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Schmiedekunst & Wirtshaus- kultur in der Region
from Öxle & Co.
RAUSCH e g i R o na le Gasthäuser und ihre A us h äng eschilder DER BILDER Wenn im Winter die Rebstöcke kahl in den Himmel ragen, wuchern auf Wirtshausschildern weiterhin Wein & Co. Bilderstark servieren sie ein Menü historischer Delikatessen aus der Wirtshauskultur.
Text: Kornelia Stinn
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Foto: © Winfried Stinn
Schmiedeeiserne Aushängeschilder verbreiten nicht nur das Flair besonderer Gastlichkeit, sie erzählen spannende Geschichten: Nicht weit von den mittelalterlichen Mauern Burkheims entfernt erstrahlt heute in sonnigem Gelb das Hotel-Restaurant Kreuz-Post. Sein schmiedeeisernes Wirtshausschild lockt hungrige Wanderer in die gemütliche Gaststube. Es entstand um 1970. Das Gasthaus wurde 1809 gebaut, an der Stelle, wo man die verfallene Kapelle Zum Heiligen Kreuz abgerissen hatte. Darauf weist das Kreuz in der Mitte des Aushängers hin. Trauben und Weinlaub umranken ein goldenes Posthorn: Es war im Jahr 1850, als in diesem Hause eine Brief- und Postexpedition eröffnete.
Bis ins vergangene Jahrhundert haben immer wieder Gasthäuser die Aufgabe einer Poststelle übernommen. Das war etwa auch der Fall beim Gasthaus Ochsen in Schallstadt- Wolfenweiler, wo sich hinter dem Wirtshausschild mit dem namensgebenden Ochsen Reb-
Mit goldenem Horn: Auf eine Wirtschaft mit Poststelle verweisen die Aushänger vom Kaiserstühler Hof in Breisach (l.) und vom Hotel-Restaurant Kreuz-Post in Burkheim (u.l.).
hänge schlängeln. Auf dem opulenten von 1925 stammenden Aushänger des Kaiserstühler Hofes in Breisach hingegen fällt eine edle Karosse ins Auge, die vor der Kulisse des Münsterberges in der Sonne glänzt.
Aushängeschilder gehören neben Wandmalereien und Tafelbildern zu den ältesten Bildsymbolen. Bereits im alten Rom luden Bilder mit Weinranken, Amphoren oder Darstellungen des Weingotts Bacchus an Tavernen und Gasthäusern zur Einkehr.
Als im Mittelalter zunehmend Pilger und Händler unterwegs waren, eröffneten an deren Routen Wirtshäuser. In jener Zeit, wo es noch keine Straßennamen und Hausnummern gab, halfen Aushängeschilder den Reisenden, sich zu orientieren. Viele Symbole versprachen Schutz beim beschwerlichen Unterwegssein, indem sie die Attribute von Heiligen aufriefen: Der Schlüssel verweist auf Petrus; Adler, Löwe, Engel, Stier oder Ochse auf die Evangelisten Johannes, Markus, Matthäus und Lukas. Die wichtigste Aufgabe der Aushänger war aber noch bis ins 19. Jahrhundert, die Schilderberechtigung zu dokumentieren – dem Gast, der ja oftmals nicht lesen konnte, anzuzeigen, dass eben dieser Wirt amtlich berechtigt war, Gäste zu beherbergen und zu verköstigen. Ralf Gut vom Landgasthaus Zum Hecht in Bahlingen hat noch eine solche historische Urkunde in seiner Gaststätte hängen.
Die hölzernen, oft bunt bemalten Schilder aus dem Mittelalter haben die Zeiten nur als Abbilder in Büchern überdauert. Die später aufkommenden schmiedeeisernen Aushänger hatten eine längere
Foto: © Kornelia Stinn
Altes Schmuckstück: Das Wirtshausschild der „Sonne“ in Wasenweiler datiert von 1792.
Foto: © Rainer Ullrich
Geschichte in Eisen: vorderösterreichischer Doppeladler auf dem Aushänger vom Weinhotel Adler in Königschaffhausen.
Foto: © Winfried Stinn Die Tradition lebt: Helmut Schneider vom Handwerksmuseum in Kork hat Gasthäuser seiner Heimatgemeinde neu mit schmiedeeisernen Wirtshausschildern nach alten Vorbildern ausgestattet.
WIRTSHAUSKULTUR
Lebensdauer: Manche Wirtshausschilder am Kaiserstuhl haben mehr als hundert Jahre auf dem Buckel. Das edel glänzende Aushängeschild des Gasthauses Zur Sonne in Wasenweiler schmückt sich gar mit der Jahreszahl 1792!
Rüdiger Baptist vom Weinhotel Adler in Königschaffhausen vermutet, dass sein Wirtshaushänger mit dem vorderösterreichischen Doppeladler und dem weinseligen Mönch über hundert Jahre alt sein muss. Im Gewölbe seines Weinkellers findet sich die Jahreszahl 1820. Sein Haus liegt an einer alten Römerstraße, die ins Elsass führt. Gut möglich, dass an diesem Ort Reisenden schon in frühen Zeiten Lagerstätte geboten wurde.
Da immer wieder alte Wirtshausschilder durch Leuchtreklamen oder einfachere Schilder ersetzt wurden, machte sich
Foto: © Winfried Stinn Foto: © Winfried Stinn
Foto: © Winfried Stinn Römische Spuren am Gasthaus Kopf in Riegel.
Allein dem Wein gewidmet sind die Aushänger vom Restaurant Kühler Krug in Freiburg-Günterstal (u.l.) und vom Rebstock in Bahlingen (o.).
Helmut Schneider vom Handwerksmuseum in Kork daran, selbst zahlreiche schmiedeeiserne Exemplare nach altem Vorbild zu entwerfen. Die neuen „alten“ Schilder, wie zum Beispiel das des Landgasthaus Schwanen und des Restaurant Hirsch, haben inzwischen seine Heimatgemeinde zum Aushängeschild der Wirtshausschilder gemacht.
Kunstschmiedearbeiten haben ihren Preis. „Bei einer Neuanfertigung sprechen wir schnell mal von 30.000 Euro“, sagt Ralf Gut, der aktuell sein Schild erneuern ließ. Dies bestätigt auch der Kunstschmied Georg Baschnagel in Grafenhausen, von dem das voluminöse, im Boden verankerte Werbeschild des Gasthauses Bergsee in Titisee aus dem Jahre 1983 stammt.
Glücklich schätzen konnte sich ein Wirt wie Willi Reck in Riegel, der Schlossermeister war und gleich noch eine Schmiede im eigenen Hof hatte. Er war ab 1943 Besitzer der Gaststätte Zum Kopf. Im Jahre 1839 hatte das Gasthaus das lorbeerbekränzte Königshaupt, das auch das Gemeindewappen von Riegel schmückt, im Wirtshausschild übernommen. Als Historiker herausfanden, dass das Bild stattdessen das mit einem geschlungenen Tuch versehene Kopfbildnis eines Römers zeigt, aktualisierte Reck sein Wirtshausschild dahingehend.
Eine prominente Rolle spielen übrigens immer wieder Trauben und Reben auf den Wirtshausschildern. Jenes des Hotel-Restaurant Kühler Krug in FreiburgGünterstal oder Aushänger zahlreicher Gasthäuser Zum Rebstock wie etwa das des Rebstock in Bahlingen sind sogar ausschließlich diesem Thema gewidmet – fast wie bei den alten Römern.