Themenheft
Jobstarter
April 2022 Ausgabe Nr. 41
Besondere
Lernorte in Freiburg
Ausbildung
Lernen beim Logistikexperten
und in der Fahrschule
Forschung Studium
Wie zwei junge Freiburgerinnen die Pandemie meisterten
Freiburgerin erhält
renommierten Preis
JOBSTARTER INTRO
Fokussiert: beim Studium in harten Zeiten
Foto: © pixabay.com
ANZEIGEN
Durchgehalten Karrierewege durch die Krise
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Foto: © iStock.com/sturti
ie vergangenen zwei Jahre waren heftig. Vieles wurde auf den Kopf gestellt – auch beruflich. Der Jobstarter zeigt, wie Studierende, Auszubildende und eine Forscherin die schwere Zeit gemeistert haben. An der Uni haben junge Menschen in virtuellen Räumen gelernt. Wie kann das klappen, wenn man ganz frisch im ersten Semester ist? Ein angehender Fahrschullehrer berichtet zudem von einem seltenen Weg. Zwei Studentinnen aus Freiburg haben für den Jobstarter aufgeschrieben, wie sie es durch die Krise geschafft haben. Johanna Storz berichtet von ihrem ersten Semester, bei dem der Kontakt zu Kommiliton·innen fast nicht vorhanden war. Maja Bruder erzählt, wie sie in der schwierigen Phase ihren Bachelor-Abschluss gemacht hat. Irgendwie geht es weiter. Auch in anderen Bereichen: Autofahren ist längst nicht aus der Mode gekommen. Um das zu lernen, braucht es Fahrlehrer·innen. Wie wird man das eigentlich? Ein junger Mann aus Südbaden erzählt, warum er sich trotz eines Architektur-Studiums für diesen seltenen Beruf entschieden hat. Für ihn ist das ein Traumjob, auch wenn die Ausbildung äußerst kostspielig ist. Die Corona-Krise hat auch die Freiburger Nachwuchsforscherin Maike Hofmann deutlich gespürt. Sie untersucht, wie das menschliche Immunsystem funktioniert. Eigentlich ist ihr Spezialgebiet das Hepatitis-Virus, als Covid um sich griff, konzentrierte sich ihr Team aber auch darauf. Jetzt hat Hofmann für ihre Arbeit den renommiertesten Preis für Nachwuchsforscher·innen in Deutschland bekommen. Was das bedeutet, berichtet sie auf Seite 9. Krisenfeste Berufe gibt es auch bei Speditionen. Sie transportieren Waren von A nach B. So auch der Logistikexperte Dachser. Vier junge Menschen erzählen in diesem Magazin, warum sie sich für Berufe in der Logistik entschieden haben und worauf es dabei ankommt. Egal ob Ausbildung oder Duales Studium. Gute Lektüre Till Neumann (Redakteur) & das Jobstarter-Team
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STUDIUM CORONA
Deprimiert – aber nicht immer Zwei Studentinnen über zwei Jahre Corona-Studium
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Als Ersti ins Corona-Semester Ich habe im Sommer 2021 mein Abi tur gemacht. Im Herbst desselben Jahres habe ich mein Studium (Philosophie und Kunstgeschichte) an der Albert-Ludwigs-Universität in Freiburg begonnen. Ich bin also direkt aus der Schule an die Uni gekommen. Für mich hat mit meinem Studium ein neuer Lebensabschnitt begonnen. Eine neue Stadt, neue Leute, Neues, was es zu lernen gab. Zwar bin ich voller Vorfreude in mein erstes Semester gestartet, aber ich war mir auch darüber bewusst, dass manches eine Herausforderung darstellen würde.
Kam vom Abitur nach Freiburg ins Corona-Studium: Johanna Storz
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So kam es auch: Während man als Ersti mit den üblichen Standards an der Uni wie den Prüfungsordnungen, dem Erstellen des eigenen Stundenplans etc. konfrontiert wird, kam die gesamte Corona-Situation dazu. Ich kam also an die Uni und habe so gut wie keinen gekannt. Die Corona-Situation hat das Kennenlernen neuer Leute keineswegs erleichtert. Nur wenige Veranstaltungen haben bei mir vor Ort stattgefunden. Die gesamten Vorlesungen wurden online angeboten, sodass ich gerade einmal an zwei Tagen tatsächlich auf den Campus musste. In den Präsenzkursen saß man mit einem Abstand von 1,5 Metern zu seinen Kommiliton·innen. Man konnte also auch nicht einfach durch „Zufall“ ins Gespräch kommen. Dazu kamen dann noch die Masken. Die meiste Zeit hat man sich gar nicht richtig gesehen. Wenn man dann mal jemandem aus seinem Kurs draußen begegnet ist, war man sich anfangs nie sicher, ob das nun auch wirklich die Person aus seinem Kurs war. Für manche mag das nun vielleicht nach kleinen, unbedeutenden Problemchen klingen. Ich aber habe in dem halben Jahr gemerkt, wie wichtig soziale Kon-
takte an der Uni beziehungsweise allgemein in einer neuen Umgebung sind. Ich habe mich glücklicherweise relativ schnell an den Unialltag gewöhnt. So musste ich lernen, mit der Corona-Situation umzugehen. Ich hatte aber auch das Glück, dass ich in Kunstgeschichte mehrere Exkursionen hatte, bei denen man die Möglichkeit hatte, seine Kommiliton·innen doch besser ken nenzulernen. Mit der Zeit habe ich somit gelernt, richtig mit der Situation umzugehen und habe auch so immer mehr Kontakte an der Uni knüpfen können. Ein kleiner Tipp, vor allem für eher ruhigere Personen: Geht auf Menschen zu, integriert euch in Gespräche. Es ist einfacher gesagt als getan, aber es ist wirklich einen Versuch wert! Das Einzige, was ich persönlich doch sehr schade fand, war, dass zur Mitte des Semesters die Veranstaltungen in Präsenz und onlineUnterricht aufgespalten wurden, weil ungeimpfte und nicht genesene Kommiliton·innen nicht mehr an die Uni durften. Hier hätte ich mir eine einheitliche Lösung gewünscht. Auch Freunde von mir konnten deshalb nicht mehr am Präsenzunterricht teilnehmen.
