Themenheft
BAUEN &
Februar 2019 Ausgabe Nr. 24
Wohnen
Dietenbach
Das Hauen und Stechen um den neuen Stadtteil
Stadtbau
900 Millionen Euro fĂźr 3100 Wohnungen
Projekte
Wolfgang Frey muss den Smart Green Tower wohl abgeben
Inhalt
Editorial
Editorial / Inhalt 3
Der Bürgerentscheid
Titel: Am 24. Februar entscheiden Freiburgs Bürger über den neuen Stadtteil Dietenbach. Für die Stadtentwicklung ist das deutlich gewichtiger als der Entscheid fürs neue SC-Stadion. 6-9 Projektentwicklung: Smart Green Tower vor der Übernahme 4-5
Baurecht: Zoff um Widerrufsrechte
10
Messen: Die IMMO mit Qualitätssprung Neues von der Inventa und der „Bauen Wohnen Garten“ / GETEC im Zeichen von Smart Home / Gartenträume 12-15 Unternehmen: Die FWI wird 25
Neue SC-Arena: Baustelle im Plan, vier Klagen vor Gerichten
16 18-19
Bauträger: WOBAG geht ins Umland
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Generalunternehmer: Die Dürrschnabel Industriebau baut am offenen Herzen 22 Betriebe: Schmolck investiert
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Wohnungsbaugesellschaften: Stadtbau will 3100 Wohnungen bauen 24 Pioniere: Die Familie Delzer lebt seit 30 Jahren unabhängig vom Stromnetz 26 Makler: S-Immo setzt mehr mit weniger Immobilien um Mietspiegel: Wohnen in Freiburg im Schnitt um 3,7 Prozent teurer
28 30-31
Einrichter: Streit mit Rekordumsatz / Neue Office-Trends / Die Küche investiert in neue Ausstellung 32-34 Verbände: Handwerk in Festlaune 36 Genossenschaften: Rekorde beim BVB
37
Stadtentwicklung: Freiburg holt Colombipark aus der Schmuddelecke 38-39 Tiefbau: Das Leben ist eine Baustelle
Projekte: Neues Musikhaus abgespeckt Projektentwicklung: Rolf Disch baut vier Klimahäuser in Schallstadt Bauträger: Unmüssig mit 65 Reihenhäusern in Kenzingen Kommentar/Impressum
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er 24. Februar markiert einen Meilenstein in der bald 900jährigen Freiburger Stadtgeschichte. An diesem Tag stimmt die Bürgerschaft über den neuen Stadtteil Dietenbach ab. Knapp 170.000 Wahlberechtigte gibt es. Wenn wie bei der jüngsten OB-Wahl etwa die Hälfte an die Urne geht, entscheiden 85.000 Menschen, ob auf den landwirtschaftlich genutzten 157 Fußballfeldern 6500 Wohnungen für 15.000 Menschen gebaut werden. Oder ob weiter Trecker die Äcker bestellen. Es ist der wichtigste Bürgerentscheid in der Geschichte, deutlich wichtiger als der über den Bau des Konzerthauses (1988), den Erhalt des Flugplatzes (1995) oder die Tramtrasse über den Rotteckring (1999). Bei diesen wurde das für die Politik bindende Quorum jeweils verfehlt. Er ist auch wichtiger als der übers SC-Stadion (2015). Der zweitwichtigste war der StadtbauVerkauf, den 2006 mehr als 70 Prozent der Wähler verhindert hatten. Das Quorum ist erreicht, wenn die Mehrheit mindestens 20 Prozent der Stimmberechtigten für sich gewinnt. Das wären etwa 34.000. Gut die Hälf-
te hatte die „Aktion Bürgerentscheid Rettet Dietenbach“ zu einer Unterschrift für die Abstimmung bewogen. Offen ist, was passiert, wenn zwar die Gegner gewinnen, das Quorum aber verfehlen. Hält sich die Politik an den Wählerwillen? Obwohl sich Oberbürgermeister Martin Horn und 44 von 48 Stadträten für den Stadtteil ausgesprochen haben? Bislang ist es ein moderater Wahlkampf, fast ohne Entgleisungen in Wort und Tat. Während die Gegner schon im Ring standen, suchten die Befürworter noch die Wettkampfstätte. Nun aber ist die Stadtverwaltung angekommen, hat die Ärmel hochgekrempelt.. Horn stellt sich aktuell aber nicht als Kühlerfigur auf die Motorhaube und prescht voran. Das kann man als politisches Reifezeugnis werten, denn schließlich kann das Ganze auch in die Hose gehen – und dann hätte er sein zweites blaues Auge zu verschmerzen. Wir wünschen ebenso informative wie anregende Lektüre. Lars Bargmann, Chefredakteur
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chilli | bauen & wohnen | 02.2019 | 3
Projektentwicklungen
Unmüssig vor Übernahme des Smart Green Tower?
Architekt Frey verhandelt mit Projektentwickler
Visualisierung: © Frey Architekten, Foto: © bar
Keine Standardarchitekturästhetik: So soll oder sollte der Smart Green Tower aussehen …
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er Freiburger Vorzeigearchitekt Wolfgang Frey wird die Arbeit an seinem Leuchtturm-Projekt Smart Green Tower wohl einstellen. Derzeit laufen hinter den Kulissen Übernahmegespräche, etwa mit der Unmüssig Bauträgergesellschaft Baden. Entsprechende Informationen des Freiburger Stadtmagazins chilli bestätigt deren Chef Peter Unmüßig. Auf der Baustelle an der Ecke Neulinden- und Zollhallenstraße werkeln an diesem Donnerstag Ende Januar fünf, sechs Bauarbeiter, die Stahlteile in Körben vom Dach auf die Erde bugsieren. Bei dem auf 50 Millionen Euro taxierten Bauvorhaben müssten ei4 | chilli | bauen & wohnen | 02.2019
gentlich mindestens 100 Bauarbeiter – Fensterbauer, Elektriker, Haustechniker, Abdichter – anpacken. Frey hat aber bisher nur den Rohbau geschafft – zuletzt im Schneckentempo. Nach chilli-Recherchen hatten sich in den vergangenen Wochen finanzierende Banken eingeschaltet. Um zu retten, was zu retten ist. Andernfalls könnte der hochgelobte Smart Green Tower auch zum 51 Meter hohen grauen Beton-Skelett in der Green City mutieren. Direkt am Eingang zum neuen Vorzeigeviertel. „Es gibt keine wirtschaftliche Schieflage“, heißt es aus Freys Pressestelle. Allerdings realisiere die Frey-Gruppe in der chinesischen Stadt Qingdao auf einem 80 Hektar großen Areal ein ei-
Projektentwicklungen nehmen können“, sagt Unmüßig. Man sei zwar „relativ weit“, mehr könne er aber noch nicht sagen. Wenn er übernimmt, steht auch die bisherige Planung auf dem Prüfstand. Ein vorübergehender Baustopp ist daher wahrscheinlich. Noch vor einem Jahr, die Firma Ed. Züblin hatte da bereits beherzt mit 60 Mann am Rohbau gearbeitet, hatte Frey die Fertigstellung fürs Frühjahr 2019 angekündigt.
» SilvesterWundertüte «
… es braucht ein bisschen Fantasie, um sich das heute vorzustellen.
genfinanziertes Passivhausprojekt mit 70.000 Quadratmetern Fläche, das große Kapazitäten binde. „Wenn einer den Smart Green Tower retten kann, dann Unmüßig“, sagt einer, der beide, Frey und den Projektentwickler, seit Jahrzehnten kennt. „Wir sind immer mit einer Vielzahl von Kauf- und Projektpartnern im Gespräch, bis zu einem veröffentlichten Abschluss besteht aber Stillschweigen“, meldet die Pressestelle. Es werde demnächst
einen Pressetermin geben, um die Öffentlichkeit zu informieren. Wie viel vom hochambitionierten Energiekonzept, an dem eine illustre Runde mit der Siemens AG, dem Fraunhofer Institut für Solare Energiesysteme, der Badenova AG oder auch dem Batteriehersteller ads-tec mitarbeitet – und wohl auch mitverdient – am Ende realisiert wird, liegt wohl bald in Unmüßigs Händen. „Wir prüfen derzeit, unter welchen Bedingungen wir das Projekt über-
Das Projekt auf dem 5600 Quadratmeter großen Grundstück umfasst den 51 Meter hohen und 16-stöckigen Smart Green Tower, zwei sieben- und fünfgeschossige Seitenflügel sowie eine 250 Autos fassende Tiefgarage. Auf insgesamt 15.000 Quadratmetern (brutto) sollen neben Büroflächen auch 70 Mietwohnungen Platz finden. Die sollten bislang von Pro Scholare, eine von Frey gegründete Gesellschaft, vermietet werden. Der Power-Tower mit Solarfassaden sollte pro Jahr mehr als eine Viertelmillion Kilowattstunden Strom erzeugen. Was nicht gebraucht wird, fließt in einen Lithium-Ionen-Batteriespeicher der Megawattklasse. Erst wenn der voll ist, könnte die umweltfreundlichere Energie ins Netz eingespeist werden. Viele von Frey und seinem Team ausgeheckte Ideen wie etwa die Grauwassernutzung für die Klospülung oder mit Moos bewachsene Nordfassaden, die Feinststäube filtern sollen, zählen eher nicht zu Unmüßigs Selbstverständlichkeiten beim Bauen. Dem Freiburger Wochenbericht hat Frey mal gesagt, der Smart Green Tower wäre wie eine Silvester-Wundertüte. Die könnte schon bald ordentlich knallen. Lars Bargmann chilli | bauen & wohnen | 02.2019 | 5
Stadtentwicklung
Bühne frei für den Bürgerentscheid Wer gewinnt: Landwirtschaft oder Wohnraum?
So könnte Dietenbach mal aussehen: Den Wettbewerb hatte das Freiburger Büro K9 Architekten gewonnen. Der Entwurf sieht eine zentrale Mitte und zwei größere Parkflächen vor. Am namensgebenden Dietenbach (rechte Seite, u.) sind Verweilzonen geplant.
Visualisierungen: © K9 Architekten
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er Showdown naht: Am 24. Februar entscheidet nicht mehr die Politik über den neuen Stadtteil Dietenbach, sondern das Volk. In der einen Ecke stehen die, die wirksam etwas gegen die Wohnungsnot und die damit verbundenen Probleme tun wollen, in der anderen die, die wachstumskritisch sind und die Landwirtschaft, Naturund Klimaschutz vor den Wohnraum stellen. Vorhersagen sind seriös nicht zu machen. Klar ist aber, dass der 24. Februar den bisher wichtigsten Bürgerentscheid in der Geschichte der Stadt Freiburg markiert. Martin Haag ist zuversichtlich. Der Baubürgermeister gibt sich im Redaktionsgespräch klar und kämpferisch. „Die Innenentwicklung reicht, 6 | chilli | bauen & wohnen | 02.2019
auch wenn sie weiter nötig ist, sicher nicht aus, um die Wohnungsnot in den Griff zu kriegen. Das geht nur mit Dietenbach. Und ich glaube, dass die Bürger auch so entscheiden.“ Wenn aber die Volksabstimmung gegen den neuen Stadtteil – den bundesweit derzeit größten geplanten – ausgeht? Wenn Dietenbach den Bach runtergeht? Dann kommt das ebenfalls schon untersuchte Gebiet St. Georgen-West wieder auf den Tisch. Aber auch andere Flächen, der Mooswald, der Flugplatz. Eine Bebauung eines Teilstücks des Mooswalds zwischen den Rändern der Mooswald-Siedlung und der Westrandstraße kommt für Oberbürgermeister Martin Horn nicht in Frage. Da bleibt er der Linie seines Vorgängers Dieter Salomon treu. Dass
der Flugplatz – nach dem Bürgerentscheid für den Erhalt im Jahr 1995 – bei der Aufstellung des neuen Flächennutzungsplans 2040 wieder aufs Tapet kommen wird, hatte das chilli schon vor einem Jahr gemutmaßt. Ob dort aber – nicht zuletzt wegen des neuen Fußballstadions – gewohnt werden kann, ist stark zu bezweifeln. Auch bei den anderen größeren Flächen sind die Hürden hoch, wenn nicht unüberwindbar. Auf der Zähringen-Nord genannten Fläche zerbröselt der große Wurf mit bis zu 1500 Wohnungen gerade an dem benachbarten Störfallbetrieb. In Zinklern muss die geplante Bebauung mit 550 Wohnungen komplett neu aufgerollt werden, weil ein Eigentümer mit einem zentralen Grundstück dem Rathaus die kalte Schulter zeigt.
Stadtentwicklung Die Gegner führen dessen ungeachtet Zinklern und Zähringen-Nord weiter in ihrer Liste mit DietenbachAlternativen: 5000 Wohneinheiten seien mit Aufstockungen von Gebäuden oder Dachausbauten zu realisieren. 3000 mit dem Überbauen von Parkplätzen. Das Potenzial für „bezahlbaren Wohnraum“ läge mit Anbauten und dem Ausbau von Hinterhäusern bei 9000 Einheiten. Das ist noch deutlich wirklichkeitsferner als die Rede von einem klimaneutralen Stadtteil.
» Kolossale Fehleinschätzung « Spannender wird die Frage sein, wie viel Millionen Euro die Stadtverwaltung – und somit der Steuerzahler – für Dietenbach hinblättern müsste. Der – von den Linken initiierte – Beschluss des Gemeinderats, faktisch 50 Prozent der Wohnraumflächen als öffentlich geförderte herzustellen, wird die geplanten 600 Millionen Euro Erlöse aus dem Verkauf der Grundstücke massiv abschmelzen – wenn die ortsübliche Vergleichsmiete unter 10 Euro liegt. Denn für Mieten um die sieben Euro kann heutzutage nur in besonderen Konstellationen neuer Wohnraum geschaffen werden. Aber nicht in großem Stil. Bei der Suche nach Wohnungsbauunternehmen, die den defizitären geförderten Wohnraum bauen können, landet man schnell bei der Freiburger Stadtbau. Gleich 1500 soll sie im Dietenbach erstellen. „Wenn das der politische Wille ist, dann müssen alle Beteiligten viel Kreativität bei der Finanzierung zeigen“, drückt es Stadtbau-Chef Ralf Klausmann vorsichtig aus. Und: Die Stadtbau hat ein eigenes Programm mit 3100 neuen Wohnungen bis 2028. Beides zusammen könnte die Gesellschaft nicht stemmen.
