Chancen und Möglichkeiten von Absolventen von Gestaltungshochschulen (2013)

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Chancen und Mรถglichkeiten von Absolventen von Gestaltungshochschulen Kurz-Umfrage Agenturen (2013)

Hrsg. Prof. Robert Paulmann, corporate identity institut Februar 2013

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Inhalt

Zur Umfrage 3 Zusammenfassung 4

Ergebnisse

1.1 Gehälter (Regionen, Städte) 1.2 Gehälter (Prozentuale Verteilung) 2 Einstellungen (Praktika, Fest, Frei) 3 Relevanz Abschluss (Art, Note) 4 Zusatzqualifikationen (Über die Mappe hinaus) 5 Kommentare

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7 8 9 10 11 12


Zur Umfrage

Ausgangspunkt für die erste Umfrage dieser Art vor drei Jahren war eine rege Diskussion zu einem stern«-Bericht, der mit vollkommen unrealistischen Aussagen zu den Gehältern von Designern aufwartete. Dieses mehr als schiefe Bild galt es damals geradezurücken. Heute interessiert uns, was in der Zwischenzeit passiert ist: ist die Situation vergleichbar, hat sie sich gebessert oder aber verschlechtert? Oder anders ausgedrückt: wie sieht heute die wirtschaftliche Situation von Absolventen zu Beginn ihres Berufslebens aus. Die Diskussion um Gehälter hat 2010 sehr viele Studierenden von Gestaltungshochschulen aufgeschreckt. Und auch heute sind sich leider immer noch nicht alle Studierenden darüber im Klaren, dass nach dem Studium nicht automatisch ein interessanter und gutdotierter Arbeitsplatz auf jeden Absolventen wartet. Dozenten werden oft nach angemessenen Anfangsgehältern gefragt, auf was bei der Bewerbung zu achten ist etc. Dies betrifft auch mögliche Praktika während des Studiums. Hieraus ist ein kurzer Fragebogen entstanden. 51 Agenturen haben sich die Mühe gemacht und geantwortet. Hierfür noch einmal einen herzlichen Dank!

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Es ging uns bei dieser Umfrage NICHT darum, einfach nur ein realistisches Bild der Gesamt-Situation zu erstellen. Dass diese nicht besonders rosig aussieht, ist allen Beteiligten bekannt. Vielmehr sollte dargestellt werden, was (aus unserer Sicht) gute, seriöse und faire Arbeitgeber Absolventen zahlen und von ihnen verlangen. Absolventen die sich hierüber im Klaren sind, werden es leichter haben, sich zu orientieren und u.a. ihr Studium entsprechend auszurichten. Eines muss den Studierenden bewusst sein: die von uns angeschriebenen Agenturen gibt es nicht wie Sand am Meer. Das bedeutet, dass überhaupt nur ein Teil der Absolventen die Gelegenheit bekommen wird, einen dieser interessanten und fair bezahlten Arbeitsplätze zu bekommen. Welche Kriterien neben einer hervorragenden Mappe hierbei eine zentrale Rolle für die Auswahl spielen, haben wir ebenfalls abgefragt und unter Punkt 4 »Zusatzqualifikationen« kurz dargestellt.


Zusammenfassung Chancen, Abschlussart, Note Gute Chancen für Praktika während des Studiums.

Abschluss ist relevant, Note jedoch weniger, Hochschule wird wichtiger.

70% (2010: 76%) der befragten Agenturen stellen im laufenden Jahr Praktikanten ein und suchen meist auch aktiv nach Bewerbern. Hierbei handelt es sich in den meisten Fällen um Praktika während des Studiums. Absolventen werden in der Regel nicht Praktika angeboten.

Im Zuge der Einführung des Bachelor-/Master-Systems besteht auf Seiten der Absolventen als auch der Agenturen nachwievor eine gewisse Unsicherheit in Bezug auf den Wert der neuen Abschlüsse. Die Aussagen der Agenturen hierzu sind eindeutig: viele bevorzugen den Master und halten Bachelor-Absolventen für noch nicht »fertig ausgebildet« – aber für die letztendliche Auswahl der Bewerber ist die Art des Abschlusses nicht entscheidend: nur 27% der Agenturen halten der Abschluß für relevant.

Situation für Absolventen ist besser geworden.

Im Vergleich zu 2010 sieht die Situation für Absolventen bei der Suche nach einem festen Anstellungsverhältnis besser aus: 56% (2010: 36%) der befragten Agenturen haben für 2013 Festanstellungen geplant bzw. bereits durchgeführt. Die Möglichkeit, als freier Mitarbeiter für Agenturen zu arbeiten bietet hingegen wenig Spielraum: nur 32% der Agenturen beschäftigen 2013 Absolventen in diesem Bereich.