Fotos: © privat, Pixabay.com
tudium heißt pauken, aber auch Kontakte knüpfen und feiern. Wie gut kann das klappen, wenn man zwei Jahre kaum Kontakt zu anderen hat? Die Freiburger Studentinnen Johanna Storz (18) und Maja Bruder (21) haben das erlebt. Im Karriere & Campus berichten sie, wie hart das war – und warum sie es trotzdem gepackt haben.
CORONA STUDIUM
War lange nahezu menschenleer: die Albert-Ludwigs-Universität Freiburg
Gerade im ersten Semester kann das sehr belastend sein – für die Betroffenen zu Hause wie auch für diejenigen, die ohne ihre Freunde an der Uni waren. Zusammengefasst kann ich sagen, dass mein erstes Semester an der Uni eine Herausforderung war. Nicht vom Lernen her, sondern von dem Ganzen drumherum. Ich habe gemerkt: Ob wir uns wohlfühlen oder nicht, hängt viel von sozialen Kontakten ab – nicht nur an der Uni.
Johanna Storz
Bachelorabschluss ohne Vorlesungen Ich bin in den Genuss eines normalen Studentenlebens gekommen – für ein Jahr. Danach fing die Pandemie an. Nun habe ich meine Bachelorarbeit abgegeben, ohne in zwei Jahren auch nur eine richtige Vorlesung besucht zu haben. Ähnlich wie Johanna begann ich mein Studium (Medienkulturwissenschaft und Englisch) an der Uni Freiburg direkt nach dem Abitur im Jahr 2018. Unser Semester startete mit BarTouren, Kennenlernspielen und ei-
nem Hüttenwochenende. Ich hatte mich gefreut, neue Leute kennenzulernen. Allerdings habe ich mir keinen Stress gemacht. Schließlich liegen ja drei Jahre Studium, Partys und Spaß vor mir, richtig? Falsch. Ab März 2020 fanden alle Seminare und Vorlesungen online statt. Im Sommer saß jede·r mit Laptop im Garten und hat den Professor·innen mal mehr, mal weniger gut zugehört. Ein Jahr später: Die Zahlen gingen runter, die Hoffnung auf Präsenzunterricht stieg. Pustekuchen. Man hat sich als Studierende uninformiert gefühlt. Auch die Professor·innen wussten nicht so richtig Bescheid. Die Frustration war beiden Seiten anzumerken. Kurse, die normalerweise von Präsenzunterricht leben, wurden trocken über Zoom oder Big Blue Button gemeistert. Mein Highlight im Sommer 2021 war es, zweimal eine Vorlesung mit drei anderen Menschen zu besuchen. Das Unverständnis wuchs immer weiter. Warum konnte ich samstagabends mit 500 Leuten Schulter an Schulter im Hans-Bunte raven, aber montagmorgens nicht mit zehn Leuten in einem Seminarraum sitzen? So verging auch der zweite Pandemiesommer. Ich begann im Oktober meine Bachelorarbeit in der Unibibliothek zu schreiben, die mit Hilfe eines Zählersystems überwachte, wann das Besucherlimit überschritten war. So durfte man sich mittags oft darauf einstellen, 30 Minuten anzustehen, bis es weiter ans Arbeiten ging. Termine mit meinem Professor konnte ich live wahrnehmen, das war der einzige Unikontakt, den ich noch hatte. So beende ich mein Studium und fühle mich seit zwei Jahren nicht mehr als „richtige“ Studentin. Breakoutrooms auf Zoom bereiteten den meisten Panikattacken. Wenn ich eine Präsentation gehalten habe,
fühlte ich mich eher, als würde ich mit mir selbst sprechen (was allerdings bei Aufregung hilft). Das führt auch dazu, dass ich Real-LifePräsentationen überhaupt nicht mehr gewohnt bin. Das war jetzt viel Rumgemecker. Andere werden durch Online-Semester viel stärker psychisch belastet als ich. Deshalb zu den positiven Dingen: Ich denke nicht, dass ich durch das Onlinesemester viel weniger gelernt habe. Das liegt vor allem an meinem Studiengang mit wenig Prüfungen und vielen Hausarbeiten. Dadurch verbringe ich sowieso viel Zeit am Laptop und muss nicht stur Powerpoints auswendig lernen. Meine Bachelorarbeit war auch so interessant zu schreiben. Mein Professor hat sich große Mühe gegeben, erreichbar zu sein. Die Phase war somit völlig okay, ich fühle mich nicht im Rückstand. Deshalb würde ich sagen, dass mein Studium in Ordnung war. Ich fühle mich aber definitiv eines Großteils meines Studentenlebens beraubt. Das Leben besteht aber nicht nur aus Studieren. Spaß kann ich jetzt immer noch haben. Wer weiß, vielleicht ist die Pandemie ja vorbei, wenn ich mal irgendwann einen Master machen sollte.
