CIS.doc # 02
Züco Design Contest Styria´s next Chair Designer
Teilnehmer
–Manfred
–Marion Wicher &
Wolff-Plottegg
Ruth Berktold
–Benjamin & Markus Pernthaler
–Andreas Weirer
–Petrus Gartler –Georg Mähring & Rolf Seifert
Seite 03
Züco Design Contest
Vorworte
Foto: Jorj Konstantinov
Christian Buchmann Foto: Harry Schiffer
LANDESRAT für Wirtschaft und Innovation
Eberhard Schrempf GESCHÄFTSFÜHRER DER CREATIVE INDUSTRIES STYRIA GMBH
Ob der Sessel einst in der Steiermark erfunden wurde, ist zugegebenermaßen mehr als fraglich. Der Grazer Architekt Manfred Wolff-
“
A chair is a very difficult object. A scyscraper is almost easier.
”
Ludwig Mies van der Rohe
Plottegg hat so seine eigene Theorie über den Ursprung des Stuhls (siehe Seite 16). Gerade er zeichnet nun aber dafür verantwortlich, dass die Neu-Erfindung des Sessels tatsächlich steirisch verankert sein könnte. Wolff-Plottegg ist Gewinner des soeben zu Ende gegangenen „Züco Es war Mitte 2009, als Vertreter der Schweizer Firma Züco mit dem
Design Contests“ der Creative Industries Styria (CIS), und sein Ent-
Vorschlag an uns herantraten, eine Firmenpräsentation in der Stei-
wurf ist ebenso simpel wie genial. Mit seiner kurios anmutenden Idee,
ermark durchzuführen. Als ich im Zuge des Gesprächs die Idee ins
auf zwei der üblicherweise vier Sesselbeine zu verzichten und dieses
Spiel brachte, gemeinsam mit Züco einen Design Contest für Sitz-
Konzept in einem Stuhlentwurf zu verdichten, bewies er neben großer
möbel unter steirischen Kreativen auszurufen, fand ich mich anfangs
Spielfreude im Designprozess vor allem eines: Mut zur Innovation. Und
selbst inmitten zweier Stühle wieder: einem bequemen Loungesessel
liefert damit ein Innovationsbeispiel, das Mut macht. Dafür, wie wich-
mit der Aufschrift „Potenzial“ und einem klapprigen Dreibeiner mit
tig Einfallsreichtum und Kreativität heute meist immer noch sind.
dem Label „Wagnis“. Einen Contest dieser Art und Größe, mit einem internationalen Partner dieses Renommees hat es schließlich hierzu-
„Innovation serienmäßig“ nennt sich die Strategie des Wirtschafts-
lande noch nicht oft gegeben – und stellte auch für die Creative In-
ressorts des Landes Steiermark, die sich zum Ziele gesetzt hat, die
dustries bislang unbesetztes Neuland dar. Das Experiment „Züco
Steiermark zur Meisterin der am Markt umgesetzten Innovationen zu
Design Contest“ wurde auch dadurch nicht kleiner, dass wir von An-
machen. Selten zuvor wurde diese Strategie so erleb- und be-sitz-bar
fang an den Casting-Charakter publikumswirksamer TV-Formate
gemacht wie in diesem Fall mit dem Siegermodell des Züco Design
à la Germany’s Next Topmodel als integralen Bestandteil des gesamten
Contests, der von der Creative Industries Styria initiiert und koordi-
Wettbewerbs betonten. Umso mehr freut es mich, wenn ich heute nach
niert wurde. Die CIS ist eine vom Wirtschaftsressort initiierte und un-
Ablauf des Contests auf die Ergebnisse dieses „Experiments“ blicke.
terstützte Netzwerkgesellschaft, die das heimische Stärkefeld der Kre-
Die hochinnovativen Final-Entwürfe der Teilnehmer, allen voran der
ativwirtschaft fördert und forciert. Eine Wirkung, die sich hier gleich
radikale Ansatz des Gewinners, sind lebendiger Beweis für die bro-
doppelt entfaltete: Neben der Neuheit des Produkts umfasst die Inno-
delnde Betriebsamkeit des steirischen Kreativ-Labors. Die prämierten
vationsleistung auch das Feld „neue Märkte“. Schließlich stammt der
steirischen Architekten und Designer sind freilich nicht die einzigen
Kooperationspartner dieses Design-Wettbewerbs, die höchst renom-
Gewinner dieses Contests. Dazu zähle ich auch die Firma Züco, die
mierte Sitzmöbel-Manufaktur Züco, aus der Schweiz, wo der Prototyp
mit ihrer Entscheidung für das Siegermodell unternehmerischen Mut
Wolff-Plotteggs gerade die Serienreife erlangt. Ich gratuliere allen Be-
jenseits reiner Marktlogik bewiesen hat. Allen Beteiligten spreche ich
teiligten dieses Contests zum großartigen Gelingen und wünsche wei-
meinen persönlichen Dank aus.
terhin gedeihliches Netzwerken und Innovieren; für die Zukunft viel Erfolg bei der Umsetzung der Innovationen!
Der große Erfolg bestätigt schließlich auch den eingeschlagenen Weg der Creative Industries Styria als Missing Link zwischen Kreativen und Unternehmen und verleiht uns Schwung für die kommenden Projekte dieser Art. Etwa wenn sich die CIS mit dem nächsten Partner aus der Wirtschaft auf die Suche begibt nach „Styria’s Next … Designer“ – welches Objekt auch immer Gegenstand des nächsten Calls wird, auf eines ist auch künftig Verlass: die (wert)schöpfende Kraft heimischer Kreativköpfe.