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Ein ähnliches Bild bei der Relevanz der Abschlußnote: nur 15% halten sie für bedeutsam. Wesentlich wichtiger sind die präsentierten Arbeiten sowie die soziale Kompetenz und insbesondere die Praxiskenntnisse (näheres hierzu unter Punkt 4 »Zusatzqualifikationen«). Im Gegensatz zu 2010 scheint der Ruf der jeweiligen Hochschule wichtiger zu werden. Für immer mehr Agenturen ist dies ein Kriterium.


Zusammenfassung Gehälter, Nord-Süd-Gefälle Einstiegsgehälter sind sehr niedrig.

Das durchschnittliche jährliche Brutto-Anfangsgehalt für Absolventen von Gestaltungshochschulen beträgt 26.796,00 € (2010: 25.580,00 €). In Anbetracht des durchschnittlichen Anfangsgehalts in Höhe von 33.000,00 € (2010: 35.040,00 €) für Hochschulabsolventen im Bereich »Medien«* ist dies eine ernüchternde Erkenntnis. Absolventen von Gestaltungshochschulen rangieren damit am unteren Ende der allgemeinen Absolventen-Gehaltsskala.

Praktika werden relativ gut bezahlt.

Mit durchschnittlich 497,00 € (2010: 466,00 €) werden Praktika im Bereich Design relativ gut bezahlt. Im Vergleich zum allgemeinen Durchschnittswert von 512,00 € (2010: 535,00 €*) kann hier von einer noch akzeptablen Situation gesprochen werden.

Nord-Süd-Gefälle.

Bei den Gehältern für Festangestellte macht sich, wie auch schon bei der Umfrage 2010, ein Nord-Süd-Gefälle bemerkbar. Während im Norden durchschnittlich 2.179,00 € gezahlt werden, so liegt diese Zahl im Süden höher: 2.361,00 €. Bei den Praktika ergibt sich jedoch ein entgegengesetztes Bild: im Norden wird ein Praktikum mit 534,00 € und mit lediglich 462,00 € pro Monat im Süden entlohnt. * »alma mater Gehaltsstudie 2012« Einstiegsgehälter von Hochschulabsolventen.

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Ergebnisse

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1.1 Gehälter Städte, Regionen

470 € 2033€

Hamburg

-€ 2200€

Bremen

490 € 2130 €

Berlin Münster

500€ 2366€ 562€ 2150€

Bochum Essen Düsseldorf Köln

Wiesbaden Mainz

416€ 2500 €

456€ 2268€

Frankfurt Darmstadt

Stuttgart

München

7

516€ 2316€


1.2 Gehälter Prozentuale Verteilung

Praktikumsvergütung (während des Studiums) Durchschnittlich 497,00 €

33% 30% 27% 24% 21% 18% 15% 12% 09% 06% 03%

Anfangsgehälter (brutto) Durchschnittlich 2.233,00 €

300€

350€

400€

450€

500€

550€

600€

650€

700€

750€

800€

1000€

1700€

1800€

1900€

2000€

2100€

2200€ 2300€ 2400€ 2500€ 2600€

2700€

2800€ 2900€ 3000€

30% 27% 24% 21% 18% 15% 12% 09% 06% 03%

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2 Einstellungen Praktika, Fest, Frei Die Situation für Praktikumsbewerber während des Studiums sieht relativ gut aus, da 70% (2010: 76%) der Agenturen Praktika anbieten. Für Absolventen stellt sich die Situation deutlich schlechter dar, da nur 56% (2010: 36%) der Agenturen ud Büros Festanstellungen für 2013 geplant haben. Dies betrifft auch die freie Tätigkeit für Agenturen.

Nein

30%

70%

Ja

Bieten Sie 2013 Praktika während des Studiums an?

42%

8

23%

Nein

44%

56%

32% Nein

9

68%

Ja

Bieten Sie 2013 Festanstellungen für Absolventen an?

Ja Stellen Sie 2013 Absolventen als Freie Mitarbeiter an?


3 Relevanz Abschluss Art, Note Hoch

Auch wenn viele der befragten Agenturen dem Bachelor-Abschluss gegen端ber eher skeptisch sind und den Master bevorzugen, so spielt die Art des Abschlusses bei der Auswahl meist eine untergeordnete Rolle.

15%

Gering

19%

66%

Mittel

Ist die Art des Abschlusses (Bachelor, Master, Diplom) relevant?

Gleiches gilt f端r die Abschlussnote: sie wird zwar als positives Indiz gewertet, entscheidend sind aber vor allem die Arbeiten des Bewerbers sowie seine Zusatzqualifikationen (s. Punkt 4). Hoch 27% Ist die Abschlussnote relevant? Gering

57% 16%

29%

10

Mittel


4 Zusatzqualifikationen Über die Mappe hinaus Was erwarten Agenturen von Bewerbern im Bereich Gestaltung? Kreativität und eine hervorragende Mappe vorausgesetzt haben sich nebenstehende Aspekte als besonders wichtig heraus kristallisiert.

