STUDI VERSUM NUMMER 25| 2009.02
Jacqueline Visentin DU SOLLST TEILEN 05 WAS FEHLT UNSERER WELT? 09 KEIN PLATZ ZUM STUDIEREN 29
Spiel
EDITORIAL | INHALT
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Liebe Leserinnen und Leser,
«Der Mensch spielt nur, wo er in voller Bedeutung des Wortes Mensch ist, und er ist nur da ganz Mensch, wo er spielt.» Geflügelte Worte, einst gesprochen von Friedrich Schiller und bis heute gültig. Ein weit berühmteres «Zitat» und wohl auch ein Zeichen unseres Zeitgeistes ist indes der Werbeslogan der Kinder-Überraschungseier: «Spiel, Spass und Spannung.» Tönt gut, aber StudiVersum tönt besser: Spiel – ein besonderer Leckerbissen ist unser Titelblatt-Memory. Kärtchen ausschneiden und los geht’s! So wird jede Vorlesung zum Spielplatz. Sport – Fussball war gestern! Rund um den Globus spielt man mit toten Ziegen oder schweren Baumstämmen, im Schottenrock oder im Renaissance-Kostüm. Mauro Landolt lädt ein zur sportlichen Reise rund um den Globus. Sprachgewandt – das müssen sie sein, die Delegierten der internationalen Konferenz «Model United Nations»: Möglichst realitätsgetreu wird in New York eine Versammlung der Vereinten Nationen nachgespielt. Redaktorin Muriel Staub hat sich mit Teilnehmerin Vanessa Ilg unterhalten. Spannung – das ist der Trumpf des Rollenspiels «Das Schwarze Auge». Die fantastischen Abenteuer haben auch vier Studenten aus Bern in ihren Bann gezogen. Barbara Ritter hat sich für StudiVersum in diese mysteriöse Welt voller Dämonen, Drachen und Druiden gewagt. Spass – dass Spielen Spass macht, wissen wir alle. Dass auch Lernen Spass machen kann, wissen dagegen nur wenige. Myriam Schuler verrät ab Seite 24 die Geheimnisse für spielend einfaches Lernen. Probieren geht über Studieren! Als Kinder spielten wir mit allem: Puppen, Autos, Besteck. Und wir spielten überall: im Kinderzimmer, im Sandkasten, im Restaurant. Auch heute spielen wir mit allem: Menschen, Worten, Gefühlen. Und wir spielen um alles: um Geld, um Ruhm, um Ehre. Zu gewinnen gibt’s viel, zu verlieren noch viel mehr. Und manchmal geht dabei vergessen: Wir Menschen sind bloss Spielfiguren auf dem grössten Spielbrett der Welt – dem Leben selbst. StudiVersum wünscht Glück in der Liebe und Glück im Spiel,
Eure Anouk N’Guyen
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04 LIEBLINGSDING Warum ich meine Agenda liebe 05 INTERNET Geteilte Freude? 06 AUS DEM LEBEN Morgenstund hat Gold im Mund 09 UMFRAGE Welches ding braucht die Welt? 10 ZAHLEN BITTE! musik 11 WISSENSCHAFT spiel mit den genen 12
Fussball ist anderswo 16
Ready to play diplomat? 20
Wir sind Helden 24
Kinderspiel Studium? 29 UNIPOLITIK Lernen, nur wo? 30 Interview ir a scoula 32 UNTERHALTUNG Sudoku, Kreuzworträtsel 33 KURZGESCHICHTE Eine neue Weltordnung 34 WIE ANNO DAZUMAL haushaltstipp
LIEBLINGSDING
Warum ich meine Agenda liebe
INTERNET
Geteilte Freude?
Apple
Text Marina Lienhard
Du willst ganze Foto alben mit deinen Freunden teilen? Oder von jedem Computer aus Zugriff auf deine Daten haben? Speicherplattformen im Internet machen’s möglich.
neptun
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www.mydrive.ch Mydrive wirbt mit dem Spruch «Ihr Datensafe in der Schweiz». Ob die Anspielung auf die Schweizer Banken im heutigen Wirtschaftsklima wirklich förderlich ist, sei dahingestellt. Auf jeden Fall ist an dieser Plattform tatsächlich vieles sehr «schweizerisch». So zum Beispiel das schlichte, etwas trockene Design, die gründ-
Konditionen bestellen. lichen Sicherheitsmassnahmen – das Konto muss erst per E-Mail freigeschaltet werden – und die Zuverlässigkeit: das Uploaden geht schnell, das Downloaden noch viel schneller. Ein Gigabyte wird hier gratis zur Verfügung gestellt, die hochgeladenen Daten können passwortgeschützt mit Freunden geteilt werden.
Fazit: Effizient und schlicht, aber nicht sonderlich originell oder ausgeflippt. Das Schweizer Sackmesser unter den Speicherplattformen!
www.box.net Zu Beginn gleich ein negativer Kritikpunkt: Box ist die einzige Speicherplattform, die den Mailkasten mit Newslettern zumüllt. Meldet man sich bei Box an, wird man sofort zum Hochladen des ersten Ordners aufgefordert. Das ist ein Glück, denn das Design ist so unübersichtlich, dass man ansonsten wohl kostbare Minuten damit vertrödelt hätte, herauszufinden, wie dieser Pro-
zess überhaupt funktioniert. Wie auch bei Mydrive kann jeweils nur eine Datei beziehungsweise ein Ordner aufs Mal hochgeladen werden. Die hochgeladenen Dateien können mittels Link mit Freunden geteilt und gemeinsam verwaltet werden. Wer seine Dateien mit einem Passwort schützen will, zahlt drauf. Dafür gibt’s gratis ein Gigabyte Speicherplatz.
Fazit: Funktioniert einwandfrei, ist aber wesentlich unübersichtlicher und somit unpraktischer als seine Konkurrenten. Erinnert an die Anfangsversionen von Hotmail.
www.wuala.com
Raphael Blättler, 25, studiert Bautechnik an der Hochschule Luzern «Prüfungen, Stress? Alles eine Frage der Organisation! Mit der schwarzen MoleskineAgenda ist das kein Problem. Und vor allem gehen keine guten Ideen mehr verloren, die Agenda bietet Platz für Skizzen und Pläne. Durch das praktische Gummiband fallen auch all die während des Jahres gesammelten Zettelchen nicht heraus.»
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Wuala ist die optisch attraktivste der vorgestellten Speicherplattformen. Zugleich ist ihr Prinzip sehr einfach zu verstehen und somit auch für Anfänger geeignet. Speziell ist, dass Wuala wie eine externe Speicherplatte funktioniert und Dateien mittels der «drag-and-drop»-Funktion hochgeladen werden können. Die Uploads können pausiert und gestoppt werden; zudem ist
es möglich, mehrere Dateien gleichzeitig hochzuladen. Auch hier können die Daten mittels Geheimlink mit Freunden geteilt werden. Zusätzlich besteht die Möglichkeit, diese der Community zur Verfügung zu stellen. Umgekehrt können auch fremde Daten heruntergeladen werden, allerdings lohnt sich dies angesichts der Auswahl nicht unbedingt.
Fazit: Wuala bietet definitiv die meisten Möglichkeiten, ist aber auch als 08/15-Speicherplattform für Anfänger gut geeignet.
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AUS DEM LEBEN
AUS DEM LEBEN
In der Armut gefangen
Modisches, Allzumodisches
Wieso scheinen die ärmsten Länder der Welt zum ewigen Scheitern verdammt zu sein? Ein denkwürdiges Buch zeigt Antworten und Auswege.
Auf Geld kann sich schon lange keiner mehr etwas einbilden. Doch mit dem Tod des Snobismus ist eine neue Klassenbewegung entstanden: das Neo-Poppertum.
Text Chris Buchmann
Um die breite Masse auf das Schicksal der ärmsten Ländern der Welt aufmerksam zu machen, hat Paul Collier nach seinen eigenen Worten alle Verhaltensregeln der Wissenschaftler gebrochen und ein Ökonomie-Buch publiziert, das auch am Strand gelesen werden könne. Das kann sich der Ökonomie-Professor an der Oxford University und ehemalige Forschungsdirektor der Weltbank auch leisten, gehört seine Stimme doch zu den renommiertesten in der Diskussion um die internationale Armutsbekämpfung. Und tatsächlich gelingt es ihm, Themen und Zusammenhänge rund um Armut, Wachstum, Krieg, Globalisierung, korrupte Regimes oder Bodenschätze verständlich und doch anspruchsvoll aufzuzeigen. Grundlage des Buches ist eine einfache und doch schockierende Erkenntnis: Die Weltbevölkerung zählt sechs Milliarden Menschen, wovon eine Milliarde den Wohlstand der entwickelten Welt geniesst. Weitere vier Milliarden leben in Entwicklungsländern, die ihre Armut in den letzten Jahren stetig reduzieren konnten. Es bleibt eine Milliarde Menschen. Die unterste Milliarde. Titel des Buches und Sinnbild für die Bevölkerung von 58 Nationen, deren Entwicklung in den letzten Jahrzehnten stagnierte oder sogar rückläufig war. Paul Collier analysiert das Verbleiben dieser Länder in grösster Armut fern von jeglichen Ideologien. Stattdessen setzt er auf die Erklärungskraft von empirischen Studien, die oft unerwartete Resultate zeigen. So wird beispielsweise gezeigt, dass tiefes Wachstum, tiefes Einkommen und die Abhängigkeit von Rohstoffexporten das Bürgerkriegsrisiko eines Landes signifikant erhöhen. Nicht so aber die ethnische Vielfalt oder die Unterdrückung einer ethnischen Minderheit. Ähnliche analytische Antworten gibt es auf viele Fragen: Wieso konnten die ärmsten Länder nicht von der Globalisierung profitieren? Welche Rolle spielen Krieg führende Nachbarländer? Wieso ist Rohstoffreichtum für arme Länder oftmals mehr Fluch als Segen? Ist Entwicklungshilfe die Lösung oder doch Teil des Problems? Paul Collier beschränkt sich nicht nur
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auf die Analyse der verschiedenen Armutsfallen, sondern präsentiert auch konkrete Vorschläge, wie die Weltgemeinschaft helfen kann, die unterste Milliarde auf ihrem Weg zu einer nachhaltigen Entwicklung zu unterstützen. Ein erster kleiner Schritt: die Lektüre von «The Bottom Billion».
Text Jessica Matherly
Original: Paul Collier, «The Bottom Billion – Why the poorest countries are failing and what can be done about it», Oxford University Press, 2007. Deutsch: Paul Collier, «Die unterste Milliarde – Warum die ärmsten Länder scheitern und was man dagegen tun kann», Beck, 2008.
Der Hahn kräht und niemand merkt’s Frühmorgendliche Ohrenspitzerin. Eine von Wenigen. Ein Plädoyer, dem zarten Lärm des jungen Tages sein Ohr zu schenken. Text Martina Zimmermann
5.30 Uhr. Das verrostete Gartentor quietscht, der Schnee unter meinen Sohlen knirscht, ich schleife den prall gefüllten Kehrichtsack hinter mir her und platziere ihn auf einem Berg von Artgenossen. Es knistert. Ich höre das Wechseln auf Grün beim Fussgängerstreifen, es klickt, fast zeitgleich faucht eine Katze in der Ferne. 5.45 Uhr, Bahnhof Bern. Bleiche Pendlergesichter steuern auf ihre Perrons zu, Absätze knallen auf Marmor. Von Weitem erkenne ich eine Kollegin, rufe ihr «Guten Morgen» zu, à fonds perdu. Ein Fürsichsein in einer Schar von Menschen. Es wird in frische Brötchen gebissen, Krümel bröseln in Papiertüten. Tapfer wird Instant-Coffee geschlürft. Befeuchtete Zeigefinger schlagen Seiten von Gratiszeitungen um. Fauchend setzt sich die Rolltreppe in Bewegung, als ein Herr ausser Atem auf sie zu eilt und seine Sporttasche auf den Tritt vor sich plumpsen lässt. Das Feuerzeug in seiner Hand klickt drei Mal, bis sei-
ne Zigarette glüht. Die Anzeigetafel flattert hörbar, bis die Buchstaben in der richtigen Abfolge die Destinationen Brig und Milano anzeigen. Aus dem Lautsprecher knackt es, eine Gleisänderung wird verkündet. Vereinzelt bewegen sich verschlafene Körper in Richtung Unterführung. Etliche bleiben regungslos stehen. Auch sie, eine junge Frau, die aber rhythmisch mit dem Kopf wippt. Eine Insel, in eine klingende Wolke eingehüllt. Weisse Kabel lugen unter der Mütze hervor. Ungern krieche ich um 5.00 Uhr unter der behaglich warmen Decke hervor. Habe ich es jedoch einmal geschafft, zähneklappernd Wasser aufzusetzen, mich, dem saugenden Geräusch des Abflusses lauschend, dem Strahl der Brause auszusetzen, lasse ich mir vom Teekessel mit gutem Grund ins Ohr pfeifen, ich hätte nun den Morgen verdient. Facettenreich, wie er ist. Mit seiner Stille, die bis zur nächsten Dämmerung im Radau des Tagesgeschäfts erstickt wird.
