Designmonat Graz 2015 | Magazine

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MAKING IDEAS VISIBLE 01. – 31. MAI 2015 designmonat.at


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MAKING IDEAS VISIBLE

Ideen sind unberechenbar. Sie kommen, wann sie wollen, sie sind genial und zu­ gleich ganz einfach, sie lassen sich Zeit, erscheinen nur sehr zögerlich an der Ober­ fläche oder sie drängen sich selbstbewusst in den Vordergrund. Eines verbindet aber alle Ideen: Sie müssen sichtbar gemacht werden, damit man sieht, was sie können! Nichts anderes macht der heurige Design­ monat Graz. „Making Ideas Visible“ lautet das Motto und sichtbar gemacht wird eine breite Palette an Ideen quer durch alle Be­ reiche des Designs, aus Graz ebenso wie aus aller Welt – zum Beispiel aus Montréal. Die kanadische Metropole ist wie Graz UNESCO City of Design und zeigt, wie sie das Thema in das tägliche Leben der Men­ schen einbindet. Weiters am Programm steht die interna­ tionale Designausstellung SELECTED 2015, die 52 Labels aus 22 Nationen eine Bühne bietet. Apropos Bühne: Graz selbst wird heuer auch wieder zur Bühne. Bei „Design in the City“ bitten über 30 Shops ihre Be­ sucherinnen und Besucher direkt in die Verkaufsräume, in denen verschiedenste Programmpunkte, Projekte und Aktionen warten. Ein Designfestival der besonderen Art erleben Sie auch bei assembly, das im Joanneumsviertel Einzug hält und dieses zum Brodeln bringt. Sie wollen mehr se­ hen? Dann werfen Sie einfach einen Blick in dieses Magazin oder Sie besuchen uns im Internet auf www.designmonat.at – Sie werden staunen, wie viele Ideen wir für Sie sichtbar gemacht haben! Augen auf und herzlich willkommen im Designmonat Graz 2015! Eberhard Schrempf und das Team der Creative Industries Styria

www.designmonat.at www.cis.at

IMPRESSUM Herausgeber: Creative Industries Styria GmbH, Marienplatz  1, 8020 Graz, +43 316 890 598, office@cis.at, www.cis.at, www.designmonat.at Geschäftsführung: Eberhard Schrempf Redaktion: Martina Pock und ad literam (Susanne Ary, Stefan Schwar; redaktionelle Mitarbeit: Elisabeth Pranter) Autoren: Susanne Lipinski (freie Journalistin), Daniela Müller (freie Journalistin), Wolfgang Schober (Journalist, Die Steirerin), Cornelia Stiegler (Journalistin, moments) Anzeigen: Mirella Bärnthaler, Barbara Tscherne Satz und Gestaltung: Julia Egger, Benjamin Leibetseder, Markus Resch, unter Mitwirkung von Tomislav Bobinec Druck: Medienfabrik Graz


INHALT 06

Montréal Meets Graz

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Design als Statement

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SELECTED 2015 zeigt Produktund Interiordesign aus 22 Nationen

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Der Klang des Lichts

Freundschaftsbande

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Wein und Design

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Möbelwiedergeburt Bei „Life for Design – Upcycle for Life“ bekommt Abfall eine zweite Chance

Das Auge trinkt mit

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Denn ich liebe Brot

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Martin Auer hat das Brot für den Designmonat Graz 2015 kreiert

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Der Wein für den Design­ monat Graz 2015 stammt vom Weingut Wohlmuth

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Kein Etikettenschwindel – Design auf Wein, Bier und Spirituosen

Hans Schullin präsentiert die neue Schmuckkollektion „Amitiés“

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Raum bekommt Platz

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Edelweiss Design wird zehn Das Grazer Designstudio lädt zum Rückblick nach vorne

Schattenwelt „Shades of Play“ präsentiert 3D-Gaming ohne Maus und Tastatur

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Im Netz der Kreativen Die 16 UNESCO Cities of Design im Porträt

Ein neues Gesicht für zwei Grazer „Un-Orte“

Visual Art auf der Grazer Oper von OchoReSotto

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17 Montréal-Eindrücke von FH-Studierenden

Die kanadische Metropole ist Partnerstadt im Designmonat Graz

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Was Design alles sein kann

Glückssuche am Griesplatz Der Glückshafen Griesplatz lädt zur Stadtsafari

Stadt, Shops und viel Design Über 30 Grazer Betriebe machen bei „Design in the City“ ihre Verkaufsfläche zum Design-Hotspot

Design-Antrieb Im Foyer der AVL sind Beispiele für modernes Industrial Design zu sehen

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Kleidertausch meets Augmented Reality Ein Grazer Start-up präsentiert eine mobile App für die virtuelle Kleideranprobe

Möbeldesign mit Herz Fanny&mari verschmelzen Altes und Neues zu einzigartigem Design


Die Anarchie der Ästhetik

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Gebhart Blazek präsentiert Teppiche aus der Sammlung Adam

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China: Copy or Create?

Nordic Talking

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Zeichen setzen

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Richtig echt falsch

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Antifragiler Award AUFnutzen statt abnutzen – die Neue Wiener Werkstätte kürt innovatives Interiordesign

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Biomode

Standortwechsel

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Social Design Lectures

Kreativ verkuppelt Die Initiative Design 2 Business vernetzt Kreative und klassische Unternehmen

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Kreative Innovationen Die Wanderausstellung zum N.I.C.E. Award, mit sichtbar gemachten Ideen

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Keramik-Visionen Die TU Graz hat neue Einsatzmöglichkeiten für Keramik gesucht: eine Ausstellung

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Fesch’Markt Der Umschlagplatz für junges Design kommt in die Grazer Seifenfabrik

Design gegen Armut, Flüchtlingskrise und Produktions­ maschinerie

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Grenzauflösung Die Ausstellung „Unikat“ zeigt Arbeiten an der Grenze zwischen Kunst und Design

Das designforum Steiermark hat ein neues Zuhause am Andreas-Hofer-Platz

Original oder Fälschung? Die Ausstellung „[UN]ECHT“ zeigt Erstaunliches

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Stylishes Stein-Design by Johanna Hauck und Ida Kreutzer

Die Kreativwerkstätte DruckZeug schafft mit historischen Blei­ lettern erhabene Druckwerke

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Natürlich kreativ

Steine am Körper Marina Hoermanseder zeigt ausgewählte Stücke bei Kastner & Öhler

Ein ländliches Barcamp über die Parallelen zwischen Kreativwirtschaft und Landwirtschaft

Bang & Olufsen lädt zum Talk über die Schlichtheit des nordischen Designs

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Das Designfestival assembly ist vier Tage Gast im Joanneumsviertel

Ein Impulsabend der Möbel­ tischlerei Prödl über China als Kreativmarkt der Zukunft

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Es wird assembly!

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making ideas visible Sichtbar gemacht: die kreativen Köpfe des Designmonat Graz

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Designstadt mit Strahlkraft In seiner mittlerweile 7. Auflage ist der Designmonat Graz zu einem Fixpunkt im internationalen Designkalender geworden. Graz hat sich weltweit einen Namen gemacht, und die Themen Design und Kreativität sind mitten in der Stadt angekommen.

Foto: Stadt Graz | Fischer

Die Mitgliedschaft im internationalen Netz­ werk der kreativen Städte versetzt Graz in die glückliche Lage, auf allen Kontinenten mit Partnerstädten unterschiedlichster Größe zu kooperieren und die Stadt auf in­ ternationalen Konferenzen und Meetings zu präsentieren. Graz ist aktiv in diesem Netzwerk tätig – und das zeigt sich ganz besonders im Designmonat Graz. Die heu­ rige Partnerstadt für den Designmonat Graz ist die kanadische Designmetropole Montréal. Sie präsentiert sich als weltoffe­ ne, moderne und innovative Großstadt, in der Design seit Jahrzehnten eine wichtige Rolle spielt. Vor Montréal waren bereits Bu­ enos Aires (2012), Nagoya (2013) und SaintÉtienne (2014) Partner des Designmonat Graz. Sie alle sind – so wie Graz – UNESCO City of Design und nutzen die Gelegenheit zur internationalen Vernetzung. Die Stadt Graz hat das Thema Design fest verankert: 2013 wurde eine eigene Verwaltungsein­

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heit in der Abteilung für Wirtschaft und Tourismusentwicklung eingerichtet. Zu­ sätzlich wurde in der Abteilung auch der Beirat für Innovation und Kreativwirt­ schaft angesiedelt, der in Zukunft Impulse und Entscheidungshilfen für die künftige Standort­entwicklung liefern wird und si­ cherstellt, dass möglichst viele Unterneh­ men und Branchen vom UNESCO Creative Cities Network profitieren. Und nicht zu­ letzt wird Design auch in der Stadt in all seinen Nuancen sichtbar – jetzt, im De­ signmonat Graz, ist die beste Gelegenheit dazu. Frei nach dem heurigen Motto des Designmonat Graz: „Making Ideas Visible.“ Herzlich willkommen im Designmonat Graz!

Mag. Siegfried Nagl Bürgermeister der Stadt Graz


Kreative Region mit Innovationskraft Die Entwicklung der Kreativwirtschaft in der Steiermark ist eine echte Erfolgsgeschichte. 2007 wurde die Creative Industries Styria als Netzwerkgesellschaft für die Kreativwirtschaft gegründet, 2009 ging in Graz der erste Designmonat über die Bühne und 2011 wurde die steirische Landeshauptstadt als UNESCO City of Design in das weltweite Netzwerk kreativer Städte aufgenommen.

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kann. Das Motto des Designmonat Graz 2015 – „Making Ideas Visible“ – ist in die­ sem Sinne durchaus wörtlich zu verstehen. Überzeugen Sie sich selbst, wie kreative Ideen sichtbar werden und wie sie steiri­ sche Produkte und Dienstleistungen be­ flügeln. Sie haben einen Monat lang die Gelegenheit dazu – bei einer Vielzahl von Ausstellungen, Projekten und Veranstal­ tungen, die Graz und die Steiermark als kreative Region mit hoher Innnovations­ kraft zeigen. Einen spannenden und erlebnisreichen Designmonat Graz wünscht

Dr. Christian Buchmann Landesrat für Wirtschaft, Europa und Kultur

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Heute sind Kreativität und Design in der steirischen Wirtschaft fest verankert und spielen als Querschnittsmaterie in allen Be­ reichen eine wesentliche Rolle. Die Krea­ tivwirtschaft stärkt einerseits die Innovati­ onsfähigkeit heimischer Unternehmen und macht andererseits Innovationen „made in Styria“ sichtbar. Die Kreativwirtschaft ist in den letzten Jahren zu einem wesentlichen Wirtschaftsfaktor mit hohem Wachstums­ potenzial geworden. Rund 4.000 Kreativunternehmen mit insgesamt 13.000 Be­ schäftigten erzielen pro Jahr einen Umsatz von 1,3 Milliarden Euro. Der Designmonat Graz bietet jedes Jahr die ideale Gelegenheit, sich von den Leistungen der steirischen Kreativszene zu überzeugen und zu erleben, was Kreativität bedeutet und wie die Wirtschaft davon profitieren

Foto: Frankl


- MONTRÉAL -

MONTRÉAL MEETS GRAZ DESIGN-METROPOLE AUS LEIDENSCHAFT Text: Stefan Schwar

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Montréal ist die Partnerstadt des Designmonat Graz 2015. Design ist eine der großen Leidenschaften der kanadischen Metropole. Das zeigt nicht nur ein Blick auf die lokale Designpolitik, sondern auch eine Ausstellung mit Arbeiten von 40 kanadischen Designerinnen und Designern, die in der designHalle zu sehen ist. Es gibt Städte, die man auf gewisse Wei­ se immer schon ein bisschen gekannt hat. Montréal zählt zweifelsohne dazu. Weltausstellung 1967, Olympia 1976, Sitz von dutzenden internationalen Organisatio­­­­ nen, unzählige Musik-, Film- und Theaterfestivals und Zentrum von so gut wie allem, was wirtschaftlich wichtig ist: Industrie, Handel, Dienstleistungen und – Design! Bereits seit 2006 ist die Stadt UNESCO City of Design und damit eines der ältes­ ten Mitglieder im Creative Cities Network. Seither erweist sich Montréal als überaus umtriebig und konsequent, wenn es darum geht, Design und vor allem den Nutzen von Design den Bewohnerinnen und Bewoh­ nern sowie dem Millionenpublikum, das es Jahr für Jahr auf die Insel-Stadt im SanktLorenz-Strom zieht, vor Augen zu führen. Bereits 1991 wurde die Position eines „De­ sign Commissioners“ geschaffen, ein ent­ scheidender Schritt, um Design eine zent­ rale Rolle in der Stadtentwicklung zu geben. Design wurde als ein Schwerpunkt in die Montréaler Wirtschaftsstrategie aufge­ nommen und bereits im Jahr der Ernen­ nung als UNESCO City of Design hat die Stadt ein „Bureau du Design“ eingerichtet, das direkt bei der Stadtverwaltung an­ gesiedelt ist und alle designrelevanten Maßnahmen der Stadt lenkt. Und davon gibt es seither eine ganze Menge. „Als wir City of Design geworden sind, haben wir

„ENTRE LES RANGS“ Kanva 2013 sorgte die Installation „Entre les rangs“ des DesignKollektivs „Kanva“ mit 28.500 Leuchtstäbchen für besondere Stimmung im Quartier des Spectacles im Zentrum von Montréal.


„MEMORAMA“ landscape architects Cormier and Associates 4 temporäre bewegliche Plattformen konnten im Jahr 2012 erklommen werden und gaben besondere Ausblicke auf die Rue Sainte-Catherine.

Design Commissioner Stéphanie Jecrois arbeitet als Design Commissioner im „Bureau du Design“, das direkt in der Stadtverwaltung angesiedelt ist. Foto: Cindy Boyce

Foto: Pagguy Guillet

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Foto: Pierre Belanger

viele Design- und Architekturwettbewer­ be ins Leben gerufen“, erzählt Stéphanie Jecrois, eine von mittlerweile sechs Design Commissioners in Montréal. „Das hat den Krea­tiven viele Möglichkeiten geboten und wirkte gleichzeitig als Booster für die hei­ mische Wirtschaft während dieser Aufbau­ phase.“ Am Ende gebe es jedoch vor allem einen Gewinner: die Bewohner. Manche Aktionen reichen bereits weit in die Zeit vor der UNESCO-Auszeichnung zurück, etwa die 1995 ins Leben gerufenen „Prix Commerce Design Montréal“, die darauf abzielen, den lokalen Handel mit den Krea­ tivunternehmen der Stadt und der Region zu vernetzen, um die Shops und Läden via Design noch attraktiver für die Kunden zu machen.


Design mit Strategie.

Foto: Bruno Larue

„DESIGN AUS MONTRÉAL“ Porzellan-Karaffe aus dem Studio Ceramic B. (oben) „SUITCASE MIT DESIGN­ OBJEKTEN AUS MONTRÉAL“ – zu sehen in der Ausstellung „Ich war dort – Montréal meets Graz“ (unten)

Foto: Maude Chauvin

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Heute, nach rund 25 Jahren intensiver Positionierungsarbeit, zählt Montréal zu den international erfahrensten Städten auf dem Gebiet der Design Promotion. Der hohe Anspruch der Stadt an sich selbst spiegelt sich auch in ihren Aktivitäten wider, nicht zuletzt im „2007–2017 Action Plan – Montréal Cultural Metropolis“. Der Masterplan fußt auf einem starken Com­ mitment des Staates Kanada, der Provinz Québec und der Stadt Montréal sowie zahlreicher kultureller und wirtschaftli­ cher Vereinigungen. Erklärte Ziele: Exzel­ lenz in Architektur und Design und eine permanente Fokussierung auf die Rolle als UNESCO City of Design. Stéphanie Je­ crois: „Das war ein Riesenschritt in der An­ erkennung von Design als Schlüsselfaktor für die wirtschaftliche und kulturelle Ent­ wicklung der Stadt und der Region.“ Die Stadt zeigt sich seither als selbstbewuss­ ter und umsetzungsstarker Design-Motor.

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Die im Anschluss daran gestartete „Mon­ tréal UNESCO City of Design Initiative“ beispielsweise führte über 30 Calls und Wettbewerbe in Architektur und Urban Design durch. Das Ergebnis: neue Büche­­­ reien, neue Bus-Wartehäuschen, eine neue Sportanlage und neu gestaltete öf­ fentliche Räume, die zeigen, dass Design in Montréal eine echte Leidenschaft ist. Eine besonders imposante Manifestation davon ist etwa das „Quartier des Spec­ tacles“, ein historisch gewachsenes und inmitten der Stadt gelegenes Unterhal­ tungsviertel auf einer Fläche von einem Quadratkilometer, mit 80 Kultur-Veran­ staltungsorten, 30 Aufführungshäusern, 450 Kulturinitiativen, 45.000 Jobs und 47.000 Studierenden.


- MONTRÉAL -

DESIGN-BEWUSSTSEIN.

Diese Konzentration auf das Thema Design hinterlässt ihre Spuren, in der Stadt sowieso, aber vor allem auch in den Köpfen der Men­ schen, die in Montréal leben oder dort zu Gast sind. „Es gibt eine große Wertschät­ zung von Design und auch ein großes Be­ wusstsein dafür“, erzählt Pierre Laramée, Co-Kurator der Ausstellung „Ich war dort – Montréal meets Graz“, die in der design­ Halle am Grazer Lazarettgürtel zu sehen ist. Die Montréaler erleben Design Tag für Tag und sie erleben vor allem auch die un­ mittelbaren tagtäglichen Auswirkungen davon, oft auch nur dann, wenn einfach das Gewöhnliche, das Bekannte verbes­ sert wird. Pierre Laramée spricht in die­ sem Zusammenhang auch von einer „De­ mokratisierung des Designs“: „Design ist von seinem Sockel heruntergestiegen, um näher an die Menschen heranzukommen und dabei seine Schlüsselrolle einzuneh­ men: nämlich zu inspirieren und zu stimu­ lieren und vor allem um Gegenstände und Orte gut durchdacht und gut gemacht für alle Menschen zugänglich zu machen.“

3 Fläschchen mit natürlichem Sirup als Souvenir aus Montréal, ohne Konservierungsmittel und Farbstoffe, von Les Charlatans

„MONSIEUR TSÉ-TSÉ“ Erica Perrot, Rapapla

Foto: Christian Guay

Monsieur Tsé-Tsé hilft den Babys beim Einschlafen – ein sanftes Kuscheltier, das in einem kleinen Karton-Häuschen wohnt.

Anne Thomas und Pierre Laramée Co-Kuratoren der Ausstellung „Ich war dort – Montréal meets Graz“, zu sehen in der designHalle am Lazarettgürtel

Foto: Olivier Ouimet

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Foto: Les Charlatans

„GESCHENKS-SET“ Les Charlatans / Jeanne Boucharlat


- MONTRÉAL -

Montréal, je me souviens.

