business im Breisgau

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Wir t scha f t

März 2021 Ausgabe Nr. 27

Im Fokus

Unternehmen in der Region

Handelshürden & Hamsterkäufe

Wie Südbadens Firmen nun auch noch den Brexit schultern Finanzwelt

Stadtentwicklung

Tourismus

Wie Sparkasse und Volksbank der Geldschwemme trotzen

Weiter Hickhack um Ganter-Areal

Hoteliers: Akteure in einem Drama



Editorial

Der Preis der Krise Corona trifft besonders Kleinunternehmen ins Mark

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abgeschnitten hatte. Über einen fünfprozentigen Schrumpfkurs können dabei die am heftigsten attackierten Branchen nur müde lächeln. Fragen Sie mal einen Hotelier, einen Gastwirt oder in einem Reisebüro nach.

Es sind vor allem die Industrie und die Bauwirtschaft, die die Wirtschaft hierzulande noch über Wasser gehalten haben. Die regionalen Banken wie Sparkasse und Volksbank können ihre Bilanzen schon seit Jahren nur noch einigermaßen in der Balance halten, weil sie Kredite im Rekordtempo und auf „högschdem Niveau“ vor allem im Immobilienbereich vergeben. In den Vorstandsetagen rechnet man im laufenden Jahr aber mit deutlich mehr Pleiten als im vergangenen. Der Preis des Krisenmanagements ist sehr hoch. Der südbadische Mittelstand hat in den vergangenen guten Jahren immerhin ein bisschen Speck anlegen können, von dem er nun zehren kann. Die vielen kleinen oder Kleinstunternehmen aber sind schon vor der Krise schlank gewesen und gehen nun bald auf den Knochen. Das Freiburger Software-Unternehmen Lexware hat jetzt eine Studie veröffentlicht, die dazu ein paar Fakten offenbart: Wirtschaftliche Sicherheit haben die vielen CoronaHilfspakete der Politik nur einem von acht Selbstständigen (mehr als 5650 hatten bei der Umfrage mitgemacht) gegeben. Jeder fünfte Selbstständige meldete Umsatzrückgänge

von über 75 Prozent. Bei den Gastronomen, bei Dienstleistern in Touristik, Sport und Freizeit sind es sogar sechs von zehn. Abgesehen vom Kurzabeitergeld bewerten die Befragten die Hilfen überwiegend schlecht: Nicht zuletzt, weil mehr als die Hälfte Mitte März noch keine oder fast keine Novemberhilfe bekommen hatte. Novemberhilfe im Frühsommer: Nur eine von zahlreichen Unzulänglichkeiten, die die Krise bei den obersten Krisenmanagern offenbart hat. Zudem fühlen sich zwei Drittel der Selbstständigen gegenüber Angestellten benachteiligt. „Kleinunternehmer, Selbstständige und Freiberufler sind der Stabilitätsanker der deutschen Wirtschaft. Sie sind der Motor für Wachstum und Wohlstand einer Volkswirtschaft, den es schnellstmöglich wieder anzukurbeln gilt“, kommentierte Lexware-Geschäftsführer Jörg Frey die Ergebnisse. Wir wünschen anregende Lektüre. Bleiben Sie zuversichtlich. Foto: © ns

ie weltweite Corona-Krise hat im vergangenen Jahr die Wirtschaftsleistung in Deutschland um fünf Prozent einbrechen lassen. Die tiefste Rezession seit dem Jahr 2009, als die weltweite Finanzkrise den Märkten noch mehr die Luft

Herzlichst Ihr Lars Bargmann | Chefredakteur Anzeige

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Inhalt Politik

Ministerpräsident Winfried Kretschmann über Corona und Tesla 17

Steuerrecht

Wirtschaftsprüfer Mathias Hecht über Verlustrückträge in Corona-Paketen 18

Kommunen

Titel Nach Corona nun auch noch Brexit: Südbadens Unternehmen sind stark unterschiedlich auf neue Handelshemmnisse und Bürokratie vorbereitet 6 -8

Wie in Freiburg die Fraktionen um den Milliardenhaushalt ringen 20-21

Start-ups

Schwarzwald in der Flasche: Tannenliebe will den Limonaden-Markt aufmischen 22

Projektentwicklung

Was lange währt, wird endlich gut? Bei der Ganter-Entwicklung geht es derzeit eher rückwärts als vorwärts 10-11

Es kommt drauf an, was man draus macht: Stilbeton will in die Wohnzimmer

Tourismus

Menschen & Meldungen

Die Pandemie bringt die Hoteliers in eine dramatische Lage 12-13

Bilanzen

Warum die Volksbank Freiburg trotz Niedrigzinszustand 2020 mehr Gewinn als im Vorjahr gemacht hat 14-15 Rekord: Die Freiburger Sparkasse vergibt allein 2020 fast 1,5 Milliarden neue Kredite 16-17

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United Planet hat einen neuen Gesellschafter | BBS hat einen neuen Eigentümer | Badenova kauft Sparstrom | Haufe erweitert erneut | Lars Feld nicht mehr Wirtschaftsweise | Bauminvest für Unternehmen | Südwestmetall kritisiert Gewerkschaft | HWK fordert mehr Hilfen | Schwarzwaldmilch baut Käserei in Titisee-Neustadt | 800.000 Euro für Innovationsregion Fessenheim 24-29

Stadtentwicklung Beim geplanten Stadtteil Dietenbach in Freiburg überspringt der Bodenpreis jetzt schon die 1000-Euro-Grenze 30-31

Unternehmen in der Region

Einmalig in Freiburg: Badenova gewinnt für Neubauten zwei Mal Platin der DGNB

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Neues Zuhause: JobRad startet Umzug an die Businessmile

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Unterzeichnet: Siemens zieht auf den Güterbahnhof

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Neues Logistikzentrum: Streit investiert kräftig in Gengenbach

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Arbeitsmarkt

Arbeitsagentur hofft auf Frühjahrsaufschwung

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Stellenmarkt: 71,9 Prozent mehr offene Stellen

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Fakten bitte Die Welt, die Wirtschaft in Zahlen

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10-11

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IMPRESSUM business im Breisgau

Redaktion: Philip Thomas, Liliane Herzberg,

Druck: Freiburger Druck GmbH & Co. KG

Themenheft 03-2021

Gastautor: Mathias Hecht

Ein Unternehmen der

Titelcollage: © iStock.com/dane mark,

Die im Magazin enthaltenen Beiträge sind urheberrechtlich geschützt. Jede Verwendung außerhalb der Grenzen des Urheberrechtsgesetzes ist ohne Zustimmung des Verlages unzulässig und strafbar. Dies gilt insbesondere für Vervielfältigung und Einspeicherung in elektronische Systeme. Gleiches gilt für den Nachdruck der von uns entworfenen Bilder und Anzeigen.

Das business im Breisgau-Themenheft erscheint im Freiburger Stadtmagazin chilli

Herausgeber:

chilli Freiburg GmbH Paul-Ehrlich-Straße 13 | 79106 Freiburg fon: 0761-76 99 83-0 | fax: 0761-76 99 83-99 bargmann@chilli-freiburg.de www.business-im-breisgau.de

Geschäftsführung: Michaela Moser (V.i.S.d.P.) Chefredaktion: Lars Bargmann

AdobeStock/design gourmets, AdobeStock/Naturestock, freepik.com

Fotos: freepik, iStock Grafik: kombinat79/Sven Weis Lektorat: Beate Vogt Anzeigen: Christoph Winter (Leitung), Giuliano Siegel

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TItel

Handelshürden & Hamsterkäufe Wie Südbadens Unternehmen nun auch noch den Brexit schultern müssen

sich rise gesellt -K a n ro o C r u hvon Unterne e d n e tz u D für auch baden jetzt men in Süd ratie, dazu: Bürok it x re B r e d nkosten noch se, Millione is n m m e h ls latzHande en, Arbeitsp g n lu k ic w b anals. für Zolla eiten des K S n e id e b f sser als verluste au l ist zwar be a e -D it x re B nd zum „Der en. Ein Gru m m o k b A in lls“, sagt gar ke ch keinesfa o d je s a d t ftsfühJubeln is auptgeschä H r, ze n ü M Christoph nds chaftsverba rer des Wirts ternehmen r ­Un Industrielle vib). Bei der in Baden (w er Oberrhein IHK Süd­lich ina König, erklärt Mart uslandsReferentin A Zoll, dass märkte und dsbetriebe viele Mitglie orbereitet „gar nicht v die neuen waren“ auf at rungen. Gre Herausforde ein Drittland. un Britain ist n t weiz. Es gib h c Wie die S eue N . n bkomme bilaterale A an s o . Und Cha Luftbrücken n. den Grenze

Illustration: © iStock.com/Dane Mark

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Titel

Endress + Hauser, Spezialist für Mess- und Automatisierungstechnik, hat schon seit den 60er-Jahren eine Vertriebsgesellschaft im Vereinigten Königreich. „Wir haben uns auf den Brexit lange vorbereitet, obwohl wir gewohnt sind, in Drittländer zu exportieren. Am anstrengendsten war die lange Ungewissheit, was am Ende beschlossen wird“, sagt E+H-Kommunikationschef Martin Raab. Die Firmengruppe hat eigens eine neue Luftbrücke von Frankfurt nach UK gebaut, ein umgebautes Passagier-Charterflugzeug bringt nun den Großteil der Ware auf die Insel.

Luftbrücken verteuern Lieferungen Der Aufbau von Lagerkapazitäten macht – anders als für andere Unternehmen in Südbaden – für E+H keinen Sinn. „Unsere Produkte sind so individualisiert, wir müssen auf Bestellung fertigen.“ Die Luftbrücke verteure die Lieferung zwar, das sei aber nicht kriegsentscheidend. Das Geschäft mit Großbritannien sei im vergangenen Jahr um sieben Prozent geschrumpft – pandemiebedingt. Raab bedauert den Austritt: „Wir sind von unserer DNA proeuropäisch und denken, dass die EU als Wirtschaftsraum wichtig ist.“ Bei der Sick AG konstatiert Mats Gökstorp, Vorstand Products & Marketing, durch den Brexit erhöhte Personalkosten: „Aufgrund der komplexen und langwierigen Zollabwicklung hat sich der administrative Aufwand zur Auftragsbearbeitung für uns erhöht.“ Zudem entstünden zusätzliche Kosten, um diese Verzögerungen nicht an die Kunden weiterzugeben und weiterhin zuverlässig und „möglichst termingerecht“ liefern zu können. Auch umgekehrt gebe es verzögerte Zustellungen von Lieferanten aus Großbritannien, wodurch „erhebliche Mehrkosten aufgrund notwendiger Express-Sendungen entstehen“.

Sick hatte schon lange vor dem Deal eine Task Force innerhalb des Geschäftsbereichs „Global Transportation and Customs“ gegründet, um die Übergangsphase vorzubereiten und Lieferverzögerungen für Kunden zu vermeiden. Zudem seien die ITSysteme angepasst worden. Nur so habe man „bislang eine stabile Lieferkette ermöglichen“ können. Das vergangene Geschäftsjahr in Großbritannien war trotz Corona stabil. Seit Jahresbeginn beobachte man nun aber, dass sich die Handelsbarrieren nachteilig auf das Geschäft auswirken. Von der britischen Regierung geforderte neue Standards und Zertifizierungen stellten deutsche Unternehmen langfristig gesehen vor Herausforderungen, die den „freien Handel und Warenverkehr deutlich erschweren“.

Noch nicht einmal ein blaues Auge Das erzählt auch Rudi Mattmüller, Geschäftsführer der inomed Medizintechnik GmbH aus Emmendingen. Die hat eine Tochtergesellschaft auf der Insel und in die hat Mattmüller bereits im vergangenen Jahr rund ein Drittel des Jahresumsatzes 2021 geliefert, um kein schwaches Glied in der Lieferkette zu haben: „Wir haben uns viele Gedanken gemacht, wir verkaufen Waren und Dienstleistungen nach England, wir haben hier wie dort zusätzliche Lagerkapazitäten aufgebaut.“ Das habe zwar zusätzliches Geld gekostet, unterm Strich habe die Firma aber „nicht mal ein blaues Auge“ bekommen. Die Lieferketten würden aktuell gut funktionieren – wenn man die richtige Spedition beauftrage. Auf der Insel seien indes einige Logistiker dem neuen Reglement noch nicht gewachsen, vielfach fehle das Know-how.

Der Bundesverband Spedition und Logistik hatte am 20. Januar mitgeteilt, dass bis zu 80 Prozent der Sendungen im Warenverkehr zwischen Großbritannien und dem europäischen Festland „derzeit“ fehlerhaft oder gar nicht deklariert sind. Und zudem nicht mit den Zollvorschriften übereinstimmen. Grund sei, dass vielen Unternehmen nach wie vor nicht bewusst sei, dass die Regelungen im Verkehr mit dem europäischen Kontinent nicht mehr denen des Binnenmarkts entsprechen.

Für viele der erste Kontakt zu einem Drittland Nicht nur das Know-how, es fehlen jenseits des Ärmelkanals auch haufenweise Zolldeklaranten, sagt Martina König von der IHK. Aber auch hierzulande hätten sich viele Unternehmen nicht richtig vorbereitet. „Die haben jetzt zum ersten Mal mit einem Drittland Kontakt und damit auch mit den Regeln bilateraler Abkommen.“ König weiß von einem regionalen Hersteller medizinischer Produkte – die Firma will anonym bleiben –, der in England Krankenhäuser, Labore und Arztpraxen beliefert. Bislang hat die Kundschaft hier bestellt und die Ware wurde direkt und zollfrei geliefert. Nun aber wurde das ganze Liefergeschäft an ein Tochterunternehmen ausgelagert. Der Kunde bestellt bei der Tochter, die Tochter sagt der Mutter, was sie braucht, die Mutter packt ein, schickt der Tochter die Ware und die Tochter bringt sie dann zur Kundschaft. Auch hier mussten dafür neue Lager angemietet werden. Bei der Gerriets GmbH mit Stammsitz im Umkirch, Weltmarktführer bei Spezialvorhängen vor allem für Theater, überlegt sich Geschäftsführer Hannes Gerriets aktuell, eine be-

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Titel

stehende Dependance in London aufzugeben und die Immobilie zu verkaufen. „Maßgeblich hierfür ist aber nicht der Brexit, sondern Corona. Wir haben fast ausschließlich fürs Westend gearbeitet und das Geschäft dort ist seit einem Jahr tot.“ Gerriets liefert aber noch aus Frankreich und Deutschland und bezieht auch umgekehrt aus Großbritannien. Mit deutlich längeren Lieferzeiten.

Die hilfreichen Tochterfirmen in England Zu den nur marginal Tangierten zählt auch die maxon motor GmbH, die in Sexau mit 500 von insgesamt mehr als 3000 Beschäftigten Getriebe, Zahnräder, Motorenkomponenten sowie Metall- und Keramikpräzisionsteile fertigt. Getriebe und KeramikKomponenten liefert maxon motor auch nach Großbritannien. Dort, in Südengland, hat das Unternehmen indes eine eigene Produktions- und eine Vertriebsgesellschaft und spürt deshalb aktuell nur geringe Auswirkungen auf das Auftragsvolumen, wie Geschäftsführer Dirk Zimmermann berichtet: „Die beiden eigenen Gesellschaften in England sind hier sehr hilfreich.“ Klar sei aber, dass der bürokratische Aufwand bei der Abwicklung des Handels „massiv zunimmt“ und es auch „anfängliche Schwierigkeiten“ gibt. Genauere Angaben zum Geschäftsvolumen mit britischen Abnehmern macht Zimmermann nicht. Auch die Neoperl GmbH in Müllheim hat eine Niederlassung im Vereinigten Königreich. „Auch wir spüren die Auswirkungen des Brexits, auch wir schlagen uns mit bürokratischen Hürden wie Grenz- und Zollkontrollen herum“, sagt Marketingleiterin Bianca Federer. Wegen des bürokrati-

schen Aufwands seien Transitbereiche oft überfüllt, was den Warenverkehr mit der Niederlassung jenseits des Kanals verlangsame. Ein höherer administrativer Aufwand werde auch in Zukunft bleiben. Bei der Meiko Maschinenbau GmbH & Co. KG berichtet Geschäftsführer Stefan Scheringer, dass der Brexit durch die Corona-Krise so stark überlagert ist, dass eine qualifizierte Aussage gar nicht möglich sei: „Der Brexit hat einen Einfluss, aber wie groß der ist, wissen wir nicht.“ Für den Freiburger Südwestmetall-Geschäftsführer ­Stephan ­Wilcken spielt der Brexit für die Mitgliedsunternehmen aktuell keine große Rolle. Oder verschwindet vielmehr hinter der Corona-Krise. Die Unternehmen in Baden-Württemberg müssten sich „auf tiefgreifende Veränderungen einstellen“, sagt indes wvib-Geschäftsführer Münzer. Der Handel mit Gütern und Dienstleistungen wird teurer, der bürokratische Aufwand höher, zudem gebe es in der Übergangsphase auch regulatorische Unsicherheiten. Die Unternehmen der „Schwarzwald AG“ sind mit einer Exportquote von über 70 Prozent „echte Global Champions“. Manche hätten Abhängigkeiten zum Vereinigten Königreich abgebaut, Investitionen angepasst, Know-how für den Handel mit Drittländern aufgebaut. Andere haben schon im vergangenen Jahr reagiert: So hat der schon 1901 gegründete Lahrer Stahlwolle-Hersteller Oscar Weil seinen eigenen Vertrieb für England dichtgemacht und arbeitet seit Jahresbeginn mit einem externen Dienstleister zusammen – obwohl Großbritannien der wichtigste Auslandsmarkt für das Unternehmen ist. Die Kunden hatten schon vor dem Deal Ware aus Lahr gehamstert. Eine im Wortsinn tragende Rolle beim Warentransfer spielt die Streck Transportgesellschaft mbH mit Sitz in Freiburg. „Seit es den EU-Binnenmarkt gibt, ist bei vielen Unternehmen die Kompetenz im Handel mit Drittländern verschwunden“, sagt Ge-

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schäftsführer Gerald Penner. Man hatte sich daran gewöhnt, dass es eine Zollunion und Binnenmarkt-Regeln gibt. Das räche sich jetzt bei dem einen oder anderen Unternehmen. Zum Jahresbeginn regierte direkt das Chaos: Der Post-Logistiker DHL und DB Schenker hatten die Landtransporte zwischenzeitlich sogar komplett ausgesetzt. „Grenzenlos frustriert“, hatte die WirtschaftsWoche getitelt. Nach Angaben des Statistischen Bundesamtes in Wiesbaden sind die Exporte nach UK im Januar im Vergleich zum Januar 2020 um 30 Prozent gesunken. Der Deutsche Industrieund Handelskammertag (DIHK) geht davon aus, dass deutsche Unternehmen künftig Jahr für Jahr zehn Millionen Zollanmeldungen abgeben müssen. Das allein dürfte 400 Millionen Euro kosten.