Konnte Marx seine Dialektik der Gesellschaft noch zu Recht mit den materiellen Verhältnissen begründen, sind die Besitzverhältnisse heutzutage nicht mehr allein ausschlaggebend für den sozialen Status. Geld ist in Verruf gekommen – und dies nicht erst seit der Wirtschaftskrise. Was dem bürgerlichen Snob einst sein Reichtum war, ist dem Popper heute der BurberrySchal. Das ist an sich nicht neu: In den 80er Jahren entstand das Poppertum in Westdeutschland als eine dem Hedonismus verpflichtete Jugendbewegung. Während die Punks damals mit Lederjacke und Hahnenkamm den Aufstand gegen das Establishment probten, übten sich die Popper in der modischen Zurschaustellung ihres politischen Desinteresses. Dazu gehörte die Fiorucci-Karottenhose genauso wie der Trenchcoat und das Polohemd mit aufgestelltem Kragen. Auch wenn der Begriff des Poppers in Vergessenheit geraten ist, so ist sein modisches «Engagement» heute unverhohlener zu beobachten als je zuvor. Ausgestattet mit Hornbrille und Bundfaltenhose ist der Neo-Popper überall anzutreffen, von den Hörsälen bis hin zu den Marketingabteilungen der Grossbanken. Mode war schon immer ein Mittel zur sozialen Abgrenzung. Neu ist allerdings, dass Geld nicht mehr der Schlüssel zum gehobenen Geschmack ist. Schliesslich: Wer kann sich heute nicht eine Louis-Vuitton-Tasche leisten? Popper sein heisst, die traditionellen Werte des Bildungsbürgertums und die gesellschaftliche Nonchalance eines Pete Doherty in einer bis zur Aalglattheit perfektionierten Inszenierung der modischen «Beliebigkeit» zusammenzubringen. Da kommt doch ein bisschen Sehnsucht auf nach den guten alten Snobs; die machten einem wenigsten vor, dass Reichtum für jedermann erreichbar sei. Und andererseits sind das Kapital von damals und der «gute Geschmack» von heute sich sehr ähnlich: entweder man hat es oder man hat es nicht. Gleich geblieben ist leider auch, dass die Mehrheit es nicht hat.
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Vom sonntagmorgendlichen Geldverdienen Als Studierende ist man notorisch knapp bei Kasse und nimmt jeden Job an, den man kriegen kann. So auch sonntägliche Heimarbeit. Text Janine Meyer
Der Wecker klingelt. Sein energisches Gepiepse nagt sich durch meine Hirnrinde und verdrängt jeden Gedanken an weiteren, wohligen Schlaf. Ist aber auch gut so, die Arbeit will schliesslich zu festgeschriebener Zeit erledigt sein. Und ausserdem ist Aufstehen an sich schon eine ziemlich unangenehme Sache – warum also unnötig hinauszögern? Wie gerne würde ich an dieser Stelle schreiben, dass ich meine Beine munter aus dem Bett schwinge, den Schlaf flugs aus den Augen reibe und die Bettwärme schwupps aus den Gliedern vertreibe. Stattdessen muss ich zugeben, ehrlich froh zu sein, dass meine wackligen Knie mich überhaupt auf den Beinen halten und ich mit unsicheren Schritten in Richtung Badezimmer wanken kann. Mit zitternden Fingern greife ich nach meiner Zahnbürste und kriege dabei das spitze Ende der Nagelfeile zu fassen. Doch selbst zum Fluchen fühl' ich mich noch nicht fit genug. Nach getaner Morgentoilette bin ich
schon wieder so müde, als hätte ich den ganzen Tag hart gearbeitet. Ich widerstehe der Versuchung, mein Ohr noch einmal aufs Kissen zu legen und schleppe mich mühsam vor den Computer. Schon bald verkündet mir der blaue Bildschirm unmissverständlich, dass er bereit ist. Ich aber nicht. Erst mal muss Kaffee her. Brummelnd begebe ich mich zum Wasserkocher, der mit einem hässlichen Pfeifen andeutet, dass er gerne mal wieder entkalkt werden würde. «Nicht heute», sage ich zu ihm und wundere mich über den seltsam heiseren Klang meiner Stimme. Einige Augenblicke später sitze ich mit einer grossen Tasse frisch aufgebrühten Kaffees wieder vor dem Bildschirm und stütze erst mal meinen Kopf. Irgendwie scheint er heute grösser zu sein als noch gestern Abend. Aber genug gejammert, frisch ans Werk und wie jeden Sonntag den Vorsatz fassen: «Nächsten Samstagabend bleibe ich zu Hause – ganz bestimmt!».
Wovon ist mein Abschluss der Anfang?*
UMFRAGE
Welches Ding braucht die Welt? Wir haben Autos, Rolltreppen und Fahrstühle, die uns bequemer befördern. Wir haben Handys, Fernseher und Computer, die uns immer unterhalten. Wir haben Betten, Stühle, Tische, Schränke. Doch was fehlt der Welt? StudiVersum hat bei Zürcher Studierenden interessante Ideen gefunden. r Text und Bild Raffaela Angstmann Christian Stämpfli, 30, Theologie «Ich wünsche mir eine Uhr, mit der man zwischendrin die Zeit anhalten könnte. Man hätte die Möglichkeit, zur Ruhe zu kommen und ohne Zeitdruck sich selber zu finden.»
Philippe de Selliers, PricewaterhouseCoopers Lausanne
Ersilia Rottondaro, 25, Mitarbeiterin der ZB «Die Welt braucht eine Art Software, die zwischen den Zeilen liest und sagt, was wirklich gemeint ist, zum Beispiel bei einem ‹falschen› SMS. Dieser Übersetzer würde keine Zweideutigkeiten zulassen.» Michèle Rubli, 20, Publizistik- und Kommunikationswissenschaften «Man bräuchte Disziplin und Motivation in Tablettenform! Das wäre sehr praktisch.» Jonas Wenger, 25, Politikwissenschaften «Der Welt fehlt eine Art ‹Relaxator›. Dieser würde mich in den Zustand des Ausgeschlafenseins versetzen. Man könnte das Morgengefühl auch geniessen, ohne überhaupt geschlafen zu haben!» Julien Dey, 27, Biologie «Es sollte eine Rationalitätsmaschine geben. Sie würde allfällige Unvernunft und Dummheiten der Menschen verunmöglichen.» Corina Berli, 24, Psychologie und Italianistik «Die Menschheit braucht einen Fremdsprachen-Kaugummi, der einen die Sprache sprechen lässt, die man gerade sprechen möchte oder muss. Das wäre für den interkulturellen Austausch von Vorteil.» Sebastian Pfaffen, 22, Wirtschaftswissenschaften «Wir bräuchten ein Lärmemissions-Zerstörgerät! Man könnte es bei sich aufstellen und rundherum bildete sich eine Schutzblase, so als ob man sich unter Wasser befände. Man hätte Ruhe und Zeit für sich – perfekt für Zugfahrten und Vorlesungen.»
Sehen Sie den Abschluss des Studiums als Sprungbrett für Ihre weitere Entwicklung? Ausgezeichnet. Denn Wirtschaftsprüfung, Steuern und Beratung sind Tätigkeitsfelder, die Sie fordern. Und PricewaterhouseCoopers ein Arbeitgeber, der Sie fördert. Wir bieten Ihnen spannende Jobs und erstklassige Startbedingungen: eine dynamische Organisation, inspirierende Teams und eine umfassende berufliche Weiterbildung. Von Anfang an. Wir freuen uns, von Ihnen zu hören. www.pwc.ch/careers
Pamela Willi, 22, Psychologie und populäre Kulturen «Die Welt braucht einen Staubsauger für die Luft. Dieser würde alle Schadstoffe einsaugen und die Luft zugleich auch reinigen.» René Yves-Glogg, 24, Mathematik «Ich hätte gern einen USB-Stick für den Kopf, um das Auswendiglernen umgehen zu können. Das wäre vor allem beim Sprachenlernen toll!» © 2009 PricewaterhouseCoopers. All rights reserved. PricewaterhouseCoopers refers to the network of member firms of PricewaterhouseCoopers International Limited, each of which is a separate and independent legal entity.
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ZAHLEN BITTE !
wie es zynisch genannt wird, um 30 Prozent gesteigert werden. Ob die Prozedur auch bei Athleten angewendet wird – darüber schweigt die Sportwelt.
WISSENSCHAFT
musik Musik macht das Leben süss! Manchmal kann die ständige Dauerberieselung aber auch ganz schön auf die Nerven gehen und abstumpfen. An dieser Stelle laute und leise Zahlen. Damit wir einen Ton hören können, müssen die Schallwellen eine Frequenz von 20 bis 20’000 Hertz aufweisen. Manche Tiere verfügen über ein sensibleres Gehör und sind in der Lage, Ultraschall wahrzunehmen. Damit einher gehen zahlreiche Abschreckungstaktiken, die aus tierethischer Sicht nicht immer ganz unbedenklich sind. Während ein Song im Schnitt 3 Minuten und 20 Sekunden dauert, finden sich je nach Genre beachtliche Unterschiede. Sinfoniensätze von Bruckner und
Mahler sind gut und gerne eine halbe Stunde lang! Am anderen Ende des Spektrums stehen Death Metal-Songs, die nur wenige Sekunden dauern. Sehr kurz ist beispielsweise «Aum Shinrikyo» von Agoraphobic Nosebleed mit gerade mal 4 Sekunden. Für 63 Prozent der 12- bis 25-Jährigen gehört Musikhören zu den regelmässig ausgeübten Hobbys. Dabei sind keine Geschlechts- und Bildungsunterschiede festzustellen. Während Pop gerne gehört wird, können 57 Prozent mit Opern überhaupt nichts anfangen, was diese Musikrichtung noch vor Volksmusik zur unbeliebtesten überhaupt abstempelt. Was wäre Musik ohne begeisternde LiveAuftritte? Allerdings kann man’s auch übertreiben, wie die lautesten je gemessenen Konzerte zeigen: 126 Dezibel wurden 1976 bei einem The Who-Gig
Du studierst an einer Schweizer Fachhochschule? Du interessierst dich dafür, was nach Studienabschluss auf dich zukommt? Du willst wissen, mit welchem Einstiegslohn du nach Studienabschluss rechnen darfst? Du willst wissen, wie FH-Ehemalige ihre Karrieren gestaltet haben? – Die erste Antwort kennst nur du, die anderen kennen wir. Die FH SCHWEIZ vertritt deine zukünftigen Interessen. Wir bieten dir ein breites Netzwerk zu anderen Absolventinnen und Absolventen von Fachhochschulen. Wir bieten dir News, Hintergründe, Dienstleistungen und vieles andere mehr. www.fhschweiz.ch Fragen schickst du an: mailbox@fhschweiz.ch
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Sie kostet etwas. Darum können wir dir die Lohnstudie nicht kostenlos zur Verfügung stellen. Sofern du StudierendenMitglied bei einer unserer Gesellschaften bist, kannst du die Lohnstudie für 25 Franken beziehen. In diesem Zusammenhang lohnt es sich, noch etwas abzuwarten, denn im kommenden Juni erscheint die neue Ausgabe – die Lohnstudie FH 2009. Benötigst du die Lohnstudie für eine Projekt- oder Semesterarbeit, dann kannst du dich mit uns in Verbindung setzen. Wir helfen dir bei spezifischen Fragestellungen sehr gerne weiter.
ren, dass ein Sportler schneller rennen, höher springen oder länger die Luft anhalten kann.
