chilli Themenheft

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Themenheft

Karriere &CAMPUs

April 2019 Ausgabe Nr. 35

Te rm in e

BildungsMessen in de r Re gi on

Lebenslauf Wie viel Tuning ist erlaubt?

Social Media Per Instagram zum Einser-SchĂźler?

Digitalisierung Ausgelernt? Gibts nicht mehr!



inhalt Themen

Heilig’s Blechle der UB Sie strahlt, glänzt, blendet, sie fasziniert und polarisiert – die Unibibliothek Freiburg. Neuerdings zerfällt sie auch in kleine Einzelteile. Schon zwei Stücke der Fassade sind zu Boden gefallen. Und im Hintergrund geht es um Millionen Euro zwischen Bauamt und der Fassadenbaufirma. Anwälte sind längst eingeschaltet.

Bei aller Aufregung um hohe Beträge muss man dennoch sagen: Gut, dass nichts Schlimmeres passiert ist. Denn wenn so ein Fassadenteil einen Passanten trifft, ist jede einzelne UB-Panne Nebensache. chilli-Volontär Philip Thomas hat die Lage in und um die UB unter die Lupe genommen – und verhärtete Fronten angetroffen.

4–5

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Zerfallende UB

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Bike-Sharing

Lernen mit Instagram

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Start-up-Beratung

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Skate-Therapie Die etwas anderen Skatekurse

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Dual – aber anders

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Millionenstreit um kaputte Fassade Schüler setzt auf Social Media

Zwei Wege – ein Ziel

Studiengang Pflegewissenschaften

Lebenslauf-Lügen

Anwalt über Bewerbungs-Tricks

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Freiburgs Leihräder Gründerbüro der Uni Freiburg

Neues Studium der Business School

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Universität Bau

Aus dem Leim gegangen Streit um die Fassade der Freiburger Uni-Bibliothek geht vor Gericht

I

Foto: © Philip Thomas

n der Fassade der Unibibliothek soll sich das 1911 eröffnete Kollegiengebäude I spiegeln. Um vor herabfallenden Metallteilen zu schützen, spiegelt sich seit Mitte August 2018 auch ein Bauzaun. Denn von der Konstruktion aus Glas und Stahl sind schon zwei Blechteile heruntergefallen. Während die Studierenden genervt sind, geben sich Bauträger und Fassadenfirma gegenseitig die Schuld am Schlamassel. Nach den Possen um geblendete Autofahrer, zerstörte Bodenplatten, undichte Decken und defekte Drehtüren wird die Freiburger Universitätsbibliothek ihr größtes Politikum nicht los: die Fassade. Im August 2018 hat sich ein Blech von der Größe eines Smartphones gelöst. Es krachte von der Außenhülle der 53 Millionen Euro teuren Bibliothek zu Boden. Anfang April fiel erneut ein Teil in die Tiefe. Dieses Mal sogar noch größer als das erste. Verletzt wurde

in beiden Fällen niemand, abgesperrt wurde der Bereich trotzdem. Die entsprechenden Fassadenteile wurden abmontiert. Ein in der Bibliothek angestellter Student fragt sich angesichts des Bauzauns, warum die Arbeiten so lange dauern. Und wieso die Angelegenheit so kompliziert ist. „Wegen der Absperrung ist es schwierig, sicher vor der UB und nicht auf der Straße zu stehen. Außerdem blockiert der Zaun Platz für Fahrräder“, sagt er. Grund für die zähe Vorgehensweise ist vor allem ein Streit zwischen dem Bauträger und der zuständigen Fassadenfirma. Die Universität selbst hält sich in der Angelegenheit zurück. „Wir sind nur die

Nutzer des Gebäudes und können dazu nichts beitragen“, sagt Nicolas Scherger, Pressesprecher der Uni, auf Anfrage und verweist auf den Bauträger: das Amt für Vermögen und Bau Baden-Württemberg. „Wir haben die Firma Früh beauftragt, die Fassade zu bauen. Als Bauherr kann man erwarten, dass die Fassade mangelfrei ist. Das ist nicht der Fall“, sagt Amtsleiter Karl-Heinz Bühler. Ihm zufolge hat die Konstruktion gravierende Mängel. „Seit mehreren Monaten ist die Fassade an mehreren Stellen undicht. Außerdem lösen sich Verklebungen von Halteschienen auf der Rückseite von Blechpaneelen. Die Firma Früh weigert sich seit Monaten, diese beiden Mängel zu be-

»Undicht und nicht mangelfrei«


Bau Universität

heben.“ Anton Früh sieht das anders. Der Geschäftsführer der für den Fassadenbau beauftragten Firma Metallbau Früh GmbH aus Umkirch spricht von einer „Mangelbehauptung“. „Stellen Sie sich vor, Sie haben ein Gartentor und das lässt sich nicht richtig öffnen. Dann liegt natürlich ein Mangel vor. Wenn allerdings jemand das Tor eintritt, dann ist das kein Mangel am Bau, sondern

»Kletterer springen auf den Blechen herum«

Pannen-Chronik

Blendende Fassade, langsame Tür, volle Plätze Mai 2014

Die Fassade blendet. Die Uni spannt Sonnensegel.

Juli 2015

Die UB wird eröffnet.

Statt 40 kostet sie 53 Millionen Euro.

Juli 2015

Kurz nach dem Start bricht der Steinboden im Eingangsbereich wegen einer schweren Lieferung. Die UB legt

eine Beschädigung“, erklärt der Ingenieur. Der bildhafte Tritt sei im Falle der Bibliothek durch Fassadenkletterer geschehen. Für solche Belastungen seien die dort angebrachten Teile nicht gemacht. „Die Kletterer springen für Reinigungsmaßnahmen auf den Blechen herum“, sagt Früh. Bühler widerspricht: „Dass sich die Verklebung löst, hat nicht mit der Reinigung zu tun.“ Auch dort, wo keine Fassadenkletterer gewesen seien, gebe es Probleme. „Die Firma Früh hat Fristen verstreichen lassen und keinen Lösungsvorschlag gemacht“, sagt Bühler. Das Recht auf Reparatur habe man in Umkirch verspielt. Früh entgegnet: „Wir haben Vorschläge und Berechnungen gemacht, das liegt alles auf dem Tisch, aber dafür muss man auch etwas bezahlen.“ Weil sich die Bauarbeiten bis zum Sommer 2015 verzögerten, habe die Fassade laut Früh insgesamt zehn Millionen Euro gekostet. Das Amt spricht von 7,5 Millionen Euro. „Uns fehlen knapp vier Millionen Euro in der Kasse. Das Amt soll seine Zeche bezahlen“, sagt der Geschäftsführer. Beide Seiten kommunizieren mittlerweile über ihre Anwälte. Der Streit geht vor Gericht. „Ich habe keine Ahnung, wie das ausgeht“, sagt Früh. Nur in einem ist man sich einig: So einen Fall habe man noch nicht erlebt. Das Amt möchte die Firma Früh nicht mehr auf die Baustelle in der Innenstadt lassen. Für weitere Maßnahmen soll nun ein anderer Betrieb beauftragt werden. Eine neue, mechanische Befestigung sei bereits entwickelt und steht laut Bühler „kurz vor der Freigabe und Umsetzung“. Früh kritisiert: „Die Kontrolle der Fassaden, welche wir der Vermögen und Bau nach dem Sturm am Rosenmontag angeboten haben, wurde uns untersagt.“ Er ist überzeugt: „Wenn dann der Sturm aber tatsächlich Schaden angerichtet hat und etwas passiert, wird man sicherlich einmal mehr mit dem Finger auf uns zeigen.“ Philip Thomas

Holzplatten aus und bessert sieben Monate später nach.

