Lust auf Regio

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Männer in Frauenberuf e n

EINE SELTENE SPEZIES

PER VELO ON TOUR

Bequem radeln rund um den Naturpark Südschwarzwald

MAGISCHE GEWÄCHSE Zauberhafte Gartengäste –Hexenkräuter & Liebespflanzen

#04 | April 2024 | 5,30 € | 7,85 CHF Magazin fürs Dreiländereck
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VORGESTELLT

INHALT

Lust auf … 06 - 07

Impressionen

Blütenpracht 08 - 09

Erkunden & Erleben

Schön eben: Radtour um den Naturpark Südschwarzwald 10 - 13

Titelthema

Männer in Frauenberufen 14-19

Cooler Typ: Grundschullehrer Hans Georg Britz-Mauch 15

Teamplayer über den Wolken: Flugbegleiter Alexander Mies 16

Kreativer Kommunikator: Florist Christian Weiß 17

Top-Organisator: Medizinischer Fachangestellter Dominik Weis 18

Was zählt, ist Echtheit: Erzieher Lucas Rendler 19

Ortsporträt

Bahlingen: Wein, Genuss, Natur & Kultur am Kaiserstuhl 20 -24

Rundes Jubiläum: 95 Jahre Bahlinger Sport Club 25 -27

Kolumnen 13, 29, 31

Land & Leute

Schwesterprojekt: das „heartcafé“ in Burkheim 28 - 29

Haus & Garten

Lauter hexige Gewächse: magische Pflanzen 30 - 33

Nr 04
30
Anzeigen Inhaltsverzeichnis 20 Lust auf REGIO | 04.2024

Kunst & Kultur

Zwangsarbeit in Furtwangen: Ausstellung im Deutschen Uhrenmuseum 34

Bücherfrühling: Buchmessen in Freiburg und Hinterzarten 36 - 37

ins Grün e Raus

Kalender

Schlemmen & Sürpfeln

Nachhaltiger Genuss im Adelhaus Bio-Restaurant in Freiburg 38 - 41

Kulinarische Europareise mit Stechl & Gaymann 42 - 45

Merkles Küchenliebling: Vitello tonnato 45

Ausstellungen, Märkte & Konzerte:

Termine in der REGIO 46 - 53

Horche se mol!

Warum Vincent Denefeld für den Wiederaufbau der Bahnverbindung

Colmar-Freiburg kämpft 54

42 28
Inhaltsverzeichnis
38 Lust auf REGIO | 04.2024 05

Individuelle Lieblingsstü

LUST AUF …

Perfekter Durchschnitt

Die Griffe dieser Gartenschere sind mit Buchenholz belegt, einem harten und festen Holz, das angenehm in der Hand liegt – ein Vorteil vor allem bei kälterem Wetter.

Kleinere Äste mit einem Durchmesser bis zu 2,5 Zentimeter sind für die solide

Praktischer Hingucker

Retro Design, robuste Qualität und praktische

Details: Diese Zink-Gießkanne in klassischem Grün ist ein hübscher Hingucker und ein langlebiger Begleiter durch viele Gartenjahre. Ganz klassisch rund ist der Korpus geformt, der Brauseaufsatz aus Messing ist abnehmbar. Das Wasserbehältnis ist überraschend leicht und gut ausbalanciert.

Gesehen bei Dehner Garten-Center Munzinger Str. 5b, Freiburg

Preis: 29,99 Euro

Foto: © dehner.de

gearbeitete Schere kein Problem. Das nützliche Gartentool wird in einer praktischen Holzkiste geliefert.

Gesehen bei Manufactum Schusterstr. 1, Freiburg oder im Onlineshop manufactum.de

Preis: 99,90 Euro

Foto: © manufactum.de

c ek Lust auf REGIO | 04.2024 06 Lust auf …

Tiny House für Gartengäste

Rotkehlchen, Grauschnäpper, Hausrotschwänze oder Zaunkönige finden in diesem handgewebten Vogelnest einen guten Platz zum Brüten. Die Fair-Trade-Nisthilfe kommt aus Bangladesch. Jeder Kauf unterstützt Menschen vor Ort.

Gefertigt wird das Nest aus naturbelassenem Hogla-Gras.

Die bunten Akzente setzen recycelte Stoffstreifen aus Saris. Da stets wechselnde Stoffreste verarbeitet werden, ist jedes Nest ein Unikat.

Gesehen bei Manufactum Schusterstr. 1, Freiburg oder im Onlineshop manufactum.de

Preis: 27,90 Euro

Foto: © manufactum.de

Gartenfreuden

Insektenhotel

Wildbienen aber auch Schlupfwespen finden gerade bei dichter Besiedelung immer weniger Nistgelegenheiten. Da bietet ihnen das Bienenhotel Bee’s Inn einen guten Unterschlupf.

Das schlichte Holzhäuschen ist aus unbehandelter heimischer Linde gefertigt und hat ein verzinktes Stahldach – damit es länger als nur eine Saison hält.

Gesehen bei Manufactum Schusterstr. 1, Freiburg oder im Onlineshop manufactum.de

Preis: 47,90 Euro

Foto: © manufactum.de

Bombige Bienenfreude

Die Mischung mit 38 unterschiedlichen Saatgutarten muss nicht eingepflanzt werden, sondern wird einfach per Wurf an der gewünschten Stelle ausgebracht.

Im Frühsommer freuen sich dann Bienen und Hummeln über Färberkamille, Hornschottenklee, Luzerne, Reseda, Thymian, Ysop und ande re bunt blühende Köstlichkeiten.

Gesehen bei Sauter Gartencenter Vörstetter Str. 44, Gundelfingen

Preis: 7,99 Euro

Foto: © sauter.de

Lust auf REGIO | 04.2024 07 Lust auf …

ABGEFAHREN

U n terwegsauf dem Südschwarz w a l dgewdaR

„Schön eben“ – mit diesem verlockenden Hashtag macht der Internetauftritt des Südschwarzwald­Radwegs auf die Besonderheit der 240 Kilometer langen Rundtour aufmerksam: Die gesamte Strecke bietet ein fast steigungsfreies Fahrvergnügen. Auch das begleitende Wegzeichen, ein stilisierter Radfahrer mit nach vorne gestreckten Beinen auf schwungvoller Abfahrt, symbolisiert Spaß und Leichtigkeit.

Text & Fotos: Nicole Kemper

Lust auf REGIO | 04.2024 10 Erkunden & Erleben

Der Radweg begleitet die malerische Wutach (l.) sanft hinab ins Tal und folgt dann dem Rhein stromabwärts; dabei geht’s auch durchs mittelalterliche Städtchen Laufenburg.

