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Der Standard * Österreichs unabhängige Tageszeitung Wien, am 18.01.2021, 312x/Jahr, Seite: 13,15 Druckauflage: 54 606, Größe: 69,11%, easyAPQ: _ Auftr.: 8420, Clip: 13336819, SB: Ischgl
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Oliver Polzer über die Sonderrechte des Skisports SPORT Seite 15
„Der Skisport hat das Virus nicht gemacht“ Ein Schnitzel und ein Skirennen – so stellt sich Oliver Polzer auch in Zukunft einen gemütlichen Sonntag in Österreich vor. Den Ruf des Skisports als Nationalheiligtum sieht der ORF-Moderator trotz des zuletzt erlittenen Imageschadens nicht gefährdet. INTERVIEW: Philip Bauer enn Oliver Polzer nicht gerade die Quizsendung Q1 – Ein Hinweis ist falsch moderiert, widmet er sich im ORF dem Skisport. Rund 600 Rennen hat der Wiener bereits kommentiert, die Begeisterung für den Pistenspaß ist ungebrochen.
STANDARD: Trotzdem scheint der Respekt vor den Skihelden allmählich zu schwinden. Polzer: Das glaube ich nicht. Als Matthias Mayer Abfahrtsolympiasieger wurde, waren die Zeitungen voll. Aber der Weg von Dominic Thiem zu einem Titel bei den US Open ist wohl schwieriger. Wenn Mayer sich in Kitzbühel aus dem Starthaus stößt, riskiert er seine Gesundheit. Das kann man dumm nennen, aber er macht es gerne. Thiem riskiert weniger, hat aber weltweit Fans. Ich will weder dem Skinoch dem Tennisfan die Poleposition geben. Das, was dir am Herzen liegt, ist wichtig.
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STANDARD: Ist der Skisport noch zu retten? Polzer: Diese Frage überrascht mich. Ich denke nicht, dass der Skisport in Not geraten ist. Ich bin viel in Skigebieten unterwegs und erlebe durchwegs eine positive Stimmung. Aber ja, es wird notwendig sein, die Pandemie zu besiegen, damit Skitouristen aus ganz Europa wieder ihren Urlaub in Österreich verbringen können. Das ist auch eine wirtschaftliche Notwendigkeit.
STANDARD: Ist der Skisport für den ORF noch wichtig? In der vergangenen Saison las man von einem Quotenminus. Polzer: Der Skisport hat im Sender enorme Relevanz, das steht außer Diskussion, das wird so bleiben. Der zweite Durchgang im Slalom von Adelboden hat mehr als eine Million Zuseher erreicht. Das ist eine große Verantwor-
STANDARD: Die Reputation des Skisports hat durch Ischgl gelitten. Ist dieser Schaden noch zu reparieren? Polzer: Ischgl steht für Skisport. Wenn Tischtennisbälle durch Lokale in Bierbecher gespuckt werden, hat das aber wenig mit dem Sport an sich zu tun. Der Skisport ist nicht schuld an der Pandemie, der Skisport hat das Virus nicht gemacht. Es sind Fehler passiert, keine Frage. Wer von sich behauptet, alles richtig gemacht und eingeschätzt zu haben, möge den ersten Stein werfen. Ich werde das nicht tun. Wem ist in dieser Geschichte kein Fehler unterlaufen? Das Anpatzen ist in Mode gekommen, man sucht häufiger nach den Schuldigen als nach Lösungen. Das stört mich. STANDARD: Der Skisport scheint Son„Der Sport kann nichts dafür, derrechte zu genießen. Das kommt nicht überall gut an. dass Kunst nicht stattfinden darf.