chilli cultur.zeit

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HEFT NR. 4/20 10. JAHRGANG

Leinwand

Literatur

Musik

AUTOKINO ODER KINOSAAL?

FREIBURGER KRIMIPREIS NUR IN BUCHFORM

PSYCHEDELISCHES VON COSMIC MINTS


KULTUR

Spechtzunge und Regenwurm Jubiläumsausstellung im Museum Natur und Mensch

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von Erika Weisser

Ausstellungskatalog: Ausgepackt! 125 Jahre Geschichte(n) im Museum Natur und Mensch Von Tina Brüderlin, Stefanie Schien, Silke Stoll Verlag: Imhof, 2020 136 Seiten, Klappbroschur Preis: 19,95 Euro

or 125 Jahren hatte das Museum Natur und Mensch noch einen anderen Namen. Und die im Jahr 1895 als „Städtisches Museum für Natur- und Völkerkunde“ gegründeten Ausstellungsräume sind auch mehrmals von Ort zu Ort gezogen, bevor sie 1931 in dem Haus unterkamen, in dem sie heute noch zu finden sind: im früheren Schulgebäude des ehemals von den Dominikanerinnen des Klosters Adelhausen betriebenen „Lehr- und Erziehungsinstituts“ an der Gerberau 32. An die bewegte Zeit seit der Gründung dieses ältesten Museums der Stadt erinnert jetzt die Jubiläumsausstellung „Ausgepackt!“, die bis zum 10. Januar 2021 in den zuletzt 2009 umgebauten und modernisierten Räumen zu sehen ist. 41 ausgesuchte Exponate aus den Bereichen Ethnologie und Naturkunde haben Museumsleiterin Silke Stoll und ihre Mitarbeiter aus den Sammlungen und Beständen ausgepackt und nach Themenbereichen mit vielversprechenden Titeln geordnet: „Geschichte.Bewegt.Gegenwart“, „Netzwerke.Verbinden.Geschichten“ und „Wissen.Vermittelt.Vielfalt“. Ein hölzernes, von Künstlern der kamerunischen Ethnie Duala geschnitztes und bemaltes Kanumodell ist darunter, die Figur eines sitzenden Buddha aus Japan, ein Kriegsteppich aus Afghanistan, eine mit mythischen Schnitzereien verzierte Schlitztrommel aus Papua-Neuguinea und eine Ypé-Federmaske aus Amazonien. Ferner das Bewegungsmodell einer Spechtzunge aus dem frühen 20. Jahrhundert, ein historisches Pinguinskelett, ein ausgestopftes Hinterwälderrind und das Prachtexemplar eines Badischen Riesenregenwurms – in Form eines Feuchtpräparats im Glas. Denkanstöße für diese außergewöhnliche Reise durch Raum und Zeit und zugleich spannende, überraschende, durchaus auch kritische oder ganz persönliche Perspektiven auf die ausgewählten Objekte bieten die Geschichten, die sich Künstler,

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Foto: © Axel Killian

Ein Kanumodell aus Kamerun gelangte auf Umwegen nach Freiburg.

Historiker, Wissenschaftler, Handwerker, Mediziner, Museumsfreunde und ein Oberbürgermeister angesichts eines Ausstellungsstücks auf Wunsch der Kuratorin Silke Stoll ausgedacht haben. So überlegt etwa Martin Horn, wie die erwähnte Schlitztrommel aus dem fernen Sepik nach Freiburg kam. Eiler Heldt erzählt von seinem Großvater, einem Hamburger Seefahrer, der das Kameruner Kanu Ende des 19. Jahrhunderts von einer seiner Reisen mitbrachte. Der Freiburger Bioniker Thomas Speck erklärt, wie inspirierend Jahrmillionen alte Fossilien für seine heutigen Forschungen sind. Schreinermeister Ansgar Brandstätter erläutert aus seiner handwerklichen Sicht, was ihn an dem hölzernen Spechtzungenbewegungsmodell so fasziniert. Und Claudia Augustat, Leiterin des Weltmuseums Wien, beschäftigt sich mit den Folgen der Zerstörung des Amazonas-Regenwaldes für die dortigen indigenen Menschen. Zu jedem Exponat erzählen je drei Personen; die 125 Geschichten, die dabei entstanden, sind vollständig im soeben erschienenen Ausstellungskatalog nachzulesen. Mehr Info: www.freiburg.de/museen


Kulturnotizen Rückgabe von NS-Raubgut Faust und Mephisto: Auch heute aktuell

Der Geist, der stets verneint

Faust-Wochenenden im Goetheanum in Dornach von Erika Weisser

D Fotos: © Lucia Hunziker

er Stoff ist 500 Jahre alt: Die Geschichte des Doktor Johann Faust und seines Pakts mit Mephisto gehört seit dem 16. Jahrhundert zu den bekanntesten Legenden der europäischen Literatur. Johann Wolfgang von Goethe beschäftigte sich mehrere Jahrzehnte damit; 1808 erschien „Faust. Der Tragödie erster Teil“, 1832 der zweite Teil. Auf der Bühne des Goetheanums in Dornach ist das Stück nun in einer Neuinszenierung zu sehen; die insgesamt neun Stunden dauernden Aufführungen sind jeweils über ein ganzes Wochenende verteilt und werden in Zusammenhang gestellt mit Vorträgen und Podiumsgesprächen zu aktuellen Themen. Goethe, findet Stefan Hasler, Intendant am Goetheanum, „hat den Stoff ins Jetzt geholt“ und dabei „sogar das 21. Jahrhundert im Blick“. Denn „die Fragen der geistigen Entwicklung des Menschen in der Auseinandersetzung mit dem Bösen, mit den Abgründen in der biografischen Entwicklung sowie mit Krankheit und Tod“ seien heute so gültig wie vor 200 Jahren. Wie gültig, hat die Corona-Pandemie gezeigt, die zur Verschiebung des Premierentermins führte: Ursprünglich

war die erste Aufführung samt Themenwochenende zu „Krisen, Abgründe und Entwicklung – Mensch und Medizin heute“ für den Juni geplant; sie findet nun vom 10. bis 12 Juli statt. Weitere Themen der Begleitprogramme sind „Faust macht Geld – wie wir Geschichte und Gesellschaft gestalten“ (17.–19. Juli) und „Was ist der Mensch?“ (24.–26. Juli). „Das, was auf der Bühne zu sehen sein wird, erleben wir jetzt in der Wirklichkeit“, ist Justus Wittich vom Vorstand des Goetheanums überzeugt. Regisseurin Andrea Pfaehler bestätigt ihn: Gerade während der zurückliegenden Wochen, in denen es oft um ganz existenzielle Fragen ging, habe sich gezeigt, dass der Faust noch immer die Realität spiegle und „wie zerbrechlich selbst größte Gewissheiten sind“. Doch habe die Arbeit das Ensemble auch gestärkt: „Die Unsicherheit von außen hat die Sicherheit im Ensemble herausgefordert, spielen zu wollen.“ Man darf also gespannt sein auf neun Stunden Faust – mit Zeit und Gelegenheit, mit anderen Besuchern über das Gesehene und die damit verbundenen Kernfragen zu sprechen. Eine weitere Aufführung ohne Begleitprogramm gibt es am 25. und 26. Oktober. Mehr Info: www.faust.jetzt

Die Universitätsbibliothek Freiburg und die Sächsische Landesbibliothek haben drei Bücher an die Erben des niederländischen Philosophen Leo Polak zurückgegeben: eine ethnologische Untersuchung von Hochzeitsbräuchen in der Türkei von Theophil Loebel, eine religionsgeschichtliche Darstellung von Seelenglaube und Tod im alten Israel von Johannes Frey und eine Einführung in die Geschichte der Griechen und Römer von Peter Lauremberg. Die drei Ausgaben aus der privaten Bibliothek Polaks wurden 1941 von Nazis geraubt. Unter „ungeklärten Umständen“, wie es in einer Pressemitteilung heißt, gelangten die Exemplare in die Bestände in Dresden und Freiburg. Polaks Nachfahren schenken die drei Bücher – wie auch schon zuvor restituierte Bände – der Universitätsbibliothek Amsterdam. An diesem Ort wird seine Bibliothek als Teil der „Bijzondere Collecties“ wieder zusammengeführt.

