Bauen & Wohnen

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111 Millionen fürs zweite Oval

In Freiburg wurde der Grundstein fürs Familienrathaus gelegt

Stadtentwicklung

Fakten schaffen

am Dietenbach

Sanierung

IHK hadert mit eigener Baustelle

Bauträger

Es geht wieder was in Südbaden

Stimmungsaufheller in Südbaden

Mutige Mittelständler und eine starke öffentliche Hand

Nahezu täglich veröffentlichen Agenturen und Institutionen schaurige Nachrichten über die Bauwirtschaft. So sackte etwa die Zahl der Baugenehmigungen im Mai gegenüber dem Mai 2023 um stolze 24,2 Prozent auf 17.800 ab. Und auch jener Mai hatte nicht mit Zuwächsen gegenüber 2022 geglänzt. Umso bemerkenswerter agieren Freiburger Bauträger wie Stuckert, Kirschner, WOBAG oder Unmuessig, die sich nicht beirren lassen, Baurechte schaffen und die Bagger auf ihre Baustellen schicken.

Aber auch die öffentliche Hand hält den Laden am Laufen: Oberbürgermeister Martin Horn und Baubürgermeister Martin Haag legten unlängst den Grundstein für das 111 Millionen Euro teure zweite Rathaus im Stühlinger. Der kommunale Energieversorger Badenova will gar das Zehnfache, 1,1 Milliarden Euro, in eine zukunftssichere Infrastruktur investieren. Das sichert und schafft Arbeitsplätze im regionalen Handwerk.

Ob hingegen der von der Bundesregierung auf den Weg gebrachte Gebäudetyp E seinen Namen verdient (das E steht für einfach), wird sich aber erst noch weisen müssen, berichtet uns ein Experte.

Experten sitzen auch im Hochhaus an der Ecke Bismarckallee und Friedrichring. Dort ist aber IHK­ Chef Dieter

Salomon alles andere als einverstanden mit dem Fortschritt der Sanierung am Stammhaus. Das war ihm sogar ein längeres Telefonat im Urlaub wert. Keine vergnügungssteuerbehaftete Angelegenheit ist auch die gar nicht mehr so neue Universitätsbibliothek in Freiburg. Auch fast zehn Jahre nach der Eröffnung tropft es rein, müssen sich Anwälte mit dem Bau befassen.

Und wenn es um die neue Grundsteuer geht, dann langen sich nicht nur Eigentümer an den Kopf. Freiburgs Finanzbürgermeister Stefan Breiter meinte noch vor zwei Jahren in einem Redaktionsgespräch, dass an dem Hebesatz von 600 Prozent nicht gerüttelt werde. Das ist Schnee von gestern. Heute ist die Frage, wie weit unter 300 Prozent der neue Hebesatz liegen muss, damit – so das Versprechen der Politik – die Rathäuser nicht doch noch mehr von Eigentümern und damit auch Mietern kassieren.

Wir wünschen anregende Lektüre.

Herzlichst

Ihr Lars Bargmann Chefredakteur

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Bauträger

Stuckert Wohnbau startet in Freiburg zwei neue Bauprojekte 10 Kirschner Wohnbau mit gehobenem Trio in Freiburg 20

Die BPD startet mit dem ersten Bauabschnitt in Ehrenkirchen 34

Warum die Wohnbau Baden AG das Freiburger Baurechtsamt lobt 36

Sanierungen

Warum die IHK sich über ihre eigene Baustelle an der Bahnhofsachse ärgert 12

Das Milliarden­Geschäft Betonsanierung 38

Makler

Bei der Sparkasse vermittelt die S­Immo mehr Immobilien und die Bank finanziert auch deutlich mehr als 2023 14

IMPRESSUM Bauen & Wohnen

Themenheft 09-2024

Das Bauen & Wohnen­Themenheft erscheint im Freiburger Stadtmagazin chilli

Herausgeber: chilli Freiburg GmbH

Paul­Ehrlich­Straße 13 | 79106 Freiburg fon: 0761­76 99 83­0 | fax: 0761­76 99 83­99 mail: bargmann@chilli­freiburg.de www.bauenundwohneninbaden.de Geschäftsführung: Michaela Moser (V.i.S.d.P.)

Inhalt

Titel

Im Westen geht’s voran: Beim neuen Stadtteil Dietenbach läuft die Erschließung mit viel Tempo. Vermummte am Wegesrand werfen mit Scheiße. 6-8

Projektentwickler

Peter Unmüßig hat nicht nur in Freiburg aktuell alle Hände voll zu tun 16

Zähflüssiges vom Brauerei­Areal: kaum Tempo bei Ganter 32

Architektur

Das Europäische Architekturhaus –Oberrhein mit packendem Programm beim 24. Architekturfestival 18-19

Energiewende

Der Regionalverband Südlicher Oberrhein weist neue Flächen für Wind­ und PV­Anlagen aus – die nicht unumstritten sind 22-23

Das soll die Solar­Offensive der Freiburger Stadtbau bringen 24

Stadt Freiburg und Badenova fördern Netzanschlüsse größerer PV­Anlagen: Pilotprojekt im IG Nord 24

Chefredaktion: Lars Bargmann

Redaktion: Marianne Ambs, Philip Thomas

Titel: © Ingenhoven Associates

Fotos: iStock, freepik

Grafik: Sven Weis (Leitung), Julia Neininger

Lektorat: Beate Vogt

Anzeigen: Marion Jaeger­Butt, Nathalie Braun, beiermeister mediaberatung

Abo-Service: Armando Sainovic

Generalunternehmer

Wie sich die Arbeit der Dürrschnabel Industriebau verändert hat 26

Kommunen

Das neue Familienrathaus kostet 111 Millionen Euro. Warum die Stadt jährlich mindestens 5,5 Millionen Miete zahlen muss 28

Infrastruktur

1,1 Milliarden: Badenova kündigt größtes Investitionsprogramm in der Geschichte an 30

Handwerk

So war’s bei der GesellenFreisprechungsfeier der SchreinerInnung in Freiburg 40-41

Baurecht

Der Gesetzgeber und der neue Gebäudetyp E: Ist E = einfach? 42

Immobilien

Nicht ganz dicht: Auch knapp zehn Jahre nach der Eröffnung gibt es noch Zoff um die UniBibliothek in Freiburg 44

Kommentar

Massives Gerangel um die neue Grundsteuer 46

Druck: Hofmann Druck, Emmendingen Ein Unternehmen der

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So soll er mal aus der Luft aussehen: Am rechten Rand ist die bestehende Rieselfeld-Bebauung zu sehen, der erste Bauabschnitt liegt in der Mitte mit dem dreieckigen Käsebachpark.

Im Westen was Neues

Im Dietenbach läuft die Erschließung mit viel Tempo

Vermummte am Wegesrand: Bei einer Fahrradfahrt durch den geplanten Stadtteil mit Journalisten und Vertretern des Baudezernats veranstaltete eine Handvoll Gegner erst mal Heckmeck. Deutlich konstruktiver gehen im Quartier, in dem mal rund 16.000 Menschen leben sollen, die Erschließungsarbeiten voran. Der Hochwasserdamm ist bereits fertiggestellt.

Wer oben auf dem Damm steht, braucht noch etwas Fantasie, um sich die Bebauung für Freiburgs jüngsten Stadtteil vorzustellen. „Da wird das Zentrum sein“, zeigt Baubürgermeister Martin Haag nach Westen. Haag hatte den radelnden Journalisten zusammen mit dem Planungsteam um Rüdiger Engel, Mario Pfau, Ingo Breuker und Arno Gierschner den aktuellen Stand erläutert. Da der Hochwasserdamm und der Gewässerausbau schon weitgehend fertig sind, sei das Baugebiet jetzt schon hochwasserfrei, so Haag.

Auf der östlichen Seite des Dammes fließt der Namenspatron, der Dietenbach. Um den herum gibt es eine Bannmeile für Bauten.

In der begleitenden Bachaue, bei Starkregen eine Überflutungsfläche, soll vielmehr „ein Stadtteilpark mit vielfältigen Nutzungsmöglichkeiten“ entwickelt werden, erzählt Preuker, der Vize­Projektleiter. Der Park trennt die ersten vier von den beiden finalen Bauabschnitten. Über den Bach führt bereits eine erste Brücke.

Am nördlichen Ende des Parks ist die Endhaltestelle „Zum Tiergehege“ der neuen Tramlinie geplant. Dort sollen auch

ZMF­Besucher einsteigen können, dort soll es auch eine der Hochgaragen geben, denn Tiefgaragen, so hat die Politik sich das ausgedacht, dürfen nicht gebaut werden. Luft nach oben gibt es unter den rund 6900 geplanten Wohnungen derweil beim Erdaushublager. Hier kann die Entwicklung mit dem Einsammeln von anderthalb Millionen Kubikmetern Erde längst nicht mit dem Tempo der Erschließung mithalten. Da der Dietenbach in einer Hochwasserzone liegt, muss der Stadtteil um bis zu drei Meter aufgeschüttet werden. Derzeit ist aber nur ein großer Haufen zu sehen, der vielleicht ein paar Tausend Kubikmeter hat.

Die fünf vom Dietenbach-Planungsteam: Ingo Preuker, Rüdiger Engel, Mario Pfau, Arno Gierschner und Martin Haag (v.l.) auf dem Hochwasserdamm.

Ein Grund, so war zu vernehmen, sei die schwächelnde Bauwirtschaft, ein anderer die strengen Vorschriften, die aus den Streitereien mit der Gemeinde Umkirch stammen. Die Umkircher mit Bürgermeister Walter Laub hatten befürchtet, dass der angekarrte Erdaushub so belastet sein könnte, dass er die Trinkwasserqualität aus dem Grundwassergebiet des nur drei Kilometer entfernten Tiefbrunnens „Schorren“ verschlechtern kann. Das Erdaushublager wurde im Juni 2021 genehmigt. Dagegen hatte das Umkircher Rathaus Widerspruch eingelegt.

Planung erzwingt viele Kompromisse

der Sportflächen, vor allem auch die für den Schul­ Campus, steht stellvertretend für die vielen Kompromisse, die bei der Planung eingegangen werden müssen. Der Verein hat vehement mehr Sportflächen vor allem für Kinder und Jugendliche gefordert, die Schule mit irgendwann 1700 Schülern braucht Bewegungsflächen. Doch dafür müssen Bäume gefällt werden.

Wenn ihr den aufrecht erhaltet, könnte man salopp formulieren, werden wir gegen die Ausweisung des von euch beantragten Wasserschutzgebietes gerichtlich vorgehen, hatte das Freiburger Rathaus gekontert. Zwischenzeitlich war die Atmosphäre auf der politischen Bühne vermutlich schwerer belastet als die Erde. So einigte sich man am Ende auf maximal mäßig belastete Bodenklassen, Einsicht in die Daten von zusätzlichen Messstellen und auch in die Bodenproben. Im vergangenen Jahr hatte die Erdaushubzwischenlager Dietenbach GmbH rund 110.000 Euro Gewinn gemacht. Aktuell und noch bis zum Jahreswechsel schließt die BadenovaNetze GmbH den Stadtteil ans Fernwärme­ und Trinkwassernetz an – und quert dabei auch die Dreisam. Der vom Autobahnzubringer Mitte gut zu sehende Sendemast des SWR muss – Mitte des nächsten Jahrzehnts – in den sogenannten Schildkrötenkopf verlegt werden, der auch als Überflutungsfläche dient. Zudem muss eine Gasleitung umverlegt werden. Und die Stadtverwaltung verbreitert demnächst die Straße zum Mundenhof und schafft zusätzlich einen eigenen Radweg, weil dort während des Baus einiges an Schwerlastverkehr hin und her rollen wird. Auf einer Station der Rundfahrt machen wir Halt beim Sportplatz des Vereins Rieselfeld vor Ort. Die Ausweitung

Insgesamt sind es vier Hektar Wald, die dem neuen Stadtteil zum Opfer fallen. Die Älteren werden sich erinnern: Noch etwas mehr mussten seinerzeit für den Stadtteil Rieselfeld weichen. „Es gibt eine Gruppe von Menschen, die immer noch nicht einsieht, dass für Dietenbach ein Baum gefällt werden muss“, sagt Haag. Auf Freiburger Gemarkung stehen übrigens neun Millionen Bäume und etwa 70.000 werden jedes Jahr für die normale Forstbewirtschaftung gefällt. Es wird noch einige Jahre dauern, bis das höchste Gebäude steht, der tiefste Punkt aber, der Schacht, in dem das Schmutzwasser aus dem Stadtteil ankommt, ist schon in der Erde versenkt. Ungefähr da, wo Bundeskanzler Olaf Scholz am 27. Februar beim Spatenstich sprach. Und sagte: „Wir brauchen noch viel mehr Dietenbachs in Deutschland.“

