Wir t scha f t
November 2018 Ausgabe Nr. 20
Im Fokus:
Elztal
Wo fast jeder Arbeit hat
Kammerbosse wettern gegen Diesel-Desaster „Fassungslos über das Zusammenspiel von Politik und Industrie“ Zeitgeschichte
Bilanzen
Start-ups
Der Notgeldwahnsinn in Freiburg
Der SC Freiburg mauert beim Aufwand
Ein Foodora-Kurier packt aus
Editorial
Diesel-Desaster, Umsatzrekorde und Schlafzimmergründungen
I
wenn die Handwerker ihre noch nicht amortisierten Transporter loswerden müssen, um Fahrverboten in Freiburg zu entgehen. Am anderen Ende der Nahrungskette sitzen die Autokonzerne und machen derweil munter Milliardengewinne. Das Handwerk sieht sich als Opfer des Versagens von Politik und Autoindustrie.
Einen beachtlichen Gewinn hat der Bundesligist SC Freiburg in der vergangenen Saison gemacht: 11,1 Millionen Euro bilanzierte Finanzvorstand Oliver Leki. Jetzt, wo der Bau des neuen Stadions losgeht, sind solche Sicherheiten doppelt wertvoll. Der Umsatz des Clubs lag erstmals bei mehr als 100 Millionen Euro, der Aufwand aber schnellte auch um stolze 45 Prozent auf fast 90 Millionen hoch. Wie er sich zusammensetzt, will der Club nicht sagen. Im neuen Hotspot Kreativpark Lokhalle Freiburg feierte unlängst ein Freiburger Unternehmen seinen zehnten Geburtstag, das der Gründer Ulrich Prediger im heimischen Schlafzimmer aufs Gleis gesetzt hat – besser gesagt auf den Radweg: JobRad beschäftigt heute fast 200 Menschen und hat bundesweit schon 200.000 Business-Leasingräder laufen. Da kam dann auch Oberbürgermeister Martin Horn mal vorbei – im Dienstwagen, „aus Zeitgründen“. Um wirklich gehetzte Mobilität geht es bei Foodora. Das Berliner Start-up beschäftigt in Freiburg mittlerweile
40 Fahrrad-Kuriere. Mit einem haben wir gesprochen. Wenn Simon S ontheimer mal nicht schnell genug radelt, gibt es ein „mehrstufiges Eskalationsprogramm“. Zum Schluss ruft ein Roboter an. Sontheimer und andere Fahrer fordern nun bessere Arbeitsbedingungen. Noch nicht eskaliert ist der Streit um den neuen Freiburger Stadtteil Dietenbach. Aber die Kritiker mobilisierten mehr als 12.000 Menschen, die der großen Politik nun die Macht über die Entscheidung entzogen haben. Bisher beobachtete man das Treiben auf der Bürgermeisterbank im Sakko. Nun gilt es, die Ärmel hochzukrempeln. Denn einen Plan B gibt es zu Dietenbach nicht.
Foto: © Johannes Meger
m südbadischen Handwerk herrscht derzeit d icke Luft: Die Kammerspitze um Johannes Ullrich und Christoph Burger macht so gar keinen Hehl daraus, dass der so verkaufte Diesel-Kompromiss in der Handwerker-Realität ein Diesel-Desaster ist. Nach der Einführung der Umweltplakette drohe demnächst schon die zweite kalte Enteignung,
Und wir wünschen anregende Lektüre.
Herzlichst Ihr Lars Bargmann | Chefredakteur 5 Anzeige
chilli | business im Breisgau | 11.2018 | 3
Inhalt Strommarkt
Titel
Warum das OLG die Städte Lörrach und Weil zu einer neuen Ausschreibung zwingt 34
Dieseldrama: Südbadens Handwerker sind fassungslos über den sogenannten DieselKompromiss. In Freiburg drohen derweil Fahrverbote. „Die können doch nicht die Antwort auf das Diesel-Desaster sein“, wettert Kammervizepräsident Christoph Burger. Und spricht von kalter Enteignung. 6 -7
Politik
Die Angst der Freiburger Bürgermeister um den neuen Stadtteil Dietenbach 5 Rathauschef Volker Kieber und sein Modell für preiswertes Wohnen 18
Bilanzen
Der SC Freiburg hat mehr als 100 Millionen Euro Umsatz. Beim Aufwand lässt er sich nicht in die Karten schauen 6-7
Logistik
Streck Transporte und ihr neues „Shipping in a box“ in die USA Das lange Warten auf die Entwicklung des Ganter-Areals 14 Der fast unaufhaltsame Aufstieg des Freiburger JobRads 16 Cortec hat ein neues Zuhause 17 Die innovative GWG
35
Start-ups
36
Expertenmeinung
Wirtschaftsprüfer Mathias Hecht über die Mietwohnungsbauoffensive des Bundes 38
Architekten
Sennrich & Schneider setzen auf Individualität
40-41
Stressige Jobs bei Foodora: Ein Mitarbeiter packt aus 20 Neue Netzwerk-App für Freiburg: imachs 21
Immobilien
Grundsteinlegungen fürs neue The Fizz und die neue Volksbank-Zentrale 22
Zeitgeschichte
Arbeitsmarkt
Menschen & Meldungen
Arbeitsagentur: Warum in Südbaden derzeit Vollbeschäftigung herrscht 43
Der Notgeld-Wahnsinn in Freiburg 24-25
Verbände
Was Peter Spindler als neuer Chef des Handelsverbands alles anders machen will 8
Genossenschaften
Oekogeno feiert 30-jähriges Bestehen Familienheim macht Klimaschutz
12 13
Unternehmen
Der EuroAirport muss seine PassagierPrognosen korrigieren – nach oben 14
Waldhaus mit Rekordabsatz / inomed gründet gleich zwei Firmen / Neues Fürstenberg-Luftbier / Partner AG baut 17-Millionen-Euro-Projekt / Personalia 26 -29
Standort Elztal
Vorgestellt: Carré Planungsgesellschaft, Flow Promotion, Tagungen im Gasthaus Rössle 30-33
16
IMPRESSUM business im Breisgau
Redaktion: Till Neumann, Tanja Senn, Philip Thomas, Isabel Barquero, Dr. Stefan Pawellek, Stella Schewe, Mathias Hecht, Dirk Schindelbeck
Herausgeber:
Titel: © iStock.com/erhui1979, freepik.com
chilli Freiburg GmbH Paul-Ehrlich-Straße 13 | 79106 Freiburg fon: 0761-76 99 83-0 | fax: 0761-76 99 83-99 bargmann@chilli-freiburg.de www.business-im-breisgau.de
Geschäftsführung: Michaela Moser (V.i.S.d.P.) Chefredaktion: Lars Bargmann
Handwerk: HWK ehrt Jung-Gesellen und feierte Erfolge auf Landesebene 44 Weiter wachsen: Der Europa-Park plant Seilbahn über den Rhein
Fotos: pixabay, dpa, freepik, iStock Fotograf: Neithard Schleier Grafik: Hannah Karayilan Lektorat: Beate Vogt Anzeigen: Jonas Stratz (Leitung), Malika Amar, Giuliano Siegel
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Faken bitte
Die Welt, die Wirtschaft in Zahlen
30-33
Themenheft 11-2018
Das business im Breisgau-Themenheft erscheint im Freiburger Stadtmagazin chilli
IHK-Konjunktur: Skeptisch ins 2019 42
46
24-25
Druck: Freiburger Druck GmbH & Co. KG Ein Unternehmen der
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Politik
Bürgermeister bangen um Dietenbach Neues Referat für bezahlbares Wohnen in Freiburg
I
m Freiburger Rathaus schlägt das Herz der Bürgermeisterriege derzeit deutlich aufgeregter als sonst. Martin Horn, Ulrich von Kirchbach, Martin Haag und Stefan Breiter riefen unlängst Medienvertreter zu sich, um zu demonstrieren, wie ernst sie die Wohnungsnot in der Stadt nehmen. Und wie
sehr sie darauf hoffen, dass der anstehende Bürgerentscheid zum geplanten Stadtteil Dietenbach für diesen ausgeht. Lange hatten die Dezernenten den aufkeimenden Unmut bei den Kritikern im Sakko zur Kenntnis genommen. Jetzt müssen sie die Hemdsärmel hochkrempeln.
Der frisch wiedergewählte Baubürgermeister Haag hat das schon gemacht: „Dietenbach ist die Chance für bezahlbares Wohnen, wenn wir das nicht kriegen, haben wir ein massives Problem, dann können wir nicht mehr sagen, wie wir den Bedarf befriedigen können.“ Haag sprach erstmals von „mehr als 6500“ Wohnungen im Westen der Stadt und wies die Kritik aus der Ökoszene an dem Versiegeln der landwirtschaftlichen Fläche energisch zurück: „Wenn man diese Zahl an Wohnungen im Umland bauen würde, würde vier Mal so viel Fläche gebraucht und man schafft viel mehr Pendelverkehre.“ Man müsse die Bürger überzeugen, werde „kämpfen“. Auch Sozialbürgermeister von Kirchbach schlug eine unmissverständliche Tonart an: „Wenn wir nicht wollen, dass Leute aus der Stadt rausgedrängt werden, brauchen wir Dietenbach.“ Horn räumte ein, dass „wir besser nach außen kommunizieren, den Stadtteil offensiver bewerben müssen“. Die Macht über den neuen Stadtteil hat die Riege zwischenzeitlich verloren, es ist jetzt Volkes Stimme, die entscheidet. Sagt die Nein, gibt es im Rathaus keinen Plan B. „Plan B würde bedeuten, dass wir fünf bis zehn Jahre verlieren, wir müssen die Kraft der Argumente für Plan A sprechen lassen“, sagt Haag auf Nachfrage. Die Linke Liste ging darauf hin dahin, wo es weh tut: Verwaltung und Gemeinderat müssten noch „vor dem Bürgerentscheid“ erklären, dass im Dietenbach die 50-Prozent-Quote für sozialen Mietwohnungsbau „verbindlich kommt“, heißt es in einer Pressemitteilung. Bislang gibt es für diese nur einen Prüfauftrag fürs Rathaus. Da die private Bauwirtschaft die 50-Prozent-Quote wirtschaftlich nicht ohne Defizit rechnen kann, müssten Bauherren wie die Freiburger Stadtbau GmbH (FSB) motiviert werden, mehr als 3250 Sozialwohnungen zu bauen. Das im Vorfeld verbindlich festzulegen, ist ein bisschen wie Russisch Roulette.
Da 40 Prozent der Fläche dem Rathaus oder dem Land gehören, hat die Stadtspitze für diese die Fäden immerhin selber in der Hand. Die Frage wird sein, wie sie die Weichen so stellen kann, dass die Wohnungen nicht nur für die Mieter, sondern auch für die Bauherren bezahlbar werden. Die anderen 60 Prozent hat, wenn es nach dem Willen der Bürgermeister geht, irgendwann die Freiburger Sparkasse in der Hand, weil diese den 412 privaten Eigentümern 50 Euro mehr auf den Quadratmeter bezahlt, als die Stadtverwaltung es bei dieser städtebaulichen Entwicklungsmaßnahme darf (wir berichteten). Auf die Bank hat das Rathaus zwar politisch durchaus Einfluss – finanziell aber weniger. Wie auf diesen Flächen ebenfalls sozialer Mietwohnungsbau entstehen soll, ist noch offen. Generell sollen städtische Flächen, so Finanzbürgermeister Breiter, nur noch an Private verkauft werden, die sich den vielfältigen Vorgaben aus dem Rathaus beugen. Oberbürgermeister Horn will in sein Dezernat zum Jahresbeginn ein neues Referat für bezahlbares Wohnen einbauen, dem dann Sabine Recker vorsteht. Für preisgünstiges Wohnen steht in Freiburg neben den Baugenossenschaften vor allem die FSB mit derzeit rund 9400 der insgesamt 112.000 Wohnungen. Die Geschäftsführer Ralf Klausmann und Magdalena Szablewska dürfen per Moratorium ihre Mieten bis Ende 2019 nicht erhöhen. Das „kostet“ sie 440.000 Euro. Als Ausgleich bekommt die FSB ein städtisches Grundstück an der Carl-Mez-Straße im Wert von 550.000 Euro. Eine wirtschaftlich starke Stadtbau ist eine notwendige Bedingung für den Bau von Sozialwohnungen. Auch mit Dietenbach fehlen in Freiburg bis 2030 noch 5700 Wohnungen. Ohne sind es mehr als 12.000. Im Sakko-Modus sind die nicht zu haben. Lars Bargmann
Die Macht liegt jetzt beim Volk
chilli | business im Breisgau | 11.2018 | 5
Bilanzen
Die Entmachtung des Präsidenten
Der SC Freiburg glänzt mit Rekordumsatz – Fritz Keller muss leiser treten
Visualisierung: © HPP-Koester, Fotos: © Achim Keller, SCF
Die Baugenehmigung fürs neue SC-Stadion am Flugplatz flattert in diesen Tagen auf den Tisch. Mit Grundstück, Infrastruktur und Einrichtung kostet es 145 Millionen Euro.
D
er SC Freiburg hat seinen Umsatz in der vergangenen Saison im Vergleich zur vorherigen Runde um 36,9 auf 100,3 Millionen Euro gesteigert. Das ist mehr als doppelt so viel, wie der Verein in seiner bislang letzten Zweitliga-Saison (2015/16) erlöst hat. Der Gewinn lag bei stolzen 11,1 Millionen Euro (2016/17: 1,8). Kräftig nach oben katapultiert hat sich allerdings auch der Aufwand: um 27,6 Millionen oder rund 45 Prozent auf 89,2 Millionen Euro. Während Finanzvorstand Oliver Leki bei den Einnahmen Details nennt, will sich der Club zu den einzelnen Kosten auch auf Nachfrage nicht weiter äußern.
6 | chilli | business im Breisgau | 11.2018
Bei der jüngsten Mitgliederversammlung ging es nicht nur um nackte Zahlen, sondern auch um eine Satzungsänderung, die die Macht des Präsidenten Fritz Keller deutlich beschneidet. Und die von Leki und Sport-Vorstand Jochen Saier kräftig ausweitet, denn diese beiden entscheiden fortan die Geschicke des Vereins allein. Kommen sie dabei nicht auf einen Nenner, hat der Aufsichtsratsvorsitzende das letzte Wort – bis zu dem Tag war das Heinrich Breit. „Wir haben uns ganz schön gezofft, aber jetzt lösen wir die Dreierkette auf und stehen gemeinsam hinter der neuen Satzung“, brachte Keller – schon seit 1994 Vorstandsmitglied und seit 2014 Präsident – die 645 stimmberechtigten Mitglieder auf Linie.
Bilanzen
Bye bye Dreierkette: Präsident Fritz Keller ist fürs operative Geschäft nicht mehr zuständig: Das machen jetzt Oliver Leki (l.) und Jochen Saier (r.) allein. Für den Winzer, der zuvor offenbar auch selber auf Linie gebracht wurde, wurde ein neues Gremium jenseits des operativen Geschäfts gebildet, das nur noch für repräsentative Aufgaben zuständig ist. Es sei denn, Keller wird von Leki und Saier ausdrücklich zum Mitentscheiden eingeladen. Was etwa so wahrscheinlich ist wie eine zweistellige Zahl an direkt verwandelten SC-Freistößen auf dem Platz. Die Mitglieder waren bei 42 NeinStimmen und 29 Enthaltungen durchaus folgsam. Es gab aber auch Kritik. Nachvollziehbar etwa daran, dass der Aufsichtsrats-Chef, wenn der Vorstand nicht einig ist, ins operative Geschäft eingreifen muss, das er selber kontrollieren soll. „Das waren Dinge, die auch mich gestört haben“, räumte Keller ein. Bis dahin konnten die Fans darauf vertrauen, dass der bewährte Breit das Kontrollgremium anführt. Nach der Abstimmung aber sagte er, dass in der Folgewoche ein neuer Vorsitzender gewählt werden würde. „Demokratie sieht anders aus“, sagte ein Mitglied. „Sie wählen den Aufsichtsrat, der wesentlichen Einfluss hat, die Demokratie ist gewahrt“, konterte Leki. Er ist „überzeugt, dass die neue Satzung Klarheit in die Zuständigkeiten bringen wird“. Was vorher also nicht selbstverständlich war. Nach einer Anfrage unserer Redaktion meldete der SC elf Tage nach der Versammlung, dass Breit wiedergewählt wurde. Damit hat das langjährige Vorstandsmitglied nun im Prinzip mehr Macht als Keller, mit dem er auch nicht immer einer Meinung war. Bei allen formalen Zuständigkeiten ist aber der Einfluss von Chefcoach Christian Streich sicher nicht zu unterschätzen. Nach der Satzungsänderung wurde Keller als Präsident bei nur 6 Nein-Stimmen und 24 Enthaltungen wiedergewählt und freute sich über das „überragende Ergebnis“. Der Präsident soll künftig nicht mehr vom Aufsichtsrat, sondern vom Ehrenrat (beide Gremien wurden bestätigt) vorgeschlagen werden.
