ist der ehemalige Oberleutnant ein erfolgreicher Geschäftsmann, lebt mit seiner Familie in Köln, leitet eine Reihe von Fast-Food-Restaurants und engagiert sich mit einer Stiftung für benachteiligte Jugendliche. Vor zwei Jahren trafen sich Maske und Thiele wieder. Zum „Talk unterm Turm“ am Berliner Alexanderplatz, quasi dem Nachfolger von „Sportler zum Anfassen“. Sie unterhielten sich dort über Geschichte im Allgemeinen, und die plötzlichen Wendungen, vor allem über den 9. November 1989. Jenem Tag, der ganz Deutschland und auch ihr Leben verändern sollte. Aber diesmal blieben die Zuhörer im Saal. K

TV-Moderator Dirk Thiele interviewt Box-Legende Henry Maske – rund 25 Jahre nach dem Gespräch, das durch den Mauerfall unterbrochen wurde

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TTIP

22,7 % Anteil am Bruttoinlandsprodukt der Welt (2012)

316,1 Mio. Bevölkerung (Juli 2013)

16,8 Bio. US-Dollar (12,65 Bio. Euro) Bruttoinlandsprodukt

Rund 545 Euro jährlich mehr entspricht der Vorteil in etwa, der TTIP für jeden 4-PersonenHaushalt in der EU bedeutet.

13,8 Bio. Euro Bruttoinlandsprodukt

TTIP Brücke in die Zukunft

Freihandelsabkommen zwischen EU und USA

Warum TTIP gut für uns ist Kaum ein Wirtschaftsthema wird derzeit so intensiv diskutiert, wie das geplante transatlantische Freihandelsabkommen TTIP. Vieles muss noch verhandelt werden. Fest steht: Es bringt handfeste Vorteile für Verbraucher und Unternehmen.

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TTIP

507,2 Mio. Bevölkerung (Juli 2013)

23,5 % Anteil am Bruttoinlandsprodukt der Welt (2012)

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wischen den USA und Europa gibt es längst freien Handel, oder etwa nicht? Tatsächlich ist es nicht so einfach, wie es scheint. Denn abseits des transatlantischen Verlangens nach deutschem Bier, Coca-Cola und Kaugummi aus den USA haben die beiden Kontinente formal genommen noch kein Handelsabkommen. Das spüren Hersteller, Händler und auch Konsumenten beiderseits des Atlantiks an jedem einzelnen Handelstag. Wer deutschen Käse in die USA importieren will, muss an der Grenze mit rund einem Viertel ZollAufschlag rechnen. Will ein US-amerikanisches Unternehmen Autos in Europa verkaufen, sind pauschal zehn Prozent Zoll fällig. Zudem erscheinen die Bestimmungen oftmals alles andere als sinnvoll:

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Besteht beispielsweise ein in die USA exportierter Anorak im Wesentlichen aus Baumwolle, beträgt der Zollsatz 9,4 Prozent. Enthält er aber hauptsächlich Chemiefasern, liegt der Zollsatz bei mehr als 27 Prozent. „Das ist höchst kompliziert und für kleine und mittlere Hersteller kaum noch zu überschauen“, sagt Ingeborg Neumann, Präsidentin des Gesamtverbands der deutschen Textil- und Modeindustrie. Neben dem Zoll ergeben sich noch ganz andere Barrieren, durch unzählige Normen und Sicherheitsstandards. Dabei wollen beide Märkte im Grunde dasselbe, nämlich Sicherheit für ihre Verbraucher. Ein plastisches Beispiel ist der gelbe Auto-Blinker hierzulande, der in den USA gegen einen roten ausgetauscht werden muss. In einer Zeit der instabilen Weltwirtschaft gehören solche und andere Hemmnisse auf den Prüfstand: Was spricht dagegen, wenn man sich bei vielen gleichwertigen Sicherheitsmechanismen auf einen gemeinsamen Nenner verständigt – und dadurch Millionen, wenn nicht Milliarden einsparen kann? Ingeborg Neumann bringt die Unterschiede auf den Punkt: „In den USA müssen die Etiketten in Herrenhemden im Nackenbereich angebracht werden. Diese weltweit einzigartige Sonderregelung erfordert eine aufwendige und separate Produktion für den Export in die USA. Solche Handelsbarrieren sind Willkür.“ Die „transatlantische Handels- und Investitionspartnerschaft“ (englisch: „Transatlantic Trade and Investment Partnership – TTIP“) soll hier für Abhilfe sorgen. Die Partnerschaft birgt eine Menge Potenzial und viele Vorteile. In Zahlen: Allein durch wegfallende Zölle und vereinfachten Marktzugang dürfte es einen Anstieg des jährlichen Bruttoinlandsprodukts in der EU von fast einem Prozent geben. Denn viele Mittelständler wären erstmals in der Lage, ihre Produkte auf dem jeweils anderen Kontinent anzubieten. Für Deutschland rechnet man deshalb mit weiteren rund 200 000 Arbeitsplätzen. „Wir können niedrigere Preise für Verbraucher erreichen – unter Beibehaltung unserer hohen Standards beim Verbraucherschutz“, sagt CDU-Generalsekretär Peter Tauber. Auch die Europäische Union hat den Vorteil umgerechnet, der sich durch sinkende Produktionskosten und Einsparungen bei den Handelskosten ergibt. Konkret entspricht das rund 545 Euro jährlich für jeden vierköpfigen Privathaushalt in Europa. Ein Grund mehr, die Verhandlungen um TTIP zu einem guten Ende zu bringen. K

Union Material Zum Thema TTIP wurden zwei Infobroschüren aufgelegt, die den Verbänden zugestellt wurden und über den CDU-Shop zu beziehen sind: „Brücke in die Zukunft – acht handfeste Vorteile von TTIP“ und „TTIP – Behauptungen und Fakten zum Freihandelsabkommen zwischen den USA und der EU“.

Union Webtipp www.cdu.de/ttip

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TTIP

Von BDI-Präsident Ulrich Grillo

Eine Investition in unsere Wettbewerbsfähigkeit Das transatlantische Freihandelsabkommen zwischen den USA und der EU steht in Verhandlung. Im Union Magazin schreibt BDI-Präsident Ulrich Grillo exklusiv, womit man in Deutschland nach einer Umsetzung rechnen sollte: mit einer Stärkung „unserer Stimme in der Weltwirtschaft“.

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eutschland steht wirtschaftlich gut da. Aber in der Politik gilt wie in einem Unternehmen: In guten Zeiten ist die Gefahr groß, sich auf dem Erfolg auszuruhen und Reformanstrengungen zurückzustellen. Die negative Konjunkturentwicklung im 2. Quartal 2014 führt uns vor Augen, dass Wachstum nicht selbstverständlich ist. Auch der Blick über die Grenzen Deutschlands hinaus zeigt, dass Europa insgesamt mehr Impulse für Investitionen und Beschäftigung benötigt. Wir müssen daher jetzt die Voraussetzungen schaffen, um auch in Zukunft noch an der Spitze zu stehen. Für ein Exportland wie Deutschland heißt das: Wir brauchen offene Märkte mit fairen Regeln und hohen Standards. Denn in Deutschland hängt jeder vierte Arbeitsplatz am Export, in der Industrie ist es sogar jeder zweite. Daher ist das transatlantische Freihandels- und Investitionsabkommen (TTIP) ein ökonomisch und strategisch wichtiges Projekt: Die USA sind unser wich-