Dietenbach in Zahlen: Flächen und Kosten

Das Gebiet ist 130 Hektar oder rund 180 Fußballfelder groß. Knapp 60 Hektar umfasst das Nettobauland. 78,5 Hektar gehören Privaten; Stadt (27,2), Land (22) und Bund (2,4) haben 51,6 Hektar. Die Kosten des Stadtteils belaufen sich auf 1,25 Milliarden Euro, 123 Millionen Euro allein für Zinsen. Das Rathaus will 1,1 Milliarden Euro durch Grundstücksverkäufe einnehmen und 49 Millionen Euro aus Ausgleichsbeiträgen und Fördermitteln. Wenn das tatsächlich so kommt, blieben 109 Millionen Defizit. Die sollen über 20 Jahre aus dem Haushalt kommen. bar

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Was für eine

Scheiß-Aktion

Mitte Juli hatte das Rathaus Journalisten zu einer Radtour durchs Areal des geplanten Stadtteils Dietenbach eingeladen. Baubürgermeister Martin Haag war dabei, die Dietenbach-Projektleiter Rüdiger Engel und Mario Pfau, etwa 20 Journalisten. „Seid ihr von der Presse“, fragte in einem Waldstück plötzlich eine aufgeregte junge Frau. Ja. Dann rannte sie ums Eck und plötzlich war da eine Handvoll Vermummte, die den Journalisten mit eilig auf einen Waldweg geworfenen Gegenständen, Ästen, Müll, Einkaufswagen, die Erkundungstour stoppte.

„Verpisst euch“ und weitere verbale Fäkalien zeterten die sogenannten Aktivisten aus dem Umfeld der Gruppe „Dieti bleibt“. So weit, so befremdlich wie erträglich. Muss ja jeder selber wissen, wie er sich seinen Mitmenschen gegenüber verhält. Dann aber warfen die mittlerweile offenbar restlos hirnentleerten Typen und Typinnen den Vertretern von Stadt und Medien auch noch echte Fäkalien vor die Füße und in einen Fahrradanhänger. Und zeterten und quengelten – natürlich vermummt – weiter ihre trotzigen Sprüchlein aus dem Wald. Wer Journalisten auf Recherche mit Scheiße bewirft, überschreitet längst nicht nur die Grenzen des guten Geschmacks. Der ist charakterlich deformiert. Und asozial. Und die Scheiß­Aktion zeigt auch, dass diesen Leute vernunftgeleitetes Handeln und ein Grundverständnis der liberalen Demokratie fremd sind. Zum Dietenbach gab es einen Bürgerentscheid, ungezählte Veranstaltungen für Bürgerbeteiligung, Zufallsbürger, Beschlüsse des Gemeinderats (zur Erklärung an die „Aktivisten“: Da sitzen Männer und Frauen, die vom Volk gewählt wurden). Wer Unterstützung für seine Sache sucht, wirft nicht mit Scheiße. Das machen nicht mal Affen – auch wenn die ebenfalls auf Bäumen wohnen. Lars Bargmann

Emporkömmling: Der Abwasserschacht ist schon in der richtigen Höhe, bis zur Krone muss hier noch aufgeschüttet werden.

Bei der Rundfahrt war auch die Mundenhof­Leiterin Birte Boxler dabei. Sie steht der neuen Nachbarschaft positiv gegenüber: „Wir profitieren, weil auch unsere Besucher eine bessere Zufahrt bekommen und sicher auch viele Anwohner den Mundenhof besuchen wollen.“ Heute schon zählt der Mundenhof jährlich eine halbe Million Besucher, wenn Dietenbach fertig bebaut ist, Anfang der 40er­Jahre, werden es wohl 150.000 mehr sein. Wie groß aber das Interesse der Bauherren und Bauträger am Dietenbach überhaupt sein wird, muss sich erst noch weisen. Aktuell ist der erste Bebauungsplan auf den Weg gebracht, der Gemeinderat soll ihn, er hört auf den Namen Am Frohnholz, Ende des Jahres beschließen. Der Plan soll die Weichen für die ersten 1600 von insgesamt 6900 Wohnungen stellen, für die ersten von 22 Kitas, Büro­ und Gewerbeflächen, Einzelhandel, für den ersten Bauabschnitt der Gemeinschaftsschule, für den Käsebachpark, den Stadtteilplatz, die Fußgänger­ und Radlerbrücke über den Zubringer mit Anschluss an den Radler­Highway FR1, das Parkhaus an der Endhaltestelle, die Energiezentrale nebst Hochgarage beim ZMF­Gelände sowie Retentions­ und Ausgleichflächen – auf insgesamt 62 Hektar.

Freiburgs Oberbürgermeister Martin Horn hatte beim Spatenstich die A nwesenheit des Kanzlers und der baden­württembergischen Bauministerin Nicole Razavi genutzt, um kräftige Unterstützung aus Berlin und Stuttgart einzufordern: „Wir brauchen 200 Millionen Euro Förderung.“ Ohne Förderung, da gibt es keine zwei Meinungen, wird der Stadtteil sicherlich nicht bezahlbar. Ob er es mit Förderung werden kann, ist unklar.

Das Rathaus steht vor einem massiven Liquiditätsproblem. In der Kosten­ und Finanzierungsübersicht ist zu lesen, dass in der Spitze 427 Millionen Euro durch Kredite vorfinanziert werden müssen. Was unterm Strich 123 Millionen Euro Zinslast auslöst. Um den hohen Anfangskosten etwas entgegenzusetzen, sollen im ersten von sechs Bauabschnitten alle Grundstücke verkauft werden. Wer sein Grundstück partout pachten will, was im Rathaus und im Gemeinderat der gewünschte Deal wäre, muss die Pacht über die gesamte Laufzeit ganz am Anfang als Einmalablöse überweisen. Da niemand ein geliehenes Grundstück bei der Finanzierung beleihen kann, wird der Andrang an dem Kassenschalter stark überschaubar bleiben.

Lars Bargmann

Foto: © Lars Bargmann

Mit Verve am Start

Stuckert Wohnbau einer der agilsten Bauträger

Während viele Akteure sich derzeit in dezenter Zurückhaltung üben, packt die Stuckert Wohnbau AG kräftig an und baut. Mitte September gibt es den Startschuss fürs Projekt The Brick auf dem Güterbahnhof, an der Lameystraße 6 in Zähringen startet der Vertrieb, auch am Auggener Weg 8 in Müllheim geht der Verkauf los. Insgesamt managt das Team um die beiden Vorstände Marc und Claudio Stuckert sowie dem Prokuristen Aribert Frece ein stattliches Wohnungsbauprogramm in Südbaden.

„Uns wird häufig gesagt: Was, ihr baut? Das ist ja super“, erzählt Marc Stuckert am Firmensitz in Gundelfingen. Ja, Stuckert baut. Anders als viele andere. Die Wohnanlage an der Lameystraße 6 bietet der Kundschaft insgesamt 14 Wohnungen, von der kompakten ZweiZimmer­Wohnung mit 51 bis hin zur familientauglichen mit vier oder fünf Zimmern und 143 Quadratmetern. Einen klimafreundlichen Neubau (auf diesen Namen hört das KfW­Programm) mit Wärmepumpe und Solaranlage, mit Auto ­ Stellplätzen in der Tiefgarage, mit Fahrrad­Schuppen und Mobilitätskonzept, mit Fußbodenkühlung und Dachterrassen, mit Gärten (nebst Häuschen) und Balkonen. Neun Millionen Euro investiert das Unter­

Neu im Vertrieb: Mehrfamilienhaus an der Lameystraße in Zähringen

Hingucker: Beim Projekt

The Brick wird im September der Baustart gefeiert.

nehmen, der Quadratmeter kostet im Schnitt 7650 Euro. Der Baustart werde noch dieses Jahr erfolgen, es gebe bereits 55 Interessenten, sagt Frece. Bei The Brick haben mittweile 9 der 63 Wohnungen einen stolzen Besitzer gefunden. Nur noch bis zum offiziellen Baustart gibt es drei Prozent Nachlass. Gepaart mit der fünfprozentigen Abschreibung könnte das markante Gebäudeensemble – die Architektur ist das Ergebnis eines städtebaulichen Fassaden­Wettbewerbs – auch für Kapitalanleger interessant sein. Zwischen den Gebäuden wird es für die Bewohner einen Innenhof geben, der das Attribut „attraktiv“ lässig verdient. Viel Platz gibt es auch für Radler, auch für solche, die Lastenvelos bewegen. Wer sich angesichts der ebenfalls ambitionierten Preise das Arbeitszimmer sparen möchte, für den bietet Stuckert einen Co­Working­Space im Erdgeschoss mit kleiner Community­Terrasse. Das Investitionsvolumen liegt bei 50 Millionen Euro.

Aber nicht nur in Freiburg, in ganz Südbaden sind die Gundelfinger un terwegs: Am Auggener Weg 6 A in Müllheim ist knapp die

Hälfte der 17 Wohnungen in drei Gebäuden bereits verkauft, auf dem Nachbargrundstück gibt es nun 25 Einheiten (ab 6700 Euro/Quadratmeter) mit zwei bis vier Zimmern. „Es gibt viele ältere Paare, die aus ihren älteren Häusern in Neubauwohnungen ziehen“, skizziert Claudio Stuckert eine Käufergruppe. Die Lage an den Rebflächen verbindet Naturnähe mit den Annehmlichkeiten der Stadt.

Noch neuere Projekte gibt es in Waldkirch an der Hindenburgstraße oder am Elzufer in Kollnau. Das größte Stuckert­Projekt – gemeinsam mit der Gewo GmbH – läuft derweil an der Acher in Achern, wo die Stuckert Wohnbau insgesamt 350 Einheiten realisiert. Vieles ist schon fertig, vieles verkauft, manches noch im Werden. Die Verkaufszahlen würden zeigen, dass der Gewöhnungsprozess an die neuen Randbedingungen laufe, so Frece. 2023 war sicherlich nicht nur für Stuckert kein Highlight­Jahr, im laufenden und im kommenden Jahr aber werden wieder mehr Menschen zu den Notaren gehen können. Wenn sich die Rahmenbedingungen ändern, ist die Stuckert Wohnbau jedenfalls startklar, um dem Traum von den eigenen vier Wänden ein Zuhause zu geben. bar

Ärger um IHK-Baustelle

Massive Verzögerungen und massive Kostensteigerung

Eigentlich wollte die Industrieund Handelskammer Südlicher Oberrhein (IHK) schon Ende vergangenen Jahres in ihre frisch sanierte Hauptgeschäftsstelle an der Schnewlinstraße zurückziehen. Jetzt aber sucht Hauptgeschäftsführer Dieter Salomon sogar noch ein zweites Ausweichquartier. Bei dem von der Vollack-Gruppe gesteuerten Projekt gibt es massive Verzögerungen. „Sehr ärgerlich“, sei das, so Salomon. Auf der anderen Seite gibt es erhebliche Kostensteigerungen: Aktuell ist der Umbau auf 21 Millionen Euro taxiert.

Kostentreiber: Die Sanierung des IHK-Stammsitzes wird mittlerweile auf 21 Millionen Euro taxiert.

Das mit OSB-Platten vernagelte Foyer hinter dem Bauzaun am Stammsitz der IHK gibt den Blick ins Innere nicht frei. Von hektischer Betriebsamkeit kann aber bei der Dauerbaustelle auch keine Rede sein. Auf der Seite hin zum Crash ist ein Kran zu sehen. Schwer abzuschätzen, wann der zuletzt Lasten durch die Luft gehievt hat. „Ja, wir haben massive Verzögerungen“, bestätigt Salomon am Telefon. Auch im Urlaub hat ihn die Anfrage der Redaktion nicht kalt gelassen.

