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#02 | Februar 2021 | 4,90 € | 7,25 CHF
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FASNET OHNE NARREN Virtuell oder literarisch – Ein kleiner Ersatz fürs Brauchtum
ALTE BAUERNREGELN So verlässlich sind die Sprüche in Zeiten des Klimawandels
Magazin fürs Dreiländereck
Lust auf REGIO | 02.2021
INHALT
Nr 02
04
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Erkunden & Erleben
Land & Leute
Winterwandern in Breitnau: Entlang von Fahren- und Roßberg 10 - 13
Bugginger Wahrzeichen Kalihalde wird saniert
Schnee-Erlebnisse mit Abstand – sportlich durch die Krise 14 - 15
Fasnacht trotz Lockdown: von Brunnen und virtuellen Museen 28- 29 Kolumnen
Lust auf …
06 - 07
Vögel auf Futtersuche
08 - 09
Stirbt die Mundart aus? Interview mit dem Experten Hans-Peter Schifferle 16 - 17 Alemannisch in drei Zeilen: Kreative Sprachmalerei 18 - 19 Grenzenloser Gedankenschmuggel von Martin Graff 20 - 21 Schangsongs aus dem Baselbiet: Musiker Florian Schneider 22 - 23
Inhaltsverzeichnis
Anzeigen
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Titelthema Baden, Elsass und das Baselbiet: Dialekte im Dreiländereck 16 - 23
Impressionen
24 - 27
Basteln & Werken Plätzchen für Piepmätze
30 - 31
Haus & Garten Wie zuverlässig sind Bauernregeln in Zeiten des Klimawandels? 32 - 35
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a und Schlemmen & Sürpfeln d in s e e Aus der Krise geboren: das Doroth Restaurant Kreuzeck in der “ e e n h c S Freiburger Wiehre 40 - 43 n reich a
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Rezepte mit Witz: das außergewöhnliche Kochbuch der Künstlerin Bea von Malchus 44 - 47
Tödlicher als Alkohol und Rauchen: Volkskrankheit Einsamkeit 36 - 37
Kunst & Kultur Literarische Fasnacht: Krimi aus der Narrenhochburg Elzach 38
44
Lesenswerte Neuerscheinungen aus der REGIO 38 - 39
Merkles Küchenliebling: Fischcurry mit Limettenreis
47
Dies & Das Wissenswertes rund ums Brot 48
Horche se mol! Dolmetscher Achmed Yasin
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Inhaltsverzeichnis
Gesund & fit
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LUST AUF …
06 Gemütlich ausschlafen Das Wetter ist nasskalt, der Tag einfach nur grau? Warum dann nicht einfach mal im Bett bleiben und kuscheln, schmökern oder noch einmal die Augen zumachen? Umso schöner ist das, wenn man sich dabei in herrlich weiche Bettwäsche kuscheln kann. Dieses Set der Freiburger Firma „Bett und Tuch“ ist komplett aus Bio-Baumwolle, wurde in Österreich bedruckt und in der REGIO genäht. Fürs Ausschlafen mit gutem Gewissen. Gesehen auf www.bett-und-tuch.de Preis: Kissenbezug ab 18 Euro, Bettbezug ab 92 Euro Foto: © Bett und Tuch
Camping im Kinderzimmer
Lust auf …
Bis Kitas und Schulen wieder im Normalbetrieb laufen, wird es wohl noch etwas dauern. Gestresste Eltern freuen sich, wenn die Kleinen einen Rückzugsort haben, wo sie auch mal alleine spielen oder ein Buch lesen können. Für eine spannende Höhle tut es natürlich eine Decke über ein paar Stühlen. Sehr viel stylischer ist aber dieses tolle Kinderzelt, das es ganz verträumt mit Rosen verziert gibt, aber auch als echtes Indianerzelt oder mit der englischen Flagge bedruckt. Gesehen im Freiburger Online-Shop habundgut.com Preis: 122 Euro (Union-Jack-Zelt gibt’s aktuell zum Brexit-Preis von 88,99 Euro) Foto: ©habundgut
Nachhaltige Mode hat heutzutage nichts mehr mit ausgeleierten Öko-Strickpullis zu tun. Das beweisen etwa Sebastian Kopf und sein Team von „Black Forest Apparel“. Ihre lässige Streetwear besteht zu mindestens 85 Prozent aus Bio-Baumwolle, und die Produktion läuft nach sozialen Kriterien. Durch kleine Stickereien oder großflächige Drucke kann man mit diesen Schwarzwald-Pullis sogar seine Liebe zur Heimat zeigen. Gesehen im Online-Shop von www.blackforestapparel.de Preis: 65 Euro
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Auf den Hoodie gekommen
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Foto: © Black Forest Apparel
Lecker löffeln Schnell ein Müsli reinschaufeln, bevor es zur Arbeit geht? Das verbietet sich mit diesen Schälchen. Hier steht drauf, was ein richtiges Frühstück sein soll: Genuss mit Leib und Seele. Das Schöne für alle im Homeoffice: Wenn der Arbeitsweg entfällt, hat man mehr Zeit, um die erste Mahlzeit des Tages zu zelebrieren. Zum Beispiel mit einem selbst gemachten Müsli aus Haferflocken, Körnern, Milch, Joghurt und Obst. Lecker! Schale „Mit Leib und Seele“ von La Vida Gesehen unter www.schoener-leben-shop.de Preis: 6,95 Euro
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Foto: © la vida GmbH
Schutz mit Botschaft
Gesehen im „Lädeli“ unter laedeli.muettersproch-gsellschaft.de Preis: 5 Euro Foto: © Muettersproch-Gsellschaft
Lust auf …
Ja, sie müssen sein. Und warum dann nicht aus der Pflicht eine Tugend machen? Die „Muettersproch Gsellschaft“ hat sich wohl genau das gedacht und im Wiesental Masken mit Botschaft fertigen lassen. „Trau di halt – schwätz alemannisch“ prangt auf dem blauen Stoff. Schönes Gesprächsthema: Was heißt eigentlich „Virus“ im Dialekt?
