business im Breisgau

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Wir t scha f t

März 2020 Ausgabe Nr. 25

MILLIONEN

STADTBAU

Millionen für die Mieter

Stadtbau soll 2500 Wohnungen bauen und kriegt Finanzspritze vom Rathaus Bankbosse

Globalisierung

Energie

Uwe Barth und Marcel Thimm im großen Doppel-Interview

So attackiert Corona die Wirtschaft in Südbaden

H2 – die wunderbare Brücke zwischen Gas und Strom



Editorial

Großwetterlage trotzt Virus 1,8 Milliarden Euro neue Kredite für regionale Firmen

D

etwa der IHK Südlicher Oberrhein. Das zeigt aber auch das große Doppelinterview, das wir mit dem Sparkassen-Vorstandsvorsitzenden Marcel Thimm und dem Volksbank-Chef Uwe Barth geführt haben. Denn deren Bilanzen sind immer auch ein Spiegelbild der heimischen Wirtschaft.

Die Sparkasse hat allein im vergangenen Jahr 1,2 Milliarden­ Euro an neuen Krediten bewilligt, die Volksbank fast 600 Millionen. Nur so richtig verdienen die Banken an diesen Volumina nicht mehr. Die EZB flutet die Märkte weiter mit billigem Geld, weil sie Wirtschaften ankurbeln und Arbeitslosigkeit bekämpfen will. Das gelingt so lala. Auf der anderen Seite aber ist der Niedrigzinszustand ein Angriff auf die Geschäftsmodelle von Regionalbanken. Der Druck auf Bankenfusionen wird sich immer weiter erhöhen. Es wird Überraschungen geben. Völlig unerwartet hat der Guide Michelin den renommierten Häusern Schwarzer Adler und der Zirbelstube im Colombi nun die Sterne aberkannt. Wir erklären, warum. Was wir bereits exklusiv im Blatt hatten, dass der Unterbieter TK Maxx ein Designer-Outlet in der Freiburger Innenstadt eröffnet, ist nun auch offiziell bestätigt. Bestätigt wurde auch unsere Anfrage aus dem November, wonach Amazon

die leerstehenden Hallen des Logistikers Dachser im Industrie­gebiet Hochdorf angemietet hat. Der Ortschaftsrat hat zugestimmt. Offen blieb, ob das spürbare Auswirkungen auf die Gewerbesteuereinnahmen der Stadt Freiburg haben wird. Unklar ist auch, wann, wie schnell und in welchen Bereichen der Wasserstoff sich als Hoffnungsenergieträger etablieren wird. Wir haben uns in Südbaden umgehört. Und es geht was. Wasserstoff, sagt ein Experte, sei eine „wunderschöne Brücke zwischen den Welten Gas und Strom“. Um das Coronavirus haben wir uns auch gekümmert. Aber nicht hocherhitzt.

Foto: © ns Foto: © ns

er Wirtschaft in Südbaden geht es insgesamt gut. Auch wenn das Coronavirus aktuell hocherhitzt den Alltag bestimmt und Flurschäden in Hotellerie, Gastronomie und Unternehmen anrichten wird, ist die Großwetterlage keineswegs trüb. Das zeigen aktuelle Konjunkturumfragen,

Bleiben Sie gesund. Wir wünschen anregende Lektüre. Herzlichst Ihr Lars Bargmann | Chefredakteur Anzeige

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Inhalt Immobilien

Menschen & Meldungen

Frischer Wind für die schmuddelige Sportarena: TK Maxx entdeckt Freiburg 14

S-Beteiligung bilanziert erfolgreich / Bauverein mit 13-Millionen-Invest in Schallstadt / Graf investiert 35 Millionen in Herbolzheim / Personalwechsel an der Spitze der Arbeitsagentur in Freiburg / Haufe Group schlägt Springer / Sick erneut „great place to work“ / Minister Untersteller zu Gast beim wvib 24-29

Alles frisch: Die Alte Wache am Münsterplatz vor der Wiedereröffnung

Titel

Tourismus

Wie die beiden Bankbosse Marcel Thimm und Uwe Barth den von der EZB geführten Angriff auf ihr Geschäftsmodell abwehren 8 - 11

Magnet black forest: Erneute Rekorde für Freiburg und die Region 16-17

Gastronomie

Stadtentwicklung So soll der große Stadtbau-Umbau gestemmt werden

14

5

United Planet feiert Rekordumsatz

Warum der Schwarze Adler und das Colombi ihre Michelin-Sterne verloren haben 18-19

Virus frisst Wirtschaft

Fußball Die neue SC-Arena am Flugplatz wächst rasant – die Vermarktungs­ erfolge wachsen mit 6-7

Logistik und Handel

Millionenschaden durch Corona im Südwesten 20-21

Arbeitsmarkt

Premiere: Freiburg bekommt im Jubeljahr seinen ersten verkaufs­offenen Sonntag

21

12

Luftverkehr

12

Der EuroAirport erstmals mit mehr als neun Millionen Passagieren: Lärm und CO2 sind Problemfelder 22-23 20-21

IMPRESSUM business im Breisgau

Redaktion: Philip Thomas, Liliane Herzberg, Dominik Bloedner, Dr. Stefan Pawellek

Themenheft 03-2020

Das business im Breisgau-Themenheft erscheint im Freiburger Stadtmagazin chilli

Herausgeber:

Titelcollage: © iStock.com/erhui1979,

AdobeStock/design gourmets, AdobeStock/ Naturestock, freepik.com

chilli Freiburg GmbH Paul-Ehrlich-Straße 13 | 79106 Freiburg fon: 0761-76 99 83-0 | fax: 0761-76 99 83-99 bargmann@chilli-freiburg.de www.business-im-breisgau.de

Fotos: freepik, iStock

Geschäftsführung: Michaela Moser (V.i.S.d.P.)

Anzeigen: Christoph Winter (Leitung),

Chefredaktion: Lars Bargmann

Fotograf: Neithard Schleier Grafik: Simone Bednarek, Julia Rumbach Lektorat: Beate Vogt Malika Amar, Giuliano Siegel

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Bei der IHK Südlicher Oberrhein rumort es hinter den Kulissen

32

Wie der Weinbauverband das ertragsarme Jahr 2019 bilanziert

36

Technologie 34-35

Unternehmen Fürstenberg Brauerei im Aufwind

6-7

30

Verbände

Hoffnungsträger Wasserstoff: Brücke zwischen zwei Welten

Arbeitslosigkeit: Warten auf die Frühjahrsbelebung

Amazon kommt nach Freiburg, die späte Bestätigung einer frühen Anfrage

IT in der Regio

36

Fakten bitte Die Welt, die Wirtschaft in Zahlen 38 34-35

Druck: Freiburger Druck GmbH & Co. KG Ein Unternehmen der

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Politik

Millionen für Mieter Konzept für Stadtbau-Umbau wird teuer

E

r musste liefern, er hat ge­ liefert: Freiburgs Oberbürger­ meister Martin Horn hat jetzt das angekündigte Konzept für den Umbau der Freiburger Stadtbau GmbH (FSB) vorgestellt. Die Um­ setzung wird einen mittleren zweistelligen Millionenbetrag kosten. Profitieren werden nur die Mieter, die bei der Stadtbau wohnen. Das sollen in zehn Jahren mindestens 1000 mehr als heute sein. Dass die Stadtbau beim beherrschenden Thema bezahlbares Wohnen überhaupt „umgebaut“ werden müsste, diese Ansicht hatte Horn im Wahlkampf um den Chefsessel im Rathaus zwar nicht exklusiv, aber sie war auch nicht Mainstream. Aktuell kostet ein gemieteter Quadratmeter bei der FSB 6,32 Euro. Die Stadttochter ist quasi­ ein Synonym für günstiges Wohnen, investiert dabei kräftig, verdient dennoch jährlich etwa zehn Millionen Euro, ist wirtschaftlich kerngesund und der größte Player auf dem Wohnungsmarkt. Auf den ersten und den zweiten Blick mithin kein großes Zielobjekt für einen Umbau. Eher schon die Vorgängerin: Die Siedlungsgesellschaft war zwar politisch ein Vorzeigeschüler, finanziell aber ein Sorgenkind. FSB-Geschäftsführer Ralf Klausmann hat sie in 20 Jahren erfolgreich umgebaut. Die Gesellschaft durfte ihre Gewinne behalten, brauchte aber so gut wie keine Unterstützung aus der Rathausschatulle mehr. Das ändert sich jetzt wieder: Fünf Millionen bekommt die FSB 2021 als Eigenkapitalspritze, 16,7 Millionen Euro in Form von Grundstücken im Metzgergrün, danach noch viele weitere Millionen. Um das anspruchsvolle Programm umzusetzen, bis 2030 rund 2500 neue Wohnungen zu bauen –

saldiert 1000 mehr für den eigenen Bestand –, braucht sie Hilfen in Höhe von knapp 50 Millionen und 121 Millionen an Rathaus-Bürgschaften für günstige Kredite. Die Stadtspitze um Horn lässt sich die Mieterentlastung einiges kosten – was an anderer Stelle bei gleichbleibenden Randbedingungen zu schmerzhaften Einschnitten führen wird. Genau deswegen nennt Horn das Konzept „FSB 2030 – Mehr Wohnen. Faire Mieten. Für Freiburg“ völlig zu Recht einen „Paradigmenwechsel“.

Stadtbau soll jährlich 250 Wohnungen bauen Der steht auf vier Säulen: Bisher baut die FSB pro Jahr etwa 150 Wohnungen, 60 Prozent für den Bestand, 40 Prozent für Käufer. Fortan soll sie 100 mehr bauen. Mit dem Bestand, aus dem sie 44,4 Millionen Euro Mieten erlöst (2017), macht sie unterm Strich nach eigenen Angaben jedes Jahr 2,2 Millionen Euro Verlust. Ab sofort soll die Quote aber 75 Prozent für den Bestand gelten, was bei günstigen Mieten noch mehr Verlust generieren wird. Auf der anderen Seite wird das lukrative Bauträgergeschäft auf 25 Prozent eingepfercht. Vorgaben, die Klausmann und seiner Kollegin Magdalena Szablewska Tränen in die Augen schießen lassen würden – wenn sie nicht der Kapitalspritzen aus dem Rathaus sicher sein könnten. Das Geschäftsführerduo zeigte sich bei der Vorstellung tapfer. „Wir freuen uns sehr, dass eine Stärkung der FSB möglich ist“, so Szablewska. „Ich bin sehr dankbar, dass der Gesellschafter sich so klar zur FSB bekennt, das war nicht immer so“, sagte Klausmann und spielte damit auf den 2006 per Bürger­

entscheid gestoppten Verkauf der kommunalen Wohnungsbaugesellschaft an. Zweite Säule: Der gemeinderätliche Beschluss, wonach die FSB-Mieten peu à peu an den Mietspiegel angeglichen werden sollen, soll einkassiert werden. Alle Mieten sollen fortan 25 Prozent unter der ortsüblichen Vergleichsmiete liegen – was sie stadtweit betrachtet derzeit schon tun: Der Mietspiegel liegt aktuell bei 8,56 Euro. Ein Sozialbonus soll zudem garantieren, dass kein Mieterhaushalt mehr als 30 Prozent seines Nettoeinkommens fürs Wohnen zahlt. Trifft das heute schon zu, wird die Miete so lange nicht erhöht, bis es zutrifft. Das von Horn verhängte, seit anderthalb Jahren geltende Mietmoratorium nach dem Gießkannenprinzip soll aufgehoben werden. Weil es sozial nicht gerecht ist, auch Menschen fördert, die gar keine Förderung brauchen. Das Gießkannenmodell „macht keinen Sinn mehr", räumte Horn ein. Die dritte Säule umfasst verstärktes soziales Engagement (Service in den Häusern, Projekthilfen), die vierte – und politisch die mit der größten Tragweite – ist die Finanzierung. Zu der gehört auch eine personelle Stärkung der Stadtbau, die derzeit 156 Menschen beschäftigt. Wie viel Einfluss der Paradigmenwechsel auf den Wohnungsmarkt insgesamt haben wird? In Freiburg gibt es rund 125.000 Wohnungen, knapp 97.000 sind zur Miete, davon hat die FSB 8290 – mithin etwa 8,5 Prozent. „Den Mietspiegel können wir damit nicht beeinflussen“, weiß auch Matthias Müller, der die Projektgruppe FSB und das Rechtsamt leitet. Der Gemeinde­rat muss dem Konzept am 31. März erst noch zustimmen. Er müsste es im Bewusstsein machen, dass andere Ausgaben dafür gekürzt werden.

Lars Bargmann

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Unternehmen

Da ist das Ding: Blick von der bald rotweißen Wand in die Baustelle. Die Südtribüne ist nicht wie die anderen in Ober- und Unterrang geteilt.

Neue Arena sorgt für Adrenalinkick bei Sponsoren SC Freiburg beeindruckt auch außerhalb des Ligabetriebs mit Erfolgen

T

Foto: © bar, Visualisierung: © HPP SC Freiburg

atort Baustelle SC-Arena. 30 Journalisten in Warnwesten marschieren durch den Rohbau auf die neue Südtribüne. Der beeindruckt. Eindruck macht auch, was Oliver Leki, Finanzvorstand des SC Freiburg, kurz zuvor im Baubüro erzählt hatte. Die Vermarktung der Businessplätze und Hospitalitybereiche „lief sehr erfreulich, wir sind nahezu ausverkauft“. Knapp 100 neue Sponsoren habe der Sportclub gewinnen können, die Einnahmen aus der Vermarktung der neuen Arena würden sich im Vergleich zum Schwarzwaldstadion „deutlich verbessern“. Viel konkreter wurde Leki auf Nachfrage aber nicht. „Sportlich dürfte ja nichts mehr anbrennen, dass das Stadion auch in der kommenden Saison erstklassig eingeweiht wird“, sagte Baubürgermeister Martin Haag an diesem 12. Februar. „Auf dem Platz nicht“, pflichtete Leki ihm bei. Die Aufgabe aber, das Stadion tatsächlich bis zur Saisoneröffnung im August fertigzustellen, bleibe sehr sportlich. Vorsorglich lässt der SC bei der DFL beide Spielstätten für die Bundesliga lizenzieren. Bei der Begehung der Baustelle schütteln die Bauarbeiter über die Pressevertreter die Köpfe. Wie kann man nur so im Weg stehen? Wenn der Totalunternehmer Köster das Rund bis zum zweiten Spieltag (der SC wünscht sich für den ersten ein Auswärtsspiel) spielfähig hätte, wäre das eine championsleaguetaugliche Leistung.

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Auf ein neues Niveau will der SC auch die Einnahmen aus der Stadionvermarktung hieven – in der industrieschwachen Region Südbaden ein Kraftakt. Einer, der gelingt: Mit den 100 neuen Partnern vergrößert sich die Mannschaft hinter der Mannschaft auf 350. Es gibt rund 10.000 Plätze mehr – wenn die auch verkauft und im Schnitt 35 Euro kosten würden, wären das allein knapp sechs Millionen Euro Mehreinnahmen. Da sind aber vor allem auch 2000 Businessplätze, 900 mehr als im altehrwürdigen Stadion an der Dreisam. Und die sind teuer. Und fast alle sind schon weg. Ärger, dass man vielleicht auch 2500 VIP-Tickets an den Mann oder die Frau hätte bringen können? Nein, heißt es vom SC. In den Planungen gebe es auch Szenarien, in denen es sportlich nicht so gut läuft, die erste Euphorie des Neubaus verflogen ist, der SC vielleicht in die zweite Liga absteigt. Dann wäre ein noch größeres Stadion mit einem noch größeren Business-Bereich auch eine noch größere Herausforderung. In der vergangenen Saison erlöste der SC aus Ticketverkäufen 10,9 Millionen Euro. Mit welcher Steigerung der Club kalkuliert? Man müsse Verständnis haben, dass er dazu keine detaillierten Planzahlen herausgibt. In derselben Bilanz standen bei den Sponsoring-Erlösen 14,3 Millionen Euro zu Buche. Mit welchen Zahlen rechnet der SC in der neuen Arena? Keine Details. Nicht einmal zur laufenden Pachthöhe im Schwarzwaldstadion möchte sich der Sportclub äußern. Dabei sind die nicht nur im Gemeinderat bekannt.