Bärenstark waren die wirtschaftlichen Zahlen. Die Ticketerlöse kletterten um 0,9 auf 11,2 Millionen Euro, die Sponsoring-Einnahmen um 0,6 auf 13,3 Millionen, die TV-Erlöse um 14,2 auf 43,2, die sonstigen Erträge um 21,2 auf 32,6 Millionen – was vor allem an den Transfers von Maximilian Philipp und Vincenzo Grifo lag. Saier sprach hernach rückblickend von einem „Schweinejahr, das wir großartig gemeistert haben“. Die Transferperiode vor der vergangenen Saison habe bei ihm und Sportdirektor Klemens Hartenbach eine „große Frustrationstoleranz“ erfordert, weil mehrere Transfers auf der „Ziellinie, nicht auf der Zielgeraden“ gescheitert waren – etwa der von Michael Gregoritsch, der für den FC Augsburg in der abgelaufenen Saison 13 Tore schoss und 5 vorbereitete. Ein Spieler, der auch auf der Ziellinie zurückgezogen hatte, habe bei zwei Championsleague-Halbfinalspielen auf dem Platz gestanden. „In diesem Sommer haben wir aber unsere absoluten Wunschspieler bekommen“, sagte Saier, der die Fans beim monatelangen Unterfangen Klassenerhalt lobte: „Mehr Einfühlungsvermögen gibt es nirgends.“ Für Leki ist das neue Stadion am Flugplatz ein zentraler Zukunftsfaktor, ebenso wie der SC ein guter Wirtschaftsfaktor für Freiburg sei. Die Baugenehmigung ist so gut wie erteilt. Mit dem Bau der Arena soll es demnächst losgehen. Leki hofft, dass es keine gerichtlichen Auseinandersetzungen geben wird, die die „Nachbarschaft belasten“. Die Unterstützung für den Sportclub Freiburg wächst stark: Vor zehn Jahren hatte der Club keine 3000 Mitglieder, heute sind es mehr als 17.000. Zum stark gestiegenen Aufwand wäre zu sagen, dass nach Angaben der DFL Spieler, Trainer und Betreuer die Erstliga-Vereine in der Saison 2016/17 im Schnitt 36,7 Prozent vom Umsatz kosteten. Auf Freiburg bezogen kosteten die Profis so mithin knapp 37 Millionen Euro.
»Demokratie sieht anders aus«
Lars Bargmann
Das Kontrollgremium: Heinrich Breit (3. v. l.) wurde als Chef des Aufsichtsrats wiedergewählt.
chilli | business im Breisgau | 11.2018 | 7
Verbände
»Ordentlich Nachholbedarf« Peter Spindler ist der neue Hauptgeschäftsführer beim Handelsverband Südbaden
D
er neue Hauptgeschäftsführer des Handelsverbands Südbaden heißt Peter Spindler. Entsprechende Informationen des regionalen Wirtschaftsmagazins business im Breisgau bestätigte jetzt der Verband. Der langjährige Justitiar des Verbands beerbt damit Olaf Kather, der bei der jüngsten Pressekonferenz des Südbadischen Handelsverbandes Anfang September überraschend sein Ausscheiden verkündet hatte. Die „Neudefinition der Aufgaben eines Hauptgeschäftsführers“ habe K ather zu dem Entschluss gebracht. Verbandspräsident Philipp Frese dankte dem 60-Jährigen für die gute Zusammenarbeit und hatte eine „interne Lösung“ angekündigt. Spindler besetzt den Posten bis zum Jahresende zunächst nur kommissarisch, ab dem 1. Januar 2019 dann hauptamtlich. Die Hintergründe von Kathers Abgang will der 59-Jährige nicht breit kommentieren. Der Vertrag sei ausgelaufen, das Präsidium habe neue Tätigkeits- und Geschäftsfelder für den Hauptgeschäftsführer festgelegt, die Kather nicht habe ausführen wollen. Spindler betont aber, es habe „keinen Streit gegeben“, der Vertrag sei „einvernehmlich“ beendet worden. Dass es zu Friktionen mit Mitarbeitern gekommen sei, wollte Spindler nicht bestätigen: „teilweise Unzufriedenheit“ von Mitarbeitern in Betrieben sei normal. Das Gerücht, dass langfristig nur ein Gesamthandelsverband für Ba-
den-Württemberg geschaffen werden solle, weist er strikt zurück. Das Thema sei kurz im Präsidium andiskutiert worden, aber übereinstimmend habe man diese Idee abgelehnt: „Südbadens Grenzen sind unantastbar.“ Warum aber hat er, der als Justitiar ja bereits in Diensten des Handelsverbandes steht, den neuen Posten erst zum 1. Januar übernommen? Der Übernahmezeitpunkt zum neuen Jahr erfolgte auf ausdrücklichen Wunsch des Juristen. Als freiberuflicher Rechtsanwalt habe er noch Mandate außerhalb der Verbandstätigkeit zu betreuen. Diese Mandate werden nun zurückgeführt, um die zusätzlichen Aufgaben, die es nun als Hauptgeschäftsführer zu erfüllen gilt, bewältigen zu können. Zwei Aufgaben sind es, die der neue Mann anzugehen hat: Aufgrund der Veränderung der Handelslandschaft müssen auch neue Wege in der Verbandsarbeit beschritten werden, daher sei ein Hauptziel, die Mitgliederbasis auszubauen, neue Mitglieder zu werben. Hier müsse, so Spindler, „unbedingt gehandelt, reagiert werden“. Zweite Hauptaufgabe sei, die „Betreuung des Bestandes“ zu intensivieren: „Wir müssen unsere Produktpalette sichtbar machen und die Frage beantworten: Was macht eigentlich der Verband für mich?“ Derzeit ist eine Unternehmensberatungsfirma an Bord, Hagehülsmann & Partner, die mit dem Slogan wirbt „Excellence in activating human potential“. Die Beratungsfirma solle, so Spindler, zusammen mit Präsidium, Geschäftsführung und Mitarbeitern
Foto: © spk
»Südbadens Grenzen sind unantastbar«
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Peter Spindler: Verbandsarbeit zukunftsfähig machen. erarbeiten, wie „Verbandstätigkeit zukunftsfähig“ gemacht werden könne. Oder, wie das Beratungsunternehmen beschreibt: „die Dynamik der Jüngeren mit der Erfahrung der Älteren (…)“ zu verbinden ist. So könnten Vielfalt und Nachhaltigkeit entstehen. Dabei würden die Fähigkeiten von Organisationen, Teams und einzelnen Menschen weiterentwickelt. Spindler formuliert das pragmatischer: es müsse ein konkretes Konzept entwickelt und dann kontrolliert werden, dass es nicht nur ein Papier bleibt, sondern realisiert werde. Die Frage, ob dies in der Vergangenheit nicht so konsequent gehandhabt wurde, beantwortet er so: „Da gibt es ordentlichen Nachholbedarf.“ Das soll in der Belegschaft schon angekommen sein, Spindler spürt eine „Aufbruchsstimmung“ unter den Mitarbeitern.
Stefan Pawellek
Politik
Fassungslose Handwerker HWK kritisiert den Diesel-Kompromiss scharf
Kommen die Handwerker bald nicht mehr zu ihren Auftraggebern in Freiburg? Wenn die Fahrverbote kommen, müssten die Betriebe im Schnitt „existenzgefährdende“ 75.000 Euro in den Fuhrpark stecken.
I
Illustration: © iStock.com/erhui1979, freepik.com, Collage: bib
n der Freiburger Handwerkskammer herrscht dicke Luft. Grund ist der sogenannte Diesel-Kompromiss der Bundesregierung. „Wir sind fassungslos über das Zusammenspiel von Industrie und Politik“, sagt Kammerpräsident Johannes Ullrich. Das Handwerk sei der Hauptleidtragende des „katastrophalen Diesel-Chaos“. Allerdings werden etwa auch Taxibetriebe zu den Opfern zählen. Die Kammer fordert von den Behörden keine Fahrverbote, wenn diese aber unumgänglich werden, umfassende und unbürokratische Ausnahmeregelungen sowie die Aufnahme Freiburgs in die Liste der aktuell 14 Städte, in denen rund eine Million Dieselfahrer Umtauschprämien oder Zuschüsse für Nachrüstungen bekommen sollen. Die gesetzlich erzwungene Fortschreibung des Freiburger Luftreinhalteplans sieht – wenn andere Maßnahmen nicht ausreichen – auch Fahrverbote für Dieselfahrzeuge mit Euro-4- oder Euro5-Norm vor (siehe Infobox 1). Vor allem solche aber fahren die Handwerksbetriebe – 84 Prozent sind Diesel – und sie sind zudem überdurchschnittlich auf deren lange Nutzungsdauer angewiesen. „Für einen Handwerker lohnt sich ein neues Fahrzeug erst nach zehn bis zwölf Jahren“, sagt Christoph Burger, der Vi-
zepräsident der Kammer. Wenn die Fahrverbote kommen, kämen auf die Handwerksbetriebe nach Berechnungen von H WK-Geschäftsbereichsleiter Handirk von Ungern-Sternberg im Schnitt Anschaffungskosten in Höhe von 75.000 Euro zu. Das sei für viele Kleinbetriebe existenzgefährdend. Allein im Kammerbezirk (Freiburg und die Landkreise Emmendingen, Breisgau-Hochschwarzwald) würden 700 Millionen Euro fällig. Die grüne Plakette nach der Einführung der Um-
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weltzone im Jahr 2010 sei schon eine „kalte Enteignung“ gewesen, nun drohe schon die nächste. Der „Kompromiss“ sieht vor, dass Autofahrer entweder ihren alten Wagen tauschen oder nachrüsten müssen. Euro-4-Fahrzeuge können gar nicht nachgerüstet werden, und tauschen ist leichter gesagt als bezahlt oder getan. In Gesprächen mit Kammervertretern hätte ein Autohändler gesagt: „Sondermüll k aufen wir nicht.“
Politik
Info 1 Luftreinhalteplan Freiburg
Info 2 Kammerumfrage
Zu den Maßnahmen des Plans zählen ganztags Tempo 30 und die Optimierung der Ampelsteuerung auf der gesamten B 31, die Ausweitung der grünen Umweltzone auf die B 31, die „umweltsensitive“ Verkehrssteuerung auf der B 31 Ost/West. Fahrverbote für Dieselfahrzeuge (unter Euro 6) sind ab 1. März 2020 dann vorgesehen, wenn die Prognose Ende 2019 die Einhaltung des Grenzwertes bis Ende Juni 2020 nicht erwarten lässt. Der Plan sieht außerdem vor, dass auf Ausweichrouten über Glottertal und St. Märgen verkehrsbeschränkende Gegenmaßnahmen zu ergreifen sind. Mit der Bekanntmachung im Januar 2019 tritt der Plan in Kraft.
742 Betriebe haben bei der Online-Blitzumfrage der Kammer zum Diesel-Kompromiss mitgemacht. Sie haben im Schnitt 5,6 Autos, 84 Prozent tanken Diesel. Bei den 2,8- bis 7,5-Tonnern sind mehr als 50 Prozent Euro-4 oder schlechter, bei den Autos bis 2,8 oder über 7,5 Tonnen sind es knapp 40 Prozent. Die durchschnittliche Betriebsdauer beträgt 10,3 Jahre. Ein Austausch wäre nur für 30 Prozent der Betriebe finanziell leistbar. 72 Prozent davon würden bis zu 1000 Euro investieren.
In den 14 von der Regierung festgelegten Städten (München, Stuttgart, Köln, Reutlingen, Düren, Hamburg, Limburg/ Lahn, Düsseldorf, Kiel, Heilbronn, Backnang, Darmstadt, Bochum, Ludwigsburg) sollen Umtauschprämien und Nachrüstungen bezahlt werden. Freiburg ist nicht darunter, obwohl der Stickstoffdioxid-Grenzwert (40 Mikrogramm pro Kubikmeter Luft bis 2020) auch hier deutlich überschritten wird: Der Halbjahresmittelwert für 2018 lag bei der Messstation an der Schwarzwaldstraße bei 51 Mikrogramm. „Bei der Fortschreibung des Luftreinhalteplans für die Stadt Freiburg war unser Ziel, den Grenzwert bis 2020 sicher einzuhalten und durch ein gestuftes Vorgehen Fahrverbote für die Stadt Freiburg nur als letztes Mittel vorzusehen“, sagte Regierungspräsidentin Bärbel Schäfer unlängst: „Mit den nun vorliegenden Maßnahmen wird uns das gelingen.“ Freiburgs Baubürgermeister Martin Haag formuliert ein bisschen vorsichtiger: „Die Stadt Freiburg möchte auf alle Fälle Fahrverbote vermeiden. Auch dank unserer umweltfreundlichen Verkehrspolitik sind wir schon nahe daran, den Grenzwert einzuhalten. Die vom RP geplanten Maßnahmen werden sich positiv auf die Luftreinhaltung auswirken und damit den Anwohnern zugutekommen.“ Die Kammervertreter loben das RP für die konstruktiven Gespräche. „Das RP steckt selber in einem Dilemma“, so Burger. Aber die Kammer befürchte, dass ohne Fahrverbote die Grenzwerte nicht eingehalten werden können. Und „Fahrverbote können nicht die Antwort auf das Diesel-Desaster sein“, sagt Burger. Die Politik müsse dafür sorgen, dass die Autohersteller für ihre Fehler einstehen und die Mängel auf eigene Kosten beseitigen. Das könnten sie – womöglich aus der Portokasse: Daimler hat im vergangenen Jahr knapp 14,7 Milliarden Euro Gewinn gemacht, VW 13,8 Milliarden, BMW 8,7 Milliarden. Stattdessen beschafft die Politik den Herstellern erneut ein
Sonderkonjunkturprogramm. „Der Kompromiss und das daraus folgende Chaos sind ein Armutszeugnis, eine Peinlichkeit für Regierung und Industrie“, so Ullrich. Die Gewinner des als „Dieselgipfel“ bezeichneten Termins im Kanzleramt waren die Autolobbyisten. Viele Hersteller sitzen derzeit auf ihren Dieselfahrzeugen, die Umtauschprämie soll noch schnell die Höfe leeren, damit sich die Verursacher der Klimaprobleme am Ende ihre Boni in die Tasche stecken können. Die frohlockenden Verkündungen von Verkehrsminister Andreas Scheuer (CSU) und Umweltministerin Svenja Schulze, die von einem Durchbruch für Millionen Autofahrer sprachen, wären mit „unseriös“ oder gar mit „frech“ nicht unpassend beschrieben. „Wir Handwerker müssen für unsere Fehler im Rahmen der Gewährleistung einstehen, die Autoindustrie nicht“, kritisierte Burger. EX-VW-Boss Martin Winterkorn „gehört ins Gefängnis“. Ob ein normaler Euro-6-Kleinlaster überhaupt nennenswert sauberer sei als ein Euro-5, sei offen, sagt Burger. Fahrzeuge mit der Euro-6-b-Norm seien es, aber auf mehrere Jahre in der Stückzahl gar nicht lieferbar. „Das, was wir jetzt kaufen sollen, ist in fünf Jahren wieder schlecht“, sagt Burger. Die Umtauschpakete sind auch aus ökologischer Sicht höchst fragwürdig: Die Produktion eines neuen Autos und die Verschrottung eines alten werden dem Klima in einer Gesamtbilanz wohl viel mehr schaden als etwas sauberere Autos nützen. Ullrich hat durchaus nicht unrecht, wenn er sagt, dass solche Entscheidungen „zu noch mehr Politikverdrossenheit“ führen können. Mal ganz abgesehen davon, dass jenseits des Dieseldramas die Zulassungszahlen für schwere und PS-starke Geländewagen – die meist nie ein Gelände sehen – in die Höhe schnellen. Ein neuer Porsche Cayenne Turbo schleudert mehr Kohlendioxid in die Atmosphäre als ein Mercedes Sprinter. Nur geht es beim Dieselkompromiss ja um Stickstoffdioxid und nicht im Kohlendioxid. Lars Bargmann
»Winterkorn gehört ins Gefängnis«
chilli | business im Breisgau | 11.2018 | 11
Genossenschaften
Sinn statt nur Gewinn
Die Genossenschaft Oekogeno feiert 30-jähriges Bestehen
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Foto: © Oekogeno
ie können wir die Welt besser machen? Das mag idealistisch klingen, doch genau darum geht es bei Oekogeno mit Sitz in Freiburg, die dieser Tage ihren 30. Geburtstag feiert. Mit mehr als 15.000 Mitgliedern und einer Bilanzsumme von 10,6 Millionen Euro im Jahr 2017 zählt sie zu den größten Bürgerbeteiligungs-Genossenschaften Deutschlands. Gemeinwohl statt Gewinnmaximierung, die Projekte von Oekogeno zeigen, dass sich dieses Ziel mit Kreativität und Ideenreichtum erreichen und gleichzeitig solide wirtschaften lässt. So wurde das vergangene Geschäftsjahr mit einem Überschuss von rund 163.000 Euro abgeschlossen – für Vorstand Rainer Schüle ein Beleg dafür, dass es gelungen ist, „die Genossenschaft weiter zu konsolidieren“. Jüngstes Beispiel ist das inklusive Wohnprojekt im Freiburger Neubaugebiet Gutleutmatten. 24 Menschen leben hier seit April in einer Hausgemeinschaft – junge und alte, mit und ohne Handicap, Familien wie Singles. Finanziert wurde das Projekt mit einem Volumen von fast vier Millionen Euro allein durch Genossenschaftsanteile. 32.000 Euro hoch ist die Pflichteinlage der Bewohner, für alle anderen gilt: Mitglied bei Oekogeno kann man
bereits mit einem einzigen Anteil werden. Kostenpunkt: 33,71 Euro. „Zwar haben die meisten unserer Mitglieder mehrere Anteile, zum Teil im dreistelligen Bereich“, berichtet Oekogeno-Sprecher Thomas Bauer, „aber es gilt, one person, one vote.“ Sprich: Auch mit nur einem Anteil ist man stimmberechtigt. „Politisch interessiert und engagiert“ seien die Mitglieder. „Sie wollen wissen, was mit ihrem Geld passiert. Denn das könnten sie natürlich auch woanders mit höherer Rendite anlegen. Wobei ich unsere mit je nach Laufzeit 2,2 bis 3,2 Prozent Zinsen auch nicht schlecht finde.“
»Wissen, was mit dem Geld passiert« Hervorgegangen ist Oekogeno aus der Gründungsgenossenschaft der Ökobank, die 1988 in Frankfurt ihre erste Filiale eröffnete. „Nehmt den Banken das Geld weg“, war das Motto, und „kein Geld in die Rüstung“. Anfangs eine große Erfolgsstory, doch die Bank geriet in wirtschaftliche Schieflage und wurde 2003 aufgelöst. Die Kunden übernahm die GLS-Bank, übrig blieb die Genossenschaft, die sich in Oekogeno umbenannte. Zunächst lag der Fokus auf Solarund Windfonds. Als sich die Rahmen-
bedingungen für regenerative Energien verschlechterten, rückte das inklusive Wohnen in in den Vordergrund. Erstes Projekt war die 2013 eröffnete „Vaubanaise“ im Freiburger Stadtteil Vauban, in der 75 Menschen mit und ohne Handicap wohnen. Auch hier w urde das Finanzierungsvolumen von fast acht Millionen Euro ohne staatliche Subventionen, alleine durch Genossenschaftsanteile realisiert. Die Vaubanaise sei ein „Leuchtturmprojekt“, sagt Bauer. „Die Resonanz war so enorm, dass wir uns inzwischen auf inklusive Wohnprojekte konzentrieren.“ Etwa in Kommunen wie Waldshut-Tiengen, Furtwangen oder in Ehrenkirchen südlich von Freiburg, wo neben einem genossenschaftlichen Wohnprojekt auch Eigentumswohnungen geplant sind. Der Schwerpunkt der Aktivitäten liegt in Südbaden, wo 2000 Mitglieder leben und der 30. Geburtstag gefeiert wird. Aber auch Hamburg, Berlin und Frankfurt liegen auf der Oekogeno-Landkarte. Das Motto lautet: „Wie wollen wir Stella Schewe eigentlich leben?“
Info:
Vielfalt bereichert – 30 Jahre Oekogeno 16. November, 19.30 Uhr, Forum Merzhausen, mit Tobias Hauser, Gründer der Mundologia, und Julian Heun, dreifacher deutschsprachiger Poetry-Slam-Meister
Inklusiv wohnen in der „Vaubanaise“
Genossenschaften
Die Solarfassaden (rechts) waren 2000 die ersten Öko-Bausteine, das Gebäude am Weidweg ist das erste Holzmassivhaus der Genossen.
