AB 27.6. IM KINO!
KULTUR
SO WIRD DER FESTIVALSOMMER
LEINWAND
KLASSE KLASSIKER IM SOMMERNACHTSKINO
MUSIK
JAZZPREISTRÄGER LUKAS DERUNGS SUCHT BALANCE
AB 27.6. IM KINO!
KULTUR
SO WIRD DER FESTIVALSOMMER
KLASSE KLASSIKER IM SOMMERNACHTSKINO
JAZZPREISTRÄGER LUKAS DERUNGS SUCHT BALANCE
Freiburg startet in den Festival-Sommer
zusammen genießen. Für viele ist das ein Highlight des Sommers. Bei der Menge an coolen Events im und um das Breisgau wäre es auch ein Jammer, das nicht zu erleben.
Am Tunisee kommen Tausende zusammen und tanzen zu Elektromusik. Das Line-up der Sea You lässt schon seit Jahren Musikherzen höherschlagen. Und dann noch auf einem aufblasbaren Flamingo über den See gleiten, um abzukühlen? So lässt es sich aushalten.
Oder beim ZMF, wo es in Zelten hoch hergeht. Weltstars sind hier genauso zu entdecken wie lokale Heldinnen und
burger Messe. Reggae-Fans wollen zum African Music in Emmendingen. Bunt gemischt in Höhenlage geht’s beim Schlossberg Festival zu. Große Acts nur einen Katzensprung entfernt laufen beim I EM Music in Emmendingen auf. Und das Stimmen Festival in Lörrach hat ein sehr ausgewähltes Programm mit vielen Acts zum Entdecken. Viele weitere Sommerhappenings verbergen sich auf den nächsten Seiten. Alle Hände hoch heißt es eigentlich überall, wenn gesungen und getanzt wird. Wir wünschen viel Spaß beim Lesen – und in Kürze dann beim Feiern und Mitsingen. tln / mwa / mam
Wann? 6. Juni bis 13. Juli
Wo? Freiburg-Ebnet
Der Ebneter Kultursommer schafft Verbindung – zwischen musikalischen Stilrichtungen, zwischen Generationen, Stadtteilen, Ländern und Kontinenten. Fünf Wochen lang begegnen sich im und ums Schloss Ebnet Künstlerinnen und Künstler verschiedener Stilrichtungen. Neue Veranstaltungsformate wie Poetry-Slam, Lesungen und Angebote für junge Künstlerinnen und Künstler machen den Kultursommer noch abwechslungsreicher. Hochbegabte Nachwuchsmusikerinnen sind genauso vor Ort wie der amerikanische Pianist Aaron Epstein – die Klassik ist beim Kultursommer wieder ein Schwerpunkt. Musikalisch startet das Programm mit Powerbrass in der Kulturscheune. Der Chor „Orfeon“ verbindet den Kultursommer mit Freiburgs Partnerstadt Granada. Beim Finale wird mit dem Sommerkonzert der Musikvereine Ebnet und Kappel die Verbindung der beiden Stadtteile ins Licht gerückt. www.ebneter-kultursommer.de
Wann? 21. bis 23. Juni
Wo? Neuhausen ob Eck
Bald ist es wieder so weit: Der Flugplatz in Neuhausen ob Eck öffnet seine Pforten und gewährt der feierwütigen Meute den lang ersehnten Eintritt zu ihrem dreitägigen Musik-Mekka. Auch dieses Jahr ist das Southside- Programm von nationalen und internationalen Hochkarätern gesäumt: So gibt sich Ed Sheeran, der erfolgreichste Singer-Songwriter dieser Generation, nach einem Jahrzehnt erneut die Ehre. Auch die frankokanadische Rock- und Popikone Avril Lavigne macht dem Festival dieses Jahr nicht zum ersten Mal die Aufwartung. Zu den inländischen Top-Acts zählen Großstadtgeflüster, Feine Sahne Fischfilet, Giant Rooks und Sido. www.southside.de
Wann? 27. Juni bis 4. August
Wo? Tollhaus Karlsruhe
Wann? 21. Juni und 22. Juni
Wo? Weil am Rhein
Blasinstrumente spielen bei diesem Festival die wichtigste Rolle – und das in allen erdenklichen Stilrichtungen. In Weil am Rhein wird es zwei Tage lang laut, fetzig, rhythmisch und auch mal leise. Das alles kann die Blasmusik in ihrer unglaublichen Bandbreite von Brass über Electro und Ska bis zu Folk und World. Zusätzlich treten acht MarchingBands auf dem Festivalareal zwischen Rathausplatz und Sparkassenplatz auf. Das internationale Line-up startet am 21. Juni mit Fanfara Station, einem Trio aus Italien, das elektronische Musik mit nordafrikanischem Gesang und Perkussion kombiniert. Der Headliner des ersten Tages – Luiki aus der Ukraine – verbindet landestypische Traditionen und Musikkulturen des Balkans. Elektronische und analoge Perkussion wird durch Blechbläser, Frauenstimmen und Akkordeon ergänzt. Auch am zweiten Tag wechseln sich schnelle Beats und bebender Punk-Rock mit Balkan ab. Headliner sind am zweiten Abend Shantel & Bucovina Club Soundsystem, die nicht nur ihren Megahit „Disko Partizani“, sondern auch einen wilden Mix aus Balkan, Pop, Global Bass, Electro und Türkisch Pychadelica mitbringen. 19 Vereine und drei Winzer sorgen in mehr als 20 Hütten dafür, dass kein Hunger aufkommt und die Gläser nie leer bleiben. www.3lsf.eu
Passend zum 40. Jubiläumsjahr hat das Zeltival mit den „Roaring Fourties“ eine Konzertreihe für den kleinen Geldbeutel ins Leben gerufen: So können etliche Festivalkonzerte bereits für zehn Euro besucht werden. In diese Kategorie fällt der politisch engagierte Crossover-Musiker Mal Élevé, einstiges Mitglied des deutsch-französischen Künstlerkollektivs Irie Révoltés, sowie die ähnlich gesinnte Frauenband Ketecalles, die sich Themen wie Migration, Machismo und Misogynie widmet. Wie bereits in den vorherigen Ausgaben wartet das Festival mit internationaler Prominenz auf: von der isländischen Sängerin, Komponistin und Musikproduzentin Emilíana Torrini über den US-amerikanischen Singer-Songwriter Rufus Wainwright bis zum australischen Multi-Instrumentalisten Xavier Rudd. Wer nun allerdings mit einem rein internationalen Line-up rechnet, wird eines Besseren belehrt: Thomas D, Kettcar, Gregor Meyle und Element of Crime sind ebenfalls vertreten. Wobei der Auftritt Letzterer bereits ausverkauft ist. www.zeltival.de
Wann? 4. bis 7. Juli
Wo? Breisach Es ist eine Premiere, die es in sich hat. Mit dem Pinot & Rock Festival platziert Initiator Fritz Keller ein hochkarätiges Musikereignis auf dem Festivalgelände in Breisach am Rhein. Die Vision: Es soll ein Genussfestival für alle Sinne werden. Suzi Quatro steht am Samstag auf der Bühne, genauso wie die Scorpions und Alice Cooper. Auch die anderen Tage sind musikalisch bestens besetzt. Insgesamt 30 Bands werden zu hören sein. Dazu kommt ein Weindorf sowie Foodtrucks und Essensstände. Eben Genuss für alle Sinne. www.pinotandrock.com
Wann? 4. bis 7. Juli
Wo? Kurgarten Baden-Baden
Vor dem Kurhaus wird vier Tage lang eine Party gefeiert – mit Livemusik, gastronomischen Entdeckungen und Sommernachts-Feeling. Bei den Baden-Badener Sommernächten präsentieren sich hochklassige Tribute-Shows auf der Bühne des Konzert-Pavillons im Kurgarten. Die gastronomischen Partner öffnen an allen Tagen zum Programmbeginn. An jedem Abend stehen mindestens zwei Bands auf der Sommernacht-Bühne. Rockfans wird am Donnerstag von der Bon Jovi-Tribute-Band „Bounce“ eingeheizt, Disco-Feeling verbreiten am Freitag „The Disco Boyz“, und am Samstag geht es schon um 12 Uhr mit der HM-Big-Band los. Die Sommernacht versüßen an diesem Abend insgesamt vier Bands, gespielt wird wie am Freitag bis 23 Uhr. Auch der Sonntag be ginnt um 12 Uhr. Am Abend wird mit Euro pas Nummer eins der Santana-Shows „The Magic of Santana” die Magie von Carlos San tana den Kurgarten in ein besonderes Licht tauchen. Das Beste daran: Der Eintritt ist an allen Tagen frei. www.kurhaus-badenbaden.de
