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Es ist ein Ritt auf der Rasierklinge

M I T A B S T A N D

BETRACHTET Eine sommerlicheInterview-Serie zur Frage, was wir – in ganz unterschiedlichen Bereichen – aus der Coronakrise lernen können und müssen. Teil 3: Tourismus Alle Teile auf www.kleinezeitung.at

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„E s is t ei n Ri tt auf der Rasierklinge“

INTERVIEW. Berater Wolfgang Eltner sieht den Tourismus am Wendepunkt. Winterurlaub müsse künftig mehr sein als Skifahren. Von Ernst Sittinger

Unser Winter- und Sommertourismus feierte in den l e t zt e n J ahr e n R e k o r d e . sich darin, dass sie sich Hygienemaßnahmen und Sanitärkonzepte überlegen. Aber das wird Kann das trotz Corona so weiternicht reichen. gehen? Oder bleibt kein Stein auf dem anderen? Gefragt sind demnach mehr AlWOLFGANG ELTNER: Diese Frage ternativen zum klassischen Winne Kulinarik? Und dann mache kann niemand seriös beantworter-Alpinski-Angebot. ich ein Alternativ-Winterpaket t e n . W i r s ind a lle i n d er H and W i r b r a uchen d en k las s ischen f ür d iese G äst e g r uppe. des Schicksals, nicht nur in ÖsWintertourismus nach wie vor, terreich, sondern global. wir brauchen die Seilbahnen W ir d e s i m W int e r ü berhaup t und eine bestimmte Grundfred as g e w o h nt e A pr è s - S k i g e b en? Aber für den Winter müssen die quenz. Aber wenn ich als MarNein, das wird so nicht mehr geBetriebe ja von irgendwelchen ketingverantwortlicher weiß, hen. Aber als Betrieb, der norAnnahmen ausgehen. dass heuer 30 Prozent weniger malerweise ein Après-Ski mit Die Branche selber rechnet mit Gäste kommen, dann muss ich 200 Leuten macht, muss ich mir Umsatzeinbußen von 20 bis 30 mir ein alternatives Business halt etwas überlegen. Vielleicht P r o ze n t. D och d ie H o t e l ier s s uchen. W e n n i ch w e i ß, d as s m us s m an a lles n ach d r a ußen wissen, dass es auch mehr sein nur 18 Prozent der Deutschen verlagern und Stehpulte und kann. Der erste Lockdown war überhaupt Ski fahren, dann hundert Fackeln aufstellen. ja gnädig mit uns, weil er fast gehabe ich einen Markt von 82 Oder sonstige Lösungen finden. nau zum Ende derWintersaison Prozent, die nicht Ski fahren, Die Menschen sind ja kreativ. b eg a nn u nd z e i t g leich m it d er die aber im Winter vielleicht Zwischensaison endete. Jetzt ist auch gerne urlauben möchten. D ie n euen A bs t andsr e g e ln b edas anders. Die WintertourisUnd dann muss ich überlegen: deuten oft weniger Kunden und musorte wissen nicht, wie es Wie sind meine Winterwanderw e n ig e r U ms a tz p r o Z e i t e inheit . w e i t e r g e h t. S i e s itz e n w ie d as w e g e , m eine L oipen b einander , I s t d as n ur e in M eng e npr o blem oder reicht das tiefer? wie ist mein Skitourenangebot,Kaninchen vor der Schlange, sie zählt als: 4 Clips, erschienen in: Steiermark gesamt (Weiz, Ennstal, Graz, Leoben, Murtal, Mürztal, Süd-, Südwest-, Südost, - Ost-, Weststmk) mein Brauchtumsangebot, meisind paralysiert und erschöpfen Zum eigenen Gebrauch nach §42a UrhG. Digitale Nutzung gem PDN-Vertrag des VÖZ voez.at. Anfragen zum Inhalt und zu Nutzungsrechten bitte an den Verlag (Tel: 0316/875*0). Es geht um mehr. Die Anbieter Pressespiegel Seite 16 von 48

stehen vor der Wahl, mit einigen Anpassungen so weiterzum achen w ie b isher , o der i hr G eschäft radikal umzudrehen. Es ist ja zum Beispiel nicht gesagt, dass alle Hotelgäste im Frühstücksraum frühstücken müssen. Warum können nicht alle im Zimmer frühstücken? Dazu muss ich aber mein Service umstellen, vielleicht Frühstücksp a k e t e a nbiet e n. O der: W e n n ich einen Seminarraum habe und weiß, dass mindestens ein Jahr lang keine Seminare stattfinden, dann muss ich diesen Raum anders nützen. Zum Beispiel als Virtual-Reality-Raum. Dort spiele ich dann ein 3D-Video von der Bärenschützklamm e in, w e i l d ie L eu t e s ich m it i hren Kindern dort momentan nicht hintrauen.