Oktober 2015

„Oase der Entschleunigung“ nennt fudder.de die Drehtür am Haupteingang. Die UB optimiert, die Tür geht schneller.

Februar 2016

Die 1200 Arbeitsplätze der UB sind ständig belegt. Rote Pausenuhren sollen helfen.

Mai 2016

Die Fassade ist undicht. Im Gebäude stehen Eimer, um Regenwasser aufzufangen.

Juli 2016

Die schräge Tür beim Café Libresso ist dauernd defekt. Ihr Motorantrieb fällt aus. Gegen den Willen des Architekten Heinrich Degelo wird sie durch eine senkrechte ersetzt.

November 2016

Das Satiremagazin Extra 3 kürt Deutschlands irrste Bibliothek. Die Freiburger UB landet auf den ersten drei Plätzen.

Juni 2017

UB-Mitarbeiter klagen im chilli-Artikel über Kopfschmerzen, trockene Augen, Lärm und zu wenig Personal.

August 2018

Ein Blech der Fassadenverkleidung löst sich und fällt herab. Verletzt wird niemand, die UB wird trotzdem abgesperrt.

März 2019

Erneut fällt ein Fassadenteil innerhalb der Umzäunung hinab.

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Karriere Lernen

Lernen mit WhatsApp

Einser-Schüler setzt auf Pauken mit Social Media

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enjamin Hadrigan ist 17 Jahre alt und hatte lange schlechte Noten. Jetzt lernt er mit Social Media und schreibt Einsen. In seinem Buch #Lernsieg stellt er Methoden zum Pauken mit WhatsApp, Snapchat und Instagram vor. Beim Interview mit Anna Castro Kösel sagt der Durchstarter: Jeder kann Einser-Schüler werden. chilli: Benjamin, in deinem Buch wirst du als Schulversager bezeichnet. Warum? Hadrigan: Ich war unbeholfen, weil ich nicht wusste, wie man richtig lernt. Ich habe sehr viel gelernt und hatte trotzdem schlechte Noten. Das hat mich demotiviert. Irgendwann wusste ich nicht mehr, warum es wichtig ist, zu lernen.

Klausurvorbereitung statt Kim Kardashian chilli: Wie hast du dich verbessert? Hadrigan: Ich hätte fast das Gymnasium nicht geschafft. Dann habe ich meiner Lehrerin aus Scherz gesagt, dass ich nur noch Einser schreibe. Ich wollte ihr beweisen, dass ich es schaffen kann, wenn ich will.

Foto: © Lukas Beck

chilli: Hat das geklappt? Hadrigan: Bei der nächsten Arbeit habe ich wieder nicht alle Punkte bekommen. Das hat mich extrem motiviert. Ich habe angefangen, meine Lernmethoden zu überdenken. Dabei hat mir mein Vater sehr geholfen sowie das Buch „So schafft man jede Prüfung“. Ich habe ein Karteikartensystem entwickelt und damit meine erste Eins bekommen. Ein schönes Gefühl. chilli: Wie passt Social Media zu ernsten Schulinhalten? Hadrigan: Bei Social Media handelt es sich um vereinfachte Kommunikation. Auch beim Lernen geht es darum, den Stoff auf das Wesentliche runterzubrechen, um ihn sich gut merken zu können. Das ist auch das Prinzip, nach dem ein Einser-Schüler vorgeht. Deswegen bietet es sich doch an, die Strukturen von Social Media zu nutzen. Im WhatsApp-Chat kann man auch keinen Roman schreiben. Es macht viel mehr Spaß, sich selbst seine Lerninhalte zu strukturieren, zu archivieren und sie mit anderen zu teilen. So kann man die Zeit, die man sowieso am Handy verbringt, sinn-

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voll nutzen, anstatt drei Stunden lang Bilder von ­Kanye West und Kim Kardashian anzuschauen. chilli: Wie sähe eine Lerneinheit auf Social Media aus? Hadrigan: Zuerst würde man sich auf Instagram den Stoff zusammentragen. Dabei ist es wichtig zu wissen, welcher Lerntyp man ist. Bist zum Beispiel ein visueller Lerntyp, könntest du dir Bilder auf dein Konto hochladen, die dir dabei helfen, den Stoff zu verstehen. Als zweiten Schritt kann man sich mit den Lernpartnern auf Snapchat gegenseitig abfragen. Das ist praktisch, weil man immer sieht, ob der andere die Nachricht schon geöffnet hat. WhatsApp würde als administrative Komponente helfen. Darüber kann man sich mit seinen Lernpartnern austauschen, ob sie den Stoff bereits gelernt haben. Außerdem kann man auch gut über die Gruppen-Calls miteinander lernen. Die Idee ist, die Pflicht mit dem zu verbinden, was heutzutage vielen Jugendlichen Spaß macht – Social Media. chilli: Lenkt es nicht ab, auf Snapchat oder WhatsApp zu lernen? Hadrigan: Dabei gibt es eine klare Regel: Man muss sich einen neuen Account machen, der ausschließlich zum Lernen gedacht ist. Darauf kann und sollte man nur mit seinen Lernpartnern kommunizieren und wird nicht von Nachrichten und seinen eigenen Bildern abgelenkt. Man lernt ja auch nicht auf einem Ed-Sheeran-Konzert, sondern privat oder in einer Lerngruppe. chilli: Wie viel Zeit verbringst du auf sozialen Kanälen? Hadrigan: Ich bin häufig auf Social Media War früher ein richtig mieser Schüler: Benjamin Hadrigan


Lernen Karriere

BENJAMIN HADRIGAN

#LERN S IE G Erfolgreich lernen mit Snapchat, Instagram und WhatsApp

unterwegs, weil es einfach ein Teil meines Lebens ist. Während Klausurphasen lerne ich ein bis zwei Stunden täglich auf Social Media.

chilli: Was ist für dich das Hauptproblem im Schulsystem? Das Buch zum Hadrigan: Vor allem, dass die SchulThema: #Lernsieg form veraltet ist. Wir lernen wie vor hundert Jahren mit Kreide und Tafel, während die Technologien viel weiter sind. Das erklärt auch, warum vielen der Unterricht keinen Spaß macht. DER

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FÜR IT IDE GU EN M LERN CIAL SO IA MED

Stattdessen sollte das Geld dafür verwendet werden, Lehrer im Umgang mit neuen Technologien und Social Media zu schulen. Schüler müssen auch im Bereich ­Social Media unterrichtet und über dessen Grenzen informiert werden. So wie man Jahrhunderte beigebracht bekommen hat, dass man nicht töten darf, müssen Schüler jetzt lernen, dass man keine Nacktbilder von anderen ins Netz stellt. Wie sollen Schüler sonst für einen guten und sicheren Umgang sensibilisiert werden?