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MPRESSIONEN Winter-Rendezvous
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Dauergäste und seltene Besucher: Im Winter faszinieren die akrobatischen Künste der Blaumeisen (u.) am Futterhäuschen, wenn die nur zwei 20-Cent-Münzen leichten Vögel Körner knabbern. Kinderleicht zu erkennen ist der Seidenschwanz (o.), aber die exotisch anmutenden Vögel sind nicht in jedem Jahr in der REGIO zu Gast: Nur wenn im sibirischen Norden die Beeren knapp werden, sind sie hier beim Naschen in Parks und Gärten zu beobachten.
›› „Huh-Huhuhu-Huuuh“:
Zweimal war der Waldkauz schon „Vogel des Jahres“. Mit der Auszeichnung soll auf die Gefährdung der Tiere und der Lebensräume hingewiesen werden. In diesem Jahr gibt es erstmals eine öffentliche Wahl, an der sich bis zum 15. März alle Menschen beteiligen können. Auf der Shortlist stehen neben acht anderen Kandidaten die Blaumeise (u.l.) und der Eisvogel (u.). www.vogeldesjahres.de
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Der eisige Winter ist nicht die liebste Jahreszeit der Eisvögel, denn zugefrorene Bäche erschweren die Jagd auf Fische. Abgeleitet vom germanischen „eisan“ bezieht sich der Name der blau-orangen Schönheiten aufs Federkleid: Der Eisvogel heißt eigentlich „Glanzvogel“.
Fotos: (v.o.n.u., v.l.n.r.) © iStock/Mauribo Seidenschwanz/Ojimorena/MikeLane45/svehlik/ DavidLeshem (o.r.)
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ALLEIN AUF WEITER FLUR Wer hätte einst gedacht, dass das wichtigste Kriterium für einen Wanderweg mal sein würde, ob er schön einsam ist? Doch genau damit punktet die Tour rund um Fahren- und Roßberg bei Breitnau. Hier kann man der Stille lauschen und ganz allein das Schwarzwaldpanorama genießen.
Erkunden & Erleben
Text & Fotos: Tanja Senn
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Eine meterhohe Schneeschicht bedeckt den Roßberg. Wer nicht mit Schneeschuhen unterwegs ist, muss sich an die geräumten Wege halten. Doch auch von hier aus hat man Weitblicke – wie links die Sicht vom Bläsihof.
Für die Tour zum Roßberg lässt man das Dorf erst einmal hinter sich und parkt beim Ortsteil Fahrenberg (siehe Info). Startpunkt ist direkt an der B500, wo man dem Wegweiser Richtung „Wanderhütte am Fahrenberg“ folgt. Auf einem geräumten Winterwanderweg geht es sacht bergauf, vorbei an einer
Handvoll Bauernhäusern wie dem Kennen- und dem Bläsibauernhof. An diesem Samstagmorgen sind die Landwirte schon längst bei der Arbeit, sitzen auf ihren mit Schneeketten ausgerüsteten Traktoren oder sägen Holz. Je weiter man die Höfe hinter sich lässt, umso ruhiger wird es, bis nur noch das Knarren des Schnees unter den Sohlen zu hören ist. Bis zum ersten Höhepunkt der Tour ist es nicht weit: Hinter dem Bläsibauernhof erhebt sich die Kuppe des Fahrenbergs, und plötzlich tut sich der Blick Richtung Spirzenkopf auf. Eine verschneite Bank lädt dazu ein, eine erste Rast einzulegen und das Schwarzwaldpanorama zu genießen. Das sollte genutzt werden, denn mit dem Weitblick ist es dann erst einmal vorbei. Der Weg führt in
den verschneiten Winterwald, wo sich die Nadelbäume unter den schweren Schneelasten biegen. So wandert man bis zum Naturfreundehaus, das man links liegen lässt und dem unteren Weg folgt. Weiter geht es durch den stillen Wald bis zum Zimmerackerhof. Mit seiner dicken Schneehaube auf dem Dach wirkt der einsam gelegene alte Bauernhof – über der Tür prangt die Jahreszahl 1880 – mit seiner aus tausenden kleinen Holzschindeln gefertigten Fassade besonders malerisch. Hier bietet sich ein kurioser Anblick: ein Mann, der auf seinem Vordach Schnee schippt. Es sollte nicht das letzte Mal an diesem Tag sein, dass Menschen zu sehen sind, die mit Schneeschaufeln bewaffnet auf ihren Hausdächern stehen. In waghalsigen Manövern versuchen die Bewohner, die Ziegel von den
Erkunden & Erleben
Dort, wo die Straße von der B31 nach Hinterzarten abbiegt, ist noch gut was los. Doch weil die meisten Fahrer hier nach rechts schwenken, ist die Straße nach Breitnau deutlich weniger befahren. Das kleine Schwarzwalddorf liegt – trotz seiner Nähe zu Freiburg – bei vielen Wintersportlern nicht auf dem Radar. Und die, die den Weg hierher finden, tummeln sich vor allem auf dem Schlittenhang und der Loipe am Wirbstein. Trotzdem gilt gerade am Wochenende: Der frühe Wanderer entgeht dem Trubel.
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Wie steht es in Zeiten der Globalisierung um Dialekt oder Mundart im Dreiländereck, die sprachlichen Besonderheiten in Baden, Elsass und der Nordwestschweiz? REGIO-Autorin Arwen Stock hat mit dem MundartExperten Hans-Peter Schifferle gesprochen, der sich seit Jahrzehnten diesem Forschungsgebiet widmet. Wie viele Dialekte gibt es im Dreiländereck?
Das ist schwer: Man könnte sagen, es gibt einen Dialekt. Genauso richtig ist aber, es gibt drei. Und ebenso richtig ist, dass es zwischen Freiburg, Colmar und der Nordwestschweiz 50 unterschiedliche Mundarten gibt. Warum?
Im Dreiländereck gibt es eine Mundart, denn der hochalemannische Dialekt im Sundgau, im Baselbiet, im Landkreis Lörrach und im Breisgau ist sehr, sehr ähnlich. Dort sagt man beispielsweise Chind oder Chenn für Kind und Hüüs oder Huus für Haus. Ausnahme ist die Stadt Basel, wo niederalemannisch gesprochen wird. Und wieso gibt es auch drei Dialekte? Foto: © iStock/daboost
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MUNDART HAT EINE ZUKUNFT
Man kann seit über 100 Jahren jemanden am Sprechen sofort als Elsässer, als Badener oder als Schweizer erkennen. Das liegt vor allem an der Dialekt-Intonation. Die hat sich sehr unterschiedlich entwickelt in den jeweiligen Ländern, beeinflusst durch die unterschiedlichen Dachsprachen Französisch, die deutsche Standardsprache und das Schweizerhochdeutsch.