Beitrag zum Klimaschutz Familienheim Freiburg baut immer ökologischer
Fotos: © Familienheim Freiburg eG
D
ie anspruchsvollen Klimaschutzziele der Stadt Freiburg sind – wenn überhaupt – nur mit vereinten Kräften zu erreichen. Keine Nebenrolle dabei spielen die Baugenossenschaften, die jedes Jahr Millionen Euro in die energeti-
sche Sanierung ihres Gebäudebestandes stecken. Und im Neubau mehr Wert auf Dämmung und Energieeffizienz legen, als es Gesetzgeber und Stadtverwaltung vorschreiben. Das macht auch die Familienheim Freiburg.
„Ökologisch bauen und sanieren, das ist ein Schwerpunkt bei unseren Entscheidungen“, sagt die geschäftsführende Vorstandsfrau Anja Dziolloß. Das erste signifikante Projekt war der Bau der Hochhäuser an der Wilmersdorfer Straße im Jahr 2000. Die nach Süden ausgerichteten Solarfassaden erzeugen jährlich rund 25.000 Kilowattstunden (kWh) sauberen Strom, damit ist fast die Hälfte des eigenen Bedarfs gedeckt. Zudem sorgen 230 Quadratmeter Kollektorfläche auf den Dächern für die Vorerwärmung des Warmwassers. Die jüngsten Projekte sind das innovative Holzmassivhaus am Weidweg, das Kohlendioxid speichert, statt es in die Atmosphäre zu geben, sowie das Mehrfamilienhaus am Meckelhof, das in umweltfreundlicher Ziegelsteinbauweise mit Wärmedämmputz errichtet wurde – und aufgrund des fehlenden Wärmedämmverbundsystems bundesweite Beachtung fand. Sowohl am Weidweg als auch beim Neubau an der Falkensteinstraße setzten die Genossen zudem auf eine Luftwärme-
pumpe, die mit Umweltenergie Fußböden beheizt und Wasser erhitzt. Insgesamt sind 72 Prozent aller genossenschaftseigenen Wohnungen (rund 2700) energetisch saniert, 250 entstanden seit 2004 neu. Nur knapp ein Fünftel wartet noch auf ökologische Maßnahmen. Eine Gesamtbilanz über die Klimaschutzaktivitäten hat die Baugenossenschaft Familienheim nicht. „Aber wir leisten sicher einen nicht unerheblichen Beitrag zum Erreichen der Klimaschutzziele der Stadt Freiburg“, so Dziolloß. Und auch beim Bereitstellen von bezahlbarem Wohnraum: So lag die Durchschnittsmiete im vergangenen Jahr bei 7,01 Euro und damit 1,24 Euro oder 15 Prozent unter dem Freiburger Mietspiegel. 60 Prozent aller seit 2015 fertiggestellten Neubau-Wohnungen werden dank des Förderprogramms „Bezahlbares genossenschaftliches Wohnen in Baden“ der Erzdiözese Freiburg zehn Jahre lang für 8,50 Euro den Quadratmeter vermietet. Im bib Neubau. Mitten in Freiburg. chilli | business im Breisgau | 11.2018 | 13
Unternehmen
EAP erwartet Schon 8,5 Millionen Passagiere schachmatt? Neue Destinationen im Winterflugplan
Ganter-Entwicklung
Z
äh wie ein altes Kaugummi: Die Entwicklung auf dem Ganter-Areal mit bis zu 350 Wohnungen steckt seit Jahren fest. „Wir haben großes Interesse, aber auch bindende Beschlüsse“, sagt Freiburgs Baubürgermeister Martin Haag. Der Geschäftsführer der Ganter Real Estate Nr. 1 GmbH, Markus Scherrle, will sich zum Wohnungsbau nicht äußern, kündigt aber Neuigkeiten beim Umbau des Flaschenkellers zu einem Adina Apartment Hotel noch im November an.
Regionales Drehkreuz: Kräftig nach oben korrigierte der EAP seine Passagier-Prognosen.
Foto: © aériennes
A
m EuroAirport Basel-Mulhouse-Freiburg (EAP) sind die Passagierzahlen von Januar bis Ende September 2018 im Vergleich zum Vorjahreszeitraum um 7,8 Prozent auf rund 6,5 Millionen gestiegen. Die Zahl der Flugbe-
wegungen stieg mit einem Plus von vier Prozent deutlich weniger stark. Fürs ganze Jahr 2018 rechnet der EuroAirport nun mit einem Anstieg der Fluggastzahlen von 7,6 Prozent auf 8,5 Millionen. Zu Beginn des Jahres waren 8,1 Millionen anvisiert.
Nach wie vor trügen die positive Wirtschaftslage der Region rund um den Airport sowie die starke Nachfrage des Markts dazu bei, dass Airlines ihr Angebot weiter ausbauen und neue Verbindungen lancieren, heißt es in einer Pressemitteilung. So fliegt seit Ende Oktober Air Arabia erstmals einmal wöchentlich nach Agadir (Marokko), Wizz Air fliegt erstmals nach Debrezin, die zweitgrößte Stadt Ungarns, was die dynamische Entwicklung mit den osteuropäischen Destinationen (Pristina, Belgrad, Budapest, Warschau) unterstreicht. Easyjet fliegt nun Santa Cruz auf La Palma auch direkt an. Zudem wird das Angebot nach Berlin (Tegel oder Schönefeld) auf 19 Flüge pro Woche ausgeweitet. Insgesamt gibt es nunmehr jede Woche über 550 Abflüge zu 78 Flughäfen mit über 20 Fluggesellschaften im Linienverkehr.
Am 31. März 2019 wird die TAP Air Portugal zudem zweimal täglich das Drehkreuz Lissabon mit modernen A 319 und A 320 anfliegen. „Mit TAP Air Portugal gewinnen wir eine neue Fluggesellschaft hinzu. Die Verbindung nach Lissabon ergänzt unser bestehendes Netzwerk um ein weiteres Drehkreuz“, kommentiert EAP-Direktor Matthias Suhr. Für die Passagiere ergäben sich somit bequeme Umsteigemöglichkeiten etwa nach Brasilien, Afrika und Nordamerika. Hinter den Kulissen werden zudem die Weichen für eine Bahnanbindung des Flughafens gestellt, die 2028 in den Betrieb gehen und im Halbstundentakt Strasbourg, das Liestal und Laufen verbinden soll. Die Kosten werden heute auf 250 Millionen Euro taxiert. Derzeit fahren täglich rund 25.000 Menschen zum oder vom EuroAirport weg. bar
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Ein Grund für das Walzertanzen auf dem innenstadtnahen Areal ist der gemeinderätliche Beschluss, wonach bei neuen Bebauungsplänen 50 Prozent sozialer Mietwohnungsbau erstellt werden muss. Das ist für private Investoren – nicht nur für solche mit komplexen Gesellschafterstrukturen – wirtschaftlich kaum darstellbar. Zudem gibt es auch noch keine Lösung für die Flächen, die Ganter wegen des Stadttunnelbaus (wir berichteten) ans Rathaus abtreten soll. Dort heißt es, das sei kein Problem: Was an der Ecke Schwarzwald- und Fabrikstraße verloren geht, könne zur Dreisam hin an zusätzlicher Geschossfläche gewonnen werden. Allein: Wenn dies auch unter der 50-Prozent-Regel steht, übt es kaum großen Anreiz aus. Das längere Ende des Taus hat Haag in der Hand, weil das Allgemeinwohl (Stadttunnel) vor individuellen Interessen Vorfahrt hat. Bevor es zu der seit Jahren beabsichtigten Mehrfachbeauftragung fürs Areal kommen kann, ist zudem eine Lösung für die denkmalgeschützte Mälzerei nötig. Der Umbau des Flaschenkellers soll nun wohl erst in der zweiten Jahreshälfte 2019 starten. Damit wäre die ursprünglich für 2020 geplante Eröffnung kaum zu halten. bar
Unternehmen
Auf der Überholspur
Freiburger JobRad hat sich vom Schlafzimmer-Start-up zum Marktführer entwickelt
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Fotos: © JobRad
obRad tritt mit voller Kraft in die Pedale. Vor zehn Jahren erfand Ulrich Prediger das Dienstrad-Leasingmodell. Mittlerweile sind mehr als 200.000 Jobräder auf Deutschlands Straßen unterwegs. Selbst Unternehmen wie die Deutsche Bahn oder BMW setzen auf das in der Fahrradstadt Freiburg entwickelte Modell. Gegenwind gibt es ausgerechnet von der Arbeitnehmergewerkschaft Ver.di.
Vor der Lokhalle am Freiburger Güterbahnhof reiht sich Rad an Rad. Innen, auf einer kleinen Bühne hinter den Bürocontainern des Kreativparks, steht Freiburgs Oberbürgermeister Martin Horn und gratuliert Ulrich Prediger sowie Holger Tumat zu ihrem „stark wachsenden und trotzdem bodenständigen“ Unternehmen. Die beiden Geschäftsführer feiern an diesem Tag mit einer großen Konferenz den zehnten Geburtstag ihrer „verrückten Geschäftsidee“. „Wir hatten keine Garagen-, sondern eine Schlafzimmergründung“, erinnert sich Prediger. So habe sogar das erste Treffen mit der heutigen Bundestagsabgeordneten Kerstin Andreae am Schreibtisch in seinem Schlafzimmer stattgefunden. Daran erinnert heute nichts mehr. An drei Standorten in der Freiburger Innenstadt arbeiten mittlerweile 190 Mitarbeiter für den Dienstrad-Pionier. Wie fest das Unternehmen im Sattel sitzt, zeigt die Anmietung eines fünfgeschossigen Geschäftshauses an der Heinrich-von-
Stephan-Straße mit 7900 Quadratmetern, das im Herbst 2020 fertig sein soll. Dann können dort mehr als 350 Mitarbeiter einziehen. Noch rasanter als die Mitarbeiter- wächst die Kundenzahl. Sie hat sich in den vergangenen drei Jahren verzehnfacht. Dazu gehören Großkonzerne wie Bosch, SAP oder – seit September – auch BMW. Freiburgs Oberbürgermeister gehört nicht dazu. Er ist mit dem Auto bei der Lokhalle vorgefahren. Aus Zeitgründen, erklärt er. Aber auch, weil er auf sein „persönliches JobRad noch etwas warten muss“. Der Grund: Diskussionen mit Ver.di. Die Gewerkschaft lehnt das JobRad ab. Ihre Rechenbeispiele zeigen: Bedenkt man, dass für die – beim Leasing zwingend notwendige – Versicherung Kosten anfallen, und dass die Rente durch die Entgeltumwandlung niedriger ausfällt, würde sich das Dienstrad für viele Beschäftigte nicht rechnen. Beim Marktführer kann man diese Argumente nicht nachvollziehen. Mehr als 80 Prozent der Arbeitgeber würden sich an der Leasingrate, der Versicherung oder den Inspektionen beteiligen. Im Vergleich zum Direktkauf eines Rads könnten JobRadler bis zu 25 Prozent sparen – gibt der Arbeitgeber noch etwas dazu, sogar deutlich mehr. Und dann sind da noch die nichtmonetären Vorteile, die JobRad gerne belegt: Fahrradpendler sind im Schnitt pro Jahr zwei Tage weniger krank. Sie haben ein um 46 Prozent geringeres Risiko, am Herzen zu erkranken, sind stressresistenter und leistungsfähiger. Und wie-
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Gruppenbild mit OB: Martin Horn mit den JobRad-Machern Ulrich Prediger (r.) und Holger Tumat. gen im Schnitt bis zu vier Kilo weniger als ihre autofahrenden Kollegen. „Zahlreiche wissenschaftliche Studien zeigen immer wieder, wie positiv sich regelmäßiges Radfahren auf die Gesundheit auswirkt“, so Prediger. „Daher sind wir davon überzeugt, dass die Gesundheit im Alter die Lebensqualität deutlich positiver beeinflusst als eine minimal höhere monatliche Rente.“ Tanja Senn
So funktioniert JobRad
Der Arbeitnehmer sucht sich ein Fahrrad oder E-Bike nach seinen Wünschen aus. Der Arbeitgeber least das Rad und überlässt es seinem Mitarbeiter. Um die Leasingrate zu bedienen, behält er einen Teil des Bruttogehalts ein. Wie auch beim Dienstwagen kommt nun die Ein-Prozent-Regel zum Tragen: Um den geldwerten Vorteil der Gehaltsumwandlung auszugleichen, muss der Jobradler pro Monat ein Prozent des Radpreises versteuern. Nach der Vertragslaufzeit kann er entweder einen neuen Vertrag abschließen oder das Fahrrad zum Restwert kaufen.
Forschung
Schnittstelle zwischen Menschen und Maschinen
Cortec bezieht 1400 Quadratmeter im FWTM-Kopfbau
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reiburg. Das Neuro-Start-up Cortec hat neue Räume im Kopfbau der Freiburg Wirtschaft Touristik und Messe GmbH bezogen. Die Firma arbeitet an Implantaten, die die Interaktion zwischen Mensch und Maschine ermöglichen. Vor acht Jahren war die Cortec GmbH mit sechs Mitarbeitern als Spin-off aus dem Bernstein-Center der Freiburger Uni an den Start gegangen, heute arbeiten um die Geschäftsführer Martin Schüttler und Jörn Rickert 50 Beschäftigte an der interessantesten Schnittstelle der Neuzeit. Niels Birbaumer, der führende deutschsprachige Neurowissenschaftler war beim Festakt dabei, ermöglichte jüngst vier komplett gelähmten Patienten, die nicht einmal mehr ihre Augen bewegen können, über
eine Gehirn-Computer-Schnittstelle gezielt und zuverlässig mit „Ja“ und „Nein“ zu antworten. Der vielfache Preisträger zeigte einen Film, in dem eine Patientin nur mit ihren Gedanken einen Roboter steuerte, der ihr was zu trinken gab. Für Birbaumer normal, für Laien irgendwo zwischen faszinierend und unheimlich. Für Cortec normal sind mittlerweile die Cochlea-Implantate, die gehörlos geborenen Kindern einen guten Spracherwerb ermöglichen. Zu den Finanzierern gehört die Familie des früheren Daimler-Vorstands Klaus Mangold. Dessen Sohn Christoph versprach in Freiburg, auch bei der nächsten Millionen-Investition wieder an Bord zu sein. „Implantate haben mehr Potenzial als die Pharmazie“, ist Mangold überzeugt, der von der Politik bessere Rahmenbedingungen für solche Produkte forderte.