Die Finger liegen zum Zugriff bereit auf den Bremshebeln, der Fahrtwind wirbelt durch die Haare, die Stundenkilometeranzeige des Tachos erreicht die 50. Das Ende der ersten Tagesetappe in Stühlingen nähert sich schneller als gedacht – hinter Bonndorf beginnt eine kilometerlange rasante Abfahrt, die von der Baar-Hochebene ins Tal der Wutach führt. Diese ist jedoch das einzige Extrem der gesamten Tour, die übrige Strecke wird dem „Schön-eben“-Slogan gerecht. Der Tourenradweg führt entlang der Flüsse Gutach und Wutach und schließlich links- und rechtsrheinisch stets stromabwärts. In einem großen Bogen geht es auf diese Weise rund um den Naturpark Südschwarzwald; von Hinterzarten über Titisee, Bonndorf, Stühlingen, WaldshutTiengen, Bad Säckingen nach Basel und durch das Markgräflerland bis nach Freiburg. Die Lücke zwischen Freiburg und Hinterzarten kann, getreu der Devise des steigungsfreien Radelns, mit einer Fahrt in der Höllentalbahn überbrückt werden.

Wer die Mehrtagestour nicht einfach nur abfahren will, sondern mit Sightseeing und Erkundungen verbinden will, sollte großzügige Extrazeiten einplanen: Zwar ist die Strecke auch ohne „E“ einfach und schnell zu bewältigen, doch zahlreiche Natur- und Kultursehenswürdigkeiten folgen dicht auf dicht und laden immer wieder zu Abstechern und Besichtigungen ein.

Stille, Grün und Einsamkeit

Der offizielle Startpunkt der Tour ist der Bahnhof in Hinterzarten, 885 Meter über dem Meer gelegen. Schon dort lauert nach wenigen Metern die erste von vielen Verführungen zum Absteigen und Entdecken: Das direkt an das Bahnhofsgelände anschließende Hochmoorgebiet ist der größte Moorkomplex im Schwarzwald und gilt als eines der besterhaltenen und schönsten seiner Art in Mitteleuropa. Ein Wanderlehrpfad

das Naturschutzgebiet. Wieder im Sattel geht es durch Wald und Wiesen nach Titisee, wo die Seepromenade zur Slalomfahrt durchs Touristengetümmel nötigt. Doch bald ist der kleine Kulturschock überwunden, auf den nächsten hundert Kilometern dominieren wechselnde Natureindrücke. Zwischen Hinterzarten und Waldshut zeigt sich der Schwarzwald in seiner ganzen Vielfalt und Schönheit: Der Radweg führt durch offene Weideflächen mit prächtigen Schwarzwaldhöfen, über lupinengesäumte Feldwege, durch dichte Wälder und an wildromantischen Schluchten vorbei. Zwischen Neustadt und Bonndorf geht er eine Liaison mit dem idyllischen „Bähnleradweg“ ein, der stillgelegten Trasse einer historischen Eisenbahnlinie. Für Wanderlustige bietet sich ein Abstieg in „Deutschlands Grand Canyon“ an: Parallel zum Radweg hat sich die Wutach tief in die Kalksteinfelsen eingeschliffen und einen einzigartigen Lebensraum für eine Vielzahl an Pflanzen und Tieren

Lust auf REGIO | 04.2024 11 Erkunden & Erleben »

Männerin klassischenFraue

TYPISCH ICH

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Bei ihrer Berufswahl haben sie sich an ihren Stärken, Vorlieben und Interessen orientiert – und sind in einer Frauendomäne gelandet. Ein Grundschullehrer, ein Flugbegleiter, ein Florist, ein Medizinischer Fachangestellter und ein Erzieher aus der REGIO erzählen von ihren Erfahrungen in einem „typischen Frauenberuf“, von Vorurteilen, Vorteilen und beglückenden Erfahrungen.

© iStock.com/BraunS
Foto:
Titelthema

„Man hat einen Bonus“

Zwölf Lehrkräfte unterrichten an der Grundschule in FreiburgLehen. Nur einer ist männlich:

Hans Georg Britz-Mauch. Der 57-Jährige glaubt zwar nicht, dass Männer und Frauen anders unterrichten. Er sieht in seiner Rolle aber einen kleinen Vorteil.

Zum Lehrerjob kam Hans Georg Britz-Mauch durch Zufall: „Ich wollte das ursprünglich gar nicht machen“, erinnert sich der Freiburger. Ihm schwebte Maschinenbau vor. Doch während des Zivildienstes im Epilepsiezentrum Kork arbeitete er in der Sonderschule mit. „Das fand ich total spannend“, berichtet Britz-Mauch. Die Kinder seien brutal ehrlich gewesen: „Wenn es denen gutgeht, fallen sie dir um den Hals, und wenn nicht, dann kriegst du halt eine ab.“

Mutmaßlich fielen sie ihm überwiegend um den Hals, denn er studierte kurzerhand Lehramt an der Pädagogischen Hochschule in Freiburg. Seit 1994 arbeitet er als Lehrer, zuerst an einer Grund- und Hauptschule in Offenburg, seit 2001 in Freiburg. Zehn Jahre blieb er an der Karoline-Kaspar-Schule im Stadtteil Vauban, seit zwölf Jahren ist die Grundschule in Lehen sein Arbeitsplatz.

„Ich gehe jeden Tag gerne in die Schule“, erzählt der Mann im schwarzen Kapuzenpullover. „Ich finde es mit den Kindern einfach toll: mit ihnen zusammen etwas zu

behandeln, ihnen was beizubringen und zu sehen, was sie für Fortschritte machen.“

Wie an vielen Grundschulen sind Männer im Kollegium Mangelware. Britz-Mauch ist in Lehen der einzige und sieht sich im Vorteil: „Man hat schon so einen Bonus.“ Die Kinder fänden es cool, wenn da auch mal ein Mann ist. Vor allem am Anfang habe man es leichter: „Du musst als Mann schon viel falsch machen, um nicht gemocht zu werden.“

Dass Männer anders unterrichten als Frauen, glaubt er nur bedingt: „Ich würde jetzt nicht sagen, dass es riesige Unterschiede gibt.“

Dass er der Schule hilft, das sieht auch seine Kollegin Anja SteigerMerkel so: „Häufig würde ich sagen, betrachtet er die Dinge rational, eher kritisch und weniger emotional.“ Das tue einem rein weiblichen Kollegium gut. Der Mann mache sich zudem bei Meetings bezahlt: „Mit seiner ehrlichen, direkten Art schafft er es oft, dass Konferenzen bei uns etwas kürzer dauern“, sagt SteigerMerkel. „Er erinnert uns manchmal daran, beim Thema zu bleiben und nicht abzuschweifen.“ Sie schätzt ihn als entspannten, humorvollen Kollegen, der einen Blick für die Schüler habe. Und betont: „Aber eigentlich sind das seine Wesenszüge als Mensch, Lehrer und Kollege und nicht nur als Mann.“

Eine klassische Rolle füllt BritzMauch auch durch sein digitales Know-how aus: Er ist Medien-

beauftragter der Schule und für technische Angelegenheiten zuständig. Am wichtigsten ist ihm aber, allen Kindern gerecht zu werden. Bei so vielen unterschiedlichen Grundlagen sei das eine echte Herausforderung.

