Themenheft
BAUEN &
Wohnen
Starke Projekte Neuer Milestone an Businessmile
September 2017 Ausgabe Nr. 21 gratis
Werkzeug fĂźr Wachstum Der Perspektivplan ist fertig
Noch kein Durchbruch Das ZĂśgern der Dietenbachler
Inhalt
Editorial
Editorial / Inhalt
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Titel: Der Perspektivplan zeigt 7000 mögliche Wohnungen 4-6 Stadtbau: Große Pläne am Schildacker
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Neubau: Stuckert startet Maria-Hilf-Saal
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Neuer Stadtteil: Der etwas sperrige Auftakt mit den Eigentümern
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Gewerbebau: Die Strabag und ihre Meilensteine
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Neubau: Die WOBAG und ihr Schänzle
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Bauträger: Siedlungswerk agil
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Genossenschaften: Die neuen Vorstände im Gespräch
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Menschen: Markus Riesterer übernimmt die Badenova Konzept
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Breisgauer Wohnbau: Die Leopoldshöfe in Riegel
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Fachplaner: Mohne, Höss und die Breisacher Berge
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Architekten: Haller stark im Bestand 23 Verkehr: Der Stadttunnel als „Jahrhundertchance“
Menschen und Meldungen
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Unternehmen: Die Pebako und ihr Portfolio
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Makler: Der neue Chef der S-Immo ist Oliver Kamenisch
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Unternehmen: Poppen&Ortmann druckt auch Häuser
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Neues Bauvertragsrecht: Experten sind skeptisch
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Einrichten: Großer Auftrag für raumW
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Fachgeschäfte: Das Traditionshaus Farben Thon
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Stadtentwicklung: Zukunftspläne für Mooswald und Stühlinger 42-45 Kommentar
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Die wachsende Stadt
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elten war eine Ausgabe dieses Magazins so stark von der großen Stadtentwicklung geprägt wie diese. Das Rathaus muss alle Hebel in Bewegung setzen, damit Freiburg nicht – noch weiter – aus der Balance gerät. Der Perspektivplan soll dabei helfen, der neue Stadtteil Dietenbach soll dabei helfen, aber auch Zukunftsvisionen für einzelne Gebiete, etwa im Stühlinger, im Mooswald oder auf der Haid. Der Perspektivplan – so etwas wie der ideelle Leitfaden für den nächsten Flächennutzungsplan – hat dabei durchaus auch überraschende Perspektiven aufgezeigt. Das Potenzial am Tuniberg etwa, aber auch an anderen Orten in der Stadt. Entwicklungschancen für 7000 Wohnungen hat er erkannt, es wird aber darauf ankommen, Perspektiven auch in Bauplätze zu verwandeln. Das gilt auch für den Dietenbach, wo trotz des „Konsensmodells“, nach dem die Eigentümer dort mehr als das Vierfache für ihr Gelände bekommen könnten, als das Rathaus ihnen anbieten durfte, noch zig Besitzer zögern,
Verträge zu unterzeichnen. Zuvor aber muss auch das Baudezernat noch viel Fleißarbeit erledigen, weil niemand Land kauft, das hernach gar nicht weiterverkauft werden kann, weil es Wiese bleibt. Und das Rathaus muss zudem auch noch weiter nach Lösungen suchen, wie der neue, mehr als 600 Millionen Euro teure Stadtteil finanziert werden kann, ohne dass Quadratmeterpreise von 1000 Euro dabei herausspringen. Weil Freiburg genau solche nicht braucht, wenn es, wie es die Freiburger Stadtbau mit ihrem kräftigen Schaffen am Schildacker schon macht, den Boden für preiswertes Wohnen bereiten will. Wir berichten aber auch über neue Projekte von Bauträgern, den Stabwechsel beim Baulanderschließer Badenova Konzept, über Ingenieure, die Berge sichern müssen, Handwerker, die auf dem Weg in die Zukunft sind, über Makler, neue Baugesetzgebungen, Einrichter oder Fachhändler. Und wünschen anregende Lektüre. Lars Bargmann, Chefredakteur
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chilli | bauen & wohnen | 09.2017 | 3
Stadtentwicklung
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Visualisierung: © Stadt Freiburg
Werkzeugkasten für die wachsende Wohlfühlstadt NEUER PERSPEKTIVPLAN ZEIGT POTENZIAL FÜR 7000 NEUE WOHNUNGEN
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er Perspektivplan für Freiburg ist fertig. Gut drei Jahre hat es gedauert, bis ein „wichtiges Puzzlestück für die Entwicklung unserer Stadt“ gefertigt war, wie Oberbürgermeister Dieter 4 | chilli | bauen & wohnen | 09.2017
Salomon bei der Vorstellung vor Journalisten sagte. „Er wird einen wichtigen Beitrag für die weitere Stadtentwicklung bieten“, befand auch Stadtplanungsamtschef Roland Jerusalem. „Freiburg steht
vor einem Wachstum mit neuen Maßstäben, das erleben wir schon heute, der Perspektivplan ist eine Antwort darauf“, sagt Baubürgermeister Martin Haag.
Stadtentwicklung
Laufende Stadtentwicklungsprojekte
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Güterbahnhof Nord
2
Areal Brauerei Ganter
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Schildacker
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Dietenbach
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Im Zinklern
6
Studierendensiedlung am Seepark
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11. Fakultät und SC-Stadion
Neue Potenziale aus dem Perspektivplan: Das größte Entwicklungspotenzial liegt am Tuniberg (H). Zusammen mit den anderen neuen Flächen wären 7000 neue Wohnungen möglich. Aber auch neue Freiräume.
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B
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Bauliche Dichte
Freiraum -Nutzungskapzität
hoch
hoch
gering
gering
Haag sitzt in seinem Büro im Technischen Rathaus. Nicht mehr lange. In ein paar Tagen wird er ins neue Rathaus umziehen. Den Perspektivplan 2030 kann er ohne Mühe mitnehmen: Schlanke 16 Seiten sind es geworden, destilliert aus einem Konvolut von Plänen, Schriftsätzen, zu Papier gebrachten Ideen. Ein Instrument zur Steuerung der zukünftigen räumlichen Entwicklung will er sein. Vorlage für den neuen Flächennutzungsplan 2040, den die Stadtverwaltung im kommenden Jahr in Angriff nehmen will. Der muss das fortdauernde Wachstum der kleinen Großstadt im Südwesten planerisch ermöglichen. Die Frage ist nicht, ob die Wohlfühl-City Freiburg überhaupt wachsen soll (auch wenn diese vereinzelt immer mal gestellt wird), sondern wie sie so wachsen kann, dass die Attraktivität und die Lebensqualität, die an diesem Wachstum ja Schuld sind, weiter bestehen können. Der Maßstab wird dabei nicht die Puppenstube sein, sondern auch mal hoch hinausgehen. Als vor ein paar Jahren die Hamburger Stadtplanerin Marit Pedersen im Freiburger E-Werk über ihre Arbeit berichtet hatte, auch über einen Perspektivplan für das „Tor zur Welt“ im Norden, lauschten viele Stadträte lange sehr interessiert. Als sie aber erzählte, dass sie selbst in einem Quartier mit einer Geschossflächenzahl (GFZ)* von 3,0 lebe und damit völlig glücklich sei, hätten viele am liebsten prompt den Saal verlassen. Eine so hohe bauliche Dichte, das passe nicht zu Freiburg. Die Zeiten haben sich geändert. Bei einer GFZ von 3,0 könnten auf einem Fußballplatz 300 im Schnitt 70 Quadratmeter große Wohnungen gebaut werden. Unter Norbert Schröder-Klings – von 2007 bis Ende 2010 Referent für Stadtentwicklung und Bauen in Freiburg und so eine Art Baubürgermeister ohne chilli | bauen & wohnen | 09.2017 | 5
Foto: © Klaus Polkowski
Stadtentwicklung Dezernat – wären es 120 gewesen. Damals galt eine GFZ von 1,2 als gerade so noch verträglich. Der neue Perspektivplan will – ja er muss – höhere Dichten ermöglichen. Dort, wo solche verträglich sind, wo es im nahen Umfeld auch größere Freiräume gibt oder sie geschaffen werden können. Er muss Siedlungsentwicklung an Freiraumentwicklung knüpfen. Bauliche Dichte wird im Jahr 2017 in einem Zusammenhang mit lebendigen Quartieren und hoher Kommunikation gestellt, wird heute positiv begriffen. Hier springt nicht nur der Maßstab, hier springt auch das Denken in eine neue Richtung. Die Auseinandersetzung um den neuen Flächennutzungsplan wird „ziemlich intensiv“, weiß Haag. Denn natürlich wird es auch um Potenziale in der Innenentwicklung gehen. „Das wird auch mal konfliktiv. Mit dem Perspektivplan hoffe ich, dass wir die Debatte positiv führen können, weil wir auf Qualität setzen, weil wir ein Instrument haben, mit dem wir nachweisen können, dass es Verbesserungen für bestehende und neue Quartiere geben wird.“ Neue öffentliche Räume zählen dazu, wie die Planspiele um ein Teilstück der Sundgauallee im Stühlinger zeigen. Die Grünspange in der Wiehre entlang der Urachstraße sei ein gutes Beispiel für gute Stadtentwicklung. Innenentwicklung dürfe nicht ungeordnet sein. Es wird dabei nicht nur um neue Wohnungen gehen. Freiburg wächst seit Jahren auch bei den Arbeitsplätzen: Mehr Menschen brauchen auch mehr verkehrliche Infrastruktur, mehr Sportanlagen, mehr Schulen, Kindergärten, Einkaufsläden. Die räumliche Leitidee des Perspektivplans hört auf die Formel 3 x 3. Sie sieht drei Flussverbindungen (Dreisam, Dorfbach St. Georgen, Altbach), drei Querverbindungen 6 | chilli | bauen & wohnen | 09.2017
Hat den Hut auf: Martin Haag hat sein Büro im neuen Rathaus schon bezogen. Die Aufnahme enstand bei einem Baustellengespräch mit dem chilli.
(Westrandstraße, Radwegverbindung entlang der Güterbahn, neue Achse entlang der Rheintalbahn) und drei Parkverbindungen (Flugplatz mit Mooswald, Seepark, Sportpark). Um diese Freiräume herum soll Freiburg dichter werden, soll die klaffende Versorgungslücke geschlossen werden. Für eine „vielfältige Bevölkerungsstruktur, die Freiburg heute ausmacht“, wie Salomon betont. Also nicht nur für Haushalte, die 5000 Euro für einen Quadratmeter neuen Wohnraum zahlen können. 14 Entwicklungsbereiche mit rund 7000 Wohnungen Potenzial zeigt der Plan jetzt auf. Bei einigen wird nun erst einmal an Rahmenplänen gearbeitet, etwa an der Neuerfindung des Quartiers „Auf der Haid“; fünf sind schon weiter fortgeschritten, weil die Projektgruppe „Neue Wohnungsbauflächen“ die Bereiche Zähringen Nord, Stühlinger West, Mooswald-West, Wendeschleife Vauban sowie die Kappler Straße in Littenweiler bereits vor zwei Jahren genauer unter die Lupe genommen hat. Das zeige, „wie wichtig der Perspektivplan heute schon ist“, sagt Haag. Und das gelte erst recht für die Fortschreibung des Flächennutzungsplans. Das größte Potenzial für neues Wohnbauland sehen die Stadtplaner aber am Tuniberg, in
Munzingen, Opfingen, Tiengen, und Waltershofen, wo heute etwa 13.000 Menschen leben, wo die Ortsvorsteher in ihren Rathäusern gar nicht kräftig auf die Bremse treten, an einem Konzept aber mitarbeiten wollen. „Das Potenzial Tuniberg wurde bisher unterschätzt“, sagt Jerusalem. Nicht eingerechnet sind der neue Stadtteil Dietenbach, der Güterbahnhof, Schildacker in Haslach, Zinklern in Lehen, die Brauerei Ganter oder die Ausweitung der Studi-Siedlung am Seepark. Freiburg braucht solche Perspektiven, wenn es nicht an den Stadttoren Schilder aufhängen will, wie es Hoteliers zuweilen tun: Keine Zimmer mehr frei. Der Perspektivplan liegt jetzt in Haags neuem Büro im 85-Millionen-Euro-Rathaus an der Fehrenbachallee. Die nächste Etappe wird aufwendiger: Sein Dezernat muss ihn von der Theorie auf dem Tisch in die Praxis aufs Baufeld bringen. Lars Bargmann *Die Geschossflächenzahl gibt das Maß der baulichen Ausnutzung eines Grundstücks an. Bei einer GFZ von 1,2 können auf einem 1200 Quadratmeter großen Grundstück 1200 Quadratmeter brutto gebaut werden. www.freiburg.de/perspektivplan
Stadtentwicklung
Stadtbau setzt Ausrufezeichen 300 NEUE WOHNUNGEN AM SCHILDACKER IN HASLACH
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Foto / Visualisierungen: © FSB
ie Freiburger Stadtbau GmbH investiert beim Großprojekt „Konversion der ECA-Siedlung am Schildacker“ in Haslach 18,3 Millionen Euro in den Bau von 89 Sozialwohnungen. Insgesamt wird die Stadttochter dort rund 300 Wohnungen bauen. Damit setzen die Geschäftsführer Magdalena Szablewska und Ralf Klausmann durchaus ein Ausrufezeichen in Freiburg. „Das Gebiet Schildacker bietet eine wichtige Möglichkeit zur Schaffung dringend benötigter neuer Wohnungen“, sagte Oberbürgermeister Dieter Salomon beim Spatenstich. Die alten, in einfachster Bauweise erstellten, wären mit vertretbarem Aufwand nicht zu sanieren gewesen. Das Geld für die bestehenden neun Häuser mit 147 Wohnungen kam Anfang der 50er Jahre aus dem Marshall-Plan. ECA ist die Abkürzung für Economic Cooperative Administration, die die Häuser nach dem Zweiten Weltkrieg gebaut hatte, um Flüchtlinge und Vertriebene aus dem Osten zu versorgen.