Seite 04
Züco Design Contest
Die Ausschreibung
Seite 05
Züco Design Contest
Die Ausschreibung
Der Contest
Die Ausschreibung GF Roland Zünd, Präsentation am 9. November 2009 im Haus der Architektur
tekten entworfen hatten. Und schon im ersten Gespräch materialisierte sich der formlos und ungezwungen eingeleitete Funkenflug zu einem sehr konkreten Projekt: ein DESIGN CONTEST sollte ins Leben gerufen wer-
Der Funke
den, noch konkreter: der ZÜCO DESIGN CONTEST. Der Plan: Die Creative Industries Styria tritt in ihrer
Am Anfang war der Funke, der übersprang. Die Initi-
Funktion als Netzwerkgesellschaft zur Förderung und
alzündung geriet zum Funkenflug. Ein Beweis für die
Entwicklung der steirischen Kreativwirtschaft als Ko-
Dichte und Leistungsfähigkeit des CIS-Netzwerks. Der
operationspartner von Züco bei der Umsetzung des Pro-
Grazer Architekt Martin Krammer, in seiner dama-
jekts auf; weiters wird das Haus der Architektur (HDA),
ligen Funktion als Vorsitzender des Kuratoriums des
vertreten durch Martin Krammer, eingebunden.
“ Ich denke, da fällt uns noch etwas Besseres ein. ” Martin Krammer
HDA Graz, traf im Sommer 2009 im Rahmen einer Ex-
sowie in deren Verarbeitung wird dieses Produkt den
Steiermark möchten die Auslober speziell steirischen
kursion auf Bernd Naprudnik, Österreich-Manager der
ArchitektInnen und DesignerInnen die Möglichkeit
Schweizer Firma Züco Bürositzmöbel. Dieser erzählte
Die Ausschreibung
hochwertigen Ansprüchen von Züco entsprechen. In einem mehrstufigen Auswahlverfahren sollen gemeinsam
geben, ihre Qualitäten unter Beweis zu stellen und
Krammer von den Bestrebungen des Unternehmens,
Der Schweizer Möbelhersteller Züco, die Creative In-
mit dem Hersteller Züco Entwürfe für einen Stuhl er-
ihre Arbeiten in einem internationalen Kontext zu
die Marke Züco noch stärker im hochwertigen, design-
dustries Styria (CIS) und das Haus der Architektur
stellt, diskutiert und weiterentwickelt werden. In drei
präsentieren.
orientierten Segment zu positionieren. Weiters von sei-
Graz (HDA) veranstalten gemeinsam einen Design-
Workshops werden konkrete Konzepte und Entwürfe
nen Plänen, eine Präsentation der Züco-Produktpalette
Contest mit dem Ziel, einen/eine steirische/n Architekt
erarbeitet. Die Workshops, die unter der Leitung des
in Graz durchführen zu wollen. „Ich denke, da fällt
In/DesignerIn auszuwählen, der/die gemeinsam mit der
Züco-Geschäftsführers und Designers Roland Zünd
uns noch etwas Besseres ein“, lud Krammer den Züco-
Firma Züco einen Prototypen für ein Sitzmöbel entwi-
stattfinden, dienen einerseits der kritischen Betrach-
Manager spontan ein, an die Creative Industries Styria
ckelt, welches in weiterer Folge auch Serienreife erlan-
tung der Entwürfe und andererseits der Weiterbil-
Entwicklung eines Prototyps für einen Büro- oder
dung der Teilnehmer am Projekt.
Home-Office-Sessel mit Drehfuß, höhenverstellbar
Gegenstand des Contests
heranzutreten. Um gemeinsam über mögliche Projekte
gen sollte. Um die Position von Züco als Hersteller im
nachzudenken.
designorientierten, qualitativ hochstehenden Segment zu stärken, soll das Züco-Sortiment im Lounge-, Kon-
Nach jedem Workshop wählt die Jury jene Teilnehmer
Armlehnen gebaut werden können. Die Entwicklung
In einem Meeting stellten Bernd Naprudnik und Züco-
ferenz- sowie im Drehstuhlbereich mit einer umfassen-
aus, die im Contest verbleiben. In einem ersten Schritt
der Mechanik wird nicht als Kriterium gewertet. Ein
Geschäftsführer Roland Zünd dem Geschäftsführer
den Entwicklung ergänzt werden. Wichtig dabei ist die
wird die Jury anhand der eingereichten Unterlagen
passender Konferenzsessel soll gemäß Material- und
der CIS, Eberhard Schrempf, das Pilotprojekt 4plus
Eigenständigkeit sowie die Anmutung eines hochwerti-
maximal 12 Teilnehmer auswählen, denen die Mög-
Farbkonzept mitentwickelt werden. Die unterschiedli-
vor, eine Kooperation von Züco mit vier Architekten,
gen Produkts, das in allen Managementbereichen ein-
lichkeit offensteht, in weitere Runden des Contests zu
chen Ausführungen können als eine Art Baukastensys-
gesetzt werden kann. In der Qualität der Materialien
gelangen. Durch die Teilnahmebeschränkung auf die
tem gedacht werden.