Sein größter Wunsch für die nächsten Jahre? „Mehr Räume, damit die Schüler und Schülerinnen sich in den Betreuungszeiten auch mal zurückziehen können.“ Als Erstes an die Kinder zu denken, das spricht Bände für einen Pädagogen.

Till Neumann

Der einzige Mann im Kollegium: Hans Georg Britz-Mauch

HANS GEORG BRITZ-MAUCH Grundschullehrer Foto: © iStock.com/hatman12 Foto: © tln
Lust auf REGIO | 04.2024 15 Titelthema

ALEXANDER MIES

Flugbegleiter

„Alle sind weltoffen und kommunikativ“

Alexander Mies betreut seit 2011 Gäste auf ihren Reisen rund um den Globus – sowohl auf Kurz-, als auch auf Langstreckenflügen. Als Kabinenchef trägt Mies nicht nur Verantwortung für die Gäste, sondern auch für seine Kolleginnen und Kollegen, die ihn unterstützen. „Als Team sorgen wir gemeinsam über den Wolken für das Wohl der Passagiere und vor allem für ihre Sicherheit“, so der 39-Jährige.

Rund sechs Wochen dauert die Grundausbildung für Flugbegleiter am Boden. Fachwissen aus den Bereichen Service, Küche und Speisekunde steht da auf dem Stundenplan ebenso wie sicherheitsrelevante Themen, psychologisches Grundwissen und medizinische Schulungen. Auch technisches Wissen über die Funktionsweise eines Flugzeugs wird vermittelt, und es gibt eine Einführung in die unterschiedlichen Flugzeugtypen der entsprechenden Airline, bei der man arbeitet.

Erst im Anschluss an die Grundausbildung am Boden geht es im wahrsten Sinne des Wortes in die Luft. Und das in den ersten Wochen in Begleitung eines zugewiesenen Ausbilders oder einer Ausbilderin. Während dieser Zeit werden nur Ziele innerhalb Europas angeflogen. Athen, London, Barcelona, Kopenhagen etwa

gehören dazu, und das sind – so verrät Mies – bis heute seine Lieblingsziele für Kurzstreckenflüge. Die Sicherheit an Bord spielt sowohl in der Grundausbildung als auch später im Beruf des Flugbegleiters eine wichtige Rolle. Schließlich sollen alle Fluggäste jederzeit sicher in den Urlaub oder zu Geschäftsterminen fliegen können. „Am Ende sollen sich alle wohlfühlen, die Crew und die Passagiere“, erklärt der 39-Jährige.

Und das, so bekräftigt Mies, sei bei ihm in seinem Beruf tatsächlich der Fall. Als er sich auf Betreiben von Freunden beworben habe,

Alexander Mies erreicht Traumziele weltweit – und ist in seinem Traumberuf unterwegs.

habe er nicht gewusst, „dass es so toll sein wird. Der Umgang miteinander weltweit ist außergewöhnlich gut, alle sind sehr weltoffen und kommunikativ.“ Als Exot in einem frauendominierten Beruf sieht er sich nicht. Ein gutes Viertel der Kollegen sei männlich. „Wir haben einen absolut gleichberechtigten Umgang miteinander“, erzählt der studierte Tourismus- und Eventmanager. Auch in seiner Funktion als Ausbilder von Flugpersonal – eine Zusatzqualifikation, die er berufsbegleitend erworben hat – sei dies spürbar. Viele seiner Kolleginnen und Kollegen hätten zuvor einen anderen Beruf erlernt, wobei das Spektrum weit gefächert sei: von Ärzten über Anwälte, Lehrer und Psychologen bis hin zu einer männlichen Hebamme. Gleichberechtigung sei selbstverständlich, da alle eines verbindet: „Wenn wir ins Flugzeug steigen, haben wir immer Sonne!“

Fotos: privat Titelthema
„Es ist ein vielfältiger Beruf“

Klein, aber fein ist die Florale Werkstatt von Christian Weiß in der Gerberau in Freiburg. Vor der Türe warten momentan Osterglöckchen und rosa Osterhasen auf neue Besitzer, im Inneren des Blumengeschäfts duftet es verführerisch nach Rosen, Tulpen und Schleierkraut setzen frühlingsfarbene Akzente.

„Mein Traum war es immer, einen eigenen Laden zu eröffnen“, sagt Weiß, der seit drei Jahren seine Werkstatt etwas außerhalb der hektischen Innenstadt betreibt. Davor hatte er zehn Jahre lang einen Shop-in-the-Shop in der Nähe des Rathausplatzes.

Die Leidenschaft für das Blumenbinden entdeckte Weiß schon in seiner Kindheit, genau wie die Liebe zum Kochen. „Ich wollte eine Ausbildung als Koch machen, aber mein Cousin hat mir klargemacht, dass ich dann auf den Kundenkontakt verzichten muss“, erzählt er über seine Anfänge. Nach einem Praktikum im Blumenladen entschied er sich für eine Ausbildung zum Floristen. „Das war am Anfang nicht ganz einfach“, erinnert sich Weiß zurück, „immerhin

wurde der Beruf Ende der 90erJahre vorwiegend von Frauen ausgeübt.“ Auch heutzutage dominieren laut statistischem Bundesamt mit einem Anteil von 90 Prozent unter den selbstständigen Floristen die Frauen den Beruf.

„Wir sind immer noch eine Ausnahme, aber im Gegensatz zu früher begegnen uns die Menschen mit Respekt“, sagt er. So bekommen er und sein Angestellter Lukas Schmidt häufig Komplimente und punkten in der sonst so typischen Frauendomäne mit ihrer Kommunikation. Anders sei es, wenn eine Mitarbeiterin im Laden arbeitet. „Frauen kritisieren häufiger Frauen beim Binden der Blumensträuße“, sagt Schmidt.

Zum Portfolio des Blumenladens gehören neben Standardsträußen auch Hochzeits-, Trauer- und Eventfloristik. „Älteres Publikum haben wir weniger, da wir uns stilistisch nicht an den Standard halten“, sagt Weiß. Statt eng gebundener Blumen setzt der Florist auf lockere Sträuße, wie direkt von der Wiese gepflückt.

Die Blumen bezieht Weiß von verschiedenen Händlern, meist immer nur für den aktuellen Tag. Dabei setzt er auf frische Blumen,

ausgefallene Blüten und auf Qualität. Ist das Tagesprogramm aus, gibt es erst wieder am nächsten Tag frische Ware.