Unternehmen

Der SC zahlt in der laufenden Saison als Grundmiete fürs Stadion brutto­ rund 260.000 Euro. Dazu zahlt er anteilige Umsatzerlöse aus der Gastronomie. Liegen Grundmiete und Umsatzpachten über 418.000 Euro, fließt das Geld in einen Topf im Rathaus, aus dem dann Investitionen ins alte Stadion oder ins Nachwuchsleistungszentrum Möslestadion bezahlt werden können. Zieht der SC mit den Profis im Sommer um, zahlt er für die Saison 2020/2021 nur noch 77.000 Euro. Im neuen Rund klettert die Pacht auf 3,8 Millionen Euro für jede Saison, in der der SC in der ersten Liga kickt. Steigt er ab, zahlt er 2,5 Millionen. Damit wird der Kapitaldienst für die Kredite für die knapp 77 Millionen Euro teure Arena refinanziert. Nur wenn der SC wieder drittklassig wird (die Älteren erinnern sich, das war zuletzt 1978), muss neu verhandelt werden – am Ende müsste vielleicht der Steuerzahler in die Bresche springen. Noch sucht Leki gemeinsam mit dem Vermarkter Infront einen Namenssponsor für die neue Arena. Seit der Saison 2014/2015 bekommt der Club pro Saison 500.000 Euro für den Namen Schwarzwaldstadion: 150.000 von der Schwarzwald Tourismus GmbH, 100.000 Euro von der Freiburg Wirtschaft Touristik und Messe GmbH, 250.000 Euro von den fünf Partnern Hermann Wein GmbH, Hochschwarz-

wald Tourismus GmbH, AHP Merkle, Julabo GmbH und Schleith GmbH. Nach Informationen des business im Breisgau ruft der SC für die Rechte im neuen Stadion 1,8 Millionen Euro auf. Viel Geld? Es wäre der vorletzte Platz bei den aktuellen Erstligisten. An der Spitze der Nahrungskette liegt – nach Informationen des Kicker – Schalke mit 6,5 Millionen vor Bayern und Dortmund mit je 6. Den drittletzten Platz teilen sich Mainz und Augsburg mit je­ 2 Millionen. Paderborn erwirtschaftet als Schlusslicht 300.000 Euro. Gladbach, Hertha und Union Berlin haben die Rechte nicht verkauft. Für den Sportclub wird die neue Arena­mit oder ohne Namenspatron eine neue Ära einläuten. Dass der vergleichsweise kleine Verein am Rande der Republik überhaupt schon so lange erstklassigen Fußball spielt, ist alles andere als eine Selbstverständlichkeit. Die Arena bietet die Chance, auch jenseits des Rasenrechtecks auf der Einnahmenseite deutlich mehr Punkte einzufahren. Man darf auf die erste Bilanz nach Ablauf der ersten Saison am Flugplatz gespannt sein. Dann wird Leki Farbe bekennen. Ein Sponsor erzählt, dass er für sein Paket statt 18.000 Euro im neuen Stadion für etwa dieselbe Gegenleistung das Doppelte bezahlen muss. Er hat eingewilligt. Im Rohbau war er noch nicht. Lars Bargmann

1,8 Millionen Euro für die Namensrechte

Stylisch mit dem Charme der Region: Hospitality-Bereich in der neuen Arena.

Einwurf

Fanproteste gehen weiter Ultras verzichten aufs Fadenkreuz

K

ein Spielabbruch im Schwarzwaldstadion, dafür endlich mal wieder ein guter Kick und ein 3:1 gegen Union Berlin. Doch Tabellenstand und Formkurve des Sportclub sind für die Freiburger Ultras – so wie für die der anderen Profiteams – derzeit zweitrangig. Die Ultras, jene testosterongesteuerten Jungmännerbünde (verglichen mit der Ultrakultur ist sogar die CDU weiblich), protestieren kollektiv gegen Kollektivstrafen und wettern gegen die Kommerzialisierung des Sports. Dass Fans des BVB und der Bayern da mitmachen, entbehrt nicht einer gewissen Ironie. Auf der anderen Seite, in den Chefetagen und bequemen Funktionärssesseln, gibt man sich entsetzt über die zunehmende Aggressivität und Vulgarität der Ultras, will an seiner Vorstellung von Fußball aber auch gar nichts ändern. In Freiburg haben die Ultras verbal etwas abgerüstet, in der Sache aber nicht nachgelassen. „Mäzene werden beschützt und hofiert, der einfache Fan verarscht und schikaniert“, stand auf einem Transparent auf Nord. Oder, in Richtung des ehemaligen SC- und derzeitigen DFB-Präsidenten: „Keller Fritz, außer Spesen nix gewesen.“ Auf ein geschmackloses Fadenkreuz mit dem Antlitz des Hoffenheimer Mäzens Dietmar Hopp wurde verzichtet, zum Glück. Stattdessen hieß es: „DFB, Dietmars Fußball Bund“. Es steht zu befürchten, dass sich die Fronten verhärten, dass der Dialog wie in der Vergangenheit aneinander vorbei geführt wird. Auf der Strecke bleibt: der Fußball. Und die Freude daran. dob chilli | business im Breisgau | 03.2020 | 7


Titel

Müssen den EZB-Angriff aufs jahrzehntelang bewährte Geschäftsmodell abwehren: Der Sparkassen-Vorsitzende Marcel Thimm (l.) und Volksbank-Chef Uwe Barth (r.) im Gespräch mit Lars Bargmann in der Lokhalle. Für beide trotz kurzer Auswärtsfahrt ein Heimspiel: Sowohl Thimm als auch Barth finanzieren Projekte in dem Gebäude.

„Süchtig nach der Dosis“ bib-Interview mit Sparkassen-Chef Marcel Thimm und Volksbank-Vorstand Uwe Barth

Foto: © Christoph Duepper Photography

S

ie betreuen nach ihren jüngst vorgelegten Bilanzen mittlerweile fast 19 Milliarden Euro Kundenvolumen. Und trotz des Niedrigzinszustands haben Sparkasse und Volksbank in Freiburg ihre Erträge – noch – stabil gehalten. Die Sparkasse sogar leicht verbessert (siehe Info­ boxen), die Volksbank nur leicht verschlechtert. Im Gespräch mit Chefredakteur Lars Bargmann blicken Marcel Thimm und Uwe Barth aber auch weit über die aktuelle Geschäfts­ lage hinaus. Sprechen über Angriffe auf ihr Geschäftsmodell, den Druck auf Fusionen, Strafzinsen und das ­Erobern neuer Geschäftsfelder.

business im breisgau: Sehr geehrter­ Herr Barth, sehr geehrter Herr Thimm,­ein Privatkunde kommt zu Ihnen und will auf einem Girokonto­ 250.000 Euro einzahlen. Was machen­ Sie? Barth: Auch in diesen Tagen freuen wir uns über einen solchen Kunden. Die Frage ist, wie können wir den Kunden in seinen Zielen und Wünschen so beraten, dass das Geld nicht auf dem Girokonto liegenbleibt … bib: Wo er dann Strafzinsen – oder wie es die Banken gerne nennen: Verwahr­ entgelte – dafür bezahlen müsste … Barth: Für eine Einzelperson ab 225.000 Euro oder 450.000 für Ehepaare. Firmenkunden zahlen ab 250.000 Euro.

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Thimm: Wir freuen uns auch über jeden neuen Kunden. Heute muss er bei uns noch keine Entgelte bezahlen, aber auch wir werden da nicht drum herumkommen. bib: Sie führen noch in diesem Jahr welche ein? Thimm: Ja, aber 99 Prozent unserer Kunden werden verschont bleiben. Über 90 Prozent haben Geldanlagen unter 50.000 Euro. Barth: Es ist nicht unsere und ich denke auch nicht Absicht der Sparkasse, Privatkunden zu belasten. Wir wollen da kein Geld verdienen. bib: Sie geben das, was sie selbst an Strafzinsen bezahlen müssen, nur teilweise an die Kundschaft weiter, machen also Verluste …


Titel

Thimm: Betriebswirtschaftlich ist das­ so. Aber nicht nur, weil wir an die EZB Strafzinsen bezahlen müssen. Wir sind Einzelhändler von Geld und kalkulieren über die Großhandelspreise. Der Großhandelspreis für kurzfristiges Geld liegt aktuell bei - 0,5 Prozent. Wir berechnen unseren Kunden derzeit 0 Prozent, machen also 0,5 % Verlust. Dabei sind die anderen Kosten, die die Einlagen bei uns verursachen, noch gar nicht berücksichtigt. Und das ist das eigentliche Problem. Barth: Lange Jahre haben die Regionalbanken von den hohen Kundeneinlagen profitiert, weil wir uns nicht, wie viele andere Banken, am Geld- und Kapitalmarkt refinanzieren mussten, um Kredite zu vergeben. Das war ein wesentlicher Stabilitätsfaktor. Jetzt hat sich das gedreht, jetzt ist der Geld- und Kapitalmarkt günstiger als das angelegte Geld unserer Kunden. Das ist ein Problem. bib: Sie wollen Ihre Leistungen mehr und mehr bepreisen. Zahlen die Kunden bald Eintritt, wenn sie in die Bank wollen? Thimm: Nein. Aber wenn es heute Baufinanzierungskredite für 0,75 Prozent gibt, dann kosten die in fünf Jahren vielleicht 1,25 Prozent. Das wäre auch nicht der Untergang des Abendlandes. Eine Volkswirtschaft braucht eine funktionierende Bankeninfrastruktur. Und wir brauchen kostendeckende Preise. bib: Wie lange federt das Kreditwachstum noch die fallenden Margen ab? Barth: Wir planen vier Jahre voraus. Mit verschiedenen Szenarien. In diesem Zeitrahmen wird unser Geschäftsmodell noch tragen. Wir müssen aber Gewinne und Eigenkapital generieren, um Wachstum zu ermöglichen. Und wir müssen uns an niedrigere Ergebnisse gewöhnen. Wenn die Zinsen aber auf sehr lange Sicht so bleiben, wird der Druck immer größer. Ein Zinsniveau von nur einem Prozent mehr würde schon ganz schön helfen. Und dann wären die Zinsen immer noch niedrig.

Thimm: Das sind sehr langfristige und Gott sei Dank auch langsame Entwicklungen. Wir arbeiten jedes Jahr mit weniger Mitarbeitern mehr Volumen mit niedrigeren Margen ab und müssen ein immer größeres Rad drehen. Aber erstens gibt uns die Konjunktur noch Rückenwind und zweitens brauchen wir unsere kalkulierten Risikokosten so gut

Der Druck auf Fusionen wächst wie nicht. Solange das so anhält, wird man immer noch einigermaßen leben können, auch wenn es jedes Jahr weniger wird. bib: Der Druck auf die Fusionsbereitschaft wird sich angesichts des Zinsumfelds mehr und mehr erhöhen. Thimm: Sicher. Größere Häuser werden es ein bisschen leichter als kleinere haben und solche in Gebieten mit wachsender Wirtschaft leichter als andere, bei denen es stagniert oder sogar zurückgeht. bib: Werden in Freiburg Volksbank und Sparkasse in zehn Jahren noch so heißen wie heute? Barth: Die Konsolidierung der Bankenlandschaft wird weitergehen. Vor zehn Jahren gab es noch 1500 Volks-

und Raiffeisenbanken, jetzt 840. Das Tempo nimmt zu, je schwieriger die Rahmenbedingungen werden. Eigenkapital ist da ein Schlüsselwort. Eine Bank kann nur wachsen, wenn sie genug Eigenkapital und Risikotragfähigkeit hat. Eigenkapital zu generieren, wird für Sparkassen und Volksbanken aber immer schwieriger. Fusionen können diesen Kreislauf durchbrechen. bib: Der beste Fusionspartner ist einer, der eine super Eigenkapitalquote, aber ein zu kleines Geschäftsgebiet hat? Barth: Das sind gute Voraussetzungen. Aber es geht um vieles mehr: werden Kunden und Mitglieder profitieren, werden sie eine bessere Beratung, bessere Produkte haben, gibt es Doppelstrukturen, wie ist die Risikotragfähigkeit beider Bilanzen? Da muss man sehr scharf drauf schauen. bib: Sie führen keine solchen Gespräche? Thimm und Barth: Nein. bib: Wann schreiben wir drüber? Barth: Die Wahrscheinlichkeit, dass sie in diesem Jahrzehnt drüber schreiben, ist relativ hoch. Thimm: Wir beide haben die vergangenen Jahre genutzt, um uns ein Polster zuzulegen. Wir haben von der Größe her eine gute Kostenstruktur, da wird es durch eine Fusion wohl kaum nennenswerte Vorteile geben.   

Marcel Thimm: „Das wäre auch nicht der Untergang des Abendlandes.“ chilli | business im Breisgau | 03.2020 | 9


Titel

Uwe Barth: „Es gibt wie immer Licht und Schatten.“ Aber der Kollege hat Recht, das Eigenkapital ist das A und O. Wird es durch eine Fusion gestärkt oder geschwächt? Wenn die Quote durch eine Fusion schlechter wird, kannst du das nicht mehr aufholen. bib: Christine Lagarde setzt die EZBPolitik von Mario Draghi – frei nach dem Motto „Alles aufkaufen, was nicht bei Drei auf den Bäumen ist“ – nahezu eins zu eins fort. Das ist ein fortwährender Angriff auf Ihre Geschäftsmodelle. Ist der Instrumentenkoffer der Notenbanker nicht mittlerweile nur noch ein Koffer ohne Instrumente? Billiges Geld könnte in einer Krise ein probates Mittel sein, aber wenn jetzt eine käme, ist dieses Werkzeug nicht mehr greifbar? Barth: Die Politik der EZB wird kritisch diskutiert, da laufen auch viele Gespräche mit der Politik, aber das Beharrungsvermögen ist groß. Jens Weidmann (Bundesbank-Präsident, d. Red.) konnte sich als Kandidat für den EZBChefposten nicht durchsetzen, Sabine Lautenschläger ist nicht mehr im Direktorium. Die deutsche Geldpolitik ist da nicht so erfolgreich. Die Medizin des billigen Geldes mag die richtige sein, nur die Dosis ist sehr hoch, so hoch, dass das Pulver der EZB verschossen ist, wenn wir mal richtige Konjunkturprobleme bekämen.

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Thimm: Dafür ist es schon jetzt zu spät. Märkte und Länder sind süchtig nach der Dosis, nach dem Negativzins. Das Ziel aber, die Arbeitslosigkeit zu drücken oder die lähmende Wirtschaft nach oben zu bringen, ist nicht erreicht. Jetzt ist die Politik gefragt und das wird dauern. Wir glauben, dass die Situation lange Zeit so bleiben wird. bib: Sie sind da nur Zuschauer. Was können Sie selbst beeinflussen? Barth: Wir müssen unsere Zinsmargen verteidigen, noch mehr Provisionsgeschäft machen, die gute Konjunktur nutzen. Thimm: Wir haben vier Optionen: Kosten senken, Digitalisierung nutzen, Vertrieb optimieren, und ich sehe Preisgestaltungsspielräume. Auch bei den Krediten. Heute kalkulieren wir beispielsweise mit 1,2 Prozent, morgen mit 1,8. Wir haben im vergangenen Jahr 1,2 Milliarden an neuen Krediten ausgegeben, das ist auf Rekordhöhe. Um das zu halten, brauchen wir mehr Eigenkapital. Wir müssen uns auch für noch schärfere Regeln bei der Kreditvergabe rüsten. bib: Ein Firmenkunde kommt und fragt, wie viel Zinsen er von Ihnen bekommt, wenn er fünf Millionen Kredit nimmt. Was machen Sie?