die gemeinsam Büromöbel von Architekten für Archi-
mit oder ohne Rollen. Der Entwurf soll mit oder ohne
Seite 06
Züco Design Contest
Der Contest
Seite 07
Züco Design Contest
Die Ausschreibung
Jury Roland Zünd Züco Bürositzmöbel AG, Geschäftsführung
Dr. Bernd Naprudnik (Züco Bürositzmöbel AG, Züco Österreich)
Arch. DI Danijela Gojic (GS architects, Vorstand H aus der A rchitektur)
Arch. Martin Krammer (I nnocad)
DI Gerhard Heufler (Designer, Studiengangsleiter FH Joanneum – I ndustrial Design)
Züco-Firmenpräsentation und Bekanntgabe der Nominierten im Haus der Architektur
Call for entries Interessenten reichten bis zum 2. November 2009 folgende Unterlagen ein: 1 Blatt im Format DIN A2 mit einer Annäherung an das Thema „Stuhl“. Diese Annäherung
erfolgen. Darüber hinaus ist auf dem Blatt eine aussa-
Procedere – Das Casting
gekräftige Selbstvorstellung vorzunehmen. Der Einrei-
In seinem Ablauf war der Wettbewerb stark an das Vor-
muss in Bild (Skizzen, Pläne, Renderings oder andere Visualisierungen), ergänzt durch eine Beschreibung,
chung ist eine CD mit dem Blatt im Format AdobeAc-
bild internationaler, TV-bekannter Casting-Shows ange-
robat-pdf beizulegen. Alle Unterlagen sind mit Namen
lehnt – daher der programmatische Untertitel: „Styria’s
und Adresse, Telefonnummer und E-Mailadresse und
next Chair Designer“. Das Prinzip: In jeder Runde des
dem Wortlaut „Züco Design Contest“ zu versehen.
vierstufigen Wettbewerbs mussten sich Teilnehmer verabschieden. Von den zu Beginn elf einreichenden Krea-
Wer kann Teilnehmen?
shop in die Schweiz an. Im Jänner 2010 wurde in Graz
ArchitektInnen, deren Firmensitz sich in der Steier-
falls in Graz der Gewinner gekürt wurde. Jede Runde
mark befindet. DesignerInnen, deren Firmensitz sich in
wurde intensiv von der Firma Züco begleitet.
tiven traten Ende des Jahres sechs die Reise zum Workauf drei reduziert, aus denen schließlich im März eben-
der Steiermark befindet. AbsolventInnen der Fakultät für Architektur der TU Graz und des Fachhochschul-
Der Qualitätsanspruch stand im Vordergrund. Anreiz
studiengangs Industrial Design der FH Joanneum, so-
und Benefit für die TeilnehmerInnen waren ein Know-
fern sie ihren Hauptwohnsitz in der Steiermark haben.
how-Gewinn im Bereich Büromöbelentwicklung und
Teams sind zugelassen, wobei mindestens eine Person
-erzeugung. Weiters bestand zu Beginn des Contests die
innerhalb des Teams die Teilnahmebedingungen er-
Absicht, den zur Serienreife entwickelten Prototypen
füllen muss. Diese Person muss als „Teamleader“ in
des Siegermodells auf der Mailänder Möbelmesse zu prä-
der Bewerbung klar ersichtlich sein und genannt wer-
sentieren. Aufgrund der Absage des Office-Bereichs in
den. Der Nachweis der Teilnahmeberechtigung ist von
Mailand entschied man sich im Verlauf des Wettbewerbs
den Teilnehmern selbst zu erbringen und den Bewer-
alternativ für die Präsentation im Rahmen der Orgatec
bungsunterlagen beizulegen.
2010 in Köln.
Teilnehmer: Benjamin Pernthaler, Marion Wicher, Andreas Weirer, Manfred Wolff-Plottegg, Petrus Gartler, Markus Pernthaler, Georg Mähring (v.l.), Mitte: Roland Zünd
Seite 08
Züco Design Contest
Der Prozess
Der Prozess
Seite 09
Züco Design Contest
Der Prozess
Showdown – die Entscheidung 5. März 2010
Die verbliebenen Teilnehmer formulieren ihre Entwürfe aus – inklusive technischer Details, Material- und Farbkonzept etc. Nach einer Präsentation der drei Finalisten im Grazer Hotel Daniel findet die entscheidende Jurysitzung statt. Gewinner: Manfred Wolff-Plottegg. Die beiden Zweitplatzierten: Markus und Benjamin Pernthaler sowie Marion Wicher und Ruth Berktold.
Präsentation im Designmonat Graz 21. Mai 2010
Der Prototyp des Siegermodells wird im Rahmen einer Veranstaltung des „Designmonat Graz 2010“ im Grazer Lendloft einer breiten Öffentlichkeit vorgestellt. Auch Entwürfe der beiden anderen Finalbeiträge werden gezeigt. In diesem Zusammenhang erscheint auch die vorliegende Publikation, die den gesamten Prozess dokumentiert.
Präsentation der sechs Finalisten
Finale Präsentationen am 5. März 2010 Präsentation von Manfred Wolff-Plottegg
9. November 2009
In einer Jurysitzung mit Vertretern von Züco, gen sechs Teilnehmer ausgewählt, die sich
Präsentation Orgatec in Köln
für das Finale des Design Contests qualifi-
26. bis 30. Oktober 2010
CIS und HDA werden aus den 11 Einreichun-
zieren. Die Bekanntgabe erfolgt im Rahmen Erste Jurysitzung am 9. November 2009
Der professionell ausformulierte Prototyp
einer Züco-Firmenpräsentation im HDA.
des „Vorläufers“ wird auf der Büromöbelmesse Orgatec in Köln präsentiert. Auch Sichtmodelle der weiteren Finalteilnehmer
Die Ausschreibung – Call for Entries
Workshop in Graz – Optimierung
9. Oktober 2009
15. Jänner 2010
Der Startschuss für „Züco Design Contest –
Präsentation der optimierten Entwürfe so-
Styria’s next Chair Designer“ erfolgt. Desi-
wie Modelle (Maßstab 1:10) der sechs Teil-
gnerInnen und ArchitektInnen aus der Stei-
nehmer im Lendloft in Graz. Jury-Entscheid
ermark werden zur Teilnahme eingeladen.
für drei Endrundenteilnehmer, mit denen
Die Anmeldefrist läuft.
intensiv weiterentwickelt wird.
werden dabei der Öffentlichkeit vorgestellt.