Der erste Bauabschnitt von hinten: Hinter dem geschwungenen Riegel an der Basler Straße gibt es für die Bewohner attraktive Frei- und Grünflächen.
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Grundstück als Tortenstück: Der rote Riegel wird derzeit gebaut. Der zweite Bauabschnitt (gelb) wird 111 Wohnungen in einem L-förmigen Ensemble haben, der dritte (orange) 103 Wohnungen in einer Bebauung nach Kamm-Form. Im dritten wird auch die Kita ihren Platz finden.
Entlang der Basler Straße wird derzeit in einem ersten Bauabschnitt bis 2019 ein sechsgeschossiges Gebäude gebaut. Die 89 vom Land mit 14,1 Millionen Euro geförderten Mietwohnungen haben eine Gesamtwohnfläche von rund 5900 Quadratmetern. Es wird 45 Wohnungen mit zwei Zimmern, 27 mit drei und 17 mit vier Zimmern geben. Allen gemeinsam ist, dass sie Balkone oder eine Terrasse haben und barrierefrei werden. Eine günstige zweite Miete erlauben wird der hohe energetische Standard der Wohnungen, der dem Freiburger Effizienzhaus 55 mit einer nachgewiesenen Luftdichtig-
keit und einer kontrollierten Abluftanlage entspricht. Für die Architektur verantwortlich ist das international bekannte Stadtplanungs- und Architekturbüro ASTOC aus Köln, das in Köln bereits die Neuordnung einer Siedlung aus den 1950er Jahren erfolgreich umgesetzt hatte – dafür den Deutschen Städtebaupreis bekam – und daher 2013 mit der Erstellung einer Machbarkeitsstudie für den Schildacker beauftragt wurde. In zwei weiteren Bauabschnitten wird die FSB dann zwölf neue Häuser – teilweise in Holzbauweise – mit 214 Wohnungen bauen. Und zudem
Stadtentwicklung eine dreigruppige Kindertagesstätte. „Durch die Neuordnung des gesamten Wohngebietes können wir die Wohnfläche verdreifachen“, sagte Szablewska. Quasi als Beifang werde auch der Schallschutz für die Wohnungen an der Basler Straße durch die neue Bebauung deutlich verbessert. Was sie nicht sagte: Genau so sieht eine gelungene Innenentwicklung aus: Die Wohnfläche wird verdreifacht, es wird dafür aber kein Quadratmeter mehr Boden beansprucht. Die Mieter aus den beiden bereits abgerissenen Häusern sind in anderen Stadtbau-Wohnungen untergekommen. Wenn der neue Riegel an der Basler Straße fertig ist, werden die verbliebenen Bewohner dorthin ziehen, bevor ihre alten Wohnungen abgerissen werden. Die Stadtbau will die soziale Struktur im Quartier erhalten.
Sieben Männer und drei Frauen: Margot Queitsch, Marianne Haardt, Klaus Rückauer, Magdalena Szablewska, Dieter Salomon, Ralf Klausmann, Martin Kotterer, Jörg Ziolkowski, Norbert Butsch und Helmut Thoma (v.l.) beim Spatenstich. Klausmann hatte dieses Mal offenbar nicht den Hut auf.
2021 sollen die letzten Bauarbeiter das dann neue Wohnquartier wieder verlassen. Bis 2022 will die FSB stadtweit für rund 500 Millionen Euro
mehr als 2000 neue Wohnungen errichten. 80 Prozent davon sollen öffentlich geförderte Wohnungen sein. Lars Bargmann 5 ANZEIGE
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Projektentwicklung
Der umgebaute Maria-Hilf-Saal wird innen stylisch (Bild links), der Neubau bietet im Erdgeschoss auch terrassierte Freiflächen.
Mal klein und knifflig, mal eine Siedlung DIE STUCKERT WOHNBAU AG STARTET UMBAU AM MARIA-HILF-SAAL
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Visualisierungen: © Stuckert
s ist, da hat Carlos Stuckert nicht Unrecht, ein „Kleinod in Toplage“, das die Stuckert Wohnbau nun frisch macht. Das Kleinod hört auf den Namen MariaHilf-Saal und ist ein Stück Freiburger Geschichte. Direkt nebenan in der Zasiusstraße wächst derweil der Rohbau für die Stadtvilla. Stolze 24 Millionen Euro investiert Stuckert in das vergleichsweise kleine Projekt. Andernorts sind es viel größere Projekte, die Stuckert im 20. Jahr seines Bestehens bewegen. „Das ist sicherlich eines der anspruchsvollsten Projekte unserer Geschichte“, sagt Prokurist Marc Stuckert. „Wir erhalten ein Stück Stadtgeschichte“, befindet Prokurist Aribert Frece. Auch das stimmt. Dafür wird das komplette Gebäude unterfangen, dann wird unterm altehrwürdigen Gemäuer das Erdreich rausgeholt, dann werden Keller und Tiefgarage eingebracht, eine neue Bodenplatte gegossen, eine Decke über dem Keller, eine neue Decke über dem Erdgeschoss: Innen wird so gut wie alles neu gemacht – ein in der langen Stuckert-Historie einzigartiges Projekt: 24 kleine Wohnungen wird das Gebäude am Ende haben, 12 haben bereits heute neue Eigentümer gefunden. Von außen aber behält der MariaHilf-Saal sein Gesicht, seine Architek10 | chilli | bauen & wohnen | 09.2017
tursprache. 2011 hatte es die ersten Gespräche mit dem Stiftungsrat der Pfarrgemeinde gegeben, 2013 waren die Verträge unterzeichnet, noch einmal vier Jahre später rollen nun die Bagger an. Die Gundelfinger bewiesen einen langen Atem. Nebenan ist der Rohbau für die etwas schräg vom Ensemble abgerückte Stadtvilla bald fertig, Anfang 2018 werden hier die Bewohner einziehen. Für das Penthouse zahlte ein Investor den aktuellen Freiburger Rekordpreis auf einen Quadratmeter – 9500 Euro. Rund 7800 kostet der Quadratmeter im Erdgeschoss, das übrigens noch zu haben ist – genauso wie die vier – auch zusammenlegbaren – Wohnungen im ersten und zweiten Obergeschoss. Jeglicher Komfort inklusive. So wie in Konstanz, wo Stuckert im Musikerviertel auch eine Stadtvilla baut und wo von 14 Wohnungen 10 bereits in festen Händen sind. Parallel packen die Gundelfinger aber auch große Siedlungskonzepte an: den Jägeracker in Emmendingen etwa, mit 210 Wohnungen, das BurdaAreal in Offenburg mit 250, Seeleben in Kenzingen mit 95 und ein großes Vorhaben in Grenzach-Wyhlen mit 130 Einheiten. Dort spielt Stuckert sogar den Erschließungsträger, baut ein Jahr lang Straßen samt Kanälen, legt öffentliche Rad- und Fußwege an. Ein sehr komplexes Geschäft, eines,
das normalerweise eine Verwaltung stemmen muss. 83 Wohnungen der Marke Avantum sowie 48 Reihenhäuser und Doppelhaushälften (von 387.000 bis 485.000 Euro) werden in Grenzach gebaut, 20 sind bereits vor dem Verkaufsstart protokolliert worden. Viele Käufer sind Pendler, wollen in Deutschland wohnen, arbeiten aber in der Schweiz, erzählt Frece. Die Geburtsstunde der neuen, preisgünstigen Avantum-Linie aber schlug in Emmendingen, wo im ersten Bauabschnitt nur noch 3 von 32 Wohnungen frei sind (Durchschnittsquadratmeterpreis: 2900 Euro), im zweiten schon sämtliche 56 weg sind (3100) und im dritten (3300) 19 von 48 – vor Baubeginn. Es sind, sagt Marc Stuckert, je zur Hälfte Eigennutzer und Kapitalanleger, die am Jägeracker zuschlagen: „Wir hatten noch nie so viele Kinder bei den Gesprächen. Hier bringen wir junge Familien ins Eigentum, die sich das sonst nicht leisten könnten.“ Die Preise im vierten und fünften Bauabschnitt werden im Schnitt bei 3500 Euro liegen. In Kenzingen liegen sie bei 3800 Euro. Hier haben die Käufer aber auch mehr Individualisierungsmöglichkeiten und einen kleinen See im neuen Quartier. Ein biologisches Kleinod sozusagen. Lars Bargmann
Foto: © ns
Neuer Stadtteil
Noch im Wartezimmer: Neben dem Rieselfeld soll Freiburgs jüngster Stadtteil wachsen..
Längst nicht in trockenen Tüchern DIETENBACH-EIGENTÜMER ZÖGERN BEI KAUFANGEBOT
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evor die Stadt Freiburg den neuen Stadtteil Dietenbach richtig anpacken kann, muss erst einmal der Boden dafür bereitet werden, im Wortsinn: Sehr viele Grundstücke müssen noch den Eigentümer wechseln. Das Rathaus hat das jahrelang versucht, mit sehr überschaubarem Erfolg. Dann hatten Baubürgermeister Martin Haag und Rechtsanwalt Thomas Burmeister eine zündende Idee: Die Sparkasse Freiburg steigt als Investor ein und kann den 412 privaten Eigentümern etwa das Vierfache von dem zahlen, was die Kommune hätte zahlen dürfen: 15 Euro auf den Quadratmeter. Die Bank bietet 64 an. Große Hoffnungen wurden seither an den Deal am Dietenbach geknüpft. Diese haben sich bisher jedoch nur teilweise erfüllt. „Da ist zwar noch Luft nach oben, aber die Vorgabe von der Sparkasse, dass mindestens 40 Hektar zusammenkommen müssen, die haben wir erfüllt“, sagt Burmeister. Er gehe davon aus, dass im Herbst die nötigen Optionsverträge vor einem Notar beurkundet werden können. Und er geht auch davon aus, dass bis dahin noch weitere Eigentümer auf den Zug aufspringen werden. Aktuell vertritt seine Kanzlei mehr als 220 Eigentümer. Aus Sicht des Eigentü-
merbeirats scheint der Prozess derzeit „etwas auf der Stelle zu treten“, wie dessen Sprecher Clemens Imberi es ausdrückt. Die Sparkasse wird anders als geplant für die Abwicklung keine GmbH, sondern eine Kommanditgesellschaft gründen, an der sich wohl auch der Sparkassenverbund beteiligen wird. „Wenn es richtig losgeht, dann sprechen wir von dreistelligen Millionenbeträgen, das wollen wir nicht ganz alleine verantworten“, sagt Marcel Thimm dem chilli. Der Sparkassen-Chef bestätigt auch die Recherchen des Freiburger Stadtmagazins, wonach bei der Finanzierung des Stadtteils immer noch ein Millionendefizit droht. Die Kosten sind auf 613 Millionen Euro taxiert. Die Stadt rechnet – nach Nachbesserungen – zwar aktuell mit einem ausgeglichenen Etat. Diese Null basiert aber auf den 15 Euro pro Quadratmeter. Wenn die Bank 64 bezahlt, ergibt sich, wenn alle 82 privaten Hektar gebraucht würden, eine Lücke von bis zu 39 Millionen Euro. Egal, wie groß das Delta sein wird, es müsse ausgeglichen werden, so Thimm. Für die Bank müsse unterm Strich eine schwarze Null stehen. Wie das gehen soll? Das müsse er dem Rathaus überlassen. Das geht vermutlich nur, wenn noch höhere bauliche Dichten zu-
gelassen werden oder es noch mehr Bauland gibt.. Oder, was bisher tabu war, wenn Finanzbürgermeister Otto Neideck doch noch den Stadtsäckel öffnet. Das Planungsgebiet ist 164 Hektar oder 234 Fußballfelder groß, die gute Hälfte gehört Privaten, die andere der Stadt Freiburg (52 Hektar), dem Land (22) und dem Bund (6). Gut 107 Hektar können bebaut werden, 59 oder 84 Kickplätze mit Wohnhäusern. Die Sparkasse kauft nur Flächen, die innerhalb der 107 Hektar liegen. Es kommt – vor dem Gang zum Notar – darauf an, so schnell und exakt wie möglich zu erheben, wie die Grundstücke der Privaten im Plangebiet genau liegen. Es wird nicht wenige geben, die Flächen haben, die nur teilweise im Bauerwartungsland liegen – das ist ein durchaus nicht nur zeitintensiver Job. Auf der anderen Seite läuft die Uhr bei der Entwicklung des Stadtteils, der bis zu 12.500 Menschen ein Zuhause geben soll. Der Boden muss bis Ende des Jahres bereitet sein. Ansonsten könnte das Konsensmodell auch noch scheitern. „Ich halte das politisch für den Durchbruch“, hatte Oberbürgermeister Dieter Salomon bei der Vorstellung des Modells gesagt. Auf dem Platz ist der Durchbruch noch nicht geschafft. Lars Bargmann chilli | bauen & wohnen | 09.2017 | 11
Gewerbebau
Milestones an Businessmile
Strabag steht vor Baustart für städtebauliche Markante
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Visualisierung: © Strabag
artin Lauble treibt die Entwicklung auf dem einstigen Post-Areal – das heute auf den Namen Businessmile hört – in Siebenmeilenstiefeln voran: Das Holiday Inn Express hat der Freiburger Bereichsleiter der Strabag Real Estate GmbH (SRE) im Juli übergeben, das vorletzte Geschoss im Kristall Schnewlin 12 soeben verkauft, Anfang kommenden Jahres erfolgt dann der Baubeginn fürs Milestone 2 und das Milestone 5 b. Das Holiday Inn mit 130 Zimmern hat die SRE in nur 15 Monaten auf den Tag genau fertiggestellt und legte auch bei den Baukosten eine Punktlandung hin – in diesen Zeiten in Freiburg keine Selbstverständlichkeit. „Da sind wir als Team ein bisschen stolz drauf“, sagt Lauble. Sowohl das Motel One am Siegesdenkmal als auch das Hampton by Hilton hatten früher angefangen, waren aber später fertig. Das fertige Hotel wird an einen Fonds der Hannover Leasing verkauft, zum Kaufpreis macht Lauble keine Angaben. Er liegt im zweistelligen Millionenbereich. Etwas weiter nördlich ist die im Wortsinn hervorragende Fassade des Kristalls nun fertig geworden. Nachdem mit der Patronas Financial Systems GmbH und dem Notar Alexander Vivell bereits drei Etagen neue Eigentümer gefunden hatten, haben nun auch die Steuerberatungsgesellschaft Winterhalter & Kollegen sowie eine auswärtige private Stiftung zugeschlagen. Somit gibt es derzeit nur noch ein Stockwerk, 400 Quadratmeter für je 4000 Euro netto – voll ausgestattet. Das Haus mit der – im Wortsinn – hervorragenden Fassade wird im November bezugsfertig sein. 12 | chilli | bauen & wohnen | 09.2017
Hingucker von Strabag Real Estate Architects aus Wien: Milestone 2.