V i d e o : W i e T o u r i s t e n d i e S t e i e r m a r k s e h e n K l e i n e - Z e i t u n g - A p p k l e i n e z e i t u n g . a t

Wolfgang Eltner im Intervi e w mi t Er ns t Sittinger: „Après-Ski?Das wird nicht gehen. Vielleicht muss man das nach draußen verlagern.“ Unten: Eltner al s Go lf er FUCHS (2), PRIVAT

Zur Person

Wolfgang Eltner, geboren 1959 in Judenburg, war von 1997 bis 2002 Geschäftsführer der Steirischen Tourismus GmbH. Seit 2002 ist er geschäftsführender Gesellschafter der eltner marketing services gmbh. Gemeinsam mit Sohn Marco bietet er Unternehmens- und Tourismusberatung an. Betreut werden Projekte für nachhaltigen Tourismus, Digitalisierung, Promotions sowie für Rad- und Wanderwege.

von Ischgl und St. Wolfgang herum. Kann man sich überhaupt davor schützen, zum nächsten Corona-Hotspot zu werden? Es ist wichtig, der Wahrheit ins Auge zu schauen. Die lautet: Es

Corona wäre dann der Auslöser tive Beispiele, etwa das klimaist ein Ritt auf der Rasierklinge. für ein moderneres und breiteres, neutrale Boutiquehotel StadtNiemand kann heute sagen, wo wohl auch flexibleres Angebot. h alle i n W i e n, g e f ührt v o n d er d ie K r a nkheit a ls N ächst e s a us

Es geht darum, sich rechtzeitig Hoteliers-Obfrau Michaela bricht – kein Hotel, kein Ort,

Alternativen zu überlegen. Reitterer. Dort gibt es für jedes keine Region. Niemand ist da

Denn es wird keine Zeit „nach Nachhaltigkeitsziel ein eigenes vor gefeit, denn das ist vielen

Corona“ geben. Die Krankheit Themen-Zimmer. Zufälligkeiten unterworfen. wird vielleicht beherrschbar Auch wenn das Risiko in Östersein durch eine Impfung, aber Die sowieso dünne Eigenkapireich durch rechtzeitige restrikdahinter lauert ja mit dem Klitaldecke vieler Betriebe könnte tive Maßnahmen gottlob minimawandel die viel größere Gehinderlich sein. miert ist, muss sich jeder mit f a h r . M an m us s s ich n ur u mseD as h a t g a r n icht i mmer n ur m it d em T h e ma G äst e -S i cher h eit hen: Steinschlag in der TschepGeld zu tun. Wenn die Leute im offensiv auseinandersetzen. paschlucht und in der EisrieZimmer frühstücken, ist das ein Dabei gilt: besser zu viel als zu senwelt, drei Tote in der Bärenrelativ geringer Aufwand. Man wenig. schützklamm, Murenabgänge muss sich einfach eingestehen: in Bad Gastein. Da wird buchD as G eschäf t w ir d s ich d r a maIm Urlaub geht es auch ums stäblich kein Stein auf dem antisch ändern. Darauf muss man W o h lf ü hlen. D as i s t j a e inig e rmaderen bleiben. Mobilität oder reagieren, mit Digitalisierung ßen in Gefahr, wenn ständig die

Energieeffizienz sind Themen, und mit smarten Ideen. M ö g lichk e it e iner A ns t e c kung i m m it d enen s ich n och z u w e n ig e H int e r g rund l auer t . Deshalb müssen die Angebote In den Orts- und Regionalverin der Branche ernsthaft auseizählt als: 4 Clips, erschienen in: Steiermark gesamt (Weiz, Ennstal, Graz, Leoben, Murtal, Mürztal, Süd-, Südwest-, Südost, - Ost-, Weststmk) bänden geistern die Gespenster nandersetzen. Es gibt aber posiZum eigenen Gebrauch nach §42a UrhG. Digitale Nutzung gem PDN-Vertrag des VÖZ voez.at. Anfragen zum Inhalt und zu Nutzungsrechten bitte an den Verlag (Tel: 0316/875*0). unbedingt weiterentwickelt Pressespiegel Seite 17 von 48 werden. Das Urlaubsgeschäft lebt von der Beziehung und der Begegnung zwischen Gastgeber und Gast. Aber ich kann ja beispielsweise eine Zoom-Konferenz mit der Rezeptionistin machen, ich muss nicht mit jedem Anliegen persönlich zur R e z e p tion g e h en. O der i ch muss den Yoga-Kurs nicht mit zehn Leuten unten im Saal machen. Die Yogalehrerin soll ein Video aufnehmen und dann übt halt jeder in seinem Zimmer.

´Sind die Menschen beim Wahrnehmen touristischer Angebote vorsichtiger geworden? Auf jeden Fall. Die Anbieter sollten deshalb proaktiv hinausgehen und ihren Kunden mitteilen, was sie sich auf der Seite d er S i c her h eit u nd a uf d er S eit e des Angebots neu überlegt haben. Es wird nicht reichen, dass man defensiv in seinem Hotel s itzt u nd e inf a ch d ar a uf h o f f t , dass einen der nächste Schuss nicht erwischt. Seite: 2/2

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