„Es ist einfach ein sehr vielfältiger Beruf, bei dem man seiner Kreativität freien Lauf lassen kann“, fasst Weiß seine Arbeit zusammen. Langweilig wird es ihm nicht, denn mit jeder Jahreszeit gibt es neue Trends. Zudem fällt ihm seit einiger Zeit auf, dass sich die Floristik geändert hat. „Früher waren Blumen meist als Mitbringsel gedacht.“ Heutzutage sind die Sträuße moderner, cooler und man dekoriert auch gerne mal die Räumlichkeiten damit.

CHRISTIAN WEISSFlorist

© jp Lust auf REGIO | 04.2024 17 Titelthema
Christian Weiß (l.) und Lukas Schmidt (r.) scheuen sich vor keiner Herausforderung. Foto:
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WEIN TRIFFT KUNST UND HANDWERK

„Willkommen im Weinort Bahlingen am Kaiserstuhl“ steht gleich zur Begrüßung auf einem Fassdeckel an der Ortseinfahrt der Kaiserstuhlgemeinde. Wer der Gemeinde und ihrem Umfeld einen Besuch abstattet, spürt sofort in jedem Winkel einen Hauch von Nostalgie und Traditionsbewusstsein, aber auch Aufgeschlossenheit für Kunst und Verbundenheit mit der Natur.

Text: Reinhold Wagner

Ortsporträt: Bahlingen am K a i s lhutsre

© rw Lust auf REGIO | 04.2024 20 Ortsporträt Bahlingen
Foto:

Sonnenverwöhnte Gemeinde am Kaiserstuhl: Genuss wird in Bahlingen großgeschrieben.

Foto:

Über dem Fassdeckel am Ortseingang ist der Vermerk zu lesen „seit 762“, was dem an der nordöstlichen Schulter des Kaiserstuhls gelegenen Winzerort ein stolzes Alter von mehr als 1260 Jahren bescheinigt. Dagegen erscheint das historische, aus einem alten Gasthof hervorgegangene Rathaus aus dem Jahr 1550 beinahe jung. Erst recht der darin streng bewachte Hüter des Weins, der Hoselips, dessen Alter auf etwa 250 Jahre geschätzt wird.

Dieser legendäre Fasswächter soll über Wohl oder Leid seiner Gemeinde verfügen und ist Bahlingens Antwort auf den römischgriechischen Weingott Bacchus. Einer Legende nach darf der Hoselips nie wieder seine Vitrine im Rathaus oder gar den Ort verlassen. Denn andernfalls würde es mit der Weinernte in der Kaiserstuhlgemeinde ganz rasch bergab gehen. So sei es seinerzeit geschehen, als die Symbolfigur einmal im Zuge eines Handels an einen Weinkäufer gegangen sei. Bahlingen am Kaiserstuhl so ganz ohne Wein, das wäre undenkbar. Und daher hütet das Haus des Bürgermeisters die umgehend zurückerworbene Holzfigur wie einen

Schatz – und feiert in den ungeraden Jahren ihm zu Ehren das Hoselips-Fest.

In den geraden Jahren hingegen – und so wieder in diesem Jahr –dreht sich im Ort alles um die Themen Kulinarik und Natur. Natürlich darf auch der Wein nicht fehlen, wenn heuer am Sonntag, 21. April bereits zum

Foto: © rw

© iStock.com/Malerapaso Lust auf REGIO | 04.2024 21 Anzeige Ortsporträt Bahlingen

VeranstaltungsTipps

GENIESSERWANDERUNG

am Sonntag, den 21. April. Anmeldung unter Tel.: 07663/933-112 oder per Mail an sommer@bahlingen.de

Die Teilnehmerzahl ist begrenzt. Die Wanderung findet bei jedem Wetter statt. www.bahlingen.de

FOTO-AUSSTELLUNG

„FRIEDENSPFAD AM KAISERSTUHL“

vom 12. Mai bis 9. Juni. Die Ausstellung im Alten Spritzenhaus zeigt in großformatigen Fotografien die fünf Bronzeskulpturen am Kaiserstuhl, die Hubert Lang aus Riegel in wechselnden Orten, zuletzt in Bahlingen unterhalb der Amolterner Heide, zu einem Friedenspfad aufstellen konnte. Kunst im alten Spritzenhaus, Kapellenstr. 16, 79353 Bahlingen www.kunst.natur.kaiserstuhl.de

stattfindet: Wanderlustige lernen die aktuellen Weine der lokalen Winzer als Begleiter eines siebengängigen Menüs kennen, das über sieben Stationen verteilt an einem sieben Kilometer langen Rundweg angeboten wird. Geruhsam durch die Bahlinger Rebflur spazieren, an einem Aussichtspunkt mit anderen Menschen zusammenkommen, dort ein besonderes Essen und die dazu passenden regionalen Weine genießen – da werden alle Sinne angesprochen.

So heißt es – nach vorheriger Anmeldung – für alle Teilnehmer im Zeitfenster zwischen 10 und 13 Uhr „Abmarsch“ an der Winzergenossenschaft Bahlingen. Ein Glas Sekt oder alkoholfreier Secco und ein Appetithäppchen stimmen ein auf die Tour. Vorbei an liebevoll erhaltenen Fachwerkhäusern und durch malerische Gassen geht’s „auf und hinauf zum Fohberg“. Dort bietet sich ein Panorama-Rundblick, der vom Kaiserstühler Totenkopfturm über tief eingeschnittene Lößhohlwege, die Gemeinde Bahlingen und in der Ferne Riegel bis hin zu den Höhenzügen des Schwarzwalds und den Kandelgipfel reicht, bevor er sich am Feldberg vorbei nach einer 360-Grad-Umdrehung wieder schließt.

Kleine Schilder am Weg verraten, dass man sich hier auf dem Pfad „beWEGte Rebzeilen“ befindet, der ins Wihltal und zum „KunstAcker“ mit den weiß strahlenden Rebpfählen von Pierre Gendron führt. Naturund Kunstfreunde kommen auf dieser Kurztour ebenso auf ihre Kosten wie beim Anblick der drei Kunstobjekte der „Mythischen Triade“, die hinter der

Lust auf REGIO | 04.2024 22 Anzeige Ortsporträt Bahlingen

„Er allein füllt Bütt und Fass“: Der Hoselips (l.) ist der Sage nach verantwortlich für Wohl und Wehe der Gemeinde. Die „Mythische Triade“ des Künstlers Michael Schwarze schaut auf Bahlingen hinab. Fotos:

Fohberghütte am Wasserspeicher ihre nackten Körper dem Wind und Wetter entgegenstellen.