Finale Jurysitzung am 5. März 2010
Seite 10
Züco Design Contest
Seite 11
Workshop 1
Workshop 1
Styria meets Swiss
Züco – Die Firma Züco Bürositzmöbel AG mit Sitz in Rebstein (CH) nahe der österreichischen Grenze ist Qualitätshersteller von hochwertigen Konferenz-, Lounge- und Bürositzmöbeln. Schweizer Handwerkskunst trifft auf hohe Designansprüche. Rund 50.000 Sitzmöbel werden jährlich produziert. Der Umsatz lag 2009 bei rund 18 Mio. CHF. Derzeit rund 60 Mitarbeiter. Seit 1998 ist Züco Teil der deutschen DauphinGruppe, einem Global Player in Familienhand. Roland Zünd, Enkel des Firmengründers und seit 1998 Züco-Geschäftsführer, hat sich für die Zukunft ehrgeizige Ziele gesetzt: Festigung der Marktposition im Topsegment, vergleichbar mit den hochwertigsten Schweizer Uhren.
– der Workshop in Rebstein (CH) “ Einen Sessel zu designen gehört zu den zugleich einfachsten und schwierigsten Aufgaben für einen Designer. “ Markus Pernthaler
die selbst gestellten Ansprüche der Contest-Teilnehmer hoch. Die Grazer Architektin Marion Wicher: „Für mich gehört ein Bürostuhl ja zu den unsexysten Dingen auf der Welt, die Modelle ähneln sich stark. Das Ergonomische wird dabei oft als Ausrede für schlechtes Design ins Treffen geführt, das lasse ich nicht gelten. Mein Entwurf soll den Bürostuhl zu einem Fetisch machen, zu einem echten Objekt der Begierde.“ Fast schon abstrakt dagegen der Ansatz
Es war wohl die vorentscheidende Phase des Wettbewerbs und zu-
des Grazer Architekten Markus Pernthaler, der im Kreativ-Team
gleich der lehr- und erkenntnisreichste Teil des Contests: der Besuch
mit seinem Sohn Benjamin, Design-Student an der FH Joanneum,
der sechs Finalisten bei der Ostschweizer Manufaktur Züco. Ende
ins Rennen ging: „Für mich liegt die Herausforderung darin, dem
November 2009 machten sich die Protagonisten des Design-Wett-
Gewohnten und vordergründig Einfachen nachzuspüren und ihm
bewerbs, begleitet von den Contest-Juroren sowie Vertretern der
Struktur, Form und Sinn zu geben. Einen Sessel zu designen gehört
Creative Industries Styria, auf den Weg nach Rebstein im Schweizer
grundsätzlich zu den zugleich einfachsten und schwierigsten Din-
Rheintal, rund 100 km östlich von Zürich.
gen überhaupt.“
Die Spannung unter den Teilnehmern war ebenso groß wie die Er-
Manufaktur insight! Eine ausführliche Werksbesichtigung unter
wartungen: Würde das Get-together von Designern und Zu-Desig-
der Leitung von Firmenchef Roland Zünd sowie Produktionsleiter
nendem die Möglichkeiten erweitern oder Unmöglichkeiten aufzei-
Norbert Peter gewährte tiefe Einblicke in die Produktionsabläufe
gen? Würde die Einführung in Technik und Ergonomie zeitgemäßer
des Unternehmens. Auf allen Stationen des Züco-Rundgangs wur-
Sitzmöbelproduktion limitieren oder inspirieren? Schließlich waren
den die Grundlagen der Züco-Philosophie sicht- und erlebbar: die
Workshop 1
Seite 12
Züco Design Contest
Seite 13
Styria meets Swiss
Züco Design Contest
Workshop 1
Firmenführung mit Norbert Peter, Gerhard Heufler (v.l.) Handarbeit bei Züco
Wolfgang Schober mit Stuhlkreuz
Verbundenheit zur Tradition, die Liebe zum Handwerk und zu natürlichen Materialien und ganz speziell der Begriff Swiss Quality, der hohen Verarbeitungsstandard verspricht. Die Finalisten des Design Contests konnten sich während ihres ganztägigen Aufenthalts in der Firmenzentrale nicht nur vom Qualitätsbewusstsein des Premium-Anbieters im Bürosessel-, Konferenz- und Lounge-Segment, sondern auch vom internationalen Designanspruch der Marke Züco überzeugen. Die Bezeichnung Manufaktur erhält dabei im Herstellungsprozess
“
Mein Zugang, der vor dem Besuch sehr breit ausgelegt war, ist danach mit Sicherheit enger geworden – aber auch konkreter. Vor allem die Vielfalt der Möglichkeiten, mit unterschiedlichen Textilien zu agieren, hat mich beeindruckt.
buchstäbliche Bedeutung: Polsterstoffe werden gestanzt, hoch-
”
wertige Leder akribisch zugeschnitten, Teile vernäht, Rahmen
Marion Wicher
gebogen, Komponenten verschraubt, ohne technischen Schnickschnack, ohne Computerhightech, 60 Mitarbeiter – viele davon aus der Generation 50 plus – legen Hand an. Einige der Highlights im
die vielfältigen technischen Möglichkeiten, unterschiedliche Ma-
Workflow der Produktionshallen: die Verwendung dampfgeboge-
terialien ohne Sollbruchstellen zu verbinden. Eine besondere Kom-
ner Holzteile und so genannter selbsttragender Textilien, die wie
petenz des Unternehmens stellt die Leder- und Textilverarbeitung
Strümpfe über Rahmenkonstruktionen gezogen werden, sowie
dar. Dabei werden im Falle der Lederverarbeitung ausschließlich
Norbert Peter (Züco), Markus Pernthaler, Marion Wicher, Andreas Weirer (v.l.)