Wann? 4. Juli bis 4. August
Wo? An sieben Standorten in Südbaden
Pünktlich zum dreißigjährigen Bestehen eröffnet das STIMMEN-Festival einen neuen Spielort auf dem Vitra Campus in Weil am Rhein. Den Startschuss der einmonatigen Konzertreihe bildet die obligatorische Festivaleröffnung im Burghof Lörrach – diesmal im Sinne einer Reminiszenz an das Nina-Simone-Konzert vor drei Dekaden. Zu den diesjährigen Galionsfiguren zählt der angelsächsische Singer-Songwriter James Blunt, die ESC-Sensationsband Ladaniva aus Armenien sowie der französisch-kongolesische Rapper Gims, einstiges Mitglied des berühmt-berüchtigten HipHop-Kollektivs Sexion d’Assaut. Abgerundet wird das mannigfaltige Festivalprogramm von der international akklamierten Kora-Spielerin Sona Jobarteh und den Congo Cowboys, die Bluegrass und Country mit den Rhythmen traditioneller afrikanischer Musik amalgamieren. Ferner beherbergt der Burghof die Kunstinstallation „Paint the Town Red“, die gänzlich im Zeichen der Künstlichen Intelligenz steht. www.stimmen.com
Wann? 5. bis 14. Juli
Wo? Colmar
Über den Rhein und hinein in die Klassik: Alain Altinoglu, dem künstlerischen Leiter des internationalen Musikfestivals, ist es wichtig, den Wurzeln treu zu bleiben, aber auch neue Horizonte zu erkunden. Das Festival lädt zu einer Reise an der Schnittstelle von miteinander verflochtenen Kulturen ein, in denen die Klassik unterschiedlich interpretiert wird. Werbung, Kino, soziale Netzwerke – überall kommt klassische Musik vor. Diese Bandbreite bildet das Festival ab – zwischen „Hits“ und unerwarteten Entdeckungen. Mit dabei: Prestigekonzerte mit internationalen Solisten wie Grigory Sokolov, Kammermusikkonzerte mit Dialogen zwischen jungen und renommierten Künstlern sowie ein Familienkonzert mit einer geschwätzigen Geigerin.
Wann? 6. Juli
Wo? Festivalgelände Karlsruhe
www.festival-colmar.com
Das bunteste Festival der Welt kommt im Juli wieder nach Karlsruhe. Schon seit 2012 reist das „Holi Festival of Colours“ – inspiriert vom indischen Farbfest Holi – um den Globus. Tausende Menschen treffen sich bei den Festivals, um die Welt ein bisschen bunter zu machen. Das Line-up versammelt nationale und internationale DJs, die die Menge mit Elektro, Minimal und House aufheizen. Zentral sind aber die „Big Throws“: Stündlich wird gemeinsam das Farbpulver in die Luft geworfen, um ein unvergessliches Farbenmeer zu kreieren. Zum Festival kommt man am besten in weißer Kleidung: Dann stechen die Farben des Regenbogens am besten hervor. Das Farbenfest können Besuchende bei eiskalten Getränken und Leckerem von den Foodständen genießen. www.holifestival.com
Wann? 11. bis 13. Juli
Wo? Marktplatz Schopfheim
Der Schopfheimer Marktplatz wird dieses Jahr – nach der Absage von Alvaro Soler – nur an zwei Tagen bespielt: Doch der Donnerstag und der Samstag haben es in sich. Zunächst macht Nena auf ihrer „Wir gehören zusammen“-Tournee Station in Schopfheim – und bringt mit ihrer zehnköpfigen Band Hits aus vier Jahrzehnten auf die Bühne. Mit Live-Band ist am Samstag Kerstin Ott beim Sommersound zu Gast. Ihre Texte gehen direkt ins Ohr – und von dort ins Herz. www.sommersound-schopfheim.de Gewinnspiel auf chilli-freiburg.de
Wann? 13. Juli bis 2. August
Wo? Kurpark Bad Krozingen
Auch dieses Jahr erstrahlt der Kurpark in Bad Krozingen im Zuge des dreiwöchigen Open Air im Park in hochsommerlich blühender Farbpracht. Wie die alljährliche Tradition es verlangt, fungiert das Lichterfest am Eröffnungstag als offizieller Startschuss des überregional bekannten
Freiluft-Festivals. Dass das mehr zu bieten hat als Bambuslaternen und Lichterketten, verdeutlicht das breitgefächerte Line-up. Es ist gespickt mit inländischen und internationalen Musikgrößen.
ANZEIGEN
Hier ist für jeden Geschmack etwas dabei – vom Freiburger Barockorchester unter der Leitung von Cecilia Bernardini über die Westernhagen-TributeBand „Willenlos Sexy“ bis zur arrivierten Schlagerkönigin und einstigen DSDS-Gewinnerin Beatrice Egli. Apropos DSDS: Auch die Popsängerin Leony, Jurorin der letztjährigen Ausgabe, beehrt das Festival mit ihrer unverkennbaren Bühnenpräsenz. Zudem wird der hochgerühmte Schlagzeuger Georg Haffner zugegen sein, dessen gleich namiges Trio vom Bassisten Thomas Stieger und Simon Os lender am Keyboard vervollständigt wird.
Als Kleinod der Konzertreihe gilt der Auftritt einer le gendären US-amerikanischen Rockgruppe, die hierzu lande stets ein gern gesehener Gast ist (und dem Rhein sogar eine musikalische Ode gewidmet hat): The Hoo ters. Das Konzert spielt zwar in einer anderen Größenordnung als ihr Live-Aid-Auftritt 1986, doch die besondere Atmo sphäre des Kurorts ma chen das locker wett. Dass nicht nur Klassikstücke, sondern auch fetzige Gitarrenriffs symbiotisch mit einem solchen Ort harmonieren können, beweist das Open Air im Park seit einem Vierteljahrhundert. Für die 25. Ausgabe nimmt man auch gern die knapp halbstündige Autofahrt von Freiburg in Kauf. Das sind ja bei weitem keine 500 Miles wie im gleichnamigen Hooters-Hit. www.bad-krozingen.info/Open-Air-im-Park
Wann? 17. Juli bis 4. August
Wo? Mundenhof, Freiburg
Wann? 18. bis 21. Juli
Wo? Günther-Klotz-Anlage, Karlsruhe
Eins der beliebtesten Freiburger Musikfestivals feiert vierzigjähriges Bestehen. Was vor vier Dekaden als überschaubare Veranstaltungsreihe begann, avancierte zur vielleicht wichtigsten Anlaufstelle für passionierte Festivalgänger der Region – mittlerweile ist das ZMF auf dem Mundenhof nicht mehr aus der sommerlichen Musiklandschaft wegzudenken. So zelebriert auch der alljährlich wiederkehrende „Klassik-Abend“ sein Jubiläumsjahr. Zu diesem Anlass gibt sich das Philharmonische Orchester Freiburg die Ehre.
Auch die einstige Teenager-Sensationsband Tokio Hotel ist erwachsen geworden. Sie macht dem ZMF am 23. Juli die Aufwartung – in der Hoffnung, dass die Festivalgänger nicht „durch den Monsun“ müssen, sondern von der Sonne verwöhnt werden. Zu den weiteren inländischen Top-Acts zählt der melodiöse Singer-Songwriter Clueso, die Sängerin Mine, der „Genre-Bender“ Jan Delay, der Rapper Tua und die Durchstarter-Band Giant Rooks. Außerdem darf sich die Besucherschaft auf einen deutschsprachigen Künstler der ausgefallenen Sorte freuen: Voodoo Jürgens, der mit seinem Wiener Schmäh verwachsen ist wie Christian Streich mit der badischen Mundart.