Aber zunächst einmal ist an der Fohberghütte die erste Station der Genießerwanderung erreicht, die fünf Weingüter und die Bahlinger Winzergenossenschaft – Kaiserstühler Winzer vom Silberberg – mit heimischen Gasthöfen alle zwei Jahre auf die Beine stellen. Wo feste Hütten fehlen, werden Pavillons aufgebaut. In diesem Jahr sorgt der Polka-Club Bahlingen für die musikalische Begleitung auf der Runde.

Aufmerksame Beobachter bemerken vielleicht einen Lesesteinhaufen neben einem Bienenhotel und Nistkästen zwischen Obstbäumen bei der Fohberghütte. Die Gemeinde Bahlingen pflegt in Kooperation mit dem BUND einige der Wiesen und innerörtlichen Grünflächen zum Wohl und Erhalt der Tierwelt, allen voran der Vögel, Kriechtiere und Insekten. Denn letztlich könnten die Reben und der Wein nicht gedeihen, wenn Klima, Wasserhaushalt und belebte Natur nicht miteinander im Einklang wären.

Wer am Ende der Genießertour bei Kaffee und Kuchen von den Bahlinger Landfrauen angekommen ist, wird den ein oder anderen der unterwegs probierten Weine in der Flasche erwerben und zum Nachschmecken mit nach Hause nehmen. Oder wird einfach mal wiederkommen: Lohnend ist es nämlich, einmal mit offenen Augen durch die Gassen Bahlingens zu

© rw Lust auf REGIO | 04.2024 23 Anzeige Ortsporträt Bahlingen

KLEINOD MIT HERZ

Über neunzehn Jahre betrieb Angelique Eckstein ihr Kunstatelier und ArtCafé in Burkheim. Anfang letzten Jahres übernahmen ihre Nichten Susanna und Christin Weber das Café, stellten einiges um und schufen eine gemütliche Oase mit internationalem Flair.

Text & Fotos: Lynn Phạm

„Wo ist denn der ganze Schmuck?“ – „Es ist hier ja alles anders!“ Wer noch das ArtCafé von früher kennt, staunt darüber, was er oder sie jetzt in der Mittelstadt 19 in Vogtsburg-Burkheim vorfindet. „heartcafé“ heißt es nun, hat eine neue Einrichtung und ein ganz anderes Konzept.

Es ist sicherlich keine leichte Aufgabe, ein traditionsreiches Café zu übernehmen, doch Bammel hatten Susanna und Christin Weber nicht. „Wir sind in Merdingen und in Burkheim groß geworden. Wir sind hier verwurzelt, kennen viele Leute. Es war uns eher eine Freude“, erzählt Christin Weber.

Von Anfang an sind die Schwestern ihren eigenen, neuen Weg

gegangen: Den großen Schmuckund Kunstverkauf im Innenbereich des Cafés haben sie durch einen Concept Store mit Deko- und Papeterieartikeln ersetzt. Auch die Speisekarte wurde geändert. Ein besonderes Highlight ist jetzt das Soulfood-Frühstück: Gäste können sich von der Karte ihr Frühstück individuell zusammenstellen, alles von allem bekommen und miteinander teilen.

„Wir wollten einen Ort schaffen, an dem Leute zusammenkommen, gerne bleiben und sich wohlfühlen“, erklärt Susanna Weber. Bei der Inneneinrichtung und der Dekoration haben sich die Schwestern von ihren Reisen inspirieren lassen. „Boho-Chic mit internationalem Flair“ nennen sie den Stil.

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Im heartcafé sind die Weitblicke in den Kaiserstuhl gerahmt von Deko aus der ganzen Welt. Auch der gemütliche der Innenhof (l. u.) wartet auf mit liebevoll dekorierten Details.

„Wir wurden sogar schon mal gefragt, ob wir kubanische Wurzeln haben, wegen der Musik, die wir hier spielen“, erzählt Susanna Weber.

Bunte Mischung mit viel Charme

Die bunte Mischung kommt bei den Gästen gut an. Das Café ist inzwischen so beliebt, dass es am Wochenende fast unmöglich ist, ohne Reservierung einen Platz zu bekommen. „Wir sind sehr dankbar, wie sich die Dinge entwickelt haben!“, strahlt Susanna Weber. Für sie und ihre Schwester ist es die erste Selbstständigkeit in der Gastronomie. Neben dem Café betreibt Susanna noch ihre Webdesign-Agentur, Christin dagegen hat ihren Job im Krankenhaus aufgegeben. Zusammen mit einer Nachbarin backt sie die Kuchen für das heartcafé.

Ausruhen wollen sich die Schwestern auf dem Erreichten nicht. Sie haben ambitionierte Pläne. Die Karte soll erweitert werden ebenso wie der Concept Store. Außerdem sind neuerdings Veranstaltungen und kreative Workshops im Angebot.

Lob kommt inzwischen auch von alten Stammkunden. „‚Das habt ihr ganz toll gemacht‘, sagen sie dann“, erzählt Susanna Weber und strahlt. Altes los- und sich auf Neues einzulassen braucht eben manchmal seine Zeit. Und zumindest ein Detail erinnert an frühere Zeiten: In dem Wort Heart steckt das Wort Art.

Grüezi

BLICK AUS DER SCHWEIZ

Beat Eglin lebt in Muttenz bei Basel. Fürs REGIO Magazin schaut er sich regelmäßig im Dreiländereck um. In dieser Ausgabe lädt er zu einem Jubiläumsbesuch im Basler Zolli.

Neben dem Zürcher Zoo ist derjenige von Basel der grösste seiner Art und weitherum beliebt. Aus der ganzen Schweiz und auch aus dem umliegenden Ausland strömen die Leute in den Basler Zolli. Er ist bekannt für seine Vielfalt an Tieren, Zuchterfolge und seine Lage fast mitten in der Stadt. Zu Fuss ist er vom Bahnhof (Schweizer, nicht Badischer!) in einer Viertelstunde bequem zu erreichen. Auch ein Tram hält wenige Meter vor dem Eingang.

Dieses Jahr feiert der Zolli sein 150-jähriges Bestehen mit verschiedenen Anlässen. Zum Jubiläum fährt der Zolli in die Region hinaus. Im speziellen Zolli-Design verkehren auf der Linie 10 ein Drämmli (Strassenbahn) und zum Flughafen ein E-Bus.

Jubiläumsaktivitäten für das Publikum finden fast täglich statt. Von den Tierpflegern und Handwerkern erfahren Sie spannende Geschichten aus dem Zollialltag. Den Menschenaffen stehen seit 2012 neue Aussenanlagen zur Verfügung. Zu

Forschungszwecken können Besucher mit Smartphone und QRCode dem Zolli mitteilen, wie viele Affen im Aussengehege sind. Die Wissenschaftler wollen damit herausfinden, ob ein Zusammenhang mit dem Wetter oder der Besucherzahl besteht. In einer Vortragsreihe werden die Forschungsaktivitäten für ein interessiertes Laienpublikum präsentiert. Auch Blicke hinter die Kulissen sind erlaubt. Wie beim Adventskalender öffnet sich jede Woche eine neue Tür mit einem Video und exklusiven Bildern. Auf einer historischen Zeitreise werden die Besucher an 14 Orte mit spannenden Geschichten geführt.

