business im Breisgau

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In the Heart of the City

Das große Stühlerücken in der Freiburger Altstadt

Tourismus

Hoteliers fordern KonusKarte für Freiburg

Bilanzen

Von wegen Konjunkturkrise: Freiburgs Banken wachsen

Im Fokus

4-TageWoche

Ein Erfolgsmodell?

Tarifstreit

Zoff um Löhne im öffentlichen Dienst

VVon Washington nach Freiburg

Liebesgrüße nach Moskau

om Präsidenten zum Mafiaboss:

Noch nie hat das ein Staatslenker einer Demokratie so schnell hingekriegt wie Donald Trump. Wie er da mit dem ukrainischen Präsidenten Wolodymyr Selenskyj im Weißen Haus sitzt, was er wie sagt – es fehlte nur noch die Sonnenbrille. Im Hintergrund sein Vize JD Vance, in Lederjacke wäre der auch nicht böser rübergekommen. Liebesgrüße nach Moskau. Widerlich.

Nicht nur in der Disziplin Diplomatie performt der US-Pate –sagen wir – niederschwellig, auch seine Zoll-Sekrete, pardon, Dekrete zeugen von wirtschaftspolitischer Kurzsichtigkeit. Falls Sie jemanden kennen, der einen Zollkrieg auf lange Sicht gewonnen hat, melden Sie sich bitte bei der Redaktion. In Südbaden nehmen’s die Unternehmen bisher gelassen und warten ab. Das geht aus einer aktuellen Umfrage der hiesigen IHK hervor. In Stuttgart würde eine vergleichbare Studie aber wohl andere Antworten evozieren. Trotz der vielstimmigen Krisen-Debatte lesen sich die Bilanzen der Sparkasse und der Volksbank in Freiburg überhaupt nicht krisengetrieben. Und da diese Bilanzen so etwas wie der Spiegel der Wirtschaft in der Region sind, zeigt sich erneut: Es ist mehr Wohl als Wehe, dass die Dichte der Industriearbeitsplätze hier nicht besonders hoch ist.

Von durchaus fundamentaler Bedeutung für Deutschland ist allerdings, dass sich möglichst schnell eine neue Regierung bildet – und die dann auch ihre Arbeit gut macht. Egal, ob sie nun Groko, Noko (Not-Koalition) oder Genosoko (Geradenoch-so-Koalition) genannt wird. Friedrich Wendehals Merz kann sich jedenfalls schon zwei Wochen nach der Wahl nicht mehr daran erinnern, dass er Investitionen durch Wirtschaftswachstum, Einsparungen und Umschichtungen im Haushalt finanzieren wollte – und nicht durch neue Kredite oder eine Lockerung der Schuldenbremse.

Genau das aber ist – unter dem euphemistischen Begriff Sondervermögen – nun der Plan. Thorsten Frei, einst OB von Donaueschingen und amtierender Geschäftsführer der CDU/CSU-Bundestagsfraktion, versuchte die Rolle rückwärts im TV auch damit zu erklären, dass in den letzten Wochen klar geworden sei, dass Deutschland mehr in seine Armee investieren muss. Ich war bislang davon ausgegangen, dass das schon lange klar war, bevor die Ampel gesprengt wurde. Wohl mein Fehler.

Herzlichst

Ihr Lars Bargmann | Chefredakteur

Foto: © Neithard Schleier
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Inhalt

Titel

Problemkind Innenstadt. In Freiburg ist die Leerstandsquote überschaubar. Mit Zara kommt ein neuer Frequenzbringer. Die Kajo wirkt immer noch als Magnet. Und an der Schlossbergnase hat ein neuer Pop-up-Store eröffnet 6-8

Tarifstreit

Verdi fordert schon wieder mehr Lohn und weniger Arbeit. 2023 gab es 11,5 Prozent mehr. Der höchste Tarifabschluss im Öffentlichen Dienst. Zum Redaktionsschluss lag von Arbeitgeberseite kein Angebot auf dem Tisch. 10-11

Bilanzen

Die Sparkasse Freiburg hat allein im vergangenen Jahr neue Kredite in Höhe von 1,14 Milliarden Euro ausgegeben – und hadert mit immer mehr Vorschriften 12-13

Die Volksbank Freiburg verschlankt die Vorstandsetage und meldet ein Rekordergebnis 14-15

Der Euroiarport hat die Talsohle überflogen: Im laufenden Jahr peilt die neue Führungscrew einen Passagierrekord an 16

Risikokapital: Die Beteiligungsgesellschaft der Freiburger Sparkasse bilanziert trotz zweier Pleiten robust 17

IMPRESSUM business im Breisgau

Themenheft 03.2025

Das business im Breisgau erscheint im Freiburger Stadtmagazin chilli

Herausgeber: chilli Freiburg GmbH

Paul-Ehrlich-Straße 13 79106 Freiburg

fon: 0761-76 99 83-0

fax: 0761-76 99 83-99

bargmann@chilli-freiburg.de www.business-im-breisgau.de

Geschäftsführung: Michaela Moser (V.i.S.d.P.)

Arbeitsmarkt

Die Kirchzartener Firma Mewa testet die 4-Tage-Woche. Firmenchef Eric ist vom Ergebnis begeistert. Doch es gibt auch Kritiker. Und die Griechen haben gerade die 6-Tage-Woche erlaubt 18-19 Die Arbeitslosenzahlen blieben im Februar stabil. Doch auf längeren Linien zeigt sich ein Auswärtstrend – in die falsche Richtung 35

Verbände

Neue Konjunkturberichte von IHK und WVIB zeichnen düsteres Stimmungsbild 20

Start-ups

Darum gibt es eine neue Dating-App made in Freiburg 22

Vereine

Einzigartig in der Republik: Wie Benefit mit Bewegungsangeboten Inklusion und Integration schafft 23

Chefredaktion: Lars Bargmann

Redaktion: Philip Thomas, David Pister, Till Neumann

Autoren: Werner Krieger

Titelcollage: Sven Weis, freepik.com

Fotos: iStock.com, Pixabay, freepik.com

Grafik: Sven Weis, Savana Bonfig

Lektorat: Beate Vogt

Anzeigen: Marion Jaeger-Butt, Nathalie Braun, beiermeister mediaberatung

Druck: Hofmann Druck, Emmendingen

Handwerk

Ein Werkstattbesuch beim Freiburger Steinmetz Michael Hellstern 24-25

Bauträger

Warum das Siedlungswerk im Neubaugebiet Kleineschholz 100 Prozent Sozialwohnungen baut 26

Kommunen

In Freiburg steht der Rekord-Doppelhaushalt kurz vor dem Schwur. 28

Tourismus

Warum Freiburgs Touristiker und Hoteliers die Konus-Karte fordern 30-31

Finanzwelt

Werner Krieger über finanzielle Belastungen in diesem Jahr 32

Gründer

Wie Frederic Valhalla aus seiner Passion ein erfolgreiches Unternehmen baute 34

Menschen & Meldungen

Geldermann beeindruckt mit guter Bilanz / Nextbike gewinnt Frelo-Ausschreibung / Freiburg und Lörrach erhalten European Energy Award / B2Run in Freiburg 36-37

Fakten bitte

Die Welt, die Wirtschaft in Zahlen 38

Ein Unternehmen der Die im Magazin enthaltenen Beiträge sind urheberrechtlich geschützt. Jede Verwendung außerhalb der Grenzen des Urheberrechtsgesetzes ist ohne Zustimmung des Verlages unzulässig und strafbar. Dies gilt insbesondere für Vervielfältigung und Einspeicherung in elektronische Systeme. Gleiches gilt für den Nachdruck der von uns entworfenen Bilder und Anzeigen.

The Heart of the City

Die Kajo zieht viele neue Händler an – neuer Pop-up-Store an der Schlossbergnase

Innenstädte sind wie eine Visitenkarte. Für Gäste, aber auch für Einheimische. Wenn in der Innenstadt Läden leer stehen, gibt das ein schlechtes Bild ab. Es gibt keine deutsche Stadt, in der das nicht so ist. Die Frage aber ist: Befindet sich die Stadt in einer Abwärtsspirale oder macht der eine Leerstand nur Platz für eine neue Nutzung. „Vor 15 Jahren haben wir 20 Expansionsleiter von großen Filialisten angeschrieben, einen Tag später hatten wir 12 Kontaktanfragen“, erzählt Andreas Stauss, einer der großen Makler in Freiburg. Heute schreiben sie 100 an und freuen sich, wenn mal ein paar Rückmeldungen kommen.

Direkt nebenan, beim großen Damen-Gebäude, kommt bald mit Zara ein Frequenzbringer. 4500 Quadratmeter hat die Fast-Fashion-Kette (weltweiter Umsatz 2023: 26,1 Milliarden Euro) gemietet. Vermittelt von der MSI Gewerbeimmobilien GmbH. Durchaus ein Gewinn für die Fußgängerzone. Die noch wichtigere Nachricht aber war im vergangenen April, dass sowohl Galeria Kaufhof als auch Karstadt den rustikalen Filialen-Kahlschlag des Konzerns überlebt haben.

Direkt neben Zara wird die Wäschemarke Mey noch einen Shop eröffnen. Auf der anderen Seite des Bertoldbrunnens an der Kajo, im Gebäude, wo Jahrzehnte erst Foto Stober und zuletzt Sonnenbild war, eröffnet am 20. März der Freiburger Modehändler Cult Fashion einen weiteren Store eröffnet. Auch an der Kajo, wo bisher Esprit war, wird Zalando im zweiten Quartal ein Outlet eröffnen. Auf die frei gewordene Salamander-Fläche ist die Thalia-Buch- Fotos: © Michaela Moser; Collage: Sven Weis, freepik.com

Stauss hat nach dem Aus für die Modehäuser Kaiser im Juni 2022 das Gebäude mit dem Herrengeschäft an neue Eigentümer vermittelt. Ein Freiburger Family Office. Dort offeriert mittlerweile Salamander seine Schuh-Kollektion.

Schau in leere Fenster: (v.l.n.r) Café Westhoff, Adelhauser Str. 7a und 15, Schusterstr. 35, Salzstraße 11 (ehem. Café Lienhart), Rathausgasse 28, Kaiser-Joseph-Straße 198–200 und das einst kultige Eis-Café Capri in der Gerberau 30

handlung gezogen. Es geht was an der wichtigsten Einkaufsmeile der Stadt. Mit Urban Outfitters ist noch ein weiterer Textiler im Anflug auf die Bertoldstraße 5 – in the Heart oft he City. Der Einzelhandel stirbt nicht, er ist im Wandel, sagt der Innenstadtkoordinator der Freiburg Wirtschaft Touristik und Messe GmbH (FWTM), Thorsten Schäfers: „Weg von Mono-Stores wie Scotch & Soda oder Superdry, hin zu Läden mit größerer Marken-Auswahl. Quasi das Internet im Kleinen.“

Die damit gesteigerte Attraktivität der Innenstadt würde auch eine Sogwirkung für kleinere, lokale Geschäfte bedeuten.

Die FWTM arbeitet selber mit: Seit vier Jahren sind Pop-up-Stores in Freiburg ein Thema. Zehn wurden in dieser Zeit realisiert – aus fünf davon sind eigene Geschäfte entstanden. Darunter

Kultur und Kommerz

das Vintage-Geschäft „Heartlight Vintage“ oder die Risodruckerei „inkiinki“. Seit 2022 wird die Umsetzung von Pop-up-Stores durch das Bundesprogramm „Zukunftsfähige Innenstädte und Zentren“ gefördert. „Wir haben in den vergangenen Jahren verschiedene Konzepte ausprobiert. Die ganze Erfahrung ist dann in den Popup-Store im ehemaligen Westhoff geflossen“, sagt Schäfers. Ergebnis: Kultur und Kommerz zieht.

Das neueste Pop-up-Projekt hat am 12. März in einem alten Gebäude an der Schlossbergnase eröffnet, in dem zuvor ein Antikladen war. Der Betreiber ist verstorben – seit Mitte vergangenen Jahres ist das Ladengeschäft ungenutzt. Wie im Westhoff das „Cafe Ruef“ hat

sich die FWTM auch beim Schwabentorplatz 1 mit dem „au contraire“ ein Gastro-Unternehmen mit ins Boot geholt. „Weniger Party und mehr Kultur“, sagt Schäfers über das Konzept. Pingpong am Mittwoch, 80er-Konsolenspiele am Donnerstag, Social-BikeRides, eine Schauspieltruppe. Die Ausstattung stellt IKEA: Wer den Sessel gut findet, auf dem er sitzt, scannt den QR-Code und kauft das Teil.

Fünf Wochen lang musste das Gebäude von 1879 dafür auf Vordermann gebracht werden. Der Pop-up-Store bleibt vorerst bis Ende Juli. Und dann? „Die Stelle ist hervorragend geeignet für einen langfristigen Café- und Barbetrieb. Das ist ein Test, ob das mit der Nachbarschaft vereinbar ist“, erzählt Schäfers. Die Stadt sei bereit, eine Umnutzung zu tragen. Falls sich viele Anwohner beschweren, bleibt es beim

Anspruch auf Vollständigkeit und Gewähr

Einzelhandel. Schäfers sagt aber auch: „Wenn ich eine Belebung anstrebe, dann will ich das 24/7. Wer in der Innenstadt lebt, muss damit rechnen, dass es mal lauter werden kann. Das ist das Herz der Stadt und das muss schlagen.“

Zu den Dingen, die die Attraktivität der Innenstadt erhöhen können, zählen für Makler Stauss nicht nur weniger Innenstadt-Demos an Wochenenden (allein am zweiten März-Wochenende waren es acht), sondern auch ein besseres Parkplatzangebot, eine bessere Baustellenkoordinierung, eine

Keine Phantasiemieten mehr

insgesamt autofreundlichere Politik:

„Die Händler in der Innenstadt können nicht allein von der Region leben, sie brauchen die Schweizer, die Franzosen.“ Bei der Debatte um die stark gefallenen Mieten für die Eigentümer aber macht er nicht mit: „In der Innenstadt werden immer noch gute Mieten bezahlt, nur eben keine Phantasiemieten mehr.“ Wie damals, als sich ein Dutzend Expansionsleiter um eine freie Handelsfläche auf der Kaiser-Joseph-Straße beworben hatten. Stauss hadert aber mit dem Baurecht. Steht ein Laden leer, braucht es meistens aufwendige Bauanträge für Um-

Innenstädte

nutzungen. Und diese Prozesse „dauern einfach zu lang“. Wenn es nach ihm gehe, brauche es ein konzertiertes Beschleuniger-Team mit ausreichenden Befugnissen: „Wenn wir bei jeder Umnutzung ein Jahr brauchen, bis ein neuer einziehen kann, ist das schlecht für die Innenstadt.“

Um mehr Tempo bei der Stärkung der Innenstadt geht es auch der neuen „Stadtinitiative Gemeinsam Freiburg“. Mit dabei sind Gastronomen, Händler, die Hotellerie, Dienstleister, Immobilieneigentümer und Kulturschaffende. „Jeder will eine belebte Innenstadt“, sagt Hanna Böhme, Geschäftsführerin der FWTM, die wie 125 andere auch Mitglied im neuen Verein ist. Dessen hauptamtliche Geschäftsführerin Carmen Siecke kommt aus dem Marketing: „Wenn alle Akteure zusammenkommen, die ein Interesse daran haben, dass Freiburg lebendig und attraktiv bleibt, können wir einiges erreichen.“

Neue Kommunikationskanäle und ein direkter Draht zum Büro des Freiburger Oberbürgermeisters Martin Horn sollen Prozesse vereinfachen und beschleunigen. Zur Verfügung stehen dem Verein jährlich 150.000 Euro für die kommenden drei Jahre. Das Geld stammt aus Mitgliederbeiträgen und der Übernachtungssteuer. Projekte wie der Freiburg-Gutschein, der in mehr als 50 Ge-

schäften der Freiburger Innenstadt eingelöst werden kann, will die Initiative weiterführen.