Das Band ist durchtrennt: Martin Horn (Mitte) war auch dabei. Für Gunther Neuhaus, Vizerektor der Freiburger Uni, ist Cortec ein „außergewöhnliches Vorzeigeunternehmen“. Dass daran auch die Uniklinik ihren Anteil habe, betonte der Ärztliche Direktor Jörg Rüdiger Siewert, der mit Cortec kooperiert. Für Freiburgs Oberbürgermeister Martin Horn passt Cortec an der Messe ins „Innovationsquartier Nord“, zu dem auch der Kreativpark und der Bio-Tech-Park zählten. bar 5 Anzeige
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Politik
Bauland für 40,90 Euro
Warum das Bad Krozinger Modell preiswerten Wohnraum ermöglicht
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Foto: © Stefan Pawellek
ass Wohnraum fehlt, vor allem bezahlbarer, pfeifen die Spatzen im Großraum Freiburg von den Dächern. Auch die Kurstadt Bad Krozingen sieht sich dieser Situation gegenüber. Die Quadratmeterpreise Bauland erreichen mittlerweile Preise von bis zu 740 Euro, in einem Fall waren es
sogar 1000. Auch die Neubau-Mieten liegen inzwischen auf dem freien Markt schon über zehn Euro. Bürgermeister Volker Kieber und sein Gemeinderat wollten diese Situation ändern und so entwickelten sie das „Bad Krozinger Modell“, um vor allem bezahlbare Wohnungen zu ermöglichen.
Angesichts der rasanten Preisdert, dass die Hälfte der Wohnunentwicklung haben Schwellengen so vermietet werden muss, dass haushalte und die Mittelschicht die Miete nicht mehr als maximal 35 ohne Anspruch auf Förderung Prozent des im Ort durchschnittlich kaum noch Chancen, bezahlbaren verfügbaren Einkommens beträgt. Wohnraum zu finden. Gründe sind Ihre Einkommen mussten die vor allem die Nähe und gute AnbinInteressenten beim städtischen dung nach Freiburg, ein angespannHauptamt melden. Die Mieter ter Mietwohnungsmarkt in der müssen mindestens seit zwei Jahren Region und das knappe Bauland. am Ort wohnen oder dort einen ArDas 2015 beschlossene Modell beitsplatz haben und höchstens zehn beruht auf zwei Säulen: Auf einer Neubaugebiet: Im Kurgarten II wurde modellProzent mehr verdienen als jene, die aktiven Baulandpolitik und vielfäl- haft preiswerter Wohnraum geschaffen. die staatliche Wohnraumförderung tigen Vorgaben bei der Schaffung beantragen können. Dort werden von neuem Wohnraum. Neues Bauland gibt es in Bad Krozin- die Angaben überprüft, danach wird ein Berechtigungsschein gen nur, wenn die Gemeinde die Hälfte der neuen Wohnbau- ausgestellt. Das ist quasi der Wohnungstürschlüssel. flächen von den Grundstückseigentümern erwerben kann und Die Mieten müssen zudem 15 Jahre lang festgeschrieben zwar zu einem bereits 1991 festgelegten Preis von 40,90 Euro sein – abgesichert durch eine Grunddienstbarkeit. Die anpro Quadratmeter. dere Hälfte der neuen Wohnungen konnte verkauft werden, Die Stadt als Eigentümerin kümmert sich dann um die ge- um die günstigen Mieter quer zu finanzieren. Allerdings unsamte Erschließung, wofür meistens rund ein Viertel der Flä- ter der Prämisse, dass sie unter dem üblichen Marktpreis anche benötigt wird. Beim Neubaugebiet „Kurgarten II“ bot das geboten werden müssten. Den kennt das Rathaus aus den Rathaus andersherum seine eigenen fünf Hektar privaten In- Kaufpreissammlungen. vestoren zum Bau preisgünstigen Wohnraums an – allerdings Das Siedlungswerk, der Bauverein Breisgau und die Treunach den Vorstellungen der Verwaltung. So war etwa gefor- bau AG zusammen mit Heiwog-Rustica bekamen am Ende den Zuschlag für die Grundstücke. So entstanden 207 WohAnzeige 5 nungen, von denen 104 frei verkauft wurden, 52 Wohnungen des Typs „preiswerte Mietwohnung“ kamen mit einer Ihr Gewerbemakler Anfangsmiete zwischen 7,50 und 8,75 Euro auf den Markt, vor Ort in Freiburg 51 Wohnungen des Typs „geförderte Mietwohnung“ zu QuaSie wollen eine Gewerbeimmobilie dratmeterpreisen rund um 6,50 Euro. verkaufen oder vermieten? Sind Sie „Alle Wohnungen sind weg“, berichtet Kieber, „dieses Moauf der Suche nach eine Immobilien selbst dell ermöglicht bezahlbaren Wohnraum und Rendite.“ Wie passenden Gewerbeimmobilie? mehr als nur Unsere Gewerbeimmobilien-Speziahoch die ist, ist Geheimnis der Investoren. Damit habe man ein Makler listen helfen Ihnen gerne weiter! neben bezahlbarem Wohnraum auch eine gute soziale MiRufen Sie uns einfach unverbindlich schung erreicht, sagt der Bürgermeister. Bei der Erschließung an! weiterer Neubaugebiete soll wieder dieses Modell angewenBüro Freiburg det werden: „Unser Modell beweist, dass man sehr wohl erChristaweg 42, 79114 Freiburg schwinglichen Wohnraum errichten kann, letztendlich hat www.garant-immo.de Tel. 0761/88 85 72-70 dies der Markt ermöglicht.“ Stefan Pawellek
Garant
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Start-up
Schichtbeginn: Simon Sontheimer startet am Hauptbahnhof.
Gestresste Kuriere
Freiburger Foodora-Fahrer fordern Verbesserungen
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Foto: © tln
eit einem Jahr gibt’s Foodora in Freiburg. Die Gastro-Kuriere mit den rosa Rucksäcken sehen oft angestrengt aus. Der Eindruck täuscht nicht, sagen zwei Freiburger Fahrer. Sie wünschen sich bessere Arbeitsbedingungen. Wie andere Kuriere auch. Foodora kontert mit „zufriedenen Mitarbeitern“. Rosa Helm, rosa Jacke, rosa Rucksack. Simon Sontheimer ist seit Juni „Rider“ (Fahrer) bei Foodora. Als Ergänzung zum Bürojob hat sich der 30-Jährige online beworben – und wurde eingestellt. Per Videochat gab’s eine kurze Einweisung. Persönlich getroffen hat er die Vorgesetzten nie. „Als Ausgleich ist der Job nice“, findet er. Doch zufrieden ist er nicht: „Die Bedingungen sind ziemlich ätzend.“ Sein größter Kritikpunkt ist der Kontakt zur Firma. Eine Telefonnummer gebe es nicht, die Verantwortlichen seien lediglich per WhatsApp oder über die Foodora-App zu erreichen. Auf Antworten müsse man oft eine Weile warten. Foodora wurde 2004 in München gegründet und beschäftigt inzwischen mehr als 3000 Fahrer in Deutschland. Rund 40 Rider liefern in Freiburg für 45 Gastro-Betriebe Essen aus, informiert die Firma. „Hier herrscht großer Personalmangel“, sagt Sontheimer. Der Druck auf die Fahrer sei groß. Für jeden Auftrag habe man ein festes Zeitbudget. Teilweise laufe die Uhr schon, be-
vor man starte. Die Route wird per GPS getrackt. „Ist man zu langsam, gibt’s ein mehrstufiges Eskalationssystem“, sagt Sontheimer. Erst warnt die App, dann ruft ein Roboter an. Neun Euro bekommt er pro Stunde. Das sei zu wenig. Denn Rad, Handy und Mobilfunkvertrag stellt jeder Fahrer selbst. Die Abnutzungspauschale sei zu gering und werde lediglich mit einem Gutschein für einen „teuren“ Online-
»Viele fahren mit Schrotträdern« shop beglichen. „Das Handy fällt auch mal runter, wenn man über einen Hubbel fährt“, erzählt Sontheimer. Er kenne Kollegen, die mehr zahlen mussten als sie verdienten. „Ich wünsche mir, Reparaturen, Inspektionen und Käufe von bis zu 200 Euro im Jahr zurückerstattet zu bekommen“, betont ein Fahrer. Sontheimer will etwas ändern: Als Teil der „Freie Arbeiterinnen- und Arbeiter Union“ (FAU) vertritt er drei Forderungen an Foodora: einen Euro mehr Stundenlohn, die vollständige Übernahme der Materialkosten und ein Schichtsystem, das vernünftiges Arbeiten ermöglicht. Bisher wird es per Algorithmus erstellt, der Unverfügbarkeiten manchmal ignoriere. Zudem sei der Materialverschleiß groß. „Viele fahren mit Schrotträdern, ein 600-Euro-Bike kann ich mir bei dem Lohn nicht leisten“, sagt
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ein zweiter Fahrer aus Freiburg. Er ist mit einem zu kleinen Damenrad unterwegs. Der Mittzwanziger berichtet von vielen unzufriedenen Fahrern, die hinschmeißen. Sontheimer bestätigt das. Foodora hält dagegen: Sechs bis zwölf Monate blieben die Rider im Schnitt. „Unserer aktuellen weltweiten Umfrage zufolge sind mehr als 80 Prozent der Fahrer sehr zufrieden mit ihrem Job.“ Auch zu den Vorwürfen einer schwierigen Kommunikation nimmt Foodora Stellung: „Da wir sehr schnell gewachsen sind, ist die Kommunikation nicht mehr so zügig wie zu Anfang mit wenigen Kollegen.“ Das versuche man tagtäglich zu verbessern. In Berlin haben 150 Rider die Forderungen der FAU unterschrieben, berichtet Sontheimer. Seit sie vor der Deliveroo-Zentrale protestiert hatten, gebe es dort einen Sicherheitsdienst. Auch weitere Initiativen machen sich für Gastro-Kuriere stark: „Liefern am Limit“ kämpft für bessere Arbeitsbedingungen bei deliveroo, foodora und Lieferando.de. Im April gab es unter dem Slogan „Deliveroo, shame on you“ bundesweit Proteste. Till Neumann
Infobox
Foodora gehört zu „Delivery Hero“. Das börsennotierte Berliner Unternehmen gilt als weltgrößter Essenslieferdienst. Es betreibt auch Lieferheld und pizza.de und steht im Wettbewerb mit Deliveroo und UberEats.
Start-up
Nachbarschaftshilfe per App imachs soll Freiburg zum Skill-Sharing bringen
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Foto: © tln
it einer App will ein Team aus Freiburg und Colmar das Sharing aufs nächste Level bringen: „imachs“ soll Menschen vernetzen, die sich helfen. Reparierst du mein Fahrrad? Dann lade ich dich zum Essen ein. So könnte die Nachbarschaftshilfe 2.0 aussehen. Startschuss soll in diesen Tagen sein.
Helfer finden per Smartphone: Mit der imachs-App sollen Freiburger ihre Fähigkeiten anbieten – gegen eine Belohnung. Sich gegenseitig helfen – schnell und unkompliziert. Die Idee hat Dominic Lammert seit drei Jahren im Kopf. Damals war der 27-Jährige als Student in Aix-en-Provence. Um sein Französisch aufzupolieren, suchte er einen Muttersprachler für regelmäßige Treffen. Doch ein Sprachtandem fand er nicht. „Also habe ich bei der Suche EDV-Kenntnisse und Klavierspielen angeboten“, erzählt Lammert. So klappte es. Die Idee, Leute mit dem Ansatz „Geben und Nehmen“ digital zu vernetzen, ließ den Freiburger Medieninformatiker nicht mehr los. Zurück in Freiburg lernte er zwei Programmierer aus Colmar kennen: Rachid Mahdi und Amine Cherrered. Mit den beiden arbeitet er neben einem Vollzeitjob seit rund einem Jahr an der Skill-Sharing-App. Sie gibt es zum kostenlosen Download im Android- und iOS-Store. Dem business im Breisgau hat das Trio vorab einen Test-Zugang ermöglicht: 15 MB braucht es für den Download, nach einer Registrierung erstellt der User ein Profil: Aus 28 Rubriken kann er seine Fähigkeiten auswählen: Fremdsprachen, Haustiere, Autobesitzer ...
Wer Unterstützung braucht, kann einen „Hilferuf“ senden: Dort gibt er an, in welcher Kategorie Support benötigt wird und wo sein Standort ist. Auch ein Zeitfenster kann gesetzt werden. Zudem eine Belohnung. Schickt er den Hilferuf raus, bekommen ihn User im Umfeld von zehn Kilometern als Push aufs Smartphone. Lammert erklärt ein Beispiel: „Stell dir vor, du willst ein gebrauchtes Auto kaufen, kennst dich aber nicht damit aus. Wenn du keinen in deinem Bekanntenkreis findest, der helfen kann, hast du ein Problem. Denn einfach fremde Leute auf der Straße fragen, geht nicht.“ Finde er dafür jemanden über imachs, würde er ihn gerne zum Pizzaessen einladen oder 15 Euro zahlen. Knackpunkt ist, zum Start genügend User zu gewinnen. Die App funktioniert schließlich nur, wenn Hilferufe beantwortet werden. „Das wird das Schwierige“, weiß Lammert. Zum Start wollen sie deswegen Mann und Maus informieren. „500 User wären ein Minimum“, schätzt das imachs-Team. 5000 dafür genial. Lammert ist optimistisch: „Wir wollen uns erst mal auf Freiburg konzentrieren und lernen.“ Mit einem großen Netzwerk soll das Vorhaben gelingen. Kürzlich sind sie auf die „Nachbarschaftsbörse“ im Freiburger Osten gestoßen. „Die machen etwas Ähnliches wie wir, aber mit Zetteln“, sagt Lammert. Ob Zettelschreiber auch eine App nutzen würden? „Ja“, sagt Lammert. Fast die Hälfte tln der über 65-Jährigen habe heute ein Smartphone. Im Netz: imachs.net 5 Anzeige
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Immobilien
Kostenexplosion beim neuen The Fizz 340 Apartments für bis zu 50 Millionen Euro im Bau
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s war eine zähe Angelegenheit: Ende 2013 hatte die International Campus GmbH an der Ecke Habsburger und Rheinstraße zwei Grundstücke gekauft. Ende September 2018 legte IC-Gründer Horst Lieder den Grundstein für den Bau von 340 Apartments unweit des Siegesdenkmals. Zum Volumen gibt es unterschiedliche Angaben. Auf 40 Millionen Euro war das Vorhaben taxiert, bei der Grundsteinlegung war die Rede von mehr als 50 Millionen. Die erhebliche Kostensteigerung sei „der verzögerten Vergabe der Bauleistungen wie auch den Ausgrabungsarbeiten“ geschuldet, so Benjamin Barkow, Kommunikationsberater bei der Rückerconsult GmbH – und „nicht unüblich bei innerstädtischen Bauprojekten und Projekten dieser Größe.“
Auf dem 4000 Quadratmeter großen Eckgrundstück baut IC derzeit 15.200 Quadratmeter Bruttogeschossfläche. Es gibt 77 PKW-Stellplätze, 350 für Fahrräder und 340 Apartments mit 20 bis 40 Quadratmetern. Wenn die beiden Gebäude Mitte 2020 fertig sind, werden sie unter der Marke The Fizz vermarktet – wie in Freiburg schon die Häuser an der Ecke Zähringer und Tullastraße sowie an der Bachgasse. IC hat derzeit zehn Objekte in Deutschland, Österreich und Amsterdam im Betrieb, sechs weitere sind aktuell im Bau (Hamburg, München, Köln, Budapest, Prag, Krakau). Lieder, er studierte einst in Freiburg, hatte im Februar 2017 einen Immobilienfonds aufgelegt, der ein anvisiertes Volumen von einer Milliarde Euro hat und an dem neben anderen die Allianz beteiligt ist.