„SCHATTENSPIELE“ Mere Phantoms

Was damit gemeint ist, ist bei der Ausstel­ lung in der designHalle zu sehen. „Ich war dort – Montréal meets Graz“ präsentiert Kreatives, Unkonventionelles, Erstaunli­ ches und Fantasievolles von 40 Designe­ rinnen und Designern aus der Region Qué­ bec. Ein Teil davon sind Geschenkobjekte, also Souvenirs, die im Rahmen des mehr­ jährigen Projekts „Code Souvenir Mon­ tréal“ entstanden sind, das 2011, anlässlich des fünfjährigen Jubiläums der Ernennung von Montréal als UNESCO City of Design, initiiert wurde.

Foto: Maude Chauvin

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Eindrucksvolle Visualisierungen von Orten, die für die Stadt Montréal von ganz besonderer Bedeutung sind

„Je me souviens – Ich erinnere mich“ lautet das offizielle Motto der Provinz Québec. Der ebenso poetische wie rätselhafte Satz geht zurück auf den Architekten des Par­ lamentsgebäudes, Eugène-Étienne Taché, der ihn in der 2. Hälfte des 19. Jahrhunderts in das Wappen der Provinz integrierte. Heute findet sich „Je me souviens“ nicht zuletzt auf den Nummerntafeln der Autos, und „Code Souvenir Montréal“ überträgt dies in eine moderne Souvenirkultur, da­ mit Montréal bei seinen Gästen aus al­ ler Welt in bester Erinnerung bleibt. Der andere Teil umfasst unterschiedlichste Arbeiten – Objekte, Projektion und Installa­

„BIXI-FAHRRÄDER“ Das Fahrradverleihsystem Bixi stammt aus Montréal und hat das Mobilitätsverhalten in der Stadt nachhaltig verändert.

tionen – von Künstlerinnen und Künstlern, die ebenfalls Teil von „Code Souvenir Mon­ tréal“ waren, die aber über den Erinne­ rungskontext hinausgehen. Zu sehen sind etwa die bekannten Bixi-Fahrräder, die Teil eines großen Fahrradverleihsystems sind, das in Montréal seinen Ursprung hat und von dort aus ganz Nordamerika er­ obert hat. Über 460 Verleihstationen mit über 5.000 Rädern stehen zu unterschied­ lichsten Tarifen zur Verfügung. In der Aus­ stellung dient ein Bixi-Fahrrad übrigens zur Stromerzeugung für die Projektion von Guillaume Blanchets Kurzfilm „The Man Who Lived on His Bike“.

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Foto: Stephanie Osmond Foto: Bixi / Ville de Montréal

Ein besonderes Highlight sind auch die drei­ dimensionalen Schattenspiele von Mere Phantoms, einem Künstlerkollektiv aus Montréal, das die Idee des Schattenspiels auf ein neues Level hebt. Dabei werden auf eindrucksvolle und ästhetische Weise Orte erlebbar gemacht, die für die Stadt von Bedeutung sind. Konzipiert und realisiert wurde die Ausstellung von Anne Thomas und Pierre Laramée, in Zusammenarbeit mit Georges Labrecque, der als Projektma­ nager im Designzentrum der UQAM (Uni­ versité du Québec à Montréal) tätig ist.

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ICH WAR DORT – MONTRÉAL MEETS GRAZ Ausstellung 01. – 31. Mai 2015 12.00 – 19.00 Uhr designHalle Lazarettgürtel 62, 8020 Graz www.mtlunescodesign.com


- MONTRÉAL -

WAS DESIGN ALLES SEIN KANN „Was kann Design in Montréal?“ – Mit die­ ser Frage haben sich Ende Oktober des vergangenen Jahres 17 Studierende aus Graz auf den Weg nach Kanada gemacht, um Eindrücke in der Stadt zu sammeln und diese in einer Ausstellung im Design­ monat Graz sichtbar zu machen. Dabei ging es ihnen nicht so sehr darum, De­ signstudios oder berühmte Designer in Montréal ausfindig zu machen, sondern der Frage nachzugehen, wie sich Design in Montréal im täglichen Leben anfühlt, manifestiert, bemerkbar wird. In einem gemeinsamen Workshop mit Studieren­ den der UQAM (Université du Québec à Montréal) wurden Thesen entwickelt, was Design im urbanen Kontext bewir­ ken kann. „Was kann des sein?“ – so der Titel der Schau – zeigt 16 strikt individu­ elle Wahrnehmungen aus, in und von der kanadischen Weltstadt, abhängig nicht zuletzt von den bereits absolvierten Aus­ bildungen der Masterstudenten. Der Bo­ gen spannt sich dabei von Architektur über Kunstgeschichte bis hin zu Archäo­ logie, dementsprechend breit und viel­ fältig sind die verarbeiteten Eindrücke.

Karton-Skyline.

Die Ausstellungsarchitektur besteht aus über 500 Kartonschachteln, die eine – symbolische – Skyline der Stadt ergeben. „Die Besucherinnen und Besucher können buchstäblich Schritt für Schritt Montréal entdecken“, erzählt die Studentin Maribel Dorfer, deren szenografisches Konzept von den anderen Studierenden ausgewählt wurde und die das Projekt geleitet hat. Un­ terstützt wurde sie von Sonya Ivanova, die für die konkrete Ausarbeitung, also etwa die technischen Pläne und die computerbasier­ te Umsetzung, zuständig war. Zu sehen gibt es etwa die mächtigen Montréaler „Const­ ruction Cones“, also jene Warn- und Sicher­ heitselemente, die mit unseren zierlichen Baustellenhütchen kaum zu vergleichen sind. Dazu passend zeigt eine Installation die Größe und die Vielfalt des Montréaler Vekehrsnetzes und seiner Benutzer. „CONSTRUCTION CONES IN MONTRÉAL“ Die großen Baustellen-Begleiter haben die FH-Studierenden zu einem Projekt inspiriert.

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Foto: Julia Tintelott

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17 Studentinnen und Studenten des Masterstudiengangs Ausstellungsdesign an der Grazer FH JOANNEUM zeigen in einer eigenen Ausstellung ihre Sicht auf die Stadt Montréal.


- MONTRÉAL -

„THE FOUNTAIN HOUSE“ An einem öffentlichen Platz in Montréal stand 9 Wochen lang eine Holzinstallation von raumlaborberlin, die die Bedeutung von Wasser symbolisierte. FH-Studierende haben die Installation im Oktober 2014 besucht.

Foto: FH JOANNEUM

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Rendering der Ausstellung „Was kann des sein?“ in der designHalle

Grafik: Sonya Ivanova

Ein weiteres Projekt beschäftigt sich mit der Skyline von Montréal von 1530 bis heute. Die Skyline in ihren unterschied­ lichen Erscheinungsformen wird dabei zur Timeline und zeigt gewissermaßen die Pulsfrequenz der Stadt, anhand ih­ rer jeweils spezifischen Skyline. Ein Blick in die Hinterhöfe der Millionenstadt zählt ebenso zu den Eindrücken der Studie­ renden wie die zahlreichen visuellen und akustischen Wahrnehmungen, die die Studierenden von ihrer Reise mitgenom­ men haben. Die berühmte Montréaler Untergrundstadt – ein über 30 Kilometer langes weitverzweigtes Passagensystem auf 12 Quadratkilometern, mit Restaurants, Shops, Kinos, U-Bahn-Anbindung, Bahn­ höfen und vielem mehr – ist in der Ausstel­ lung auch vertreten: Der Weg durch dieses weltgrößte unterirdische Tunnelsystem läuft als Film für die Besucherinnen und Besucher ab. Über dem Screen, der den Film zeigt, erinnert die Modellierung ei­ ner tiefverschneiten Winterlandschaft an die strengen Winter in Montréal, während der sich ein Teil des öffentlichen Lebens in eben jener Underground City abspielt.

WAS KANN DES SEIN? Ausstellung 01. – 31.Mai 2015 12.00 – 19.00 Uhr designHalle Lazarettgürtel 62, 8020 Graz

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- UNESCO CITIES OF DESIGN -

Im Netz der Kreativen UNESCO Cities of Design

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Text: Elisabeth Pranter

Wissen und Erfahrungen teilen und die Gesellschaft von morgen gemeinsam gestalten: Das ist das Ziel des Creative Cities Network der UNESCO. Teil des internationalen Netzwerks sind unter anderem die 16 Cities of Design.

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Von Seoul bis Buenos Aires, von Shanghai bis Helsinki: Die Cities of Design liegen auf allen Kontinenten. Neben den De­ sign-Städten gibt es die Cities of Litera­ ture, Cinema, Music, Craft and Folk Arts, Gastronomy und Media Arts. Vereint im Netzwerk der Creative Cities feilen die ins­ gesamt 69 Städte an ihrer Positionierung als Kreativstadt. Das erfolgt beispielswei­ se im Rahmen von städteübergreifenden, internationalen Projekten, die die Bedeu­ tung, die Kreativität für Entwicklungspro­ zesse hat, aufzeigen. Die Partnerstädte können voneinander lernen – indem ein Austausch auf allen Ebenen stattfindet. Neben Graz wurde vor Kurzem eine wei­ tere österreichische Stadt zu einer Creati­ ve City ernannt: Linz trägt seit Dezember 2014 den Titel UNESCO City of Media Arts.

Um den Titel City of Design zu bekommen, sind einige Voraussetzungen nötig: Eine etablierte Designbranche mit kreativwirt­ schaftlichen Betrieben unterschiedlichster Art ist ebenso Grundlage wie ein umfang­ reiches Ausbildungsangebot im Sektor De­ sign und eine lebendige Kulturlandschaft. Kriterien, die Graz erfüllt. Die Murmetropole befindet sich als City of Design in gu­ ter Gesellschaft: 15 weitere Städte arbei­ ten ebenfalls intensiv an einer noch stär­ keren Vernetzung zwischen klassischer Wirtschaft und Kreativwirtschaft.

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- UNESCO CITIES OF DESIGN -

Beijing 01 Die chinesische Hauptstadt weist schon wegen ihrer 3.000-jährigen Geschichte gro­ ße kulturelle Bedeutung auf, doch neben Kulturschätzen wie der Verbotenen Stadt beherbergt Peking auch etwa 20.000 De­ signbetriebe mit 250.000 Mitarbeitern. Design, Wirtschaft und Wissenschaft sind in China eng miteinander verknüpft. Peking nimmt dabei eine Vorreiterrolle in Sachen Industrial Design ein. Die 20-Millionen-Ein­ wohner-Stadt beschäftigte sich nicht nur als erste chinesische Stadt damit, sondern etablierte auch den China Red Star Design Award für diesen Fachbereich. Seit 2012 trägt Peking den Titel City of Design und wird ihm wohl auch in Zukunft gerecht werden: Fast 10.000 Absolventen der 40 angebotenen Designstudiengänge treten jährlich in die Kreativwirtschaft Pekings ein. Berlin 02 Berlin Mitte, Prenzlauer Berg, Friedrichs­ hain, Kreuzberg: Hier tummeln sich die kreativen Köpfe Berlins. Seit dem Fall der Berliner Mauer blüht in der deutschen Bun­ deshauptstadt vor allem im ehemaligen Grenzbereich zwischen Ost- und Westber­ lin eine kreative Szene auf, die ihresglei­ chen sucht. Neben Events wie der Berlin Fashion Week findet unter anderem das DMY International Design Festival statt, auf dem junge, unbekannte Designer eine Chance bekommen, ihre Kreationen zu präsentieren. Ihren innovativen Ideen ver­ dankt es Berlin, seit 2006 als City of Design im UNESCO-Netzwerk vertreten zu sein.

Bilbao 03 Im nordspanischen Baskenland liegt Bil­ bao, bekannt unter anderem wegen des Guggenheim Museums, das das Stadtbild durch seine eindrucksvolle Architektur prägt. Doch das Guggenheim ist nur eines von mehreren Museen, die sich im Bilbao Art District aneinanderreihen. Das Kunst­ viertel wurde 2013 ins Leben gerufen, um die kreative Szene in Bilbao weiter zu för­ dern und auszubauen. Seit 2014 zählt die baskische Stadt mit 350.000 Einwohnern zu den Cities of Design. Buenos Aires 04 Buenos Aires ist nicht nur die politische Hauptstadt Argentiniens, sondern auch die Designhauptstadt Lateinamerikas, deren Einfluss über die Staatsgrenzen hin­ ausreicht: Laut einer Studie der britischen Wochenzeitung Economist ist Buenos Ai­ res im südamerikanischen Raum „the best city to live in“ – vor allem aufgrund der le­ bendigen Kultur- und Kreativszene der Stadt, die 2008 mehr als zehn Prozent der lokalen Produktion ausmachte. Diese flo­ rierende Kreativwirtschaft begründet den Pionierstatus der 13-Millionen-EinwohnerStadt, die 2005 die erste City of Design wurde. Das Viertel Palermo, das sich un­ ter dem Einfluss italienischer Einwanderer entwickelte, hat an der Ernennung maß­ geblichen Anteil: Während sich in Palermo Hollywood Restaurants, Fernsehstationen und Bars aneinanderreihen, sind in Palermo Soho mehr als 300 Design-Shops zu finden.

Curitiba 05 Design in der Stadtentwicklung hat in Cu­ ritiba Geschichte. Neben der Stadt selbst, die 1971 im Süden Brasiliens nach einem Masterplan erbaut wurde, ist auch das öf­ fentliche Transportnetz, das sich spinnen­ netzförmig durch die Stadt zieht, innovativ gestaltet. Die Passagiere betreten die Bus­ se durch Glasröhren, die „Tubulares“, und sparen so vor allem beim Umsteigen Zeit. In den „Leuchttürmen des Wissens“, die sich in den einzelnen Vierteln der Stadt be­ finden, die seit 2014 zu den Cities of Design zählt, stehen den etwa 1,8 Millionen Ein­ wohnern jeweils eine kleine Bibliothek und kostenloser Internetzugang zur Verfügung. Dundee 06 Dundee stieß im Dezember 2014 zu den Cities of Design hinzu. In der schottischen Stadt mit etwa 148.000 Einwohnern wurde nicht nur die Grundlage für Aspirin entwi­ ckelt, sondern auch Computerspiele wie etwa Grand Theft Auto. Food Design ver­ half der Stadt ebenfalls zu Bekanntheit: Die Orangenmarmelade wurde in Dundee „erfunden“. Frühere Jutefabriken rund um das Stadtzentrum wurden in den letzten Jahren von einheimischen Kreativkollekti­ ven wiederbelebt und dienen heute als Ver­ anstaltungsort für Shows und Märkte.

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Fotos: Shutterstock

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GEBALLTE URBANE KREATIVITÄT


- UNESCO CITIES OF DESIGN -

Foto: Shutterstock

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Foto: Park Haewook

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Montréal 10 Design ist in Montréal nicht nur ein wich­ tiger Wirtschaftsfaktor, sondern auch ein Gegenstand der Stadtverwaltung: Das „Bureau du Design“ organisiert unter an­ derem das Design Montréal Open House. Die 1,5 Millionen Bewohner der kanadi­ schen Stadt werden zwei Tage lang ein­ geladen, renommierte Designer aus Ar­ chitektur, Industrial Design, Grafikdesign, Mode und vielen weiteren Branchen in ihren Studios und Ateliers zu besuchen. Mehr zu Montréal gibt es auf den Sei­ ten 6 bis 13 dieses Magazins zu lesen.

Nagoya 11 Monozukuri, „the art of making things“, hat die Perfektion des Produktes zum Ziel: Für die japanische Stadt Nagoya, die stark von Industrie geprägt wird, ist Design daher der Schlüssel zu Erfolg und Weiterent­ wicklung. Nagoya ernannte sich bereits 1989, anlässlich des 100. Geburtstags der Stadt, selbst zur Design City – seit 2008 ist sie auch im Netzwerk der UNESCO eine City of Design. Als solche setzt die Stadt mit rund zwei Millionen Einwohnern vor allem auf junge, innovative Kreative und bietet landesweit eines der größten Ange­ bote an Ausbildungsmöglichkeiten in der Sparte Design an.

Foto: Park Haewook

Kobe 09 Die japanische Hafenstadt Kobe widmet sich vor allem Fashion Design: Hier findet die größte Modeschau des Landes, Kobe Collection, statt. Design wird in Kobe au­ ßerdem in das Stadtleben und -bild integ­ riert – etwa beim Green Design Contest. Dabei werden die 1,5 Millionen Einwohner Kobes aufgefordert, Blumen außerhalb ih­ rer Häuser anzubringen und so der Stadt mehr Farbe zu verleihen. Eine bessere Integration von Design im Alltag: Das will Kobe, seit 2008 City of Design, auch durch das Design Creative Center Kobe, das Krea­tiven Raum zur Realisation ihrer Ideen bietet, weiter forcieren.

Helsinki 08 Nachdem Helsinki 2012 bereits World De­ sign Capital war, wurde die finnische Haupt­ stadt 2014 auch in die illustre Runde der Cities of Design aufgenommen. In einem eigenen Designviertel finden Besucher alles, von Schmuck- über Möbel- und Mo­ dedesign bis hin zu zahlreichen Galerien. Das Design Museum bietet einen Über­ blick über Designs vergangener Tage und dient als Inspiration für neue Ideen. Sogar im öffentlichen Transport kommt die Krea­ tivität nicht zu kurz: Zuletzt wurde das „Kutsuplus“-Service eingeführt, bei dem die Fahrgäste in Minibussen, ähnlich wie bei einer Taxifahrt, selbst die Route be­ stimmen können.

Foto: Shutterstock

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Graz 07 Die Murinsel, das Kunsthaus, zahlreiche Designshops, mehr als 50.000 Studieren­ de und vor allem eine florierende Krea­ tivwirtschaft trugen dazu bei, dass Graz seit 2011 UNESCO City of Design ist. Mit zahlreichen Projekten, wie etwa dem De­ signmonat Graz, wird die steirische Lan­ deshauptstadt ihrem Titel gerecht und bietet den rund 280.000 Bewohnern die Gelegenheit, Design für sich zu entde­ cken. Auch im urbanen Alltag integriert die Murmetropole Design: Etwa durch Bo­ denleitsysteme, die Menschen mit Sehbe­ hinderungen dabei unterstützen, sich im öffentlichen Raum zurechtzufinden.