Häute von Kühen aus der Schweiz und dem benachbarten Ausland (Süddeutschland und Österreich) verwendet. Dank qualifizierter Andreas Weirer, Marion Wicher, Petrus Gartler, Barbara Tscherne (v.l.)
Mitarbeiter schafft es das Unternehmen, den Verschnitt des Leders auf unter 20 Prozent zu senken – bei Verwendung bester Quali-
wurden die sechs Entwürfe der steirischen Designer im Rahmen ei-
war, ist danach mit Sicherheit enger geworden – aber auch konkre-
tät. Das Kosten- und Qualitätsbewusstsein zeigt sich auch bei der
nes Workshops diskutiert und – erweitert um die neu gewonnenen
ter. Vor allem die Vielfalt der Möglichkeiten, mit unterschiedlichen
durchdachten Organisation der Produktion: Es werden nur Produk-
Erkenntnisse rund um technische und ergonomische Anforderungen
Textilien zu agieren, hat mich beeindruckt.“ Markus und Benjamin
te auf Bestellung endgefertigt – und damit Lagerkosten minimiert.
– entsprechend optimiert. Tatsächlich offenbarte sich das Spektrum
Pernthaler: „Eine Besichtigung, die uns viel Neues gelehrt hat. Ins-
Zudem werden gewisse Komponenten wie Schrauben oder Rollen
der in der Schweiz diskutierten Entwürfe als breit gefächert. Von ge-
gesamt sahen wir viel mehr das, was geht, als das, was nicht geht.
für Drehsessel kostensparend über den zentralen Einkauf der Dau-
wagten Konzeptideen über möblierte Vorwegnahmen der Arbeitspo-
Für unseren Entwurf waren vor allem die Einsatzmöglichkeiten
phin-Gruppe angeschafft.
sition der Zukunft, die nicht zwangsläufig immer sitzend sein muss,
beweglicher Teile entscheidend.“ Juror-Mitglied Martin Krammer:
über Design-Skizzen von Bürostühlen unkonventioneller Materiali-
„Der Besuch war richtungsentscheidend für die weitere Entwick-
Im Anschluss an den Rundgang erläuterten Vorträge den Produkt-
en wie Holz oder Acrylglas bis hin zu originellen Ansätzen über die
lung der Modelle. Die Teilnehmer bekamen ein besseres Gefühl für
entwicklungsprozess bei Züco und gaben Einblick in das Thema
Faltbarkeit von Sitzmöbeln à la Origami reichte die Bandbreite. Ma-
das Objekt Sessel und taten sich leichter im Abschätzen der Mög-
Zertifizierungsnormen bei der Produkteinführung. Im Anschluss
rion Wicher: „Mein Zugang, der vor dem Besuch sehr breit ausgelegt
lichkeiten und Grenzen des eigenen Entwurfs.“
Seite 14
Züco Design Contest
Interview
Seite 15
Züco Design Contest
Roland Zünd “ Alle Entwürfe der sechs Designer bzw. Teams, die bei uns in der Schweiz waren, hatten hohe Qualität. ” Roland Zünd
Was überzeugte Sie an den Entwurf-Ideen? Schon allein die Vielfalt. Es wurden zahlreiche Ideen und Gedanken mit hohem Potenzial vorgeschlagen. Alle Entwürfe der sechs Designer bzw. Teams,
Wie haben Sie den Contest
die bei uns in der Schweiz waren, hat-
erlebt?
ten hohe Qualität. Besonders spannend
Als ungemein spannenden und produk-
fand ich den Workshop und die Diskus-
tiven Austausch mit den steirischen De-
sion in kleinem Rahmen bei uns in Reb-
signern und Architekten. Und als hoch
stein. Für die Teilnehmer brachte der
qualitative Weiterführung und Bestäti-
Werksbesuch sicher den wesentlichen
gung unseres stark designorientierten
Entwicklungsschritt.
Weges, der eine verstärkte Zusammenarbeit mit Architekten und Hochschu-
Was erwarten Sie sich vom
len vorsieht und sich zuletzt mit dem
Siegerprojekt?
Projekt 4plus – vier Architekten kre-
Der künstlerische und eher schräge An-
ierten eine Bürostuhlfamilie – schon
satz von Wolff-Plottegg hat auf jeden
sehr erfolgreich gestaltete. Auch die
Fall ein hohes Potenzial großer media-
vorliegenden Entwürfe des Züco Design
ler Aufmerksamkeit. Es ist mit Sicher-
Contests sind von hoher Qualität, die
heit nicht das kommerziellste Projekt
Erfahrungen – wohl für beide Seiten –
der Firmengeschichte, sondern auch für
von unschätzbarem Wert. Wobei ich den
uns ein Experiment, von dem wir uns
Prozess noch gar nicht als abgeschlos-
aber gewisse Image-Effekte erwarten.
sen sehe, sondern vielmehr die vielfälti-
Nach der Orgatec im Herbst werden
gen Chancen langfristiger Kontakte mit
wir dann entscheiden, ob der Prototyp
den steirischen Büros erkenne.
