Wir sagen DANKE!
Das Bildungsprojekt f79 ist seit 2009 am Start. Mittlerweile beteiligen sich mehr als 480 Schulen und 2600 Jugendeinrichtungen aus ganz Südbaden an verschiedenen Bildungs-, Berufs- und Medienangeboten beim f79 Schülermagazin: Von Freiburg bis Weil a.R., von
Rheinfelden bis Waldshut, BreisgauHochschwarzwald, von Emmendingen bis in die Ortenau, vom SchwarzwaldBaar-Kreis bis Bodensee. Somit sind alle Schulen aller Schularten und ein Großteil der Jugendeinrichtungen in Südbaden an das Projekt angebunden.
Nur mit Hilfe von Förderern der öffentlichen Hand und der Privatwirtschaft, Stiftungen, dem Land BadenWürttemberg und der EU kann diese Projektarbeit umgesetzt werden. Dafür möchten wir uns auch im Namen aller Schülerinnen und Schüler bedanken.
Wir suchen weitere Kooperationspartner. Interessiert? Infos unter bildungssponsoring@f79.de
SIND WIR ZU DOOF?
IMPRESSUM
f79 // Das Schülermagazin für Freiburg und Region
Redaktionsbüro //
Paul-Ehrlich-Straße 13 // 79106 Freiburg
fon // Redaktion 0761-76 99 83-85
fon // Anzeigen 0761-76 99 83-0
Website www.chilli-freiburg.de/chilli/f79/
Herausgeber // chilli Freiburg GmbH
Trägerverein // Kinderstadt Freiburg e. V.
Geschäftsführerin (V.i.S.d.P.) & Projektleitung // Michaela Moser // moser@f79.de
Redaktionsleitung // Till Neumann // redaktion@f79.de
Redaktion // Pascal Lienhard (pl), Jennifer Patrias (jp)
Koordination Schulen // Erika Weisser // weisser@f79.de
Pressearbeit // Jennifer Patrias
Publizistischer Berater // Lars Bargmann
Schülerredaktion dieser Ausgabe // Nils Bentlage, Joshua Schilz
Titelbild // © iStock.com/izusek
Fotos // Schülerredakteure
Bildagenturen // iStock, freepik, pixabay
Grafik & Layout // Julia Neininger, Benedikt Schmidlin
Lektorat // Beate Vogt
Anzeigenberatung // Jennifer Patrias, Marion Jaeger-Butt, Nathalie Braun, Armando Sainovic
Druckunterlagen // anzeigen@f79.de
Druck & Weiterverarbeitung // Freiburger Druck GmbH & Co. KG
Auflage // 25.000 Exemplare
Auslagestellen // an 480 HS, RS, Gymnasien, berufl. Schulen in Südbaden: von Freiburg bis Weil a.R., von Rheinfelden bis Waldshut, Breisgau-Hochschwarzwald, von Emmendingen bis in die Ortenau, vom SchwarzwaldBaar-Kreis bis Bodensee. Alle Agenturen für Arbeit in diesem Gebiet, alle BZ-Geschäftsstellen sowie über 2600 Jugendeinrichtungen in Südbaden (Jugendzentren, Vereine, Stadt- & Ortsverwaltungen, Büchereien, Fahrschulen, Haus- & Zahnärzte).
Druckunterlagenschluss für Heft-Nr. 59 // 10. Mai 2024. Es gilt die Preisliste Nr. 15.
Ein Unternehmen der
f79 wird gefördert // vom Land Baden-Württemberg und dem Europäischen Sozialfonds
f79 ist Preisträger des SPIEGELSchülerzeitungswettbewerbs
2012, 2014 und 2015
f79 ist Mitglied der
Der PISA-Schock und die Folgen
Die PISA-Studie ist in Deutschland schon länger bekannt als Quelle schlechter Nachrichten. Was aber im Dezember bei der jüngsten Untersuchung rauskam, ließ aufhören: Deutschlands Schüler*innen schnitten so schlecht ab wie nie zuvor. Platz 25. Warum ist das so? Und was können wir besser machen? Das haben wir von der f79-Redaktion unter die Lupe genommen.
Unser Volontär Pascal Lienhard hat mit Schüler*innen und Lehrern gesprochen. Was sagen sie zu dem schlechten Ergebnis?
Die Antworten zeigen: Es gibt viel zu tun in Deutschlands Klassenzimmern und Bildungsbehörden. Auch in Sachen Bildungsgerechtigkeit und Digitalisierung.
Viel Technik braucht die Freiburger Nachwuchszauberin Kiana Taiari nicht. Und sie brilliert trotzdem. Die 21-Jährige zählt zu den besten Newcomern Deutschlands. Im Interview mit Nils Bentlage erzählt sie, worauf es für sie ankommt und warum man auch mal für 1000 Euro einen Trick kaufen kann.
Ganz ohne doppelten Boden ist vergangenes Jahr der Kulturpass an den Start gegangen. Mit einem spektakulären Angebot: Die Bundesregierung bietet allen 18-Jährigen in Deutschland 200 Euro an –
geschenkt und einlösbar für Kulturangebote wie Konzerte, Museumsbesuche, Bücher, Schallplatten oder Musikinstrumente. Kam das an? Und wie geht es in diesem Jahr weiter? Das berichten wir auf den Seiten 10 und 11.
Wer sein Kulturguthaben einlösen möchte, könnte auch ein Buch von Laura S. Kunze kaufen. Die Freiburger Studentin ist Fantasy-Roman-Autorin – und legt sich mächtig ins Zeug. Fast 2000 Seiten hat sie mit ihrer Romanreihe „Gebrüder der Bernsteinkette“ veröffentlicht. Wie es dazu kam und wo die Reise hingehen soll, das hat sie uns für ein Porträt über sie verraten.