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Shenzhen 15 In nur 30 Jahren wuchs Shenzhen von einer Stadt mit 30.000 zu einer Metropo­ le mit mehr als 10 Millionen Einwohnern heran: Ein Wachstum, das Shenzhen der erfolgreichen Industrie der Region ver­ dankt. Ehemalige Industriebauten wurden inzwischen zu Designbauten: Die junge chinesische Stadt nahe Honkong wuchs zum Hotspot innovativer Ideen heran, die das moderne chinesische Design prä­ gen. Mehr als 6.000 Designbetriebe mit über 100.000 Angestellten tragen zum wirtschaftlichen Erfolg der seit 2008 im Netzwerk der Cities of Design vertretenen Großstadt bei.

Turin 16 Turin war 2008 bereits World Design Capi­ tal, seit 2014 leben die rund 900.000 Ein­ wohner nun in einer UNESCO City of De­ sign. Bekannt ist Turin vor allem durch die dort angesiedelten Autohersteller. Doch die Stadt im italienischen Piemont will sich von ihrer industriellen Vergangenheit lö­ sen und neue Felder wie Technologie, Kul­ tur, Kunst und Tourismus erschließen. Der Designschwerpunkt liegt dabei im techni­ schen Bereich: Robotik, Fahrzeugtechnik und virtuelle Realität werden entwickelt.

Foto: Shutterstock

Seoul 13 Design zur Verbesserung der Lebensqua­ lität: In Seoul, der koreanischen Haupt­ stadt, die seit 2008 City of Design ist, trägt Design nicht in erster Linie zur Verschö­ nerung, sondern zum Wohlbefinden der mehr als 10 Millionen Bewohner bei. Das eigens geschaffene Design Deliberation Committee, das sich unter anderem aus Experten der Bereiche Architektur, Design und Werbung zusammensetzt, stellte De­ sign Guidelines für die noch bewusstere Gestaltung des öffentlichen Raumes auf.

Shanghai 14 In der 18-Millionen-Einwohner-Metropole an der Ostküste Chinas finden sich welt­ weit die meisten kreativen Cluster. Indus­ triegegenden verwandelten sich in hippe Designerviertel mit internationaler Be­ kanntheit, wie etwa M50 oder Tianzifang. Später, als das Potenzial der kreativen Hotspots erkannt wurde, ließ die Regie­ rung auch alte Wohngegenden umgestal­ ten, wo sich seitdem nur kreativwirtschaft­ liche Betriebe ansiedeln und von niedrigen Mieten und Steuervergünstigungen pro­ fitieren. Seit 2010 gehört Shanghai mit mehr als 950.000 Angestellten in der Krea­tivwirtschaft den Cities of Design an.

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Saint-Étienne 12 Schon 1803 wurde in Saint-Étienne eine Hochschule für Kunst und Design eröffnet – kein Wunder also, dass sich die franzö­ sische Stadt nahe Lyon bis 2010 zu einer City of Design entwickelte. Zu verdanken hat sie das vor allem der Saint-Étienne In­ ternational Design Biennal, die seit 1998 stattfindet. Organisiert wird die Bienna­ le, wie viele weitere Design Events und Projekte, von der Cité du Design, die die Vernetzung von Design und Wirtschaft vorantreibt. Gemeinsam mit der Higher School of Art and Design siedelte die Or­ ganisation auf das Gelände einer ehemali­ gen Waffenfabrik, wo die Studierenden mit innovativ-kreativer Gestaltung zur Weiter­ entwicklung der City of Design beitrugen.

Foto: Shutterstock

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Foto: Cindy Boyce

Foto: LIN Finn Geipel + Giulia Andi

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- SELECTED 2015 -

Design Statem

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SELECTED 2015 internationales Produkt- UND Interiordesign aus 22 Nationen Die Interior Design Exhibition SELECTED 2015 ist eine Ausstellung für zeitgenössi­ sches Möbel- und Produktdesign. Die inter­ nationale Ausstellung präsentiert Produkte von renommierten und etablierten Design­ schaffenden sowie Newcomerinnen und Newcomern. Dabei werden neben markt­ reifen Produkten und innovativen Konzep­ ten auch progressive Studien aus verschie­ denen Disziplinen gezeigt. Insgesamt sind 52 Designerinnen und Designer mit ihren ausgewählten Arbeiten im Rahmen des Designmonat Graz zu erleben. SELECTED 2015 findet in Kooperation mit der „Venice Design Week“ sowie den „City of Design“Partnerstädten Buenos Aires und Montréal statt. Organisiert wurde die Schau von der Design-Consulterin Alexa Holzer, im Auf­ trag der Creative Industries Styria, und ihrem Team (Fernanda Reis, Georg Kettele, Franziska Maresa Maier, Hektor Peljak)

SELECTED 2015 Ausstellung 01. – 31. Mai 2015 12.00 – 19.00 Uhr designHalle Lazarettgürtel 62, 8020 Graz www.selected-design.com

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„CORQUES 2-Seater“ Sofa „BELLA“ Lampe

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Designer: Lucie Koldová Hersteller: PER/USE

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Foto: Per/use

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- SELECTED 2015 -


- SELECTED 2015 -

Back and Forward Text: Wolfgang Schober

Alter Schwede! Moment, so alt ist dieser Frej Wichmann ja noch gar nicht! Im Ge­ gen­s atz zu seinen bevorzugten Produk­ tionsmethoden: Denn die sind wirklich alt, gleichzeitig hoch innovativ und lassen sich ungefähr so beschreiben: Der schwedische Designer Frej Wichmann steht an einer Drehbank und bearbeitet ein rotierendes Stück Holz mit einem Meißel. Angetrieben wird die Drehvorrichtung per Muskelkraft von einem umgebauten Spezi­ al-Fahrrad. Die auf diese Weise gefertigten Rundholz-Teile werden mit einer Schnur, die Wichmann aus händisch geschredder­ ten Streifen von Plastiksackerln gewinnt, kunstvoll verbunden – und ergeben, straff aneinander gezurrt, im Finalzustand den Körper einer kleinen Kommode.

„THE GIRAFFE & A CLOTHES RAIL“, 2014 &New Der Konsolentisch „Giraffe“ des britischen Labels verknüpft „Minimal Design“ mit einprägsamem Farbfeeling und verspieltem Tischbein-Zickzack. Dazu der passende Kleiderständer.

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Foto: &New

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Sofas aus Kork, Lampen im Größenwahn und Möbelproduktion ohne Strom! Die internationale Design-Ausstellung SELECTED 2015 bringt auch in diesem Jahr wieder die aufregendsten Trends europäischen Interior- und Produktdesigns nach Graz und beweist nachdrücklich: Design ist nicht (nur) kreierte Form, sondern auch gestalteter Inhalt.


- SELECTED 2015 -

„VIK&VEV“ Frej Wichmann Ein faltbarer Tisch, der bei Nicht-Gebrauch auch einfach an die Wand gelehnt werden kann. Das Konzept wurde von der japanischen Origami-Technik inspiriert.

DESIGN-PHILOSOPHIE.

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Diese glänzt nicht nur stilistisch markant, sondern kann für sich reklamieren, voll­ kommen stromlos erzeugt worden zu sein. Ein Möbel? Nein, ein möbliertes Statement! Inklusive Mobiliar gewordene Erklärung des zeitgenössischen Designbegriffs: Design nicht nur als kreierte Form, sondern auch als gestalteter Inhalt. Design als Kon­ zept, Philosophie und Geisteshaltung – als Gestaltung der Wirklichkeit. Wie im Falle von Wichmanns „Bubble Cabinet“, das mit der Thematisierung traditioneller, stromlo­ ser Handwerkstechniken sowie raffinierten Upcycling-Strategien von Wegwerfproduk­ ten den Puls kritischer Zeitfragen rund um energie- und ressourcenschonende Pro­ duktionsprozesse punktgenau trifft.

Foto: Martin Gustavsson

Eine europäische Designkonzeption auf höchstem Niveau. Frej Wichmann ist auch einer jener 52 Designerinnen und Designer, deren Arbeiten in diesem Jahr bei der in­ ternationalen Design-Ausstellung SELEC­ TED 2015 in Graz zu sehen sein werden. „Damit wird die Ausstellung in diesem Jahr so umfangreich wie noch nie“, stellt Kura­ torin Alexa Holzer fest. „Gleichzeitig bleibt sie so hochkarätig wie schon in den Jahren zuvor. SELECTED wird auch heuer unter­ schiedliche europäische Designpositionen von etablierten Designern wie von New­ comern im Bereich Möbel- und Produkt­ design sichtbar machen.“

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- SELECTED 2015 -

INTERNATIONALES DESIGN IN GRAZ.

SELECTED 2015 – der Name ist Programm – ist damit die größte Ausstellung dieser Art in Österreich. „Das Feedback in den letzten Jahren war exzellent. SELECTED ist mittlerweile international angekommen“, betont Alexa Holzer. „Einige Arbeiten, die in Graz gezeigt werden, wandern direkt von der großen Möbelmesse in Mailand zu uns weiter. Daher haben wir uns heuer entschlossen, noch mehr Designer einzu­ laden und gleichzeitig die Ausstellungs­ dauer auf einen Monat zu verlängern.“ Für die Schau steht heuer auch mehr Fläche zur Verfü­­gung. „Damit festigt Graz seinen Ruf als Designhauptstadt Österreichs.“ Nun, was wird die Besucher der design­ Halle im Mai konkret erwarten? Alexa Hol­ zer: „Die inoffizielle Klammer könnte den Titel ,back and forward‘ tragen. Denn wir werden eine Rückbesinnung auf tradi­ tionelle Handwerkskunst und Methodi­ ken genauso erleben wie den Fokus auf neue Materialien und neue Stilistiken.“ Ein Cross­over von hoher Qualität in Kon­ zeption und Umsetzung.

„CENTERPIECE“ Studio Daniel Die skulpturale Vase des holländischen Labels vereint zwei traditionsreiche Handwerkskünste – die berühmte Delfter Keramik sowie das Weidenflechten.

Foto: Studio Daniel

designmonat graz 2015

Der Anspruch ist hoch: SELECTED 2015 ist eine Leistungsschau europäischen De­ signs, die einen Querschnitt zeitgenössi­ scher Positionen auf den Ausstellungsflä­ chen der designHalle verdichtet. Vieles, was an modernem Design in den vergan­ genen ein bis zwei Jahren international prämiert, diskutiert und rezipiert wurde, ist für die Ausstellung „selektiert“ worden.

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- SELECTED 2015 -

„SATORI“ Studio Daniel

Foto: Odesi

Die Begeisterung für Segelflugzeuge und deren Materialeinsatz inspirierten Studio Daniel zur Konstruktion dieser Lampe.

EXKLUSIV. ÖKOLOGISCH. ÄSTHETISCH.

Unter anderem bilden vier große Strö­ mungen in diesem Jahr die inhaltlichen Hauptachsen der Ausstellung: Minimal De­ sign, Eco Design, Deco Style sowie Color Design. Freilich nicht als scharf abgrenzba­ re Segmente innerhalb der Gesamtschau, aber als deutlich wahrnehmbare Stoß­ richtungen zeitgenössischer europäischer

Designkunst. Eine Reihe von SELECTEDVertretern lassen sich unter den Begriff Eco-Design stellen. Neben dem erwähn­ ten Frej Wichmann ist das etwa auch das holländische Studio Daniel. Das Label wird das Publikum vor allem mit außerge­ wöhnlichen Lampen- und Leuchtenkon­ struktionen beeindrucken. „Satori“ und „Lighthouse“ sind Lampen in Leichtbau­

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weise, die mit sorgfältiger Materialaus­ wahl und kantiger Ästhetik in ihren Bann ziehen. Alexa Holzer: „Allesamt ehrliche, nachhaltige Produkte mit echtem ökolo­ gischem Anspruch. Außerdem widerlegen diese das alte Vorurteil, dass Öko-De­ sign automatisch schlechtes Design sein muss. Das Gegenteil ist der Fall, wie auch die ausgestellten Arbeiten beweisen.“


„THE BIG BUBBLE WITH CHAIR“ Alex de Witte Die amorphen, mundgeblasenen Lampen – allesamt Unikate – beeindrucken auch durch ihre Größe. Ihre Abmessungen erreichen bis zu 105 cm.

Protagonist einer durchaus puristisch an­ gelegten Designsprache ist der ebenfalls aus den Niederlanden stammende In­ dustriedesigner Alex de Witte. Er wird bei SELECTED 2015 mit seiner spektakulären Lampenserie „The Big Bubble“ vertreten sein. Diese zeigt riesige, amorphe Glaslam­ pen, die neben opulenter Größe und Form mit großer Detailgenauigkeit bei der filigra­ nen Aufhängung punkten. „Ein Beweis, dass Minimal Design nicht nur das Weglas­ sen von Überflüssigem, sondern auch das Erschaffen neuer Formen bedeutet“, verrät Holzer. Ein Prinzip, das auch Lucie Koldova auszeichnet. Die tschechische Möbeldesig­ nerin wird in Graz unter anderem das Sofa „Corques“ ausstellen. Das mit knallrotem Stoff bezogene, organisch geformte Sitz­ möbel wird aus Überresten aus portugie­ sischen Flaschenkork-Fabriken hergestellt.

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Foto: Chris van Koeverden

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- SELECTED 2015 -


„NONNO“ Jeannett Højer

Foto: Jannick Boerlum

Das „Rocking Day Bed“ der dänischen Designerin knüpft an uralte skandinavische Handwerkskunst an.

DEKORATIVES COMEBACK.

„SKIP AHOY!“ Thorunn Arnadottir Die isländische Designerin integriert Sportartikel wie Hula-Hoop-Reifen in ihre Arbeiten. Foto: Kristinn Magnússon

Wie eine kraftvolle Gegenblende nehmen sich im Vergleich dazu Vertreter einer neu­ en Generation des Deco-Styles aus. Ein Comeback des Dekors zelebriert das pol­ nische Designlabel Kosmos Project eben­ so wie die beiden skandinavischen Designerinnen Jeanett Højer und Thorunn Ar­ nadottir. Motto: Kulturelle Herkünfte und alte Methoden reißen geografische Mau­ ern ein. Arnadottir bringt in ihrer „Skip Ahoy“-Serie Sportartikel wie Springschnü­ re und Hula-Hoop-Reifen in den Kontext althergebrachter isländischer Texturen. Højer lässt in ihrem vielfach prämierten „Rocking Day Bed“, einem schaukelnden Tagesbett, alte dänische Handwerkskunst wiederaufleben. Und schließlich lassen es die Designer auch farblich wieder knallen. „Im Gegensatz zu Pastellfarben vergange­ ner Jahre geht der Trend auch wieder zu ei­ nem markanten Color Design“, weiß Holzer.


- SELECTED 2015 -

„STONE & FOAM“ Pieteke Korte

designmonat graz 2015

Foto: Daantje Bons

Der holländische Designer bringt Marmor und Schaumstoff in expressiven Einklang.

Das britisch-finnische Label „& New“, das mit pulverbeschichtetem Stahl und verschiedensten Holzarten luftig-moder­ nes Design zelebriert, ist hier ebenso als Beispiel zu nennen wie Pieteke Korte, der in seiner „Foam-Serie“ Schaumstoff und Marmor auf waghalsige Weise kom­ biniert. Eines der vielen „Must-sees“ der Ausstellung.

design WORKSHOP Auch heuer findet im Rahmen von SELEC­ TED ein Design-Workshop unter dem Mot­ to „100 % Papier – Paper ba(ck)g“ statt. Die Teilnehmerinnen und Teilnehmer haben da­ bei die Möglichkeit, unter der Anleitung des renommierten deutschen Modedesigners Bernhard Elsässer ihre eigene Tasche aus ei­ nem innovativen Material zu kreieren. Nach einer Einführung in das Material Papier, sei­ ne aktuellen Innovationen und visionären Möglichkeiten in der Designwelt steht der

Workshop ganz im Zeichen des syntheti­ schen Papiers Tyvek®. Die Teilnehmer fer­ tigen aus dem extrem leichten und reißfesten Material eine Designer-Tasche. Dafür wird das Tyvek-Material der vergangenen SELECTED-Ausstellungen recycelt. Und auch eine Premiere hält SELECTED 2015 bereit: Am Abschlusswochenende der Ausstellung steht erstmals ein Design-Su­ permarkt am Programm. Teile der ausge­ stellten Arbeiten werden darin zum Verkauf angeboten. 26


- SELECTED 2015 -

„BAU DIR EINE TASCHE“ Workshop mit Bernhard Elsässer

SELECTED bietet in diesem Jahr erstmals die Möglichkeit, ausgestellte Produkte und Neuheiten käuflich zu erwerben. Der Design-Supermarkt findet am Abschluss­ wochenende des Designmonat Graz in der designHalle statt und wird mit einem Eröff­ nungsabend am 29. Mai gestartet. An die­ sem Abend können die Besucherinnen und Besucher die Ausstellung ebenso wie die Shop Area bis 24 Uhr besuchen, begleitet von einer DJ-Line und einem Barbereich.

designSUPERMARKET Event 29. – 31. Mai 2015 12.00 – 19.00 Uhr designWORKSHOP Workshop Sa, 30. Mai 2015 14.00 – 18.00 Uhr Teilnehmer: max. 30 Personen Kosten: € 10,– Anmeldung: office@cis.at

Foto: Bernhard Elsässer

designHalle Lazarettgürtel 62, 8020 Graz www.selected-design.com

designmonat graz 2015

design SUPERMARKET


- ÖFFENTLICHER RAUM -

Raum bekommt Text: Daniela Müller

Mit der Tegetthoffbrücke und dem Rösselmühlpark wurden zwei „Un-Orte“ definiert, die neu gestaltet werden sollen. Im Mai sind die Entwürfe beider Wettbewerbe zu sehen. Fuß erkunden können) und eine dazu pas­ sende Polemik, nämlich die amerikanische Lebenseinstellung. Während das Volk ei­ nerseits das Recht der freien Meinungsäu­ ßerung mit Zähnen und Klauen verteidige, werde die freie Rede nicht praktiziert, weil es kein Forum gebe, sondern nur Einkaufs­ zentren, aus denen jeder, der zu laut sei, hinausgeworfen werde. Gehl bezeichnet Menschen als gehende Lebewesen, die wieder aus den Häusern gelockt werden müssten. Wie in Venedig beispielsweise, wo man sich trifft, stehenbleibt, plaudert, kurzum: im öffentlichen Raum lebt und ist.

Tegetthoffbrücke vorher: Zum neu gestalteten „Nachher“ gibt es im Mai Entwürfe aus dem Wettbewerb zu sehen.