in Serie gehen wird. Roland Zünd, GF Züco Bürositzmöbel AG
Interview
Seite 16
Züco Design Contest
Der Sieger
Der Sieger
Der Sieger
biografie Geboren: 16.7.1946 in Schöder, Studium der Architektur in Graz (TU Graz) und Paris (Beaux Arts), seit 1983 Büro in Graz, 1994/95 Professor für CAD / TU München, seit 2001 Universitätsprofessor für Gebäudelehre & Entwerfen / TU Wien und Vorstand am Institut für Architektur und Entwerfen, zahlreiche Auszeichnungen und Preise, darunter: Internationaler Medienpreis für Kunst und Wissenschaft 2005, Architekturpreis des Landes Steiermark 1996,
Der Vorläufer by Manfred Wolff-Plottegg
Der Vorläufer von Manfred Wolff-Plottegg
Bauherrenpreis der Zentralvereinigung der Architekten Österreichs 1994 etc. Diverse Publikationen: Hybrid Architektur & Hyper Funktionen (2006), Architektur-Algorithmen (1996), Das binäre Haus (1989) usw. Als künstlerisch versierter Designer mit Hang zum Radikalen ist Wolff-Plottegg kein Unbekannter. Aus seiner Hand stammen etwa „Typical Austrian Futon Construction“ (1997), „Broken Bed“ (1972) oder verschiedene „Low Cost Lamps“
“ Die Welt des Sessels ist nicht die Welt des Sitzens. ” Manfred Wolff-Plottegg
„Die Welt des Sessels ist nicht die Welt des Sitzens“ betitelte WolffPlottegg einen 2008 bei Artelier Collection zu seiner Unikatedition von Stühlen veröffentlichten Aufsatz, in dem er Wesen und Funk-
Entwicklungsprozess Von der Idee bis zum fertigen Design
tion eines Sessels reflektiert. „Deswegen haben Sessel viele Beine … zumeist vier“, heißt es dort. „obwohl drei … oder auch zwei … bisweilen auch einer genügt.“ Eine Radikalauslegung des Sesselbegriffs, die der Architekt, Künstler und Designer bereits im Jahre 1967 in der Konzeptionierung des Stuhl-Modells „Rocker“, eines rot lackierten Sessels mit abgesägten Vorderbeinen, manifestierte, und nun – mehr als vier Jahrzehnte später – mit größtem Erfolg in
zuzuordnen.“
den Prototypen eines innovativen Sitzmöbels transformierte.
Ein zweiter spannender Aspekt am preisgekrönten Design-Entwurf betrifft die Ergonomie. Schließlich ersetzen die Beine des Benutzers
„Vorläufer“ – der siegreiche Entwurf des „Züco Design Contests“
die Sesselbeine und werden auf diese Art in das statische System
– erfüllt den Innovationsanspruch dabei gleich in mehrfacher Wei-
miteinbezogen. Umso dynamischer ist die Wechselwirkung dieser
se. Das Augenfälligste am Sitzmöbel Plotteggs besteht freilich im
Mensch-Stuhl-Schnittstelle. Die permanente, systemstabilisierende
Totalverzicht der beiden Vorderbeine und gleichzeitig in der groß-
Anpassung des Körpers bedingt ein aktives Sitzen – das so genann-
zügigen Ausweitung durch das vorgelagerte Teppichband, welches
te dynamische Sitzen, dem Experten hohe orthopädische Bedeu-
am anderen Ende als Schleppe fortgeführt ist. Somit verortet sich
tung einräumen. Und vor allem eine baukünstlerische Komponente
das Objekt in der Mitte, und damit einhergehend sind verschiede-
bestimmt den Entwurf: Das Teppichband des Vorläufers hat eine
ne Nutzungsmöglichkeiten gegeben. Der Vorläufer ist auch als Lie-
raumbildende Wirkung, schafft eine Aura des Ortes – das Sitzen
ge verwendbar, wenn, auf den Boden gelegt, das Teppichband zur
verortet sich im wörtlichen Sinne.
Ganzkörper-Unterlage wird. „Mein Ansatz basiert darauf, konventionelle Zuordnungen von Objekt und Verwendung aufzuheben“, so
Der Vorläufer wurde im Rahmen des Designmonat Graz erst-
Plottegg. „Die Hy-brid Architektur sagt – wie wir alle wissen – ,
mals vorgestellt und wird auf der Orgatec in Köln im Herbst 2010
ein Sessel ist nicht nur dem Sitzen, ein Bett nicht nur dem Schlafen
präsentiert.
Der revolutionäre Ansatz von Manfred Wolff-Plottegg
Seite 18
Züco Design Contest
Seite 19
Die Finalisten
Züco Design Contest
biografie
Die Finalisten doZO by Pernthaler & Pernthaler
biografie Benjamin Pernthaler Geboren 1989 in Bruck/Mur. Seit 2008 Studium Industrial Design an der FH Joanneum Graz
biografie Markus Pernthaler Geboren 1958 in Judenburg. Studium der Architektur in Graz und Tokio, seit 1990 zahlreiche Arbeiten (Rondo Graz, Helmut List Halle, Landesberufsschule Bad Gleichenberg etc.) und Auszeichnungen (Architekturpreis des Landes Steiermark, Bauherrenpreis, Österreichischer Solarpreis)
Marion Wicher geboren 1966, Studium der Architektur, TU Graz (1994), Postgraduate Studium, Columbia University New York (1995), seit 2002 Bürogemeinschaft (yes architecture) mit Ruth Berktold
Die Finalisten
biografie Prof. Ruth Berktold geboren 1967, Architekturstudium in Stuttgart, Master of Science in Advanced Architectural Design an der Columbia University (N. Y.), Professorin für CAX und Entwerfen an der FH München, seit 2002 Bürogemeinschaft mit Marion Wicher (yes architecture)
Die Finalisten
BONDedge by Wicher & Berktold
Pult, Stuhl und Tisch: Der multifunktionelle Entwurf von Markus und Benjamin Pernthaler
Das Modell von Marion Wicher und Ruth Berktold gibt dem Raum Struktur.