40 Prozent des insgesamt 157 Fußballfelder großen Areals liegen in den Händen von Stadt und Land. Prinzipiell können dort ausschließlich geförderte Wohnungen gebaut werden. Wenn es jemand bezahlt. Die Hoffnung richtet sich auf Bund und Land, die bis zum Baubeginn ihre Förderrichtlinien deutlich verändern müssten, wenn die Kommunen und ihre Wohnungsbaugesellschaften nicht den Preis für die verfehlte Förderpolitik bezahlen sollen. Den Rückzug von Bund und Ländern wertet auch Haag heute als „kolossale Fehleinschätzung“. Fast 60 Prozent der Fläche könnten irgendwann der Freiburger Sparkasse gehören, die mit ihrem Kooperationsmodell (65 Euro pro Quadratmeter Land anstelle der von der Stadt angebotenen 15) mittlerweile mehr als 85 Prozent der 600-köpfigen, privaten Eigentümerschaft überzeugt hat. Wenn der Bürgerentscheid gegen den neuen Stadtteil ausgeht, muss die Bank ihre eigens gegründete Entwicklungsmaßnahme Dietenbach KG dichtmachen und hat rund 100.000 Euro verloren. Deutlich teurer wird es, wenn der Stadtteil kommt, die finanziellen Rahmenbedingungen aber nicht passen. „Wir brauchen irgendwann eine belastbare Kostenrechnung von der Stadt“, sagt der Vorstandsvorsitzende Marcel Thimm. Wenn die Rechnung aus den Erlösen und den Kosten ganz am Ende nicht
Was bisher geschah April 2012: Die Fraktionen von CDU, SPD, FDP und Freien Wählern fordern die Bebauung von RieselfeldNord mit rund 5000 Wohnungen. November 2012: Das Rathaus will einen neuen Stadtteil als „städtebauliche Entwicklungsmaßnahme" voranbringen. Die erlaubt auch Enteignungen. Dazu muss aber auch eine Alternative untersucht werden: „St. Georgen-West“. April 2013: Der Wert der fraglichen Flächen wird von einem Gutachter auf 15 Euro/Quadratmeter taxiert. Mai 2015: Der Gemeinderat entscheidet für Dietenbach und gegen St. Georgen-West. Januar 2017: Das Rathaus stellt das Kooperationsmodell mit der Sparkasse vor. Jetzt können die Eigentümer 65 Euro/Quadratmeter bekommen. Oktober 2018: Das Freiburger Büro K9 Architekten gewinnt mit Partnern den städtebaulichen Wettbewerb. Das Bürgerbegehren für einen Bürgerentscheid ist erfolgreich. November 2018: Der Gemeinderat beschließt 50 Prozent sozialen Mietwohnungsbau für Dietenbach. 24. Februar 2019: Freiburger Bürger entscheiden über den neuen Stadtteil.
Fotos: © Neithard Schleier, Felix Holm, Karl Schwörer, bar
Stadtentwicklung
Grünfläche gegen Stadtteil: Noch regiert im Plangebiet die Landwirtschaft. Die Bauern hängen Banner auf und fahren mit ihren Treckern in die Stadt. Das ZMF (unteres Bild rechts) könnte weiter über die Bühne gehen.
aufgehe, dann könnte das Rathaus die KG – mit dann vermutlich bis zu acht Millionen an Verlustvorträgen – kaufen. Thimm ist „sehr zuversichtlich“, dass es dazu nicht kommt: „Die Kraft des Faktischen wird alle Beteiligten zu einem vernünftigen Kompromiss führen“. Es ist kein Geheimnis, dass die Bank die 50-Prozent-Quote sehr skeptisch einschätzt. 8 | chilli | bauen & wohnen | 02.2019
Die Gegner mutmaßen schon heute, dass sich der gemeinderätliche Beschluss als „Seifenblase“ entpuppen könnte, weil mit ihm die Kosten weder geprüft noch gedeckelt wurden. Zudem würde der neue Stadtteil die Mieten nicht sinken, sondern steigen lassen. Weil die geförderten Wohnungen nicht in den Mietspiegel kämen, die teuren neuen dagegen schon. Das stimmt. Haag aber glaubt vielmehr, dass ein verlorener Bürgerentscheid zu einer „gigantischen Preissteigerung“ in Freiburg führen würde. Es ist wie bei so vielen Themen: Die einen sagen so, die anderen sagen so. Geht es um die prognostizierte Bevölkerungsentwicklung, gibt es dazu auch reichlich Anlass: Das Landesamt für Statistik geht davon aus, dass vom Jahr 2022 an die Einwohnerzahl bei gut 236.000 bis ins Jahr 2035 gleich bleibt. Die städtischen Statistiker glauben, dass schon 2030 rund 245.000 Menschen in Freiburg leben. Und das Institut Empirica geht von 18.600 zusätzlichen Haushalten bis zum Jahr 2030 aus, die knapp 1,9 Millionen Quadratmeter Wohnfläche benötigen. Haag sieht keinerlei Anzeichen für eine Stagnation: Die Hochschulen und die private Forschung in Freiburg seien sehr attraktiv, die hohe Lebensqualität, das prozentual stärkste Arbeitsplatzwachstum in Baden-Württemberg, die generelle Stadtflucht – Freiburg werde weiter kräftig wachsen. Lange nach den Gegnern haben sich auch neue Player in die Debatte eingeschaltet, ein bislang einmaliges Bündnis aus Gewerkschaften, Wohlfahrtsverbänden, großen Arbeitgebern, Kirchenorganisationen, Kammern, Verbänden und Studierendenwerk. Dessen Geschäftsführer Clemens Metz will 700 Wohnheimplätze im Quartier bauen, Handwerkskammerpräsident Johannes Ullrich will eine Meistermeile mit Wohnungen für Azubis, das Uniklinikum selber für ihre Beschäftigten bauen.
Die Kontrahenten
Zu den Gegnern des neuen Stadtteils zählen: Fraktion Freiburg Lebenswert/Für Freiburg, RegioBündnis Pro Landwirtschaft, Natur & ökosoziales Wohnen, BUND Freiburg, Bürgerinitiative Pro Landwirtschaft und Wald in FreiburgDietenbach & Regio, ECOtrinova, Gartenleben Freiburg, Klimabündnis Freiburg, NABU Freiburg, ÖDP Freiburg, Plan B, der BI Unterm Heidach (Denzlingen). Zu den Befürworten zählen: Stadtverwaltung, Grüne, CDU, SPD, Unabhängige Listen, FDP, Freie Wähler, JPG, Arbeitsagentur, AWO, Bauwirtschaft e.V., Caritas Freiburg, Diakonie Freiburg, Dehoga, DGB, DRK, FWTM, GEW, Handelsverband Südbaden, HWK, Haufe Group, IHK, IG Metall, Paritätischer Wohlfahrtsverband, Studierendenwerk, Wirtschaftsförderung Region.
Was das alles kostet
Dietenbach wird – ohne eine einzige Wohnung – voraussichtlich rund 700 Millionen Euro kosten. Maßgebliche Verursacher sind die Erschließung (120 Millionen Euro), der Bau von Grund- und weiterführenden Schulen (118), von Kitas und sonstigen Einrichtungen (90), das Projektmanagement (56), die Grünanlagen (53), die Entwässerung (31), das Freimachen und die Modellierung des Geländes (30), die Finanzierung (30), der Grunderwerb (24), Planung und Gutachten (17), Ausgleichsmaßnahmen (12), Entschädigungen (7) und der Gewässerausbau (6). Der Verkauf der Grundstücke soll 574 Millionen bringen, aus Fördermitteln sollen 19 Millionen kommen. Bleiben unterm Strich rund 100 Millionen, die aus dem Stadtsäckel fließen müssen. Die Erlöse aus dem Grundstücksverkauf werden nach dem Beschluss der 50-Prozent-Quote von Experten massiv bezweifelt.
Stadtentwicklung Die Stadtverwaltung rechnet heute mit einem Boden-Quadratmeterpreis von 680 bis 720 Euro, je nachdem, ob ein Reihenhaus oder Geschosswohnungsbau obendrauf kommt. Ein erstes Gedankenexperiment: Wenn auf der einen Seite des Grundstücks geförderter Wohnraum gebaut wird, dann wird ein privater Bauherr hier die Grundstückskosten auf „null“ setzen, damit es wirtschaftlich darstellbar ist. Dann muss er auf der anderen Seite 1400 Euro pro Quadratmeter Grundstücksanteil im frei finanzierten Eigentumswohnungsbau kalkulieren. Was in Freiburg alles andere als sensationell ist. Hinzu kommen rund 3000 Euro für den Bau eines Quadratmeters, Finanzierungs- und Vertriebskosten, der Deckungsbeitrag fürs Risiko – ein Preis unter 5400 Euro ist unwahrscheinlich. Das spricht gar nicht gegen Dietenbach, denn in der Innenentwicklung
wird es noch teurer. Schon 2017 lag der durchschnittliche Kaufpreis für einen Neubauquadratmeter in Freiburg bei 5334 Euro. Schuld sind vor allem die gestiegenen Bau- und Grundstückspreise. Das kann man trefflich kritisieren, es nützt nur nichts. Ein zweites: Menschen, die heute schon eine Eigentumswohnung haben, haben eine mindestens wertstabile Geldanlage und – wenn sie diese nicht selber nutzen – auch keine Mühe, die Wohnung gut zu vermieten. Werden sie mit „Nein“ stimmen und damit „Ja“ zum neuen Stadtteil sagen, wo der doch so viel „bezahlbaren Wohnraum“ bringt? Dass Grünflächen die Massen mobilisieren können, hat das Emmendinger Rathaus vor gut zwei Jahren schmerzhaft gespürt, als die Bevölkerung – mit großer Mehrheit – die Bebauung des Gewanns Haselwald/Spitzmatten verhinderte.
Klar ist, dass in Freiburg die Landwirte die Verlierer eines neuen Stadtteils wären, „das braucht man nicht schönzureden“, sagt Haag. Es gelte eben abzuwägen zwischen zwölf Vollerwerbsund zwei Nebenerwerbslandwirten und 15.000 untergebrachten Freiburgern. Verliert die Politik die Volksabstimmung, versinken mal eben sechs Jahre Planung im Dietenbach. „Wir brauchen Dietenbach, weil Freiburg sonst keine Zukunft hat“, steht als Zitat auf einer Seite in einer Sonderausgabe des städtischen Amtsblatts, das 43 von 48 Stadträten unterzeichnet haben (neben den Vertretern von Freiburg Lebenswert/Für Freiburg fehlt dort übrigens auch UL-Stadträtin Brigitte von Savigny). Die Formulierung schießt durchaus übers Ziel hinaus. Aber der 24. Februar wird für die Zukunft von Freiburg eine sehr wichtige Weiche stellen. Längst nicht nur eine wohnungswirtschaftliche. Lars Bargmann Anzeige
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Baurecht
Zoff um Widerrufsrechte
Baurechtskanzlei Steiger, Schill und Kollegen mit einem Dutzend Fälle
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er Freiburger Architekt Oliver Schmidt ist schon seit 30 Jahren im Geschäft. So einen Fall aber hatte er noch nie: Nach fast getaner Arbeit samt Präsentation für einen privaten Auftraggeber will dieser nun von dem geschlossenen Architektenvertrag zurücktreten und führt dafür ein Widerrufsrecht ins Feld. Es geht um insgesamt rund 80.000 Euro. „Kein Einzelfall“, sagt Nicolas Schill von der Baurechtsspezialistenkanzlei Steiger, Schill und Kollegen in Staufen. Schmidt hatte den Vertrag am vergangenen 9. April an seine Auftraggeber geschickt. Per Mail. Diese druckten ihn aus, die Erbin einer Erbengemeinschaft und deren Mann unterzeichneten das Werk, er brachte den Vertrag am selben Abend noch persönlich ins Büro von Schmidt in der Wiehre, wo der Architekt den Vertrag ebenfalls gegenzeichnete. So schildert es Schmidt. So steht es auch in der dem chilli vorliegenden Klageschrift. Die Auftraggeber hingegen geben an, dass der Vertrag in ihrer Küche unterzeichnet worden wäre. Träfe das zu, besäßen sie – wenn sie als normale Verbraucher und nicht gewerblich handeln – tatsächlich das Recht, zurückzutreten. Und zwar zwölf Monate und 14 Tage lang. Denn: Bei Vertragsschlüssen außerhalb seiner Geschäftsräume hätte Schmidt der Erbin mit dem Vertrag auch eine Widerrufsbelehrung aushändigen und sich auch unterzeichnen lassen müssen. „Das habe ich in all meinen Berufsjahren noch nie gemacht“, sagt der Architekt. Er habe den Fall zwei Kollegen erzählt, auch die hätten ein solches Papier bislang nie ausgehändigt.
Es gibt aber durchaus Architekten, die das machen, wie etwa Mathias Haller dem chilli bestätigt. Das von der EU initiierte Widerrufsrecht soll Verbraucher eigentlich vor Haustürgeschäften schützen. Warum es länger als ein Jahr gilt, ist für den Laien nicht leicht verständlich. „Architekten müssen von der Widerrufsbelehrung Gebrauch machen, wenn sie auf der sicheren Seite sein wollen, sonst kann das bittere Folgen haben“, sagt Schill. In seiner Kanzlei häufen sich solche Fälle: „Aktuell haben wir fast ein Dutzend.“ Bei Schmidt ging es um den Umbau des Albertus-Magnus-Hauses und eines Nachbargebäudes in St. Georgen. Er entwarf drei Varianten, schickte digitale Pläne an die Erbin, präsentierte diese auch vor Ort. Wenig später überwiesen die Auftraggeber eine erste Anzahlung. Ein paar Tage drauf aber kündigten sie schriftlich den Vertrag. Als Schmidt daraufhin die Schlussrechnung anforderte, nahmen sie sich im August einen Anwalt, der das Widerrufsrecht anführt und auch die Anzahlung zurückfordert. Schill fordert für Schmidt im Gegenzug in der Klage nun die noch offenen rund 60.000 Euro. Der zuvor von Schmidt befragte Justiziar der Architektenkammer Baden-Württemberg riet ihm, einen Anwalt einzuschalten. „Er sagte, dass ich auf jeden Fall im Recht bin“, sagt Schmidt. Der Vortrag der Gegenseite, dass der Vertrag in der Küche unterzeichnet worden wäre, sei „dreist und unverfroren“. Schmidt möchte vor Gericht auch festhalten lassen, dass die Auftraggeber nicht einfach seine Planung nehmen und dann in ein paar Jahren diese für den Umbau nutzen. Er wird fortan mit Widerspruchsbelehrungen arbeiten. Lars Bargmann
Visualisierung: © dreisamarchitekt Oliver Schmidt
» Dreist und unverfroren «
Einer der Entwürfe für den Umbau: Erst kam die Arbeit, dann der Widerruf.