chilli: Dann sind Handyverbote an Schulen falsch?
 Hadrigan: Absoluter Blödsinn! Jeder Schüler hat nun mal jetzt ein Handy. Jetzt ist es für ein ständiges Schlechtreden einfach zu spät. Schüler müssen in einer digitalisierten Welt zurechtkommen, das wird in der Schule einfach ignoriert. Das ist absoluter Wahnsinn.

chilli: Du berätst Schüler als Lerncoach. Was soll man sich sagen bei schlechten Noten und Demotivation? Hadrigan: Erstens ist man nicht selbst daran schuld, es sind die Bildungspolitiker. Sie stellen nicht die richtigen Weichen. Außerdem lässt sich das Problem beheben. Jeder schlechte Schüler kann ein Einser-Schüler werden. Zweitens muss man erkennen, dass Lernen nichts Schlechtes ist. Der Stoff ist nicht böse. Man muss versuchen, negative Emotionen loszuwerden.

chilli: Was hältst du vom Digitalpakt? Hadrigan: Ich befürworte, dass die Digitalisierung in der Schule ankommt. Trotzdem halte ich den Digitalpakt für eine Fehlinvestition. Jeder Schüler hat ein Handy und ist digitalisiert. Da ist es doch Geldverschwendung, in Tablets und teure Infrastruktur zu investieren.

chilli: Die Jugend demonstriert für Klimaschutz und freies Internet. Sollte auch für Bildung demonstriert werden? Hadrigan: Auf jeden Fall! Wir Schüler sollten vor allem von Bildungspolitikern fordern, Lernmethoden zu erstellen und das Schulsystem zu reformieren. Das ist überhaupt nicht mehr aktuell. Anzeige

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STUDIUM PFLEGEBERUFE

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Zwei Wege, ein Ziel Pflegewissenschaft kombiniert Ausbildung und Studium

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ft stellt sich die Frage, was besser zu einem passt: Studium oder Ausbildung? Wer sich für Pflegewissenschaft entscheidet, macht beides parallel. Gunda Linder hat diesen Weg gewählt. Die 22-Jährige ist im dritten Ausbildungsjahr in Freiburg – und trotz intensiver Phasen rundum zufrieden. „Eigentlich habe ich einen Ausbildungsberuf immer ausgeschlossen“, sagt Gunda. Doch es kam anders: Nach dem Abi in Ulm machte sie auf Hawaii ein Au-pair, dann ein Freiwilliges Soziales Jahr beim Rettungsdienst in Ulm. Beides bestärkte sie, doch eine Ausbildung zu machen: in der Kinderkrankenpflege. Also zog sie nach Freiburg und begann ihre Ausbildung an der Uniklinik. Kurze Zeit später stieß sie auf den Bachelorstudiengang „Pflegewissenschaft“. Der ermöglicht, Ausbildung und Studium zu kombinieren. Nach dem ersten Jahr als angehende Gesundheits- und Kinderkrankenpflegerin schrieb sie sich an der Uni Freiburg ein. Das Programm verbindet damit Wissenschaft und Berufspraxis: Während der Vorlesungszeiten ist Gunda Studentin, in der vorlesungsfreien Zeit arbeitet sie in der Praxis auf Stationen der Uniklinik. Das Programm ist intensiv: „Wir haben wenig Pausen. Wenn andere Ferien haben, arbeiten wir“, erzählt die junge Frau mit den blonden Haaren. In der Klinik hat sie Spätund Frühdienste, wird mit Schick-

salsschlägen kranker Kinder konfrontiert. Dennoch hat sie ihre Wahl keine ­Sekunde bereut: „Die Kombination lohnt sich auf jeden Fall“, sagt Gunda. Gerade auf der Station merkt sie, dass sie viel lernt: „Man hat einfach mehr Ahnung.“ Von befreundeten Kommilitoninnen, die einen Master in einem ähnlichen Bereich machen, wird sie sogar beneidet: „So viel Patientenkontakt haben viele andere nicht, die Theorie kann ich in der Klinik direkt anwenden“, sagt Gunda. „Es ist einfach etwas anderes, das, was man lernt, in der Praxis zu erleben.“ Im Einsatz war sie bisher unter anderem in der ambulanten Pflegehilfe, in der Psychiatrie und der Onkologie, der Station für krebskranke Kinder. Dort betreut sie Patienten, misst beispielsweise, wie viel Flüssigkeit sie benötigen. „Da hat man viel Verantwortung, macht sich oft Gedanken, um nichts zu vergessen“, erzählt Gunda. Mit einem Todesfall ist sie in der Klinik noch nicht konfrontiert worden, aber mit viel Leid und Trauer. „Ein bisschen was nimmt man immer mit nach Hause, es darf einfach nicht zu viel werden“, sagt sie. Bisher bekomme sie das gut hin. Im Studium werden ihr als Hilfe in solchen Fällen Bewältigungsstrategien beigebracht. Auch Supervision steht auf dem Stundenplan. Als eine von 19 Studierenden der Pflegewissenschaft in ihrem Jahrgang hat sie sich für die Kombination mit einer Ausbildung entschie-

Foto: © Till Neumann

»wir haben wenig Pausen«

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Zwischen Klinik und Klausur: Studentin Gunda Linder

den. Im Sommer wird sie diese abschließen. Dann bleibt noch ein Jahr Studium. Und danach? „Ich will auf jeden Fall einen Master machen – am liebsten berufsbegleitend“, sagt Gunda. Möglichkeiten neben der Pflegewissenschaft habe sie viele: Pädagogik, Pflegemanagement, Psycho-soziale Beratung ... Neben dem Studium engagiert sich Gunda in der Jugend- und Auszubildendenvertretung (JAV) der Uniklinik Freiburg. Sie kennt die aktuelle politische Lage rund um den Pflegenotstand und ist eher optimistisch: „Es verändert sich etwas zum Guten – in kleinen Schritten.“ Mit ihrer Kombination aus Studium und Ausbildung hat sie später einmal die Möglichkeit, nicht nur direkt Menschen in der Pflege zu helfen, sondern auch neue Wege zu finden, wie ihre Berufgruppe besser aufgestellt werden kann. Till Neumann

Im Netz

www.pflegewissenschaft.uni-freiburg.de


PHYSIOTHERAPIE AUSBILDUNG

Fit für viele Aufgaben

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Physiotherapieausbildung an den Gesundheitsschulen Südwest (GSSW)

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hysiotherapie bietet umfangreiche Aufgaben und ist ein Schlüsselfaktor im Gesundheitswesen geworden. Die Gesundheitsschulen Südwest GmbH (GSSW) bieten in Emmendingen und Freiburg die staatlich anerkannte Ausbildung Physiotherapie an.