Freie Tanzszene im Aufwind Die Organisatorinnen von TANZPAKT Stadt-LandBund in Freiburg ziehen eine positive Zwischenbilanz. Die freie Tanzszene habe durch die seit 2018 bestehende Exzellenzförderung einen deutlichen Anschub bekommen, das städtische Kulturamt in der Förderrunde 2019 deutlich mehr Anträge für freie Tanz-Projekte bekommen als noch 2017. Professionelle Strukturen wurden geschaffen, die Szene ist besser vernetzt. Im „Kooperativen Tanzentwicklungskonzept“ arbeiten bis Herbst 2021 tanznetz|freiburg/bewegungs-art Freiburg, E-WERK Freiburg sowie das Kulturamt eng zusammen. Landesweit gebe es keine vergleichbare Struktur mit so enger Verbindung zwischen Veranstaltungsort (E-Werk) und Freier Szene. Im November wird es erstmals ein Projekt zur gezielten Vernetzung mit anderen Häusern im Süden Deutschlands und im Dreiländereck geben. Im Rahmen der ‚Dance Dates‘ trifft jeden Abend eine Produktion aus Freiburg auf eine Gastproduktion. „Wir erhoffen uns einen fruchtbaren Austausch. Denn die überregionale Vernetzung ist maßgeblich, damit die hier ansässigen Choreografinnen genug Aufführungsmöglichkeiten haben“, so Laila Koller, Tanzkuratorin im E-WERK Freiburg. Nun stehen die Zeichen auf Zukunft. Die Vision 2022 ist die Gründung einer gemeinnützigen Unternehmergesellschaft (gUG) für die freie Tanzszene Freiburgs. Das Kulturamt informiert darüber im Juli im Kulturausschuss. Die Initiatoren hoffen auf weitere Förderung des TANZPAKTS. bar


KULtur

Kino auf Knopfdruck Drive-in-Filmtheater auf dem Messplatz mit viel Zufahrt

D von Erika Weisser

Tierisch entspannt: Die Känguru-Chroniken waren einer der Renner beim Auto-Logen-Kino auf dem Messplatz. Fotos: © ewei, XVerleih

ass Not erfinderisch macht, ist derzeit am Ostende des Freiburger Messegeländes zu erleben. Im Zuge der Corona-Ausgehbeschränkungen wurde hier eine längst ausgestorben geglaubte Spezies zu neuem Leben erweckt: das Autokino. Seit dem 7. Mai bietet das von der örtlichen Veranstaltungstechnikfirma Malecon Staging betriebene Drive-in die Möglichkeit, auch außerhalb der eigenen vier Wände Filme zu sehen. Auf großer Bildfläche. In den vier Wänden des eigenen Autos. Mit täglich wechselndem Programm und mehreren Vorführungen. In der „Loge“, ohne Lärm und Ansteckungsgefahr, bequem und wetterunabhängig – außer bei Nebel. Wer im Besitz von zuvor online gebuchten Tickets und eines für UKW-Frequenzen empfänglichen Autoradios ist, kann alleine, zu zweit oder als Familie auf der ausgewiesenen Parkfläche vor der 115 Quadratmeter großen und sogar orkanbeständigen LED-Leinwand Platz nehmen. Beziehungsweise einfach sitzen bleiben, sich selbst sowie den Motor abund das Radio anschalten. Und die auf der Leinwand angezeigte Frequenz einstellen. Man muss nicht einmal auf die kinoübliche Verpflegung verzichten: Die gleichfalls online bestellbaren Snack-Pakete werden bei der Einlasskontrolle

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ausgehändigt. Anders als im Indoor-Kino dürfen Knabberzeug und Getränke aber auch mitgebracht werden. 400 Fahrzeuge pro Vorstellung passen in den eine Stunde vor dem jeweiligen Filmstart geöffneten Freiburger Freiluft-Kinosaal. Bullis werden in den hinteren Reihen platziert, die übrigen Autos parken nach Anweisung der Ordner in einem Abstand von zwei Metern zueinander. Und zwar so, dass keines dem anderen im Weg steht und niemandem die Sicht versperrt wird auf die bewegten Bilder, die durch die besondere Technik auch bei ganz normalem Tageslicht oder in der Dämmerung deutlich sichtbar sind. Das ist gerade für Familien interessant, die sich auch bei nachmittäglichem Sonnenschein Kinderfilme ansehen können – was sie nach Auskunft von Malecon-Geschäftsführer Thorsten Klein an Wochenenden und Feiertagen auch ausgiebig tun. Nach seinen Angaben war das OpenAir-Kino in geschlossenen Fahrzeugräumen bisher ein großer Erfolg: Zwar sei der Platz noch nie ausverkauft gewesen, doch in den ersten fünf Wochen habe er mehr als 12.000 Besucher gezählt. Das Angebot sei „durch die Reihe positiv aufgenommen“ worden: Er habe, sagt Klein, hinter den Scheiben der Fahrzeuge, die nach Ende der Vorstellung vom Gelände


Kultur fuhren, immer wieder viele begeisterte Gesichter gesehen. Und Hände, die ihm und den Ordnern dankbar zuwinkten. Oder Beifall klatschten. Anerkennende Hupkonzerte habe er mit Rücksicht auf die Nachbarn aber abgeblockt. Das alles zeige, fügt er „sehr zufrieden“ hinzu, dass die Idee mit dem Autokino „das richtige Konzept zur richtigen Zeit“ gewesen sei. Wobei er sich gewünscht hätte, dass das Projekt schon früher angelaufen wäre. Wie es in vielen anderen Groß- oder Kleinstädten der Fall gewesen sei, etwa in Offenburg, Titisee-Neustadt und Stuttgart. Oder in der Fahrradfahrerstadt Münster, wo das Autokino bereits am 14. April startete. Bei der Freiburg Wirtschaft Touristik und Messe GmbH (FWTM), die seit Jahren mit Malecon zusammenarbeitet, hatte er schon Ende März einen Genehmigungsantrag für das Autokino gestellt. Doch der städtische Entscheidungsprozess sei „leider sehr schwerfällig“ gewesen.

