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Die Presse Unabhängige Tageszeitung für Österreich Wien, am 14.04.2021, 312x/Jahr, Seite: 17 Druckauflage: 52 641, Größe: 87,16%, easyAPQ: _ Auftr.: 8420, Clip: 13506353, SB: Ischgl

Die aus Deutschland stammende Ex-TUI-Managerin Lisa Weddig leitet künftig die Österreich Werbung.

[ APA ]

Eine Managerin mit „Blick von außen“ Tourismus. Die frühere TUI-Managerin Lisa Weddig wird neue Chefin der Österreich Werbung. Kein leichter Job nach Ischgl-Gate, Dauerlockdown und kaum Aussicht auf internationale Gäste. VON GERHARD HOFER

Wien. „Gestärkt aus der Krise – Strategie für die Zukunft der Touristik“ lautet der Titel einer Vorlesung an der Hochschule München. Vortragende ist Lisa Weddig. Die frühere Topmanagerin bei TUI wird sich mit ihrem Seminarthema bald noch intensiver auseinandersetzen dürfen. Nicht mit Studenten. Am Dienstag wurde sie als neue Chefin der Österreich Werbung vorgestellt. Nach zwölf Jahren im TUIManagement, zuletzt als Chefin in Österreich, wäre der Wechsel vom größten Tourismuskonzern Europas in die Österreich Werbung wohl ein vergleichsweise angenehmer. Etwas für die Work-Life-Balance. Doch Weddig übernimmt die Funktion in der schwersten Krise des Tourismus. Die 37-jährige in Göttingen geborene Managerin wurde ausgerechnet in der Spanischen Hofreitschule der Öffentlichkeit vorgestellt – ein Symbol für Tradition, aber auch für verstaubte Klischees und Massentourismus. „Ein Blick

von außen wird der Österreich Werbung gut tun“, sagte Tourismusministerin Elisabeth Köstinger (ÖVP). Eine Deutsche an der Spitze der Österreich Werbung. Schnell betont Weddig, dass sie seit fünf Jahren in Österreich lebt. Nicht nur ihre Nationalität unterscheidet Weddig von ihren Vorgängerinnen und Vorgängern in der Österreich Werbung. Diese wurden nämlich ausnahmslos in Ministerien, Landesregierungen und Interessenvertretungen sozialisiert, waren parteipolitisch klar zuordenbar und auch dementsprechend kompatibel. Weddig werkte zwölf Jahre für den deutschen TUI-Konzern, sammelte Erfahrungen bei Unternehmenstöchtern in Australien, hatte als Managerin von Robinson Club die Verantwortung über elf Länder und war zuletzt eben CEO von TUI Österreich. Die Niederlassung beschäftigt 650 Mitarbeiter und setzte (vor der Krise) 700 Millionen Euro um. Im Herbst 2019 verließ sie überraschend den Konzern. Aus heutiger Sicht war das wohl

kein schlechtes Timing. Monate später legte die Coronakrise den globalen Tourismus lahm. Exponierte Länder wie Österreich trifft die Pandemie besonders hart. 700.000 Jobs hängen am Tourismus und an der Freizeitwirtschaft, fast 15 Prozent der Wirtschaftsleistung werden in dieser Branche erbracht. „Noch nie ist uns so bewusst geworden, wie wichtig der Tourismus für Österreich ist“, sagt Ministerin Elisabeth Köstinger. Es gab Probleme vor der Krise Die Pandemie macht aber nicht nur die volkswirtschaftliche Bedeutung des Tourismus sichtbar, sie offenbart auch die strukturellen Probleme. Nach wie vor wird der Tourismus in Österreich in eine Sommer- und eine Wintersaison unterteilt, zwei Hälften einer Zitrone quasi, die nach besten Kräften ausgedrückt werden. Overtourism sowie Auswirkungen auf Umwelt und Klima sorgten für steigendes Misstrauen in der Bevölkerung. Fast als Bestätigung dieser Ressen-

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timents kam es schließlich zu den Vorfällen im Tiroler Wintersportort Ischgl. Wer heute Ischgl googelt bekommt auf „Wikipedia“ als ersten Satz serviert: „Im März 2020 ging von Ischgl die Covid-19-Pandemie in Europa aus.“ Weddig wird eine Tourismusbranche vorfinden, die sich viele Jahre zu wenig um den heimischen Gast geschert hat, sich nun aber – mangels ausländischer Touristen – genau um diesen prügelt. „Mein Ziel ist es, einen der schnellsten Re-Starts in Europa hinzulegen“, sagt sie. Sie wolle die „Präsenz Österreichs“ international ausbauen und auf Digitalisierung setzen. Auch ein spannendes Thema im heimischen Tourismus. Die Hassliebe zu internationalen Onlineplattformen gehört zum Tourismus wie die Lipizzaner zur Österreich Werbung. Die neue Chefin der Österreich Werbung darf also einen schweren Rucksack mit Altlasten schultern, wenn sie am 1. Juni ihren neuen Job antritt. Wird wohl nichts mit Work-Life-Balance.

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