Auch internationale Musiker innen kommen auf dem ZMF nicht zu kurz – allen voran die schwedische Rockband Mando Diao und Superstar Anastacia. In ZMF-Tradition steht auch diesmal der musikalische Pluralismus im Vordergrund – von den Klassikgitarristen Katona Twins über das Solistenensemble der Philharmonia Freiburg bis zur vierfachen Latin Grammy-Gewinnerin Marisa Monte. Abgerundet wird die Jubiläumsausgabe durch eine Fotografieausstellung, die die Festivalgeschichte in Bildern zeigt. www.zmf.de Gewinnspiel auf chilli-freiburg.de
Der Name ist Programm: Auch dieses Jahr steigt in Karlsruhe „Das Fest“, Süddeutschlands größtes Familienfestival. Das breitgefächerte Musik- und Kulturprogramm verteilt sich auf drei Stages. Nur die Hauptbühne ist kostenpflichtig. Zu den Top-Acts 2024 zählen gleichermaßen etablierte Größen und aufstrebende Talente der deutschen Pop- und Raplandschaft: Peter Fox, Sportfreunde Stiller, Megaloh oder Nina Chuba. Einen klassischen Kontrast hierzu bietet die Badische Staatskapelle am letzten Festivalmorgen, bevor die Singer-Songwriterin LEA den Schlussakkord einleitet. Auf der Feldbühne treten zeitgleich Bands und Künstler unterschiedlichster Musikrichtungen auf, von denen einige sogar aus der Region stammen –beispielsweise die Metalcore-Gruppe Escape the Void oder die Crossover-Band Captivated. Auch kulturelle Aktivitäten in Form von Theater, Poetry-Slams und Kabarettshows sind geboten. Das Fest wird von einer DJBühne, einem Sportpark sowie einem Kinder- und Kulturbereich abgerundet, damit auch wirklich jeder auf seine Kosten kommt. www.dasfest.de Gewinnspiel auf chilli-freiburg.de
Wann? 19. bis 21. Juli
Wo? Tunisee, Freiburg
Das Sea You Festival ist die südbadische Pilgerstätte für elektronische Tanzmusik. Im Juli wartet es zum zehnjährigen Bestehen mit über 170 Acts auf 7 Stages auf. Den Veranstaltern zufolge das „umfangreichste Line Up ever“. Mit von der Partie sind: Adam Beyer, Cloudy, Vintage Culture, Somewhen, Trym, Moritz Hofbauer, Kalte Liebe und Alle Farben. Ob House, Progressive, Electro oder Techno – die Genres sind so vielfältig wie die außermusikalischen Aktivitäten. Am Ufer des Tunisees kommen die Festivalbesucher in den Genuss der „Beach Republic“. Sie bietet unter anderem eine kostenlose Wasserski- & Wakeboardanlage sowie ein Riesenrad und Wellenbad. Auch die Teledisko, den Veranstaltern zufolge „die kleinste Disko der Welt“, wird das Sea You bereichern. Für noch mehr Hype wurde dem Electro-Festival ein neuer Anstrich verpasst: von einem neuen Iglu-Zelt über einen „Boiler Room“ auf 1500 Quadratmetern bis zum „Update“ der Mainstage. Auch das „Food Village“ wurde aufgewertet. Es gibt nun mehr Platz, ein größeres Sortiment und mehr Schattenplätze. Als weiteres Novum gilt die Lichtinstallation des Collectif Scale. Sie soll eine „Verbindung zwischen Musik und Bild, Licht und Architektur, Unterhaltung und zeitgenössischer Kunst“ herstellen. Für die Besuchenden wird viel gemacht. Das kommt an: Eine Umfrage des Faze Magazins macht das See You zum „Best Event 2023“. www.seayou-festival.de Gewinnspiel auf chilli-freiburg.de
Wann? 26. bis 27. Juli
Wo? Markgräfler Platz Müllheim
Was passt besser zusammen als Guns N‘Roses und Bon Jovi? Ende Juli ist die bewährte Mischung aus eingängiger Rockmusik und gefühlvollen Balladen bei den Covernights auf dem Markgräfler Platz mitten in Müllheim zu erleben. Auf der Bühne stehen am Freitag die Cover-Bands „Slash N‘Roses“ und „Bounce“. Auch am zweiten Abend der Covernights wird der zentrale Marktplatz der Markgräfler-Metropole zur Festivalbühne. Wenn „Achtung Babies“ und „Phil it!“ loslegen, kommen die Fans von U2, Genesis und Phil Collins auf ihre Kosten. www.karoevents.de Gewinnspiel auf chilli-freiburg.de
Wann? 1. bis 4. August
Wo? Schlossplatz Emmendingen
Nach den finanziellen Einbußen des vorjährigen African Music Festivals musste lange gebangt werden um eine erneute Austragung des wohl buntesten Emmendinger Sommerevents. Dank großzügiger Spenden und Subsidien konnte ein Ausfall des Festivals jedoch in letzter Sekunde verhindert werden. Die 24. Ausgabe bricht mit der Tradition, die Musikgattungen Reggae-, Afro-, Latino- und Weltmusik streng nach Tagen zu trennen. So sollen alle Besucher.innen auf ihre Kosten kommen. Zu den diesjährigen Top-Acts zählen arrivierte Reggae-Größen wie Gentleman und Tarrus Riley, die Latino-Power-Band Bazurto All Stars sowie das Weltmusik-Ensemble Siti & The Band. So international das Festival auch erscheinen mag, dürfen lokale Musikgruppierungen wie der Emmendinger Gospelchor Soulvation nicht fehlen. Das Festivalprogramm wird zudem mit einem Weltbasar, Workshops und Filmveranstaltun gen komplettiert. www.festival.afrikaba.de
Wann? 2. bis 11. August
Wo? Schlossberg Freiburg
Auch dieses Jahr steht das Schlossberg Festival im Zeichen der lokalen Talentförderung – laut Veranstalter sind stolze 86 Prozent der „Publikumsbeschaller“ aus Freiburg. Zu hören sind Bands wie Unojah, The Rehats oder Atole Loco. Eine überregionale Ausnahme bildet die Allgäuer Raggae-Band Rootsman Fyah, die sich auf vielen Bühnen einen Ruf als mitreißende Live-Band erspielt hat. Das Festival verfügt über drei Bühnen, die täglich von sechs bis acht Bands bespielt werden – eine auf dem Kanonenplatz, eine am Burgraben und eine auf der Ludwigshöhe. Obwohl sie nach Genres getrennt werden, weisen sie eine unverkennbare Gemeinsamkeit auf: einen erstklassigen Panoramablick über die Freiburger Innenstadt. www.schlossbergfestivalfreiburg.de
Wann? 9. bis 11. August
Wo? Kreuzlingen am Bodensee
Einfach fantastisch:
Mit dem Kreuzlinger Seenachtfest Fantastical findet im August ein Sommerwochenende für die ganze Familie statt. Zu Wasser, in der Luft und an Land gibt es Attraktionen, die zum Staunen bringen und zum Mitmachen einladen. Mitreißende Musikeinlagen sorgen für Stimmung, während sich die Kleinen auf den Hüpfburgen austoben. Jede Menge Action herrscht auch im Hafenbecken. Dazu bieten zahlreiche Foodtrucks Spezialitäten aus aller Welt. Von Freitag bis Sonntag lockt das fantastische Programm voller Genuss, Party, Nervenkitzel, Spiel und Spaß vor der sommerlichen Kulisse des Bodensees nach Kreuzlingen. Das Festival bildet den Abschluss der Thurgauer Sommerferien und endet am Samstag mit dem größten Feuerwerk am Bodensee. Das ganze Wochenende über gibt es ein Programm für alle Generationen. Kinder und Familien dürfen sich auf Spiel und Spaß im Kinderland und auf aufregende Fahrgeschäfte im Lunapark freuen. Am Samstag wird erstmalig ein mitreißender Gesangsworkshop zum Mitsingen mit den Schwiizergoofe veranstaltet. Am Freitag und am Sonntag ist der Eintritt zum Fantastical frei. Tickets für den Samstag besorgen sich Besucher am besten online im Vorfeld, es gibt auch Fa milientickets. Neben Partys, Live-Musik, Streetfood-Spezialitäten, Lunapark und Kinderprogramm steigt am späten Abend das Feuerwerk über dem Bodensee. Auf Erwachsene und Jugendliche war ten am Samstag zudem viele unterschiedliche Partys mit DJs und großartige Live-Auftritte für jeden Musikgeschmack. www.fantastical.ch