Bereits bezogen ist das StraumannGebäude, das – wie zuvor schon das Embex-Haus – von der Deutschen Gesellschaft für Nachhaltiges Bauen (DGNB) jetzt eine Goldmedaille bekommen hat. Auch das Hotel wird
Insgesamt investiert die Strabag 150 Millionen Euro eine solche Auszeichnung noch erhalten. Lauble sucht derweil noch einen Pächter für die Gastronomiefläche im und vorm Straumann-Haus, „die gute Stube im Quartier“, an dem nun auch das Wasserspiel im Ebbeund-Flut-Betrieb läuft. Das Projekt Milestone 2, das vom Gestaltungsbeirat kritisiert wurde, wird die Strabag vom Januar 2018 an mit kleinen Nachjustierungen so bauen, wie es vorgestellt war. Ein Hingucker. Die städtebauliche Markante kostet rund 30 Millionen Euro, hat zehn Geschosse und wird rund 7500 Qua-
dratmeter Büroflächen beherbergen. Auf den Laien wirkt es übrigens ein bisschen willkürlich, warum das Baurecht auf dem großen Plangebiet gerade hier einen Hochpunkt gesetzt hat. Hinter dem Hochhaus, zu den Gleisen hin, wird parallel der Milestone 5 b erstellt. Hier liegt das Investment für gut 4000 Quadratmeter Büroflächen bei 15 Millionen Euro. Wenn auch diese fertig sind, gibt es noch drei größere Baufelder, bis das Areal dann im Finale der Entwicklung ans Hölderle-Carré grenzen wird. Wenn die komplette Businessmile mal bebaut ist, in sechs, sieben Jahren, wird die Strabag rund 150 Millionen Euro investiert haben. Mindestens zwei Drittel des Auftragsvolumens, so Lauble, wurde und wird ans regionale Handwerk vergeben. Das Freiburger Strabag-Team ist aber auch andernorts aktiv, entwickelt in Heidelberg gerade ein Verwaltungsgebäude und plant in einer größeren Stadt im Ländle auch ein größeres Wohnprojekt. Wohnimmobilien werden bei Lauble künftig mehr in den Fokus rücken. Lars Bargmann
chilli | bauen & wohnen | 09.2017 | 13
Neubau
Chance am Schänzle
WOBAG STARTET VERMARKTUNG VON NEUBAUQUARTIER IN WALDKIRCH
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as lange währt, wird endlich was: Vor 14 Jahren hatte sich Klaus Ruppenthal erstmals mit einem größeren Entwicklungsgrundstück in Waldkirch befasst. Es brauchte einen langen Atem, bis nun die Baugenehmigung fürs Quartier Am Schänzle vorlag. In Hanglage unterm Heldenkreuz.
Im Grünen: In den vier Punkthäusern finden sich 29 Wohnungen.
Der Vorstand der Wohnbau Baden AG (WOBAG) steht vor dem Modell des Quartiers und zeigt auf die vier Punkthäuser, die nun als erste in den Verkauf gehen. 29 barrierefreie Wohnungen gibt es unter den begrünten Flachdächern, 62 bis 109 Quadratmeter groß, mit Privatgärten auf der Tiefgarage, Balkonen, Dachterrassen und viel Aussicht, für 267.000 bis 466.000 Euro. Zudem gibt es drei Baugrundstücke für Einfamilienhäuser sowie 35 Ketten- und Reihenhäuser (die ersten acht haben 160 bis 180 Quadratmeter und kosten 570.000 bis 670.000
Euro), die sich durchaus in den Hang einfügen. Gleich drei Architektenbüros (Rothweiler, Schindler, Archimedes) hat Ruppenthal verpflichtet, ein BHKW in einem der Punkthäuser versorgt das ganze Gebiet – in fußläufiger Entfernung von Schwarzwaldzoo und Stadtrainsee – mit Wärme. Gebaut wird bis 2020 in mehreren Abschnitten, die Erschließungsarbeiten starten jetzt im September, das Verkaufsvolumen liegt bei 35 Millionen Euro. „Wir haben jetzt schon eine große Nachfrage“, erzählt Ruppenthal. Es gebe ja auch in Waldkirch ansonsten derzeit nichts Greifbares.
Visualisierung: © WOBAG
Zielgruppen sind Familien, Singles, Paare, Mitarbeiter von großen Arbeitgebern in der Stadt am Kastelberg, auch Eltern, bei denen die Kinder schon aus dem Haus sind. Für die WOBAG ist es das größte Projekt seit ihrer Gründung. Von der Idee über den Bebauungsplan und Baugenehmigung bis zur schlüsselfertigen Übergabe hat sie hier alle Stufen einer Entwicklung bewältigt. „Das Spannende war“, sagt Ruppenthal, „immer dran zu bleiben und nie die Lust zu verlieren, das hat sich ausgezahlt.“ bar
fwi stark auf dem Güterbahnhofareal
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ACHT WEITERE GRUNDSTÜCKE VERGEBEN
ie Freiburg-S-Wirtschaftsimmobilien GmbH & Co. KG (fwi) hat auf dem Güterbahngelände acht weitere Grundstücke an regionale Handwerks- und Produktionsbetriebe verkauft. Diese liegen an der Berta-Ottenstein- und der Ingeborg-Krummer-SchrothStraße in Richtung Bahnstrecke. Zu den Käufern zählen der Historia Verlag, die Firma Nitz Naturzäune, 14 | chilli | bauen & wohnen | 09.2017
die Sicherheitsdienstfirma Eisenkolb, der Bezirksschonsteinfeger Firma Becherer, ein Malerbetrieb, der B&B Fliesenhandel, ein Ofenbauer sowie die Elektrotechnikfirma SAW. „Mit der Grundstücksvergabe an acht regionale Unternehmen hat sich die erfolgreiche Entwicklung des Güterbahnhofareals durch die Stadt, fwi und Aurelis nochmals gefestigt“, so fwiGeschäftsführer Bernd Dallmann. Das Quartier trage wesentlich zur raschen
Entwicklung Freiburgs bei und auch dem steigenden Bedarf an Gewerbeflächen Rechnung. Zuvor schon hatte die fwi, eine Tochter von FWTM und Sparkasse Freiburg, im östlichen Teil der Berta-OttensteinStraße die Jet-Tankstelle, die Firma Joka und das Anhängerland angesiedelt. In Bau befinden sich zudem die Objekte der Firma Reiko Landmaschinen, der Lapp OHG und die Firma Relan. chilli
Neubau
Wohnungen zu moderaten Preisen SIEDLUNGSWERK SUCHT PERSONELLE VERSTÄRKUNG
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ier auf den Gutleutmatten in Freiburg, dort im Kurgarten in Bad Krozingen und weiter nördlich auch in Offenburg sind derzeit die Spielfelder der Freiburger Geschäftsstelle des Siedlungswerks. Dessen Leiter Heinz-Dieter Störck steht wieder einmal zwischen Richtfest und Spatenstich. Im Krozinger Neubaugebiet Kurgarten hat das dem Bistum Rottenburg und der Landesbank Baden-Württemberg gehörende Siedlungswerk beim Bauen zwar noch nicht einmal das Erdgeschoss erreicht, trotzdem sind fast alle 42 Eigentumswohnungen bereits verkauft – was auch am moderaten Kaufpreis von 3640 Euro auf den Quadratmeter liegen dürfte. Die 22 öffentlich geförderten Wohnungen sowie das Haus für den Verein Lebenshilfe mit 13 Einheiten werden indes den großen Bestand erweitern. Im eigenen Bestand bleiben werden auch 22 geförderte und 8 preisgünstige Wohnungen im nächsten Bauabschnitt, es wird aber auch noch einmal 24 Eigentumswohnungen geben, die voraussichtlich weniger als 4000 Euro pro Quadratmeter kosten. Im Frühjahr ist Baubeginn. Auf den Gutleutmatten wächst derweil das bereits komplett verkaufte oder reservierte, zehngeschossige Hochhaus gen Himmel. Zudem baut Störck in der Nachbarschaft noch 33 geförderte Mietwohnungen, eine Wohnung für den Ring der Körperbehinderten und eine Verwaltungseinheit für Sozialdienste. Es gibt aber auch
Visualisierung: © Siedlungswerk Wohnungsbau mit Freifläche: Projekt auf den Gutleutmatten.
noch 16 Eigentumswohnungen, den Quadratmeter voraussichtlich für rund 4600 Euro – was in Freiburg nicht teuer ist. In Offenburg hat das Siedlungswerk neben einem bereits vermarkteten Vorhaben nun noch ein Grundstück auf der Kronenwiese von einem Bauträger übernommen und wird dort 46 Eigentums- sowie 12 geförderte Mietwohnungen erstellen. „Wir wollen versuchen, da bei etwa 3500 Euro zu liegen“, sagt Störck. Um das alles stemmen zu können, sucht er nun personelle Verstärkung: Ein Architekt und eine Kauffrau würden das Freiburger Team auf neun Köpfe wachsen lassen. bar 5 ANZEIGE
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Genossenschaften
Politische Offensive
NEUES FÜHRUNGSDUO BEIM BVB WILL GENOSSENSCHAFTLICHES WOHNEN VORANBRINGEN Neue Kommandobrücke: Marc Ullrich (l.) und sein Vize Jörg Straub.