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tigster Handelspartner außerhalb der EU. Jeden Tag handelt Deutschland Waren und Dienstleistungen im Wert von gut 380 Millionen Euro mit den Vereinigten Staaten. Die Investitionen US-amerikanischer Unternehmen sichern in Deutschland rund 650 000 Arbeitsplätze. Wenn wir die Rahmenbedingungen für Handel und Investitionen weiter verbessern, indem Zölle und bürokratische Hürden bei Zulassungs-, Zertifizierungs- und Testverfahren abgeschafft werden, können wir Hunderttausende zusätzliche Arbeitsplätze auf beiden Seiten des Atlantiks schaffen. Insbesondere der industrielle Mittelstand würde von einem solchen Bürokratieabbau profitieren. Dies funktioniert aber nur auf der Grundlage hoher Standards: Gerade für die deutsche Industrie ist die Sicherheit und Qualität unserer Produkte, die mit dem Siegel „Made in Germany“ weltweit erfolgreich sind, nicht verhandelbar. Daher gilt: Wenn eine europäische Vorschrift ein höheres Maß an Ver-

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TTIP

Union Zur Person Ulrich Grillo, Jahrgang 1959, leistete nach dem Abitur Wehrdienst, bevor er eine Bankausbildung begann. Das Studium der BWL schloss er als Diplom-Kaufmann ab. Er ist Miteigentümer der Grillo-Werke in Duisburg, die er seit 2004 führt. Zuvor arbeitete er einige Jahre als Wirtschaftsprüfer und Unternehmensberater, war u. a. Vorstandsmitglied der Rheinmetall AG. Ab 2006 leitete er den Ausschuss für Rohstoffpolitik beim Bundesverband der Deutschen Industrie (BDI). 2011 rückte er zum Vizepräsidenten des BDI auf, und 2013 wurde er zum Präsidenten des Verbands gewählt.

braucherschutz gewährleistet oder wenn strengere Regeln für Produktzulassung gelten als in den USA, müssen diese erhalten bleiben. Und klar ist auch: Entgegen der vielerorts verbreiteten Sorge können die Regierungen und gewählten Parlamente weiterhin Gesetze und Regulierungen zum Schutz des Allgemeinwohls erlassen.

Transparenz in Verhandlungen Mit TTIP können wir also nicht nur Impulse für Wachstum und Arbeitsplätze setzen. Wir haben zugleich die Chance, uns auf hohe Standards zu einigen. Diese werden global Wirkung entfalten und unsere Stimme in der Weltwirtschaft stärken. TTIP ist darüber hinaus auch ein außenpolitisches Projekt: Nach meiner festen Überzeugung sind die USA nach wie vor unser wichtigster Partner, um globale Probleme zu bewältigen. Dies haben die geopo-

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litischen Entwicklungen der letzten Monate deutlich gezeigt. TTIP würde Europa und die USA noch enger aneinander binden und unsere gemeinsame Handlungsfähigkeit unter Beweis stellen. Was gibt es nun zu tun? Politik und Wirtschaft müssen gemeinsam in der Öffentlichkeit für die Chancen des Abkommens werben. Wir müssen der Bevölkerung die weit verbreiteten Ängste nehmen. Dazu ist mehr Transparenz in den Verhandlungen notwendig. Das Europäische Parlament und die nationalen Parlamente müssen nach wie vor eng in die Verhandlungen eingebunden werden: Ohne ihre Zustimmung wird TTIP nicht in Kraft treten. TTIP kann wichtige Weichen für die Wettbewerbsfähigkeit Deutschlands und Europas stellen. Die deutsche Industrie und auch ich persönlich werden uns weiterhin mit ganzer Kraft für den Abschluss eines ambitionierten transatlantischen Abkommens einsetzen. K