Wann? 6. bis 7. September
Wo? Messe Freiburg
o:©MarkusMansi(Bobby's-Agency)
Es ist offiziell: Der Herbstbeginn 2024 wird um eine Woche verzögert – zumindest in Freiburg. Wie bereits im vorangegangenen Jahr er klingt der Schlussakkord der Festivalreihe Heroes auch diesmal in der Breisgau-Metropole. Wer dem zweitägigen HipHop-Spektakel in Geiselwind, Hannover oder Buchenwald im Allgäu nicht beiwohnen konnte, hat keinen Grund zur Sorge: Denn das Beste kommt zum Schluss. Auch dieses Jahr geben sich einige der namhaftesten Genrevertreter innen die Ehre – von RAF Camora über Trettmann bis zu Money Boy und Juju. Ferner beschallen auch Internet-Sensationen wie Shirin David, Badmómzjay oder Milano das Messegelände, das für die Dauer eines Wochenendes zur Pilgerstätte aller Rap-Afficionados aus Südbaden avanciert. Doch damit nicht genug. Das Festival bietet auch aufstrebenden Talenten eine Bühne, von denen „Die letzte Reihe“ sogar aus Freiburg kommt. Das Heroes, so die Veranstalter, „bietet ein Zuhause für die größte Jugendkultur des Landes, einen aufregenden Einstieg für Neulinge und eine riesige Bühne für unsere Helden“. Das Festival soll den „Zeitgeist“ der Rap-Kultur treffen, sprich von mannigfaltigen Acts gesäumt sein und „neue Maßstäbe in Sachen Szeneverständnis“ setzen. Ein Blick auf das Line-up verdeutlicht die Marschrichtung: Wer ein homogenes Klangbild erwartet, ist fehl am Platz. Zwar kann das Festival nicht mit Übernachtungsmöglichkeiten aufwarten, dafür jedoch mit zwei Venues – der DJ- und Clubstage. Wer sich einen Eindruck von Größenordnung und Naturell der Veranstaltung verschaffen möchte, kann das offizielle Aftermovie auf YouTube zurate ziehen. Das Heroes genießt in Freiburg nur eine zweijährige „Tradition“, ist jedoch aus der lokalen Festivalkultur nicht mehr wegzudenken. Wie sagte David Bowie so schön: „We can be Heroes, just for one day.“ Oder zwei. www.heroes-festival.com/freiburg
Wann? 7. bis 8. September
Wo? Brauerei Rothaus. Grafenhausen
Seit 2015 zählt
Veranstaltungs-Höhepunkten in der Schwarzwaldregion. Ein ganzes Wochenen de lang können auch in diesem September ku linarische Leckerbis sen probiert werden und die Besucher nen den musikalischen Highlights von Livebands lauschen. Es gibt AcousticRock, Pop und Soul. Die Badische Staatsbrauerei Rothaus lädt dazu auf ihr Brauerei-Ge
Wann? 14. bis 22. September
ein. Kreative Vertreter innen der Streetfood-Szene verwandeln die Heimat des berühmten Tannenzäpfle in ein riesiges Open-AirRestaurant. Der Eintritt aufs Gelände ist an beiden Tagen frei. www.rothaus.de/ veranstaltungen
Wo? versch. Orte, Freiburg
Ein Treffpunkt der in ternationalen Jazzszene ist im September das Jazz festival Freiburg. Freunde des Jazz können sich auf eine aufregende Mischung aus Jazzgrößen, Neuentdeckungen und lokalen Mu sikern freuen. Mit dabei sind das Vincent Peirani Trio, das Paul Albrecht Trio und Daniel Herskedal genauso wie Nubiyan Twist und Johannes Mössinger. Grégory Privat und die Jazzkantine machen das handverlesene Programm komplett. Natürlich dürfen auch nicht der Minigipfel in der Freiburger Kneipenszene und Jazz im Park im Stadtgarten fehlen. Zudem stellen wieder Jazzpianistinnen und Jazzpianisten ihr Können beim Jazzhaus-Piano-Wettbewerb unter Beweis. www.jazzfestival-freiburg.de
Déserts – für eine
Handvoll Dirham
Marokko, Frankreich u.a. 2023
Regie: Faouzi Bensaïdi
Mit: Fehd Benchemsi, Rabii
Benjhaile, Hajar Graigaa, Faouzi
Bensaïdi, Abdelhadi Taleb u.a.
Verleih: Camino
Laufzeit: 125 Minuten
Start: 27. Juni 2024
Zimperlich gehen Mehdi und Hamid nicht gerade vor: Wenn die beiden völlig unterschiedlichen, doch seit ewigen Zeiten verbundenen Freunde als Geldeintreiber für ein windiges Inkasso-Büro in den Wüstendörfern im Süden Marokkos unterwegs sind, kennen sie keine Skrupel, aus den absoluten Habenichtsen auch noch das Letzte herauszupressen, das sie noch haben.
So geht es einer Bauern- und Tagelöhnerfamilie, die vor Jahren für die Hochzeit des ältesten Sohnes einen hohen Geldbetrag geliehen hatte und den Kredit nicht zurückzahlen kann. Zumal die inzwischen anfallenden Zinsen die gelegentlich geleisteten Ratenzahlungen längst schon wieder aufgefressen haben. Trotz inständiger Bitten des verzweifelten Familienvaters konfiszieren Mehdi und Hamid das letzte Stück, das er noch besitzt: Einen recht fadenscheinigen Teppich, der bisher seine Frau und Kinder vor der nächtlichen Kälte des gestampften Erdbodens in der Lehmhütte schützte.
An allen Orten, die am Weg der beiden Anzugträger in ihrem klapprigen Renault liegen, hinterlassen sie Ratlosigkeit und das Gefühl von Ohnmacht. Und die Drohung, wiederzukommen und dann noch mehr Tabula Rasa zu machen. Dabei haben sie selbst nicht viel davon: Den größten Teil
von Erika Weisserder zu Geld gemachten Beute von den Ärmsten der Armen müssen sie der schicken Lifestyle-Chefin des Unternehmens abtreten. Sie sind schließlich keine regulär bezahlten Angestellten, sondern selbstständige Sub-Subunternehmer ohne jede eigene Absicherung. Also bereichern sie sich, wo es nur geht – der eine hat schließlich eine Tochter zu versorgen, der andere will bald heiraten. Als ihnen ein ziemlich verwirrter Mann an einer Dorftankstelle 3000 Dirham bietet, wenn sie einen von ihm an sein Motorrad gefesselten entsprungenen Sträfling zurück ins Gefängnis bringen, gehen sie sofort auf den Handel ein. Doch der Coup misslingt: Der Sträfling kidnappt Auto und Geld und rast in sein Bergdorf, um sich an dem Mann zu rächen, der ihn in den Knast brachte, um seine Frau zu kriegen. Er flieht mit ihr in die unglaubliche, fast mythische Berglandschaft, die sich von nun an auf der Kinoleinwand ausbreitet, zu Fuß gefolgt von den zu Kopfjägern mutierten Schuldeneintreibern –und dem seinerseits auf Vergeltung sinnenden Nebenbuhler. Hier nimmt das bisherige SlapstickRoadmovie um die gnadenlose Jagd nach Geld eine unerwartete Wendung und wird zu einem rätselhaften Bilderreigen mit surrealen und geradezu meditativen Elementen. Doch auch diese tragen letztlich dazu bei, den alles zermalmenden Raubvogelkapitalismus zu entlarven. Auch wenn die Landschaft noch so schön ist.