Für mehr Attraktivität in der Innenstadt hat sich auch die Freiburger Altstadtgesellschaft ins Zeug gelegt. Seit Ende Februar ist das Gebäudeensemble rund ums Martinstor gekonnt beleuchtet. Macht Eindruck. Aber wäre Freiburg Freiburg, wenn nicht ein paar Tage später der örtliche BUND die Beleuchtung kritisiert, weil das künstliche Licht negativ auf nachtaktive Insekten und andere Tiere wirke?

Lars Bargmann, Philip Thomas & David Piste r

Aktueller Leerstand

City Freiburg*:

Adelhauser Straße 7 a+b, 15, 21

Augustinerplatz 2

Bertoldstraße 16

Gerberau 30

Kajo 172–174, 191, 198–200, 220

Predigerstraße 3, 7

Rathausgasse 13, 16–18, 25, 28, 34

Salzstraße 11, 16, 37–39, 51

Schusterstraße 24, 28, 35

Turmstraße 4

Unterlinden 3, 10

Bald nicht mehr leer:

Augustinerplatz 2

KaJo 172–174, 223, 198–200, 191

Rathausgasse 34

Potenzial: neuer Pop-up-Store an der Schlossbergnase

Hat

»Freizeit heute wichtiger als vor 15 Jahren«

Heftiger Tarifstreit: Arbeitgeber kritisieren Verdi-Forderungen

Acht Prozent mehr Lohn, mindestens 350 Euro, flexiblere Arbeitszeiten und zusätzlich drei freie

Tage. Das sind die aktuellen Forderungen von Verdi für 2,5 Millionen Beschäftigte bei Bund, Land und Kommunen. Auch im Südschwarzwald ließen zahlreiche Angestellte ihre Arbeit liegen. Nach zwei Verhandlungsrunden und zahlreichen Streiks liegt der Dienstleistungsgewerkschaft kein Angebot vor. Arbeiterverbände und kommunale Unternehmen sprechen von knappen Kassen und überzogenen Forderungen.

„Die Verhandlungen laufen sehr schleppend, nach der zweiten Verhandlungsrunde gab es kein Angebot“, berichtet Verdi-Gewerkschaftssekretär Michael Herbstritt Anfang März. Am 15. und 16. des Monats wolle man sich wieder am Verhandlungstisch treffen. Bis dahin sind weitere Streiks geplant.

Lohnerhöhungen: „Das steigert die Attraktivität und sichert Existenzen.“

So sieht es auch Karsten Seidler von der Konzernschwester BadenIT: „Wir wollen verhindern, dass Kollegen abwandern. Auf der einen Seite wollen wir digitalisieren und KI einsetzen, aber dafür brauchen wir ITler.“ Seidler wünscht sich eine Verbesserung der Arbeitsbedingungen. „Egal, ob mehr Gehalt, mehr Flexibilität oder mehr Urlaubstage.“

»Die meisten haben Nebentätigkeit«

An der Arbeitsniederlegung beteiligt sind Dienstleister aus zahlreichen Branchen. „Wir stehen vor gewaltigen Herausforderungen“, erklärt Nathalie Schlenker von der Badenova AG. 31,4 Prozent des Energieunternehmens gehören den Freiburger Stadtwerken. Der Fachkräftemangel sei beim Versorger deutlich zu spüren. „Die Babyboomer gehen in Rente, das müssen die Kollegen bereits jetzt aushalten“, sagt sie und fordert

Lars Niederhüfner von der Freiburger Abfallwirtschaft und Stadtreinigung (ASF) möchte ebenfalls, dass sein Arbeitgeber attraktiver wird. „Die meisten haben eine Nebentätigkeit, die Erholungszeiträume sind gering“, sagt er. Laut Verdi-Bezirksgeschäftsführer Reiner Geis sind rund 500.000 Stellen im öffentlichen Dienst aktuell unbesetzt. Neben knapp 400 Kitas von der Ortenau bis zum Bodensee beteiligten sich im Februar auch neun Krankenhäuser am Streik. Christian Guth aus dem Kreiskrankenhaus Emmendingen erklärt:

„In den vergangenen fünf Jahren ist viel Personal gegangen und es kommt niemand nach, Stationen müssen geschlossen werden.“ Gerade die Pflege sei nicht attraktiv genug. „Die Azubis können nicht nach Emmendingen ziehen, weil sie es sich nicht leisten können.“ Wie in allen anderen Bundesländern solle auch in Baden-Württemberg eine 38,5-Stunden-Woche eingeführt werden.

Der Vorsitzende des Kommunalen Arbeiterverbands Baden-Württemberg, Wolf-Rüdiger Michel, kritisiert: „Die erneuten Warnstreiks in den kommunalen Krankenhäusern sind absolut überzogen und werden auf Kosten der Patientinnen und Patienten geführt. Absagen planbarer Operationen sind für die Betroffenen und oft auch für deren Angehörige eine Zumutung.“ Aufgrund der „extrem schwierigen“ finanziellen Lage von Kommunen und kommunalen Krankenhäusern sei ein konkretes Angebot nicht möglich gewesen.

Eine Umfrage des Deutschen Städtetags mit 100 Großstädten aus dem Februar ergibt, dass jede zweite Stadt (49 Prozent) die künftige Haushaltslage als „sehr schlecht“ einschätzt. 46 Prozent beurteilen die Situation in den kommenden fünf Jahren als „eher schlecht“. Nur für zwei Prozent ist sie „eher gut oder ausgeglichen“.

Auch die Freiburger Verkehrs AG (VAG), deren Busse und Bahnen wiederholt stillstanden, äußerte Unverständnis. Erst im April 2024 gab es einen neuen Manteltarifvertrag. „Allein die dabei vereinbarten Zusatzausgaben für die Nahverkehrszulage und für Arbeitszeitreduzierungen sowie weitere Leistungen summieren sich in diesem Jahr auf fünf Millionen Euro. Müssten wir sämtliche neue Verdi-Forderungen umsetzen, kämen für die VAG weitere Mehrkosten in Millionenhöhe hinzu“, erklärt VAG-Vorstand Oliver Benz.

Aufgrund der zurückliegenden Tarifrunden sei das Durchschnittsgehalt im Fahrdienst bei der VAG auf mehr als 50.000 Euro brutto im Jahr gestiegen. Dazu habe es Verbesserungen, wie etwa eine Arbeitszeitreduzierung, gegeben. Spielraum für weitere Lohnerhöhungen sieht die Rathaustochter nicht. Laut Statistischem Bundesamt sind die Reallöhne, also der Verdienst, den Arbeitnehmer nach Inflationsberück-

Inflationsrate bei 2,3 Prozent

sichtigung in der Tasche haben, im vergangenen Jahr um 3,1 Prozent gestiegen. Das ist der höchste Anstieg seit 2008. Die Nominallöhne, also ohne die Einpreisung von Teuerungen, liegen um 5,4 Prozent höher als im Vorjahr. Die Verbraucherpreise stiegen um 2,2 Prozent. Die Inflationsrate lag im Januar bei 2,3 Prozent. Den Ärger der Freiburger Fahrgäste kann Gewerkschaftssekretär Herbstritt nachvollziehen. „Bei den acht Prozent handelt es sich um eine Volumenforderung“, erläutert der 41-Jährige. Darin fordert er neben Zulagen für Schichten und Überstunden sowie drei zusätzlichen freien Tagen auch die Möglichkeit, Zuschläge in Arbeitszeit umzuwandeln. „Freizeit ist heute wichtiger als noch vor 15 Jahren.“ Die Beteiligung im VerdiBereich Südschwarzwald mit insgesamt 33.500 Mitgliedern sei auch dieses

Mal hoch. „Das stimmt uns zuversichtlich“, sagt Herbstritt.

Roland Jörger vom Freiburger Garten- und Tiefbauamt (GuT) plagen andere Sorgen. Nicht jeder GuT-Mitarbeiter sei gelernter Facharbeiter. „Ein Kollege ist am Freitag in Rente gegangen, der weiß nicht, wie er über die Runden kommt.“

Auch Heike Korthe, Sozialarbeiterin im Freiburger Stadtteil Weingarten, pocht auf mehr Lohn. Weil rund 2500 Euro netto im Monat nicht reichen, um das Studium ihrer Kinder zu finanzieren, hat sie einen Minijob im Einzelhandel angenommen. Von ihren Klienten und ihrem Träger, dem Verein Nachbarschaftshilfe, fühle sie sich wertgeschätzt. Auf dem Konto spiegle sich das jedoch nicht wider. Die bis dato letzte Tarifrunde für Bund und Kommunen ging im Jahr 2023 über die Bühne. In der vierten Verhandlungsrunde einigten sich die Vertreter auf den bisher höchsten Tarifabschluss im öffentlichen Dienst: abgabenfreie Sonderzahlungen von insgesamt 3000 Euro und durchschnittlich 11,5 Prozent mehr Gehalt.

Streik im Stadtzentrum:

Verdi-Mitglieder im Februar in Freiburg (l.). Sie vertritt Gewerkschaftssekretär

Michael Herbstritt (r.)

Zufriedener Vorstand:

Keine Insolvenzwelle in Sicht

Freiburger Sparkasse bilanziert überzeugend und zahlt 20 Millionen Gewerbesteuer

Die Freiburger Sparkasse hat im vergangenen Jahr ihr operatives Ergebnis vor Steuern und Bewertungen um 3 auf 129 Millionen Euro gesteigert. Das Eigenkapital wuchs um 53 auf 823 Millionen Euro. Das öffentliche Kreditinstitut vergab in 12 Monaten rund 1,143 Milliarden Euro an neuen Krediten – jeden Monat knapp 100 Millionen Euro. Insgesamt 168 Millionen mehr als im Vorjahr.

„Es war politisch, wirtschaftlich und gesellschaftlich ein herausforderndes, für uns gutes Jahr, in dem wir nahezu alle Ziele erreicht haben“, sagte Daniel Zeiler bei der Bekanntgabe der Bilanz. Der Vorstandsvorsitzende sieht die Sparkasse als „Stabilitätsanker in der Region“. Mit einem dicken Kreditbuch, in dem fast 6,2 Milliarden Euro stehen, haben die Freiburger einen Anteil von 74 Prozent an der Bilanzsumme und sind damit auch im Bundesvergleich eine sehr kreditintensive Bank. Auffällig ausbalanciert ist das Verhältnis von Kundenkrediten und den Einlagen der Kunden, die ebenfalls bei 6,2 Milliarden stehen. Die Bilanzsumme legte um 152 Millionen auf 8,385 Milliarden zu. Nicht nur wegen des guten Kredit-, sondern auch wegen eines um 50 Prozent auf 1,8 Milliarden Euro gestiegenen Wertpapiergeschäfts.

Der Zinsertrag kletterte um 7 auf 177 Millionen, der Ertrag aus Provisionen wuchs um 2 auf 60 Millionen Euro. Der Personal- und Sachaufwand kletterte mit: um 6 auf 108 Millionen. Der Vorstand, den Bernd Rigl und Lars Hopp komplettieren, kann vor allem mit dem 1,143 Milliarden schweren Neugeschäft zufrieden sein. 145 Millionen Euro besorgten sich die Kommunen, um Investitionen zu tätigen. 416 Millionen wurden allein für Wohnbaudarlehen (2023: 282) ausgegeben, eine in diesen Zeiten bemerkenswerte Zahl. Das sind auch die 49 Millionen Euro (Vorjahr: 30) an Steuern. Mehr als 20 Millionen kommen als Gewerbesteuer direkt den 35 Städten und Gemeinden zugute, die zu den Trägern der Sparkasse zählen. Der Großteil geht nach Freiburg.

Zeiler kritisiert Bürokratie

Aus dem operativen Gewinn wurden zudem die stillen Reserven und das Eigenkapital kräftig gestärkt, die EK-Quote liegt nun bei 19,5 Prozent. Die Stärkung der Eigenmittel ist notwendig, um den Kreditbedarf der Region bedienen zu können und sich für die stetig stei-

Lars Hopp, Daniel Zeiler und Bernd Rigl (v.l.)

genden Anforderungen der Aufsichtsbehörden zu rüsten. Für dunkle Wolken sorgt dabei die Regulatorik. Seit 2008 habe es, erzählte Zeiler, 5800 (in Worten: fünftausendachthundert) neue Normen gegeben. Allein im vergangenen Jahr rund 400. Es sei „kaum noch leistbar“, das alles abzuarbeiten. Die Sparkasse werde mittlerweile von acht Aufsichtsbehörden kontrolliert. Ganz so, als ob sie eine international tätige Groß- und Investmentbank wäre. „Der bürokratische Aufwand wird immer größer, ohne einen konkreten Nutzen zu bringen“, kritisierte Zeiler.

Angesichts der wirtschaftlichen Großwetterlage wünscht sich der Vorstand nach der Bundestagswahl nicht zuletzt verlässliche Förderbedingungen, die hätten in der Vergangenheit „ja auch schon mal übers Wochenende geschwankt“, so Zeiler. Die Freiburger Sparkasse ist beim Besorgen von Förderdarlehen die zweitstärkste im Land. Im vergangenen Jahr schloss sie neue Verträge im Wert von 206 Millionen Euro ab – etwa auf Augenhöhe mit dem Vorjahr.