Echter Sonnenuntergang als zusätzliche Kulisse Der Betrieb des Autokinos auf dem Messegelände ist bis Ende August genehmigt, es wurde aber eine Option auf Verlängerung eingeräumt. Klein weiß indessen nicht, wie lange es noch weitergeht. Das hänge davon ab, wie sich die Besucherzahlen entwickeln. Er sei zwar „ziemlich sicher“, dass es, auch wenn die Kinos jetzt nach und nach wieder öffnen, weiterhin ein Autokino-Publikum geben wird. Denn bestimmte Filme, etwa Konzertfilme, „wirken eigentlich nur auf großer Leinwand und mit echtem Sonnenuntergang im Hintergrund richtig“. Außerdem, findet er, sei das Programm, das in der Hand der Betreiber der FriedrichsbauKinos liege, sehr attraktiv. „Doch wenn sich das Ganze nicht mehr trägt, hören wir auf.“

Info www.autokino-freiburg.com

Ende der Sperrzeit Freiburger Kinos laufen langsam wieder an

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ie gewichtige Nachricht kam in der letzten Maiwoche aus Stuttgart: Nach einer Sperrzeit von fast drei Monaten, hieß es in der Verordnung des Ministeriums für Wissenschaft, Forschung und Kunst des Landes BadenWürttemberg, können auch Kinos und Theater ihren Betrieb wieder aufnehmen. Allerdings nur, wenn in den Sälen die strengen Auflagen eingehalten werden können. In den Freiburger Kinos gab es darauf unterschiedliche Reaktionen. Das Multiplex-Kino CinemaxX öffnete seine Türen schon am 6. Juni, es war ein regnerischer Samstag. Mit Filmen, die vor der Schließung gerade angelaufen waren oder im März auf die Leinwand hätten kommen sollen und bereits gebucht waren. In der Woche davor hatten Kinoleiterin Nastassja Schön und ihre Mitarbeiter ein den behördlichen Vorgaben entsprechendes Hygienekonzept erarbeitet und die Voraussetzungen dafür geschaffen, dass die Abstandsregeln eingehalten werden können: mit einem Leitsystem, Markierungen auf dem Boden, gesperrten Reihen und blockierten Plätzen zwischen den als Zweierblocks online buchbaren Sitzen. Trotz verhaltenem Andrang ist sie froh, dass wieder ein Anfang möglich war. Diesen wollte das Kommunale Kino im Alten Wiehrebahnhof noch nicht wagen: Im Gespräch mit dem chilli erklärt Geschäftsführerin Neriman Bayram, sie werde erst im Herbst öffnen: „Momentan dürfen wir nur 15 Personen ins Kino lassen.“ Für die Sommermonate habe sie ein Open-Air-Programm mit Filmen, Musik und Literatur zum Thema Reisen geplant. Allerdings sei sie hierfür „noch auf der Geldsuche“.

von Erika Weisser Auch Ludwig Amman von den Kinos Friedrichsbau, Harmonie und Kandelhof hatte es „nicht besonders eilig“ mit der Wiedereröffnung: Es gebe erst im Juli wieder nennenswerte Kinostarts von neuen Filmen; sie seien ja alle für die Zeit nach der Quarantäne verschoben worden. Und die Monate Juni und Juli seien selbst mit vielen neuen Filmstarts von den Besucherzahlen her „immer ziemlich schwach“ gewesen. Auch ohne die Abstandsregeln der CoronaVerordnungen, die die Kapazitäten seiner Säle „von vornherein auf 20 bis 30 Prozent“ senkten. Ammann hofft auf das Sommernachtskino im Schwarzen Kloster, das er „unbedingt und trotz aller erwartbaren Einschränkungen machen“ will. Gerne hätte er schon im Juli losgelegt, wegen des auch gerade erst wieder aufgenommenen Betriebs der Volkshochschule „war das leider nicht möglich“. Es soll nun vom 29. Juli bis 5. September stattfinden, am Programm arbeite er gerade. Für die Harmonie-Kinos, die am 18. Juni wieder öffnen, stehe dieses indessen schon fest. Und wenn am 2. Juli auch Harmonie und Kandelhof wieder aufmachen, gebe es „wenigstens wieder ein paar neue Filme“. Tipp: Auf Seite 69 gibt es Kurzbesprechungen von Kinostarts der kommenden Wochen.

Foto: © Friedrichsbau

Sommernachts-Kino: Demnächst mit Abstand. Juni/Juli 2020 chilli Cultur.zeit 61


Musik

Freiburger Playlist

4 Fragen an Rapper Neo Elias Jede Menge Songs aus Freiburg – das gibt’s bei der „Playlist SpotiFreiBurg“. Erstellt hat sie der Musikproduzent Neo Elias. Wie es dazu kam und was er selbst musikalisch liefert, erzählt der 26-Jährige im Interview mit chilli-Redakteur Till Neumann. Neo Elias, warum haben Sie die Playlist erstellt? Die Idee hatte ich, als ich auf Zuckerbergs Plattform gelesen habe, wie jemand seinen Song in einer Gruppe für lokale Musiker promotet hat. Da das schnell in den Unweiten des Newsfeeds untergeht, dachte ich mir, es wäre praktischer, Musiker zu unterstützen, in dem man sie zumindest digital in einen Topf wirft. Außerdem hat es mich total interessiert, was die Stadt musikalisch zu bieten hat. Wer kommt alles rein in SpotiFreiBurg? Auf die Playlist kommen Bands und Solokünstler mit maximal drei Songs – egal welcher Genres. Mir ist nur wichtig, dass die Musik aus eigener Komposition stammt. Um gelistet zu werden, muss man/frau aus Freiburg oder der Umgebung (+15 km) sein, die Playlist teilen und mich unter playlistfreiburg@gmail.com anschreiben. Bekommen Sie viele Anfragen? Ja, teilweise täglich, die Playlist ist schon gut gefüllt. Ich aktualisiere sie alle zwei bis drei Wochen. Sie haben selbst ein Album veröffentlicht. Was erwartet den Hörer? „369“ ist ein melodiöses, Ohrwurm-lastiges und festivaltaugliches HipHop-Album. Wer mich hört, weiß, dass es mir mehr um den Vibe geht als um Reimketten oder Vergleiche. 62 chilli Cultur.zeit Juni/Juli 2020

Psychedelische Überraschungseier Cosmic Mints legen Debütalbum vor von Till Neumann

S

echs kosmische Männer, ein Universum: Die Freiburger Blues-Rocker „Cosmic Mints“ haben ihre erste Platte rausgebracht. Nur sieben Songs sind drauf. Doch die stecken voller Überraschungen. Absolut uncool. So könnte man die Situation der Cosmic Mints beschreiben. Ihr Release platzt mitten in die Corona-Zeit. Streamshows nehmen überhand, das Interesse daran ist verhalten. Eine digitale Releaseparty soll trotzdem steigen. Anfang Juni wollten die „Kosmischen“ eine Show aus dem Slow Club streamen. Eine Notlösung, die in die Hose ging. Die Übertragung klappte nicht – was sie erst danach bemerkten. Ein neuer Anlauf ist jetzt im Artik geplant für den 19. Juni. Dass sie derzeit nur eine Streaming-Show spielen können, trifft sie hart: „Es ist bitter, wir hauen zum ersten Mal richtig viel Material raus“, sagt Sänger Alexander Emmert. Mit dem Release wollten sie Gigs an Land ziehen, den nächsten Schritt machen, CDs verkaufen.