Foto: © GSSW

Die Ausbildung dauert drei Jahre und gliedert sich in theoretischen und praktischen Vollzeitunterricht. Mehrwöchige Praktika werden in Kliniken, Fachpraxen und anderen medizinischen Einrichtungen geplant. So können Schüler Tätigkeitsfelder in verschiedenen Fachgebieten kennenlernen: Orthopädie, Chirurgie, Innere Medizin, Neurologie, Pädiatrie, Gynäkologie und Psychiatrie. Im Mittelpunkt stehen der Patient und die Linderung, Heilung, aber auch Vorbeugung von Beschwerden. Der Beruf erfordert fachliche und hohe soziale Kompetenz. Oberstes Ziel der GSSW ist es daher, Physiotherapeuten auszubilden, die diese Anforderungen in bestem Maße erfüllen können. „Wir legen dabei großen Wert auf eine praxisnahe Ausbildung – das vermittelte Wissen soll in der Praxis konkret anwendbar sein“, teilen die GSSW mit. Das Team blickt auf mehr als 20 Jahre Erfahrung in der Ausbildung von Physiotherapeuten zurück. Die Dozenten lehren „erfahren, pädagogisch geschult und motiviert“, betont die Leitung der Schulen. Das monatliche Schulgeld konnte seit 2018 auf 150 Euro gesenkt werden. In Kooperation mit der Fachhochschule Thim van der Laan in Nieuwegein (Niederlande) bieten die GSSW auch ein ausbildungsbegleitendes Bachelorstudium. Es steht allen Schülern der GSSW offen, sowie allen interessierten Physiotherapeuten in berufsbegleitender Form. Die Studiengebühren inklusive aller Kosten betragen 4000 Euro. Handarbeit: Physiotherapeuten kümmern sich um ihre Patienten. karriere & campus

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Ausbildung Soziale Berufe

Foto: © pexels.com

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Zukunftsberufe

Die Erzdiözese vielfältige Einstiege

W

er an Arbeit, Ausbildung und Studium denkt, denkt oft an unzählige junge Leute in der Großindustrie, Mittelstandsunternehmen und an der Uni. Wer sich im Südwesten aber weiter umsieht, stellt fest: Mit mehr als 29.000 Menschen in pastoralen, sozialen und administrativen Bereichen ist die Erzdiözese Freiburg einer der größten Arbeitgeber in ganz Baden-Württemberg. Nicht jeder hat die Kirche als Arbeitgeber und Ausbilder auf dem Schirm, wenn es um die Zeit nach der Schule geht. Neugierde, Motivation und Organisationstalent vorausgesetzt, bildet das Erzbischöfliche Ordinariat Kaufleute für Büromanagement, Bachelors of Laws in allgemeiner Finanzverwaltung sowie Bachelors of

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Soziale Berufe Ausbildung AnzeigeN

Theorie & Praxis: Auszubildende bekommen Einblick in die Abteilungen des Ordinariats.

in der Kirche Freiburg bietet ins Arbeitsleben

Arts zu BWL-Immobilienwirtschaftlern aus. Auch Studierende der Allgemeinen Finanzverwaltung erhalten in Praxisphasen Einblicke in die verschiedensten A­bteilungen. Ihr Wissen unter Beweis stellen können die Azubis und Studierenden vor allem in der Personal-, Immobilien- sowie der Finanzabteilung. Während ihrer Ausbildungszeit durchlaufen die Auszubildenden alle Abteilungen des Ordinariats und lernen diese kennen. Bei guten Leistungen besteht die Chance einer Übernahme. Als Allgemeiner Finanzverwalter winkt sogar Beamtenstatus. pt

Info

bewerbung@ordinariat-freiburg.de www.ebfr.de

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bewerbung tipps

Recht auf Lüge

Experte über Lebenslauf-Tricks und ihre Folgen

Sind Sie schwanger? Auf diese Frage darf man im Vorstellungsgespräch die Unwahrheit sagen.

E

in bisschen tricksen im Lebenslauf, das machen viele. Doch was, wenn man auffliegt? Rechtsanwalt Markus Mingers klärt im Interview mit Till Neumann über die Folgen solcher Schummeleien auf. Der 45-jährige Experte für Arbeitsrecht hat einen Tipp für chronische Netflix-Schauer und sagt: Lügen ist in Ausnahmefällen erlaubt.

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chilli: Herr Mingers, wenn ich gut Spanisch spreche, im Lebenslauf aber „fließend“ schreibe – ist das ein Drama? Mingers: Ein Drama wird es immer dann, wenn ich Qualifikationen fake, die zu höherem Gehalt oder einer Einstellung führen. Wenn Sie sagen, Sie sprechen sechs Sprachen fließend, ist das sicher auffällig. Wenn man ein bisschen flunkert,

bewegt man sich im Graubereich. Es ist dennoch Vorsicht geboten. chilli: Sind Lebenslauflügen also vermintes Terrain? Mingers: Genau, wenn Sie beim Hobby aus Spazierengehen Bergsteigen machen, drohen juristisch keine Konsequenzen. Wenn Sie aber bei einer Promotion oder einem Studium die Unwahrheit sa-


tipps bewerbung

Fotos: © iStock.com/KatarzynaBialasiewicz, Rechtsanwälte Mingers & Kreuzer

gen, ist das sehr problematisch. Davon sollte man die ­Finger lassen. chilli: Was kann passieren, wenn ich auffliege? Mingers: Rechtlich gesehen ist das eine arglistige Täuschung. Das kann eine Kündigung zur Folge haben. Der Arbeitgeber hat das Recht, das gezahlte Gehalt zurückzufordern. Wer seinen Lebenslauf fälscht und unterschreibt, begeht Urkundenfälschung. Das kann strafrechtlich verfolgt werden. Im Wiederholungsfall drohen sogar Freiheitsstrafen. chilli: Gibt es Verjährungsfristen für so etwas? Mingers: Da kommt man nicht so leicht raus. Die Verjährungsfrist beginnt erst zu laufen ab Kenntnis der Täuschung. Die Verjährungsfrist beträgt hier zehn ­Jahre oder länger. chilli: Was mache ich, wenn es dennoch Lücken im ­Lebenslauf gibt? Mingers: Da würde ich mit offenem Visier kämpfen. Wenn ich sechs Monate nur Netflix auf dem Sofa geschaut habe, dann war das eben so. Ich würde lieber jemanden einstellen, der das ehrlich sagt, als einen Bewerber mit einem aalglatten Lebenslauf. Die Tendenz

in der Arbeitswelt geht auch in diese Richtung. Bewerber mit Ecken und Kanten können punkten. Ehrlichkeit kann da auch ein Vorteil sein. Lücken im Lebenslauf können im Gespräch erklärt werden. Markus Mingers chilli: Gibt es legale Methoden, um Infos aufzuhübschen? Mingers: Es gibt das Recht auf Lüge im Gespräch. Wenn ich eine Bewährungsstrafe habe und danach gefragt werde, darf ich lügen. Genau wie bei einer Frau, die schwanger ist. In einem Vieraugengespräch kommen solche Fragen durchaus mal. Man muss dann nicht die Wahrheit sagen. chilli: Auch größere Lebenslauf-Lügen fallen vielleicht gar nicht auf. Man sollte dennoch die Finger davon lassen? Mingers: Ja. Es gibt prominente Beispiele, die Essener SPD-Politikerin Petra Hinz zum Beispiel. Sie hat Abitur und Jura-Studium erfunden und saß im Bundestag, bis das aufflog. Wenn Sie bei Fremdsprachenkenntnissen übertreiben, kann auch das auffallen: Manche Personaler sprechen Sie im Bewerbungsgespräch in der Sprache an. Ich würde immer bei der Wahrheit bleiben. Anzeige

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Freiburg macht mobil

mehr Leihräder

Illustration: © AdobeStock/design gourmets, freepik.com

Durch die Green City rollen immer

F

reiburg ist mehr Fahrradstadt denn je: Fuhren 2012 noch 1,8 Millionen Fahrräder über die „blaue“ Wiwilíbrücke am Bahnhof, waren es 2017 schon 3,4 Millionen. In Zukunft könnten noch mehr Zweiräder hinzukommen – auf Leihbasis. Denn neben dem hollän-

dischen Anbieter Swapfiets, der in kurzer Zeit 200 Räder auf Freiburgs Straßen gebracht hat, dreht auch das Rathaus am Rad und plant mit Frelo noch vor Juli 55 Stationen mit 400 Bikes. Freiburgs Fahrradgeschäfte geben sich angesichts dieser neuen Flotten betont gelassen.