Messebranche
Alles am Start: Die Besucher können sich die Modelle neuer Bauvorhaben anschauen, sich beraten lassen und finden auch viele gebrauchte Immobilien
Qualitätssprung beim Branchenführer
Die 12. IMMO-Messe in Freiburg wartet mit Hochkarätigem auf
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ie 12. IMMO–Messe in Freiburg bringt einen Qualitätssprung: Die führende Immobilienmesse in Baden-Württemberg hat ihr Portfolio durch den Fachkongress „1. Freiburger IMMO-Update“ nicht nur quantitativ erweitert. Die Vortragenden sind handverlesen: Nicht nur der Wirtschaftsweise Lars P. Feld, sondern auch der renommierte Finanzwissenschaftler Bernd Raffelhüschen sowie Marco Wölfle von der Deutschen Immobilien Akademie DIA sind bei der Premiere dabei. Die Freiburger Immo ist das Marktthermometer der Branche. Bauträger – den größten Stand hat die Gisinger-Gruppe – zeigen ihre neuen Projekte und knüpfen Kontakte zu Eigentümern, Makler präsentieren sich neben Versicherern, Experten vieler Fachrichtungen neben Hausverwaltungen, Kaufinteressierte treffen auf Verkäufer. Auf der Agenda stehen zudem Vorträge zu Trendthemen wie Immobilien-Auktionen oder Leibrenten, Einbruchsschutz oder Pflegeimmobilien als Kapitalanlage. Wie im Vorjahr warten rund 50 Aussteller in der damit ausverkauften Halle 1 auf anvisierte 7000 Besucher. Über 80 Prozent der Aussteller sind Stammkunden. „Die IMMO 2019 findet zu einem spannenden Zeitpunkt statt“, sagt Daniel Strowitzki, der Geschäftsführer der Freiburg Wirtschaft Touristik und Messe GmbH (FWTM), die die Messe veranstaltet. Der Bürgerentscheid über den neuen Stadtteil Dietenbach stehe an, und in der Stadtpolitik setzte Oberbürgermeister Horn „neue Akzente in der Wohnungspolitik“. So treffe die Messe „mehr denn je den Nerv der Zeit“ in und um Freiburg für alle, die sich mit den Themen Bauen und Wohnen befassen. 12 | chilli | bauen & wohnen | 02.2019
Im hochkarätig besetzen Fachkongress Immo-Update wird Lars Feld über „Konsequenzen des Booms – zur aktuellen Lage der Immobilienwirtschaft“ sprechen. Bernd Raffelhüschen will aufzeigen, dass gemeinsam mit der Nachfrage nach Wohnimmobilien deren Preise auch in den nächsten Jahrzehnten steigen werden. Damit widerspricht der Forscher der weit verbreiteten These, wonach das Niedrigzinsumfeld eine Immobilienblase provoziere, die mittelfristig platze und langfristig in einen durch die demografische Entwicklung getriebenen Preisverfall münde. Tatsächlich sei an diesen „medial getriebenen Katastrophenbotschaften“ aus der statistischen Sicht nicht viel dran.
» Medial getriebene Katastrophenbotschaften « Auch nach Einschätzung von Wölfle wird der Bedarf nach Wohnraum in und um Freiburg künftig groß bleiben. Der wissenschaftliche Leiter des Center for Real Estate Studies an der Steinbeis-Hochschule Berlin rechnet so: 110.000 Wohnungen oder Einfamilienhäuser gibt es in Freiburg, die Freiburger Bevölkerung wächst jährlich um rund 2000 Bürger. Zusammen mit dem zunehmenden Flächenbedarf pro Person erwachse daraus ein Bedarf von 1000 Wohnungen im Jahr bis mindestens 2030. Wölfle rät daher weiter zum Erwerb von Eigentum: „Wohnraum war durch die auch langfristig sehr günstigen Zinsen noch nie so erschwinglich wie heute.” Der soziale Wohnungsbau werde dagegen „überschätzt” und bedeute langfristig eine „überproportionale Belastung“ der öffentlichen Haushalte.
Messebranche
Für viele Inspiration Sinne fürs Zuhause
bei den Maklern.
Fotos: © FWTM/Salzer-Deckert
„Schwarmstadt Freiburg – Wohnraum nur für Topverdiener?“ So lautet der Titel der abschließenden Podiumsdiskussion, mit der die Premiere ausklingen wird, an der sich Immobilienexperten aus Wirtschaft und Politik beteiligen – neben Freiburgs Oberbürgermeister Martin Horn und Baubürgermeister Martin Haag hat sich auch Ministerialdirektor Michael Kleiner aus dem baden-württembergischen Ministerium für Wirtschaft, Arbeit und Wohnungsbau angekündigt. Dabei sein wird auch die Geschäftsführerin des Immobilienverbands Deutschland IVD, Sun Jensch. „Unser Kongress stellt Fragen und gibt Antworten“, so Strowitzki. „Unsere hochrangigen Experten zeigen neueste Entwicklungen und Trends auf und stellen sich den Fragen verschiedener Interessenslagen.“ Die demografische Entwicklung, das Divergieren des klassischen Familiengefüges und die veränderten Altersstrukturen in der Gesellschaft würden ein Umdenken in der Immobilienbranche erzwingen. Dabei wird der geplante neue Stadtteil Dietenbach eine tragende, wenn nicht die zentrale Rolle spielen. bar
Info
Karten für IMMO-Update am 8. Februar kosten 94 Euro und sind unter immo-messe.freiburg.de bestellbar. Die eigentliche Messe geht am 9. und 10. Februar über die Bühne. Der Eintritt ist kostenfrei.
Inspiration für Bauen und Wohnen
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m Programm der Messe Offenburg hat die BAUEN WOHNEN Garten längst einen Stammplatz. Die Erlebnismesse gibt Impulse, neue Ideen und viel Information rund ums Modernisieren, Bauen, Wohnraumgestaltung und Gartenplanung. In diesem Jahr vom 22. bis 24. März auf dem Messegelände. Foto: © Messe Offenburg/Tauscher
Die BAUEN WOHNEN Garten ist der Treffpunkt für individuelle Beratung rund um die Gestaltung der eigenen vier Wände. Die Besucher finden Fachkompetenz, Vorführungen und – nicht nur auf der Designallee – Produkte, die es wert sind, die eigene Einrichtung neu zu kreieren. Oder, passend zum Frühjahr, durch die Gärten der Garten- und Landschaftsbaubetriebe zu bummeln, um neue Trends aufzuspüren, um das eigene Wohnzimmer ins Freie zu verlängern oder beim Poolbau auch an eine Überdachung zu denken. Experten vermitteln Wissen zu Gehölzen, Pflanzung, Pflege und Schneiden oder auch mal Details zu Orchideen und Rosenkunde. Die BAUEN WOHNEN Garten ist eine Messe für viele Sinne. Tickets gibt es bereits ab drei Euro. chilli bauenwohnengarten.de Tickets unter reservix.de
Die INVENTA in Karlsruhe
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ie Karlsruher INVENTA ist Inspirationsquelle und Marktplatz für Hobby-Gärtner, Liebhaber exklusiver Inneneinrichtung, Bauherren und Eigenheimbesitzer. Die Lifestylemesse mit ihren drei Bereichen Garden, Living und ECO Building präsentiert vom 15. bis 17. März in der Messe Karlsruhe wieder aktuelle Trends der Gartengestaltung, Design-Klassiker und neueste Kreationen der Möbelbranche. Zeitgleich lädt die „RendezVino – Messe für Wein, Genuss und Tasting“ zum Entdecken, Genießen und Kaufen von Weinen, Spirituosen und Delikatessen direkt vom Erzeuger ein. ECO Building vereint schließlich ein breites Spektrum an Ausstellern, die ihre Produkte und Dienstleistungen für Bau- und Sanierungsvorhaben vorstellen. Im Fokus stehen dabei innovative Heiz- und Klimasysteme, energetische Fenstersanierungen, Türen, Tor- und Dachsysteme bis hin zu Wasseraufbereitungsanlagen, Maler-, Stuckateur- und Elektroleistungen. Zudem beraten unabhängige Experten über Fassaden-, Keller- und Dachdämmungen, Wärmebrücken, kontrollierte Belüftungen, Finanzierungs- und Fördermöglichkeiten. Stark vertreten sind auch Fertighausund Massivhausanbieter. Hochwertige Innenarchitektur mit trendgebenden Marken und exklusiven Designobjekten gibt es bei der INVENTA Living. chilli inventa.info und rendezvino.info chilli | bauen & wohnen | 02.2019 | 13
Messewesen
Im Fokus: Smart Home
Die GETEC setzt spannende Schwerpunkte
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Fotos: © Solar Promotion GmbH
ie 12. Auflage der Messe Gebäude.Energie.Technik (GETEC) setzt aufs Thema „Smart Home“, bietet die Sonderflächen „E-Mobilität, Laden und Speichern“, „BHKW, Solarstrom und Solarwärme“, „Leben ohne Barrieren“, Fachvorträge, Expertenrunden, Seminare, Messerundgänge, neutrale Impulsberatungen auf dem Marktplatz Energieberatung und den 8. Kongress Energieautonome Kommunen. Vom 8. bis 10. Februar erfahren private und gewerbliche Bauherren, Architekten, Ingenieur-, Energieberatungsbüros und Handwerksbetriebe an der Freiburger Messe Neues und Wissenswertes zum energieeffizienten Planen, Bauen und Wohnen. Weil die Digitalisierung immer bedeutender wird, widmen die Veranstalter sich heuer stark dem „Smart Home“. So präsentiert der Freiburger Elektrogroßhändler Alexander Bürkle den Showroom „Lebensräume“, in dem Bauherren und Renovierer das intelligente Wohnen real erleben, selbst ausprobieren können, welche Neuheiten es in Entertainment, Sicherheit, Energieeinsparungen und Komfort gibt. Dass es bei den nicht unumstrittenen Gebäudedämmungen durchaus ökologische Alternativen gibt, zeigt etwa die Fachagentur für nachwachsende Rohstoffe (FNR) mit Materialien wie Hanf, Stroh, Kork, Schafwolle, Schilf, Seegras, Flachs und Holzfasern. Die Dachverbände Lehm und Strohballenbau zeigen die Stärken dieser Baustoffe, unter den Ausstellern ist erneut auch das Holzfaserplattenwerk Gutex.
Auf einer vom Cluster Green City Freiburg betreuten Sonderschau dreht sich alles um E-Mobilität, Laden und Speichern, auf der vom Freiburger Rathaus bespielten Sonderfläche „BHKW, Solarstrom und Solarwärme“ gibt es kostenfreie und herstellerunabhängige Tipps zu effizienten Eigenversorgungslösungen für Gebäude mit Strom und Wärme. Die Sonderschau „Leben ohne Barrieren“ liefert Informationen für alle, die das eigene Wohn- und Lebensumfeld komfortabel barrierefrei gestalten möchten.
Wie klimagerecht kann Stadtentwicklung sein? Organisiert und betreut von der Energieagentur Regio Freiburg bieten rund 30 zertifizierte Energieberater auf dem Marktplatz Energieberatung unabhängige Impulsberatungen an. Im Anschluss hilft der „Messe-Scout“ bei der zielgerichteten Auswahl von Produkten und Firmen weiter. Fest zur GETEC gehört auch der vom Verein fesa initiierte Kongress „Energieautonome Kommunen“, der mit mehr als 50 Referenten Praxisforen und Workshops zu Themen bietet, die für die Umsetzung der Energiewende besonders bedeutsam sind. Freiburgs Oberbürgermeister Martin Horn wird das neue Klimaschutzkonzept der Stadt Freiburg vorstellen. Schwerpunkt ist die klimagerechte Stadtentwicklung, auch „klimaneutrale Energiekonzepte“ für den geplanten Stadtteil Dietenbach werden vorgestellt. Nach den Plänen der Bundesregierung sollen bis 2021 rund 1,5 Millionen neue Wohnungen gebaut
Auf der GETEC zählt auch die Badenova zur Stammkundschaft.
werden. Die Vorgaben der Stadtplanung beeinflussen dabei maßgeblich, welche Emissionen in den nächsten 40 bis 50 Jahre entstehen werden. „Das Besucheraufkommen der letzten Jahre bestätigt, dass es weiterhin einen Bedarf nach gezielten Informationen zum energetischen Bauen und Modernisieren gibt. Hier zeigt die GETEC ihre Stärken“, sagt Daniel Strowitzki, Geschäftsführer der Freiburg Wirtschaft Touristik und Messe GmbH, die die Veranstaltung zusammen mit der Solar Promotion GmbH und der Freiburger Handwerkskammer veranstaltet. 230 Aussteller warten auf 10.000 Quadratmetern Fläche auf 10.000 Besucher. Der Schirmherr, der baden-württembergische Umweltminister Franz Untersteller, stuft die GETEC als „führende Messe für energieeffizientes Planen, Bauen und Modernisieren im Südwesten“ ein. Lars Bargmann
Info
getec-freiburg.de energieautonome-kommunen.de ekademie.com/podcast-einfach-clever
Messewesen
Die Erweckung des Frühlings Gartenträume Freiburg
D Foto: © unsplash.com
irekt nach dem Wochenende mit der IMMO und der GETEC geht es an der Messe Freiburg vom 15. bis 17. Februar um Gartenträume. Eine Wandermesse der Gartentraeume B.V. mit Sitz im niederländischen Weerselo, die durch ganz Deutschland zieht. Bei der Gartenträume können Besucher Modellgärten bestaunen und die neuesten Produkte der Gartenwelt ausprobieren. Fröhliches Bienensummen, ein plätschernder Brunnen und duftende Blumen zählen zum Standard-Repertoire, neu in diesem Jahr ist, dass die Halle 3 mehrmals täglich verdunkelt wird, sodass die Leuchtkugeln, glitzernde Whirlpools und funkelnden Lampions zur Geltung kommen. Auch die Modellgärten
zeigen in dieser Halle besondere Beleuchtungsideen für romantische Abendstunden und gesellige Grillfeste. Mehr als 100 Aussteller – Garten- und Landschaftsbauer, Rasenprofis, Künstler, Handwerker oder Pflanzenzüchter – bieten Inspirationen und neueste Gartentrends, Gartentechnik und Outdoor-Möbel, Pflanzen und Blumenzwiebeln, ausgefallene Gestaltungsideen und Dekorationen, Gartenberatung und Zubehör. Das „Wohnzimmer unter freiem Himmel“ als ruhiger Rückzugsort oder voller Leben mit Outdoor-Küche und Nutzgarten. Die Gartenträume Freiburg 2019, verspricht der Veranstalter, zeigt die Vielfalt und Raffinesse der Gartengestaltung und Pflanzenkunst. chilli gartentraeume.com/freiburg Anzeigen
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Unternehmen
Vehement für Wirtschaftsförderung Die fwi feiert ihr 25-jähriges Bestehen
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Fotos: © Oliver Münzer
ehr als 700 entwickelte und vermittelte Gewerbeflächen und gewerbliche Objekte, das ist im Jubiläumsjahr die Bilanz von 25 Jahren bei der Freiburg-S-Wirtschaftsimmobilien GmbH (FWI). Der 13. Januar 1993 markierte seinerzeit eine bundesweit einmalige Kooperation von städtischer Wirtschaftsförderung und örtlicher Sparkasse, zu der die damalige Freiburg Wirtschaft und Touristik GmbH (FWT) die Initiative gegeben hatte. Die Rolle des finanziell starken Partners übernahm die Bank, die auch 70 Prozent des Gesellschaftskapitals übernahm, für das Handeln aus regionalem Gesamtinteresse war die Wirtschaftsförderung der FWT zuständig. „Das Ziel war, den auch damals schon angespannten Freiburger Gewerbeflächenmarkt durch die Nutzung, Entwicklung und Vermittlung brachliegender Flächen und die Entwicklung von schwierigen Projekten zu entspannen und eine neue Dynamik in der Freiburger, aber auch in der regionalen Gewerbeimmobilienszene zu erzeugen“, sagt FWI-Geschäftsführer Thomas Stoffel. Seinerzeit setzten Bahn, Post, Telekom und auch das Land in der Region Freiburg große Flächen frei. Und auch im Umland akquirierte die FWI. Etwa in Emmendingen, wo sie das Gewerbegebiet über der Elz erschloss und vermarktete. Und wo sie auch das flächenmäßig größte FWI-Projekt, das Ramie-Areal, von einer Industriebrache in ein 14 Hektar großes, attraktives Wohn- und Dienstleistungsquartier umwandelte. Oder auch in Teningen, wo sie das einstige Kasernenareal erst sanierte Gartenstadt Emmendingen: Die Umwandlung des alten Ramie-Areals war die größte Entwicklung der FWI.