Maja Bruder
Hat ihren Bachelor unter widrigen Umständen gemacht: Maja Bruder
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CAMPUS KREATIV
»Bei Anruf Aufklärung«
Freiburgerin kämpft mit „NoA“ gegen Belästigung
Will Frauen mit einer Notfallnummer helfen: die Studentin Jasmin Aboudhaq
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Foto: © Jessica Meyer
s gibt Situationen, in denen „Nein“ nicht reicht. Belästigten bleibt dann oft nur das Herausgeben einer Handynummer. Mit „der Nummer ohne Anruf“ NoA hat eine Freiburger Studentin eine Lösung geschaffen: Um sich zu schützen, können bedrängte Personen nun die falsche Noa-Nummer rausgeben. Bei Textnachrichten an NoA folgt dann eine automatisierte Ansage über belästigendes Verhalten. Auch die Freiburger Studentin Jasmin Aboudhaq hat Belästigung erlebt: „Nicht alle akzeptieren ein Nein.“ Im Januar gründete die 26-Jährige deshalb das Projekt
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„Nummer ohne Anruf“. NoA soll helfen, grenzüberscheitendes Verhalten zu bekämpfen: Einerseits sollen Betroffene in ihrer Selbstbestimmtheit bestärkt werden. Andererseits sollen möglichst viele Personen lernen, Grenzen zu respektieren. Wer sich belästigt fühlt und seinem Gegenüber nicht seine richtige Telefonnummer aushändigen möchte, kann die von NoA bereitgestellte Nummer 0157/53024990 aushändigen. Versucht der Fremde, die Nummer anzuschreiben, klärt bei allen gängigen Messengerdiensten wie Whatsapp, Telegram, Signal oder SMS eine automatische Textnachricht auf.
Wird NoA angerufen, ertönt eine standardisierte Bandansage. Sie informiert, dass sich jemand unwohl gefühlt hat und leitet auf die NoAWebsite weiter. Dort gibt es Tipps, wie die Grenzen anderer besser geachtet werden können. Empfohlen wird etwa, nicht nach Nummern zu fragen, sondern lieber die eigene zu geben. So könne die angesprochene Person selbst entscheiden, ob sie Kontakt aufnehmen möchte. Nach 4000 Anrufen binnen zwei Tagen war das System kurzzeitig überlastet. Aboudhaq vermutet, dass viele Anrufer NoA testen wollten. Mit diesem Ansturm hatte sie dennoch nicht gerechnet: „Die Anruferzahlen sprengen meine Erwartungen.“ Sie freue sich, Menschen in Notlagen helfen zu können. In Deutschland haben 60 Prozent aller Frauen im Laufe ihres Lebens mindestens eine Form von sexueller Belästigung erlebt, gibt eine Studie der Agentur der Europäischen Union für Grundrechte an. NoA ist aber für jeden da: „Grenzüberschreitendes Verhalten kennt kein Geschlecht, keine Sexualität, keine Religion und keine Nationalität,“ so Aboudhaq. Für die Umsetzung brauchte Aboudhaq bloß ein Handy mit SIMKarte, einige Apps und eine Flatrate sowie Hostingservice. Die bisherigen Kosten von etwa 200 Euro habe sie mithilfe von Spenden decken können: „Das wirkt vielleicht nach nicht viel, ist für eine Studentin aber eine Menge Geld.“ Die nächsten Schritte hat Aboudhaq schon geplant: Unterstützer finden, Plakate, Flyer und Sticker drucken. Danach soll eine NoA-App kommen. Anna Macho
MOBILITÄT AUSBILDUNG
Teures Vergnügen
Philipp Männer macht eine Ausbildung zum Fahrlehrer
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Foto: © Maja Bruder
er Ausbildungsberuf ist ungewöhnlich und weit ab von seiner ursprünglichen Zukunftsplanung: Philipp Männer macht in March bei Freiburg eine Grundausbildung zum Fahrlehrer. Sie ist mit hohen Kosten und viel Lernen verbunden. Ein Traumjob ist es für ihn dennoch. Philipp Männer hat Architektur studiert. Bei der Arbeit in Architektur- und Ingenieur-Büros hat der 24-Jährige aber gemerkt: Er braucht mehr Leben im Beruf. Im Mai 2021 machte der Auszubildende seinen Motorradführerschein nach. Im Gespräch mit seiner Fahrlehrerin kam dann die Idee, selbst Ausbilder auf vier Rädern zu werden: „So hab ich alles an den Nagel gehängt und bin jetzt’e hier“, erzählt er im Verkehrspädagogischen Zentrum (VPZ) Freiburg. Um Fahrlehrer·in zu werden, wird ein Abitur oder eine abgeschlossene Berufsausbildung vorausgesetzt. Außerdem müssen Anwärter·innen mindestens 21 Jahre alt sein und seit mindestens drei Jahren den Führerschein der Klasse B besitzen. Zudem sollte eine „weiße Weste“ vorhanden sein, was Straftaten und allzu viele Punkte in Flensburg betrifft. Die Ausbildung dauert circa ein Jahr und ist kostspielig: Männer muss mit ungefähr 15.000 Euro rechnen. Die Hälfte davon übernimmt in seinem Fall das Bafög-Amt. Die Perspektiven sind rosig: Alle Auszubildenden würden bei der Fahrschule Fiek oder anderen Fahrschulen in der Umgebung übernommen. „Es ist halt überall so, dass Fahrschüler ohne Ende da sind und Fahrlehrermangel herrscht“, erzählt