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Fotos: Privat
ie übernehmen ein gewichtiges Schiff, die neuen Vorstände des Bauvereins Breisgau (BVB). Der neue Geschäftsführer Marc Ullrich wird am 1. September neuer Vorstandsvorsitzender, Jörg Straub besetzt seit 1. Juli den Posten des stellvertretenden Chefs bei Freiburgs größter und ältester Baugenossenschaft. Bei einem Kaffee mit Chefredakteur Lars Bargmann erzählen sie erstmals über ihren neuen Job und die wichtigste Aufgabe in der nahen Zukunft. „Die Arbeit im Bauverein ist eine Herausforderung“, sagt Ullrich. Es stehen mächtige Aufgaben vor dem neuen Führungsduo: 320 neue Wohnungen sind aktuell in der Planung oder im Bau, 82 Millionen wird der BVB in den kommenden fünf Jahren in den Neubau investieren, zudem 43 Millionen in den fast 5000 Wohnungen zählenden Bestand stecken. Hier ein Mehrgenerationen-Projekt mit 52 Wohnungen, Bürgertreff, Tagespflege und Gewerbeflächen in der Neuen Ortsmitte in Schallstadt, dort ein Bau an der St. Nikolauskirche in Opfingen, hier das Haus Lukas in St. Georgen, dort 52 Wohnungen auf dem Güterbahnhof-Areal. Auch diese Pläne liegen nun bei Ullrich und Straub auf dem Tisch. Weil ihr Vorgänger Reinhard Disch diese Projekte so weit gebracht hat. Dann sind die Genossen bereits in Gundelfingen mit einem Wohn- und Geschäftshaus im Bau, stellen am CarlSieder-Hof 25 Mietwohnungen und 16 | chilli | bauen & wohnen | 09.2017
fünf bereits verkaufte Reihenhäuser her. Auf den Gutleutmatten ein Dutzend Einheiten, das größte aktuelle Projekt aber ist das Uni Carré mit 141 Wohnungen, die im Bestand bleiben werden. Was wollen sie anders machen, als ihr Vorgänger? „Wir werden den eingeschlagenen Weg weitergehen“, bekräftigt Ullrich. Allenfalls, sich noch mehr in die politischen Entscheidungswege bei kommunalen Grundstücksvergaben einschalten. „Wir müssen in der Politik noch bewusster machen, wie hoch der Wert genossenschaftlichen Wohnens ist“, erklärt Ullrich. „Und wir möchten auch weiter wachsen“, sagt Straub. Das geht nur, wenn der Bauverein Grundstücke bekommt, auf denen sich die DNA der Genossenschaft ausleben kann: preiswerter Wohnraum, lebenslanges Wohnrecht, Quartiersarbeit, umweltfreundlichere Strom- und Wärmeerzeugung, Mitgliederförderung. 1700 von mehr als 20.000 Mitgliedern – die würden fast das komplette Schwarzwald-Stadion füllen – hoffen derzeit auf eine neue Heimat. Übrigens auch im Eigentum. Wenn der Bauverein Bauträgerprojekte macht, haben die Mitglieder auf diese neuen Einheiten bevorrechtigten Zugriff. „Unsere Mitgliederstruktur bildet die ganze Gesellschaft ab“, sagt Straub. Vom kleinen bis zum großen Geldbeutel sei alles dabei. Für eine politische Offensive wird sich das Duo auch mit den Kollegen von der Familienheim Freiburg und der Heimbau Breisgau zusammen-
tun, um gemeinsam dafür zu werben, dass Städte und Kommunen beim Verkauf eigener Flächen nicht nur auf den maximalen Preis zielen. Maximale Grundstückspreise sind mit genossenschaftlichem Wohnen nicht vereinbar. „Wir werden die Kommunalpolitik proaktiv angehen“, sagt Ullrich. Wenn in Freiburg bei größeren Neubauvorhaben 50 Prozent geförderter Wohnraum gefordert wird, „dann müssen wir klarmachen, dass wir schon seit Jahrzehnten zu 100 Prozent solchen Wohnraum bauen“. Die Durchschnittsmiete lag im vergangenen Jahr bei den Genossen bei 6,26 Euro, 1,50 – seit Jahresbeginn sogar 2 Euro – unterm Mietspiegel. Die Mieten werden zwar auch beim BVB weiter steigen, aber nicht, um Gewinne zu maximieren, sondern um handlungsfähig zu bleiben, in den Bestand zu investieren und neuen Wohnraum schaffen zu können. Der Aufsichtsrat um den Vorsitzenden Martin Behrens hat nach der Misere mit dem geschassten Vorstandschef Markus Schwamm eine neue Führungsspitze mit genossenschaftlichem Hintergrund gesucht – und gefunden. Ullrich, der als Vorstandsvorsitzender vom Bau- und Sparverein Ravensburg kam, hat in Freiburg bereits ein Reihenhaus bezogen, Straub war Vize-Vorstand der Volksbank Staufen und wohnt weiter in Ihringen. Übrigens einer Gemeinde, in der der BVB noch kein einziges Projekt realisiert hat. „Das“, so Straub, „muss aber ja nicht so bleiben.“ Lars Bargmann
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Baulanderschließung
Mister 150 Prozent
MARKUS RIESTERER IST EINE ART KOMMUNALE ALLZWECKWAFFE – NUN SOLL ER DIE BADENOVA KONZEPT FLOTTMACHEN
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Foto: © Badenova Konzept
arkus Riesterer sitzt an einem kleinen, quadratischen Tisch, in einem Besprechungsraum, der eigentlich ein Kinderzimmer sein sollte. Außer drei Stühlen und ein paar Aktenschränken hat hier nicht viel Platz. Dann zückt er sein Handy und blättert durch seinen digitalen Terminkalender. Die Woche ist extrem gut gefüllt, sogar am Wochenende hat er berufliche Verpflichtungen eingetragen. Seit Anfang Juli ist Riesterer alleiniger Geschäftsführer der Badenova Konzept GmbH & Co. KG, einem Gemeinschaftsunternehmen des regionalen Energieversorgers Badenova und der Sparkasse Freiburg-Nördlicher Breisgau. Seinen Job teilten sich bislang Hans-Martin Rogg, der bei der Badenova die kommunalen Kunden unter sich hat, und sein Sparkassen-Pendant Ingmar Roth. Eigenes Personal hatte die Firma nicht. Das Unternehmen erschließt Bauland für Kommunen, denen dafür das Personal oder Kapital fehlt. Über eine Tochterfirma der GmbH sitzen noch sechs andere Sparkassen von der Ortenau bis an den Hochrhein mit am Tisch. Gibt man den Firmennamen bei Google ein, weist die Suchmaschine noch heute den Weg in die Tullastraße, wo die Badenova sitzt. Bis zum neuen Stammsitz an der Zähringer Straße 338 a sind es tatsächlich noch etwa drei Minuten mit dem Auto. Riesterer ist seit Jahren eine Art kommunale Allzweckwaffe. Er ist amtierender Bürgermeister von Horben, einer der kleinsten Gemein18 | chilli | bauen & wohnen | 09.2017
Fühlt sich wohl in der neuen Rolle: Markus Riesterer (rechts) und sein Konzept-Team.
den im Südwesten, und Chef des Gewerbeparks Breisgau. Er hat ein Büro in Eschbach, im Gewerbepark, und jetzt noch eins im Freiburger Stadtteil Zähringen. Offiziell ist er zu 50 Prozent hier und zu 50 Prozent da. Aber: „Das ist sehr sportlich bemessen“, sagt Riesterer selbst. Daneben muss er noch den Job des ehrenamtlichen Bürgermeisters der 1130-Seelen-Gemeinde Horben erledigen. Am Wochenende schreibt er Beschlussvorlagen für den Gemeinderat. Unter der Woche schaut er mindestens zwei Mal im Rathaus vorbei, unterzeichnet Dokumente, erledigt das Tagesgeschäft. Mal ist er in 30 Minuten fertig, mal erst nach drei Stunden. Perspektivisch wird Riesterer sich wohl mehr auf die Zähringer Straße konzentrieren. Sein Mandat in Horben endet im März 2019. Ob er erneut antritt, sagt er noch nicht. Im Gewerbepark brauchen sie bald eher einen Verwalter, keinen Erschließungsmanager und Wirtschaftsförderer. Die Flächen sind bald verbraucht. Riesterers Job ist fast getan. Philipp Peters
Hintergrund
Die Badenova Konzept GmbH & Co. KG gehört der Badenova AG und den Sparkassen FreiburgNördlicher Breisgau, Haslach-Zell, Lörrach-Rheinfelden, Markgräflerland, Offenburg/Ortenau, Schopfheim-Zell und Staufen-Breisach. Sie entwickelt und erschließt neues Bauland – inklusive aller Energiedienstleistungen – und entlastet damit die Haushalte der Kommunen, weil diese das Bauland nicht erwerben und keine personellen Ressourcen einsetzen müssen. Die Kommune trägt auch kein wirtschaftliches Risiko, hat aber dennoch die Planungshoheit. Zudem kann ein Privater flexibler mit Grundstückseigentümern verhandeln als eine Kommune. Zu den jüngsten Entwicklungen zählen Baugebiete in Malterdingen, Kenzingen, St. Märgen, Winden, Gündlingen, Buggingen Eschbach und Bad Krozingen. bar
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Neubau
Klein, fein, erfolgreich
BREISGAUER WOHNBAU STARTET PROJEKT IN RIEGEL
So soll’s aussehen: Die geplante Bebauung der Leopoldshöfe.
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tagnation ist Rückschritt“, sagte einst Franz Josef Strauß. Über die Ziser Immobiliengruppe aus Riegel hätte er das sicher nicht gesagt. Gegründet 1993 als Maklerbüro, integrierte Inhaber Dirk Ziser schon bald die 1981 gegründete Hausverwaltung Mössner ins Unternehmen.
Visualisierungen: © Breisgauer Wohnbau
Doch damit nicht genug: Ziser baute dann sukzessive die Bereiche Projektentwicklung und Bauträger auf. Heute beschäftigt die Gruppe, die mit dem Schlagwort „Klein aber fein“ durchaus zutreffend gekennzeichnet ist, insgesamt 17 Mitarbeiter, davon
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zehn in der Hausverwaltung und sieben in den Bereichen Makler, Projektentwicklung und Bauträger. Um die Geschäftsbereiche deutlicher abzu-
ANSPRECHENDE ANLAGE grenzen, firmiert heute der Bauträger als Breisgauer Wohnbau GmbH & Co. KG und ist derzeit aktiv bei der Realisierung der „Leopoldshöfe“, einer familiengerechten, modernen und ansprechend konzipierten Anlage mit Wohnungen und Reihenhäusern in Riegel.
„Transparenz“, sagt Ziser, sei das Credo seiner Immobiliengruppe. „Ehrlich, offen“, so würden Kunden das Unternehmen charakterisieren. Nur wer eine gute, überzeugende Leistung abliefere, gewinne Kunden – auch durch Mundpropaganda. Das dauere vielleicht länger, sei aber eine gesunde Basis, gerade in Zeiten, in denen es immer schwieriger wird, Objekte zum Verkauf oder zur Entwicklung zu finden. „Da muss man Toparbeit abliefern“, ist Zisers Devise. Er scheint damit recht zu haben, denn im Schnitt vermittelt seine breit aufgestellte Gruppe, deren Geschäftsgebiet von Müllheim bis Offenburg reicht, zwischen 50 und 70 Kaufobjekte sowie rund 40 Mieteinheiten, verwaltet etwa 200 Objekte mit rund 3000 Wohnungen, erarbeitet zwei bis drei neue Projekte pro Jahr und realisiert fünf bis zehn Häuser: über einen Mangel an Aufgaben und Arbeit kann sich seine Belegschaft also nicht beklagen. Und, so Ziser: „Es macht einfach immer noch Spaß.“ Stefan Pawellek
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Fachplaner
Spezialist für Bauen im Bestand OAI HALLER ARCHITEKTEN VOR VIELFÄLTIGEN HERAUSFORDERUNGEN
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Visualisierungen: © OAI Haller Architekten
s ist eine gute Zeit für Architekten“, sagt Mathias Haller. Der Freie Architekt ist – wenn es um Bestandsgebäude geht – einer der profiliertesten seiner Branche und bearbeitet aktuell mit dem siebenköpfigen Team ein gutes Dutzend Projekte. Bei den Banken brummt derzeit das Immobilien-Kreditgeschäft, besonders für Arbeiten an Altbauten. Das Büro Haller gilt dabei als Spezialist für die Sanierungen, Renovierungen, den Umbau, die Erweiterung oder die Neudefinition vorhandener Bausubstanz. Der Umbau eines Hauses in der Spechtpassage, die Revitalisierung der Lokhalle Freiburg, der Umbau eines fast 500 Jahre alten denkmalgeschützten Wohnhauses in Teningen sind nur ein paar aktuelle Beispiele für das Knowhow, das sich Hallers Team mittlerweile angeeignet hat. „Es gibt immer weniger Baugrund, also muss man sich immer mehr mit dem Vorhandenen auseinandersetzen. Und das macht durchaus Spaß“, sagt Haller. Auch wenn es häufig knifflig wird, etwa wenn aktuelle Brandschutzauflagen auf historische Gebäude treffen, wie beim Kreativpark in der Lokhalle, Freiburgs zweitgrößtes denkmalgeschütztes Bauwerk. „Es ist nicht ganz einfach, vorhandene Bausubstanz und die Möglichkeiten, die sie birgt, mit den neuen Nutzungsanforderungen und dem aktuellen Baurecht unter einen Hut zu bringen.“ Die Arbeit an einem alten Gebäude sei aber „absolut faszinierend“. Der Architekt gerät ins Schwärmen, man merkt, hier ist ein „Überzeugungstäter“ am Werk. „Wir Archi22 | chilli | bauen & wohnen | 09.2017
Nicht nur routiniert beim Bauen im Bestand: Haller Architekten kreieren auch komplexe Neubauvorhaben in Freiburg, der Region und jenseits des Rheins.
tekten sind eine Mischung aus Techniker und Künstler – das macht den Beruf aus.“ Er habe aktuell einen Altbau von 1530. Da sollen nun drei Wohneinheiten rein. „Dazu brauche ich aber heute einen Spielplatz, Stellplätze für Auto und Fahrräder.“ Was der Architekt vor knapp 500 Jahren natürlich nicht einplante. Hallers Büro ist gefragt und er führt seinen Erfolg auf den Claim „Wir können fast alles“ zurück. Große Büros nehmen nur Aufträge ab ei-
ner bestimmten Summe an, kleine kommen kaum an Aufträge, die über einer Million Euro liegen, und „wir liegen dazwischen“. Große Gebäude für Gerriets oder die Spedition Dischinger, Lokhalle, Moschee und Synagoge – Hallers Team hat sehr vielfältige Referenzen. Was das in Heller und Pfennig am Ende einbringt, will er nicht sagen: „Das wissen allein meine Frau und das Finanzamt.“ Stefan Pawellek
Fachplaner
Mammutaufgabe für Mohnke DAS AUFWENDIGE SICHERN DES MÜNSTERBERGS IN BREISACH
Die Idylle trügt: Die den Münsterberg stützenden Mauerwerke sind statisch gefährdet. Auf die Stadt Breisach kommt eine ebenso langwierige wie kostenintensive Sanierung zu.