Foto: Philipp Podesser

Der öffentliche Raum zeigte sich zuletzt höchst politisch. Der Arabische Frühling trieb die Menschen auf die Plätze, aus Furcht vor Aufruhr wurde in Bahrain vor­ sorglich ein Platz zu einem Kreisverkehr umgebaut. Menschen schufen Plätze, um Prozessionen oder Paraden abzuhalten , sowie Märkte, um ihre Waren zu verkau­ fen. In der Regel gerade so groß, um vom einen Ende zum anderen zu sehen. Der dänische Architekt Jan Gehl beschäftigt sich seit mehreren Jahrzehnten mit der Frage, was eine Stadt lebenswert macht. Er hat eine klare Antwort (man sollte sie zu


- ÖFFENTLICHER RAUM -

In New York hat der dänische Architekt die Verkehrssituation am Broadway be­ leuchtet und stellte fest: 90 Prozent aller Menschen waren zu Fuß unterwegs und nutzten nur zehn Prozent der vorhan­ denen Fläche, jene auf den Gehsteigen, während die zehn Prozent, die mit dem Auto fuhren, 90 Prozent des Platzes be­ anspruchten. Mehr Platz für Fußgänger tue auch der Wirtschaft gut, erklärt der Planer. Menschen wollen schlendern, Aus­ lagen betrachten und reden, ohne den Straßenlärm überschreien zu müssen. In Paris habe man gezeigt, was möglich sei, indem die Gehsteige der Champs-Elysées auf beiden Seiten von 12 auf 25 Meter ver­ breitert wurden. Gehl ist dennoch nicht der Ansicht, dass Autos aus den Städten verbannt werden sollten. Es müsse nur weitergedacht werden, wie eine Stadt in mehreren Jahrzehnten beschaffen sein sollte, wenn noch mehr Menschen dort wohnen, davon viele ältere, oder wenn der Individualverkehr an Einfluss verliert. Die Stadt von morgen, sagt Gehl, sei ziemlich verdichtet, multifunktional, fußgängerund radfahrerfreundlich, mit Stadtbahnen, Parks – wo Verkehrsstraßen und Parkplät­ ze nachrangige Bedeutung haben.

Foto: Philipp Podesser

Platz

Gestaltungs-Spielräume.

„Die Gestaltung des öffentlichen Raumes ist ein ganz wesentliches Kriterium für die Lebensqualität einer Stadt“, sagen Gernot Reisenhofer, Universitätsassistent am In­ stitut für Gebäudelehre der TU Graz, und Markus Bogensberger, Geschäftsführer des Hauses der Architektur. Denn eine sorgfältige Planung und hochwertige Ge­ staltung von öffentlichen Räumen haben das Potenzial, ganze Stadtteile aufzuwer­ ten. So sei etwa der nunmehr lebendigen Szenerie im Grazer Lendviertel eine um­ fassende Neugestaltung von Lend- und Mariahilferplatz sowie eine Verkehrsbe­ ruhigung der Mariahilferstraße in Form einer Fußgängerzone vorangegangen. Einen außergewöhnlichen Weg der Stadt­ erneuerung wählte Barcelona ab den 1980er Jahren, als mehr als 140 Plätze neu gestaltet wurden, die der Stadt ein neues Erscheinungsbild verliehen. Das Ergebnis ist bekannt: Barcelona ist heute die wohl interessanteste Stadt Spaniens. Die Kon­ sequenz daraus: „Man sollte sich verstärkt auf die Suche nach aneigenbaren und nutzbaren Flächen machen, um verschie­ densten Bevölkerungsgruppen ‚Spielräu­ me‘ zur Verfügung zu stellen“, so Reisen­ hofer und Bogensberger.

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Spielräume zum Aneignen: Der Rösselmühlpark soll durch Urban Design zu einer gestalteten nutzbaren Fläche werden.


Foto: Philipp Podesser

Raum für Gestaltung: Sorgfältige Planung des öffentlichen Raums wird die Tegetthoffbrücke aufwerten.

Graz wächst schnell und ist facettenreich. Und auch Graz hat weniger populäre Orte oder „Un-Orte“, die einer Aufwertung be­ dürfen. In der Regel sind Orte Anker, die Identität stiften. Im Vergleich dazu gelingt es „Un-Orten“ nur schwer, menschliche In­ teraktion und damit Temperament, Sinn­ lichkeit und Leben anzuziehen. „Der öffentliche Raum erfüllt eine wichtige kommunikative Aufgabe im städtischen Leben“, sagt der Grazer Bürgermeister Siegfried Nagl. Jene Plätze, wo sich Leute treffen und austauschen, müssten auch zum Verweilen einladen. „Plätze, die das nicht schaffen, müssen durch innovative Neugestaltung wieder Orte der Begeg­ nung werden.“ Standardpläne, wie öffent­ liche Räume auszusehen hätten, gebe es nicht, so der Bürgermeister, weshalb die Gestaltung von öffentlichem Freiraum ein Zusammenspiel zwischen historischem Bestand und modernem Design erfordere. „Plätze müssen den sozialen Bedürfnissen der Menschen dienen.“ Im Rahmen des Designmonat Graz wurden zwei solche „Un-Orte“ ausgewählt, um ihnen zumin­ dest konzeptionell neues Leben einzuhau­ chen: die Tegetthoffbrücke und der Rös­ selmühlpark vor der Postgarage.

Siegfried Nagl Bürgermeister der steirischen Landeshauptstadt Graz Foto: Wohlgemuth

Re-Programmierung.

Die Tegetthoffbrücke zwischen Belgiergas­ se und Andreas-Hofer-Platz wurde 1975 neu gebaut. Sie wird von Kraftfahrzeugen, Rad­ fahrern und Fußgängern genutzt, wobei wenig schmucke Betontröge als Trennlinie zwischen Straßen- und Fußgängerverkehr dienen. Designschaffende sind nun auf­ gerufen, die Brücke sozusagen zu re-pro­ grammieren – vom Zweckbau hin zum gestalteten Element, das die Mur und die beiden Flussufer einbindet. Keine kosmeti­ sche Behübschung also, die Tegetthoffbrü­ cke soll vielmehr wieder „verortet“ werden. Ins Leben gerufen wurde der Wettbewerb von der Stadt Graz und der Creative In­ dustries Styria, bis zum 20. April konnten Designschaffende ihre Konzepte für die gestalterische Intervention im Sinne ei­ ner „Re-Programmierung“ einreichen. Die Konzepte sollten von hoher gestalteri­ scher Qualität sein, für Graz als UNESCO City of Design relevant, umsetzbar und über das Stadium der Ideenskizze hinaus­ reichen. Eine Experten-Jury prüft nun die Projekte, in einer zweiten Runde werden die fünf besten auch in puncto Ausar­ beitung und Umsetzbarkeit besprochen. Alle eingereichten Entwürfe werden im Design­monat Graz 2015 ausgestellt.

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Aufwertung durch Aufbruch: Die Bewohner des öffentlichen Raumes bestimmen, wohin der Weg führt.

Foto: Philipp Podesser

designmonat graz 2015

Grazer „Un-Orte“.


- ÖFFENTLICHER RAUM -

Aufwertung.

Foto: KPÖ Graz

Foto: Philipp Podesser

Die Bachelor-Studierenden der Techni­ schen Universität stellen sich dabei die Frage, wie Räume in einem städtischen Kontext funktionieren und auf welch un­ terschiedliche Art und Weise sie von ver­ schiedensten Akteuren benutzt werden. Die optimale Umsetzung, betont Gernot Reisenhofer, liege darin, einen Raum zu schaffen, den sich eine größtmögliche Gruppe aneignen könne. Mit dem Baum­ bestand, der denkmalgeschützten Post­ garage und dem Mühlgang seien inter­ essante Voraussetzungen gegeben, die allerdings durch den starken Verkehr auf der Rösselmühlgasse beeinträchtigt seien.

Elke Kahr Stadträtin der steirischen Landeshauptstadt Graz

Öffentlich genutzten Raum neu denken: Kreatives Urban Design re-programmiert städtische Plätze.

Für Stadträtin Elke Kahr sollen Gestaltung und Gebrauchswert Hand in Hand gehen. „Wünschenswert wäre, dass auf die örtli­ che Bevölkerung und die NutzerInnen des Parks gehört wird und deren Überlegun­ gen miteinbezogen werden. Mehr Schutz vorm Verkehrslärm der Rösselmühlgasse wäre hier ein großes Anliegen.“ Die Aufga­ be ist, Konzepte zu entwickeln, wie eine wenig gestaltete städtische Fläche in ei­ nen Ort mit Aufenthaltsqualität transfor­ miert werden kann. Eine Jury wird über mögliche Realisierungsmöglichkeiten ent­ scheiden, auch hier werden die Ergebnisse anschließend im Rahmen des Designmo­ nat Graz 2015 präsentiert.

Grazer „Un-Ort“ Rösselmühlpark: Die geplante Umgestaltung sagt dem Verkehrslärm den Kampf an. Foto: Philipp Podesser

Der Rösselmühlpark wird im Rahmen ei­ ner Lehrveranstaltung am Institut für Ge­ bäudelehre in einem fünf Tage dauernden Workshop Anfang Mai von Studierenden unter der Leitung von Markus Bogensber­ ger und Gernot Reisenhofer unter die Lupe genommen, als Arbeitsort dient das Haus der Architektur im Palais Thinnfeld. Den Raum hat Stadträtin Elke Kahr gewählt. Ihr war wichtig, „dass auch Stadtteile, die oft nicht im Fokus von Politik und Tourismus stehen, eine gestalterische Aufwertung erfahren“.


- iGRAZ -

Tummelplatz gewinnt Der öffentliche Raum verändert sich mit seiner Nutzung, sagt die bulgarische Künstlerin Veronika Tzekova. Sie wiederum verändert den Raum in Spielflächen.

„TIC TAC TOE“

Foto: Veronika Tzekova

designmonat graz 2015

Öffentlichen Raum kreativ nutzen: Der Tummelplatz wird zum Spielebrett.

Mit ihren Space Appropriators nahm sie bereits 2012 beim Projekt Inside Annenvier­ tel teil, wo sie mittels Farbstickern Kanaldeckel zu Mensch-ärgere-dich-nicht-Spiel­ brettern umfunktionierte, Vorbeigehende zum Spielen animierte und im weiteren Sinn zu spontanen, sozialen Interaktio­ nen. Seither verwandelte sie auch in ande­ ren Städten und Orten Plätze, Parkhäuser oder sonstige Flächen in Schach- oder Dartfelder sowie in Spielfelder für Spiele wie Drei gewinnt.

Im Designmonat nimmt sich Tzekova den Tummelplatz vor und wird am Dienstag, 5. Mai, zur kreativen Nutzung des Raumes aufrufen. Nur aktive und engagierte Bür­ ger können öffentliche Räume verändern, findet die Künstlerin. Also auf zum Spielen, Austauschen, Inspirieren und Neudenken und Gestalten des öffentlichen Raumes!

iGRAZ Flashmob Do, 14. Mai 2015 17.21 Uhr (!) Tummelplatz, 8010 Graz

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www.citypark.at


- GRIESPLATZ EVENT -

Glückssuche am Griesplatz Nein, der erste Kebab-Laden war nicht am Griesplatz, sondern in der Reitschulgasse. Dafür ist am Griesplatz die älteste Schwulenbar von Graz und es gibt noch günstige Wohnungen. Das war immer so. Auf den Griesplatz wurde im Mittelalter verdrängt, was im Zentrum nicht sein sollte: stinkendes und lautes Gewerbe, Prostituierte und arme Leute. Und das ist oft auch heute noch so.

Fotos: instagram userinnen carispics, kingkabier, wolkinger, real_ jiley-bitch

designmonat graz 2015

Der Glückshafen Griesplatz öffnet im Rah­ men des Designmonat Graz dort seine Pforten und gibt jenen, die sich für die Zu­ kunft dieses Grazer Stiefkindes interessie­ ren, Gelegenheit, auf reale, historische und spielerische Weise rund um den Griesplatz zu stranden und den Ort (neu) kennenzu­ lernen. Bei diesen Stadtsafaris soll über So­ cial Design im öffentlichen Raum gespro­ chen werden, mit Fragen wie: Was gefällt und was missfällt am Griesplatz? Was hat und was braucht der Griesplatz? Wer freut

Vom Glückshafen Griesplatz in die ganze Welt. Postkarten von kampolerta/suedost

GLÜCKSHAFEN GRIESPLATZ Stadtsafaris Sa, 08. Mai 2015 16.00 – 18.00 Uhr Do, 14. Mai 2015 10.00 – 12.00 Uhr (speziell für Kinder und Menschen mit Handicap) Sa, 23. Mai 2015 16.00 – 18.00 Uhr Studio Griesplatz 8, 8020 Graz Eine Stunde vor und nach der Stadtsafari gibt es einen Pop-upPostkartenstore

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sich über den Griesplatz? Wie könnte der Griesplatz neu gedacht und gestaltet wer­ den? Jeweils eine Stunde vor und nach den Stadtsafaris liegen beim Pop-up-Postkar­ ten-Store Ansichtskarten auf, die mit Grü­ ßen in verschiedenen Sprachen in alle Welt versandt werden können. Treffpunkt für die Stadtsafaris ist das Studio Griesplatz 8 – ein großes Papierschiff weist den Weg. Or­ ganisiert wird der Glückshafen Griesplatz von Irene Bittner (kampolerta), Mimi Nievoll (suedost) und Eva Tropper.


- GRAZGUIDES -

Durch die City of Design. Aufrecht, aufregend, nicht anstrengend. Angeblich soll Steve Jobs einmal pro­ phezeit haben, dem Segway gehöre die Zukunft des Verkehrs. Ein bekannter Risi­ kokapital-Manager meinte, das elektrisch angetriebene Verkehrsmittel werde in kür­ zester Zeit Milliardenumsätze erreichen. Das war Anfang des Jahrtausends, als der Segway auf den Markt kam. Die Herren la­ gen weit daneben. Dabei ist der Elektrorol­ ler eine feine Möglichkeit, Städte zu erkun­ den. Die GrazGuides bieten das Erlebnis im Rahmen des Designmonat Graz an: Mit

dem Segway aufrecht und querstadtein durch die City of Design schweben, vorbei an preisgekrönter Architektur, schräger Kunst im öffentlichen Raum, historischen Gemäuern, denen Kreative ihren urei­ genen Stempel aufdrücken. Und natür­ lich nicht zu vergessen die Projekte des Design­monat Graz, die innerhalb dieses Events präsentiert werden. Zwei Stunden dauert eine Tour für maximal sieben Per­ sonen, Start und Ziel ist jeweils das Joan­ neumsviertel.

Sa, 02.; Sa, 09.; Sa, 16.; Sa, 23. und 30. Mai 2015 14.00 Uhr Treffpunkt/Endpunkt: Joanneumsviertel www.designmonat.at Dauer: ca. 2 Stunden Kosten: € 60,– pro Person (max. 7 Personen) Bei Bedarf sind Anschlussfahrten möglich! Anmeldung: info@grazguides.at 0664/345 20 30 (Segwaycenter Graz)

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segways on tour

Gliding Thru Graz Tour

Mit Segways durch Graz touren. Foto: GrazGuides

Gliding thru Graz


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- KLANGLICHT OPER -

Der Klang dEs Lichts OchoReSotto machen aus Wänden Kunstwerke. Im Mai bespielen sie mit ihrer Lichtshow die Grazer Oper. Das Grazer Künstlerkollektiv OchoReSotto streicht mit ihren Lichtvisuals im Mai die Grazer Oper neu. Volker Paul Sernetz, Stefan Sobotka-Grünewald und Lia Rädler zaubern seit Jahren weihnachtliche LichtStimmung auf das Grazer Rathaus, mal­ ten im Rahmen des letzten Rostfestes die Häuser von Eisen­erz neu, brachten Farbe und Stimmung auf und in Salzburgs Fest­ spielhäuser. OchoReSotto waren beim Life Ball im Einsatz, sie gestalten perma­ nente Installationen in Museen oder Res­ taurants. Die Lichtkünstler machen aus Wänden Projektionsflächen für Werbung oder Events, wobei stets der gesamte Raum einbezogen wird. Mit den Lichtinstallationen auf die Grazer Oper steht wieder ein größeres Projekt auf dem Plan. Diesmal mit fast uneinge­ schränkten Freiheiten. Die Oper als Projek­ tionsfläche finden die drei kreativen Köpfe insofern spannend, da auf der Bühne des Hauses allen kreativen Ideen freien Lauf gelassen werden kann. Jede Illusion und Vorstellung könne also umgesetzt wer­ den, betonen sie. Wobei es nicht nur bei der Lichtshow bleibt. Der Eröffnungsabend wird mit einer eigens komponierten Musik

von der Tanzkompanie der Oper Graz auf dem Kaiser-Josef-Platz eingeleitet, das große Finale bestreitet das versammelten Chorensemble mit David Hamiltons Lux Aeterna. Kulinarische Lichtblicke steuern die Gastronomen des Platzes bei. Sernetz und Sobotka-Grünewald kamen über die Analogfilmerei zum analogen und digitalen Projizieren, mit den größer wer­ denden Projekten wurden auch die lichtin­ tensiven Geräte immer aufwendiger. Als OchoReSotto sind die beiden seit 2006 er­ folgreich unterwegs, sie eint ihre Liebe für analoge Medien, und so entstand auch der Name. Das „Ocho“ und „Otto“ stehen dabei für das spanische und italienische Acht, was ihre Leidenschaften für die Filmforma­ te Super-8 und 16 mm beschreibt. Seit Kur­ zem ist die Informationsdesignerin und Fo­ tografin Lia Rädler mit an Bord. Sernetz und Sobotka-Grünewald waren Resident VJs im Berliner Verve Jazz Club und arbeiteten für Elvis Costello. Sie sind Mitbegründer der Plattform Strictly Analog, die analog arbei­ tende Künstler und Handwerker vernetzt, und das mittlerweile neben Graz auch in Triest, Wien, Ljubljana und Tokio.

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designmonat graz 2015 OchoReSotto sind seit mehr als 13 Jahren als Video-/ Film- und Projektionskünstler tätig. Als Gründer des Strictly Analog Studios (Graz, Tokio, Wien, Ljubljana und Triest) sind sie bei der weltweiten Vernetzung von Wirtschaft, Kunst, Design und Handwerk aktiv. v.l.n.r. Stefan Sobotka-Grünewald, Lia Rädler, Volker Paul Sernetz

klanglicht oper graz

Foto: ochoresotto

Eröffnung: Sa, 02. Mai 2015 ab 19.30 Uhr Kaiser-Josef-Platz, 8010 Graz Projektion: 02. – 31. Mai 2015 ab Einbruch der Dämmerung Opernring, 8010 Graz www.oper-graz.com

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- ILLUSTRATIVE DRINKING -

Das Auge trinkt mit Meist ist nicht kaufentscheidend, was drin ist, sondern was drauf klebt. Das richtige Etikett bestimmt, ob ein Wein gekauft wird. ILLUSTRATIVE DRINKING schaut sich dieses Thema genauer an.