Wussten Sie, dass der Zolli eine eigene Insektenzucht betreibt und pro Jahr eine halbe Million Heuschrecken produziert? Sie dienen nicht nur als Futter für Vögel, Reptilien, Fische, Säuger oder gar Wirbellose, sondern erklären in der Themenanlage Etoscha auch den Nahrungskreislauf „Fressen und Gefressen werden“. Heuschrecken wandeln Pflanzennahrung wie Gras oder Mais in Insektenprotein um, ein höherwertiges Nahrungsmittel.

www.zoobasel.ch/de/aktuelles/veranstaltungen

Lust auf REGIO | 04.2024 29
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www.presstime.ch Foto:

Nachtschattengewächse

MAGISCHE PFLANZEN

Obwohl in unseren Breiten der Frühling schon im März Einzug gehalten hat – in diesem Jahr besonders früh –, gilt eigentlich der April als „Wendemonat“: In raueren Gegenden weicht Ende des Monats endgültig der Winter. Kein Wunder, dass viele Völker angesichts aufplatzender Knospen und sprießender Triebe an das Wirken übernatürlicher Kräfte glaubten und um diese Zeit ein Frühlingsfest feierten.

Urzeiten. Bereits die Kelten feierten in der Nacht zum ersten Mai das Ende des Winters mit einem „Beltane“ genannten Fest. Als die ersten christlichen Missionare im Mittelalter nach West- und Mitteleuropa kamen, versuchten sie, die

alten Bräuche zu verdrängen und brachten den heidnischen Stämmen die christlichen Heiligen und deren Feiertage nahe. So kam es, dass die Nacht zum ersten Mai in „Walpurgisnacht“ umbenannt wurde. Namensgebend war Walpurga, eine Benediktineräbtissin,

die hundert Jahre nach ihrem Tod um das Jahr 779 heiliggesprochen wurde.

Laut Überlieferung treffen sich in der Walpurgisnacht die Hexen auf dem Brocken im Harz zum Tanz und anderen Ausschweifungen.

Haus & Garten Lust auf REGIO | 04.2024 30

Nachtschattengewächse mit psychoaktiver Wirkung: Stechapfel (l. u.), Alraune (l.) und Tollkirsche (o.)

Rausch und Ekstase gehörten zu einer solchen Sause natürlich dazu. Schon der alte Dichtervater Goethe berichtete im ersten Teil seines Dramas „Faust“ davon. Die Wunderpillen der pharmazeutischen Industrie von heute zum Rauf- oder Runterkommen gab es damals noch nicht. Früher putschten sich die Hexen mit Powerdrinks aus Kräutern, Früchten, Fliegenpilzen und anderen Präparaten aus der heimischen Natur auf. Zu den wildesten und wirksamsten psychoaktiven Pflanzen gehören bis heute einige Vertreter der Nachtschattengewächse (Solanaceae).

Zauberpflanzen für die Hexensalbe

Schon der Name dieser Gattung verheißt nichts Gutes: Nachtschat ten – dunkler als nachtschattig geht es kaum. Das klingt düster, gefährlich und ziemlich giftig. Viele dieser Gewächse enthalten tatsächlich giftige Alkaloide, die Rauschzustände hervorrufen, aber auch zu schweren Vergiftungen führen können. Dämonische Kräf te schlummern zum Beispiel in Pflanzen wie Tollkirsche (Atropa belladonna), Stechapfel (Datura stramonium) und Schwarzem Bilsenkraut (Hyoscyamus niger).

Diese Kräuter waren unter anderem Bestandteil der legendären Hexensalben. Mit dieser „Schmier“, wie die angeblich sogar zum Fliegen taugenden Salben auch genannt wurden, sollen sich die zauberkundigen Frauen damals eingerieben haben, um sich zu beflügeln. Denn das Fliegen war nötig, um ekstatische Abenteuer jenseits des heimischen Herds zu erleben. Die dank der Drogen wild gewordenen Weiber flogen angeblich ruckzuck zum Hexensabbat auf den Blocksberg, wie der Brocken im Harz auch genannt wird. Von Johann Hartlieb, der im 15. Jahrhundert eines der

FRÜHLINGSGRUSS

Die Heilpflanzen­Expertin

über ein weiß blühendes Rosengewächs

Im zeitigen Frühjahr leuchten wolkengleiche weiße Blütengebilde in der Landschaft und erfreuen Bienen und Menschen. Hierbei handelt es sich um den Schwarzoder Schlehdorn (Prunus spinosa), auch bekannt als wehrhafter Hagedorn, der dichte Hecken bildet. Es wird spekuliert, ob nicht dieses Rosengewächs in dem Märchen Dornröschen für die undurchdringliche Barriere ums Schloss verantwortlich ist.

Der Schlehdorn ist eine besondere Pflanze, denn anders als der Weißdorn bildet er zuerst Blüten, dann Blätter und später dann die bitteren, aber sehr gesunden, Vitamin-C-haltigen Beeren. Die Beeren schmecken vor dem Frost bitter und herb und entwickeln ihre Süße erst nach dem ersten Frost; jetzt könnten wir sie ernten, um beispielsweise einen wärmenden Schlehenlikör herzustellen, jedoch sind meist die Vögel deutlich schneller.

Vor langer Zeit übrigens züchtete man aus dem Schlehdorn in Persien ein Obstgewächs, das immer noch in unseren Gärten steht – den Pflaumenbaum.

Haus & Garten Lust auf REGIO | 04.2024 31
KOLUMNE
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© Jana Schillinger
© tas Fotos: © Frank von Berger, iStock.com/Emma Grimberg »
Pflanzenwissen
Illustration:
Foto:

VEGETARISCHE & VEGANE VIELFALT

Ein wenig abseits der Innenstadt, nicht weit von der Fischerau entfernt, hat das Freiburger Adelhaus sein Zuhause gefunden. 2016 von der Regionalwert AG Freiburg-Südbaden ins Leben gerufen, bietet das Restaurant mit Selbstbedienungskonzept ein reichhaltiges vegetarisches und veganes Buffet in Bio-Qualität.

Text: Jennifer Patrias

Adelhausin F r e i grub Schlemmen & Sürpfeln Lust auf REGIO | 04.2024 38
Restaurant

Direkt neben dem ehemaligen Adelhauser Kloster serviert das vegetarische Restaurant eine große Vielfalt an Speisen.