Frankreich/Belgien 2023
Regie: Joachim Lafosse
Mit: Daniel Auteuil, Emmanuelle Devos u.a.
Verleih: Arsenal
Laufzeit: 100 Minuten
Start: 13. Juni 2024
(ewei). „Ich habe nichts gesagt. Ich habe nie etwas gesagt“, jammert Astrid auf der Polizeistation. Sie sucht nach einer Erklärung dafür, dass ihr Adoptivsohn Raphaël seinen Vater François so schwer angegriffen hat, dass ihm nun eine Anklage wegen versuchten Mordes droht. Der Junge sei durchgedreht, weil er „als Einziger in der Familie von nichts gewusst“ habe, mutmaßt sie.
Was wusste Raphaël nicht, was hat ihn so in Rage gebracht? Mit dieser Leerstelle beginnt der Film –und die wird erst nach und nach gefüllt: François, ein brillanter Anwalt, ist sehr angesehen, weil er seit Jahren auch bei Prozessen um sexualisierte Gewalt die Opfer vertritt. Auch in seinem aktuellen Fall. Doch dieses Mal gibt es eine Hausdurchsuchung bei der Familie; dabei werden kinderpornografische Videos gefunden.
Und Astrid wird damit konfrontiert, welch zerstörende Folgen ihr jahrelanges Schweigen über seine Taten für die ganze Familie hat.
Italien 2020
Regie: Daniele Luchetti
Mit: Alba Rohrwacher, Luigi Lo Cascio u.a.
Verleih: Film Kino Text
Laufzeit: 100 Minuten
Start: 20. Juni 2024
(ewei). Seit einigen Wochen träumt die kleine Anna vom Tod. Und rebelliert, wenn die Mutter ihr die Haare waschen will: Das hat doch immer der Vater gemacht. Auch ihren verschlossenen Bruder Sandro plagen Verlustängste. Doch die lässt er sich nicht anmerken.
Hilflos sehen die Kinder zu, wie die Eltern sich zerfleischen. Seit Aldo Vanda gestanden hat, dass er in Rom, wo er als Radiomoderator arbeitet, eine Affäre hat, zerfällt die Familie: Die besitzergreifend eifersüchtige Vanda verliert den Boden unter den Füßen; der von den Kindern schon lange als abwesend empfundene Aldo zieht sich noch mehr zurück. Und wenn er da ist, gibt es nur Streit. Anna und Sandro haben nur sich als Halt; durch einen Selbstmordversuch Vandas werden sie zusätzlich traumatisiert. Und bleiben es: Als sie 30 Jahre später auf sich und die Eltern schauen, die sich immer noch das Leben schwermachen, wird sichtbar, welche Neurosen eine Generation an die nächste vererbt.
Eröffnungsfilm beim Sommernachtskino: Wim Wenders‘ Doku über einen lesenden Putzmann
So früh wie noch nie beginnt heuer das vom Kino Friedrichsbau organisierte Sommernachtskino, das seit Jahren zum unverzichtbaren Repertoire des Freiburger Kulturnachtlebens gehört: Ab Freitag, 28. Juni gibt es im Innenhof des Schwarzen Klosters wieder die besten und beliebtesten Filme des Kinojahrs, dazu die beliebten „Klasse Klassiker“ und eine ganze Menge Premieren neuer Arthaus-Produktionen.
Pünktlich um 22 Uhr geht es am Eröffnungsabend los mit „Perfect Days“, dem Oscar-nominierten Spielfilm, den Wim Wenders 2023 in Japan drehte. Mit einem feinfühligen Mann namens Hirayama, der als Toilettenreiniger in Tokio arbeitet und sich in der Freizeit seiner Leidenschaft für Musik, Bücher und dem Fotografieren von Bäumen widmet. Die poetische Reflexion über die Suche nach Schönheit in der alltäglichen Welt bietet einen entspannten Einstieg in eine der kürzesten Nächte des Jahres.
Nach Japan entführt knapp zwei Wochen später auch eine Premiere : Am Mittwoch, 10. Juli und wegen der schon wieder kürzer werdenden Tage um 21.45 Uhr geht es um die von Isabelle Huppert verkörperte Madame Sidonie, die nach Kyoto reist –und zurück ins Leben findet. Etwa 70 Filme sind zu sehen im lauschigen Freiluftkino unterm Sternenhimmel, das bis zum 7. September dauert und dessen Programm schon fertig ist: www.sommernachts-kino.de ewei
JAZZPREISTRÄGER LUKAS DERUNGS SUCHT NICHT DEN GROSSEN
Mit 33 Jahren hat Lukas DeRungs schon viel erreicht. Jetzt hat der vielschichtige Pianist und Dirigent mit Wurzeln in Freiburg den Jazzpreis Baden-Württemberg erhalten. Weggefährten loben sein Schaffen. Große Hallen zu füllen, ist dennoch nicht das Ziel des in Karlsruhe lebenden Multitalents.
Mit stolzen 15.000 Euro ist der Jazzpreis dotiert. „Das ist das fetteste Preisgeld, das ich jemals bekommen habe“, erzählt DeRungs beim Videointerview aus seinem Dachzimmer in Karlsruhe. Was er damit machen möchte, weiß er noch nicht: „Es wird irgendwie wieder zurückfließen in die Musik.“ Möglicherweise wird er sogar einen Teil spenden.
standen ist die Platte im Rahmen seines Masterstudiums an der Royal Academy of Music in London. Aufgenommen hat er es dort in einer Kirche zu Coronazeiten. Sphärische Gesangsflächen treffen auf ein elastisches Piano, Ruhe auf Ungezähmtes, nachdenkliche Momente begegnen dem Ausbruch.
„Ich bade auf keinen Fall im Geld“
Reflektiert ist DeRungs, das merkt man schnell. Er spricht überlegt, wählt seine Worte mit Bedacht. So ähnlich funktioniert er wohl auch musikalisch: Sein Debütalbum „Kosmos Suite“ ist ein lang erarbeitetes kleines Meisterwerk, das die zwei Leidenschaften des Musikers vereint: Jazz und Chormusik. Ent-
Mit dem Jazzchor Freiburg spielte DeRungs nach der Pandemie eine sechstägige Tour. Bis heute für ihn ein Riesending: „Die Kosmos Suite auf Tour zu bringen, das war mein größter Erfolg.“ Mit 30 Musiker·innen tourte er durch die Republik. „Im Nachhinein denke ich: krass. Ich weiß nicht, wie und ob das jetzt noch so gehen würde.“ Denn auch das Timing war dem Projekt hold. Nach der Pandemie waren Fördertöpfe gefüllt, Veranstaltende offen für Experimente. Heute ist die Lage anders, stellt DeRungs fest.
Die 15.000 Euro sind daher gut zu gebrauchen. „Ich bade auf keinen Fall
Pianist und noch viel mehr: Lukas DeRungs ist Jazzer, Chormusiker und Beatboxer. Fotos: © Daniel Wetzelim Geld“, sagt der Musiker. Einen Großteil seiner Arbeit finanziere er durch Stipendien und Förderungen – die Ungewissheit schwingt dabei mit: „Das funktioniert bisher ganz gut. Aber du weißt ja selber nicht, wie lange noch.“
Mit der Kosmos Suite hat er sich nicht leichtgetan: „Es ging mir nicht immer so gut, als ich daran gearbeitet habe – ich habe mir sehr viel Druck gemacht.“ Sein Gedanke: „Wenn es nicht einschlägt wie eine Bombe, dann war das alles verlorene Zeit.“
Doch das Experiment glückte. Und DeRungs konnte das nach einigen Shows auch endlich genießen. Heute macht ihn das in seiner Arbeit freier: „Loslassen, das kann ich jetzt besser.“ Das gilt auch für ein neues Album mit dem Lukas DeRungs Quintett, das Anfang 2025 rauskommen soll. Fertig aufgenommen ist es. Auf Wunsch seines Labels hat er nun kurzerhand eine Beatbox-Session ergänzt. Den Vorschlag fand er erst etwas absurd, hat sich dann aber geöffnet: „Man nimmt sich oft so wichtig mit seiner künstlerischen Vision, aber man kann auch mal Dinge ausprobieren.“
Der Chor nimmt ihn als Beatboxer
Das tut er beispielsweise auch mit dem Rapduo Kleister. Auf Allgäuerisch macht er dort seit 2013 Musik mit dem ehemaligen Mannheimer Mitbewohner und Rapper Johannes Fässler. Der lobt ihn für seine „gesunde Mischung aus Gecheckheit, Organisiertheit und Intuitivität“. Als Jazzer sei er unheimlich spontan und improvisationsfreudig. Das Ganze verliere aber nie den roten Faden. „Man kann ziemlich effizient mit ihm arbeiten“, berichtet Fässler.