Erst war das Finale der Sanierung und des eingeschossigen Neubaus im Innenhof auf Ende 2023 geplant. Dann sollten auch die Beschäftigten aus dem alten Hochhaus an der Bismarckallee 18 ­20 wieder ausziehen, wo sie seit Anfang November 2021 arbeiten. Dann stand Ende 2024 im Plan. Ein ganzes Jahr später. Nun aber, so viel ist heute schon klar, kann auch dieser Termin nicht gehalten werden. Vielleicht wird es auch Ende 2025 – oder gar noch später. Selbst wenn das Stammhaus bis Ende 2025 saniert wäre, würde der Neubau im Innenhof weiter die baustellentypischen Begleitgeräusche von sich geben und auch die Tiefgarage wäre nicht nutzbar. „Wir können wirklich nicht sagen, dass wir mit dem Ablauf zufrieden sind. Aus unserer Sicht ist viel zu wenig Druck auf der Baustelle“, sagt Salomon. Der Neubau auf der Tiefgarage wird übrigens auf Mikropfählen gegründet, durchaus ähnlich den berühmten Pfahlbauten in Unteruhldingen. 42 Stück werden dazu bis zu 8 Meter in den dann tragfähigen Grund versenkt, erzählt der beauftragte Statiker Martin Mohnke. Weil die Technik im alten Hochhaus an der Ecke Bismarckallee und Friedrichring – etwa die Klimatisierung – nicht anständig funktioniert und insgesamt die Arbeitsumgebung dort bei der Belegschaft keine Begeisterungsstürme auslöst, sucht die IHK derzeit für mindestens 18 weitere Monate ein neues Interimszuhause. Mit bis zu 2500 Quadratmetern. „Wir mussten Mitarbeitende nach Lahr und Offenburg oder ins Home­Office schicken, das ist nicht optimal“, so der Hauptgeschäftsführer. Zudem hat die IHK an mehreren Standorten Räume für die hauseigene Akademie angemietet. Angefangen hat alles mit dem fehlenden Platzangebot für die Kammer. Zunächst hatte man das benachbarte

Flurstück 277 mit dem Crash als Erweiterung ins Auge gefasst (wir berichteten). Dagegen gab es deutlichen Widerstand vonseiten der Politik. Sodann kam auf der anderen Seite die Parkgarage im Faulerpark in den Fokus. Auch dort gab es Kritik. Schließlich überraschten der damalige IHK­Präsident Steffen Auer und Salomon mit der Idee, den Innenhof mit dem Tagungsraum zu überbauen und oben stattdessen neue Büroflächen zu realisieren. „Willst du immer weiter schweifen? Sieh, das Gute liegt so nah“, ließe sich Goethe zitieren.

Aber das Gute war bei näherem Hinsehen doch nicht so gut: Je genauer die Fachleute, nicht zuletzt die Statiker, hinschauten, umso mehr trat zutage, dass in dem 1991 bezogenen Gebäude vieles vielmehr gar nicht gut ist: Das statische System ist mangelhaft, es liegt an bestimmten Stellen schlicht zu wenig Stahl im Beton. Der große Tagungsraum im vierten Obergeschoss hat keinen zweiten Fluchtweg. Es gibt für die 180 Fenster keine Ersatzteile mehr. Es muss brandschutztechnisch nachgerüstet werden. So wurde aus der anfänglichen Sanierung nur des Foyers für 500.000 Euro im Prinzip eine Kernsanierung, von der nicht zuletzt auch die Böden und die Heizungsanlage betroffen sind. Nun soll das Grundstück gleich ans Fernwärmenetz angeschlossen werden. Im April 2020 hatte die Kammer die Kosten auf 10 Millionen Euro taxiert, im Herbst 2021 war von 14 Millionen die Rede, jetzt sind es 21 Millionen Euro. Für am Ende knapp 5100 Quadratmeter, mithin gut 4100 Euro für jeden Quadratmeter. Dafür hätte die Kammer – auch wenn die Baugrube auf dem zu allen Seiten engen Grundstück eine Herausforderung gewesen wäre – auch neu bauen können.

Lars Bargmann

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Neubauvorhaben in Wyhl:

Von der kleinen Singlewohnung mit 33 Quadratmetern bis zur familientauglichen Maisonette mit 130 gibt es in der Kaiserstuhlgemeinde viel Auswahl.

S-Immo erweitert Portfolio

Bei der Sparkassen-Tochter wächst das Geschäft

Bei der Immobiliengesellschaft der Freiburger Sparkasse (S-Immo) lief das erste Halbjahr intensiv: 75 Kaufverträge protokollierte das Team um Geschäftsführer Oliver Kamenisch. Im Vorjahreszeitraum waren es 56.

Knapp 28 Millionen Euro, das ist der Wert der durch die S­Immo vermittelten Wohnungen und Häuser bis Ende Juni. Gut drei Millionen mehr als im Vorjahreszeitraum. „Bisher sind wir sehr zufrieden, wir liegen bei den Provisionserträgen mit fast 14 Prozent im Plus“, sagt Kamenisch. Vermittelt wurden dabei bisher kaum neue Immobilien. Aber jetzt hat die S­Immo gleich vier Neubauvorhaben im Portfolio: In Freiburg, in Waldkirch, in Wyhl und in Denzlingen. Beim Sonnhalde-Projekt in Waldkirch (siehe Info) zieht jetzt, wo der Rohbau steht, die Nachfrage deutlich an. Ganz neu sind 24 Eigentumswohnungen, die die Freiburger Stadtbau bei ihrem Projekt im Metzgergrün erstellt. Ebenfalls ganz frisch ist ein Projekt in Wyhl am Kaiserstuhl. Es werden hierbei zwei Wohnhäuser mit gemeinsamer Tiefgarage mit insgesamt 27 Wohnungen erbaut. Hier stehen klei nere Singlewohnungen ab rund 33 Quadratmeter Wohnfläche bis zu großen Maisonettewohnungen im Dachgeschoss mit rund 130 Quadratmeter zur Verfügung. Und im Oktober kommt zudem ein Neubauprojekt in Denzlingen auf den Vertriebstisch. Es sei für einen erfolgreichen Vertrieb gerade in diesen Zeiten wichtig, erzählt Kamenisch, dass die Wohnungen etwas kompakter geplant würden. „Eine Vier­Zimmer­Wohnung darf auch mal nur 98 Quadratmeter haben, weil die Baupreise einfach so hoch sind.“

Da nickt Dorothea Müller, die Leiterin des S ­Immobiliencenters, wo die Finanzierungsnachfragen nach einem lauen

Jahr 2023 wieder deutlich angestiegen sind: „Wir haben bisher rund 400 Kredite bewilligt, 20 Prozent mehr als im ersten Halbjahr 2023.“ Und auch das Volumen machte einen statten Sprung um 30 Prozent auf rund 80 Millionen Euro. Dabei geht es nicht nur um den Kauf, sondern vielfach auch um energetische Sanierungen, wo es noch wirkungsmächtige Förderprogramme gebe.

Die Konditionen, so Müller, sind derweil auf dem Weg der Normalisierung. Wer 20 Prozent Eigenkapital mitbringt, könne bei einer Zehnjahresbindung wieder für zirka 3,5 Prozent Zinsen frisches Geld bekommen. „Wir waren in der Spitze auch schon mal bei fast fünf Prozent.“

Auf der anderen Seite ist der Trend des Preisrückgangs auf dem Gebrauchtmarkt gestoppt. „Bei neueren oder modernisierten Immobilien steigen die Preise bereits wieder“, beobachtet Kamenisch. Da die Quadratmeterpreise für den Neubau, vor allem in Freiburg, oft schon über 8000 Euro liegen, werden auch ältere oder noch nicht modernisierte Immobilien für viele Kaufwillige wieder attraktiver. Auch wenn diese länger am Markt sind, weil die Interessenten immer häufiger Gutachter und Energieberater mitbringen, die den Bestand untersuchen, aber auch den Aufwand für eine energetische Ertüchtigung taxieren sollen.

Von seinen Sparkassen-Kollegen in Baden­Württemberg hört Kamenisch übrigens eine weiterhin eher schlanke Nachfrage. „Aber bei uns in Freiburg und im nördlichen Breisgau ist das überschaubare Angebot das dominante Thema.“ Die Nachfrage sei da.

Lars Bargmann

Zur Info:

Beim Projekt Sonnhalde macht die S-Immo am 12. Oktober von 13 bis 16 Uhr einen Tag der offenen Baustelle.

Kräftig am Ruder: Peter Unmüßig plant im Herzen Ludwigsburgs ein Bürogebäude, weil der vorherige Investor in die Knie gegangen ist.

Kein Müßiggang bei Unmüßig

Neue Projekte in Ludwigsburg und Freiburg

Die Unmüssig Bauträgergesellschaft springt nach der Pleite eines Investors am Berliner Platz in Ludwigshafen in die Bresche und plant im Herzen der Stadt ein Bürogebäude mit rund 13.000 Quadratmetern Nutzfläche. Aber auch in Freiburg ist Firmenchef Peter Unmüßig nicht im Müßiggang: Von der Aurelis hat er auf dem Güterbahnhof gegenüber der Lokhalle das letzte freie Grundstück gekauft. Und beim Neubaugebiet Kleineschholz hat er sich – mit gemeinnützigen Mitstreitern – auf drei Grundstücke beworben.

Um die Bauflächen in Kleineschholz können sich, so hat es die Rathausspitze um Oberbürgermeister Martin Horn festgelegt, nur „gemeinwohlorientierte“ Akteure bewerben. 30 haben ihre Konzepte eingereicht, darunter sind auch drei, die im Hause Unmüßig entworfen wurden. Das Bauvorhaben Stadt / Land / Gut ist eine Kooperation mit dem Einzelhändler Beckesepp, bei dem unter anderem abgelaufene Lebensmittel in einem inklusiven Food Rescue Restaurant verarbeitet sowie 33 öffentlich geförderte Mietwohnungen erstellt werden sollen.

Auf einem zweiten Grundstück will Unmüßig mit kirchlichen und karitativen Organisationen ein Gebäude mit 48 öffentlich geförderten Wohnungen ausschließlich für Pflegekräfte bauen. Im Projekt Take it 100 mit sozial engagierten Kommanditisten sind es 55 Wohnungen. Die Miete in allen Wohnungen soll 40 Jahre lang 40 Prozent unter dem Mietspiegel liegen. Die Konzepte liegen der Redaktion vor.

„Wir übertreffen die geforderte 50 ­Prozent­Quote, bieten 40 Jahre lang günstige Mieten, und wenn diese Projekte nicht als gemeinwohlorientiert eingeschätzt werden, interessiert mich die Begründung“, sagt Unmüßig.

Dass die Bundesregierung den neuen Gebäudetyp E (E = einfach) im Herbst vom Kabinett beschließen lassen möchte, der das Bauen vor allem von Sozialwohnungen deutlich vereinfachen und damit auch günstiger machen soll, begrüßt

Unmüßig. Allerdings hat er Zweifel, ob das sowohl rechtlich als auch baulich auf dem Bauplatz wirklich funktioniert. Einen neuen Bauplatz gibt es auf dem Güterbahnhof. Das Grundstück an der Paul­Ehrlich­Straße hat er erst neulich von der Aurelis gekauft, die lange selber, aber offenbar wenig erfolgreich Mieter gesucht hatte. Auf 2800 Quadratmetern ist hier ein fünfgeschossiges Bürogebäude geplant, offen ist noch die Nutzung im Erdgeschoss. Noch nicht gekauft, aber mit einer Option gesichert hat sich Unmüßig das Grundstück am Berliner Platz in Ludwigshafen, wo ein Investor mit dem Plan eines 19­geschossigen Hochhauses tief in die Knie gegangen ist. Der neue Plan sieht ein fünf­ bis siebengeschossiges Ensemble mit rund 13.000 Quadratmetern Nutzfläche vor (Architekt: Max Dudler), hinter dem nicht zuletzt die Oberbürgermeisterin Jutta Steinrück steht. Seit fast zehn Jahren klafft am perfekt an den ÖPNV angebundenen Platz ein Loch. Ein „Schandfleck“, sagt Unmüßig. An dem täglich mehr als 60.000 Menschen vorbeikommen. In der größten Stadt der Pfalz baut sein Unternehmen auch die Ludwigstürme (wir berichteten). Das Volumen beider Projekt liege bei rund 110 Millionen Euro.

In Emmendingen feierte Unmüßig Anfang Juni das Richtfest am Löwentor in der Innenstadt, es beherbergt 38 Wohnungen und knapp 7000 Quadratmeter Handelsflächen und soll Anfang kommenden Jahres eröffnet werden.