Wein wurde in China und dem Mittleren Osten schon um 6000 v. Chr. hergestellt. Doch erst seit die Franzosen in das Ge­ schäft eingestiegen sind, weiß man annä­ hernd, was sich in den Flaschen befindet. Wurde Wein zunächst für religiöse Zere­ monien in Klöstern produziert, verbreite­ te sich in Frankreich die Kultivierung von Weintrauben in der Renaissance mehr und mehr. Weintrinken wurde populär. Durch den Handel mit Wein um das 18. Jahrhun­ dert sowie durch die Züchtungen unter­ schiedlicher Traubensorten wurden Weine mit hohem Wiedererkennungswert produ­ ziert. Es brauchte Etiketten, um Angaben über die Herkunftsregion, das Weingut und den Weinbauern zu machen. Zuerst brachte man kleine Stücke Pergament mit einer Schnur am Flaschenhals an. Zum

Text: Daniela Müller

gewachsenen Stolz über die Qualität ihrer Weine war es den Winzern nun auch wich­ tig, das passende Etikett zu kreieren, das dem Wein nach außen hin ein Gesicht gab. Überliefert ist, dass die ersten Etiketten 1756 auf Portwein-Flaschen klebten. Port­ wein war auch der erste Wein, der über ein eigenes Logo verfügte: der Mann mit dem Hut und dem langen Mantel auf den Flaschen der Firma Sandeman. Wein wur­ de bis Mitte des 19. Jahrhunderts in Kis­ ten verkauft, Bier in Fässern. Gegen Ende des Jahrhunderts gab es im Zuge einer Handelsausweitung neue Gesetze, die es jedem Verkäufer erlaubten, alkoholische Getränke in einzelnen Flaschen abzuge­ ben. Es wurden Normen für Flaschengrö­ ßen und Etikettierungsgesetze eingeführt.

Foto: Max Hofstetter

Der Heiland ist ein Likör aus Doppelbock. Sein Geschmack ist leicht malzig und ein bisschen wie dunkle Schokolade.

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Aeijst macht die Steiermark in Zukunft auch für Gin bekannt.

Foto: White Studio, Porto Portugal

Geprägte Flaschen, feinstes Papier, gefärbte Korken – Esporão Private Selection, gestaltet von White Studio

Und Sie? Wonach wählen Sie Wein aus? Nach der Traube, der Ernte – oder etwa nach dem Etikett? Studien haben erge­ ben, dass bei einem Großteil der Konsu­ menten ein Blick auf das Etikett reicht, um eine Vor­ahnung auf den Geschmack des Inhalts zu erhalten. Sie neigen infolge­ dessen dazu, zu einprägsamen, auffälligen und eleganten Etiketten zu greifen. Winzer investieren deshalb Zeit, Geld und Liebe in das Design von Etiketten, sie beauftra­ gen namhafte Architekten, die Weingüter und Showrooms trendig zu gestalten. Mit Erfolg. Die Zahl der Konsumenten, die sich für das Handwerk der Weinerzeugung so­ wie des Bierbrauens interessiert, steigt kontinuierlich. Die Wanderausstellung ILLUSTRATIVE DRIN­ KING nimmt nun im Rahmen des Design­ monat Graz Grafikdesign für Weine, Biere und Spirituosen genauer unter die Lupe. Es geht nicht darum, was in der Flasche drin ist, sondern was drauf klebt. Designer aus aller Welt schickten dazu ihre Entwürfe an die Agentur united everything aus Wien, wo sie ausgewählt und zu einer schlüssi­ gen Ausstellung zusammengestellt wur­ den. Der Design- und Raritäten-Shop MuR stellt für den Event in Graz seine Räum­ lichkeiten zur Verfügung. ILLU­ STRATIVE DRINKING ist als Wanderausstellung ge­ plant, deren Programm und Inhalt sich dem jeweiligen Ausstellungsort anpassen. Nach Graz soll sie in Italien, Spanien und Portugal gezeigt werden, weitere Länder sind im Gespräch. Damit will der Organi­ sator regional wie international ein breites Publikum erreichen. Die Veranstaltung hat Netzwerkcharakter: Gilt es doch einerseits, die Qualität der Weine zu zeigen, aber auch die Türen für zukünftige Kooperationen und zu größeren Märkten öffnen.

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Foto: Stefan Leitner

Ursprünglich dienten Etiketten einem rein praktischen Zweck, und zwar um anzuzeigen, was sich im Inneren eines un­ durchsichtigen Containers befand. Heute sind Etiketten vor allem Werbewerkzeuge, ihnen kommt eine verantwortungsvolle Aufgabe zu: schmökernden Konsumenten – in den meisten Fällen sind es Impulskäu­ fer – ein Produkt zu verkaufen. Das Etikett muss in der Fülle des Angebots in Super­ märkten und Vinotheken mit Typografie, Farbe und Sonderdrucken herausstechen. Das Buhlen um Aufmerksamkeit wird mar­ ketingtechnisch so gelöst, indem die Eti­ ketten einen Eindruck von der Qualität, Tradition und den Ansprüchen des Produ­ zenten vermitteln. Denn seit die „Weinjury von Paris“ im Jahr 1976 bei einem Blindtest nordkalifornische Weine besser bewertet hatte als die eigenen französischen, war die Herkunft plötzlich nicht mehr aus­ schlaggebend für die Qualität. Nun ging es mehr um die Vermarktung und darum, optisch überzeugen zu können.

ILLUSTRATIVE DRINKING Ausstellung Eröffnung: Mi, 20. Mai 2015, 18.30 Uhr danach Gin- & Weinverkostung im LUI Aperitivo Färbergasse 7 21. – 28. Mai 2015 Öffnungszeiten Di – Fr 10.00 – 13.00 Uhr und 14.00 – 18.00 Uhr Sa 10.00 – 15.00 Uhr oder nach Vereinbarung Kontakt: Georg Kettele 0699/1821 81 11 MuR, Modernes und Raritäten, Enge Gasse 3/Ecke Stempfer­ gasse, 8010 Graz


Foto: Shutterstock

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- DESIGN IN THE CITY -

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- DESIGN IN THE CITY -

Stadt, Shops und viel Design Text: Cornelia Stiegler

„Design in the City“ – der Name ist Programm: Rund 30 Grazer Betriebe machen ihr Unternehmen einen Monat lang zum Design-Hotspot und präsentieren die unterschiedlichsten Designzugänge – von extravaganten Möbelstücken über kreative Mode bis hin zu ausgefallener Beleuchtung. Die Möglichkeiten sind vielfältig, und der Anspruch ist hoch: Bei „Design in the City“ muss es schon ein ganz besonderes Design­projekt sein, das einen Monat lang in den Mittelpunkt gerückt wird. Rund 30 designaffine Unternehmen stellen im Mai ihren speziellen Designzugang aus – teils von den Betriebsinhabern oder -mitarbei­ tern selbst entworfen, teils in Kooperation mit Designern aus aller Welt.

Die Idee dahinter: Das Thema Design soll vor allem im Handel spürbar und erlebbar werden. Kombiniert werden dabei verschie­ denste Branchen wie etwa Taschen­design und Bekleidung oder kreative Einrichtungs­ ideen und spezielle Stühle; aber auch un­ gewöhnliche Kompositionen, etwa der Zusammenschluss von Schmuck und Inte­ rieur-Design oder Musik und Regalen, las­ sen sich im Designmonat Graz finden.

Foto: Harry Stuhlhofer-Wolf

Mitten im Herzen.

Was haben der Times Square, die Kathe­ drale von Notre-Dame und der Trevi-Brun­ nen gemeinsam? Sie sind Teil jener ge­ wachsenen Struktur, die einer Stadt ihr unverwechselbares Flair geben. Wenn wir reisen, wollen wir dort hin: in die Städte hinein, wo das Leben stattfindet. „Design in the City“ verbindet dieses urbane Le­ bensgefühl mit einem Schuss Lifestyle zu einem ganz besonderen Mix: Eine ganze Stadt wird zur Bühne für Design und Kre­ ativität! Damit geht die Kreativwirtschaft eine ganz besondere Liaison ein und macht den lokalen Handel einzigartig und authentisch.

Ing. Josef Herk, Präsident der Wirtschaftskammer Steiermark

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Die Wirtschaftskammer Steiermark küm­ mert sich ganz besonders um die Ortsker­ ne, denn wo die Betriebe und Geschäfte zusperren, dort wird auch nichts mehr konsumiert, dort wird nicht gearbeitet, wird nichts mehr gebraucht. Kurz: Dort wird nicht mehr gelebt. Das Förderpro­ jekt „Lebens!Nah“, für eine umfassende Nahversorgung, ist 2014 auf den Bezirk Graz Stadt ausgeweitet worden. Lokale Kleinstbetriebe aus den Bereichen Ge­ werbe und Handwerk sowie Handel und Dienstleistungen können sich Kosten für Investitionen oder Marketingausgaben zurückholen. „Design in the City“ ist ein weiterer wichtiger Schritt, um die Städte für die Wirtschaft und die Menschen wie­ der attraktiver zu machen!


ARTFABRIEK v.l.n.r. Robert Uranitsch, Margherita Fritsch-Breisach mit Milli und Alexander Kellas

Foto: Philipp Podesser

Artfabriek präsentiert im Designmonat Graz drei unterschiedliche Projekte: die neue Taschenkollektion von Margherita Fritsch-Breisach, alte Werbeplakate und Arbeiten von Alexander Kellas .

Bei dieser Beschreibung ahnt man schon: Einheitsbrei wird das keiner. Besucher von „Design in the City“ dürfen sich auf ein wahres Feuerwerk an verschiedenen Designzugängen freuen. So hat allein Robert Uranitsch, Inhaber der Artfabriek am Glacis, 3 unterschiedliche Projekte im Rahmen des Designmonat Graz ge­ plant. Erstens bietet die Artfabriek der neuen Taschenkollektion von Margheri­ ta Fritsch-Breisach, bekannt unter ihrem Label-Namen „Maggie B.“, eine Plattform – die Taschen werden im Mai in der Artfa­ briek zu sehen und auch zu kaufen sein. Zweitens wird der gelernte Werbefotograf Robert Uranitsch eine Ausstellung unter dem Titel „The Cult of Commerce“ zeigen: In dieser werden Werbeplakate aus den vergangenen 130 Jahren ausgestellt und mit Arbeiten des zeitgenössischen Desig­ ners Alexander Kellas ergänzt. Und drittens

wird eben jener Designer gemeinsam mit seiner Lebensgefährtin Nina Prehofer das neu erschienene Magazin „Grand Tour“ im Rahmen von „Design in the City“ präsen­ tieren. „Durch die Zusammenarbeit mit Alexander Kellas wollen wir auf zeitge­ nössisches Grafikdesign aufmerksam ma­ chen und eine der Personen dahinter vor­ stellen“, erklärt Uranitsch und bedauert: „Grafikdesign ist heutzutage ja oft schon sehr anonymisiert.“ Umso mehr freue er sich, einen renommierten Werbedesigner für den Designmonat Graz ins Boot geholt zu haben.

Benjamin und Markus Pernthaler Die beiden Designer haben beim Entwurf der Tischleuchte Flexibilität und individuelle Bedienbarkeit in den Mittelpunkt gestellt.

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Foto: Creative Industries Styria

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Werbung aus neuer Perspektive.

Die Wiederentdeckung der Tischleuchte.

In höchstem Maße durchdacht ist das Tischleuchtenprojekt von Markus Pern­ thaler (Architekturbüro Pernthaler) und Benjamin Pernthaler (Fibag): Gemeinsam mit Zumtobel, einem Anbieter für ganz­ heitliche Lichtlösungen, haben sie eine Leuchte entwickelt, die gleichzeitig ener­ gieeffizient und individuell steuerbar ist. Markus Pernthaler beschreibt die Idee dahinter: „Eine indirekte Raumbeleuch­ tung in Büroräumen wird durch die von uns entwickelte Tischleuchte – für einen oder zwei Arbeitsplätze – ergänzt. Sie ist platzsparend, fügt sich in verschiedene Arbeitsplatzkonfigurationen ein, ist res­ sourcenschonend und lässt sich vor al­ lem individuell bedienen.“ Dies habe den Vorteil, erklären die beiden Designer, dass nicht ein ganzes Büro von einer einzigen übergeordneten Lichtquelle abhängig ist, was einerseits für die arbeitenden Perso­ nen positive Aspekte hat, andrerseits aber auch den Energieverbrauch im Büro senkt. Durch das ausgeklügelte Design und die niedrige Höhe der Leuchte sind nur etwa 10 Watt pro Tischleuchte nötig, um den gesamten Arbeitsplatz auszuleuchten. An der Leuchte, die aufgrund ihrer intuitiven Bedienung den Namen „Basic Instinct“ trägt, wird bereits seit rund einem Jahr gearbeitet. Ab Mitte Mai sind bereits Pro­ totypen im Schauraum von Zumtobel zu sehen. „Im Designmonat Graz geben wir sozusagen einen Einblick in den Produk­ tionsprozess“, meint Benjamin Pernthaler. Serienmäßig soll die Leuchte dann ab 2016 produziert werden.


- DESIGN IN THE CITY -

TASH LIVING Natascha Afana Im Concept Store von TASH LIVING werden 5 einrichtungsbezogene Designwelten präsentiert.

Wo wir gerade bei Stühlen sind: Das welt­ bekannte Stuhldesign des Architekten Roland Rainer (1910–2004) ist bei Leonore Höfler im Designshop MuR zu sehen. Rai­ ner hat unter anderem die Wiener Stadt­ halle und den populären Stadthallen-Stuhl entworfen. „Dieser Stuhl taucht auch im Grazer Stadtbild immer wieder auf, zum Beispiel in der Bäckerei Auer”, erklärt Leonore Höfler. Gerade deshalb will sie den Werken des Wiener Architekten in ih­ rem Geschäft eine Plattform bieten: „Wir werden in einem Bereich unseres Shops eine kleine, aber feine Ausstellung aufbau­ en. Rund um den Tisch von Roland Rainer, den er für private Zwecke entworfen hat und der nur sehr selten zu sehen ist, stel­ len wir alle seine Stühle auf.“ Diese werden so platziert, dass sie teilweise durch das Haupt-Schaufenster von MuR und somit auch außerhalb der Öffnungszeiten be­ wundert werden können. Zu sehen ist dabei nicht nur der legendäre Stadthal­ lenstuhl mit seiner markanten gelochten Rückenlehne: Auch der eher schlichte, komfortable P7, der elegante „Kaffeehaus­ stuhl“ Columbus und der futuristische Stahlbandsessel, den Rainer kurz vor sei­ nem Tod entworfen hat, werden bei MuR ausgestellt.

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Foto: Philipp Podesser

Stühle im Schaufenster.

Den Rest zum Mitnehmen.

Natascha Afana, die im Sommer ihr Archi­ tekturstudium abgeschlossen hat, hofft auf reges Interesse bei „Design in the City“: „Gerade wenn man einen Store neu eröff­ net hat, muss man fleißig netzwerken und präsent sein“, so die Einrichtungsspezia­ listin. Aufmerksamkeit wird sie mit ihrem Concept Store auf jeden Fall erregen: In 5 Themenbereichen können die Besucher

MuR Leonore Höfler Im Designshop MuR in der Enge Gasse werden im Mai die Stühle – allen voran der bekannte Stadthallenstuhl – des österreichischen Architekten Roland Rainer ausgestellt.

von TASH LIVING nicht nur von Schnäpp­ chen bis hin zu Nobelmarken alles rund um die Themen Einrichtung und Lifestyle finden, sondern den Shop gleichzeitig als Café nutzen. „Und wenn man den Stuhl, auf dem man seinen Kaffee genossen hat, für bequem befunden hat, kann man ihn hin­ terher gleich kaufen“, beschreibt Afana das ungewöhnliche Konzept von TASH LIVING.

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Foto: Philipp Podesser

Lichtobjekte stehen auch im Mittelpunkt des Projekts von Natascha Afana (TASH LIVING). Sie setzt auf den Produktdesig­ ner Sebastian Zachl, der durch seine un­ gewöhnlichen Leuchtobjekte sowie seine Arbeiten aus Kletterseil-Resten bekannt wurde. In ihrem neu eröffneten Concept Store am Glacis werden vor allem die Lam­ pen von Sebastian Zachl in Szene gesetzt – bei der Werkschau soll auch das eine oder andere Stück des Oberösterreichers verlost werden.


Kunstwerke im Pocket-Format.

Foto: Philipp Podesser

Gerade deshalb hat sich ein ganzes Team aus Designern, Illustratoren und Künst­ lern zusammengefunden, um eine exklu­ sive Kartenkollektion zu entwerfen. Der Kreativität waren dabei keine Grenzen gesetzt: „Mit unseren Produktionstech­ niken wie Letterpress oder Heißfolienprä­ gung und zusätzlichen Finish- und Vere­ delungs-Möglichkeiten wie Farbschnitt, Folienschnitt, Stanzungen etc. haben wir kleine Kunstwerke geschaffen“, so Urs­ nik über die speziell für den Designmonat Graz angefertigte Edition.

SCHEDIWY Christian Ursnik/The Infinitvie Factory Christian Wachmann

Die andere Seite der Mode.

Delia Schober von der Boutique the secret room setzt auf die Künstlerin Eva Buchleitner, die unter ihrem Künstlerna­ men Eva Blut bekannt ist: Buchleitner präsentiert im Designmonat Graz ihre Mode-Accessoires in Schobers Store. Die Wiener Designerin setzt vorwiegend auf hochwertiges Leder in Kombination mit anderen Textilien und hat sich auf Ta­ schen, Portemonnaies und Gürtel spezia­ lisiert. Im Designmonat Graz stellt sie ihre Kollektion Future Classics, die aus neun durchdachten Taschen besteht, bei Delia Schober aus. Das Grazer Traditionsmo­ dehaus Kastner & Öhler hat sich die De­ signerin Marina Hoermanseder ins Boot geholt und wird ausgewählte Stücke der Wahl-Berlinerin in der Design-Suite im 1. Stock des Modehauses präsentieren. „Ab 5. Mai gibt es den ganzen Monat über spe­ zielle Stücke aus Marina Hoermanseders Frühjahrs- und Sommerkollektion zu be­ staunen“, erklärt Sandra Rosenfelder von

GARDEROBE-SECONDHAND MARKENMODE Elke Pürcher/Atelier Metarmorph Marion Wahlhütter Foto: Philipp Podesser

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Tradition trifft Innovation, heißt es auch bei der Kooperation des Schreibwarenshops Schediwy mit dem Letterpress-Studio The Infinitive Factory, das in den Räumlich­ keiten von Schwediwy in der Sporgasse seine eigene Karten-Kollektion präsen­ tiert. Christian Ursnik von The Infinitive Factory: „Da wir als Betreiber eines Letter­ press-Studios naturgemäß mit einer Lei­ denschaft für Papier ausgestattet sind, hat uns die Welt von Schediwy schon immer fasziniert. Wir finden aber auch, dass es im Bereich der Gruß-, Dankes-, Hochzeitsetc. -Karten-Kultur Zeit für etwas frischen Wind ist.“

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Kastner & Öhler. Ein weiteres Beispiel für eine gelungene Mode-Design-Symbiose gefällig? Marion Wahlhütter, Inhaberin des Secondhand-Shops „Die Gardero­ be“, hat sich ebenfalls mit einer Kollegin aus der Kreativszene zusammengetan: Sie ergänzt ihren Shop um die Werke der Schmuckkünstlerin Elke Pürcher. Die­ se entfremdet Materialien wie Holz oder Plastik und kombiniert sie auf ungewöhn­ liche Weise mit edlen und unedlen Mate­ rialien – so werden etwa Teile eines Gar­ tenschlauchs zu einer Kette oder Reste eines Ohrhörers zu Ohrhängern. Dieses Upcycling von Materialien ist im Second­ handshop Die Garderobe natürlich ideal aufgehoben. Wahlhütter begründet: „Ich verkaufe ausschließlich hochwertige De­ signerstücke. Der Schmuck von Elke Pür­ cher ist eine wunderbare Ergänzung.“


Die Verkostung eines Schmuckgerichts.