„Unser Leihsystem ersetzt kein privates Fahrrad“, sagt Luisa Stenmans, Angestellte der Freiburger Verkehrs AG und Projektleiterin von Frelo. Die meisten Freiburger hätten ohnehin bereits ein Fahrrad im Haushalt. „Unser Angebot ist als ergänzende Mobilität gedacht, zum Beispiel für Pendler oder den Weg zum Bahnhof“, sagt die 28-Jährige. Beim stationsbasierten Freiburg-Fahrrad müsste man dann nicht um sein dort zurückgelassenes Mountainbike bangen. Damit Frelo seinerseits vor Lang-

fingern keine Angst haben muss, seien alle Räder neben einem Schloss zusätzlich mit einem GPS-Sender ausgestattet. „Außerdem piepen die Räder laut, sobald man sie abgeschlossen anhebt“, sagt Stenmans. Konzipiert und gebaut hat die Firma Nextbike aus Leipzig. Der Betrieb erhielt im Dezember den Zuschlag nach einer europaweiten Ausschreibung. Nun sollen noch vor Juli die ersten Räder durch Freiburg rollen. Bis zu 300.000 Euro lässt sich das Rathaus das Projekt jähr-

IMPRESSUM – Themenheft Karriere & Campus 04-2019 Das Karriere & CampusThemenheft erscheint im Freiburger Stadtmagazin chilli Herausgeber: chilli Freiburg GmbH Paul-Ehrlich-Str. 13, 79106 Freiburg www.chilli-freiburg.de

Geschäftsführung: Michaela Moser (V.i.S.d.P.)

Lektorat: Beate Vogt

Redaktion: Till Neumann (tln), Philip Thomas (pt), Leo Melnik, Anna Castro Kösel

Anzeigen: Jonas Stratz (Leitung), Malika Amar, Marlene Schick, Christina Miklusch, Maria Schuchhardt, Giuliano Siegel

Titelbild: iStock.com/Vasyl Dolmatov

Druck: Freiburger Druck GmbH & Co. KG

Grafik: Hannah Karayilan

Ein Unternehmen der

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Die im Magazin enthaltenen Beiträge sind urheberrechtlich geschützt. Jede Verwendung außerhalb der Grenzen des Urheberrechtsgesetzes ist ohne Zustimmung des Verlages unzulässig und strafbar. Dies gilt insbesondere für Vervielfältigung und Einspeicherung in elektronische Systeme. Gleiches gilt für den Nachdruck der von uns entworfenen Bilder und Anzeigen.


Mobilität Freiburg lich kosten. „Diese Summe ist ausreichend“, sagt Stenmans. Finanziert werden davon 400 Leihräder an insgesamt 55 Stationen im Stadtgebiet, die per App, Telefon oder Kundenkarte bezogen werden. „In einer halben Stunde kommt man in Freiburg überall gut hin“, sagt sie. Für größere Kreise, etwa zum nächsten Badesee, seien die stabilen Stadträder aber eher ungeeignet. Kosten soll die Fahrt einen Euro je 30 Minuten. Für diesen kurzen Zeitraum ist bei Swapfiets kein Rad zu haben. Die Niederländer verleihen ihre Räder nur im monatlichen Abonnement. „Wir haben ein Bezahlmodell wie Netflix oder Spotify. Das Rad gehört dann Ihnen“, sagt Lucas Vroemen, Business Development Manager der Mobilmacher. Als Konkurrenten sieht er Frelo nicht: „Wir haben ein anderes Modell, wir freuen uns aber, dass es diese Konzepte auch gibt.“ Im Gegensatz zum Stationen-Mo-

dell von Frelo wollten seine Kunden etwas Langfristigeres. Zwischen 200 und 1000 Euro sei ein Zweirad mit sieben Gängen von Swapfiets wert. Mobil machen die Holländer, die in vier Ländern knapp 105.000 Räder zählen, für unter 20 Euro pro

»Bike-Sharing tangiert mich nicht« Monat. Darin inbegriffen ist das Versprechen, ein immer funktionierendes Fahrrad zu besitzen. „Auch wenn das Rad mal geklaut wird, gegen 60 Euro bringen wir ein neues“, sagt der 25-Jährige. Vergangenes Jahr erst war der dänische Anbieter Donkey Republic verhältnismäßig vorsichtig mit 50 Rädern an 14 Stationen in Freiburg

an den Start gegangen. Thomas Niehaus vom Fahrradladen im Stühlinger gibt sich angesichts der möglichen Konkurrenz durch weitere Leihräder gelassen: „Wir haben ein ganz anderes Publikum, das tangiert mich überhaupt nicht.“ Seit 1985 sei er im Geschäft und biete seitdem auch eine Rückkaufgarantie für seine Räder an. „Das ist genau das Gleiche. Das heißt jetzt nur eben Bike-Sharing“, sagt er. Michael Frank vom Freiburger Fahrradgeschäft Extratour sieht das ähnlich: „Es gibt in dem Bereich keine Überschneidungen. Unsere Kunden wollen ein Rad für längere Zeit und dieses soll dann auch anpassbar sein.“ Frank weiß aber um die Nachfrage. Dass Leute kurzfristig ein Rad – etwa für Wochenendbesuch – bei ihm borgen möchten, sei keine Seltenheit.

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start-up beratung

»Sexy geworden«

Gründerbüro unterstützt Business-Ideen

S

eit 20 Jahren hilft das Gründerbüro der Uni jungen Menschen, die ein Start-up aufbauen möchten. Gründungsberater Thomas Maier erklärt im Interview mit Leo Melnik, wie so eine Hilfe aussehen kann und was es dafür braucht. chilli: Herr Maier, warum gibt es das Gründerbüro? Maier: Das Ziel ist umfassend: Wir wollen die Gründungskultur an der Universität fördern. Dafür sensibilisieren wir Studierende und Mitarbeiter mit Vorlesungen und Fortbildungsformaten. Das Wichtigste ist, Interessierte zu beraten und sie bei einer Gründung zu unterstützen. chilli: Wie notwendig sind solche Unterstützungen? Maier: Wenn Sie hier studieren, gibt es nur einen Studiengang, der Einblicke ins Thema Selbstständigkeit bietet: BWL. Aber selbst BWL-Studierende sagen, dass sie zu dem Thema extrem wenig hören. Alle anderen sind nach dem Studium Fachleute in ihrem Bereich. Doch für eine Firmengründung haben sie nichts gelernt. Deswegen ist das Gründerbüro sinnvoll.