Durchziehen möchten sie trotzdem. „Immerhin können wir überhaupt ein Release machen“, sagt Emmert. Eine Geldsache sei das am Ende des Tages eh nicht. In Freiburg ist die Band bis heute ein Geheimtipp. Dabei spielt sie auf hohem Niveau. Die düsteren und druckvollen Songs haben Wiedererkennungswert. Das liegt einerseits an Emmerts Stimme. Mit viel Gefühl singt sich der hauptberufliche Truckerfahrer den Schmerz von der Seele. Zum anderen sind die Beats wahre Überraschungseier. Immer wieder gibt es Breaks, überraschende Wendungen. Mal wird’s plötzlich ruhig, dann donnert die Abrissbirne durch die Boxen. „Psychedelic Fuzz & Roll“ nennen sie ihren Style. Cosmic Mints malen atmosphärische Bilder, die auch als Filmsoundtracks durchgehen könnten. Krächzende Gitarren wabern umher, der Bass schiebt nach vorne, die Drums wummern. Das wirkt zerbrechlich, aber zugleich äußerst robust. Nicht nur in dieser einen Hinsicht schwimmt die Band gegen den Strom. Während Songs mit einer Länge von

Fotos: © MacnJam, tln

Foto: © privat


Kolumne maximal 3.30 Minuten als radiotauglich gelten, gönnen sich die Freiburger astronomische Ausmaße: Der Opener „The Gun“ geht 6.22 Minuten. Auch die Nummer zwei („Even“) bricht die Sechs-Minuten-Marke. „Es kommt natürlich aus uns raus“, sagt Keyboarder Julian Weyand. „Die Tracks werden noch länger“, scherzt Emmert. Spaß beiseite: Man probiere es mit kürzeren Nummern, die Dauer sei aber nicht entscheidend. Bewusst fürs Radio schreiben wollen sie nicht. Viel wichtiger ist ihnen, dass sich alle im Sound wiederfinden. Das ist bei den unterschiedlichen Backgrounds kein Leichtes: Emmert kommt aus der Singer-Songwriter-Ecke. Julian Weyand hat ein Faible für Techno, Gitarrist Attilio Ferrarese steht auf Metal und Blues.

Nervenaufreibender Mix und anständige Drogen „Den einen Songwriter gibt’s nicht bei uns“, sagt Emmert. Er schreibe zwar die Texte, die Lieder erarbeiten sie jedoch gemeinsam. Brüche einzubauen, findet er „geil“. So bringe jeder Ideen mit, die Songs bekommen viele Gesichter. Wenn sie alle Teile zusammenlegen, wird ein Lied auch mal ausschweifender. Hänger hat das Album dennoch keine, vor-

ausgesetzt, man kann sich für ein zweieinhalbminütiges Drumintro begeistern. Auch optisch sticht die Band heraus: Halbnackt oder in schrillen Kostümen laufen sie auf. Sänger Emmert ist mit Tattoos und Vollbart ein Eyecatcher. Bassist Joey Ssymank trägt auch mal einen Aluhut, Drummer Sven Maurer scheint eh immer zu Scherzen aufgelegt. Rund 50 Shows haben Cosmic Mints bisher gespielt. 2017 schafften sie es ins Finale des Musikwettbewerbs „Fürstenberg Lokal Derby“. Im Newcomer-Programm des ZMF standen sie 2019 nach den Beach Boys auf der Bühne, und bei „Zelt im Café“ spielten sie in Ditzingen auf derselben Bühne wie Ton Steine Scherben. Ihr Album ist damit überfällig. Doch der Weg dahin war steinig: Die meisten Nerven ließen sie beim Mix, der sich über Jahre hinzog. „Fürs nächste Album schließen wir uns drei Wochen ein“, sagt Emmert. Das Lachen ist ihnen aber weiß Gott nicht vergangen. Was sie sich für ihre Platte wünschen? „Dass sie zu mehr Sex, Nähe und Körperkontakt animiert“, sagt Weyand und grinst. Auch ihre Lieblingsdrogen zählen sie gerne auf: „Koks und Heroin sind noch zu teuer“, scherzt Weyand. Bisher bleiben sie bei Roggenbrot, Kaffee, Maischips. Als Durstlöscher gibt’s natürlich kosmischen Minztee.

... zur Krise Die Freiburger Geschmackspolizei ermittelt schon seit 20 Jahren gegen Geschmacksverbrechen – nicht nur, aber vor allem in der Musik. Für die cultur.zeit verhaften Ralf Welteroth und Benno Burgey in jeder Ausgabe fragwürdige Werke von Künstlern, die das geschmackliche Sicherheitsgefühl der Bevölkerung empfindlich beeinträchtigen.

Jede Krise bietet auch eine Chance. Im Folgenden geht es aber wieder einmal um verpasste Chancen. Wenn Musiker einen Satz mit „Eigentlich wollte ich gar kein Lied über die Krise schreiben“ beginnen, dann weiß man, dass der Worst Case eingetreten ist: Der gute Geschmack wird mit Füßen getreten. „Si tacuisses, philosophus mansisses“, wie der alte Römische Geschmackspolizist zu sagen pflegte. Das gilt beispielhaft für eine gewisse Angelika Pauly aus Wuppertal mit ihrem Mutmachlied für Kinder, bei dem man viel Mut aufbringen muss, um es durchzuhören. Ebenso für Silke Knote aus der Heilliederszene mit Hanananinaninanu: „Jetzt wird’s wieder leichter, jetzt wird’s wieder schöner, wir heilen unsere Welt, singen wir zusammen, lachen wir zusammen und tun was uns gefällt, Hananananinanno, naninano, hannaninnano ...“. Gut gemeint bleibt eben das Gegenteil von gut. Dann eher noch Glitzer Gischi mit seinem gewagt dadaistisch-dekonstruktivistischen Après-Ski-Singalong: „Bums bums Corona, brauch ich nicht hopsasa, Bums bums corona hopsasa und hüpf“. Aber Vorsicht ist hier ebenfalls geboten – Ischgl lässt grüßen. Die nächste Krise kommt bestimmt, deshalb unser Appell an die politisch Verantwortlichen: Verbieten Sie krisenthematisierendes Liedgut. Jetzt. Danke. Aus dem Krisenmodus grüßt, für die Freiburger Geschmackspolizei, Ralf Welteroth

Mögen es flippig: Bassist Joey Ssymank und Sänger Alexander Emmert.