Die HipHop-Skills brachten DeRungs auch zum Freiburger Jazzchor. Dort begann er als Beatboxer. Und ist im Juni im Forum Merzhausen erneut mit seiner Kosmos Suite und dem Ensemble des Dirigenten Bertrand Gröger aufgetreten. Auch der ist von DeRungs begeistert: „Seine Voicings, seine Polyrhythmik sind unverkennbar.“ Er habe als Jazzer und Komponist eine eigene Sprache gefunden: „Unverkünstelt und echt, sehr komplex und abwechslungsreich, immer aber mit direktem Zugang zum Herzen.“ Der Jazzpreis sei hochverdient: „Auf einer Skala von eins bis zehn: zehn!“
Gröger hofft, dass DeRungs den eingeschlagenen Weg weitergeht. Denn auch DeRungs ist nicht frei von Zweifeln. Das Musikerleben sei „auf jeden Fall tough“. Sein Ziel sei daher nicht, große Hallen zu füllen. Sondern ein gesundes Level zwischen Saat und Ernte: „Mein Wunsch ist Balance.“ So dass das Kreative nicht erstickt werde von administrativen Sachen. Und dass er es irgendwie hinkriege, Musik zu genießen. „Ich wünsche mir, dass meine eigene Motivation, das zu machen, weiterhin Freude bleibt – und nicht Sachzwänge oder Stress.“ Mit dem Landespreis im Lebenslauf könnte das etwas einfacher werden.
„Alles erreichen“
Ihr Sound klingt wie aus einer anderen Zeit. Die Freiburgerin Rika Bender will mit ihrer Musik die 80er auferstehen lassen. Als Solokünstlerin und „Space Commander“ möchte sie dem Publikum eine „mega geile Zeit“ schenken. Dafür setzt sie alles auf eine Karte.
Die Snare scheppert, die Synthies wabern. Dazu singt Rika auf Deutsch und Englisch in Songs wie „Moongirl“, „I am Robot“ und „Rocket Ralle“. Dass die Lieder im Jahr 2024 entstanden sind, verrät bei dem Retro-Vibe erst mal nur ihre Timeline. Komplettiert wird das Ganze von einer amtlichen Vokuhila-Frisur.
Die Musikerin ist in Stockach am Bodensee groß geworden. Ein Gesangs-Studium an der HKDM (heute Macromedia) führte sie nach Freiburg. Erst versuchte sie sich in einer Rockabillly-Band, bis ihr klar wurde: Sie will es solo probieren. Seit zweieinhalb Jahren ist sie so am Start. Auf die Idee zum 80er-Sound brachte sie The Weeknd: „Ich habe seinen Song Blinding Lights gehört, das fand ich so cool. Es hat mich dazu bewegt, diese Schiene zu gehen.“
Auch Depeche Mode oder Apache inspirieren sie. In ihrem Freiburger Home-Studio entstehen die Songs: „Ich setze mich einfach ans Keyboard, spiele paar Akkorde, mach ein paar Sounds dazu und dann friemel ich dran rum.“ Die Musik ist meist vor den Lyrics da. „Ich höre mir die Musik an und überleg mir, was für einen emotionalen Teil das von mir anspricht, dann entwickle ich den Text.“
Im Juli erscheint eine EP. Bis dahin veröffentlich sie Songs. Die nächste Single „Slalom“ erscheint am 21. Juni und handelt von einer Partynacht, bei der sich die Sängerin verabschiedet. „Ich bin hochsensibel, manchmal reicht es mir, dann muss ich mich zurückziehen“, erklärt Bender. Die Bühne ist ihr wichtiger als das Studio. Da möchte sie dem Publikum eine „mega geile Zeit“ schenken. Dafür hat sie aktuell nur den Musikjob und lebt vom Ersparten und ersten Gagen. In Freiburg ist sie am 19. Juli auf der Nachwuchsbühne des ZMF zu sehen. Was sie mit ihrer Musik erreichen möchte? „Alles“, sagt Bender. Hoch hinaus will der selbst ernannte „Space Commander“. Als „Moongirl“ wäre der Mond eine erste Haltestelle bis zum Superstar.
Till Neumann
Mixt Retro und Moderne: Die Freiburger Musikerin Rika Bender
RIKA BENDER WILL MIT SYNTHIE-POP HOCH HINAUSFreiburg hat den schönsten Fußball. Davon sind die drei Freiburger Philipp Wirthgen (links), Jason Winkler und Tatán González Luis (rechts) überzeugt. Nun haben sie den Song „Fußball ist schön“ veröffentlicht. Sänger Philipp Wirthgen erzählt im Interview mit chilli-Redakteur Till Neumann, wie es dazu kam.
Wie ist der Song entstanden?
Chilla Villa ist der Name der WG, in der wir alle zusammen gewohnt haben. Die Idee für den Song kam mir vor ziemlich genau zwei Jahren beim Gartenfest. Schnell wurde die Melodie bei uns zu Hause zum Ohrwurm. Anlässlich des SC-Jubiläums haben wir zu dritt an Text und Melodie gearbeitet, alle Instrumente eingespielt und den Song bei Tatán aufgenommen.
Ihr singt: Fußball ist in Freiburg am schönsten. Warum?
Wir mögen unseren Verein einfach für viele Dinge, in denen er anders ist als die meisten Clubs. Ob das Festhalten an guten Trainern, den Mut zu einer Stadionsprecherin, die frühzeitige Positionierung als Ausbildungsverein oder dem größten Fahrradparkplatz in der Bundesliga. Ganz nebenbei fanden wir den Fußball in den vergangenen Jahren auch in den allermeisten Spielen nicht nur überaus erfolgreich, sondern auch noch sehr schön anzuschauen.
Streich ist weg. Was traut ihr Schuster zu?
Wir wünschen ihm auf jeden Fall, dass er von allen Seiten die nötige Unterstützung erhält, die man als Neuling in der Bundesliga benötigt. Wenn er es hinbekommt, das von Christian Streich aufgebaute Fundament mit seinen Ideen zu erweitern, freuen wir uns über möglichst viele weitere sorgenfreie Bundesliga-Spielzeiten.
LUTZJOHANN
WIRD SCHON (SINGLE)
Singer-Songwriter
(tln). Als „Träumer, Witzbold und liebenswerten Chaot“ beschreibt sich der Freiburger Lutzjohann. Was da nicht zu lesen ist: Der Mann hat eine Stimme, der man gerne zuhört. Und er traut sich, schwierige Themen anzupacken. In seiner Single „Wird schon“ geht es um Depressionen. Zu einem reduziert-melancholischen Piano singt der 18-Jährige sich den Schmerz von der Seele.
Seit Ewigkeiten hat er keinen Song geschrieben, erzählt er im Lied. Und hat das Tageslicht so gut es ging gemieden. Das Loch, in das er gefallen ist, ist groß. Die Kraft klein, daran zu glauben, dass es wieder wird.
Lutzjohann schafft es, mit wenig viel zu erzeugen: Eine bedrückende Zerbrechlichkeit hat das Lied. Aber auch ein bisschen Hoffnung, wenn man weiß, dass man nicht der Einzige ist, der so abgestürzt ist.