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Fotos: © Mohnke
as Ingenieurbüro Mohnke und Höss aus Freiburg bewältigt derzeit eine sehr anspruchsvolle Aufgabe: Die Stützmauern am Breisacher Münsterberg und am Eckartsberg müssen saniert werden, damit die Hänge zur Oberstadt nicht irgendwann nachgeben. Allein die Voruntersuchungen kosten mehr als 900.000 Euro. Aber die Sicherheit der Bürger steht hoch im Kurs beim Gemeinderat, der die Ausgaben bewilligte. Die Sanierung wird hernach ein Vielfaches kosten. Einige der teils privaten, teils öffentlichen Stützmauern sind schon heute stark beschädigt, teilweise sind größere Abbrüche zu sehen. An den ersten fünf Mauerstücken wird nun sondiert, wie ihr jeweiliger Zustand ist, wie sie statisch so ertüchtigt werden können, dass auf lange Sicht keine Gefahr mehr von ihnen ausgeht. So wie 2012, als vom Eckartsberg ein Felsen in die Tiefe krachte und zum Glück niemand verletzt wurde. „Das ist schon ein diffiziles Projekt“, sagt Mohnke und zeigt auf einem Plan einen Schnitt durch den Münsterberg. Die Erkundungsbohrungen sind bis zu zehn Meter lang, es spricht
vieles dafür, dass die Experten am Ende auch die Stützmauern mit 15 Zentimeter dicken Nägeln im Berg verankern und hinter die Mauern Quellmörtel als Lastverteiler spritzen. Zunächst aber wird alles zentimetergenau vermessen, dann müssen die Mauern, an die man ohne technisches Equipment teilweise gar nicht rankommt, freigelegt und untersucht, der Baugrund geotechnisch untersucht werden. Erst dann können die Tragwerksplaner Fragen beantworten: Wie sind die bis zu zweieinhalb Meter dicken Schwergewichtsmauern überhaupt aufgebaut? Aus welcher Epoche stammen sie? Wie ist ihr statischer Zustand? Wie viel Druck liegt hinter und über ihnen? Mohnke hält dabei ständig Kontakt zu den Denkmalschützern um Bertram Jenisch, denn: Zumindest in dieser Hinsicht sind die Mauern gut geschützt. Jeder einzelne Abschnitt muss vom Landesdenkmalamt genehmigt werden. Die Behörde entscheidet auch für jeden Abschnitt über eine Förderung und bezuschusst auch die Untersuchungen. Bei der Sanierung soll deswegen so viel möglich vom historischen Ma-
terial bewahrt werden. Zudem wird jede Wand bauhistorisch aufgenommen. „Wir klären jetzt quasi rückwärts, wie damals gebaut wurde, das ist schon ein bisschen wie forschen“, sagt der Ingenieur. In anderen Ländern würde man wahrscheinlich einfach tonnenweise Spritzbeton auf die historischen Mauerscheiben klatschen. In Breisach geht man eher minimalinvasiv vor. Geotechniker erkunden Stadtmauern, Stützwände und Felsformationen, Materialprüfer erarbeiten Vorschläge, mit welchen Baustoffen sie saniert werden können. Und die Tragwerksplaner sorgen für das passende statische Konzept. Das Mammut-Projekt, das Mohnke und Höss Bauingenieure leiten, wird die Stadt Breisach vermutlich über Generationen beschäftigen. Mohnke und sein 30-köpfiges Team sind aktuell auch beim dritten Bauabschnitt am Freiburger Augustinermuseum dabei, vom Dach bis zu den Grundmauern in der Schatzkammer alles zu untersuchen und tragfähige Lösungen zu erarbeiten. Und auch das sei eine „hochinteressante“ Aufgabe. Lars Bargmann chilli | bauen & wohnen | 09.2017 | 23
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Verkehr
»Für Freiburg die Chance des Jahrhunderts«
MINISTERIUM GENEHMIGT VORPLANUNG FÜR STADTTUNNEL
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as Verkehrsministerium in Berlin hat die Vorplanung für den vermutlich mehr als 325 Millionen Euro teuren Freiburger Stadttunnel genehmigt. Das Rathaus und das Regierungspräsidium Freiburg (RP) haben danach den Startschuss für die Öffentlichkeitsbeteiligung gegeben.
Das Bürgerbeteiligungskonzept haben Stadt und RP bereits dem Lokalverein Innenstadt, dem Bürgerverein Mittel-Unterwiehre, dem Bürgerverein Oberwiehre-Waldsee, dem Bürgerforum Sedanquartier und der Initiative Stadttunnel vorgestellt. Demnach wird es ein Begleitgremium für die Bürgerbeteiligung geben. Dieses soll die weiteren Planungsaktivitäten ab Herbst begleiten und die Interessen der Bürgerschaft bündeln. Stadt und RP wollen so einen qualitativen Mehrwert für die Planung erzielen. „Die Entscheidung aus Berlin ist ein großer Erfolg“, sagt Baubürgermeister Martin Haag. Die zuvor vom Gemeinderat für die Vorplanung bereitgestellten Mittel in Höhe von fünf Millionen Euro seien noch nicht aufgebraucht, könnten nun aber direkt für die vertiefende Planung genutzt werden. Dazu werde ein Vertrag geändert. „Wir kriegen aber das Geld, das wir aus der Rathauskasse vorfinanziert haben, auf Heller und Pfennig zurück“, so Haag. Ein Knackpunkt ist weiterhin die Fläche, die die Stadt von der Brauerei Ganter benötigt (wir berichteten). „Wir haben Ganter ein gutes Angebot gemacht, wir könnten im Gegenzug mehr Geschossfläche für den geplanten Wohnungsbau genehmigen“, erklärt Haag gegenüber dem chilli. Wenn der Stadttunnel mal gebaut sei, würde das einen „massiven Qualitätszuwachs an öffentlichem Raum“ geben. Wohnungsbau sei auf dem Tunneldeckel allerdings kein Thema. Der 1,8 Kilometer lange Stadttunnel zwischen Schützenalleetunnel und Kronenbrücke sei eine „Jahrhundertchance“ für Freiburg, noch bedeutender als der Rotteckring. bar chilli | bauen & wohnen | 09.2017 | 25
Meldungen
Handwerk enorm zufrieden GUTE KONJUNKTURZAHLEN IM 2. QUARTAL
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Foto: © istock.com/gpointstudio
s läuft weiterhin rund im südbadischen Handwerk. Im zweiten Quartal bauten die Betriebe im Bezirk der Handwerkskammer Freiburg (HWK) ihre gute Konjunkturlage weiter aus. Die Nachfrage nach Handwerksleistungen wird von starkem Konsum und einer großen Bautätigkeit gestützt. Auftragslage, Auslastung und Umsatz seien weiter hoch. „Die Stimmung unter unseren Handwerksbetrieben ist äußerst positiv“, freut sich Kammerpräsident Johannes Ullrich. Gleichzeitig warnte er: „Die schwierige Situation auf dem Fachkräftemarkt darf nicht nachhaltig zur Konjunkturbremse werden.“ 81,6 Prozent der befragten Betriebe vergaben bei der vierteljährlichen Umfrage gute Noten, nur 4,7 Prozent waren unzufrieden. Die Unternehmen sind guter Dinge, dass das Konjunkturhoch auch in den nächsten Monaten anhält: 80,8 Prozent der Befragten erwarten eine positive Geschäftsentwicklung,
Läuft bei uns: Handwerk ist optimistisch.
lediglich 6,7 Prozent blicken pessimistisch in die Zukunft. Jedes dritte Unternehmen verbuchte in den letzten Wochen ein Umsatzplus, nur 10,3 Prozent meldeten ein Minus. Für die nächsten Monate rechnen 25,8 Prozent der befragten Betriebe mit steigenden Umsätzen, 6,2 Prozent erwarten eine negative Entwicklung. Auch der Blick in die Auftragsbücher sorgt bei vielen Betrieben für zufriedene Gesichter. Knapp jedes dritte Unternehmen (31,4 Prozent) meldete 5 ANZEIGE
Zuwächse, 8,4 Prozent verzeichneten weniger Auftragseingänge als im Vorquartal. Fürs nächste Quartal erwarten 22,7 Prozent der befragten Betriebe erneut ein Auftragsplus, 12,7 Prozent einen Rückgang. Zwei Drittel der Handwerksbetriebe arbeiteten nahe an ihrer Kapazitätsgrenze oder sogar darüber. Mehr als jeder zehnte Betrieb (11,8 Prozent) arbeitete demnach im vergangenen Quartal über den eigenen Produktionskapazitäten. Insbesondere bei diesen Unternehmen werde sich die schwierige Suche nach Fachkräften auch weiterhin hinderlich auswirken, heißt es in einer Pressemitteilung. Ullrich ist überzeugt, dass die Unternehmen deutlich mehr Mitarbeiter einstellen würden, wenn sie passende Fachkräfte finden würden. „Der Bedarf an gut ausgebildeten Mitarbeitern ist groß, hier sind wir gemeinsam mit den Betrieben gefordert, alle Potenziale des Arbeitsmarktes zu nutzen.“ chilli
STARTSCHUSS FÜR »SECHZEHN JAUCHERT« FREIBURG-TIENGEN. Was lange währte, kommt nun endlich in Fahrt: Nach jahrelanger Planung soll am 19. September der Spatenstich fürs neue Baugebiet „Sechzehn Jauchert“ im Freiburger Ortsteil Tiengen gefeiert werden. Die Erschließung des 4,6 Hektar oder gut sechs Fußballfelder großen Gebietes wird mit Lärmschutzwand rund 1,85 Millionen Euro kosten. chilli
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Meldungen
Erstklassiges Networking 4. FREIBURGER BRANDSCHUTZTAG
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Foto: © Johannes Meger
er 4. Freiburger Brandschutztag lädt am 12. Oktober erneut in den Europa-Park nach Rust. Das diesjährige Thema lautet: „Brandschutz contra Barrierefreiheit“. Diese stellen durchaus Ansprüche an die Baukultur dar. Der Freiburger Brandschutztag bietet allen Interessierten eine Plattform des Austauschs, der Wissensvermittlung und erstklassiges Networking. Namhafte Experten stellen Lösungen zum Thema vor – von der Planung bis zur baulichen, anlagentechnischen und organisatorischen Umsetzung. Sie geben konkrete Planungshinweise und zeigen auf, wie sich eine Kombination beider baurechtlicher Anforderungen bei übergreifender Planung wirtschaftlicher realisieren lässt. Hintergrundinformationen, Aspekte des Nutzverhaltens, Grenzen und Möglichkeiten werden besprochen. Zielgruppe sind Sachverständige, Barrierefrei-Fachplaner, Behördenmitarbeiter, Brandschutzdienststellen und Feuerwehren, Brandschutz- und Behindertenbeauftragte, Bauherren, Bauträger und Sozialverbände. Es geht um Fachkompetenz und Wissensvorsprünge. Der Veranstalter, die Heitersheimer BRM GmbH und die Brandschutzakademie Baden-Württemberg, startet erstmals unter dem Motto „BrandschutzFit“ eine Aktion, bei der dem Studiengang „Security&Safety“ 15 Tickets zur Verfügung gestellt werden. „Die Studenten können kostenlos an der Veranstaltung teilnehmen und werden auch verpflegt“, so BRMGeschäftsführer Marc Schlicksupp. Möglich sei dies, weil einige Aussteller das Angebot finanzieren.
Geballte Information: Zum Brandschutztag 2016 kamen 130 Interessierte.
Beim vergangenen Brandschutztag waren mehr als 130 Interessierte nach Rust gekommen. Die Veranstaltung wird von der Architektenund Ingenieurkammer Baden-Würt-
temberg als Fortbildung anerkannt und zertifiziert. chilli www.freiburger-brandschutztag.de 5 ANZEIGE
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Meldungen
Unmüßig baut Motel One in Karlsruhe
Visualisierung: © Unmüßig
WITTFOHT ARCHITEKTEN GEWINNT WETTBEWERB
So sehen Sieger aus: Prämierter Entwurf für die Bebauung.
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er Freiburger Projektentwickler Hans-Peter Unmüßig baut nach Freiburg auch in Karlsruhe ein Motel One. Dafür hatte er unter fünf Architektenbüros einen Wettbewerb ausgeschrieben, den das Büro Jens Wittfoht jetzt gewonnen hat. ANZEIGEN 5
Auf den Grundstücken Kriegsstraße 23 und 25 soll es außer dem Hotel mit 300 Zimmern auch Wohnungen, Büroräume und eine Skybar geben. „Wir freuen uns, dass der neue Kriegsstraßen-Boulevard an einer wichtigen Stelle der Stadt durch eine private Initiative nachhaltig im Wert gesetzt wird“, sagte Baubürgermeister Michael Obert. Unmüßig hatte Ende 2015 das ehemalige Landratsamtsgebäude in der Kriegsstraße 23/25 erworben. „Ich schätze besonders, dass Unmüßig als erster privater Investor die Initiative ergreift, die Ziele der Stadtplanung mit dieser gewichtigen Investition an diesem entscheidenden Standort umzusetzen“, so die Stadtplanungsamtsleiterin Anke Karmann-Woessner. Der Baubeginn ist für Herbst 2018, die Fertigstellung etwa zwei Jahre später geplant. chilli
MEHR FÖRDERGELDER KFW bewilligt 11 Milliarden Euro STUTTGART. Die KfW-Bank hat im ersten Halbjahr für KfW-Effizienzhäuser und Sanierungsmaßnahmen 600 Millionen Euro mehr als im Vorjahreszeitraum bewilligt. Insgesamt gab es Förderbescheide in Höhe von 11,2 Milliarden Euro. Im ganzen Jahr 2016 waren es 20,8 Milliarden. Das größte Plus stand im Bereich „Energieeffizient Bauen“ zu Buche: Dort waren es 6,4 Milliarden Euro – 1,1 Milliarden mehr als im ersten Halbjahr 2016. chilli
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Meldungen
BRANDSCHUTZ IN HOCHHÄUSERN FREIBURG. Nach dem verheerenden Brand eines 24-geschossigen Hochhauses in London hat das Freiburger Rathaus untersucht, ob es zu einem ähnlichen Ereignis auch in Freiburg kommen kann. Ergebnis: Nein. Das Baurechtsamt verlange nach den Landesvorgaben stets nicht brennbare Fassaden sowie ein zweites Treppenhaus in Hochhäusern mit mehr als 60 Metern Höhe. Eine Bauweise wie die in London wäre in Freiburg gar nicht genehmigungsfähig. In Freiburg sind mehr als 80 Hochhäuser bekannt. Diese unterzog das Baurechtsamt anhand von Bildern aller Fassadenseiten zudem einer Sichtprüfung, ob eine gleichartige Fassadenkonstruktion vorliegen könnte. Das ist bei keinem Gebäude der Fall.
AUSGLEICH FÜRS SC-STADION FREIBURG/VOGTSBURG. Die Stadt Freiburg und die Gemeinde Vogtsburg haben eine Stadt-Land-Partnerschaft geschlossen, nach der ökologische Ausgleichsmaßnahmen auf Vogtsburger Böschungen für Bauvorhaben der Stadt Freiburg geschaffen werden. Vogtsburg stellt der Stadt dafür Böschungsflächen zur Verfügung. Durch die Aufwertung der Böschungen kann Freiburg 1,972 Millionen Ökopunkte generieren. Diese werden zur teilweisen Deckung des durch den Bau des SC-Stadions nötigen Ausgleichs verwendet. „Das ist eine bisher einzigartige Zusammenarbeit in unserer Region“, sagte Freiburgs Erster Bürgermeister Otto Neideck. „Für Vogtsburg stellt die Pflege der Böschungen eine große Herausforderung dar“, sagt Bürgermeister Benjamin Bohn. Die Pflege kostet in den ersten 30 Jahren etwa 2,1 Millionen Euro.