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Thimm und Barth (lächeln) Barth: Zu uns kommen tatsächlich auch Kunden mit Check-24-Wissen. In der Beratung kommt dann das Aha-Erlebnis. Jeder Kunde zahlt gern ein Zehntel Prozent mehr, wenn er dafür eine gut strukturierte Finanzierung hat. Und nicht nur den optischen Erstpreis. bib: Ihre Bilanzen sind ein Spiegel der regionalen Wirtschaft. Wie geht es der? Thimm: Überraschend gut, überraschend, weil es ja viele Nachrichten gibt, die Probleme machen. Die baden-württembergischen Paradebranchen Automobil und Maschinenbauer schwächeln. Wir haben aber in Freiburg vor allem Dienstleistungen, Handel, Medizintechnik und anderes. Da ist die Lage stabil. Wir haben nur sehr wenig Automobilzulieferer, aber denen geht es nicht gut. Barth: Wir sind kein Industriestandort, sondern einer, der auch stark geprägt von der Baukonjunktur ist. Wir haben keine Sorgen mit einzelnen Branchen. Unser Kreditbuch ist gut diversifiziert. bib: Schätzen Sie sich glücklich, dass Sie in einer attraktiven Zuzugsgegend arbeiten? Thimm: Eindeutig. Es ist für Banken immer einfacher, in wachsenden Märkten zu arbeiten, wo die Wirtschaft, die Bevölkerung wächst. Und die Bauwirtschaft ist ja nicht nur Wohnungsmarkt, auch der Gewerbebau ist interessant. Barth: Es gibt wie immer Licht und Schatten. Gr u nd sät z lich sind wir darüber glücklich, es gibt Regionen, wo ich kein Bankvorstand sein möchte. Aber es gibt auch andere, auf die ich neidisch bin, wo etwa der Kostendruck geringer ist. Das hat hier mit der Nähe zur gut zahlenden Schweiz zu tun, mit dem hochpreisigen Wohnungsmarkt, wir zahlen ordentliche Gehälter, haben aber auch gute Leute.

Das Check-24-Wissen und die Realität


Titel

bib: Die Bauwirtschaft brummt, wer weiß, wie lange noch. Welche Hoffnungen knüpfen Sie an den neuen Stadtteil Dietenbach? Thimm: Der ist ein Paradebeispiel für alles, was wir besprochen haben. Dietenbach ist überfällig. Als ich 1994 nach Freiburg kam, ist gerade das Rieselfeld eröffnet worden, damals hatten von unseren 36 Trägerkommunen mehr als die Hälfte neue Baugebiete. Heute zwei oder drei. Das Angebot ist seither dramatisch verengt, das Wachstum ist geblieben, wir müssen die Menschen versorgen. Barth: Das sehe ich genauso. Wir begrüßen das sehr. Wir müssen mehr bauen, auch mal mit einem gewissen Mut höher bauen. bib: Die Volksbank baut gerade, auch für Dritte als Renditeobjekt. Ein neuer Geschäftszweig? Barth: Immobilienanlagen sind bei uns ein Thema. Wir haben in der Vergangenheit, um Zinsänderungsrisiken zu steuern, vorwiegend in die Wertpapiermärkte investiert. Jetzt investieren wir verstärkt in Immobilien, nicht nur in der Region. Wir investieren gemeinsam mit anderen in andere Märkte, auch in Fonds, europaweit.

Thimm: Wir machen uns intensiv Gedanken über neue Geschäftsfelder. Wir bauen jetzt ein Bürohaus an der Messe, zusammen mit der Stadt Freiburg … bib: … den Kopfbau II … Thimm: … ja, als Geldanlage. Warum sollen wir als Immobilieninvestor nicht selber was machen? Ohne aber unserer Kundschaft Konkurrenz zu machen.

Bilanz Volksbank Freiburg 2019

(2018)

Bilanz Sparkasse Freiburg 2019

(2018)

Bilanzsumme Betr. Kundenvolumen - in Krediten - in Einlagen / Wertpapieren Ertrag - aus Zinsen - aus Provisionen Personal- & Sachkosten Teilbetriebsergebnis Ergebnis vor Steuern* Steuern Überschuss CIR** Eigenkapital Geschäftsstellen Mitarbeiter

(+ 150 Mio.) (+ 210 Mio.) (+ 216 Mio.) (+ 221 Mio.) (- 1,9 Mio.) (- 2,34 Mio.) (+ 0,4 Mio.) (- 0,31 Mio.) (- 1,59 Mio.) (- 0,3 Mio.) (- 0,29 Mio.) (unverändert)

Bilanzsumme 6,835 Mrd. € Betr. Kundenvolumen 12,24 Mrd. € - in Krediten 5,128 Mrd. € - in Einlagen / Wertpapieren 7,113 Mrd. € Ertrag 164 Mio. € - aus Zinsen 109 Mio. € - aus Provisionen 55 Mio. € Personal- & Sachkosten 99 Mio. € Operatives Ergebnis 65 Mio. € Ergebnis vor Steuern* 24 Mio. € Steuern 17 Mio. € Überschuss 7 Mio. € CIR** 59,7 Eigenkapital/Risikorücklage 335 Mio. € Geschäftsstellen 47 Mitarbeiter 1051

(+ 348 Mio.) (+ 807 Mio.) (+ 242 Mio.) (+ 566 Mio.) (+ 1 Mio.) (- 2 Mio.) (+ 3 Mio.) (+ 1 Mio.) (unverändert) (+ 2 Mio.) (+ 2 Mio.) (unverändert) (+ 0,5%-Punkte) (+ 7 Mio.) (unverändert) (- 9)

3,35 Mrd. € 6,52 Mrd. € 2,61 Mrd. € 3,91 Mrd. € 78,8 Mio. € 54,5 Mio. € 24,3 Mio. € 49,6 Mio. € 29,3 Mio. € 10,2 Mio. € 8,2 Mio. € 4,1 Mio. € 64 338 Mio. € 35 412

Am Horizont weitere Filialschließungen bib: Baut die Sparkasse selbst im Dietenbach? Thimm: Uns werden am Ende 50 Prozent der bebaubaren Flächen gehören, wir müssen dort natürlich die politischen Ziele des Rathauses erfüllen, aber das ist auf jeden Fall eine Option. bib: Wird es weitere Filialschließungen geben? Barth: Bei uns in den nächsten zwei Jahren nicht. Wir haben den Schrumpfungsprozess hinter uns, aber wenn Mietverträge sich verändern oder auslaufen, schauen wir uns das an. Thimm: Wir haben heute 47 Standorte, vor 20 Jahren waren es doppelt so

(+ 4 Mio.) (mit SB, unverändert) (- 11)

viel. Wir werden in vier Jahren noch einmal deutlich weniger haben. bib: Jobmotorpreise werden Sie auch nicht gewinnen? Thimm: Wir schrumpfen seit 20 Jahren. Seit 2015 wollen wir so viel schrumpfen wie die Tarife steigen, damit die Personalkosten gleich bleiben. Das Ziel haben wir auch die nächsten vier Jahre. Barth: Momentan passt unser Personalschlüssel und es gibt keine Pläne. Aber in vier Jahren werden es tendenziell weniger sein. bib: Wie bewerten Sie Ihre Bilanzen, gab es Besonderheiten? Barth: Wir sind sehr zufrieden, unseren Plan zu erfüllen, war harte Arbeit. Große Besonderheiten gab es bei uns nicht. Thimm: Ich würde das Einlagenwachstum als besonders bezeichnen. Wir hatten erneut 8,2 Prozent. Früher hätten wir uns darüber gefreut, dieses Jahr nicht, weil wir nur 4,7 Prozent Kreditwachstum haben. Wir (schaut Barth an) haben eigentlich zu viel Geld. Barth (nickt) bib: Sehr geehrte Herren, vielen Dank für dieses Gespräch.

* nach Reservenbildung und Bewertungen / ** So viel Cent gibt die Bank für 1 Euro Ertrag aus

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Logistik & Handel

Amazon kommt nach Freiburg Dachser-Standort Hochdorf: 1000 Fahrten pro Tag

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ie Dachser Gruppe hat ihren ehemaligen Standort im Freiburger Gewerbegebiet Hochdorf an Amazon vermietet. Bereits im vergangenen Dezember hatte das Wirtschaftsmagazin business im Breisgau sowohl Dachser als auch Amazon mit einer entsprechenden Anfrage angeschrieben. Seinerzeit gab es keine Bestätigung. Nun, nach erneuter Anfrage, teilt eine Dachser-Sprecherin mit, dass der Standort an Amazon vermietet ist.

Dachser-Niederlassung in Hochdorf: Bald wird hier das Amazon-Logo hängen.

Aus der Amazon-Pressestelle heißt es: „Wir prüfen derzeit in der Tat die Möglichkeit, ein Verteilzentrum in Hochdorf zu eröffnen. Das Konzept befindet sich noch in einem frühen Stadium.“ Die SPD-/Kulturliste-Fraktion fordert den Online-Händler auf, mit der Dienstleistungsgewerkschaft Verdi Verhandlungen zum Schutz von Arbeitnehmerrechten aufzunehmen: „Amazon muss sich zur Gründung eines Betriebsrates und zur Anerkennung und Anwendung von Tarifverträgen bekennen“, so Stadträtin Renate Buchen. Seit dem Umzug des Logistikers in den Gewerbepark Breisgau (wir berichteten) stehen die Gebäude am Rande des Gewerbegebietes Hochdorf an

der Blank­reutestraße leer. Amazon will Hochdorf nur als Umschlagplatz nutzen und zunächst für fünf Jahre über fünf regionale Dienstleister Kunden von Offenburg bis an die Schweizer Grenzen beliefern. Eigenen Angaben zufolge geht es um rund 1000 Fahrten pro Tag. Über die Kritik von Anwohnern berichtete die Badische Zeitung aus einer Sitzung des Ortschaftsrats. Der stimmte am Ende mit 11 von 13 Stimmen für einen Bauantrag, der unter anderem den Bau einer Rampe und großflächige Überdachungen von Hofflächen beinhaltet. Ursprünglich hatte das Konzept rund 2000 tägliche Fahrten vorgesehen. Die Anlieferung der Pakete soll vor allem in der Zeit zwischen 22 und

Foto: © bar

9 Uhr erfolgen. Nach Amazon-Angaben sollen 74 Arbeitsplätze geschaffen werden. Zwischen einem der wertvollsten Unternehmen der Welt und Verdi schwelt seit sieben Jahren ein Tarifstreit. Verdi fordert tarifliche Regelungen wie im Einzel- und Versandhandel, Amazon zahlt nach den günstigeren aus der Logistikbranche. „Ziel ist eine Tarifbindung des Online-Versandriesen gemäß den Bedingungen des Einzelhandels“, sagt der arbeitspolitische Sprecher der SPD-Kultur-Fraktion Walter Krögner. Es stünden nicht nur soziale Errungenschaften auf dem Spiel, es gehe auch um einen „fairen Wettbewerb zwischen dem Onlineversand und dem Einzelhandel in unserer Stadt“. bar

Stadtjubiläum macht’s möglich Freiburg bekommt ersten verkaufsoffenen Sonntag

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remiere in der Breisgau­ metropole: Der 5. Juli 2020 wird in die Stadtgeschichte eingehen, denn an diesem dürfen die Geschäfte in der Innenstadt erstmals an einem Sonntag ihre Türen öffnen. Von 13 bis 18 Uhr. Das hat der Gemeinderat Anfang März entschieden.

Der verkaufsoffene Sonntag ist seit Jahren ein Thema, Händler fordern, Kirchen und Gewerkschaften verteufeln ihn. Der Gemeinderat hatte bisher immer mehrheitlich den Kopf geschüttelt. Nun, im Jahr des 900-jährigen Stadtjubiläums, gibt es eine Ausnahme, die mit dem Wegfall eines Megasamstags im Mai kompensiert wird. Die Grünen votierten

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mehrheitlich, CDU, FDP, Freie Wähler und Freiburg Lebenswert votierten geschlossen für den Antrag, den der Händlerverein „Z’Friburg in der Stadt“ angestrengt hatte. „Eine Stadt für alle“, SPD/Kult und AfD stimmten dagegen. Bei der JUPIFraktionsgemeinschaft stimmten zwei dafür, zwei dagegen, einer enthielt sich. Am Ende stand es 25:20. bar



Handel

Designer-Outlet kommt nach Freiburg TK Maxx mietet drei Etagen in der Sportarena

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Die Alte Wache am Münsterplatz: Von außen unverändert, innen aber völlig neu. Foto: © Alte Wache

Frischzellenkur für Alte Wache

ieht TK Maxx in die Sportarena? So hatte das regionale Wirtschaftsmagazin business im Breisgau bereits im vergangenen November getitelt. Die zuständige Presseagentur hatte seinerzeit auf Anfrage mitgeteilt, es lägen „keine Informationen zu einer Eröffnung in Freiburg“ vor. Nun ist die Information offiziell bestätigt. Die Eröffnung mit insgesamt 2300 Quadratmeter Verkaufsfläche auf drei Etagen zwischen Salz- und Grünwälderstraße soll im zweiten Halbjahr 2021 gefeiert werden.

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Nach Angaben von BMO Real Estate Partners Deutschland, die den Mietvertrag verhandelt haben, wird der Eigentümer des Gebäudes, die Hanseatische Investment GmbH, das seit fast zwei Jahren leerstehende und zunehmend verwahrloste Haus umfassend revitalisieren: unter anderem neue Fenster und Rolltreppen einbauen, die Haustechnik erneuern und die zweigeschossige Tiefgarage sanieren. Dem Vernehmen nach dauerte es allein sieben Monate, bis die Überdeckelung des Bächles vor der Schaufensterfront genehmigt wurde. „Freiburg ist eine der am schnellsten wachsenden Städte Deutschlands mit einer hohen Lebensqualität. Durch die Lage im Dreiländer-Eck ist Freiburg ein hochattraktiver Standort für Einzelhändler“, sagt Iris Schöberl, Managing Director von BMO Real Estate Partners Deutschland und Head of Institutional Clients. Über der durch TK Maxx genutzten Verkaufsfläche sind in den oberen zwei Etagen Büroflächen geplant. TK Maxx handelt mit günstiger Marken- und Designerware und unterhält in Deutschland mittlerweile 148 Stores. Zu TJX Europe gehören mehr als 600 Läden in ganz Europa. Dem Mutterkonzern TJX Companies Inc. aus den USA gehören mehr als 4000 Filialen in neun Ländern. Die Wachstumsstrategie könnte man als „aggressiv“ bezeichnen. Auf der Website heißt es, dass TK Maxx Designer-Klamotten „immer bis zu 60 Prozent“ unter der unverbindlichen Preisempfehlung verkauft. Das Unternehmen wurde unlängst bei einer „Preis-Sieger-2019-Studie“ von Deutschland Test und Focus Money in der Kategorie Mode- und Textilhäuser mit dem Prädikat Gold ausgezeichnet. bar

Im Erdgeschoss erwarten Besucher künftig die unkomplizierten, leicht trinkbaren Weine im mittleren Preissegment. Die Erzeugnisse der Weingüter und Winzergenossenschaften haben künftig mehrheitlich ein einheitliches Etikett mit dem neuen Logo der Alten Wache. Das soll den Kunden Orientierung geben und gleichzeitig als Selektionssiegel fungieren. Über eine neue Freitreppe erreichen die Weinfreunde das erste Obergeschoss, wo in modernem Ambiente und entspannter Atmosphäre die Besonderheiten Badens präsentiert werden. Hier steht die weinfachliche Beratung im Mittelpunkt. Rund 70 hochwertige und besondere Tropfen aus den Anbaubereichen Kaiserstuhl, Markgräflerland, Breisgau, Tuniberg und Ortenau können degustiert und gekauft werden. Im offenen Ausschank gibt es diese Weine nicht, flaschenweise können sie aber auch direkt vor Ort getrunken werden. Im Obergeschoss wird es zudem regelmäßige Proben zu weinfachlichen oder saisonalen Themen geben. „Wir sehen die Alte Wache als Botschafterin, die ihre Begeisterung und Leidenschaft für den badischen Wein an die Kunden weitergibt und die Weinschätze Badens in einem einzigartigen Ambiente erlebbar macht“, sagt die Alte-Wache-Geschäftsführerin Alixe Winter. Das spiegelt sich auch im neuen Markenauftritt. Ein großes historisches „W“ ist das neue Markenzeichen. Das neue Logo greift mit den Farben Rot und Weiß auch die Farben des Freiburger Stadtwappens auf. Freiburg ist in Deutschland die Großstadt mit der größten Weinbaufläche. bib

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Umbau für 1,2 Millionen Euro ach einer dreimonatigen Umbauphase öffnet die Alte Wache am Freiburger Münsterplatz am 20. März wieder ihre Türen. Die Kunden können dann auf den beiden völlig neu gestalteten Etagen Weine probieren und kaufen. Die Alte Wache, gegründet 1996, investierte 1,2 Millionen Euro in die Frischzellenkur.