Ein erster Fall von Genveränderung mit dem Ziel der Leistungssteigerung wurde 2006 bekannt. Der Leichtathletik-Trainer Thomas Springstein wurde verdächtigt, seinen Schützlingen «Repoxygen» verabreicht zu haben. Repoxygen ist der Markenname eines Wirkstoffes, der die Gene dazu bringt, in den Muskeln vermehrt Erythropoietin, kurz Epo, zu bilden. Das Hormon Epo wird vom Körper selber hergestellt, allerdings in viel kleineren Mengen, als es ohne Doping der Fall wäre. Mittels Epo wird die Anzahl roter Blutkörperchen erhöht und der Sauerstofftransport im Körper verbessert. Als Resultat erzielt der Sportler eine bessere Ausdauerleistung. Doping ist verboten, weil es dem Grundsatz eines fairen Wettkampfs widerspricht und die Gesundheit gefährdet. Epo beispielsweise erhöht das Risiko für Schlaganfälle und Herzinfarkte.
Das «Schwarzenegger»-Gen
Augenfarbe auf Bestellung?
Im Gegenzug fährt «4’33 » von John Cage mit der unglaublwichen Wucht von 0 Dezibel auf. Das Schweigestück stiess bei der Erstaufführung im Radio auf positive Reaktionen und löste lebhafte Diskussionen um den Stellenwert von Stille in der Musik aus. Eine wahre Fundgrube für Musikstatistiker bietet «last.fm». Die beliebteste Band auf dieser Seite sind – wen überrascht’s? – die Beatles mit mehr als 144'000'000 gespielten Songs, dicht gefolgt von Radiohead. Insgesamt zeigt sich in der geschützten «last.fm»Welt ein wesentlich freundlicheres Musikbild als in den Charts. rText Christoph Lutz
FH SCHWEIZ
Letzte Woche habe ich bei der Studienberatung die Lohnstudie FH 2007 gefunden. Könnten Sie mir ein Exemplar zustellen? Kostet die Lohnstudie für Studierende etwas?
Kein fairer Wettkampf
registriert und die Noise-Rock-Band Swans soll sogar 140 Dezibel erreicht haben. Das ist mehr als die doppelte Lautstärke eines Presslufthammers in unmittelbarer Nähe!
Im kommenden Herbst schliesse ich mein Mechatronik-Studium ab. Ich hatte nun ein erstes Bewerbungsgespräch bei einem grösseren Unternehmen. Ich würde als Einstiegslohn monatlich 5900 Franken erhalten. Ist das zu viel beziehungsweise zu wenig? Du liegst mit diesem Bruttolohn in einem repräsentativen Lohnband. Ausgehend von unserer Lohnerhebung 2007 ist es ein guter Lohn. Wie du sicher weisst, ist der Lohn letztlich nur ein Teilaspekt – wenn auch ein wichtiger. Was bietet dir das Unternehmen sonst? Steigst du über ein Trainee-Programm ein? Darfst du in einem internationalen Umfeld oder Team arbeiten? Wie sehen mögliche Entwicklungsschritte aus? Bekommst du Einblick in verschiedene Arbeitsbereiche? Besteht die Möglichkeit, ins Ausland zu gehen? Vielleicht kennst du jemanden, der bereits bei diesem Unternehmen arbeitet. Suche das Gespräch – es lohnt sich. Wir wünschen dir einen erfolgreichen Abschluss und einen guten Start.
Spiel mit den Genen Die maximale Leistungs fähigkeit eines Menschen ist genetisch festge legt – jedenfalls bisher. Beim «Gendoping» versucht man, an den Genen des Athleten herumzu werkeln, um dessen sportliche Leistungen zu steigern. Kann bald jeder ein Spitzensportler sein? Wer «Gendoping» hört, denkt wahrscheinlich an einen Basketballspieler, der sich bücken muss, um einen Korb zu werfen, oder an einen Schwimmer mit Schwimmhäuten zwischen den Zehen. Entgegen dieser Vorstellung bewirkt Gendoping aber keine derart spektakulären Veränderungen am Körper. Wohl aber besteht die Möglichkeit, das menschliche Erbgut so zu manipulie-
Gene regeln unter anderem die Produktion von Hormonen und Proteinen, die für die körperliche Leistungsfähigkeit eine grosse Rolle spielen. Es gibt verschiedene Varianten von Gendoping. So besteht die Möglichkeit, ein körpereigenes Gen zu entnehmen und durch ein künstliches Gen zu ersetzen. Das künstliche Gen sorgt dafür, dass bestimmte Proteine oder Hormone im Körper in höherer oder niedrigerer Menge gebildet werden. Die herab- oder heraufgesetzte Produktion hat zur Folge, dass ein Sportler körperliche Höchstleistungen vollbringen kann, zu denen er mit dem «herkömmlichen» Gen kaum in der Lage gewesen wäre. Ein Beispiel: Ein bestimmter Genabschnitt auf der DNA von Mensch und Tier kontrolliert die Ausschüttung des Proteins «Myostatin». Myostatin verhindert übermässiges Muskelwachstum und wirkt als eine Art «Muskelbremse». Wenn nun der entsprechende Genabschnitt durch ein künstlich verändertes Gen ersetzt wird, das die Myostatin-Produktion hemmt oder gar ausschaltet, kann die Muskulatur ungebremst wachsen. Bei Rindern konnte die Muskelmasse mit diesem «Schwarzenegger»-Gen,
Um Doping weltweit zu bekämpfen, wurde 1999 die «Welt-Anti-Doping-Agentur» (Wada) gegründet. Die Wada erliess 2003 ein Verbot für Gendoping, obwohl damals noch nicht feststand, ob es überhaupt schon angewandt wurde. Auch zum jetzigen Zeitpunkt ist noch unklar, ob Gendoping verbreitet eingesetzt wird. Die heutigen Dopingtests sind nicht in der Lage, mittels Urin- und Blutproben nachzuweisen, ob das Stoffwechselprodukt auf ein natürliches oder ein künstlich eingeschleustes Gen zurückzuführen ist. Das im Körper natürlich produzierte Epo und das gen-gedopte Epo unterscheiden sich zum Beispiel in der molekularen Struktur nicht. Aus diesem Grund hat die Wada ein Forschungsbudget von acht Millionen US-Dollar für die Erforschung von Nachweismethoden bereitgestellt. Nicht nur im Sport führt Gendoping zu heftigen Diskussionen. Kritiker befürchten, dass bald auch an Genen herumgetüftelt wird, die beispielsweise die Augenfarbe kodieren. Vielleicht wird es bald möglich sein, eine Tablette zu schlucken, statt blaue Kontaktlinsen zu tragen. r Text Barbara Ritter, Illustration Anna Unterrassner
Mit «Gendoping» ist der nicht-therapeutische Einsatz von Zellen, Genen und genetischen Elementen sowie die Veränderung der Genexpression gemeint, um damit die athletische Leistungsfähigkeit zu steigern. Eine Nachweismethode für «Gendoping» existiert gegenwärtig noch nicht. Weitere Informationen unter www.antidoping.ch.
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Fussball ist anderswo Wer schon immer einmal Lust hatte, sich in mittelalterlichen Kostümen um einen Ball zu prügeln oder im Schottenrock Baumstämme durch die Gegend zu werfen, dem kann geholfen werden. StudiVersum lädt zu einer sportlichen Reise rund um den Globus ein.
Wir beginnen unsere Reise in Südostasien. Wer sich in Malaysia, Indonesien oder Thailand auf einen Hinterhof verirrt, kommt schon mal ins Staunen: Anderswo spielen Jugendliche Fussball, in vielen südostasiatischen Ländern trifft man sich dagegen zum Sepak Takraw. Bei dieser Sportart werden Elemente des Fussballs mit Badminton, Volleyball und kampfsportähnlicher Akrobatik vereint. Dabei spielen zwei Mannschaften mit je drei Spielern gegeneinander. Ziel ist, einen aus Hartplastik geflochtenen Ball über ein in der Mitte des Spielfeldes gespanntes Netz zu befördern, ohne dabei die Hände zu benutzen. Der Ball darf drei Mal in den eigenen Reihen berührt werden, bevor er in der gegnerischen Spielhälfte auf dem Boden platziert werden soll. Sepak Takraw entstand im 16. Jahrhundert in Thailand und Malaysia und wurde im 19. Jahrhundert unter dem Einfluss der britischen Kolonialherren und deren mitgebrachtem Badminton zu einer Wettkampfsportart mit ausgereiftem Regelwerk. Heute erfreut sie sich grosser Beliebtheit im südostasiatischen Raum. Dies nicht zuletzt deshalb, weil die Spieler den Ball oftmals in äusserst spektakulärer Weise über das Netz befördern, ihn abblocken oder einander zuspielen.
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Im Mittelpunkt: eine tote Ziege
Etwas martialischer geht es beim Buzkashi zu und her. In Afghanistan, Kirgisistan und Usbekistan ist Buzkashi Nationalsportart. Bei diesem Spiel ist eine tote Ziege im Mittelpunkt des Geschehens. Die grundsätzlich unendliche Anzahl Spieler reitet auf Pferden auf dem ebenfalls unbegrenzten Spielfeld umher (meist auf einer grossen Fläche freier Steppe) und versucht dabei, die tote Ziege im Galopp aufzunehmen. Wer dies geschafft hat, muss die Ziege vor einem Preisrichter ablegen, um das Spiel zu gewinnen. Da bei diesem Reiterspiel jeder gegen jeden spielt und alles erlaubt ist, um die tote Ziege dem Spielführenden abzunehmen, wird Buzkashi oftmals zu einer sehr brutalen und kräfteraubenden Sache, die bisweilen mehrere Tage andauern kann. Obschon die Buzkashi-Spieler dicke Schutzkleidung tragen, die sie vor allem vor den Reiterpeitschen der Kontrahenten schützen soll, deren Gebrauch ebenfalls erlaubt ist, kommt es oft zu schweren Verletzungen. Wer es schlussendlich schafft, den arg malträtierten Ziegen-Kadaver vor dem Preisrichter abzulegen, dem ist oftmals ein hoher Preis und vor allem hohes soziales Prestige sicher.
Die Luft anhalten und fliehen
Eine ausgefallene Alternative zum klassischen Fangen-Spiel ist das ursprünglich vom indischen Subkontinent stammende Kabaddi. Zwei sich gegenüberstehende Teams verfügen über je sieben Spieler, wobei jeweils einer als sogenannter «Raider» (Räuber) in die gegnerische Platzhälfte ausgesandt wird. Dort versucht er einen oder mehrere gegnerische Spieler abzuschlagen. Unmittelbar nach der Berührung der Gegner muss der Raider versuchen, in die Spielhälfte der eigenen Mannschaft zurückzukehren, wobei die gegnerische
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Aufgrund vieler Verletzten können die Partien nur selten zu Ende gespielt werden. Mannschaft versucht, ihn daran zu hindern. Eine zusätzliche Schwierigkeit erhält Kabaddi durch eine spezielle Regel, die es dem Raider auf seiner Flucht in die sichere Zone vorschreibt, die Luft anzuhalten und ununterbrochen «Kabaddi, Kabaddi!» zu rufen. Das Wort stammt aus dem Hindi, heisst übersetzt «den Atem anhalten» und ist bei diesem Spiel wörtlich zu verstehen. Erreicht der Raider sein Ziel ohne ein zweites Mal Luft zu holen, ist der Raid erfolgreich und seine Mannschaft bekommt für die Anzahl abgeschlagener Gegner entsprechende Punkte. Kabaddi ist mittlerweile – wie auch Sepak Takraw – fester Bestandteil der alle vier Jahre stattfindenden Asienspiele.