Noch früher, am 24. September, soll das neue Zentrum Landwasser mit einem großen Bürgerfest eröffnet werden. Für die Bebauung des benachbarten einstigen Kannenberg­Areals soll der Gemeinderat im November die Aufstellung eines Bebauungsplans beschließen. Bereits mit der Satzung des Bebauungsplans für den ehemaligen OBI­Markt in St. Georgen rechnet Unmüßig, der unlängst 20.000 Euro fürs Außenbecken am Freiburger Westbad gespendet hatte, Ende des Jahres. Parallel wird am Bauantrag gearbeitet. Bei Freiburgs größtem Projektentwickler ist von einer Baukrise oder auch nur von vornehmer Zurückhaltung am Markt nichts zu sehen. bar

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Grenzüberschreitendes Festival

Die 24. Architekturtage stehen unter dem Titelthema Baustelle Architektur

Unter dem Thema „Baustelle Architektur“ organisieren das Europäische Architekturhaus und seine Projektträger bei den 24. Architekturtagen vom 4. bis 31. Oktober 150 Veranstaltungen in rund 30 Städten grenzüberschreitend im Dreiländereck. Es werden 20.000 Interessierte erwartet.

Das Eröffnungswochenende für eines der größten grenzüberschreitenden Architektur­Festivals in Europa steigt in Straßburg in der Tabakmanufaktur

(siehe u.l.). Das Prunkstück des architektonischen Kulturerbes des Viertels Krutenau und Zeuge der industriellen Vergangenheit der elsässischen Hauptstadt öffnet nach mehreren Jahren des Umbaus seine Tore für die interessierte Öffentlichkeit.

Zudem gibt es im Laufe der Architekturtage viele Vorträge von renommierten und innovativen Architekten (etwa Amélia Tavella, Encore Heureux, MacIver­Ek Chevroulet oder auch Much Untertrifaller), Bus­Exkursionen von Karlsruhe über Frei­

In der revitalisierten Tabakmanufaktur in Straßburg findet das Eröffnungswochenende statt.

burg nach Basel oder auch von Straßburg über Colmar und Mulhouse nach Basel und vieles mehr.

Mehr Infos:

Ein Projekt des Kollektivs „Encore Heureux“. Zu Gast am 17. Oktober in Mulhouse.

Auch von „Encore Heureux“: Die Grande Halle in der Normandie – eine umgenutzte Elektrowerkstatt

Wohnhaus mit Namen Dirty Harry: Arbeit vom Architektenteam Galerie Neume. Teil einer Besichtigungstour in Basel am 25. Oktober

Ein Werk der korsischen Architektin Amélia Tavella, die am 9. Oktober im Tollhaus in Karlsruhe ist.

Absinth vom Kollektiv MacIver-Ek Chevroulet aus der Schweiz, die am 25. Oktober in Basel einen Vortrag halten.

Palais de la Musique et des Congrès in Straßburg, nach einem Entwurf des österreichischen Architekturbüros Dietrich / Untertrifaller und des französischen Büros Rey-Lucquet & Associés. Dort wird Much Untrifaller beim Finale einen Vortrag halten.

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Auch von Dietrich / Untertrifaller: Die Mediathek in Dornbirn
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Foto: © Anna MacIver-Ek & Axel Chevroulet
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Tradition trifft Innovation

Kirschner Wohnbau zeigt sich von der Baukrise unbeeindruckt

Die Kirschner Wohnbau GmbH feiert im kommenden Jahr schon ihr 60-jähriges Bestehen. Und wie es sich für ein Traditionsunternehmen gehört, agiert sie auch in diesen turbulenten Zeiten mit ruhiger Hand und ist unbeirrt im Wohnungsbau aktiv. Die aktuellen Bauplätze liegen in den begehrten Stadtteilen Herdern, Zähringen und Littenweiler.

Auf dem Güterbahnhof, wo die Kirschner Wohnbau ihren Sitz hat, geht das Projekt IKS, benannt nach der IngeborgKrummer­Schroth­Straße, mit insgesamt 104 Wohnungen jetzt seinem Ende entgegen. Die IKS 4 ist schon komplett bezogen, die IKS 2 trotz aller Widrigkeiten im Zeitplan. Beide Gebäude sind an einen institutionellen Anleger verkauft worden. Als Generalunternehmer fungiert die Dürrschnabel Industriebau, die im Februar den plötzlichen Tod ihres Geschäftsführers Markus Keune verkraften musste. „Es ist Markus Keunes beeindruckendes Verdienst, dass die IKS 4 so toll gelaufen ist“, lobt Dennis Kirschner seinen ehemaligen Geschäftspartner. Ebenfalls mit der Dürrschnabel baut Kirschner an der Uffhauser Straße 21 Wohnungen. Ein KfW­ 40 ­Haus ist bereits komplett an einen Anleger verkauft, im anderen gibt es zehn Eigentumswohnungen mit zwei oder drei Zimmern für im Schnitt 7500 Euro pro Quadratmeter.

Kurz vor dem Baustart – als Gemeinschaftsprojekt mit dem Freiburger Immobilienzentrum – ist ein Stadthaus mit acht Wohnungen am Kreuzsteinacker, wo schon vor Baubeginn fünf der acht Wohnungen verkauft waren. Die preiswerteste noch zu habende hat drei Zimmer, 82 Quadratmeter und kostet 775.000 Euro. Wallboxen gehören hier zur Standard ausstattung.

Auf der anderen Seite der Stadt, im Norden, ist mit der Anemone 24 (benannt nach dem gleichnamigen Weg)

Hochwertig: Ob am Schnaitweg in Littenweiler (l.) oder auf dem Güterbahnhof: Kirschner baut gehobene Wohnhäuser.

ebenfalls ein freistehendes Haus mit sechs Einheiten (59 bis 134 Quadratmeter) unter einem Satteldach kurz vor dem Spatenstich. Mitte 2026 soll es bezugsfertig sein. Die Quadratmeterpreise liegen dort um die 9500 Euro. „Eine tolle Lage mit Blick auf den Fritz­Ginter­Park“, kommentiert Detlef Schuster vom Verkaufsteam.

Eine weitere repräsentative Stadtvilla ist an der Ludwigstraße 36 nahe dem Stadtgarten geplant. Aktuell laufen dort die Erdarbeiten. Hier werden es 14 Wohnungen (62 bis 157 Quadratmeter) sein, einige gar mit Münsterblick. Kirschner ist nicht für günstigen Wohnraum bekannt, sondern für qualitativ hochwertige Wohnungen. „Wo ausschließlich der Preis das dominante Kriterium ist, sind wir mit unseren Projekten selten der richtige Partner“, sagt Kirschner. Dafür lege die Firma viel zu viel Wert auf gehobene Ansprüche. Viele Käufer sind Wiederholungstäter, sie wissen, wie eine Kirschner­Wohnung am Ende gestaltet ist – und wo sie liegt. Die Kirschner­Kundschaft ist zum Großteil gar nicht von der Zinswende betroffen, weil sie über ausreichend Mittel verfügt. Aber auch Kirschner kritisiert, dass die zinsvergünstigten Darlehen der KfW­Bank ihren Namen nur halbwegs verdienen: 2,5 bis 3 Prozent auf maximal 100.000 Euro hätten so gut wie keinen Einfluss auf Kaufentscheidungen. Und wenn die Mittel dann auch instabil sind, Programme nur wenige Wochen laufen, dann stimme etwas Grundsätzliches nicht.

Bald 60 Jahre lang hat die Kirschner Wohnbau ihre Gebäude in bewährter Bauweise erstellt, schon bald aber wird sie auf einem Grundstück im Stadtteil Mooswald einen reinen Holzbau in Angriff nehmen. „Das wird unser Pilotprojekt in Sachen Holzbau, wir haben das richtige Grundstück und auch die richtigen Partner gefunden und freuen uns drauf“, sagt Kirschner. Tradition trifft Innovation.

Lars Bargmann

Reibereien um Rotorblätter:

Die Offenlegung der RVSO-Pläne sorgte auch für erhitze Gemüter.

Gebietskulissen Regionalverband

Südlicher Oberrhein (Stand: Mai 2024)

• Solarenergie

• Windenergie

Fight um Flächen

Regionalverband schlägt auch umstrittene Standorte für PV-Anlagen und Windräder vor

Mindestens zwei Prozent des südlichen Oberrheins sollen laut Klimaschutzgesetz mit Solar- und Windkraftanlagen bebaut werden. Vom Regionalverband ausgemachte Flächen bei Munzingen oder Heitersheim werfen allerdings Fragen auf.

Mitte Mai hatte der Regionalverband Südlicher Oberrhein (RVSO) Pläne für den Ausbau von Solar­ und Windenergie vorgelegt. Darin ausgewiesen wurden im Stadtkreis Freiburg sowie den Landkreisen Breisgau­Hochschwarzwald, Emmendingen und Ortenau insgesamt 183 Areale mit einer Größe von 12.300 Hektar für Windräder sowie 114 Gebiete mit einer Gesamtgröße von 1500 Hektar für Photovoltaik­Paneele. Konkret sind laut einer Drucksache des Freiburger Gemeinderats für Windkraft im eigenen Stadtkreis 300 Hektar ausgemacht. Im Ortenaukreis 6300 Hektar, im Landkreis Emmendingen 2600 Hektar und im Landkreis Breisgau­Hochschwarzwald 3100 Hektar. Für Freiland­Photovoltaik sind es in Freiburg 20 Hektar, im Ortenaukreis 560 Hektar, in Emmendingen 290 Hektar und im Landkreis BreisgauHochschwarzwald knapp 640 Hektar. Mit den Planungen kommt der Verband Klimaschutz­Beschlüssen von Bund und Land aus dem Jahr 2022 nach, wonach mindestens zwei Prozent einer Regionsfläche für Windenergie (1,8 Prozent) sowie Freiflächen­Photovoltaik (0,2 Prozent) bereitgestellt werden sollen. Laut Drucksache gehen die

Planungen am südlichen Oberrhein über dieses Mindestmaß hinaus: Für Windkraft sind drei Prozent vorgesehen, für Solarenergie 0,4 Prozent. Bis zum 7. Juli konnten Bürger, Behörden, Naturschutzvereinigungen und Kommunen zu den Plänen Stellung beziehen. „Wir haben ein sehr differenziertes Stimmungsbild erhalten“, sagt Wolfgang Brucker, Verbandsdirektor des Regionalverbands. Rund 5000 Menschen hätten Feedback gegeben. Von allgemeiner Zustimmung über kritische Betrachtung bis zu grundlegender Ablehnung sei alles dabei. In den sogenannten Vorranggebieten sei die Beteiligung reger gewesen.

So forderte der Ortschaftsrat Munzingen per Schreiben an den Freiburger Gemeinderat die Rücknahme zweier im Süden des Ortes für Solarenergie ausgewiesenen Flächen mit einer Gesamtgröße von rund 21 Hektar. Diese liegen laut der Stellungnahme in vollem Umfang in landwirtschaftlich geschützten Gebieten, die andere Nutzung verbiete. Weil die Fläche wohl aber durch die Autobahn A5 bereits „erheblichen Lärmbelastungen und visuellen Beeinträchtigungen“ ausgesetzt sei, gelte der Flur in den RVSO­Plänen als geeignet.

Via Stellungsname betont der Ortschaftsrat am 12. Juli einstimmig: „Landwirte können in beiden Gebieten auf ihrem Gelände wegen der Privilegierung aus dem Baugesetzbuch sowieso Solaranlagen errichten.“ Wegen der hohen Flächenkonkurrenz innerhalb der Freiburger Gemarkung

Energiewende

seien die RVSO­Pläne „ein falsches Signal“. Die Klassifizierung als „Vorbehaltsgebiet“ sei überflüssig.

Das Freiburger Baudezernat stuft die Flächen in einer Drucksache vom 23. Juli als „vertretbar“ ein. „Vorbehaltsgebiete“ dienten dem Schutz konkurrierender Nutzungen.

Außerdem sind die ausgeschriebenen Gebiete laut Baudezernat nicht verbindlich: Welche Standorte mit PV­Anlagen bebaut werden, hängt auch vom jeweiligen Eigentümer ab. Im Dezember 2022 hatte der Bundestag vereinfachte Genehmigungsverfahren für PV­Freiflächenanlagen entlang Autobahnen und mehrgleiseigen Schienenstrecken beschlossen. Nun können Flächen im Abstand von maximal 200 Metern zu Fahrbahnen für Photovoltaik genutzt werden.