er. Das Durchschnittsalter der Fahrlehrer·innen liegt bei 53,3 Jahren. Das Kraftfahrt-Bundesamt geht davon aus, dass in den kommenden zehn Jahren knapp die Hälfte aller Fahrlehrer·innen wegfallen. Für Männer rührt der Mangel vor allem daher, dass das keine typische Ausbildung ist. Die meisten würden eher zufällig in den Beruf hineinrutschen. Männer mag seine Arbeit: „Jeden Tag neue Personen kennenlernen, sich alle 90 Minuten komplett umstellen, das hat mir in meinem alten Beruf so wahnsinnig gefehlt.“ Sein Tipp: Man sollte nicht Fahrlehrer werden, weil man gerne Auto fährt: „Ich lehre das Autofahren und fahre nicht selbst Auto. Ich werde kein Rennfahrer.“ Der Hauptteil der Arbeit fokussiere sich auf die Pädagogik. Das Autofahren stehe an zweiter Stelle, „auch wenn wir das den ganzen Tag machen“. Über steigende Spritpreise und Co. macht sich der Südbadener keine Sorgen: „Die Zukunft wird das autonome Fahren sein. Und dann
werden wir halt keine Fahrlehrer mehr sein, sondern Driver Instructors.“ Es brauche neue, junge Leute: „Die Menschen wollen Fahrlehrer, die pädagogisch etwas auf dem Kasten haben.“ Laut Kraftfahrt-Bundesamt waren 2018 lediglich 9,9 Prozent der Fahrlehrer·innen weiblich. Männer berichtet, dass seine Klasse jedoch zur Hälfte aus Frauen besteht: „Diese Zeit von den Fahrlehrern, die geschrien und gegrabscht haben, ist jetzt vorbei.“ Kolleginnen hätten diese Erfahrungen gemacht. Sie hätten den Job gewählt, um genau das zu ändern. Maja Bruder
Info
Fünf Ausbildungsstätten Laut Fahrlehrerverband Baden-Württemberg gibt es fünf Ausbildungsstätten im Land. Das Verkehrspädagogische Zentrum (VPZ) Freiburg hat im November 2021 eröffnet und bietet Fahrlehrerausbildungen und Weiterbildungen an. Es ist eine Ausgründung der ACADEMY Fahrschule Fiek aus Freiburg.
Sitzt ausnahmsweise mal selbst am Steuer: Philipp Männer
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Auch hier lässt sich super pauken: In der Verbundbibliothek und im Café Pow
Alternativen zur UB
Geheimtipps: Wo man sonst noch gut lernen kann
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eder Studierende wird im Laufe seines Studiums die Erfahrung machen, dass die UB entweder maßlos mit Menschen vollgestopft ist oder man einfach mal keine Lust hat, frontal auf die deprimierten Gesichter der anderen Studierenden zu blicken. Also müssen Alternativen her. Freiburger Studierende verraten ihre Lieblingsplätze. Sonne & Badewanne: das Café Pow Ein Ort, der vor allem im Sommer Abhilfe verschafft, ist das Café POW an der Belfortstraße, beim Hauptbahnhof. In dem kleinen Hinterhof bietet auch eine Badewanne einen Sitzplatz, um Kaffee und Snacks zu genießen. Nebenbei hat das Café WLAN und bietet die Möglichkeit, seine Sommerlernphase in der Sonne zu verbringen.
Fotos: © tln
Still & stilvoll: Verbundbibliothek KG IV Wer es lieber universitärer hat, kann ins KG IV wechseln. Wegen der optischen Ähnlichkeit auch bekannt als „Hogwarts Gebäude“. Das sieht nicht nur von außen schön aus, sondern bietet mit der Verbundbibliothek auch einen Lernort mit angenehm stillem Lesesaal. Wer Glück hat, er-
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gattert einen Platz im Rondo und hat einen ansprechenden Ausblick auf die restliche Bibliothek. Versteckt und modern: Bibliothek für Wirtschaftswissenschaften Direkt neben der Mensa Rempartstraße verbirgt sich in einem Hinterhof die Bibliothek für Wirtschaftswissenschaften. Das 2020 eröffnete Gebäude ähnelt der UB. Man findet dort einen stillen Lesesaal sowie ein Parlatorium und kann an Einzelarbeitsplätzen oder mit Kommiliton·innen in Gruppenarbeitsräumen pauken. Der Unterschied: Während die Bibliothek mindestens genauso modern wie die UB ist, ist immer ein Platz frei. Immer ein Platz zum Ausbreiten: Bibliothek für Forstwissenschaften Auch die Bibliothek für Forstwissenschaften ist selten überlaufen. In dem Altbau in der Nähe des Institutsviertels kann man sich ausbreiten. Hier gibt es die vielleicht größten Tische aller Bibliotheken Freiburgs. Im Gegensatz zur kühlen Architektur der UB schaffen bei den Forstwissenschaftler·innen Bäume vor den hohen Fenstern und
Pflanzen in den Innenräumen eine angenehme Atmosphäre. Picknick und Sonnenbaden: Freiburgs Grünflächen Wer sagt, dass man unbedingt zu Hause oder in einer Bibliothek lernen muss? Schnappt euch eine Picknickdecke, Snacks, euer Lernmaterial und eure Kommiliton·innen und setzt euch nach draußen. Egal ob in den Seepark, in den Stadtgarten oder auf eine andere Grünflache. Im Frühling und Sommer bieten solche Orte den idealen Lernplatz. Braunwerden inklusive. Ein Katzensprung zur UB: Sedan Cafe Wer in der Unibibliothek keinen Platz bekommt, findet nur ein paar Meter weiter eine Alternative: Auf der breiten Fensterbank des Sedan-Cafes kann man das Treiben der Innenstadt auf sich wirken lassen. Oder sich in die gemütliche Sofaecke zurückziehen. Für einen Snack zwischendurch kann man an Ort und Stelle bleiben. Allerdings braucht's dafür Bargeld. Maja Bruder, Katharina Thoma, Nathalie Baumgartner
Fotos: © freepik.com, Klaus Polkowski
FORSCHUNG CAMPUS
Wie Killer helfen