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Vier Hektar auf dem nördlichen Güterbahnhof entwickelt die gemeinsame Tochter von Sparkasse und FWTM.
und dann an Produktions- und Handwerksbetriebe vermarktete. Auch die Beteiligung am Gewerbepark Breisgau, wo die FWI eine wichtige Rolle bei der Ausweisung neuer Flächen im Interesse der Stadt spielt, ist Beleg der regionalen Aktivitäten. In Freiburg zählen zu den Meilensteinen der Unternehmensgeschichte der Erwerb und die Umwandlung des Kasernenareals St. Gabriel mit dem städtischen Betriebshof, der Firma Hild Fahrräder und der Extrol Tankstelle. Dann die Entwicklung der Kläranlage Nord, auf der Handwerker angesiedelt wurden, oder auch das Kyburgareal, auf dem der Südwestfunk ein Studio betrieben hatte und heute ein attraktives Wohngebiet zu finden ist. Das aktuell wichtigste Projekt ist der Güterbahnhof, auf dem die FWI vor sechs Jahren vier Hektar erworben hatte und damit sicherstellte, dass das Gewerbe auf dem Areal nicht zu kurz kommt. Erst unlängst vermittelten Wolfgang Seitz und Yvonne Muck aus dem sechsköpfigen FWI-Team zudem fast 8000 Quadratmeter für JobRad, eine Marke der LeaseRad GmbH, an die Strabag Real Estate GmbH auf deren Businessmile – die bisher größte Vermittlung. Für die Firmen ist die Leistung der FWI dabei stets kostenfrei. Es geht nicht um Gewinnmaximierung, und es geht auch nicht um den Unternehmenssitz – Freiburg werde nicht bevorzug behandelt. „Unser Handlungsmaßstab ist der aus Unternehmenssicht optimale Standort“, so Stoffel. Deswegen leiste die FWI von Anfang an einen positiven Beitrag zur regionalen Integration der Wirtschaftsregion Freiburg, ohne die jeweiligen kommunalen Interessen in den Vordergrund zu stellen. Über eigene Umsätze und etwaige Gewinne macht die FWI keine Angaben. bar
Sportstätten
Vier Klagen in der Schwebe
Verwaltungsgerichte haben in Sachen SC-Stadion noch nichts entschieden
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echs Monate sind vergangen, seit der Freiburger Gemeinderat sich mit 36 von 48 Stimmen für den Bau eines neuen Stadions für den SC Freiburg „im Wolfswinkel“ beim Freiburger Flugplatz entschieden hat. Und noch immer sind beim Verwaltungsgericht (VG) in Freiburg und am Verwaltungsgerichtshof (VGH) Mannheim insgesamt vier Klagen anhängig – gegen den Anfang November 2018 von der Stadt veröffentlichten Bebauungsplan vorm VGH, gegen die nahezu zeitgleich durch das Regierungspräsidium Freiburg ergangene Baugenehmigung vorm VG. Zwei davon, so VG-Sprecher Klaus Döll in Freiburg, ruhen derzeit: Die klagenden Sportflieger wollen offenbar das Verfahren nicht weiter verfolgen, solange sie mit der Stadt über ihre eigene Zukunft im Gespräch sind. In den anderen Verfahren, so Döll weiter, habe der Anwalt der Kläger Akteneinsicht beantragt 18 | chilli | bauen & wohnen | 02.2019
und müsse noch die Begründung der Klagen vorlegen. Spätestens bis März wolle man entscheiden, danach rechne man so oder so mit Beschwerden der unterlegenen Seite. Eine anonym eingereichte Petition gegen das Stadion war bereits im Dezember vom Landtag abgewiesen worden. Die Gegner des Projekts fürchten unter anderem Lärmbelästigungen für den Stadtteil Mooswald, die das Regierungspräsidium in seiner Baugenehmigung allerdings für nicht gegeben erachtet hat: Der Lärmschutz sei sichergestellt, so die Genehmigungsbehörde Mitte November. Das Stadion hat in den vergangenen Jahren schon manche Hürde genommen: Mehr als sechs Jahre sind bereits vergangen, seit der SC ein Gutachten vorgelegt hat, wonach am alten Standort an der Schwarzwaldstraße, der seit Jahren nur noch mit einer Sondergenehmigung der Deutschen Fußball Liga (DFL) bespielt werden darf, kein wettbewerbsfähiger Bundesligafußball mehr stattfinden kann.
Immer noch umstritten: Das mit Infrastruktur und Einrichtung insgesamt 145 Millionen Euro schwere Projekt SC-Arena soll zum Anpfiff der Saison 2020/2021 fertig sein.
Was folgte, war zunächst eine langwierige Standortsuche. Vor vier Jahren haben die Freiburger sich in einem Bürgerentscheid „pro“ Stadionneubau ausgesprochen. Künftig sollen 35.000 Fans (knapp ein Drittel davon auf erschwinglichen Stehplätzen) in der neuen Arena Platz finden, deren Bau derzeit mit gut 76 Millionen und deren Infrastruktur mit 55 Millionen Euro veranschlagt werden. Entworfen hat es das Büro HPP-Architekten aus Düsseldorf, welches auch die Arena auf Schalke entwickelt hat. Auch das alte Dreisamstadion will der Verein weiterhin nutzen: Als Spielstätte für die Bundesliga Damenmannschaft.
Grundsteinlegung im Frühjahr
Visualisierung: © HPP-Koester
Derzeit, so Projektsprecherin Stefanie Werntgen vom Freiburger Baudezernat, laufe im Wolfswinkel alles nach Plan, sehe aber noch nicht so richtig präsentabel aus. Wegen der laufenden Vor- und Erschließungsarbeiten für den Stadionbau kommt es seit Anfang des Jahres zu Ver-
kehrseinschränkungen im Bereich der Granadaallee. Der dortige Radund Fußweg ist gesperrt, und der Radverkehr wird für die kommenden eineinhalb Jahre über einen extra ausgebauten Weg durch den Mooswald umgeleitet. Bei den Erdarbeiten an der ehemaligen Mülldeponie am Wolfsbuck ist zuletzt mit Asbest belasteter Bauschutt entdeckt worden, der nun mit entsprechender Sorgfalt entsorgt werden muss. Sollte kein extrem schwerer Wintereinbruch mehr kommen, rechne man mit keinen großen Verzögerungen derzeit, so Werntgen weiter: Noch im Frühjahr wolle man zusammen mit dem SC Freiburg und dem Land Baden-Württemberg zur offiziellen Grundsteinlegung für das Stadion einladen. Die laufenden Klagen haben keinen Einfluss auf die vorbereitenden Baumaßnahmen, zumal damit zu rechnen sei, dass sich die Verfahren durch mehrere Instanzen ziehen werden. Puffer im Zeitplan gibt es für das Projekt aber schon jetzt auch nicht mehr, so SC-Vorstand Oliver Leki unlängst beim Neujahrsempfang des Clubs. Bernd Peters Anzeige
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BAUTRÄGER
Das Umland im Fokus WOBAG setzt auf die Regio
Mitten im Grünen: In Heuweiler baut die WOBAG sechs Doppelhaushälften über einer Tiefgarage.
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ei der Wohnbau Baden AG (WOBAG) dreht sich derzeit alles ums Umland. Die Schauplätze des Schaffens von Vorstand Klaus Ruppenthal und seinem Team liegen in Waldkirch und Heuweiler, in Teningen und Bad Säckingen, in Bad Krozingen und in Lörrach. Beim Waldkircher 35-MillionenEuro-Projekt „Am Schänzle“ feierte die WOBAG unlängst das erste Richtfest für vier Mehrfamilienhäuser, sieben größere Hanghäuser kommen jetzt in den Vertrieb, es wird zudem Doppelhäuser und Reihenhäuser geben, auch drei Baugrundstücke sind noch zu haben. In Heuweiler ist derweil das Baugesuch für sechs Doppelhaushälften fertig, die übrigens direkten Zugang zu einer Tiefgarage haben. „Damit bleibt für die Käufer mehr Freifläche rund ums Haus“, sagt 20 | chilli | bauen & wohnen | 02.2019
Ruppenthal. Das Blech führt sozusagen ein Untertagedasein. Ebenso wie dort wird in diesem Jahr auch noch der Baustart für fünf durchaus herrlich am Rhein gelegene Reihenhäuser in Bad Säckingen erfolgen, zudem ist in der Trompeterstadt auch noch ein Mehrfamilienhaus-Projekt in der Vorbereitung. Nicht weit weg, in Lörrach, hat die WOBAG nun den Zuschlag für ein Grundstück im Neubaugebiet Belist bekommen. Dort tummeln sich mehrere Freiburger Bauträger, das Ausweichen ins Umland wird immer intensiver. Die WOBAG reiht sich hier mit einem Mehrfamilienhaus mit acht Wohnungen ein – oder besser: Sie hebt sich im reihenhausdominierten Umfeld damit ab.
Visualisierung: © Wohnbau Baden AG
Auch die Kaiserstuhlgemeinde Königschaffhausen steht erstmals auf der WOBAG-Agenda. Auf dem Grundstück eines Obsthändlers im Ortsetter werden elf Reihenhäuser entstehen, auch hier mit einer durch den Keller trockenen Fußes erreichbaren Tiefgarage. In Teningen muss Ruppenthal hingegen noch auf die Baugenehmigung für 32 Wohnungen, darunter 16 öffentlich geförderte, warten. Er rechnet aber damit, dass er auch mit diesem Projekt im zweiten Quartal loslegen kann. Mit 2018 ist der Vorstand „sehr zufrieden. Was wir im Angebot hatten, konnten wir auch verkaufen.“ Die neuen Projekte präsentiert die WOBAG auch auf der kommenden Immo-Messe. Lars Bargmann
Auch bei der Immo-Messe am Start
Generalunternehmer
Auch mal am offenen Herzen
Volle Auftragsbücher: Die Dürrschnabel Industriebau mit personeller Verstärkung
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Foto: © Dürrschnabel Industriebau
in gutes Dutzend. So viele Projekte managt die Dürrschnabel Industriebau GmbH aktuell als Generalunternehmer. Dass die Aufträge der Stammkunden trotz der hohen Auslastung immer einen Platz finden, ist für Geschäftsführer Stefan Schäfer eine Selbstverständlichkeit. Er und sein Kompagnon Markus Keune haben sich aber auch personell verstärkt, um die vollen Auftragsbücher für die Bauherren fachlich einwandfrei, termin- und kostengerecht abzuwickeln. So übergaben die Emmendinger vor Weihnachten pünktlich den Erweiterungsbau eines Steuerberaters sowie ein Gebäude für einen Bremsenhersteller in Teningen, wo nun auch die Erweiterung der Metzgerei Feißt ansteht. In Emmendingen selber steht für Ende Februar die Schlüsselübergabe für ein Gebäude mit Cars, Cooking & more auf der Agenda, im März wird ein Wohn- und Geschäftshaus in Vörstetten fertig, zudem ein Bürogebäude für die auf Automatisierungen spezialisierte EMIS-Gruppe in Waldkirch mit einem Volumen von zwei Millionen Euro. Parallel läuft auch der Bau einer Großküche für die Caritas in Ehrenkirchen. Beim Autohaus Sütterlin, das zur Stammkundschaft zählt, hat die Dürrschnabel die Umgestaltung der einstigen Honda-Sparte in eine stylische Škoda-Erweiterung nach neuestem Handelsdesign mit riesiger Communication-Wall bewerkstelligt (hier wartet auch noch ein Update der KFZ-Direktannahme), wie dort geschieht auch die Erweiterung der Kleintierklinik Dr. Frank an der Freiburger Mooswaldallee im laufenden 22 | chilli | bauen & wohnen | 02.2019
Neubau für die Sick AG: 5000 Kubikmeter Beton, 550 Tonnen Bewehrungsstahl, 6000 Quadratmeter Holzdecken, 3500 für Fenster, 13.500 an Geschossfläche. In Waldkirch managt Dürrschnabel einen Rekordauftrag.
Betrieb, gleichsam am offenen Herzen. „Da müssen wir immer wieder Lösungen finden, Flexibilität beweisen“, sagt Schäfer. An der Mooswaldallee hat Dürrschnabel derzeit neben der Klinik auch noch die etwa drei Millionen Euro schwere Erweiterung des Autohauses Ernst & König in der ruhigen Hand sowie den Bau eines Betriebsgebäudes samt Wohnung für einen Malerbetrieb. „Bei uns heißen die vier nur 250 Meter voneinander entfernt liegenden Projekte intern schon „DürrschnabelMeile von Freiburg“, erzählt Schäfer, der im vergangenen Jahr nicht nur einen zusätzlichen Bauleiter, sondern auch eine Projektassistentin und zwei Werkstudenten eingestellt hat. Beim technisch durchaus kurzweiligen Wohnbau-Projekt in Buchenbach (23 Einheiten am Hang) ist der Rohbau planmäßig fertig, in Kirchzarten baut Schäfer 14 Wohnungen, in Vorbereitung sind zudem zwei Gebäude mit fünf Wohnungen an der Steinhalde in Ebnet. Neue Bauanträge gestellt sind für Lager-, Produktions- und Büroflächen für die TiK-Technologie in Kunststoff
GmbH in Nimburg. Der Baustart wird noch in diesem Jahr sein, ebenso wie auf dem Freiburger Güterbahnhof, wo Dürrschnabel ein 2800 Quadratmeter großes Betriebsgebäude für Metallund Holzverarbeitung am nördlichen Ende des Quartiers anpackt. Das größte Bauvorhaben der Firmengeschichte, der 25 MillionenEuro-Neubau des auf den Namen Z6 hörenden Bürogebäudes für die Weltfirma Sick AG, liegt im Zeitplan und soll in diesem Herbst an den Bauherren übergeben werden. Schäfer, Keune und das Team stehen nicht nur vor der permanenten Herausforderung, das gute Dutzend professionell zu betreuen, sondern auch die sich immer schneller drehende Preisspirale am Bau, die immer komplexeren Bauvorschriften bei den Angeboten zu berücksichtigen. „Das geht mittlerweile ohne die jeweiligen Fachplaner, etwa im Bereich Baugeologie, Bauphysik oder auch Haustechnik, gar nicht mehr“, sagt Schäfer. Seit der Gründung des Unternehmens im Jahr 1995 hat sich hier sehr viel verändert. Nur der Anspruch, der ist gleich geblieben. Lars Bargmann
Neubau
Schmolck investiert
Sieben Millionen Euro für neues Škoda-Gebäude
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an kann die Uhr danach stellen: Alle zehn Jahre gibt es beim Autohaus Schmolck einen Spatenstich. Nach 1998 (MercedesAutohaus), 2008 (Nutzfahrzeugzentrum), standen Anfang Dezember 2018 neun Männer, darunter Em-
mendingens Oberbürgermeister Stefan Schlatterer sowie die Geschäftsführer Bernhard Schmolck und Jürgen Henninger, mit Spaten vor der Baustelle für ein neues Škoda-Gebäude am Stammsitz in Emmendingen.