Kein Spiel für zarte Gemüter!
Wir wechseln den Schauplatz und begeben uns nach Europa, genauer gesagt in die Renaissance-Stadt Florenz. Dort sind die Einwohner stolz auf ihre glorreiche Geschichte und ihre zahlreichen Traditionen. Eine davon ist das Calcio Storico (oder Calcio Fiorentino). Diese Sportart hat nur sehr wenig mit Fussball zu tun, vielmehr geht dieser florentinische Sport auf ein Ballspiel namens Harpastum aus der Antike zurück. Ausgestattet mit Renaissance-Kostümen treten beim Calcio Storico zwei Mannschaften zu je 27 Spielern gegeneinander an. Das simple Ziel des Spiels ist, einen Lederball mit allen erdenklichen Mitteln hinter die gegnerische Torlinie zu bringen. Dass auch dieses Spiel nichts für zarte Gemüter ist, zeigt die Tatsache, dass aufgrund der vielen Verletzten die Partien nur selten zu Ende gespielt werden können. Die Spieler, oftmals vorbestrafte Kleinkriminelle oder ehemalige Boxer, treten, prügeln und hauen dem ballführenden Mitspieler den Weg frei. Für den auswärtigen Zuschauer wirkt das Ganze wie eine groteske Massenschlägerei, doch für die Florentiner ist ihr Calcio ein Kulturerbe. Jeden Juni stellen die vier historischen Stadtteile San Giovanni, Santa Maria Novella, Santa Croce und Santo Spirito ihre Mannschaften zusammen, die im Turniermodus um die Ehre ihres Viertels kämpfen. Schau-
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platz dieser Wettkämpfe ist dabei der grosse Platz vor der Kirche Santa Croce, auf dem jeweils ein provisorisches Stadion für mehrere Tausend Zuschauer aufgebaut wird.
Sonderbare Schweizer
re angesichts der Popularität von britischen Sportarten wie Fussball oder Rugby. Neben dem Gaelic Football, einer dem Australian Rules Football ähnlichen Mannschaftssportart, ist Hurling die wichtigste Sportart der GAA. Die Iren sind stolz auf ihr Hur-
Nördlich des Gotthards, in Teilen der deutschsprachigen Schweiz, ist eine aus dem 19. Jahrhundert stammende Mannschaftssportart namens Hornussen beheimatet. In den Kantonen Aargau, Solothurn und Bern gibt es eine Reihe von Vereinen, die sich in diesem eigentümlichen Schweizer Volkssport miteinander messen. Beim Hornussen, einem Schlag- und Fang-Spiel, wechseln sich die gegnerischen Mannschaften (die Hornusser nennen es Gesellschaften) mit dem Schlagen und Abfangen (genannt Abtun) ab. Die schlagende Mannschaft schleudert das Spielobjekt (die Nouss) vom bereit stehenden Bock so weit wie möglich ins Spielfeld hinein. Die abtuende Gesellschaft versucht dann, die Nouss mit der Schindel, einer Art Abfangschaufel, vor dem Aufprall auf dem Boden abzutun. Gelingt dies nicht, so erhält die abschlagende Gesellschaft einen Punkt. Das Hornussen ist zusammen mit dem Schwing-Sport und dem Steinstossen Schweizer Nationalsportart. Die Sitten des Spiels sind sehr etikettiert. So ist es zum Beispiel verpönt, einen gewonnen Punkt (in der HornusserSprache Nummero genannt) zu bejubeln oder den Abschlag so auszuführen, dass absichtlich unterschiedlich weite Abschläge resultieren (zum Beispeil absichtlich kurz abschlagen).
ling, das gemeinhin als die schnellste und älteste Ballsportart der Welt gilt. Bei diesem dem Feldhockey sehr ähnlichen Spiel, das auf Aufzeichnungen aus dem Jahr 400 v. Chr. zurückgeht, spielen zwei Mannschaften zu je 15 Spieler gegeneinander. Diese
versuchen, entweder mit einem keulenartigen Schläger, dem Fuss oder der Hand einen kleinen Lederball in ein H-förmiges Tor der gegnerischen Mannschaft zu befördern. Dabei hat das Treffen in die obere oder untere Hälfte des Tors unterschiedliche Punkte zur Folge. Hurling lebt von seiner Schnelligkeit, seinem Spektakel und seiner Härte. Nicht zuletzt deshalb pilgern jeden September 82‘000 Zuschauer in den legendären Croke Park in Dublin, um die All-Ireland-Finals live mitzuerleben. Mit Ausnahme absoluter Notfälle ist der Croke Park – Heiligtum und Sitz der GAA sowie eines der grössten Stadien Europas – für Fussball- und RugbySpiele Tabu.
Kraft und Geschick beim Baumstammwerfen
Etwas weiter nördlich, in den schottischen Highlands, ist eine unkonventionelle Kraftund Präzisionssportart zu Hause – das Caber Toss oder Baumstammwerfen. Was sich etwas seltsam anhören mag, ist in der Realität eine äusserst schwierige Angelegenheit. Der Werfer hält einen fünf bis sechs Meter langen Baumstamm senkrecht vor sich und holt trotz der schweren Last von 30 bis 60 Kilogramm möglichst ausbalanciert Anlauf. Dann stösst er den Baumstamm so in die Luft, dass dieser eine 180-Grad-Drehung in der Vertikalen macht, bevor er mit dem oberen Ende zuerst aufschlägt. Das Drehmoment führt dazu, dass sich der Stamm weiter überschlägt und das Ende, welches der Werfer zunächst in den Händen hielt, zum Schluss von ihm weg zeigt. Ein perfekter Toss (Wurf) ist dann gegeben, wenn der Stamm in einer geraden Linie zum Werfer am Boden liegt. Liegt dieser schräg oder ist er sogar nach der erstmaligen Bodenberührung wieder zurück zum Werfer gekippt, so werden diesem entsprechend Punkte abgezogen. Nach dieser sportlichen Weltreise steht fest: Es gibt in der Fremde mehr zu erleben als Landschaft und Leckerbissen, Meer und Museen. Warum das nächste Mal nicht einfach mitspielen? r Text Mauro Landolt , Bil-
Die älteste und schnellste Sportart der Welt
Weiter geht die Sportreise nach Irland. Die Iren sind ein eigentümliches Inselvolk und sind für ihre historisch begründete Rivalität mit den Briten bekannt. Aus den nationalistischen und anti-britischen Strömungen entstand im 19. Jahrhundert die Gaelic Athletic Association (GAA), welche die gälischen Sportarten unter sich vereinte. Oberstes Ziel der GAA ist die Erhaltung des irischen Sportkulturerbes, insbesonde-
der Barbara Graf
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Ready to play diplomat? Studierende aus aller Welt können die zwischenstaatliche Entscheidungsfindung hautnah am «National Model United Nations» miterleben. Einmal in die Haut eines botsuanischen Delegierten schlüpfen und sein Heimatland in New York vertreten? Einige Studis wagen es!
Die 22-jährige Vanessa Ilg studiert im 5. Semester Internationale Beziehungen in St. Gallen und ist eine der über 3’600 Studierenden, die im April in New York bei der «National Model United Nations», kurz NMUN, dabei sein werden. Sie freut sich darauf, einen tieferen Einblick in die Diplomatie zu bekommen. Die Teilnahme am NMUN betrachtet die junge Frau als einmalige Chance, hautnah mitzuerleben und zu erfahren, wie eine internationale Organisation in der Praxis agiert. «Im April werden wir in den Gebäuden der Vereinten Nationen das afrikanische Land Botsuana vertreten. Obwohl es eine durchaus spannende Aufgabe ist, sich in einen offiziellen Vertreter von Botsuana hineinzuversetzen, ist dies nicht so einfach, wie man es sich vielleicht vorstellt. Vor allem bei einem Land wie diesem fällt es mir schwer, mich vollkommen in die Rolle der Delegierten hineinzugeben, denn Botsuana weist so viele Unterschiede auf zu dem Land, in dem
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ich aufgewachsen und mit dem ich vertraut bin. Auch wenn man versucht, ein bestimmtes Thema neutral zu betrachten oder es aus der Sicht des zu vertretenden Landes anzugehen, so haben wir doch einen europäischen Hintergrund, der unser Denken beeinflusst, egal wie sehr wir dies auch zu vermeiden versuchen.»
Botsuana – ein äusserst interessantes Land
Mit Botsuana, einem Binnenstaat, der an Südafrika, Namibia, Sambia und Simbabwe angrenzt, wurde den Studierenden aus St. Gallen ein sehr interessantes Land zugeteilt. Die UNO bezeichnet Botsuana nämlich als Vorzeigebeispiel hinsichtlich gelungener Entwicklung, staatlicher Infrastruktur, Lebensumständen und politischer Stabilität. Dies verleiht der Gruppe um Vanessa Ilg auch eine gewisse Verhandlungsmacht im Rahmen der UNKonferenz. Durch die hohen HIV/AIDSRaten und die damit verbundene hohe Sterblichkeit – nur etwa 1.8 Millionen Menschen besiedeln dieses Gebiet, das etwa die zehnfache Fläche der Schweiz umfasst – ist die wirtschaftliche Weiterentwicklung des Landes jedoch in Gefahr.
Was wollen wir mit den Verhandlungen erreichen und welches sind die Interessen der anderen Nationen?
Probekonferenzen als Vorbereitung
Um gut vorbereitet gegen die anderen Delegationen anzutreten, führt das 14-köpfige Team während des Semesters alle zwei Wochen Probekonferenzen zu verschiedenen Themen durch. Ziel dieser Veranstaltungen ist, die rhetorischen Fähigkeiten zu erweitern sowie die Studierenden mit
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den Abläufen, Regeln und komplizierten Mechanismen der Weltorganisation UN vertraut zu machen. Ausserdem sollten die Delegierten immer im Hinterkopf behalten: Was wollen wir mit den Verhandlungen erreichen und welches sind die Interessen der anderen Nationen? Dies alles sind wichtige Voraussetzungen, um in New York überzeugend auftreten zu können und die Durchsetzung der eigenen Interessen zu erreichen.
Gründliche Recherche
Zudem recherchierten die St. Galler Studierenden gründlich im Internet, um sich mit den politischen, wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Hintergründen Botsuanas vertraut zu machen und somit im April die Meinung «ihres» Landes glaubwürdig vertreten zu können. «Leider gibt es in der Schweiz keine Botschaft und auch kein Konsulat der Republik Botsuana, bei der wir uns direkt informieren könnten. Unterstützt werden wir jedoch von unseren Kursleitern Kaspar-David Schiltz und Ulrike Baumgärtner, die uns nicht nur fachlich zur Seite stehen, sondern uns auch sonst mit wertvollen Tipps versorgen, da sie beide bereits mehrfach am NMUN teilgenommen haben.»
Das Planspiel
Bei der NMUN Conference handelt es sich um ein sogenanntes Planspiel, wobei ein Ausschnitt aus der Realität möglichst wirklichkeitsgetreu simuliert wird, um die Akteure mit den komplexen Strukturen des «Spiels» vertraut zu machen. Solche Spiele weisen grosse Lerneffekte auf, da die Studierenden Wissen erlangen, das im Rahmen des Unterrichts an den Universitäten nicht vermittelt werden kann. «Dieses anspruchsvolle Simulationsmodell bietet den Studierenden die Chance, sich mit einem fremden Land auf eine Art und Weise vertraut zu machen, wie man dies normalerweise nicht tut. Es veranlasst uns dazu, auch wenn dies nun ein wenig klischeehaft klingen mag, über den Tellerrand hin-
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Die Studierenden müssen sich vollkommen für die Interessen des ihnen zugeteilten Landes einsetzen.
aus zu schauen. Unser Blickwinkel verändert sich, wir sehen die Probleme aus einer neuen Perspektive und können in einen ganz anderen politischen Kontext eindringen, dessen Existenz wir uns vorher nicht wirklich bewusst waren. Wir bekommen also nicht nur die Chance, das Land Botsuana selbst besser kennen zu lernen, sondern auch das gesamte Umfeld, in dem es sich befindet.»