Zellforscherin Maike Hofmann erhält wichtigen Preis
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ie funktioniert unser Immunsystem? Das treibt seit der Corona-Pandemie viele um. Die Freiburger Immunologin Maike Hofmann erforscht das. Für ihre Arbeit hat die 39-Jährige gerade den Heinz Maier-Leibnitz-Preis erhalten. Ihr Fokus liegt auf Killerzellen. Der Preis gilt als wichtigste Auszeichnung für junge Forschende in Deutschland. Dementsprechend baff war Maike Hofmann, als ein Anruf der Deutschen Forschungsgemeinschaft DFG kam. „Sitzen Sie?“, hieß es am Telefon. „Ich war überrascht“, erzählt Hofmann, die viele Glückwünsche erhalten hat. Zehnmal wurde der Heinz MaierLeibnitz-Preis in diesem Jahr vergeben. Jede Auszeichnung ist mit 20.000 Euro Preisgeld verbunden. Hofmann sieht das auch als Belohnung für ihr
Preisgekrönt: Maike Hofmann
Team. Sie arbeitet an der Medizinischen Fakultät der Uni Freiburg und am Uniklinikum. Dort durchleuchtet sie das menschliche Immunsystem. Ihr Habilitationsprojekt widmet sich der Frage, wie sogenannte Killerzellen eine Virushepatitis kontrollieren. „Killerzellen gehören zur Exekutive der Immunabwehr, sie können zum Beispiel Krebszellen spezifisch eliminieren“, erklärt die Forscherin. Im Labor stellt sie das mit ihrem 15-köpfigen Team nach. Dafür bekommt sie auch Patientenproben aus der Klinik für Innere Medizin II. Ärzte und Naturwissenschaftler arbeiten Hand in Hand. Bis zu 45 Personen agierten so als eine Gruppe. Als etwas Besonderes und „unglaublichen Mehrgewinn“ schätzt sie die Forschungsarbeit mit so vielen Perspektiven. Ziel ist, herauszufinden, welche Eigenschaften Killerzellen haben. „Es gibt zahlreiche Moleküle, die verraten uns viel darüber“, so Hofmann. Gerade für die Ausheilung einer Virushepatitis brauche es sehr gute Killerzellen. Die Immunologin möchte verstehen, warum sie gerade bei der Krankheit oft so geschwächt sind. Auch die Reaktion des Immunsystems bei Krebs, Covid-Erkrankungen und nach Impfungen sind Teil ihrer Forschung. Als die Pandemie aufflammte, nahm sie Corona unter die
Lupe: Sie untersuchte, wie das Immunsystem nach einer Impfung mit einem mRNA-Vakzin reagiert. Das Ergebnis: „Die Killerzellen werden schnell aktiviert und bleiben lang bestehen.“ Die Erkenntnisse ihrer CovidArbeiten sind in den Fachzeitschriften Nature und Nature Medicine veröffentlicht worden. Von der preisverleihenden DFG wird die Freiburgerin als „schnell und zielstrebig“ gelobt. Das führt Hofmann auch auf den Spagat zwischen Familie und Arbeit zurück. Mit zwei Kindern und einem Job gehe es kaum ohne Effizienz. In der Pandemie arbeitete das Team unter Hochdruck. Mit einer 40-Stunden-Woche kommt sie oft nicht hin. Die Rolle der Frauen in der Forschung sieht sie auf gutem Wege: „Es wird mehr darauf geachtet in den vergangenen Jahren.“ Sie stellt dennoch fest: „Je weiter man geht, desto weniger Frauen sind es.“ Gerade im Bereich Vereinbarkeit von Beruf und Familie wünscht sie sich Verbesserungen. Mit ihrem Habilitationsprojekt ist sie auf der Zielgeraden. Danach möchte die preisgekrönte Forscherin weiter das Immunsystem erforschen. Ob ihr Weg von Freiburg wegführt, ist offen. Mit einer so wichtigen Auszeichnung dürfte es wohl nicht nur eine Karriereoption geben. Till Neumann
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ADVERTORIAL KARRIERE
Hand in Hand
Vier junge Menschen machen Karriere bei DACHSER
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Fotos: © privat
erufskraftfahrer·in, Fachlagerist·in, Kaufmann/-frau für Spedition und Logistikdienstleistung oder der Bachelor in Spedition, Transport und Logistik – es gibt viele Möglichkeiten, beim Logistikspezialisten DACHSER eine Ausbildung oder ein Duales Studium zu absolvieren. Nico Wulle, Lorenz Kelter, Florian Scherzinger und Anne-Kathrin Doufrain stehen vor ihrem Abschluss und wollen nun beim Familienunternehmen zeigen, was sie gelernt haben. Nico hat in den vergangenen drei Jahren viel gelernt. Nun steht der Berufskraftfahrer-Azubi vor seiner Abschlussprüfung: „Heute darf ich mit meinem 40 Tonnen schweren LKW selbstständig Ware beim Kunden abholen und liefern.“ Vor Ort prüft und verlädt er die Ware, ohne die Ladungssicherung aus den Augen zu verlieren: „Mein Job ist anspruchsvoll, weil ich unter anderem zusätzlich Gefahrgutkenntnisse und Zollkenntnisse mitbringen muss“, erklärt Nico. Ist eine Tour geschafft, fährt er zurück zum DACHSER-Logistikzentrum im Gewerbepark Breisgau. Dort wartet sein Kollege Florian. Der angehende Fachlagerist steht ebenfalls kurz vor dem Abschluss und will noch ein Jahr dranhängen, um die Ausbildung zur Fachkraft für Lagerlogistik weiterzuführen. „Ich bin dafür zuständig, dass die Ware kontrolliert, gescannt und in den nächsten LKW verladen wird“, erklärt er. Die meisten Logistikprozesse sind digital: „Überall stehen uns Computer zur Verfügung, über die wir alle Infos herausfiltern können.“ Es freue ihn zu sehen, wenn Ware ordnungsgemäß verladen und die Umschlaghalle kurz vor Feierabend so gut wie leergefegt ist. Bevor es so weit ist, haben Lorenz und seine Kollegen im kaufmännischen Be-