Union Webtipp www.cdu.de/ttip www.pro-ttip.eu www.facebook.com/ industrieproTTIP

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Intern

CDU.TV-Fragebogen

Volker Kauder Was fasziniert Sie an Politik? Es ist schon großartig, wenn man einen Beitrag dazu leisten kann, dass es den Menschen besser geht und das Leben leichter wird. Was war Ihr politisches Schlüsselerlebnis? Die Erkenntnis, schon in der Schule, dass es immer Leute gibt, die sich mit politischen Fragen befassen – wenn man da nicht dabei ist, um seine Position zu vertreten, findet sie nicht statt. Deswegen habe ich mir vorgenommen, mich in die politische Arbeit einzubringen. Wer ist Ihr politisches Vorbild? Mit Vorbildern tue ich mich etwas schwer. Es geht um Inhalte und Ideen, aber natürlich hat für meine Entscheidung, mich in der CDU zu engagieren, Konrad Adenauer eine große Rolle gespielt. Welchen politischen Gegner schätzen Sie am meisten? Peter Struck, der mir ein Freund geworden ist. Welche Fehler entschuldigen Sie am ehesten? Die, die aus Ungeduld und aus Leidenschaft gemacht werden. Was würden Sie mit drei freien Tagen am Stück anfangen? Ich würde entweder sofort in den Irak oder nach Syrien fahren und mich mit Christen treffen, die in diesen Ländern in ihrer Existenz bedroht sind. Ihr Lieblingsbuch? Die Bibel. Ihr Lieblingsfilm? „Von Menschen und Göttern“, ein französischer Film aus dem Jahr 2010, der schildert, wie Politik und Terror in das Leben von Mönchen eindringen. Ihr Wunsch für die Zukunft? Dass es mehr Frieden und weniger Gewalt auf der Welt gibt.

Union Zur Person Volker Kauder wurde 1949 in Hoffenheim geboren und verbrachte Kindheit und Schulzeit in Singen am Hohentwiel. Nach Wehrdienst in Immendingen und Jurastudium in Freiburg war er stellvertretender Landrat in Tuttlingen. Kauder ist seit 1990 Mitglied des Bundestages und führt die CDU/CSU-Fraktion seit 2005. Der evangelische Christ ist mit der Ärztin Elisabeth Kauder verheiratet.

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Regierungsprogramm

Leben erforschen

Träume verwirklichen

Auf unserem Planeten gibt es sieben Milliarden Menschen und täglich werden es ca. 220.000 mehr. Wie kann man immer mehr Menschen besser ernähren, ohne dabei die Natur zurückzudrängen? Wie kann man die Gesundheit aller verbessern und Krankheiten vorbeugen? Wie kann man neuartige Materialien entwickeln und dabei Ressourcen schonen? Bayer forscht, um diese Fragen besser beantworten zu können. In seinen Bereichen HealthCare, CropScience und MaterialScience. Bereiche, in denen das Unternehmen bereits heute Spitzenpositionen einnimmt und die für die Zukunft der Menschheit immer wichtiger werden. www.bayer.de

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www.volkswagen.de

GemeinsAm schAffen wir Die enerGiewenDe.

Der e-Golf. Das e-Auto. Mit dem neuen e-Golf zeigt Volkswagen einmal mehr, wie man die Welt der Mobilität prägt. Und das dank rein elektrischem Antrieb und 0,0 Emissionen so nachhaltig wie nie zuvor. Wegbereiter für diesen Meilenstein waren das 1-Liter-Auto XL1, der rein elektrische e-up! und natürlich der Golf selbst. Denn der neue e-Golf ist nicht nur der Startschuss für eine neue Ära, sondern vor allem auch eines: ein einhundertprozentiger Golf. Man muss eben nicht alles ändern, um etwas zu verändern.

Stromverbrauch des e-Golf in kWh/100 km: kombiniert 12,7, CO2-Emissionen in g/km: 0, Effizienzklasse: A+. Stromverbrauch des e-up! in kWh/100 km: kombiniert 11,7, CO2-Emissionen in g/km: 0, Effizienzklasse: A+. Kraftstoffverbrauch des XL1 in l/100 km: kombiniert 0,9, Stromverbrauch in kWh/100 km: kombiniert 7,2, CO2-Emissionen in g/km: kombiniert 21, Effizienzklasse: A+.


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