Eure Reise geht irgendwann in die Berufswelt. Daher gibt’s im Jobstarter-Teil des f79 jede Menge Infos zum Weg Richtung Traumjob, Studium, Praktikum oder einer Ausbildung.
Viel Spaß beim Lesen
Till Neumann & das f79-Team
DIE REDAKTION DIESER AUSGABE
PASCAL LIENHARD
SCHULE // Abi am Windeck-Gymnasium Bühl
ALTER // 30
BEITRAG // Redaktion & Jobstarter
ÜBER MICH // To live is the rarest thing in the world. Most people exist, that is all. (Oscar Wilde)
AUSBILDUNG // bei der Volksbank Freiburg ALTER // 25 Jahre
BEITRAG // Azubi-ABC ÜBER MICH // „Sei stärker als deine stärkste Ausrede“
BENEDIKT SCHMIDLIN
SCHULE // Gertrud-Luckner-Gewerbeschule
ALTER // 25
BEITRAG // Layout und Gestaltung
ÜBER MICH // Jede Entscheidung, die ich treffe, bringt mich zu Momenten, die ich nie verlieren möchte.
JENNIFER PATRIAS
TILL NEUMANN
SCHULE // Abi am Ganztagsgymnasium
Osterburken
ALTER // 40
BEITRAG // Redaktion & Jobstarter
ÜBER MICH // Reden ist Silber, Schreiben ist Gold.
SCHULE // Abi am Walter-Eucken-Gymnasium Freiburg
ALTER // 31
BEITRAG // Redaktion ÜBER MICH // Was man vergisst, hat man im Grunde nicht erlebt.
NILS BENTLAGE
SCHULE // Abi am Friedrich-HeckerGymnasium (FHG) in Radolfzell
NEININGER
SCHULE // Gertrud-Luckner-Gewerbeschule ALTER // 22
BEITRAG // Layout und Gestaltung ÜBER MICH // Auch aus Steinen, die einem in den Weg gelegt werden, kann man etwas Schönes bauen.
ALTER // 27 Jahre
BEITRAG // Zauberin Kiana Taiari ÜBERMICH // Keine Macht für Niemand. (Ton Steine Scherben)
INHALT f79//03.24
Seite 3 // Intro
Warum ihr diese Ausgabe lest
Seite 4 // Klassenfoto
Wir sind f79! Die Blattmacher dieser Ausgabe
Seite 5 // Promi-Ecke
Preisgekrönte Punk-Band „Das Aus der Jugend“
Seite 6-9 // Hauptfach
Der PISA-Schock und die Folgen
Seite 10-11 // Kunst
So funktioniert der Kulturpass – und so kommt er an
Seite 12-13 // Theater-AG
So zaubert Kiana Taiari aus Freiburg
Seite 14-15 // Deutsch
Freiburger Fantasy-Story
Seite 16-17 // Test
Welcher Städtetrip-Typ bist du?
Seite 19 // Jobstarter
Ausbildung, Studium, Praktikum – Wege zum Traumjob
Seite 20-23 // Praktisches Nebenjobs, Bewerbungsgespräche und Messen
Seite 24-29 // Ausbildung Networking, Pflege und mehr Individualität
Seite 30-31 // Ghosting
Auch in der Berufswelt tauchen Menschen einfach ab
Seite 32-33 // Medizin
Was Zahntechniker*innen machen
Seite 34-35 // Technik
Elektroniker*innen sorgen für Spannung
Seite 36 // Handwerk
Zimmerer müssen nicht nur auf Holz klopfen
Seite 38 // Karriere
Eine Ausbildung im Zentrum für Dermatopathologie Freiburg
Dein Thema nicht dabei?
Werde selbst f79-Reporter! // Kontakt: redaktion@f79.de
PROMI-ECKE
And the winner is: Das Aus der Jugend. Die Freiburger Punk-Band hat gerade den Nachwuchscontest „Rampe“ im Jazzhaus Freiburg gewonnen. Was das für die Musiker bedeutet und was das mit Bazookas zu tun hat, erzählen Sänger/Gitarrist Max Keefer (links) und Bassist Lion Günther (rechts) im Interview mit Till Neumann. Zur Band gehört außerdem Drummer Hendrik Schwörer.
f79 // Ihr habt die „Rampe“ gewonnen. Was bedeutet euch das? Max // Geld! Es gab Preisgeld, damit konnten wir unseren Mischer bezahlen für die neue EP – die kommt im April raus und heißt „Wir zünden Papas Auto an“. Und das war ein toller Auftritt zwischen den Backsteinsäulen, die Leute hatten Bock und wir dadurch auch. Lion // Wir waren schon mega happy, dass wir dabei sein durften und hätten niemals damit gerechnet die „Rampe“ tatsächlich zu gewinnen. Umso mehr freuen wir uns darauf, mit dem Preisgeld neue Aufnahmen realisieren zu können und weiter Gigs zu spielen.
f79 // Ihr nennt euch „Das Aus der Jugend“. Ist die Lage so hoffnungslos?
Max // Wenn ein SPD-Kanzler die Bazookas rausholt und konsequent abschieben will – Klimakrise, alles wird teurer, Nazis im Parlament –ich sehe ehrlich gesagt keine Gründe, in irgendeiner Form hoffnungsvoll in die Zukunft zu schauen ... Aber den Namen fanden wir einfach witzig, weil wir im Haus der Jugend proben.
Lion // Ja, absolut. Und den Frust versuchen wir uns mit unseren Texten von der Seele zu singen (mal ernst mal weniger ernst).
f79 // Eure Texte sind provokant und sozialkritisch. Warum macht ihr Musik?
Max // Große Worte. Ich denke, wir sprechen halt das an, was wir aus unserer privilegierten Süddeutschland-Bubble scheiße finden, aber so richtig anecken tut das ja nicht, alles ganz solide Forderungen! Dass das wirklich jemanden provoziert, bezweifle ich.