Lust auf REGIO | 02.2021 Foto: © Franca Siegfried
Dialekte überwinden Grenzen: Das beobachtet der Sprachwissenschaftler und Wörterbuchmacher Hans-Peter Schifferle.
Welche Bedeutung hat Dialekt?
In der Schweiz ist der Dialekt unsere Alltagssprache und als solche offen für Neuerungen wie beispielsweise Anglizismen. In Social Media verwenden die meisten jungen Schweizer ihren Dialekt auch in schriftlicher Form. Dagegen wird im Elsass der Dialekt meist nur noch von älteren Leuten zu Hause und im Dorf gesprochen. Weil man dort in der Öffentlichkeit immer Französisch spricht, konnte der Dialekt seine Strukturen viel besser bewahren als in Baden oder in der Nordwestschweiz. Man könnte sagen, dass er wie versteinert ist.
Dialekt ist etwas spezifisch Lokales, kann Identität schaffen und Identifizierung leicht machen. Ich ziehe manchmal den gleichbedeutenden Begriff „Mundart“ vor, weil der die primäre Mündlichkeit des Dialekts direkt benennt.
Und wie ist es im Badischen?
Die Forschung identifiziert beim badischen Alemannisch vier beziehungsweise sogar fünf verschiedene Abstandsstufen zwischen dem breitesten Dialekt und der Standardsprache. Dieses Phänomen der unterschiedlichen Dialektniveaus gibt es im Dreiländereck nur in Deutschland. Wie viele Menschen sprechen noch Mundart?
Eine Studie zeigte 2012 für das Elsass, dass 43 Prozent der Bevölkerung noch Elsässisch verstehen. Aktiv sprechen tun dies heute sicher deutlich weniger. Für Südbaden kenne ich keine Zahlen. In der Nordwestschweiz spricht hingegen nahezu die ganze Bevölkerung den Dialekt als alltägliche Umgangssprache.
Woher kommt eigentlich das Alemannische?
Die Sprache ist benannt nach dem Volksstamm der Alemannen, der sich im Dreiländereck vor ungefähr 1500 Jahren angesiedelt hat. Diese Sprachtradition ist seither ungebrochen. Wie beeinflussen Europäisierung und Globalisierung die Mundart im Dreiländereck?
Die Europäisierung der Region in den letzten 50 Jahren hat viel dazu beigetragen, dass die Kontakte über die Landesgrenzen hinweg zugenommen haben. Der selbstverständlichere kleinregionale Austausch ist vor allem am Oberrhein eine wichtige Stütze für den Dialektgebrauch geworden. Im Zuge der Globalisierung gibt es „vermundartlichte“ Entlehnungen aus allen möglichen Sprachen – beispielsweise sagt man in der Nordwestschweiz snööbe (Snowboard fahren), tschätte (chatten) oder essemmessle (SMS schreiben). Dank dieses offenen Dialektgebrauchs bleibt dieser lebensfähig.
Wieso, wäre die Mundart sonst vom Aussterben bedroht?
Ich glaube sehr an die Überlebenskraft des Dialekts: Die Mundart im Dreiländereck hat eine gute Zukunft. Mein Eindruck ist sogar, dass die grenzübergreifende einheitliche Dialektkommunikation zunimmt. In Saint-Louis auf dem samstäglichen Wochenmarkt verständigen sich elsässische Bauern und Händler, Schweizer und Badener Kunden alle ganz ungezwungen im je eigenen Dialekt. Das ist doch auch ein optimistisches Zeichen von Frieden.
n o s r e P r u Z
Hans-Peter Schifferle, 1954 in Döttingen im Aargau geboren und aufgewachsen, studierte nach der Matura an der Universität Zürich Germanistik, italienische Literatur und Volkskunde. Noch während seiner Dissertation zum Mundartwandel an der Landesgrenze zwischen Deutschland und der Schweiz wurde er Redakteur für das Schweizerdeutsche Wörterbuch. Von 2005 bis zu seiner Pensionierung 2019 war er dessen Chefredakteur. Neben seinen Lehrund Publikationstätigkeiten war Schifferle viele Jahre Mitglied der leitenden Kommission des Phonogrammarchivs der Universität Zürich.
Titelthema
Können Sie das konkretisieren?
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KREATIVE SPRACHMALEREI D
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Mundart ist trotz aller Unkenrufe noch immer sprachschöpferisch. REGIO-Autor Stefan Pflaum stellt eine sehr vitale Sprechform vor, die die Dinge kurz und knapp auf den Punkt bringt. Alemannische Dreizeiler sind mal besserwisserisch, mal schadenfroh, mal trostreich – in jedem Fall aber sehr lebendig.
Titelthema
Im alemannischen Sprachraum in Deutschland, in der Schweiz und im Elsass sind die historischen und gesellschaftspolitischen Bedingungen für die Mundart jeweils andere. Die Herausforderungen, denen sie sich stellen muss, will sie weiterleben, sind mehr oder weniger groß. Diese zu bewältigen, ist umso wichtiger, da es leider nicht mehr viele lebendige Mundarten gibt. Das Alemannische gehört dazu. Es gilt: Je mehr Freiraum man der Mundart gewährt, desto eher kann sie sich verändern, auch schwierigen Gegebenheiten anpassen, entwickeln und überleben. Über ein Beispiel lebendiger Mundart möchte ich berichten, über „alemannische Dreizeiler“ nämlich.
„Denne het s schön naabbegelt. Aber er heert jo nit. Hätt r gheert, wär s nit passiert.