Diplomatisches Geschick ist gefragt
Diesen April treffen sich die Studierenden der rund 250 internationalen Universitäten in den Gebäuden der UN in New York, um ihr Verhandlungsgeschick unter Beweis zu stellen. Die Struktur und die organisatorischen Abläufe der Konferenz sind so realitätsnah wie möglich und vergleichbar mit einer tatsächlichen UN-Konferenz. An der diesjährigen NMUN-Versammlung stehen unter anderem folgende Themen auf der Tagesordnung: «Aufrechterhaltung der Menschenrechte im Kampf gegen den Terrorismus», «Förderung und Einhaltung der Rechte der Kinder im Krieg» sowie «Schutz des arabischen Kulturerbes». Bei diesen Verhandlungen müssen die Studierenden viel diplomatisches Geschick beweisen und sich vollkommen für die Interessen des ihnen zugeteilten Landes einsetzen. Disziplin, Ausdauer, Eigenständigkeit und Charme sind weitere unverzichtbare Eigenschaften eines erfolgreichen Delegierten. Und das Ergebnis dieser Verhandlungen? Viele kreative Ideen!
Zahlreiche MUN-Konferenzen
Das NMUN ist zwar die grösste und bedeutendste UN-Simulationskonferenz, doch
bei weitem nicht die einzige: In Den Haag findet jährlich die sogenannte THIMUN (The Hague International Model United Nations) Konferenz statt, die über 3000 Studierende nach Holland lockt. Auch bei der GIMUN (Geneva International Model United Nations), die im Palais des Nations in Genf stattfindet, vertreten 200 Studierende die unterschiedlichen Komitees der Vereinten Nationen. Dass die THIMUN wie auch die GIMUN als einzige Model United Nations bei der UN als NonGovernmental Organization anerkannt sind, verleiht ihnen einen besonderen Status.
MUN-Vereine an Schweizer Unis
Ausserdem gibt es an verschiedenen Schweizer Universitäten sogenannte MUN-Vereine. So gibt zum Beispiel das MUN-Team der Universität Zürich seinen Mitgliedern die Möglichkeit, an wöchentlichen UN-Simulationen teilzunehmen. Auch der Verein «Model United Nations» der Universität Bern bietet den Studierenden eine Plattform und ermöglicht ihnen die Teilnahme an den internationalen UN-Konferenzen. Delegierte der Universität Bern haben ausserdem auch schon an der «WorldMUN»,
Botsuana ist ein Vorzeigebeispiel hinsichtlich gelungener Entwicklung, staatlicher Infrastruktur, Lebensumständen und politischer Stabilität.
die von der Harvard University ins Leben gerufen wurde, teilgenommen.
Probleme gemeinsam und solidarisch lösen
Ziel all dieser Simulationsmodelle ist, den fairen und respektvollen Umgang mit Andersdenkenden zu fördern und einen Einblick in die Arbeitsweise der Vereinten Nationen zu gewähren. Dies hilft den Teilnehmenden, ihr Verständnis für die Situation, die Probleme und die Interessen anderer Länder und Kulturen zu verfeinern. «Idealerweise trägt das NMUN dazu bei, Studierende aus aller Welt zusammenzubringen, den Dialog und das gegenseitige Verständnis zu fördern sowie weltoffenes Denken und Handeln anzuregen.» r Text Muriel Staub, Bild Rita Peter
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Das «National Model United Nations», kurz NMUN, wurde vor etwas mehr als 60 Jahren ins Leben gerufen. Schweizer Studierende haben schon mehrmals erfolgreich an dieser Veranstaltung teilgenommen. Auch im kommenden April sind wieder Studierende der Universität St. Gallen am Start und nehmen an der grössten UN-Simulationskonferenz der Welt teil. Weitere Informationen unter www.nmun.ch, www.junes.org und www.gimun.org.
Wir sind Helden
Sie verwandeln sich in Elfen, Zwerge, Magier oder Hexen. Mutig kämpfen sie gegen Drachen und legen so manchem Bösewicht das Handwerk. Beim Rollenspiel «Das Schwarze Auge» wird jeder Normalsterbliche zu einem bejubelten Helden. «Ihr marschiert im offenen Feld. Plötzlich bemerkt ihr sieben schwarze Punkte am Himmel, die sich schnell auf euch zu bewegen. Bald könnt ihr die fliegenden Wesen erkennen – Harpyien! Ihre markerschütternden Schreie dringen an eure Ohren, in ihren Augen glänzt die Mordlust», erzählt Lukas Angster am Küchentisch in einer Studenten-WG in Bern. Seine drei Kollegen hören ihm gespannt zu. «Die Umrisse der Harpyien zeichnen sich immer schärfer vor dem stahlblauen Himmel ab», fährt Lukas Angster fort. Er ist der Meister des Rollenspiels und führt die Helden durch das Abenteuer. «Nun, wie reagiert ihr?» Die Stimmung ist schlagartig von Hektik durchdrungen. Was nun? Werden sich die Helden gegen die Harpyien, die den Oberkörper einer Frau und die Flügel und den Unterkörper eines Greifs besitzen, zur Wehr setzen können? «Ich ziehe meine Waffen!», verkündet der Biologiestudent Manuel Kradolfer, alias Amazonenkriegerin Ashera. Sogleich zieht die kampfgeprüfte Heldin Schwert und Schild und stellt sich den geflügelten Wesen furchtlos entgegen. Ihre Rüstung blitzt in der Sonne auf, die Körperhaltung verrät siegessichere Entschlossenheit. «Wahrscheinlich sind wir in das Ge-
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«Hexen, Elfen, Zwerge… Das klang irgendwie durchgeknallt!» erhält er Abenteuerpunkte, mit denen er sich neue Fähigkeiten aneignen oder bereits bestehende verbessern kann. Beispielsweise kann die Fähigkeit «Schlösser knacken» gesteigert werden, wenn sie im Abenteuer geübt wurde. So verleiht der Rollenspieler dem Helden mit der Zeit eine einzigartige Identität. Die wichtigsten Spielutensilien sind die Würfel. Jeder Rollenspieler braucht einen zwanzigseitigen Würfel und mehrere sechsseitige. Obwohl DSA hauptsächlich ein Rollenspiel ist, werden Kämpfe und Fähigkeitsproben mit Würfeln ausgefochten. «Würfelt der Spieler unter einen bestimmten Wert, gilt die Probe, beispielsweise das Erklettern eines Felsens, als bestanden. Liegt die Augenzahl über dem Schwellenwert, scheitert der Held – und zieht sich je nach Schwere des Patzers Verletzungen zu oder stirbt sogar», erläutert Sebastian Elliker. Dies ist eine weitere Besonderheit von DSA: Die Helden können sterben. Bei jeder Verletzung, ob von einer gegnerischen Waffe oder beispielsweise einem schweren Sturz, werden dem Helden Lebenspunkte abgezogen.
biet der Harpyien eingedrungen oder jemand hat sie auf uns angesetzt!», spekuliert der Elf Laval Mondfichtenlauf, hinter dem sich der Physikstudent Florian Enderli verbirgt. Flink greift er zu Pfeil und Bogen. Mit geübtem Elfenauge nimmt er die Angreiferinnen ins Visier, abwartend, bis sie sich in seiner Reichweite befinden. Auch der Kampfmagier Nortros Xandun, respektive der angehende Philosoph Sebastian Elliker, lässt sich nicht lange bitten und spricht bald einen Zauberspruch, der die sieben Ausgeburten der schwarzen Magie in ihre Schranken weisen soll.
Orks, Chimären und Todeshörnchen
Die vier Freunde treffen sich regelmässig in Bern zum Rollenspiel «Das Schwarze Auge», kurz DSA. Jedes Abenteuer, das die Helden durchleben, spielt in «Aventurien», einem Kontinent der Fantasiewelt «Dere». Sämtliche Klimazonen existieren dort, vom hohen Norden bis zum hitzegeplagten Süden. Allerlei Kreaturen treiben auf dem Kontinent ihr Unwesen: Todeshörnchen, Chimären, Riesenamöben… Geschöpfe also, denen man im Dunkeln lieber nicht begegnen möchte. Der Titel des Rollenspiels stammt von einem mächtigen Artefakt, dem schwarzen Auge, mit dessen Hilfe man an jeden gewünschten Ort Aventuriens blicken kann. «Um das Rollenspiel überhaupt spielen zu können, muss als Erstes ein Spielcharakter generiert werden. Dies geschieht nach einem Punktesystem, wobei der entstehende Held sowohl mit Fähigkeiten und Talenten als auch mit Lastern und Schwächen ausgestattet wird», erklärt Florian Enderli. Vom Magier bis zum Hufschmied lassen sich alle Rollen erstellen und mit der entsprechenden Fantasie verkörpern. Das Besondere dabei: Während dem Spiel verändert sich der Held. Nach jedem Abenteuer
Im Kampfgetümmel
Inzwischen ist der Kampf gegen die sieben Harpyien in der Berner WG in vollem Gange. Während Ashera den geflügelten Wesen mit dem Schwert zu Leibe rückt – was bei Angreiferinnen aus der Luft ein hohes
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«Ihre markerschütternden Schreie dringen an eure Ohren, in ihren Augen glänzt die Mordlust.» Kampfgeschick voraussetzt – schickt ihnen der Elf Laval mit beneidenswerter Fingerfertigkeit Pfeile entgegen. Der Magier Nortros ist derweil damit beschäftigt, eine der Feindinnen mit einem «Blitz» zu verzaubern. Erschwert wird ihm die Zauberei dadurch, dass die Harpyien immer wieder versuchen, ihn in die Luft zu zerren. Der Meister, Lukas Angster, koordiniert die Attacken und Paraden der Feinde und behält im Kampfgetümmel den Überblick. Von ihm braucht es besonderen Einsatz: Er führt die Helden durch das ganze Abenteuer, beschreibt, was sie sehen und hören, und verkörpert alle übrigen Personen im Rollenspiel. Das Abenteuer, das die Helden gerade durchleben, ist in einem Buch beschrieben, das auf seinem Schoss liegt. Momentan erlebt die Heldentruppe eine Geschichte aus der «Borbarad-Kampagne», eine thematisch zusammenhängende Abenteuersammlung. Doch wie kommt man darauf, ein solches Rollenspiel überhaupt einmal auszuprobieren? «Es begann während einer Französischstunde im Gymnasium», erzählt Sebastian Elliker während dem Mittagessen – denn ja, trotz der Abenteuer in der Fantasie müssen die irdischen Bedürfnisse der Rollenspieler gestillt werden. «Wir besuchten alle dieselbe Klasse. Eines Morgens fragte Manuel uns, ob wir nach der Schule noch etwas vorhätten. Er kenne da so ein Spiel, das wir unbedingt ausprobieren sollten. Das ist nun zehn Jahre her – und wir spielen immer noch!»
Ecken und Kanten
«Als ich das erste Mal von dem Rollenspiel hörte, war ich ziemlich skeptisch», verrät Florian Enderli. «Hexen, Elfen, Zwerge… Das klang irgendwie durchgeknallt. Aber als ich dann meinen ersten Helden kreiert habe, merkte ich, wie viel Spass mir das Spielen dieser Rolle bereitete.» Für Sebastian Elliker ist hingegen der soziale Aspekt des Spielens entscheidend: «Wir spielen meist mehrere Tage hintereinander – nicht nur die Helden wachsen als Truppe zusammen, sondern auch wir, wenn wir am Kü-
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chentisch Khoramsbestien und Dämonen erledigen.» Die grösste Faszination des Rollenspiels liegt jedoch im Verkörpern der Charaktere. «Wie man sich verhält, wie man spricht und was man tut, das ist einem selber überlassen», fasst der BWL-Student Lukas Angster zusammen. Einen Lieblingshelden hat der Student nicht. Seit Beginn seiner DSAKarriere hat er schon viele verschiedene Figuren ausprobiert, vom Magier bis hin zum Streuner. «Den idealen Helden gibt es nicht. Jeder Charakter hat seine Vor- und Nachteile. Ein perfekter Held ohne Ecken und Kanten würde schnell langweilig werden.»