„Schöne Sachen passen immer zusammen – ob das nun Möbel und Schmuck sind oder etwas anderes.“

Der Sound der Möbel.

Ein Haus weiter – also ebenfalls in der Kaiserfeldgasse – sorgt man dann für die passende Musik: Als Performanceprojekt hat Manfred Platzer vom Einrichtungsun­ ternehmen mariopalli einen Schlagzeuger eingeladen, der sich mit dem Regalsystem USM Haller soundtechnisch auseinander­ setzen wird. Also ein Percussionist, der auf Möbeln trommelt? Eintönig wird es

auf jeden Fall nicht, meint Manfred Plat­ zer: „Wir haben mit einfachen Mitteln die Klangeigenschaften des Metallregals er­ weitert: Verschiedene Materialien werden aufgelegt, eingehängt, hineingestopft, hineingeklebt usw. Außerdem werden un­ terschiedliche Korpusse, Türen, Auszüge und Oberflächen als Klangkörper genutzt.“ Die Idee kam Manfred Platzer und seinem Team, als sie sich auf die Suche nach neu­ en Produktqualitäten machten und dabei auf die verschiedenen Geräusche stießen: „Normalerweise wird ja der Sound eines Produktes in der Möbelbranche nicht besonders beachtet.“ Die ungewöhnli­ chen Regal-Rhythmen sind allerdings im Design­monat Graz nur ein einziges Mal zu hören: nämlich am Abend des 8. Mai.

MARIOPALLI v.l.n.r. Manfred Platzer, Thomas Perz, Mario Palli, Philipp Pluhar, Petrus Gartler

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GANGL INTERIEUR Angelika Podolan/Goldteam Udo Gangl

Foto: Philipp Podesser

Die Schmuckstücke, die aus Gold und Silber, aber auch aus experimentellen Materialien wie Papier oder Stoff beste­ hen, werden kunstvoll auf Tellern drapiert – jeder Platz ist für einen bestimmten Ar­ chetypen vorgesehen. „Wichtig ist auch, dass alles ,begreifbar‘ wird. Gute Haptik und hohe Qualität sind ja auch bei Möbeln wichtig, weshalb die Kreationen von An­ gelika Podolan und meine internationalen Möbel sehr gut zusammenpassen“, meint Udo Gangl, der für die Installationen seine neuen Räumlichkeiten in der Kaiserfeld­ gasse – und insbesondere seine Tische – zur Verfügung stellt.

Foto: Philipp Podesser

Auf ganz andere Art und Weise wird bei Gangl Interieur von Udo Gangl Schmuck in Szene gesetzt: Der Möbelhändler hat sich mit der Goldschmiedin Angelika Podolan vom Goldteam zusammengeschlossen, um in den ehemaligen Räumlichkeiten einer Buchdruckerei – jetzt Gangl Inte­ rieur – im wahrsten Sinne des Wortes ei­ nen Augenschmaus anzurichten: „Speziell für ,Design in the City‘ habe ich Schmuck für 18 Menschen-Archetypen entworfen“, erklärt Angelika Podolan die Idee dahin­ ter und führt aus: „Es werden dabei ganz unterschiedlichen Typen dargestellt, etwa ,Der Krieger‘, ,Der Obdachlose‘ oder ,Die Elfe‘. Besucher können dann den Schmuck ansehen und auch anprobieren, um her­ auszufinden, mit welchem Schmuck man sich am besten identifizieren kann.“


Foto: Philipp Podesser

International wird es im Fair Trade Shop Graz am Tummelplatz: Präsentiert wer­ den hier spezielle Stühle aus dem west­ afrikanischen Staat Togo, die dort in ei­ ner kleinen Werkstatt gefertigt werden. Andreas Reiter, der den Fair Trade Shop gemeinsam mit seiner Frau Hélène führt, erzählt: „Hélène hat über eine französi­ sche Bekannte dieses Projekt entdeckt. Seit rund 2 Jahren arbeiten wir nun mit der Werkstatt zusammen.“ Für den Design­ monat Graz werden farbenprächtige, mit Schnüren bespannte Stühle dieser Werk­ statt in den Mittelpunkt gerückt und in den Schaufenstern in Szene gesetzt. Andreas Reiter beschreibt, was die Möbelstücke so besonders macht: „Durch die Einzel­ anfertigung der Stahlrahmen, die Farb­ kombination der Schnüre und die Art der Bespannung wird jeder einzelne Stuhl zum Unikat.“ Im Mai sind besonders viele die­ ser erstaunlich bequemen Stühle im Fair Trade Shop zu bewundern; am 9. Mai, dem „World Fair Trade Day“, werden sie noch einmal zusätzlich im Rahmen von Informa­ tionsgesprächen vorgestellt.

FAIR TRADE SHOP Hélène Reiter-Viollet Spezielle farbenfrohe Stühle aus dem westafrikanischen Togo, die dort eine kleine Manufaktur herstellt, im Designmonat Graz besonders inszeniert.

Wie man Altes zum Leuchten bringt.

MILLI LUX Barbara Stölzl

Doch nicht alle Teilnehmer von „Design in the City“ schließen sich mit externen Designern zusammen. Barbara Stölzl von milli lux in der Mandellstraße setzt bei­ spielsweise auf ihre eigenen Entwürfe, die sie speziell für den Designmonat Graz gestaltet. Die Lampendesignerin stellt Leuchten aus Holz und Stoff her, deren Schirme sich problemlos abnehmen und waschen lassen. „Für den Designmonat Graz habe ich mir ein besonderes Projekt ausgedacht: Upcycling-Lampen“, erklärt die Grazer Unternehmerin.

Sie verwendet ausschließlich alte, gebrauchte Stoffe und stellt aus ihnen Upcycling-Lampen her.

Dazu sammelt sie alte, vorwiegend geweb­ te Stoffe, die sie in stimmungsvolle Be­ leuchtungen umwandelt. Den gesamten Mai über legt die Designerin den Schwer­ punkt auf die nachhaltigen Lampen, die sie Serie 12 nennt, und steht Interessier­ ten Rede und Antwort. „Ich hoffe natür­ lich darauf, dass durch den Designmonat Graz ein paar Menschen meine Lampen entdecken und sich dafür begeistern wer­ den“, so Stölzl, die darauf Wert legt, dass die Upcycling-Lampen keineswegs nach „gebrauchten“ Gegenständen aussehen: „Auch wenn es alte Stoffe sind, wirkt jede Lampe wie neu.“ Foto: Philipp Podesser

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Bequem, bunt und fair.

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Vielen Dank für die Aufmerksamkeit.

So unterschiedlich die einzelnen Projekte auch sind, so haben sie alle eines gemein­ sam: Sie zeigen die Vielfalt von Design und verweisen auf die unzähligen Möglichkei­ ten, Form mit Funktionalität und Ästhetik mit Innovation zu verbinden. Vor allem die Shops, die noch nicht lange an ihrem jetzi­ gen Standort zu finden sind – etwa TASH Living oder Gangl Interieur – erhoffen sich durch den Designmonat zudem mehr Auf­ merksamkeit und vielleicht den einen oder anderen zusätzlichen Kunden. So erklärt beispielsweise Manfred Platzer von ma­ riopalli: „Durch die Teilnahme erwarte ich mir, dass der Schauraum von mariopalli ein Treffpunkt für Architektinnen und Archi­ tekten, Designinteressierte und Möbelbe­ geisterte wird.“ Und eines ist sicher: Jedes der teilnehmenden Unternehmen von „De­ sign in the City“ ist einen Besuch wert.


- DESIGN IN THE CITY -

Die beiden ardea-luh-Designerinnen Elke Steffen-Kühnl und Babsi Schneider entwerfen eine ungewöhnliche Herren-T-Shirt-Kollektion. Jeden Tag steht ein anderes Modell im Mittelpunkt. Tummelplatz 3

Atelier GAMERITH Licht und Möbel

Unter dem Motto „Eigenhändig“ fertigt Raimund Gamerith gemeinsam mit den Kunden Möbel, Leuchten und andere Objekte. Jakoministraße 16

AVL

Die AVL gibt Einblicke in ihre Design­abteilung. Hans-List-Platz 1

blumenpyramiden baumgartner & Zaunteam Graz

Zäune mal anders: Im Design der „Lace Fence“ von Designerin Eva Burtscher (Securo) lassen sich Blumen und Spitzenstoff finden. Friedhofgasse 51

Bright Hairdressers

Designer Alexander Kada lässt durch zwei Linien­ raster in Form von aufgeklebten Streifen den Blick in den Friseursalon wie ein Video wirken. Enge Gasse 3

Carina Harbisch Fashion Store

Im Carina Harbisch Fashion Store können indivi­ duelle Schmuckstücke aus dem 3D-Drucker von Effektarium bestellt werden. Hans-Sachs-Gasse 8

Fair Trade Shop Graz

Die Shopinhaber Andreas Reiter und Hélène Reiter-Viollet präsentieren bunte Schnurstühle aus dem westafrikanischen Staat Togo. Tummelplatz 9

Friseur Wolfgang Weiss

Im Salon gibt es beSITZobjekte von Beatrix Som­ weber-Rath zu sehen: Möbel, die sie zu benutzba­ ren Kunstobjekten erhebt. Tummelplatz 2

GANGL INTERIEUR in der BUCHDRUCKEREI

Goldschmiedin Angelika Podolan inszeniert Schmuck für 18 Menschen-Archetypen und lädt da­ bei zum Entdecken der eigenen Persönlichkeit ein. Kaiserfeldgasse 19

GardeRobe

Im Secondhand-Shop sind die Schmuckstücke von Elke Pürcher (Atelier Metamorph) zu sehen. Unter dem Titel „Vorwärts in die Vergangenheit“ beweist sie, dass Wegwerfprodukte mit Edelmetallen zu Schmuckstücken werden. Frauengasse 3

Geba

In Kooperation mit der FH Salzburg Campus Kuchl präsentiert Harald Geba in der Teppichgalerie anhand von ressourcenschonenden Produkten, wie etwa Lampen aus Verpackungsmaterial, die „Ästhetik der Nachhaltigkeit“. Hans-Sachs-Gasse 3

Gebhart Blazek

In der Galerie Gebhart Blazek gibt es in Kooperation mit harald bichler_rauminhalt die leuchtenden Schalentiere des Künstlers Konrad Friedel zu sehen. Leonhardstraße 12

In Optik

Sonnenbrillenzeit: Im Shop wird die Frühlings-/ Sommer-Kollektion 2015 von DIOR, entworfen von Raf Simons, vorgestellt. Kaiser-Josef-Platz 5

J. K. KLAMMERTH

Präsentiert wird die Tütenvase, die der finnische Designer Tapio Wirkkala im Jahr 1977 für Rosenthal entworfen hat. Dabei wurden Struktur und Haptik einer Papiertüte auf Porzellan übertragen. Herrengasse 7-9

Kastner & Öhler

Jungdesignerin Marina Hoermanseder präsentiert in der Suite im Obergeschoß des Traditionsmode­ hauses ihre außergewöhnlichen Modekreationen. Sackstraße 7-13

KUNSTHAUS GRAZ SHOP

Getreu dem Motto „DruckDeinDing“ können Besucher gemeinsam mit Designer David Stelzer am 3D-Drucker individuelle Dinge gestalten, aus­ drucken und mit nach Hause nehmen. Lendkai 1

Les editions Artfabriek

Einerseits werden historische Werbesujets in Verbindung mit dem zeitgenössischen Designer Alexander Kellas sowie dessen Magazin „Grand Tour“ (in Zusammenarbeit mit Nina Prehofer) prä­ sentiert, andererseits auch die neue Taschenkol­ lektion von Maggie B. Glacisstraße 7

Ligne Roset Graz

Michel Ducaroy hat mit „Togo“ das erste Voll­ schaum-Polstermöbel aus einem Guss entworfen. Dieses spielt mit einer elementaren und gleichzei­ tig raffinierten Form. Lazarettgasse 39-41

Mariopalli

Die experimentelle Percussion-Performance der designerei macht die Regale von USM zu Klang­ körpern. Kaiserfeldgasse 21

Martin Auer

Martin Auer kreiert für den Designmonat ein eige­ nes Designmonat-Brot. Erhältlich in allen Grazer Martin-Auer-Filialen.

Mau Shi

Tic Tac Toe mit Bierdeckeln: Designerin Veronika Tzekova setzt Tischaccessoires spielerisch in Szene und lädt zur Game Challenge. Herrengasse 7

milli lux

Shopinhaberin Barbara Stölzl hat für den Design­ monat Graz Upcycling-Lampen kreiert: Die „Serie 12“ fasziniert durch ihr Licht-Schatten-Spiel. Mandellstraße 4

MuR – Modernes & Raritäten

Bei MuR werden die Stühle des Architekten und Designers Roland Rainer ausgestellt, u. a. der be­ rühmte Stadthallenstuhl, den er in den 50er-Jah­ ren entworfen hat. Enge Gasse 3

Schauraum MP09

Die Innenmöbelkollektion „Slim Wood Collection“ von Wolfgang Pichler (Viteo) mischt Holz mit dem puristischen Material Corian®. Dadurch entstehen ein spannender Look und flexible Anwendungs­ möglichkeiten. Liebenauer Tangente 4/6

Schediwy

Das Grazer Letterpress-Studio The Infinitive Fac­ tory präsentiert im Papierfachgeschäft erstmals seine eigene Kartenkollektion. Sporgasse 6

Schullin & Söhne

Die internationale Reise des diamantenen Halbmondanhängers SPIRIT kann im interaktiven Schaufenster des Grazer Juweliers mitverfolgt werden. Herrengasse 3

Stiefelkönig

Das multifunktionale Kindermöbel PAULI von Perludi ist bekletterbar, stapelbar, eignet sich auch als Displaymöbel im Schaufenster und wird beim „Spitz“ vorgestellt. Herrengasse 26/Herrengasse 1

SPÄTAUF Möbel, Design & Handwerk Graz

Der Barcelona Chair von Ludwig Mies van der Rohe ist mit seinem schlichten Leder- und Stahldesign seit 86 Jahren ein Verkaufsschlager. Kärntner Straße 257

SUN/SET/STAR

Oscar Pillinger aka FYNN fertigt aus alten Hölzern einzigartige Kugelschreiber von Hand. Außerdem werden die hochwertigen Lederwaren „Made to Last“ vom Büro „augenbluten – agentur für visuelle freuden“ präsentiert. Reitschulgasse 27

TAIGA/High Frequency Tattoos

Im Concept Store von Michael Walisch wird Tattookunst mit individuellen Motiven gezeigt, die mit positiver Schwingung in die Haut einge­ arbeitet werden. Südtiroler Platz 12

TASH LIVING

Der neu eröffnete Concept Store zeigt puristische Leuchten des oberösterreichischen Produktdesig­ ners Sebastian Zachl von ZACHL Produktdesign. Glacisstraße 65

The Secret Room

Die Designerin Eva Blut stellt ihre neue, wandelbare Taschenkollektion „Future Classics“ vor. Jungferngasse 1

Zumtobel

„Die Wiederentdeckung der Tischleuchte“: Die De­ signer Markus und Benjamin Pernthaler enthüllen den Prototypen der energieeffizienten Tischleuch­ te „Basic Instinct“. Grabenstraße 23

Scandinavian Design House/ Hästens Store Graz

Präsentation der innovativen Kollektion der dänischen Produktdesignerin Cecilie Manz und Late-Night-Shopping mit dänischen Hotdogs. Stubenberggasse 2

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Weitere Informationen zu den einzelnen Stationen gibt es auf www.designmonat.at

designmonat graz 2015

ardea luh


- SCHULLIN -

Freund schafts bAnde

„Valentin15“ massives, handgefertigtes Herz aus 18karätigem Roségold auf Lederarmband

Foto: Croce

designmonat graz 2015

Schullins Schmuck kollektion „Amitiés“

Eine der wertvollsten Formen menschlichen Zusammenlebens ist Freundschaft. Schmuckvirtuose Hans Schullin stellt im Designmonat 2015 seine neue Schmuck­ kollektion „Amitiés“ vor. Schmuck spiegelt bei Schullin das aktuelle Weltgeschehen wider und trägt spürbare Sehnsüchte in sich. Aktuell darf man von einer Sehnsucht nach wahrer, nicht virtu­ eller, Begegnung sprechen. Freundschaft ist die einzig mögliche Antwort, die es auf ein hasserfülltes, kriegsgebeuteltes Um­ feld geben kann. Das Schullin-Team aus Kunsthistorikern, Bühnenbildnern und De­ signern hat es sich bei der Entwicklung der neuen Kollektion zur Aufgabe gemacht, das, was Freundschaften ausmacht, näm­ lich Nähe, Vertrauen und Zuneigung, schmuckvoll umzusetzen. Auch nach der richtigen Form wurde gesucht: Waren vor 50 Jahren noch Ringe allgemeingülti­ ge Freundschaftssymbole, sind es heute Freundschaftsbänder. Archaisch, zeitlos. Folglich werden zarte Armbänder, die leistbar, unprätentiös und doch besonders sind, bei der Schmuck-Show präsentiert. Aus 18-karätigem Gold geschmiedet und mit textilem Material verbunden, drücken

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sie teils archaische Befindlichkeiten aus, sind trotzdem zeitlos und in doppeltem Sinne wertvoll. Ein einzigartiges Zeichen der Freundschaft hat Schullin als Gegen­ pol zur Anonymität des World Wide Web vor einem Jahr auf die Reise geschickt: Der Diamantmond „Spirit“ wird von Freun­ din zu Freundin übergeben und wandert von Kontinent zu Kontinent, ein weltweites Freundschaftsband entsteht. Für „Amitiés“ haben die Designerinnen und Designer eine kleinere Version des Halbmondanhängers kreiert. Wie immer hält Hans Schullin auch in die­ sem Designmonat den Ort des SchmuckEvents bis zum Schluss geheim, auch die Inszenierung, die den edlen Schmuck gebührend zur Schau stellen wird, bleibt eine Überraschung. Eines aber ist sicher, die Schmuckvorstellung wird der tiefen freundschaftlichen Verbundenheit stim­ mungsvoll nachspüren, denn Freundschaf­ ten, so Schullin, „gehören nach der Familie zum Wertvollsten, das wir haben“!