„Erscht sagt r, i krieg s Geld. No sagt r, doch nitte. Wie willsch do plane?“
„Machsch es so, isches nix. Machsch es andersch, au nix. Ha, do losches doch grad!“
„Vergiss doch endlig demm sin Gschwätz! Trink lieber noch einer. Morn isch hit vorbei.“
„Aber sunsch goht s dr gut!? Als d Fenschter uffrisse! Un ich zahl no d Heizung!“
Als ich mich eine Zeit lang besonders intensiv mit mundartlichen Sprechformen beschäftigte, fielen mir feste, formelhafte Wendungen auf, die sich sehr oft als Dreizeiler entpuppten. Ich vermute, dass sie eine feste Größe innerhalb des Mündlichen darstellen. Die Dreizeiler sind etwa Kommentare, Anweisungen, Wutausbrüche oder Ratschläge.
„Mach jo kei Schlenz in d Hos! Du kriegsch kei neiji. Die muss no-n-ä Johr hebe.“ „D letscht Äärnt isch guet gsi. Die vun diesjohr wurd ä Katastroph. Will des de Herrgott?“
Aus der Rhetorik, das ist die Redekunst, kennen wir Formen der Steigerung, Übertreibung, Verhüllung des eigentlich Gemeinten, übertragene Bedeutungen, Satzund Gedankenfiguren. Durch Hinweiswörter, Ausrufe, Partikel
„Do könnscht grad uff de Sau furt! Un der spielt in de zweite Liga! Het der noch nie kei Balle gsähne!?“
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Der Mundart-Autor aus Schallstadt hat ein Mittel gegen den Corona-Blues. wertende Tendenzen aufweisen. Sie sind oft besserwisserisch, rechthaberisch, schadenfroh. Auch fällt der emotionale Sprechduktus auf, der die Erregtheit der Sprecher und Sprecherinnen unter anderem durch Lautstärke, Gestik, lautliche Hervorhebungen und Übertreibungen signalisiert. Es wird gedroht, geschimpft, aber auch gedankt, getröstet, insistiert oder geschmeichelt.
„Glaubsch, die goht em näwenuss!? S wär nitewunder. Bi demm sinere Art.“
„Loss di nit verhohnebibble! Kumm, i gang mit dr. Demm wäsch i de Kopf.“
„Sage Si des doch glii! No goht s schneller. Ich bin doch kei Hellseher!“
„Schdaggs nit äso rum. Russ mit de Wohret. Sunsch kannsch mi kennelehre!“
Die Verse wirken oft wie Texte aus Fertigbauteilen. Die Sprache ist, bei aller Emotionalität, stark stereotypisiert. Stilmittel des Mündlichen, der Alltagssprache und Ausdrucksmittel der Mundart sind vorherrschend.
„Warum heschere so wüescht gsait? S isch doch ä kleini Krott. Was kann die schun defür?“
Wir haben es mit Äußerungen zu tun, die in vielen Fällen stark moralisierend sind und somit stark
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„Gut hesch des gmacht. Bisch halt doch ä Kerli. Wittersch so!“
Und so habe ich für mich über hundert Beispiele aufgezeichnet. Also: die alemannische Mundart lebt. Und hoffentlich noch lange.
Au in de Mundart hörsch vieli Sätzli un Sprochwendunge, wo du glii verschtehsch, was gmeint isch, ohni groß drüber nooch z denke. Du weisch uss dinere Sprocherfahrung, dass des nit „wörtlich“ gmeint isch, was du do ghört hesch un weisch, dass sich in denne Wörter un Wendunge ä übertragener, verschobener, übertriebener, ironischer Sinn versteckelt. Ich zähl euch ä paar Beispieler uff un lad euch ii, drüber z Hirne. Des hilft viellicht au-n e weng de Corona-Blues vertriibe. „Kannsch die Musik nit noch verruckter uffdrehe?!“ (Wer so frogt, will natürlig, dass d Musik leiser gschtellt wird). „Ebbs Gscheiters fallt dir wohl nit ii?!“ (Mit „gscheit“ isch „bleed“, „dumm“, „frech“ usw. gmeint). „Sag bloß des nitte!“ (debii isches jo schun gsagt). „Du kannsch mi kennelehre!“ (Drohung) Über d folgende Wendunge mien r selber noochdenke: „Hee! Goht s noch?!“ „Pass uff, i zeig dir s!“ „Verdammi, des git s doch nit!“ „Du bisch viellicht ä Schlauli!“
Titelthema
„Strähl di z erscht ämol. Siehsch jo uss wie de Nachtkrab. Vorher gehn mir nitte!“
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ANDERSCH GMEINT
Foto: © iStock/Plateresca
wie „doch“, „ja“, „denn“, „aber“, wird die Sprechabsicht und Sprecherhaltung verdeutlicht, etwa Zurechtweisungen, Spott, Ungeduld. Wir finden viele unvollständige Sätze und Umstellungen der Satzglieder, viele kurze Hauptsatzformen.
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Foto: Till Neumann
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ischen „Keine Katalan e“ Zustände, bitt
Titelthema
Oben in den Hochvogesen spreche ich Elsässisch mit Oma Caroline. In der Rheinebene höre ich im Autoradio die Nachrichten auf Französisch. Immer wieder schalte ich zum SWR, wo Hochdeutsch, manchmal mit badischem Einklang, gesprochen wird. Oft fahre ich weiter nach Hinterzarten zu meinem Freund Georg Thoma, dort spreche ich weiter Elsässisch. Es kann aber auch sein, dass ich bei Colmar in Richtung Basel abbiege, dann schalte ich auf Radio DRS, um mich einzustimmen. Hansjörg Schneider wartet auf mich in einer Beiz. Er will den nächsten Krimi über die Liebesgeschichte des letzten deutschen Kaisers schreiben. Wilhelm II. hatte einen Zweitwohnsitz im Elsass, die Hohkönigsburg … und eine elsässische Geliebte, Emilie aus Sélestat. Mit Hansjörg spreche ich Elsässisch, aber aus drei wird dann thru, um anzugeben.
Foto: © privat
„Lust auf Regio ist für mich als Erstes Lust auf Sprache“, sagt der elsässische Autor, Filmemacher und ehemalige Pfarrer Martin Graff. Er lädt zu einem Rundgang durchs Dreiländereck ein, frei nach dem Motto der Literatur-Nobelpreisträgerin Herta Müller: „In jeder Sprache sitzen andere Augen“ – „und andere Ohren“ – fügt der Spezialist für grenzenlosen Gedankenschmuggel hinzu.