NEUES ZUM NEUBAU B 31 WEST SÜDBADEN. Bei der Planungen zum Neubau eines elf Kilometer langen Teilstücks der B 31 West zwischen Breisach und Gottenheim hat das Regierungspräsidium Freiburg jetzt das Ergebnis der Verkehrsuntersuchung vorgelegt. Regierungspräsidentin Bärbel Schäfer: „Das Ziel der Bündelung des Verkehrs auf der B 31 West bei gleichzeitig größtmöglicher Entlastung der Ortsdurchfahrten insbesondere von Ihringen, Wasenweiler und Merdingen kann am besten mit der Antragstrasse des Jahres 2010 und alternativ mit der Hochspannungstrasse erreicht werden.“ Auch eine modifizierte Südvariante und eine Kombination der Südvariante mit einer Hochspannungstrasse Ost könnten deutlich zur Entlastung der Ortsdurchfahrten beitragen. Am meisten entlastet würden mit dem neuen Teilstück Ihringen, Wasenweiler, Merdingen und Gottenheim. chilli chilli | bauen & wohnen | 09.2017 | 29
Bauträger
Alles aus einer Hand DIE PEBAKO GRUPPE PLANT, ENTWICKELT UND BAUT
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Fotos: © Pebako Gruppe
s gab wenige Phasen in der Geschichte der Bundesrepublik, in denen so viel Bedarf nach neuem Wohnraum bestand, so viel gebaut wurde wie heute. Angesichts der niedrigen Zinsen haben viele Familien beschlossen, sich den Traum vom Eigenheim zu erfüllen. Dazu braucht es Architekten, Statiker, Bauleiter, die Gewerke sind zu koordinieren, Sicherheitsvorschriften einzuhalten, der Bebauungsplan zu berücksichtigen. Wer damit überfordert ist, kann sich zum Beispiel an die Pebako GmbH wenden. Die hat ihren Sitz in Auggen und Freiburg und ist Generalunternehmer und Bauträger, also in der Lage, ein Bauvorhaben von der Planung bis zur Schlüsselübergabe zu realisieren. Aus der 2013 gegründeten Theodor Invest GmbH ging die Pebako hervor und bietet nun mit mehreren Töchtern alles rund ums Bauen: Die GmbH ist als Generalunternehmer tätig, als Bauträger und im Planungswesen. Die Pebako SF Bau ist die Baufirma, die vom Rohbau bis zum schlüsselfertigen Haus alles realisieren kann. Die Hoffmann & Peters GmbH kümmert sich – auch im Fremdauftrag – um die Einhaltung von Arbeitsvorschriften auf Baustellen, um Sicherheit, und den Gesundheitsschutz.
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Doch das ist nicht alles: Wer sein Geld in Immobilien anlegen will, kann sich bei Pebako beraten lassen, und die Projektentwicklung gehört ebenfalls zum Aufgabenspektrum – das heißt, man entwickelt bis zur Baureife oder auch bis zur Fertigstellung Projekte, die dann an Dritte verkauft werden. Bewältigt wird das Aufgabenspektrum von einem Team von 40 Mitarbeitern, von denen 14 in der Verwaltung tätig sind, 50 Prozent davon sind Frauen. Geschäftsführer Paul Peters, Vater zweier Kinder, legt Wert auf familienfreundliche Arbeitsbedingungen, so dass insbesondere Frauen trotz Teilzeit auch verantwortungsvolle Aufgaben wahrnehmen. Daneben wird durch eine Kooperation mit einer Fitness-Kette aktiv etwas für die Gesundheit der Mitarbeiter getan. Höhepunkt dieses Jahres war eine Reise zur Expo nach Kasachstan – Thema „Future Energy“. Pebako übernahm die Kosten für Flug, Hotel und Fachvorträge: „Wir haben nicht nur unseren Horizont erweitert bezüglich modernen Energiemanagements am Bau oder wie man in anderen Kulturen baut, sondern mit der Reise auch etwas für den Zusammenhalt des ganzen Teams getan“, sagt Peters. Die Pebako hat in der relativ kurzen Zeit ihres Bestehens bereits mehrere Projekte in Bad Bellingen, Bad Krozingen, Efringen-Kirchen, Weil, Lörrach oder Kenzingen betreut und realisiert. Aktuell gibt es zwei Vorhaben in Müllheim: das Klemmbach-Carrée und der so genannte „Magnet Müllheim“, ein Gewerbebau, der durch seine Lage auf dem Gelände des ehemaligen Autohauses Pfunder große städtebauliche Bedeutung hat, liegt es doch an einer Einfallstraße aus dem Schwarzwald.
Paul Peters: Mit dem ganzen Team nach Kasachstan. Unten: Pebako-Projekt in Auggen.
Während auf dem 2096 Quadratmeter großen Klemmbach-Carrée familienfreundlicher Wohnbau entstehen soll, wird der Magnet Müllheim auf dem rund 2260 Quadratmeter großen Pfunder-Areal ein wichtiger Bestandteil der Innenstadtentwicklung. Über einer zweistöckigen Tiefgarage sollen im Erdgeschoss Einkaufsmöglichkeiten, ein Restaurant – man sei in „vielversprechenden Gesprächen“ mit einem in Müllheim bekannten Gastronomen – sowie eine Bäckerei mit Mittagstisch angesiedelt werden. Darüber gibt es Möglichkeiten etwa für Praxen, Büros, Kanzleien oder ein Fitness-Studio. „Wir wollen mit dem Komplex Müllheims Innenstadt beleben“, sagt Peters. Zudem könnten auf mehreren hundert Quadratmetern Senioren-WGs integriert werden. Professionelle Bauabwicklung aus einer Hand ist ein Argument, das nicht nur bei großen Bauvorhaben sticht, es ist auch beim Realisieren von „Normalbürgerträumen“ hilfreich. Stefan Pawellek
Makler
Neuer Chef beim Marktführer OLIVER KAMENISCH LEITET JETZT DIE S-IMMO
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Foto: © S-Immo
ie Immobiliengesellschaft der Freiburger Sparkasse ist der Marktführer unter den Maklern in Südbaden. Das zwölfköpfige Team hat seit Mai einen neuen Geschäftsführer: Oliver Kamenisch wechselte von der IBS ImmobilienBreisgau-Süd GmbH aus Bad Krozingen an die Freiburger Kaiser-JosephStraße. Er übernahm von seinem Vorgänger Thomas Schmidt ein sehr gut bestelltes Haus. Und sieht trotzdem noch ein paar Stellschrauben, an denen er nun dreht. 2016 war für die S-Immo eines der besten Jahre überhaupt. 281 Immobilien im Wert von 82 Millionen Euro fanden durch die Arbeit der S-Immo neue Eigentümer – ein Rekordumsatz. Den wird Kamenisch in 2017 wohl nicht übertreffen können. „Wir hatten auf dem Güterbahnhof großen Erfolg, jetzt müssen wir dort aber auf einen neuen Bebauungsplan warten, bevor wir da wieder aktiv werden können“, sagt der gelernte Bankkaufmann, Betriebs- und Immobilienwirt. Man sei aber weiter mit mehreren Bauträgern in Gesprächen. Aktuell im Portfolio liegt das Projekt Living Art in Zähringen, wo von 65 Einheiten bereits 40 verkauft sind. Rund 5000 an Immobilien Interessierte hat Kamenisch aktuell. Das Angebot ist dagegen dürr. Zwar plant die Freiburger Stadtverwaltung den neuen Stadtteil Dietenbach, „den könnten wir aber heute schon gut gebrauchen“. Bis im Dietenbach aber die ersten Häuser in die Vermarktung gehen, wird es noch einige Jahre dauern. Das knappe Angebot treibt in Freiburg und auch im Umland die Preise in die Höhe. Eine Blase sieht Kame32 | chilli | bauen & wohnen | 09.2017
nisch aber nicht: „Noch sind die Preise nicht überzüchtet, aber die ganz großen Steigerungen werden wir in den nächsten Jahren nicht erleben“, sagt der neue Geschäftsführer. Auch der Dietenbach werde nicht preisdämpfend wirken. Bis es aber dort überhaupt so weit ist, sei die Frage: „Wo können wir unsere Kunden unterbringen?“ Bis 2030, glaubt der Immobilienfachmann, wird der Siedlungsdruck zwischen Karlsruhe und Basel weiterhin hoch sein. Der Druck auf den Markt ist so hoch, dass Angebote manchmal nur ein paar Stunden im Netz stehen. Kamenisch hat das übrigens auch schon am eigenen Leib erfahren. Manches, was die Makler als Angebot reinbekommen, geht gar nicht mehr den
DEN TREND UMKEHREN Umweg übers Internet, sondern wird direkt an die Kundschaft geschickt. Kamenisch ist von der Front nun mehr ins Management gewechselt, muss mehr strategisch denken. „Bei den Bestandsimmobilien hatten wir in den vergangenen Jahren immer leichte Rückgänge, diesen Trend müssen wir versuchen, umzukehren.“ Immer noch würde die Hälfte aller Immobilienverkäufe ohne das Expertenwissen von Maklern getätigt. „Bei einem Immobilienverkauf geht es um den richtigen Preis, es geht aber auch darum, nicht unvorbereitet Notarverträge zu unterzeichnen, Kaufnebenkosten in der wirtschaftlichen Betrachtung zu berücksichtigen, die Übergabedaten
Jetzt mehr Stratege: Oliver Kamenisch
von Versicherungen oder auch der Grundsteuer zu klären.“ Zudem brauche es für die Verkäufer auch dem Wert der Immobilie angemessene Präsentationen, Exposés, virtuelle 360-Grad-Rundgänge, vor allem für auswärtige Käufer. Auch wenn bei der S-Immo rund 80 Prozent aus der Region kommen. Schließlich habe man dann für den Verkäufer nur noch die Top-Kandidaten herausgesucht, die Eigentümer ersparen sich somit Besichtigungstermine. Die S-Immo prüft bei Verkaufswilligen auch etwa bestehende Mietverträge, findet hier und da noch Potenziale, die sich dann positiv auf den Kaufpreis auswirken. Unter den Suchenden seien heutzutage auch viele Anleger, die auch beim Private Banking der Sparkasse nach passenden Produkten anfragen. Eines vermisst der neue Geschäftsführer in seiner neuen Firma: „Die Notartermine.“ Denn die werden jetzt von seinem Team wahrgenommen. Lars Bargmann
Unternehmen
In die Zukunft Die gedruckte Immobilie
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ie Franz Herbstritt GmbH zählt im Bezirk der Freiburger Handwerkskammer zu den ältesten Unternehmen. Den vor über 100 Jahren gegründeten Haustechnikbetrieb mit eigener Planungsabteilung hat Heiko Geffers vor 15 Jahren übernommen. Heute arbeiten im Fachbetrieb für Bäder, Heizung, Lüftung und Baublechnerei rund 30 Menschen. Manche sind schon länger da als der Chef selbst. Den Geschäftsführer unterstützt seine Frau Sandra auch bei strategischen Überlegungen. Dabei bildet die Fachkräftegewinnung und -sicherung eine Kernaufgabe. „Unser treuester Mitarbeiter ist bereits seit fast 50 Jahren bei uns", erzählte Geffers unlängst der Deutschen Handwerks-Zeitung. Aber weil auch der mal in Rente geht, versucht die Firma auf vielen Feldern, immer wieder Nachwuchs und neue Fachkräfte zu holen. „Gute Leute werden bei uns nie abgewiesen, aber unsere Belegschaft darf bei uns diesbezüglich auch mitreden.“ Das Unternehmen macht sich auch für Zuwanderer stark und bildet derzeit einen Syrer aus. „Der beidseitige Einsatz wird sich hoffentlich lohnen", so Geffers. Zudem sind Schulungen Standard. „Da nimmt man viel an Erfahrungen und Ideen mit. Wie reagiert wer auf sich verändernde Kundenerwartungen? Wie setzt wer digitale Lösungen ein?" Denn auch in Herbolzheim führt an der Digitalisierung kein Weg vorbei. „Man muss technisch und persönlich immer am Ball bleiben. Wenn man sich einmal zurücklehnt, verpasst man schnell den Anschluss", sagt Geffers. chilli 34 | chilli | bauen & wohnen | 09.2017
TRADITIONSHAUS POPPEN & ORTMANN PRINTET AUCH PLASTISCH Foto: © 3D-Pundo.de Poppen&Ortmann KG
DIE FRANZ HERBSTRITT GMBH
Aus Plan wird Modell: Der 3D-Drucker macht's möglich.
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ie Freiburger Akzidenzdruckerei Poppen & Ortmann KG steht schon seit 170 Jahren für beeindruckende Ergebnisse. Doch der familiengeführte Betrieb geht immer auch neue Wege: Jüngstes Kind ist 3D-Pundo.de. Unter der Marke stellt Geschäftsführerin Nadja Poppen mit ihrem Team Miniaturen – von Menschen, Haustieren oder auch mal einer fehlenden Schachfigur – und vor allem maßgeschneiderte Modelle von Immobilien her. Eigentümer, Architekten, Projektentwickler, Makler – sie alle zählen zu den Kunden der 3D-Häuser. Diese brauchen nur digitale Pläne einzureichen, den Rest machen die Experten. Wer keine Pläne hat, braucht eigentlich nur seine Adresse: 3D-Pundo.de kooperiert mit der ebenfalls hauseigenen frei-luftbilder.de. Anhand von Luftaufnahmen durch eine Drohne kann das Datenmaterial für den Produktionsprozess auf dem eigenen 3D-Drucker aufbereitet werden. Farbig und in hoher Qualität – wie es bei P&O auch im Zweidimensionalen
üblich ist. „In der Kombination von eigenen Luftbildern, der Software und dem Druckverfahren kenne ich keinen zweiten Anbieter, der so etwas im Programm hat“, sagt Poppen. Gegenüber herkömmlichen Modellen bietet 3D-Pundo.de zwei Vorteile: exakte Farbgenauigkeit und Geschwindigkeit. „Wenn die Daten vorliegen, kann der Kunde ein paar Tage später sein Modell haben.“ Gedruckt wird ausschließlich mit hochwertigem Polymergips, der durch das Einspritzen von Farbe diese naturgetreue Farbwiedergabe ermöglicht: Wer seinen Gartenzaun grün haben möchte: kein Problem. Wer sein Dach mit rötlich changierenden Biberschwanzziegeln gedeckt sehen möchte: auch kein Problem. Wer Fugen in einer Backsteinmauer haben möchte: auch das geht. Das kleinste Hausmodell gibt’s schon für 71 Euro im Hosentaschenformat drei auf drei Zentimeter. Größere Immobilien werden in Teilen produziert und dann zusammengesteckt. bar www.3d-pundo.de
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Baurecht
Skepsis bei Reform NICOLAS SCHILL ÜBER DAS NEUE BAUVERTRAGSRECHT
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Foto: © ddp
er Bundestag hat ein neues Bauvertragsrecht verabschiedet, das zum Beginn des kommenden Jahres in Kraft tritt. Die Baurechtsspezialisten aus der Staufener Kanzlei Steiger, Schill und Kollegen stellen der Reform ein durchwachsenes Zeugnis aus.