Tourismus

Viele Schlüssel bleiben hängen: Freiburgs Hotels trugen nur wenig zum Wachstum bei.

730 Millionen Euro durch Touristen

Trotz Übernachtungs-Rekord: Freiburgs Hotellerie blickt sorgenvoll in die Zukunft

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Foto: © freepik.com/rokya7oda

reiburg bleibt ein beliebtes Reiseziel: Rund 1,82 Millionen Menschen übernachteten vergangenes Jahr in Freiburgs Hotels, Gasthöfen, Pensionen, Campingplätzen und Jugendherbergen mit jeweils mehr als zehn Betten. Das entspricht einem Wachstum von 6,7 Prozent im Vergleich zum Rekordjahr 2018. Hotels verzeichneten dabei nur einen Anstieg von 1,2 Prozent, gerade in privat geführten Betrieben blieben viele Betten leer. Und im Stadtgebiet sollen bis 2021 noch mal mehr als 1300 neue Schlaf­ möglichkeiten hinzukommen. „Wir sind weg davon, Rekorde zu vermelden“, sagte Franziska Pankow, Abteilungsleiterin Tourismus, Convention Bureau & Events bei der Freiburg Wirtschaft Touristik und Messe GmbH (FWTM), vor Journalisten zur neuen Bestmarke. Die Herausforderungen in dem Sektor seien schließlich nicht weniger geworden. So lag die Bettenauslastung der Freiburger Hotellerie 2019 zwar mit 57,76 Prozent 1,3 Punkte über dem Vorjahresergebnis, laut Astrid Späth, Geschäftsführerin des Hotel Victoria an der Eisenbahnstraße, spiegeln die Zahlen aber nicht die ganze Wahrheit: Manche Betriebe in Freiburg verzeichneten bis zu 20 Prozent weniger Auslastung. „Es hat uns kalt erwischt, viele Zimmer bleiben

frei. Wir hatten Zeiten, da waren wir alle ausgebucht. Nun beschäftigen wir uns damit, Kronleuchter zu putzen“, sagt sie. Neben dem allgegenwärtigen Fachkräftemangel knabbere die Branche auch an gestiegenen Kosten: „Vom Brötchen bis zur Wäscherei“ – alles werde teurer. Mit den Besuchern steigt auch die Anzahl der Betten. Waren es in Freiburg 2016 noch 5260, zählt die Statistik fürs abgelaufene Jahr schon 6418 Schlafgelegenheiten. Ein Ende ist erst mal nicht in Sicht: Im Stadtgebiet sollen bis 2021 mehr als 1300 neue Betten hinzukommen. „Dann werde ich den Gürtel enger schnallen müssen“, kommentiert Jurek Trumpfheller, Leiter des Hampton by Hilton Hotel am Freiburger Güterbahnhofsareal. Allein dort wird sich die Zimmerzahl noch bis Jahresende von 400 auf 800 verdoppeln. „Freiburg ist auf Listen attraktiv“, so FWTM-Geschäftsführerin Hanna Böhme. Diesen Markt möchte Josef Dold, Vorsitzender Tourismus und Hotellerie des Deutschen Hotel- und Gaststättenverbandes (DEHOGA) Baden-Württemberg, nicht sich selbst überlassen: „Freiburg braucht ein Konzept, um Investitionen zu steuern.“ Auch ohne Konzept ist der Tourismus ein wichtiges wirtschaftliches Standbein: 729,1 Millionen Euro setzte der gesamte Freiburger Übernachtungsmarkt laut einer Studie des Deutschen Wirtschafts-

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wissenschaftlichen Instituts für Fremdenverkehr (DWIF) vor Steuern um. Darin enthalten sind auch Betriebe, die vom Tourismus indirekt profitieren: Taxiunternehmen, Museen oder der Einzelhandel. Abzüglich Vorleistungen in Form von Strom oder dem Frühstücksbrötchen für den Hotelgast, stehen am Ende der Wertschöpfungskette noch 330,9 Millionen Euro. Ein vergleichsweise hoher Wert: Gemessen am durchschnittlichen Freiburger Einkommen von 26.718 Euro pro Kopf, leben rund 12.390 Menschen in der Stadt ausschließlich vom Tourismus. Damit liegt Freiburg mit 5,5 Prozent über dem Landesschnitt von vier Prozent. Besonders beliebt war Freiburg 2019 bei Touristen aus der Schweiz (145.194 Übernachtungsgäste), Spanien (49.463) und Frankreich (47.044). Rückläufig hingegen waren die Besucherzahlen aus den USA (- 11,6 Prozent auf 32.462), dem Vereinten Königreich (- 10,5 Prozent auf 27.655) und den Arabischen Golfstaaten (- 16,7 Prozent auf 16.834). „Wir können uns das nur mit der weltpolitischen Lage erklären“, kommentiert Pankow. Nicht in diesen Zahlen enthalten sind Angebote von Internet-Anbietern wie Airbnb. Schätzungen des DWIF zufolge stiegen in den bis zu 900 untervermieteten Privatwohnungen im Stadtgebiet noch einmal 1,4 Millionen Besucher ab.

Philip Thomas


Tourismus

Malerisch: Der Schwarzwald, hier mit dem Kapfenhof in St. Peter, geizt nicht mit Reizen.

Run auf die Region Der Südwesten wirkt auf Touristen magnetisch

Foto: © Hochschwarzwald Tourismus GmbH

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ie in Freiburg auch neuer Rekord für den Tourismus im Schwarzwald: Die Zahl der Übernachtungen kletterte im Vergleich zu 2018 nach Angaben des Statistischen Landesamtes um fast 565.000 auf 22,772 Millionen, die Gästeankünfte in den gewerblichen Betrieben im Schwarzwald um rund 271.000 auf 8,898 Millionen Urlauber. Die Zahlen gelten für Betriebe mit mindestens zehn Betten.

lionen lag. Davon profitierten nicht nur die im Tourismus direkt Beschäftigten: „Der Tourismus sichert auch mehr als 100.000 Arbeitsplätze in den Zulieferbetrieben und bei Dienstleistern in der Region.“ Im Ländle insgesamt gab es ein Übernachtungsplus von 4,2 Prozent, allein im Stadtkreis Stuttgart wurden 4,08 Millionen Übernachtungen ge-

Die Ferienregion Schwarzwald hatte im vergangenen Dezember 157.859 Betten in 2845 gewerblichen Betrieben, 91.000 davon in 1843 Hotels. Im Schnitt waren die Betten zu 39 Prozent belegt, in den Hotels an 44 von 100 Tagen. Zudem gibt es noch etwa 8000 weitere Gastgeber und Privatvermieter mit weniger als zehn Betten. Hansjörg Mair, Geschäftsführer der Schwarzwald Tourismus GmbH, geht deshalb davon aus, dass die Gesamtzahl der Übernachtungen im Schwarzwald bei mehr als 40 Mil-

zählt. 1,45 Millionen Gäste besuchten den Landkreis Breisgau-Hochschwarzwald, ein Plus von drei Prozent. Die Zahl der Übernachtungen legte um 2,2 Prozent zu und kratzt mit 4,98 Millionen an der 5-Millionen-Marke. Der Landkreis Lörrach legte bei 575.000 Ankünften um 7,2 Prozent und bei 1,35 Millionen Übernachtungen 4,8 Prozent zu. Der Landkreis Emmendingen verbuchte bei den Gästen ein Plus von 7,2 Prozent auf 296.000, bei den Übernachtungen eines von 6,1 Prozent auf 695.000.

Tourismus sichert 100.000 Arbeitsplätze

Auch der Ortenaukreis begrüßte mit 1,91 Millionen deutlich mehr Gäste­ (+ 5,9 Prozent) und mehr Nächte (4,04 Millionen, + 5,1 Prozent). Der Kreis Waldshut zählte 403.000 Touristen (+ 4,3 Prozent), die im Schnitt 2,1 Mal übernachteten, in den Schwarzwald-Baar-Kreis kamen 498.000 Gäste (+ 3,3 Prozent) mit 1,69 Millionen Übernachtungen (+ 2 Prozent). Erstmals gibt es auch belastbare Zahlen zum Nationalpark Schwarzwald. Die liegen nach Erhebungen der Uni Heidelberg zwischen 1. Juli 2018 und 30. Juni 2019 mit 780.000 Gästen deutlich höher als bisher nur geschätzt (400.000 bis 600.000). Die Besucher wurden mithilfe von Wärmesensoren erfasst. Diese Daten wurden von Mitarbeitern des Nationalparks zusätzlich an zwei ausgewählten Tagen durch persönliche Zählungen erhärtet. Die Tourismusregion macht vor den Landesgrenzen nicht Halt: Die Stadt Basel stellte mit 1,432 Millionen Besuchern (+ 2,7 Prozent) den 14. Übernachtungsrekord in Folge auf. 200.000 kamen aus Deutschland.

bib

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Gastronomie

Die Zeiten ändern sich: War man eben noch auf Sterneniveau, gibt es nun auch frustrierte Köche. In ist heute eine nachhaltige, kreativ-moderne Küche.

Triumph, Tristesse und neue Trends

Warum Schwarzer Adler und Zirbelstube auf einmal keinen Stern mehr haben

Fotos: © iStock.com/FG Trade, iStock.com/MykolaSenyuk

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ie diesjährige Verleihung der Michelin-Sterne zeigt, wie sich die Ansprüche an die Spitzengastronomie gewandelt haben – was auch erklärt, warum der „Schwarze Adler“ und die „Zirbelstube“ auf einmal nicht mehr en vogue sind.

So nun auch in Südbaden, wo man weder in der „Zirbelstube“ des Freiburger Hotels Colombi noch im „Schwarzen Adler“ des Oberbergener Winzers und Fußballfunktionärs Fritz Keller eine Ahnung hat, warum nach so vielen Jahren nun der Stern, diese Anerkennung, auf einmal aber-

Alle Jahre wieder liegen Triumph und Tristesse so eng beieinander, alle Jahre wieder verleiht der Gourmetführer Guide-Michelin seine Sterne, seit 2019 tut er das nicht mehr im November, sondern im März. Alle Jahre wieder heißt es zugleich: Allmacht und Ahnungslosigkeit. Denn die Tester, die sich Inspektoren nennen und stets anonym zum Speisen und zum Bewerten in die einschlägigen Lokale gehen, lassen sich nun mal nicht in die Karten schauen – und lassen mitunter manchen Koch ratlos oder gar verärgert zurück.

Lag es am Personalwechsel in der Küche? kannt worden ist. Lag es daran, dass dort unlängst die Chefs gewechselt hatten, von Anibal Strubinger auf Christian Baur im Kaiserstuhl und von Alfred Klink auf Harald Derfuß in Freiburg? Im Fall der „Zirbelstube“ jedenfalls konstatiert ein Leser der Badischen Zeitung einen „Verlust der Tiefe der

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Aromen“. Zwei weitere Sterne wurden in Südbaden gestrichen: der des „Wilden Ritter“ in Durbach und der des „s’Herrehus“ in Freiburg-Munzingen. Beide Häuser haben neue Konzepte (in Munzingen heißt das Restaurant nun wenig inspirierend „Regional“), beide schmerzt der Verlust nicht. Den „Schwarzen Adler“ und die „Zirbelstube“ aber schon, die für sich in Anspruch nehmen, Gastgeber auf Sterneniveau zu sein – wie sie es seit Jahrzehnten praktizieren. Liegt es also daran, dass die Zeiten jetzt andere sind? Bei der diesjährigen Sternevergabe sind jedenfalls mehrere Trends augenfällig: Zum einen der vom Land in die Stadt, der Trend einer Urbanisierung der Spitzengastronomie. Jüngstes Beispiel sind die drei Sterne für Marco Müller vom „Rutz“ in Berlin, das sich vom belächelten


Gastronomie

Currywurst- und Döner-Standort zur Hauptstadt der Feinschmeckerei, wie es jedenfalls die FAZ nennt, gemausert hat. Frankfurt, Stuttgart, Hamburg und Hannover haben ebenfalls zugelegt. Lange war der deutsche Südwesten aufgrund der kulinarischen Grenznähe zu Frankreich das Nonplusultra der Gourmetszene, doch der Akzent hat sich in der globalisierten Welt verschoben, der Küchenstil ist nun nicht mehr ausschließlich „klassisch-französisch“, sondern auch „kreativ-modern“. Spitzenkochs holen heute ihre Inspirationen von überall her, die nordeuropäische Küche steht derzeit hoch im Kurs. Während es im „Schwarzen Adler“ also Froschschenkel und bretonischen Hummer gibt und dort

En vogue: Casual fine dining am bewusst konservativen Profil festgehalten wird, bieten Köche wie Marco Müller Gerichte an wie etwa Muscheln mit Bohnenkraut, Kohlrabi und Holundermilch. Die Klimadebatte hat ebenfalls Niederschlag gefunden. „Immer wichtiger für die deutsche Spitzengastronomie wird auch das Thema Nachhaltigkeit. Dies betrifft Herkunft und Transportwege der Produkte ebenso wie die Art des Anbaus, Tierhaltung oder Verarbeitung“, lässt Michelin verlauten. Auch, ob die Speisen gesund seien, würde nun berücksichtigt. Ein weiterer globaler Trend, der bislang kaum in Südbaden angekommen ist, lautet Casual Fine Dining, was soviel bedeutet wie kulinarischer Genuss auf hohem Niveau in l­egerer, lockerer Atmosphäre. Die Hemmschwelle, so der Guide Michelin, solle gesenkt werden. In den großen Städten sucht man in den Sternerestaurants Krawatten meist vergeblich, die Gäste sind in der Regel zwischen 30 und 50 und manche Gastgeber verzichten gar auf Tischdecken. Dafür kommt zu später Stunde ein Discjockey mit elektronischer Musik – für Traditionshäuser wie die „Zirbelstube“ und den „Schwarzen Adler“ schwer vorzustellen. Muss sich das selbsternannte Genießerland BadenWürttemberg nun Sorgen machen? Noch dazu ist ja Baiersbronn verloren gegangen: die „Schwarzwaldstube“ (drei Sterne) und die „Köhlerstube“ (ein Stern) sind im Januar abgebrannt und wurden nicht mehr berücksichtigt. Doch Endzeitstimmung ist nicht angebracht. Denn mit 77 Sterne-Restaurants ist man im Südwesten vor Bayern (52) und NRW (48) nach wie vor Spitzenreiter in Deutschland. Und es rücken neue Helden am Herd nach: in Blansingen bei Efringen-Kirchen ist es die „Traube“, in Hinterzarten ­„Oscars Fine Dining“ im Hotel Adler und in Donaueschingen das „Ösch Noir“. Augenfällig auch hier: die neu ausgezeichneten Sterneköche sind allesamt noch jung.