Lion // Weil uns unsere Musik auf jeden Fall selber saumäßig Spaß macht und wir nebenbei noch Gefühle und Gedanken in Texten verarbeiten können.
f79 // Was wäre euer Traum? Groß rauskommen? Max // Zumindest aus Freiburg rauskommen wäre mal ein Anfang. Ansonsten getreu der „Goldenen Zitronen“: nur die Regierung stürzen.
Bauchlandung in der Bildung?
Der neue PISA-Schock und seine Folgen
Es ist ein historischer Tiefpunkt: Beim Leistungsvergleich PISA haben deutsche Schüler*innen so schlecht abgeschnitten wie nie zuvor. Wie kam es so weit? Was muss sich ändern? Darüber hat f79-Volontär Pascal Lienhard mit einer Schülerin, zwei Lehrern und einer Bildungsgewerkschafterin gesprochen. Sie fordern ein Umdenken.
Text // Pascal Lienhard Fotos // © freepik.comBildung gegen Fake-News und Lügen: Bildungsinfluencer Bob Blume
PISA ist nicht nur die Stadt mit schiefem Turm. Beim „Programme for International Student Assessment“ werden seit dem Jahr 2000 Kompetenzen von Schüler*innen bestimmt. 2022 waren 15-Jährige aus 81 Ländern dabei. Deutschland schnitt in allen Bereichen – Mathe, Naturwissenschaften und Lesen – schlechter ab als in der vorherigen Runde von 2018. In Mathe und beim Lesen ist es das bisher schlechteste Ergebnis.
Auch anderswo hat sich das Niveau verschlechtert, der deutsche Leistungsrückgang ist aber besonders groß: Rund ein Drittel hat in mindestens einem Fach nur sehr geringe Kompetenzen, etwa jede sechste Person hat in allen Bereichen deutliche Defizite. Der Anteil der besonders Leistungsstarken blieb nur in Naturwissenschaften mit etwa zehn Prozent stabil.
Alea Moog ist Schülerin am FriedrichGymnasium und Pressesprecherin des Freiburger Schülerrats. Sie berichtet, dass PISA unter Schüler*innen kein verbreitetes Gesprächsthema sei. Kritisch sieht die 17-Jährige die Berichterstattung zum Thema: „Was viele von uns stört, ist ein Narrativ, das uns als faule, ungebildete und ‚politikverdrossene‘ Generation darstellt und häufig durch die schlechten Ergebnisse verstärkt wird.“
Für die Ergebnisse nennt Moog mehrere mögliche Gründe. Home-Schooling während der Pandemie habe für viele nicht gut funktioniert und eine bleibende Wissenslücke hinterlassen. Ebenso könnte der massive Anstieg psychischer Erkrankungen im Kontext der Pandemie einen Einfluss gehabt haben. „Unsere Generation sieht sich momentan mit so vielen Krisen konfrontiert, dass die Motivation für das Lernen darunter leidet“, sagt die Schülerin. Auch falle es vielen schwer, den Smartphone-Konsum zu regulieren: „Selbst die Tablets im Unterricht wirken für viele ablenkend.“
Zudem wird beim Schülerrat über das Schulsystem diskutiert. Das sehr kompetitive Umfeld und die nur mäßig objektive Notengebung seien keine gute Voraussetzung für eine gesunde Lernatmosphäre. Ferner nennt Moog die Herausforderung durch G8, den aktuellen Lehrkräftemangel und die Überforderung mit der Digitalisierung an Schulen. Einige hielten zudem die frühe Trennung auf drei Schulformen für fragwürdig. Die Abschaffung der
Grundschulempfehlung dürfte das Problem eher verschlimmert haben. Zudem sei die akademische Laufbahn generell weniger attraktiv geworden. Der Arbeitsmarkt werde immer flexibler, für viele sei der Schulstoff nicht lebensnah genug. „Durch Probleme wie Diskriminierung, Mobbing und Vandalismus kann an vielen Schulen zudem keine gute Lernatmosphäre entstehen“, kritisiert Moog.
„Wir wünschen uns ein allgemeines Umdenken darüber, was Lernen bedeutet“, sagt sie. Die Schülerschaft wolle keine Vorbereitung auf die Ellbogengesellschaft, sondern einen Ort, an dem Wissen vermittelt werde und das Potential jedes Einzelnen ausgeschöpft werden könne. Das bedeute weniger Hierarchien und Ungleichheiten und weniger Wettkampf.
Ein prominenter Kritiker des Schulsystems ist Bob Blume. Der Bühler Lehrer moderiert unter anderem den SWR-Podcast „Die Schule brennt“. Zwar decke PISA nicht alles ab, was für eine Allgemeinbildung in der Schule wichtig sei. Dennoch seien die Ergebnisse alarmierend. „Es geht um Grundfähigkeiten, die auch schon in anderen Studien als unzureichend präsentiert wurden“, erklärt der 41-Jährige. Wenn junge Menschen nicht richtig lesen, schreiben und rechnen können, sei das ein riesiges Problem: zum einen für die Aus- und Weiterbildung sowie den Beruf, zum anderen für Selbstschutz vor Fake-News und Lügen.
Patrick Bronner unterrichtet Mathe und Physik am Friedrich-Gymnasium. 2016 erhielt er den Deutschen Lehrerpreis in der Kategorie „Innovativer Unterricht“. Überrascht hat den 45-Jährigen das PISA-Ergebnis nicht – erschreckend sei es schon. „Es hat gezeigt, dass fast ein Drittel der 15-Jährigen nach neun Schuljahren die Mindestanforderungen im Fach Mathematik nicht erfüllt“, sagt er. Die Studie frage nicht auswendig gelerntes Wissen
oder Formeln ab, sondern alltagsrelevante und anwendungsbezogene Kompetenzen.