Vom Ende eines Turnschuhs „Das ewige Hin und Her kostet Wohlstand und Arbeitsplätze auf beiden Seiten des Kanals. Wir alle müssen uns wieder mehr für ein vereintes Europa einsetzen, das in der globalisierten Welt zwischen USA und China besser bestehen kann als die alte Welt der Nationalstaaten“, sagt Münzer. „Der Warentransfer ist auch für unsere Kunden teurer geworden“, erzählt Penner. Und er dauert länger. Wenn etwa deutsche Kundschaft in England Mode oder Schuhe bestellt, wird das ganze Prozedere fällig. Und wenn dann die Waren als Retouren wieder return to sender gehen, noch einmal. Gerade die Fashionbrache kämpft mit Retourenquoten von bis zu 60 Prozent. Es gibt wohl schon Zwischenlager in Deutschland. Ob der zurückgeschickte Turnschuh jemals wieder die Insel erreicht, ist offen. Lars Bargmann



Projektentwicklungen

Stagnation am Flaschenkeller Bei der Entwicklung des Ganter-Areals ist ein Vertrag schon wieder geplatzt

Foto: © Brauerei Ganter

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ei der Freiburger Ganter Brauerei läuft’s in der Regel flüssig. Wenn es aber um die Entwicklung des Grundstücks geht, ist der Aggregatzustand eher als fest zu bezeichnen. Oder auch als gasförmig. Markus ­Scherrle, Geschäftsführer der Ganter Real Estate Nr. 1 GmbH, und Hartmut Martin, Geschäftsführer der Ganter Grundstücks GmbH, blocken Fragen zum aktuellen Stand hartnäckig ab. Ein erster Mietvertrag für den Flaschenkeller ist bereits geplatzt.

Seit nunmehr zehn Jahren geht bei der Entwicklung des Brauereiareals kaum etwas voran. Im April 2017 hatte das Freiburger Stadtmagazin chilli exklusiv berichtet, dass die zur australischen TFE Hotelkette zählende Adina Apartment Hotel einen langfristigen Pachtvertrag im insgesamt rund 18.000 Quadratmeter fassenden Flaschenkellergebäude an der Schwarzwaldstraße unterzeichnet hatte. Rund 120 Zimmer und Apartments, 191 Tiefgaragenplätze, die Eröffnung war für 2020 geplant. Das Investitionsvolumen sollte sich auf bis zu 25 Millionen Euro belaufen.

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Eine Baugenehmigung für den Umbau des Gebäudes liegt schon seit Jahren vor. Auch eine Visualisierung mit schicker Fassade von Schaller Architekten aus Stuttgart gibt es schon seit Jahren. Der ehemalige Flaschenkeller biete den „perfekten Rahmen für ein neues Adina Apartment Hotel“ hatte ein Sprecher im April 2017 auf Anfrage mitgeteilt. „Freiburg hat sich zu einem der dynamischsten Hotelmärkte in Deutschland entwickelt“, begründete Adina-Entwicklungschef Matthias Niemeyer im Juli 2017 das Engagement. „Momentan fokussie-


Projektentwicklungen

Entwicklungsplatz Brauereigelände: Das Flaschenkellergebäude steht vorne an der Schwarzwaldstraße.

ren wir uns auf die Eröffnungen in diesem Jahr, und hier stehen nun als erste von fünf Wien und Köln an“, teilt eine Adina-Sprecherin heute mit. Zu den Projekten „nach 2021“ könne sie derzeit noch nichts sagen. So viel aber lässt sich sagen: Die Tonlage hat sich von Dur auf Moll verändert. Im Juni 2017 schloss dann die Rückgrat-Gruppe um Firmenchef Rudolf Plüddemann ebenfalls einen Vertrag über 2500 Quadratmeter Fläche (wir hatten als erstes Medium berichtet), um darauf ein weiteres Fitnessstudio zu eröffnen. Fitness statt Flaschen war die Devise. „Die Sache ist tot, Ganter hat mir abgesagt, die zeitlich befristeten Verträge sind ausgelaufen“, erklärt Plüddemann jetzt auf Anfrage des business im Breisgau. Nach seinen Informationen suchen die Ganter-Verantwortlichen derzeit einen Investor, der das Ganze in die Hand nimmt. „Wir befinden uns in verschiede-

nen laufenden Prozessen und vertraulichen Gesprächen“, sagt Scherrle. Die Zeit sei „leider noch nicht reif, der Öffentlichkeit Informationen präsentieren zu können“. Im Februar 2018 haben wir berichtet, dass Martin sich mit dem Freiburger Stadtplanungsamtsleiter Roland Jerusalem darauf verständigt hatte, einen Architektenwettbewerb auszuloben. Der Prozess sollte Mitte 2018 starten. Auch das ist nicht passiert. Im November hatte Scherrle dann Neuigkeiten beim Umbau des Flaschenkellers angekündigt. Der Umbau solle in der zweiten Jahreshälfte 2019 starten. Ein Trugschluss. Ganter hat neben dem Flaschenkeller offenbar zudem massive Probleme, für die Forderung der Stadtverwaltung nach 50 Prozent sozialem Mietwohnungsbau eine Lösung zu finden. Die berühmt-berüchtigte Quote hatte der Freiburger Gemeinderat im Mai 2015 mit der knappsten und einer sehr bunten Mehrheit (25:24) gegen das Votum von Grünen, CDU, Freien Wählern und Oberbürgermeister durchgesetzt. Bislang ein nahezu wirkungsfreier Beschluss. Aber einer, der dennoch auch fast sechs Jahre später gilt und im Dietenbach für mehr als 3200 soziale Mietwohnungen sorgen soll. Der Sozialquotenbeschluss gilt immer dann, wenn ein neuer Bebauungsplan aufgestellt wird. Das ist bei Ganter unabdingbar. Eine Lösung könnte also sein, so zu bauen. Eine andere, stattdessen Flächen ans Rathaus abzutreten, damit die Stadt auf denen dann sozialen Mietwohnungsbau herstellen kann. Diesen Weg haben in der Vergangenheit einige Projektentwickler und Bauträger beschritten. Auch zu dieser Frage aber äußern sich die Ganter-Verantwortlichen nicht. Dabei braucht die Stadt durchaus Flächen von Ganter, um den oberflächigen Ganter-Anschluss des 325 Millionen Euro schweren Stadttunnels anständig bauen zu können. An der Ecke Schwarzwald- und Fabrikstraße. Das längere Ende des Taus am ganterschen Knoten hat Baubürgermeister Martin Haag in der Hand, weil das Allgemeinwohl (Stadttunnel) vor individuellen Interessen Vorfahrt hat. Der Dezernent sagte seinerzeit zum chilli: „Wir können da ganz einfach zusammenkommen, wenn Ganter uns mit den Flächen hilft, helfen wir Ganter über das Baurecht für die geplante Bebauung.“ Auch eine neue Nutzung für die denkmalgeschützte Mälzerei zählt offenbar zu den seit Jahren ungelösten Aufgaben auf der insgesamt drei Fußballfelder großen, innenstadtnahen Entwicklungsfläche. Auf der auch rund 350 Wohnungen gebaut werden sollen. In durchaus attraktiver Lage an der Dreisam. Die Brauerei hat unlängst beim jüngsten DLG-Wettbewerb den Gewinn von vier Goldmedaillen für Ganter-Biere gemeldet. Ob es für die Grundstücksentwicklung auch irgendwann Edelmetall gibt, ist völlig offen. Lars Bargmann chilli | business im Breisgau | 03.2021 | 11


Tourismus

Dokumentation eines Dramas

Foto: © FWTM / Spiegelhalter

Tourismusbilanz: Zurück auf 2007

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rotz der weltweiten CoronaPandemie verzeichneten im vergangenen Jahr die Freiburger Beherbergungsbetriebe mit mindestens zehn Betten 1,13 Millionen Übernachtungen. Auf den ersten Blick eine positive Meldung. Auf den zweiten ist die Tourismusbilanz 2020 ein Dokument eines Dramas: Die Zahl der Übernachtungen ging im Vergleich zum Vorjahr um knapp 700.000 zurück, die Bettenauslastung um 22 auf noch 35,4 Prozent. Mit den 1,13 Millionen Übernachtungen fällt die alljährliche Statistik ins Jahr 2007 zurück. Besonders hart getroffen ist die Hotellerie, die ein Minus von 43,3 Prozent in ihre Bücher schrieb. Für stark auf ausländische Gäste ausgelegte Häuser war es noch schlimmer, denn deren Anteil ging um 65,3 Prozent zurück. Da sie es sind, die

Blick über Freiburg vom Lorettoberg: Der Tourismus hat durch die Pandemie eine starke Bremsung hingelegt – in Freiburg aber deutlich sanfter als in anderen Städten im Ländle.

vergleichsweise mehr Umsatz bringen und auch länger bleiben, macht sich ihr Fehlen zudem noch stärker bemerkbar. „Die Lage ist nicht drastisch, sondern dramatisch“, sagt Franziska Pankow, Abteilungsleiterin Tourismus bei der Freiburg Wirtschaft Touristik und Messe GmbH (FWTM). Josef Dold, Inhaber des Hotel Barbara und Vorsitzender der Fachgruppe Tourismus und Hotellerie des Hotelund Gaststättenverbands (Dehoga) in Freiburg, berichtet, dass in seinem Haus 53 Prozent der Übernachtungen fehlten: „Weil das Überangebot von Hotels in Freiburg durch den weiteren Bau neuer Häuser noch größer wird, droht ein schmerzhafter Preisverfall.“ Wie er ärgern sich auch Hotelier Christoph Glück, Erster Vorsitzender der Dehoga in Freiburg-Stadt, Wiltrud Rösler vom Management im Hotel Oberkirch, Kirsten Moser, die die Ge-

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schäfte im Colombi Hotel und dem Hotel Stadt Freiburg führt, oder Patrick Graf-Mathias, der Direktor des M ­ ercure Hotels am Münster, darüber, dass die lautstark verkündeten staatlichen Hilfen nur äußerst kleinlaut kommen. „Novemberhilfe bis heute null Euro, Dezemberhilfe bis heute null Euro, letzte Woche kam die Hälfte des Stabilisierungsgeldes, das wir im Sommer beantragt haben“, sagt Moser. Glück fordert nun auch die kommunale Politik: „Der Gemeinderat muss deutlich touristischer denken. Wir wollen ein kommunales Konjunkturprogramm, eine engere Verzahnung von Kultur und Hotellerie, von dem auch der Einzelhandel und die Gastronomie profitieren sollen.“ Der Schützenund Schiff-Wirt will einen Freiburger Festivalkalender mit festen Veranstaltungen, die jedes Jahr stattfinden und damit auch Gäste anlocken. „Es


Tourismus

gibt in Freiburg viele Plätze, die coronakonform bespielbar sind, davon würden auch die Künstler profitieren, die Gastronomie, der Handel.“ Zudem soll die Bettensteuer während der Pandemiezeit komplett ausgesetzt werden. Als Anreiz für Geschäftsreisende. Mercure-Direktor Graf-Mathias glaubt an einen grundlegenden Wandel im Tagungsgeschäft: „Das wird aufgrund der Videokonferenzen gar nicht mehr so zurückkommen, wie es war.“ Das denkt auch Dold: „Für die Stadthotellerie werden damit die Umsätze aus geschäftlichen Übernachtungen dauerhaft sinken.“ Für Rösler vom Oberkirch ist es indes wichtig, dass Freiburg sich als sichere Stadt zeige, die drohenden Einschnitte beim Kommunalen Ordnungsdienst sieht sie mit Sorge. Die FWTM plant fürs Frühjahr eine zweite Re-Start-Kampagne mit 100.000 Euro und dem Slogan „Fühl Dich Freiburg“– die erste „Ab nach Freiburg“ hatte im Netz 71.649.580 Impressionen. Die Tourismusförderer wollen zudem einen Open-Data-Online-Veranstaltungskalender für die ganze Stadt aufbauen, neue Themenwege mit Exponaten auf dem Schlossberg eröffnen und das in die Jahre gekommene Fußgänger-Leitsystem erneuern. Zudem arbeitet die Stadttochter an einem neuen Kern der Marke Freiburg und werkelt an einem Beherbergungskonzept, das die künftige Ansiedlung neuer Häuser steuern und im Sommer vorgestellt werden soll. „Es ist wichtiger denn je, zu versuchen, den Bau zusätzlicher Übernachtungskapazitäten zu steuern“, sagt Glück. Trotz der Zweckentfremdungssatzung geht die Stadtverwaltung aktuell von bis zu 900 AirBnB-Unterkünften in Freiburg aus. Auch die machen den Hotels und Pensionen das Leben zusätzlich schwer. „In der Krise wird die hohe Bedeutung des Tourismus als wichtiger Wirtschafts- und Standortfaktor für Freiburg umso deutlicher“, sagt FWTM-Geschäftsführerin Hanna Böhme. Umso mehr gelte es, Freiburg als Reisedestination nachhaltig weiterzuentwickeln und „Reisende für unsere Stadt zu begeistern“. Lars Bargmann

Die Top 10 der ausländischen Gäste 2020 Land 1. Schweiz 2. Niederlande 3. Frankreich 4. Italien 5. Belgien 6. Österreich 7. UK 8. USA 9. Spanien 10. Dänemark

Übernachtungen 62.057 27.352 19.703 12.220 8.217 8.189 7.247 5.841 5.643 4.510

Vergleich zu 2019 -57,3 % -26,4 % -58,1 % -71,3 % -31,5 % -41,9 % -73,8 % -82 % -88,6 % -11,2 %

Positives Signal für Tourismus Vier Projekte in der Region

Foto: © freepik.com/rokya7oda

Schlüsselposition: 40 Prozent des kompletten Volumens fließen in den Regierungsbezirk Freiburg.

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as Land Baden-Württemberg fördert zehn Tourismusprojekte im Regierungsbezirk Freiburg mit 4,33 Millionen Euro – was rund 40 Prozent der kompletten Fördersumme ausmacht. Das gab Tourismusminister Guido Wolf Anfang März bekannt. „Die Corona-Krise trifft den Tourismus besonders hart. Es ist ein ermutigendes Signal für die Zeit nach dem Lockdown, dass sich das Land weiterhin für die nachhaltige Entwicklung der Tourismusinfrastruktur einsetzt“, betonte Regierungspräsidentin Bärbel Schäfer. Das erfreuliche Ergebnis „für unseren Regierungsbezirk“ spiegele den Willen und die Kraft der geförderten Kommunen wider, den Tourismus nachhaltig und auf hohem Niveau in die Zukunft zu führen. Die Verbesserung der Infrastruktur würde auch die Lebensqualität erhöhen, so komme etwa die Modernisierung von Schwimmbädern auch der einheimischen Bevölkerung zugute. Gefördert werden in der Region die Stadt Neuenburg, die 183.000 Euro für den Bau eines Parkplatzes nebst Wohnmobilstellplätzen am Gelände der Landesgartenschau bekommt, die Stadt Triberg für die Modernisierung des Waldschwimmbads (830.000 Euro), die Gemeinde Bad Bellingen für die Verlagerung und Erweiterung der Tourist-Info im Haus des Gastes. Die mit 1,39 Millionen Euro größte Einzelförderung bekommt die Stadt Donaueschingen für die Sanierung des Parkschwimmbads. Die Gesamtinvestition dieser vier Projekte beläuft sich auf knapp 10,5 Millionen Euro. bib

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Finanzwelt

Volksbank macht 30 Millionen Euro Gewinn Wie die Genossen dem Niedrigzinszustand trotzen

Bauklötze für Große: Die leicht verschobenen Fassaden nach dem Entwurf von Hadi Teherani hauchen dem schieren Volumen ein bisschen Leben ein.