Im Kern soll das neue Recht Verbraucher schützen, die bei Problemen auf der Baustelle schnell mal überfordert sind. So haben private Häuslebauer fortan mehr Rechte. „Wenn ein Bauherr sich während des Baus für eine andere Ausführung entscheidet, hat er gegenüber der Baufirma ein Anordnungsrecht“, sagt Anwalt Nicolas Schill. Der Unternehmer kann dem Bauherrn dann ein Angebot für diese Änderung machen, der hat 30 Tage Zeit, es anzunehmen. Gibt es aber keine Einigung, kann die Baufirma 80 Prozent des Angebotspreises geltend machen. Hiergegen kann sich der Bauherr nur durch Beantragung einer einstweiligen Verfügung wehren. „Ich weiß nicht, was sich der Gesetzgeber da gedacht hat, das ist für die Unternehmer geradezu ideal“, sagt Schill. Es gebe zwar mehr Schutzfunktionen für die Häuslebauer, aber „paradoxerweise“ könnten die Unternehmen nun auch Sicherheiten für ihren Vergütungsanspruch fordern, und wenn ein Häuslebauer in zig Gewerken dazu aufgefordert wird, könne die Finanzierung auch mal überanstrengt werden. Zudem kann der Unternehmer, wenn die Sicherheit nicht gestellt wird, den Vertrag kündigen und mindestens fünf Prozent der Auftragssumme verlangen – ein „rechts36 | chilli | bauen & wohnen | 09.2017
sicherer Weg, um aus dem Auftrag rauszukommen“. Das, so Schill, sei das Gegenteil von Verbraucherschutz, da die bisherige Privilegierung die Anwendbarkeit beim Bau eines Einfamilienhauses ausschloss. Ein Fertighausbauer muss künftig die Fertigstellungszeiten im Vertrag genau angeben. Zudem müssen Baubeschreibungen detaillierter gefasst werden – wenn man nicht mit einem eigenen Architekten baut. Wenn ein Fertighausbauer oder Bauträger also hohe Qualitäts- und Komfortstandards verspricht, aber keine Angaben zum Schallschutz macht, muss er auch beim Schallschutz ein überdurchschnittliches Niveau abliefern und kann sich nicht auf fehlende Angaben berufen. Geregelt sein muss darin etwa auch, was genau mit dem Erdaushub passiert und ob der extra kostet. Ein weiterer Pluspunkt für Häuslebauer mit Schlüsselfertiganbieter: Er kann bis zur Abnahme zehn Prozent – statt bisher fünf oder weniger – der Auftragssumme einbehalten. Das gilt aber nicht beim Bauträgervertrag. Verbraucherbauverträge, die nicht vom Notar beurkundet wurden, können binnen zwei Wochen
widerrufen werden – etwa wenn die Finanzierung platzt. Bisher mussten Bauherren oft Unterlagen mühsam anfordern, die sie für Förderkredite oder gegenüber Behörden brauchen, künftig müssen die Auftragnehmer diese vor Baubeginn – kostenlos – vorlegen. Wenn Handwerker wiederum Parkettböden wegen mangelhaftem Material wieder aus- und neu einbauen müssen, können sie diese Kosten nun den Baustoffhändlern in Rechnung stellen. Das gilt etwa auch bei schlechter Farbe. Das Ziel des Gesetzes sei, so der Emmendinger Bundestagsabgeordnete Johannes Fechner (SPD), im Handwerk Rechtsunsicherheiten und Streitereien zu vermeiden. Ob das gelingt? Schill ist skeptisch: „Das werden wir noch sehen.“ Auch jenseits des Bauplatzes gibt es Änderungen. So sollen an den Gerichten Baukammern installiert werden (in Freiburg drei), die dann mit mehr Kompetenz die nicht immer einfachen Streitigkeiten auf dem Bau bewerten. Das sieht der Experte aus Staufen indes positiv: „Wir erhoffen uns dadurch schnellere Verfahren und eine Qualitätssteigerung vor Gericht.“ bar
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Stattlicher Auftrag für raumW EINRICHTER BESCHÄFTIGT KNAPP 20 MENSCHEN
Neue Ausstellung, neuer Auftrag: Max, Berthold und Jakob Werner am neuen Firmensitz in Kirchzarten.
D Fotos: © RaumW
er Einrichter raumW hat den Zuschlag für die Planung und Einrichtung einer neuen Bürofläche der Befine Solutions AG erhalten, die an die Schwarzwaldstraße 151 zieht. Das Auftragsvolumen liegt bei rund 200.000 Euro. Die ersten Innenwände stehen. Ende Oktober sollen rund 60 Arbeitsplätze in der etwa 500 Quadratmeter großen Fläche beziehbar sein. „Wir haben mit dem Kunden zusammen eine für diese Fläche optimale Lösung erarbeitet“, sagt Geschäftsführer Max Werner. Vom kleinen Viermannbüro bis hin zum Großraum mit 20 Arbeitsplätzen, kleine und große Besprechungszimmer, Empfang und Meetingflächen, ein Serverraum, eine Mitarbeiterküche, bis hin zum Farbund Begrünungskonzept für ein besseres Arbeitsklima – die Aufgabe war nicht im Vorbeigehen zu erledigen. „Hier
haben nicht nur Chefs entschieden, sondern es wurden zuvor auch Mitarbeiter befragt, wie sie sich ein optimales Arbeiten vorstellen, das haben wir dann umgesetzt“, so Werner. Beim Familienbetrieb mit aktuell knapp 20 Mitarbeitern laufen parallel immer vier bis sechs größere Projekte. Die hauseigene Schreinerei ist ein Trumpf, wenn es um Lösungen geht, die nicht von der Stange kommen. raumW, zuvor IP20, hat am 1. April seinen neuen, 1500 Quadratmeter großen Firmensitz an der Gerwigstraße in Kirchzarten bezogen. Bei der Eröffnung konnten mehr als 200 Kunden die neue Ausstellung besichtigen. Max Werner führt die Geschäfte mit seinem Bruder Jakob. Sie investierten zwei Millionen Euro in den neuen Firmensitz. Was etwa dem Jahresumsatz entspricht. Zudem betreiben die Werners eine Dependance in Konstanz. chilli 5 ANZEIGE
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The Place to be
NEUE EINRICHTUNGSTRENDS
Foto: © Koelnmesse GmbH, ConstantinMeyer Prinzip Hygge: Gemütlichkeit schaffen.
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ie wichtigste Nachricht in punkto Einrichtungswelt: Alles ist erlaubt! Reduziertes Design neben nostalgischem Vintage, Ledermöbel kombiniert mit Plastikaccessoires, Grau- und Weißtöne im Wohnbereich, Pastellfarben in der Küche: Es gibt kein richtig oder falsch, und doch gibt es einige Trends. Natürliche Materialien sind so gefragt wie nie. Accessoires und kleinere Möbel stehen in der Gunst der Käufer ganz oben. In den neuen Wohnwelten spielen Möbel mit Geschichte, natürliche Materialien und kleine, gut designte Produkte eine große Rolle. Die angesagte Wohnlichkeit führt zu einem Revival von Tapeten, Teppichen und Textilien im Interior Design. Im Zukunftsreport 2017 wird das aktuelle, nach ästhetischer wie sozialer Wärme suchende Lebensgefühl als „Hygge“ bezeichnet, ein Begriff aus dem Dänischen. Hygge steht für Gemütlichkeit, eine Lebensweise, in der man sich auf kleine Dinge konzentriert. Hygge sei ein Gegenmodell zur flüchtigen urbanen Lebensweise. Dabei geht es aber nicht um „neue Spießigkeit“, sondern um einen aufgeklärten, gestalterischen Umgang mit Dingen, Menschen, Situationen. Hygge und der Trend zu hellen, freundlichen Farben in Pastell und Naturtönen machen Möbel im skandinavischen Einrichtungsstil derzeit zum Renner. mos 5 ANZEIGE
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Warum man sich billige Farbe sparen kann BEIM FREIBURGER »FARBEN THON « GIBT’S BUNTE QUALITÄT
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twas versteckt, in der Wentzinger Straße hinter dem Hauptbahnhof, liegt eins von Freiburgs traditionsreichsten Geschäften: Bei Farben Thon dreht sich schon seit 1898 alles um die bunte Welt der Farben, Lacke und Lasuren. Seit 17 Jahren mischt, berät und verkauft Inhaber Frank Kiss hier abseits jeglicher „Geiz ist geil“Mentalität.
Autolack und Abdeckfolie: Frank Kiss (rechts oben) vereint die bunte Welt der Farben.
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Fotos: © tas
Auf 300 Quadratmetern findet sich alles, was es fürs Renovieren braucht: Los geht’s bei den Regalen rund ums Thema Holz. Hier finden sich Öle, Beize und Schutzlasuren. Vorbei an Weiß-, Buntund Metalliclacken geht’s zum Zubehör – Pinsel und Rollen, Abdeckfolie und Klebeband. Im Raum daneben rattert die Mischmaschine. Hier werden Farben und Lacke in allen erdenklichen Farbtönen gemischt. Der Tisch soll die gleiche Farbe wie der Stuhl vom Flohmarkt bekommen? Möglich macht’s ein Farbscanner. Einen Raum weiter verlässt man die bunte Farbenwelt und trifft auf eine große Auswahl an Bodenbelägen und Tapeten. Es ist viel los an diesem Vormittag: Käufer stöbern durch Muster von Teppichen, lassen sich bei der Farbwahl beraten und vergleichen Lasuren anhand kleiner Holztafeln. „In der Ferienzeit ist
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immer viel los“, sagt Kiss. „Viele, die nicht in Urlaub fahren, nutzen die Zeit zum Renovieren.“ Aufgrund der zentralen Lage kommen einige zu Fuß oder mit dem Rad vorbei. Hinter dem Haus gibt es aber auch einen großen Parkplatz. Doch warum kaufen seine Kunden nicht die billige Farbe aus dem Bauhaus? „Weil die Qualität entscheidend ist“, erklärt der 56-Jährige. „Gute Farbe deckt besser, ist einfacher zu verarbeiten, beständiger und sieht besser aus.“ Je günstiger Wandfarbe sei, umso mehr Kreide enthalte sie, wodurch sie schlammiger aussehe. Mit billiger Farbe Geld zu sparen, sei außerdem ein Trugschluss: „Da sie schlechter deckt, muss man die Wand öfter überstreichen und hat dadurch einen höheren Verbrauch.“ Auch professionelle Maler – die ebenfalls bei Kiss einkaufen – setzten daher auf hochwertiges Material. tas
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Streit unterstützt CLEAR
»CREATIVE LEARNING AREA« AN DER HOCHSCHULE OFFENBURG
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er Einrichter Streit Service & Solution mit Sitz in Freiburg unterstützt das wissenschaftliche Forschungsprojekt CLEAR (Creative Learning Area) der Hochschule Offenburg.
Moderne Arbeitsweltkonzepte der Unternehmen tragen seit Jahren dazu bei, Mitarbeiter effizient zu einer höheren Leistung zu motivieren und die Wettbewerbsfähigkeit sicherzustellen. Diese Ansätze finden sich derzeit aber kaum im Bildungswesen wieder. So wurde ein ehemals traditionell eingerichteter Vorlesungsraum in eine Creative Learning Area verwandelt. Der Raum steht Professoren und Studierenden in der Hochschule Offenburg am Campus in Gengenbach seit Juli zur Verfügung. Er soll im Vergleich zu Standard-Vorlesungsräumen durch die flexible, ästhetische, individualisierbare und dynamische Einrichtung und Ausstattung das Engagement fördern und das Lernen erleichtern.
„Die Forschungsfrage lautet, wie ein Konzept aussehen muss, damit es den Anforderungen der aktuellen Arbeitswelt entspricht und eine attraktive Arbeits- und Lernumgebung bietet“, so Hochschul-Professor Bernhard Denne. Bei der wissenschaftlichen Arbeit soll gezeigt werden, inwiefern sich die fortschrittlichen Ansätze aus der Industrie auf das Bildungswesen übertragen lassen. Und es soll ermittelt werden, welche spezifischen Anforderungen der Nutzergruppen am Wichtigsten sind, mit dem Ziel, ein passendes Raumkonzept zu entwickeln, in welchem die Nutzerwünsche involviert sind. Clemens Imberi, Leiter Streit Inhouse: „Gute Raumkonzepte tragen nachweisbar zu höherer Produktivität und Kreativität von Unternehmen bei. Die Frage, ob und wie sich diese Erkenntnisse von Unternehmen auf den Bildungsbereich übertragen lassen, ist extrem spannend.” chilli 5 ANZEIGE
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Stadtentwicklung
Zwischen Seepark und Flugplatz: Auf Druck von Fraktionen wurde das Plangebiet noch ums Eisstadion und Gewerbegebiet ergänzt.