Einst war im Eckhaus mit der gelben Fassade ein Lager des ehemaligen Adelhauser Neuklosters untergebracht, heute findet sich in dem historischen Gebäude das Restaurant Adelhaus. Rechterhand am lauschigen Platz erinnert die rote Fassade der Adelhauser Kirche „Mariä Verkündigung und St. Katharina“ ans einstige Klosterleben, doch im hellen, schlicht eingerichteten Gastraum fällt der Gedanke schwer, dass hier mal Klosterutensilien gestapelt waren. Das Restaurant wurde 2016 von der Regionalwert AG Freiburg­Südbaden gegründet. Der Bürgeraktiengesellschaft ist es besonders wichtig, die nachhaltigen und ökologischen Ernährungskreisläufe in der Region zu unterstützen. Und das soll sich auch in ihrem Restaurant widerspiegeln.

Nachhaltiges Denken

Die großen, teils bodentiefen Fenster spenden viel Licht, die robusten Holztische und die Bilder an den Wänden machen das Restaurant zu einem gemütlichen Wohlfühlort. Das sieht auch Catrin Tinn so, die sich seit April 2023 als Mitglied der Betriebsleitung um das Wohlergehen der Gäste kümmert. „Ich war früher öfter als Gast hier, aber hatte immer Ideen im Kopf, wie man sich hier noch verbessern könnte“, sagt die gelernte Hotelfachfrau. Anfang des vergangenen Jahres schrieb das Haus eine Stelle aus – und Tinn packte die Gelegenheit beim Schopf. Ab April 2023 machte sie einen stufenweisen Einstieg ins

Unternehmen, heute leitet sie das Restaurant.

Bis zu 60 Menschen haben im Gastraum Platz. Auf der Terrasse und auf einem kleinen Teil des Adelhauser Kirchplatzes können weitere 30 bis 40 Gäste bewirtet werden.

Das Konzept des Gasthauses basiert auf vegetarischen und veganen Speisen im Selbstbedienungskonzept. „Dabei achten wir vor allem auf die Bio­Qualität und repräsentieren gleichzeitig die regionale Landwirtschaft“, sagt Jonas Schmidt, Vertreter der Regionalwert AG. Eier kommen in Bio­Qualität direkt vom Kaiserstuhl, das Mehl aus einer Mühle

»
Foto: © Felix Groteloh
Schlemmen & Sürpfeln Lust auf REGIO | 04.2024 39
Foto: © Regionalwert AG

Kulinarische Streifzüged urch aporuE

ZU TISCH MIT GAYMANN

Dass die Länderküche im Europa-Park ein schmackhaftes Erlebnis ist, zeigt Hans-Albert Stechls neues Kochbuch, für das die Park-Köche 66 Rezepte zur Verfügung gestellt haben. Dabei sind die schrägen Cartoons von Peter Gaymann ein besonderer Genuss.

Texte: Matthias Striffler, Mario Krause; Fotos: Michael Spiegelhalter, Hans-Albert Stechl, Wolfgang Wick

Lust auf REGIO | 04.2024 42 Schlemmen & Sürpfeln

Venusmuscheln nach Bulhão-Pato-Art

Für 4 Personen

2 kg Venusmuscheln

6 EL Olivenöl

4 Knoblauchzehen

1 Bund Koriander

¼ l trockener Weißwein

Saft von ½ Zitrone

4 große oder 8 kleine Scheiben Weißbrot

Salz, Pfeffer

Die Venusmuscheln unter fließend kaltem Wasser abbrausen und säubern. Vor allem Sand, der oft noch an den Muscheln klebt, wird dadurch weggespült. Muscheln, die nach dieser Prozedur nicht geschlossen, sondern noch offen sind, werden weggeworfen, sie sind schlecht.

Knoblauchzehen schälen und in dünne Scheiben schneiden. Korianderblätter von den Stängeln zupfen.

4 große oder 8 kleine Weißbrotscheiben im Toaster rösten.

In einem großen Topf wird das Olivenöl nicht zu stark erhitzt. Den Knoblauch dazugeben und sanft dünsten, bis er eine hellgelbe Farbe angenommen hat. Dann die Korianderblätter auf den Knoblauch legen und die Muscheln darüberschütten. Wein darübergießen und mit einer Prise Salz und Pfeffer würzen. Den Topf mit dem Deckel schließen. Die Hitze ganz hochdrehen. Nach rund 5 Minuten den Deckel heben: Wenn die Muscheln geöffnet sind, sind sie gar. Sonst noch 1 bis 2 Minuten weiter kochen. Sollte sich dann unter den geöffneten Muscheln noch die eine oder andere geschlossene Muschel befinden, muss diese weggeworfen werden.

In vorgewärmte tiefe Teller eine oder zwei der getoasteten Weißbrotscheiben legen. Die Muscheln mit einer Siebkelle aus dem Topf heben und darauf verteilen. Dann den Kochsud darübergießen und mit etwas Zitronensaft beträufeln.

Lust auf REGIO | 04.2024 43 Schlemmen & Sürpfeln

KALENDERApril

Ausstellungen

STADTMUSEUM LAHR

Weggefährt:innen

150 Jahre Schwarzwaldverein Lahr e.V., Lahr, bis 8.9.

www.stadtmuseum.lahr.de

KUNSTMUSEUM STUTTGART

Otto Herbert Hajek

Plastiken, Gemälde & Grafiken Stuttgart, bis 6.10.

www.kunstmuseum-stuttgart.de

MUSEUM ART.PLUS

Tierisch gut

Paradise Reloaded

Donaueschingen, bis 4.5.

www.museum-art-plus.com

SPIELZEUG WELTEN MUSEUM BASEL

Puppen, Plüsch & Pionierinnengeist

Frauen im Spielwarendesign Basel, bis 27.10.

www.spielzeug-weltenmuseum-basel.ch

ARCHÄOLOGISCHES MUSEUM COLOMBISCHLÖSSLE

KeltenKids

Eine Reise in die Eisenzeit Freiburg, bis 1.9.

www.freiburg.de/museen

MUSEUM TINGUELY

Otto Piene

Wege zum Paradies Basel, bis 12.5.

www.tinguely.ch

DREILÄNDERMUSEUM

Der Ruf nach Freiheit

Die Revolution 1848/49 und heute Lörrach, bis 19.5.

www.dreilaendermuseum.eu

FREILICHTMUSEUM VOGTSBAUERNHOF

1964 – 2024

60 Jahre Schwarzwälder

Freilichtmuseum

Gutach, bis 15.12.

www.vogtsbauernhof.de

KUNSTHALLE MESSMER

Bella Italia

Hyperrealist Enrico Ghinato & Vespa aus historischer Sammlung

Riegel, bis 24.6.

www.kunsthallemessmer.de

FORUM WÜRTH

Waldeslust

Wald in Bildern & Skulpturen Arlesheim, bis 3.8. www.kunst.wuerth-ag.ch

FONDATION BEYELER

Jeff Wall

Fotografie-Kunst Basel, bis 21.4.