Bronner fordert eine neue Lernkultur und mehr kompetenzorientierten Unterricht: „Die Schüler*innen sollen im Rahmen von Projekten selbstständig im Team arbeiten und ganz bewusst KI als Werkzeug einsetzen.“ In einem solchen Lernszenario stehen für den Pädagogen die „vier Ks“ im Mittelpunkt: Kreativität, kritisches Denken, Kollaboration und Kommunikation. „Wir müssen die Schülerinnen und Schüler fit für das 21. Jahrhundert machen“, findet er. In Klassenarbeiten werde mit Papier und Stift ohne Hilfsmittel in völliger Stille gearbeitet. Mit dem wirklichen Leben habe das nichts zu tun.
Wie ein Wandel aussehen kann, zeigte der Pädagoge mit einer Projektarbeit zum Energiebedarf von Weihnachtsbeleuchtung und der Forderung nach einem Verzicht aus Umweltschutzgründen. Schüler*innen sollten sich im Team selbstständig einarbeiten, Messungen machen, Argumente logisch begründen und ein Erklärvideo produzieren. „Die Aufgabe war bewusst offen gestellt, KI-Tools waren erlaubt“, berichtet Bronner. „Dabei werden Kompetenzen gefördert, die Lernende in Zukunft benötigen und die bei PISA abgefragt werden.“
Traurig stimmt den Lehrer, dass die PISA-Studie erneut die starke Abhängigkeit des Bildungserfolgs von sozialer Herkunft gezeigt habe. Im Sinne der Chancen- und Bildungsgerechtigkeit fordert er, dass alle
Schüler*innen für die digitale Teilhabe ab Klasse 8 vom Schulträger ein einheitliches Tablet und einen kostenfreien Zugang zu KI-Tools zum Lernen erhalten.
Monika Stein, Landesvorsitzende der Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW), bezeichnet die Ergebnisse der PISA-Studie als schulpolitische Bauchlandung. „Deutschland hat seit Jahrzehnten sowohl ein Leistungs- als auch ein Gerechtigkeitsproblem“, sagt die 54-Jährige. Auch die GEW kritisiert, dass Bildungserfolg abhängig vom sozialen Status der Eltern sei.
Deutschland und gerade Baden-Württemberg werde auf Jahrzehnte Einwanderungsland bleiben. „Bisher verschenken wir die Chancen, die Menschen, die zu uns kommen, zu qualifizieren“, sagt Stein. Kleinere Klassen besonders an Grundschulen, Lehrkräfte für Deutsch als Zweitsprache an allen Schularten und auf Dauer angelegte Förderprogramme für Kinder, Jugendliche und Eltern sollten ihrer Meinung nach selbstverständlich werden. Zudem schlägt die GEW vor, dass herkunftssprachlicher Unterricht einzig in staatlicher Verantwortung stattfindet. „Wir müssen uns auch fragen, ob der Bildungsföderalismus mit 16 verschiedenen Schulsystemen noch zeitgemäß ist“, findet Stein.
Die GEW schlägt bundesweit einen Masterplan gegen Bildungsarmut und soziale Ungerechtigkeit vor. Für Baden-Württemberg fordert sie einen Bildungsgipfel und eine Enquete-Kommission Bildung.
PISA: Ablauf und Ergebnisse
In Deutschland wurden rund 6000 Jugendliche an etwa 260 Schulen aller Schularten geprüft. Hauptsächlich waren in rund zwei Stunden MultipleChoice-Fragen zu beantworten. Zudem gab es Fragen zu Lernbedingungen, Einstellungen und sozialer Herkunft.
Spitzenreiter in Mathe, Naturwissenschaften und beim Lesen war 2022 Singapur. Deutschland liegt nur noch in Naturwissenschaften klar über dem Durchschnitt. In Mathe und beim Lesen entsprechen die Leistungen etwa dem Durchschnitt.
Kritisiert Leistungs- und Gerechtigkeitsproblem: Monika Stein, Landesvorsitzende der GEW„IN DEN KINDERSCHUHEN“
200 Euro geschenkt für Kultur – wie gut das funktioniert
Die Regierung hat allen 18-Jährigen in Deutschland 2023 ein spektakuläres Angebot gemacht: 200 Euro gab es geschenkt für Kulturangebote. Seit März geht der „Kulturpass“ in die zweite Runde – wird aber auf 100 Euro gekürzt. Wie gut hat das bisher geklappt? Zwei junge Menschen aus Südbaden berichten. Auch Veranstalter sind angetan – aber mit mäßigem Erfolg. Profitiert hat vor allem eine Branche.
dem 14. Juni 2023 digital einlösbar über die Kulturpass-Plattform und verwertbar für beispielsweise Eintrittskarten, Bücher, CDs oder Musikinstrumente.
200 Euro für Kulturangebote? „Ich finde, das ist eine sehr, sehr gute Sache“, sagt Luca Nowag. Der Freiburger macht selbst Musik und hat sein Budget genutzt. „Ich habe Platten gekauft und war bei Konzerten“, erzählt er. Erfahren vom Kulturpass hat er über Social Media, die Info hat in seinem Freundeskreis die Runde gemacht: „In meinem Umfeld haben das relativ viele genutzt“, sagt Luca. Andere hätten jedoch zu spät davon erfahren – und dann Pech gehabt. „Das finde ich schade“, sagt Luca. Ginge es nach ihm, müsste man die Info „ein bisschen größer an die Glocke hängen“, damit alle davon profitieren. Schließlich nütze das zwei Seiten: jungen Menschen und der Kulturbranche.