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Fotos: © Volksbank

ie Freiburger Volksbank hat im abgelaufenen Geschäftsjahr knapp 79 Millionen Euro erlöst und unterm Strich etwas über 30 Millionen Gewinn gemacht. Die Bilanzsumme ist um 340 Millionen oder 10,1 Prozent auf 3,69 Milliarden Euro, das betreute Kundenvolumen um 9 Prozent auf 7,03 Milliarden Euro gewachsen. Die Genossen vergaben 671 Millionen an neuen Krediten. Nach dem ersten Lockdown im Frühjahr seien die „Sorgenfalten groß“ gewesen, so der Vorstandsvorsitzende Uwe Barth. Die Auswirkungen der Pandemie auf Geschäftsentwicklung, Kunden und den Neubau an der Bismarckallee „waren kaum abzusehen“. Doch massiv waren diese am Ende des Jahres nicht. Auch die staatlichen Hilfen hätten dazu beigetragen, dass die Kundschaft über die Runden kam.

Fünf Prozent der insgesamt 671 Millionen an neu vergebenen Krediten entfielen auf Hilfskredite. Insgesamt hat die Bank derzeit 2,46 Milliarden Euro an Krediten vergeben. Durch den Niedrigzinszustand ist das Zinsergebnis weiter leicht rückläufig (von 54,3 Millionen in 2019 auf 53,6 Millionen). Mit den auf 25,2 Millionen Euro gestiegenen Provisionen überkompensierte die Volksbank das aber. Unterm Strich stiegen die Erlöse sogar leicht (siehe Bilanz-Box). Und obwohl die Personalkosten ebenfalls leicht auf 30 Millionen Euro stiegen, ging der Verwaltungsaufwand insgesamt um 1,63 auf 48,5 Millionen Euro zurück. „Dies ist ein wichtiger Baustein, um das sinkende Zinsergebnis zu kompensieren. Schwerpunkt der Investitionen war erneut das neue Verwaltungsgebäude“, so Barth. Den Neubau am Bahnhof, die Hardware, stemmt zwar eine Immobilien GmbH & Co. KG, eine hundertprozentige Tochter der Bank. Die Soft-

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ware (Einrichtung, IT) aber investiert die Konzernmutter. „Diese Investitionen werden sich in der Bilanz für 2021 stärker bemerkbar machen.“ Das Betriebsergebnis verbesserte sich um fast zwei auf 30,4 Millionen Euro. Davon werden 6 als Risikovorsorge für Kredite und Wertpapiere gebucht, von den verbleibenden 24 zahlt die Bank 8,3 Millionen an Steuern, gut 13 Millionen stärken das Eigenkapital, 3 Millionen Überschuss bleiben unterm Strich stehen. Davon zahlt der Vorstand um Barth, Stephan Heinisch und Volker Spietenborg etwa die Hälfte als Dividende, die andere Hälfte fließt erneut ins Eigenkapital, das sich dadurch insgesamt auf 343,4 Millionen Euro erhöht – 4,4 Millionen mehr als Ende 2019. „Das gute Ergebnis hilft uns, gerade in der gegenwärtigen Krise mit vielen Unsicherheiten, das Eigenkapital weiter zu stärken“, sagt Barth. Vor fünf Jahren hatte die Volksbank auch rund 30 Millionen als operativen Gewinn, damals aber noch sieben Millionen mehr aus dem Zinsgeschäft.

„In fünf Jahren wird das nicht mehr so sein“ „Wir gleichen das, noch, durch Wachstum, mehr Provisionen und Kostendisziplin aus, aber in fünf Jahren wird das nicht mehr so sein“, sagt der Bankboss im Gespräch mit dem business im Breisgau. Die regionale Wirtschaft zeige sich weiterhin robust: „Viele Unternehmen haben in den vergangenen Jahren Rücklagen gebildet, manche haben auch 2020 investiert, andere waren zurückhaltend und schonten die Liquidität.“


Finanzwelt

Die neu ausgegebenen Kredite teilen sich Private und gewerbliche Kunden gleichermaßen. Auf beiden Seiten waren es vor allem Investitionen in den Immobilienmarkt. Das war auch 2019 so, aber jetzt waren es 100 Millionen mehr. Die Lage der Bauwirtschaft sei für die Bank „ganz wichtig“. Geld ist in der Region reichlich vorhanden: 220 Millionen Euro legten Kunden neu an, was die Bank nicht als Kredit wieder herausgibt, parkt sie bei der EZB oder der DZ, dem Dachverband der Volks- und Raiffeisenbanken. Wie viel dort liegt, will Barth nicht verraten. Dass es mehrere hundert Millionen sind, dementiert er nicht. Filialschließungen werde es, abgesehen vom Zusammenlegen der Einheiten in Gundelfingen und Zähringen, in diesem Jahr nicht geben. Im kommenden sei das aber nicht ausgeschlossen. Die Filiale im Neubau soll im Juni eröffnet werden. Lars Bargmann

Bilanzierten robust: Stephan Heinisch, Uwe Barth, Volker Spietenborg (v.l.).

Bilanzzahlen

2020 (2019)

Bilanzsumme 3,69 Mrd. € Betr. Kundenvolumen 7,03 Mrd. € Kreditvolumen 2,46 Mrd. € Kundeneinlagen 2,24 Mrd. € Ertrag 78,8 Mio. € - aus Zinsen 53,6 Mio. € - aus Provisionen 25,2 Mio. € Personal- & Sachkosten 48,5 Mio. € Operatives Ergebnis 29,3 Mio. € Ergebnis vor Steuern * 24,2 Mio. € Überschuss 3 Mio. € CIR ** 62 Eigenkapital 343,4 Mio. € Geschäftsstellen (+SB) 24 (11) Mitarbeiter 407

(3,35 Mrd.) (6,45 Mrd.) (2,29 Mrd.) (2,51 Mrd.) (78,6 Mio.) (54,3 Mio) (24,3 Mio) (50,1 Mio.) (28,5 Mio.) (22,1 Mio.) (4,1 Mio.) 64 (339 Mio.) 24 (11) 412

* nach Bewertungen und Reservenbildung ** So viel Cent gibt die Bank für 1 Euro Ertrag aus

Starkstrom fürs Portemonnaie Das verdienen die Chefs der städtischen Gesellschaften

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ie Vorstände der Volksbank oder der Sparkasse in Freiburg machen keine Angaben zu ihren Bezügen. Weil sie es nicht müssen. Die Vorstände und Geschäftsführer der Firmen aber, an denen die Stadt Freiburg beteiligt ist, müssen ihre Bezüge offenlegen. Im jährlichen Beteiligungsbericht. So hat es der Gemeinderat 2013 gegen viele Widerstände beschlossen. An der Spitze liegen dabei weiter die Vorstände der Badenova AG. Insgesamt 1,666 Millionen Euro weist der Bericht fürs Jahr 2019 für die Vorstandsetage der Badenova aus. Darin enthalten sind 350.000 Euro für ehemalige Vorstände und Geschäftsführer, bleiben mithin für den Vorstandsvorsitzenden Thorsten Radensleben, Mathias Nikolay und Maik Wassmer gut 1,3 Millionen Euro. Das wird auskömmlich sein. Bei der Freiburger Verkehrs AG beziehen die Vorstände Oliver Benz 201.000, Stephan Bartosch 199.000 Euro. Der Topverdiener nach den Badenova-Bossen ist M ­ ichael Broglin, der die Geschäfte der Abfallwirtschaft und Stadtreinigung Freiburg GmbH (224.000), der Flugplatz Freiburg-Breisgau GmbH (24.000) und der Freiburger Qualifizierungs- und Beschäftigungs GmbH (fqb, 12.000) führt und damit 260.000 Euro verdient. Ihm folgt Stadtbau-Geschäftsführer Ralf Klausmann mit 253.000 Euro, seine Co-Geschäftsführerin Magdalena Szablewska kommt auf 220.000. Beide verantworten zudem die Geschäfte der Freiburger Kommunalbauten (FKB), der Freiburger Stadtimmobilien GmbH (FSI) und der Regio ­Bäder GmbG (RBG). Die Chefetage der Freiburg Wirtschaft Touristik und Messe GmbH (FWTM), die auch nicht weniger Firmen führt, hat bescheidenere Verträge: Daniel ­Strowitzki verdiente 191.000 Euro, Hanna Böhme 175.000. Die fqb hat Geschäftsführerin Christiane Blümle 111.000 Euro überwiesen, 27.000 Euro mehr als 2014. Bei der Stadion Freiburg Objektträger GmbH & Co. KG, die die neue SC-Arena baut, haben die Geschäftsführer Marcel Boyé und Jochen Tuschter je 18.000 verdient, Reinhard Zähringer (bis 1. Juni 2019) und Michael Gedeon-Göbel je 9000 Euro. Was die Chefinnen und Chefs der Eigenbetriebe (Stadtentwässerung, Abfallwirtschaft, Friedhöfe, Theater, Neubau Verwaltungszentrum und Staudinger-Gesamtschule) verdienen, steht nicht im Beteiligungsbericht. bar chilli | business im Breisgau | 03.2021 | 15


Finanzwelt

Finanzzentrum an der Kajo: 5 Millionen Strafzinsen haben das Haus verlassen.

Kredite auf Rekordhöhe Freiburger Sparkasse bilanziert „gewaltiges Volumen“

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Foto: © Sparkasse Freiburg

ie Sparkasse Freiburg-Nördlicher Breisgau hat im vergangenen Jahr 61 Millionen Euro verdient, vier Millionen weniger als im Vorjahr. Der Ertrag aus dem Zinsgeschäft ging um 6 auf 103 Millionen zurück, das Provisionsergebnis um rund eine auf 54 Millionen Euro. Auf der anderen Seite wachsen Bilanzsumme, betreutes Kundenvolumen, vor allem aber das Neukreditgeschäft – auf Rekordhöhe. 1,456 Milliarden Euro. So viel Geld stellte die Bank allein im vergangenen Jahr für neue Kredite bereit. Ein Rekordwert. Ein Plus von 22,3 Prozent oder 265 Millionen Euro im Vergleich zum Vorjahr. „Das ist ein gewaltiges Volumen“, sagte der Vorstandsvorsitzende Marcel Thimm bei der ersten digitalen Bilanz-Pressekonferenz überhaupt. Maßgeblicher Treiber ist die Immobilienwirtschaft: Die privaten Wohnbaufinanzierungen kletterten um stolze 67 auf 476 Millionen Euro. Darunter waren 257 Millionen Euro Förderkredite, vor allem bei der KfW, sowie 75 Millionen Euro Corona-Kredite. Auch die Bauträgerfinanzierungen legten kräftig zu. Die Investitionen von gewerblichen, kommunalen oder institutionellen Kunden ermöglichte die Bank mit 932 Millionen Euro an frischem Geld – 190 Millionen mehr als in 2019. Weil zudem die Kundschaft 52 Millionen in Wertpapiere investierte und die Einlagen um – täglich fällige – 280 Millionen auf die neue Rekordhöhe von fast 5,4 Milliarden anwuchsen, erhöhten sich auch das betreute Kundenvolumen um 666 Millionen auf 12,9 Milliarden und die Bilanzsumme um 601 Millionen auf 7,43 Milliarden Euro (siehe Bilanz-Box). „Privatkunden und Unternehmen ha16 | chilli | business im Breisgau | 03.2021

ben ihre Bestände erhöht. Auf der einen Seite fehlt die Möglichkeit, das Geld auszugeben, und auf der anderen führen die Corona-Unsicherheiten dazu, dass mehr Geld auf die Seite gelegt wird“, erklärte Thimm. Da die Bank das Kundengeld nicht komplett wieder in Kredite stecken kann, parken aktuell schon 1,8 Milliarden Euro etwa bei der Bundesbank oder der EZB. Die Sparkasse habe dafür im vergangenen Jahr rund fünf Millionen Euro Negativzinsen gezahlt – „in was für einer Welt leben

Bilanzzahlen

2020 (2019)

Bilanzsumme 7,43 Mrd. € Betr. Kundenvolumen 12,9 Mrd. € Kreditvolumen 5,46 Mrd. € Kundeneinlagen 5,39 Mrd. € Ertrag 157 Mio. € - aus Zinsen 103 Mio. € - aus Provisionen 54 Mio. € Personal- & Sachkosten 96 Mio. € Operatives Ergebnis 61 Mio. € Ergebnis vor Steuern* 26 Mio. € Steuern aus Gewinn 19 Mio. € Überschuss 7 Mio. € CIR** 60,4 Eigenkapital 342 Mio. € Geschäftsstellen (+SB) 29 (35) Mitarbeiter 1012

(6,83 Mrd.) (12,23 Mrd.) (5,13 Mrd.) (5,11 Mrd.) (164 Mio.) (109 Mio) (55 Mio) (99 Mio.) (65 Mio.) (26 Mio.) (19 Mio.) (7 Mio.) 59,7 (335 Mio.) 47 (20) 1051

* nach Bewertungen und Reservenbildung ** So viel Cent gibt die Bank für 1 Euro Ertrag aus


Lars Bargman

Foto: © Sparkasse Freiburg

Marcel Thimm: Das Neugeschäft stoppt den Erosionsprozess nicht.

Surfen gegen die dritte Welle Ministerpräsident Kretschmann rechtfertigt Corona-Politik vor CDU-Wirtschaftsrat

Foto: © die Grünen

wir eigentlich“, möchte nicht nur der Laie formulieren. In einer, in der das billige Geld die Märkte flutet. Hatte die Sparkasse 2017 noch einen Zinsertrag von 113 Millionen Euro, waren es im vergangenen Jahr schon zehn Millionen Euro weniger. Tendenz fallend. „Das Neugeschäft reicht nicht aus, um diesen Erosionsprozess zu stoppen“, so Thimm. Die Ertragslage werde noch vier, fünf Jahre auskömmlich bleiben (so lange laufen noch die höherverzinsten Verträge), dann aber spürbar schlechter. Wie lange die Bank ihrem Auftrag, den Mittelstand auf hohem Niveau mit Krediten zu versorgen, noch nachkommen kann, könne er nicht vorhersagen. Das Zinsumfeld spielt dabei die Hauptrolle. Aber das Vorstandsquartett um Thimm, Erich Greil, Bernd Rigl und Lars Hopp muss auch neue Geschäftsfelder finden. Vom operativen Ergebnis (61 Millionen) zahlt die Sparkasse 19 Millionen an Steuern – wovon 6 in die Freiburger Stadtschatulle wandern. Mit 25 Millionen stärkt sie die eigenen Reserven. 10 Millionen legt die Bank für die Altersvorsorge für die Mitarbeitenden beiseite. 7 Millionen weist sie schließlich als Überschuss aus. Mit 29 Filialen, in denen Menschen sind, hat die Sparkasse immer noch das größte Netz in der Region. Weitere Schließungen sind, so Greil, nicht geplant. Gewaltige Volumina dagegen schon.