Musik

Koalas an der Quelle Eucalypdos mögen es Bunt und meditativ

E von Till Neumann

Tierisch entspannt: Das Album-Cover kommt mit einem Koala-Gitarristen daher. Er ist Maskottchen der weitgereisten Band. Foto: © Till Neumann

rfolgreiches Crowdfunding, verhageltes Release: Nach turbulenten Zeiten präsentieren Eucalypdos ihr Debütalbum „Nueva Esperanza“. Das Gitarrenduo will damit Hoffnung säen. Mit meditativen Klängen, Sprachenvielfalt und einem neuen Bandmitglied.

zogen sie 2017 mit einem Bollerwagen durch die Länder. Jetzt singen sie auf Spanisch, Englisch, Sanskrit und Deutsch von ihren Erfahrungen. Oft mehrstimmig. Teils gleichzeitig in verschiedenen Sprachen. „Out of Contact“ heißt ihr Opener. Akustische Gitarren bereiten da den Klangteppich für einen Trip mit geschlossenen Augen: „I don’t wake up, I keep on

Musiker lassen sich gerne in stylischen Studios oder verruchten Hinterhöfen ablichten. Eucalypdos tun es lieber in der Natur. Fürs Foto 7000 Euro über Crowdfunding steigen sie direkt ins Wasser. Das Rauschen des Dorfbachs fürs Debütalbum „Nueva Esperanza“ im Vauban mischt sich unter dreaming cause my eyes don’t see what die Klänge ihrer Instrumente. Der Ort sagt viel über die drei Musiker. you call reality.“ Wer zuhören will, muss Frederik Schmid, Benedikt Grundberger sich reinfühlen. Ausklinken aus der hektiund Christian Heymer haben Hang zum schen Konsumwelt. „In the Clouds“ geht Tiefgang. Bei ihnen gibt’s Entschleuni- der Frage nach, ob Menschen sich im Argung statt Eskalation. Mit ihrer Musik beitswahn verlieren. „Nevajo“ erzählt von drücken sie Naturverbundenheit aus – fehlendem Respekt der westlichen Welt gegenüber indigenen Völkern. „Erwazurück zur Quelle lautet die Devise. Hypnotische Klänge entlocken sie auch chen“ handelt von Wiedergeburt. Hoffnung wollen sie machen mit ihrer ausgefallenen Instrumenten. Beim Pressetermin sind das eine Bandurria (ein Sai- Musik. Der mehrdeutige Titel „Nueva teninstrument aus Peru), ein Rav Vast Esperanza“ steht für eine kaputtgegangene (ähnlich einer Handpan) und eine Shruti- Gitarre Grundbergers, die er Esperanza nannte, aber auch für die Natur, in der box aus Indien. Ihre Musik ist eine Reise – im wahrsten sie Hoffnung finden. Und er steht für die Sinne des Wortes. Einige Songs sind bei Hoffnung auf ihre eigene Zukunft als einem Südamerika-Trip entstanden. Dort Musiker.

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Musik 2010 haben Schmid und Grundberger zu zweit angefangen. Seit Ende 2019 sind sie reine Berufsmusiker. Teilzeitjobs in Kita und Schule haben sie aufgegeben. Über die Runden kommen sie gerade so. Auch die Corona-Krise hat ihren Teil dazu beigetragen. Nach einem „sehr erfolgreichen“ Crowdfunding mit 7000 Euro Ertrag gibt es das erste Album. Der Shutdown verhagelte die geplante Releaseparty in der Mensabar. Einen richtigen Releasetag haben sie dann erst gar nicht festgelegt. Bisher tragen sie die Krise mit Fassung. Zu tun ist genügend. Seit Oktober ist Heymer neu im Team. Der IT-Experte des Freiburger United World Colleges kümmert sich um Percussion, Gesang, Didgeridoo und Querflöte. Aus dem Duo ist ein Trio geworden. „Wir brennen darauf, uns weiterzuentwickeln“, sagt Grundberger. Die nötige Gelassenheit haben sie – ganz wie ihr Maskottchen auf dem CD-Cover: ein bunter Koala mit zwei Gitarren. Gefüttert wird der natürlich mit Eucalyptus, daher auch ihr Bandname. Das spanische „dos“ darin steht für Zwei. Ein Zeichen der Freundschaft zwischen Schmid und Grundberger. Mit einer wachsenden Fanbase in der Regio hoffen die „Eucas“ jetzt auf größere Bühnen und Festivals. „Wir sind oft ohne Plan, werden aber immer belohnt“, sagt Schmid und lacht. Man könne sagen, das sei völlig naiv. „Aber es funktioniert.“ Zu verträumt mag das für manche klingen. Auch ihrer Musik kann man das vorwerfen. „Eso-Spiri-Witze sind wir gewohnt“, sagen die Musiker und lachen. In den Anden spielten sie auf einem Festival mit Rausch und Schamanen. „Medicinal Music“ nannte der Festivalpromoter ihren Sound. Wissenschaftlich bestätigt ist das nicht. Eine beruhigende Wirkung hat ihre Musik aber zweifelsohne. Als Trio wollen sie jetzt einen draufsetzen. „Der Sound soll fetter und tanzbarer werden“, sagt Grundberger. Am Album sind sie gewachsen. Die Band tut es auch. Im Prinzip halten sie es wie ihr Koala-Maskottchen: locker und hungrig bleiben. Dann wird alles gut.

Fatcat

Haftbefehl

Funk & Soul

Rap

Good.zip

Das WeiSSe Album

Retro-Katzen

Noch Wut im Bauch

(tln).Ein neues James-Brown-Album? Nein, hinter „Good.zip“ stehen die acht Powerfunker der Freiburger Band Fatcat. Die RnB-Legende schmückt lediglich das Cover und kommt in Interludes zu Wort. Fatcat haben sich weit über Freiburg hinaus einen Namen erspielt. Das unterstreicht auch „Good.zip“ klar: Die zwölf Songs bieten erstklassigen Sound. Frontmann Kenny Joyner drückt dem stimmlich den Stempel auf: mal soulig-warm, mal heiser hingehaucht, dann mit einem durchdringenden „hey“. Die Band liefert mit ihrem zweiten Album viel gute Laune. Im Opener „I feel Good“ gibt’s den gewohnten Powerfunk. Doch Teile der Platte bestechen eher durch sanfte Klänge. RnB zum Zurücklehnen gibt’s in „Answering Machine“ oder „Up the Hill“. Überraschend retro klingt „Good. zip“. Mal packt einen das Discofieber („Disco Queen“), dann wird’s kuschelig („Nude“) mit einem Hauch von Marvin Gaye. Das Finale endet im Drum’n-Bass-Gewitter. Manchen ist das dennoch zu poppig, zu clean. Die Funk-Katzen mögen es offensichtlich lieber geschmeidig. Gebissen und gekratzt wird da keiner. Ihre Hörer werden sie mit zeitloser Musik über Liebe und Leidenschaft erobern. Radiotauglich ist das allemal.