Der Vorstand sieht in Deutschland aktuell eine „Wellblech-Ökonomie“, womit Experten meinen, dass es in dem einen Quartal etwas bergauf, im nächsten dann wieder talwärts geht. Während aber die bundesweiten Zahlen rückläufig sind, liest sich die Sparkassen-Bilanz ganz anders. „Wir sind hier in der Region von der Wirtschaftsstruktur anders als in Deutschland oder auch BadenWürttemberg“, sagt Rigl. Die Betriebe hier seien sehr widerstandsfähig. Deswegen sei das Kreditrisiko weiterhin überschaubar. „Wir sehen auch keine Insolvenzwelle auf uns zurollen“, so Zeiler. Überhaupt sei die Stimmung schlechter als es die Zahlen sind. Lars Bargmann

Bilanz: Sparkasse Freiburg

Bilanzsumme

2024 Vgl. zu 2023

8,385 Mrd. + 152 Mio.

Betr. Kundenvolumen* 15,811 Mrd. + 733 Mio.

– in Krediten 6,195 Mrd. + 264 Mio.

– in Einlagen/Wertpapieren 6,192 Mrd. + 61 Mio.

Ertrag 237 Mio. + 9 Mio.

Mitarbeitende 985 + 21 * mit Wertpapieren ** nach Reservenbildung und Bewertungen *** So viel Cent gibt die Bank für 1 Euro Ertrag aus

Sonnenstrom fürs Finanzzentrum

Sparkasse will bis 2030 klimaneutral sein

Was vor Jahren noch schwer denkbar war, ist aktuell nur noch schwer umsetzbar: Auf die Dächer des Finanzzentrums an der Kajo will die Freiburger Sparkasse Solaranlagen bauen. Die aktuelle Solarstromproduktion soll perspektivisch von aktuell 72.000 auf 180.000 Kilowattstunden (kWh) wachsen.

Die Dekarbonisierungsstrategie des Gebäudebestands umfasst energetische Sanierungen, Solaranlagen und die Umstellung auf klimafreundliche Heizungen. Aktuell wird etwa die Filiale in Emmendingen für rund 20 Millionen Euro umfassend saniert. Zudem wurde der gesamte Fuhrpark elektrifiziert und auch die Transportlogistik umgestellt. Die Emissionen seien dadurch bereits jetzt von 77 auf 33 Tonnen CO2-Äquivalente zurückgegangen, sagte der Vorstandsvorsitzende Daniel Zeiler am Rande der Bilanz-Pressekonferenz.

– aus Zinsen 177 Mio. + 7 Mio.

– aus Provisionen 60 Mio. + 2 Mio.

Personal- & Sachkosten 108 Mio. + 6 Mio.

Operatives Ergebnis 129 Mio. + 3 Mio.

Ergebnis vor Steuern** 57 Mio. + 19 Mio.

Steuern 49 Mio. + 19 Mio.

Überschuss 8 Mio. unverändert

CIR*** 45,1 + 1,2 %-Punkte

Eigenkapital 823 Mio. + 53 Mio.

Geschäftsstellen 28 unverändert

Um am Hauptsitz Solarpaneele auf die Dächer zu schrauben, muss auf der Kajo ein rund 30 Meter hohes Gerüst aufgebaut werden. Die Abstimmung mit den städtischen Behörden laufe. Die Geschäftsstelle in Merzhausen soll ebenfalls eine PV-Anlage aufs Dach bekommen.

Auch die Kundschaft investiert in die Nachhaltigkeit: Allein die kommunalen und institutionellen Kunden haben im vergangenen Jahr rund 50 Millionen Euro in die Energie- und Wärmewende investiert: 20 Millionen in Wind- und Solarkraftprojekte im Geschäftsgebiet, 18 Millionen in die regionalen Nahwärmenetze der 35 Trägerkommunen, und 12 Millionen, um Prozesse und Gebäude zur dekarbonisieren. bar

Gut bestelltes Haus: Volker Spietenborg (l.) und Stephan Heinisch vor der Zentrale der Volksbank

»Ordentlich Wasser unterm Kiel«

Volksbank Freiburg mit Rekordergebnis

Die Volksbank Freiburg hat im vergangenen Jahr ihr Ergebnis vor Steuern und Bewertungen um 5,7 auf 43,1 Millionen Euro gesteigert.

Ein Rekord. Das „neue“ Führungsduo mit Stephan Heinisch und Volker Spietenborg stärkte das Eigenkapital um 23,8 auf nunmehr 424,9 Millionen Euro. Wie hoch die stillen Reserven nach diesem Ergebnis sind, wollte Heinisch auf Nachfrage nicht sagen: „Die Reserven nennen sich ja nicht umsonst still.“ Aber auch die sind kräftig gewachsen.

Vertriebsvorstand Spietenborg berichtete vor Journalisten von einem stark gestiegenen Immobiliengeschäft. So kletterte das Volumen der Baufinanzierungen um fast 57 auf rund 280 Millionen Euro, die hauseigene Immobilienvermarktung brachte im vergangenen Jahr 95 Objekte im Wert von gut 39 Millionen an den Mann oder die Frau (Vorjahr: 66 für 22,5 Mio.), und das Bauträgergeschäft verviereinhalbfachte sich sogar – allerdings von mageren 9,9 Millionen auf 45,8 Millionen Euro.

Zum Vergleich: 2022 hatte es bei 96 Millionen Euro gelegen. In den beiden Jahren zuvor waren es jeweils sogar mehr als 120 Millionen. Solche Ergebnisse würde man „nicht mehr sehen, das war ein goldenes Jahrzehnt für die Bauindustrie“, sagte Spietenborg. Er sei aber zuversicht-

lich, dass es im laufenden Jahr weiter bergauf gehe. Und rechnet insgesamt mit 2,7 Prozent Wachstum bei den Krediten.

2024 vergaben die Genossen neue Darlehen in Höhe von 529 Millionen Euro. Bei den gewerblichen Krediten ohne den Immobilienbereich gab es allerdings einen Rückgang – um 20 Prozent auf 204 Millionen. Die Unternehmen seien angesichts der unbeständigen geopolitischen und wirtschaftlichen Lage zurückhaltend mit großen Investments. Und auch die Kundeneinlagen schmolzen um 71 Millionen Euro auf 2,92 Milliarden ab. Für Spietenborg eine Folge der Inflation. Die Kunden müssten an ihre Geldanlagen ran, um ihren Alltag zu finanzieren.

Starkes Provisionsgeschäft

Der Zinsertrag stieg derweil auf 69,8 Millionen Euro. Dafür kann die Bank aber nicht allzu viel – die EZB hatte kräftig an der Zinsschraube gedreht. Aber: Auch bei den Provisionen legte die Volksbank um 2,5 auf 30,5 Millionen zu – weil das Jahr im Fondsgeschäft, den Immobilienvermittlungen und in den Vermögensverwaltungen gut lief. Und dafür kann sie durchaus was.

Auch positiv fürs Vorstandsduo: der überschaubare Wertberichtigungsbedarf (geplatzte oder unsicherer gewordene Kredite) auf einem niedrigen siebenstelligen Niveau. In den vergangenen 15 Jahren – so lange sitzen Heinisch und Spietenborg schon in der Vorstandsetage – habe es nie achtstellige Berichtigungen gegeben. Wer in größeren Zeitläuften denkt, kann das, wie Heinisch, als „historisch niedrig“ bezeichnen. Eine Insolvenzwelle sehen die beiden – trotz der bundesweit stark steigenden Zahlen – nicht. Vor allem nicht in der Region, die kaum konjunktursensible Industriearbeitsplätze etwa in der Automobilbranche, sondern den Großteil der Arbeitsplätze in öffentlichen Verwaltungen und im Dienstleistungsbereich habe.

Bemerkenswert ist für Heinisch, dass der eigene Aufwand trotz Lohnsteigerungen mit 57 Millionen Euro stabil geblieben ist. Der Finanzvorstand betonte zudem die starke Eigenkapitalquote von 18,4 Prozent. Die damit deutlich über den aktuellen und den bereits am Horizont aufflackernden neuen Anforderungen der Regulierungsbehörden liegt: „Wir haben keine Eigenkapitalprobleme, wir haben vielmehr ordentlich Wasser unterm Kiel.“ Die Bank ist stark genug, ausreichend Mittel für den Mittelstand bereitzustellen und diese Kredite auch abzusichern. Aus ihrem Ergebnis zahlt die Genossenschaftsbank insgesamt 14 Millionen Euro Steuern, darunter 5,6 Millionen Euro an Gewerbesteuern in Freiburg, und 2,3 Millionen (Vorjahr: 1,7) als Dividende an ihre Mitglieder. Von der schlechten Stimmung – die IHK Südlicher Oberrhein betitelte unlängst eine Pressemitteilung mit „Katerstimmung“ – wollen Heinisch und Spietenborg nichts wissen: „Wir lassen uns nicht von den Moll-Tönen anstecken. Wir wollen eine Stimmung erzeugen, die Mut macht.“

Bargmann

Bilanz: Volksbank Freiburg

2024 Vgl. zu 2023

Bilanzsumme 3,91 Mrd. – 29 Mio.

Betr. Kundenvolumen* 8,52 Mrd. + 224 Mio.

– in Krediten 3,06 Mrd. + 82 Mio.

– in Einlagen/Wertpapieren 2,92 Mrd. – 71 Mio.

Ertrag 100,3 Mio. + 5,9 Mio.

Mitarbeitende 410 + 5 * mit Wertpapieren ** nach Reservenbildung und Bewertungen *** So viel Cent gibt die Bank für 1 Euro Ertrag aus

Zwei auf einer Mission

Verschlankter Vorstand

Vom Trio zum Duo: Stephan Heinisch (58) und Volker Spietenborg (58) führen die Volksbank Freiburg seit Anfang des Jahres als Doppelspitze. Einen Nachfolger für den Ende 2024 in den Ruhestand gegangenen Vorstandssprecher Uwe Barth gibt es nicht. Eine neue Ausrichtung werde es nicht geben, erzählen Heinisch und Spietenborg im Gespräch mit dem business im Breisgau. Beide sind schon seit 2009 an Bord.

Dreierkonstellationen sind oftmals schwierig. Das war bei der Volksbank nicht so. „Strategisch hat zwischen uns drei kein Blatt Papier gepasst“, sagt Spietenborg. Die Spielregel hieß: keine 2:1-Entscheidungen. Wenn einer aus dem Trio etwa bei einem größeren Kredit Bauchschmerzen hatte, „dann haben wir das eben nicht gemacht“. Das sei aber äußerst selten gewesen. Vielleicht half dabei, dass alle drei ähnlich sozialisiert sind: Heinisch kam zwar von der Sparkasse Schwarzwald-Baar und Spietenborg von der Commerzbank, zuletzt Direktor der Freiburger Filiale, aber beide aus dem Firmenkundengeschäft. Und beide haben das Geschäft als Banklehrlinge von der Pike auf gelernt.

Die Idee, Barths Posten neu zu besetzen, war schnell vom Tisch. Wie der Vorstand hat sich auch die Zahl der Mitarbeitenden um ein Drittel reduziert (von 600 im Jahr 2009 auf nun 400). „Wir können nicht überall verschlanken und im Vorstand hört das dann auf“, sagt Heinisch. „Und wir haben eine starke zweite Führungsebene“, ergänzt Spietenborg.

– aus Zinsen 69,8 Mio. + 3,4 Mio.

– aus Provisionen 30,5 Mio. + 2,5 Mio.

Personal- & Sachkosten 57,2 Mio. + 0,2 Mio.

Operatives Ergebnis 43,1 Mio. + 5,7 Mio.

Ergebnis vor Steuern** 35,2 Mio. + 3,3 Mio.

Steuern 14 Mio. + 3,2 Mio.

Überschuss 3,5 Mio. – 0,1 Mio.

CIR*** 55,3 – 7,4 %-Punkte

Eigenkapital 424,9 Mio. + 23,8 Mio.

Geschäftsstellen 17 unverändert

Das „Geheimnis des Erfolges“ sei die „hohe Disziplin“ bei der Umsetzung der Strategie gewesen. „Wir haben auch billigend in Kauf genommen, wenn auf den ersten Metern nicht der Sonnenschein kam, sondern es auch mal geregnet hat“, sagt Heinisch. Bei jedem Veränderungsprozess gehe die Kurve auch mal unten. Davon dürfe man sich nicht verunsichern lassen.

So war der – unternehmerisch und nicht politisch besetzte – Aufsichtsrat schnell überzeugt, dass es auch mit Doppelspitze geht. „Wir haben ja sofort gewusst, wer für was künftig zuständig sein wird“, sagt Heinisch. Grob gesprochen macht einer den Markt und der andere überwacht ihn. Mit einer Fusion, mit der immer auch ein Vorstandsposten des Partners verbunden ist, habe die Entscheidung jedenfalls nichts zu tun. bar

Talsohle überflogen

Der Euroairport rechnet mit neuem Rekord 2025

Nachdem am Euroairport Basel-Mulhouse-Freiburg (EAP) die Passagierzahlen wegen der globalen Pandemie ab 2020 in ein großes Luftloch gefallen waren, zählte das Drehkreuz am Dreiländereck im vergangenen Jahr nun rund 8,9 Millionen Passagiere und war damit etwa wieder auf Augenhöhe mit dem Vor-Coronajahr 2019. Ähnlich sieht es im Luftfrachtverkehr aus.

Mit 8,9 Millionen Fluggästen (plus 10,2 Prozent zum Vorjahr) war das vergangene Jahr das zweitbeste Jahr in der Flughafengeschichte, die bis ins Jahr 1946 zurückgeht. 30 Fluggesellschaften flogen im vergangenen Jahr 100 Destinationen an, vor allem nach Europa und in den Mittelmeerraum. Neu im Angebot waren Oslo und Dubai. Die meisten Passagiere flogen erneut nach Pristina, London und Istanbul. Aber London, sagte der nach zehn Jahren scheidende Direktor Matthias Suhr unlängst vor Journalisten, werde im laufenden Jahr wieder Platz eins einnehmen. Easyjet bleibt bei den Fluggesellschaften mit einem Marktanteil von 60 Prozent führend, gefolgt von Wizz Air und Pegasus. Lufthansa liegt auf Platz fünf.

Die Zahl der Flugbewegungen wuchs weniger stark (plus 6,6 Prozent) auf 94.124. Das Frachtvolumen entspricht mit 104.800 Tonnen zu 99 Prozent wieder dem aus 2019. Beim Frachtverkehr nimmt der EAP eine strategische Rolle im trinationalen Logistikcluster ein. Der auf Wartung und Umbau von Flugzeugen spezialisierte dritte Geschäftsbereich Industrie mit den Firmen Jet Aviation, AMAC Aerospace, Air Service Basel, Nomad Technics

AG und Pilatus zeigte sich im Jahr 2024 stabil. Jet Aviation und AMAC Aerospace haben für die nächsten Jahre substanzielle Investitionen in ihre Hangars und Firmengebäude angekündigt.

