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SAUBERE RAVES
FEIERN OHNE KATER
DROGENFREIE PARTYS ERREICHEN FREIBURG
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Fotos: © tln A lkohol? Gibt’s nicht. Kippen? Verboten. Pillen und Pulver? Tabu. Gleich zwei Partyformate in Freiburg setzen auf rauschfreies Feiern. Die Veranstalter möchten damit einen sicheren Raum bieten – auch für ehemals Abhängige. Zwei chilli-Redakteure haben sich bei einem Rave im „Räng Teng Teng“ einen alkoholfreien Gin Tonic bestellt und mit den Veranstaltern gesprochen.
Mut antrinken ist heute nicht. Die Getränkekarte des Freiburger Clubs Räng Teng Teng listet ausschließlich alkoholfreie Drinks. Auch vor der Bar ist es angerichtet: Blinkende Lichter, treibende Musik, sogar der Boden klebt schon ein bisschen. Schließlich trauen sich die Ersten auf die Tanzfläche – vorsichtig, wohlgemerkt. Schwofen statt Stampfen lautet die Devise am noch jungen Sonntagabend. „Es ist ein Experiment“, sagt der Organisator der „Rauschfreien Extase“, DJ Hurricane, der seit 20 Jahren auflegt, seinen Namen aber nicht im chilli lesen möchte. Bald füllt sich der Dancefloor. Die Party wird ausgelassener, die Arme gehen höher, wirbeln aber nicht durch die Luft. Es ist ein bewusstes Feiern. Dass es sich bei der Sause um einen sogenannten Sober Rave handelt und niemand der rund 25 Gäste Alkohol oder andere Drogen im Blut haben dürfte, verraten aber bloß die Etiketten an den Flaschen. Der alkoholfreie Gin Tonic schmeckt verblüffend echt. In der Ecke dreht jemand eine Zigarette, geraucht wird sie draußen. So fromm ist das Freiburger Nachtleben selten. „Eine unserer Top-10-Diagnosen im Universitäts-Notfallzentrum ist die Intoxikation – also Vergiftung durch Drogen, Tabletten oder Alkohol“, sagt Hans-Jörg Busch, Ärztlicher Leiter des Zentrums für Notfall- und Rettungsmedizin am Freiburger Universitäts-
klinikum. DJ Hurricane bestätigt: „Ich habe den Eindruck, dass einige ihre Grenzen nicht kennen oder dazu verleitet werden, im Partyrausch zu viel zu konsumieren.“ Damit kennt sich auch Sandy Wacker aus. Die 43-Jährige kümmert sich bei der Ex User Support Group (EUSG) in Ehrenkirchen um ehemals Abhängige. Sie war schon auf einem Sober Rave in Zürich. So kam die Idee, das Format selbst umzusetzen – vor allem für ihre Klientel: „Die Gefahr eines Rückfalls auf einer Party ist da, vor allem, wenn man noch nicht 20 Jahre trocken oder clean ist.“ Wacker findet: „Diese Menschen sollten trotzdem feiern gehen können und Spaß haben.“
TANZEN BIS 4 UHR GEHT AUCH SO
Gemeinsam mit dem Verein Bretterbude Freiburg veranstaltete Wacker im Oktober den ersten „Pure“-Rave. Das Motto im Haus der Begegnung Landwasser: „0 % drugs. 0 % alc. 100 % music“. Etwa 50 Menschen hätten bis morgens um 4 Uhr getanzt. Wacker: „Ich habe selbst gemerkt: Man kann super feiern ohne Substanzen. Man muss das aber erst mal herausfinden.“ Die Freiburgerin kennt viele, die sich auf keine Party mehr trauen. Aus Selbstschutz. Ob der Breisgau ein Partydrogenproblem hat? „Das haben alle Städte“, sagt Wacker. Ihr Rave war ein Versuch – und erfolgreich. Im kommenden Frühjahr könnte er zum zweiten Mal steigen. Zurück im Räng: Spät am Abend stürmen noch einige Berauschte in den Keller. Das Kleingedruckte an der Tür haben die Feierwütigen wohl nur verschwommen wahrgenommen. Kurze Diskussion mit dem Barkeeper – nein, heute wirklich nur alkoholfrei. Unverrichteter Dinge zieht die Truppe wieder ab. „Das Konzept ziehen wir durch“, kommentiert der Organisator.
Philip Thomas & Till Neumann