Dominik Bloedner

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Arbeitsmarkt

„Der Schaden wird massiv sein“ Südbadens Wirtschaft fürchtet Einbußen durch die Corona-Epidemie

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ie Welt rüstet sich gegen das Coronavirus. Schutzmaßnahmen wie geschlossene Büros, abgeriegelte Landstriche und leere Lage­ r­ hallen gehen auf Kosten der Wirtschaft. Chinas Exporte sind im Januar und Februar im Vergleich zum Vorjahr um 17,2 Prozent auf 259 Milliarden Euro eingebrochen. In Norditalien wurden bis in den Sommer mehr als 90 Prozent der Hotelbuchungen storniert, das entspricht einem Verlust von täglich etwa drei Millionen Euro. Das Ausmaß für Südbaden ist noch nicht abzusehen. Vertreter aus Tourismus, Wirtschaft und Kultur schlagen aber Alarm. Rund 98.500 Menschen in Deutschland haben sich während der aktuellen Grippesaison mit Influenza angesteckt. 161 sind daran gestorben. Bei einer besonders heftigen Form der Grippe starben in den Jahren 2017 und 2018 laut RobertKoch-Institut (RKI) mehr als 25.000 Bundesbürger. Die nationale Wirtschaft blieb davon ebenso unbeeindruckt wie von dem weltweiten SARS-Ausbruch von 2002 und 2003, bei dem insgesamt 774 Tote gezählt wurden. Bei der aktuellen Covid-19-Epidemie ist das anders. „Im Vergleich zu SARS sind die Auswirkungen vor allem deshalb stärker, weil damals die Maßnahmen viel weniger drastisch waren. Es wurden keine Millionenstädte von der Außenwelt abgeschnitten oder wochenlang Produktionen gestoppt“, erklärt Susi Tölzel, Referentin Auslandsmärkte und Zoll bei der IHK Südlicher Oberrhein. Und das wiederum hat Auswirkungen auf die Börse: Durch die Lungenkrankheit fiel der deutsche Leitindex Dax zwischendurch auf den niedrigsten Stand seit Oktober 2019, der S&P 500, Index der 500 größten börsennotierten Unternehmen der USA, hat seit 19. Februar mehr als zehn Prozent an Wert verloren. Michael Bissinger, Aktienstratege der DZ Bank, schließt einen Kurseinbruch von 30 Prozent beim Dax nicht aus. Und: Gegen kranke Mitarbeiter oder Produktionsausfälle hilft kein Konjunkturprogramm.

Bereits am 27. Februar blieben die 250 Angestellten der Freiburger Firma Thermo Fischer Scientific wegen eines Verdachtsfalls zu Hause. Betriebe zahlen in so einem Fall trotzdem Lohn: Laut dem Arbeitsrechtsexperten Simon Fischer von der SRH Fernhochschule in Riedlingen müssen Arbeitgeber auch dann Gehalt bezahlen, wenn die Tore des Betriebs geschlossen bleiben. Auch Messen und Veranstaltungen fallen dem Virus zum Opfer. In Stuttgart wurden die Bildungsmesse­ „Didacta“ sowie die „Logimat“ auf Anordnung des Gesundheitsamtes Esslingen abgesagt. Ebenfalls auf Weisung gecancelt wurde die Verbrauchermesse „Regio-Messe“ in Lörrach durch das Landratsamt Hochrhein. In dessen Zuständigkeitsgebiet stehen Veranstaltungen mit mehr als 200 Personen unter Beobachtung, Events mit mehr als 1000 Teilnehmern wurden im Zuständigkeitsgebiet untersagt. So weit ist es in Freiburg zum Redaktionsschluss nicht: „Alles geht seinen gewohnten Gang“, sagt Daniel Strowitzki, Geschäftsführer der Freiburger Messegesellschaft FWTM. Alle Veranstaltungen wie die „Baby und Kind“ oder die „Automobil“-Ausstellungen finden wie geplant statt. „Stand jetzt“, ergänzt er am 5. März. Die Lage könne sich jederzeit ändern. „Es herrscht aber eine Verunsicherung“, so der 46-Jährige. Auf der AutomobilMesse sei durch Corona bereits ein Besucherrückgang festzustellen. Die Veranstalter rechneten mit 20.000 Besuchern. Erschienen seien etwas mehr als 14.000. Auch der Wirtschaftsverband WVIB Schwarzwald AG mit Sitz in Freiburg, 1044 produzierenden Unternehmen, 350.000 Beschäftigten und weltweit 74 Milliarden Euro Umsatz, rechnet mit Einbußen: „Der wirtschaftliche Schaden wird lokal wie global massiv sein“, sagt Hauptgeschäftsführer Christoph Münzer. Bei der Corona-Epidemie handelt es sich laut Münzer zwar um „höhere Gewalt“ – Strafzahlungen

14.000 statt 20.000 Besucher auf der Messe

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Arbeitsmarkt

stünden also nicht unmittelbar im Raum. Laut IHK kann das im Falle eines Rechtsstreits allerdings erst dann geltend gemacht werden, wenn ganze Landstriche – wie in China und Italien – abgeriegelt werden. Die wirtschaftlichen Schäden für Südbaden – allein durch die Unterbrechung von Handelsbeziehungen in diese­ Regionen – lassen sich noch nicht genau beziffern. „Wir haben viele Firmen mit Lieferverflechtungen und Geschäftsbeziehungen aller Art nach und von China oder Italien. Über Zahlen zu Geschäftsverbindungen unserer Unternehmen nach Italien und China können wir keine seriöse Aussage treffen“, sagt Tölzel von der IHK. Eine Umfrage der IHK ergab, dass 29,2 Prozent der Unternehmen (76 der Antwortenden) Umsatzeinbußen durch das Coronavirus haben, 29,4 Prozent der Unternehmen melden Lieferengpässe durch das Virus und 48,1 Prozent der Unternehmen verzichten derzeit auf Geschäftsreisen. Zahlreiche Lieferbeziehungen seien dank hoher Lagerbestände zwar noch intakt, „aber so manche Lieferkette ist bereits unterbrochen“, so Münzer. Das habe Folgen, wie etwa Kurzarbeit, die nicht so schnell wieder ausgeglichen werden könnten. Laut der Agentur für Arbeit Freiburg kann der Erreger durch Lieferengpässe oder Schutzmaßnahmen bei Betrieben tatsächlich „erhebliche Arbeitsausfälle“ verursachen. Bereits im Februar habe das erste Unternehmen im Agenturbezirk Beratungsbedarf zu Kurzarbeit angemeldet, weil es im Zusammenhang mit der drohenden Pandemie Arbeitsausfälle befürchtet. Auch der lokale Kulturbetrieb ist betroffen. Das Freiburger Barockorchester plante im Januar eine Tour nach Hongkong und Seoul. Alle vier Konzerte wurden abgesagt. „Niemand möchte für eine weitere Ansteckungswelle in Städten wie Hongkong oder Seoul mit mehreren Millionen Einwohnern verantwortlich sein“, so Martin Bail, Sprecher des Orchesters. Es komme für Künstler, Agenturen und Veranstalter unter Umständen zu „gravierenden finanziellen Auswirkungen“. Anderen Organisatoren wird diese Entscheidung abgenommen: Der Karneval im elsässischen Rosheim wurde nach einem Beschluss der Präfektur wegen Corona verboten. Der Freiburger Oberbürgermeister Martin Horn betonte am 3. März auf einer eigens einberufenen Pressekonferenz, dass es noch keine Veranlassung gebe, öffentliche Events seitens der Stadt abzusagen: „Es gibt unsererseits keine Maßnahmen, das ist Sache der Veranstalter.“ Die für den Breisgau-Hochschwarzwald zuständige Landrätin Dorothea Störr-Ritter will sich diesbezüglich an Empfehlungen des Robert-Koch-Instituts halten. Sollte sich die Lage ändern, müssen laut Horn entsprechende Maßnahmen diskutiert werden. Stefan Pawellek und Philip Thomas

Arbeitsmarkt weiter stabil Beschäftigungslosenquote sinkt auf 3,6 Prozent

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ie Zahl der Arbeitslosen in Freiburg sowie den Landkreisen Breisgau-Hochschwarzwald und Emmendingen ist im Februar leicht gesunken. Insgesamt waren im Einzugsgebiet der betreffenden Agenturen 13.227 Männer und Frauen ohne Beschäftigung. Das entspricht einer Arbeitslosenquote von 3,6 Prozent und einem Rückgang von 0,1 Prozent im Vergleich zum Vormonat. Die Jugendarbeitslosigkeit liegt derweil unverändert bei 2,3 Prozent. „Die Zahlen für Februar sind erfreulich und unterstreichen einmal mehr, dass der Arbeitsmarkt im Agenturbezirk sehr stabil ist“, sagt der Vorsitzende der Geschäftsführung der Agentur für Arbeit Freiburg, Christian Ramm. Nach einem schwachen Start zum Jahresbeginn habe die Arbeitskräftenachfrage spürbar angezogen. Insgesamt meldeten sich 3367 Personen neu oder erneut arbeitslos. Im gleichen Zeitraum beendeten 3686 Menschen ihre Arbeitslosigkeit. Mit der Frühjahrsbelebung soll die Arbeitslosigkeit noch weiter sinken. pt Anzeige

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Luftverkehr

Zwischen Rekorden und Ambitionen

EuroAirport landet bei 9,1 Millionen Passagieren

Beliebt: Der binationale Flughafen wird von immer mehr Passagieren genutzt, muss nun verstärkt in Lärmschutz investieren und seinen eigenen CO2-Fußabdruck verringern.

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Foto: © EuroAirport

er EuroAirport BaselMulhouse-Freiburg (EAP) hat im vergangenen Jahr 9,1 Millionen Fluggäste gezählt und damit erneut einen Rekord auf die Landebahn gelegt. Mindestens so sehr wie mit den Bilanzzahlen beschäftigt sich Flughafen-Direktor Matthias Suhr derzeit mit der nachhaltigen Entwicklung. Dabei geht es vor allem um die Lärmreduktion und den eigenen CO2-Fußabdruck.

Nun ist auch die Neun-MillionenSchallmauer durchbrochen. Die Passagierzahl legte im Vergleich zu 2018 um eine halbe Million (6,1 Prozent) auf 9,1 Millionen zu. Die Zahl der kommerziellen Flugbewegungen (Starts und Landungen von Passagier- und Frachtflügen inkl. Charter) stieg um 3,4 Prozent auf 81.533. Ein zweiprozentiges Plus gab es bei der regionalen Expressfracht, das Frachtgeschäft insgesamt sackte um 3,7 Prozent auf 106.075 Tonnen ab.

Der binationale Flughafen ist erfolgreich und dieser Erfolg hat seinen Preis: Deswegen setzen Kapitän Suhr und seine Mannschaft schon länger viele Hebel in Bewegung, um die Belastungen der Anrainer in Grenzen zu halten. Es geht dabei um die Balance zwischen den Bilanzzahlen und der Verantwortung als einer der größten Arbeitgeber in der trinationalen Region auf der einen Seite, aber auch den Schutzbedürfnissen der

Gerangel um die Geisterstunde Anrainer und einer immer umweltbewussteren Bevölkerung auf der anderen. Deswegen hatte der Verwaltungsrat um Präsident Luc Gaillet und Vizepräsident Raymond Cron im vergangenen Juni die ambitionierte Strategie 2030 verabschiedet. Die zentrale Herausforderung: weniger Flüge und damit mehr Lärmschutz zwischen 23 und 24 Uhr. Die im Frühjahr 2018 ausgegebenen

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Ziele – Stabilisierung der Flugzahlen und Halbierung der Starts Richtung Süden bezogen auf 2017 – konnte der EAP aus eigener Kraft bisher nicht erreichen. „Allein die katastrophale Situation mangelnder Kapazitäten der europäischen Flugsicherung in 2018 hat dazu geführt, dass die planerischen Einsparungen durch reale Verspätungssituationen überkompensiert worden sind“, so Marketing-Direktor Mario Eland. Die Situation habe sich zwar 2019 verbessert, aber die Pünktlichkeit der Flüge im europäischen Luftraum sei nach wie vor „aufgrund anhaltenden Personalmangels an Fluglotsen vor allem in Deutschland und Frankreich mangelhaft“. Suhr und der Verwaltungsrat werden bereits im Frühling bei den französischen Luftfahrtbehörden verstärkte Lärmschutzmaßnahmen beantragen. Ein Vorgang, der, gestützt auf eine EU-Verordnung, wohl so viel Papier evozieren wird, dass man einen eigenen Frachtflieger damit füllen könnte.


Luftverkehr

Eine Voraussetzung dafür ist aber bereits geschaffen: Seit September wurden von zwei unabhängigen Beratungsfirmen mehr als 90 Flughafenpartner angehört: Vertreter von Gemeinden, Kantonen, Fluggesellschaften und Anwohnerverbänden. Zudem soll – als Voraussetzung für weiteres Wachstum – eine sogenannte begrenzende Lärmkurve definiert werden, erzählt Eland. Diese bildet den maximal zulässigen Lärm ab, der auch bei weiter steigenden Passagierzahlen nicht überschritten werden darf. Dieses im französischen Lärmvorsorgeplan PPBE ursprünglich für 2022 vorgesehene Verfahren ist nun vorgezogen worden. Beim eigenen CO2-Fußabdruck hat der EAP als Ziel ausgegeben, die Emissionen pro Verkehrseinheit (ein Passagier oder 100 Kilo Fracht) bis 2022 um 20 Prozent gegenüber 2015 zu senken. Damals lag der Wert pro

Einheit bei 560 Gramm. 2022 darf er mithin nur bei 450 Gramm liegen. „Ich denke, dass wir diesen Wert bereits im vergangenen Jahr erreicht haben“, sagt Eland. Endgültige Zahlen lägen aber noch nicht vor. 2015 lagen die gesamten Treibhausgasemissionen aller 100 Unternehmen am Flughafen nach einer Studie der

Mehr Grünstrom, mehr E-Autos ATMO Grand Est bei 24.200 Tonnen – wobei auf den reinen Flugbetrieb nur 4200 Tonnen entfielen. Seither hat der EAP seine Emissionen, etwa durch den vermehrten Einkauf von grünem Strom und mehr E-Autos in der Flotte, jedes Jahr um ein Prozent verringert. Drei Viertel des eigenen Fußabdrucks gehen aufs Konto von Strom- und Gasverbräuchen. Im laufenden Jahr

will die Flughafengesellschaft noch mehr Erdgas- und E-Fahrzeuge einflotten und auch mehr grünen Strom kaufen. Nach 2022 sollen schrittweise alle Partnerunternehmen in die Pflicht genommen werden. „Einen Vorreiter haben wir mit easyJet, der seit November 2019 seinen gesamten Kerosinverbrauch durch Förderung von Substitutions- oder Energiesparprojekten kompensiert“, sagt Eland. Positiv auf die CO2-Bilanz wird vor allem der geplante Bahnanschluss (Bauzeit: 2024 bis 2028) wirken, der „zu einer markanten Verlagerung des Straßenverkehrs auf die Schiene führen“ werde. Aber erst deutlich nach 2022. Im vergangenen Juli wurde der EuroAirport von unabhängigen Experten der Air Transport Research Society (ATRS) als effizientester europäischer Flughafen bis 15 Millionen Passagiere ausgezeichnet.

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Menschen und Meldungen

Wachstumsmotor für den Mittelstand Die S-Beteiligung stützt mit 1,3 Millionen Euro das Ergebnis der Sparkasse

Handlungsstark: Hermann Dittmers und Nicolai Gerig. Foto: © bar FREIBURG. Die Beteiligungsgesellschaft der Freiburger Sparkasse (SBG) hat im vergangenen Jahr mit sechs Beschäftigten gut 1,3 Millionen Euro Gewinn vor Zinsen und Steuern erwirtschaftet. „Es war ein ziemlich gutes Jahr“, sagt Geschäftsführer Hermann Dittmers beim Redaktionsbesuch. Es wäre noch deutlich besser geworden: Aber eine Insolvenz im Bereich der Elektromobilität schlug sich mit 500.000 Euro negativ in den Büchern nieder, wie Prokurist Nicolai Gerig berichtet. So lag der Umsatz bei 2,8 Millionen Euro. Ende vergangenen Jahres war die S-Beteiligung mit 40 Einzelengagements an 30 Unternehmen beteiligt. Mit maximal zehn Prozent. Das Portfolio ist breit gefächert. Zu den Beteiligungen zählen etwa Streit Service & Solution, Burger Druck, Welte Fahrzeugbau, die Mooswaldklinik oder die Kern AG. Zwei Beteiligungen verkauften Dittmers und sein Team – mit gutem Ertrag. Vom Jahresergebnis wandern 822.000 Euro Gewinn (2018: 742.000) direkt und weitgehend ertragssteuerfrei in die Bilanz von Sparkassen-Chef Marcel Thimm, zudem 480.000 Euro an Zinsen.