Auch die Anzahl Arbeitsstellen ist bei den Firmen steigend. Das industrielle Kompetenzzentrum ist von weltweiter Bedeutung und generiert rund ein Drittel der Arbeitsplätze auf der Plattform, auf der Ende 2024 insgesamt 6500 Menschen arbeiteten – darunter 428 beim Flughafenbetreiber. Der EAP bleibt damit einer der wichtigsten Ar-

Wichtiger Arbeitgeber

beitgeber in der trinationalen Region. Und arbeitet trotz höherer Auslastung weiter an der Reduktion des Nachtfluglärms: 2024 konnte der Lärm zwischen 23 und 24 Uhr im Norden um 6 Dezibel spürbar reduziert werden. Im Süden allerdings, wo 11,8 Prozent der Flieger landen, liegt noch viel Arbeit vor den Verantwortlichen auf der Kommandobrücke, auf der am 1. April Tobias

Markert Matthias Suhr beerben und am 1. Juli Renaud Paubelle die Nachfolge von Marc Steuer als Vize-Direktor antreten wird. Sie wollen neben dem Lärm auch den CO 2Fußabdruck verringern. „Netto-NullEmissionen“ heißt die Strategie bis 2030. Sie bezieht sich auf das, was die Betreibergesellschaft selber beeinflussen kann. Dazu zählt etwa das geplante Biomasse-Heizkraftwerk, aber auch die deutliche Verbesserung der Anbindung an den Schienen- und Öffentlichen Nahverkehr.

Geplant sind im laufenden Jahr ein neuer Passagierrekord von 9,2 Millionen und Investitionen in Höhe von 44 Millionen Euro: auf der einen Seite in eine bessere CO2-Bilanz – auch durch neue Solaranlagen –, auf der anderen in ein besseres Angebot. So wird im Mai die Neugestaltung der Gastronomie fertig. Pünktlich zum Eurovision Song Contest in Basel, bei dem der EAP als Sponsor auftritt. „Wir sind stolz darauf, als Nationaler Partner zum ESC beizutragen“, sagt die EAP-Marketing-Leiterin Monica Linder-Guarnaccia. Die Partnerschaft stehe im Einklang „mit unserer Mission, Menschen und Orte miteinander zu verbinden“. bar

Drehkreuz: 44 Millionen Euro werden in diesem Jahr in Basel investiert.

Das Team der SBG: Maria Denda, Rebecca Binninger, Nicolai Gerig, Markus Hildmann, Verena Bischoff, Thorsten Sillmann (v. l.)

SBG bilanziert robust

Starker Start ins neue Jahr

Die Beteiligungsgesellschaft der Sparkasse Freiburg (SBG) hat ihren Gewinn im vergangenen Jahr um 66 Prozent auf 700.000 Euro gesteigert. Vor Zinsen und Steuern fuhr das Team um das Führungsduo Nicolai Gerig und Markus Hildmann ein Ergebnis in Höhe von 1,6 Millionen Euro ein.

Die Gemütslage bei den beiden Geschäftsführern war kurz vor der Bundestagswahl vorsichtig optimistisch. Zwar musste die 1998 gegründete SBG im vergangenen Jahr gleich zwei Insolvenzen verkraften, hat aber schon in den ersten sechs Wochen des laufenden Jahres wieder Beteiligung über rund zwei Millionen Euro gezeichnet. Eine im Bereich Mobilität, eine im Solarbereich. „Wir hatten einen sehr guten Start ins neue Jahr, wissen aber auch, dass es wieder sehr herausfordernd wird“, sagt Gerig. Angesichts der wirtschaftlichen Großwetterlage herrscht auch in der südbadischen Wirtschaft längst nicht überall Sonnenschein. Heißt: Das Risiko bei den Beteiligungen wird peu à peu eher größer als kleiner.

Dennoch haben Hildmann und Gerig 2024 in acht neue Beteiligungen insgesamt 3,5 Millionen Euro investiert. So hielten sie Ende des Jahres 51 Anteile an 38 Unternehmensgruppen mit rund 3600 Beschäftigten – im Wert

von rund 45 Millionen Euro. „Unsere Performance der letzten Jahre liegt übrigens deutlich über dem Schnitt vergleichbarer Gesellschaften“, so Hildmann, der bei der Mutter der SBG, der Sparkasse Freiburg, als stellvertretedes Vorstandsmitglied nicht zuletzt für die feinmaschige Vernetzung mit anderen Bereichen der Bank steht: „Die SBG ist ein wichtiges Glied in der Kette, wenn es etwa um Unternehmensnachfolgelösungen oder Verschiebungen auf Gesellschafterebene geht.“ Da zähle gutes Teamwork.

Als stiller Gesellschafter ist die SBG enger an der Entwicklung der Firmen dran als finanzierende Banken. Die zuweilen erst bei einer Bilanzerstellung sehen, wie es der Firma wirklich geht. „Wir kommunizieren in dieser Zeit sehr viel und in kurzen Intervallen mit unseren Gesellschaften, verfolgen teilweise monatlich die Entwicklung“, so Gerig.

Die acht neuen Beteiligungen seien in den Bereichen Software, KI, Mar-

keting und auch im verarbeitenden Gewerbe angesiedelt. Darunter sind auch Start-ups. „Wir bräuchten aber viel mehr Risikokapital in der Region“, sagt Gerig. „Wir haben ein sehr kreatives Ökosystem mit dem Baden Campus, dem Kreativpark, der Universität, den Fraunhofer Gesellschaften und unterschiedlichen Acceleratoren“, so Hildmann. Ohne Venture Capital sei das Potenzial nicht stark genug auszuschöpfen. Die SBG finanziert Frühphasen von Unternehmen, Wachstum oder auch Unternehmensnachfolgen, wo das Fremdkapital allein keine solide Basis darstellt. Und: Sie hat sich nicht nur in der Region einen Namen gemacht: Am Tag des Gesprächs mit dem business-Redakteur kam eine Kapital-Anfrage aus München ins Haus an der Freiburger Predigerstraße. „Darüber“, sagen Gerig und Hildmann, „freuen wir uns, obwohl es außerhalb unseres regionalen Fokus liegt.“

Lars Bargmann

»Produktivität ist gestiegen«

Firma Mewa testet 4-Tage-Woche erfolgreich – andere straucheln

Weniger arbeiten zu gleichem Lohn? Das nennt sich echte 4-Tage-Woche. Die Firma Mewa aus Kirchzarten testet das Modell seit Oktober. Der Geschäftsführende Gesellschafter Eric Päutz ist begeistert. Untersuchungen zeigen jedoch: Nicht überall klappt das so einwandfrei.

Noch 2024 wurde bei der Firma Mewa regulär gearbeitet: Fünf Tage die Woche, 40 Stunden lang. Eric Päutz wollte das ändern. Mit einer echten 4-TageWoche. Also 32 Stunden bei gleichbleibendem Gehalt.

Päutz stellt klar: „Es geht mit Sicherheit nicht, wenn ich sage, ich mache jetzt mal acht Stunden weniger die Woche. Und schau, wie es funktioniert.“ Entscheidend sei: „Man muss die betrieblichen Prozesse anpassen.“ Also hat der studierte VWLer sich vorab eineinhalb Jahre Zeit genom-

men: einlesen, Untersuchungen studieren, mit Experten sprechen. Im Oktober ging es los für seine 14 Angestellten: „Die Mitarbeiter waren begeistert, aber auch perplex: Wie soll das funktionieren?“ Päutz’ Ansatz war, die Prozessoptimierungen nicht von oben nach unten zu machen, sondern mit dem Team. Seine Frage: Was läuft nicht optimal? Daraufhin seien Vorschläge gekommen. Kerngeschäft von Mewa ist die Belieferung von Unternehmen mit Kaffee- und Snackautomaten sowie Kaltgetränken. Die Automaten werden bei regelmäßigen Touren aufgefüllt. Ein Verbesserungsvorschlag war: nicht eine Tour für alles zu machen. Sondern die Touren nach Produkten aufzuteilen. Eine für Kaffee, eine für Snacks, eine für Getränke. „Das haben wir gemacht und relativ schnell gemerkt: Wir müssen Kunden gar nicht dreimal die Woche anfahren.“ Es reichen teilweise auch

zwei Touren. Das Ergebnis mittlerweile: „Wir haben 20 Prozent weniger gefahrene Kilometer.“

Die 4-Tage-Woche hat im Team zu einer Aufteilung gefüh rt. Im Januar arbeitete die eine Teamhälfte von Montag bis Donnerstag. Die andere von Dienstag bis Freitag. Im Februar wurde gedreht. Auch er macht seit Januar die 4-Tage-Woche. „Man merkt, dass das Unternehmen auch einen Tag ohne Chef funktionieren kann.“ Er möchte, dass seine Angestellten den freien Tag für Arztbesuche, Haushalt oder Erholung nutzen. Seine Sorge sei gewesen, dass anderswo gejobbt werde. Verbieten könne er das nicht. Doch das Team habe gemeinsam beschlossen, dass am freien Tag nicht gearbeitet wird.

Bisher hat sich das Experiment gelohnt: „Die Produktivität ist gestiegen“, berichtet Päutz. Mitarbeiter seien motivierter, aufgeweckter, konstrukti-

ver. Und dafür weniger frustriert, weil sie nicht wahrgenommen werden, ihre Vorschläge nicht ernst genommen würden. „Das hat sich gedreht und klappt wunderbar.“

Päutz betont: „Man braucht Mut und einen Chef, der dafür brennt.“ Er müsse seinen Leuten vertrauen. Und die müssten alle mitziehen. Ein weiterer Aspekt: Teilzeitkräfte haben im Mewa-System keinen Platz mehr. „Wir setzen nur noch auf Vollzeitbeschäftigte. Die jedoch gefühlt wie in Teilzeit arbeiten.“ Für Päutz ist das Modell die Zukunft: „Man muss sich davon lösen, dass alles, was gut war, in der Vergangenheit ist“, betont Päutz. Bis zum 30. April geht der Test. Dann werde evaluiert, Mewa mache aber definitiv so weiter.

Auch bei anderen funktioniert das. Eine Studie der Universität Münster hat 2024 über sechs Monate 40 Unternehmen begleitet, die das Modell erproben. Zum Beispiel das Holzindustrieunternehmen Finnholz aus dem Münsterland. Es hat den Freitag zum Frei-Tag erklärt, um die Belegschaft zu motivieren.

Griechen setzen auf 6-Tage-Woche

Das sei vielerorts gelungen, berichtet Studienleiterin Julia Backmann gegenüber der Tagesschau. Sie gibt allerdings zu bedenken, dass dieser Push verpuffen könne, wenn das Modell flächendeckend existiere. Dennoch: Die teilnehmenden Unternehmen hätten größtenteils stabile Umsätze und Gewinne verzeichnet – bei geringeren Arbeitszeiten. Der Grund: Prozesse sind wie bei Mewa optimiert worden. Das Stresslevel – gemessen mit Fitnessuhren – gesunken.

Nur 20 Prozent der mitmachenden Firmen kehren wieder zur 5-Tage-Woche zurück. 39 Prozent wollen die Vier-Tage-Woche dauerhaft behalten, 34 Prozent verlängern die Testphase.

Schlecht gelaufen ist es, so die Tagesschau, bei einem Reisebüro in Münster. Da viele Kunde samstags buchen wollen, sei das Team mit sieben Angestellten montags in E-Mails ertrunken.

Einen anderen Weg schlägt Griechenland ein. Im Juni 2024 hat die Regierung dort veranlasst, dass eine 6-Tage-Woche möglich ist. Für den sechsten Tag gibt es 40 Prozent mehr Gehalt. Wenn der ein Sonn- oder Feiertag ist, gibt es 115 Prozent zusätzlich. Das soll den Fachkräftemangel und die Schwarzarbeit bekämpfen. Gewerkschaften und ArbeitsrechtTill Neumann

Eric Päutz: „Man braucht Mut und einen Chef, der dafür brennt.“

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Südbadens Wirtschaft im Abwärtssog

»Zu alt, zu teuer, zu kompliziert, zu schwerfällig«

Die Wirtschaft in Südbaden bleibt angeschlagen. Die aktuellen Konjunkturumfragen vom Wirtschaftsverband Industrieller Unternehmen in Baden (WVIB) und der Industrie- und Handelskammer Südlicher Oberrhein (IHK) zeichnen ein düsteres Bild: Die Industrie steht vor massiven Herausforderungen – eine schnelle Erholung ist nicht in Sicht.

Laut der aktuellen WVIB-Konjunkturumfrage verzeichnete die Industrie 2024 ein Umsatzminus von 4,8 Prozent im Vergleich zum Vorjahr. Zulieferer der Automobilbranche mussten die stärksten Einbußen hinnehmen. Auch die metallverarbeitenden Betriebe und die Kunststoffbranche kämpfen mit sinkenden Umsätzen und Auftragsrückgängen. Allein die Unternehmen in der Medizintechnik sind beim Geschäftsklima (Saldo aus aktueller Geschäftslage und Geschäftserwartung) minimal im positiven Bereich. Das speist sich aber vor allem aus den gestiegenen Erwartungen, beim Umsatz schreiben auch sie rote Zahlen.

„Alle warten sehnsüchtig auf die Wirtschaftswende, wir können sie noch nicht vermelden“, sagt WVIB-Hauptgeschäftsführer Christoph Münzer. Besonders problematisch seien hohe Standortkosten und bürokratische Hürden. Deutschland sei „zu alt, zu teuer, zu kompliziert, zu schwerfällig“. Rund 75 Prozent der befragten Unternehmen melden eine schlechte Auslastung ihrer Produktionskapazitäten. Auch die IHK kommt zu ernüchternden Ergebnissen. „Wir laufen sehenden Auges ins dritte Rezessionsjahr“, warnt IHK-Präsident Eberhard Liebherr. Der Konjunkturklimaindex verharrt bei 96 Punkten und bleibt damit im rezessiven Bereich. Besonders besorgniserregend: Die Wirtschaft stagniert seit 2019 – eine Erholung könnte laut Prognosen erst 2026 einsetzen.