Davon betroffen ist auch eine zehn Hektar große PV­Freifläche auf der Heitersheimer Gemarkung westlich der Rheintalbahn. „Für diese ausgewiesene Fläche brauchte es bisher schon keine Bauleitplanung, um hier eine FreiflächenPV­Anlage zu installieren“, erklärt Bürgermeister Christoph Zachow. Die Festlegung des Regionalverbands habe somit praktisch keine Auswirkungen.

Zwischen Munzingen und Tiengen nimmt die Novelle aus dem Jahr 2022 bereits Gestalt an. Auf sechs Hektar entsteht dort ein Solarpark mit einer Leistung von maximal 7,1 Megawatt. Es ist das größte Solar­ und Batterieprojekt in Freiburg. Versorgen soll es knapp 2000 Haushalte. Initiiert wurde der Bau von Landwirt Winfried Bächle. „Das Freiburger Umweltschutzamt hat mich angerufen“, blickt er zurück. Entsprechende Pläne habe er aber bereits in der Schublade gehabt. „Die haben wir dann relativ schnell durchgekriegt.“

1500 Hektar am südlichen Oberrhein sollen mit PV-Paneelen bebaut werden.

Verbandsdirektor Brucker geht bereits heute davon aus, dass es zumindest bei Windenergie zu einer zweiten Offenlage von Plänen kommt. Der finale Satzungsbeschluss soll spätestens am 30. September 2025 stehen. Den Zeitplan nennt Brucker „sportlich­ambitioniert“. Denn danach wird dem Verband das Heft aus der Hand genommen. Er sagt: „Wenn wir bei der Windenergie am Ende nicht auf die 1,8 Prozent der Regionsfläche kommen, sieht der Bundesgesetzgeber vor, dass Windkraftanlagen in der gesamten Region Südlicher Oberrhein als privilegiert gelten und einer planerischen Steuerung vollständig entzogen sind.“

Pilotprojekt auf Firmendach

Stadt Freiburg fördert

Netzanschluss mit 50.000 Euro

Im Industriegebiet Nord auf den Dächern der Fred Bank GmbH wird eine neue Solaranlage mit einer Leistung von 240 Kilowatt peak (kWp) installiert. Bei hohen Kilowattzahlen ist der Anschluss ans öffentliche Stromnetz aufwendig. Deshalb bezuschusst die Stadt im Rahmen eines aus dem Zukunftsfonds Klimaschutz finanzierten Pilotprojekt von Badenova den Netzanschluss. So erhält die Fred Bank GmbH den maximalen Förderbetrag von 50.000 Euro aus dem Zukunftsfonds Klimaschutz. Freiburg möchte bis 2035 klimaneutral sein. Ohne einen massiven Ausbau der erneuerbaren Energien ist das nicht möglich. Deshalb hat der Gemeinderat eine Windkraft­ und Photovoltaikoffensive angekündigt. Bis 2030 soll die Windkraftproduktion verzehnfacht und die Solarenergie verfünffacht werden. Wer – auf Freiburger Gemarkung – eine PV­Anlage mit einer Leistung größer als 30 kWp installieren lässt, trägt die Kosten für den Netzanschluss selbst. Viele potenzielle Betreiber entscheiden sich deshalb gegen eine Anlage dieser Größe. Hier setzt das neue Projekt an und bezuschusst die vom Anlagenbetreibenden zu tragenden Kosten mit bis zu 1000 Euro pro Kilowatt installierter Leistung. Das Budget aus dem Zukunftsfonds Klimaschutz für das Pilotprojekt der Badenova liegt bei 300.000 Euro für 2023 und 2024. chilli

Mehr dazu unter freiburg.de/pvgrossanlagen

Stadtbau schnürt Solarpakt

Auch Balkonanlagen im Fokus

Die Freiburger Stadtbau GmbH (FSB) will noch mehr Solaranlagen bauen. Aktuell hat die Stadttochter mit rund 50 eigen- und fremdbetriebenen Anlagen bereits 2,6 Megawatt peak (MWp) Leistung. Nachdem der Bundestag im vergangenen April 2024 das Solarpaket I zur Steigerung des PV-Ausbaus verabschiedet hat, starten die Geschäftsführer Magdalena Szablewska und Matthias Müller nun das Projekt FSB-Solar.

Nicht nur bei allen Neubauprojekten und umfangreichen Sanierungen –wo PV­Anlagen gesetzlich ohnehin vorgeschrieben sind –, sondern auch auf Bestandsgebäuden und an Fassaden sollen Module installiert werden. „Mit FSB ­SOLAR investieren wir breit und mit starker Fokussierung in eines der wichtigsten Energiethemen unserer Zeit“, so Szablewska.

Die FSB will dabei über gesetzliche Vorgaben hinausgehen. Ein konkretes Beispiel sei das Projekt Hornbühl­Ost, mit dessen Bau – nach jahrelangem Vorlauf – Ende 2024 tatsächlich begonnen werden soll. Dort werden auf den Dachflächen der Südseite vollflächig PV­Anlagen verlegt – weit über die gesetzliche Pflicht hinaus bis fast an die 100 kWp­ Grenze. Mit den neuen Möglichkeiten, die das Solarpaket bietet, sollen aber auch die nördlichen Dachflächen mit Modulen ausgestattet werden. Um ihre Mieter zu beteiligen, setzt die FSB auf Mieterstrommodelle, bei denen die Bewohner den auf dem Dach erzeugten Strom direkt und zu günstigeren Konditionen beziehen können.

Ein hohes Potenzial für mehr Solarstromerzeugung weisen auch Bestandsgebäude auf, die nicht einer gesetzlichen PV­Pflicht unterliegen. Deshalb erfasst die FSB bis Ende des Jahres sämtliche Gebäude, um so die geeignetsten zu finden. Für erste konkrete Projekte mit einer zusätzlichen Gesamtleistung von einem MWp wurden beim städtischen Zukunftsfonds Klimaschutz 2025/26 Fördermittel beantragt. Die Investitionskosten dafür werden aktuell bis 2028 auf 2,1 Millionen Euro geschätzt. Zudem soll ein Pilotprojekt zu Fassaden­ und Balkon­PV­Anlagen an vertikalen Gebäudeflächen realisiert werden, um die „technische und wirtschaftliche Umsetzbarkeit solcher Anlagen vertieft zu erproben“, heißt es in einer Pressemitteilung. Denn Montage und Betrieb von Balkon­PV­Anlagen seien im Geschosswohnungsbau aufgrund von Verkehrssicherungspflichten und Haftungen besonderes herausfordernd. chilli

Den Widrigkeiten getrotzt

Dürrschnabel Industriebau in schwierigen Zeiten erfolgreich

Die Auftragsbücher sind ungeachtet der Baukrise prall gefüllt bei der Dürrschnabel Industriebau GmbH. Mehrere Wohnbauvorhaben stehen kurz vor der Vollendung, auch im gewerblichen Bereich sind die Emmendinger weiter aktiv. Der größte Brocken ist derzeit das neue Verwaltungsgebäude für die Sick AG am Stammsitz in Waldkirch.

Derzeit der größte Brocken: das neue Verwaltungsgebäude für die Sick AG in Waldkirch

Bis in den kommenden März wird die durchaus spektakuläre Baustelle bei Sick noch dauern. 9300 Quadratmeter Nutzfläche, eine attraktive Architektur, ein qualitativ hochwertiger Ausbau – Geschäftsführer Stefan Schäfer managt allein in Waldkirch ein 29­Millionen­Euro­Projekt. Im Februar musste er den plötzlichen Tod seines Co­ Geschäftsführers Markus Keune verkraften, menschlich wie geschäftlich, und hat nun seinen Sohn Christopher mit auf die Kommandobrücke geholt. Vieles, was Keune angefangen hatte, muss nun fertig gebaut werden. Nicht zuletzt auch das Mehrfamilienhaus IKS 2 auf dem Güterbahnhof mit 56 Wohnungen und zwei Gewerbeeinheiten, das Schäfer für und mit der Kirschner Wohnbau GmbH Ende Oktober an den neuen Eigentümer übergeben möchte.

Bereits fertig ist die 41 Einheiten fassende Wohnanlage am Schnaitweg, wo die Dürrschnabel erneut ihre Kompetenzen im hochwertigen Wohnungsbau demonstriert hat. Der spielt auch an der Uffhauser Straße in Freiburg­Haslach die Hauptrolle, wo ebenfalls die Kirschner Wohnbau den Auftrag an die Dürrschnabel vergeben hat. Wenn alles glatt läuft, können die ersten Bewohner noch dieses Jahr einziehen. Allerdings kämpft Schäfer – wie viele andere auch – mit den Bauzeiten. Was vor sechs, sieben Jahren noch 18 Monate dauerte, dauert nun auch mal zwei Jahre: „Das fängt bei den Planungsbüros an und geht auf der Baustelle weiter.“ Weil viele Planer auf Viertagewochen setzen (müssen), sind die Planungsprozesse für Bauanträge, aber auch für die Werkplanung langwieriger geworden. „Wenn du am Donnerstag was brauchst, der eine Mitarbeiter aber freitags und der andere montags nicht arbeitet, kriegst du das erst am Mittwoch. Das ist fast eine ganze Woche“, hadert Schäfer: „Auch mit dem Home­Office kann das gewohnte Tempo nicht gehalten werden. Die Baustelle kann ich halt nicht mit nach Hause nehmen.“

So treffe das immer komplexere Bauen, vor allem bei der Haustechnik, auf immer weniger Arbeitsleistung. Und auch

seine Auftragnehmer, sei es der Rohbauer, der Trockenbauer oder der Maler, können schnelle Bauzeiten nicht mehr einfach so versprechen. „Manche müssen ja froh sein, wenn die Bauarbeiter nach den Bauferien überhaupt wieder pünktlich erscheinen, du kannst ja heute keinen hohen Druck mehr aufbauen.“ Zudem arbeiten immer mehr Nachunternehmer selbst mit Subunternehmern und Leiharbeitern. Der notwendige Zugriff werde dadurch weiterhin erschwert.

Die sprachlichen Barrieren auf den Baustellen tragen ihr Scherflein zu den längeren Bauzeiten bei. Und auch die inflationär eingeschalteten Gutachter finden mit ihren Lupen immer noch etwas, was anders gemacht hätte werden müssen. „Wir stehen für hochwertige Qualität, seit fast 30 Jahren, aber heutzutage wird es auch hin und wieder mal übertrieben“, sagt Schäfer. Bei einem Betriebsgebäude in Merdingen war es eine „Überraschung“ im Boden, die zu Verzögerungen führte. Auch dieses Projekt soll aber nun bis Weihnachten fertig sein. Schäfer verhandelt aktuell noch zwei größere Aufträge. Damit die Auftragsbücher nach einem denkwürdigen auch im kommenden Jahr prall gefüllt sind. Wenn das Unternehmen sein 30 ­jähriges Bestehen feiert. bar

Frisch an den Eigentümer übergeben: Wohnanlage am Schnaitweg in Freiburg

Neues Rathaus kostet

5,5 Millionen Euro Miete

Grundsteinlegung fürs zweite Oval im Stühlinger

Ein rechteckiger Grundstein fürs Oval: Oberbürgermeister Martin Horn legte beim Baustart fürs zweite Rathaus im Stühlinger, dem sogenannten Familienrathaus, selber Hand an: „Wir setzen heute ein klares Zeichen für eine moderne, effiziente und vor allem bürgernahe Verwaltung. Gleichzeitig bündeln wir die Bereiche Familien und soziale Anliegen.“ Was er nicht sagte: Das Rathaus muss seinem Eigenbetrieb Neubau Verwaltungszentrum und Staudinger Gesamtschule (EVS) dafür jährlich mindestens 5,5 Millionen Euro Miete zahlen.

Fürs zweite Rathaus im Stühlinger (unten rechts) ist der Grundstein gelegt.