1 Praxiserfahrung 2 Soziale Kompetenz 3 Engagement, Lernbereitschaft, Begeisterungsfähigkeit 4 Off- und Online-Kompetenz 5 Persönlichkeit 6 Strategisches/konzeptionelles Denken 7 Fremdsprache 8 Offenheit 9 Präsentationsvermögen 10 Eigene Projekte 11 Auslandsaufenthalte 12 Selbstständigkeit 13 Neugier

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5 Kommentare

Einige der Befragten haben sich die Zeit genommen, einen Kommentar zur Situation abzugeben. »Wir stellen leider vermehrt fest, daß das Bachelor-Studium nicht genügend Grundlagen lehrt, bzw. viele Schulen die Fächerauswahl zu breit aufgestellt haben und Grundlagen gar nicht unterrichtet werden. So können die Absolventen von allem ein wenig, beherrschen aber keine saubere Typographie, haben kein Gefühl für Rastersysteme... etc. Wir empfehlen dann im Vorstellungsgespräch dringend ein Masterstudium dranzuhängen, um später auch an die „guten“ Jobs zu kommen. Von manchen Schulen kann man fast blind alle nehmen, von anderen nicht mal zum Praktikum. Das ist vor allem für die Studenten dramatisch, weil man ja bei der Wahl des Studienplatzes noch nicht weiß, worauf es später ankommt.«

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»Es wäre schön, wenn die Institute sich ihrer Verantwortung gegenüber den Studierenden und den künftigen Arbeitgebern bewusst werden. Viele Bewerbungen (auch mit Note 1) sind so schlimm, dass die Ausbildungsstätte sich schämen müsste. Auch die Verkürzung der privaten Ausbildung auf 3–3,5 Jahre rührt aus einem unqualifizierten Wettbewerb zu Lasten der Ausbildung. Ich habe den Eindruck, dass in der Ausbildung der monatliche Umsatz (an Privatschulen) wichtiger ist, als die Qualität, die die Schulen verläßt. Selbst einfachste Arbeiten werden kaum fehlerfrei getan. Das schadet kurzfristig unserer Branche und langfristig der Schule selbst, wenn die Absolventen keine Akzeptanz mehr finden. Die Abgrenzung zwischen Mediengestaltern und studierten GrafikDesignern sollte sich in der Qualität zeigen. Und zwar bei der Mehrheit der Absolventen, und nicht bei der Minderheit.«

»Die Branche ist derzeit extrem im Umbruch – darauf sollten sich die Absolventen einstellen und Antworten parat haben.« »Wir beobachten, dass ein Bachelor-Abschluss für den Berufseinstieg in der Regel nicht ausreicht, und trauern dem guten alten Diplom etwas hinterher.« »Es wäre hilfreich, wenn die Studenten eigene Formulierungen über ihre Motive, Wünsche oder der Haltung zum Design oder der Gegenwart in den Bewerbungen hätten.« »Wir wünschen uns mehr Bewerber mit richtig guten Mappen die on- und offline gut gestalten können und die Techniken, die hinter den Medien stehen, verstehen.« »Die Kürze des Studiums ist meistens ein Hinweis auf mangelnde, unzureichende Qualifikation und Reife. Wir bevorzugen ein Studium von 10 bis 12 Semestern inkl. ein bis zwei Praktika oder Auslandssemestern«


Agenturen Teilnehmer der Umfrage 3st kommunikation

Fazit Design

Scholz & Friendy Identify

804©

Gute Botschafter

Short Cuts

Adler & Schmidt

heithoff identity

Stan Hema

Atelier Löwentor

Interbrand

Standard Rad.

Becker Späth

kleiner & bold

Strichpunkt

Bergwerk

KMS TEAM

thjnk

branding06

Knoedgen

trafodesign

Brandoffice

NODESIGN

Uniteddesignworkers

Bucan Design

Novamondo

Vetter

büro uebele

Oktober Kommunikationsdesign

via roeper

dan pearlman

Pentagram Berlin

wirDesign

Edenspiekermann

Peter Schmidt Group

ZWO

Eiga Design

Plex GmbH

u.a.

elephantseven

Q Kreativgesellschaft

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Kontakt

corporate identity institut

Prof. Robert Paulmann Fachhochschule Mainz HolzstraĂ&#x;e 36 55116 Mainz info@ci-in.de www.ci-in.de

Das corporate identity institut wird geleitet durch Prof. Robert Paulmann und kooperiert eng mit dem Fachbereich Gestaltung der FH Mainz. In dieser Form versteht sich das Institut zum einen als Ergänzung des Lehrbetriebs, zum anderen als Arbeits- und Kommunikationsplattform fßr externe Experten und Interessierte.

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Š 2013, corporate identity institut

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