Während verschiedene Branchen im Dienstleistungssektor die Lage überwiegend positiv einschätzen, sind Industrie und Bauwirtschaft besonders pessimistisch: Nur elf Prozent der befragten Unternehmen erwarten eine Verbesserung ihrer Geschäftslage in den nächsten zwölf Monaten. 26 Prozent rechnen mit einer weiteren Verschlechterung. Der Fachkräftemangel

bleibt ein zentrales Thema, doch inzwischen wächst auch die Sorge um steigende Arbeitslosenzahlen. Eine unerfreuliche Entwicklung ohne Ende: Nur noch acht Prozent der Unternehmen können sich einen Stellenzuwachs vorstellen – jedes vierte Unternehmen plant, Stellen abzubauen. Sowohl WVIB als auch IHK sehen erheblichen politischen Handlungsbedarf. In der WVIB-Umfrage forderten 100 Prozent der Unternehmer Steuererleichterungen, weniger Bürokratie und schnellere Genehmigungsverfahren. Liebherr mahnt: „Wir müssen Geschäftsmodelle verfolgen, die auf lange Sicht konkurrenzfähig sind, mit deutlich weniger Bürokratie, einer stärkeren Digitalisierung und einer verlässlichen Energiepolitik, die dauerhaft konkurrenzfähige Preise ermöglicht.“ Subventionen hingegen seien keine nachhaltige Lösung für die strukturellen Probleme.

Neben den internen Herausforderungen droht Ärger aus dem Ausland. Die IHK warnt vor den möglichen Folgen neuer US-Strafzölle auf deutsche Exporte. Laut einer aktuellen Umfrage nimmt die Mehrheit der befragten Unternehmen die Drohungen Trumps zwar ernst, zieht aber keine Konsequenzen und gibt an, abzuwarten. Die südbadische Wirtschaft befindet sich an einem kritischen Punkt. Die Wirtschaftsverbände sind sich einig: Ohne politische Weichenstellungen in Richtung Standortattraktivität, Steuererleichterungen und Digitalisierung könne die aktuelle Schwächephase länger anhalten als erhofft.

David Pister

Illustration: © Freepik;

Dating made in Freiburg: Nova Meet von Laura Borsoi und Jonathan Köbelin

Schluss mit Swipen

Zwei Freiburger wollen Tinder und Co. Konkurrenz machen

Kalauer statt Knutschen, Beleidigungen statt Beisammensein. Jeder Zweite wurde beim Online-Dating schon einmal mit unangenehmem Verhalten konfrontiert. Ein Freiburger Start-up will das ändern und hat mit „Nova Meet“ eine Dating-App herausgebracht, die vieles besser machen und sich mit den ganz Großen anlegen will.

„Willst du dich auf mein Gesicht setzen?“ Die Freiburgerin Laura Borsoi musste nicht lange wischen, um auf einer Dating-App obszön angemacht zu werden. Und das ist kein Einzelfall: Das Internet ist voll mit negativen Erfahrungsberichten zu Tinder und Konsorten. Laut einer Auswertung des Portals YouGov hat sie jede∙r zweite Nutzer∙in gemacht.

Mehr als 630 Millionen Mal wurde der Branchenführer heruntergeladen. Knapp 100 Milliarden Matches wurden mit Tinder laut Konzern geswipt. Aktuell zählt die App rund 50 Millionen aktive Anwender∙innen. Konkurrent Bumble verzeichnete beim Börsengang im Jahr 2021 rund 42 Millionen User.

„Wir sind als Generation Dating-App aufgewachsen, wirklich zufrieden ist damit aber keiner“, erklärt Borsois Geschäftspartner und Mitbewohner Jonathan Köbelin. „Respekt und Ehrlichkeit auf diesen Portalen lassen arg zu wünschen übrig. Wir haben uns gedacht: Das muss besser gehen“, sagt der 31-Jährige. Anfang Dezember haben die beiden deshalb „Nova Meet“ veröffentlicht. Knapp 400 Nutzer∙innen, überwiegend aus dem Raum Freiburg, zählt die Software aktuell.

291 Matches braucht es im Schnitt auf Tinder und Co., bis eine Beziehung daraus entsteht, so das Deutsche Institut für Wirtschaft. „Es ist ein Konsumieren von Menschen, viele überfordert das und es führt zu Dating-Burnout“, betont Köbelin. Ein Ungleichgewicht zwischen den Geschlechtern sorge für weitere Frustration. „Es gibt mehr Männer auf Dating-Apps“, so Borsoi.

Auch das Nutzungsverhalten unterscheide sich nach Geschlecht: „Männer liken eher mal, Frauen selektieren mehr“, erklärt Borsoi. Um den Umgang auf der Plattform zu verbessern, wartet Nova mit einem kleinen Lexikon der Liebe auf. Darin werden Begriffe wie „Gaslighting“, „Ghosting“ oder „Lovebombing“ erklärt.

»Wir wollen weg vom Like«

„Wir wollen damit weg vom Like“, erklärt Köbelin. Auch endloses Swipen soll es bei Nova nicht geben: Bei gegenseitigem Gefallen müssen Nutzer∙innen eine Nachricht mit einer Mindestanzahl von Zeichen schicken. Gesprächseröffnungen à la „Hey, alles klar?“ oder „Hi, wie geht’s?“ sollen damit der Vergangenheit angehören. „Man muss sich Gedanken machen“, erklärt Borsoi.

Ein ausgefeilter Algorithmus für die Partnersuche steckt derweil nicht in der App. Das spart Kosten – wohl aber auch Begegnungen. „Mir ist aufgefallen, dass immer nur eine bestimmte Gruppe von Menschen angezeigt wurde“, sagt Köbelin. Bestimmte Filter setzen können Nova-Nutzer∙innen aber trotzdem. Knapp 40.000 Euro von ihrem Ersparten haben die beiden bisher in die Entwicklung der App gesteckt. Programmieren ließen Borsoi und Köbelin das Portal über zehn Monate hinweg in Indien. „Sonst hätten wir uns das nicht leisten können“, sagt die 27-jährige Projektmanagerin. Köbelin hat seinen Job bei einer Bank gekündigt und arbeitet mittlerweile Vollzeit an Nova Meet. Wie viele Matches oder Beziehungen daraus hervorgegangen sind, wissen sie aus Datenschutzgründen nicht. Sicher ist für Köbelin nur: „Wir sind vom Projekt überzeugt.“ Und Borsoi bekräftigt: „Wir wollen Nova auch nicht verkaufen, niemals.“ 600 aktive Nutzer∙innen zählt die App Mitte Februar, viele davon stammen aus dem Raum Freiburg. Bis Ende des Jahres wollen Borsoi und Köbelin die 10.000Marke knacken. Philip Thomas

»Das Selbstbewusstsein steigt«

Benefit e. V. will Barrieren abbauen mit Bewegung

Sportangebote für Menschen, die sich das nicht leisten können. Das Ziel verfolgt der Freiburger Verein Benefit. Seit rund fünf Jahren versucht das junge Team mit Bewegungsangeboten Inklusion und Integration zu erreichen. In diesem Umfang ein wohl ziemlich einzigartiger Ansatz in Deutschland.

Wer in Deutschland Sport machen möchte, tut das meist in Vereinen. Doch was, wenn man sich eine Mitgliedschaft nicht leisten kann? Oder sprachlich, gesundheitlich oder mental dazu nicht in der Lage ist? Genau da möchte Benefit e.V. ansetzen. Mit dem Slogan „Barrieren abbauen für Bewegung im Leben“ erreicht das Team rund 80 Personen pro Woche. Tendenz steigend. Das berichtet Mitgründer Lukas Oettle. Der 32 Jahre alte promovierende Sportwissenschaftler hatte die Idee 2020. Gemeinsam mit Theresa Wießmann studierte er am Freiburger Sportinstitut und stolperte bei einem Seminar über die Tatsache, dass es in Deutschland für Menschen in Armut wenig organisierte Angebote gibt. Er las sich ein, wählte das Thema für seine Mas-

terarbeit, startete mit Wießmann gemeinsam das Projekt. „Anfangs hatten wir beim FerdinandWeiß-Haus eine Projektträgerschaft“, erinnert sich Oettle. Dort werden Menschen in Wohnungsnot versorgt. Oettle und Wießmann ergänzten das durch Bewegungsangebote. Es kam an. 2022 gründeten sie den Verein. Mittlerweile besteht er aus fünf Angestellten, zwei Praktikant·innen und Freiwilligen. Sie bieten zwölf Kurse pro Woche an. Von Tanz über Fußball bis Badminton oder Nordic Walking. Mitmachen kann jeder. „Man kann einfach dazukommen, es braucht keinen Nachweis einer Bedürftigkeit“, erklärt Oettle. Wichtig bei den Aktivitäten: Jeder kann sein eigenes Tempo gehen.

Viel Zeit verbringt das Team mit der Akquise von Fördergeldern. Von der Fernsehlotterie gab es 2024 stolze 106.000 Euro. Auch die Aktion Mensch fördert Benefit mit 45.000 Euro. Der Europäische Sozialfonds Plus schießt dieses Jahr 43.400 Euro zu. Für den Verein ist der Betrieb bis Ende 2025 gesichert. Doch die Finanzierung bleibt eine Baustelle. „Wir haben wenig Zeit für viele Aktivitäten“, sagt

Oettle. Förderanträge schlucken kostbare Ressourcen. Einnahmen generiert das Team sonst über Spenden sowie mit Vorträgen und Sporteinheiten auf Kongressen und bei Fachtagungen.

Von den positiven Effekten ist Oettle überzeugt: „Das Selbstbewusstsein steigt, soziale Kompetenzen können zunehmen, Kontakte auch abseits des Sports werden ermöglicht.“ Das fördere die soziale Einbindung. Einen vergleichbaren Verein in Deutschland kennt er nicht. Einen Wandel in der Gesellschaft nimmt er dennoch wahr: „Sport wird zunehmend erkannt als ein Setting, das stark sein kann im Sozialbereich.“ Das Thema sei anschlussfähig für die Themen Gesundheit, Inklusion, gesellschaftlicher Zusammenhalt oder Integration. „Das macht es so interessant.“

Vielleicht ist es auch deswegen gelungen, 2024 Christian Streich als Gesprächspartner für ein Event zu gewinnen. Er sagte dem SWR: „Es sollte eine Selbstverständlichkeit sein, dass alle dazugehören. Aber es ist nicht so.“ Ein Grund mehr für Benefit dranzubleiben.

Till Neumann

Offen für alle: Die Sportkurse richten sich an Menschen in schwierigen Lagen. Die Idee stammt auch von Lukas Oettle.

»Ein Kampf, den man führen muss«

Michael Hellstern ist Steinmetz und Bildhauer in vierter Generation

Seit mehr als 40 Jahren bearbeitet Michael Hellstern

Steine. Mit jedem führt der 54-Jährige einen kleinen Kampf. chilli-Redakteur Philip Thomas hat den Handwerker in seiner Freiburger Werkstatt besucht.

„Neulich hat mich ein Kunde gefragt, wo mein Showroom ist“, lacht Michael Hellstern in seiner Werkstatt und winkt ab. Zu sehen gibt es in der Stube ohnehin allerhand: Hinter der Tür hängen Meisterbriefe. An der Wand reiht sich modernes an mittelalterliches Werkzeug. Statuen von Tieren, Menschen und Übernatürlichem zieren Regale. Am kleinen Fenster ist eine Sandstein-Miniatur der Alten Synagoge aus Freiburg zu sehen. Davor steht ein Sandstrahlgerät Marke Eigenbau, in der Mitte des Raums thront ein Außenbordmotor.

„Dabei kommt man hier viel besser ins Gespräch als in so einem Kaufhaus“, sagt der Steinmetz und Bildhauer.

1986 begann Hellstern seine Ausbildung in Freiburg. „Ursprünglich wollte ich was anderes machen, und ich wollte auch mehrfach wieder aussteigen, aber ich habe einfach immer wieder den Drang, mit Steinen zu arbeiten“, sagt er. Gelernt hat Hellstern bei Steinmetz Storr am Freiburger Hauptfriedhof. „Das ging damals noch nicht per Bewerbungsschreiben, sondern per Handschlag“, erinnert er sich.

Dabei hätte sich sein Lebenslauf durchaus sehen lassen können: Hellstern ist Steinmetz und Bildhauer in vierter Generation. „Als Kind habe ich

Kein Showroom, aber viel zu sehen: Michael Hellstern in seiner Freiburger Werkstatt

meiner Familie über die Schulter gesehen und die alten Techniken gelernt. Nach der Schule habe ich mit Steinen gespielt wie andere mit Lego“, erinnert sich der 54-Jährige.

»Mit Steinen gespielt wie andere mit Lego«

Die Berufsschule in Freiburg habe er besucht, weil sie den besten Ruf genoss. Entwerfen, modellieren, Arbeiten am Stein und dann war da noch der fachtheoretische Teil. „Die Durchfallquote lag bei 40 Prozent, der Anspruch war der allerhöchste“, sagt er. Und ein Platz war heiß begehrt: Damals gab es laut Hellstern drei Schulklassen à 20 Azubis, dieses Jahr waren es in Freiburg nur fünf Lehrlinge.

Heute arbeitet Hellstern ohne Azubi und allein in seiner Werkstatt. Vor knapp 20 Jahren leistete er sich fünf Mitarbeiter, „das war der MegaUmsatz, aber auch der Mega-Stress – eine Sieben-Tage-Woche und am Wochenende konnte ich die Fehler der Azubis ausgleichen“, lacht er. Eine helfende Hand könnte Hellstern schon brauchen, „aber so weißt du, dass du es selbst gemacht hast.“ Zu seinem Handwerk hat Hellstern ein ambivalentes Verhältnis. „Es ist ein Kampf, den man führen muss“, sagt er. Ausgetragen werden diese „Fehden“ überall im Freiburger Stadtgebiet: Grabsteine, Küchenplatten – die denkmalgeschützte Lokhalle auf dem Güterbahnhof bearbeitete er mit historischem Werkzeug: „Sonst sieht es nicht authentisch aus.“

Foto: © Lars Bargmann

2019 restaurierte er das Freiburger Holbeinpferd, striegelte zentimeterweise Farbe, Gips, Zeitungen und Tapeten vom vierbeinigen Wahrzeichen. Im selben Jahr bekam der Steinmetz auch den Auftrag, die Alte Synagoge in Freiburg aus einem Stück Stein zu hauen. „Ich weiß nicht, ob es klappt, aber ich muss es dann probieren“, so Hellstern. Seitdem arbeitet er daran. „Ich bin eben kein Fließbandarbeiter“, sagt Hellstern. Sicherlich könne man das Modell auch von einem 3D-Drucker herausfräsen lassen. „Aber dann sieht es aus wie ein Bausatz.“ Wichtiger als millimetergenaue Maße und Winkel sei ohnehin die Proportion: „Wenn es vom Auge stimmt, dann ist es perfekt.“ Auch ungewöhnliche Wünsche hat Hellstern schon erfüllt: Nachdem ein zu Hause gehaltener Affe eines Freiburgers verstorben war, verewigte er den Primaten in Stein.