Die SBG wird immer dann vom regionalen Mittelstand gerufen, wenn Unternehmer Wachstum finanzieren wollen – im eigenen Betrieb oder durch Übernahmen – und dafür frisches Eigenkapital benötigen. Banken können das Wachstum meist nicht oder nur schlecht finanzieren, weil dieses oft eine Wette auf die Zukunft ist – und die nötigen Sicherheiten dafür entweder fehlen oder der Unternehmer diese anderweitig benötigt. So ist die SBG durchaus ein Glied in der Wertschöpfungskette in der Region. „Wir sind ein kleiner Wachstumsmotor für den Mittelstand“, so Dittmers. Nur vereinzelt, wie unlängst am Bodensee, engagiert sich die Beteiligungsgesellschaft auch außerhalb des Geschäftsgebiets ihrer Mutter. Werden die Summen zu hoch (das eigene Limit liegt pro Beteiligung bei 1,5 Millionen Euro), kooperiert die SBG mit anderen Kapitalgebern – etwa mit der MGB Baden-Württemberg. Die Beteiligungen sind entweder still (dann kassiert die SBG Zinsen aufs eingelegte Kapital) oder offen (dann geht es um Ausschüttungen oder Dividenden). Eins ist aber immer klar. „Bei uns bleiben die Unternehmer immer Herr im eigenen Haus“, sagt Dittmers. Und wenn der Unternehmer den Gewinn des Jahres eben nicht komplett ausschütten möchte, sei das kein Problem. Das ist nur ein Unterschied zu den am Markt derzeit aggressiv auftretenden Venture-Capital-Anbietern. Ein zweiter: „Wir verkaufen unsere Anteile immer nur an die Unternehmer selbst zurück und nicht an einen Dritten“, so Gerig. Nachdem das Volumen der fünf neuen Beteiligungen im vergangenen Jahr bei rund zwei Millionen Euro lag, führen Dittmers und Gerig derzeit mit fünf Unternehmen Gespräche über insgesamt vier Millionen. bar

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Fischer ausgezeichnet FREIBURG. Die Unternehmensgruppe Fischer mit Standorten in Freiburg und Denzlingen steigerte ihren Umsatz 2019 im Vergleich zum Vorjahr um 23 auf 887 Millionen Euro. Der Konzern wurde zum fünften Mal in Folge bei einer bundesweiten Umfrage unter Arbeitnehmern (die der FOCUS veröffentlichte) als „TOP Nationaler Arbeitgeber“ ausgezeichnet. Und auch auf Kundenseite punktet Fischer: Laut einer neuen Verbraucherumfrage von FOCUS Money gehört das Unternehmen zum vierten Mal zu den „Beliebtesten Familienunternehmen“. Die Gruppe mit Stammsitz in Waldachtal, Nordschwarzwald, beschäftigt weltweit rund 5200 Mitarbeiter, in Denzlingen 160, in Freiburg 125.

Energiedienst steigert Umsatz L AUFENBURG. Die deutschschweiz­erische Energiedienst-Gruppe hat im vergangenen Jahr mit 987 Beschäftigen Nettoerlöse in Höhe von 942 Millionen Euro erwirtschaftet, gut fünf Prozent oder 46 Millionen Euro mehr als 2018. Wegen Einmaleffekten bei Rückstellungen fürs Personal brach aber der Gewinn um drei auf zehn Millionen Euro ein. „2019 war für uns ein gutes Jahr. Wir haben operativ ein ordentliches Ergebnis erwirtschaftet und sehen uns mit Ökostrom aus Wasserkraft, Netzgeschäft sowie unseren Angeboten in den Bereichen Wärme, Elektromobilität und Photovoltaik gut für die Zukunft gerüstet“, kommentierte Jörg Reichert, Vorsitzender der Geschäftsleitung der Energiedienst Holding AG. Die Gruppe verkaufte 2019 rund 8,4 Milliarden Kilowattstunden Strom. Der Absatz von Ökostrom aus Wasserkraft unter der Marke NaturEnergie steigerte sich in Deutschland und der Schweiz um jeweils über vier Prozent. Bei Geschäftskunden in Deutschland wuchs der Absatz von Ökostrom stark um 20 Prozent. Die Nettoinvestitionen lagen 2019 mit rund 53 Millionen Euro leicht unter dem Niveau des Vorjahres.


Menschen und Meldungen

Haufe Group besser als Springer

Bugyi folgt auf Küppers

FREIBURG. Der Award „Digital Transformer of the Year“ 2019 in der Kategorie „Medien“ geht an die Haufe Group. Das Unternehmen erhält die Auszeichnung zum zweiten Mal für seine Vorreiterrolle in der digitalen Transformation und setzte sich nicht zuletzt gegen die Mitnominierten Axel Springer und Ströer durch. Für ihren radikalen Wandel vom ehemals klassischen Verlagshaus zum erfolgreichen Softwareund Lösungsanbieter hatte die Haufe Group bereits 2017 den Award „Digital Transformer of the Year“ erhalten. Nun hat die gleichnamige Initiative die Unternehmensgruppe für ihre vorbildhaften Transformationsleistungen erneut ausgezeichnet. Haufe mit Hauptsitz in Freiburg setzte im vergangenen Geschäftsjahr (Juli 2018 bis Juni 2019) mit rund 2000 Mitarbeitern 407 Millionen Euro um.

FREIBURG. Rafal Bugyi ist neuer Chef von TrumpfHüttinger in Freiburg. Der 53-Jährige beerbt damit Till Küppers, der in die Geschäftsführung des Mutterkonzerns nach Ditzingen gewechselt ist. Bugyi war bis Juni 2019 Geschäftsführer bei Trumpf Hüttinger in Polen und hatte im Juli als Technischer Geschäftsführer in Freiburg angefangen. Die Freiburger Trumpf-Hüttinger-Niederlassung hat zum Jahresbeginn die HBH Microwave GmbH in Stutensee bei Karlsruhe übernommen. Zum Kaufpreis gibt es keine Angaben.

Neuer CMO für AVA DENZLINGEN. Die AVA LifeScience GmbH hat zum 1. März ihr Management-Team verstärkt: Der promovierte Mediziner und Physiker Philippe Haas verantwortet seither als Chief Medical Officer (CMO) insbesondere die Entwicklung von medizinisch-strategischen Konzepten und wird den Bereich der Künstlichen Intelligenz aufbauen. Der Facharzt für molekulare Pathologie war bisher CMO für das Diagnostikunternehmen SYNLAB Suisse SA.

SICK AG „Great Place to Work“ WALDKIRCH. Der Sensorhersteller Sick AG ist Ende Februar als einer von „Deutschlands Besten Arbeitgeber 2020” ausgezeichnet worden – insgesamt bereits zum 18. Mal in Folge. Der Auszeichnung vorausgegangen war eine anonyme Befragung von etwa 1000 Sick-Beschäftigten. Das „Kultur Audit“ des „Great Place to Work-Instituts“ bewertete das soziale, ökologische und kulturelle Engagement der SICK AG als „exzellent“. „Es macht uns stolz, seit nunmehr 18 Jahren ein ‚Great Place to Work‘ zu sein“, sagte Cornelia Reinecke, Personalleiterin der SICK AG. Im Geschäftsjahr 2018 beschäftigte SICK knapp 10.000 Mitarbeiter weltweit, davon 5660 an 14 Standorten in Deutschland, und erzielte einen Konzernumsatz von rund 1,6 Milliarden Euro. Anzeige

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Menschen und Meldungen

Bauverein feiert Spatenstich in Schallstadt 13 Millionen Euro für Quartierskonzept SCHALLSTADT. In der neuen Mitte in Schallstadt geht es kräftig voran. Die Vorstände der Genossenschaft Bau­ verein Breisgau, Marc Ullrich und Jörg Straub, gaben jetzt den Startschuss für 33 dauerhaft preisgedämpfte Genossenschaftswohnungen, eine Tagespflegeeinrichtung vom Caritasverband für den Landkreis Breisgau Hochschwarzwald, einen Bürgertreff mit Quartiersraum und Quartiersladen sowie eine Kindertagesstätte in insgesamt drei Gebäuden. Bürgermeister Jörg Czybulka freut sich, dass die Ergebnisse von Gemeinde­ entwicklungskonzept und aktiver Bürgerbeteiligung in partnerschaftlicher Zusammenarbeit mit dem Bauverein umgesetzt werden. Die baden-württembergische Finanzministerin Edith Sitzmann unterstrich den Vorbildcharakter des Projekts für die Region. Das Entwicklungsgebiet in Schallstadt ist in das Landessanierungsprogramm aufgenommen. „Un-

Foto: © BVB

Hoch den Spaten: Finanzministerin Edith Sitzmann (4. v. r.) lobte den Vorbildcharakter des Projekts. Marc Ullrich und Jörg Straub (3. und 2. v. r.) lobten die Kooperation mit der Gemeinde und Bürgermeister Jörg Cybulka (4. v. l.). sere Genossenschaft ist ein Garant für nachhaltig bezahlbares Wohnen“, sagte Ullrich. „Leuchtturmprojekte können entstehen, wenn Genossenschaft und Kommunen wie hier in Schallstadt zusammenarbeiten“, ergänzte

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Straub. Der Bauverein investiert rund 13 Millionen Euro – aus Bordmitteln. Die Wohnungen werden voraussichtlich Anfang 2022 an die neuen Bewohner übergeben. bar


Menschen und Meldungen

Bauunternehmer auf Bewährung

Trafo Schneider verkauft

FREIBURG/EMMENDINGEN. Rund zweieinhalb Jahre lang hatte ein in der Baubranche tätiger 35-jähriger Unternehmer mit Sitz im nördlichen Breisgau die Sozialkassen betrogen und wurde deshalb vom Amtsgericht Emmendingen jetzt zu elf Monaten Freiheitsstrafe verurteilt – ausgesetzt zur Bewährung. Nach Ermittlungen der Finanzkontrolle­ Schwarzarbeit des Hauptzollamts Lörrach hatte der Firmeninhaber für mehrere bei ihm beschäftigte Arbeiter zu geringe oder keine Sozialversicherungsbeiträge entrichtet. Die relativ hohen Umsätze des Unternehmens hätten mit dem gemeldeten Arbeitsumfang niemals erzielt werden können. Das Gericht folgte dem Ermittlungsergebnis der Zöllner, für die neben sichergestellten Geschäftsunterlagen auch die Auswertung von Mobilfunkdaten eindeutige Hinweise auf die betrügerischen Machenschaften des Unternehmers geliefert hatten. Die ermittelten 86.000 Euro Schaden hat der Bauunternehmer nachzuzahlen, daneben werden auch die Berufsgenossenschaft und die Sozialkasse der Bauwirtschaft ihre Ansprüche geltend machen.

MARCH. Die Trafo Schneider GmbH ist an den Elektro­ großhändler Friedrich Streb Franz Bruder GmbH aus Offenburg verkauft. Trafo Schneider baut und handelt Transformatoren und Netzgeräte. Zum Kaufpreis machten die bisherigen Inhaber Marlene und Peter Schneider­ keine Angaben. Anzeigen

VOBA Breisgau-Nord bilanziert stark EMMENDINGEN. Die Volksbank Breisgau Nord hat ihre Bilanzsumme im vergangenen Jahr um fünf Prozent erstmals auf über zwei Milliarden (2,02) Euro gesteigert. Trotz des Niedrigszinszustands steigerte die Bank ihren Zinsertrag leicht auf 36,2 Millionen Euro und den Provisionsertrag auch leicht auf 13,1 Millionen. Weil die Kosten auf 28,9 Millionen Euro sanken, lag das Betriebsergebnis vor Steuern bei 17,1 Millionen Euro und damit 2,2 Millionen über dem Vorjahr. Der Jahresüberschuss steigerte sich um eine auf 8,8 Millionen Euro. Die Genossen beschäftigen 305 (Vorjahr: 314) Menschen und betreiben 19 Geschäftsstellen. Der Vorstand mit dem Vorsitzenden Karl-Heinz Dreher, Patrick Heil, Fritz Schultis und Markus Singler bewertete das Jahr 2019 als erfreulich.

4. VDI regio Career fast ausgebucht FREIBURG. Am 25. April steigt im Konzerthaus Freiburg die 4. VDI regio Career, die einzige grenzüberschreitende Jobmesse für Ingenieure, Techniker und Informatiker in der Region. Die Messe bietet Unternehmen eine Plattform, direkt mit potenziellen Bewerbern aus Südbaden und dem Elsass ins Gespräch zu kommen. „Die Resonanz der ausstellenden Unternehmen auf die VDI regio Career 2018 war durchweg positiv, was sich erfreulicherweise auch in den Buchungszahlen für die 4. Auflage der Messe widerspiegelt“, so Messe-Organisator Dieter Schlegel vom VDI-Bezirksverein Schwarzwald. Es gebe nur noch wenige Standflächen. 2000 Besucher erwartet Schlegel. Der Eintritt ist frei. Info: Unternehmen, die noch einen Stand buchen möchten, wenden sich an Intercongress, Alisa Ganter, Telefon +49-761-69699-240, alisa.ganter@intercongress.de chilli | business im Breisgau | 03.2020 | 27


Menschen und Meldungen

Graf investiert 35 Millionen Euro Neues Rohstoff-Zentrum TENINGEN/HER BOLZHEIM. Die Otto Graf GmbH hat 35 Millionen Euro in ein neues GRAFKompetenzzentrum Rohstoffe in Herbolzheim investiert. Zur feierlichen Eröffnung kamen der baden-württembergische Umweltminister Franz­ Untersteller und der Herbolzheimer Bürgermeister Thomas Gedemer.­ Die Otto Graf GmbH schafft 40 neue Arbeitsplätze. Durch die Aufbereitung und Wiederverwertung von Kunststoff werden eigenen Angaben zufolge pro Jahr 100.000 Tonnen CO2-Emissionen gegenüber der Verwendung von neuen Rohstoffen eingespart. „Das Kompetenzzentrum ist ein wesentlicher Baustein unserer Strategie zur ressourcenschonenden Produktion von Umweltprodukten“, sagte Inhaber und Geschäftsführer Otto P. Graf: „Wir schaffen in der Nähe zu

Fischerei Schwab gewinnt Oscar der Fischbranche FR EIBURG. Das FischMagazin, die internationale Fachzeitschrift für die Fischwirtschaft, zeichnet jährlich herausragende Fisch-Fachgeschäfte und mobile Händler mit dem „Seafood Star“ aus. „Bestes stationäres Fisch-Fachgeschäft“ ist 2020 die Fischerei Schwab in Freiburg. Die Inhaber R ­ alph und Monika Schwab nahmen die Auszeichnung zusammen mit ihrem 18-jährigen Sohn und Azubi David auf der Fachmesse „fish international“ entgegen. Das FischFachgeschäft ist in Oberlinden im mittelalterlichen „Haus zum Stockfisch“. Um unnötigen Plastikmüll zu vermeiden, bieten Schwabs wiederverwendbare Pfandgläser mit eingraviertem Logo an. „Unser Bestreben, hier andere, nachhaltige Wege zu gehen, hat die Jury besonders überzeugt“, freut sich Ralph Schwab.