Seine Texte bezeichnet er als ehrlich – „und manchmal tun sie auch weh“. Aufgewachsen ist er mit Musik von Liedermachern wie Hannes Wader und Konstantin Wecker. Ein bisschen Wecker ist hier sogar rauszuhören. Mit nur 18 Jahren ist da auch noch viel Zeit zum Reifen und Ausprobieren. Der Song macht aber jetzt schon Lust auf mehr. Und dass der Sänger auch kratzig-beschwingt kann, zeigt er auf seinem Instagram-kanal lutzjohann_musik.
(tln). Der Produzent, Musiker und Sänger Jan Faati mischt schon lange mit. Mehr als 15 Jahre ist der Freiburger aktiv – und hat im Mai sein erstes Album gedroppt. Mit der Single „Lass mich“ dürfte er die ersten Herzen erobern. Die Prokrastinations-Hymne kommt herrlich entspannt um die Ecke, der Text geht an Kein-Bock-Tagen runter wie Öl: „Ich könnte heute mal früh aufstehen, meditieren und den Müll rausbringen ... aber ich mach’s nicht“ säuselt er ins Mikro. Ein Mix aus HipHop und RnB ist das. Entschleunigung – musikalisch und textlich. Laidback kommt auch der Opener „Moment“ daher. Faati erzählt von besonderen Augenblicken: Motorradfahren zum Sommeranfang, die Nichte erkennt einen zum ersten Mal, eine gelungene Show mit der Band ... auch hier kann man sich zum Sound treiben lassen und chillen. Gelungen sind zudem „Wein um Vier“ mit Sängerin Denise Herweg oder das treibende „Boom Faati“. Ein Track zum Bouncen und Mitsingen. Vollmundiger Deutschrap wird hier serviert. Dafür fällt „Anders wild“ mit Gast-Rapper Galv etwas ab. Mit weniger Tracks hätte die Platte noch stimmiger werden können. Insgesamt überzeugt Faati aber mit einer sehr variablen Stimme, eingängigen Texten und einer detailverliebten Produktion.
(pt). Die Lunte von „Yo, You’re Dynamite!“ brennt langsam. Und zwar mit den für Lofi handelsüblichen 70 bis 95 Beats pro Minute. Entschleunigt und gemächlich tröpfelt das Projekt von Shallow Tides, dem Schlagzeuger und Produzenten Max Büttner, vor sich hin. In seiner Musik vereint der Freiburger Samples, Synthies, jazzige Drums und reduzierte Gitarrenklänge mit Naturgeräuschen. Der Mix aus verzerrten Jazz- und Hiphop-Elementen geht gut ins Ohr und bleibt nicht lange darin. Lofi-typisch besorgt Büttner in Zusammenarbeit mit dem Offenbacher Gitarristen Stefan Harth ein kontrollierbares Maß an Ablenkung, unaufdringlich und kurzweilig. Die zehn Tracks sind entsprechend kaum länger als zwei Minuten und eignen sich wie die meisten Genrevertreter ideal zum Lernen, Leben – oder Schlafen. Songs heißen „Dreamy Vibes“, „D.R.E.A.M.E.R“ oder „Deep Sleep“.
Büttners Produktion muss sich hinter den Klickmonstern der Branche nicht verstecken, unter denen es wohl begraben wird. Schade, denn die Bässe pulsieren, die Drums federn und die Retro-Synthies hüpfen scharf aus den Boxen. Yo, You’re Dynamite! ist kein Knaller und kein Blindgänger. Es ist Musik gegen die Stille und für nebenbei.
(pb). Die Freiburgerin Bahar Kizil ist vielen wohl noch aus der ehemaligen Girlband Monrose bekannt. Seit dem Aus des Trios 2011 arbeitet Bahar solo. Nach einer Schaffenspause hat sie sich 2024 zurückgemeldet: Die Single „They said“ ist im März zum Weltfrauentag erschienen, im Mai kam neben „Sternschnuppen“ nun auch „Ruf mich nicht an“ mit Producer Asterio.
In ihrem neuen Song zeigt Bahar ihre kraftvolle Stimme und emotionale Ausdrucksstärke. Der Fokus von „Ruf mich nicht an“ liegt auf dem Text, welcher persönliche Erlebnisse und Themen wie Freundschaftstäuschung, Abschiedsschmerz und Selbstachtung behandelt. Trotz des etwas traurigeren Themas kann man vor allem im Refrain gut dazu tanzen. Der Track besticht durch einen angenehmen Wechsel zwischen ruhigen und schnellen Passagen. So lässt sich die Botschaft besonders gut heraushören. Diese lautet ganz klar: Steh zu dir selbst und habe den Mut, Freunde hinter dir zu lassen.
Die Freiburgerin setzt nicht nur auf Musik: Seit kurzem ist sie Botschafterin des Freiburger Vereins „Wir helfen Kindern e.V.“ und setzt sich für benachteiligte Kinder und Jugendliche ein. Sie betont die Verantwortung, die wir ihnen gegenüber haben.
Die Freiburger Geschmackspolizei ermittelt schon seit 20 Jahren gegen Geschmacksverbrechen, vor allem in der Musik. Für die cultur.zeit ver haftet Ralf Welteroth fragwürdige Werke von Künstlern, die das geschmackliche Sicherheitsgefühl der Bevölkerung empfindlich beeinträchtigen.
„Handwerk hat goldenen Boden“ heißt es, aber macht auch gerne mal schmutzige Hände. Auch wir müssen uns gelegentlich unsere zart verbeamteten Hände schmutzig machen, weil andere nicht an sich halten können und das Handwerk per se in den Schmutz ziehen. Aktuell ist das der Fall bei Mickie Krause und einem gewissen Julian Sommer, mit dem Krause als Wiederholungstäter hier gemeinsame Sache macht.
Anstatt sich an Reinhard May und seinem „Ich bin Klempner von Beruf“ ein Beispiel zu nehmen, richtet er mit seinem „Handwerker-Song“ mutwillig irreparable Schäden an, so dass mehrere Handwerker-Innungen uns zum Handeln aufforderten. Zu Recht. Beweise gefällig?
„Weil ich Mütter liebe, schraub ich gern am Getriebe / Um acht beginnt die Schicht, um neun bin ich schon dicht / Hör dem Sommer seine Lieder immer, immer wieder / Ich ziehe noch mal nach und dann dröhnt aus der Makita Mama, wenn ich groß bin, will ich Handwerker sein / Mama, so ein Handwerker, der schraubt sich einen rein / Ich schraub mir einen rein, einen rein, einen rein / Und manchmal auch mal zwei, auch mal zwei, auch mal zwei / Und manchmal auch mal drei, auch mal drei, auch mal drei / Und manchmal auch mal vier …“
Das Ganze kommt im gewohnt debilen BallermannSound daher und macht sich keinerlei Mühe, auch nur ansatzweise dem Fachkräftemangel entgegenzuwirken.
Hammerhart grüßt Ihre Geschmackspolizei
Die allererste Buchmesse Freiburgs, die Anfang Mai 2024 als „FreiBuch“ bei den Kreativpionieren im Schopf 2 über die Bühne ging, hat es offenbart: Die hiesige Literaturszene ist höchst lebendig, knallbunt und wunderbar vielfältig. Und es gehören nicht nur erstaunlich viele Autorinnen und Autoren sowie Übersetzerinnen und Übersetzer dazu, nicht nur Bibliotheksleute, Buchhändler·innen und andere Literaturvermittler·innen. Sondern auch eine ganze Reihe Verlage.