Ein Stuhl, ein Pult oder ein kleiner Tisch – Gegenstand des Entwurfs von Markus und Benjamin Pernthaler ist ein universelles Möbelstück, dessen Form und Funktionalität die Mobilität in heutigen Arbeitswelten widerspiegelt. Vom Standalone- bis zum Team-
Präsentation Markus Pernthaler und Benjamin Pernthaler (v.l.)
modus sind unterschiedlichste Konstellationen möglich, wobei die
Der Entwurf der Architektinnen Marion Wicher und Ruth Berktold ist gekenn-
serielle Schaltung der Einzelstücke ein wesentliches Entwurfsmotiv
zeichnet von einer intensiven Auseinandersetzung mit dem Thema Materialität.
darstellt. Durch eine ausgeklügelte Mechanik wird ein synchroni-
Entsprechend groß ist die Bandbreite der zum Einsatz kommenden textilen Ober-
sierter und flüssiger Bewegungsablauf sichergestellt – durch zwei
flächen – ob gestickt, gestrickt oder gewebt. Wobei im Ansatz der Designerinnen
gegenüberliegende Dreh-/Druckknöpfe in der Sitzebene kann das
innovativen 3-D-Stickmustern eine besondere Bedeutung zukommt, ebenso wie
System gelöst bzw. eingerastet und damit von einem Modus in den
dem Einsatz neuartiger Stoffe mit selbsttragendem Gewebe, das durch spezielle
nächsten gewechselt werden. Gerade noch Lounge- oder Konferenz-
Verfahren härtet und gegebenenfalls zugrundeliegende Metallrahmen zusammen-
sessel, ein Handgriff später bereits Rednerpult, nach einem weite-
hält. Ein weiterer Aspekt im Entwurf BONDedge betrifft die Möglichkeit des indi-
ren Handgriff Hocker bzw. Abstelltisch. Weitere Besonderheit: Das
viduellen Customizing des Designs – eine unendliche Vielfalt an Mustern, Struk-
Spiel mit zwei unterschiedlichen Seiten, einmal weich und einmal
turen und Farbmischungen nach dem Motto „Create your own Chair!“ ist zentraler
hart, schafft in Abstimmung mit den verschiedenen Funktionen die
Teil der Entwurfsidee. Dazu gehört auch die customize-fähige Aufstellung der ein-
Möglichkeit für differenzierte Materialkompositionen: Leder, Alu
zelne Stühle im Raum: Je nachdem wie diese zueinander angeordnet werden, wobei
poliert, Holz – Stoff, Alu, Kunststoff – Fell, Alu beschichtet, hinter-
jeder Stuhl auch auf den Kopf gestellt verwendbar ist, ergibt sich eine faszinieren-
leuchtetes Acrylglas.
Präsentation Ruth Berktold
de Vielfalt an Möglichkeiten, dem Raum Struktur zu geben.
Seite 20
Züco Design Contest
Seite 21
Züco Design Contest
biografie
biografie Andreas Weirer Geboren 1979 in Graz. HTL-Ortweinschule, Möbel-Raum-Design, seit 2002 Studium Architektur TU Graz, Wettbewerbsmitarbeiten in Architekturund Bauträgerbüros, Studienassistent am Institut für Architektur und Medien/ TU Graz Geschäftsführer von „planrender“ – Architekturvisualisierungen.
Teilnehmer
„planrender“ sieht sich als Bindeglied zwischen Architekten und Bauherren. Mit der unterstützenden Funktion diverser Darstellungslösungen sollen Investoren und Bauherren vom noch nicht haptischexistenten Objekt überzeugt werden.
Petrus Gartler Geboren 1975 in Graz. Ausbildung an der FH
Joanneum, Studiengang Industrial Design, seit 2003 selbstständig tätiger Produkt-Designer, Lehraufträge an der FH Joanneum und der TU Graz, Gartlers „designerei graz“ konnte im Laufe der letzten sieben Jahre hauptsächlich Designentwicklungen im Bereich Investitionsgüter verwirklichen und agiert in einem Netzwerk interdisziplinärer Spezialisten.
Präsenation Andreas Weirer
Teilnehmer
Teilnehmer
Stuhl-Entfaltung by Petrus Gartler
Mass-Customized Colors by Andreas Weirer
Bernd Naprudnik, Roland Zünd (v.l.)
Das Modell von Petrus Gartler
Modernes Design in Kombination mit
flächen (als Beispiel Rot/Gelb/Blau) und
zeitgemäßen Materialien wird durch den
die farblich individuell wählbaren Auf-
Bürostuhlentwurf von Andreas Weirer
lagekissen ist von der elitären Anmu-
in Szene gesetzt. Individuell einstellba-
tung bis hin zur legeren Aura verspielten
re Winkel der wichtigsten, der Ergono-
Jungunternehmertums jeglicher Aus-
mie angepassten Auflageflächen für den
druck möglich. Coolness und Raffines-
Grundidee der Gestaltung ist es, aus einer zweidimensionalen
Körper sorgen für behagliches Sitzge-
se werden bei diesem Möbel großge-
Fläche einen räumlichen Körper – einen Sessel – zu falten. Visuell
fühl. Das Möbel bietet jeglichen denk-
schrieben.
und konstruktiv entsteht dadurch Stabilität, was ein elegantes,
lehnen, mit oder ohne Rollen, als Chef-
Das Objekt unterstützt das Bedürfnis
nerierte Form zeichnet sich weiters durch den bewussten Einsatz
sessel mit erhöhter Lehne oder als adap-
des Besitzers, ein ausdrucksstarkes, zeit-
von Material aus. Auf mechanische Komponenten wird weitest-
tierter Konferenzstuhl. Durch Mass-Cos-
gemäßes und achtendes Design – mit
gehend verzichtet, die gezielte Verstärkung bzw. Schwächung der
tumized-Coloring der sich ständig wie-
einem leichten Touch von Erhabenheit –
derholenden Einzelelemente der Sitz-
darzustellen.
baren Komfort. Ob mit oder ohne Arm-
federleichtes Erscheinungsbild ermöglicht. Die durch Falten ge-
Das Modell von Andreas Weirer
„Knicke“ in der Sitzschale ermöglicht die ergonomische Anpassung an den Benutzer.