Wuchtig: Die Apartments werden bis zu 800 Euro kosten. Visualisierung: © International Campus Im neuen The Fizz werden die „vollausgestatteten“ Apartments zwischen 465 und 800 Euro kosten – inklusive Internet, Rezeption, der Benutzung von Communityflächen (Lounge, Cooking-Area) und aller Nebenkosten. Der unlängst vom Berliner Moses-Mendelssohn-Institut ermittelte Durchschnittswert in Deutschland liegt derzeit bei 407 Euro. Allerdings bezieht er sich auf Einzelzimmer ohne alles. bar
Visitenkarte mit 170.000 Kubikmetern Volksbank legt Grundstein für Zentrale
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Ein Lächeln für die Kamera: Gerald Lanzenberger, Hadi Teherani, Dietfried Scherer, Martin Horn, Beat Kuhn, Uwe Barth und Johannes Baumgartner (v.l.).
133.000 Kubikmeter umfassten die alten Bestandsgebäude mit der Aula für die St. Ursula-Schulen und dem Hotel Rheingold. 170.000 Kubikme-
ter und 13.800 Tonnen Stahl werden die neuen Häuser beinhalten. „Das entspricht 260 Einfamilienhäusern“, so Gerald Lanzenberger, Technischer
Foto: © Volksbank Freiburg
er Grundstein für die neue Zentrale der Freiburger Volksbank ist gelegt: Vis-à-vis vom Hauptbahnhof wächst bis zum Frühjahr 2021 nun der vom Architekten Hadi Teherani entworfene 105-Millionen-Euro-Neubau bis in 64 Meter Höhe. Der Bau „markiert die Verwurzelung der Volksbank in der Stadt“, sagte Vorstandssprecher Uwe Barth. Von einer „Visitenkarte für den Stadteingang“ sprach Oberbürgermeister Martin Horn.
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Direktor des Generalunternehmers Ed. Züblin AG. Das C ourtyard-by-Marriott-Hotel wird 176 Zimmer haben, wie Beat Kuhn, Geschäftsführer der SV H otel Group AG aus der Schweiz erzählte. Bisher war von rund 150 die Rede. Bauherr ist neben der Genossenschaftsbank auch der Breisgauer Katholische Religionsfonds, dem das Ursula-Gymnasium – das größte in Freiburg – gehört und der 21 Millionen Euro für neue Musikräume und die Aula in die Hand nimmt. Züblin baut insgesamt 24.000 Quadratmeter Bruttogeschossfläche, etwa die Hälfte beziehen die rund 500 Volksbank-Mitarbeiter. Der bar Rest wird vermietet.
Der Notgeldwahnsinn in Freiburg
Als 4,2 Billionen Papiermark einen US-Dollar wert waren
Fotos: © Alle Bilder aus Schindelbecks Archiv
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s war am 4. Oktober 1918: Die Reichsbank in Berlin schickt einen telegrafischen Hilferuf ans Freiburger Rathaus. Man sei „von allen Zahlungsmitteln entblößt“ und bitte darum, „dass die Städte Notgeld ausgeben, in 5-, 10- und 20-Mark-Noten.“ Das Geld sollte bis zum 1. Februar 1919 gültig sein. Danach, so die Reichsbank, sei sie wieder in der Lage, reguläre Zahlungsmittel zu liefern. Es war nicht das erste Mal, dass man in Freiburg Geld drucken musste. Und nicht das letzte.
Dabei kannte die Inflationsperiode amüsante Zwischenkapitel. Zwischen 1920 und 1922 gab es das sogenannte Seriennotgeld. Das sind Scheine, die auf sechs oder acht Kleinwerten Geschichten erzählten, Werbung für die örtliche Industrie machten oder den Fremdenverkehr befördern sollten. Das zog vor allem die Sammler an. Unter den Städten entstand damals sogar ein Wettbewerb, ihr Seriennotgeld immer attraktiver zu gestalten. Bis Ende 1921 tauchten immer mehr Orte als Geldausgabe-Stellen auf – insgesamt
Bereits im Oktober 1917 hatte das Rathaus 213.500 50-Pfennig-Scheine ausgegeben, um den Wirtschaftskreislauf aufrechtzuerhalten. Schließlich waren während des Krieges fast alle Münzen aus dem Umlauf verschwunden und zu Rüstungszwecken eingeschmolzen worden. Noch bis Ende November 1923 gab man Papiergeld mit inzwischen Milliardenwerten aus. Doch das Wettrennen gegen die rasende Entwertung des Geldes war aussichtslos: Morgens ausgegeben, hatte es mittags die Hälfte seiner Kaufkraft verloren. Am Ende entsprachen 4,2 Billionen Papiermark mal einem US-Dollar.
Wenn der Oberbürgermeister um 1000 Billionen bittet mehr als 1200. Selbst eine Hallig wie Langeneß, auf der vielleicht 50 Menschen lebten, präsentierte stolz eine Serie von sechs Scheinen. Längst begnügte man sich nicht mehr damit, den Sammlern nur einen Schein anzubieten, sondern gleich vier, acht oder zehn verschiedene. Schließlich bedeutete jeder nicht eingelöste Schein einen Reingewinn für die Stadtkasse. Und das beste Geschäft dabei machte die Gemeinde mit den frechsten Sprüchen und schönsten Motiven.
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Sehr früh sprang auch die Stadt Freiburg auf diesen Zug auf. Das 800-jährige Stadtjubiläum im Juli 1920 bot den willkommenen Anlass, eine Serie aus drei Motiven aufzulegen. Auf rosa Grund zeigte sie das Münster, das historische Kaufhaus und das neue Rathaus. Der Beweggrund der Geldausgabe offenbart sich – ganz unverblümt - in Akten aus dem Stadtarchiv: „Die Kosten würden durch den Verkauf der Scheine an Sammler nicht nur völlig wieder eingebracht, sondern es könnte eine ansehnliche Summe noch als Überschuss erzielt und teilweise zur Deckung der Kosten für die Jubiläumsausstellung verwendet werden“, heißt es da. Es könne doch erwartet werden, „dass die Mehrzahl der Freiburger Bürger sich solche Scheine zur Erinnerung an das Stadtjubiläum aufbewahrt.“ Und die Scheine spülten tatsächlich erhebliche Geldmittel in die Stadtkasse. Das zog auch Spekulanten an. Im September 1921 erschien am Notgeldmarkt eine zweite, aus sechs Motiven bestehende Freiburg-Serie. Wieder zeigte sie Motive örtlicher Bauwerke wie die Stadttore, die Universität und das Stadttheater. Diesmal war aber nicht die Stadt der Initiator, sondern ein Glücksritter: Alexander Schnell.
Geldmarkt
1917: Die 50-Pfennig-Scheine waren mit einem Greif-Motiv des umstrittenen Grafikers Joseph Schroeder-Schönenborn geschmückt. Der hatte auf eigenes Risiko die Scheine herstellen und sich von der Stadt tatsächlich das Alleinvertriebsrecht vertraglich zusichern lassen. Doch dieses Mal ging die Rechnung nicht auf.
Mit Schwabentor: Diese Scheinserie hatte der Geschäftsmann Alexander Schnell entworfen. Schnells Firma „Trans Oceanic“ verlangte für die Serie im Nennwert von drei Mark sage und schreibe acht Mark. Davon sollten der Stadt zwei Mark und der Firma drei verbleiben. Doch so viel wollte kein Sammler dafür bezahlen. In Freiburg – wie auch andernorts – war das Seriennotgeld, das ja die Zahlungsmittelknappheit beseitigen sollte, zum reinen Spekulationsobjekt verkommen. Am 17. Juli 1922 s toppte die Reichsregierung per Gesetz den „Serien-Notgeld-Unfug“. Aber nur wenige Wochen später nahm die Inflation erst richtig Fahrt auf. Im Herbst 1922 klopfte die Reichsbank daher erneut im Freiburger Rathaus an, mit der Bitte, Zahlungsmittel herzustellen. Jetzt ging es um deutlich höhere Werte
als 1918 – es ging um 500-Mark-Scheine, es ging um 50 Millionen. Und die Freiburger lieferten nicht nur, sie investierten auch viel in das Design ihres neuen Großgeldscheins. Als Motiv wählten sie den „Heiligen Georg im Panzerhemd“ vor der historischen Stadtkulisse (Abb. links oben). Mit Kontrollziffer und Wasserzeichen entsprach der 500-Mark-Schein auch erstmals den damals üblichen Sicherheitsstandards. Doch der Gesamtwert der Ausgabe, die 50 Millionen, reichten schon am Folgetag nicht mehr, um die Zahlungsmittelnot zu beseitigen. Mindestens die doppelte Summe war nötig, wurde bewilligt und gedruckt. Dieses „Spiel“ sollte sich fortan in immer kürzeren Abständen wiederholen. Im Februar 1923 musste die Stadtver-
waltung einen neuen Schein nachlegen – im Nennwert von jetzt schon 5000 Mark. Vier Monate später war man schon bei Millionenwerten angekommen. Längst war die Reichsbank nicht mehr in der Lage, den Zahlungsmittelbedarf auch nur ansatzweise zu decken, obwohl schon mehr als 130 Druckereien rund um die Uhr beschäftigt waren. Immerhin: Trotz der immer kürzeren Verfallszeit findet sich auf jedem ausgegebenen Geldschein bis in den August hinein noch eine sorgfältig wiedergegebene Stadtansicht. Sie bewahrte das Bild des vertrauten Freiburgs aus „der guten alten Zeit“. Auch wenn es von Schein zu Schein immer kleiner und unschärfer wurde. Am 23. Oktober 1923 wandte sich Oberbürgermeister Karl Bender in einem Eil-Telegramm an den Innenminister: „Erbitte Genehmigung zur Notgeldausgabe in Scheinen bis 50 Milliarden einstweilen 1.000 Billionen.“ Das Ergebnis waren in aller Hast hergestellte Scheine ohne jegliches Schmuckmotiv und unbedruckter Rückseite. Es waren die höchsten jemals in Freiburg gedruckten Geldwerte – und auch die letzten ihrer Art. Ende November 1923 konnte die Hyperinflation endlich gestoppt und mit der Einführung der Rentenmark eine stabile Währungsepoche eingeleitet werden. Die Zeche zahlten die vielen Millionen Sparer, die kleinen Angestellten, die Rentner: Sie verloren ihre gesamten Ersparnisse. Dirk Schindelbeck
10.000.000.000 Mark: 1923 legte die Stadt offenbar keinen Wert mehr auf Schmuckwerk. chilli | business im Breisgau | 11.2018 | 25
Menschen und Meldungen
Rekord beim Bierabsatz Waldhaus durchbricht 100.000-Hektoliter-Mauer
Foto: © Brauerei Waldhaus
Ein Gruß aus Amsterdam: Das Waldhaus-Team beim Kurzausflug nach dem Rekord. WALDHAUS. Die Privatbrauerei Waldhaus hat im vergangenen Braujahr erstmals mehr als 100.000 Hektoliter Bier verkauft und somit das stärkste Jahr in der Geschichte der Biermanufaktur im Schwarzwald gefeiert. „Mit diesem tollen Team, innovativer Technik und unserem klaren Bekenntnis, dass nicht die Ausstoßmenge, sondern nur die Bierqualität oberste Priorität genießt, macht das Bierbrauen und Verkaufen einfach Spaß“, sagt Brauereichef Dieter Schmid.
Als Dankeschön ans Team flog er kurzerhand mit seinen Mitarbeitern und Partnern für drei Tage nach Amsterdam, um zu feiern. Danach gab es wieder einen Beweis für die Lust am Brauen: Zur Wintersaison gibt es nun ein neues CraftBeer – den Hopfenstar. Ein zwei Mal kalt gehopftes India Pale Ale mit 7,5 Prozent Alkohol und neun Hopfensorten. Über den Umsatz und den Gewinn im Rekord-Braujahr konnte Schmid noch keine Angaben machen. bib
Partner AG baut für Zehnder
Neuer Ver.di-Vorstand
LAHR. Die Partner AG hat sich bei einem Wettbewerb für ein neues Center of Climate der Zehnder GmbH durchgesetzt und setzt nun das 17-Millionen-Euro-Projekt auch um. „Wir haben uns einstimmig für den Entwurf der Partner AG entschieden, da sich dem Kunden bei diesem Konzept auf den ersten Blick die Zehnderwelt erschließt“, erläutert Heiko Braun, Geschäftsführer der Zehnder Group Deutschland GmbH. Das 20-köpfige Partner-AG-Architektenteam um Vorstand Michael Stoz stellte zuletzt den Neubau der Raiffeisenbank Denzlingen-Sexau fertig. 26 | chilli | business im Breisgau | 11.2018
FREIBURG/SINGEN/TITISEE. Rund 100 Delegierte haben neulich auf der ver.di-Bezirksdelegiertenkonferenz den neuen Bezirk Südbaden Schwarzwald gegründet. F ranka Weis (51) wurde als Vorsitzende und Ursula Hanser (62) als stellvertretende Vorsitzende einstimmig gewählt. Sie vertreten nun die Interessen von 34.000 Mitgliedern von Lörrach über Freiburg, Offenburg, Villingen-Schwenningen bis nach Konstanz. Der ver.di-Bundesvorsitzende Frank Bsirske erklärte in seiner Rede: „Wir lassen unser Land nicht von Rechtsextremisten in Angst und Schrecken verwandeln.“
Menschen und Meldungen
DONAUESCHINGEN. Nach der Luftgitarre kommt jetzt das Luftbier. Die Fürstenberg-Brauerei bringt zum Jahreswechsel das neue „Fürstenberg Bräu Luftbier“ auf den Markt. In einer limitierten Edition von 1283 (das Geburtsjahr der Brauerei) Flaschen – handsigniert. Das Luftbier wurde erstmals 1801 von den Braumeistern aus Donaueschingen erdacht. Damals wurde es gebraut, „um mit der Fabrizierung des schmackhaften Stoffes die Konkurrenz, die ein solches Bier zu verfertigen nicht im Stande ist, zu übertreffen“, wie es in den Fürstenberg-Geschichtsbüchern heißt. Braumeister Moritz Hamilton hat diese traditionelle Bierspezialität nun wiederentdeckt und in Form eines belgischen SaisonBieres neu interpretiert. Das Luftbier ist in der Boutique der Brauerei und unter www.fuerstenberg.de/shop online erhältlich. Anzeige 5
Kolumne
Neuer Präsident
Von Geschäftsführern bis zur Kundenbonität Der Freiburger Steuerberater Erik Herr ist ein Routinier im Geschäft. Für die bib-Leser berichtet er in jeder Ausgabe über Nützliches und Kurioses, Aktuelles und Steuerbares. Foto: © privat
Foto: © Fürstenberg
Neues Luftbier
Erst Projektleiter, jetzt Präsident: Luc Gaillet. Foto: © Euroairport BASEL-MULHOUSE-FREIBURG. Der Euroairport hat einen neuen Präsidenten des Verwaltungsrats. Luc Gaillet beerbte am 17. Oktober den verstorbenen Präsidenten Jean-Pierre Lavielle, gehört der Industrie- und Handelskammer Alsace Eurométropole an und war von 2011 bis April 2018 als Projektleiter für die neue Bahnanbindung des Euroairport zuständig.
Geschäftsführer einer GmbH unterliegen grundsätzlich den Weisungen der Gesellschafter und sind deshalb als abhängig beschäftigt und sozialversicherungspflichtig anzusehen. Nicht aber solche, die auch Gesellschafter sind und durch ihren Einfluss die Geschicke der Firma bestimmen können, weil sie mindestens 50 Prozent der Anteile am Stammkapital halten. Bei einer geringeren Beteiligung bedarf es ausdrücklicher Regelungen im Gesellschaftsvertrag über eine umfassende und unentziehbare Sperrminorität, sodass der Geschäftsführer ihm nicht genehme Weisungen ignorieren kann. Airbnb: Die deutsche Finanzverwaltung hat Irland aufgefordert, die Daten aller Vermieter, die die dort ansässige Plattform nutzen, nach Deutschland zu melden. Finanzämter könnten also bald prüfen, ob alle darüber erzielten Einnahmen vollständig und zutreffend erklärt wurden. Bis dahin könnten strafrechtliche Konsequenzen durch eine zeitnahe Nacherklärung abgewendet werden. Offene Rechnungen: Wie aktuell und regelmäßig mahnen Sie diese an? Prüfen Sie die Bonität vor allem Ihrer Neukunden? Beauftragen Sie in kritischen Fällen einen Anwalt oder ein Inkasso-Unternehmen? Da Ihr Unternehmen kein Kreditgeber sein sollte, können wir Ihnen hierzu in der Praxis erprobte Antworten liefern. Denn Konsequenz und Selbstdisziplin ist der einzige Weg, pünktlich und den Absprachen entsprechend Forderungen beizutreiben. www.herr-stb.de
chilli | business im Breisgau | 11.2018 | 27
Menschen und Meldungen
inomed gründet Firmen EMMENDINGEN. Die Inomed Medizintechnik GmbH hat die Arkana Forum GmbH und die iNCU GmbH gegründet. Beide Firmen sind eigenständige Unternehmen und werden von Geschäftsführer Rüdiger Ott geleitet. inomed entwickelt und produziert medizintechnische Systeme in den Bereichen Intraoperatives Neuromonitoring, Funktionelle Neurochirurgie und Schmerztherapie. Die Produkte werden in mehr als 80 Ländern vertrieben.