Fotos: © iStock.com/peshkova, Uni Freiburg

chilli: Wie viele Studierende schaffen die Umsetzung ihrer Idee? Maier: Bis 2012 sind acht bis zehn Firmen gegründet worden. Heute sind es insgesamt 16 bis 20. Das Thema Start-up ist sexy geworden. chilli: Wie läuft so etwas? Maier: Studierende gründen oft kleinschwellig. Sie melden Gewerbe an, programmieren Websites oder Ähnliches. Start-ups, die richtig wachsen können, sind meist von Absolventen, die ihre Promotion für die Gründung verwenden. chilli: Wie helfen Sie? Maier: Leute, die mit einer Idee schwanger gehen, sind oft unsicher, wie sie vorgehen sollen. Wir fangen mit einer Erstberatung an: Wir sprechen die Idee durch und klären, was benötigt wird. Wir fragen auch nach, ob mit potenziellen Kunden gesprochen wurde. Erstaunlicherweise ist das oft nicht der Fall.

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chilli: Warum nicht? Maier: Die Leute glauben oft zu wissen, was der Kunde will. Sie wissen es aber nicht wirklich. chilli: Wie steht es um finanzielle Hilfen? Thomas Maier Maier: Bei Wissenschaftsausgründungen braucht es oft Forschung und Entwicklung. Dann schauen wir, ob die Idee für ein Förderprogramm geeignet ist. So beschaffen wir ein Stück weit Geld. Wir helfen bei Anträgen für ein Exist Gründerstipendium oder Exist Forschungstransfer und begleiten während der Förderphase und beim Erstellen des Businessplans. Wir begleiten zudem bei Bankgesprächen oder vermitteln Kontakte zu Investoren. chilli: Wie ist die Lage in Deutschland für Start-ups? Maier: Sehr gut. Wir sind noch weit entfernt von den Geldern, die in den USA fließen, aber wir holen auf. Unsere Förderprogramme sind weltweit ziemlich einzigartig. Zum Beispiel das Exist Gründerstipendium. Leute aus dem Ausland sagen oft: „Toll, das ist ja super!" Da kriegt so ein Start-up schon mal 100.000 bis 150.000 Euro vom Bund. Dann kann sich ein Team von drei Leuten um nichts anderes kümmern, als ihre Idee voranzubringen. chilli: Was braucht ein Jungunternehmer, um Erfolg zu haben? Maier: Man muss von sich und seiner Idee überzeugt sein. Es braucht Beharrlichkeit und viel Einsatz. Bei Gruppen muss man seinem Team vollkommen vertrauen können.

Info

Gründerbüro: Seit 1999 berät und unterstützt das Gründerbüro der Uni Freiburg Studierende und Absolventen der Hochschule mit Geschäftsideen. Wer Fragen hat, kann das Team um Thomas Maier per Mail an gruendung@zft.uni-freiburg.de erreichen. Mehr auf: www.gruenden.uni-freiburg.de


Interview Europa

Europa hat die Wahl Interview mit Bauträger Peter Unmüßig

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m 26. Mai 2019 wählt Europa sein Parlament und stellt damit die Weichen für die Zukunft. Mit einer jährlichen Spende von 20.000 Euro unterstützt Unmüssig die Volkshochschule Freiburg in ihrer Bildungsarbeit. Darüber hinaus macht sich der Bauträger Peter Unmüßig für ein geeintes Europa stark. Im Interview mit Philip Thomas erklärt der 67-Jährige, warum gerade junge Leute von ihrem Wahlrecht Gebrauch machen sollten. chilli: Herr Unmüßig, wer würde von einem geeinten ­Europa profitieren? Unmüßig: Wir alle, denn die zu lösenden Aufgaben, Klima, Migration, Digitalisierung, können nur in einem vereinten Europa gemeistert werden. Vor allem aber auch junge Menschen, die international tätig sind, sich austauschen und reisen wollen. Viele können sich heutzutage nicht mehr vorstellen, auf Reisen einen Pass zu zeigen und Währungen zu wechseln.

chilli: Können Sie Kritiker verstehen, die Brüssel Bevormundung vorwerfen? Unmüßig: Ich kann das als Kritiker der Europapolitik der vergangenen Jahre gut nachvollziehen. Wir sollten nach Charles de Gaulle eine Vereinigung von Vaterländern sein – nicht die Vereinigten Staaten von Europa, in denen Uniformität herrscht. Die Italiener sollen nicht zu Deutschen werden und die Deutschen nicht zu Schweden. In Europa sollen ethnische Spezifika ausgelebt und entwickelt werden. Die machen uns stark und dürfen nicht durch Absurditäten in Gefahr gebracht werden. Der Durchmesser der Pizza sollte nicht geregelt werden. chilli: Warum sollte man am 26. Mai wählen gehen? Unmüßig: Weil Europas kulturelle Errungenschaften auf dem Spiel stehen. Man muss sich der Gefahr bewusst sein, wie labil Europa nach seiner schwierigen Entstehungsgeschichte aktuell ist. Ohne Angst zu schüren, muss man jetzt für Frieden, Freiheit und Rechtsstaatlichkeit kämpfen. Anzeige

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Skaten für die Seele

Weitgereiste Boarderin therapiert auf zwei Rollen

Gecoacht: Sophie Friedel

(unten) hat in Afghanistan Skatekurse für Mädchen gegeben.

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Fotos: © Joel Sames, Sophie Friedel, Till Neumann

rei Jahre lang brachte Sophie Friedel in Afghanistan Mädchen Skateboarden bei. Jetzt hat die 34-Jährige ihre eigene Skateboardschule in Freiburg. Dort bietet sie Therapiekurse an. Die ersten Rückmeldungen sind positiv. „Das explodiert gerade“, sagt Sophie Friedel und lacht. Die Frau mit den langen braunen Haaren redet von der Nachfrage nach den etwas anderen Skatekursen. Kürzlich hat sie die Idee bei der Innovation Night im Kreativpark vorgestellt. Jetzt häufen sich die Anfragen. Drei Jungs therapiert sie derzeit. „Erst skaten wir, dann machen wir Gestaltungstherapie“, erzählt Friedel beim Gespräch vor der Lokhalle am Güterbahnhof. Das Board sei ein guter Türöffner, Beziehungsaufbau wichtig bei einer Therapie. Gemeinsam Skateboard zu fahren, helfe dabei. „Es geht nicht um krasse Tricks“, erklärt Friedel. Sondern darum, bei einer gemeinsamen Aktion das Ver-

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trauen zu gewinnen. „Drop in – Ride out“ heißt ihr Angebot. Seit zwei Jahren lernt sie den Beruf der Gestaltungstherapeutin. Die ­Skatekurse bietet sie seit Februar im Rahmen der Ausbildung an. Eine erfahrene Kollegin begleitet das Projekt mit einer Supervision. Das Feedback der Patienten ist positiv, wie der Fall eines Achtjährigen zeigt. Die Eltern berichten, dass ihr Pflegekind bei normalen Sport- und Freizeitaktivitäten nicht zurechtgekommen ist. Also haben sie es mit der Skatetherapie versucht: „Ein cooler Sport in lockerer Atmosphäre und das noch an der frischen Luft“, sagen die Eltern. Ihr Pflegekind hat Gewalt erlebt und leidet an verzögerter Entwicklung und ADHS. „Unser Sohn war begeistert und berichtete von seinen Erfahrungen mit dem Skatefahren“, schreiben die Eltern. Wichtig ist ihnen, dass kein „Therapiecharakter vorherrsche, sondern eine fried- und freudvolle Atmosphäre, von der die Kinder unbemerkt profitieren“.