In Freiburg wird also nicht nur viel gelesen, geschrieben, geslammt und gedichtet. Hier werden auch Bücher gemacht: Kunstbücher, Hörbücher, Reisebücher, Kinderbücher und Kochbücher gelangen von Freiburg aus zumindest in den ganzen deutschsprachigen Raum, außerdem Lyrikbände, (Auto)Biografien, Cartoons und Romane, dazu Wissenschaftsliteratur, Bücher zu Geschichte, Philosophie, Politik oder Sport. Mehr als ein Dutzend Verlage sind hier ansässig und trotzen der schwierigen Lage der Buchbranche; neun von ihnen präsentierten ihr höchst unterschiedliches Sortiment bei der Buchmesse. Mit von der Partie war der Verlag Herder, der nicht nur der größte und älteste noch existierende Buchverlag Freiburgs ist, sondern auch einer der ältesten in ganz Deutschland. Seit 1808 gehört das 1798 in Rottweil gegründete und inzwischen in sechster Generation
Fotos: © FreiBuch – Rosalie Frank
von Erika Weisserfamiliengeführte Unternehmen zu der Stadt, der Hauptsitz befindet sich trotz Niederlassungen in München und Berlin im imposanten Herderbau – dem weithin bekannten „Roten Haus“ an der HermannHerder-Straße im Stadtteil Neuburg. Mehrere ehemals selbstständige Freiburger Verlage wie Alber oder Kreuz gehören inzwischen auch zur Herder-Gruppe.
Mit dabei war auch die vorerst jüngste Freiburger Buchmacherei: Der erst 2021 gegründete Verlag, der sich vom Namen und Sortiment her an dem Längengrad orientiert, der durch Baden-Württemberg verläuft: 8 Grad. Etwa zehn Titel im Jahr werden hier von Mathias Grüb und seinen Mitarbeitenden produziert – in einem Gartenhaus in Herdern.
Eine ähnliche Anzahl an jährlichen Neuerscheinungen kommt aus dem Nonsolo-Verlag, der sich auf die Übersetzung und Veröffentlichung vorwiegend zeitgenössischer italienischer Literatur spezialisiert hat. Ein Nischen-Unternehmen, sagt Alessandra Ballesi-Hansen, die es 2017 in einem halben Obergeschoss eines Altbaus in der Wiehre gründete.
Eine bundesweite Nische bediente auch der Modo-Verlag, der bei der Buchmesse nicht anwesend war – und seit April auch gar nicht mehr in Freiburg: dieser in Künstlerkreisen renommierte Kunstbuch-Verlag, der mehr als 25 Jahre lang ganz besondere Editionen herausgab, hat seine Produktionsstätte von St. Georgen nach Frankfurt verlegt – mit dem bisherigen Inhaber Dieter Weber als Berater. Ebenfalls nicht dabei war auch der Ça Ira-Verlag, der in einem Hinterhaus in der Wiehre politische Bücher produziert. Dafür waren andere Kleinst-Editoren wie Derk Janßen, Momo Pete, ad picturam oder Klangsignal präsent. Und natürlich auch der andere große Freiburger Verlag: Rombach, bei dem vorwiegend Bücher zu regionalen – allerdings sehr breit gefächerten –Themen erscheinen.
Klein & unabhängig: Editor:innen wie Momo Pepe (o.), Carmen Flum mit ihrem Verlag ad picturam (m) und Harald Gritzner mit dem Klemmbach Verlag (u.) bereichern die Freiburger Verlagsszene.von Caroline Wahl
Verlag:
Dumont, 2024
256 Seiten, Hardcover
Preis: 24 Euro
Abhauen ohne Plan
(ewei). Als Ida mit ein paar Klamotten in einem alten Koffer und ihrem Laptop das Haus verlässt, will sie nicht nur für immer der Kleinstadt entfliehen, in der sie ihr ganzes bisheriges junges Leben verbracht hat. Sie will auch von eben diesem Leben davonlaufen, das – in einer zwanghaft symbiotischen Beziehung zur alkoholkranken Mutter – nicht viel Erfreuliches hatte: Seit dem Auszug der älteren Schwester Tilda, die sie bis dahin vor den Unwägbarkeiten einer Suchtexistenz schützte, war die Schülerin der Verantwortung für die Verantwortungsunfähige allein ausgesetzt.
Doch nun ist die Mutter gestorben. Und Ida, die die Schule längst beendet hat, ist ohne Plan. Außer abhauen. So weit wie möglich. Und nicht zu Tilda. Sie nimmt den Zug nach Rügen, stürzt sich dort in die eisigen Ostsee-Fluten, mit einem großen Kloß aus Wut, Trauer und Schuldgefühlen und Schmerz im Bauch. Und überlebt. Sie heuert in einer Inselkneipe an, deren Inhaberpaar sie einfach bei sich aufnimmt. In der nie erlebten Geborgenheit und mit Leif, der ebenso versehrt ist wie sie, findet Ida allmählich Zugang zu ihrem verschütteten Leben. Und zur Versöhnung damit.
Mitreißend geschrieben – und zu hören bei Caroline Wahls Lesung am 21. Juni, 19.30 Uhr in den Friedrichsbau Lichtspielen in der KaiserJoseph-Straße 268/270.
von Pierre Kretz
Übersetzung:
Irène Kuhn
Verlag:
Kröner Edition
Klöpfer, 2024
208 Seiten, Broschur
Preis: 18 Euro
(ewei). Der Mann, der nach dem Ende seiner Berufstätigkeit „in der großen Stadt“ in sein Dorf zurückkehrt, gibt seinen Namen nicht preis. Inmitten all der namentlich genannten Verwandten, mit denen er sein Leben teilte, bleibt er ein Ich-Erzähler.
Und der bezieht nicht etwa das an der Strecke von Straßburg nach Basel gelegene Schrankenwärterhaus, in dem er mit Onkel Paul, Tante Anna und Cousin Daniel aufwuchs. Sondern das längst verlassene und baufällige Haus seiner Eltern, in dem er nie wohnte: Der Vater, ein von der Wehrmacht zwangsrekrutierter elsässischer Soldat, „esch nem heimkomme von Russlànd“, die Mutter war darüber verrückt geworden und starb „im Irrenhaus“ in Rouffach. Auch sie bleiben namenlos – gleichsam als Symbol für ein kollektives Schicksal, das in der Zeit der Annexion des Elsass durch Nazi-Deutschland viele Familien traf.
In diesem Haus – und insbesondere dessen „Kàller“ – nimmt der Rentner Kontakt zu den flüsternden Seelen der Verstorbenen auf und sinniert mit ihnen über die unglückseligen „Dazwischen-Geschichten“, denen die Menschen dieses Landstrichs zwischen Rhein und Vogesen unterworfen waren. Pierre Kretz, der im Mai mit dem Johann-Peter-Hebel-Preis ausgezeichnet wurde, ist eine exakt analysierende Spurensuche gelungen.
von Walter Steel
alias Uwe Hockenjos
Sprache: Englisch
Verlag:
Think Asia Publishing, 2024
294 Seiten, Broschur
Preis: 18 Euro
(ewei). Francis J. Barlow arbeitet als Experte für kriminelle Finanzenergie im entsprechenden Ressort bei Scotland Yard in London. Ein Job ohne größere Aufregungen –bis im Zuge der Auseinandersetzungen um den Brexit ein dubioser Mord passiert.
Europol befasst sich mit dem Fall – und da es Hinweise auf hintergründige internationale monetäre Manipulationen gibt, bietet Barlow seine Mitarbeit in der Taskforce an. Bald gerät er auf eine Spur, die nach Südostasien führt. Froh um eine Auszeit von der öden Büroarbeit folgt der ebenso neugierige wie unerschrockene Inspektor dieser Spur – und findet sich bald mitten in einem höchst gefährlichen Komplott aus Geldwäsche, Steuerhinterziehung, Blockchains und Kryptowährungen wieder. In einem Milieu, das es dem titelgebenden smarten Auftragsmörder leicht machte, zunächst einfach unterzutauchen.
Bevor Barlow eine weitere Verbindung nach Triberg im Schwarzwald findet, gelingt es ihm, die kryptischen finanziellen Machenschaften nachvollziehbar zu entwirren und die Leser dabei mitzunehmen. Wer gut Englisch kann, erfährt hier viel über die Mechanismen der Finanzmärkte. Spannend und höchst kenntnisreich präsentiert vom Freiburger Autor Uwe Hockenjos, der lange als Investmentbanker in Asien lebte.