(pt). Auf ihn können sich Azzlacks und Almans einigen: Haftbefehl. Dabei ist es so einfach, die Musik von Aykut Anhan furchtbar zu finden: Texte sind gewaltverherrlichend, beleidigend und frauenverachtend. Auf filigrane Reimketten oder doppelbödige Punchlines warten empörte Hörer vergebens. Nicht wegzudiskutieren ist allerdings auch der unnachahmliche Anti-Flow, mit dem der mittlerweile 34-jährige Rapper satten Straßensound in deutsche Kinderzimmer und sogar das Feuilleton gebracht hat. Auch auf seinem neuen „Weißen Album“ bleibt sich der Offenbacher treu. In Anspielung auf eine gleichnamige Scheibe der Beatles geht es dem Baba wie immer um Benzer, Batzen und Baida. „Gib mir eine Tonne weiße Ziegelsteine, und ich baue ein Iglu / Ich hab’ mehr Weißes gesehen als ein Eskimo“, legt Anhan auf dem ersten Lied los. Sein (weißes) Pulver hat er aber leider bald verschossen. Kein Song reicht an seine Klassiker des Gangsterrap-Genres wie „Chabos wissen wer der Babo ist“ und „Dann mit der Pumpgun“. Zwar ballern die aggressiven Majorlabel-Beats aus den Boxen, während der Rapper unnötig abgehackt seine Wut ins Mikrofon schreit. So richtig umpusten mag allerdings kein Track der Platte. Schade. Juni/Juli 2020 chilli Cultur.zeit 65


Literatur Der Wal und das Ende der Welt

Unter Dauerstress Kulturschaffende unterwegs im Kosmos Pflege von Erika Weisser

Gewendeter Leviathan (bar). In seiner staatstheoretischen Schrift „Leviathan“ hatte Thomas Hobbes ein pessimistisches Menschenbild transportiert: Sind Staat und Gesetze fern, wird jeder Mensch früher oder später dem Menschen zum Wolf: Gewalt, Anarchie und das Recht des Stärkeren herrschen. Ironmonger transportiert seinen Leviathan durch kurzweilige 480 Seiten, stellt aber eine andere These auf, die eher Brechts Macheath im Munde führt: „Wenn die Not am höchsten, ist die Rettung am nächsten.“ Zum Plot: Investmentbanker baut Mist, geht ins Wasser, wird von einem Finnwal gerettet und von Bewohnern des 307-Seelen-Fischerdorfs St. Piran aufgepäppelt. Dann strandet der Wal, Joe Haak, der Fremde, koordiniert die Rettung und erobert die Herzen. Aber die Grippe zieht um die Welt. Haak kauft Unmengen von haltbaren Lebensmitteln, er weiß, was kommen wird. Als Banker hatte er einen Algorithmus entwickelt, der prognostiziert, welche Branchen als Erste einknicken. Die Schlinge ums Dorf zieht sich zu, Lieferketten brechen, wo gestern noch eine Schafherde war, liegen heute Blutlachen auf der Weide. Da blitzt Hobbes Leviathan auf. Aber er verschwindet wieder, in Ironmongers Welt schweißt die Not die Menschen zusammen, tun alle was für alle, von wegen Wölfe. Dank Corona ist das 2015 erschienene Werk brandaktuell. Schön zu lesen. Schön, wenn’s den Belastungstest bestehen würde. 66 chilli Cultur.zeit Juni/Juli 2020

A

uf Klingel? Das klingt nach Stress, innerem und äußerem Dauerstress. Wie bei auf Achse, auf Entzug, auf Bereitschaft, auf Schicht. Und wer auf BibliomedPflege, dem Portal für Auszubildende in Pflegeberufen, nachschaut, wird feststellen, dass es da durchaus vergleichbare Symptome gibt.

„Wenn der Patient die Klingel betätigt“, ist dort zu lesen, „muss unverzüglich nach dem Patienten geschaut werden. Da gibt es nur eine Ausnahme: Es wird gerade ein Notfall versorgt.“ Und weiter: „Fast jeder andere begonnene Arbeitsvorgang darf unterbrochen werden, denn es kann beim Patienten um Leben und Tod gehen.“ Das bedeutet, dass die Menschen, die in Krankenhäusern, Heimen oder im ambulanten Bereich für die Pflege alter, kranker und anderer hilfebedürftiger Menschen verantwortlich sind, während ihrer Dienstzeit eigentlich nie wirklich zur Ruhe kommen, selbst in den kurzen Pausen nicht: Sie müssen ständig auf dem Sprung sein, ihre Aufmerksamkeit muss immer auch für den Moment geschärft sein, in dem die Klingel plötzlich schrillen könnte. Damit sie „jederzeit alles stehen und liegen lassen können“, wie es auf dem Portal weiter heißt. Der Buchtitel deutet also schon an, was Kathrin Feldhaus, Michael Kaiser und Margarete Mehring-Fuchs bei ihren Gesprächen mit Gesundheits- und Altenpflegerinnen und während ihrer eigenen Hospitanz in verschiedenen Pflegestationen in Baden-Württemberg in Erfahrung gebracht haben. „Tiefenbohrungen“ im „Kosmos Pflege“ wollten die Freiburger Kulturschaffenden vornehmen, um ans Licht zu bringen, „wie dieses System funkti-

Auf Station: Michael Kaiser, Kathrin Feldhaus, Britt Schilling und Margarete Mehring-Fuchs

oniert – und welche Dinge im Argen liegen“. Was es also mit dem Schlagwort Pflegenotstand auf sich hat. Und wer die Menschen sind, die aus Überzeugung und trotz enormer Belastung und geringer Anerkennung mit großer Zuwendung „uns, unsere Kinder, Eltern oder Großeltern pflegen“. Ein Jahr lang waren sie in den verschiedenen Galaxien dieses Kosmos unterwegs. Etwa auf einer Kinderkrebsstation, wo Michael Kaiser auf Michi traf, der findet, dass „Pfleger wie Freunde“ sind und der gerne mehr Zeit für diese Freundschaften hätte. Von Michis Kollegin Anna-Lena erfuhr er, dass Pfleger „eigentlich gar nicht so richtig schlecht verdienen“. Dass es für „die Verantwortung, die wir täglich übernehmen müssen ... jedoch zu wenig“ sei. In dem sehr lesenswerten, facettenreichen Buch kommen insgesamt 14 Pflegerinnen und Pfleger zu Wort. Und sie sind sich einig, dass mehr Zeit für die Patienten, also mehr Personal nötig und wichtig wäre. Nicht nur in Zeiten weltweiter Pandemien. Auf Klingel von Kathrin Feldhaus, Margarete MehringFuchs, Michael Kaiser Fotos: Britt Schilling Verlag: Patmos, 2020 160 Seiten, gebunden Preis: 18 Euro

Foto: © Britt Schilling

von John Ironmonger Verlag: S. Fischer 480 Seiten, TB Preis: 12 Euro


FRezi

Der Turm aus Licht

Keine kleine Hexe Freiburger Kriminalgeschichten aus 900 Jahren von Erika Weisser