Arbeitersiedlung auf dem Prüfstand ZUKUNFTSKONZEPT FÜR STADTTEIL MOOSWALD
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Foto: © Stadt Freiburg
rischzellenkur für den Stadtteil Mooswald: Die ab 1933 bebaute Arbeitersiedlung mit den großen Gärten zur Eigenversorgung bekommt einen städtebaulichen Rahmenplan, der den Weg in die Zukunft weisen will. Das hat der Freiburger Gemeinderat mit breiter Mehrheit beschlossen. Anders als vom Rathaus vorgesehen, sollen in dieses Zukunftskonzept auch das Eisstadion und das Gewerbegebiet Mooswald mit einbezogen werden. Kritik übte die Fraktionsgemeinschaft Freiburg Lebenswert/Für Freiburg (FL/FF). Die Analysen des Perspektivplans Freiburg 2030 hätten gezeigt, dass der Stadtteil „über eine hervorragende öffentliche und private Freiraumversorgung sowie eine geringe bauliche Dichte verfügt“, heißt es in der Drucksache G-17/110 für den Gemeinderat. Deshalb soll eine „urbane bauliche Dichte“ angestrebt und gleichzeitig die Verknüpfung mit angrenzenden Freiräumen verbessert werden. Zudem sollen bereits in der Planung befindliche Projekte etwa der Freiburger Stadtbau GmbH in diesem Konzept berücksichtigt werden. Um dieses aufzustellen, hat das Rathaus 42 | chilli | bauen & wohnen | 09.2017
jetzt vier Planungsbüros beauftragt: ASTOC Architects & Planners, die als Gewinner beim Rahmenkonzept „Schildacker“ überzeugten, Metris Architekten und Stadtplaner, die für das Konzept „Auf der Haid“ verantwortlich sind, Wick + Partner Architekten und Stadtplaner, die sich als Sieger einer Studie zur „Entwicklung Eisstadion-Gelände“ anboten, sowie Sacker Architekten mit der Metron AG – der Freiburger Beitrag. Die Büros sollen bis zum Sommer 2018 ihre Ideen auf Papier bringen. Zusammen mit mehreren Veranstaltungen blättert das Rathaus für den Rahmenplan 150.000 Euro hin. Das Landes-Wirtschaftsministerium schießt aus dem Topf „Flächen gewinnen durch Innenentwicklung“ 30.000 Euro zu. „Wir möchten mit dem Rahmenkonzept dafür sorgen, dass bei der Weiterentwicklung des Stadtteils dessen Qualitäten erhalten bleiben können, und die Menschen weiterhin gerne dort wohnen“, sagt Oberbürgermeister Dieter Salomon. „Wir wollen verschiedene Projekte mit hoher Qualität entwickeln. Orientierung bieten dabei gute Beispiele wie der Carl-Sieder-Weg. Diese Projekte möchten wir aufeinander abstimmen und zu einem Gesamtkon-
zept Mooswald verbinden“, erklärte Baubürgermeister Martin Haag. Eine Kernaufgabe sei die Weiterentwicklung der Elsässer Straße als „Rückgrat des Stadtteils“, die als Stadtteilmitte gestärkt werden und eine wichtige Rolle für die gewerbliche, soziale und verkehrliche Infrastruktur des wachsenden Stadtteils erfüllen müsse. Magengrummeln bereitet den Fraktionen dabei eine mögliche Abholzung von 14 Fußballfeldern des Mooswalds sowie die Bebauung entlang der Westrandstraße. Dieser Verlust soll auf Quartiersebene damit ausgeglichen werden, dass die „Verbindungen zu den außenliegenden Freiräumen verbessert und Grünzüge in das Quartier eingeflochten“ werden, heißt es in einer Pressemitteilung des Rathauses. Stadtplanungsamtschef Roland Jerusalem verspricht, in dem Prozess „die unterschiedlichen Akteurinnen und Akteure in geeigneter Form einzubeziehen”. FL/FF-Stadträtin Gerlinde Schrempp kritisierte ein „Abholzen gegen den Willen der Bevölkerung“ und insgesamt ein „ungesundes Wachstum“. Salomon indes sagte bei einem Pressegespräch: „Im Mooswald wohnen relativ wenig Menschen auf viel Raum." bar
Themenheft
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BAUEN &
Wohnen
Starke Projekte Neuer Milestone an Businessmile
September 2017 Ausgabe Nr. 21 gratis
Werkzeug für Wachstum Der Perspektivplan ist fertig
Noch kein Durchbruch Das Zögern der Dietenbachler
Stadtentwicklung
Freiraum Rahmenplan
ProWo-Fläche Stühlinger West Bereich Kleineschholz Neubau Rathaus im Stühlinger
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Teilstück in S-Form: Die Stadtplaner überlegen, ob der Beginn der Sundgauallee im rot umrandeten Plangebiet ganz oder teilweise zurückgebaut werden kann. In unserem Luftbild sieht man die das Grün trennende Trasse kaum. Das Potenzial ist trotzdem groß.
Unverzichtbar oder kann das weg?
STADTPLANUNG PROBT SCHERENSCHNITT AN DER SUNDGAUALLEE
Plan: © Stadt Freiburg / Foto: © tln
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s ist ein Vorstoß aus dem Freimenhängende, völlig anders planburger Stadtplanungsamt, der bare Fläche entstehen. 0 75 150 225 300 375 450 525 600 675 750 m durchaus großen Charme hat: Der Bereich „Kleineschholz Nord“ Die Planer machen sich derzeit Geliegt westlich der Agentur für Arbeit danken um das Teilstück der Sundzwischen Lehener Straße, Güterbahngauallee, die s-förmig zwischen der trasse und Sundgauallee. Hier plant Fehrenbachallee und der Güterdas Rathaus zusammen mit dem Insbahnlinie liegt. Brauchen wir das titut für Stadtbaukunst ein beispielgebendes Stadtquartier 2020. In „Kleinüberhaupt? Und wenn ja, auch in eschholz Süd“, auf der anderen Seite der heutigen Ausprägung? Können der Sundgauallee, entsteht derzeit das wir das Stück verlegen? Kann der neue Super-Rathaus, weiter nördlich Verkehr woanders fließen? Wohnen und Freiraum statt Autos und sind Flächen für den Wohnungsbau Asphalt wäre das Gedankenexperigeplant. Und immer wieder trennt ment zu überschreiben. die Allee die Plangebiete. Eine Variante: Das Teilstück der SundEs geht um eine der vielen Flächen, gauallee wird schlanker, temporeduziert und bekommt Überwege. Eine die der neue Perspektivplan (siehe zweite: Es wird so verlegt, dass es paTitelgeschichte) aufgetan hat und rallel zur Bahntrasse läuft und dann die auf den Namen Stühlinger-West an die Lehener Straße andockt. Die hört. Nördlich und südlich der S-Kurve radikale Version: Der Asphalt wird auf liegen mögliche neue Wohnbauflächen. Nimmt man die Straße, das den Haufen der Geschichte gebaggert – wenn die umgebenden Stratrennende Asphalt-Areal aus dem ßen dabei nicht kollabieren. Gebiet heraus, kann eine zusam44 | chilli | bauen & wohnen | 09.2017
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In dem Fall aber könnte zwischen neuem Rathaus, Berufsschulzentrum und der Arbeitsagentur ein zusamMaßstab: 1:7500 menhängender Freiraum entstehen, der gleichzeitig die durch die Neubauten entstehenden Freiraumverluste kompensiert. Nicht nur die Ecke Fehrenbachallee und Lehener Straße könnte zudem zu mehr Wohnungsbau einladen. Das sei eine „einmalige Chance“, sagte Babette Köhler, die Leiterin der städtischen Projektgruppe Wohnen. Es gibt aber auch einen ganzen Sack voller Probleme: Bei der Entscheidung fürs neue Rathaus war klar, dass das Haus vorrangig über die Sundgauallee erschlossen wird, damit die kleinere Fehrenbachallee, Lehener und Eschholzstraße nicht verstopft werden. Es muss also mindestens ein neues Erschließungskonzept her. „Der neue Vorschlag ist kühn und sehr interessant“, sagte Oberbürgermeister Dieter Sa-
Stadtentwicklung
lomon bei der Präsentation. Man müsse jetzt Chancen und Schwierigkeiten abwägen. „Wir müssen die Ideen planerisch umsetzen können und auch prüfen, ob der Wegfall der Sundgauallee tatsächlich die erhofften städtebaulichen und freiraumplanerischen Vorteile bringt“, so Baubürgermeister Martin Haag. Ziel sei qualitativ hochwertiger Frei- und Wohnraum. Die Ergebnisse sollen Ende des Jahres vorliegen. Wenn die Frage Sundgauallee beantwortet ist, soll für den gesamten Bereich Kleineschholz zwischen Fehrenbachallee, Stadt- und Güterbahn-Linie, Wanner- und Lehener Straße ein Konzept für die städtebauliche Entwicklung erarbeitet werden. Das Stadtplanungsamt
wird dafür einen Wettbewerb oder eine Mehrfachbeauftragung ausloben. Das „RegioBündnis Pro Landwirtschaft, Natur & Ökosoziales Wohnen Regio Freiburg“ befürwortet zwar den vollständigen Rückbau der Sundgauallee, die Wohnneubauten sollen aber dann auf der Trasse und auf dem aktuellen Rathausparkplatz entstehen. Dann könnten die Kleingärten überwiegend erhalten bleiben und die vom Bündnis abgelehnte „unsinnige“ Verlegung von Kleingärten an den Stadtrand in St. Georgen wäre hinfällig. Ob Kleingärten ins das ambitionierte Konzept der Stadtplaner passen, ist fraglich. Lars Bargmann 5 ANZEIGE
chilli | bauen & wohnen | 09.2017 | 45
Kommentar
Mut zum Großstädtischen
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Foto: © tln
as beschauliche Freiburg wird peu à peu großstädtischer. Immer mehr Menschen wollen in der Hauptstadt des Breisgaus wohnen – und arbeiten. Die Bevölkerungsentwicklung wird noch 20 Jahre so weitergehen wie bisher. Zu attraktiv liegt Freiburg am Oberrheingraben zwischen Basel und Karlsruhe. Zu viele renommierte, erfolgreiche Arbeitgeber hat sie. Zu wenig geopolitisches Potenzial hat sie. Zu weit weg von den Schauplätzen der Naturkatastrophen liegt sie. ist Zu grün ist es drum herum, als dass man glauben könnte, der Zustrom würde schon bald versiegen. Deswegen hat die Stadt gar keine andere Wahl, als bei künftigen Bauprojekten einen Maßstabssprung zu leisten, zu meistern. Auch wenn diese Vokabel im Baudezernat von Martin Haag noch eher leise ausgesprochen wird. Aber ohne mehr bauliche Dichte kann Freiburg mit seinen engen Gemarkungsgrenzen diese Aufgabe nicht meistern. Es wäre keine Sensation, wenn bei der Bebauung des neuen Stadtteils sich irgendwann auch mal ein Zehngeschosser in die Höhe reckt. Das ist zwar heutzutage noch ein optisches Schreckgespenst, das wird aber nicht so bleiben. Mehr bauliche Dichte wagen: Genau das führt ja der neue Perspektivplan eigentlich im Schilde. Nur dass er sie nur dort
Großstadtlichter: Die neue UB spiegelt sich in den Umrissen der Alten Synagoge.
wagen will, wo im direkten Umfeld auch größere Grünflächen liegen oder kreiert werden können. Dietenbach liegt mitten im Grünen. Es wäre fatal, diese richtige Leitidee dort nicht umzusetzen. Wenn man heute etwa das vor zehn Jahren gebaute Quartier am östlichen Wiehrebahnhof noch einmal bauen würde, hätten die Häuser dort mindestens eine oder zwei Etagen mehr. Und das wäre nach dem Maßstabssprung auch verträglich, weil die direkten Nachbarn des Quartiers Kleingärten, Sternwald und Grünspange heißen. Freiburg wird aber auch großstädtischer durch dem Umbau des Rotteckrings und den neuen Platz der Alten Synagoge. Hier gab es übrigens schon
einen Maßstabssprung – einen bei der Qualität. So viel allein über die Planung des Platzes gerungen wurde, so viel auch in diesen Tagen wieder über ihn gestritten wird: Der Platz ist – nach der einen oder anderen Änderung – am Ende sehr gelungen. Er ist großstädtisch, er ist das, was man mit urban meint, mit einer neuen Unibibliothek, die auch nachts HinguckerQualität beweist. Freiburg und seine Entscheidungsträger müssen – auch gegen ihre Kritiker – den Mut beweisen, großstädtischer zu denken, sich auch großstädtischer zu fühlen. „Kleinstadtmief“, heißt es bei Lothar Peppel, „ist das Schlimmste aller Nervengase.“
Lars Bargmann*
*kam aus Hamburg nach Freiburg
Impressum Themenheft 09-2017 Das Bauen & Wohnen-Themenheft erscheint im Freiburger Stadtmagazin chilli Herausgeber: chilli Freiburg GmbH Neunlindenstr. 35, 79106 Freiburg fon: 0761-292 70 60, fax: 0761-292 70 61 www.bauenundwohneninbaden.de
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Geschäftsführung: Michaela Moser (ViSdP)
Titelbild: Visualisierung: © MHM Architects
Redaktion: Lars Bargmann
Lektorat: Beate Vogt
Autoren: Tanja Senn, Dr. Stefan Pawellek, Philipp Peters, Michaela Moser
Grafik: Anke Huber Anzeigen: Jonas Stratz, Malika Amar, Christina Miklusch Druck & Weiterverarbeitung: Freiburger Druck GmbH & Co. KG