Geschöpfe, denen man im Dunkeln lieber nicht begegnen möchte.
Dem stimmt Sebastian Elliker zu. Er spielt im Moment einen Schwarzmagier mit Glasknochen. Aufgrund dieses körperlichen Nachteils konnte er den Magier mit einem ausserordentlichen Gedächtnis ausstatten, das ihm erlaubt, auch die kompliziertesten Zaubersprüche im Kopf zu behalten.
Tipps für Anfänger
Wer anfangen will, DSA zu spielen, braucht als Erstes eine Gruppe aus Spielern. Mindestens drei Helden plus eine Meisterperson sollten es sein. Am besten schliesst man sich einer erfahrenen Gruppe an, denn anfangs können die vielen Regeln für Verwir-
rung sorgen. «Man sollte genug Zeit zum Spielen haben und sich nicht davor scheuen, Grundlagenbücher und Regelwerke zu lesen», rät Manuel Kradolfer. «Für Einsteiger empfiehlt es sich, im ‹Basisregelwerk› zu schmökern. Fortgeschrittene, die ihre Kenntnisse vertiefen wollen, sind gut damit beraten, Grundlagenwerke über die Flora und Fauna der Fantasiewelt und Abenteuerkampagnen zu kaufen.» Wer auch über die aktuellen Ereignisse in Aventurien Bescheid wissen will, kann sich in der Zeitschrift «Der Aventurische Bote» einen Überblick verschaffen. Obwohl sich die Redaktion der DSA-Zeitung in der Haupt-
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stadt Aventuriens, Gareth, befindet, gelangen die sechs Ausgaben pro Jahr auf wundersamem Wege direkt in den heimischen Briefkasten. Mittlerweile ist der Kampf gegen die Harpyien zu Ende – zwei von ihnen sind tot, die anderen haben kreischend das Weite gesucht. Die drei Helden Ashera, Laval und Nortros sind mit Kratzern und kleineren Wunden davongekommen. Sie stecken ihre Waffen ein und marschieren weiter. Die Gefahr ist gebannt, dennoch sind die Helden auf der Hut – denn der nächste Kampf kommt bestimmt. r Text Barbara Ritter, Illustration Barbara Graf
Kinderspiel Studium? Das Spiel als Lernfaktor ist in aller Munde. Ob Rollenspiele, Gesellschaftsspiele oder PC-Games – Möglichkeiten, das Spiel zu Lernzwecken einzusetzen, finden sich viele. Doch ist diese Methode überhaupt sinnvoll? Ein Einblick in die Welt des spielerischen Lernens.
Was bei Kindern offenbar funktioniert, scheint für Studis in weiter Ferne zu liegen. Eine nicht repräsentative Umfrage unter Studierenden zeigt: die meisten lernen nicht spielerisch. Wahrscheinlich hängt das damit zusammen, dass spielerisches Lernen zunächst einen etwas grösseren Vorbereitungsaufwand bedeutet. Lernspiele für Kinder sind ganz einfach im Handel erhältlich – wollen Studis hingegen spielerisch lernen, können sie nicht einfach ein Lernspiel kaufen: sie müssen selbst kreativ werden und eines kreieren. Spiele, die auf abstraktem und komplexem Uni-Stoff basieren, sind bis jetzt noch nicht verbreitet. Zudem ist unklar, ob solche Lernmethoden tatsächlich effektiver sind.
Empirische Daten sind rar
Für Kinder ist diese Form des Lernens selbstverständlich: Im Kindergarten und zu Beginn der Grundschule ist Spielen ein fester Teil des Unterrichts. Rollenspiele, Memory und andere Lernspiele gehören dabei zum Alltag. Unter Psychologen und Pädagogen sind diese Methoden jedoch umstritten. Zumindest in Einzelfällen ist aber bewiesen worden, dass spielerisches Lernen sehr effektiv sein kann. So haben
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in den USA Kinder, die Mühe hatten, eine Fremdsprache zu lernen, von einem LernVideospiel offenbar profitiert. Sie konnten nach angemessenem Training die Lerninhalte schneller verarbeiten. Empirische Daten, die weitere Beweise liefern, sind jedoch rar. Dennoch wird das Spiel im Allgemeinen für Kinder als sinnvoll erachtet. Laut Jean Retschitzki, Psychologieprofessor an der Uni Fribourg, stellen Spiele eine Art Reflexion der Gesellschaft dar und vermitteln den Kindern wichtige Grundwerte.
Emotionen beeinflussen das Gedächtnis
Spielen und Lernen – zwei wichtige Komponenten in der Entwicklung eines Menschen. Jedem Kind ist eine natürliche Neugier, eine ursprüngliche Freude am Lernen angeboren. Die gängigen Methoden sind dieser Lernfreude jedoch nicht immer förderlich. «Herkömmliche Methoden sind leistungsorientiert. Die kognitive Seite, das Denken, wird stark überbetont und von den Emotionen entkoppelt», so Daniel Waldispuehl, Lehrer am Fribourger Kollegium St. Michael. In der Schule sei das Konzept der Leistung allgegenwärtig. Die Kinder lernten nicht mehr unbedingt aus Freude, sondern weil sie spürten, dass sie lernen müssen, um im Leben erfolgreich zu sein. Vernunftbetontes Denken werde gefördert – Emotionen dagegen aus dem Lernprozess verbannt. Die aktuelle Hirnforschung bestätigt aber, dass Emotionen einen grossen Einfluss auf das Gedächtnis haben. Untersuchungen beweisen, dass emotional geladene Eindrücke viel stärker im Langzeitgedächtnis verankert werden. Um sich Lernstoff besser zu merken, hilft auch eine Belohnung: So haben Forscher herausgefunden, dass Menschen, die nach dem
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Emotional geladene Eindrücke verankern sich viel stärker im Langzeitgedächtnis.
Lernaufwand belohnt wurden, sich später besser an das Gelernte erinnern. Um den besten Lerneffekt zu erzielen, ist es also sicher sinnvoll, die Freude am Lernen zu fördern – sei es durch Belohnung oder durch ein selbst gestaltetes Lernspiel. Natürlich wird das Studium damit nicht gleich zum Kinderspiel, aber es besteht immerhin die Möglichkeit, mehr Spass und Leichtigkeit in den manchmal trockenen Lernstoff zu bringen.
Das Spiel als Motivation
Entscheidend für den Lernerfolg ist auch die Motivation. Motivierte Studierende lernen leichter, zielgerichteter und besser. Sich zu motivieren ist aber manchmal ganz schön schwierig. Wer kennt das nicht: 30 Grad im Schatten, das Schwimmbad ruft, aber die nächste Prüfungssession genauso. Da sinkt die Motivation schnell ins Bodenlose. Spiele können diese Situation zwar nicht völlig aus der Welt schaffen, aber sie können die Lernmotivation steigern. Eine Lernspielrunde mit Freunden tönt doch verlockender als stundenlanges, einsames Büffeln in der Bibliothek, oder? Viele Gesellschaftsspiele können leicht umfunktioniert werden, so dass sie als Lernspiele dienen – vor allem Spiele, die Wissensfragen beinhalten. Die Originalfragen werden einfach durch Fragen zum Lernstoff ersetzt und schon ist ein Lernspiel geschaffen. Sinnvoll sind zudem Rollenspiele – so kann zum Beispiel eine mündliche Prüfungssituation nachgespielt werden.
Lernen mit Facebook
Zugegeben: Den abstrakten Uni-Stoff in ein Spiel zu verpacken, ist eine Herausforderung. Nun sind Spiele aber auch ganz allgemein zur Förderung der Logik und zur Wissenssteigerung einsetzbar. Im Trend sind Lernspiele für PC und Gamekonsolen. Ein Beispiel für den PC ist das Spiel «Abwärts»: ein Frage-Antwort-Spiel mit einem fiesen Quizmaster, der das Allgemeinwissen der Spieler auf Herz und Nieren testet. Weiter gibt es Lernspiele verschiedenster Art für Nintendo DS oder Playstation Por-
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table (PSP). Von Mathematik über Sprachen bis hin zum Logiktrainer ist alles zu finden – sogar ein Kochkurs für PSP ist erhältlich. Interessante Möglichkeiten finden sich auch auf Facebook. Die Anwendung «The Biggest Brain» soll das Gehirn trainieren; dabei kann sich der Lernwillige auch gleich mit seinen Freunden einen Wettbewerb um das grösste Gehirn liefern. In der «Word Challenge» kann der Facebook-Benutzer sein Vokabular unter Beweis stellen und sich mit anderen darin messen. So verbindet Facebook auf amüsante Weise den Lerneffekt von Spielen mit sozialen Komponenten.
Awélé – ein besonderes Spiel
Das hauptsächlich in Afrika, Südasien und Teilen Südamerikas verbreitete Awélé ist ein ganz besonderes Lernspiel. Besonders deshalb, weil es trotz seiner Schlichtheit – es besteht aus einem präparierten Holzstück und einigen Körnern – ein vielseitiges Lernmittel ist. Gewinner ist, wer am Schluss die meisten Körner «geerntet» hat. Vor allem für den Mathematikunterricht lässt sich das Spiel gut einsetzen. Im Verlauf des Spieles muss immer wieder addiert oder subtrahiert werden. Laut Psychologieprofessor Jean Retschizki hilft dieses Spiel besonders lernschwächeren Kindern, die Grundregeln der Mathematik zu verstehen. Anstatt die Regeln theoretisch zu pauken, können die Schüler sie im Spiel erfahren. Neben dem Nutzen für den Matheunterricht bringt Awélé noch weitere Lernaspekte mit sich. So kann dieses Spiel laut Irving Adler, Mathematiker und Autor, rassistischen Stereotypen, etwa gegenüber Afrikanern, vorbeugen. Weil die Spielregeln sehr raffiniert und intelligent konstruiert sind, können Vorurteile abgebaut werden.
Soziale Aspekte
Um bei Afrika zu bleiben: Neben Spielen, die Stoffgebiete wie Mathematik oder Sprachen abdecken, finden sich auch Spiele, die für bestimmte soziale Probleme sensibilisieren. Zum Beispiel ein Rollenspielszenario, bei dem die Teilnehmer zu Einwoh-
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nern eines afrikanischen Dorfes werden und gegen fiktive Probleme wie Dürre und Krankheiten kämpfen müssen. Die Spieler können auf diese Art und Weise die Schwierigkeiten der afrikanischen Dorfbewohner besser verstehen. Ein ähnliches Ziel verfolgt das von Francisco Ortega-Grimaldo entwickelte Spiel «Observance»: Eine Siedlergruppe spielt die Grenzpatrouille, die anderen Spieler sind Immigranten. Francisco Ortega-Grimaldo will mit diesem Spiel das Verständnis für die Immigrationsprobleme an der Grenze zwischen Mexiko und den USA fördern. Das Herstellen einer imaginären Situation, das «So-tun-als-ob», fördert die Kreativität, das Sozialverhalten und die Entwicklung der Sprache. In der Berufswelt werden Rollenspiele häufig dafür eingesetzt, den Teamgeist zu fördern.