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reich viel Vorarbeit geleistet. Im zweiten Jahr seiner Ausbildung übermittelt der zukünftige Speditionskaufmann Angebote an Kunden und berät diese unter anderem in Sachen Laufzeiten, Zollvorschriften, Gefahrguteigenschaften und Verpackung. „Da uns die Ware anvertraut wird, werde ich alles tun, damit die Ware ordnungsgemäß am richtigen Ort und zur richtigen Uhrzeit auch ankommt“, betont Lorenz. Da er bereits mehrere Abteilungen kennengelernt hat, erledigt der Azubi das sogar selbstständig. „Wir haben eine tolle IT-Unterstützung für die Verfolgung einer Sendung. Diese werden rund um den Globus transportiert“, so Lorenz. Er schätzt den Austausch auf Englisch mit zahlreichen Kolleg·innen, die in den DACHSER-Niederlassungen in anderen Ländern arbeiten. Demnächst geht es auch für ihn ins Ausland. Dorthin darf auch Anne-Kathrin bei ihrem Studium in Betriebswirtschaftslehre, Spedition, Transport und Logistik. Sie steht kurz vor ihrer Bachelorarbeit. „Es ist wichtig, alle Speditionsabläufe zu beherrschen. Deswegen durfte ich alle Abteilungen unseres Logistikzentrums kennenlernen und an Projekten teilnehmen“, sagt Anne-Kathrin, die schon früh Verantwortung übernommen hat. Keine kleine Aufgabe: DACHSER ist ein internationales Unternehmen mit 382 Standorten. Dadurch könne sie Fremdsprachenkenntnisse wie Englisch und Französisch ideal einsetzen. Das Duale Studium sei abwechslungsreich: „Man bekommt nicht nur Einblicke in verschiedene Abteilungen, jeden Tag stehe ich vor neuen Herausforderungen.“ Kein Tag gleiche dem anderen, so kann sie sich persönlich und fachlich weiterentwickeln: „Das macht das Duale Studium bei DACHSER Philip Thomas so besonders.“
Info
Ausbildung Logistik Das Familienunternehmen mit Sitz in Kempten bietet „weltweit intelligente Logistiklösungen“. Es beschäftigt rund 30.800 Mitarbeiter an weltweit 387 Standorten. Mehr zur Ausbildung gibt es auf https://de.dachser-career.com
Studiert dual: Anne-Kathrin Doufrain
Alle Waren digital im Blick: Florian Scherzinger
Fährt 40-Tonner: Nico Wulle
Nah am Kunden: Lorenz Kelter
Fortbildungen nach der Ausbildung als Perspektive
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iele Jugendliche und junge Erwachsene beginnen ihre berufliche Karriere, indem sie eine duale Berufsausbildung absolvieren. Sie beschreiten damit einen Karrierepfad, der vielfältige Aufstiegsmöglichkeiten sowie spannende Perspektiven für eine berufliche Weiterentwicklung bietet.
Foto: © Pixel-Shot (Stock.Adobe.com)
Wege des Aufstiegs
VIELFÄLTIGE KARRIEREWEGE FORTBILDUNG
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Das Schwerpunktkapitel des Datenreports des Bundesinstituts für Berufsbildung (BIBB) des vergangenen Jahres zeigt überblicksartig die Vielfalt dieser beruflichen Karrierewege auf und präsentiert aktuelle Daten, Sonderauswertungen sowie aktuelle Forschungsergebnisse zum Thema „Höherqualifizierende Berufsbildung – Wege des beruflichen Aufstiegs“. Mit über 150.000 Absolvent·innen im Jahr 2019 ist die Fortbildung zu Aufstiegszwecken eine feste Größe im deutschen Bildungssystem. Die beiden Hauptwege des geregelten beruflichen Aufstiegs sind die bundesrechtlich nach Berufsbildungsgesetz und Handwerksordnung geregelte höherqualifizierende Berufsbildung und die Bildungsgänge der Fachschulen nach Landesrecht. Insbesondere im Handwerk hat die Fortbildung zum Meister und zur Meisterin einen hohen Stellenwert. Hier wird zudem seit Längerem ein Schwerpunkt auf die Schaffung von Laufbahnkonzepten gelegt – sowohl im Bereich der Berufsbildung mit dem Hochschulbereich, zum Beispiel in Form von trialen Studiengängen, die eine berufliche Ausbildung, den Meisterabschluss und ein Bachelor-Studium kombinieren. Auch im kaufmännischen Bereich sind berufliche Aufstiegsfortbildungen ein fester Bestandteil. So gibt es beispielsweise mit den „Abiturientenprogrammen“ ein Angebot für junge Menschen mit (Fach-)Hochschulreife. Hier wird eine verkürzte duale Berufsausbildung mit einem Fortbildungsabschluss auf der Ebene 6 des Deutschen Qualifikationsrahmens (DQR) gleichwertig mit einem Bachelor-Abschluss der Hochschulen verknüpft. Dieses Angebot verzeichnete zuletzt einen kontinuierlichen Anstieg, berichtet das BIBB. Auch in allen anderen Wirtschaftsbereichen bietet die höherqualifizierende Berufsbildung Möglichkeiten der Weiterentwicklung. So soll etwa das dreistufige IT-Weiterbildungssystem erneuert werden. BZ/Volker Huber
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Besser vernetzen: Die Auszubildende möchte mehr Frauen in den Beruf der Elektriker bringen.