ersten Jahr waren es 100, Sieben Millionen Euro im zweiten 200 und 2017 investiert das Familienschon 350 Neuwagen. unternehmen, vier davon Das beruht auf Gegenentfallen auf Škoda – erst liebe, wie der Škoda-Leiter seit 2015 überhaupt im der Region Süd, Stefan Kruse, Programm –, drei Millionen auf ein neues Großerzählte. „Schmolck hat den teilelager, Platz für 16.000 Škoda-Marktanteil in drei Autoräder, eine größere Jahren von 2 auf 7,5 Prozent Schicke Schachtel mit Fensterband: So soll das neue, 16 Meter hohe Werkstatt, Sozialräume, IT gesteigert, für die Kunden Ŝkoda-Gebäude aussehen. Visualisierung: © Schmolck und Büros. Im 500 Quaist das hier ein besonderer dratmeter großen Verkaufsraum werden zehn Modelle Betrieb, sie sind hier extrem gut aufgehoben.“ stehen und es gibt zudem Raum für Beratungen. Die KunDerzeit arbeiten bei Schmolck 25 von insgesamt 300 den steuern dabei direkt nicht etwa auf einen Škoda oder Beschäftigten nur für Škoda. In absehbarer Zeit sollen es einen Bildschirm, sondern auf Menschen zu. Das war den 50 sein. Schlatterer sagte, die durchaus wuchtigen 16 Schmolck-Machern wichtig. Meter seien beim Neubau kein Problem, weil das Gebäude einen architektonischen Anspruch habe und Henninger, Bernhard Schmolck und Alexander Fliegauf das Fensterband in der Mitte die Wandhöhe gut auflösetzen große Hoffnungen in die Marke. Das kommt se. Der Neubau soll im November fertig sein. Welchen nicht von ungefähr: „Wir hatten schon 40, 50 Škodas Spatenstich die Schmolcks 2028 feiern, das blieb indes verkauft, bevor wir überhaupt den offiziellen Vertrag noch ungewiss. Lars Bargmann hatten, sagte der Škoda-Verkaufsleiter Fliegauf. Im Anzeige
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Wohnungsbau
Stadtbau plant 3100 Mietwohnungen
Bei der Stadttochter sind derzeit 6000 Suchende in der Kartei
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ie Freiburger Stadtbau GmbH (FSB) hat ihr Projekt, das alte Mietwohnungshochhaus an der Bugginger Straße 34 (B34) von der Bodenplatte bis zum Dach zu modernisieren und 122 Eigentumswohnungen auf Neubau-Niveau zu vermarkten, jetzt abgeschlossen. Und unlängst angekündigt, in den nächsten zehn Jahren mit gut 900 Millionen Euro stolze 3100 neue Mietwohnungen zu bauen. Ohne dass ein Engagement im Dietenbach da reingerechnet wurde, wie Stadtbau-Geschäftsführer Ralf Klausmann im Redaktionsgespräch erklärt. B34 sei „ein Riesenerfolg“, so Klausmann. Im Schnitt kostete ein Quadratmeter dort nur 3100 Euro. Weil aus den Fördermitteln des Bundes, des Landes und der Stadt, die beim Grundstücksverkauf deutliche Abstriche machte, unterm Strich 600 Euro pro Quadratmeter querfinanziert wurden. Die Zuschüsse beliefen sich auf 4,1 Millionen Euro. Alle Wohnungen waren in nur neun Monaten verkauft. „Das war die richtige Antwort für junge Menschen, für Familien, für Berechtigte, die sich sonst sicher kein Eigentum hätten leisten können“, sagt Klausmann. Das Investitionsvolumen lag bei 32 Millionen Euro. Die Vermarktung der direkt nebenan in zwei Gebäuden im Rohbau befindlichen 40 Eigentumswohnungen (zum Quadratmeterpreis von rund 4300 Euro) läuft indes schleppender: 12 Einheiten sind entweder verkauft und notariell terminiert. „Wir haben da aber überhaupt keine Sorgen, die Wohnungen werden erst in einem Jahr fertig sein“, sagt der Geschäftsführer. Mit den 40 Eigentumsentstehen auch noch 40 geförderte Mietwohnungen. Um deren Belegung braucht sich die Stadtbau
bei aktuell 6000 (!) gemeldeten Wohnungssuchenden sicher gar keine Sorgen zu machen. Mindestens drei Jahre lang müssen Bewerber aktuell auf Wohnraum warten. Selbst das anspruchsvolle Programm, bis 2028 rund 3100 neue Mietwohnungen – ausschließlich auf eigenem Geläuf – zu bauen (dafür müssen rund 1000 aber auch abgerissen werden), wird demnach nicht einmal den hauseigenen Bedarf decken. Wenn die Stadtbau allerdings auch auf dem Dietenbach zupacken soll – die Rede ist aktuell von 1500 geförderten Mietwohnungen –, dann müssen aus der 3100er-Liste viele Projekte verschoben werden. „Alles zusammen können wir nicht stemmen“, sagt der StadtbauChef. Und: „Wenn 1500 Mietwohnungen auf dem Dietenbach-Areal der politische Anspruch ist, dann müssen alle Beteiligten mit größtmöglicher Kreativität bei der Finanzierung mitwirken.“ Die nächsten Wohnungen werden am Rennwegdreieck fertig, wo die FSB für 13,9 Millionen Euro derzeit 18 geförderte und 7 freifinanzierte Mietwohnungen sowie 24 Eigentumswohnungen baut. Noch in diesem Jahr beginnt die Stadttochter zudem mit dem Bau von 65 Eigentumswohnungen an der Belchenstraße in Haslach und im Neubaugebiet Innere Elben in St. Georgen. In der Planung sind bis 2023 knapp 1200 Einheiten: Darunter 220 am Schildacker, 165 im Metzgergrün im Stühlinger, 130 im südöstlichen Haslach, 100 am Mooswald, 74 am Behördenareal in Herdern, 70 auf dem Güterbahnhof, 64 an der Elsässer Straße, 55 im Breisacher Hof. Ab 2024 stehen weitere Projekte im Metzgergrün, am Lindenwäldle, im Stadtteil Mooswald und im Gebiet Kleineschholz im Stühlinger auf der Agenda. 900 Millionen Euro sind kein Pappenstiel, bei der von Oberbürgermeister Martin Horn geförderten Neuausrichtung der Stadtbau muss gewährleistet sein, dass sie dieses Volumen sicher bewegen kann. Lars Bargmann
» Das wäre nicht zu stemmen «
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Wohnen am Rennwegdreieck: Hinter der gefalteten Klinkerfassade wird es 49 Wohnungen und einen Indoor-Spielplatz geben. Visualisierung: © Bachelard Wagner Architekten
Immobilien
30 Jahre ohne Stromanschluss
Zweifamilienhaus in Lörrach versorgt sich selbst mit Energie
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Foto: © Delzer Kybernetik GmbH
eim Thema Energiewende denken viele an Beschlüsse aus Berlin, Erneuerbares und die Farbe Grün. Dabei steht eine Antwort auf den Klimawandel längst in Lörrach und ist weiß. Die Rede ist vom Niedrigenergiehaus von Siegfried Delzer und seiner Familie. Vor 30 Jahren beschloss der Ingenieur, nachhaltig zu wohnen – und lebt seitdem ohne Stromanschluss. Schon in den 80er-Jahren suchten Delzer und seine Familie nach einer selbstbestimmten Lösung für nachhaltiges Wohnen. „Wir wollten einen Anfang im Kleinen mit einfacher Technik. Ein radikales Experiment, aber mit der nötigen Behaglichkeit und Außenwirkung“, sagt der Diplom-Ingenieur und plante sein Haus in Lörrach-Hagen als überzeugter Tüftler kurzerhand selbst. Seine Prämisse: Lieber effizient mit Energie umgehen, als möglichst viel davon zu produzieren. Um das Gebäude durch die Planungsphase zu bringen und das Haus vorab simulieren zu können, nutzte er ein von ihm selbst entwickeltes Computerprogramm. Darin konnten Temperaturverläufe sowie Wärmeverluste bis hin zum Gesamtenergieverbrauch des Hauses realitätsgetreu dargestellt werden. Der Ingenieur geht davon aus, „dass unser Haus eines der ersten, wenn nicht das erste Gebäude sein dürfte, das anhand einer dynamischen Gebäudesimulation auf Energiebedarf und Behaglichkeit mit all seinen Wechselwirkungen simuliert und optimiert wurde.“ Der Strombedarf des Gebäudes wird zu 90 Prozent über eine Photovoltaikanlage gedeckt. Überschüssiger 26 | chilli | bauen & wohnen | 02.2019
Strom aus Sonnenstrahlen wird in einer 24 Volt-Gabelstaplerbatterie gespeichert oder in Form von Wärmeenergie abgegeben. Alternativ arbeitet ein Dieselmotor als Kraft-WärmeKopplung zur gleichzeitigen Gewinnung von Energie zur Umwandlung in Strom und nutzbarer Heizwärme. Je nach Winter rattert der Motor nur 50 bis 100 Stunden im Jahr.
» Wir wollen mit dem Konzept ermutigen « Das Haus mit Wohn- und Büroteil und all seiner Technik versteht Delzer als Konzept. Das Zentrum des Gebäudes bildet ein neun Meter hoher Energieschacht, in dem ein Luft-WasserWärmetauscher eingebaut ist und über den Heizenergie umgeschlagen wird. Die Wärme stammt in der Regel aus Kastenfenstern, die als Luftkollektor fungieren. „Wir wollen mit dem Konzept unseres Hauses andere ermutigen, diesen Weg zur Energieunabhängigkeit zu gehen”, sagt er. Auch Böden und Wände des Hauses sind besonders. Sie werden von ei-
nem geschlossenen System aus Hohlräumen durchzogen, in das warme Luft von 25 bis 30 Grad aus dem Energieschacht gespeist wird. Zur kalten Jahreszeit ergänzt ein Kachelofen im zentral angeordneten Wohnbereich die Wärmegewinnung. Die geringen Verluste des ausgeklügelten Hauses machen das Heizen nur an wenigen kalten und gleichzeitig sonnenarmen Tagen im Jahr notwendig. Das Projekt ist noch nicht am Ende seiner Energieentwicklung. Delzer hat sein Heim mit konventionellen Materialien und jederzeit austauschbaren Komponenten ausgestattet. Damit können in Zukunft noch bessere und effizientere Werte erreicht werden. Aus einem Niedrigenergiehaus wird so ein Nullenergiehaus. Sogar die Verwandlung in ein Plusenergiehaus, also ein kleines Kraftwerk, das mehr Energie produziert als verbraucht, ist möglich. Auch die Gesamtenergiebilanz kann sich sehen lassen. Die Technik im Haus ist bewusst einfach gehalten und daher kaum anfällig und wird – erst in zweiter Generation – stets zu Ende genutzt, um endliche Rohstoffe und noch mehr Energie zu sparen. Philip Thomas
Die Solaranlage ist senkrecht angebracht und bringt im Vergleich zu geneigten Panels im Winter den doppelten Ertrag.
Makler
Mehr Umsatz bei weniger Verkäufen S-Immo bilanziert 2018 positiv
Foto: © S-Immo
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ei der Sparkassen-Immobilien-Gesellschaft (S-Immo) ist Geschäftsführer Oliver Kamenisch mit dem abgelaufenen Geschäftsjahr „sehr zufrieden“. Zwar brach die Vermittlung von Neubauimmobilien stark ein, dies kompensierte der südbadische Branchenführer aber mit dem vermehrten Vertrieb von gebrauchten Wohnungen und Häusern.
Sieht große Potenziale: Oliver Kamenisch.