www.fondationbeyeler.ch

KERAMIKMUSEUM

Die Farben des Südens Werke von Estelle Robert Staufen, bis 12.5.

www.landesmuseum.de

DEPOT.K

Ingrid Sperrle & Dirk Richter Oxydation & Skulptur Freiburg, 27.4. bis 26.5.

www.depot-k.com

Kalender Lust auf REGIO | 04.2024 46 MAX RAABE & PALAST ORCHESTER DI., 30.4.2024 20 UHR Musik
Foto: © Gregor Hohenberg
Konzerthaus Freiburg

MUSEUM FÜR NEUE KUNST

Anders hören

Klangwelten

Freiburg, bis 8.9. www.freiburg.de/museen

MUSEUM ART.PLUS

Reinhard Klessinger

Zwischenzeitundraum

Zwischenraumundzeit

Donaueschingen, bis 2.6. www.museum-art-plus.com

KUNSTVEREIN FREIBURG

Lena Grossmann

Mimetic Bodies

Freiburg, bis 21.4. www.kunstvereinfreiburg.de

KUNSTMUSEUM BASEL

Dan Flavin

Widmungen aus Licht Basel, bis 18.8. www.kunstmuseumbasel.ch

VITRA DESIGN MUSEUM Transform!

Design und die Zukunft der Energie

Weil am Rhein, bis 1.9. www.design-museum.de

PEAC

Zwischen weißen Wänden 20 Jahre PEAC Museum – eine Ausstellung in zwei Akten Freiburg, bis 21.7. www.peac.digital

BADISCHES KUNSTFORUM

Jürgen Bosse

Pinhole-Fotografie Ebringen, 26.4. bis 12.5. www.badisches-kunstforum.de

GALERIE K

Ciecierski.Monllor.Sroka. Stegmann

Gruppenausstellung

Staufen, 27.4. bis 22.6. www.galerie-k.art

GEORG SCHOLZ HAUS

Katrin Bejenk, Grit Schumacher & Elisa Stützle-Siegsmund Gruppenausstellung

Waldkirch, 28.4. bis 2.6. www.georg-scholz-haus.de

Kabarett/Comedy

SONNTAG, 7.4.2024

Josef Hader

„Hader on Ice“

Theater Freiburg, 19.30 Uhr www.theater.freiburg.de

SAMSTAG, 13.4.2024

PopKabarett Korff-Ludewig „Zwischen Geisterbahn und Zuckerwatte“

Vorderhaus, Freiburg, 20 Uhr www.vorderhaus.de

SONNTAG, 14.4.2024

Bernd Kohlhepp und Nils

Straßburg

„Elvis trifft Elvis“

Vorderhaus, Freiburg, 19 Uhr www.vorderhaus.de

DONNERSTAG, 18.4.2024

Volkmar Staub und Matthias

Deutschmann

„Die badische Lösung“

Vorderhaus, Freiburg, 20 Uhr www.vorderhaus.de

FREITAG, 19.4.2024

Mago masin

„Kleinkunstflieger“

Vorderhaus, Freiburg, 20 Uhr www.vorderhaus.de

SAMSTAG, 20.4.2024

Werner Koczwara

„Am achten Tag schuf Gott den Rechtsanwalt“

Litschgikeller Bad Krozingen, 19.30 Uhr www.bad-krozingen.info

Lars Reichow

„Musik! Songs aus meinem Leben“

Vorderhaus, Freiburg, 20 Uhr www.vorderhaus.de

MITTWOCH, 24.4.2024

Michael Mittermeier

„#13“

Konzerthaus Freiburg, 20 Uhr www.roth-friends.de

FREITAG, 26.4.2024

Maria Clara Groppler

„Mehrjungfrau“

E-Werk, Freiburg, 19 Uhr www.ewerk-freiburg.de

Gang zum Kuckuck!

Ausstellung bis 13. Oktober Klostermuseum, St. Märgen www.kloster-museum.de

Uhrenbörse

Fr., 12. bis So., 14. April Wolfwinkelhalle Eisenbach eisenbach-antikuhrenboerse.de

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UHR-GESCHICHTEN

Vom Erfindergeist der Schwarzwälder Uhrenbauer zeugt eine Sonderausstellung im Klostermuseum St. Märgen. Kuckucksuhren aus drei Jahrhunderten sind hier zu bewundern – von der klassischen Lackschilduhr bis hin zu kreativen modernen Interpretationen des Themas. Imposante Wanduhren im kunstvoll geschnitzten Holzgehäuse sind ebenso dabei wie besondere Tischkuckucksuhren.

KULT-UHR

International ist sie und gilt als die schönste ihrer Art im Schwarzwald: die Antik-Uhrenbörse in Eisenbach. Schon zum 27. Mal präsentieren etwa 100 Händler aus ganz Europa in der Halle mit der beeindruckenden Holzdeckenkonstruktion auf drei Etagen ihre schönsten Stücke – von der Armband- bis zur Kirchturmuhr, dazu Werkzeug, Ersatzteile, Literatur und Restaurierungsbedarf. Foto:

Uhrenbörse Eisenbach
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Kalender Lust auf REGIO | 04.2024 47
St. Märgen Uhren Anzeige

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VOLORE, QUUNT ULPARCHILIT, TEM SAM NUSAM

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Volore, quunt ulparchilit, tem sam nusam que eliquae vit, ipsandi taquatem que sit eoste cus nis eriant di abor molo dolore nus et aut eliquiatem harchilla que provita sequas duciliquis sed endioss itist, ut dolorrorem facculparum faciist volupis est porrunt. Otatemp ercilla ndaese que audanit reperesci odis reste nonsero eictium nonet volorepuda sequasinci illentur, omnia nis qui aceptat urionsequias volorerundit voluptate cus, nimpore ribusam quiam es il inveles ut fugia ium sundi re nimagnatet, quiae quam, ut hiciasi nost velest volorro et que nia arit, sit, simolorrume consendaest, sed ma quas consenim eosantiandic to eum dolupta tquiaep tatiam quis magnim quati aut ati simincid quosser chicabo ruptur, sequo to et, odit officia etur solorro et earibus.Erum qui velenimus aut ut qui sedisci consedis sumquia cum eius et voloreped utas aces alibus, volorem la veliquatiis doluptat. Nam consequo ex erument rempore que sunt molorro vidus, ide non rest in cusanis ne alit ut autenda eratus ea dolliti volorro omnimporerem quae conecto mi, quas es aute doluptibusam fuga. Ecea apitiam aut utendi qui adipsam, qui doluptate natem lam assinci re mo disquod magnat accusa

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KULTUR INTERVIEW 1 CHILLI JULI/AUGUST 2014
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