Martin Graff überwindet gerne Kopf-, Sprach- und Landesgrenzen. In Gesprächen beleuchtet er Facetten der Kulturlandschaft am Oberrhein.
Auf dem Rückweg besuche ich Heidi Knoblich in Zell im Wiesental. Auch mit ihr spreche ich Elsässisch, einfach so wie zu Hause. Ich möchte gerne mehr erfahren über Mozarts Frau, Constanze Weber, die in Zell auf die Welt kam. Heidi hat über Constanze ein Buch geschrieben. Aber sie hat heute keine Zeit für mich.
Also zurück ins Elsass, Richtung Col de la Schlucht, wo ich wohne. In Colmar nutze ich die Gelegenheit, Oberbürgermeister Eric Straumann aufzusuchen. Ich habe gehört, dass er jedem impfbereiten Elsässer eine Flasche Riesling stiftet. Fake News. Schade. Aber ich habe noch eine Frage an ihn. Am 1. Januar wurde aus den Départements
Lust auf REGIO | 02.2021 Foto: © iStock / phbcz
Dies geschah ohne Volksbefragung. Das Elsass war einfach verschwunden. Die Elsässer rebellierten. Macron gab nach, keine katalanischen Zustände bitte. Die Elsässer dürfen jetzt allein entscheiden, ob sie die Bahnstrecke ColmarFreiburg ausbauen oder nicht, ob sie bei Fessenheim mit den deutschen Nachbarn eine grenzüberschreitende Industriezone schaffen. Sie dürfen sogar – oh Wunder – die Deutsche Sprache im Elsass aktivieren. Ministerin Brigitte Klinkert prophezeit: „In zehn Jahren sind alle Elsässer zweisprachig.“ „Qu’en penses-tu Eric?“ Mit ihm spreche ich Französisch, obwohl er auch Elsässisch und Hochdeutsch parliert. „Botzgogo! Du stellst aber Fragen, Martin“, antwortet monsieur le maire. Botzgogo ist ein elsässisches Zauberwort für eine unmögliche Frage. Der Präsident der wiedergeborenen Region Elsass, Frédéric Bierry, spricht leider weder Elsässisch noch Hochdeutsch. Botzgogo!
Ich kann mich noch genau an den Tag erinnern, an dem ich das erste Mal elsässischen Dialekt gehört habe: Vor 21 Jahren, bei meiner ersten Begegnung mit meinen heutigen Schwiegereltern. Nie im Leben hätte ich gedacht, jemals auch nur ein Wort davon zu verstehen! Zu meiner Verteidigung muss man wohl von erschwerenden Umständen sprechen. In meiner früheren Heimat ähnelt der Dialekt eher der niederländischen Sprache, und zudem sind Dialekt sprechende Mittelelsässer im Grunde immer dreisprachig: sie vermischen Französisch, Deutsch und Elsässisch völlig unwillkürlich in einem Satz! Heute macht mir diese Hirngymnastik wenig aus, ich verstehe alles, und unsere Sätze im Familienkreis sind selten einsprachig. Es gibt einfach zu viele Wörter, die nur in der einen oder anderen Sprache 100%ig die richtigen sind. Das ist unter „echten“ Elsässern kein Problem, man lässt einfach ein Wort in der passenden Sprache fallen und redet dann „un witterscht“ unverblümt in der anderen weiter.
Besonders schön wird es, wenn man ein paar nette Dialektfetzen schriftlich austauscht. Denn während ich für elsässische Dialektbegriffe eher die deutsche Sprache zu Rate ziehe, versuchen meine französischen Gegenüber oft das, was sie hören, so aufzuschreiben, dass ein „echter“ Franzose das auch auf elsässisch aussprechen könnte. Konfliktpotenzial liegt zudem in einer Sprachgrenze, die nur Elsässer wirklich inbrünstig verteidigen können. Nicht einmal zehn Kilometer von uns gen Norden, geht die „Bekserei“ los. Bekser sind die niederrheinischen Elsässer (Bas-Rhin). Sie lassen Begriffe gerne auf „e“ enden, wo der Oberrheiner eher ein „a“ bevorzugt: Bredele und Bredala, Mannele und Mannala … da frag’ ich mich, von wem stammt wohl die Idee mit der CEA? Denn seit 1. Januar wohnen wir ja nun statt im Haut-Rhin oder BasRhin in der Collectivité Européenne d’Alsace (Europäische Gebietskörperschaft Elsass, CEA). In deren Kompetenzbereich fällt auch die Förderung der Zweisprachigkeit. Mer wara sah, was da kummt.
Titelthema
„In zehn Jahren sind alle Elsässer zweisprachig“
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Jill Köppe-Ritzenthaler lebt in Neuf-Brisach. Fürs REGIO Magazin schaut sie sich regelmäßig im Dreiländereck um. Diesmal berichtet sie über sprachliche Hirngymnastik in ihrem Alltag.
Foto: © privat
Haut-Rhin und Bas-Rhin die „collectivité européenne d’Alsace“. Etwas holprig zu Deutsch: Europäische Gebietskörperschaft. Beide Départements gehören aber seit fünf Jahren gleichzeitig zur Region Grand Est, von Belgien zur Schweiz, vom Rhein nach Paris.
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FASTNACHT OHNE NARREN
Die Tränen zum Fastnachtsausklang am Aschermittwoch sind vorzeitig vergossen, seit bekannt ist, dass Corona die nächste fünfte Jahreszeit ins Wasser fallen lässt. Doch ganz auf närrisches Brauchtum muss der Narr nicht verzichten. Auf Spurensuche – real, medial, virtuell und digital. Text: Wolfram Köhler & Tanja Senn
Fastnachts- oder Narrenbrunnen sind mehr als museale, dekorative Denkmäler in den Hochburgen der Fastnacht. Diese Wohlfühloasen mit kommunikativer Funktion halten den Ausnahmezustand närrischen Treibens über die tollen Tage hinaus wach. Das Wasser schießt in Fontänen nach oben, plätschert und modelliert Wellenkreise auf den Wasserspiegel. Doch ein Brunnen lebt nicht vom Wasser allein, wenn es denn fließt. Närrische Figuren aus Stein, Metall
oder Holz geben sich ein Sit-in zwischen den Wasserspielen: Hexen, Hansele, Gretele, groteske Tiergestalten und Geister – bewehrt mit Schellen, Peitsche, Schweinsblase, mit Attributen also, um zu erschrecken. Die meisten Brunnen finden sich in der Region der schwäbischalemannischen Fastnacht: Freiburg, Kirchzarten, Oberried, Waldkirch, Elzach. Solche Brauchtumsbrunnen sind Schauplätze für fastnächtlichen Mummenschanz und Rituale: Narrengericht wird abgehalten, die närrischen Tage durch Ersäufen heulend beendet, leere Geldbeutel symbolisch gewaschen (in Freiburg in den Bächle) oder eine Brunnenputzete veranstaltet.