- AUER -

Denn ich liEbe brot

Gutes Brot und gutes Design im Familiencafé am Grazer Tummelplatz.

Martin Auer, Bäckermeister

Wie entstand die Idee zum „Design­­monat-Brot“? Martin Auer: Wir freuen uns, einen Beitrag zum Designmonat Graz leisten zu können, und werden das mit einem attraktiven Pro­ dukt aus unserer Backstube tun. Wir besit­ zen eine Affinität zu Design, weshalb für uns eine Kooperation mit dem Designmo­ nat Graz nahelag. Während des Designmonat Graz halten Sie eine Lecture – worüber? Martin Auer: Wir werden vom Hintergrund unseres Tuns erzählen und darüber berich­ ten, was uns bewegt und warum wir behaup­ ten können, unseren Weg völlig authentisch zu gehen.

Fotos: Auer

Die älteste Bäckerei der Stadt, das Traditionsunternehmen Martin Auer, kreiert ein besonderes Brot für den Design­monat Graz 2015. Geschäftsführer Martin Auer im Gespräch über Designrelevanz und Handwerk.

Martin Auer führt eine Traditions­ bäckerei.

Sie haben Ihrer Firma vor einiger Zeit ein neues Design gegönnt. Wie intensiv waren Sie im Designprozess des neuen Brandings involviert? Martin Auer: Qualität endet nicht mit dem Produkt. Das Gesamtbild eines Unterneh­ mens kann unserem Verständnis nach nie­ mals authentisch sein, wenn Design – und sei es noch so professionell – nur von au­ ßen kommt. Die Gratwanderung zwischen hausbacken und unecht ist der intensive Austausch zwischen feinsinnigen Men­ schen und der DNA des Unternehmens. Wie kann man ein Traditionsunternehmen derart lange und derart erfolgreich führen – Sie leiten die Bäckerei ja bereits in dritter Generation? Martin Auer: Das Ergebnis wirklich guten Handwerks ist ein besonderes Produkt. Doch der erfolgreiche Fortbestand einer langen Tradition hängt leider auch von anderen Komponenten ab. Auch wenn wir uns freuen, dass unsere Bäckerei die ältes­ te der Stadt ist, so wollen wir diesem Um­ stand keine zu große Bedeutung beimes­ sen. Wichtig ist, welchen Nutzen wir für unsere Kunden heute stiften! Der Leitsatz „Gib dem Brot die Seele zurück“ gibt uns dafür die Richtung vor.

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Worin liegt das Geheimnis guten Brotes – Martin Auer macht ausschließlich Bio-Brot? Martin Auer: Ja, alle unsere Brote sind „bio“. Aber ich würde nicht sagen, dass das bestimmend für gutes Brot ist. So wie in jedem Handwerk zählen aus unserer Sicht Know-how und eine Sorgfalt, die eigent­ lich Ausdruck von Leidenschaft ist. Wenn man das Handwerk beherrscht, kommt es zusätzlich auf die Energie an, die bewusst und unbewusst investiert wird, um Beson­ deres hervorzubringen. Handwerk und Design sind ... Martin Auer: ... gemeinsam dafür verant­ wortlich, ein Produkt über den praktischen Nutzen hinaus wertvoll zu veredeln.


designmonat graz 2015

- AVL -

Design-Antrieb Zwischen Testsystem und Industriedesign Im Foyer der AVL sind ausgesuchte Beispiele für modernes Industrial- und Verpackungsdesign zu sehen. Eines ist sicher: Die Hightech-Industrie muss von der Bedeutung von Design nicht mehr überzeugt werden. Design ist viel­ mehr ein fixer Bestandteil der Produktent­ wicklung. Das ist auch bei AVL so. Als weltweit größtes unabhängiges Unterneh­ men für die Entwicklung, Simulation und Prüftechnik von Antriebssystemen weiß man in den Grazer Headquarters ganz ge­

nau, welche Rolle Design spielt – und das setzt man auch konsequent um. Denn nur perfektes Produktdesign schafft konkur­ renzfähige Lösungen, die sich am interna­ tionalen Markt durchsetzen können. Im Designmonat Graz zeigt AVL nun erstmals einer breiteren Öffentlichkeit Beispiele, wie Design eingesetzt wird.

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- AVL -

High-End-Design.

Im Foyer des Unternehmens am Grazer Hans-List-Platz zeigt AVL drei ausgewähl­ te Produkte. Das mobile Test-System AVL M.O.V.E GAS PEMS iS ist ein tragbares Messsystem, das die Konzentration von Stickstoff- und Kohlenstoff im Abgas von Diesel- und Benzinfahrzeugen misst. Es zeichnet sich durch ein kompaktes, leich­ tes und robustes Design aus. Das AVL FLOW­SONIX™ Air dient zur Messung der Ansaugluftmenge von Verbrennungsmoto­ ren. Es ermöglicht präzise Messungen bei dynamischen Vorgängen am Motor, z. B. die Auflösung der Pulsationen im Ansaug­ trakt. Damit moderne Motoren ihr volles

Potenzial ausschöpfen können, müssen die internen Verbrennungsprozesse und die Auswirkungen verschiedener techni­ scher Charakteristika im Motor erforscht und verstanden werden. AVL leistet das mit seinem Tool „AVL Indicating Measure­ ment“, das direkt im Motor Daten auf ho­ hem Niveau erfasst und aufbereitet. Mit dieser Technologie wird man der ständig steigenden Komplexität gerecht, die ty­ pisch für die Entwicklung moderner An­ triebsstränge ist. Darüber hinaus ist ein Beispiel für Software-Verpackungsdesign zu sehen – schließlich geht es auch in ei­ nem Hightech Environment darum, Emoti­ onen zu transportieren!

M.O.V.E GAS PEMS iS: Mobiles Testsystem

AVL PRODUCT DESIGN Emotions in a Hightech Environment Ausstellung Fotos: AVL

04. – 15. Mai 2015 täglich von 09.00 – 17.00 Uhr Hans-List-Platz 1, 8020 Graz

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designmonat graz 2015

AVL Indicating Measurement: Datenerfassung auf hohem Niveau


Foto: Gerhard Josef Wohlmuth

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Das Weingut Wohlmuth, Blick vom Steinriegl

Wein und Design Von der Kunst, guten Wein zu machen

Kellermeister: Gerhard Wohlmuth und Sohn Gerhard Josef Wohlmuth

Foto: Wohlmuth

Bei der Eröffnung des Designmonat Graz wird der Sauvignon Blanc Steinriegl 2014 aus dem Weingut Wohlmuth präsentiert – er besticht durch seinen mineralischen und puristischen Geschmack, der sich entwickelt wie gutes Design: in feinen Tönen. Im Sausaler Weingut Wohlmuth, das seit über 200 Jahren im Familienbesitz ist und seine prämierten Weine bis nach China ex­ portiert, stehen Kunst und Design hoch im Kurs. Seit 1986 entwerfen bildende Künst­ ler wie Jakov Bararon oder Ilse Kern-Ma­ derthaner die Jahrgangsetiketten der edlen Weinflaschen. Für Kellermeister Gerhard Wohlmuth unterstreicht das die Einmalig­ keit seiner erlesenen Rieslinge, Burgunder oder Chardonnays: „Jeder Jahrgang ist ein­ zigartig und kehrt nicht wieder!“ Das gilt besonders für den Sauvignon Blanc Steinriegl 2014, der für den Design­monat Graz ausgewählt wurde, denn dieser wurde nach allen Regeln der Weinkunst gekeltert. Sein Spannungsspiel aus Wärme durch die Reife der Trauben und der Kühle durch den für das Sausal so typischen Schieferboden ist eine wahre Gaumenfreude.

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Design und Sorgfalt, die man schmecken kann.

Dass man die Herkunft der Weine von Wohlmuth schmecken kann, liegt vor al­ lem an seiner Entstehungsgeschichte. Die Trauben wachsen in steiler Hanglage auf historischen Einzellagen, werden in 100% Handarbeit geschnitten, gelesen und sorgfältig gekeltert. Für Gerhard Josef Wohlmuth gibt es viele Parallelen im Ge­ staltungsprozess von Wein und Design, weshalb für ihn die Kooperation mit dem Designmonat Graz auf der Hand lag. Zur Designmonat-Eröffnung sollte sich jeder mindestens ein Achterl des Sauvignon Blanc Steinriegl gönnen und sich von des­ sen kristalliner Finesse überzeugen.


studiobleifrei.at

Alles aus einer Hand und das möglichst ohne Stress für Sie – das ist unser Service! Gemeinsam werden Ihre Wünsche und Wohnträume sowie unser Wissen über Baustoffe, Details und Raumkonzepte zusammengeführt. Das Kellerstöckl in Steinberg bei Graz besticht durch seine einfache und zeitlose Architektur. Das Objekt stand viele Jahre leer und war stark

baufällig. Gemeinsam mit der Bauherrin, selbst Architektin, wurde ein Sanierungskonzept entwickelt. Geheizt wird mit einem zentralen Kachelofen und mit Solarzellen über einen Pufferspeicher. Bis auf die Glasfront an der Hangseite wurde originalgetreu saniert: Kastenfenster, Kalkputz in Kellenstrichtechnik, Kalkweißigung u. v. m.

Teubl & Teubl Baugesellschaft m.b.H A-8211 Großpesendorf 40 T. +43 3113 2600 0 office@steirerhaus.at

www.steirerhaus.at


- EDELWEISS DESIGN -

Edelweiss Design wird zehn designmonat graz 2015

Rückblick nach vorne Joris Zebinger, Roman Wratschko und Philipp Haselwander sind Edelweiss Indust­ rial Design. Seit zehn Jahren geben sie Din­ gen ihre persönliche Note. Einem Bösen­ dorfer-Klavier etwa, einem Lawinen-Pieps oder dem Schlafsofa Hugo, das Platz für Zwei inklusive Laptop bietet. Für Blechblä­ ser entwickelten sie ein Massagegerät für die Lippen, für Pneumothoraxpatienten ein Messgerät für Lungenvolumen. Ihr Cash Analyser erkennt Falschgeld, echtes gaben viele Männer für die Rasiermodelle aus, die

Edelweiss Design für Payer entwarf und die reißenden Absatz fanden. Für die junge Ge­ neration, die zwischen Playstation am Fuß­ boden und Laptop am Couchtisch groß wurde, schufen die Designer das Sitz- und Liegemöbel Compod. Seit wenigen Jahren stellen sie neben reinem Industriedesign auch Unternehmen ihre Expertise zur Verfügung. In beratender und ausführen­ der Funktion agieren sie quasi als externe Kreativabteilung. Denn der Blick von außen bringt oft frischere Perspektiven ein.

„EDGE – GRAND PIANO“ Bösendorfer Das klare Erscheinungsbild von EDGE führt zu einer vereinfachten Fertigung, hoher Detailqualität und einer professionellen Produktsprache. EDGE ist Bösendorfer pur.

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„GARFIELD“ Payer Haarschneider

designmonat graz 2015

Multimediale Showcases.

Vor und zurück blicken wollen Zebinger, Wratschko und Haselwander am 8. Mai 2015. Anlässlich des 10. Geburtstags des Kreativteams wird nicht nur gefeiert, ge­ grillt, gegessen, getrunken und geplaudert, sondern eine Werkschau der besonde­ ren Art geboten. Seit einiger Zeit stehen nämlich multimediale Experience-Projekte im Fokus des Grazer Design-Teams. Ange­ fangen von Virtual Reality über interaktive Hologramme bis zum Computerspiel-Demo sind beim Geburtstagsfest Showcases auf­ gestellt, die ausprobiert werden wollen.

„FREERIDE“ Pieps Lawinensuchgerät Pieps Freeride ist das meistverkaufte und kleinste Lawinen­ verschüttetensuchgerät der Welt.

10 Jahre Edelweiss Industrial Design Event Fr, 08. Mai 2015 17.00 Uhr Brockmanngasse 5, 8010 Graz www.edelweissdesign.at

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Fotos: Edelweiss Design

Im Laufe der langjährigen Zusammenarbeit zwischen Payer und Edelweiss Design wurden viele neue Rasierer­modelle gemeinsam entwickelt, zur Serienreife gebracht und eine plattformbasiete Designstrategie erarbeitet, die genau auf die Gestaltungsbedürfnisse von Payer eingeht.


- AWS KREATIVWIRTSCHAFT -

Kleidertausch meets Augmented Reality Was passiert eigentlich mit Kleidung, die wir nicht mehr anziehen? Gerade Klei­ dungsstücke, die bei uns auf dem modi­ schen Abstellgleis landen, sind für an­ dere jedoch möglicherweise genau das, was sie suchen. Immer häufiger tun sich deswegen Tauschwütige zusammen und organisieren Tauschevents, um dem Aus­ gemusterten neues Leben einzuhauchen. Zunehmender Beliebtheit erfreut sich der Kleidertausch auch in der Online-Welt. Vor einem Problem stehen diese Plattfor­ men allerdings: Es fehlt die Möglichkeit, vor dem Tausch in das Kleidungsstück der Wahl zu schlüpfen, um zu sehen, ob es überhaupt gefällt. Virtuelle Anprobe per App.

Im Unterschied zu den meisten anderen Augmented-Reality-Unternehmen kon­ zentrieren sich die Grazer von Reactive Reality auf Mobile Augmented Reality, um ein möglichst breit gefächertes Publikum zu erreichen. Die virtuelle Anprobe der Grazer kommt als mobile App daher und sie benötigt lediglich Bilder des Users oder der Userin und des Kleidungsstücks. Um Kleidung jedoch realistisch virtuell anpro­ bieren zu können, reicht es nicht aus, ein­ fach zwei Bilder übereinanderzulegen. Die Form und Farbe der Kleidung muss sich auch an die Benutzerinnen und Benutzer und deren Körperhaltung anpassen. Die App erkennt bei der Anprobe den Körper und berechnet die richtige Passform für das Kleidungsstück. Modebegeisterte erleben so zum ersten Mal eine virtuelle Anprobe, bei der tatsächlich sie im Mittel­ punkt stehen und nicht computergene­ rierte Models. Dadurch fallen informierte Tauschentscheidungen leicht, da schon vor dem Tausch klar ist, ob der Sweater oder das Top zur Hose und überhaupt zum eigenen Typ passt.

Den eigenen Kleiderschrank teilen.

Mithilfe der App lässt sich auch ein eige­ ner Tausch-Kleiderschrank anlegen und auch auf die Kleiderschränke von Freun­ den und Bekannten zugreifen. Mit der App lässt sich außerdem rund um die Uhr ein ganz persönlicher Kleidertausch-Event organisieren. Und das Allerbeste: Beim Kleidertausch wird Geld gespart und durch die Wiederverwendung landet viel weniger Kleidung im Müll. Reactive Reality liefert so eine Technik, mit der Nachhaltig­ keit nicht nur gelebt wird, sondern auch Spaß macht. Und schließlich: Sollte für das Wunschoutfit dann doch noch etwas fehlen, das nicht getauscht werden kann, lässt sich das fehlende Teil direkt aus dem Lieblingswebshop holen und mit der App anprobieren. www.reactivereality.com

Foto: Reactive Reality

designmonat graz 2015

Das 7-köpfige Team von Reactive Reality nimmt sich der Idee des Kleidertauschs auf innovative Weise an und packt sie in ein attraktives Augmented-Reality-Kleid.

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Design Architektur Design Multimedia/Spiele Architektur Mode Multimedia/Spiele Musikwirtschaft/ Mode Musikverwertung Musikwirtschaft/ Audiovision und Musikverwertung Film/Filmverwertung Audiovision und Medien- und Film/Filmverwertung Verlagswesen Medien- und Grafik Verlagswesen Werbewirtschaft Grafi k Kunstmarkt Werbewirtschaft

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Kunstmarkt

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- Life for Design -

Möbel WiEder geburt

designmonat graz 2015

Von der Mülldeponie ins Wohnzimmer: Bei der interaktiven Designausstellung „Life for Design – Upcycle for Life“ in Frohnleiten bekommt Abfall eine zweite Chance. Müll ist ein Rohstoff, den unsere Wegwerf­ gesellschaft im Überfluss produziert. Wie aus dem Abfall Kunst wird, ist ab 5. Mai in Frohnleiten zu sehen: Im Designmonat Graz findet dort bis 26. Mai eine interak­ tive Ausstellung mit Workshops und offe­ nen Diskussionen über den Umgang mit Müll und Wiederverwertung in unserer Gesellschaft statt. Recycling für Jung und Alt.

Neben steirischen sind auch rumänische Designer vertreten, die sich mit Recycling in der Kunst auseinandersetzen. „In unse­ rer gesättigten und übermüdeten Gesell­ schaft braucht jeder von uns seine eigene kleine Insel: die Kreativität. Es gibt Mate­ rialien in Hülle und Fülle, doch ich arbeite mit Papier. Ein sehr kostbares Material“, so Jeni Noltcheva, Freelancerin aus Graz. Sie gestaltet von 12. bis 15. Mai einen Workshop zum Thema „Recycling für Jung und Alt“.

Wie durch Upcycling Einrichtungsgegen­ stände entstehen, zeigt Michael Raimann. Unter dem Motto „Abfall als Kunstmate­ rial – Kunst als Einrichtungsgegenstand“ präsentiert er Designobjekte, die vermeint-­­­ liche Abfall salonfähig machen. Parallel zu diesen Veranstaltungen und der per­ manenten Ausstellung am Frohnleitner Hauptplatz findet in den umliegenden Ge­ schäften eine Verkaufspräsentation von Designobjekten statt. Organisiert wird das Projekt von Dana Kleckner, die als Netzwerkerin zwischen den einzelnen Projektpartnern wirkt. Die Eröffnung findet am 5. Mai um 17.00 Uhr in der Galerie Raimann statt. Ebendort klingt das Projekt auch am 29. Mai mit ei­ ner abschließenden, offenen Diskussion zum Thema „Abfall­wirtschaft – Recycling – Nach­haltig­keit“ aus, bei der Vertreter aus Politik, Wirtschaft und der Kreativ­ szene vertreten sind.