Das bestätigt Sophie Friedels Überzeugung: Skaten ist Therapie. Festgestellt hat sie das vor rund zehn Jahren in Afghanistan. 2009 flog sie mit drei Boards im Gepäck in das Land, um dort das Projekt „Skateistan“ mit aufzubauen. Sie brachte jungen Menschen das Skaten bei und unterrichtete Kinder in Not. „Für Mädchen ist Skaten in Afghanistan auf der Straße verboten, also haben wir das in Hallen gemacht“, erzählt Friedel. Drei Jahre verbrachte sie dort im ­Zeichen des friedlichen Austauschs. „Pseudotherapeutisch“, nennt sie ihre Arbeit. „Ich hatte keine Ahnung von Therapie“, sagt sie und lacht. Heute kann sie mit ihrer Ausbildung praktische Erfahrungen mit theoretischem Wissen verbinden. Die Seele sei sensibel, sagt sie. Für Therapien will sie das nötige Know-how haben. Anbieten kann sie die Kurse über die „Rollbrettschule“, ihre eigene Skateboardschule. Ein bisschen ­abgespact sei das Angebot, aber niederschwellig. Ginge es nach Friedel, müsste mit jungen Leuten viel mehr präventiv gearbeitet werden: „Krankenkassen können viel Geld sparen.“ Auf dem Longboard war sie mal die sechstschnellste Frau der Welt. Und wurde deutsche Meisterin im Mountainboarden. Sogar ein Buch hat sie über die Friedensarbeit als Skaterin geschrieben. Der Sport ist für sie Lebensgefühl. Das möchte sie weitergeben. Till Neumann www.rollbrettworkshop.org


messe Berufe

Ab in die Berufswelt Job-Start-Börse steigt im Juni

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ie nächste Job-Start-Börse findet am 5. und 6. Juni in der Messe Freiburg statt. Junge Menschen können dort Berufe entdecken, mit Azubis reden und eine Ausbildungsstelle oder einen Studienplatz finden. Neu dieses Jahr ist ein Elterninfoabend.

Fot o

se s: © Job-Start-Bör

Wer eine Ausbildungsstelle sucht oder sich über seinen Traumberuf informieren möchte, sollte sich das Datum im Kalender anstreichen. Anfang Juni ist wieder Job-Start-Börse – zusammen mit der Jobmesse Gesundheit & Pflege. Schülerinnen und Schüler können mit ihren Eltern Aus- und Weiterbildungsangebote entdecken, sich über die duale Berufsausbildung sowie Praktika informieren und sich mit Azubis unterhalten. So kriegen sie Einblicke hinter die Kulissen von Betrieben. Zudem werden Vorträge zum Thema Ausbildung und beruflicher Einstieg angeboten.

Auch Studierende, die mit einem Wechsel in eine Ausbildung liebäugeln, können fündig werden. Ziel ist es, bei der Berufsauswahl zu inspirieren, aber auch konkrete Einstiegsoder Umstiegsmöglichkeiten anzubieten – nicht zuletzt dank einer Last-Minute-Börse am Mittwochnachmittag. Mit Mini-Bewerbungsgesprächen werden Jugendliche mit Firmen zusammengebracht, die Ausbildungsstellen und Studienplätze anbieten. Neu ist ein kostenloser Elternabend am 21. Mai in der Messe Freiburg. Eltern können sich informieren, wie sie ihrem Kind vor, bei und nach dem Besuch der Börse helfen können.

job-start-börse

Tag 1: Mittwoch, 5. Juni, 14 bis 19 Uhr Tag 2: Donnerstag, 6. Juni , 8.30 bis 13.30 Uhr Special: Elterninfoabend am 21. Mai von 19 bis 21 Uhr Im Netz: www.jobstartboerse.de Anzeige

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Dual studieren – aber anders Fotos: © Business School

Neues Konzept an der VWA Business School

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Marco Wölfle

ie VWA Business School in Freiburg bietet ab nächstem Semester ein neues duales Studienmodell an: Statt des dreimonatigen Wechsels zwischen Unternehmen und Hochschule gibt es nur noch 14-tägige Präsenzblöcke an der Hochschule.

„Wir wollen nicht alle drei Monate einen anderen Fokus in das Studium bringen, sondern die Unternehmenswelt mit akademischen Inhalten verzahnen“, sagt Marco Wölfle, Studiengangsleiter der VWA Business School. Soll heißen: Studierende verbringen mehr Zeit im Betrieb. Acht Blöcke à zwei Wochen sind für den Unterricht vorgesehen. Dank der stärkeren Einbindung ins Unternehmen lasse sich Studienwissen vertiefen und auf Anwendbarkeit prüfen. „Neben kompakten Präsenzen werden Studierende und Unternehmen von einem Tutor begleitet“, erklärt Wölfle. Auch Webinare sind Teil des Programms. So sollen auch anspruchsvolle Aufgaben übernommen werden. „Das neue Modell ist ein großer Vorteil für die Partnerunternehmen“, ist Wölfle überzeugt. Auch für Studierende gewinne es an Attraktivität. Sie sollen sich von Beginn an in Projekte einbringen. Nicht zuletzt erhöhe das Konzept ihre Chance auf eine Perspektive im Unternehmen. Die Neuausrichtung ermögliche auch, bewährte Auszubildende weiterzuentwickeln oder Mitarbeiter auf Führungsaufgaben vorzubereiten. Bei drei Infoveranstaltungen (29. April, 29. Mai und 24. Juni) wird die Business School das neue duale BachelorStudium vorstellen. Es wird in zwei Fachrichtung angeboten: BWL/Management und Digital Leadership. tln


Ist das noch Handwerk?

Fünf Botschafter überraschen mit Modernität in vielen Facetten

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Fotos: © DHKT/Das Handwerk, handwerk.de/Johannes Heinke

nternationalität, Diversität, Digitalisierung – ist das noch Handwerk? Das Handwerk zeigt am Beispiel von fünf Kampagnenbotschaftern, wie zukunftsweisend einer der ältesten deutschen Wirtschaftsbereiche tatsächlich ist. Heute in Japan, morgen in Kanada und nächste Woche schon in Mexiko arbeiten. Roboter als Kollegen haben. Menschen nicht unter die Erde bringen, sondern den Angehörigen Trost spenden. „Ist das noch Handwerk?“ Diese Frage stellt das Handwerk auf Plakatmotiven, die deutschlandweit zu sehen sind, und liefert die Antwort mit den gezeigten Protagonisten gleich mit: Handwerk heute ist modern und zukunftsgewandt. Kfz-Mechaniker Jimmy Pelka, einer von fünf Kampagnenprotagonisten, etwa hat seine eigene Tuning-Software entwickelt, mit der er weltweit Kunden begeistert – von den Vereinigten Arabischen Emiraten bis nach Hollywood. Tischlermeisterin Johanna Röh war vier Jahre lang auf der Walz durch die Welt. Sie lernte und arbeitete in vielen Ländern und kombiniert heute deutsches Handwerk mit ihren internationalen Kenntnissen. „Modernität bedeutet, niemals stehen zu bleiben und beständig neue Lösungen zu suchen“, sagt die Osnabrückerin. Sie bringt damit auf den Punkt, was viele Handwerkerinnen und Handwerker antreibt – und eine ganze Branche zukunftsfest macht. „Unsere Kampagnenbotschafter ­verdeutlichen beispielhaft, dass viele