Rund 800 Beschäftigte der Verwaltung sollen im auf mittlerweile 111 Millionen Euro taxierten Neubau ihre Arbeitsplätze finden. Das Amt für Kinder, Jugend und Familie zieht ein, das Amt für städtische Kindertageseinrichtungen, das Amt für Schule und Bildung. Zudem wird auch das Finanzdezernat mit der Stadtkämmerei vom Fahnenbergplatz in den Stühlinger ziehen. „Wir schaffen moderne und ansprechende Infrastruktur, die auf die Arbeitswelt von heute und morgen eingestellt ist. Auch das zweite Oval der Verwaltung wird eine runde Sache“, formulierte Horn. Baubürgermeister Martin Haag sprach von einem „vorbildlichen Energiekonzept“, das das im ersten Rathaus in Sachen ökologische Standards „nochmal toppt“. Zudem will die Stadtspitze es nicht zuletzt pedaleurenden Pendlern so komfortabel wie möglich machen, baut in der Tiefgarage 600 Rad­Stellplätze, dazu Spinde und Duschen. Der Rohbau soll zum Herbst 2025 abgeschlossen sein, 2027 sollen die Beschäftigten einziehen – 15 Jahre, nach­

dem der Gemeinderat grundsätzlich grünes Licht für das neue Oval­Ensemble gegeben hatte. Den Architektenwettbewerb hatte Christoph Ingenhoven aus Düsseldorf gewonnen, der bei der Grundsteinlegung anwesend war. Das erste Rathaus im Stühlinger hatte 83 Millionen Euro verschlungen. Das zweite war ursprünglich auf 87 Millionen veranschlagt, die Angebote in der europaweiten Ausschreibung hatten dann im Rathaus für Schnappatmung gesorgt. Nachdem Haag und Co. mit dem Generalübernehmer Schleith GmbH noch mehrere Sparrunden gedreht hatten – so gibt es anders als geplant kein Dach mehr über dem Innenhof –, sind es jetzt 111 Millionen. „Wir haben Millionenbeträge rausgenommen“, hatte Haag der Redaktion im vergangenen Juli gesagt.

Das schlüsselfertige Rathaus allein soll dabei mit 89,37 Millionen Euro abgerechnet werden. Gut 20 zusätzliche Millionen kosten Innenausstattung und Finanzierung. Die KfW bezuschusst das Bauvorhaben mit 3,8 Millionen Euro.

Aus den ursprünglich 3,1 Millionen Euro, die das Rathaus dem EVS als jährliche Miete überweisen sollte, sind mittlerweile 5,5 Millionen geworden, bestätigt Rathaussprecher Sebastian Wolfrum. Er räumt auch ein, dass in dieser Summe eingerechnet ist, dass die Karlskaserne für geschätzt zehn Millionen Euro verkauft wird. So wie es beim ersten Beschluss noch geplant war. Was aber inzwischen so gut wie vom Tisch ist. „Seitens des Gemeinderats besteht der Auftrag, alternative Nutzungs­ oder Vermarktungsmöglichkeiten für die Karlskaserne zu erarbeiten. Die politische Diskussion und Entscheidung hierzu erfolgen erst noch“, so Wolfrum. Dabei werde es auch darum gehen, wie bei einem Verzicht auf den Verkauf die vom Regierungspräsidium genehmigte Finanzierung – und somit auch die bisher kalkulierte jährliche Mietzahlung – beibehalten werden könne. Durch Wegfall von jetzt genutzten Standorten sollen nach dem Bezug des Neubaus – nach Rathaus­Angaben – 3,6 Millionen an Mieten gespart werden. Allein für die Nutzung des runden Eckgebäudes am Fahnenbergplatz zahle die Stadt aktuell rund eine Million Miete.

Lars Bargmann

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Aktuell allein auf der Kommandobrücke:

Hans-Martin Hellebrand

Größtes Programm in der Geschichte

Badenova mit Rekordumsatz und Rekordinvestitionen

Noch nie in der 23-jährigen Geschichte des Energieversorgers Badenova AG gab es 1,696 Milliarden Euro Umsatz. Stolze 434 Millionen mehr als 2022. „Der Energiesektor ist weiterhin im Umbruch. Trotzdem ist es uns gelungen, unsere Ziele für das Geschäftsjahr zu erreichen und Rücklagen für die kommenden Jahre zu bilden“, sagte der Vorstand Hans-Martin Hellebrand bei der Bekanntgabe der Zahlen.

50 Millionen Euro Gewinn, das war der Plan. Es wurden 57,4 Millionen. Das Plus von 7,4 Millionen darf Hellebrand im Unternehmen behalten. „Das ist ganz wichtig und erlaubt uns, die vielen Investitionen zu tätigen“, so der Vorstand. 50 Millionen werden an die 98 kommunalen Anteilseigner ausgeschüttet, davon rund 16,5 Millionen ans Freiburger Rathaus.

1.100.000.000,00 – das ist jedoch die beeindruckendste Zahl: 1,1 Milliarden will die Badenova von 2025 bis 2029 investieren. „Das ist das größte Investitionsprogramm in der Geschichte der Badenova“, so Hellebrand. Die Herausforderungen der nächsten Jahre würden extrem fordernd und in allen Bereichen spürbar sein. Um das stemmen zu können, müssten aber auch die Gesellschafter mitspielen und nicht auf maximale Ausschüttungen pochen. „Ja, wir müssen darüber sprechen, wie viel vom Gewinn künftig im Unternehmen bleiben kann“, bestätigte der 43­Jährige auf Nachfrage.

Der Ausbau erneuerbaren Strom­ und Wärmeerzeugung und die dazu erforderliche Netzinfrastruktur seien die we­

sentlichen Investitionsfelder. Aber auch neue Bausteine wie die kommunale Wärmeplanung, Tiefengeothermie oder Wasserstoff müssten integriert werden. Bis 2035 will das Unternehmen ein Gigawatt Stromkapazität aus erneuerbaren Energien aufbauen. 100 Megawatt seien installiert, 600 Megawatt in der Pipeline, sagte Hellebrand.

Knapp 120 Millionen Euro hatte die Badenova im vergangen Jahr investiert, 25 mehr als 2022. Neben dem Ausbau der Infrastruktur sicherte sich Badenova auch Unternehmensbeteiligungen, etwa 25,1 Prozent an der Kölner Software­Schmiede e.pilot GmbH.

Nachdem sich Badenova und Co.­Vorstand Heinz­Werner Hölscher Ende April überraschend getrennt haben, führt Hellebrand die Geschäfte aktuell alleine. Das wird aber nicht so bleiben. Ein zweiter Vorstand wird derzeit gesucht. bar

Bilanz-Box: Badenova AG 2023 2022

Umsatz* 1,696 Mrd. 1,262 Mrd. Aus Strom 832,5 Mio. 725,9 Mio.

· aus Erdgas 782 Mio. 481,9 Mio.

· aus Wasser 37,8 Mio. 38,6 Mio. · aus Wärme 30,3 Mio. 24,7 Mio.

· aus Biomasse 15,2 Mio. 3,15 Mio. Personalkosten 124,5 Mio. 110,3 Mio. Gewinn* 57,4 Mio. 60,4 Mio.

Steht entwicklungsmäßig derzeit auf Gelb: Auf der Artemis-Fläche sollen 350 Mietwohnungen gebaut werden.

Zähflüssiges vom Brauerei-Gelände

Kaum Bewegung beim Ganter-Areal

Mit viel Tempo, so hieß es vor einem Jahr, will die neue Eigentümerin der Wohnbauflächen auf dem Areal der GanterBrauerei die Entwicklung vorantreiben. Es geht allerdings nur mit der erlaubten Höchstgeschwindigkeit in Spielstraßen voran.

„Wir befinden uns weiterhin in der Phase der Beauftragung und Erarbei­

tung der erforderlichen Gutachten, die für das weitere Verfahren notwendig sind“, sagt Patrick Hacker, der Pressesprecher der Artemis Immobilien GmbH & Co. KG (AIG). Es geht um 8000 Quadratmeter gewerbliche Flächen und 350 Wohnungen auf dem rund 20.000 Quadratmeter großen Filetgrundstück. Darunter sind auch 60 öffentlich geförderte, die die Freiburger Stadtbau bauen soll. Ei­

gentlich hätte die AIG, die die Fläche vor drei Jahren von der Ganter Grundstücksgesellschaft (GGG) gekauft hatte, 50 Prozent Sozialwohnungen bauen müssen, kaufte sich aber durch eine Grundstücksabtretung an die Stadt Freiburg von der Verpflichtung frei. „Unser Interesse war, möglichst schnell loszulegen, und bei der 50 ­ProzentQuote wären noch viele Rechtsfragen zu klären gewesen“, formulierte seinerzeit Markus Lißke von der Agentur komm.passion GmbH, die für die Artemis die Kommunikation macht. In einem zweistufigen RealisierungsWettbewerb soll zuerst das gesamte Areal mit den angrenzenden Flächen (Ganter­Biergarten, Tankstelle, Ballhaus) städtebaulich geordnet und danach der Hochbau gekürt werden.

Die Ergebnisse münden in einen neuen B ­Plan und dann im Bauantrag fürs „3sam­ Quartier“, so die Projektbezeichnung der Investoren. An der Mitwirkung der Stadt liege es nicht, dass der Prozess so zähflüssig läuft, sagt Baubürgermeister Martin Haag. Laut Hacker soll die „Erarbeitung der Wettbewerbsauslobung noch im Laufe des Jahres 2024 beginnen“. Nach viel Tempo klingt das nicht. bar

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Aus der Vogelperspektive: In Ehrenkirchen gibt es vergleichsweise günstige Wohnungen.

Neues am Rebgarten

Wo einst eine Spedition ihren Umschlagplatz hatte, entwickelt die BPD, Bouwfonds Immobilienentwicklung, jetzt in Ehrenkirchen das Quartier „Im Rebgarten“. Der erste Bauabschnitt steht in den Startlöchern. Es gibt hochwertigen Wohnraum für im Schnitt 5600 Euro pro Quadratmeter. Das Preis-Leistungs-Verhältnis ist besser als in Freiburg.

BPD-Projektentwickler Patrick Weiß sitzt im Besprechungsraum am PaulaModersohn­Platz im Vauban und zeigt auf einer Karte die Planung für das insgesamt zweieinhalb Fußballfelder große Grundstück. Schon sehr konkret ist indes die Planung für die drei Gebäude

des ersten Bauabschnitts – wovon zwei in Holzbauweise erstellt werden. „Das Thema Holzbau ist sehr spannend und herausfordernd. Anders als beim konventionellen Bauen muss bereits in der Planung besonderer Wert auf den Schall­ und Brandschutz gelegt werden“, erzählt Weiß.

Die beiden Holzhäuser, nur die Tiefgarage und die Treppenhäuser sind aus Stahlbeton, können als klimafreundlicher Neubau im Effizienzhaus­ 40Standard durch die KfW mit zinsvergünstigten Darlehen (bis 100.000 Euro) gefördert werden. PV­Anlagen auf den Dächern und vergleichsweise umweltfreundliche Wärmepumpen zählen ebenso zu den Besonderheiten wie ein Mieterstrommodell mit guten Konditionen oder barrierefreie Wohnungen. Das zuvor fast komplett versiegelte Grundstück bietet bald auch viele Grünflächen, alten Baumbestand, Wasser­Retentionsflächen, einen großen Spielplatz, private Gärten und zwei gewerbliche Einheiten, vermutlich für Dienstleister aus der Gesundheitsbranche. Die Gemeinde Ehrenkirchen hatte bei der Aufstellung des Bebauungsplans viele Bürgerwünsche berücksichtigt. Der Wohnungsmix bietet von der kleinen Einzimmerwohnung für 240.000 Euro bis zur Vierzimmerwohnung für 515.000 Euro ein breites Angebot für

alle Zielgruppen. 10 der 30 Wohnungen sind bereits verkauft, darunter sind junge Familien, Kapitalanleger aber auch die sogenannten Best Ager. Die Erdarbeiten sollen nach dem Jahreswechsel beginnen, Ende 2026 wird’s dann lebendig am Rebgarten. Kurze Wege nach Bad Krozingen, eine „tolle“, selbsterprobte Fahrradstrecke nach Freiburg, die Natur mit dem Batzenberg und dem Schneckental in der Nähe – Weiß ist tatsächlich Ehrenkirchen­Fan geworden. Ihre erste große Quartiersentwicklung im Großraum Freiburg hat die BPD auf dem Güterbahnhof soeben abgeschlossen. Zehn Häuser mit unterschiedlichen Nutzungen hat BPD dort realisiert. Für den Vertrieb war dort wie auch jetzt in Ehrenkirchen Christian Müller Immobilien aus Freiburg verantwortlich, „ein guter Partner“, sagt Weiß. Die BPD, eine Tochter der Rabobank, ist ein seriöses Schwergewicht auf dem europäischen Immobilienmarkt. Seit ihrer Gründung kurz nach Kriegsende hat das Unternehmen 384.000 Wohnungen für mehr als eine Million Menschen gebaut. In Ehrenkirchen werden es am Ende rund 170 Wohnungen für 400 Menschen sein, die auf dem ehemaligen Speditionsgelände leben werden. Prägten bisher Laster das Bild, wird bald ein verkehrsfreies Quartier für ein ruhiges Umfeld sorgen. Lars Bargmann

Premiere: BPD baut erstmals nahezu astreine Holzhäuser.