Kellers als Winzer des Jahres OBERBERGEN. Der Weinführer Gault&Millau hat Fritz Keller und dessen Sohn Friedrich vom Weingut Schwarzer Adler zu „Winzern des Jahres“ ernannt. „Zupacken und Loslassen, Fritz Keller kann beides. Mit Herz, Hand und Verstand hat er das Weingut seines Vaters noch größer gemacht. Nun legt er es vertrauensvoll in Sohn Friedrichs kundige Hände. Gemeinsam schreiben die beiden die Geschichte fort – die Weine sind expressiver und persönlicher denn je“, heißt es in der Begründung.
ED Holding hat neuen Chef LAUFENBURG. Nach 19 Jahren in der Geschäftsleitung übergibt Martin Steiger (62) am 1. April 2019 die Führung des binationalen Energieversorgers Energiedienst in die Hände von Jörg Reichert (42), bisher Leiter des Konzerncontrollings der EnBW Energie Baden-Württemberg AG. Anzeigen 5
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Regionale Leistungsschau: Zur ie werden wieder 10.000 Besucher erwartet. Foto: © WVIB
Leistung zeigen Die Industriemesse ie FREIBURG „Digital und auf der Höh!“ ist das M otto der kommenden Industriemesse ie, die vom 30. Januar bis 1. Februar an der Messe Freiburg über die Bühne geht. Mehr als 300 Aussteller hat der Veranstalter, der Wirtschaftsverband Industrieller Unternehmen Baden (WVIB), die sogenannte Schwarzwald AG, gewonnen. Die ie ist eine regionale Leistungsschau, „wo sich Unternehmen und Unternehmer treffen, reden, feststellen, wer macht was und so Möglichkeiten zur Zusammenarbeit ausloten,“ sagt WVIB-Hauptgeschäftsführer Christoph Münzer. Man wolle, so Projektleiter Edgar Jäger, dem Mittelstand – dem „nahezu unsichtbaren Teil der Wertschöpfungskette“ – eine passende Plattform bieten. „Die Zulieferindustrie etwa ist, gemessen an ihrer Bedeutung, in der öffentlichen Wahrnehmung chronisch unterrepräsentiert“, findet Münzer. Deren Wertschöpfungsanteil betrage aber etwa in der Automobilindustrie rund 75 Prozent, zudem trügen die Zulieferer „entscheidend zur Innovationskraft“ ihrer Kunden bei. Die Hauptbranchen sind Elektrotechnik, Automatisierung, Metallverarbeitung, Maschinenbau, Kunststofftechnik und Industrielle Dienstleistungen. Die klassischen Industrie-Aussteller werden komplettiert durch industrienahe Dienstleister, ohne die die großen Themenfelder wie Digitalisierung, Industrie 4.0 oder auch das Internet der Dinge nicht denkbar sind. Flankiert wird das Ganze durch ein Vortragsprogramm, das die früheren Thementage ersetzt und sich am Messe-Motto orientiert. So können sich die Besucher gezielter Vorträge herauspicken. Der WVIB hofft erneut auf 10.000 Besucher. bib
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Kam mit 20 Jahren: Christen Merkle führte das Unternehmen aus stürmischer See in sichere Gewässer. Foto: © Merkle
30 Jahre an Bord GOTTENHEIM. Christen J. Merkle, Gesellschafter-Geschäftsführer der AHP Merkle GmbH, hat sein 30. Betriebsjubiläum gefeiert. Merkle trat im zarten Alter von 20 Jahren ins Unternehmen ein – damals aufgrund einer akuten finanziellen Schieflage. Nach mehreren Jahren des Ankämpfens gegen die drohende Insolvenz schaffte er den Turnaround. AHP Merkle fertigt Hydraulikzylinder. Das Unternehmen beschäftigt 250 Mitarbeiter an zwei Standorten in Deutschland sowie den Vertriebsstandorten in China, Hongkong, Italien und Portugal. Christen Merkle und seine Frau Katrin Merkle führen die Gruppe „auf Augenhöhe“ in zweiter Generation.
Neue IT-Chefin HAUSACH/FREIBURG. Bei Streit Service & Solution GmbH & Co. KG mit Sitz in Hausach sowie Niederlassungen in Freiburg und Donaueschingen übernimmt Simone Rudmann ab 1. Dezember die Leitung der Servicetechnik. Rudmann kommt aus dem Bankwesen. Das von Rudolf Bischler geführte Familienunternehmen beschäftigt 240 Mitarbeiter.
Simone Rudmann: Expertin für It-Sicherheit.
Foto: © privat
chilli | business im Breisgau | 11.2018 | 29
Standort Elztal
Starke Wirtschaftsregion Elztal: Zwischen Weltfirmen und innovativen Mittelständlern
Arbeiten, wo andere Urlaub machen: Die Region Elztal hat die niedrigste Arbeitslosenquote in ganz Südbaden. Foto: © ZweiTälerLand Tourismus/Clemens Emmler Anzeige 5
30 | chilli | business im Breisgau | 11.2018
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as Elztal bildet mit dem Simonswäldertal das touristisch so beworbene ZweiTälerLand. Von der „Elztal-Hauptstadt“ Waldkirch aus zieht es sich mitten im Grünen mit vielen landwirtschaftlichen Betrieben nach Nordosten – mit dem 1243 Meter hohen Kandel als Kulisse ist das durchaus ein Kleinod für Ferien mit der Familie, aber auch eine kleine Wirtschaftsregion. Die hat mit der Sick AG im Luftkurort Waldkirch einen global player – mit weltweit 8000 Beschäftigten auch den größten Industriebetrieb Südbadens –, mit Mack Rides die Keimzelle des Europa-Parks, aber auch erfolg- und traditionsreiche Mittelständler wie etwa die August Faller KG, Ganter Interior, die Hummel AG oder auch Riha Plastic, die Carré Planungsgesellschaft sowie viele kleine, innovative Firmen. Und es herrscht Vollbeschäftigung im Elztal. Nach den jüngsten Zahlen der Arbeitsagentur Freiburg hat das Elztal mit nur 2,3 Prozent die niedrigste Arbeitslosenquote im Raum Freiburg sowie den Landkreisen Emmendingen und Breisgau-Hochschwarzwald. Im Geschäftsstellenbezirk Elztal gab es Ende Oktober genau 551 Menschen ohne Arbeit, 56 weniger als im Vormonat. In Freiburg liegt die Quote dagegen bei 4,9 Prozent. bib
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Kapitelkopf
Alles im Fluss Coach und Berater Harald Seidler bringt Firmen in den „Flow“
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aldkirch. Dauerstress am Arbeitsplatz macht unproduktiv und krank. Wovor Ärzte und Krankenkassen seit Jahren warnen, gehört in vielen Büros zum Alltag wie Kaffee und Kopierer. Dabei gibt es einen Zustand, in dem Menschen entspannt, engagiert und vor allem hochkonzentriert arbeiten, weiß Coach und Unternehmensberater Harald Seidler: den Flow.
Foto: © Fotodesign: LIFE-2-DIGITAL Media Solutions / Fotografie: Rainer Muranyi
Flow kann entstehen, wenn die wachsenden Herausforderungen des Berufsalltags mit den eigenen Fähigkeiten ausbalanciert und in Einklang gebracht werden. Nach einer Studie der Beratungsfirma McKinsey erhöht sich die Produktivität in diesem besonderen Zustand um bis zu 250 Prozent. „Ich verhelfe Einzelpersonen, Teams und Unternehmen zu mehr Zeit im Flow, um auf Dauer gesund und leistungsfähig zu bleiben“ sagt Seidler, der Gründer von Flow Promotion. Er schöpft dabei Erfahrung aus 25 Jahren Marketing und Training im Medizinbereich. In Einzelcoachings vermittelt der 54-Jährige, wie es trotz steigender Anforderungen gelingt, körperlich fit zu bleiben, einen klaren Fokus zu behalten und
gut gelaunt durch den Arbeitstag zu kommen. Dies gelingt durch den Aufbau von Flow-Kompetenzen wie effektiver Kommunikation, Stressregulation und Emotionssteuerung beim Einzelnen, sowie durch Flow-freundliche Gestaltung von Unternehmensprozessen – alles nach der eigens entwickelten Flow-Formel zur Prozessoptimierung. Das Universitäts-Notfallzentrum Freiburg hat seine Prozesse mit Hilfe der Formel bereits patientenorientierter gestalteten können. Seidlers Spektrum reicht vom Impulsvortrag über Tagesworkshop bis hin zur Konzeptberatung. Ganz aktuell bietet der Coach offene Seminare zu Kommunikation, Flow & Produkpt tivität und Resilienz an. www.flow-promotion.de 5 Anzeigen
chilli | business im Breisgau | 11.2018 | 31
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Nachhaltige Konzepte Carré Industriebau macht Architektur für Mensch, Wirtschaft und Umwelt
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ndustriekunden und Gewerbebetriebe aus ganz Baden-Württemberg sind bei Carré Industriebau genau richtig: Das Team um Projektentwickler Klaus Wehrle macht individuelle Architektur auf gestalterisch und technisch hohem Niveau – bei mög-
lichst geringen Kosten. Zu den Kernkompetenzen zählen unter anderem effiziente Energiekonzepte. Die Carré Planungsgesellschaft gehört, ebenso wie RegioWerk GmbH und WerkGruppe 1, zur Unternehmensgruppe Architektur3.
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Von der Standortanalyse und Planung bis hin zur Fertigstellung: Carré Industriebau berät und begleitet Kunden aus dem Gewerbe- und Industriebau bei ihren Projekten und setzt diese individuell, kostenreduziert und nachhaltig um. „Die energie- und ressourcensparende Bau- und Betriebsweise steht seit langer Zeit im Fokus unserer Planung, denn sie hat Auswirkungen auf Jahrzehnte“, erklärt Klaus Wehrle, Architekt und Projektentwickler bei Architektur³. „Ein gutes Gebäude nimmt bereits bei seiner Entstehung und im späteren Betrieb Rücksicht auf Kosten, Umfeld und Umwelt.“ Neben der Architektur sind die Spezialisten auch für die Generalplanung zuständig. Carré Industriebau erstellt Tragwerksplanungen, Wärmeschutznachweise sowie sämtliche technischen Planungen für Elektro-, Heizungs-, Lüftungsund Sanitäreinrichtungen. Regelmäßige Gebäudechecks, Sanierung und Instandsetzung sowie Investitionsplanung runden das Leistungsportfolio ab. Carré Industriebau bietet neben der Generalunternehmervergabe auch die Möglichkeit der Einzelvergabe. Dadurch entfällt für den Bauherrn der GU-Zuschlag. „Gemeinsam mit Spezialisten und Handwerkern aus der Region sorgen wir für eine hohe Ausführungsqualität am Bau“, so Wehrle. Als unabhängiger Dienstleister sei er alleine den Interessen der Kunden verpflichtet. „Aus diesem Grund können wir auf dem Markt ein optimales wirtschaftliches Ergebnis für unsere Kunden erzielen. Wir planen nachhaltig, innovativ und kostenoptimiert.“ iba
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Foto: © Markus Herb
Ein Carré-Projekt: Die Elztalbrennerei Georg Weis in Gutach.
Standort Elztal
Tagen und Genießen Neu im Gasthaus Rössle
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Foto: © Manuel Häringer
ine berufliche Tagung kann anstrengend sein, muss es aber nicht: Wenn sie, wie im Schwarzwaldhotel Gasthaus Rössle in Elzach, mit gutem Essen, schönem Ambiente und Natur pur verbunden ist, dann gehen Arbeit und Genuss Hand in Hand.
Seit Ende Juni verfügt das familiengeführte Hotel über einen 80 Quadratmeter großen, hellen Tagungsraum. Ausgestattet mit Flipchart, Leinwand, Beamer und Magnettafel sowie einem Panoramafenster mit Blick auf die Hügel der Umgebung bietet er Platz für bis zu 20 Personen – für Tagungen, Klausuren oder Führungskräftemeetings. Falls die elf modern eingerichteten Zimmer des Rössle nicht ausreichen sollten, steht Inhaber Manuel Häringer in engem Kontakt mit seinen Hotelier-Kollegen aus dem Ort: „Mehr Gäste unterzubringen, ist für uns kein Problem.“ Wichtig ist ihm eine freundliche, familiäre Atmosphäre: „Wir sind ein kleines Haus und kümmern uns individuell um unsere Gäste“, betont er. Mitentscheidend für gute Tagungsergebnisse sei eine gesunde Verpflegung. „Bei uns gibt es in den Pausen keine Süßigkeiten oder Butterbrezeln, sondern frische Salate, Smoothies und Vollkornprodukte. Außerdem sind Sie sofort in der Natur. So bleibt Ihre Vitalität den ganzen Tag im oberen Level.“ Ausklingen lassen können Tagungsgäste den Arbeitstag bei einem Mehrgänge-Menü im Restaurant oder einem Kurs in „Manuels Kochschule“ im neu ausgestatteten Küchenstudio. „Das ist eine beliebte Kombi“, weiß der Hotelier. „Dafür müssen Sie nicht woanders hinfahren, sondern Sie haben alles an einem Ort: Tagen und Belohnen.“ Stelle Schewe
Tagen mit Panorama-Blick: Und anschließend geht’s in die Kochschule.
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Energiebranche
Richter misstrauen Beratern
Lörrach und Weil müssen Vergabe neu ausschreiben
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m Streit um die Stromnetze in Weil und Lörrach (wir berichteten) hat das Oberlandesgericht Karlsruhe (OLG) jetzt entschieden, dass die Städte die Partnerwahl für die Gründung von Netzgesellschaften neu aufrollen müssen. Die Begründung zeugt von einem Misstrauen gegenüber den bei der Vergabe mitwirkenden Beratern. Kommunen dürfen ihre Stromkonzessionen nicht frei vergeben, sie müssen sie öffentlich ausschreiben. Gleiches gilt, wenn sie einen Partner für die Gründung von Stadtwerken oder Netzgesellschaften gewinnen wollen. Das allein könnte man schon als kräftigen Eingriff in die kommunalpolitischen H oheitsrechte werten. Oder auch als Vehikel, um Korruption zu verhindern. Wenn nun aber ein neutraler Berater bei der kommunalen Vergabe an einen privaten Partner beteiligt wird, der für eben diesen Partner schon gearbeitet hat – und sei es nur als Wirtschaftsprüfer –, dann geht womöglich nicht alles mit rechten Dingen zu. So zumindest bietet sich eine Lesart des Urteils an. „Selbstverständlich bedauern wir die Entscheidung, die nun zu einer zeitlichen Verzögerung der Konzessionsvergabe führen wird“, kommentiert der Lörracher Oberbürgermeister Jörg Lutz auf Anfrage des Wirtschaftsmagazins business im Breisgau. Lörrach und auch Weil hatten sich für den Partner bnNetze GmbH entschieden, eine Tochter der Badenova AG. Unterlegen war die ED Netze GmbH (ED), eine Tochter der Energiedienst Holding. Und die war juristisch dagegen vorgegangen. Wenn Kommunen solche Partner suchen, dann karren die Bewerber haufenweise Leitzordner an – mit Fakten. Nach deren Sichtung entscheiden dann die Gemeinderäte, respektive sie folgen einer Empfehlung eines dafür zuständigen Ausschusses. Ein externer Experte ist deswegen stets beteiligt, weil den Rathäusern geschultes Fachpersonal fehlt. Deswegen muss die Kommune einen Experten verpf lichten, und zwar bevor sie in ein solches Verfahren startet. Erst weit danach kommen die Bewerbungen, und wenn sich dabei dann herausstellt, dass einer der Bewerber auch mit diesem Experten arbeitet, kann man das angestoßene Verfahren künftig eigentlich gleich wieder in den Papierkorb werfen.
Oder die Kommune sagt gleich, welchen Berater sie genommen hat, dann brauchen sich Bewerber mit gleichzeitigen Geschäftsbeziehungen zu diesem gar nicht erst zu bewerben. Ob das vom OLG so gewünscht wird? Offenbar misstraut das Gericht der Unabhängigkeit des Sachverständigen. „Auf den Ausgang der Vergabeverfahren hatte der energiewirtschaftliche Berater der Anwaltskanzlei Einfluss, da er die Zuschlagsentscheidung der beiden Städte mit vorbereitet hat. Ein Interessenkonflikt wird schon dann angenommen, wenn die Möglichkeit einer Beeinträchtigung der Unparteilichkeit des Beraters besteht“, begründet das OLG seine Entscheidung. Kurios wird es aber, wenn etwa in Rheinfelden auch ein Berater eines Bewerbers (ED) aufseiten der Kommune mitwirkt, der unterlegene Bewerber dies aber nicht angreift, wie es die bnNetze getan hatte. Dann hat das OLG gegen die Vergabe nichts zu sagen. Die ED kann sich nun als Sieger des Stromstreits fühlen, denn sie selber kann in Rheinfelden weiter Strom verkaufen und in Weil und Lörrach auf jeden Fall noch ein Jahr lang verdienen – denn so lange mindestens dauert eine neue Vergabe. Zudem hat sie womöglich Einblick in den Vorteil gewonnen, mit dem sich Badenova in Lörrach und Weil durchgesetzt hatte. Dem Antrag der ED auf Ausschluss der bnNetze von den beiden neuen Vergabeverfahren folgte der OLG-Senat hingegen nicht. Eine Revision ist unzulässig. bar
Illustration: © freepik.com
»Wir bedauern die Entscheidung«
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Hart umkämpft: Energiedienst hatte die Vergabe an Badenova juristisch attackiert und geht erst einmal als Punktsieger aus dem Ring.
