Webels Woche Sonderausgabe

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Liebe Mitglieder und Freunde der CDU Sachsen-Anhalt, in tiefer Trauer und aufrichtiger Anteilnahme haben wir vom Ableben Dr. Helmut Kohls erfahren. Unsere Gedanken und Gefühle sind in diesen Stunden zu allererst bei seiner Familie und seinen Angehörigen, denen wir beim persönlichen Abschiednehmen viel Kraft und Stärke wünschen. Deutschland verliert mit Helmut Kohl den Kanzler der Einheit, der unser Land 16 Jahre lang erfolgreich regierte. Europa verliert seinen Ehrenbürger, der wie kein Zweiter die europäische Einigung vorantrieb und neben vielen anderen Dingen den Euro durchsetzte. Als CDU verlieren wir damit nicht nur jemanden, der ein Vierteljahrhundert lang unser Bundesparteivorsitzender gewesen war und der u.a. als Ministerpräsident von Rheinland-Pfalz, als Bundestagsfraktionsvorsitzender sowie als Bundeskanzler sehr erfolgreich christlich-demokratische Politik gestaltete. Wir verlieren mit Helmut Kohl auch jemanden, der praktisch von Beginn an Mitglied unserer Partei gewesen war und seitdem sein ganzes Leben lang immer unter uns und in unseren Reihen gewesen ist. Viele von uns verbinden mit Helmut Kohl nicht nur die Bilder aus den Medien, sondern auch ganz persönliche Erinnerungen. Denn Helmut Kohl war einer von uns. Er war ein christlicher Demokrat, der die meisten von uns und auch mich persönlich politisch entscheidend prägte. Helmut Kohl hat als Bundeskanzler unglaublich viel geleistet. Manches davon wird zu leider nicht immer in dem Maße gewürdigt, wie es angemessen wäre. Zugleich erfahren andere Dinge gelegentlich eine Betonung, die in der Gesamtschau doch eher eine untergeordnete Rolle spielen. Und jeder Versuch, auch nur die wichtigsten seiner vielen Entscheidungen aufzuzählen, läuft stets Gefahr, unvollständig zu bleiben. Trotzdem will ich hier haft an entscheidende ken seiner Kanzlerschaft

beispielWegmarerinnern.

Gleich zu Beginn seiner Amtszeit setzte er gegen alle Widerstände den NATO Doppelbeschluss durch und machte damit den Machthabern im Kreml klar, dass die Sicherheit des westlichen Verteidigungsbündnisses unteilbar ist. Zugleich trug er damit entscheidend zur Sicherung von Frieden und Freiheit bei. Mit der konsequenten Neuausrichtung der Wirtschaftsund Finanzpolitik als Teil der von ihm ausgerufenen geistig-moralischen Wende schuf er im Laufe der 80iger Jahre die Voraussetzungen dafür, dass die finanziellen Kosten und wirtschaftlichen Folgen der späteren Wiedervereinigung erfolgreich gestemmt werden konnten. Nach dem Fall der Mauer und dem Zusammenbruch der SED-Diktatur erwies es sich als Glücksfall historischen Ausmaßes, dass Helmut Kohl als Bundeskanzler die Geschicke Deutschlands bestimmte und nicht jemand von der SPD. Instinktsicher ergriff er die einmalige historische Chance zur Deutschen Einheit und strafte damit all jene aus den Reihen von SPD und Grünen Lügen, die den Gedanken an die Einheit der Nation längst verraten hatten und die Deutsche Einheit nicht wollten. Mit seinem Ziel, aus den neuen Bundesländern blühende Landschaften zu machen, erwies sich Helmut Kohl als echter Visionär. Ich bin deshalb auch sicher, dass viele Ostdeutsche gerade in diesen Tagen dankbar auf Helmut Kohl und seine Unterstützung für die neuen Länder zurückblicken werden. Wir alle wissen, dass es ohne seine Entscheidung, den Chemiestandort in Leuna zu erhalten, dort heute keine wettbewerbsfähige Industrie mit Tausenden von Arbeitsplätzen geben würde. Und wir alle wissen auch, dass er es war, der mit vergleichsweise wenig Geld den Kreml dazu brachte, die russischen Streitkräfte nach fast 50 Jahren aus Deutschland abzuziehen.

Für mich persönlich gehört der friedliche Abzug der russischen Armee zu einer der in der Öffentlichkeit am meisten vernachlässigten Leistungen Helmut Kohls. Gar nicht auszudenken wäre, wenn die russischen Truppen unter den gegenwärtigen Bedingungen noch immer hier stationiert wären. Helmut Kohl ist jedoch nicht nur der Kanzler der Einheit, er gilt auch als Architekt der europäischen Einigung. Vor allem die Freundschaft zu Frankreich war dem gebürtigen Pfälzer eine Herzensangelegenheit. Mit seinem unvergessenen Händedruck mit dem französischen Staatspräsidenten François Mitterrand über den Gräbern von Verdun knüpfte er erfolgreich an die Aussöhnungspolitik von Konrad Adenauer und Charle de Gaulle an. Und zusammen mit den anderen europäischen Partnerländern baute er unermüdlich am gemeinsamen Haus Europa. Auch damit führte er das Vermächtnis des ersten Bundeskanzlers der Bundesrepublik Deutschland fort. Auf einem der Wahlplakate seines letzten Bundestagswahlkampfes 1998 stand sein Foto unter der Überschrift: „Weltklasse für Deutschland“. Und Weltklasse war er auch. Helmut Kohl war ein Staatsmann, der völlig zurecht weltweit höchstes Ansehen genoss. Für mich steht er in einer Reihe mit Bismarck und Adenauer. Wir verlieren mit ihm einen Politiker von Weltformat und einen echten Patrioten. Seine unbestreitbaren historischen Leistungen jedoch werden bleiben. Wir werden unseren langjährigen Bundesvorsitzenden Helmut Kohl, den Kanzler der Deutschen Einheit, nie vergessen. Ihr

Thomas Webel Landesvorsitzender


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