Auf stolze 58 Millionen Euro wuchs der Wert der im vergangenen Jahr vermittelten Immobilien. Vier Millionen Euro mehr als im Vorjahr. Und das, obwohl die Zahl der Kauffälle von 182 auf 163 zurückging. Ein Beleg für die Preisentwicklung. In der Bilanz für 2016 machten neue Immobilien übrigens noch rund 50 Prozent aus, 2017 waren es nur noch 20 Prozent, im vergangenen Jahr sogar nur sechs Prozent. Der Umsatz und damit auch die eigenen Provisionserlöse wurden dennoch gesteigert, weil die S-Immo mehr höherwertige Häuser vermittelte. „Wir haben bei den Bestandsimmobilien immer noch große Potenziale, die wir auch in diesem Jahr und in der nächsten Zukunft zutage fördern wollen“, betont Kamenisch. Dabei denkt der Geschäftsführer nicht mehr so kurzfristig, sondern vermehrt langfristig. „Wir führen viele Gespräche mit Kunden, die sich aktuell noch gar nicht mit dem Verkauf oder dem Kauf von Immobilien beschäftigen. Wenn sich das aber ändert, wollen wir mit unserer Kompetenz, mit unserem Wissen schon frühzeitig zur Stelle sein.“ Deswegen können ImmobilienEigentümer bei der S-Immo kostenlose Marktwertermittlungen erstellen lassen, deswegen arbeitet Kamenisch
mit dem Private Banking der Bank eng zusammen, deswegen initiiert er Veranstaltungen im Verbreitungsgebiet, in den Filialen der Sparkasse, um mit den Kunden frühzeitig ins Gespräch zu kommen. Aktuell sind es nur 30 Objekte, die die S-Immo auf ihrer ansonsten reichhaltigen Internetseite anbietet, die Verweilzeiten sind aber zuweilen so kurz, dass diese Zahl das Geschäft nicht abbildet. Dennoch: Auch 2019 wird der leer gefegte Immobilienmarkt, vor allem in Freiburg, die Szenerie beherrschen. Kamenisch hofft – sowohl als Immobilienfachmann als auch persönlich aus „gesellschaftlicher Verantwortung“ –, dass der anstehende Bürgerentscheid für den neuen Stadtteil Dietenbach ausgeht. „Es ist so viel Druck im Kessel, die Menschen finden in Freiburg nichts oder müssen wegziehen. Die Nachverdichtungspotenziale sind nur ein Tropfen auf den heißen Stein.“ Bei den von den Gegnern ins Feld geführten Gebäudeaufstockungen komme, wenn überhaupt, dann kein günstiger Wohnraum heraus, da diese nachträglichen Ausbauten in der Regel für den Investor doch mit hohen
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Hürden und Kosten verbunden sind. Er rechne aber mit einer „ganz knappen Entscheidung“. Es sei immer leichter, Gegner zu mobilisieren, und viele, die in Freiburg wohnen, profitierten von dem knappen Angebot, weil es ihre eigenen Immobilien wertvoll macht. „Ich denke, dass im Rieselfeld die Zustimmungsquote zu Dietenbach nicht besonders hoch sein wird.“ 50 Prozent sozialer Mietwohnungsbau – den hat der Gemeinderat unlängst verbindlich festgelegt –, hält Kamenisch indes für nicht richtig. Erstens können Berechtigte dann nur mieten, zweitens würden die frei finanzieren Wohnungen automatisch teurer. Den stärkeren kommunalen Einfluss auf künftige Bebauungen indes begrüßt er. „Es gibt in Bad Krozingen und auch anderswo Beispiele, wo der richtige Mix gefunden wurde.“ Kamenisch kritisiert derweil die politischen Überlegungen in Berlin, das Bestellerprinzip auch bei Verkäufen (bei Vermietungen gibt es das bereits) zu verankern und dabei die Provisionen auf zwei Prozent brutto zu deckeln: „Kein Makler wird dafür noch ordentliche, seriöse Arbeit machen können.“ Ob es im Sinne aller Verbraucher ist, wenn Verkäufer und Käufer dann ohne die Fachkompetenz von zertifizierten Maklern Geschäfte abwickeln, bezweifelt er. Und ob es rechtlich vor der höchsten Instanz haltbar wäre, auch. „Der Markt sollte sich von selbst regulieren. Die zuletzt stark gestiegenen Wohnkosten sind vor allem der Knappheit an Bauland sowie der hohen Auftragslage und dem Fachkräftemangel im Handwerk geschuldet“, so Kamenisch. Lars Bargmann
Eindeutig für einen neuen Stadtteil
Politik
Nicht nur schön, auch schön teuer Freiburgs neuer Mietspiegel legt 3,7 Prozent zu
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it dem Jahreswechsel ist, wie vom Gemeinderat im vergangenen November beschlossen, der neue Freiburger Mietspiegel in Kraft getreten. Dieser, erstellt von einer Expertengruppe unter anderem mit Vertretern aus Mieter- und Vermieterverbänden und dem Gewos-Fachinstitut aus Hamburg, gilt nun zwei Jahre lang. Demnach kletterte die durchschnittliche Quadratmetermiete um 3,7 Prozent oder 31 Cent auf 8,56 Euro. Freiburg bestätigt damit, was eh jeder weiß: Hier wohnt man nicht nur schön, sondern auch schön teuer. Anzeige
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Einer aktuellen Empirica-Studie zufolge, die das ARDMagazin Panorama Ende Januar veröffentlicht hat, müssen Wohnungssuchende in Freiburg für eine neu gebaute Mietwohnung ziemlich genau ein Drittel ihres Brutto-Monatslohns hinblättern. Diese 33,1 Prozent liegen weit über dem kritischen Wert von 27 Prozent, ab dem Experten die Balance zwischen der Miete und den sonstigen Lebenshaltungskosten nicht mehr in einem gesunden Maß gegeben sehen. Ändern kann der Mietspiegel das freilich nicht. Aber helfen kann er trotzdem: Mit Hilfe eines Online-Rechners gibt er Mietern und Wohnungssuchenden schnell Auskunft über die Frage, ob eine Wohnung zu teuer oder eine Mieterhöhung zu saftig ausfällt. Aber Obacht: Geförderte und preisgebundene Wohnungen, Ein- und Zweifamilienhäuser, Wohnheimplätze, möblierte Appartements und WG-Zimmer sind nicht im Mietspiegel vertreten. Zudem bleiben Zu- und Abschläge, basierend auf Ausstattung, Alter, Lage, Größe und Zustand einer Wohnung, dabei unberücksichtigt. Vermietern bietet der Spiegel dagegen Vergleichswerte über den Mietzins, den sie für ihre Immobilie verlangen können. Allerdings wird die Durchschnittsmiete lediglich auf der Basis von Mietverträgen berechnet, die in den vergangenen zwei Jahren neu abgeschlossen oder in den jüngsten vier Jahren verändert worden sind. Eine Tatsache, die in der aktuellen Debatte um den geplanten Stadtteil
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Foto: © Neithard Schleier
Boomtown im Breisgau: Die Mieten in Freiburg kennen seit Jahren nur eine Richtung – himmelwärts.
Dietenbach von den Gegnern als Argument dafür herangezogen wird, dass er mit seinen vielen Neubauwohnungen am Ende die Mieten in Freiburg eher befeuern als eindämmen könnte. Kritiker monieren ohnehin, dass die aktuelle statistische Herangehensweise an den Mietspiegel eine allzu vermieterfreundliche Rechenweise ist, da die Durchschnittsmieten niedriger ausfallen würden, wenn man sie beispielsweise über den Zeitraum eines Jahrzehnts zugrunde legen würde. Die Immobilienwirtschaft hält dagegen, dass dies auf die erwartete Rendite der Vermieter drücken und somit diesen gegenüber ungerecht wäre.
Fraktionen fordern neue Grundlage Ende November hatten aus dem Freiburger Rathaus SPD, Grüne, CDU, Unabhängige Listen, JPG, Freie Wähler und Freiburg Lebenswert/Für Freiburg deswegen in einem offenen Brief an Bundesjustizministerin Katarina Barley gefordert, die Beschränkung des Erhebungszeitraums „ersatzlos“ zu streichen. Der Bund hat das Thema Mietspiegelreform im schwarz-roten Koalitionsvertrag festgehalten – aber noch keine gesetzliche Neuregelung auf den Weg gebracht, die der einen oder der anderen Seite weiterhelfen würde. Bernd Peters
Info
Freiburgs Mietspiegel (freiburg.de/mietspiegel) ist ein sogenannter „qualifizierter Mietspiegel“ nach § 558d BGB. Das bedeutet, dass er auf der Basis wissenschaftlicher Methoden alle zwei Jahre neu erstellt werden muss. Alle vier Jahre muss dafür eine Befragung durchgeführt werden. Dazwischen kann der Mietspiegel aber auch deutlich kostengünstiger auf der Basis des Lebenshaltungskostenindexes für ganz Deutschland ermittelt werden. Beim aktuellen Freiburger Mietspiegel ist dies der Fall, weshalb er im Grunde nicht wirklich die Freiburger Situation abbildet und vermutlich in zwei Jahren bei der nächsten Fortschreibung und Datenerhebung vor Ort größere prozentuale Sprünge bei den Mietsteigerungen nach sich ziehen wird.
Einrichter Die neue Dependance in der Freiburger Lokhalle hat dem Unternehmen auch neue Kunden beschert. Fotos: © Streit
Streit mit Rekordumsatz Neues Logistikzentrum geplant
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ie Streit Service & Solutions GmbH hat ihren Umsatz im vergangenen Jahr um 12 Prozent auf 53 Millionen Euro gesteigert. Die von Rudolf Bischler geführte Streit-Gruppe hat ihren Stammsitz in Hausach. In Freiburg betreibt das Familienunternehmen eine Dependance samt Showroom in der Lokhalle auf dem Güterbahnhof. „Eine Umsatzsteigerung von 5,5 Millionen Euro, das ist ein klasse Ergebnis und eine fantastische Teamleistung“, sagte Bischler vor 250 Beschäftigten beim Kick-off-Event Mitte Januar in Hausach. Zum Dank schüttete Streit, der führende Bürodienstleister im Südwesten Deutschlands, erstmals eine umsatzorientierte Erfolgsprämie aus. Zusätzlich erhalten alle Mitarbeitenden jeweils 300 Euro. „Wir dürfen stolz sein auf unsere gelebte Kultur des Umgangs miteinander. Als Arbeitgeber haben wir zum vierten Mal ein sehr gutes Ergebnis bei den Umfragen für Great Place To Work erhalten. Wir sind auf einem sehr hohen Niveau und das werden wir weiterentwickeln“, sagte Bischler. 32 | chilli | bauen & wohnen | 02.2019
Streit setze für die gesamte Bürodienstleistungsbranche Benchmarks. „Wir wollen definitiv Vorreiter unserer Branche werden“, so Bischler, „es geht um die Digitalisierung unsres Geschäftsmodells und um permanente Prozessoptimierung.“ Das e-Business werde weiter wachsen, die Umsatzziele ebenfalls. Im Vergleich zu 2013 kletterte der Umsatz um rund 50 Prozent.
Firmenchef Rudolf Bischler: „Fantastische Teamleistung.“
Der Bereich Streit office (Bürobedarf) legte im Vergleich zum Vorjahr um neun Prozent zu, Streit inhouse (Büroeinrichtungen) sogar um 17 Prozent. Mit der Übernahme des Karlsruher Einrichters Hief + Heinzmann im Herbst 2017 wurden wertvolle Synergien geschaffen. Am Standort Freiburg sorgte der Umzug in die Lokhalle neben den Kreativpark für neue Kunden.
Streit systec (Bürotechnologie) wuchs um über zwölf Prozent auf Rekordniveau. Die Zusammenarbeit mit der Edeka Südwest wurde intensiviert, Streit betreut außerdem erstmals auch das Innenministerium Baden-Württemberg. „Wir alle haben 2018 einen verdammt guten Job gemacht“, sagte Christian Zimmer, der Sprecher der Mitarbeitervertretung. Die hohe Identifikation mit dem Unternehmen führe zu einer hohen Leistungsbereitschaft. Die hohe Einsatzbereitschaft „ist wesentlicher Teil unseres Erfolges“, so Bischler. Weil das Unternehmen weiterwachsen will, ist ein neues Logistikzentrum mit mindestens 11.500 Quadratmetern geplant. Mögliche Standorte im Areal am Hechtsberg in Hausach im Kinzigpark Gengenbach würden derzeit geprüft. Die Entscheidung fällt im Sommer. „Unsere Logistik und das Know-how, das wir hier seit vielen Jahren haben, wollen wir behalten und nicht outsourcen“, so Bischler. Der Neubau werde „ein Meilenstein in unserer Firmengeschichte“ werden. Lars Bargmann
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Moderne Arbeitswelten
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Die Neuerfindung des Büros
Realisiertes CSMM-Projekt für die Freiburger Firma Virtual Identity am Sitz in München.
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Foto: © CSMM GmbH
on A wie Alexa bis Z wie Generation Z: Die Arbeitswelt von morgen setzt auf eine identitätsstiftende Umgebung, integriert technische Innovationen in den Arbeitsalltag und fördert die Zusammenarbeit unterschiedlicher Generationen. „Das moderne Büro erfindet sich auch in 2019 neu“, sagt Sven Bietau, geschäftsführender Gesellschafter des Münchner Architektur- und Beratungsunternehmens CSMM. Wenn der Arbeitsplatz offener und flexibler wird, darf die Identität eines Unternehmens nicht auf der Strecke bleiben. Daher lautet ein Trend in 2019: Corporate Architecture. „Weil die Bedürfnisse der Mitarbeiter nach Agilität firmen- und branchenübergreifend ähnlich sind, gleichen sich immer öfter Bürokonzepte und Arbeitswelten an. Firmen müssen daher verstärkt lernen, sich über ihre Einrichtung unterscheidbar zu machen“, so Bietau. Besonders bei kreativen Köpfen müsse das Arbeitsumfeld passen wie ein Maßanzug. Es lohne sich im Kampf um Talente mehr denn je, die eigenen Unternehmenswerte gestalterisch umzusetzen und dadurch für alle Beteiligten erlebbar zu machen. Corporate Architecture gilt als gebaute Identität eines Unternehmens. „Anstatt zu vereinheitlichen, sollten Unternehmen eher auf die Unterschiedlichkeiten der Angestellten verschiedener Generationen, Geschlechter, Kulturen und Arbeitsweisen eingehen und diese gewinnbringend für sich nutzen“, sagt Bietau. Die Hauptaufgabe 2019 werde darin bestehen, die Kommunikation und Zusammenarbeit der Kollegen untereinander zu fördern und das Büro als einen Ort der Begegnung zu gestalten. chilli chilli | bauen & wohnen | 02.2019 | 33
Einrichter
Nicht von der Stange
Marc Boehlkau bietet Küchen nach Maß und für fast jeden Geldbeutel
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Fotos: © Andreas Schaps
it einer Küche ist es wie mit den darin zubereiteten Mahlzeiten. „Die Geschmäcker sind verschieden“, weiß Marc Boehlkau, Inhaber des Küchenstudios Die Küche. Der Name ist Programm. Und der Rest ist Maßarbeit. Das fängt bereits bei der Visitenkarte – einem bedruckten Zollstock – an, reicht über individuelle Beratung bis zu einer breiten Produktpalette von minimalistisch bis ausgefallen. Die 500 Quadratmeter große Ausstellung in Sichtweite zur Dreisam wurde jetzt für eine sechsstellige Summe umgebaut und hat für jede Küche das richtige Rezept. „Unsere Kunden profitieren von unserer Erfahrung“, sagt Boehlkau, der das 1973 gegründete Unternehmen 2003 von seinem Vater übernommen hat und auf einen langjährigen Mitarbeiterstamm blickt. Eine Küche zu bauen sei eine komplexe Angelegenheit und erfordere viel Koordination. Auch außerhalb seines Studios mit zehn Angestellten setzt der gelernte Holzmechaniker neben einem engen Netzwerk aus Architekten und Technikern auf Kontinuität: „Wir arbeiten seit vielen Jahren mit denselben Handwerksbetrieben zusammen.“ Denn ob Oberfläche, Ofen, Kochfeld oder Wasserhahn: Jedes Element seiner jährlich rund 100 geplanten Küchen ist individuell anpassbar und in einem breiten Preissegment verfügbar. So gibt es für 10.000 Euro bereits eine komplette Küche – oder eben nur einen Kühlschrank. Zwar lässt Boehlkau bei Aufträgen im sechsstelligen Bereich nichts anbrennen, der Geschäftsführer kann aber auch auf kleiner Flamme: „Einige Leute sehen Bulthaup und denken, dass wir nur Küchen ab 30.000 Euro im Angebot haben.“ Damit hätte er zwar den Mercedes unter den Küchen im Angebot, „wir bieten mit Leicht und Hä34 | chilli | bauen & wohnen | 02.2019
cker aber auch Volkswagen und Seat.“ In diesem „Fuhrpark“ rangieren bei Boehlkau Backöfen von 600 bis 8000 Euro. Satt werden Feinschmecker mit jeder Variante. Die Praxistauglichkeit seiner Küchen verliert der erklärte Hobbykoch auch bei sprechenden Kühlschränken und mitdenkenden Backöfen nie aus den Augen. „Seit vier, fünf Jahren liegen grifflose Küchen stark im Trend“, sagt Boehlkau und drückt mit dem Daumen auf eine glatte, unscheinbare Oberfläche, die erst einen hellen Spalt und schließlich einen großen Kühlschrank preisgibt. „Die Frage ist nur, wo man hier das Geschirrtuch aufhängt.“ Greifbarkeit ist dem 50-Jährigen auch in Bezug auf seine Kunden wichtig: „Das ist ein sehr beratungsintensives Geschäft, in dem wir sowohl auf individuelle Kundenwünsche eingehen, und bei vagen Vorstellungen natürlich auch gerne unsere eigenen Ideen einbringen.” Vom Hobbyschnibbler bis zur Küchenkoryphäe habe jeder andere Bedürfnisse: „Ich habe in 30 Jahren nicht einmal die gleiche Küche gemacht.“ Ähnlichkeiten gibt es trotzdem: „Ende der 90er haben sich Küchen geöffnet. Heute sind 80 Prozent aller Neukonzeptionen mit einer Kochinsel ausgestattet. Wenn man den Platz hat, raten wir dazu.“ Die Menschen orientieren sich dann in den Raum hinein und haben „kein Brett, keinen Schrank vor dem Kopf“. Zur Kundschaft zählen Unternehmen, Kindergärten und Kirchen, vor allem aber Privatpersonen – auch in Frankreich und der Schweiz: „Von jungen Paaren bis hin zu alten Eheleuten, die sich mit 80 noch mal eine neue Küche holen, wir haben einen treuen Kundenstamm.“ 46 Jahre nach der Eröffnung kommen heute die Kinder der Kunden seines Vaters zurück in die Küche. Philip Thomas
Verbände
Baugewerbe bleibt Zugpferd Handwerker vom Winter unbeeindruckt
78,3 Prozent der befragten Handwerker melden eine insgesamt gute Geschäftslage im vierten Quartal. Im Vorjahreszeitraum waren es 74,4 Prozent. 6,4 Prozent der Handwerksunternehmen zeigen sich aber auch mit ihrer Geschäftslage unzufrieden – dieser Wert lag 2017 nur bei 3,9 Prozent. Für die ersten Monate 2019 bleibt das Handwerk überwiegend optimistisch. Drei von vier Betrieben (73,4 Prozent) rechnen für die kommenden Monate weiter mit der guten konjunkturellen Lage. 13,5 Prozent der Befragten gehen davon aus, dass sich ihre Geschäftslage weiter verbessert, nur 13,1 Prozent befürchten eine Verschlechterung.