Emotionen digital vermitteln Daneben können Narrenmuseen die Einschränkungen mildern: Nach dem Lockdown begrüßen etwa die Zunftstube Freiburg, die Oberrheinische Narrenschau Kenzingen oder die Schlossnarrenstuben Bonndorf wieder Besucher. Und wenn weiterhin alles dicht ist? Dann lassen virtuelle Fastnachtsmuseen die närrische Zeit im Netz aufleben. Ganz vorne mit dabei ist Bad Dürrheim. Seit drei Jahren läuft hier ein Projekt, das das immaterielle Kulturgut digital erlebbar machen
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Seetauglich ist das Bräunlinger Narrenschiff (l.) nicht, stattdessen läuft Wasser heraus und erinnert das ganze Jahr über ans lebendige Brauchtum, ebenso wie die Narrenbrunnen in Kirchzarten (l.u.) und der Ortenau (u.).
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soll. Das Bundesprojekt umfasst neben Giganten wie dem Deutschen Museum in München oder den Staatlichen Museen zu Berlin auch die beiden großen Ausstellungsstätten der schwäbisch-alemannischen Fastnacht: den Narrenschopf in Bad Dürrheim und das Fasnachtsmuseum Schloss Langenstein. „Normalerweise sieht man im Museum nur die statischen Figuren und hat daneben einen Text, den kaum jemand liest“, erklärt Roland Wehrle, Teilprojektleiter und Präsident der Vereinigung Schwäbisch-Alemannischer Narrenzünfte. „Die Emotionen der Fastnacht, die Lebendigkeit, das große Gemeinschaftsgefühl, die ortsüblichen Rituale und Bräuche – das bekommt man so nicht vermittelt.“
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Zusammen mit den Mitarbeitern des Narrenschopfs und Experten der Hochschule Furtwangen hat er das geändert: Mit VR-Brillen können die Besucher nun etwa in die Bach-na-Fahrt in Schramberg eintauchen. Im virtuellen Museum kann man von zu Hause aus in Bilder reinzoomen, sich Texte vorlesen lassen, Videos anschauen, eigene Bilder hochladen, über Themen diskutieren und sogar Teil einer virtuellen Fastnachtsband werden. „Es ist ein ganz anderes Erlebnis“, schwärmt Wehrle, „das ist fantastisch.“ Das bisher mit einer Million Euro ausgestattete Projekt wurde nun bis Ende 2021 verlängert und mit weiteren 500.000 Euro aufgestockt. Durch die Corona-Maßnahmen bekommen die digitalen Vermittlungsmöglichkeiten schließlich ganz neuen Zulauf. „Die virtuelle
Fastnachtsband lief anfangs etwas sehr zäh“, berichtet der Fastnachtspräsident, „die Musiker wollten lieber gemeinsam spielen als digital. Durch den Lockdown nimmt es jetzt aber Fahrt auf.“ Was die Umsetzung solcher Maßnahmen angeht, sieht er die kleinen Museen sogar im Vorteil: Während die großen Häuser alles mit ihren Kuratoren und Gremien abstimmen müssen, gebe es im Narrenschopf kurze Wege. „Wir konnten nachweisen, dass die kleinen Museen mit gemeinnützigen Trägern einiges bewegen können, wenn sie entsprechend gefördert werden.“
Info
www.virtuelles-fastnachtsmuseum.de
Land & Leute
Fotos: © Wolfram Köhler
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FEINES FUTTER
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Die Zeit der Plätzchen ist vorbei? Nicht unbedingt. Für diese hübschen Vogelfutter- Plätzchen kann man die Formen noch einmal hervorholen. Da freuen sich Amsel, Drossel, Fink und Star.
Fotos & Umsetzung: Tatjana Kipf
Benötigte Materialien Kokosfett
Basteln & Werken
Backpapier Vogelfutter (kann man auch selbst aus Sonnenblumenkernen und anderen groben Körnern mischen) Plätzchenformen Zahnstocher Paketschnur und eine Schere
1. Schmelzen
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r ü f n e h c z t ä Pl e z t ä m Piep Das Kokosfett in eine Schüssel geben und für etwa eine Minute in der Mikrowelle erwärmen.
2. Vorbereiten
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Förmchen aussuchen und auf dem Backpapier verteilen.
3. Mischen Das flüssige Fett aus der Mikrowelle holen, abkühlen lassen (bis es leicht dickflüssig ist) und die Vogelfuttermischung unterrühren. Achtung, nicht zu viel Vogelfutter verwenden, sonst wird die Masse am Ende bröselig.
4. Füllen Die flüssige Vogelfuttermasse in die Förmchen einfüllen und die Zahnstocher reinstecken. Danach komplett – am besten über Nacht – aushärten lassen, oder kurz in den Kühlschrank stellen.
Die Zahnstocher aus der Vogelfutter masse rausziehen und das fertige Futter aus den Förmchen lösen. Jetzt nur noch auffädeln und aufhängen.
Basteln & Werken
5. Auffädeln
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Das Wetter beeinflusst das Gedeihen im Garten nicht unwesentlich. Um den richtigen Zeitpunkt für Aussaat, Pflanzung und Ernte zu bestimmen, verlassen sich noch heute viele Menschen auf Bauernregeln. Doch wie wirkt sich der aktuelle Klimawandel auf die Verlässlichkeit der jahrhundertealten Wetterregeln aus? Text: Frank von Berger
Foto: © iStock/Digoarpi
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WETTERWEISHEITEN VORM KONKURS?