Seite 22
Züco Design Contest
Seite 23
Teilnehmer
biografie Rolf Seifert Architekturstudium an der University of Toronto, Architekturbüro Seifert in Graz, Erfahrung mit Design von Einrichtung für Büros, Hotel und Gastronomie. www. arch-seifert.at
biografie Georg Mähring Tischlermeister, Ausbildung zum Möbelbauer und Designer in England und Kalifornien. Seine Werkstatt (CuttingEdgeFurniture) befindet sich in Fernitz bei Graz. www.maehring.at
Teilnehmer Backbone Chair
Das Modell von Georg Mähring und Rolf Seifert
und energieeffiziente Herstellung ist zentrale Designidee im Entwurf von Seifert-Mähring. Das „Rückgrat“ bildet eine Konstruktion aus Holzschichten, zusammenlaminiert in Bogenform. High-
Jury Summary
Jury Summary Roland Zünd, Geschäftsführer Züco – „Für mich sind alle drei Finalentwürfe auf ihre Art Sieger. Jeder der Entwürfe hat sich in eine ganz andere Richtung weiterentwickelt: vom künstlerisch-visionären Ansatz von Wolff-Plottegg über die technische und multifunktionale Lösung von Pernthaler&Pernthaler bis hin zur textilen Ausrichtung von Wicher&Berktold.
by Georg Mähring & Rolf Seifert
Der Werkstoff Holz mit seinen Eigenschaften Flexibilität, Haptik
Züco Design Contest
nicht nur die Suche nach der perfekten Formgebung, sondern auch individuelle Bedürfnisse der Teilnehmer in Bezug auf Möbeldesign: reduziert, multifunktionell, Einsatz neuer Materialien etc.“
Gerhard Heufler, Leiter des Studiengangs Industrial Design, FH Joanneum – „Die große Überraschung für mich war, dass Den Sieger zu küren war sehr schwierig. sich im Finale so unterschiedliche LösungsProfessor Wolff-Plottegg hat es aber geansätze – aber jeweils in höchster Qualität schafft, ausgehend von seinem ohnehin schon – ein Kopf-an-Kopf-Rennen geliefert haben. sehr schrägen Ansatz in jeder Entwicklungs- Ein Entwurf in spektakulär-radikaler Einrunde noch einmal eins draufzusetzen“ fachheit (Wolff-Plottegg) und ein zweiter mit technisch-funktionaler Raffinesse und Wandlungsfähigkeit (Pernthaler & Pernthaler).“ Martin Krammer, Architekt, innocad – „Der Contest ist durch seine Prozesshaftigkeit und seinen Labor-Charakter für mich Bernd Naprudnik, Key Account prototypisch für weitere Kooperationen zwi- Management, Züco Österreich schen Unternehmen und Kreativen. Durch „Der Contest war ebenso innovativ wie einden Austausch entsteht ein Mehrwert für zigartig, weil das Thema Sitzen von den veralle Beteiligten. Den Siegerentwurf halte ich schiedensten Seiten beleuchtet wurde. Das für ein Musterbeispiel einer straighten, intel- zeigt sich auch in den Entwürfen der Finalisligenten Lösung ohne technischen Zinnober. ten, die unterschiedlicher nicht sein könnten. Kompliment an die Firma Züco, die den Mut Die Visionen der Kreativen auf die Umsetzhatte, sich auf diesen konzeptiven Ansatz zu barkeit zu prüfen, war die größte Herauscommitten.“ forderung für Züco. Dass der schrägste und künstlerischste Ansatz als Sieger hervorging, überrascht mich nicht. Denn die JurymitglieDanijela Gojic, Architektin, GSarchitects der sind – wie die CIS selbst – Teil einer neuen – „Die im Gefolge des Contests entstandenen kreativen Gesellschaft, die genau dieses QuerProdukte zeichnete ein sehr hoher Ausardenken für notwendig erachtet, um Entwickbeitungsgrad aus. Sie zeigten unter anderem lungen zu generieren.“
Investitionen in Ihre Zukunft Kofinanziert von der Europäischen Union Europäischer Fonds für Regionale Entwicklung (EFRE)
tech in der Form, Low-tech im Material. Polsterplatten sind einzeln verstellbar und passen sich an die Rückenform an. Flexibilität wird dadurch erreicht, dass sich die oberen Polster mit dem Oberkörper mitdrehen. Ad Konstruktion des Spina Dorsalis: Mit dem Bau des „Rückgrats“ können Torsionssteifigkeit und Federwirkung modifiziert, durch gekreuzte Laminierung die Steifigkeit in allen Richtungen bestimmt werden. Alternativ dazu kann das „Rückgrat“ in zwei Bogenelemente mit Abstandhalter verbunden werden, wodurch eine erhöhte Federung erzielt wird.
– Impressum:
– Konzept:
Herausgeber: Creative Industries Styria GmbH Geschäftsführer: Eberhard Schrempf Marienplatz 1, 8020 Graz, Austria T: +43 316 890 598, E: office@cis.at www.cis.at Graz, Mai 2010
Projektmanagement: Barbara Tscherne Text: Wolfgang Schober Fotos: Manfred Lach Grafik Design: moodley brand identity Druck: Medienfabrik Graz
– Kooperationspartner:
Suchen und finden im Netzwerk der Creative Industries Styria. Der Marktplatz f端r Kreative und Unternehmer auf www.cis.at