Präsident pro Dietenbach
Johannes Ullrich: „Fürs Handwerk ist die Ausweitung des Wohnungsbaus von großer Bedeutung.“ Foto: © Handwerkskammer Freiburg
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intereinbruch? Fehlanzeige. Zum Jahresende 2018 profitierten die südbadischen Handwerksbetriebe weiter von einer sehr guten Konjunktur. Das geht aus der vierteljährlichen Konjunkturumfrage der Handwerkskammer Freiburg (HWK) hervor. Das Baugewerbe bleibt das Zugpferd dieser konjunkturellen Hochphase. Die Handwerker schlossen das Jahr mit volleren Auftragsbüchern und gestiegenen Umsätzen ab. Jeder vierte Befragte (25,8 Prozent) meldete einen Auftragszuwachs, nur 19,1 Prozent Auftragsrückgänge. 40,8 Prozent der Handwerker freuten sich im vierten Quartal über steigende Umsätze, 15,5 Prozent meldeten gesunkene. 36 | chilli | bauen & wohnen | 02.2019
Für die ersten Monate 2019 sind die südbadischen Handwerksbetriebe bezüglich ihrer Auftragsentwicklung zurückhaltender. 18,9 Prozent rechnen mit mehr Aufträgen, während fast jeder Vierte (24,5 Prozent) weniger Auftragseingänge erwartet. Die Auslastung der befragten Betriebe hatte sich zum Jahresende leicht entspannt. Zwar arbeiteten immer noch 13,2 Prozent über ihren eigentlichen Kapazitätsgrenzen und mehr als jedes zweite Unternehmen (52,7 Prozent) meldete nahezu Voll-Auslastung. Der Anteil der Firmen mit größeren Kapazitätsfreiräumen lag im vierten Quartal mit 12,8 Prozent saisonal bedingt aber höher als in den Sommermonaten. Für die kommenden Wochen rechnen 21,4 Prozent der Betriebe mit steigenden, 25,1 Prozent mit sinkenden Umsätzen. Auch wenn aktuell die Auftragsbücher bei vielen Handwerkern voll sind, setzt die HWK ein Signal für die Zukunft: Präsident Johannes Ullrich spricht sich klar für den geplanten Freiburger Stadtteil Dietenbach aus. „Für das Handwerk ist die Ausweitung des Wohnungsbaus von großer Bedeutung. Das gilt insbesondere für direkt am Wohnungsbau beteiligte Bau- und Ausbaugewerke.“ Die Realisierung des neuen Stadtteils garantiere in den nächsten 15 Jahren eine nachhaltige Auftragslage für das regionale Handwerk und sichere so Arbeitsplätze in der Region. chilli
Genossenschaften
Bauverein auf Erfolgswelle Fast 150 neue Mietwohnungen
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Foto: © BVB
er Bauverein Breisgau (BVB) hat im vergangenen Jahr nicht nur 1400 neue Mitglieder gewonnen, sondern von seinen Genossen auch sechs Millionen Euro – dreimal so viel wie 2017 – für die hauseigene Spareinrichtung bekommen. Die wichtigste Zahl aber lautet 148. So viele Mietwohnungen hat Freiburgs größte und älteste Baugenossenschaft 2018 fertiggestellt. „Wir haben ein durchgehendes Wachstum in allen Geschäftsbereichen“, berichtet das Vorstandsduo Marc Ullrich und Jörg Straub. Im 120. Jahr seines Bestehens verbucht der BVB mit 112 Millionen Euro an
– verzinsten – Mitgliedsgeldern einen neuen Höchststand. „Die Menschen vertrauen uns, wir stehen für Verlässlichkeit und soziale Verantwortung“, so Straub. Die Spargelder werden risikoarm nur in Immobilien und zukunftsorientierte Energien investiert. Die Refinanzierungsvorteile spiegelten sich in den preisgedämpften Mieten. Die Zahl der Mitglieder liegt mit 23.299 auf neuem Rekordniveau. Den meisten Mitgliedern können die Genossen keinen Wohnraum bieten. „Da ist auch die Politik gefordert“, sagt Ullrich. Preisgedämpfter Mietwohnraum könne nur entstehen, wenn Bauvorschriften vereinfacht
Doppelspitze: Marc Ullrich (l.) und Jörg Straub.
und Grundstücke zu fairen Konditionen abgegeben werden. Zwar seien trotz „schwierigster Rahmenbedingungen“ beim BVB derzeit mehr als 300 neue Wohnungen in der Pipeline. Um seinem Satzungsauftrag für den Breisgau gerecht werden zu können, fordert er aber künftig noch mehr Unterstützung von Stadt und Umlandgemeinden. bar Anzeige
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Das schwarze Schaf unter den Grünflächen Rathaus will den Colombipark drastisch aufwerten
Spielplatz statt Drogenumschlagplatz: So soll der nordöstliche Eingang in den Park mal aussehen. Das jetzt noch dort stehende Trafohäuschen wird abgerissen.
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Visualisierungen & Fotos: © Stadt Freiburg
er Colombipark. „Er liegt nur 5 Gehminuten von der Innenstadt entfernt und lädt nach einem anstrengenden Einkaufsbummel zum Verweilen und Ausruhen ein.“ So steht es auf der von der Freiburg Wirtschaft Touristik und Messe GmbH verantworteten Internetseite visit.freiburg.de. Das ist sehr weit hergeholt. Das könnte aber im Sommer 2021 stimmen, wenn das Rathaus den Park umgestaltet hat, für 2,5 Millionen Euro. Der Colombipark zählt formal zum grünen Freiburger Innenstadt-Trio mit dem Stadtgarten und dem Schlossberg. In der Hauptrolle spielt er aber eher das Schmuddelkind, ist Drogenumschlagplatz, Schauplatz für Prostitution und Übergriffe. Nicht nur gegen Frauen, wie im vergangenen Juni, als eine 25-Jährige dort vergewaltigt wurde. Im Tagebuch jedes Rettungssanitäters, jedes Notarztes, jedes Polizisten hat der Park einen festen Platz. Nun aber hat sich das städtische Garten- und Tiefbauamt zusammen mit Denkmalschützern (wegen des Colombi-Schlössles und 38 | chilli | bauen & wohnen | 02.2019
ein paar Mauern), der Polizei, der Drogenhilfe, dem Lokalverein Innenstadt und anderen auf den Weg gemacht und der attraktiven Lage ein gutes Konzept auf den Leib geschneidert. Der Colombipark soll ein Park für alle werden. Mit Spielplatz, neuen Zugängen, einem Café an der Rosastraße. Zum Spielplatz mit Wasserspiel wird die Freiburger Stiftungsverwaltung eine sechsstellige Summe beisteuern, was der Erste Bürgermeister Ulrich von Kirchbach im chilli-Interview im Dezember erstmals öffentlich erzählt hatte.
Zusammen mit dem Lokalverein sollen insgesamt 200.000 Euro gesammelt werden. „Wir schreiben damit das Gesamtprojekt Rotteckring fort und werden die bisherigen dunklen Ecken beseitigen“, sagt Baubürgermeister Martin Haag. „Mit dem neuen Konzept sind wir auf einem ambitionierten Weg, den Colombipark und damit auch das Archäologische Museum zu einem weiteren attraktiven Ort in der Innenstadt für alle Altersklassen zu gestalten“, bekräftigt von Kirchbach.
Vorher-nachher-Vergleich: An der Ecke Colombi- und Rosastraße soll – ohne direkten Zugang in den Park – eine teilüberdachte Terrasse für die Szene gebaut werden. Dagegen regt sich Widerstand.
Stadtentwicklung Das Café ist im derzeit noch bewohnten Gebäude Rosastraße 2 mit Außenterrasse geplant, dort sollen auch öffentliche Toiletten untergebracht werden. Im Obergeschoss soll das Archäologische Museum Colombischlössle Flächen für die pädagogische Werkstatt bekommen. Das alte Trafogebäude an der Ecke Rotteckring und Rosastraße wird abgebrochen. Dort soll ein offener und einsehbarer Parkeingang mit Blick auf den Spielplatz und die Caféterrasse entstehen. Der zentrale Schalenbrunnen vor dem Colombischlössle wird saniert. Den sollen hernach auch Kinder nutzen können, um die „sommerliche Situation“ (so heißt es in einer Pressemitteilung der Stadt) am Platz der Alten Synagoge zu entschärfen. Zudem soll der historisch vorhandene, in den 1960er-Jahren entfernte, zentrale Zugang vom Rotteckring zum Colombischlössle wieder neu angelegt werden. Eine charmante Idee. Überfällig, könnte man meinen.
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Anders als beim Platz der Alten Synagoge dominieren auch nach der Umgestaltung deutlich die Grünflächen.