Trägt Verantwortung in der Krise: Ministerpräsident Kretschmann Winfried Kretschmann blickte in besorgte Gesichter. Die in der Spitze 280 zugeschalteten Teilnehmer des baden-württembergischenWirtschaftsrates der CDU sahen am 18. Februar einen dünnhäutigen Ministerpräsidenten. Dieser räumte zwar Versäumnisse ein, insgesamt bekräftigte der 72-Jährige aber seinen Corona-Kurs. Die Maßnahmen seien in der Härte notwendig, eine dritte Welle könne sich das Land nicht leisten – sonst drohe „ein richtiger Lockdown“. „Im Kampf gegen das Coronavirus wird jedem viel abverlangt“, eröffnete Kretschmann (Grüne) das digitale Zusammentreffen. Das exportstärkste Bundesland sei vom Virus und den Gegenmaßnahmen besonders hart getroffen: Laut Statistischem Landesamt verzeichneten Unternehmen in BadenWürttemberg im vergangenen Jahr Exporteinbußen von insgesamt rund 16 Milliarden oder 7,3 Prozent auf 189 Milliarden Euro im Vergleich zum pandemie-­freien Jahr 2019. Zahlreiche Unternehmer fürchteten um ihre Existenz, fasste der Ratslandesvorsitzende Joachim Rudolf

die Stimmung zusammen: „Das zähe Hin und Her zwischen Lockdown und Lockerungen raubt unsere Kräfte.“ Auch Christoph Werner, Geschäftsführer der dm-Drogeriekette, machte seinem Ärger in der Konferenz Luft: „Wir werden nicht gehört.“ Planbarkeit und Perspektive gebe es laut Kretschmann allerdings erst bei niedrigen Infektionszahlen. Grundsätzlich sei seine Wirtschaftspolitik im Wahljahr auf dem richtigen Weg. Digitalisierung sowie Dekarbonisierung wolle der Ministerpräsident mit günstigem Strom und beschleunigten Genehmigungsverfahren für Windparks vorantreiben. Auch für den historischen Umbruch der Auto­mobilBranche schaffe er Grundlagen. Gemeinsam mit Herstellern und Zuliefern werde er „verhindern, dass wir irgendwann in die Rücklichter von Tesla gucken“. Einen Blick in den Rückspiegel warf Kretschmann in Bezug auf die CoronaMaßnahmen. „Es gab natürlich auch falsche Entscheidungen mit meiner Beteiligung“, räumte er ein. Der „Lockdown light“ im November sei solch eine gewesen. „Der war zu vorsichtig für eine wirksame Bremsung“, so der Spitzenpolitiker. Er wolle nun umsichtig öffnen. Wer zu schnell und umfangreich lockere, laufe Gefahr, Rückschläge zu erleiden. Den Ruf der Wirtschaftsvertreter nach Öffnungen habe er vernommen. „Ich höre immer öffnen, öffnen, öffnen“, rief Kretschmann. „Ich möchte mal einen erleben, der sagt, machen Sie schärfer.“ Eine dritte Welle könne nicht im Interesse der Wirtschaft sein: „Dann machen wir einen richtigen Lockdown, den gab es bisher ja gar nicht.“ Philip Thomas

chilli | business im Breisgau | 03.2021 | 17


Expertenbeitrag

Keine Hilfe für die breite Masse Wirtschaftsprüfer Mathias Hecht über Verlustrückträge in Corona-Paketen

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Foto: © ns

er Bundesrat hat Anfang März dem dritten Corona-Steuerhilfegesetz zugestimmt und es damit rechtskräftig gemacht. Ein Punkt darin: Für Unternehmen soll der steuerliche Verlustrücktrag für die Jahre 2020 und 2021 nochmals erweitert und kräftig angehoben werden. Die steuerlichen Regelungen vor Corona sahen die Möglichkeit des Rücktrags von Verlusten auf das Vorjahr bis zu einem Betrag von einer bei Einzelveranlagungen oder zwei Millionen Euro bei Zusammenveranlagung vor. Diese Grenze wurde dann durch das zweite Corona-Steuerhilfegesetz auf zehn Millionen Euro bei Zusammenveranlagung angehoben – sowohl für die Einkommensteuer als auch für die Körperschaftsteuer. Das dritte Corona-Steuerhilfegesetz sieht nun eine erneute Ausweitung des Verlustrücktrags vor: Demnach sind die Obergrenze für den Verlustrücktrag für die Veranlagungszeiträume 2020 und 2021 nun von fünf auf zehn, bei Zusammenveranlagung von 10 auf 20 Millionen Euro angehoben. Gewerbesteuerlich bleibt es aber bei der bisherigen gesetzlichen Vor-Corona-Regelung, die einen Verlustrücktrag nicht vorsieht. Anpassung von Vorauszahlungen für 2019 durch das zweite Corona-Steuerhilfegesetz: Bei zu erwartenden Verlusten im Pandemiejahr 2020 aus einer gewerblichen oder freiberuflichen Tätigkeit und/oder Vermietung und Verpachtung – und sofern fürs Jahr 2019 Einkommensteuervorauszahlungen geleistet wurden – erstattet das Finanzamt einen Teil der Vorauszahlungen für 2019 durch einen pauschalen Verlustrücktrag wegen Corona. In einem Schreiben des Bundesfinanzministeriums heißt es, dass folgende Voraussetzungen erfüllt sein müssen: Erstens darf für das Jahr 2019 noch kein Einkommensteuerbescheid existieren, zweitens muss der Nachweis geführt werden, dass man unmittelbar und nicht unerheblich negativ von der Corona-Krise betroffen ist, und drittens müssen alle steuerlichen Vorauszahlungen für 2019 geleistet worden sein. Es müssen aber keine ausführlichen Berechnungen vorgelegt werden, sondern es genügen plausible Nachweise gegenüber dem Finanzamt (etwa die befristete Schließung des Betriebes oder auch die Herabsetzung der Vorauszahlungen 18 | chilli | business im Breisgau | 03.2021

2020). Der pauschale Verlustrücktrag beträgt 30 Prozent der Gewinneinkünfte oder der Einkünfte aus Vermietung und Verpachtung, die 2019 bei Ermittlung der Einkommensteuervorauszahlungen berücksichtigt wurden. Auf Antrag und ausführlicher Begründung kann später auch ein tatsächlich höherer Verlustrücktrag beantragt werden. Gedeckelt wurde dieser Verlustrücktrag auf 10 respektive 20 Millionen Euro. Diese Regelungen gelten nun auch nach dem dritten Corona-Steuerhilfegesetz, eine Änderung ist die nochmalige Anhebung der Höchstgrenzen, eine zweite ist, dass der Rücktrag auch von 2021 nach 2020 gelten kann. Fazit: Der Verlustrücktrag ist nicht immer sinnvoll, da ein Verlust vor Berücksichtigung vor Sonderausgaben und außergewöhnlichen Belastungen angerechnet wird und diese Ausgaben in dem Fall verloren gehen könnten, wenn der Rücktrag auf ein sehr geringes, zu versteuerndes Einkommen gesenkt wird. Allerdings stellt der aktuell gewährte (pauschal ermittelte) Verlustrücktrag eine schnell zu verwirklichende Finanzierungsmaßnahme dar.

Mathias Hecht ist Steuerberater, Wirtschaftsprüfer und Gesellschafter bei der Hecht Bingel Müller & Partner Wirtschaftsprüfungsgesellschaft in Freiburg. Mehr Infos unter www.hbm-partner.de Denn diese ermöglicht bereits unterjährig eine geschätzte Verlustverrechnung und nicht erst im Rahmen der Jahressteuererklärung. Die Anhebung der Höchstgrenzen aber wird nur Effekte im größeren Mittelstand generieren. Bei der breiten Masse der Klein- und Kleinstunternehmen verpufft er einfach. Der Verband Deutscher Maschinen- und Anlagenbau e.V. meldete unlängst zu Recht, die Regierung habe den kleinen und mittelständischen Unternehmen einen größeren Nagel gegeben, doch den dazu passenden Hammer verweigert. Dass zudem die Gewerbesteuer bei diesen Hilfen weiterhin völlig außen vor bleibt, ist nicht nur kritisch zu beurteilen, es ist auch systematisch nicht nachvollziehbar.



Kommunen

Ratssaal im Pandemiezustand: Beim vergangenen, schon auf Kante genähten Doppelhaushalt sattelten die Fraktionen am Ende noch 6,3 Millionen Euro drauf.

Fraktionen beweisen Disziplin

Kein Feuerwerk an Nachträgen für den Freiburger Doppelhaushalt

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Foto: © bar

n Freiburg biegt die Verabschiedung des knapp 2,3 Milliarden Euro schweren Doppelhaushalts 2021/22 auf die Zielgerade ein. Nachdem Oberbürgermeister Martin Horn und Finanzbürgermeister Stefan Breiter den Entwurf Anfang Dezember vorgestellt hatten, haben mittlerweile alle Fraktionen ihre eigenen Ideen präsentiert. Aufreger dabei war die Forderung der Fraktion Eine Stadt für Alle (ESfA), die Gewerbesteuer zu erhöhen. Ein Überblick über mehrheitsfähige Anträge und solche, die sich im Haushalt nicht wiederfinden werden.

Der am heftigsten umstrittene Vorschlag bislang war die von der Fraktion Eine Stadt für Alle (ESFA) geforderte Anhebung des Gewerbesteuerhebesatzes von 430 auf 450 Punkte. Die wird nicht kommen. ESFA hatte dies ab 2022 gefordert, weil ein Sparhaushalt auf Kosten von Schulsanierungen und stagnierenden Zuschüssen für kulturelle Institutionen „für uns nicht in Frage kommt“. Auf neun Millionen Euro hatte die Liste mögliche Mehreinnah-

men errechnet. „Die Forderung nach Steuererhöhungen ist absurd“, konterte die CDU. Der Vorstoß der Linken sei eine „unfaire Attacke gegen Handwerk und Mittelstand in schwierigster Zeit“. Auch die Freien Wähler lehnen die Forderung „entschieden ab“. Ein höherer Hebesatz „vertreibt Gewerbetreibende aus der Stadt“, so der Fraktionsvorsitzende Johannes Gröger. Auch die Grünen, die SPD/Kulturliste, FDP/ Bürger für Freiburg, die AFD und Freiburg Lebenswert winkten ab. Die Grünen (13 Sitze) werden indes ihre Hände heben für Mehreinnahmen und Minderausgaben in Höhe von jeweils knapp neun Millionen Euro. Dafür soll die Stadt etwa für 3,7 Millionen Euro ein Grundstück an die Freiburger Stadtbau GmbH (FSB) verkaufen, die Parkgebühren für Anwohner auf im Schnitt 360 Euro jährlich (2,8 Mio.) erhöhen, kein Geld mehr für Graffitireinigungen an Privathäusern ausgeben (spart 220.000) sowie 450.000 Euro beim Vollzugdienst und eine Million bei der Sanierung des Augustinermuseums einsparen. Dafür sollen zusätzlich drei Millionen für mehr Klimaschutz bei den Schulen, 7,8 Millionen für die Verkehrswende (wenn das Land 5 Millio-

20 | chilli | business im Breisgau | 03.2021

nen zuschießt); 1,3 Millionen für die Kita Violett, 450.000 Euro für kulturelle Einrichtungen und 200.000 fürs Tanznetz investiert werden. Unterm Strich ein haushalterisches Nullsummenspiel. ESfA (7 Sitze) will neben mehr Gewerbesteuer ebenfalls die Anwohnerparkgebühren erhöhen (2,8 Mio.), den Vollzugsdienst ganz abschaffen (2 Mio.), bei der Sanierung des Augustinermuseums und beim Projekt Gesundheitscampus Gewerbeschulen je eine Million sparen. Dafür aber acht Millionen mehr für den Fuß- und Radverkehr ausgeben, drei fürs Außenbecken beim Westbad, 2,45 für Tariferhöhungen, für PV-Anlagen auf Schuldächern zwei und knapp zwei für die Sanierung der Max-WeberSchule. Unterm Strich auch das ein Nullsummenspiel – wenn es 4,7 Millionen öffentliche Zuschüsse gibt. Die SPD/Kulturliste (7 Sitze) agiert ebenfalls haushaltsneutral, setzt aber Schwerpunkte beim Westbad und mehr Park&Ride (je 0,5 Mio.), bei der Sanierung von Schulen (1 Mio.) und fordert einen Nothilfefonds für die Kultur (0,3 Mio.), aus dem 50.000 Euro für Clubs und Subkultur sowie Geld fürs Filmfestival „Ins Weite“ reserviert sind. Sparen möchte die Fraktionsgemeinschaft bei


Kommunen

der Digitalisierung (0,5 Mio.) und beim Augustiner (1 Mio.), zudem rechnet sie die Parkgebührenerhöhung auf 500.000 Euro und will die Steuer für den Zweitwohnsitz in Freiburg so anheben, dass 300.000 mehr in die Stadtschatulle wandern. Die CDU (6 Sitze) fordert 2,7 Millionen Euro für die Max-Weber-Schule, zwei Millionen mehr für die Bauunterhaltung, 1,3 Millionen für die Kita Violett, 200.000 Euro für einen KulturNotfallfonds und 125.000 Euro für einen Veranstaltungsraum in der Lokhalle. Dafür soll die Erhöhung der Kapitalrücklage für die FSB gestrichen werden (5 Mio.), zwei Millionen weniger für neue Grundstücke und fünf Prozent weniger bei allen Großprojekten (2 Mio.) ausgegeben werden. Sechs Millionen will die CDU zudem durch den Verkauf von Erbpachtgrundstücken einspielen. Wozu es einen neuen Beschluss des Gemeinderats bräuchte, denn ein bestehender verbietet das. Die JUPI-Fraktion (5 Sitze) wird beim teureren Anwohnerparken (2,8 Mio.) mitmachen, ebenfalls beim Augustinermuseum sparen (1 Mio.), die Digitalisierung etwas bremsen (0,5 Mio.), 450.000 weniger für den Vollzugsdienst und 220.000 weniger für Graffitis budgetieren. Dafür sollen 7,3 Millionen Euro mehr für den Fuß- und Radverkehr, drei Millionen mehr fürs Energiesparen an Schulen, 200.000 fürs Mädchenzentrum Tritta und 170.000 Euro für die Unterstützung des Nachtlebens ausgegeben werden. FDP und Bürger für Freiburg (4 Sitze) wollen für elf Millionen Erbpachtgrundstücke verkaufen, je eine Million beim Augustiner und Gesundheitscampus sparen, zehn Stellen im Rathaus und bei der FSB sparen (934.000) und 500.000 Euro mehr von Anwohnern fürs Parken vorm Haus kassieren. Mehr ausgegeben werden soll für die Begrünung der Innenstadt, ein Kunstfestival und das Filmfestival „Ins Weite“ (je 50.000), 35.000 für die Alemannische Bühne, 85.000 für eine bessere Weihnachtsbeleuchtung in der City. Die Fraktion entlastet den Rathausentwurf insgesamt um 14 Millionen Euro. Die Freien Wähler (3 Sitze) plädieren für Tariferhöhungen (18,27 Mio.), fürs Außenbecken beim Westbad (6 Mio.) und wollen 300.000 Euro für ein Konzept zur Verwaltungsreform investieren. Dafür sollen die Kapitalrücklage an die FSB gestrichen werden (5 Mio.) und für 16,7 Millionen Grundstücke an die FSB verkauft werden, 15 Millionen aus dem Verkauf von städtischen Handtuchgrundstücken erlöst sowie eine Million für den Gesundheitscampus an den Berufsschulen gestrichen werden. Unterm Strich entlasten die Vorschläge den Haushalt um knapp 13 Millionen Euro. Die AFD (2 Sitze) hatte als erste Fraktion ihre Anträge präsentiert. Demnach sollen 10 Millionen bei der Digitalisierung gespart werden, 5,8 bei den Themen Radverkehr, Mobilität und Klimaschutz, 4,9 Millionen Euro an Zuschüssen gekürzt, das NS-Dokuzentrum gar nicht gebaut (1,5 Mio.) und für vier Millionen Euro Streubesitz verkauft werden. Dafür will die Fraktion 3,8 Millionen am Bertold-Gymnasium und der MaxWeber-Schule investieren, 2,2 Millionen ins Außenbecken am Westbad stecken, vier Millionen für die ersten Schritte

hin zu einem neuen Eisstadion und 2,1 in die Aufwertung der Sportachse Ost investieren. Einzel-Stadtrat Wolf Winkler von Freiburg Lebenswert hantiert derweil mit vollen Händen: 12,7 Millionen Euro mehr für den Fuß- und Radverkehr, 2,5 für mehr Solaranlagen auf Schulen, 8,5 fürs Außenbecken Westbad, zehn Millionen Euro für die Sanierung des Westflügels am Lycée Turenne. Das ist deswegen alles drin, weil auf der Streichliste stehen 65 Millionen für den neuen Stadtteil Dietenbach und das Baugebiet Höhe in Zähringen, 1,5 für den Gesundheitscampus, fünf Millionen für die FSB. 15 Millionen Euro sollen durch Grundstücksverkäufe reinkommen. Da Winkler mit 8,2 Millionen an Landeszuschüssen rechnet, würden seine Vorschläge den Etat um mehr als 40 Millionen Euro entlasten. Am 22. und 23. März stellen die Fraktionen bei der Zweiten Lesung des Haushalts im Freiburger Rathaus die Weichen, am 27. April soll der zweite Doppelhaushalt in der Amtszeit von Horn und Breiter verabschiedet werden. Er sieht insgesamt 228 Millionen Euro an Investitionen vor, bis zu 90 Millionen neue Schulden und einen 33,5 Millionen teuren Griff in die Rücklagen. Ende 2018 lag der Schuldenstand des Rathauses bei 167 Millionen Euro, Ende 2022 wird er, wenn keine großen Mehrerlöse von Bund und Land in die Kasse kommen, bei rund 348 Millionen liegen. Und damit etwa wieder auf dem Niveau von 2006, als Horns Vorgänger Dieter Salomon in der Not die Freiburger Stadtbau verkaufen wollte. Lars Bargmann Anzeige

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Start-ups

Schwarzwald aus der Flasche Louisa Sawatzki will den Getränkemarkt mit Tannen-Limonade aufmischen

Seltene Blüte: Tannenliebe von Louisa Sawatzki (r.) schmeckt nach Wald.