Genau mit der Idee hat die Staatsministerin für Kultur und Medien, Claudia Roth, das Angebot im vergangenen Jahr gestartet. Und zwar inspiriert vom französischen „Pass Culture“. Nach der Corona-Krise sollte der Kulturpass zwei Dinge schaffen: junge Menschen für Kultur vor Ort begeistern. Und die Kulturbranche unterstützen. Das Budget ist seit
Auch Annalena Kipf findet den Pass toll. Die 18-Jährige aus Munzingen bei Freiburg hat aber noch keinen Euro davon genutzt: „Die Idee ist gut, aber es gibt zu wenig Angebote, die mich ansprechen.“ Über eine App kann sie sich anschauen, was verfügbar ist. „Es gibt viel aus dem Bereich Theater, Museum oder Führungen – hier aber leider nur zu Themen, die mich nicht interessieren oder mir nichts sagen“, erklärt sie. Zudem könne man oft nur einen bestimmten Betrag nutzen, beispielsweise 10 Euro. Wenn etwas teurer ist, muss sie drauflegen.
Die Kulturpass-Zahlen des ersten Jahres zeigen Interesse, aber auch Luft nach oben: Von rund 750.000 möglichen Personen haben sich bis Ende 2023 rund 285.000 für den Kulturpass registriert. Damit hat etwas mehr als ein Drittel der Zielgruppe den Kulturpass genutzt. Von rund 1,14 Millionen Käufen über den Kulturpass bis zum 30. Januar berichtet das Kulturpass-Team um Claudia Roth. 23 Millionen Euro seien so ausgegeben worden. Etwa 80 Euro pro Person.
Wer sich vergangenes Jahr für den Kulturpass registriert hat, kann seine 200 Euro noch bis Ende 2024 einlösen. Damit könnte das auch für Annalena noch klappen. Sie hat Angebote vom Cinemaxx-Kino, von Holiday on Ice oder Konzerte von Künstlern wie Mark Forster in der App entdeckt und in ihrem Konto gespeichert.
Auch Luca findet das Angebot ausbaufähig: „Das steckt noch in den Kinderschuhen.“ Er wünscht sich eine größere Vielfalt. Da sein Budget nicht aufgebraucht ist, wartet er auf die
passenden Events. Vielleicht könnte er beim Jazzhaus Freiburg fündig werden. Die Kulturlocation hat die Plattform genutzt, bisher aber nur mit überschaubarem Erfolg: „Wir haben nicht allzu viele junge Menschen erreichen können“, sagt Nico Schrader aus dem Jazzhaus-Team. Bis Ende Januar hat er 27 Bestellungen verbucht – mit einem Wert von insgesamt 730 Euro. Dennoch sagt Schrader: „Ich glaube, alle sind sich einig, dass die Sache an sich mega cool ist.“
„Wir haben alle Livemusik-Veranstaltungen eingestellt“, berichtet Schrader. Gebucht wurden „nur ein paar hippe Konzerte, die auch genau die Zielgruppe 18 Jahre ansprechen“: Madeline Juno, Zimmer90 und Blond. Schrader interpretiert das folgendermaßen: Es wurden keine neuen Bands entdeckt, sondern Konzerte finanziert, die wohl so oder so auf der Liste standen.
Die Abwicklung über ein zentrales System findet er kompliziert. „Das liegt eigentlich nur daran, dass ein Marketplace-System genutzt wurde, das nicht extra für Tickets konzipiert wurde.“ Mit ein bisschen Einarbeiten sei das aber kein Problem gewesen.
Auch das Theater Freiburg hat wenig profitiert: „Bis Ende Januar haben 33 junge Menschen Gutscheine im Wert von 760 Euro gekauft“, berichtet Sprecherin Shirin Saber. Für welche Events, das sei wegen des Gutschein-Systems schwer zu sagen. „Wir glauben nicht, dass wir allein durch den Kulturpass mehr junge Menschen erreicht haben“, erklärt Saber. Der Eindruck sei eher, dass über den Kulturpass junge Menschen kommen, die ohnehin schon ein Interesse an Theater haben. Das Theater werde zwar
wahrgenommen, profitiere aber weniger als beispielsweise die Buchbranche.
Das belegen auch die bundesweiten
Zahlen: Bis zum 19. Februar sind knapp 24 Millionen Euro über den Kulturpass ausgegeben worden. Rund die Hälfte (12 Millionen) gingen für Bücher drauf. Am gefragtesten war „Icebreaker” von Hannah Grace (LYX). Das Buch wurde fast 2400 Mal bestellt und generierte einen Umsatz von 30.333 Euro. Den Hang zur Lektüre zeigt auch das Beispiel Frankreich: Dort machten Mangas im Jahr 2021 75 Prozent der Bestellungen aus. Mittlerweile ist die Zahl auf etwa 40 Prozent gesunken. Staatsministerin Claudia Roth wertet den Kulturpass-Start als Erfolg. Sie hat sich für eine Fortsetzung starkgemacht. Seit dem 1. März kann nun auch der Jahrgang 2006 das Budget nutzen. Allerdings halbiert: Statt 200 Euro gibt es jetzt 100 Euro – einlösbar bis Ende des Jahres .
Wer sich registrieren lassen möchte, muss ein Online-Ausweis-Verfahren machen. Bei Annalena Kipf hat das nicht auf Anhieb geklappt. Ein Code fehlte, den musste sie im Rathaus anfragen. „Das war alles bisschen schlecht erklärt“, sagt Annalena. Mittlerweile hat sie aber den Zugang – und kann die 200 Euro einlösen.
TAUSEND EURO FÜR EINEN TRICK
Zauberkünstlerin Kiana Taiari über die Welt der Magie
Zauberinnen gibt es nur wenige.
Doch in Freiburg-Betzenhausen lebt eine, die sogar überaus erfolgreich ist: 2019 wurde Kiana Taiari Deutsche Vizejugendmeisterin der Kartenkunst und gilt seither als die beste Nachwuchszauberkünstlerin des Landes. Im chilli-Interview mit Nils Bentlage spricht die 21-Jährige über ihre Show mit Chat GPT, das Klischee des Zauberers mit Bart und Hut sowie Tricks, die man für viel Geld im Internet kauft.