Ruppenthal lobt Baurechtsamt

WOBAG mit neuem Projekt in Freiburg

Auch in Bad Krozingen gibt es ein neues Bauvorhaben: An der St.Ulrich-Straße baut die WOBAG 22 Eigentumswohnungen in zwei Satteldach-Häusern mit gemeinsamer Tiefgarage.

Wenn Klaus Ruppenthal über den aktuellen Wohnungsbau spricht, dann legt der Vorstand der Wohnbau Baden AG (WOBAG) die Stirn in Falten: „Ist irgendwann der Punkt erreicht, an dem die Leute auf die Straße gehen?“ Was in Berlin und in Stuttgart von der Politik gemacht wird, reiche bei Weitem nicht aus, um kräftige Impulse zu setzen.

Wenn zinsvergünstigte Darlehen für hochgedämmte Gebäude immer noch knapp drei Prozent kosten, sei das für den privaten Käufer – und damit auch den privaten Wohnungs­ oder Hausbau – kein ausreichender Anreiz. Deshalb baut die WOBAG auf dem jüngsten Projekt an der Basler Landstraße in St. Georgen die drei Gebäude zwar im KfW40 ­Standard – aber ohne den Zusatz QNG, der fürs Qualitätssiegel Nachhaltiges Gebäude steht. Das bekommt das fertige Haus, wenn es mit Außenanlagen, allen baulichen und technischen Anlagen und zudem allen Prozessen von der Planung über den Bau und die Nutzung bis hin zur Entsorgung ganzheitlich betrachtet nachhaltig erstellt wurde. Das kostet im ohnehin teuren Wohnungsbau

noch einmal viel zusätzliches Geld – was durch die zinsvergünstigten Darlehen nicht wieder auszugleichen sei.

Mit dem Projekt in St. Georgen auf einem gut 1800 Quadratmeter großen Grundstück hat die WOBAG seit langer Zeit mal wieder eine Freiburger Baustelle auf der Agenda. Ruppenthal hat eine Bauvoranfrage gestellt, keine acht Wochen später war sie positiv beschieden. Ja, dafür könne man das Freiburger Baurechtsamt durchaus mal loben. Aktuell richtet er den Bauantrag. Es wird von der kompakten 1,5 ­Zimmer­ bis zur geräumigen 4 ­Zimmer­Wohnung ein breites Portfolio geben. 20 Wohnungen insgesamt und ebenso viele Tiefgaragen­ Stellplätze wird es geben.

Bereits beziehbar sind die beiden Häuser am Ortsrand von Heuweiler, wo es noch vier Wohnungen gibt. Bis zum Jahresende werden auch die neue Eigentümer haben, ist Ruppenthal überzeugt. In Bad Krozingen startet aktuell der Vertrieb für 22 Eigentumswohnungen in zwei leicht am Hang liegenden KfW­ 40 ­Gebäuden, Anfang 2026 sollen sie übergeben werden. Dort liegt der Quadratmeterpreis im Schnitt bei 6350 Euro. Mit dem QNG wäre es teurer geworden. bar

Visualisierung:
© W OBAG

Wie Karies am Zahn

BES Ingenieure mit viel Expertise bei Betonsanierungen

Beton – es kommt drauf an, was man draus macht, lautete ein Branchen-Werbespruch aus den 80ern. Nicht erst seit gestern ist klar: Marode Betonbauwerke, vor allem Brücken, haben Milliardenschäden gemacht. Während Brückensanierungen vor allem für Autofahrer schnell sichtbar sind, sind die Schäden in Tiefgaragen nur unter Tage zu besichtigen. Einer der Experten in Sachen Betonsanierungen im Südwesten ist die BES Ingenieure GmbH.

Seit Herbst 2022 führen die Ingenieure Matthias Fischer, Thomas Broghammer und Martin Mohnke die Geschäfte der Firma mit Standorten in VillingenSchwenningen und Freiburg. Das Terzett kannte sich. Mohnke ist Tragwerksplaner, Fischer Sachverständiger für Betonschäden und ­instandhaltungen, Broghammer Architekt und Sachverständiger für Gebäudeschäden. Wenn es um Betonschäden geht, dann sind meistens Salze schuld. „Salze fressen alles kaputt“, sagt Mohnke beim Redaktionsgespräch. Oft gepaart mit mangelhaften Abdichtungen. Fischer zeigt Fotos von einer Tiefgarage im Münstertal. Wasser dringt ein, stückweise liegt die verrostete Bewehrung frei, es kommt sogar vor, dass der Stahl

schon komplett weggefressen wurde. „Salze sind beim Beton wie Karies am Zahn“, sagt Fischer.

Es kann aber auch Chlorwasser sein, das das insgesamt neunköpfige BESTeam auf den Plan ruft, wie unlängst bei einer Schwimmhalle in einer Schwarzwald­Stadt. Werden die Schäden sichtbar, ist es schon zu spät für Kosmetik. Dann rücken die Beton­Ärzte an, machen eine Anamnese, besorgen sich die statischen Unterlagen des Bauwerks (wenn sie aufzutreiben sind), nehmen Proben, führen Potentialfeldmessungen, betontechnologische Untersuchungen durch.

Dann folgt das Therapiekonzept. Ihre Maxime: Sanieren statt abreißen und neu bauen. Dann rufen sie zuweilen auch eine Spezialfirma an, die mit 2500 (in Worten: zweitausendfünfhundert) bar Wasserdruck erst einmal den maroden Beton rund um den Stahl wegfegt. Nicht nur der Beton zeigt sich buchstäblich beeindruckt (siehe Videolink).

BES hat sich in sehr kurzer Zeit eine sehr lange Liste an Referenzen erworben. Parkhäuser und Tiefgaragen in Waldshut­Tiengen, Leipzig, Stockach, Furtwangen, Freiburg, Offenburg und Sigmaringen, Brückenbauwerke und Regenüberlaufbecken in Ulm/Neu­Ulm, eine Betonstützwand in Blaustein. Aktu­

ell bereitet das Trio Bauwerksprüfungen an vier Brücken im Streckennetz der Deutschen Bahn vor – wo aufgrund des Verkehrs zuweilen auch nur nachts gearbeitet werden kann.

Beispiel Furtwangen: Die Parkgarage hatte massive Schäden an der Tragkon struktion. BES erarbeitete ein Instandsetzungskonzept, dann, nach Freigabe durch den Eigentümer, die Instandsetzungsplanung und die Ausschreibung. Zunächst kam das Höchstdruckwasserstrahlen zum Einsatz, dann wurden die abgetragenen Flächen mit neuem Beton oder Instandsetzungsmörtel wieder hergestellt, dann alle Oberflächen mit je nach Bauteil unterschiedlichen Oberflächenschutzsystemen versehen.

Bei der Sanierung von Tiefgaragen geht es direkt um große Summen. Rund 15.000 Euro, je nach Schädigungsgrad, pro Stellplatz kommen leicht zusammen. Aber abreißen, wenn obendrauf Häuser stehen, könnte noch deutlich teurer werden. Wer solche Summen vermeiden will, sollte mehr als nur ein Auge auf fortlaufende Instandhaltung richten. Das Akronym BES steht übrigens für Beton, Erhalten, Sanieren. bar

Arbeiten mit 2500 bar: http://bit.ly/chilli_2500bar

1. Innungssiegerin: Bianca Moser (Max Driemeyer) mit ihrem Schreibtisch

Bestes Gesellenstück und Innungssieger: Lennert Wutz, (Martin Schill und Thomas Steiert GbR, Au im Hexental)

Schreinerstar 2024: Anna Meier (Roland Jäger, Freiburg)

Preise für die schönsten Möbelunikate

Schreiner-Innung mit Lehrlingsfreisprechungsfeier 2024

Der Schreiner kann Stuhl und Tisch, Treppen und Innenausbau – einfach alles, was mit Holz zu tun hat. Die Ausbildung ist kreativ und vielseitig. Der Schreinerberuf erlebt seit Jahren eine Renaissance. Junge Männer und immer mehr junge Frauen entscheiden sich für die Ausbildung zum Schreiner: weil sie fasziniert sind vom Werkstoff Holz, weil es als Schreiner ganz verschiedene Möglichkeiten gibt, sich kreativ zu verwirklichen und auch, weil eine abgeschlossene Handwerksausbildung viele berufliche Chancen eröffnet.

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Den Abschluss ihrer Ausbildung feierten Ende Juli in der Meckel­Halle der Freiburger Sparkasse 38 neue Schreinergesellinnen und Schreinergesellen bei der Freisprechungsfeier der Schreiner­Innung Freiburg, die seit fast 200 Jahren das Schreinerhandwerk in der Region fördert und begleitet. Dabei wurden auch die Formpreise vergeben, die in Zusammenarbeit mit dem Landesfachverband Schreinerhandwerk Baden­Wü rttemberg ausgelobt werden. Die für den Formpreis ausgewählten Gesellenstücke wurden von einer Fachjury gesichtet, ausgesucht und konnten in einer Ausstellung in der Meckel­Halle besichtigt werden.

Insgesamt haben 658 Besucherinnen und Besucher der Ausstellung abgestimmt: Anna Meier holte mit ihrem Unikat, einem Flurmöbelstück aus Nussbaum, den ersten Platz und damit den Titel „Schreinerstar 2024“.

Der 2. Platz wurde an Marian Schneider mit seiner Garderobe aus Nussbaumholz vergeben. Der dritte Platz ging gleich an zwei Nachwuchsschreiner: An Frederik Bange und an Lennert Wutz, dessen Schreibtisch außerdem zum besten Gesellenstück gekürt wurde. Lennert Wutz holte zudem den Titel des Innungssiegers mit 90,4 Punkten, gemeinsam mit Bianca Moser, die dieselbe Punktzahl erreicht hat. 88,9 Punkte und damit den zweiten Innungssiegerpreis erhielt Leon Bartmann mit seinem modularen Möbelstück.

Innungsobermeister Bernd Schwär beglückwünschte bei der Freisprechungsfeier die Gesellinnen und Gesellen zur bestandenen Gesellenprüfung und nannte die Berufsausbildung einen wichtigen Grundstein für den weiteren Berufsund Lebensweg. „Sie können alle stolz sein, dass Sie diesen Lebensabschnitt erfolgreich gemeistert haben“, sagte Schwär, bevor er die neuen Gesellinnen und Gesellen in das Berufsleben verabschiedete.

Die Durchführung der Gesellenprüfung sei jedes Jahr eine Herausforderung für die Prüfungskommission. Viel Zeit werde ehrenamtlich aufgewendet, um die Prüfungen abzunehmen. „Doch die Ausbildung unseres Nachwuchses ist jedem Ausschussmitglied dies wert“, so Schwär. Für das kommende Lehrjahr gibt es noch freie Ausbildungsplätze: Auf der Website der Schreiner­Innung sind die Innungsbetriebe aufgelistet. Freie Ausbildungsplätze in Freiburg und Umgebung können auch direkt bei der Innung erfragt werden. mam

Mehr dazu unter www.schreinerinnung-freiburg.de

Die Prü fungs kom mis si on mit Ober meis ter: Wolfgang Dorst, Mar tin Männer, Heiko Streicher, Christian Kuhm, Markus Müllerschön, Joachim Bachmann, Hel mut Luem, Henrik Meretz, Felix Hahn, Bernd Schwär, Julian Steible (v.l.)
Fotos: © Schreiner-Innung Freiburg

E = einfach?