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Fotos: © Tannenliebe, pt

er einen Schluck von Louisa Sawatzkis Brause probiert, denkt, er steht im Schwarzwald: In ihrer Tannenliebe-Limonade stecken nicht nur Honig, Rübenzucker und Zitronensäure, sondern auch handgesammelte Tannentriebe. Die bio-zertifizierte Rezeptur erfreut sich immer größerer Beliebtheit und sucht im Getränkeregal noch seinesgleichen. Im Seepark, am Schlossberg, auf dem Platz der Alten Synagoge. An vielen Orten in Freiburg sind Louisa Sawatzkis kleine Flaschen mit dem grünen Tannenzweig zu finden. Vor dieser Blüte gab’s jedoch fast den Kahlschlag. 2014 von einem Freiburger Juristen gegründet, verlor der Anwalt nach nur drei Jahren die Lust an der Limo. „Der wollte das Unternehmen komplett aufgeben. Da wir das Potenzial in dem Getränk gesehen haben, entschlossen wir uns kurzfristig dazu, Tannenliebe zu übernehmen“, erinnert sich die heutige Eigentümerin im Freiburger Kreativpark in der Lokhalle, wo sie dank eines Stipendiums der Freiburger Volksbank einen Co-WorkingPlatz ergattert hat.

Angaben zum damaligen Kaufpreis möchte Sawatzki nicht machen. Der Deal scheint sich allerdings gelohnt zu haben: „Vor vier Jahren haben wir mit 12.000 Flaschen angefangen“, erinnert sie sich. Vergangenes Jahr konnte die Unternehmerin bereits 60.000 Buddeln abfüllen. Eigentlich hätten es noch mehr sein sollen: „Corona hat unser Wachstum gebremst, Messen sind ausgefallen und viele Menschen haben sich jeden Kauf zweimal überlegt.“ Die Zeit habe die 31-Jährige zum Netzwerken genutzt: „Die Szene hier ist wirklich hilfsbereit.“ Seit März kümmert sich Sawatzki in Vollzeit um Tannenliebe. Ihren bisherigen Marketing-Job hat sie auf ein Minimum zurückgefahren. „Mit meinem Fokus gehe ich natürlich auch ein Risiko ein“, sagt die Selbstständige. Angst habe sie aber nicht: „Ich bin fest von Tannenliebe überzeugt.“ Denn: Im Getränkemarkt gibt es keine vergleichbare Limo. Der Tannen-Trunk polarisiere daher: „Es ist eben keine Apfelschorle.“ Der süß-herbe Wald-Geschmack kommt nicht von ungefähr. „Die Nadeln pflücken wir per Hand von Tannen am Fuße des Schauinsland“, erklärt Sawatzki. Ein entsprechender Vertrag mit dem Forstamt macht’s möglich. 500 Kilogramm junge Tannenspitzen

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darf Sawatzki pro Jahr sammeln und zu Sirup verarbeiten. In einer Privatbrauerei in Lenzkirch wird aus der Melasse dann Limonade. Darin stecken außerdem Tannenhonig, Rübenzucker, Zitronensäure, Wasser und Kohlensäure. Die Rezeptur ist angelehnt an ein altes Schwarzwälder Hausmittel gegen Halsschmerzen und Husten aus den Trieben der Weißtanne. Sie funktioniert als Erfrischungsgetränk, aber auch im Zusammenspiel mit Wacholderbeer-Schnaps als „Gin Tannic“. Nach der Übernahme habe sie die Grundformel nochmals verfeinert und sämtliche Zutaten bio-zertifizieren lassen. Produktionskosten und Papierkram seien dadurch zwar gestiegen – allein der Stempel koste jährlich rund 300 Euro. Um dem Naturbezug gerecht zu werden und das Getränk so naturnah wie möglich herzustellen, sei der Aufwand aber nötig gewesen. Als Nächstes will Sawatzki das Vertriebsgebiet des Schwarzwald-Drinks bis nach Mannheim ausdehnen. „Der Gedanke ist, möglichst viele Leute zum Probieren zu bekommen“, sagt sie. Auch eine Idee für ein neues Produkt hat sie schon. Trinkbar sein werde das nicht, der Tanne will sie allerdings treu Philip Thomas bleiben.


Start-ups

Volle Konzentration: Stilbeton-Gründer Daniel Habermaas stellt jede Uhr in Eigenarbeit her.

Mit Selbstbautrieb zum Stipendium Tüftler Daniel Habermaas fertigt Einrichtungsgegenstände aus Holz und Beton

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Fotos: © Stilbeton

aniel Habermaas verbindet Form mit Funktion. Der Produktdesigner möchte mit handgefertigten Uhren aus Beton und Holz in die Wohnzimmer und den Baustoff dabei in ein neues Licht rücken. Bei dem Wohnaccessoire soll nicht Schluss sein: Habermaas hat bereits einen neuen Prototypen in der Pipeline. Die Idee zu „Stilbeton“ kam Daniel Habermaas, als er vor zwei Jahren ein Weihnachtsgeschenk für seine Freundin suchte. „Ich habe davor schon Möbel für unsere Wohnung gebastelt“, erzählt er. Zwar sei die Partnerin wegen seines „Selbstbautriebs“ ein bisschen genervt gewesen, das hielt den Tüftler aber nicht davon ab, einen mit Betonkleber zusammengehaltenen Uhren-Prototyp aus Bambus zu bauen. „Der hängt noch heute über unserer Wohnzimmertür“, berichtet der 32-Jährige. Das Aussehen eines Gegenstandes ist für ihn ebenso wichtig wie seine Funktion. „Oft gibt Technik die Form vor“, sagt der studierte Kfz-Mechatroniker. Über die meisten technischen Geräte werde oftmals nur eine Hülle gestülpt. Habermaas möchte das ändern und mehr aussuchen als bloß Farbe und Material. „Nur Ingenieur wäre mir zu trocken“, betont er. Der Schritt in die Selbstständigkeit sei kein kleiner gewesen: „Das wird romantisiert.“ Eine gute Idee allein reiche nicht, „man braucht Kapital“, betont der Unternehmer. Einen großen Kredit habe er allerdings nicht aufgenommen: „Ich wollte kein Risiko eingehen.“ Die einzige Förderung, die Habermaas bisher erhalten hat, ist ein Stipendium der Freiburger Volksbank, das ihm einen Platz im Freiburger Kreativpark in der Lokhalle sichert: „Ich freue mich, endlich mal wieder einen richtigen Arbeitsplatz zu haben.“

Vom Siebdruck der Verpackung bis zum Online-Shop rührt Habermaas Stilbeton im Alleingang an: „Ich mache alles selbst.“ In der Zeit vor Weihnachten stand er deswegen knapp 60 Stunden pro Woche in seiner provisorischen Werkstatt. Mit dem Absatz sei er zufrieden, rund 50 Zeitanzeiger à 159 Euro habe er vertickt. Ist der Preis profitabel? „Ich stecke zeitlich mehr rein“, kommentiert Habermaas. Als Ein-Mann-Unternehmen soll Stilbeton wachsen. „Ich will bekannter werden“, sagt Habermaas, der an den grauen Baustoff glaubt. „Beton ist ein hartes, robustes und kaltes Material. Es ist spannend, ihn in einen anderen Kontext wie zum Beispiel ins Wohnzimmer zu setzen“, sagt er. Das Material bearbeitet Habermaas in Handarbeit so lange, bis die Oberfläche glatt und die Form ohne scharfe Kanten ist. „Ich will damit weiter aufbrechen“, sagt er. Tatsächlich ist der polierten Platte ihr Gewicht von zweieinhalb Kilogramm nicht anzusehen. Die Uhr habe ihm gezeigt, dass es möglich ist, eine Idee zu verwirklichen und sich damit selbstständig zu machen. Sein Vorhaben ist vielversprechend: Der Markt für handgemachte und hochwertige Einrichtungsgegenstände floriert. Habermaas schickt Pakete bis nach Berlin und Hamburg. Langfristig will der Unternehmer auch dort in die Schaufenster. Nachdem die Uhren rund laufen, möchte der Produktdesigner sein Portfolio erweitern. „Ich merke, dass ich mehr Produkte brauche, das habe ich unterschätzt“, sagt Habermaas. Als Nächstes wolle er etwas Einfacheres ohne viel Technik wie Uhrwerk und Zeiger machen. Einen Prototyp für einen Küchenrolle-Halter aus Holz und Beton hat er schon auf der heimischen Spüle stehen. „Den fand meine Freundin direkt ganz gut.“ Philip Thomas chilli | business im Breisgau | 03.2021 | 23


Menschen und Meldungen

Foto: © SBG

SBG bilanziert im Krisenjahr besser als 2019

Klein, aber schlagkräftig: Das SBGTeam mit Karoline Schlegel, Verena Bischoff, Nicolai Gerig, Hermann Dittmers und Maria Denda (v.l.)

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s ist die letzte Bilanz, die der langjährige Geschäftsführer der SparkassenBeteiligungsgesellschaft (SBG), Hermann Dittmers, jetzt vorlegt. Es ist eine durch die Corona-Krise überhaupt nicht gebeutelte. Im Gegenteil: Dittmers (61) und Prokurist Nicolai Gerig (39) steigerten den Gewinn vor Zinsen und Steuern um 100.000 Euro auf 1,4 Millionen. „Unterm Strich war es ein gutes Jahr, uns hat aber vor allem beeindruckt, wie kreativ und kämpferisch die Unternehmer die Krise angepackt haben“, sagt Dittmers beim Redaktionsbesuch. Als der erste Lockdown seine Schatten vorauswarf, schraubte die SBG ihre Erwartungen ans Geschäftsjahr nach unten. „Eine schwarze Null haben wir geplant“, so Gerig. Aber spätestens im Herbst wanderte dieses Szenario wieder in die Schublade. Am Ende überwies die SBG 890.000 Euro (Vorjahr: 822.000) an die Mutter, die Sparkasse Freiburg-Nördlicher Breisgau. Und noch eine knappe halbe Million an Zinsen.

Zum Jahresende hielt die SBG 43 Beteiligungen an 30 mittelständischen Unternehmensgruppen mit rund 3800 Beschäftigten. Eine hatten Dittmers und Gerig verkauft, an zwei Unternehmen beteiligten sie sich neu, drei bestehende Beteiligungen wurden erhöht. Insgesamt investierte das Unternehmen vier Millionen Euro. Die größte Summe – die SBG macht keine Engagements oberhalb von 1,5 Millionen Euro – floss in ein Unternehmen in der Gesundheitsbranche. Eine andere in die Kaltenbach.Solutions GmbH, die Industrieprozesse digitalisiert. „Wir haben das ganze Jahr über mit unseren Unternehmern intensiv gesprochen, waren immer erreichbar und fühlen uns auch als Teil der Führungsteams“, sagt Dittmers. Keine Firma im Portfolio musste Insolvenz anmelden – oder geriet auch nur in die Nähe dazu. Anderen, vergleichbaren Beteiligungsgesellschaften sei es da anders ergangen, erzählt Gerig: „Wir haben in den vergangenen Jahren eine gute Auswahl getroffen, haben einen sehr guten Bestand an Investments.“ Im vergangenen Jahr ging es entweder um die Finanzierung von Unternehmernachfolgen, um Wachstum oder auch um Starthilfe. Bei der SBG selbst geht es demnächst auch um eine Nachfolge: Dittmers wird seine Arbeit bei der 1998 gegründeten Sparkassen-Tochter im kommenden Oktober beenden – nach dann gut 21 Jahren. Er übergibt ein schlagkräftiges und renditestarkes Haus. An wen, muss der Vorstand der Konzernmutter noch entscheiden bib

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HERBOLZHEIM. Der zahlungsunfähige Felgenhersteller BBS hat erneut einen neuen Eigentümer. Die KWAutomotive-Gruppe aus Fichtenberg übernimmt die Firma. Die beiden Standorte in Herbolzheim und in Schiltach sollen weitergeführt werden, die große Mehrzahl der rund 500 Arbeitsplätze soll erhalten bleiben. BBS hatte im vergangenen Juli bereits zum dritten Mal Insolvenz angemeldet.

Badenova kauft Sparstrom.de FREIBURG. Der Energie- und Umweltdienstleister Badenova hat seine Beteiligung an der sparstrom Energievertriebs GmbH von 50,1 auf nunmehr 100 Prozent erhöht. Damit setzt das Unternehmen beim bundesweiten online-Energievertrieb komplett auf die

Foto: © Badenova

Erst schwarze Null, dann helle Freude

BBS wieder in neuen Händen

Hoch hinaus: Badenova-Mitarbeiter im Kampf gegen Schneelasten Marke sparstrom.de. Schon als das Kölner Start-up 2016 gegründet wurde, hatte sich Badenova mit 15 Prozent der Anteile die vertrieblichen Exklusivrechte gesichert. Das Portal kann sogenannte Bundle-Produkte anbieten, also Energieverträge mit Angeboten aus anderen Branchen, vor allem der Telekommunikation, kombinieren. Zu den Kosten der Aufstockung macht Badenova keine Angaben.

Bürkle mit Umsatzplus FREIBURG. Die Alexander Bürkle Gruppe hat im vergangenen Geschäftsjahr ihren Umsatz um fünf Prozent auf 376 Millionen Euro gesteigert. Die Gruppe beschäftigt im Bundesgebiet rund 1000 Menschen, 400 allein in Freiburg.


Menschen und Meldungen

FREIBURG. Das QUIS-Zukunftspotenzial bewertet die Wettbewerbsfähigkeit von 400 Städten und Kreisen in Deutschland nach ihrer Wirtschaftsund Finanzkraft, der Qualität ihres Bildungsniveaus sowie ihrer Innovationskraft, Internationalität und Erreichbarkeit. Städte und Kreise mit Zukunftspotenzial sind attraktive Standorte für Wohninvestments. Im aktuellen Ranking belegt Freiburg Rang 16. An der Spitze liegt Frankfurt am Main.

Campus auf der Haid: Haufe schafft 10.000 neue Quadratmeter entwickeln und umsetzen können“, erklärt CEO Birte Hackenjos. Für den Neubau wird das bestehende Gebäude an der Kreuzung Munzinger und Bötzinger Straße abgerissen. Der Nachfolger bekommt eine Solaranlage sowie Ladestationen für Elektroautos und -fahrräder. Das Neubauprojekt ist die insgesamt vierte Erweiterung des Campus-Geländes.

Lederer neu im HWK-Vorstand FREIBURG. Joachim Lederer aus Weil am Rhein ist neues Mitglied des Vorstands der Handwerkskammer Freiburg. Der 60-jährige Metzgermeister tritt die Nachfolge von Michael Schwab an, der sein Unternehmen erfolgreich übergeben hat und somit aus der Vollversammlung und dem Vorstand ausgeschieden ist. Lederer ist bereits ehrenamtlich als Obermeister der Fleischerinnung Lörrach, als Vorstandsmitglied der Kreishandwerkerschaft Lörrach, als Landesinnungsmeister des Fleischerhandwerks in Baden-Württemberg und als Gesamtvorstandsmitglied des Deutschen Fleischer-Verbands e.V. aktiv.

Lars Feld nicht mehr Wirtschaftsweiser

Foto: © Deutsche Bundesbank

Freiburg unter Top 20

FREIBURG. Die Haufe Group erweitert ihren Sitz in Freiburg und baut auf dem Firmengelände im Gewerbegebiet Haid ein weiteres Gebäude mit 10.000 Quadratmetern für 400 Beschäftigte. Der Neubau soll Ende 2022 fertig sein. „Als innovationsgetriebenes Unternehmen ist es uns wichtig, heute schon den Raum für Arbeitswelten der Zukunft zu schaffen, in denen wir noch besser zusammenarbeiten und gemeinsam Ideen Foto: © Haufe

Haufe erweitert

FREIBURG. Lars Feld, Leiter des Freiburger Walter-Eucken-Instituts und Wirtschaftsprofessor an der Universität Freiburg, ist aus dem Sachverständigenrat zur Begutachtung der gesamtwirtschaftlichen Entwicklung ausgeschieden. Seine zweite Amtszeit endete am 28. Februar. Feld wurde 2011 ins Gremium, den Wirtschaftsweisen, berufen. Seit 2020 war er der Vorsitzende. Eine dritte Amtszeit hat die SPD gegen den Willen der CDU blockiert. Feld ist gegen einen großen Einfluss des Staates und für Markt und Wettbewerb.