Text // Nils Bentlage
Foto // Klaus Polkowski Grafiken // freepik.com
Verblüffend: Kiana schafft es, mit kleinen Handgriffen große Magie zu erzeugen.
f79 // Kiana, dürfen Zauberer ihre Tricks verraten?
Kiana // Eigentlich nicht. Zauberer verraten nie ihre Tricks. Unter bestimmten Umständen kann man da aber ein Auge zudrücken. Vor allem, um neue Leute für die Zauberkunst zu gewinnen.
f79 // Erinnerst du dich noch an den ersten Trick, den du erlernt hast?
Kiana // Ich habe als Kind super gerne den „Magier mit der Maske“ im Fernsehen angeschaut. In der Show hat er den Zuschauern seine Tricks enthüllt. So habe ich gelernt, ein Streichholz verschwinden zu lassen.
f79 // Wie ging es weiter?
Kiana // Die Zauberei ist natürlich kein Ausbildungsberuf. Ich habe mir das alles selbst beigebracht. Man lernt fast alles aus Büchern und entwickelt irgendwann eigene Tricks.
f79 // Und wie erfindet man so einen eigenen Trick?
Kiana // Bei den Deutschen Jugendmeisterschaften hatte ich eine Nummer entworfen, bei der es ums Spicken in der Schule ging. Vor mir lagen viele leere Zettel auf dem Tisch. War der Lehrer weg, habe ich mit den Fingern geschnipst und auf dem Papier sind die Formeln für die Klassenarbeit aufge -
taucht. Kam er zurück, habe ich wieder geschnipst und die Formeln verschwanden oder die Zettel landeten unter dem Taschenrechner.
f79 // Auf Instagram beschreibst du deine Show als „moderne Magie“.
Kiana // Die Show ist sehr Gen Z. Das heißt, ich trete da jetzt nicht, wie man sich typische Zauberer vorstellt, mit Anzug und Hut vor das Publikum und zersäge irgendwelche Jungfrauen oder lasse Hasen aus meinem Hut erscheinen. Ich trage Baggy-Jeans und Pulli auf der Bühne und versuche mich nicht zu verstellen. Ich spreche einfach so, wie sonst auch.
f79 // Du sagst, die Show sei im Stil der „Gen Z“, zu der junge Menschen gezählt werden, die wie du zwischen 1997 und 2012 geboren wurden. Wie sieht man das in der Show?
Kiana // Ich spiele zum Beispiel humorvoll auf Bindungsprobleme meiner Generation an. Laut Studien ist ein typisches Merkmal der Gen Z, dass sie sich nicht festlegen will und immer darauf hofft, es könnte noch etwas Besseres kommen. Auch Chat GPT ist ein großes Thema. Viele haben Angst, sie könnten ihren Beruf in der Zukunft an Künstliche Intelligenz verlieren. Ich übertrage das auf die Zauberei: In der Show soll mir der Chatbot einen Trick beibringen, aber er macht zu viele Fehler und versteht mich manchmal falsch. Ich soll etwa eine Banane in der Mitte falten, weil er denkt, es handle sich um ein Bandana in meiner Hand.
f79 // Ist dir schon einmal etwas schief gegangen?
Kiana // Ja, auf einem Kindergeburtstag bei einem Trick mit einem Luftballon: Ich habe die Schnur des Luftballons in kleine Stücke zerrissen, zusammengerollt, wieder angehef-
tet und geschnipst. Die Schnur sollte in dem Moment wieder ganz am Ballon hängen, aber der Knoten ging nicht auf. Die Musik war schon dabei, ihren Höhepunkt zu erreichen. Da habe ich den Luftballon einfach einem Kind in der ersten Reihe gegeben. Als es ihn in der Hand hielt, hat sich die Schnur doch aufgerollt. Das Kind hat laut gerufen: „Ich kann zaubern!“
f79 // Du hast sicher auch mit anderen Zauberern zu tun. Was sind das so für Menschen?
Kiana // Nerds auf jeden Fall. Man stelle sich einfach mal einen Kartenzauberer vor, der bei sich zu Hause sitzt und zwölf Stunden seine Kartentricks übt. Obwohl die Community auch sehr männerdominiert ist, fühle ich mich als Frau sehr willkommen und supportet.
f79 // Hast du eine Idee, warum es so viele männliche Zauberer gibt?
Kiana // Früher hatte man eben ein klares Bild vom Zauberer: ein Mann mit Bart und Zylinder. Vielleicht liegt es daran oder weil früher die Frau in der Zauberkunst immer in der Rolle der Bühnenassistentin auftrat. Bei den Jugendmeisterschaften waren wir nur fünf Frauen von ungefähr 100 Teilnehmern. Ich war die Einzige, die einen Preis gewonnen hat.
f79 // Hast du ein Vorbild in der Zauberwelt? Kiana // Shin Lim zaubert wirklich gut. Er hat zweimal bei „America‘s Got Talent” gewonnen. Sein Bühnencharakter ist sehr mysteriös. Es läuft nur Musik, er spricht kein Wort. Seine Kartentricks sind wie ein Film aufgebaut. Das muss man sich echt anschauen.
f79 // Zaubern ist bisher nicht dein fester Beruf. Du studierst noch. Kannst du von deiner Kunst schon leben?
Kiana // Bisher habe ich alle Einnahmen, die ich durch die Zauberei gemacht habe, wieder in meine Kunst investiert. Zum Beispiel, um neue Tricks zu kaufen.
f79 // Wie bitte? Man kann Tricks kaufen?
Kiana // Man kann im Internet auf Zaubershops fertige Tricks kaufen. Die sind tatsächlich sehr teuer, weil dazu nicht nur das Material, sondern auch das Geheimnis gehört. Das kann bis in den vierstelligen Bereich gehen.
f79 // Als junge Zauberin hast du schon viel erreicht. Was strebst du in Zukunft an?
Kiana // Ich will bei den Deutschen Meisterschaften mitmachen und in ferner Zukunft auch bei den Weltmeisterschaften. Eine Tour in Deutschland zu machen, wäre toll. Bisher habe ich nur in Baden-Württemberg gespielt.