Allen Zweifeln zum Trotz
Influencerin Anna-Lena Hochuli wirbt fürs Handwerk
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Fotos: © freepik.com/korntt1992, privat
er Frauenanteil im Handwerk steigt nur langsam. Auch im Elektrobereich sind Frauen unterrepräsentiert. Das möchte Anna-Lena Hochuli aus Vörstetten ändern. Auf ihrem Instagram-Kanal zeigt die 19-jährige angehende Elektrikerin mehr als 10.000 Followern die schönen Seiten ihres Berufs. Dem f79 berichtet die Handwerks-Influencerin, was sie antreibt. chilli Jobstarter: Anna-Lena, was war dein Beweggrund, ins Handwerk zu gehen? Anna-Lena: Das war eher eine zufällige Story. Ich habe meinen jetzigen Chef auf unserem Dorffest getroffen. Er ist ein Freund meiner Eltern und kümmert sich bei uns zu Hause immer um die Elektrik. Damals war ich in der 10. Klasse und er fragte mich, was ich nach der Schule vorhätte. Ich erzählte
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ihm, dass ich vorhabe, entweder Grundschullehramt zu studieren oder zur Polizei zu gehen. Daraufhin fragte er mich, ob ich nicht ins Handwerk kommen mag und bei ihm eine Ausbildung zur Elektrikerin machen will. Da habe ich ihm erst mal den Vogel gezeigt. Physik und Mathe waren nie meine Lieblingsfächer und Elektrik hat mich nicht wirklich interessiert. Ich hatte bis dahin nie darüber nachgedacht, ins Handwerk zu gehen. Aber ich fand die Idee doch irgendwie ganz lustig und habe dann aus Witz ein Praktikum bei ihm gemacht. Das hat mir dann so gut gefallen, dass ich danach ein längeres drangehängt habe und schließlich in die Ausbildung zur Elektrikerin gestartet bin. Ich habe sogar drei Monate vor offiziellem Ausbildungsbeginn bei ihm angefangen, weil ich einfach so viel Spaß an der Arbeit hatte. Und das
war auch für mich der Hauptgrund, ins Handwerk zu gehen: der Spaß an der Arbeit.
Mit der Ausbildung zur Elektrikerin hat Anna-Lena Hochuli ihren Traumjob gefunden – und zeigt das auf ihrem Instagram-Kanal.
HANDWERK AUSBILDUNG ANZEIGEN
Illustrationen: © freepik.com/macrovector officia
chilli Jobstarter: Auf Instagram folgen dir mehr als 10.000 Leute. Was war der Anstoß, andere an deinem Arbeits- und Lebensalltag teilhaben zu lassen? Anna-Lena: Die Idee zum Instagram-Kanal kommt aus der Zeit, in der ich selbst überlegt habe, ob ich ins Handwerk gehen sollte. Der Gedanke ist für ein Mädchen ja doch relativ untypisch. Ich wusste nicht, wie anspruchsvoll das Ganze schulisch werden würde. Davor hatte ich tatsächlich am meisten Angst, dass ich das nicht schaffe. Um mehr über den schulischen Teil der Ausbildung rauszufinden, habe ich viel in Social Media – vor allem auf Instagram – nach Leuten geschaut, die Dinge aus ihrem Alltag als Elektriker teilen. Einige Leute habe ich auch gefunden, aber keiner von denen hat mir die Eindrücke vermittelt, die ich mir zu dem Zeitpunkt gewünscht hätte. Auch wenn ich nicht sicher war, ob es mit der Schule klappt, habe ich trotzdem die Ausbildung angefangen. Später dachte ich dann: „Vielleicht bin ich ja genau die Person, die ich damals gesucht habe.“ Und mein Chef hat mich noch dazu ermutigt, selbst einen Kanal zu starten. So habe ich mich entschlossen, meinen Arbeitsalltag auf Instagram zu teilen. chilli Jobstarter: Wie sind die Reaktionen? Anna-Lena: Nach kurzer Zeit kamen immer mehr junge Frauen auf mich zu, die darüber nachdachten, eine Ausbildung anzufangen und meinen Rat dazu hören wollten. Sie haben mir von ihren Ängsten erzählt, und wir haben darüber gesprochen. So kam es schnell zu einer recht großen Community. Immerhin haben sich schon eine Handvoll Mädels aufgrund meines Accounts dazu entschieden, die Ausbildung zu machen. Das finde ich total schön. Und genau das ist mein Ziel. Ich will das Handwerk authentisch rüberbringen, sodass sich besonders Mädels ein realistisches Bild von dem Beruf machen können. Ich will zeigen, dass Handwerk nicht nur was für Jungs ist – und will erreichen, dass auch Mädchen das Handwerk als Berufsoption erkennen. Till Neumann
Anna-Lena aus Vörstetten postet auf Instagram als @elektrikerin_2020