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Menschen und Meldungen

Bauminvest für Unternehmen FREIBURG. Die BaumInvest AG bietet erstmals auch Firmen Klimaschutzprojekte an. Dafür hat BaumInvest Flächen in Costa Rica erworben. Auf diesen können Unternehmen nun in Aufforstungen investieren und damit ihre Klimabilanz beeinflussen. „Unsere bisher aufgeforsteten 1280 Hektar Wald sind im selben Moment langfristige CO2-Speicher, Habitate für Brüllaffen, Aras und Tapire, Arbeitsplätze in ländlichen Regionen“,

sagt Antje Virkus, Vorständin der BaumInvest AG. „Davon wollen wir noch viel mehr schaffen.“ Die Unternehmenswälder wachsen auf eigens erworbenen Flächen, die für die landwirtschaftliche Nutzung nicht mehr attraktiv sind. Dort werden sie mit über 20 heimischen, teils bedrohten Baumarten aufgeforstet, gepflegt und in einen Naturwald überführt. Pro Hektar werden rund 1500 Bäume gepflanzt, die der Erdatmosphäre jedes Jahr den Ausstoß von mehr als zwölf Tonnen CO2 ersparen.

Rekordinvestitionen in Straßen 370 Millionen Euro

Lidl kauft Grundstück ohne Baurecht LAHR. Der Discounter Lidl hat das frühere OBI-Gelände gekauft. Dort wollte sich eigentlich der Sonderpostenhändler Thomas Philipps ansiedeln. Kurios: Nach einem BZ-Bericht kann Lidl dort keinen Markt eröffnen, weil der gegen das Einzelhandelskonzept verstoßen würde. OB Markus Ibert hat sich deswegen über den Kauf des Grundstücks gewundert.

Raimann bleibt in Freiburg FREIBURG. Die Verlagerung der Freiburger Raimann Holzoptimierung GmbH & Co. KG ist gestoppt. Das teilte die IG Metall mit. Der Holzbearbeitungsspezialist ist seit 1980 im Industriegebiet Hochdorf ansässig und gehört seit 2001 zur Weinig-Gruppe. Die hatte im April 2020 angekündigt, den Standort zu schließen. Nun soll die Lage neu bewertet werden. In Freiburg werden unter anderem Sägen produziert.

Foto: ©Pixabay.com

Testo wächst in der Krise

SÜDBADEN. Im Regierungsbezirk Freiburg sind 2020 rund 370 Millionen Euro aus Bundes- und Landesmitteln in den Straßenbau geflossen. „Das sind Investitionen auf Rekordniveau. Wir konnten die Bau- und Planungsaktivitäten trotz Corona steigern und damit während der Pandemie auch die regionale Wirtschaft fördern. Besonders freut es mich, dass 135 Millionen in den Erhalt der bestehenden Straßen geflossen sind. Wenn wir das bestehende Netz nicht in gutem Zustand

erhalten, bringen uns Neuinvestitionen nichts“, so Regierungspräsidentin Bärbel Schäfer anlässlich der Veröffentlichung der Straßenbaubilanz durch das Verkehrsministerium des Landes. Zu den beendeten Projekten zählen der Umbau der A5-Anschlussstellen Rust-Ringsheim und Müllheim-Neuenburg, der erste Bauabschnitt der Ortsumfahrung Staufen, die Ortsumfahrung Niederwinden, der Tunneldurchbruch Oberwinden und der Ausbau der B 378 in Neuenburg für die Landesgartenschau 2022.

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TITISEE-NEUSTADT. Die Testo SE & Co. KGaA hat im vergangenen Jahr trotz der Pandemie ihren Umsatz um 3,5 Prozent auf 352 Millionen Euro erhöht. Auch der Gewinn sei etwas besser als im Vorjahr gewesen. Der geplante, auf 32 Millionen Euro taxierte Bau eines Business-Hotels am Firmensitz wird weiter geschoben. Testo beschäftigt weltweit rund 3200 Menschen.

Straumann streicht Stellen FREIBURG. Der Dentaltechniker Straumann hat 250 Stellen gestrichen. Das Unternehmen mit Stammsitz in Basel hatte im Mai 2020 angekündigt, insgesamt knapp 700 Stellen abzubauen. Wie viele Arbeitsplätze in der Deutschland-Zentrale an der Freiburger Bahnhofsmeile im Straumann-Gebäude betroffen sind, sagt das Unternehmen nicht. Insgesamt hat Straumann in Deutschland 350 Beschäftigte.


Menschen und Meldungen

FREIBURG. Keinerlei Verständnis für die von der IG Metall organisierten Warnstreiks zeigen die Arbeitgeber der Metall- und Elektroindustrie (M+E) in Südbaden. „Unsere Industrie und unser Land befinden sich nach wie vor in der schwersten Wirtschaftskrise der Geschichte der Bundesrepublik“, sagte der Freiburger SüdwestmetallGeschäftsführer Stephan Wilcken: „Wer in dieser Situation für vier Prozent mehr Geld auf die Straße geht, streikt an der Realität völlig vorbei.“ Immer noch befänden sich Zigtausende Betriebe und Millionen Beschäftigte in Kurzarbeit, nicht wenige fürchteten um ihre Existenz. In den vom Lockdown direkt betroffenen Branchen würden viele Menschen gerne arbeiten, dürfen es aber nicht. „Welches Signal sendet die IG Metall da aus, wenn sie ihre sehr gut bezahlten und größtenteils abgesicherten Mitglieder dazu auffordert, die Arbeit niederzulegen?“, kritisierte Wilcken: „Wir müssen in dieser schwierigen Zeit sensibel sein und den sozialen Zusammenhalt im Blick behalten.“ Die Metallerverdienste in Baden-Württemberg lägen mit 65.000 Euro pro Jahr rund 5.000 Euro über dem M+E-Bundesdurchschnitt, sie zählten zu den höchsten weltweit: „Für unsere Firmen ist das eine besondere Herausforderung. Da kann die Antwort doch nicht lauten: Wir machen Arbeit jetzt noch teurer.“

13 Jahre Freiheitsentzug für Schwarzarbeit LÖRR ACH/FREIBURG/OFFENBURG. Die Finanzkontrolle Schwarzarbeit (FKS) des Hauptzollamts Lörrach, die gegen Schwarzarbeit, illegale Beschäftigung und Sozialleistungsbetrug vorgeht, hat im vergangenen Jahr die Einleitung von 2033 Straf- und 420 Bußgeldverfahren ermöglicht. 550 weitere Bußgeldverfahren wurden zudem von den Staatsanwaltschaften zur Bearbeitung übernommen. Insgesamt konnten 1982 Straf- und 1016 Bußgeldverfahren zum Abschluss ge-

bracht werden. Die aufgedeckten Regelverstöße führten zu insgesamt 13 Jahren Freiheitsentzug und einer Gesamtsumme an Geldstrafen in Höhe von rund 400.000 Euro. Rund 1,1 Millionen Euro Verwarnungs- und Bußgelder sowie Einziehungsbeträge wurden gegen Betroffene festgesetzt. Der aufgrund der festgestellten Vergehen ermittelte Schaden, der überwiegend die Sozialkassen und Leistungserbringer betrifft, belief sich auf rund 7,5 Millionen Euro. Dem Land BadenWürttemberg entgingen in diesem Zusammenhang mehr als 1,4 Millionen Euro an Lohnsteuer.

800.000 Euro für Innovationsregion

Inhaberwechsel in der PU-Gruppe

Foto: ©Privat

„An der Realität vorbei“

Foto: © XXXXX XXXXXX

SÜDBADEN/ELSASS. Eucor – The European Campus erhält eine deutschfranzösische Förderung in Höhe von 800.000 Euro für eine Machbarkeitsstudie, die aufzeigen soll, wie sich das Areal des abgeschalteten Atomkraftwerks Fessenheim zu einer Innovationsregion entwickeln kann. Eucor und der „Upper Rhine Cluster for Sustainability Research“ (URCforSR) erarbeiten hierfür bis Ende 2021 Grundlagen für konkrete Investitionsoptionen. Die Finanzierungsvereinbarung haben der französische Staat, die Région Grand Est, die Bundesrepublik Deutschland, vertreten durch das Bundesministerium des Innern, für Bau und Heimat sowie das Ministerium für Wissenschaft, Forschung und Kunst BadenWürttemberg, jetzt unterzeichnet. „Die Machbarkeitsstudie fördert die Entwicklung von Ideen, die einen ganzheitlichen Ansatz verfolgen. Wir möchten den Standort Fessenheim sowie die umliegende Oberrheinregion zu einer CO2-neutralen Wirtschaftsregion entwickeln“, sagt Barbara Koch, URCforSR-Leiterin. „Die Zukunft des Raums Fessenheim liegt in der grenzüberschreitenden Zusammenarbeit“, betont Alain ­Dieterlen, Vizepräsident Valorisierung an der Université de Haute-Alsace und Eucor-Vizepräsident.

Ein Quartett für die Fitness: Rudolf und Sybille Plüddemann (vorne), Fabian Schneider und Axel Grall (r.) Nach vielen Jahren als Gründer, Inhaber und Geschäftsführer der PU-Gruppe mit den Firmen Rückgrat Freiburg & Lörrach, FitnessLoft und VERSO Premium Resort haben ­Rudolf und Sybille Plüddemann die Gruppe an Axel Grall und F­abian Schneider übergeben. Die seit drei Jahren geplante Unternehmensnachfolge funktionierte mit Unterstützung der Freiburger Sparkasse durch einen Management-Buy-out. Grall und Schneider haben die PU GmbH gegründet und alle bestehenden GmbHs übernommen. Plüddemanns sind weiterhin als stille Teilhaber und für die nächsten fünf Jahre auch als Geschäftsführer mit an Bord. „Wir haben mit Fabian und Axel zwei Menschen gefunden, die unglaublich qualifiziert sind, die die Philosophie der Firma lieben und leben, mit denen die Chemie stimmt und die den großen Mut haben, unsere Aufgabe für mindestens die nächsten 30 Jahre zu übernehmen“, sagt Rudolf Plüddemann.

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Menschen und Meldungen

United Planet mit neuem Gesellschafter Intrexx-Anwendung gewinnt Preis

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Klick and work: Sitzplatzwahl mit automatisierten Corona-Abständen.

Foto: © United Planet GmbH

ie United Planet GmbH (UP) ist mit einem neuen Gesellschafter ins Jahr 2021 gestartet. Die NOAH Unternehmensgruppe aus München steigt bei der Freiburger Softwareschmiede ein.

Als einer der führenden Low-CodeDevelopment-Anbieter hat die UP ein klares Ziel: Die DigitalisierungsPlattform Intrexx noch bekannter zu machen und zum Marktführer für Low Code ‚Made in Germany‘ zu werden. Durch das langfristig ausgelegte Investment garantiere NOAH nicht nur eine starke gemeinsame Zukunft, sondern auch die Eigenständigkeit von United Planet, heißt es in einer Pressemitteilung. NOAH verstehe sich als Mit-Unternehmer und nicht als rein finanziell getriebener Finanzinvestor. „Wir freuen uns, mit der NOAH Unternehmensgruppe einen Gesellschafter willkommen zu heißen, der uns dabei weiter unterstützen wird, den ‚Intrexx-Turbo-Boost‘ zu

zünden“, freuen sich die UP-Geschäftsführer Katrin Beuthner und Manfred Stetz. Das Unternehmen hatte 2019 das höchste Umsatzwachstum der Firmengeschichte verkündet. „United Planet mit der Low-Code-Entwicklungsplattform Intrexx entspricht exakt unserer Investmentphilosophie: ein mittelständisches Unternehmen mit einem hoch motivierten Team und einem erstklassigen Produkt, das tausende von Kunden weltweit nutzen, um ihre Geschäftsprozesse effektiver zu gestalten und in die digitale Welt zu überführen“, kommentiert Christian Thielemann, Partner bei NOAH. „Die Intrexx-Plattform verbindet Anwendungsentwicklung mit Kreativität und Agilität, ohne die Grenzen traditioneller Software und Systeme. Jeder, egal ob allein oder im Team, kann eine Anwendung erstellen, die den entscheidenden Unterschied macht“, sagt NOAH-Partner Robert Fellner-Feldegg. Eine kreative Intrexx-Applikation hatte unlängst den Berliner Verwaltungspreises 2020 in der Kategorie „Prozess- und Qualitätsmanagement sowie ressortübergreifende Zusammenarbeit“ gewonnen. Die Senatsverwaltung für Integration, Arbeit und Soziales hatte mit UP und dem Intrexx-Partner Moysies & Partner eine Intranet-Anwendung erstellt, die es den 2100 Mitarbeitenden ermöglicht, ihre Arbeitsplätze digital zu reservieren. Der Clou: Durch die Sperrung einzelner Arbeitsplätze können nur Sitzplätze gebucht werden, die einen Corona-konformen Abstand zueinander haben.

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Neues Fürstenberg-Bier DONAUESCHINGEN. Die Fürstenberg-Brauerei bringt mit dem „Fürstenberg Naturtrübes Helles“ das erste naturtrübe Helle in Baden-Württemberg auf den Markt. Durchaus originell ist die 0,33-Liter-Steinie-Flasche im Retro-Design. Die Brauerei spricht vor allem eine jüngere und probierfreudige Zielgruppe an. „Mild und süffig im Geschmack, mit einem ganz eigenen Look“, kommentiert Geschäftsführer Georg Schwende. Für Chefbraumeister Michael ­Huschens ist der Neuling aufgrund der milden Hopfung besonders süffig, „nicht zu bitter und nicht zu schwer“. Das Helle wird mit einer Cashback-Aktion lanciert, bei der die ersten 5000 Sixpacks „aufs Haus“ gehen. Einfach Sixpack kaufen, Kassenbon einsenden und das Geld zurückerhalten.

Neuer Co-Chef EMMENDINGEN. Tobias ­Dickreuter ist neuer stellvertretender Geschäftsführer im Abrechnungszentrum Emmendingen und führt damit mit dem langjährigen Geschäftsführer Michael Häfele gemeinsam. Das Abrechnungszentrum beschäftigt 600 Menschen und arbeitet für Krankenkassen.

VDI regio Career verschoben FREIBURG. Die VDI regio Career, die einzige grenzübergreifende Jobmesse für Ingenieure, Techniker und Informatiker in der Regio, wird auf den 9. Oktober 2021 verschoben. „Da aufgrund der derzeitigen Situation für unsere Aussteller und Partner sowie für uns als Veranstalter keine verlässliche Planung möglich ist, haben wir beschlossen, ein weiteres Mal zu verschieben“, sagt Dieter S ­ chlegel vom Verein Deutscher Ingenieure Bezirksverein Schwarzwald e.V. Veranstalter der VDI regio Career sind der Verein Deutscher Ingenieure (VDI) Bezirksverein Schwarzwald e.V., die Ferchau GmbH und Arisal, der elsässische Partner des VDI.


Menschen und Meldungen

Ganter gewinnt Gold FREIBURG. Die Ganter-Brauerei hat im „härtesten Biertest der Welt“ der DLG (Deutsche Landwirtschafts-Gesellschaft) sechs Medaillen gewonnen. Je eine Goldmedaille erhielten Urtrunk, Weizen Hefehell, Export und Magisch Dunkel. Silber holten Pilsner und Freiburger Pilsner. „Diese Medaillen sehen wir als wiederholte Anerkennung für die konstante Top-Qualität unserer Biere. Dank und Anerkennung gilt neben unseren bewährten Rohstofflieferanten aus der Region allen voran unseren Mitarbeitern für ihr Engagement“, sagt Geschäftsführer Detlef Frankenberger.

Neue Käsemanufaktur Siegerentwurf gekürt

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uchs Maucher Architekten haben den Wettbewerb für die neue Käsemanufaktur der Schwarzwaldmilch gewonnen. Sie wird in TitiseeNeustadt unweit des Badeparadieses Schwarzwald und der Firma Testo gebaut.

Geplant ist eine Schaukäserei mit Erlebnisrundgang, Verkaufsmarkt und Gastronomie. „Ein weiterer wichtiger Meilenstein unserer Käsemanufaktur ist erreicht. Mit dem gewählten Architekturentwurf können wir nun tiefer in die konkrete Planung einsteigen“, so ­Andreas Schneider, Geschäftsführer der Schwarzwaldmilch. Der Juryvorsitzende Wulf ­Daseking lobte den Sieger, weil er den Bau „hervorragend“ in die Landschaft einbette, eine tolle Architektur, ein schlüssiges Raumkonzept habe und die Produktion sehr gut in Szene setze. „Für Titisee-Neustadt ist das Projekt ein großer Gewinn in städtebaulicher, touristi-

Absolut kein Käse: 11 Meter hoch, 69 Meter Durchmesser: Der Siegerentwurf besticht durch Holzfassade, Form und Funktionalität. scher und wirtschaftlicher Hinsicht. Unter anderem entstehen 20 bis 30 neue Arbeitsplätze, und das Projekt ist ein wichtiges Zeichen für die heimische Landwirtschaft“, sagte Bürgermeisterin Meike Folkerts. In der Käsemanufaktur können ab Ende 2023 jährlich bis zu 1200 Tonnen Hartkäse und Schnittkäse aus Weidemilch, Bio-Milch und Bio Heumilch produziert werden. „Unsere Käsemanufaktur soll das Schaufenster der Schwarzwälder Milchwirtschaft werden“, so Schneider. Zu den Investitionskosten machte er keine Angaben. Anzeige

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Visualisierung: © Schwarzwaldmilch

FREIBURG. Die kreativste Agentur des Landes kommt aus Freiburg: Schleiner + Partner hat im jüngst veröffentlichten Kreativ-Ranking 2020 des PR-Journals Platz 1 in Baden-Württemberg und Platz 18 in Deutschland belegt. „In Deutschland gibt es derzeit circa 12.000 Werbe- und PR-Agenturen. Angesichts dieser Zahl freut uns umso mehr, dass wir im Land die Nummer eins sind und deutschlandweit Platz 18 erringen konnten“, so die Geschäftsführer ­Michael ­Schleiner, Martin ­Ludwig Hofmann, Fritz Klieber und Ben Waschk.