Muskelaufbau durch Visualisieren
Laut Gilles Brougère, Professor für Erziehungswissenschaft an der Uni Paris 13, hat das Spiel auch als Moment der Erholung eine pädagogische Bedeutung. Seiner Ansicht nach sind solche spielerischen Erholungsphasen unerlässlich für den Schulunterricht. Eine von vielen Möglichkeiten, diese Erholungsphase zu schaffen, ist die Visualisierung: dabei handelt es sich zwar nicht um ein Spiel im engeren Sinn, aber diese Methode bietet eine spielerisch-er-
holsame Abwechslung, um schliesslich effektiver zu lernen. Bei der Visualisierung von entspannenden Bildern, wie etwa einem Strand oder einem plätschernden Bach, kommt der Geist zur Ruhe. Die Konzentrationsfähigkeit steigt und mit ihr die Effizienz. Visualisierung dient aber nicht nur der Entspannung: Durch die blosse Vorstellung eines Vorgangs kann ein tatsächlicher Effekt erzielt werden! Die Wissenschaftlerinnen Sarah-Jayne Blakemore und Uta Frith beschreiben eine Studie, die Folgendes nachweist: Menschen, die sich während einiger Wochen immer wieder vorstellten, ihren Bizeps stark anzuspannen, steigerten die Kraft dieses Muskels um 13.5 Prozent.
Wichtig sind Fantasie und Ideen
Probieren geht über Studieren und mit etwas Fantasie und ein paar guten Ideen lassen sich viele spielerische Lernvarianten finden – Rollenspiele, selbst kreierte oder angepasste Gesellschaftsspiele, ein Wettbewerb und so weiter. Sinnvoll scheint, spielerisches Lernen als eine ergänzende Abwechslung zu herkömmlichen Lernmethoden zu sehen. So kann die Lernmotivation verbessert werden – und das ist ein entscheidender Punkt für den positiven Fortgang eines Studiums. r Text Myriam Schuler, Bilder Nicole Bräm
Die nächste Prüfungssession kommt bestimmt, deshalb: von Anfang an eine gute (und vielleicht spielerische) Lernstrategie verfolgen! Eine kleine, aber feine Linksammlung findet sich unter www.lerntipp.at/links, die Homepage von Francisco Ortega-Grimaldo ist abrufbar unter www.ludoztli.com. Auch zahlreiche Bücher befassen sich mit dem Thema «spielerisches Lernen». Eine aktuelle Auswahl: «Moves in mind : the psychology of board games», Fernand Gobe, Alex de Voogt und Jean Retschitzki (2004); «Jouer, Apprendre», Gilles Brougère (2005); «Wie wir lernen – Was die Hirnforschung darüber weiss», Sarah-Jayne Blakemore und Uta Frith (2006).
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Einige Studis sind bereits in den Startlöchern. Sobald der Minutenzeiger auf die volle Stunde fällt, werden sie den Laden stürmen. Die Szene erinnert an den Weihnachtsausverkauf bei H&M, und statt Hirnschmalz ist hier voller Körpereinsatz gefragt: Ellbogen ausfahren und rein ins Getümmel! Gesucht sind Schnäppchen wie grosse Tische mit intakten Lampen, begehrt sind auch die hellen Fensterplätze. Aber grundsätzlich gilt: Egal welchen Platz man erwischt, Hauptsache man hat einen.
Viele Studierende sind unzufrieden mit den Öffnungszeiten der Uni Bibliotheken – vor allem vor den Prüfungen findet ein regelrech ter Ansturm statt. Das Problem ist nicht neu – und nicht so einfach zu lösen, weil es dabei vor allem um Geld geht. Findige Studis wissen sich mittlerweile selbst zu helfen und mieten Büroräume, um zu lernen.
Morgens um 7.50 Uhr vor dem Eingang der Zürcher Medizinbibliothek: dem Careum.
Zaira Juarez ist Psychologiestudentin im dritten Semester. Für die Prüfungsvorbereitung in Neuropsychologie zieht sie sich ins helle Careum zurück, auf der Suche nach einem ruhigen Lernplatz. Doch so ruhig ist es in den Bibliotheken vor der Prüfungszeit nicht mehr. Das bestätigt Brigitte Schubnell von der Leitung der Hauptbibliothek der Universität Zürich, zu der das Careum gehört. «Hier würde ich nicht mehr lernen», sagt sie und macht damit deutlich, dass ihr die Missstände bekannt sind. Verlängerte Öffnungzeiten sollen Abhilfe schaffen. Konkret bedeutet das für die Studienbibliothek Irchel und das Careum, dass während den Prüfungszeiten abends eine Stunde länger geöffnet ist. Die Studienbibliothek Irchel ist während den Prüfungszeiten zusätzlich samstags geöffnet.
...dank Firmensponsoring?
Verlängerte Öffnungszeiten sind aber nicht so einfach aus dem Ärmel zu schütteln. Laut Brigitte Schubnell spielt Geld dabei eine wichtige Rolle: «Längere Öffnungszeiten bedeuten mehr Aufwand und mehr Kosten.» Sprich: höhere Personalkosten. Eine Lösung hat die Bibliotheks-Leitung der Uni St. Gallen gefunden, nämlich durch Firmensponsoring: Das Beratungsunternehmen Pricewaterhouse Coopers übernimmt die Kosten für neun zusätzlich ge-
öffnete Stunden pro Woche. Im Gegenzug darf die Firma am Eingang der Bibliothek ein Werbeplakat platzieren sowie die Bildschirme der Bibliotheks-Computer als Werbefläche nutzen. Marlis Werz von der Bibliotheks-Leitung der Uni St. Gallen sieht darin kein Problem. «Für uns stimmt diese Lösung», sagt sie und betont, dass die Initiative von der Studentenschaft selbst gekommen sei.
Alternative Lernplätze
Derweil suchen sich die Studierenden alternative Lernplätze. Sie quartieren sich in Restaurants ein oder nutzen die Möglichkeiten von «citizen-space» in Zürich. Dort können die Studierenden, allein oder in Gruppen, Arbeitsplätze tage- oder wochenweise mieten. Jürg Rohner, Leiter von «citizen-space», spricht von einem steigenden Interesse für diese unkompliziert mietbaren Büroräume. Eine Austauschstudentin aus den Staaten ist erstaunt angesichts dieser Auswüchse. In den USA hätten die Bibliotheken rund um die Uhr geöffnet. Die Studis würden dort schlafen, essen und lernen – in variierender Reihenfolge. Ob dieser Zustand auch in der Schweiz möglich wäre? Marlis Werz von der Uni St. Gallen ist der Ansicht, dass die Situation in den Staaten nicht mit jener in der Schweiz vergleichbar sei. Schliesslich würden die Studierenden dort meist auf dem Campus wohnen. Hierzulande könne sie sich dagegen kaum vorstellen, dass jemand morgens um drei Uhr den gottverlassenen Hügel zur Uni St. Gallen hinaufsteige, um zu lernen. Doch so weit muss es ja gar nicht gehen. Die meisten Studenten wären schon mit einer Ausdehnung der Öffnungszeiten zufrieden, vor allem an den Wochenenden. Und natürlich sollten gewisse Institutionsbibliotheken endlich damit aufhören, über Mittag ihre Türen zu schliessen. r Text Nina Fargahi, Illustration Rita Peter
Die schweizweit längsten bedienten Öffungszeiten hat die Bibliothek der Uni St.Gallen, nämlich Montag bis Freitag von 8 bis 22 Uhr sowie am Samstag von 9 bis 19 Uhr. Während den Prüfungsvorbereitungen bis Ende Januar haben viele Bibliotheken ihre Öffnungszeiten ausgedehnt, darunter die Medizinsowie die Irchel-Bibliothek der Uni Zürich. An Wochentagen sind diese von 8 bis 21 Uhr geöffnet und am Samstag von 8 bis 16 Uhr. Weitere Informationen sind unter www.hbz.unizh.ch abrufbar. Mietbare Büroräume in Zürich als alternative Lernplätze bietet «citizenspace» unter www.citizen-space.ch.
29 STUDIVERSUM | 2009.02
vergessen und kümmerte sich, wie manche Mutter und mancher Vater anderer Interner, nur wenig um ihren Sohn. Für viele war das Lyceum ihr Zuhause. Wenn man sich vorstellt, dass etliche Schulkinder bereits ab der fünften Primarklasse weit, weit weg von ihrer Heimat lebten, ist das schon extrem.
Ir a Scoula Über das Leben an einem Internat gibt es viele Vorurteile : StudiVersum wollte mehr wissen und sprach mit Pia Valär über ihre Erinnerungen ans Lyceum Alpinum. Die 25 - Jährige hat ihre Schulzeit als Externe an der internationalen Schule in Zuoz verbracht.
30 STUDIVERSUM | 2009.02
Nach sechs Jahren Volksschule bist du als externe Schülerin ins Lyceum Alpinum übergetreten. Was war an diesem Übertritt für dich gewinnbringend, was empfandest du als Verlust? Alles war neu, die Situation, die meisten Mitschüler, meine Lehrpersonen. Es war spannend. Ausserdem war ich von nun an intensiv mit der deutschen Sprache konfrontiert, was sowohl Vor- als auch Nachteile mit sich brachte. Mein Deutsch verbesserte sich, meine Muttersprache jedoch, das Rätoromanische, wurde in den Hintergrund gedrängt – wir hatten am Lyceum nur noch zwei Lektionen Rumantsch. Wenn ich dennoch in meine Erstsprache hineingewachsen bin, so verdanke ich das hauptsächlich dem Umgang mit Einheimischen und den rätoromanischen Büchern, die ich las.
Du bist in Zuoz gross geworden, einem Dorf mit knapp 1400 Einwohnern auf 1716 Meter über Meer. Deine Mitschüler kamen aus Mexico City, aus Kairo und so weiter. Bedeutete dies für dich eine Art «Kulturschock»? Nein. Die Internen kamen fast ausnahmslos aus wohlhabenden Familien, brachten wenig von ihrer Kultur mit und waren kaum mit Traditionen aus ihrer Heimat verbunden. Sie pflegten weder spezielle Essgewohnheiten, die uns fremd gewesen wären, noch trugen sie Turbane oder Schleier. Wahrscheinlich blieb deshalb ein sogenannter «Kulturschock» aus. Allerdings waren für mich die Probleme der Internen manchmal schwer nachvollziehbar. Einmal weinte einer, weil er die Schulferien zu Hause verbringen musste. Seine Mutter hatte seinen Geburtstag
Du hast das Lyceum Alpinum als externe Schülerin absolviert. Ihr Externen wart eine Minderheit. Welche Erinnerungen sind dir diesbezüglich geblieben? In meiner Klasse waren die Internen in der Minderheit. Im Gymnasium jedoch wurden wir, die Externen, von manchen schon schief angesehen, da wir nicht mit dem angesagten Schriftzug auf dem Allerwertesten herumliefen. Es gab auch Vorurteile gegenüber uns Externen. Wir würden mit Jauche duschen, hiess es gar einmal. Fast ausnahmslos versuchten wir dem von Internen gesetzten Standard nachzueifern. Das klassisch Teure galt als schön, «in» und cool. Auch ich träumte von einem Paar glitzernder Ohrringe, wie sie einige Interne trugen. Die bestaunten Objekte waren jedoch schlichtweg unerschwinglich. Irgendwann erkannte ich, dass ich gar nicht so sein wollte. Dies war dann eine Art Befreiung. Mit 15 kaufte ich mir ein Paar All Star-Schuhe, die ich im Musical «Hair» gesehen hatte. Damit fühlte ich mich wohl, war allerdings völlig «underdressed» im Vergleich zu meinen Mitschülerinnen. Ausserdem war ich die Einzige mit solchem Schuhwerk, damals war es überhaupt nicht «en vogue». Sicher ist auch, dass Interne uns oft darum beneideten, am Abend nach Hause gehen zu können, von jemandem erwartet zu werden. Auch im Internat gibt es Aufsichtsund Ansprechpersonen; sie sind aber, was die «Nestwärme» angeht, kaum vergleichbar mit den Eltern. In der Pubertät hätte ich es manchmal cool gefunden, nicht heimkehren zu müssen. Aber: Wenn du als Interner unbeliebt bist, dann bist du dies sowohl in der Schule als auch zuhause, das heisst Tag und Nacht. Natürlich kannst du dich in dein Zimmer zurückziehen. Das ist aber sehr klein, und solange du noch jünger bist, teilst du es mit jemandem.
