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Wien, am 19.01.2021, 365x/Jahr, Seite: 18 Druckauflage: 123 854, Größe: 87,96%, easyAPQ: _ Auftr.: 8420, Clip: 13338991, SB: Ischgl
Ischgl wurde zum Synonym für das Corona-Versagen. Trotz bekannter Infektionen ließen sich die Zuständigen mit Maßnahmen Zeit
Der Fall Schopf: Erste Ischgl-Klage landet vor Gericht APA/VÖZ/FRANZ HELMREICH
Prozess. 72-jähriger Journalist starb an Corona. Seine Witwe klagt an VON MICHAELA REIBENWEIN
Hannes Schopf war ein begeisterter Skifahrer. Und so sprang er ein, als ein Bekannter bei einer MännerSkipartie ausfiel. Am 7. März des Vorjahres reiste er nach Ischgl. Am Karfreitag starb er mit 72 Jahren an Corona. Hannes Schopf war in der heimischen Medienszene ein bekannter Name. Einst war er Chefredakteur der Furche, dann Sprecher des Verbandes Österreichischer Zeitungen (VÖZ) und Vizepräsident des Presseclubs Concordia. Mit seiner Frau lebte er im nö. Weinviertel.
Großes Interesse Der Fall Schopf – er wird der erste sein, der vor Gericht landet. Am 9. April um 10 Uhr wird sich das Landesgericht für Zivilrechtssachen Wien bei einer ersten mündlichen Verhandlung damit beschäftigen. mit Weil enormem Medieninteresse
Hannes Schopf starb nach Ischgl-Urlaub an Corona
gerechnet wird, findet die Verhandlung im Festsaal des Obersten Gerichtshofes statt. Witwe Sieglinde Schopf hatte sich an den Verbraucherschutzverein (VSV) gewandt – gemeinsam brachte man eine Amtshaftungsklage gegen die Republik Österreich ein. „Es wurden Fehler gemacht, die müssen zugegeben werden und die Verantwortlichen mögen dazu stehen“, sagt Sieglinde Schopf. Sie ist sicher: Ihr Mann könnte noch leben. „Es war der zentrale Fehler, dass die Touristen nicht frühzeitig gewarnt wurden.“ Denn: Als
ihr Mann nach Ischgl reiste, waren bereits die ersten Warnungen aus Island bekannt – mehrere Ischgl-Rückkehrer hatten sich mit dem CoronaVirus infiziert. „Aber im Gegenteil: Es wurde abgewiegelt“, sagt Schopf. Ihr Mann war keiner, der sich ins Après-Ski stürzte. Wo er sich angesteckt hat, ist nicht ganz klar. Fest steht nur, dass die Männergruppe am 13. März dazu aufgefordert wurde, rasch abzureisen – ein überfüllter Shuttlebus brachte Gäste zum Bahnhof Landeck. Sieglinde Schopf fordert Schadenersatz – insgesamt rund 100.000 Euro. Darin enthalten sind Trauer- und Schockschaden, Begräbniskosten und das vererbte Schmerzensgeld. Sie ist nicht die Einzige. Fünf Personen, die Angehörige durch eine CoronaAnsteckung in Ischgl verloren haben, haben sich beim VSV gemeldet und wollen
zählt als: 5 Clips, erschienen in: Burgenland, Niederösterreich, Wien, Österreich 1. Ausgabe, Österreich Zum eigenen Gebrauch nach §42a UrhG. Digitale Nutzung gem PDN-Vertrag des VÖZ voez.at. Anfragen zum Inhalt und zu Nutzungsrechten bitte an den Verlag (Tel: 05/172723800). Pressespiegel Seite 38 von 57
klagen. Insgesamt sind es sogar 1.200 Geschädigte, die den Verein bevollmächtigt haben, rechtliche Schritte einzuleiten. Der VSV bringt außerdem derzeit „regelmäßig neue Amtshaftungsklagen gegen die Republik Österreich ein“, sagt Obmann Peter Kolba. Bis zur Verhandlung sollen 100 Amtshaftungsklagen anhängig sein. Hauptvorwurf: Die Behörden hätten zu spät und nicht ausreichend reagiert. Die Staatsanwaltschaft Innsbruck leitete wegen des Verdachts der Gefährdung von Menschen durch übertragbare Krankheiten ein Ermittlungsverfahren ein. Ein bereits präsentierter Expertenbericht unter dem Vorsitz von Ex-OGH-Vizepräsident Ronald Rohrer sah kein Versagen, aber Fehleinschätzungen. Druck aus der Tourismuswirtschaft auf Entscheidungsträger wurde nicht festgestellt.
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