Franz Untersteller: „Graf nimmt eine Vorbildfunktion ein.“

Foto: © Graf

unseren bestehenden Produktions­ standorten Arbeitsplätze, minimieren dadurch die Emissionen beim Transport, produzieren aus recycelten Kunststoffen Umweltprodukte­und setzen mit diesen Produkten Regenwasser als Prozesswasser und Kühlmittel bei der Aufbereitung unserer Rohstoffe ein.“ Untersteller betonte das nachhaltige Investment und Engagement des Fa-

milienunternehmens: „In einer Zeit, in der andere Hersteller noch überlegen, Rezyklate einzusetzen, ist Graf schon einen großen Schritt weiter. Das Unternehmen nimmt eine Vorbildfunktion ein und leistet mit seinem Kompetenzzentrum Rohstoffe einen wichtigen Beitrag zur Schonung der begrenzten natürlichen Ressourcen.“ bib

NGG kritisiert Frauen-Lohn

VBBM bilanziert Premierenjahr positiv

FREIBURG. Die Gewerkschaft Nahrung-Genuss-Gaststätten (NGG) hat zum Internationalen Frauentag am 8. März kritisiert, dass vollzeitbeschäftigte Frauen in der Gastronomie im Schnitt 500 Euro weniger als Männer verdienen. Die NGG beruft sich dabei auf aktuelle Zahlen der Bundesagentur für Arbeit. Demnach liegt das durchschnittliche Vollzeit-Einkommen von Frauen in Freiburg aktuell bei 3313 Euro im Monat, Männer kommen auf 3824 Euro. „Es kann nicht sein, dass Frauen auf dem Arbeitsmarkt noch immer so stark benachteiligt sind. Viele Unternehmen in der Region nutzen das Lohngefälle aus, obwohl sie mehr zahlen müssten“, kritisiert ClausPeter Wolf von der NGG-Region Schwarzwald-Hochrhein. Die Folge seien geringe Einkommen und im Alter Mini-­Renten, die Frauen dann beim Amt aufstocken müssten.

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ESCHBACH. Die Volksbank Breisgau-Markgräflerland (VBBM) hat nach ihrer Fusion die erste Bilanz für 2019 vorgelegt: Die Bilanzsumme legte um 4,2 Prozent auf 1,99 Milliarden zu. Der ausgewiesene Jahresüberschuss beläuft sich auf 2,6 Millionen Euro. Der Zinsertrag gab um 6,7 Prozent auf 32,1 Millionen Euro nach. Vorstandsvize Jörg Dehler kündigte für vermögende Kunden ein Verwahrentgeld oberhalb von 250.000 Euro auf Giro-, Tagesgeld- oder Geldmarktkonto an. Das beträfe etwa zwei Prozent der Kundschaft. Derzeit hat die VBBM 18 Filialen, bis zum Jahresende würden es weniger sein, womöglich wird die Hälfte der kleinen Filialen geschlossen oder in den SB-Betrieb umgewandelt. Das Eigenkapital erhöhte sich auf 211 Millionen Euro. Die VBBM beschäftigt derzeit 288 Menschen. spk


Menschen und Meldungen

Finke wird Chef der Arbeitsagentur in Freiburg LÖRR ACH/FREIBURG. Der Chef der Lörracher Arbeitsagentur Andreas Finke (50) wechselt zur Agentur nach Freiburg und beerbt dort Anfang Juni den Vorsitzenden Christian Ramm. Ramm (66) geht nach sieben Jahren an der Spitze in den Ruhestand.

Sutter investiert 20 Millionen Euro EMMENDINGEN/FREIBURG. Die Sutter Medizintechnik GmbH baut für 20 Millionen Euro einen neuen Firmensitz in Emmendingen. Das Unternehmen hatte in Freiburg, es sitzt derzeit an der Tullastraße, kein Grundstück gefunden. Das neue Gebäude für bis zu 200 Beschäftigte (aktuell: 120) soll im Herbst 2021 fertig sein.

Sigma-Institut in Freiburg FREIBURG. Das Sigma-Zentrum in Bad Säckingen, eine der großen deutschen Privatkliniken für Psychiatrie, Psychotherapie und Psychosomatische Medizin, hat im Ärztehaus (Wirth­ straße 9) beim Diakoniekrankenhaus eine neue Anlaufstelle für Patienten eröffnet und bietet dort diskrete Spezialsprechstunden für privatversicherte Ratsuchende und Patienten an. Ärztlicher Direktor ist Christoph Bielitz. bib

„Kein wildes Gestrüpp von Verboten“ wvib-Funktionäre nehmen Minister Untersteller in die Pflicht FREIBURG. Anlässlich eines Hintergrundgesprächs beim Wirtschaftsverband Industrieller Unternehmen in Baden (wvib) ermutigte wvib-Präsident Thomas Burger den badenwürttembergischen Umweltminister Franz Untersteller, sich für eine zukunftsorientierte UmFoto: © wvib weltpolitik einzusetzen: „Eine innovationsfreundliche, nach- Gruppenbild ohne Dame: Franz Unterhaltige Industriepolitik bringt steller (vorne mitte) mit Thomas Burger (v.l.), mehr als Verbote, Regelungen Christoph Münzer (v.r.) und Unternehmern und Ausnahmeregelungen. Eine der sogenannten Schwarzwald AG. grüne Transformation der Industrie gelingt dann, wenn sie sich den Ausstoß von CO2, der etwas beauf alle drei Bereiche der Nachhaltig- wirkt. Untersteller: „Unsere Unternehkeit stützt: Ökonomie, Ökologie und men in Baden-Württemberg brauchen Soziales.“ Entscheidend beim Klima- innovationsfreundliche Rahmenbeund Umweltschutz sei, dass „kein wil- dingungen. Dann können sie das tun, des Gestrüpp von Geboten, Verboten wofür sie weltbekannt wurden: Durch und Ausnahmen“ entsteht, sondern Innovationen den technologischen ein klarer, verlässlicher Weg einge- Fortschritt voranbringen und die schlagen wird“, sagte wvib-Haupt­ Weltmarktführerschaft des Südwesgeschäftsführer Christoph Münzer. tens bei grünen Technologien auch in Es brauche einen realistischen Preis für Zukunft sichern.“ bar Anzeige

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IT in der Region

United Planet feiert Rekordumsatz Freiburger knacken 10-Millionen-Euro-Grenze

Auf den Rekord erst einmal einen Kaffee: Katrin Beuthner und Manfred Stetz leiten die Softwareschmiede im Freiburger Business-X-Press.

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er Freiburger Softwarehersteller United Planet GmbH hat im vergangenen Jahr den besten Umsatz seiner Unternehmensgeschichte­bilanziert. Das Team um das Geschäftsführer-Duo Katrin Beuthner und Manfred Stetz steigerte die Einnahmen im Vergleich zum Vorjahr um stolze 25 Prozent auf knapp über zehn Millionen Euro. Zum Gewinn 2019 machte das Unternehmen keine Angaben. Der Low-Code-Development-Pionier stellte im vergangenen Jahr 20 neue Mitarbeiter ein und füllt nun 120 Lohntüten. „Als führender deutscher Anbieter von Low-Code-Plattformen spüren wir den aktuellen Trend der Digitalisierung enorm. Mit dem weiteren personellen Wachstum wollen wir uns für die stetig wachsende Nachfrage noch besser aufstellen“, sagt Beuthner. Low-Code-Development sei das Erfolgsrezept für Unter­ nehmen, die den Herausforderungen der Digitalisierung mutig entgegentreten wollen. Damit ließen sich individuelle­und maßgeschneiderte Software-Lösungen erstellen, die es Unternehmen ermöglichen, sich schnell an neue Marktsituationen anzupassen. Der auf diese Weise kreierte „Digital Workplace“ vereine Daten aus verschiedenen Fremdapplikationen und Abteilungen und sorge für ein stark vernetztes Anwendungserlebnis. Der Marktanalyst Forrester geht davon aus, dass der weltweite Markt für Low-Code-Development-Software bis

Ende 2020 auf 15,5 Milliarden US-Dollar anwachsen wird. Die Zauberformel von United Planet heißt „Intrexx“ – ein Kunstwort für ein hochflexibles Intranet. „Möglichst wenig Programmierarbeit, möglichst viel visuelle Unterstützung“, erklärt Beuthner. Auch programmiertechnisch ahnungsfreie Anwender könnten nach kurzer Einarbeitung eine Applikation entwickeln. Intrexx bietet auch Social Intranet und mit Intrexx Share eine Social Business Plattform, die das Erfolgsprinzip von Facebook nutzbar machen will. Newsfeeds statt E-Mail, schnelle, simple Kommunikation statt Meetings, virtuelle Arbeitsräume statt Konferenztische. Ein zunehmend wichtiger Baustein im Repertoire ist das CloudAngebot myIntrexx. Mit dieser CloudLösung hebe sich United Planet von anderen ab und biete seinen Kunden einen großen Mehrwert: Denn myIntrexx vereine Eigenschaften von Low-Code-Development mit den Vorteilen der Cloud. Immer mehr Unternehmen benötigen neben professionellen Software-Lösungen schnelle, wartungsarme und ausfallsichere Hardware-Systeme. Cloudlösungen bieten eine Vielzahl an Vorteilen und sind in Kombination mit Low-Code ein „Entwicklungsturbo“ für Unternehmen. Die Freiburger digitalisieren mittlerweile mehr als 5000 Kunden. Partner gibt es in Frankreich und Finnland, Rumänien und Russland, Italien und Irland, Österreich und der Schweiz, Bulgarien und Tschechien, aber auch in den USA oder Australien. bib

Fotos: © United Planet

Zauberformel Intrexx

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Verbände

Gemischte Großwetterlage IHK veröffentlicht Konjunkturklimabericht – Führungskräfte müssen gehen

Fotos: © IHK Südlicher Oberrhein / Olga Heiland

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erhalten optimistisch sind sie ins neue Jahr gestartet, die rund 1000 Betriebe unter dem Dach der Industrieund Handelskammer Südlicher Oberrhein (IHK). „Es ist nicht so schwarz, wie es schon war, aber es ist auch nicht klar, wo es hingeht“, sagte IHK-Präsident Steffen Auer bei der Vorlage des Konjunkturberichts zum Jahresbeginn 2020. Was er nicht sagte: Hinter den Kulissen rumort es in der Kammer, zwei Führungskräfte müssen die Kammer verlassen.

Quartett der Kritik (v.l.n.r.): Steffen Auer, Christian Adam, Toni Schlegel und Dieter Salomon halten wenig von den engen deutschen Arbeitszeitregelungen.

Der Konjunkturklimaindex liegt aktuell mit 122 Punkten neun Punkte besser als im Herbst. Der Index der Geschäftserwartung liegt bei 12 Prozent, im vergangenen Herbst rangierte er bei minus sechs Prozent. Das Coronavirus war zum Zeitpunkt der Befragung allerdings noch kein Thema. Wenn die USA ihrer Drohung von Strafzöllen auf europäische Autoimporte Taten folgen lassen würden, würde das gerade Baden-Württemberg „hart treffen“. Die aktuelle Geschäftslage ist eher trüb: Der Index verlor drei Punkte auf nun 33 und gab zum vierten Mal in Folge nach. Große Impulse für den Arbeitsmarkt oder Investitionen wird es 2020 von den Betrieben kaum geben. Für die Hotellerie und Gastronomie zeichnete Toni Schlegel ein heterogenes Bild: In Freiburg stehen die Zeichen dank immer neuer Übernachtungsrekorde auf Grün, im Umland schließen Betriebe. Schlegel und auch Christian Adam, Geschäftsführer des Logistikers Adam-Transporte, kritisieren für ihre Branchen besonders die unflexiblen Arbeitszeitgesetze. Maximal zehn Stunden dürfen Beschäftigte arbeiten, wenn es wegen Staus oder Hochzeiten mal län-

ger dauert, betreten die Geschäftsführer mit ihrem Personal schnell den Boden der Illegalität. „Das ist ein absurdes Gesetz, mit der Lebenswirklichkeit einer Dienstleistungsgesellschaft hat das nichts zu tun“, sagt Schlegel. „Die Regelungen entsprechen nicht der Realität unserer Arbeit“, so Adam. Wie Auer und Hauptgeschäftsführer Dieter Salomon fordern auch sie, dass die Gesetzeslage an die weicheren EU-Richtlinien (maximal 48 Wochenstunden, mindestens elf Stunden Ruhe pro Tag) angepasst wird. Einzig die Bauwirtschaft, wo nur zwei Prozent der Betriebe unzufrieden sind, durchbricht den trüben Wolkenhimmel. „Das ist ein absoluter Motor für unsere Region“, sagte Auer. 62 Prozent geben den Fachkräftemangel als größtes Sorgenkind an. 45 Prozent sehen die steigenden Arbeitskosten als Risikofaktor. Salomon bestätigte die chilli-Informationen, wonach zwei Führungskräfte der Kammer gehen müssen. „Wir haben für unsere Größe zu viele Fachbereiche, wir brauchen eine klarere Struktur und wollen auch Personalkosten sparen.“ Der Geschäftsbereich Existenzgründung und Unternehmensförderung, bis zum

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1. März verantwortet von Michael Bertram, wurde aufgelöst. Das darin liegende Geschäftsfeld Tourismus wandert zum Vize-Hauptgeschäftsführer Alwin Wagner. Normalerweise haben Handelskammern fünf Geschäftsbereiche, in Freiburg waren es bisher siebeneinhalb. Aktuell arbeiten in Freiburg 90 Menschen für die IHK, das Gebäude an der Schnewlinstraße platzt aus den Nähten. Deswegen plant die Kammer einen Anbau ans hintere Gebäude im Innenhof. Dass dieser Plan überhaupt wieder auf dem Tapet ist, dafür habe Wagner gesorgt, erzählt Salomon. In der Kammer hielt sich lange das Gerücht, dass eine Bebauung des Innenhofs wegen der Tiefgarage nicht gehe. Es geht aber, wie der Statiker Martin Mohnke errechnet hat. Im Erdgeschoss des Anbaus soll es einen Versammlungsraum geben, drüber Büros. Im vorderen Gebäude könnten zwei größere Meeting-Räume in Büros umgebaut werden. Insgesamt geht es um 715 Quadratmeter. Damit hätte die IHK in Freiburg insgesamt gut 5000 Quadratmeter. Die Bauvoranfrage für die Erweiterung liegt bereits beim Baurechtsamt.

Lars Bargmann



Energie & Umwelt

„Brücke zwischen Gas und Strom“

Freiburg baut neue Wasserstoff-Tankstelle und setzt auf den grünen Energieträger

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asserstoff – die große Hoffnung für die Erreichung der Klimaziele und die Energiewende. Gleichzeitig ist das chemische Element aber auch Teil einer kontroversen Diskussion. Denn die Nutzung des grünen Wasserstoffs steckt noch in den Kinderschuhen, bedarf weiterer Forschung, ist teuer und zugleich wenig nachgefragt. Südbadische Unternehmen wollen trotzdem darauf setzen und sind bereit, die neue Technik anzuwenden.

Reallabor H2 -Wyhlen: Wo Wasser mit Ökostrom in Wasserstoff und Sauerstoff gespalten wird. Foto: © Energiedienst/Juri Junkov

Wasserstoff ist nicht nur das leichteste Gas der Welt, sondern auch ein sehr kontaktfreudiger Kumpan: Er geht mit den meisten anderen Elementen gerne chemische Verbindungen ein – und ist auf der Erde übrigens in sehr großen Mengen vorhanden. Als Grundbaustein gasförmiger und flüssiger Energieträger wird er hoch gehandelt, denn er ist vielerorts einsetzbar – etwa als Kraftstoff für Fahrzeuge. Entscheidend ist, dass der Prozess der Erstellung auf Basis erneuerbarer Energien stattfindet, denn nur dann verheißt er sauberere, emissionsfreiere Energie. Dass Wasserstoff sehr großes Potenzial hat, weiß der südbadische Energiedienstleister Badenova AG schon länger. Erneuerbarer Strom sei im Sommer im Überfluss vorhanden, bisher für den Winter aber schwer speicherbar, erklärt Peter Majer, der Leiter des Bereichs Innovation. „Wir können uns aber den chemischen Speichervorgang von der Natur abschauen und auf

Wasserstoff setzen.“ Die Erdgasleitungen der Badenova werden bereits wasserstofffest gemacht. Außerdem hätte das Unternehmen schon vor sechs Jahren eine Elektrolyseanlage in Frankfurt und gemeinsam mit dem Fraunhofer Institut für Solare Energiesysteme (ISE) und der Hochschule Offenburg in Freiburg gebaut. Das Problem sei aber der erneuerbare Strom: „Wir kämpfen in der Gegend um Photovoltaikanlagen und Windkraftwerke. Die Wasserstoff-Technik beherrschen wir bereits, aber uns fehlt der erneuerbare Strom, um grünen Wasserstoff herzustellen. Bisher arbeiten wir nur mit fossilem Wasserstoff, und das würden wir gerne ändern.“ Brandaktuell ist außerdem der Beschluss einer neuen WasserstoffTankstelle für Freiburg, da die Stadt den ersten H2-Booster gewonnen hat. Der Booster ist eine Aktion der H2Mobility, die aus Gesellschaftern wie Shell, OMV oder Daimler besteht und verantwortlich für den flächende-

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ckenden Aufbau einer Wasserstoff-Infrastruktur ist. Für Freiburg fehlt aber noch der Beschluss für einen Standort. Um die Zukunftsfähigkeit und Herstellung des Elements unter realen Bedingungen und im industriellen Maßstab zu erproben, hat das Bundeswirtschaftsministerium den „Ideenwettbewerb Reallabore der Energiewende“ ausgelobt. Dessen 20 Gewinnern stehen jährlich 100 Millionen Euro zur Verfügung. Einer der Gewinner ist die Energiedienst Holding AG mit dem in Grenzach-Wyhlen stehenden „Reallabor H2-Wyhlen“. Die Anlage produziert durch die sogenannte Elektrolyse Wasserstoff. „Sie spaltet Wasser mittels eigenen Ökostroms aus unserem Wasserwerk in seine Bestandteile Wasserstoff und Sauerstoff“, erklärt André Büssers von der Unternehmenskommunikation bei Energiedienst. Der Wasserstoff werde anschließend in großen Tanks gespeichert, von LKWs abgeholt und in die heimische Industrie gebracht.