Stein ist für die Ewigkeit. Trotzdem leide auch seine Branche an einer gewissen Schnelllebigkeit. „Das Handwerk ist mittlerweile sehr auf Kosteneinsparung getrimmt. Der Schein von Stein reicht Leuten oftmals schon“, bedauert Hellstern. Immerhin: „Früher musste ich eine vier Zentimeter dicke Platte in den 18. Stock tragen, heute ist sie nur noch zwei Zentimeter stark.“

den Millimeter.“ Er blickt an seinen Armen herab. „Von dem Beruf geht alles kaputt, Finger, Arme, Schulter, der Rücken sowieso.“ Im Alter von 27 Jahren hatte der Handwerker seinen dritten Bandscheibenvorfall. Dazu der ganze Staub. Schon dreißig Mal musste er wegen Absplitterungen in die Augenklinik. „Trotz Schutzbrille“, sagt er.

Millimeterarbeit: Abbild der Alten Synagoge in Freiburg.

Die Arbeit mit Fels und Eisen hat Hellstern nicht nur gedanklich geprägt: „Steinmetz ist wie Bergbau – nur auf

Hellstern bereut nicht, diesen Weg eingeschlagen zu haben. Er sagt aber auch: „Man sollte nie etwas, das man wahnsinnig liebt, zum Beruf machen.“ Erfolgszwang und Wirtschaftlichkeit verdränge Neugierde und Kreativität: „Dann ist man in einem Hamsterrad.“ Seit dem 16. Lebensjahr fährt Hellstern Motocross, spielt Handball, sammelt seltene Steine. Das ist sein Ausgleich. Heute schlägt er ganze Grabsteine auch mal mit Augenmaß heraus. „Das stimmt dann auf vier Millimeter“, sagt Hellstern. Trotzdem: Aller Anfang ist schwer. Auch nach all den Jahren: „Anfangs habe ich immer einen quadratischen Klotz vor mir. Und

ich frage mich: Verdammt, wo fängst du jetzt an?“ Rückblickend sei er aber froh um jeden Schlag mit dem Hammer und auch jeden Fehler: „Wenn ich so 20 Jahre zurückblicke, muss man einfach über diese Grenzen gehen. Sonst bleibt man immer auf dem gleichen Stand.“

Philip Thomas

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Gute Lage mit TramAnschluss: An der Ecke Merzhauser und Wippertstraße entstehen 30 Wohnungen.

Siedlungswerk baut

100 Prozent Sozialwohnungen

Vier Freiburger Projekte für 85 Millionen Euro

Das Siedlungswerk hat beim – stark politisch gefärbten – Wettbewerb um Grundstücke im Freiburger Neubauviertel Kleineschholz eines gewonnen. Und baut darauf 26 Wohnungen. Alle sind öffentlich gefördert. „Damit sind wir die Einzigen, die dort 100 Prozent bringen“, sagt Markus Hogenmüller, der die Freiburger und auch die Rottweiler Geschäftsstelle des Siedlungswerk Stuttgart leitet. Zudem soll es im Sommer mit dem Bau eines Mehrfamilienhauses an der Ecke Wippert- und Merzhauser Straße losgehen.

1850 Quadratmeter Wohnfläche in einem sechsgeschossigen Gebäude mit Holz an der Hütte, von der kompakten 1,5- bis zur geräumigen 5-Zimmer-Wohnung, Urban Gardening und ein Bienenhotel – das sind die Eckdaten der geplanten Bebauung im Kleineschholz. Das allein hätte die ambitionierten Ansprüche bei der Konzeptvergabe nicht erfüllen können, aber 100 Prozent geförderter Wohnungsbau – das war das Alleinstellungsmerkmal.

„Der öffentlich geförderte Mietwohnungsbau ist allein aus wirtschaftlichen Gründen gar nicht darstellbar, wir machen das aus der Verpflichtung der Stadt Freiburg gegenüber“, sagt Hogenmüller bei einem Kaffee am Unternehmenssitz im Rieselfeld. Die hohen Baukosten und auch die hohen Grundstückspreise erlaubten einfach keine Mieten, die 33 Prozent unter den ortsüblichen Vergleichsmieten liegen.

Ohne die Zuschüsse der L-Bank brauche man da nicht einmal einen Taschenrechner zu bemühen. Die L-Bank muss sich immerhin beim Siedlungswerk nicht groß nach der Wirt-

schaftskraft erkundigen: Sie hält selber 25 Prozent am Unternehmen, 74,6 Prozent gehören dem Bistum Rottenburg-Stuttgart. Die Eigentümerstruktur ist auch der Grund, warum das Siedlungswerk als „gemeinwohlorientierter“ Akteur überhaupt beim Wettbewerb mitmachen durfte.

Während bei einem Freiburger Bauvorhaben noch der Bauantrag erarbeitet wird, soll es an der Wippertstraße, wo das Siedlungswerk mit dem Büro Böwer Eith Murken + Vogelsang einen Wettbewerb gewonnen hatte, im Sommer nun losgehen: 30 Wohnungen, je zur Hälfte gefördert und frei finanziert, auf 2120 Quadratmetern und eine Junikäfer-Kita mit 580 Quadratmetern sind geplant. Hier, so Hogenmüller, könne der geförderte Mietwohnungsbau durch den Verkauf von Eigentumswohnungen querfinanziert werden.

Zwei weitere Freiburger Projekte hat das Siedlungswerk soeben fertiggestellt: In Waltershofen beim „Wohnen am Alten Sportplatz“ wurden ebenfalls nach einem Sieg im Wettbewerb (mit K9 Architekten) 22 Eigentums- und 30 Mietwohnungen in neue Hände gegeben. In Opfingen beim „Wohnen bei der Kirche St.-Nikolaus“ sind es 16 Eigentums- und 19 Mietwohnungen, darunter elf Sozialwohnungen.

Bei den vier Freiburger Projekten hat oder wird das kirchlich geprägte Siedlungswerk insgesamt 85 Millionen Euro in die 143 Wohnungen investieren – und ist damit ein wichtiger Player im regionalen Wohnungsmarkt. Ob der sich auch im geplanten Stadtteil Dietenbach engagieren wird? Wenn es nach Hogenmüller geht, dann ist die politische Vorgabe von 50 Prozent sozialem Mietwohnungsbau dabei nicht förderlich.

Lars Bargmann

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Rekordhaushalt vor dem Schwur

Frisches Fraktionenbündnis in Freiburg drückt auf Ausgabenbremse

Am 8. April wird der Freiburger Gemeinderat den Doppelhaushalt 2025/26 beschließen. Das ist das Königsrecht der gewählten Volksvertreter. Oberbürgermeister Martin Horn und Finanzbürgermeister Stefan Breiter hatten den Entwurf am 9. Dezember ins Gremium eingebracht. Ein Auftakt mit einem DoppelWumms: Das Volumen umfasst für beide Jahre 2,94 Milliarden Euro. Auch noch nie so hoch waren die geplanten Investitionen: 296 Millionen Euro. Im Februar haben die Fraktionen ihre Forderungen präsentiert. Ein Überblick.

Die Grünen, mit 13 Sitzen deutlich stärkste Fraktion, haben sich mit den Fraktionen von SPD/Junges Freiburg (7 Sitze), CDU (6 Sitze) und FDP/BfF (3 Sitze) abgestimmt. Zusammen haben sie mit 29 von 48 Sitzen eine klare Mehrheit. Das Motiv: Dem Quartett geht es gar nicht zuvorderst um den aktuellen Doppelhaushalt, sondern um die mittelfristige Finanzlage der Stadt. Und die sieht nicht nur in Freiburg düster aus: Das Bundesamt für Statistik hat unlängst mitgeteilt, dass das Defizit der Kommunen im vergangenen Jahr bei 18,6 Milliarden Euro lag. Im Jahr zuvor waren es 11 Milliarden. Eine Steigerung um 70 Prozent. Tendenz weiter steigend. Deswegen bewegen sich die Anträge der vier Fraktionen bei den Mehrkosten und Einsparungen alle etwa auf Augenhöhe mit dem Entwurf. Alle wollen 1,5 bis 2 Millionen Euro mehr in die Instandhaltungen von Gebäuden und Sporthallen investieren (geplant sind 41 Millionen), auf der anderen Seite beim städtischen Personal 2 Millionen einsparen. Die CDU votiert zudem dafür, die Quote bei der Freiburger Stadtbau (die Tochter darf nach einem gemeinderätlichen Beschluss nur ein Viertel ihrer neu gebauten Wohnungen verkaufen) so zu verändern, dass durch mehr Eigentumswohnungen auch zwei Millionen Euro weniger Hilfen aus dem Rathaus kommen müssen.

Die SPD/JF will zudem mehr in die soziale Infrastruktur investieren (Bildungskonzept Weingarten, Suchtprävention,

Sprachkurse), die FDP/BfF mehr in die Kultur (Barockorchester, Experinauten, Theater im Marienbad, Jazzhaus).

Die Fraktionsgemeinschaft Eine Stadt für Alle (ESfA, 7 Sitze) will rund 10 Millionen mehr ausgeben (darunter 2,9 für mehr Radwege und Barrierefreiheit), dieses Geld aber durch eine Erhöhung der Gewerbesteuer wieder reinholen – wofür es keine Mehrheit im Rat geben wird. Freiburg for you (FR4U, 4 Sitze) will 4,7 Millionen mehr in öffentliche Plätze, Grünoasen und ein Bildungskonzept für Weingarten investieren, dafür 2,5 Millionen sparen. Allein bei der Messe 1,5 Millionen.

Die Freien Wähler wollen für 12 Millionen sogenannte Handtuchgrundstücke verkaufen, dafür 11,1 Millionen mehr in die Bauunterhaltung (10,5 Mio), die Kita-Planung in Munzingen, Sport und Kultur stecken. Die größten Einsparvorschläge hat Einzel-Stadtrat Wolf-Dieter Winkler von Freiburg Lebenswert gemacht – indem der Stadtteil Dietenbach gar nicht gebaut wird, was allein jetzt 24 Millionen Euro für die Verlegung der Hochspannungsleitung obsolet machen würde. Dafür soll aber unter anderem eine Orgel fürs Konzerthaus mit 2,5 Millionen Euro finanziert werden. Am 17. und 18. März wird über die Anträge debattiert, hier werden üblicherweise so gut wie über alle (mehrere hundert) auch schon Entscheidungen getroffen.

Der Freiburger Doppelhaushalt 2025/26 ist im Vergleich zu seinem Vorgänger um stolze 540 Millionen Euro gewachsen. Und umfasst 50 Millionen Euro mehr an Investitionen. Dafür sollen, wenn nötig, auch 80 Millionen Euro an neuen Schulden aufgenommen werden. Allein das Rathaus (ohne Tochtergesellschaften und Beteiligungen) wäre so Ende 2026 mit 439 Millionen Euro verschuldet. Zum Vergleich: Ende 2018 waren es 188 Millionen Euro.

Lars Bargmann

Rekord mit Diskordanz

Warum Freiburgs Touristiker für Konus-Karte werben

Die Übernachtungszahlen im Freiburger Gastgewerbe sind im vergangenen Jahr auf den neuen Allzeitrekord von 2,17 Millionen gestiegen. Allein in Betrieben mit mindestens zehn Betten. Das neuerliche Plus von 2,4 Prozent zum Vorjahr ist aber im Vergleich zu anderen Destinationen überschaubar: Heilbronn (+ 15,4 Prozent), Stuttgart (+ 14,6) Heidelberg (+ 14,5) oder auch Karlsruhe (+ 14,1) legten viel stärker zu.

Auch in Baden-Württemberg war die Zahl der Übernachtungen mit 58,9 Millionen – 1,3 Millionen mehr als 2023 – noch nie so hoch wie 2024. Daran, so interpretiert das Statistische Landesamt in Stuttgart, war die Fußball-Europameisterschaft nicht ganz unschuldig.

Der Anteil der internationalen Übernachtungsgäste in Freiburg ist um 7,4 Prozent auf 613.244 gestiegen. Ausländer geben in der Regel mehr Geld in Freiburg aus als Inländer. Die meisten Gäste kamen wieder aus der Schweiz (152.600), gefolgt von Frankreich (59.400) und Spanien (53.600).

Die Übernachtungszahlen liegen, das ist die eigentliche Nachricht, stolze 19,3 Prozent über dem 2019er Jahrgang. Die Freiburg Wirtschaft Touristik und Messe GmbH (FWTM) wirbt vor allem in vielen europäischen Ländern auf allen Kanälen kräftig für Freiburg: „Wir setzen auf erdgebundenen Tourismus“, so Geschäftsführerin Hanna Böhme.

Große Sorgen ums

MICE-Geschäft

Wichtiger als Rekordmeldungen ist für die Hotelbetreiber aber die Auslastung: Die lag im vergangenen Jahr bei 54 Prozent und damit zwar leicht über dem Vorjahr (52,6), aber auch deutlich unter dem Vor-Coronajahr 2019 (57,6 Prozent). Sorgen macht vor allem das MICE-Geschäft (Meetings, Incentives, Conventions, Exhibitions). Andrea Duarte, Hotelière im Dorint an den Thermen, berichtete von fehlenden Anfragen in dem Bereich. Die Digitalisierung und die wirtschaftliche Großwetterlage insgesamt wür-

den beim Tagungsgeschäft Einbußen bis zu 20 Prozent bringen. Hotels mit Tagungsräumen müssen allerdings auch in ihre Räumlichkeiten investieren – es gibt mittlerweile viele konkurrierende Locations. Wer hipp sein will, muss mit der Zeit gehen. Allerdings müssen sich die Hotels solche Investments auch leisten können. Steigende Preise, durchaus auch Preiskämpfe bei stagnierender Auslastung machen das schwer.

Zum „E“ in MICE sagte Wiltrud Rösler, Hotelmanagerin bei Adagio Access und Vorsitzende der Fachgruppe Tourismus im Branchenverband Dehoga: „Wir erwarten, dass nach massiven Verlusten im Messe- und Kongresswesen nun bald eine konkrete Planung vorgelegt wird, wie es mit der Freiburger Messe weitergeht. Wir brauchen hier dringend zusätzliche Anreize.“

Hanna Böhme, die die Geschäfte der FWTM lange alleine führen musste, hat seit dem 1. März mit Jens Mohrmann wieder einen Co-Geschäftsführer, der fortan für die Messe zuständig sein wird. Der Freiburger Gemeinderat hatte Ende 2024 beschlossen, der

Messegesellschaft für Investitionen, vor allem in die Küche und in die Daten-Infrastruktur – nicht zuletzt ein leistungsstarkes WLAN – 7,2 Millionen Euro zur Verfügung zu stellen.