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Fokussiert auf die Bürger Die GWG beweist sich als innovativer Versorger
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Foto: © GWG
ie Gemeindewerke Gundelfingen GmbH (GWG) hat im vergangenen Jahr mit 16 Beschäftigten 11,27 Millionen Euro Umsatz und mehr als eine Million Euro Gewinn vor Steuern gemacht. Wichtiger als die kerngesunde Bilanz sind Geschäftsführer Markus Heger aber innovative Kraft und Bürgernähe. Die GWG gehört zu 70 Prozent der Gemeinde, zu 30 Prozent der Badenova AG, die bei der Gründung der Gesellschaft (bis 2001 ein Eigenbetrieb) das Gasnetz mit einbrachte. Vom Ergebnis profitiert mithin vor allem die Gundelfinger Rathauskasse. Zu den jüngsten innovativen Projekten zählen der Bau einer Ladesäule für Elektroautos am Sonne-Platz (an der derzeit monatlich 100 Ladevorgänge gezählt werden) sowie der Solar-Rad-
weg bis nach Vörstetten: Auf einer Strecke von 1,6 Kilometern geleiten 34 rein solarbetriebene, intelligente Leuchten die Radler über die Gemeindegrenzen. „Wir tun viele Dinge, bei denen nicht der Gewinn, sondern der Bürger im Fokus steht“, sagt Heger. Gut 100.000 Euro hat der Solarlicht-Radweg, Ende 2017 der längste in Deutschland, gekostet. Inzwischen hat er viele Nachahmer gefunden. Auch vor der eigenen Haustür beweist die GWG Klimabewusstsein: Drei der sechs Firmenfahrzeuge fahren schon mit regenerativem Strom. Aktuell läuft neben der Umstellung von einfachen mechanischen Zählern auf moderne Messeinrichtungen beim Bundesverkehrsministerium ein Antrag von GWG und Rathaus, mit dem ein E-Mobilitätskonzept für die Gemeinde erstellt werden soll. Bei dem
Intelligent: Solare Radwegleuchte am Ortseingang.
nicht zuletzt Private von neuen Anschlüssen profitieren könnten. „In vier, fünf Jahren werden ElektroAutos stark auf den Markt drängen, dann müssen wir gerüstet sein“, so Heger, der die Geschäfte zusammen mit Volker Künzel führt und das – anders als große Konzerne es können – sehr nah bei den etwa 12.000 versorgten Kunden, die auch außerhalb der Gemeinde zu finden sind. Ein Callcenter kennt man an der Alten Bundesstraße 35 nicht. Bei der GWG gibt es neben der Gas- und Wärmeversorgung ausschließlich regenerativen Strom, und das Wasser (jährlich rund 550 Millionen Liter) kommt zu einem Drittel aus eigenen Quellen. Das Unternehmen ermöglicht zudem den Betrieb des Obermattenbads. bar 5 Anzeige
chilli | business im Breisgau | 11.2018 | 35
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Mit Sicherheit schnell
Auch in den USA behält Streck Transport seine Waren im Blick
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Fotos & Illustrationen: © Streck Transport
ransitzeiten, Kapazitätsprobleme und lange Transportrouten machen dem Welthandel zu schaffen. Deshalb nimmt die Streck Transportgesellschaft Dinge in die eigene Hand und schickt ab sofort einmal in der Woche einen Sammelcontainer in die USA. Seefrachtleiter Roland Steinebrunner und Vertriebsleiterin Übersee Riccarda Mack erklären im Interview, wie Streck mit „Shipping in a box“ die komplette Transportkette kontrolliert und gleichzeitig Zeit spart. bib: Warum haben Sie diesen Service aufgelegt? Mack: Mit „Shipping in a box“ wollen wir unseren Kunden eine hochwertige und schnelle Seefrachtverlademöglichkeit in den mittleren Westen der USA anbieten. bib: Worauf achten Sie beim Transport besonders? Steinebrunner: Wichtig ist uns, dass wir den kompletten Transportablauf unter unserer Kontrolle haben. Das beginnt schon bei der Abholung beim Kunden, dem Transport zum Verlade-Hafen und der Container-Stauung. Bei uns wird der Container nämlich nicht – wie so oft – von anderen Firmen beigeladen. Das erledigen wir komplett in eigener Regie. So können wir besser auf Befindlichkeiten der einzelnen Waren und Verpackungen eingehen. Bei den konventionellen Co-Loaders wird in der Regel so viel wie möglich in die Container gedrückt. Das gibt immer wieder Schäden. In den USA angekommen, behalten wir dann durch unseren amerikanischen Partner am eigenen Lager die hundertprozentige Kon-
trolle. Denn wir geben die Güter nicht an irgendwelchen Container-Pack-Stationen ab. bib: Wie gelangt die Ware nach Amerika? Mack: Ab Hamburg nutzen wir die schnellste Schiffsverbindung nach Montreal. Der Frachter ist zehn Tage unterwegs und von uns in Teilen fest reserviert. Vorgebucht geht es dann auch weiter mit der Bahn nach Chicago. bib: Wie lange dauert der Transport dahin konkret? Mack: Wir können Ware an Donnerstagen oder Freitagen abholen. Die wäre dann in 21 Tagen in Chicago. bib: Was passiert in Chicago? Steinebrunner: Normalerweise bekommen Empfangsagenten drei bis fünf Sammel-Container pro Woche. Um keinen zu verängstigen, gibt man dort sehr „vorsichtige“ Termine zur Abholung aus. Es wird also kalkuliert, wann alle Container garantiert entladen sind – das dauert schon mal vier bis fünf Tage. Wir gehen nun einen anderen Weg: Unser Partner holt alles an der Rail-Station ab und darf auch unverzollte Ware schon aus dem Container entladen und bei sich ins Zolllager stellen. Der Container kommt mit der Bahn beispielsweise freitags in Chicago an. Wir holen und entladen den noch vor dem Wochenende. Sollte die Verzollung bereits erledigt sein – was bei den meisten Sendungen der Fall sein wird, kann die Auslieferung zum Kunden sofort beginnen. Herkömmliche Firmen holen die Container meist erst nach dem Wochenende bei der Bahn ab und entladen dann erst dienstags, mittwochs oder sogar donnerstags. Da sind wir drei bis fünf Tage schneller.
Hamburg KANADA
Minnesota
Norddakota
EUROPA
Montreal Wisconsin
Süddakota
Nebraska
Iowa
Chicago Illinois
Missouri
USA
Ohio Indiana
Kansas
Kentucky
Unsere Transatlantik-Lösung – von Europa in die USA
Steuerpolitik
Falscher Hebel
Mathias Hecht kritisiert Gesetzesvorlage für mehr Mietwohnungsbau
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ehlender Wohnraum, explodierende Mieten, hohe Grundstückspreise – die Lage am Wohnungsmarkt wird in Deutschland zunehmend problematisch. Mit dem im September beschlossenen Entwurf für ein Gesetz zur steuerlichen Förderung des Mietwohnungsneubaus will die Bundesregierung jetzt steuerliche Anreize für den Mietwohnungsneubau im bezahlbaren Segment setzen. Ob es die richtigen sind? Hintergrund für die gesetzliche Neuregelung sind der vor allem in Universitäts- und Großstädten bestehende erhebliche Mangel an bezahlbarem Wohnraum – auch für Menschen mit mittlerem Einkommen – und die ebenso erheblich steigenden Mieten. Die geplanten Fördermaßnahmen sollen nun vor allem private Investoren dazu bewegen, sich verstärkt im Wohnungsneubau zu engagieren. Mit der Wohnraumoffensive sollen laut Bundesregierung insgesamt 1,5 Millionen neue Wohnungen und Eigenheime zusätzlich gebaut werden. Inhalt der Förderung ist eine zeitlich befristete Sonderabschreibung für Wohnungseigentümer (§ 7b EStGEntwurf): Für die Anschaffung oder Herstellung neuer Wohnungen können künftig vier Jahre lang Sonderabschreibungen von jeweils bis zu fünf Prozent der Anschaffungs- oder Herstellungskosten geltend gemacht werden – neben der normalen zweiprozentigen Abschreibung pro Jahr. Dabei muss der Bauantrag vor dem Jahresende 2022 gestellt werden, die Anschaffungs- oder Herstellungskosten dürfen 3000 Euro je Quadratmeter Wohnfläche nicht übersteigen (um hochpreisigen Wohnraum zu verhindern) und die Wohnung muss mindestens zehn Jahre lang vermietet werden. In die erhöhte Abschreibung fließen jedoch maximal 2000 Euro der Baukosten ein. Aufwendungen für das Grundstück oder auch die Außenanlagen sind nicht begünstigt. Wird die geförderte Wohnung nicht so lange zu Wohnzwecken überlassen oder die Baukostenobergrenze innerhalb der ersten drei Jahre durch nachträgliche Kosten überschritten, müssen die gewährten Sonderabschreibungen rückgängig gemacht werden. Gleiches gilt bei einem Verkauf der geförderten Wohnung innerhalb des Förderzeitraums. Kritik kommt vom Bund der Steuerzahler (BdSt) sowie der Bundessteuerberaterkammer (BStBK). Der BdSt
Mathias Hecht ist Steuerberater, Wirtschaftsprüfer und Gesellschafter bei der Hecht Bingel Müller & Partner Wirtschaftsprüfungsgesellschaft in Freiburg. www.hbm-partner.de hält die Maßnahme im Prinzip für richtig, jedoch in der Umsetzung für zu verwaltungsaufwendig und die Baukostenobergrenze als zu niedrig angesetzt. Die BStBK begrüßt zwar, dass im Vergleich zu einem Gesetzesentwurf aus dem Jahr 2016 nun nicht mehr gefordert wird, dass das Baugrundstück in einem Fördergebiet liegen muss. Die Experten bezweifeln aber, ob die Zielgruppe der privaten Investoren überhaupt erreicht wird, weil die Grundstückskosten in vielen Städten so hoch sind, dass preiswerter Mietwohnungsbau kaum möglich ist. Ebenfalls kritisiert wird die Einbeziehung der hohen Nebenkosten (Notar, Grunderwerbsteuer, Maklercourtage) in die Bauobergrenze. Vorgeschlagen wird daher, dass sich die Grenze von 3000 Euro je Quadratmeter nur auf den Gebäudewert bezieht oder die Anschaffungsnebenkosten bei der Prüfung, ob die Obergrenze eingehalten ist, nicht mit einzubeziehen sind. Aufgrund der berechtigten Kritikpunkte wäre es unseres Erachtens sinnvoller, anstatt der Einführung der Sonderabschreibung die steuerliche Normalabschreibung (nach § 7 Abs. 4 EstG) von bisher zwei auf drei Prozent anzuheben und dadurch langfristig die Bautätigkeit ohne Einschränkung zu fördern. Lars Bargmann
Foto: © ns
Zweifel bei der Zielgruppe
38 | chilli | business im Breisgau | 11.2018
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Mit eigener Handschrift: Foto-Atelier mit StahlfensterElementen und einem flügelgeglätteten Estrich.
Architektur der besonderen Art Im Büro Sennrich & Schneider stehen individuelle Gebäude im Fokus
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ie Architektenpartnerschaft Sennrich & Schneider zählt mit knapp 30 Beschäftigten zu den größten in Südbaden. bib-Autor Stefan P awellek wollte von den Gründern, Tobias Sennrich und Mike Schneider, wissen, worauf der Erfolg gründet, welche aktuellen Herausforderungen es gibt und warum es im Büro auch ums Wohlbefinden geht. bib: Sie haben 2006 ihr Büro eröffnet und sind seither stark gewachsen. Woran liegt das? Sennrich & Schneider: Vielleicht liegt es daran, dass wir uns auf das Wesentliche konzentrieren: Mit und für unsere Bauherren Architektur zu gestalten. Das spricht sich offenbar rum. bib: Gibt es dabei so etwas wie eine Leitidee? Sennrich & Schneider: Nachhaltige Architektur. Wir definieren diesen Begriff jedoch ganz eigen: Architektur ist in unseren Augen nachhaltig, wenn unsere Lebensräume Wohlbefinden auslösen. Und wenn Gebäude für Generationen einen bleibenden Wert schaffen. Das ist ein Qualitätsanspruch, den man in all unseren Projekten spürt. bib: Jeder Mensch hat ganz unterschiedliche Bedingungen an Wohlbefinden …
Sennrich & Schneider: … und genau deshalb investieren wir viel Zeit in die frühe Planung und führen in allen Bauphasen immer wieder intensive Gespräche mit den Bauherren. Nur so können wir deren Bedürfnisse erfahren und in unserer Arbeit berücksichtigen. Vielen werden die eigenen Ansprüche erst in den Gesprächen mit uns richtig bewusst. Das ist ein Prozess, für den wir uns Zeit nehmen, das unterscheidet uns von vielen anderen. bib: Viele Kommunen wie auch Freiburg leisten sich einen Gestaltungsbeirat. Gewinnt die Architektur an Wert? Sennrich & Schneider: Die Ansprüche steigen. Die Gesellschaft hat sich verändert, wir Menschen reflektieren mehr und möchten uns zunehmend voneinander abheben. Architektur ist auch ein Mittel, sich selbst zu verwirklichen. Nicht nur im privaten Bereich: Auch Industrie- und Gewerbekunden müssen sich heutzutage abheben. Für sie ist es wichtig, im Kampf um gute Mitarbeiter einen attraktiven Arbeitsplatz bieten zu können. Dazu gehören modern geplante Aufenthaltsräume und sozial verträgliche Arbeitsplätze mit guten Licht-, Klima- und Größenverhältnissen. Letztlich sind Bürogebäude, Verkaufsräume oder Produktionsstandorte Aushängeschilder, die bei Kunden, Geschäftspartnern und nicht zuletzt potenziellen
Fotos: © Sennrich & Schneider, privat
»Attraktive Standorte bauen, um konkurrenzfähig zu sein«
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Arbeitskräften den ersten Eindruck hinterlassen. bib: Werden Gebäude dadurch teurer? Sennrich & Schneider: Wir planen Gebäude, die auf sich aufmerksam machen und den Betrachter zum Staunen bringen. Gute Architektur muss nicht teuer sein. Wie bei allen Konsumentscheidungen gilt auch beim Bauvorhaben das Minimal- oder Maximalprinzip. Wir planen entweder mit einem fixen Budget das maximal Mögliche oder realisieren fixe Objektvorstellungen mit dem Ziel, die Kosten zu minimieren. Welche Größe fix ist, entscheidet der Bauherr. Wir sorgen für die Gestaltung. bib: Viele Gebäude werden heute von Fertighausanbietern umgesetzt. Ein Problem für Architekten?
Sennrich & Schneider: Wir behaupten, dass das Raumgefühl und den Mehrwert, den die Menschen durch unsere Architektur gewinnen, nicht vergleichbar ist mit Gebäuden von Bauträgern oder Fertighausanbietern. Wir schaffen mehr Qualität zum gleichen Preis. Wer mit Architekten baut, gewinnt Individualität und hat einen höheren Qualitätsanspruch an Design und Materialität. Unsere Kunden möchten, dass ihr Haus eine Handschrift trägt. bib: Wie sieht die Handschrift bei Ihnen im Büro aus? Sennrich & Schneider: Gestalterisch lösen wir mit unseren Gebäuden Faszination beim Betrachter aus und sind bekannt für Ideenreichtum und Kreativität. Dadurch erkennt man ein Sennrich & Schneider Gebäude auf Anhieb. Zu unserer Handschrift gehört für uns aber auch ein umfangreicher Service: Zum Beispiel ist bei uns das Kostencontrolling Teil der Leistung und muss nicht extra bezahlt werden. Um die heutigen Anforderungen des Bauens noch besser erfüllen zu können, entwickeln wir parallel zu unserer Projektarbeit ein internes Qualitätsmanagementsystem. Dadurch werden wir auch für öffentliche Projekte noch besser aufgestellt sein. bib: Was sind derzeit die prägnanten Projekte?
»Wir gestalten Lebensräume, die Wohlbefinden auslösen.«
Haben Spaß an der Arbeit: Mike Schneider (l.) und Tobias Sennrich.