31 STUDIVERSUM | 2009.02
Einer der Werte des Lyceum Alpinum ist «Toleranz». Inwiefern wird dieser Wert für Schulkinder spürbar? Sport wurde an der Schule immer grossgeschrieben. Es kam mir vor, als könne alles für den Lebensweg Nützliche durch den Sport gelernt werden. War jemand jedoch nicht so sportlich, war er nicht toleriert. Tolerante beziehungsweise Intolerante gab es auf Seiten der Externen wie auch auf Seiten der Internen. Einige Interne kamen mir jedoch ziemlich arrogant vor und duldeten oder beachteten uns kaum. Gut möglich ist aber, dass dieser Eindruck auch mit meiner damaligen Unsicherheit zusammenhing. Wie verhielt es sich mit dem Taschengeld, gab es Unterschiede zwischen Ex- und Internen? Enorm! Es gab manche Interne, die, statt 20 Minuten auf den Zug nach St. Moritz zu warten, ein Taxi nahmen. Andere verbrachten den Samstagabend in St. Moritz und übernachteten im Hotel neben dem Club. Das tönt verrückt. Du hast es bereits angesprochen: Wie gross war der Druck, gewisse Markenkleider zu tragen? Ich erinnere mich, dass Dolce & Gabbana und Versace-Jeans an der Tagesordnung waren. Durchaus denkbar ist aber, dass vor allem wir, die Externen, uns unter Druck gesetzt fühlten. Etliche Interne sind mit diesen Marken gross geworden, für sie waren Markenklamotten alltäglich. Es scheint, als bestünde eine ziemlich grosse Kluft zwischen den In- und Externen. Verbrachten sie ihre Freizeit oft gemeinsam? Übten sie gleiche Freizeitaktivitäten aus und belegten sie die gleichen Freifächer?
Die Internen hatten ihren fixen Tagesablauf mit Hausaufgabenzeiten, zusätzlichen Sportstunden und so weiter. Daran hätte ich gar nicht teilnehmen können. Im Theaterkurs waren wir dann aber gemischt. Ausserhalb der Schule traf man sich ab und zu im Ausgang in St. Moritz. Da kann ich aber nicht so mitreden. Nach dem Gymnasium hast du das Lehrerseminar in Chur absolviert und bist Primarlehrerin geworden. Warst du darauf gut vorbereitet? Ja, wir hatten einige sehr gute Lehrpersonen, die uns abgesehen vom Stoff auch nützliche Lernstrategien beibrachten. Bist du Mitglied des Ehemaligenvereins? Hast du noch Kontakt zu ehemaligen Mitschülern? Mit Internen habe ich keinen Kontakt mehr. Mit einigen ehemaligen Externen treffe ich mich ab und zu. Diese kannte ich aber schon vor dem Eintritt ins Lyceum. Hättest du Kinder, würdest du sie ins Lyceum Alpinum schicken? Nein. Dazu muss ich jedoch sagen, dass ich dort zur Schule ging, weil ich gleich um die Ecke wohnte. Ich glaube aber, dass es mir gut getan hätte, nach Chur in die Mittelschule zu gehen. Weggehen, mich durchschlagen, selbstständig werden. Noch heute habe ich manchmal das Gefühl, Churerinnen und Churer, die dort das Gymnasium besuchten, zeigten mehr Eigeninitiative. Die Internen im Lyceum lebten dagegen in einer vorgegebenen Struktur, an der es nicht viel zu rütteln gab, und die wenig Freiraum liess für eigene Projekte. r Text Martina Zimmermann, Bild Fabian Unternährer
Das Lyceum Alpinum Zuoz ist eine gut 100-jährige internationale Internatsschule nahe St. Moritz im Engadin. 200 interne Schülerinnen und Schüler aus der ganzen Welt sowie 100 externe Schülerinnen und Schüler werden an dieser Schule auf die Schweizer Matura, das deutsche Abitur oder das International Baccalaureate vorbereitet. Mehr Infos unter www.lyceum-alpinum.ch.
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Raffaela Angstmann, André Bähler Chris Buchmann, Nina Fargahi Mario Fuchs, Mauro Landolt Marina Lienhard, Christoph Lutz Jessica Matherly, Janine Meyer Barbara Ritter, Myriam Schuler Muriel Staub, Martina Zimmermann
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Text: André Bähler
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Antje Kramer VERTRIEBSPARTNER:
FH Schweiz DRUCK:
Benteli-Hallwag, Bern KONTAKT:
StudiMedia GmbH Weissenbühlweg 40 3007 Bern (Postadresse) Tel: +41 31 371 65 45 Fax: +41 31 371 65 44 www.studimedia.ch info@studimedia.ch LESERBRIEFE:
leserbriefe@studiversum.ch StudiVersum erscheint sechs Mal jährlich in einer Auflage von 30 000 Exemplaren an allen Universitäten und Fachhochschulen der Deutschschweiz. Alle Rechte vorbehalten; Nachdruck, Aufnahme in OnlineDienste und Internet und Vervielfältigung auf Datenträgern wie CD-Roms etc. nur nach vorheriger schriftlicher Genehmigung der Herausgeberin.
Gib das Lösungswort jetzt ein auf www.studiversum.ch und gewinne mit etwas Glück zwei von sechs Kinogutscheinen für einen Film deiner Wahl, einlösbar in der ganzen Schweiz!
Beat und John sitzen vor dem Cheminéefeuer. Draussen fällt immer noch Schnee. Lange Zeit ist nur das Knacken der Scheiter zu hören, bis Beat bemerkt: «Ist eigentlich angenehm still, wenn Rebekka nicht da ist.» «Du sagst es. Frauen müssen halt 3000 Wörter pro Tag loswerden. Sonst fühlen sie sich unwohl. Ist wissenschaftlich erwiesen.» «So so. Scheint mir aber von der Evolutionstheorie her gesehen unlogisch. Dieses Dauergequatsche kann doch unmöglich ein Selektionsvorteil sein.» «Vielleicht hat man mit Quasselfrauen mehr Sex, weil sie dann endlich mal die Klappe halten.» «Ist mir etwas zu weit hergeholt.» «Damals mit Gaby war es bestimmt so.» «Du gingst nur mit ihr ins Bett, damit sie…?» «Na ja, natürlich nicht nur. Aber man soll ja das Angenehme mit dem Nützlichen verbinden, oder nicht?» «Echt starkes Stück, du.» «Das war reine Notwehr. Gaby redete auch wenn es nichts zu reden gab. Am liebsten früh morgens. Bevor du deinen ersten Kaffee getrunken hattest, überfiel sie dich bereits mit Geschichten über irgendwelche Leute, die du nicht kennst und dich einen feuchten Dreck interessieren. Und was noch schlimmer war: Gaby sprach nicht nur, damit sie ihre Wörter loswurde. Sie war auch gleich eingeschnappt, wenn man mal eine Sekunde lang nicht zuhörte.» «Kenne ich. Und dann artet das Ganze in eine Grundsatzdiskussion aus. Wahrscheinlich ist das nur ein Trick, um noch mehr reden zu können.» «Ha! Das ist noch gar nichts. Schau dir mal unsere Gesellschaft an. Das hat doch System!» «Wie meinst du das?», fragt Beat, während er mit dem Feuerhaken in der Glut herumstochert.
Lösungswort der letzten Ausgabe: SCHLUSS Gewinnerin der letzten Ausgabe: Dominique Haldemann
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«Egal ob du jemanden an der Uni triffst, an einer Party bist oder mit wildfremden Menschen im Lift steckenbleibst, immer gilt: Reden ist sozial erwünscht, Schweigen ist peinlich. Das müsste gar nicht so sein. Diese Konvention gibt es doch nur, um den Rededrang der Frau salonfähig zu machen. Genauso gut könnte man Dauerreden als psychische Krankheit einstufen. Oder im Strafgesetzbuch als Nötigung aufführen.» «Nötigung? Der Gedanke gefällt mir. Stell dir vor, wenn du in der Zeitung nicht mehr von Schlägern und Rasern liest, sondern von ertappten Dauerrednerinnen.» «Die zu drei Monaten Schweigen unbedingt verurteilt werden.» «Oder denen das Handy auf unbestimmte Zeit entzogen wird.» «Auch eine Maulkorbpflicht für Wiederholungstäterinnen wäre denkbar.» «Na ja, streng genommen sind es ja nicht nur die Frauen. Sven Epiney zum Beispiel würde wohl für immer verwahrt werden.» «Eine durchaus angenehme Vorstellung… Ich sage dir, Beat, eine andere Welt ist möglich! Eine Welt ohne Epineys. Eine Welt ohne diesen sinnlosen Herumsteh-Apéro-Small-Talk. Eine Welt, in der man sich beim Candle Light Dinner aufs Essen konzentrieren kann und die Frau gegenüber trotzdem beeindruckt. Eine Welt, in der jedes gesprochene Wort der Mehrwertsteuer unterliegt. Eine Welt, in der Kinder noch schweigend ihren Schulweg zurücklegen können. Eine Welt, in der Dauerreden als Verbrechen gegen die Menschlichkeit gilt…» «Ist ja gut, John. Hör jetzt auf zu stussen… sonst zeige ich dich an.»
WIE ANNO DAZUMAL
Haushaltstipp Schweissflecken Als ich kurz nach Neujahr in der Bibliothek sass und in einem alten Atlas stöberte, setzte sich unvermittelt ein drahtiger Jüngling neben mich, der etwas streng roch. Ich blickte auf und fragte ihn: «Na, junger Mann, kommen Sie gerade vom Sport?» Er verneinte. Ich beschloss, ihm zu helfen, denn ich erinnerte mich, wie ich selbst einst im Ausgang in der RS von einem hübschen Meitschi einen Korb erhalten hatte, weil ich schweisselte. Klar, das Ganze ist ein bisschen diffizil, weil man ja niemandem zu nahe treten will. Zumal das Wichtigste ist, sich regelmässig zu waschen. Aber selbst dann ist man vor diesem Problem nicht gefeit. Denn viele, gerade junge Menschen, benützen zwar ein Deodorant, tragen es allerdings zu oft auf, auch dann, wenn sie nicht frisch vom Duschen kommen. So mischt es sich mit Achselschweiss und macht alles nur schlimmer. Aber auch wer täglich duscht und sein Deodorant richtig benützt, riecht gelegentlich unvorteilhaft. Nämlich dann, wenn der Schweiss in der Kleidung hängen bleibt. Vor allem bei Kleidungsstücken, die nur bei niedrigen Temperaturen gewaschen werden dürfen, passiert dies oft. Zum Glück kennt meine Frau Martha hier einige gute Tipps: Sie behandelt solche Kleider an den betreffenden Stellen mit Flüssigwaschmittel schon einmal vor. Oder sie weicht sie in einer verdünnten Essiglösung aus farblosem Essig oder in verdünntem Salmiakgeist ein. Nach der Vorbehandlung wäscht Martha die Kleider ganz normal und weg sind die Schweissflecken. Der Jungspund jedenfalls, den ich an besagtem Tag in der Bibliothek angesprochen habe, hat sich meine Ratschläge offenbar zu Herzen genommen. Ich habe ihn nämlich unlängst in der Cafeteria mit einem hübschen Meitschi gesehen, das sich eng an ihn schmiegte. Da hatte er wohl mehr Glück als ich seinerzeit in der RS!
Horst
Horst, 73, ist allzeit bereit: Ob im Haushalt oder in der Garage, beim Einkaufen oder an der Uni, Horst hilft! Als Hörer besucht er regelmässig Vorlesungen und weiss daher bestens Bescheid, was den Jungen von heute unter den Nägeln brennt. Seine Tipps sind längst schon keine Geheimtipps mehr. Deshalb: Horst ausschneiden, an den Kühlschrank oder die Pinnwand heften, dann kann nichts mehr schiefgehen!
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