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Miss Zuverlässig

DJ ELLA STRACCIATELLA MISCHT DAS NACHTLEBEN AUF

Wer in Freiburg tanzen geht, kommt an ihr kaum vorbei: DJ Ella Stracciatella ist auf vielen Bühnen präsent. Ihr Elektrosound mit feministischem Einschlag bringt die Menge in Bewegung. Dabei ist die Frau durch Zufall zum Auflegen gekommen.

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Tagsüber ackert sie an der Uni, nachts wühlt sie sich durch Platten oder bringt die Partygäste zum Bouncen. DJ Ella Stracciatella war zuletzt in Hamburg, Marburg, München. Ihre Base ist aber Freiburg. Hier lebt die Künstlerin, die ihren bürgerlichen Namen und das Alter für sich behält. Im Sommer ist sie unter anderem beim ZMF und bei der AftershowParty des Sea You am Start. Ella ist Künstlerin und Aktivistin. Als Teil der Initiative „Locartista“ kämpft sie für mehr Vielfalt auf Freiburgs Bühnen. Was sie auflegt, ist zugleich auch eine Ansage. Den Mix beschreibt sie als „feinste BitchMukke & Indiedance Sound, glitzernden Disco-Träsh oder auch Acid & Tech House“. Bitch? „Das war lange ein gesellschaftliches Schimpfwort, jetzt ist es für mich feministisches Empower- ment“, erklärt Ella. Negatives Feedback auf das Wort kennt sie gut, doch da kann sie drüberstehen.

Zwei bis drei Gigs spielt Ella im Monat. „Auflegen ist mehr Passion als Beruf, ein Nebenerwerb“, erzählt die Künstlerin. Wer ihr auf Social Media folgt, sieht schnell: Da steckt Arbeit drin. Wie sie das trotz einer vollen Stelle an der Uni schafft? „Wenig Schlaf ist aktuell die Lösung“, erzählt Ella und lacht.

Die Frau, die sich nach ihrem Spitznamen und ihrem Lieblingseis benannt hat, ist seit sieben Jahren aktiv. 2016 moderierte sie eine Musiksendung fürs PH-Radio. Dann kam die Anfrage, ob sie in zwei Tagen für einen DJ einspringen kann. „Ich wusste nicht, wie es geht, aber habe mir das Auflegen in zwei Nachtschichten draufgeschafft“, erinnert sich Ella. „Ich hatte nichts zu verlieren – und es lief nicht schlecht“, erzählt sie. Sie war angefixt.

„Ich habe irgendwie ein Gespür für Musik, fühle es“, sagt Ella. Smoothe Übergänge zwischen den Songs seien wichtig, entscheidend findet sie als DJ aber die Trackauswahl. Durchgeplante Sets sind dabei selten: „Ich bin Improvisator, wechsle auch mal spontan das Thema.“ Lange legte sie so im Räng auf. Auch im Hans-Bunte oder beim CSD sorgt sie für Stimmung. Ihre mehr als 7000 Tracks im Reper- toire sind „alle hier drin“, sagt sie und zeigt auf ihren Kopf. Am Ende ihrer Sets spielt sie als augenzwinkernde Selbstreferenz meist einen Remix von France Galls „Ella elle l’a“ oder von Rihannas „Umbrella“.

Weibliche Vorbilder hat sie lange vermisst: „Ich habe mich gefragt, wo die anderen Girls oder Finta-Personen sind.“ Als Frau musste sie sich beweisen: Kritische Veranstalter fragten ab, was ein Cinch-Kabel ist, „und der männliche Kollege bekommt einen Cuba Libre“. Beurteilt worden sei sie oft nach dem Äußeren. Heute sei das mit einem gewissen Standing leichter.

Einer ihrer Kollegen und Freunde ist Alex „Käptn“ Hässler. Der DJ ist unter anderem Organisator des Ahoii Clubs. Er schätzt Ella als super zuverlässig. „Sie macht den Job top professionell und mit Leidenschaft.“ Wie sie das alles nebenberuflich schaffe, gibt Hässler Rätsel auf. „Wahnsinn“, schwärmt der DJ.

Für Ella ist die Musik längst keine Nebensache mehr. Der Wunsch ist, auch international aufzutreten. Und das „Fusion“-Festival am Müritzsee wäre ein Traum. Ihren Künstlernamen hat sie bereits im Perso stehen.

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