Foto: © Wir helfen Kindern

Schleiner + Partner kreativste Agentur


Stadtentwicklung

Bodenpreis durchbricht die 1000-Euro-Grenze Ende April wird vorm VGH über die Klage gegen den geplanten Stadtteil Dietenbach verhandelt

So könnte das neue Zentrum mal aussehen: K9 Architekten aus Freiburg hat den Wettbewerb für den neuen Stadtteil gewonnen und plant nun weiter in die Tiefe.

Visualisierung: © K9 Architekten, Latz+Partner und StetePlanung

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ie Normenkontrollklage gegen den geplanten Stadtteil Dietenbach in Freiburg wird am 27. April vor dem Verwaltungsgerichtshof mündlich verhandelt. Die beiden von der Stadtverwaltung angekündigten Enteignungsverfahren sind indes gestoppt. Der Bodenpreis hat zum Jahresbeginn derweil die 1000-Euro-Grenze überschritten. Ob sich Stadt und Sparkasse Freiburg am Ende über die sogenannte Abwendungsvereinbarung einigen können, ist weiter völlig offen. Auch offen ist, wie eine fiktive Mietspiegelmiete gefunden wird, anhand derer die Mieten im sozialen Mietwohnungsbau ermittelt werden können.

„Ich kann mir nur schwer vorstellen, dass die Normenkon­ trollklage erfolgreich ist“, sagt Projektleiter Rüdiger Engel. Angestrengt hatte die Klage ein Privatmann. Gegen den gemeinderätlichen Satzungsbeschluss für die Städtebauliche Entwicklungsmaßnahme (SEM) Dietenbach. Die Stadt sel30 | chilli | business im Breisgau | 03.2021

ber betreibe, anders als noch im vergangenen Juni angekündigt, derzeit keine Enteignungsverfahren, „weil wir inzwischen davon ausgehen, dass es in allen zuvor als problematisch eingestuften Fällen eine Einigung geben wird oder bereits gibt“, so Engel. Ob es diese Einigung zwischen Stadt und der Sparkasse Freiburg bezüglich der Grundstückskonditionen geben wird, ist indes weiter offen. Die Sparkasse hat mit ihrer Tochter Entwicklungsmaßnahme Dietenbach GmbH & Co. KG (EMD) mit fast 450 privaten Eigentümern im Entwicklungsgebiet Optionsverträge für knapp 80 Hektar große Flächen geschlossen. Für 65 Euro pro Quadratmeter. Da nur die Hälfte dieser Flächen auch Bauland werden, kostet die Bank der vermarktbare Quadratmeter 130 Euro, plus die aufgelaufenen Kosten, etwa Grunderwerbssteuer, Notargebühren, Zinsen und Verwaltungskosten. „Wir müssen unsere Grundstücke am Ende für etwa 200 Euro mehr verkaufen können als die Stadt es kann“, sagt der Sparkassenvorstandsvorsitzende Marcel Thimm. Die Frage sei, ob der Markt das auch hergibt. Und warum diese Grundstücke


Foto: © Zimmerer Steiger & Riesterer

Stadtentwicklung

200 Euro mehr wert sein sollen als die der Stadt. Es geht um die nur schwer aufzuzählenden Wünsche der Politik wie „klimaneutral“ und „inklusiv“, 50 Prozent sozialen Mietwohnungsbau und auch noch preisgedämpften Wohnungsbau, Holzbauweise, Solaranlagen, „weitgehend autofrei“, begrünte Fassaden und Dächer und vieles mehr. Das alles wirkt sich wenig positiv auf den Kaufpreis aus, den ein Investor bereit ist, zu zahlen, den ein Käufer einer Wohnung bereit ist, zu zahlen. Engel erarbeitet mit seiner Gruppe aktuell tatsächlich auch noch ein tragfähiges Modell für preisgedämpften Wohnungsbau – zusätzlich zum öffentlich geförderten Mietwohnungsbau, mit dem rund 3250 Wohnungen gebaut werden sollen. „Es gibt Menschen, die liegen knapp oberhalb der Einkommensgrenzen für den geförderten Mietwohnungsbau, denen wollen wir auch ein Angebot machen können“, sagt Engel. Dass die Stadt die Grundstücke nur in Erbpacht vergeben und nicht verkaufen darf, macht die Sache nicht einfacher. „Es wird derzeit sehr fleißig gerechnet, wie das gehen kann.“ Allen Beteiligten sei aber klar, dass die vier Prozent Erbbauzinsen auf den Bodenrichtwert kein taugliches Modell mehr sind. „Der Zins muss deutlich runter.“ Die Verwaltung, sagt Engel, werde dem Gemeinderat „sehr nahelegen“, die Rahmenbedingungen für die Investoren so zu gestalten, „dass wir das Versprechen einlösen können, preiswertes Wohnen zu ermöglichen.“ Es wird mutmaßlich gar nicht anders gehen, als ein paar Lieder aus dem Wunschkonzert zu streichen. Die Sparkasse wird die sogenannte Abwendungsvereinbarung mit der Stadt nur unterzeichnen, wenn sie marktfähige Grundstücke mit marktfähigen Parametern anbieten kann. Andernfalls zieht sie die Reißleine und bietet dem Rathaus die EMD an. Und die müsste auch zugreifen, um

ein Fiasko zu vermeiden. Dann aber gäbe es gar keine Grundstücke mehr zu kaufen, sondern nur noch zu mieten. Wenn der Gemeinderat dem Beschluss treu bleibt, städtische Grundstücke nur noch in Erbpacht zu vergeben. Es war bemerkenswert, dass unlängst die CDU-Fraktionsvorsitzende Carolin Jenkner sagte, man müsse künftig auch mal ganz normale Standards setzen und nicht immer nur auf teure Leuchtturmprojekte, immer nur Superlativen, „dem Höchsten, Besten, Ersten, Größten oder Neuesten“ nachzujagen. Das kann man auch dem neuen Stadtteil wünschen. Während Thimm die Eckpunkte der Vereinbarung gerne in diesem Jahr noch kennen würde, sagt Engel, diese dürfe erst dann unterzeichnet werden, „wenn wir auch das erste Baurecht haben“. Dazu braucht es neben einem ersten Bebauungsplan auch einen städtebaulichen Vertrag. Und das wird vor Ende 2022 nicht klappen. Geplant ist, dass der Gemeinderat Mitte Dezember die Offenlage des Plans für den ersten Bauabschnitt beschließt und ein Jahr später mit der ebenfalls nötigen Änderung des Flächennutzungsplans den Bebauungsplan und auch den städtebaulichen Vertrag. Erst dann könne die Abwendungsvereinbarung vor Notar protokolliert werden. So sehe es das Reglement der Städtebaulichen Entwicklungsmaßnahme vor. Der erste Bauabschnitt im Zen­ trum des neuen Stadtteils umfasst knapp 50 Hektar, das sind 70 Fußballfelder. Auf denen könnten die ersten 1600 Wohnungen gebaut werden. Der Stadt gehören 40 Prozent, der Sparkasse fast 60 Prozent. Das Investitionsvolumen für Dietenbach liegt laut Baubürgermeister Martin Haag bei rund drei Milliarden Euro. Es sei ein „Riesenprogramm für die regionale Bauwirtschaft.“ Zuvor aber müssen die Weichen so gestellt werden, dass das Riesenprogramm auch starten kann. Lars Bargmann

HWK ehrt Betriebe Bürgermeister als digitale Laudatoren

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ie Zimmerei Steiger & Riesterer GmbH aus Staufen, die Metzgerei Gustav Winterhalter GmbH in Elzach, die Trautmann GmbH Orthopädieschuhtechnik in Appenweier-Urloffen und die Rümmele GmbH in Häg-Ehrsberg sind aus Sicht der Freiburger Handwerkskammer (HWK) die Handwerksunternehmen des Jahres 2021. Den Sonderpreis „Stabilitätsanker“ gewann die Bäckerei Paul in Lörrach.

Gewinner: Zimmerei Steiger & Riesterer mit HWK-Präsident Johannes Ullrich „Wir brauchen solche Betriebe, solche Unternehmer wie Sie, die mit hohem Engagement in der Ausbildung, innovativen Ideen und Geschäftsmodellen vorbildhaft für unser Handwerk stehen“, betonte Kammerpräsident J­ohannes Ullrich die hohe Wertschätzung, die den ausgezeichneten Handwerksbetrieben gebühre. Die Bürgermeister Roland Tibi (Emmendingen), Manuel Tabor (Appenweier), Jörg Lutz (Oberbürgermeister Lörrach) und Bruno Schmidt (Häg-Ersberg) gratulierten „ihren“ Betrieben mit einer Laudatio per Videobotschaft. Die Bäckerei Paul gewann deswegen den Stabilitätsanker-Sonderpreis, weil sie schon seit 1907 für „höchste Qualität“ stehe und wegen ihres guten Rufes gar keine Auszubildenden suchen müsse, denn sie werde von diesen gefunden. Aktuell bildet der Betrieb einen aus Ghana stammenden Auszubildenden aus. bar

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Unternehmen in der Region

Premiere in Platin

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um zweiten Mal hat ein Neubau der Badenova AG von der Deutschen Gesellschaft für Nachhaltiges Bauen (DGNB) eine Platin-Auszeichnung gewonnen. Und das ist in Freiburg einmalig, sagt die DGNB-Auditorin Andrea Wurm vom Büro Stahl + Weiß. Der Neubau, für den die sogenannte Flunder auf dem Badenova-Areal an der Tullastraße abgerissen worden war, unterscheidet sich visuell kaum von seinem 2014 fertiggestellten Nachbarn, der ebenfalls Platin geholt hatte – ein Siegel für höchste Effizienz und nachhaltige Bauweise. Der sechsgeschossige Neubau kommt ohne Klimaanlage aus, Wärme wird durch ein Biogas-Blockheizkraftwerk erzeugt, die kleinteilig steuerbare Bauteilaktivierung ermögliche höchsten

Komfort zu jeder Jahreszeit bei gleichzeitig minimalstem Energieeinsatz, heißt es in einer Pressemitteilung. Die 312 Solarmodule auf dem Dach bieten 96,5 Kilowatt-Peak (kWp) Leistung, der Sonnenstrom wird im Gebäude selbst verbraucht. Zudem seien viele Baustoffe rückbaufähig und recycelbar. Die rund 340 Mitarbeiter – überwiegend von der Konzerntochter bnNetze – arbeiten auf den 4700 Quadratmetern Bürofläche „komplett schadstofffrei“ und werden stündlich mit 34.000 Kubikmetern frischer Außenluft versorgt. Das Büro Vogt Architekten BDA war für die Planung zuständig, Matthias Schöffing, Leiter Gebäudemanagement bei bnNetze, verantwortete den Bau. BnNetze betreibt ein 7500 Kilometer langes Erdgasnetz (reicht von Freiburg fast bis nach Namibia), 5300 Kilometer Stromnetz (Pakistan) sowie ein 1500 Kilometer

Foto: © Badenova

Badenova-Neubau erhält höchste Auszeichnung

Alles so schön bunt hier: Der Neubau besteht aus vielen recycelbaren Baustoffen. langes Wasser- und Abwassernetz (Stockholm). An diesen Netzen hängen aktuell 568.000 Menschen. bib

JobRad bezieht Neubau Bekenntnis zu Freiburg

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ie Freiburger JobRadGruppe hat ihr erstes neues Gebäude (Nord) an der Businessmile bezogen. Und das zweite (Süd) vis-à-vis ist bereits im Bau. Im Nord-Gebäude an der Heinrich-von-Stephan-Straße 13 werden künftig die Beschäftigten der Unternehmenstochter JobRad GmbH arbeiten. „Auch wenn wir uns am neuen Hauptsitz wegen der aktuellen Corona-Situation zunächst nur in reduzierter Zahl aufhalten können, schlagen wir ein neues Kapitel in unserer Firmengeschichte auf“, so JobRadGeschäftsführer und -Mitgründer Holger Tumat.

Auf fünf Etagen gibt es insgesamt 5500 flexibel nutzbare Quadratmeter Bürofläche. Zudem auch für Externe offene Veranstaltungsräume und das Fahrrad-Café Kurbel, ein Betriebsrestaurant und 200 Fahrradstellplätze in der Tiefgarage. „Die Nähe zum Hauptbahnhof hat uns überzeugt. Wir wollten unbedingt, dass die Anreise und auch das Pendeln mit öffentlichen Verkehrsmitteln plus Fahrrad leicht möglich ist. All das hat dazu geführt, dass uns der ADFC als fahrradfreundlicher Arbeitgeber in der Kategorie Gold ausgezeichnet hat“, erzählt Geschäftsführer und Gründer Ulrich Prediger. „Bei solchen Entwicklungen intern den Dialog mit den Mitarbeitenden auf Augenhöhe zu er-

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möglichen, ist uns genauso wichtig wie das Hinzuziehen von Experten“, so JobRad-Mitgründerin Sandra Prediger. Die Strabag Real Estate hat das Gebäude mit Solaranlage und Grundwasserwärmepumpe im DGNB-GoldStandard erstellt. Auch das Gebäude Süd, in das die Beschäftigten der JobRad Leasing GmbH umziehen werden, soll so zertifiziert werden. „In Freiburg begann vor über zwölf Jahren die JobRad-Erfolgsgeschichte. Mit dem neuen Hauptsitz bekennen wir uns erneut klar zu diesem Standort, an dem wir weiter wachsen möchten“, so Prediger und Tumat. Die JobRad-Gruppe beschäftigt derzeit mehr als 500 Menschen. bib


Unternehmen in der Region

Siemens zieht an den Güterbahnhof Umzug Ende 2022

„Mit dem Gebäude auf dem ehemaligen Gelände des Güterbahnhofs Nord haben wir einen Standort gefunden, der unseren innovativen, nachhaltigen und qualitativen Ansprüchen entspricht“, sagt der Sprecher der Freiburger Siemens-Niederlassung Frank Gerlach. Die Mischung aus Wohn-, Arbeits- und Freizeitumfeld im Quartier sei „die perfekte Umgebung“ und

Visualisierung: © SIEMENS

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ie Freiburger SiemensNiederlassung wird ab Ende 2022 ihren Sitz an der Eugen-Martin-Straße auf dem Güterbahnhof haben. Das Unternehmen hat einen langfristigen Mietvertrag mit der BPD Immobilienentwicklung GmbH unterzeichnet.

Neuer Siemens-Sitz: Der Neubau entsteht an der Ecke Eugen-Martin- und Ellen-Gottlieb-Straße.

werde den Mitarbeitenden ein modernes und zukunftsweisendes Umfeld bieten. Der Freiburger Makler Christian Müller vom gleichnamigen Immobilienbüro hat Bauträger und Mieter zusammengebracht. Die südlichste Dependance der Vertriebs- und Serviceorganisation „Siemens Deutschland“ übernimmt von

hier den Vertrieb der Produkte, Systeme, Anlagen, Dienst- und Serviceleistungen der Siemens AG. Die BPD baut auf einem etwa zwei Fußballfelder großen Grundstück insgesamt zehn Gebäude mit 10.000 Quadratmetern Gewerbeund 12.200 Quadratmetern Wohnfläche. Beim Siemens-Gebäude laufen derzeit die Gründungsarbeiten. bar Anzeige

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Unternehmen in der Region

Streit bilanziert und investiert

Neues Logistikzentrum in Gengenbach

So soll das neue Logistikzentrum im Frühjahr 2022 aussehen. Die Generalplanung verantwortet Hulverscheidt und Kindler, Ingenieurgesellschaft für Bauwesen in Bad Krozingen, die auch die Visualisierung erstellt hat.