Handwerkerinnen und Handwerker mutig und unkonventionell sind, Neues ausprobieren und tradierte Werte neu interpretieren. Kurzum: Sie widersprechen gängigen Klischees“, sagt Johannes Ullrich, Präsident der Handwerkskammer Freiburg. Internationalität, Digitalisierung, Diversität, Humanität gehören heute genauso zum Handwerk wie Tradition, Werkbank und Blaumann. Während Tischler und Architekt Gunnar Bloss mit seinem Modellbaubetrieb zu Robotik forscht, stößt Bestatter Eric Wrede eine Diskussion über den Tod und eine bessere Sterbekultur an. Und Kosmetikauszubildende Antonia Ramb vermittelt jungen Menschen als Social Influencerin, wie wichtig es ist, zu sich selbst zu stehen. Als Gesichter des modernen Handwerks zeigen Eric Wrede, Johanna Röh, Jimmy Pelka, Antonia Ramb und Gunnar Bloss beispielhaft, wie sich einer der ältesten Wirtschaftsbereiche von innen heraus verändert und stetig neu erfindet. Die verschiedenen Aspekte handwerklicher Modernität und die besonderen Charaktere dieser Kampagne werden auf bundesweiten Plakaten sichtbar gemacht und in Bewegtbildformaten (TV und Online/Social Media) weitererzählt. karriere & campus

Infos

Unter @johanna_roeh, @jimmypelka, @ericwrede, @missgoodvibes_official und @werk5_berlin sind die Kampagnenbotschafter auf Instagram zu finden. Im Netz: www.handwerk.de

Kampagnenbotschafter Jimmy Pelka

Kampagnenbotschafterin Antonia Ramb Kampagnenbotschafterin Johanna Röh


ausbildung Pädagogik AnzeigeN

Erzieher werden Private Fachschule für Sozialpädagogik Freiburg bildet aus

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Ziel der PiA-Ausbildung ist der Abschluss zum staatlich anerkannten Erzieher. Bei der dreijährigen Vollzeitausbildung wechseln sich Theorie- und Praxisphasen ab. Das Ausbildungsgehalt steigt jedes Jahr. Die PFSF kooperiert mit Einrichtungen für Kinder im Alter von null bis zehn Jahren. Dort wird der praktische Teil der Ausbildung absolviert. Die Praxisstelle ist in der Ausbildung integriert, eine gesonderte Bewerbung ist nicht nötig. Die Nachqualifizierung nach §7 KiTaG richtet sich an Quereinsteiger mit Vorbildung in Therapie, Pflege oder pädagogischen Tätigkeiten. Sie werden berufsbegleitend zur Fachkraft in Kindertageseinrichtungen weitergebildet. tln www.pfsf.bildungsconcepte.de

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Fotos: © 123RF.com/diegocervo, pixabay.com

chtzehn Ausbildungsplätze für angehende Erzieher bietet die Private Fachschule für Sozialpädagogik Freiburg (PFSF). Im Programm sind die praxisintegrierte „PiA“-Ausbildung und eine Nachqualifizierung für Quereinsteiger.


Berufe im Wandel Ausbildung

Ausgelernt? Gibt’s nicht mehr Digitalisierung der Arbeitswelt: Auch wenn Berufe bestehen bleiben, ändert sich doch das Berufsbild

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Foto: © pixabay.com

astwagen fahren, Kühlschränke bauen oder Post beantworten: Vieles, was heute Menschen machen, könnte künftig eine Maschine erledigen. Doch angehende Azubis müssen deshalb nicht in Panik geraten, sagen Experten. Genaues Hinsehen lohnt sich bei der Berufswahl trotzdem. Macht mir das Spaß? Kann ich das? Werde ich gut bezahlt? Diese Fragen und noch viele weitere stellen sich Auszubildende seit Jahren und Jahrzehnten. Doch immer öfter kommt im Zuge der Digitalisierung eine weitere Frage hinzu: Gibt es den Beruf in 20 Jahren überhaupt noch? Schließlich macht der rasante technische Fortschritt viele Jobs überflüssig – behaupten zumindest manche Forscher und Studien. Doch Torben Padur vom Bundesinstitut für Berufsbildung (BIBB) gibt Entwarnung: „Dass Berufe wegfallen, sehen wir eher nicht.“ Ein Grund dafür: Ein Beruf ist hierzulande mehr als nur ein „Job“ nach englisch-amerikanischem Verständnis, nämlich eine ganze Ansammlung von Tätigkeiten oder Kompetenzen. „Entsprechende Studien aus den USA sind da schwer übertragbar, weil das Verständnis von Berufen ein ganz anderes ist“, sagte Padur. „Was eher wegfällt, sind einzelne Tätigkeiten innerhalb dieser Berufe.“ Und selbst die Zahl dieser Tätigkeiten, die künftig eine Maschine und kein Mensch mehr erledigt, sei nach heutiger Prognose eher gering. Was aber nicht heißt, dass die Digitalisierung die Welt der Berufe nicht auf den Kopf stellt, im Gegenteil. „Das traditionelle Berufsbild, das man da

manchmal noch hat, ist oft gar nicht mehr korrekt.“ Und das gilt fast in jedem Job, so der Experte, der beim BIBB den Arbeitsbereich für gewerblich technische Berufe leitet. Selbst der Bäcker habe heute viel mehr mit technisch gestützter Fertigung zu tun als mit einer klassischen Handwerkstätigkeit. Und die Anlagenmechaniker für Sanitär-, ­Heizungs- und Klimatechnik kommen heute nicht mehr nur, wenn im Bad etwas überläuft. Stattdessen kümmern sie sich auch um die Installation von Smart-Home-Technik für ein vernetztes Zuhause.

»Ist mein Beruf zukunftssicher?« Ausbildungsberufe fallen also nicht weg, sondern erfinden sich eher neu. Ganz neue Berufe entstehen dagegen eher selten. Zuletzt gab es das beim Kaufmann ECommerce: Seit dem 1. August 2018 können Betriebe junge Leute dazu ausbilden. „In der Regel ist es aber eher so, dass innerhalb eines Ausbildungsberufs neue Spezialisierungen geschaffen werden“, sagt Padur. Hinzu kommen Zusatzqualifikationen: Neue Technologien sind dann noch nicht Pflichtbestandteil einer

Ein Blick in die Zukunft: in diesem Fall mit einer VR-Brille

Ausbildung. Betriebe, die damit schon arbeiten, können ihre Azubis aber ebenfalls darin ausbilden. Darauf sollten angehende Auszubildende ruhig achten, rät Padur. „Als Azubi ist die Frage gar nicht so sehr, ob mein Ausbildungsberuf zukunftssicher ist. Was ich aber machen kann, ist zu schauen, wie der Betrieb aufgestellt ist, welche Qualifikationen der vermittelt.“ Selbst ein Betrieb mit den allerneuesten Technologien wird Azubis aber kaum so ausbilden, dass sie nie mehr etwas lernen müssen, dafür läuft die Entwicklung zu rasant. Wichtig sei im Zeitalter der Digitalisierung, ein Leben lang lernen zu können, erklärt Padur. „Den Begriff ,ausgelernt’ gibt es so nicht mehr.“ BZ/Tobias Hanrahts (tmn)



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