U Foto: © Pixabay.com/Devanath

nter den vielen Freiburger Vereinen gibt es auch einen, der sich um den kriminellen Nachwuchs kümmert. Zumindest um den literarischen: Dem Verein Freiburger Krimipreis und seinen Unterstützern ist es zu verdanken, dass alle drei Jahre eine Anthologie mit neuen, in der Region angesiedelten Kriminalfällen erscheint. Darin veröffentlichen sowohl regionale als auch überregionale Newcomer oder alte Hasen ihre spannenden, teils rein fiktiven, teils literarisch verarbeiteten authentischen Kurzgeschichten. Bei der Ausschreibung des Krimipreises 2019/20 war die Vorgabe enger gefasst. Nach Auskunft von Anne Grießer, Krimiautorin und Initiatorin des Freiburger Krimipreises, sollte es dieses Mal um „wahre Verbrechen“ gehen, also um historisch belegte Fälle von Mord, Totschlag, Teufelspakt, Betrug, Diebstahl, Urkundenfälschung oder politischer Aufmüpfigkeit und die damit zusammenhängende Strafverfolgung: 900 Jahre Stadtgeschichte sollten in 900 Jahren Kriminal- und Verbrechensgeschichte gespiegelt werden. Wobei Anne Grießer ausdrücklich anmerkt, dass „jede Zeit, jede Epoche, jede Gesellschaft, jeder Staat eine eigene Definition des Begriffs ‚Verbrechen‘“ habe. Dieser Wertewandel zeigt sich etwa bei dem „Fall“, den die Freiburger Autorin Ulrike Halbe-Bauer in ihrem Stück „Knechtschaft und Liebe“ aufrollt: Der aus Hessen stammende Radikaldemokrat Wilhelm Liebknecht

wurde im Herbst 1848 verhaftet und ins Freiburger Gefängnis gesteckt, nachdem er sich aktiv an den Kämpfen badischer Revolutionäre für Freiheit, Gleichheit und Demokratie beteiligt hatte – Ziele, für die hierzulande und heutzutage kein Mensch mehr zu Haftstrafen verurteilt werden würde. Das veränderte Rechtsempfinden manifestiert sich auch anhand der Geschichte von Agatha Gatter, die gerade einmal 14 Jahre alt war, als ihre Mutter im Jahr 1603 als Hexe verbrannt wurde. Da sie dadurch selbst als Hexe galt, drohte ihr nach zwei Jahren Gewahrsam und der anschließenden sogenannten „peinlichen Prüfung“ das gleiche Schicksal, vor dem sie nur die Menschlichkeit eines aufmerksamen und gewieften Advokaten bewahrte. „Der gute Geist“ nennt die Paderborner Autorin Katja Segin diesen eher aus heutigem Selbstverständnis handelnden Mann in ihrem Beitrag zum Krimipreis; sie belegte damit sogar den ersten Platz. Die Lesung der drei Preisträger, die im Mai im Polizeirevier Nord geplant war, musste wegen Corona abgesagt werden. Ihre Geschichten – und 22 weitere – sind jedoch im soeben erschienenen Buch „Diebe, Mörder Galgenstricke“ nachzulesen.

Diebe, Mörder, Galgenstricke von Anne Grießer (Hg.) Verlag: Wellhöfer, 2020 300 Seiten, Taschenbuch Preis: 12,95 Euro

von Astrid Fritz Verlag: Rowohlt, 2020 814 Seiten, Taschenbuch Preis: 14 Euro

Himmel aus Stein (ewei). Vor 750 Jahren, an einem milden Spätsommertag im September 1270, traf ein Mann in Freiburg ein, der das Angesicht der Stadt wie kein Zweiter prägen sollte: Kirchenbaumeister Gerhard von Straßburg. Unter seiner Regie, so ist im neuen historischen Roman von Astrid Fritz zu lesen, begannen die ersten grundlegenden Arbeiten für das Bauwerk, das der Basler Kunsthistoriker Jacob Burckhardt 600 Jahre später als „schönsten Turm auf Erden“ bezeichnen würde: der Westturm des Freiburger Münsters. Die Bauarbeiten für das zunächst als große Pfarrkirche am Fuß des Schlossbergs konzipierte Münster hatten um das Jahr 1200 begonnen, nach einer längeren Pause sollten sie nun endlich weitergehen. Und der damalige Stadtherr Egino II von Zähringen hatte eben jenen Meister Gerhard verpflichtet, der sich als innovativer Steinmetz in Straßburg einen Namen gemacht hatte. Trotz des begeisterten Empfangs durch die Freiburger Bürger ist Gerhard skeptisch: Er kennt die finanziellen und machtpolitischen Unwägbarkeiten des Projekts. Wie er es schafft, das himmelstrebende Vorhaben gegen alle Intrigen und Machtspiele zum Erfolg zu führen, schildert Astrid Fritz in ihrer spannenden, historisch nicht immer ganz verbürgten Geschichte, die auch Einblicke in das damalige Alltagsleben in der Stadt eröffnet. JUNI/JULI 2020 chilli Cultur.zeit 67


Literatur Neapel oder das Schweigen der Sirene

von Marc Buhl Fotografien: Christian Seeling Verlag: Corso 2019 200 Seiten, gebunden Preis: 24,90 Euro

Das „russische“ Freiburg

von Elisabeth Cheauré Verlag: Rombach 2020 461 Seiten, gebunden Preis: 34 Euro

Paincakes und andere Kuriositäten

von Elyseo da Silva Verlag: Twentysix Selfpublishing 308 Seiten, Taschenbuch Preis: 12,99 Euro

Auf dünnem Erdboden

Zar und Zwangsarbeiter

Der Weg ist das Ziel

(ewei). „Straflos konnte darüber kein Vogel die Flügel schwingen zum Flug, so giftig ergoss sich der Hauch aus den schwarzen Schlünden empor.“ So zitiert Marc Buhl in „Neapel oder Das Schweigen der Sirene“ den römischen Dichter Vergil (70–19 v.u.Z.). Gefunden hat der Freiburger Autor diese drastische Beschreibung der Landschaft um den Vesuv in einem Baedeker aus dem Jahr 1911. Wie und wann das mehr als 100 Jahre alte, mit etlichen Notizen des Vorbesitzers versehene „Handbuch für Reisende“ in seine Bibliothek geriet, weiß Buhl nicht mehr. Doch als es ihm beim Katalogisieren derselben plötzlich „gut in der Hand“ liegt, beschließt er, selbst auf Entdeckungsreise in Neapel zu gehen und dabei den Anmerkungen seines Vorgängers zu folgen. Er findet Landstriche am Meer, die dieser noch malerisch nannte, die jedoch längst zerstört sind: durch inzwischen wieder stillgelegte Industrieanlagen. Er betritt Erdboden, der so dünn ist, dass er „kaum wagte, fest aufzutreten“. Er begegnet Einheimischen, deren Stimmen so klingen, „als hätten die Dämpfe sie schon vor Jahren zersetzt“. Er taucht ein in die Geschichte und die nicht immer auf den ersten Blick sichtbare Schönheit dieser widersprüchlichen Stadt. Und legt ein faszinierendes Buch vor, das seinerseits zur Entdeckungsreise anregt.

(ewei). Als der russische Zar Alexander I. zum Jahreswechsel 1813/14 nach Europa reiste, um nach der Völkerschlacht bei Leipzig mit den Repräsentanten anderer Länder über die Neugestaltung des Kontinents zu verhandeln, führte ihn sein Weg auch nach Freiburg. Doch nicht nur für gekrönte, sondern auch für literarische Häupter war die Stadt ein vorübergehender Aufenthaltsort: Zu Beginn des 20. Jahrhunderts verbrachte die spätere Dichterin Marina Swetajewa ein Jahr im ehemaligen Mädchen­ pensionat in der Wallstraße. Und der Schriftsteller Maxim Gorki wohnte Anfang der 1920er-Jahre in Günterstal. In dem 461 Seiten starken Buch, das nach den Worten seiner Verfasserin Elisabeth Cheauré „eigentlich nur eine kleine Broschüre werden sollte“, begibt sich die an der Uni Freiburg lehrende Professorin für Slavische Philologie auf Spurensuche. Und fördert Erstaunliches zutage, bereichert vorhandenes Wissen um Ereignisse und Menschen um unbekannte, fast vergessene und für die Geschichte der Stadt dennoch wichtige Fakten. So ist etwa „das dunkelste Kapitel“ des quellen- und bildreichen Bandes den russischen Zwangsarbeitern gewidmet, die in der Nazizeit in verschiedenen Freiburger Betrieben schuften und in Lagern unter übelsten Bedingungen ihr Leben fristen mussten.