Kiana Taiari
Kiana Taiari ist in Offenburg aufgewachsen und für ein Duales Marketingstudium nach Freiburg gezogen. Heute wohnt sie in Freiburg-Betzenhausen. Seit sie 13 Jahre alt ist, begeistert sie sich für die Zauberkunst. Heute spielt sie auf Bühnen Baden-Württembergs wie dem Theater Freiburg oder dem Europa-Park. Im Jahr 2019 belegte sie den zweiten Platz bei den Deutschen Jugendmeisterschaften für Zauberei im Bereich Kartenkunst. Sie gibt Workshops für alle, die selbst zum Magier werden wollen.
Mehr Infos: www.kiana-taiari.de
„ Hart Surreal“ Wie die Freiburger Studentin Laura S. Kunze eine vierbändige Fantasy-Story geschaffen hat
Elfen, Drachen und die Beherrschung der Elemente: Mit ihrer Roman-Reihe „Gebrüder der Bernsteinkette“ hat die Freiburger Studentin Laura S. Kunze eine eigene Welt kreiert. Die 24-Jährige arbeitet schon am nächsten Projekt. Ihr Traum: von ihren Geschichten leben können.
Text // Pascal Lienhard Foto // privat Illustration // freepik.comEinen Monat nach Veröffentlichung ihres aktuellen Romans sitzt Laura S. Kunze in einem Freiburger Café. Fast 1900 Seiten hat die Breisgauer Autorin zwischen 2021 und 2023 unter ihrem Namen veröffentlicht. Zwischen ihren schnellen Sätzen nippt die gebürtige Ulmerin an einem Cappuccino. „Ich habe es immer geliebt, zu lesen“, sagt sie. Schon früh erfand sie eigene Geschichten. Die Initialzündung war eine Schulaufgabe: „Wir sollten eine vorgegebene Science-FictionGeschichte weiterschreiben“, erinnert sie sich. „Das hat mir total Spaß gemacht.“
Mit „Gebrüder der Bernsteinkette“ hat sich die junge Frau direkt an eine Fantasy-Reihe gewagt. Ein komplexes Unterfangen: Bevor es ans Schreiben ging, verbrachte Kunze ein Jahr damit, Figuren auszuarbeiten, einen Zeitstrahl zu skizzieren und Stammbäume zu entwerfen.
„Mein Name auf dem Cover!
“
Als sie im August 2021 mit „Glanz der Hoffnung“ den ersten Band der Reihe in Händen hielt, war die Freude groß. Zugleich sei das ein „hart surreales“ Gefühl gewesen. „Da stand tatsächlich mein Name auf dem Cover“, erinnert sich Kunze mit einem Lachen zurück. Bis heute habe sie sich nicht ganz an diesen Anblick gewöhnt. Bei den Leser*innen kommt das Werk derweil an: Bei 73 Amazon-Bewertungen bekommt „Glanz der Hoffnung“ im Schnitt eine Wertung von fast viereinhalb Sternen.
Wer sich mit Kunze über ihre Bücher unterhält, spürt den Enthusiasmus für das von ihr geschaffene Universum. In der Reihe wird die 17-jährige Lillian Evans in eine magische Welt katapultiert. Kenner*innen wissen, dass der Name nicht ganz frei erfunden ist: Evans ist der Geburtsname von Lily Potter aus dem Hogwarts-Universum. Das Konzept hinter Kunzes Story ähnelt „Alice im Wunderland“: Durch die Augen der Protagonistin lernen Leser*innen eine fremde Welt kennen. In dieser gibt es nicht nur Elfen und Drachen, es geht auch um die Beherrschung der Elemente. Zudem entspinnt sich eine romantische Beziehung.
Drastische Entscheidungen
Seit August 2021 geht es Schlag auf Schlag. Schon 2022 folgt mit „Hauch der Zerstörung“ der zweite Band der Reihe. Doch längst geht es für Kunze nicht mehr nur ums Schreiben. Ihre Bücher gibt’s online sowie bei Rombach und Thalia, allerdings erscheinen sie im Selbstverlag. Daher sei das Verhältnis von Schreiben zu Organisation inzwischen etwa 50 zu 50. Und auch der Master in Umweltwissenschaften macht sich nicht von alleine. „Meine Arbeit als Autorin ist wie ein Start-up“, findet Kunze. „Sie braucht Liebe, Arbeit und Pflege.“
Und dabei müssen auch mal drastische Entscheidungen getroffen werden. Bei der Arbeit an Band drei und vier wirft die Autorin frustriert 200 Seiten in den Papierkorb. „Ich wollte, dass sich die Figuren anders entwickelten, als sie es in der ersten Version taten“, erklärt sie.
Viel Zeit hat sie das nicht gekostet, mit „Atem der Dunkelheit“ und „Schatten der Erinnerung“ sind dieses Jahr die letzen Bände der Reihe erschienen. „Es war schwierig, einen Schlussstrich zu ziehen“, gibt Kunze zu. Doch ist das Universum der Bernsteinketten damit nicht ganz auserzählt: Für ein 50-seitiges weihnachtliches Spin-off durften Newsletter-Abonnent*innen noch einmal in Kunzes Welt eintauchen.
Gerade arbeitet die Studentin an einer neuen, etwas düstereren Fantasy-Reihe. „Noch kommen keine Drachen vor, mal schauen, ob das so bleibt“, sagt sie mit einem Lachen. Ihr Traum ist es, einmal vom Geschichtenschreiben leben zu können. „Das wäre toll“, sagt sie. „Ich brenne für das Schreiben.“
KONTROLLFREAK ODER STUBENHOCKER?