“ Oliver Polzer will nicht Polzer: Was Riccardo Muti beim vergleichen. Neujahrskonzert gesagt hat, ist richFoto: ORF/Zach-Kiesling tig. Kultur ist ein wesentliches Element für eine bessere Gesellschaft. Der Sport kann aber nichts dafür, dass die Kunst nicht stattfinden darf. Der Skisport ist ein Freiluftsport, Glück gehabt. Kunst und Kultur sind genauso wichtig. Warum darf man Ski fahren, aber nicht ins Museum ge- STANDARD: Der Skisport ist in Österreich nicht hen? Es wundert mich nicht, dass solche Fra- mehr heilig. Ist und bleibt er der Nationalsport gen auftauchen. Ich möchte aber Metiers und Nummer eins? Beschäftigungen nicht gegeneinander aus- Polzer: Vor zwei Jahren hat Marcel Hirscher spielen. Diese Vergleiche tun uns nicht gut, sie aufgehört. Bis dahin hätte niemand angezweispalten uns, davon wird niemand profitieren. felt, dass der Skisport Nationalsport Nummer eins ist. Hirscher hat uns lange Zeit verwöhnt. STANDARD: Verstehen Sie, dass die Bilder von Natürlich ist die Begeisterung auch von den überfüllten Skigebieten für Unmut sorgen? Erfolgen abhängig. Aber lass Matthias Mayer Polzer: Die Skigebiete in Vorarlberg waren zu auf der Streif gewinnen, und die Euphorie ist Weihnachten gut besucht. Mehr Menschen sofort wieder da. Der Skisport bewegt die hätten es nicht sein dürfen. Es haben sich aber Menschen in Österreich nach wie vor. alle an die Maßnahmen gehalten. Bei den Liftzugängen wurde, soweit ich das beobachten STANDARD: Mehr als der Fußball? konnte, gewissenhaft gearbeitet. Natürlich Polzer: Wir haben tolle Skifahrer und eine tolkann man warten, bis sich an einer Kassa eine le Nationalmannschaft. Es ist im Sport immer Schlange bildet, um ein Foto zu schießen. Das ein Auf und Ab. Vor der Euro 2016 hieß es, wir bildet aber nicht unbedingt die Realität ab. hätten die beste Elf aller Zeiten, besser als das
SCHNEE VON MORGEN Oliver Polzer
2. Teil
tung. Natürlich hat der Rücktritt von Hirscher mitunter auf die Quote gedrückt. Das ist keine Überraschung, das muss niemanden verängstigen. STANDARD: Was muss sich im Skisport ändern, damit er auch für die nächste Generation attraktiv bleibt? Polzer: Im Spitzensport muss man die Gefahr verringern. Es sind zu viele Verletzte. Schicken die Eltern ihre Kinder noch mit gutem Gewissen zum Training, wenn das Material derart aggressiv ist, dass es keinen Fehler verzeiht? Da muss man sich Gedanken machen, möglicherweise braucht es dazu einen neuen Wunderteam. Dann gab es in Frankreich ein FIS-Präsidenten. Es gibt Probleme im Kalenpaar Ohrfeigen, und alle haben geschimpft. Es der, im Reglement – das muss man angehen. liegt in der Natur der Sache, dass wir mehr Ski- als Fußballweltmeister produzieren. Das STANDARD: Letzte Frage: Wann waren Sie zuwird so bleiben. Skifahren wird eben nur in letzt Ski fahren, wann gehen Sie es wieder an? einigen Ländern professionell betrieben. Polzer: Vor rund zwei Wochen im Bregenzerwald. Dort gibt es ein paar Skigebiete, Damüls, STANDARD: Schmälert das nicht die Erfolge der Mellau. Wenn es möglich ist, fahre ich auch Skiprofis? aufs Bödele, das ist unser Hausberg in DornPolzer: Ich sehe das nicht negativ. Wir haben birn. Ich freue mich jedes Mal darauf. Aber ich die Berge, wir haben den Schnee, wir sehen werde auch sehr glücklich sein, wenn ich in uns das gerne an. Was spricht dagegen? Ich Wien wieder ins Theater gehen kann. habe am Sonntag schon immer gerne ein Schnitzel gegessen und dabei ein Skirennen OLIVER POLZER (48) aus Wien lebt mit seiner Famigeschaut. So wurde ich sozialisiert. Ich kenne lie in Vorarlberg. Er arbeitet seit 1996 in der ORFviele Menschen, die noch immer so leben. Sportredaktion. Er kommentiert unter anderem FußUnd die Einschaltquoten sprechen dafür, dass ball, Skifahren und Tennis. Seit 2019 moderiert er auch die Quizshow „Q1 – Ein Hinweis ist falsch“. dies nicht nur ein subjektiver Eindruck ist.
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