chilli | Jobstarter | 04.2022 | 13
KARRIERE BEWERBUNGEN
Mangelhafte Bewerbungen
Analyse zeigt: Jeder dritte Lebenslauf mit flapsigen Zeitangaben
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eder dritte Bewerber (33 Prozent) scheitert an der zeitlich korrekten Darstellung der beruflichen und/oder bildungsbezogenen Stationen im Lebenslauf. Zu diesem Ergebnis kommt eine Auswertung der Jobbörse Jobware. Sie bietet unter anderem einen kostenlosen Generator für Bewerbungen. Das Bewerbungsverhalten von mehr als 250.000 Nutzer·innen hat die Plattform bewerbung2go.de ausgewertet. Außerdem sind professionelle Lebenslaufchecks in die Analyse mit eingeflossen. Das Ergebnis belegt für jobware.de deutlich: Viele Bewerbende geben das Start- und Enddatum einzelner Abschnitte ihres Werdegangs ungenau an. „So lassen sie zum Beispiel den Monat aus und nennen nur die Jahreszahl“, informiert Jobware. Die Expert·innen der Plattform sind überzeugt: „Etliche Personaler interpretieren solche Zeitangaben als flapsige Vorbereitung und wünschen sich mehr Sorgfalt.“ Tabellarisch gegliederte Lebensläufe unterstützen Recruiter dabei, relevante Stationen von nebensächlichen zu trennen. Zeitangaben im Datumsformat MM/JJJJ ermöglichen präzise Aussagen über die Dauer einzelner Tätigkeiten. Jobware warnt: „Verzichten Bewerber darauf, vermuten Personaler oft größere Lücken, die damit versteckt werden sollen.“ Und wer wolle schon riskieren, dass der erste Eindruck getrübt wird? Ebenfalls peinlich sei es, wenn Bewerber Stationen unpassend arrangieren. So ergab eine nähere Betrachtung der Daten, dass rund sechs Prozent der Bewerber·innen ihren tabellarischen Lebenslauf falsch
IMPRESSUM – JOBSTARTER 04-2022 Das Jobstarter-Themenheft erscheint im Freiburger Stadtmagazin chilli Herausgeber: chilli Freiburg GmbH Paul-Ehrlich-Str. 13, 79106 Freiburg www.chilli-freiburg.de Geschäftsführung: Michaela Moser (V.i.S.d.P.) Redaktion: Till Neumann (tln), Philip Thomas (pt), Nathalie Baumgartner, Maja Bruder, Anna Macho, Johanna Storz, Katharina Thoma, Volker Huber (BZ) Titelbild: iStock.com/PeopleImages Grafik: Miriam Hinze, Katharina Fischer
Lektorat: Beate Vogt Druck: Hofmann Druck, Emmendingen Ein Unternehmen der Die im Magazin enthaltenen Beiträge sind urheberrechtlich geschützt. Jede Verwendung außerhalb der Grenzen des Urheberrechtsgesetzes ist ohne Zustimmung des Verlages unzulässig und strafbar. Dies gilt insbesondere für Vervielfältigung und Einspeicherung in elektronische Systeme. Gleiches gilt für den Nachdruck der von uns entworfenen Bilder und Anzeigen.
Anzeigen: Christoph Winter (Leitung), Jennifer Patrias, Giuliano Siegel, Frederik Frisch
14 | chilli | Jobstarter | 04.2022
sortieren: Anstatt die aktuellsten Stationen ganz oben zu listen, hätten sie ihren Lebenslauf chronologisch gegliedert und womöglich mit Grundschule oder gar Kindergarten begonnen. Solche folgenreichen Fehler lassen sich mit OnlineBewerbungstools wie bewerbung2go.de vermeiden. Der kostenlose Bewerbungsassistent unterstützt Bewerber bei Erstellung und Versand korrekter Lebensläufe auf jede beliebige Stellenanzeige, egal in welchem Medium sie inseriert wurde. Das Team verspricht den Service: „In 5 Minuten zur perfekten Bewerbung.“
Tipps für die Bewerbung
Ob Berufsanfänger oder erfahrene Fachkraft: Eine antichronologische Sortierung des Lebensweges ist immer zu bevorzugen: Stationen mit der jeweils höchsten Relevanz gehören nach ganz oben. Genau wie aktuelle Etappen genannt werden, bevor es in die Vergangenheit geht. Auch Angaben zu einem voraussichtlichen Abschluss sind hilfreich. Weitere Informationen zum richtigen Aufbau tabellarischer Lebensläufe gibt es auch als YouTube-Video bei Jobware TV auf: https:// www.youtube.com/watch?v=rv5RQB7qCbw bewerbung2go.de ist nach eigenen Angaben eines der meistgenutzten kostenfreien Bewerbungstools im deutschsprachigen Raum. Mehr als 250.000 Nutzer der Plattform profitieren von geprüften Vorlagen und Musteranschreiben/-Lebensläufen für ihre Bewerbung auf einen neuen Job. Till Neumann
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