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Visualisierung: © Streit

ach sieben Jahren mit steigenden Umsätzen, am Gipfel waren es 2019 rund 55 Millionen Euro, hat die Streit Service & Solution GmbH im vergangenen Jahr drei Millionen Euro verloren. „Wir haben trotz der Widrigkeiten des vergangenen Jahres aber dennoch ein positives Ergebnis mit einem Gewinn“, kommentiert Geschäftsführer Rudolf Bischler. Eine konkrete Zahl nennt er nicht. In Gengenbach feierte das inhabergeführte Unternehmen unlängst den Spatenstich für das neue Logistikzentrum, in das Streit dem Vernehmen nach bis zu zwölf Millionen Euro investiert. Während die Sparte Büroeinrichtung (Streit inhouse), das Segment Bürobedarf (Streit office) und auch die StreitTochter Hief+Heinzmann in Karlsruhe ihre Ziele erreichten, entwickelte sich die Business Unit (Streit systec) als Experte für Digitalisierung und moderne Bürotechnologie – pandemiebedingt – zum Sorgenkind des Jahresumsatzes. Fürs laufende Jahr sind Bischler und Co-Ge-

schäftsführer Marc Fuchs aber optimistisch: „Wir sind sehr gut eingestellt auf die veränderte Situation, haben viele Maßnahmen ergriffen und sehen Licht am Ende des Tunnels“, sagt Fuchs. Man habe neue Strategien erarbeitet, baue Produktportfolio und Leistungen aus und würde neue Kunden gewinnen. Die Zeichen stehen auch sichtbar auf weiteres Wachstum: So fiel unlängst in Gengenbach der Startschuss für die neue Logistikhalle, mit der der Lagerbestand künftig auf mehr als das Doppelte erweitert, die Lagerfläche indes auf ein Viertel verkleinert werden kann. Auf dem insgesamt dreieinhalb Fußballfelder großen Gelände im neuen Gewerbepark Kinzigtal entsteht zudem ein Bürogebäude mit 2200 Quadratmetern Fläche. Geplanter Einzug ist im Frühjahr 2022. „Gengenbach ist ein Meilenstein für Streit, das wird uns auf ein nächstes Level heben, der Neubau sichert Arbeitsplätze und weiteres Wachstum“, sagte Bischler beim Spatenstich. „Ich freue mich, ein innovatives Unternehmen wie die Firma Streit im Kinzigpark begrüßen zu dürfen“, gab Bürgermeister Thorsten Erny zu Protokoll.

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Das neue Logistikzentrum bietet auf 9000 Quadratmetern ein vollautomatisiertes Lagersystem, in dem unter anderem 30.000 Boxen Bürobedarf auf engstem Raum aufeinandergestapelt auf 16 Ebenen auf einer Fläche von nur 1000 Quadratmetern für noch schnellere Kommissionierung sorgen sollen. Das sich selbst organisierende System mit Robotern bringt die Ware „in Sekundenbruchteilen“, wie es in einer Pressemitteilung heißt, zu den Mitarbeitern. Das zweigeschossige Bürogebäude besticht mit Glasfassade und ist als zukunftsweisender Ort von „New Work“ geplant. Wenn alle Mitarbeiter umgezogen sind, wird der bestehende Standort in Hausach verkauft. „Die Arbeitswelt in Hausach diente vielen Firmen bislang als Besuchermagnet und wird als ‚Kulturtankstelle‘ in Gengenbach im kommenden Jahr eine neue Dimension des Arbeitens einläuten“, so Bischler. Das Unternehmen, das in diesem Jahr sein 70-jähriges Bestehen feiert, beschäftigt derzeit 250 Menschen und unterhält weiterhin Verkaufsräume in der Lokhalle in Freiburg und in Donaueschingen. bib


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Unternehmen in der Region

40 Jahre industrielle Reinigungsanlagen In Stegen zu Hause, in der ganzen Welt aktiv

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andres GmbH micro-cleaning entwickelt und produziert mit 140 Mitarbeitern in Stegen effiziente Reinigungsanlagen für perfekte Sauberkeit in der industriellen Fertigung.

Auch wenn die Unternehmensgründung mittlerweile 40 Jahre zurückliegt, so bleiben die ursprüngliche Motivation und der Erfindergeist von Claus G. Wandres bis heute spürbar: „Wir liefern die beste Reinigungstechnik, wenn Partikel und Stäube auf Oberflächen zu Fehlern und Ausschuss in der Produktion führen.“ Die ungewöhnlich hohe Fertigungstiefe sichert nicht nur den hohen Qualitätsstandard, sondern auch eine Vielzahl interessanter Arbeits- und Ausbildungsplätze. Erstklassige Industriepartner in der Region garantieren kurze Wege, geringe Transport- und Lagerkosten sowie eine hohe Verfügbarkeit. Gleichzeitig ist Wandres weltweit

aktiv, hat Tochterunternehmen in den USA und in China gegründet und kooperiert mit internationalen Vertriebsund Handelspartnern. Die Weiterentwicklung und Verbesserung der Reinigungssysteme haben zu einem stetigen Wachstum des Unternehmens und immer wieder zu neuen spannenden Aufgaben geführt. In vielen Produktionsunternehmen sind saubere Produktoberflächen wichtige Qualitätsbedingungen im Fertigungsprozess. In der Automobilindustrie werden etwa häufig Roboter-Schwertbürsten zur Reinigung der Karosserien vor dem Lackieren eingesetzt. In der Blechindustrie werden Blechbänder und Platinen mit Reinigungsanlagen aus Stegen gereinigt. In der Möbelindustrie ist Wandres Marktführer. Kombi-Schwertbürsten sind an vielen Stellen im Produktionsprozess im Dauereinsatz, nach dem Sägen, Fräsen, Bohren oder vor der Videoinspektion, vor dem Lackieren oder vor dem Stapeln.

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Arbeit in Südbaden

Trotz Lockdown stabiler Arbeitsmarkt Arbeitsagentur wartet auf Frühjahrsaufschwung

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Illustration: © freepik

er Winter hinterlässt seine Spuren: Im Bezirk der Arbeitsagentur Freiburg gibt es wieder mehr Joblose. Zum Stichtag im Februar waren in der Green City, den Landkreisen BreisgauHochschwarzwald und Emmendingen insgesamt 16.538 Menschen ohne Beschäftigung. Im Januar waren es zwar nur 154 weniger, im Vergleich zum Februar 2019 sind es aber fast 25 Prozent mehr. Die Arbeitslosenquote liegt im Februar unverändert bei 4,4 Prozent, jedoch 0,8 Prozentpunkte über dem Vorjahresstand. Bei jungen Menschen bis 25 Jahre stieg die Quote der offiziell Joblosen um 0,2 Punkte auf 2,8 Prozent. 267.292 Menschen sind im Bezirk der Arbeitsagentur sozialversicherungspflichtig beschäftigt, die Bezugsgröße zur Quote aber sind 375.161 Arbeitende, darunter auch Selbstständige oder Beamte. Unterbeschäftigt sind 20.613 Personen – ohne das Heer der Kurzarbeiter. Nicht nur Freiburg, auch die anderen Agenturen im Land melden ähnliche Zahlen: In Baden-Württemberg sind aktuell 279.935 Menschen auf der Suche nach einem Job. Mehr als Freiburg Einwohner hat. Das sind zwar 3686 weniger als im Monat zuvor, aber

fast ein Drittel (29 Prozent) mehr als im Vorjahr. Andreas Finke, Vorsitzender der Geschäftsführung der Arbeitsagentur Freiburg, resümiert die regionalen Zahlen entspannt: „Wir befinden uns aktuell im Lockdown. Gemessen daran ist der Arbeitsmarkt weiter sehr stabil.“ Die kalte Witterung dürfte ein Grund für den leichten Anstieg der Arbeitslosenzahlen sein, so fallen etwa bei Dachdecker- oder Gartenfirmen in der Winterzeit viele Jobs flach. In den kommenden Monaten rechnet Finke daher mit einem saisonalen Rückgang der Arbeitslosigkeit.

Ungelernte haben ein vier Mal höheres Risiko Die ist in allen Regionen des Agenturbezirks gestiegen – in Freiburg im Februar um 20 auf 7623 Menschen und um 23,4 Prozent im Vergleich zum Vorjahresmonat. Im Landkreis Breisgau-Hochschwarzwald sind 5435 Personen arbeitslos, 56 mehr als im Januar, aber 25,8 Prozent mehr als vor einem Jahr. Im Landkreis Emmendingen haben 3480 Arbeitssuchende derzeit keine Stelle, im Januar waren es 78 we-

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niger, im Vergleich zum Februar 2019 sind es 25,3 Prozent mehr. Die Bedeutung der Zeitarbeit nimmt mit der Zeit übrigens weiter ab: Die Branche meldete allein im Februar 107 oder 34,3 Prozent weniger Stellen als noch vor einem Jahr. „Ich freue mich, wenn Unternehmen Personal direkt einstellen“, sagt Finke. Auf der anderen Seite fallen immer mehr Stellen mit niedrigeren Eintrittsbarrieren weg. „Für einen Teil der an- und ungelernten Arbeitslosen wird es auch deshalb wieder schwerer, in Beschäftigung zu kommen. Darauf müssen wir uns einstellen.“ Das Risiko, arbeitslos zu werden, sei bei einem Ungelernten vier Mal höher als bei einem Arbeitnehmer mit Berufsabschluss: „Deshalb richten wir unseren Fokus auch auf ungelernte Beschäftigte.“ Auch der Lockdown hinterlässt seine Spuren: Im Februar registrierte die Agentur für Arbeit Freiburg 406 Kurzarbeits-Anzeigen für insgesamt 3412 Personen. Inzwischen liegt auch die Hochrechnung für die tatsächlich in Anspruch genommene Kurzarbeit im Oktober vor: Danach meldeten 1935 Betriebe für insgesamt 15.197 Beschäftigte Kurzarbeit an. Im vergangenen Juni waren es 3743 Betriebe und 35.665 Beschäftigte. herz


Arbeit in Südbaden

71,9 Prozent mehr offene Stellen

1000 Jugendliche profitieren von Modellversuch

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Foto: © freepik

ach dem Einbruch im Januar hat sich die Nachfrage nach Arbeitskräften in Freiburg sowie den Landkreisen Breisgau-Hochschwarzwald und Emmendingen wieder deutlich erholt. Im Februar haben die Unternehmen 1136 offene Stellen gemeldet, 472 oder satte 71,9 Prozent mehr als im Januar. Auf der anderen Seite sind es aber auch 251 oder 18,1 Prozent weniger als vor einem Jahr. Das meldet die Arbeitsagentur Freiburg. Insgesamt lagen der Agentur Mitte Februar 3742 Aufträge zur Stellenbesetzung vor. Im Vorjahresmonat waren es 662 mehr.

be weiterhin geschlossen sind oder mit erheblichen Umsatzausfällen kämpfen, war die Nachvermittlung in Ausbildung erfolgreich“, kommentierte Wirtschafts- und Arbeitsministerin Nicole Hoffmeister-Kraut am 10. März. Zwischen Oktober und Dezember konnten landesweit noch rund 1000 Jugendliche in eine Ausbildung vermittelt werden, mehr als 500 weitere Jugendliche haben ihre Ausbildungschance aufgrund des verspäteten Starts noch im Januar und Februar erhalten. „Jedes Ausbildungsverhältnis ist ein wichtiger Erfolg“, so die Ministerin. bib Anzeige

Vor allem das verarbeitende Gewerbe hat binnen Monatsfrist viele neue Stellen gemeldet. Wogegen die Bedeutung der Zeitarbeit weiter abnimmt: Die Branche meldete im Februar 107 oder 34,3 Prozent weniger Stellen als noch vor einem Jahr. „Ich freue mich, wenn Unternehmen Personal direkt einstellen. Auf der anderen Seite fallen immer mehr Stellen mit niedrigeren Eintrittsbarrieren weg“, kommentierte der Vorsitzende der Geschäftsführung der Agentur für Arbeit Freiburg, Andreas Finke. Für viele an- oder ungelernte Arbeitslose werde es deshalb wieder schwerer, in Beschäftigung zu kommen. Finke sieht vor allem in der Weiterbildung ein zentrales Instrument, schneller Arbeit zu finden und sich besser vor Arbeitslosigkeit zu schützen. Das Risiko, arbeitslos zu werden, sei bei Ungelernten vier Mal höher als bei Arbeitnehmern mit Berufsabschluss. „Deshalb richten wir unseren Fokus auch auf ungelernte Beschäftigte“, so Finke. Auch auf dem Ausbildungsmarkt hat die Corona-Krise Auswirkungen. Die Landesregierung hatte deswegen in einem Modellversuch die Möglichkeit eines zweiten Ausbildungsstarts geschaffen. „Trotz der schwierigen CoronaSituation auf dem Ausbildungsmarkt, in der viele Betriechilli | business im Breisgau | 03.2021 | 37


Fakten

Die Welt, die Wirtschaft in Zahlen Anteil der Deutschen, die meinen, zu einer nachhaltigen Ernährung gehöre, seltener Fleisch zu essen (in %) �����������������������������������54 Anteil der Letten, die meinen, zu einer nachhaltigen Ernährung gehöre, seltener Fleisch zu essen (in %) �������������������������������������������� 16 Netzabdeckung mit 4G in Lettland 2018 (in %) ���������������������������������������������������������������������������������������������������������������������������������������������������������������������84,2 Netzabdeckung mit 4G in Deutschland 2018 (in %) ����������������������������������������������������������������������������������������������������������������������������������������������������������� 65,7 Zahl der Insolvenzanträge von Unternehmen im Jahr 2019 in Baden-Württemberg ������������������������������������������������������������������������������������ 1819 Zahl der Insolvenzanträge von Unternehmen im Jahr 2020 in Baden-Württemberg ������������������������������������������������������������������������������������1724 Zahl der Insolvenzanträge von Privaten im Dezember 2019 in Baden-Württemberg �����������������������������������������������������������������������������������8334 Zahl der Insolvenzanträge von Privaten im Jahr 2020 in Baden-Württemberg ������������������������������������������������������������������������������������������������ 6086 Öffentliche E-Ladesäulen für Autos Anfang 2021 in Deutschland ���������������������������������������������������������������������������������������������������������������������� 39.000 Öffentliche E-Ladesäulen für Autos Ende 2030 in Deutschland (Zielmarke der Bundesregierung) ������������������������������������ 1.000.000 Zubau mit öffentlichen E-Ladesäulen im Jahresdurchschnitt 2019 und 2020 ����������������������������������������������������������������������������������������������������� 250 Benötigter Zubau zur Zielerreichung im Jahresdurchschnitt bis 2030 ��������������������������������������������������������������������������������������������������������������������2000 Zahl der Übernachtungen in Beherbergungsbetrieben mit mehr als 10 Betten im Jahr 2020 in Freiburg (in Mio.) �����������������1,13 Zahl der Übernachtungen in Beherbergungsbetrieben mit mehr als 10 Betten im Jahr 2019 in Freiburg (in Mio.) ���������������� 1,82 Zahl der Übernachtungen in Beherbergungsbetrieben mit mehr als 10 Betten im Jahr 2007 in Freiburg (in Mio.) �����������������1,13 Bettenauslastung in Beherbergungsbetrieben mit mehr als 10 Betten im Jahr 2019 in Freiburg (in %) ���������������������������������������������57,6 Bettenauslastung in Beherbergungsbetrieben mit mehr als 10 Betten im Jahr 2020 in Freiburg (in %) ������������������������������������������� 35,4 Bettenauslastung in Vorsorge- und Reha-Einrichtungen in Baden-Württemberg im Jahr 2019 (in %) ��������������������������������������������� 83,1 Wertentwicklung des DAX Stand 3. März 2021 im Vergleich zum Vorjahrestief am 12. März 2020 (in %) ���������������������������������+67 Wertentwicklung des Bitcoins Stand 3. März 2021 im Vergleich zum Vorjahrestief am 18. März 2020 (in %) ������������������������ +941 Zahl der Baugenehmigungen für Wohnungen in Baden-Württemberg im Jahr 2019 ����������������������������������������������������������������������������� 40.192 Zahl der Baugenehmigungen für Wohnungen in Baden-Württemberg im Jahr 2020 ���������������������������������������������������������������������������� 42.874 Zahl der Baugenehmigungen für Wohnungen in Freiburg im Jahr 2019 ������������������������������������������������������������������������������������������������������������� 1302 Zahl der Baugenehmigungen für Wohnungen in Freiburg im Jahr 2020 ��������������������������������������������������������������������������������������������������������������� 668 Angemeldete Kurzarbeit für Beschäftige bei der Arbeitsagentur Freiburg im Februar 2021 �������������������������������������������������������������������� 3412 Angemeldete Kurzarbeit für Beschäftige bei der Arbeitsagentur Freiburg im März 2020 �������������������������������������������������������������������� 24.224 Zahl der Geburten im Jahr 2019 in Freiburg ��������������������������������������������������������������������������������������������������������������������������������������������������������������������������� 5.495 Zahl der Geburten im Corona-Jahr 2020 in Freiburg ������������������������������������������������������������������������������������������������������������������������������� 5.656 (Rekord)

38 | chilli | business im Breisgau | 03.2021

bar / Idee: brandeins




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