Die Tage werden länger, die Temperaturen klettern langsam wieder in die Höhe. Zeit, sich Gedanken über den nächsten Städtetrip zu machen. Doch wohin soll es gehen? Was möchtest du sehen? Und wie organisiert man so etwas am besten? Ob du dabei eher einem durchgeknallten Kontrollfreak oder einem liebenswürdigen Chaoten gleichst, findest du mit dem f79-Test heraus. Und wer weiß – vielleicht schlummern in dir ja ungeahnte Talente. Zähle dazu die Buchstaben hinter den Antworten zusammen. Welcher taucht am häufigsten auf? Die Auflösung gibt’s auf der nächsten Seite.
2. Bist du ein Organisationstalent?
a) Nein! D
b) Ernsthaft? K
c) Ich beherrsche mein geordnetes Chaos. C
d) Was ist das denn für ne blöde Frage? S
1. Dein nächster Städtetrip steht bevor. Wohin geht’s?
a) Balkon-City S
b) Sydney C
c) New York K
d) Amsterdam D
4. Wie sieht ein perfekter Urlaubstag für dich aus?
a) Keine Ahnung, sehe ich, wenn ich dort bin. D
b) Ich möchte meine Ruhe. S
c) Gutes Frühstück, Plan für den Tag und festes Schuhwerk. K
d) Katastrophen vermeiden. C
3. Was darf in deiner Reisetasche nicht fehlen?
a) Welche Reisetasche? S
b) Stadtplan K
c) Akku-Ladekabel C
d) Kaugummi D
5. Für welche Leckerei entscheidest du dich?
a) Was aus dem eigenen Kühlschrank S
b) Empanadas K
c) Currywurst D
d) Falafel C
6. Du wirst mit einer Reise überrascht. Was ist deine erste Reaktion?
a) Ich brauch neue Kleidung. Shopping ist angesagt. D
b) Perfekt, jetzt kann ich meine neuen Post-its und Marker einweihen. K
c) Na toll. Wo ist denn mein Reisepass? C
d) Danke, nein. S
8. Du wirst nach dem Weg gefragt, obwohl du ebenfalls fremd bist. Was tust du?
a) Ich entschuldige mich und sage, dass ich ebenfalls Tourist*in bin. D
b) Ich zeige ihm/ihr den richtigen Weg – ich bin ja schließlich vorbereitet. K
c) Ich will mich nicht blamieren und schicke ihn/sie irgendwo hin. C
d) Ich drehe mich um und gehe – wofür gibt es Stadtpläne? S
10. Es regnet, die Pläne für den Tag ändern sich. Was geht in dir vor?
a) Cool, es lässt sich schon was finden. D
b) Wie wäre es mit einem TV-Tag? Ist doch auch nur ne Stadt. S
c) Mayday, Hilfe, Katastrophe! K
d) Warum schlendern wir nicht einfach mal ohne Plan durch die Straßen? C
7. Worauf stehst du am meisten?
a) Shopping C
b) Kultur der Städte K
c) Essen D
d) Ruhe S
9. Wie weit im Voraus buchst du deinen Trip?
a) Am besten ein Jahr im Voraus K
b) Vier bis sechs Wochen C
c) Ich liebe den Nervenkitzel, also her mit den Last-Minute-Angeboten D
d) Ich verreise nur, wenn ich dazu gezwungen werde. S
Durchgeknallter Kontrollfreak
New York, London, Tokio: Egal welche Metropole es wird, ohne Ablaufplan steigst du nicht ins Flugzeug. Auch U-Bahn-Linien, die besten Abkürzungen und Geheimtipps kennst du auswendig – immerhin beschäftigst du dich mindestens ein halbes Jahr im Voraus intensiv damit. Wer da nicht mitmacht, bleibt zu Hause. Und wer weiß: Vielleicht werden sie dir am Ende des Tages sogar dankbar sein. Denn dank deines ausgeklügelten Systems haben sie in acht Tagen nicht nur Sehenswürdigkeiten für ein Jahr gesehen, sondern sich auch jede Menge unnötiges Fachwissen angeeignet.
C
Liebenswürdiger Chaot
Du liebst die Metropolen der Welt – und kannst nicht genug davon kriegen. Denn du verbringst deinen Urlaub am liebsten weit weg von zu Hause. Blöd nur, dass es vor Ort oft dann leider nicht mehr so klappt, wie du es dir erträumt hast. Da kann es schon mal passieren, dass du die Karte falsch liest. Und auch sonst geht einiges schief: vergessene Kleidung, ein verlorener Pass oder das Auslösen des stillen Alarms am Flughafen: Wer mit dir reist, sollte sich warm anziehen.
D
Spontane Chillerin
Wenn Städtetrip, dann bitte kurz vor knapp. Du machst dir keine Gedanken darüber, wo du in drei Monaten sein möchtest. Hauptsache coole City. Und wenn du dort bist, dann willst du einfach die Gegend erkunden und das Leben genießen. Spontane Partys, Theaterabende oder lange ausschlafen sind nun mal dein Ding –schließlich ist es Urlaub und keine Militärübung. Und mal ganz ehrlich: Weder Sehenswürdigkeiten noch antike Inschriften laufen weg. Und wenn man am Ende des Urlaubs doch nicht alles geschafft hat, dann hat man schon einen Grund, um wieder zu kommen.
Gelangweilte Stubenhockerin
Reisen sind nicht dein Ding – vor allem nicht, wenn es in vollgestopfte Citymetropolen geht. Ein Spaziergang auf dem „Walk of Fame“ in Hollywood ist die Höchststrafe für dich, und bevor du dich freiwillig in eine Großstadt begibst, verziehst du dich lieber für Monate in dein Zimmer. Dort gibt es schließlich alles, was man für ein entspanntes Leben braucht. Und falls du doch einmal in Erwägung ziehst, in den Urlaub zu fahren, bevorzugst du ruhige Orte. Dort zieht es zwar auch Tourist*innen hin, aber die benehmen sich wenigstens wie ansatzweise normale Menschen.