Nicht selten allerdings versprachen die Astrologen das Blaue vom Himmel – und dann regnete es in Strömen. Traditionelle Bauernregeln galten deshalb als die zuverlässigeren Wetterorakel. Sie spiegeln, zum besseren Memorieren in Reime gefasst, meteorologische Wahrscheinlichkeiten wider und beruhen auf zum Teil jahrhundertealten Erfahrungswerten. Meistens sind Bauernregeln sogenannte „Wenn-dann-Assoziationen“. Beispielsweise „Wenn’s der Hornung (Februar) gnädig macht, dann bringt der Lenz den Frost bei Nacht“.
Lust auf REGIO | 02.2021
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GESUNDES WILDGEMÜSE
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Die Heilpflanzen-Expertin über Taubnesseln
Typisch für traditionelle Bauernregeln ist die Verknüpfung vom Auftreten bestimmter Wetterphänomene mit festen Daten, meistens sind das kirchliche Feiertage oder auch Jahreszeiten. Bekannte Bauernregeln sind etwa „Agatha und Dorothee (5. und 6. Februar) sind reich an Schnee“. Fachleute nennen diese Art der Wetterprognose daher auch phänologische Wettervorhersage. Die Phänologie ist die Lehre von den Erscheinungen des jahreszeitlichen Ablaufs in der Pflanzenund Tierwelt. Auch sogenannte Lostage wie der Siebenschläfertag (17. Juni) dienten für Wetterprognosen. Lostage sind Stichtage, an denen aus Erfahrung entscheidende Wetterwechsel eintreten können oder sich Großwetterlagen ankündigen, die für längere Zeit wetterbestimmend sind. „Regnet’s am Siebenschläfertag, es noch sieben Wochen regnen mag“ ist eine der bekanntesten Bauernregeln, die sich an solchen Tagen festmachen.
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Sie gehören zur Familie der Lippenblütler und sind das ganze Jahr über zu finden. Der sehr zuckerreiche Nektar der Taubnesseln ist vor allem bei Hummeln beliebt, die sich in den Schlund hineinzwängen. Das erklärt auch die anderen Namen, wie z.B. „Bienensaug“ und „Zuckerblume“. Ein bisschen sieht die Taubnessel wie eine kleine Brennnessel aus, jedoch brennen ihre Blätter nicht. Die Blätter aller Taubnesseln geben ein recht leckeres Wildgemüse ab, man sollte jedoch mit Brennnessel und Spinat mischen. Die Blüten eignen sich zur Deko von Salaten. Häufig zu finden ist die rote Taubnessel, als besonders heilkräftig galt jedoch nur die weiße Taubnessel (Lamium album). Verwendung fand sie in der „natürlichen Hausapotheke“ bei Husten, Heiserkeit, Schlaflosigkeit und in der Frauenheilkunde. Zudem lindert sie leichte Verbrennungen und Sonnenbrand. Um ein „Taubnessel-Brandgel“ herzustellen, sammelt man die ganze Pflanze voll in Blüte, übergießt diese mit Wasser, lässt dann das Ganze einige Minuten kochen, abkühlen, und nach knapp zwei Stunden lässt sich eine gallertartige Masse abnehmen. Illustration: © Jana Schillinger
Haus & Garten
Seit jeher haben Menschen versucht, dem Phänomen Wetter auf die Spur zu kommen. Neben Naturbeobachtungen, die jeder selbst machen konnte, hatte die Astrologie einst großen Einfluss auf die Wetterprognosen. So mancher Gelehrte meinte, mit Fernrohr und Planetenkarte den Landwirten, Gärtnern und anderen vom Wetter abhängigen Berufsgruppen das Wettergeschehen voraussagen zu können.
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Foto: © tas
Pfl a Foto: © Frank von Berger
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Nicht nur für Landwirte, sondern auch für (Hobby-) Gärtner ein Anhaltspunkt: traditionelle Bauernregeln.
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Schlemmen & Sürpfeln
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BLACK BEAUTY AUF ROSA WOLKEN Von der Gestaltung bis zu den Rezepten: Das Kochbuch, das die Freiburger Künstlerin Bea von Malchus „erdacht, gemalt und gemacht“ hat, ist rundherum kreativ. Zeichnungen, Collagen und persönliche Geschichten ergänzen zauberhafte Speisen – schon beim Schmökern ein Genuss. Rezepte & Illustrationen: Bea von Malchus
Lust auf REGIO | 02.2021 Foto: © Britt Schilling
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Black Beauty Belugalinsen, Schuftnudeln, Oliven
Dieses Gericht habe ich auf einer Hütte erfunden, als unsere Vorräte zur Neige gingen. Belugalinsen sind winzig, pechschwarz und schmecken wundervoll. Kochen Sie für 2 Personen 1 Tasse Belugalinsen ohne Salz in der 3 fachen Menge kalten Wassers in 20 Minuten gar. In der Zwischenzeit können Sie die Schuftnudeln zubereiten. Für 2 Personen verquirlen Sie 100 g Dinkelvollkornmehl mit 1 Ei, 1 El Butter, Muskat, Salz und etwas Wasser zu einem zähen Teig. Den Teig in Portionen auf ein Holzbrett streichen und mit einem Messer in kleinen! Mengen vom Brett runter in kochendes Salzwasser schaben. Die Nudeln sind bald gar und tauchen an die Oberfläche, dann noch 1 Minute köcheln lassen und abschrecken. Die Linsen ebenfalls abschrecken und mit 1 El Dijon Senf, Salz und 3 El Taggiasca Oliven (in Öl eingelegt) in einem Topf erwärmen. Schwarzkümmel drüber streuen und mit den Schuftnudeln servieren.
Tipp
Wenn Sie mehr Linsen kochen, könnten Sie sich am nächsten Tag einen Linsensalat machen. Wenn Sie mehr Schuftnudeln machen, könnten Sie sie mit pinkem Sauerkraut in der Pfanne aufbraten.