Alte Bänke sollen saniert werden, neue hinzukommen. Und jede Menge Licht soll rein, auch in den Baumbestand, in Büsche und Pflanzenquartiere. In einem Jahr soll es losgehen. Anderthalb Jahre lang soll kreiert werden. Der bisherige Platz für die Drogensüchtigen, im Volksmund „der Käfig“, soll in Terrassenform an die Ecke Rosa- und Colombistraße verlegt werden, wo auch der Kontaktladen näher ist – was aber die Kritik einiger Anwohner nach sich zieht, weil die Szene ihnen dann gleichsam näher auf die Pelle rückt. Das ist womöglich durchaus ein Teil des Plans. Denn dieser Szene nimmt die Planung eine versteckte Schmuddelecke. Lars Bargmann
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Tiefbau
Stadion, Straßenbahn und Sperrungen Stadt legt Baustellen-
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Fotos: © pixabay.com, hk
ast vier Jahre lang hatte die Baustelle an der Kronenbrücke Bestand. Sie hat es nicht mehr ins neue Jahr geschafft. Dafür werden andere Baustellen 2019 den Verkehr in der Stadt zum Stocken bringen. Im Fokus des zuständigen Garten- und Tiefbauamtes (GuT) stehen dieses Jahr vor allem Projekte nördlich der Dreisam. In Zeiten von Trump und Brexit sollte man auch in Freiburg lieber Brücken bauen – oder die bereits bestehenden zumindest sanieren. Konkret geschehen soll das an der Granadaallee, der Überführung an der Besançonbrücke über die B31 sowie – für Fußgänger ohne Einschränkung – an der Marktwaldstraße über die Trasse der Breisgau-S-Bahn. Die 1949 erbaute Eschbachbrücke in Ebnet soll in einer knapp einjährigen Bauzeit ab Mai abgerissen und neu gebaut werden. Auch die Mooswaldbrücke erhält von März bis November neuen Beton und Belag und außerdem einen neuen Übergang. Die Baustellen zur bereits begonnenen Anbindung zum neuen SCStadion werden die Stadt dagegen länger prägen: Erst 2020 sollen die Anschlüsse an Madison- und 40 | chilli | bauen & wohnen | 02.2019
programm 2019 vor
Granadaallee gelingen. Die HansBunte- und die Hartmannstraße werden von März bis Dezember saniert. Im Falle der Straße hinter dem Hauptfriedhof ist der Verkehr nicht nur beeinträchtigt, sondern durch eine Vollsperrung schon jetzt und während der gesamten Bauzeit gesperrt. Urlauber sollten in den Pfingstferien das Schwabentor umfahren. Dort werden die Straßenbahngleise und die Straßen saniert. Um die halbseitige Sperrung der B3 zu
Dreisam-Highway erneut gesperrt kompensieren, sind eine Umleitung sowie Busverkehre geplant. Auch Fahrradfahrer müssen kurz nach der Fertigstellung der Kronenbrücke in der Nähe schon wieder umdenken: Der „Dreisam-Highway“ zwischen Leo-Wohleb-Brücke und Mariensteg wird von Mai bis Oktober erneut gesperrt. Auch neue Ampeln plant das GuT. Bevor diese den Verkehr lenken können, werden sie ihn allerdings erst mal behindern: An der Mooswaldallee soll von März bis Dezember zusammen mit dem Ausbau der
Hans-Bunte-Straße durch den Umbau der Verkehrsinsel ein zusätzlicher Übergang entstehen. Größere Beeinträchtigungen wird es an der Kreuzstraße für den Radweg sowie an der Lehener Straße ab März und der Eschholzstraße ab April zur Verbindung des Baugebietes Gutleutmatten geben. Davor beginnt ab Februar der Ausbau der Breisach-Bahn. Um Stationen zwischen Gottenheim und Freiburg auszubauen und längere Züge bis Villingen und Seebrugg auf die Gleise zu bringen, wird die Strecke bis voraussichtlich Mitte Dezember gesperrt. Reisende müssen so lange mit dem Schienenersatzverkehr in Form von Bussen vorliebnehmen. Weitere Umbauten für Bus und Bahn finden sich an den Haltepunkten Landwasser, Messe/Universität und Klinikum. Auch Arbeiten unter der Oberfläche setzen dem Verkehr darüber mächtig zu. Neben neun verschiedenen Kanalarbeiten, bei denen es etwa an der Eschholz- und der Bleichestraße beim Zentrum Oberwiehre zu Sperrungen und Umleitungen kommt, werden die Röhren der B 31 durch Tunnelarbeiten abwechselnd im Mai, Ende Juli und August sowie Anfang November von 23.30 bis 7 Uhr dichtgemacht. Philip Thomas
Projekte
»Es braucht eine abgespeckte Version« Planungen für Musikerhaus am Güterbahnhof laufen
Baugebiet: Hier am Güterbahnhof könnte das Musikerhaus entstehen (hinten links die Lokhalle). Foto: © tln
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as Rathaus Freiburg lässt die Möglichkeiten für den Bau eines Musikerhauses prüfen. Es soll Bands Platz zum Proben geben, einen Veranstaltungssaal bieten und Räume für den Bürgerverein BrühlBeurbarung schaffen. Außerdem soll es einen Bolzplatz in luftiger Höhe geben. Die Erwartungen sind hoch ans geplante Musikerhaus. Vor allem in Musikerkreisen. Seit einigen Monaten pocht die Freiburger Musikerinitiative Multicore auf eine große Lösung. Am Güterbahnhof könnte sie in Kooperation mit dem Rathaus umgesetzt werden. Jedoch mit weniger Musik, als den Initiatoren lieb sein könnte. „Es braucht eine abgespeckte Version, das Musikerhaus muss bezahlbar, machbar sein, sonst hat niemand was davon“, sagt Baubürgermeister Martin Haag. Ursprünglich hatten die Vertreter von Multicore 40 Proberäume, einen Konzertsaal mit 1000 oder mehr Plätzen sowie ein Café, Studios und eine Künstlerwohnung angedacht. Die Möglichkeiten, das alles umzusetzen, sind aber begrenzt, zeigen Aussagen des Rathauses. In dessen Auftrag prüft ein Freiburger Architekturbüro den Bau eines „Multifunktionsgebäudes“, wie das Büro von Martin Haag informiert. Eine Machbarkeitsstudie werde erstellt. „Das Grundstück befindet sich im süd-westlichen Bereich des Güterbahnhofareals in der Nähe der Güterbahntrasse und hat eine Größe von rund 1300 Quadratmeter“, heißt es auf chilli-Anfrage. Es ist das Grundstück, das nach Fertigstellung des Anschlusses der Paul-Ehrlich- an die Neunlindenstraße genau westlich davon liegt. Die Nutzungsoptionen sind auf dem Tisch: ein Quartiertreff für bürgerschaftliches Arbeiten, Proberäume für Musikgruppen, ein Bolzplatz, Außenanlagen sowie notwendige Parkplätze. Eine Besonderheit könnte der Fußballplatz werden. Er soll auf das Dach des Gebäudes kommen. Eine seltene Variante, die in Karlsruhe bereits realisiert wurde. Auf
einem Penny-Markt kann dort seit dem Sommer 2014 gekickt werden. Stangen spannen ein Netz über den Kunstrasen. Jedoch ist das Gebäude dort eingeschossig. In Freiburg würden es deutlich mehr werden. Der Testentwurf soll „mögliche Konfliktlagen zwischen den jeweiligen Nutzungen aufzeigen“, heißt es. Für die Räumlichkeiten des Quartiertreffs orientiere man sich an einer Einrichtung im Baugebiet Gutleutmatten. Die Mindestgröße für die Bolzplatznutzung beträgt 20 mal 35 Meter. Für die Ausgestaltung der Proberäume habe man sich mit Multicore und Thilo Buchholz, dem Popbeauftragten der Freiburg Wirtschaft Touristik und Messe GmbH (FWTM) abgestimmt. Wie viele Proberäume zur Verfügung stehen können, sei abhängig von der Höhe des Gebäudes. Wie viel Geschosse geplant sind, ist noch offen, so Haags Büro. Die einzelnen Räume sind auf 25 Quadratmeter veranschlagt. Auch ein Lastenaufzug sei vorgesehen, um Instrumente oder Technik transportieren zu können. Aktuell werde die Haustechnik geprüft. Dann sollen die Kosten berechnet werden. Auch Multicore arbeitet mit einem Architekten. Als größtes Problem hat man die nötigen Parkplätze ausgemacht, sagt Vereinsvorsitzender Franck Mitaine. 50 bis 60 könnten gebraucht werden. Das Team hat um einen runden Tisch mit dem Rathaus gebeten, um die Möglichkeiten auszuloten. „Ich denke, das Musikerhaus ist die Lösung für den Erhalt der lokalen Musikkultur in Freiburg“, sagt Mitaine. Nach der Schließung einiger Locations sieht er sonst schwarz: „Irgendwann haben wir nur noch Jazzhaus und Slow Club. Sie werden nicht die Lücke füllen können.“ Auch der Bürgerverein Brühl-Beurbarung würde den Bau begrüßen. „Das wäre eine Aufwertung für den Stadtteil“, betont Gerald Radziwill. Er würde es begrüßen, wenn Musiker und Bewohner des Viertels dort zusammenkommen. Rund 100 Quadratmeter für das soziale Engagement des Bürgervereins stehen im Raum. Till Neumann
Bolzplatz soll aufs Dach
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Meldungen
K9 Architekten im ADAC-Haus
Der Gewinner des Wettbewerbs um die städtebauliche Planung des Stadtteils Dietenbach, K9 Architekten, ist ins ADAC-Haus am Karlsplatz gezogen. „Wir sind sehr glücklich, dass es zu dieser belebenden Nutzung kam“, so Ralf Klausmann, Geschäftsführer der Freiburger Stadtbau GmbH, der das Gebäude auf dem Inselgrundstück gehört. K9 Architekten investierten selbst in den Umbau und haben einen Zehnjahresvertrag mit weiteren Optionen abgeschlossen.
Kottmann neuer Baurechts-Vize
Ingo Kottmann wird am 1. April stellvertretender Leiter des Freiburger Baurechtsamts. Damit wird er Nachfolger von Holger Ratzel, den der Gemeinderat im vergangenen März zum neuen Chef gewählt hatte, nachdem Rüdiger Engel die Leitung der Projektgruppe Dietenbach übernommen hatte. Der 44-jährige Kottmann, der auch im badischen Müllheim aufwuchs, ist Jurist und seit Februar 2016 Leiter der Bauverwaltung der Stadt Donaueschingen. Dem Studium folgte das Referendariat und insgesamt 13 Jahre die Tätigkeit als Rechtsanwalt in zwei Kanzleien in Freiburg.
Neue Köpfe im Gestaltungsbeirat
Noch vor dem Ablauf ihrer Amtsperiode sind die bisherige Vorsitzende des Freiburger Gestaltungsbeirats, Jórunn Ragnarsdottir, und Tobias Wulf aus dem Gremium ausgeschieden. Da auch die anderen Mitglieder Wigbert Riehl, Zvonko Turkali und Miriam Weyell satzungsmäßig kein zweites Mal wiederbestellt werden können, wollte das Baudezernat einen „allzu abrupten Wechsel“ durch das gleichzeitige Ausscheiden aller Mitglieder vermeiden und einen Wissenstransfer ermöglichen. Als neue Mitglieder hat der Gemeinderat Anett-Maud Joppien und Johannes Ernst berufen.
20.000 Euro für VHS
Die Firmengruppe Unmüssig unterstützt die Bildungsarbeit der Volkshochschule Freiburg mit 20.000 Euro. „Die wahrhaft großartige Leistung Europas, für Frieden innerhalb des Kontinents zu sorgen, verstehen viele Menschen nach 70 Jahren als Selbstverständlichkeit. Wir wollen vielen Menschen ermöglichen, europäische Solidarität zu lernen
und zu sehen, wie vielfältig und wunderbar Europa ist“, sagte Peter Unmüßig bei der Scheckübergabe an die Direktorin der Volkshochschule, Eva von Rekowski. Die Spende soll für Vorlesungen über die Bedeutung Europas für Frieden und Freiheit, Demokratie und Rechtsstaatlichkeit und Wohlstand verwendet werden. Anzeige
Projektentwicklungen
Interessanter Vierer
Rolf Disch baut Klimahäuser in Schallstadt
Weder ästhetisch noch technisch Standard: Haus Sonnengrün.
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er Freiburger Solararchitekt Rolf Disch baut mit seiner Solarsiedlung GmbH in Schallstadt in einem 110 Meter langen, mehrfach leicht geknickten Riegel vier Klimahäuser mit 60 Wohnungen, Büros und Einzelhandelsflächen. Der Baubeginn soll im August erfolgen. Die auf den Namen „Haus Sonnengrün“ hörenden Plusenergie-Klimahäuser im Areal Weiermatten gehen energetisch noch einen Schritt über die mehrfach ausgezeichnete Solarsiedlung am Schlierberg und das Sonnenschiff hinaus. Sie sollen ihren eigenen Energiebedarf komplett decken und erreichen den höchsten FörderStandard der KfW. Die Häuser sind mit solargetriebenen Wärmepumpen an ein innovatives „Kaltes Nahwärmenetz“ angeschlossen. Anzeige
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Visualisierung: © Rolf Disch SolarArchitektur
Die Tiefgarage ist für Elektromobile und Hybridfahrzeuge reserviert, alle Stellplätze erhalten eine Ladestation. Elektrische Car-Sharing-Fahrzeuge und E-Bikes werden bereitgestellt. Geplant sind auch sogenannte Cluster-Wohnungen: kleine Wohneinheiten mit einem oder zwei Zimmern innerhalb einer großen Wohnung mit großzügigen Gemeinschaftsflächen – für das gemeinschaftliche Wohnen, etwa für eine Senioren-WG. Das gesamte Gebäude ist barrierefrei. Der Gemeinderat hatte den durchaus komplexen Bebauungsplan kurz vor Weihnachten noch beschlossen und Disch in gleicher Sitzung auch die Baugenehmigung erteilt. Der Freiburger hatte sich mit seinem Konzept gegen mehrere Mitbewerber durchgesetzt. Bürgermeister Jörg Czybulka lobte den Entwurf als „Leuchtturmprojekt“. bar
Bauträger
Unmüssig bebaut Kaiserhöfe Gemeinderat genehmigt Bebauungsplan
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er Kenzinger Gemeinderat hat – nach dreijährigem Vorlauf – am 31. Januar dem Bebauungsplan „Kaiserhöfe“ zugestimmt. Der Vorhabenträger DEUFRA Baugesellschaft GmbH, ein Tochterunternehmen der Unmüssig Bauträgergesellschaft Baden mbH, errichtet in fünf Bauabschnitten insgesamt 65 Reihenhäuser im KfWStandard Effizienzhaus 55 auf dem ehemaligen Coats-Areal. Erstellt werden die Reihenhäuser in fünf Bauabschnitten von der Weisenburger Bau GmbH in Rastatt. Der Abriss der Bestandsgebäude beginnt im Frühjahr. Im Sommer startet der erste Bauabschnitt mit 14 Häusern. Das Baugebiet firmiert unter dem Projekttitel „Im Storchengarten“. Die Störche, die sich auf dem Areal niedergelassen haben und Pate für die Namensgebung sind, werden mit Unterstützung des NABUs innerhalb des Geländes umgesiedelt. Ursprünglich hatte ein ortsansässiges Architektenbüro eine Planung mit Geschosswohnungsbau und 160 Wohnungen vorgelegt. Dies war auf deutlichen Widerstand im Gemeinderat gestoßen. chilli
65 Reihenhäuser in fünf Bauabschnitten werden auf dem einstigen Coats-Areal entstehen. Visualisierung: © Unmüssig
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Kommentar
Vorteil Umland: Weil auch die Mieten zur Grundsteuer herangezogen werden, könnten günstigere, ländliche Gebiete zu den Gewinnern zählen.
Neues Bürokratiemonster
Eckpunkte für Grundsteuerreform sind gesetzt
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Foto: © Neithard Schleier
echsunddreißig Millionen. So viele Grundstücke müssen bei der Veranlagung der deutschen Grundsteuer neu berechnet werden. Erzwungen hat das das Bundesverfassungsgericht im vergangenen Jahr, indem es die völlig veralteten Bemessungsgrundlagen – im Osten aus 1935, im Westen aus 1964 – für grundgesetzwidrig erklärt hat. Am 1. Februar haben sich Bund und Länder beim Spitzen-Ministertreffen in Berlin nun auf einen ersten Kompromiss geeinigt: Die Eckpunkte der Grundsteuerreform sehen vor, dass bei der Berechnung der Wert der Grundstücke, das Alter der Gebäude und auch die faktischen Nettomieten zugrunde gelegt werden sollen. Die Kommunen verdienen mit der Abgabe bundesweit jährlich rund 14 Milliarden Euro. Das soll sich, so Bundesfinanzminister Olaf Scholz,
auch gar nicht ändern. Der Kompromiss sei „sozial gerecht“. Unter den Eigentümern aber wird es Gewinner und Verlierer geben. Auf beiden Seiten Millionen. Aus den Eckpunkten soll bis spätestens Ende des Jahres ein Gesetzentwurf gestrickt werden. Dem müssen die Länder zustimmen. Im Prinzip sollen die Grundsteuern sich mehr am Wert der Immobilien orientieren und nicht – wie etwa von Bayern gefordert – an der Fläche. Das aber bedeutet, dass die Abgabe in Ballungsräumen wie Freiburg, wo die Immobilienwerte und Mieten seit Jahren stark steigen, zu noch teureren Mieten führen wird. Weil die Eigentümer die Steuer bei der Nebenkostenabrechnung an die Mieter weitergeben können. Freiburg wird also eher auf der Verliererseite stehen. Wer das alles erheben und dann die Bescheide verschicken soll? Bayerns Ministerpräsident Markus Söder
hatte im Vorfeld schon mal erklärt, er müsse 3400 Steuerbeamte einstellen. Wenn das Steueraufkommen wirklich unterm Strich gleich bleiben soll: Wer bezahlt das neue Bürokratiemonster? Nicht umsonst hat der Bund deutscher Steuerzahler den Kompromiss zügig kritisiert. „Ausgangspunkt für die Bewertung von Grund und Boden sind die Bodenrichtwerte", zitiert die dpa aus dem Eckpunktepapier. Diese müssen nicht Stück für Stück erhoben werden, sondern sind weitestgehend bekannt. Wer aber wann und wie in den Immobilien auf 36 Millionen Grundstücken in welchen zeitlichen Abständen die faktischen Mieten ermittelt, ist völlig unbekannt. Und wie eigengenutzte Wohnungen und Häuser bemessen werden, ist nur eine weitere Frage. Dass sich ein neuer Tummelplatz für Anwälte auftut, ist hingegen kaum in Frage zu stellen. Lars Bargmann
Impressum Themenheft 02-2019
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Das Bauen & Wohnen-Themenheft erscheint im Freiburger Stadtmagazin chilli
Redaktion: Till Neumann, Philip Thomas Autoren: Bernd Peters Titelbild: Visualisierung: © K9 Architekten
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46 | chilli | bauen & wohnen | 02.2019
Grafik: Hannah Karayilan Lektorat: Beate Vogt Anzeigen: Jonas Stratz (Leitung), Malika Amar, Christina Miklusch, Giuliano Siegel Druck: Freiburger Druck GmbH & Co. KG