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VOLKMAR STAUB

WEG DAMIT

Foto: © tln

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Was für eine WM. Menschenrechte, Vergabe, Regenbogenbinde. Dann das Abschneiden der Deutschen Mannschaft. Am Morgen nach dem ersten Gruppenspiel gegen Japan (1-zu-2-Desaster) stand die Fahne hier an der Elsässerstraße – zum Mitnehmen. Vor einigen Jahren waren die Teile bei großen Turnieren noch richtig heiße Ware. tln

GURKENTRUPPE

Foto: © tln

Jazz im Obst- und Gemüseladen. Das kann so entspannend wirken wie eine Kürbissuppe im Winter. Mitten in Emmendingen hat kürzlich die Gruppe Mimon ein amüsantes Video gedreht. Die virtuose Gurkentruppe mit dem Australier Raph Rosse, dem Schweizer Bassisten Lukas Traxel und dem Freiburger Drummer Fred Heisler senkt mit „On that Feeling“ garantiert den Puls. Reinschauen geht auf YouTube unter bit.ly/Gemuese_Jazz tln

NACHGEWÜRZT!

KATAR-SIS

Kann man eine Fußball-WM an eine islamische Diktatur vergeben? In einem Land, wo Schwule diskriminiert werden und Fußball eine geringere Rolle spielt als der Volkssport Steinigungen? Kann man ein Fußball-Kalifat akzeptieren: Im Stadion Neymar, Kane und di Maria und draußen gilt die Scharia? Alles Fragen, die zu spät kommen. Im Unterschied zu vielen nepalesischen Malochern haben wir es überlebt. Die umstrittenste WM aller Zeiten ist so gut wie rum. Viele meiner Freunde haben boykottiert. Das hat mich als Fußballfan moralisch ganz schön unter Druck gesetzt. Erst hab ich es mit Ausreden probiert: „Die spielen ja auch, wenn ich nicht guck.“ Das war dann selbst mir zu billig. Dann habe ich mit mir einen Kompromiss ausgehandelt: „Ich stell den Fernseher an, schau aber nicht hin.“ Hat auch nicht geklappt. Die Leistung der deutschen Mannschaft war eher Flickschusterei. Ich bin nach dem frühen Ausscheiden erst mal in eine Katar-Stimmung verfallen und hab mir einen hinter die One-Love-Binde gekippt. Aber – wer weiß – vielleicht folgt jetzt eine Katar-sis und das Ausscheiden wirkt als Katar-lisator für eine bessere Zukunft. Am Anfang hatte ich noch gedacht, das Alkoholverbot in den Stadien gelte auch für Fernsehzuschauer, bin vor der Glotze gesessen und hab mich zusammengerissen: „Okay, trink ich halt ne Apfelsaftschorle, auch wenn ich auf Bier hoff.“ Aber der war plötzlich auch weg. Im Vorfeld hatte Beckenbauer noch gesagt: „I hob in Katar noch keinen einzigen Sklaven gsehn, die laufen do alle frei rum.“ Lieber Kaiser, auch mit fortschreitendem Altersschwachsinn ist nicht alles entschuldbar. Immerhin: Die Scheichs haben das Riesen-Event wesentlich besser organisiert als die Berliner die Bundestagswahl. Das hat den tollen Vorteil, dass wir diese WM in Katar nicht noch mal wiederholen müssen. Ich schlage vor, das olympische Komitee möge als Dank an die Kataris bitte die nächste Winterolympiade nach Doha vergeben, mit Super-G im Sand und Biathlon auf Kamelen mit Schlittschuhen.

Eine scharfe Schote an Infantino und die FIFA.

In herzlicher Abneigung Volkmar Staub

Foto: © privat Volkmar Staub, geboren in Lörrach, lebendig in Berlin, vergibt im chilli die Rote Schote am goldenen Band.

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