Schlemmen & Sürpfeln
Linsen: Belugalinsen, Senf, Oliven, Ei, Dinkelvollkornmehl, Muskat, Butter
Lust auf REGIO | 02.2021
Borschtschtschtsch Rote Beete, saure Sahne, Meerrettich, Sauerkraut
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Diese Suppe hat Erde und Leichtigkeit, Schärfe und Süße. Nehmen Sie pro Person 1 kleine Knolle rote Beete und schneiden Sie sie in Würfelchen. Braten Sie Zwiebeln in Ghee an, fügen Sie die Beetewürfel hinzu, gießen Sie mit Gemüsebrühe auf, fügen Sie ein Lorbeerblatt hinzu und einen Löffel Karamellcreme. Wenn Sie die nicht haben, Honig, Datteln oder Agavendicksaft. Wenn die Beete gar ist, pürieren und passieren Sie die Suppe direkt in vorgewärmte Teller. Fügen Sie pro Person 1 EL des aufgefangenen Beete-Pürees hinzu. Topping: Auf jeden Teller kommt ein schöner Klacks saure Sahne, darauf ein wenig rohes, mit der Gabel gelockertes Sauerkraut und frisch gehobelten Meerrettich. Borschtsch: Rote Beete, Zwiebel, Lorbeer, Karamellcreme, Sauerkraut, saure Sahne, Meerrettich, Gemüsebrühe
Radieschensalat mit Radieschengrün-Pesto Ein frühlingsfrischer Salat für eine radieschenliebende Person. Sie bekommt 2 Bund Radieschen. Ganz für sich allein. Auf einer Platte serviert. Radieschen waschen, in Scheiben schneiden, auf einer Platte arrangieren, mit Fleur de Sel salzen und mit etwas Zitronensaft besprengen. Pesto: Sie pürieren ½ Bund Petersilie samt Stängeln und ½ Bund Radieschengrün mit 2 El Feta, der Schale von ¼ Zitrone, etwas Kardamom, einem 5 cm langen Strang Wasabi, ½ Handvoll Mandeln, ½ Tl Honig, etwas Olivenöl, wenig Salz. Das Pesto Jackson Pollock-mäßig über die Radieschen träufeln. Salat: Radieschen, Zitrone, Mandeln, Honig, Feta, Kardamom, Wasabi, Öl, Petersilie
Tipp
Radieschen bleiben knackig, wenn Sie das Grün entfernen und sie in einer Schüssel voll Wasser im Kühlschrank aufbewahren.
Sie bieten viele Variationen in Rot – von Pink bis Deep Purple. Gibt es da einen Naturfarbstoff?
Wenn Gerichte rosa leuchten, habe ich meist mit einem der drei folgenden Stoffe gearbeitet: rote Beete (rohe Frucht, gekochte Frucht oder Saft), Himbeeren (gefroren oder frisch) und selbst gemahlenem Hibiskuspulver aus getrockneten Hibiskusblüten (Apotheke).
Lust auf REGIO | 02.2021
Fischcurry mit Limettenreis LIMETTENREIS: 200 g Basmatireis 400 ml Gemüsefond Saft und -abrieb von 1 Limette 50 g Butter
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100 ml Merkles Sweet Chilisoße Salz, Zucker, Curry CURRYSOSSE: ½ Banane, ½ Mango 1 Apfel, 2 Zwiebeln 2 Knoblauchzehen 3 EL Curry Madras 50 ml Weißwein 400 ml Fischfond 250 ml Kokosmilch 100 ml Orangensaft Salz, Zucker, Pfeffer, Rapsöl
Butter schmelzen, Basmatireis zugeben und leicht mitschwitzen, mit Salz und Zucker abschmecken. Mit Weißwein ablöschen und die Sweet Chilisoße zugeben. Alles reduzieren und dann mit Gemüsefond auffüllen. Wenn der Reis gar ist, mit Curry bestäuben und den Abrieb sowie Saft der Limette zugeben. Für die Sauce Obst, Zwiebeln und Knoblauch schälen und würfeln. Im Topf mit Rapsöl anschwitzen, Curry drüberstäuben, salzen und zuckern. Mit Weißwein und Fischfond ablöschen und bis zur Hälfte einkochen. Kokosmilch und Orangensaft zugeben und nochmals einkochen, bis die gewünschte Konsistenz erreicht ist. Danach die Soße durch ein Sieb passieren. Dazu gebratene Fiscche servieren.
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Vier Jahreszeiten Vegetarisch. Saisonal. Abgefahren. Kochen. von Bea von Malchus Verlag: Eigenverlag 2020 99 Seiten, Broschur Preis: 28 Euro Zu beziehen: post@beavonmalchus.de
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Foto: © hemmicom
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Das Besondere an den Wolkengerichten ist, dass normale Kochbuchschreiber so etwas niemals als Kategorie wählen würden. Ich aber schon. Ich habe auch ein Rezept, das „Herbstlaub essen“ heißt. Ich denke an den Herbst und was er für mich ausmacht, und schon höre ich das Laub unter meinen Schuhen rascheln und schaue in einen Himmel voll treibender Herbstwolken. Dann fertige ich für meine Leser ein kleines Wald- und Wolkentagebuch von meinen Spaziergängen an und koche Dinge, die so weich sind und so fluffig wie die Wolken, die ich am Himmel sah. Ich bin keine Hausfrau, die weiß, wo es am Herd langgeht, sondern eine Künstlerin, die gerne kocht.
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Foto: © Merkle
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Foto: © Britt Schilling
Ein Kapitel widmen Sie dem Thema „Wolken essen“. Was ist das Besondere an diesen Wolken-Gerichten?
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Ich habe im letzten Herbst begonnen, mein Kochbuch zu schreiben. Ein Jahr später, wieder im Herbst, kam es dann heraus. Ich wollte wissen, was ich wirklich in den einzelnen Jahreszeiten kaufe und koche, worauf ich tatsächlich Lust hab, und habe das dann zu Rezepten verarbeitet. Das Buch mit dem Herbst zu starten spiegelt also meinen Arbeitsprozess wider.
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Warum Rezepte für Herbstlaub und fluffige Wolken sowie Rosa Focaccia in ihrem Kochbuch zu finden sind, hat Bea von Malchus REGIO-Autorin Erika Weisser erzählt.
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Kichern, kochen, genießen
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Dies war eine Leseprobe der Februar-Ausgabe 2021.
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