Böhme, Rösler und Duarte sind sich nicht in allem einig, wohl aber darin, dass Freiburg dringend so etwas wie eine Konus-Karte braucht, die es Touristen im Umland erlaubt, kostenlos den Öffentlichen Nahverkehr zu nutzen: von Pforzheim bis Basel, von Karlsruhe bis Waldshut, kreuz und quer durch den Schwarzwald und durch neun Verkehrsverbünde. Wer hingegen in Freiburg übernachtet, muss Busse und Bahnen selber zahlen. „Wir brauchen endlich eine positive Entwicklung, um für die Gäste in Freiburg einen spürbaren Mehrwert zu bekommen“, sagt Rösler. „Wir verlieren Gäste ans Umland, weil wir dieses Angebot nicht haben.“

»Wir verlieren Gäste ans Umland«

Vor der Kommunalwahl hatte das Freiburger Stadtmagazin chilli im vergangenen April allen Listen unter anderem die Frage gestellt, ob die Konus-Karte aus der millionenschweren Bettensteuer finanziert werden muss. 10 von 17 Listen hatten mit „Ja“ geantwortet, es gab nur drei Neinsager. Rechnerisch könnte die KonusKarte, die einen siebenstelligen Wert haben wird, locker aus der vereinnahmten Bettensteuer bezahlt werden. Die Frage ist, ob das auch politisch gewollt ist. Derzeit soll eine Studie im Auftrag der FWTM die tatsächlichen Kosten ermitteln.

Der Tourismus in Freiburg ist ein kräftiger Wirtschaftsfaktor. Nach einer Studie der dwif-Consulting GmbH aus August 2023 machen Tagesgäste und Touristen 765 Millionen Euro Brutto-Umsatz in der Stadt. Das sichert Arbeitsplätze und auch Steuereinnahmen fürs Rathaus. Die Konus-Karte für die Gäste aus dem städtischen Haushalt zu bezahlen, könnte unterm Strich sogar mehr Einnahmen als Ausgaben bedeuten. Das ist längst nicht bei allen politisch motivierten Ausgaben der Fall.

Lars Bargmann

Der Gemeinderat und die Konus-Karte

Diese Listen haben vor der Wahl auf chilli-Anfrage angegeben, dass die Kosten aus der Bettensteuer bezahlt werden sollen: Grüne, SPD, Linke Liste, Grüne

Alternative, Freie Wähler, Freiburg Lebenswert, Junges Freiburg, FDP, Kult, Volt.

Nein gesagt haben: Urbanes Freiburg, Die PARTEI, Unabhängige Frauen

Enthaltungen: CDU, AfD, Bürger für Freiburg, Teilhabe & Inklusion

Höhere Abgaben, steigende Preise

Das bringt 2025 an Mehrbelastung für die Bürger

Das Jahr 2025 bringt zahlreiche Änderungen, die Steuerzahler und den Mittelstand erheblich belasten werden. Steigende Sozialabgaben, höhere Energiepreise und zusätzliche Kosten für Wohnen und Mobilität treffen Verbraucher direkt. Ein Überblick:

Steigende Sozialabgaben: Laut einer Studie des IGES-Instituts werden die Sozialabgaben bis 2029 auf 46 Prozent des Bruttogehalts steigen. Schon heute zählt Deutschland international zu den Ländern mit den höchsten Steuerbelastungen und Sozialabgaben. Allein bei den Rentenbeiträgen müssen gesetzlich Versicherte bis 2029 mit einem Beitragssatz von 20 Prozent rechnen. Ein Problem sind dabei auch das aus der Rentenkasse abgezweigte Geld für die Finanzierung versicherungsfremder Leistungen. Der Steuerexperte Otto Teufel hatte dies einst für 2021 nachgerechnet und kam auf einen abgezweigten Betrag von 38,6 Milliarden Euro. Ohne diese Umverteilung wäre die Rente um 13,6 Prozent höher.

Höhere Gesundheitskosten: Fast alle gesetzlichen Krankenkassen haben ihre Zusatzbeiträge erhöht – von durchschnittlich 1,58 Prozent auf 2,91 Prozent. Privatversicherte müssen 2025 mit einer Beitragserhöhung von 18 Prozent rechnen. Auch die Pflegeversicherung steigt von 3,4 auf 3,6 Prozent – für Rentner eine zusätzliche finanzielle Belastung, da diese den Pflegebeitrag nicht mit ihrem Arbeitgeber teilen. Laut Experten werden sich die Kosten im Gesundheitswesen in den kommenden Jahren weiter erhöhen, da eine alternde Gesellschaft und steigende medizinische Ausgaben die Systeme zunehmend belasten.

CO2-Steuer treibt Preise in die Höhe: Die CO2-Steuer steigt 2025 von 45 auf 55 Euro pro Tonne. Dies wirkt sich auf Benzin- und Heizkosten aus, ab 2027 auch auf Gebäude. Laut ADAC steigt der Preis für Benzin und Diesel 2025 um rund drei Cent pro Liter. Ab 2027 bestimmt der Markt den Preis – Schätzungen gehen dann von bis zu 38 Cent Mehrkosten pro Li-

Werner Krieger (62): Finanzmarktanalyst, Gründer und Geschäftsführer der GFA Vermögensverwaltung GmbH

ter aus. Heizöl verteuert sich 2025 um 15,8 Cent pro Liter, Gas um 1,16 Cent pro kWh. Ein typischer Haushalt zahlt dann jährlich rund 263 Euro mehr für Gas und 349 Euro mehr für Heizöl. Ab 2027 bildet sich dann der CO2-Preis am freien Handelsmarkt. Experten rechnen mit wesentlich höheren Abgaben von bis zu 300 Euro pro Tonne.

Steuererleichterungen als Tropfen auf den heißen Stein? Die geplanten Entlastungen durch höhere Freibeträge und Kindergeldanhebungen um fünf Euro reichen schon im Jahr 2025 nicht aus, um die steigenden Kosten zu kompensieren. Das Institut der deutschen Wirtschaft (IW) kommt zu dem Ergebnis: „Die Steuerzahler bezahlen für die Nachlässigkeit der Ampel.“ Besonders betroffen sind mittlere Einkommen, die weder von großzügigen Sozialleistungen noch von er-

heblichen Steuervergünstigungen profitieren und zunehmend unter den steigenden Lebenshaltungskosten durch die Inflation leiden.

Weitere Kostensteigerungen: Durch neue Berechnungen der Grundsteuer über den Grundsteuerwert, die Steuermesszahl und den Hebesatz erhöht sich bundesweit tendenziell die Grundsteuer vor allem für Besitzer älterer Häuser. Die Stromumlage steigt auf 3,15 Cent pro kWh. Eine Familie mit 3000 kWh Jahresverbrauch zahlt rund 40 Euro mehr. Bei der KFZ-Versicherung führt die Einstufung vieler Fahrzeuge in höhere Typklassen zu Prämienerhöhungen um bis zu 20 Prozent. Die Gasnetzgebühren erhöhen sich um bis zu 56 Prozent, bei einem Einfamilienhaus verursacht das zusätzliche Kosten von etwa 445 Euro. Viele Kommunen erhöhen zudem Gebühren für Trink- und Abwasser, Personalausweise und öffentliche Dienstleistungen. Höhere Portokosten, kürzere TÜV-Intervalle und die Einbaupflicht digitaler Stromzähler könnten für weitere Mehrkosten sorgen.

Fazit: Ohne Wirtschaftswachstum werden die Belastungen von Jahr zu Jahr weiter steigen. Die toxische Kombination aus niedrigen Wachstumsraten und hoher Verschuldung droht Wohlstand zu vernichten, die gesellschaftliche Unzufriedenheit zu verstärken und vor allem die Inflation anzukurbeln. Die neue Bundesregierung steht vor der Herausforderung, nachhaltige Lösungen zu finden, um den finanziellen Druck auf Bürger und Unternehmen zu mindern und vor allem das Wirtschaftswachstum zu steigern. Andernfalls könnte die wirtschaftliche Lage für viele Menschen zunehmend prekär werden.

»Skier bauen ist wie Lasagne machen«

Ein Werkstattbesuch bei Valhalla Ski in Freiburg

Frederic Andes produziert Skier und Snowboards in Freiburg – in Handarbeit und nachhaltig. Die Bretter sind vor allem für den Tiefschnee entworfen. Sie sind zum Teil aus Holz und sollen lange halten. Wie Andes sein Hobby zum Beruf gemacht hat und warum er im Sommer manchmal schlecht schläft.

Mitten im Stühlinger – zwischen Theater und Bio-Wurst – presst, sägt, schleift, laminiert und wachst Frederic Andes. Der Gründer und Geschäftsführer von Valhalla Ski stellt in seiner Werkstatt Skier und Snowboards her. Schon als Kind packte ihn die Begeisterung. „Ich war noch ein kleiner Fuzzi, als ich wegen meines Hustens nach Davos in die Höhenklinik sollte. Ich hab’ meine Eltern dann so lange genervt, bis ich Ski fahren durfte“, erzählt der 41-Jährige. Sein Vater, ein passionierter Märklin-EisenbahnSammler, finanzierte die folgenden Ski-Trips nach Davos durch den Verkauf seiner Modellbahnen. Der aus Kaiserslautern stammende Andes zog zum Studium nach Freiburg. Die Berge lockten ihn. Aus Spaß und in der Werkstatt eines Kumpels baute sich Andes vor fast 20 Jahren sein erstes Paar Ski – die seien „ein bisschen hingekotzt“ gewesen. Über amerikanische Internet-Plattformen eignete sich Andes an, wie ein Ski eigentlich produziert wird. Am Anfang profitierte davon vor allem sein Freundeskreis. Aus Leidenschaft wurde ein Hobby – aus einem Hobby ein Nebengewerbe. Seit sechs Jahren produziert Andes Skier und Snowboards haupt-

Frederic Andes baut Powder-Latten im Stühlinger.

beruflich. Zwei Mini-Jobber arbeiten für ihn. „Bei der Geburt meines ersten Sohnes war klar: Entweder ich lasse es oder ich gehe all-in.“

Andes setzt auf Nachhaltigkeit und Handarbeit. Ob Skipresse, Schleifgerät oder Ski-Service-Maschine – viele seiner Geräte sind selbst gebaut oder haben einen persönlichen Touch. Der Strom komme vom Dach, bei den Materialien achte er auf nachwachsende Rohstoffe. „Ein Ski ist kein nachhaltiges Produkt. Aber in diesem Segment gibt es nichts, was nachhaltiger wäre“, sagt er.

Ski und Snowboards herzustellen, sei wie eine Lasagne zu machen. „Viele einzelne Schichten und Epoxy als Béchamelsauce dazwischen“, sagt der Autodidakt. Durch den Kern aus Holz bleibe der Ski leicht, was beim Tourengehen von Vorteil sei. Die Skibase, der Teil, der auf dem Schnee liegt, und die Kanten macht Andes extra dick. Dadurch würden die Bretter länger halten. „Die Dinger sind für die Ewigkeit. Industriell bekommt man das nicht hin“, so Andes. Und wenn der Ski für die Ewigkeit doch mal kaputt geht?

„Ich kann fast alles reparieren, ich habe sogar einen gebrochenen Ski zum Leben erweckt.“

Wer seine Bretter kauft, steht auf Powder, auf Abseits-der-Piste-Spaß-Haben. Seine Kunden kommen zu 80 Prozent aus Freiburg und dem Schwarzwald, aber auch aus Österreich, Kanada oder der Schweiz. Seine Produkte sind im höheren Preissegment: Skier kosten um die 900 Euro – Snowboards liegen bei 790 bis 1050 Euro.

Im vergangenen Jahr hat Andes 40 bis 50 Bretter verkauft. Hauptsächlich Splitboards. Ein Snowboard, das man in der Mitte teilen kann und zum Hochgehen wie Tourenski verwendet. Oben angekommen, wird das Brett wieder ineinandergesteckt. Dieses Jahr rechnet er mit 50 bis 60 verkauften Brettern. „Wir wachsen, aber das Sommerloch ist ein böser Endgegner. Im Sommer bin ich oft kurz vor dem Herzinfarkt, weil es knapp wird“, sagt Andes. Um nicht zu verzweifeln, hat der Skibauer eine Bratwurstbude übernommen, die er bald öffnen will. Dann schläft es sich im Sommer besser. David Pister

Quelle: Bundesagentur für Arbeit

Situation angespannt

16.661 Männer und Frauen im Agenturbezirk ohne Arbeit

Die Zahl an Arbeitslosen in Freiburg und den Landkreisen Emmendingen sowie Breisgau-Hochschwarzwald bleibt stabil: Im Februar waren 16.661 Frauen und Männer ohne Beschäftigung. Im Januar waren es 16.680. Nicht jeder könnte beim Bundesligisten Heidenheim einen Platz bekommen: Die Voith-Arena fasst 15.000 Zuschauer. Gegenüber dem Februar 2024 aber liegt die Steigerung der Zahl bei 8,4 Prozent.

Geschäftsstelle Emmendingen

Geschäftsstelle Freiburg

Geschäftsstelle Müllheim

„Die Situation ist weiter angespannt“, sagt der Vorsitzende der Geschäftsführung der Agentur für Arbeit Freiburg, Alexander Merk. Denn ein genauerer Blick auf die Zahlen verdeutliche, dass der Arbeitsmarkt per Saldo vor allem durch Bewegungen aus und in die Nicht-Erwerbstätigkeit entlastet wurde und nicht etwa, weil mehr Arbeitslose eine Beschäftigung gefunden haben. Auf der anderen Seite war in einem Februar die Arbeitslosigkeit zuletzt im Jahr 2007 höher. Die Arbeitslosenquote notiert unverändert bei 4,3 Prozent.

02/2025: 3,4 %

02/2024: 3,1 %

02/2025: 4,7 %

02/2024: 4,4 %

Hauptagentur Freiburg

02/2025: 4,3 %

02/2024: 4,0 %

Geschäftsstelle Titisee-Neustadt

02/2025: 4,1 %

02/2024: 4,0 %

02/2025: 4,6 %

02/2024: 4,0 %

Im Vergleich zum Januar sind die Zahlen zwar stabil, unsere Grafik zeigt aber die Veränderung zum Vorjahrsmonat. Und die entwickelt sich nicht in die richtige Richtung.

Öffentlichen Verwaltung (91). Insgesamt lagen der Arbeitsagentur Freiburg 4577 Aufträge zur Stellenbesetzung vor: 83,9 Prozent für Fachkräfte, Experten und Spezialisten, 16,1 Prozent für Helfer.