So spektakulär kann ein Carport sein: Die Gläser sind flächenbündig im Sichtbeton eingebaut. Sennrich & Schneider: Aus unserem großen Schaffensspektrum „Die“ prägnanten herauszufiltern fällt schwer. Gerade bearbeiten wir drei öffentliche Bauvorhaben und viele Privat-Projekte, vom Neubau über Erweiterungen bis hin zu denkmalgeschützten Scheunenumbauten, sowie drei große Gewerbeobjekte. Prägnant sind dabei die Projekte, bei denen wir das Vertrauen der Auftraggeber besonders spüren und damit zu unseren Höchstleistungen wachsen können. bib: Wie kommen Interessenten mit Ihnen in Kontakt? Sennrich & Schneider: Die meisten unserer Kunden haben sich auf unserer sehr transparent gestalteten Website vorinformiert. Darüber hinaus entwickelt sich jedes neue Projekt über ein unverbindliches Erstgespräch. 5 Anzeige
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Konjunktur
Unternehmen schrauben Erwartungen zurück Die Wirtschaft am Oberrhein wächst, die Sorgen auch
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Wünschen sich das Einwanderungsgesetz für Facharbeiter: (v.l.n.r.) Armin Schmidt vom Europapark, Norbert Uphues, Steffen Auer und Andreas Kempff von der IHK.
„Mit 56 Punkten befindet sich der Geschäftsindex nur knapp unter dem Allzeithoch vom Jahresbeginn (61 Punkte)“, zitierte IHK-Präsident Steffen Auer unlängst vor Journalisten aus dem jüngsten Konjunkturbericht seines Verbandes. Darin bezeichnen 60 Prozent der befragten Unternehmen die eigene Geschäftslage nach wie vor als gut, unzufrieden sind nur vier Prozent. Weniger positiv fällt die Beurteilung der Geschäftserwartungen aus: Nur noch 29 Prozent rechnen damit, dass die Konjunktur im kommenden Jahr an Schwung gewinnen kann, elf Prozent gehen von einem Rückgang aus. Beim Blick in die Branchen zeigt sich der größte Pessimismus – trotz stabiler Geschäftslage – in der Industrie. Nur noch 31 Prozent glauben an einen Auftrieb, auch der Index der erwarteten Beschäftigung sank von 33 Punkten zu Jahresbeginn auf elf Prozent. Während der Boom der Baubranche anhält, Dienstleister und Händler zumindest vorsichtig optimistisch in die Zukunft schauen, gibt sich das Hotelgewerbe weiter skeptisch: Trotz erneutem Rekord
von 4,1 Millionen Gästen im Kammergebiet, lag die Geschäftserwartung bei minus neun Punkten. Auer begründet den Pessimismus mit „einer Vielzahl von konjunkturellen Störfeuern“. Unklarheiten beim Brexit, ein ausstehendes Handelsabkommen mit der Schweiz sowie die schwache türkische Lira würden viele Unternehmer in der exportstarken Region verunsichern. Neben der politischen Großwetterlage sowie steigenden Energie- und Rohstoffpreisen bereitet aber vor allem der anhaltende Fachkräftemangel den Unternehmen Bauchschmerzen: 68 Prozent der Befragten sehen im Fehlen von Fachkräften ein Geschäftsrisiko. 2013 lag dieser Wert noch bei 31 Prozent. „Auch am Europa-Park geht der Fachkräftemangel nicht vorbei“, berichtet Armin Schmidt, Personalleiter des Freizeitparks mit 1500 Festangestellten. Zwar sei man verstärkt in Rumänien und Bulgarien auf Personalsuche, in Rust seien derzeit trotzdem 70 Stellen unbesetzt. Schmidt und Auer hoffen auf das im Koalitionsvertrag geregelte Einwanderungsgesetz, nach dem Fachkräfte aus
Foto: © pt
ie Geschäftswelt in Südbaden befindet sich weiterhin in einer ausgezeichneten Lage. Das geht zumindest aus der aktuellen Befragung von 961 Unternehmen durch die Industrie- und Handelskammer Südlicher Oberrhein (IHK) hervor. Jedoch blicken viele Unternehmer verhalten in die Zukunft und korrigieren ihre Wachstumsprognosen nach unten.
Anzahl der Störfeuer nimmt zu
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Nicht-EU-Staaten für sechs Monate nach Deutschland einreisen dürfen, um auf Jobsuche zu gehen. „Unserer Meinung nach kann das Gesetz so wie früh wie möglich kommen“, sagte Schmidt im Hinblick auf die 700 neuen Mitarbeiter, die der Europa-Park in den kommenden Jahren für neue Hotels und eine Parkerweiterung benötigt. Auer bestätigt: „Das ist dramatisch.“ Um dem Fachkräftemangel zu begegnen, ziehen fast ein Drittel die Anwerbung ausländischer Fachkräfte in Betracht und folgen damit einem Trend: In den vergangenen fünf Jahren hat sich die Anzahl ausländischer Beschäftigter in Baden-Württemberg von 465.000 auf 705.000 erhöht. „Ohne ausländische Fachkräfte hätten wir wirklich Schwierigkeiten“, betont Auer. „Wir kommen aus einem Überhitzungszustand in den Normalzustand“, kommentierte IHK-Hauptgeschäftsführer Andreas Kempff. Für den Volkswirt war es sein letzter Konjunkturbericht in Südbaden: Kempff verlässt Freiburg in Richtung Heidelberg und übernimmt den Verbund Rhein-Neckar als neuer Geschäftsführer zum 1. April 2019. pt
Arbeitsmarkt
»Kein Selbstläufer«
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In Südbaden herrscht Vollbeschäftigung
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ie Arbeitslosenquote in Deutschland ist erstmals seit der Wiedervereinigung unter die Fünf-Prozent-Marke gesunken. Ende Oktober lag sie bei 4,9 Prozent. In Südbaden herrscht quasi Vollbeschäftigung. In Freiburg sowie den Landkreisen Emmendingen und Breisgau-Hochschwarzwald sank die Quote um 0,1 Punkte auf 3,3 Prozent. In Prozenten klingt das mickrig, aber es sind im Agenturbezirk derzeit immerhin 12.185 Männer und Frauen ohne Arbeit. 395 weniger als Ende September. Wegen des Studienbeginns sank die Arbeitslosigkeit vor allem bei den Jugendlichen. Nach 2,7 Prozent im September beträgt die Quote bei den unter 25-Jährigen jetzt noch 2,3 Prozent. Für Entlastung sorgt auch der Herbstaufschwung, der sich in nahezu allen Berufen bemerkbar macht. „Der Arbeitsmarkt entwickelt sich weiter sehr stabil. Wir registrieren weniger Arbeitslose und mehr offene Stellen. Das sind erst mal gute Nachrichten“, sagt der Vorsitzende der Geschäftsführung der Agentur für Arbeit Freiburg, Christian Ramm. Dennoch sei der Arbeitsmarkt „alles andere als ein Selbstläufer“. Mehr offene Stellen und weniger Arbeitslose, das hört sich zunächst paradox an. Zeigt aber einfach nur den enormen Bedarf an Mitarbeitern. „Die Lücken zwischen den Anforderungen der offenen Stellen und der Qualifikation Arbeitssuchender wachsen mit jedem weiteren Abbau der Arbeitslosigkeit. Entsprechend braucht es mehr Zeit, sie zu schließen“, so Ramm. In den Unternehmen wiege vor allem die Sorge um Fachkräfteengpässe. Der Arbeitgeber-Service akquirierte im Oktober 1531 ungeförderte offene Stellen. Das entspricht gegenüber dem Vorjahresmonat einem Zuwachs von 207 Stellen oder 15,6 Prozent. Ende Oktober lagen der Agentur für Arbeit 6006 Aufträge zur Stellenbesetzung vor. So viele wie noch nie. In Freiburg gibt es aktuell 5963 Arbeitslose (4,9 Prozent), im Landkreis Breisgau-Hochschwarzwald: 3934 (2,7 Prozent), im Landkreis Emmendingen 2288 Arbeitslose (2,4 Prozent). Bundesweit sind 2,204 Millionen Menschen auf Jobsuche. Vor einem Jahr waren es noch 185.000 mehr. Die Gesamtzahl der Erwerbstätigen stieg mit 45,18 Millionen auf ein Rekordhoch. „Man kann von einem Beschäftigungsrekord sprechen", kommentierte der Vorsitzende der Bundesagentur für Arbeit, Detlef Scheele. Handelskonflikte oder der Brexit haben demnach noch keine Auswirkungen auf die deutschen Beschäftigungszahlen. bib chilli | business im Breisgau | 11.2018 | 43
Konjunktur
Simply the best
Foto: © Andreas Sauer
HWK ehrt Junghandwerker
Siegerlächeln: Sechs der acht Landessieger mit HWK-Präsident Johannes Ullrich (l.), BWHT-Präsident Reiner Reichhold (4.v.l.) und PWL-Chef Siegfried Böhringer (r.).
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ie Handwerkskammer Freiburg (HWK) hat im Wettbewerb „Profis leisten was“ (PLW) erneut die 40 besten Nachwuchs-Handwerker Südbadens ausgezeichnet. Die erhielten aus den Händen von Kammerpräsident Johannes Ullrich und dem PLW-Beauftragten Siegfried Böhringer eine Urkunde. Ullrich lobte auch die gewerblichen und beruflichen 15 Schulen, die Gewerbe Akademie sowie die Innungen und die Prüfungsausschüsse. Die gelungene Zusammenarbeit mit den Partnern im dualen Ausbildungssystem bringe be-
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eindruckende Ergebnisse hervor. Mit dem Sieg auf Kammerebene haben sich die 40 Gesellinnen und Gesellen für den Landeswettbewerb qualifiziert. Aus dem Vorgängerjahrgang haben acht Junghandwerker aus Südbaden bei diesem PLW-Landeswettbewerb den Titel geholt. Sie bekamen für ihre außerordentlichen Leistungen aus den Händen des baden-württembergischen Handwerkspräsidenten Rainer Reichhold ihre Siebib gerurkunden.
Gute Aussichten Das Handwerk macht viel Geschäft Bei der vierteljährlichen Umfrage der Freiburger Handwerkskammer haben 81 Prozent der Betriebe angegeben, dass sie eine gute Geschäftslage haben. Im Gegensatz zu den abgeschwächten Wachstumsprognosen des Internationalen Währungsfonds für Deutschland sehen die südbadischen Handwerker auch in den nächsten Monaten keine Konjunktureintrübung: 70,6 Prozent rechnen damit, dass die gute Lage auch in den nächsten Monaten stabil bleibt. Mehr als jeder vierte glaubt sogar, dass es noch besser wird. Jeder dritte Befragte (34,3 Prozent) meldete vollere Auftragsbücher und auch mehr Umsatz als im Vorquartal. Nur 10,8 Prozent hatten weniger Auftragseingänge. Fürs letzte Quartal 2019 rechnen 35,1 Prozent mit einem nochmaligen Auftragsplus. bib
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Arbeitsmarkt 5 Anzeige
Die Macks mit Macron: Michael (l.) und Roland Mack mit dem französischen Präsidenten.
Großprojekt für Infrastruktur Europa-Park plant Seilbahn
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Foto: © Europa-Park
er Europa-Park in Rust will eine fünf bis sechs Kilometer lange Seilbahn über den Rhein nach Frankreich bauen. 1100 Mitarbeiter pendeln täglich aus dem Elsass in den größten Freizeitpark Deutschlands. Und deutlich mehr als eine Million Besucher kommt jährlich über den wasserreichsten Fluss Deutschlands.
Den Impuls für das Millionen-Projekt gab der geschäftsführende Gesellschafter Michael Mack, der mit seinem Vater, dem Park-Gründer und Inhaber Roland Mack, deswegen unlängst Frankreichs Präsidenten Emmanuel Macron getroffen hatte. Dabei war auch der baden-württembergische Ministerpräsident Winfried Kretschmann. Die Seilbahn soll die Anbindung ins Elsass, nach Diebolsheim oder nach Rhinau, verbessern und vorhandene Verkehrswege in den Park entlasten. Zudem sollen auf französischer Seite neue Übernachtungsangebote entstehen. „Ein Traum wurde geboren: Ein deutsch-französisches Projekt soll beide Länder durch eine Seilbahn hoffentlich näher bringen. Die Investition nach Frankreich wird neue Arbeitsplätze schaffen", twitterte er. „Das nachhaltige und naturfreundliche Projekt könnte letztlich auch weitere Arbeitsplätze in Frankreich schaffen“, heißt es in einer Pressemitteilung. Naturschutzverbände kritisieren hingegen die Pläne, weil die Bahn über die Naturschutzgebiete Taubergießen und die Rhinau-Insel führen würde. Nach Angaben des Ortenauer Landrats Frank Scherer ist das kein unüberwindbares Hindernis. Der Ruster Bürgermeister Kai-Achim Klare, seine Kollegen in Rhinau und Diebolsheim sowie die Verwaltungsregion Grand-Est stehen grundsätzlich hinter den Plänen. Auch wenn Besucher und Mitarbeiter künftig durch die Luft in den Europa-Park transportiert werden könnten: Das Unternehmen ist nicht für Luftnummern bekannt. Eine binationale Seilbahn wäre eine weitere Großtat der Familie. bar chilli | business im Breisgau | 11.2018 | 45
Fakten
Die Welt, die Wirtschaft in Zahlen Arbeitslosenquote in Deutschland im Jahr 2005 (in Prozent) ����������������������������������������������������������������������������� 11,7 Arbeitslosenquote in Deutschland im Jahr 2017 (in Prozent) ������������������������������������������������������������������������������� 5,3 Arbeitslosenquote im Elztal Ende Oktober 2018 (in Prozent) ����������������������������������������������������������������������������� 2,3 So viele Kilometer legten alle Autos in Baden-Württemberg im Jahr 1990 zurück (in Mrd.) �������������������������������� 75,46 So viele Kilometer legten alle Autos in Baden-Württemberg im Jahr 2016 zurück (in Mrd.) �������������������������������� 94,32 Privates Abfallaufkommen in Baden-Württemberg im Jahr 1990 (in Millionen Tonnen) ��������������������������������������� 8,06 Privates Abfallaufkommen in Baden-Württemberg im Jahr 2016 (in Millionen Tonnen) ��������������������������������������� 5,33 Netto-Geldvermögen pro Kopf im Jahr 2017 in Deutschland (in Euro) ���������������������������������������������������������� 52.390 Netto-Geldvermögen pro Kopf im Jahr 2017 in den Niederlanden (in Euro) ��������������������������������������������������� 95.880 Netto-Geldvermögen pro Kopf im Jahr 2017 in der Schweiz (in Euro) ��������������������������������������������������������� 173.990 Verdienst des Fußballers Raheem Sterling bei Manchester City (in Euro) pro Woche �������������������������������������� 340.000 Anteil der von über 35-Jährigen Geborenen in Baden-Württemberg im Jahr 2000 (in Prozent) ������������������������������ 17,2 Anteil der von über 35-Jährigen Geborenen in Baden-Württemberg im Jahr 2017 (in Prozent) ������������������������������ 25,4 Anteil der von über 35-Jährigen Geborenen in Freiburg im Jahr 2017 (in Prozent) ����������������������������������������������� 29,2 Anteil der von über 35-Jährigen Geborenen im Schwarzwald-Baar-Kreis im Jahr 2017 (in Prozent) ������������������������ 21,1 Durchschnittliche Lebenserwartung von Mädchen in Baden-Württemberg 1972 ������������������������������������������������� 74,5 Durchschnittliche Lebenserwartung von Mädchen in Baden-Württemberg 2017 ���������������������������������������������������� 84 Verdienst eines Durchschnitthaushalts in Russland im Jahr 2017 (in Euro) ������������������������������������������������������ 14.260 Zahl der Millionäre in Russland ��������������������������������������������������������������������������������������������������������������� 132.000 Preis der teuersten Privatyacht der Welt des Russen Alischer Usmanow (in Euro) ������������������������������������ 594.000.000 Genehmigte Neubauwohnungen in Baden-Württemberg Januar bis August 2017 ��������������������������������������������� 26.216 Genehmigte Neubauwohnungen in Baden-Württemberg Januar bis August 2018 ��������������������������������������������� 29.017 Preis für einen Liter Diesel Mitte Oktober 2018 in Deutschland (in Euro) ���������������������������������������������������������� 1,38 Preis für einen Liter Diesel Mitte Oktober 2018 in Polen (in Euro) �������������������������������������������������������������������� 1,19 Preis für einen Liter Diesel Mitte Oktober 2018 in Belgien (in Euro) ������������������������������������������������������������������ 1,61 Zahl der Arbeitslosen in Freiburg und den Landkreisen Emmendingen und Breisgau-Hochschwarzwald Ende Oktober 2018 ������������������������������������������������������������������������������������������ 12.185 Zahl der offenen Stellen in Freiburg und den Landkreisen Emmendingen und Breisgau-Hochschwarzwald Ende Oktober 2018 �������������������������������������������������������������������������������������������� 6.006 Zuschauer bei Heimspielen des SC Freiburg in der Saison 2015/2016 ��������������������������������������������������������������� 396.400 Zuschauer bei Heimspielen des SC Freiburg in der Saison 2017/2018 ��������������������������������������������������������������� 406.200 Umsatz des SC Freiburg in der Saison 2015/2016 (in Mio. Euro) ��������������������������������������������������������������������������� 49,2 Umsatz des SC Freiburg in der Saison 2017/2018 (in Mio. Euro) ������������������������������������������������������������������������� 100,3 46 | chilli | business im Breisgau | 11.2018
Lars Bargmann / Idee: brandeins