(ewei). Gerade zwei Monate alt ist das Buch, in dem Elyseo da Silva seine Wanderjahre rekapituliert. Und es erscheint zur richtigen Zeit: Die innereuropäischen Grenzen sind wieder durchlässig, im Sommer sind wieder Reisen möglich. Für alle, die nun nicht einfach losziehen, sondern ihren Urlaub mit Bedacht, Abstand und einer gewissen Nachhaltigkeit angehen wollen, hält „Paincakes und andere Kuriositäten“ einige Anregungen bereit. Zumindest bezüglich des Camino de Santiago. Diesen hat der 44-jährige pseudonymische Autor, der inzwischen in Lissabon lebt, bereits vor zehn Jahren beschritten, 800 abenteuerreiche Kilometer, die er mit vertrauten oder fremden Weggefährten und etlichen Weinräuschen sowie Wanderpartnertäuschen, streckenweise aber auch alleine, ernüchtert und meditierend zurückgelegt hat. Und er hat dabei eine Menge neuer Erfahrungen und Gewissheiten gesammelt. Auch ganz unerwartete Erfahrungen seiner selbst: In einer tiefen Krise stellt der „frischgebackene Nichtraucher“ etwa fest, dass die Nicht-Befriedigung seines Verlangens nach einer Zigarette weniger seinem starken Willen zu verdanken ist als dem Umstand, dass so wenige Leute unterwegs sind, dass in seiner Umgebung niemand war, den er „hätte anschnorren können“. Eine sehr menschliche Auseinandersetzung mit sich – und einer Reise, deren Ziel der Weg ist.

68 chilli Cultur.zeit JUNI/JULI 2020


Kinostarts Gipsy Queen Deutschland 2019 Regie: Hüseyin Tabak Mit: Alina ¸Serban, Tobias Moretti u. a. Verleih: Majestic Laufzeit: 113 Minuten Kinostart: 25. Juni

Sunburned

Harriet

Deutschland 2019 Regie: Caroline Hellsgard Mit: Zita Geier, Gedion Odour Wekesa u. a. Verleih: Camino Laufzeit: 92 Minuten Kinostart: 2. Juli

USA 2019 Regie: Kasi Lemmons Mit: Cynthia Erivo, Leslie Odom u. a. Verleih: Universal Laufzeit: 125 Minuten Kinostart: 9. Juli

Schmetterling und Biene

Geld regiert die Welt

Weg in die Freiheit

(ewei). Ali hat das Herz einer Löwin, die Geschicklichkeit eines Schmetterlings und die Beharrlichkeit einer Biene. Wie Muhammed Ali, ihr großes Vorbild. Doch ihre hoffnungsvolle Karriere als Profi-Boxerin ist längst vorbei. Die von ihrer Familie verstoßene alleinerziehende Romni bringt nur noch sich und ihre beiden Kinder über die Runden. Mit eisernem Willen und einem Putzjob in der Hamburger Szenekneipe „Ritze“. Wo ihr der abgehalfterte Boxer Tanne zu einem Neubeginn verhilft.

(ewei). Claire verbringt die Ferien mit ihrer älteren Schwester Zoe und ihrer Mutter Sophie in einem Hotel am Strand in Andalusien. Sophie verbringt ihre Tage am Pool, hat keine Zeit für die Töchter. Anfangs klammert sich Claire an Zoe, doch als diese sich in einen Gleichaltrigen verliebt, zieht sie allein los. Am Strand lernt sie den jungen senegalesischen Strandverkäufer Amram kennen. Sie will ihm mit Geld helfen, macht seine Situation dadurch aber noch aussichtsloser.

(ewei). Harriet ist als Sklavin geboren und aufgewachsen. Sie ist mit einem freien Mann verheiratet, was ihren Herrn nicht daran hindert, sie an einen anderen Sklavenhalter zu verkaufen, dessen Plantage noch tiefer in den Südstaaten liegt. Sie entscheidet sich zur Flucht, die ihr entgegen aller Erwartungen auch gelingt. In Philadelphia schließt sie sich anderen entflohenen Sklaven an, wird selbst in der Bewegung der Abolitionisten aktiv und befreit vor allem Leidensgenossinnen.

Berlin Alexanderplatz Deutschland 2020 Regie: Burhan Qurbani Mit: Welket Bungué, Jella Haase u. a. Verleih: Entertainment Onel Laufzeit: 183 Minuten Kinostart: 30. Juli

Master Cheng Finnland 2019 Regie: Mika Kaurismäki Mit: Anna-Maija Tuokko, Chu Pak-hong u. a. Verleih: MFA Laufzeit: 114 Minuten Kinostart: 30. Juli

Wir beide Frankreich 2019 Regie: Filippo Meneghetti Mit: Barbara Sukowa, Martine Chevalier u. a. Verleih: Weltkino Laufzeit: 95 Minuten Kinostart: 6. August

Fatale falsche Freunde

Nie mehr Wursttag

Lebenslieben, Lebenslügen

(ewei). Francis will ein guter Mensch sein. Doch die Welt lässt es nicht zu. Das muss der junge Mann, der als Geflüchteter übers Meer kommt und in Berlin eine neue Heimat sucht, schnell erkennen. Von der Gesellschaft als illegaler Mensch zweiter Klasse ausgestoßen, gerät er auf die schiefe Bahn: Er wird von dem Kleinkriminellen Reinhold für den Drogenverkauf angeheuert und macht Karriere auf der Straße. Bis er sich in die Prostituierte Mieze verliebt – und sie schwanger wird.

(ewei). Auf der Suche nach seinem finnischen Freund reist der chinesische Koch Cheng in ein abgelegenes Dorf in Lappland. Den kennt dort zwar niemand, doch die lokale Cafébesitzerin Sirkka bietet ihm eine Unterkunft an. Im Gegenzug übernimmt Cheng die Küche, schafft den Wursttag ab und verwöhnt die Einheimischen mit ungewohnten Köstlichkeiten. Cheng findet schnell Anerkennung und neue Freunde. Als sein Touristenvisum abläuft, schmieden die Dorfbewohner einen Plan ...

(ewei). Für Madeleine ist Nina mehr als die nette Nachbarin von gegenüber. Sie ist die Liebe ihres Lebens. Doch sie kann sich nicht überwinden, ihrer Familie die Wahrheit zu sagen. Schon seit Jahren führen die beiden eine geheime Beziehung, schleichen über den Flur zur stets offenen Wohnungstür der anderen – und träumen von einem gemeinsamen Leben in Rom. Die Liebe der beiden Frauen bleibt für die Außenwelt unsichtbar. Bis eines Tages eine Tür überraschend geschlossen bleibt. JUNI/JULI 2020 chilli Cultur.zeit 69


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