Positiv: Die Anzeigen auf Kurzarbeit haben sich gegenüber dem Januar nahezu halbiert und die Arbeitskräftenachfrage hat deutlich angezogen. Vor allem das Verarbeitende Gewerbe bringt Schwung: Es meldete 162 offene Stellen und damit 23 mehr als im Februar 2024. Seit Jahresbeginn liegt der Stellenzuwachs dort bei 20 Prozent. Weil aber neun von zehn im Februar gemeldeten Stellen sich an Fachkräfte richten und selbst in der konjunkturell angespannten Situation deren Besetzung eine Herausforderung ist, mahnt Merk: „Wenn sich die Konjunktur erholt, wird der Fachkräftemangel voll durchschlagen. Deshalb ist es so wichtig, dass Arbeitgebende, Arbeitnehmende und Erwerbslose in Aus- und Weiterbildung investieren.“

Offene Stellen gibt es derzeit vor allem im Handel (205), im Gesundheits- und Sozialwesen (173), im Verarbeitenden Gewerbe (162), bei freiberuflichen, wissenschaftlichen und technischen Dienstleistungen (162) und in der

In Freiburg gab es Ende Februar 7443 Menschen ohne Arbeit, in den Landkreisen Breisgau-Hochschwarzwald 5793 und Emmendingen 3425. bib

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Volksbank Breisgau Nord mit Rekordgewinn

EMMENDINGEN: Die Volksbank

Breisgau Nord hat im vergangenen Jahr ihren Ertrag nach Steuern und Wertberichtigungen auf 13,4 Millionen Euro gesteigert. Ein Rekordergebnis. Passend zum 150-jährigen Jubiläum der Genossenschaftsbank. Die Bilanzsumme ist im Vergleich zu 2023 um gut drei Prozent auf 2,17 Milliarden Euro gestiegen. Das Kreditvolumen beläuft sich auf 1,61 Milliarden Euro (plus 1,6 Prozent), die Kundeneinlagen wuchsen um 3,8 Prozent auf 1,66 Milliarden Euro.

Löwenstein und IfM bauen in Bad Krozingen

BAD KROZINGEN. Löwenstein Medical und seine Tochter IfM, Spezialisten für die Versorgung mit medizinischem Sauerstoff, bauen in Bad Krozingen für sechs Millionen Euro eine gemeinsame Niederlassung für 35 Beschäftigte. Die sind aktuell in Gundelfingen bei Löwenstein und im Freiburger Stadtteil Rieselfeld beim Ingenieurbüro für Medizintechnik (IfM) tätig. Bad Krozingens Oberbürgermeister Volker Kieber freute sich, einen Vertreter „der Zielbranche“ Medizintechnik im Gewerbegebiet Am Krozinger Weg gewonnen zu haben. Das Gebäude, das schon Ende 2025 fertig sein soll, wird auf einem 3000 Quadratmeter großen Grundstück eine Geschossfläche von 2755 Quadratmetern haben. Auf diesen wird neben einem Schlaf-Atem-Zentrum, Patientenräumen, Schulungs-, Lager- und Büroflächen auch ein 50.000 Liter fassender Sauerstofftank stehen.

Ein Prosit auf gute Zahlen BREISACH. Die Sektkellerei Geldermann hat 2024 den Umsatz und den Absatz erhöht – deutlich gegen den Trend, denn der deutsche Sektmarkt ist leicht rückläufig. Geldermann hat den Absatz im Lebensmitteleinzelhandel um sieben Prozent auf knapp 2,5 Millionen Flaschen gesteigert. Der

Menschen &

HWK ehrt

Unternehmen

des Jahres

So sehen Sieger aus: Das Team der ausgezeichneten Kiefer & Sohn GmbH aus Denzlingen.

FREIBURG. Hohe handwerkliche Qualität, spannende Produktinnovationen und vielfältiges gesellschaftliches Engagement – die Handwerkskammer Freiburg (HWK) hat sechs Vor zeigebetriebe ausgezeichnet, die seit vielen Jahren erfolgreich Vorreiter sind. Fünf Betriebe erhielten das Siegel „Handwerksunternehmen des Jahres 2025“, der sechste bekam den Sonderpreis „Neue Wege im Handwerk“. HWK-Präsident Christof Burger: „Sie schaffen und leben mit viel Einsatz und klugen Ideen wahre Werte. Sie zeigen eindrucksvoll, wie erfolgreiches Handwerk aussieht.“ Vizepräsident Friedrich Sacherer ergänzte: „Mit unserer Auszeichnung können wir nicht nur

Umsatz kletterte um neun Prozent auf mehr als 21 Millionen Euro. Die Geldermann-Schaumweine werden im traditionellen Flaschengärverfahren hergestellt. In der Kategorie ist die Kellerei in Deutschland die Nummer Eins. „Unser Premiumprodukt Geldermann wächst bereits über mehrere Jahre. Preis, Leistung und das Lebensgefühl passen hier gut zusammen“, sagte Christof Queisser, Vorsitzender der Geschäftsführung der Rotkäppchen-Mumm Sektkellereien GmbH, zu der Geldermann gehört, bei der Jahrespressekonferenz.

herausragende Betriebe ehren, sondern auch Politik und Gesellschaft zeigen, was das Handwerk in der Region leistet.“ Im Landkreis Emmendingen erhielt die 1959 gegründete Kiefer & Sohn GmbH aus Denzlingen die Auszeichnung. In Freiburg das Modeatelier Broghammer, das etwa maßgeschneiderte SkisprungAnzüge für den Deutschen Skiverband und Swiss Ski produziert. Im Landkreis Breisgau-Hochschwarzwald ist die Stefan Meier Bad und Heizung GmbH aus Eichstetten Handwerksunternehmen des Jahres 2025. Den Sonderpreis „Neue Wege im Handwerk“ bekam die 1963 gegründete Kaspar Holzbau GmbH aus Gutach. bib

Nextbike gewinnt FreloAusschreibung

FREIBURG/SÜDBADEN. Frelo bleibt Frelo: Der aktueller Anbieter Nextbike aus Leipzig hat sich bei der Ausschreibung für ein erweitertes Fahrradvermiet-System ab 2026 durchgesetzt. Das gaben die Freiburger Verkehrs AG (VAG) und der RegioVerkehrsverbund Freiburg (RVF) bekannt. Alle, die Frelo bereits kennen, können somit weiter über ihren Account das beliebte Mietfahrradsystem nutzen. Das Frelo-Netz wird weiter wachsen. Neben Freiburg werden auch

elf Gemeinden aus dem Landkreis Breisgau-Hochschwarzwald sowie der Gewerbepark Breisgau dabei sein. Dazu kommen sieben Gemeinden aus dem Landkreis Emmendingen. Die Zahl der Frelo-Stationen wächst von aktuell rund 95 auf 160. Auch das Angebot der Mietfahrräder wird deutlich erweitert – auf 900 Frelos und 22 Lastenfahrräder. Neu hinzu kommen etwa 200 E-Frelos. Wer Frelo nutzt, profitiert nun in der gesamten Region vom einheitlichen Tarifsystem. „Bei Frelo macht Freiburg seinem Ruf als Fahrradstadt alle Ehre. Nun sind wir überzeugt davon, dass Frelo auch in der Region zum Erfolgsmodell wird“, erklärte Onur Semerci, Leiter des Kundenmanagements bei Nextbike.

Zusatzjob für Zeiler

FREIBURG. Der Vorstandsvorsitzende der Sparkasse Freiburg-Nördlicher Breisgau, Daniel Zeiler, wurde von den Chefs der 50 baden-württem-

BELLE AG gewinnt

TOP 100-Innovations Award

WYHL. Die BELLE AG hat sich direkt mit dem ersten Versuch beim Innovationswettbewerb TOP 100 durchgesetzt und trägt ab sofort das TOP 100-Siegel 2025. Den Award erhalten nur besonders innovative mittelständische Unternehmen. BELLE ist seit mehr als 30 Jahren in der Metallbranche tätig. Grundlage von TOP 100 ist ein wissenschaftliches Auswahlverfahren, das der Innovationsforscher Nikolaus Franke leitet. Die Innovationsstärke der Teilnehmer wird anhand von mehr als 100 Prüfkriterien ermittelt.

Im Kern geht es darum, ob Innovationen das Ergebnis eines strukturierten Innovationsmanagements sind – oder ob sie eher zufällig entstehen. „Innovation heißt Agieren anstatt Re-

agieren“, sagt Franke, „es bedeutet, die Zukunft aktiv zu gestalten, anstatt zu hoffen, dass sich nichts ändert.“

Die BELLE AG ist bekannt für Balkonanlagen für Wohnbaugesellschaften und Fluchttreppen an großen Gebäuden und agiert vor allem im Südwesten. „Wir sind sehr stolz auf die Auszeichnung. Perfektion und Innovation sind bei uns ein wichtiger Bestandteil der Unternehmensphilosophie“, kommentiert Benedikt Belle (Foto). bar

bergischen Sparkassen zum stellvertretenden Landesobmann gewählt. Zeiler beerbt damit Heinz Pumpmeier, den Vorstand der Kreissparkasse Ravensburg. Das Amt hat Zeiler nun bis Ende 2030 inne.

Goldmedaillen für Freiburg

und Lörrach

SÜDBADEN. Unter insgesamt 35 mit dem European Energy Award (eea) ausgezeichneten Kommunen haben 8 den eea in Gold bekommen: Darunter sind die südbadischen Städte Lörrach und Freiburg, wo die Preise in diesem Jahr verliehen wurden. „Die heute Ausgezeichneten gehen erfolgreich neue Wege in Sachen Energie, sie gehen achtsamer Foto: © Sparkasse Freiburg

mit Ressourcen um und schützen unsere Lebenswelt. Damit leisten sie einen unverzichtbaren Beitrag zum Erreichen der Klimaschutzziele und stellen sich selbst zukunftsfest auf“, sagte Andre Baumann, Staatssekretär im Ministerium für Umwelt, Klima und Energiewirtschaft Baden-Württemberg bei der Verleihung. „Unser Ziel ist Klimaneutralität bis 2035, dafür gibt es noch viel zu tun. Der European Energy Award zeigt, dass wir auf dem richtigen Weg sind. Der Umbau der Stadt für die Wärmewende ist in vollem Gange, und mit der Photovoltaik- und Windkraftoffensive werden wir schon bald sehr viel mehr Strom aus Erneuerbaren Energien gewinnen“, sagt Oberbürgermeister Martin Horn

117 Millionen Euro mehr als erwartet

LAUFENBURG. Die naturenergie holding AG hat im Geschäftsjahr 2024 ein EBIT (Ergebnis vor Zinsen und Steuern) in Höhe von 224 Millionen

Euro erreicht. Rund 117 Millionen mehr als im Vorjahr und auch deutlich über der Erwartung (180 Mio.). Der Jahresgewinn der Unternehmensgruppe lag bei 180 Millionen Euro (2023: 107). Ein Grund für die guten Zahlen war die „sehr gute Wasserführung am Hochrhein und im Wallis“ und das „deutlich höhere Vermarktungsniveau“ der aus den Wasserkraftwerken erzeugten Energie. Die Eigenkapitalquote liegt mittlerweile bei 62 Prozent (Vorjahr: 57). Die Bruttoinvestitionen betrugen 2024 rund 145 Millionen Euro, 27 Millionen mehr als 2023. Etwa in dieser Höhe soll auch im laufenden Jahr investiert werden.

B2Run Freiburg 2025

FREIBURG. Am 27. Mai gibt es wieder den B2Run rund ums EuropaPark-Stadion. Mehr als 10.000 Starter werden erwartet. Unternehmen, die Teams an den Start schicken wollen, können sich bis zum 7. Mai unter www.b2run.de einloggen. bar

Foto: © Belle AG
Daniel Zeiler

Die Welt, die Wirtschaft in Zahlen

Steigerung des BIP in Deutschland im Jahr 2024 im Vergleich zu 1990 (in Prozent)

Verringerung der CO2-Emissionen in Deutschland im Jahr 2024 im Vergleich zu 1990 (in Prozent)

Bürokratiekosten der deutschen Unternehmen im Jahr 2024 (in Mrd. Euro)

Wert des jüngsten Wachstumspakets für deutsche Unternehmen (in Mrd. Euro)

Veränderung der neu zugelassenen E-Autos in Deutschland 2024 im Vergleich zu 2023 (in Prozent) + 53,5

Veränderung der neu zugelassenen Tesla im Januar 2025 im Vergleich zum Januar 2024 (in Prozent) - 59,5

Defizit des deutschen Staates im Jahr 2024 (in Mrd. Euro)

Defizit des deutschen Staates im Jahr 2023 (in Mrd. Euro)

im Jahr 2024 (in Mrd. Euro)

der Kommunen im Jahr 2023 (in Mrd. Euro)

So viele Straßen und Wege müssten bei lückenlosen Grenzkontrollen überwacht werden

So viele Kilometer Wassergrenzen müssten in Deutschland überwacht werden

Anteil von Migranten an allen Beschäftigten im Aus- und Trockenbau in 2023 in Deutschland (in Prozent) 67

Anteil von Migranten an allen Beschäftigten in der Lebensmittelherstellung in 2023 in Deutschland (in Prozent) 51

Anteil von Migranten an allen Fahrern von Bussen und Straßenbahnen in 2023 in Deutschland (in Prozent) 46

Zahl der Übernachtungen im Gastgewerbe im Jahr 2024 in Freiburg (in Mio.) 2,17

Zahl der Übernachtungen im Gastgewerbe im Jahr 2024 im Landkreis Konstanz (in Mio.) 3,07

Zahl der Übernachtungen im Gastgewerbe im Jahr 2024 in Stuttgart (in Mio.) 4,65

Zahl der Übernachtungen im Gastgewerbe im Jahr 2024 im LK Breisgau-Hochschwarzwald (in Mio.) 4,87

So viel Steuern zahlte der deutsche Profifußball in der Saison 2023/24 an den Staat (in Mrd. Euro)

So viel Steuern zahlte der deutsche Profifußball in der Saison 2018/19 an den Staat (in Mrd. Euro) 3,68

Polizei-Arbeitsstunden in der Saison 2022/23 zur Gewährleistung der Sicherheit im deutschen Fußball (in Mio.) 4,2

Zahl der Trauungen im Freiburger Standesamt im Jahr 2024

Zahl der Trauungen im Freiburger Standesamt im Jahr 1967

Einwohner von Freiburg im Jahr 2024 (in Tausend) 236

Einwohner von Freiburg im Jahr 1967 (in Tausend) 160

Zahl der Krankenhauseinweisungen wegen akuter Alkoholvergiftungen im Jahr 2023 in Deutschland 62.300

Zahl der Krankenhauseinweisungen wegen akuter Alkoholvergiftungen im Jahr 2012 in Deutschland 121.595

Zahl der Tage, die 2024 in Freiburg zwischen den Geburten zweier Kinder mit demselben Vater lagen 10 Lars Bargmann / Idee: brandeins

Quellen: Bundesregierung, Umweltbundesamt, Agora, ifo Institut, Stadt Freiburg, Statistik BW, McKinsey&Company

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