Wie ein neuer Gebäudetyp günstigeres Bauen ermöglichen soll

Als Antwort auf die Mangelware bezahlbare Wohnungen und hohe Baukosten will die Bundesregierung den neuen Gebäudetyp E einführen. E = einfach. Oder auch E = experimentell. Das Kabinett soll den Gesetzesentwurf aus dem Hause von Justizminister Marco Buschmann im Herbst beschließen.

Der Normen- und Bauvorschriftenwahnsinn ist in den vergangenen Jahren immer weiter eskaliert. Der Preis: Kaltmieten rund um 20 Euro, Quadratmeterpreise weit oberhalb 7000 Euro. Für normal verdienende Verbraucher kaum bezahlbar. Branchenverbände, aber auch Politiker fordern schon lange, den dichten Bauvorschriftenwald zu lichten. „Bauen muss wieder einfacher und preisgünstiger gemacht werden, ohne Abstriche bei der Sicherheit“, sagt Bauministerin Klara Geywitz. Zivilrechtlich geht es vor allem um den Gebäudebauvertrag zwischen fachkundigen Unternehmen oder auch Institutionen. So soll etwa ein Bauträger mit Architekten, Fachplanern, Rohbauern oder ausführenden Firmen Verträge schließen können, die ein einfacheres oder Büro­

gebäude – rechtssicher ermöglichen, auch wenn es nicht nach allen Regeln der Technik hergestellt wird. Was heute unabdingbar ist. Ausgenommen davon sind allein Sicherheitsstandards. So wäre es künftig etwa kein Mangel mehr, wenn der Schallschutz „nur“ nach der DIN 4109 gebaut wird. Oder wenn die Heizung im tiefen Winter in den Räumen nur 19 Grad schafft. Oder wenn der Übergang zwischen Wohnzimmer und Balkon in einer 20 Zentimeter hohen Stufe besteht. Oder es gar keinen Keller oder Balkon gibt. „Es ist möglich, solche Standards nun deutlich zu senken“, sagt Nicolas Schill von der Baurechtspezialisten­Kanzlei Steiger, Schill und Kollegen in Staufen. Dafür brauche es aber auch die richtigen Vertragswerke.

Der Gesetzgeber will auch das innovative oder experimentelle Bauen ermöglichen. Bisher kann dies leicht gegen die verbindlichen anerkannten Regeln der Technik verstoßen – gerade weil es neu ist. Nun beseitigt das Gesetz diesen Mangel.

Gesetz: Solange nur Profis am Werk sind – ein Projektentwickler beauftragt einen Generalunternehmer, der seine Subunternehmen beauftragt und am Ende kauft ein institutioneller Anleger das Gebäude und vermietet die Flächen –, kann das Bauen einfacher und damit auch günstiger werden.

Für den privaten Häuslebauer bedeutet das neue Gesetz – nichts. Er ist Verbraucher und wird nach wie vor geschützt. Genau das aber ist die Krux am neuen

Sobald aber am Ende der Kette ein Käufer etwa einer Eigentumswohnung steht, ist es mit „einfach“ vorbei. Es sei denn, der Käufer verzichtet auf bestimmte Merkmale. „Da muss der Verkäufer dann höllisch aufpassen, dass er rechtssichere Verträge macht“, sagt Schill. Man muss kein Prophet sein, um zu prognostizieren, dass sich hier ein weiteres Feld für juristische Auseinandersetzungen öffnet. So sagt nicht zuletzt der Vize­Hauptgeschäftsführer des Zentralen Immobilien Ausschusses, Gunther Adler, es komme nun „entscheidend auf die Konkretisierung sowohl der zivilrechtlichen Regelungen, der Haftung nach dem Bürgerlichen Gesetzbuch (BGB), als auch der baurechtlichen Vorgaben an, um Rechtsunsicherheiten zu vermeiden“. So einfach ist der Gebäudetyp E also noch nicht.

Im Eimer: Teile der Freiburger UB-Fassade sind nach wie vor nicht wasserdicht. Dafür mittlerweile ohne Zaun: die Freiburger UB.

Nicht ganz dicht

Um die Fassade der Freiburger UB wird weiter gerichtlich gestritten

Blendende und undichte Fassade, herabstürzende Teile.

Die Freiburger Universitätsbibliothek sorgt seit ihrer Eröffnung im Jahr 2015 für Schlagzeilen. Im Herbst haben sich Land und eine zuständige Baufirma gerichtlich geeinigt. Gestritten wird noch mit Degelo Architekten aus der Schweiz.

„Nach Fertigstellung und Inbetriebnahme der neuen Universitätsbibliothek haben sich in den zurückliegenden Jahren im Bereich der Gebäudefassade Mängel gezeigt“, fasst Ole Nahrwold, Leiter im Freiburger Amt des Landesbetriebs Vermögen und Bau Baden­Württemberg, die ersten neun Betriebsjahre des 53 ­Millionen­Euro ­Bauwerks im Stadtzentrum zusammen.

Die ersten Mängel der insgesamt 7300 Quadratmeter fassenden Fassade aus Chromstahl und Glas werden schon vor der offiziellen Eröffnung im Juli 2015 augenscheinlich: Auf der anliegenden Rempartstraße werden Autofahrer geblendet. Das provisorisch auf der Ostseite des Gebäudes gespannte Sonnensegel ist mittlerweile fester Bestandteil der Fassade. Wer die Kosten für das Banner trägt, ist allerdings noch nicht ausgemacht: Laut Nahrwold läuft aktuell ein gerichtliches Verfahren in erster Instanz. Zu klären sei, „ob hier ein Planungsfehler vorliegt, der zu einer entsprechenden

Kostentragungspflicht der beauftragten Architekten und Planer führt“.

Im Frühjahr 2016 wird klar, dass die Fassade obendrein stellenweise undicht ist. Auch acht Jahre später stehen Eimer und Wannen in der Bibliothek, um Regenwasser aufzufangen. Schuld sind laut Nahrwold einzelne Bauteile der Fassade, „die den Anforderungen insbesondere im Hinblick auf die erforderliche Temperaturbeständigkeit nicht entsprechen“. Auch diese Elemente seien „Gegenstand umfassender gerichtlicher Auseinandersetzungen“.

Im Sommer 2018 löst sich erstmals eine Blendabdeckung von der Fassade und fällt herab. Verletzt wird niemand. Ursache war die Klebverbindung innerhalb der Fassade. Im März 2019 löst sich das nächste Teil, es landet innerhalb einer zuvor aufgestellten Baustellensicherung. Das Amt für Vermögen und Bau will den Kleber gegen mechanische Befestigungen tauschen. Noch heute fehlt die Umrüstung der UBWestseite zur Milchstraße. Auch die Abdeckungen sind Gegenstand eines Rechtsstreits. Laut Nahrwold hängen „für die sachverständige Begutachtung im gerichtlichen Verfahren“ noch einige Referenzteile am Gebäude. Gefahr bestehe deswegen nicht.

Nach jahrelangem Streit einigte sich das Amt für Vermögen und Bau im Herbst mit der zuständigen Fassaden­

baufirma Metallbau Früh GmbH aus Umkirch auf einen Vergleich. „Wir haben uns hierbei auf ein Sanierungskonzept verständigt, mit dem die Ursache für die Undichtigkeiten beseitigt und die Fassade instandgesetzt wird“, erklärt Nahrwold.

Die Rechtsstreitigkeiten zwischen Land und Metallbau Früh seien damit beendet. „Das gerichtliche Verfahren zur Frage einer möglichen Haftung der beauftragten Planer für die Undichtigkeiten läuft aktuell aber weiter“, so der Amtsleiter. Für die Planung der UB hauptverantwortlich war das Schweizer Büro Degelo Architekten. Fragen zur UB beantworten die Basler „nach Anweisung der Bauherrschaft“ allerdings nicht.

Abgeschlossen sein sollte die Sanierung der UB ­Fassade eigentlich schon Ende Mai. „Bedauerlicherweise konnten die Abdichtungsarbeiten nicht so schnell vorangebracht werden, wie es in der Vereinbarung eigentlich festgelegt war“, so Nahrwold. Schuld sei vor allem das wechselhafte Wetter. Dicht sein soll die UB nun bis zum Jahresende – und damit fast zehn Jahre nach ihrer Eröffnung. Auch die anderen Fassaden­Arbeiten sollen dann abgeschlossen sein. Wer die Kosten dafür trägt, wird laut Nahrwold noch vor Gericht entschieden. Wann die Urteile rechtskräftig sind, sei offen. Philip Thomas

Die Grundsteuer ist das neue Wutmacherthema

Es ist jetzt schon sechs Jahre her, seit das Bundesverfassungsgericht in Karlsruhe dem Gesetzgeber ins Hausaufgabenheft geschrieben hat, die Grundsteuer gerechter zu machen. Die bisherige Regelung verstoße gegen das Gebot der Gleichbehandlung. Eigentümer, die die nun von den Finanzämtern zugestellten Grundsteuerwertbescheide gerechter empfinden, sind der Redaktion allerdings nicht bekannt. Auch wenn es sie unter fast 40 Millionen irgendwo vielleicht geben könnte.

In Freiburg allerdings werden solche kaum zu finden sein. In Baden­Württemberg errechnet sich die Grundsteuer B durch die Grundstücksgröße, die erst mit dem Bodenrichtwert, dann mit der Steuermesszahl und schließlich mit dem kommunalen Hebesatz multipliziert wird. So weit, so einfach. Am Ende aber kommen zuweilen Werte heraus, bei denen manche schon von indirekten Enteignungen sprechen.

Den Steigbügelhalter für den Wutmacher hat in Freiburg auch der Gutachterausschuss gespielt: Er hat etwa in der Innenstadt, wo es selten zu Verkäufen kommt, einen möglichen Ertrag aus den Liegenschaften einfach mal geschätzt.

Der Redaktion liegt ein Fall vor, wo der Rohertrag 250 Prozent über dem tatsächlichen Ertrag liegt. Doch genau der geschätzte trug maßgeblich zum Bodenrichtwert bei, der unweit des Bertoldsbrunnens bei 23.000 Euro liegt. So heizt der Ausschuss die Grundsteuerkosten zusätzlich an.

Ein entrüsteter Eigentümer eines Mehrfamilienhauses an der Dreisamstraße schickte uns die alten und neuen Bescheide. „Das Thema wird total verharmlost, selbst wenn die Stadt den Hebesatz halbiert, steigt die Grundsteuer ums Doppelte.“

Finanzbürgermeister Stefan Breiter hatte in einem Redaktionsgespräch im August 2022 noch erklärt, dass ein Absenken des Hebesatzes „kein Thema“ sei. Steuersenkungen seien angesichts der Kassenlage „nicht machbar“. Freiburgs Hebesatz (600) ist übrigens der mit Abstand höchste im Land. In Stuttgart liegt er bei 520, in Karlsruhe bei 490, in Offenburg bei 420. Hohe Bodenrichtwerte sind der natürliche Feind fürs bezahlbare Wohnen, weil die Eigentümer die Kosten auf die Mieter umlegen. Nun musste der Dezernent einsehen, dass diese Position nicht haltbar ist. Aktuell nimmt das Rathaus mit der Grundsteuer jährlich 53 Millionen Euro ein. Die Reform soll aufkommensneutral sein. Daran rüttelt auch Breiter nicht. „Der neue Hebesatz wird mit großer Wahrscheinlich­

keit unter 300 Prozent liegen“, sagte er unlängst im Hauptund Finanzausschuss.

Klar ist schon heute, dass Eigentümer von Gewerbegrundstücken am Rand der Gemarkung eher auf der Gewinnerseite stehen werden, der Wohnraum auf der Verliererseite. Aber erst im Herbst, wenn für alle Grundstücke die Bescheide vorliegen, will die Verwaltung den neuen Hebesatz dem neuen Gemeinderat zur Abstimmung vorlegen. Es wird nicht nur unsere Redaktion geben, die 2026 bei der Verwaltung mal anfragt, wie hoch die Grundsteuereinnahmen 2025 tatsächlich waren.

Bis dahin werden sich Tausende von Eigentümern, Steuerberatern, Anwälten und auch die Gerichte weiter mit dem neuen Wutmacher­Thema befassen. Es ist nicht ausgeschlossen, dass sich auch Karlsruhe erneut äußern muss. Denn nicht alle Länder haben die gleiche Regelung. Verstößt nicht auch das gegen das Gebot der Gleichbehandlung?

Lars Bargmann

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