Energie & Umwelt

Die Anlage gelte als Vorreiterin, sobald die Zusage für die Fördergelder da sei, wolle Energiedienst die regionale Industrie noch mehr speisen, teilweise den örtlichen Nahverkehr damit betreiben und die Abwärme, die bei der Produktion sowie den Wasserwerken entsteht, als Nahwärme nutzen, um 900 Wohneinheiten in GrenzachWyhlen zu versorgen. Die Nutzungsmöglichkeiten von Wasserstoff sind vielfältig. Da das chemische Element auch ein flüssiger Energieträger sein kann, können fossile Energien wie Erdgas, Erdöl und Kohle durch gasförmige Stoffe wie etwa Wasserstoff, synthetisches Methan oder synthetischen Flüssigkraftstoff ersetzt werden. Wasserstoff wäre in diesem Fall ein Zwischenprodukt. Wie das funktionieren kann, erklärt Christopher Hebling, Bereichsleiter Wasserstofftechnologien am Freiburger ISE: „Man kann heutzutage das vielerorts anfallende Abfallprodukt CO2 abseparieren. Wenn man beispielsweise dem CO2 grünen Wasserstoff hinzufügt, entsteht Methanol, das transportierfähig ist und etwa als Schiffsantrieb genutzt werden kann.“ Im Wasserstoff liegt die Zukunft, dennoch muss immer genau abgewogen werden, wo der Einsatz sinnvoll ist

und wo nicht. „Im Sektor Mobilität ist der Einsatz bei Flugzeugen, Schiffen, Langstrecken-Lastkraftwagen, dem Schienenverkehr und Grundchemikalien sinnvoll“, betont Ingo Krossing, Leiter des Lehrstuhls für Molekülund Koordinationschemie der Universität Freiburg. Aber es sei immer alles eine Frage der Evaluation, so müssten Lebenszyklusanalysen durchgeführt werden, um bewusst abwägen zu können.

steht bei dem batteriebetriebenen ein Emissionsvorteil.“ Ein WasserstoffWagen starte mit etwa 15 Tonnen CO2 und sei auf 200.000 Kilometer betrachtet besser als beide. Bei allen Vorteilen gebe es laut Hebling dennoch auch viele Nachteile und Interessen, die es zu berücksichtigen gelte. Aus diesem Grund sei auch eine nationale Wasserstoffstrategie noch nicht beschlossen. „Wasserstoff hat eine Achillesferse. Wir müssen alles für grünen Wasserstoff tun, sonst erreichen wir die Klimaziele nicht. Dass über 50 Prozent des Wasserstoffs und seine Folgeprodukte importiert werden müssen, ist nicht verwerflich, sondern notwendig.“ Außerdem sei der Energieverlust bei der Produktion des chemischen Elements aktuell sehr hoch, so Büssers. Hier sei noch viel Forschung und Verbesserung nötig, ebenso sei der Wasserstoff der Elektrolyse teuer, hier müsse das Ziel der Politik sein, diesen durch Massenproduktion billiger zu machen. Majer sieht das ähnlich: „Wasserstoff ist eine wunderschöne Brücke zwischen den Welten Gas und Strom. Aber dieser Übergang zwischen den Welten muss in Zukunft stärker verknüpft und gefördert werden.“

„Wasserstoff hat eine Achillesferse“ Hebling führt auf, warum die Entscheidung nicht schwarz-weiß ist: „Wenn man einen dieselbetriebenen, einen batteriebetriebenen und einen wasserstoffbetriebenen Kleinwagen in seinem Gesamtzyklus über 200.000 Kilometer hinweg analysiert, sieht man, dass ein Diesel mit einem Anfangswert von zehn Tonnen CO2 startet. Ein batteriebetriebenes Auto hingegen startet mit 23 Tonnen CO2. Fährt Letzteres nun ausschließlich mit grünem Strom, ist der Kreuzungspunkt beider Fahrzeuge bei circa 100.000 Kilometern. Erst ab da be-

Vom Ökostrom zum grünen Wasserstoff:

Farbenlehre: O2

Solarenergie oder Windenergie

H2 Stromerzeugung

Der „Elektrolyseur“ spaltet mit Strom Wasser (H2O) auf. Die Gase Sauerstoff (O2 ) und Wasserstoff (H2 ) entstehen.

Nutzung als Synthetischer Treibstoff, in einer Brennstoffzelle, als Material oder Energieträger in der Industrie oder als Brennstoff eingespeist ins Erdgasnnetz Visualisierung: Sven Weis, Quelle: Die Zeit

Liliane Herzberg

Grauer Wasserstoff: aus Erdgas, Erdöl, Kohle hergestellt, verursacht hohe CO2-Emissionen.

H2

Blauer Wasserstoff: aus Erdgas hergestellt, das CO2 wird jedoch absepariert und unter­ irdisch eingelagert. Verminderte Emissionen.

H2

Grüner Wasserstoff: mit der Elektrolyse aus Ökostrom hergestellt, frei von Emissionen

H2

chilli | business im Breisgau | 03.2020 | 35


Unternehmen

Fürstenberg wächst gegen den Trend Premium Pilsener mit bestem Ergebnis seit 10 Jahren

Foto: © Fürstenberg Brauerei.

Prost aufs Jubiläumsbier: Georg Schwende (r.) mit Donaueschingens Oberbürgermeister Erik Pauly.

D

ie Fürstenberg Brauerei ist auf Erfolgskurs. Gegen den Branchentrend wuchs die Brauerei aus Donaueschingen auch im vergangenen Jahr kräftig, wie Geschäftsführer Georg Schwende beim traditionellen Neujahrsempfang vor zahlreichen Gästen aus Politik, Wirtschaft und Gesellschaft berichtete. Der Gesamtausstoß wurde um fünf Prozent gesteigert. Die Marke Fürstenberg legte sogar um 5,8 Prozent zu und gewann somit Marktanteile in BadenWürttemberg.

Das Flaggschiff, das in diesem Jahr 125 alt werdende Fürstenberg Premium Pilsener, fuhr ein Absatzplus von 5,2 Prozent ein. „Es ist damit das beste Absatzergebnis der letzten zehn Jahre“, freute sich Schwende. Den Netto-Umsatz habe die Brauerei um 2,2 Prozent verbessern können. Damit sei er „sehr zufrieden“. Fürstenberg zählt zur Paulaner-Gruppe, und auch Vertreter aus München lobten beim Empfang die Performance der Donaueschinger. Zum Wachstum beigetragen haben auch neue Produkte wie das Natur Radler Zitrone (+ 31 Prozent), das damit innerhalb von zwei Jahren beim Umsatz an die Spitzenposition der Biermischgetränke im Süden Baden-Württembergs geklettert sei. Auch das im Mai 2019 gestartete Natur Radler Grapefruit habe die Planungen „deutlich überschritten“. Das Pilsener 0,0% Alkoholfrei legte um 3,4 Prozent zu. Für Schwende gründet sich der Erfolg auf die vor zehn Jahren gestartete Imagekampagne „Wir im Süden“. Durch sie „verzeichnen wir steigende Markenbekanntheit und wachsende Imagewerte.“ Im laufenden Jahr wird dem Jubilar, dem Premium Pilsener, besondere Aufmerksamkeit gewidmet. Neben werblichen Aktivitäten tourt auch ein Fürstenberg-Geburtstags-Bus durchs Ländle. Die Bierbranche insgesamt stehe vor vielen Herausforderungen: Fachkräftemangel, Lohnkosten-Entwicklung, steigende Rohstoffpreise sowie Glas- und Logistik-Engpässe. Für diese müsse man passende bar Lösungen finden.

Winzer mit weniger Ertrag 2019er Jahrgang von hoher Qualität

B

ei der Pressekonferenz zur Vorstellung der Frühlings- und Sommerwein-Prämierung 2020 gaben Vertreter des Badischen Weinbauverbands (BWV) auch einen Rückblick auf den Jahrgang 2019. Mit rund 1,25 Millionen Hektoliter war der deutlich ertragsärmer als der 2018er mit 1,55 Millionen Hektoliter. Der 18er Jahrgang hatte rekordverdächtige 97,2 Hektoliter pro Hektar gebracht, der 19er liegt mit 79,5 Hektoliter nur leicht über dem langjährigen Mittel (77,1 Hektoliter).

Die hohe Qualität des 2019er Jahrgangs lasse sich bereits an den Er­gebnissen der Frühlings- und Sommer­weinPrämierung ablesen, sagte Holger Klein, der stellvertretende 36 | chilli | business im Breisgau | 03.2020

BWV-Geschäftsführer. Fast 50 der angestellten 110 Weine erhielten eine Wertung von mehr als 4,5 von 5 möglichen Punkten und damit eine Goldmedaille. Zwei Weine schafften sogar die 4,6 Punkte-Marke. Insgesamt war 2019 der inländische Weinkonsum mit 19,5 Millionen Hektolitern leicht rückläufig (- 1,5 Prozent). Von 20,1 Litern, die pro Kopf in Deutschland getrunken werden, sind 8,7 Liter im Inland, 11,4 Liter im Ausland produziert. Der Weinbauverband hofft, dass sich die Quote „durch ein stärkeres Bewusstsein der Konsumenten für regionale Produkte“ wieder zugunsten des heimischen Weines verschieben wird. Der BWV vertritt die Interessen von 346 Weingütern und selbstvermarktenden Weinbaubetrieben sowie 77 Winzergenossenschaften mit insgesamt 16.420 Einzelmitgliedern. bib


chilli | business im Breisgau | 03.2020 | 37


Fakten

Die Welt, die Wirtschaft in Zahlen CO2 -Emissionen bei der Herstellung von 1 Tonne Beton (in Tonnen) ���������������������������������������������������������������������������������������������������1 Anteil von CO2 -Emissionen durch die Herstellung einer Tonne Beton am weltweiten CO2 -Ausstoß (in % pro Jahr) �����������8 Anteil von CO2 -Emissionen durch weltweiten Flugverkehr am weltweiten CO2 -Ausstoß (in % pro Jahr) ����������������������������3 Kfz-Bestand in Baden-Württemberg 1990 (in Mio.) ���������������������������������������������������������������������������������������������������������������������������������5,79 Kfz-Bestand in Baden-Württemberg 2019 (in Mio.) ��������������������������������������������������������������������������������������������������������������������������������� 8,11 Kfz-Bestand im Stadtkreis Freiburg 1990 ������������������������������������������������������������������������������������������������������������������������������������������������ 91.195 Kfz-Bestand im Stadtkreis Freiburg 2019 ���������������������������������������������������������������������������������������������������������������������������������������������� 109.310 Private Konsumausgaben je Haushalt und Monat in Deutschland 2017 (in Euro) ������������������������������������������������������������������� 2517 Private Konsumausgaben je Haushalt und Monat in Baden-Württemberg 2017 (in Euro) ��������������������������������������������������� 2747 Private Konsumausgaben je Haushalt und Monat in den Neuen Bundesländern 2017 (in Euro) �������������������������������������� 2124 Zahl der Kirchenaustritte in Freiburg im Jahr 2019 ������������������������������������������������������������������������������������������������������������������������������� 2034 Zahl der Kirchenaustritte in Freiburg im Jahr 1970 ����������������������������������������������������������������������������������������������������������������������������������� 756 Zahl der nach allgemeinem Strafrecht Verurteilten in Baden-Württemberg 2010 ��������������������������������������������������������������� 96.598 Zahl der nach allgemeinem Strafrecht Verurteilten in Baden-Württemberg 2018 ��������������������������������������������������������������� 96.826 Einwohner in Baden-Württemberg im Jahr 2010 (in Mio.) ���������������������������������������������������������������������������������������������������������������� 10,74 Einwohner in Baden-Württemberg im Jahr 2018 (in Mio.) ���������������������������������������������������������������������������������������������������������������� 11,02 Anteil erneuerbarer Energien an Stromerzeugung in Baden-Württemberg 2018 (in %) ���������������������������������������������������������� 28,2 Anteil Energie aus Steinkohle an Stromerzeugung in Baden-Württemberg 2018 (in %) ��������������������������������������������������������� 29,2 Anteil Energie aus Atomkraft an Stromerzeugung in Baden-Württemberg 2018 (in %) ��������������������������������������������������������� 34,3 Anteil erneuerbarer Energien an Stromerzeugung in der Europäischen Union 2017 (in %) �������������������������������������������������� 13,6 Anteil erneuerbarer Energien an Stromerzeugung in Freiburg 2016 (in %) ���������������������������������������������������������������������������������������7,0

Männliche Schulabgänger ohne Abschluss in Baden-Württemberg 2018 ������������������������������������������������������������������������������������� 4289 Weibliche Schulabgänger ohne Abschluss in Baden-Württemberg 2018 ��������������������������������������������������������������������������������������� 2662 Männliche Schulabgänger mit Abitur in Baden-Württemberg 2018 ������������������������������������������������������������������������������������������� 15.315 Weibliche Schulabgänger mit Abitur in Baden-Württemberg 2018 ��������������������������������������������������������������������������������������������� 17.794 Ausgaben des Landes Baden-Württemberg 2017 für Schulen (in Mio. Euro) ���������������������������������������������������������������������������� 2643 Ausgaben des Landes Baden-Württemberg 2017 für Ernährung, Landwirtschaft und Forst (in Mio. Euro) ������������������ 372 Ausgaben des Landes Baden-Württemberg 2017 für Verkehrs- und Nachrichtenwesen (in Mio. Euro) �������������������������2309

Alter der jüngsten Frau, die in Freiburg 2019 Mutter wurde ��������������������������������������������������������������������������������������������������������������������� 16 Alter der ältesten Frau, die in Freiburg 2019 Mutter wurde ����������������������������������������������������������������������������������������������������������������������� 49 Alter des jüngsten Mannes, der in Freiburg 2019 Vater wurde ����������������������������������������������������������������������������������������������������������������� 17 Alter des ältesten Mannes, der in Freiburg 2019 Vater wurde ������������������������������������������������������������������������������������������������������������������� 73 Zahl der Trauungen in Freiburg im Jahr 2019 ������������������������������������������������������������������������������������������������������������������������������������������� 1138 Zahl der Trauungen in Freiburg im Jahr 2019 im Krankenhaus ����������������������������������������������������������������������������������������������������������������1 Zahl der Trauungen in Freiburg im Jahr 2019 im Gefängnis ����������������������������������������������������������������������������������������������������������������������3

38 | chilli | business im Breisgau | 03.2020

herz/bar / Idee: brandeins




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