Fotos: Alin Teglas

Life for Design – Upcycle for Life life for design Upcycling for life Ausstellung Eröffnung: Di, 05. Mai 2015 17.00 Uhr 06. – 31. Mai 2015 Di – Do, 14.00 – 18.00 Uhr Fr, 10.00 – 18.00 Uhr Sa, 10.00 – 14.00 Uhr Ein plan für plastik und papier Workshop 12. – 15. Mai 2015, 16.00 – 19.00 Uhr Teilnehmer: max. 20 Personen Kosten: € 10,– Anmeldung unter 0676 312 20 77 oder 0676 554 40 27 Abfall als Kunstmaterial Kunst als Einrichtungsgegenstand Event Di, 19. Mai 2015, 18.00 Uhr oder Sa, 23. Mai 2015, 11.00 Uhr Eintritt frei!

Abfallwirtschaft – Recycling – Nachhaltigkeit Offene Diskussion Fr, 29. Mai 2015, 17.00 Uhr Teilnehmer: max. 20 Personen Kosten: € 10,–

Galerie Raimann Hauptplatz 42, 8130 Frohnleiten


- Cr[e]ate Graz -

Schattenwelt 3D-Gaming ohne Maus und Tastatur

Shades of Play Präsentation Mi, 20. Mai 2015, 10.00 – 18.00 Uhr Do, 21. Mai 2015, 10.00 – 18.00 Uhr Fr, 22. Mai 2015, 10.00 – 20.00 Uhr

Die Gamedesign-Gruppe „Cr[e]ate Graz“ führt Spielebegeisterte in eine virtuelle Welt, in der man sich mittels eigenem Schatten fortbewegt.

gesprungen werden, andere Charaktere werden vor dem tödlichen Fall in die Tiefe gerettet oder knifflige Hindernisse über­ wunden – und das alles ausschließlich mit dem eigenen Schatten. Multidisziplin Gamedesign.

Entstanden ist das Designmonat-Spiel aus der Zusammenarbeit von verschie­ densten Designdisziplinen: Für Audio und Musik­zeichnet Projektleiter und E-Gitar­ rist Stefan Putzinger verantwortlich, Grafi­­k­erin Anna Prem setzte das Spiel mit ih­ ren Kollegen Matthias Rauch und Michael

List optisch in Szene und die Programmie­ rer Lorenz Jäger, Christian Afonso und David Szammer erweckten die Figuren zum digitalen Leben. Die Gruppe arbeitet derzeit auch am Ausbau der heimischen Entwickler-Szene: „Wir sind dabei, einen Grazer Game-Entwickler-Verein zu grün­ den“, erzählt Putzinger, „wir wollen helfen, die junge Gamedesign-Szene aufzubauen und den Entwicklern zu zeigen, wie sie von ihrer Passion leben können.“ Seit einem halben Jahr arbeiten die Gamedesigner schon zusammen – mittlerweile hat sich bereits eine kleine Community gebildet.

Originelle Spielfiguren erobern die virtuelle Welt – gesteuert durch den Schatten der Spieler.

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www.shadesofplay.at

Grafik: Anna Prem, Matthias Rauch

Der Nachruf auf Maus, Tastatur und Bild­ schirm liegt bei den Big Playern der ITWelt schon fix und fertig in der Schublade: Ob Microsoft, Apple oder Google, alle arbeiten sie fieberhaft an neuen Mensch-­ Maschine-Interfaces, die interaktiver, na­türlicher und intuitiver funktionieren sollen. Die Grazer Gamedesign-Gruppe „Cr[e]ate Graz“ setzt beim Thema neue Interfaces an: Für den Designmonat Graz 2015 hat das Team um Stefan Putzinger unter dem Titel „Shades of Play“ ein Spiel entwickelt, bei dem der eigene Schatten zum Eingabegerät wird. Der Spieler steht zwischen einem Projektor und einer Lein­ wand und steuert so einen von vier origi­ nellen Avataren, die in der virtuellen Welt interagieren. Klassische Game-Elemente dürfen nicht fehlen: Es muss gelaufen und

Café Prost Gartengasse 28, 8010 Graz


- YOUNG CREATIVES PANTHER -

Best of Kreativszene

designmonat graz 2015

Wenn am 18. Juni 2015 die coolsten, schrägsten, schönsten, emotionalsten oder beeindruckendsten Agenturprojekte der Steiermark auf die Bühne gebeten werden, kann es sich nur um eines handeln: den Green Panther! Bereits am 28. Mai 2015 wird der Young Creatives Panther an die besten Newcomer vergeben. Schon im letzten Jahr erregte die Green Panther Gala viel Aufmerksamkeit: Das kabarettistische Kammerspiel bot den 800 Gästen eine unterhaltsame Umrahmung des Landespreises für kreative Kommuni­ kation. Mehr als 70 Agenturen reichten ihre Projekte in 11 Kategorien ein, insgesamt wurden 34 Panther-Trophäen in Gold, Sil­ ber und Bronze vergeben. 20 Prozent der Preisträger waren New­ comer-Agenturen. Und so viel sei verraten: Auch heuer wird die Green Panther Gala für Aufsehen sor­ gen! Am 18. Juni 2015 verwandelt sich die Grazer Seifenfabrik in einen leuchtenden Branchenhotspot, der die Leistungen der Agenturen und der Kunden würdig präsen­ tieren wird. Die Fachgruppe Werbung und Marktkom­ munikation der WKO Steiermark bittet aber nicht nur die großen Agenturen vor den Kreativ-Vorhang, sondern stellt auch die „jungen Wilden“ wieder ins Rampen­ licht. Beim „Young Creatives Panther“, dem schnellsten Filmpreis Österreichs,

sind alle Kreativen bis 25 Jahren teilnah­ meberechtigt. Sie haben nach Veröffent­ lichung des Briefings nur 72 Stunden Zeit, ein 90 Sekunden langes Webvideo zum vorgegebenen Thema zu produzieren. Ein „kleiner“ Ansporn ist bestimmt das Gesamtpreisgeld in Höhe von 6.000 Euro. Am 28. Mai 2015 findet im Grazer PPC nicht nur der Nominierungsabend zum Green Panther statt, sondern auch die Young Creatives Panther Party, bei der die Videos gezeigt und die jungen Gewin­ ner gekürt werden.

Young-CreativesPanther-Party Event Green Panther Nominierungsabend Event Do, 28. Mai 2015 19.00 Uhr Aviso: Green Panther 2015 Donnerstag, 18. Juni 2015

Neubaugasse 6, 8020 Graz www.greenpanther.at


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Foto: Alexander Rauch Photography

designmonat graz 2015

Möbeldesign mit Herz Mobiliar mit nostalgischem Charme und selbstbewusstem Auftreten: Bei Fanny&mari treffen alte und moderne Elemente aufeinander und verschmelzen zu neuen, einzigartigen Objekten.

geben den Dingen eine zweite Chance“, so Fanny Justich. Auch die Werkstatt steht Interessierten offen – und wenn es sich er­ gibt, könnte eine alte Dose sie bald wieder als außergewöhnliche Uhr wieder verlassen.

Seit Herbst 2011 hauchen Fanny&mari, also Fanny und ihr Ehemann, alten Möbeln und Wohnaccessoires wieder neues Leben ein. Während die Ideen von Fanny stam­ men, liefert ihr „mari“ Lösungsvorschläge für die Umsetzung. Was als Experiment neben der Arbeit von Fanny Justich in einem Architekturbüro begann, wuchs zum Designerlabel heran, das international Be­ achtung findet. Moskau, Miami – manche der Möbel sind schon weit herumgekommen.

Die Ausgangsmaterialien für die Werk­ stücke stammen oft von Flohmärkten. Auch in Graz findet sie das eine oder ande­ re Stück. „Auf Flohmärkten sehe ich Dinge, die ich nicht kenne, die ich schön finde – bei denen ich mir denke, daraus könnte ich etwas machen.“

Unikate wie den neongelben Schminktisch, ein Lieblingsstück der Designerin, sollen den Besucher der Ausstellung anregen, sein Verhältnis zu dem vermeintlichen „Krempel“, der vielleicht am Dachboden oder im Keller sein Dasein fristet, zu über­ denken. „Viele Leute bemerken, dass sie noch ähnliche Dinge zu Hause haben, und

Ideen findet Fanny Justich oft auf Reisen, in anderen Kulturen. Aber nicht nur. „Wenn man mit offenen Augen durch die Welt geht, kann jeder Ort inspirierend sein“, meint die Designerin. Auch der Baumarkt.

Fanny Justich Fanny&mari vereinen Alt und Neu in Möbeln, Lampen, Uhren und mehr.

FANNY&mari Ausstellung Fr, 8. Mai 2015 Sa, 9. Mai 2015 10.00 – 19.00 Uhr Atelier Alberstraße 18, 8010 Graz www.fannyetmari.com

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- GALERIE GEBHART BLAZEK -

Die Anarchie der Ästhetik Text: Daniela Müller

Gebhart Blazek weiß fast alles über marok­ kanische Teppiche. Mindestens zwei der letzten 20 Jahre verbrachte er in Nordafrika, um dem Knüpf- und Webhandwerk nachzu­ spüren sowie der Kultur der Teppichkunst, ihren Eigenheiten und der Motivsprache. Er erwähnt dabei die Raute, die üblicher­ weise als altes Fruchtbarkeitszeichen und Symbol für die Vagina betrachtet wird. Die Berberinnen selbst sehen das durch­ aus nicht so, auch wenn hinter den ­Webstühlen sehr viel über die eheliche Lust gesprochen­ wird.

Nomadische Assoziationen.

Die eigenwillige, modern anmutende For­ mensprache der Berberteppiche faszinier­ te erstmals in den 1920er Jahren zunächst klassisch-moderne Architekten, Vertreter der Bauhaus-Bewegung, des französi­ schen Art Déco und verwandter Strömun­ gen der Moderne, bevor sie schließlich den Weg in Museen, Galerien und den Kunst­ handel fanden. In den 1920er und 1930er Jahren begannen Architekten wie Le Cor­ busier, Alvar Aalto oder Marcel Breuer sie in ihre Interieurs zu integrieren. Die Gene­

ration, die in der Aufbruchsstimmung der 1960er und 1970er Jahre künstlerisch groß wurde und die Welt entdeckte, stieß dabei nicht nur auf alte Webarbeiten, sondern beurteilte diese mit derselben Wertschät­ zung wie abstrakte moderne Kunst. Dabei weckte die modern anmutende Formen­ sprache marokkanischer Nomadenteppi­ che Assoziationen zu Werken von Mark Rothko, Cy Twombly, Josef Albers, Paul Klee oder Kasimir Malevich. Einer der be­ deutendsten Sammler ist der deutsche Architekt Jürgen Adam. Auch er hat sein Thema darin gefunden, dem Zusammen­ hang zwischen den Bildwelten der Berber und den Kunstwerken der Moderne auf die Spur zu kommen. Faszinierend unberechenbar.

Über einen Zeitraum von 40 Jahren hat Adam eine Sammlung aufgebaut, die vor zwei Jahren in der Pinakothek der Moderne in München gezeigt und von bedeutenden internationalen Medien gewürdigt wurde. Gebhart Blazek holt nun im Mai Teile der umfassenden Samm­ lung seines lang­ jährigen Bekannten in seine Galerie nach Graz.

Knüpfteppich, Zenaga, Südmarokko, 320 x 142 cm Foto: Adam

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Marokkanische Teppiche sind die Leidenschaft von Gebhart Blazek. Der Händler holt im Mai die Sammlung Adam nach Graz, die zuletzt in der Münchner Pinakothek international für Furore gesorgt hat.


Rehamna Knüpfteppich, 310 x 140 cm Foto: Adam

Blazek hat für die Schau rund 50 der über 400 Stücke umfassenden Sammlung aus­ gewählt. Die Analogien zwischen klas­ sischer Moderne und Bildfindung in den Teppichen stehen dabei nicht so sehr im Vordergrund. Blazek ist vielmehr angetan von der Leidenschaft, mit der Adam seit mehreren Jahrzehnten seine Idee ver­ folgt. In seiner Galerie in der Grazer Leon­ hardstraße werden jene Teppiche zu se­ hen sein, die Blazek am interessantesten findet.

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Geometrische Unschärfe.

Das ist für ihn vorrangig der minimalisti­ sche, abstrakte Formenkanon der Berber­ teppiche. Stücke aus einer nicht sesshaf­ ten, beweglichen Nomadenkultur haben eine gewisse Unschärfe, betont Blazek. Die Bildkonzeption, die sich aus geome­ trischen Grundformen ableitet, wechselt im Laufe der Webarbeit oft mehrmals, all diese Brüche sind am Stück sichtbar. Wie die Ideen kommen, arbeiten die Weberin­

nen sie ein. Die Berberfrauen haben dabei alles andere als eine durchde­signte, ein­ heitliche Komposition zum Ziel. Die We­ berin definiert in ihren Arbeiten vielmehr ein Stück ihres sozialen Status aufgrund dessen, was sie hat oder kann, erklärt Blazek. Mit dem sie wiederum innerhalb der Gesellschaft Anerkennung findet. Ein freier Raum also für eine freie, intui­ tive Formensprache. Das ist es, was der Teppichexperte Blazek daran liebt: das

Überraschende. Nicht das Vorgegebene, das Berechenbare ist für den im Art-brutKontext Sozialisierten das Faszinierende an der Handwerkskunst. Berberinnen, die in ihrem Leben vielleicht zehn Teppiche knüpfen und weben, landen vermutlich weniger leicht im Stereotyp, als würden sie ein Vielfaches davon produzieren. Bei den Berberteppichen ist es auch das Material, das Blazek einnimmt.


Neuer Blick auf die Welt.

Foto: Udo Stelzer

Als einer der ersten Händler hat er die äs­ thetische und kulturelle Relevanz der char­ mant-schrillen Boucherouite-Teppiche er­kannt, in denen marokkanische Webe­ rinnen schon seit den 1980er Jahren Alt­ textilien, Nylon und Lurex recyceln und ungewohnt fantasievoll verarbeiten. Und auch hier schreibt das Leben der Frauen mit: Während ihre persönlichen Grenzen früher Dorf oder Haus waren, haben ihnen die Mobilität den Weg in die Städte sowie Satelliten-TV und Internet den Blick in die Welt geöffnet. Mit den neuen Eindrücken veränderte sich laufend ihre Teppich­ kunst, die neuen Bilder werden in die alte Teppichtradition integriert. Dabei wird die alte Kultur nicht überschrieben, sondern nur transformiert. Aber die Stücke zeigen sich immer überraschend neu.

„Milano Radi Raved“ (am Boden) Jan Kath Marokkanische BoucherouiteTeppiche an der Wand

die sammlung adam Von Gebhart Blazek ausgewählte Stücke Ausstellung Eröffnung: Mi, 06. Mai 2015 18.00 Uhr 7. – 30. Mai 2015, Di – Fr, 11.00 – 18.30 Uhr, Sa, 10.00 – 13.00 Uhr Galerie GEBHART BLAZEK berber. Carpets + textiles Leonhardstraße 12, 8010 Graz www.berber-arts.com

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designmonat graz 2015

Gebhart Blazek, im Hintergrund marokkanische Boucherouite-Teppiche.


- ASSEMBLY -

designmonat graz 2015

Es wird assembly! Das Designfestival assembly ist vier Tage zu Gast im Joanneumsviertel

Text: Susanne Lipinski

Internationales Modedesign, österreichische Labels und namhafte Künstlerinnen und Künstler bringen das Joanneumsviertel vom 28. bis 31. Mai 2015 im Herzen der Stadt gewaltig zum Brodeln. Das dynamisch-urbane Grazer Joan­neums­­­ viertel ist auch heuer wieder Dreh- und An­ gelpunkt für die rund 60 internationalen Designpositionen, die die assembly-Veran­ stalter Karin Wintscher-Zinganel, Günter Brodtrager und Team zum krönenden Ab­ schluss des Design­monats nach Graz brin­ gen. Der Startschuss für das Design-Event fällt traditionellerweise auf der Schloß­ bergbühne der Kasematten mit der Eröff­ nungsmodenschau; Rainer Binder-Kriegl­ stein und Ankathi Koi liefern Beats und Vocals. Im Anschluss an die Show geht es in der Festival-Location Joanneumsviertel weiter mit Verkaufsausstellung und Eröff­ nungsfest – mit dabei Kreative aus ganz Europa sowie die mongolische Modedesi­ gnerin Ariunaa Suri. Ihre Mode ist ein Brü­ ckenschlag zwischen westlichen und östli­ chen Traditionen. Suri fand ihren Weg nach

Graz über das Projekt Crossing Fashion, das, initiiert vom Afro-Asiatischen Institut und kuratiert von Modedesignerin Bettina Reichl, auf Tuchfühlung mit Mode und Stof­ fen aus fernen Ländern geht. Wintscher-Zinganel findet „den Eröffnungs­ abend besonders wichtig, weil er ein Mul­ tiplikator für die Designerinnen und Desi­ gner ist“, und freut sich auch, dass Ursula Neugebauer eines ihrer Werke zeigen wird. Die in Berlin lebende Künstlerin stellt bei assembly „Tschador“ aus, eine kritische Ar­ beit, die Tabus aufbricht und sich mit dem Phänomen des Verschleierns sowie der Rolle der Religion, der Frau, des Körpers und des Raums im Zusammenhang mit privater und öffentlicher Sphäre auseinan­ dersetzt.

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- ASSEMBLY -

von der Steiermärkischen Landesbiblio­ thek war von assembly 2014 sehr angetan: „So etwas hat es in diesen Räumen noch nie gegeben. Sowohl die Designer als auch die Nutzerinnen und Nutzer der Biblio­ thek und auch die Mitarbeiter des Hauses freuen sich auf 2015!“ Dass das Joan­ neumsviertel ein spartenübergreifen­ des Netzwerkfestival beherbergt, be­ grüßt auch Peter Pakesch, Intendant des Universal­museums Joanneum: „Wir müs­ sen heute immer wieder feststellen, dass unser Publikum sich immer mehr spezia­ lisiert. Solche Cross-overs können helfen, hier auf beiden Seiten ein neues Publikum zu interessieren.“

Foto: IC Creative Studio

Es kommt nicht von ungefähr, dass sich assembly gerade im Joanneumsvier­ tel so zu Hause fühlt, denn sowohl das Designfestival als auch das Universal­ museum Joanneum stehen gewisserma­ ßen für einen Branchenmix: assembly vereint Produkt- und Modedesign mit Textilkunst und Architekturtheorie; das Joanneumsviertel ist ein Ort, der muse­ ale Arbeit bündelt. So werden heuer die Ausstellungsräume der Multimedialen Sammlungen, das Foyer, das Auditorium und die Landesbibliothek für designbe­ geisterte Besucher innen und Besucher offen stehen. Katharina Kocher-Lichem

Ariunaa Suri Mode aus mongolischem Kaschmir und Leder

assembly designfestival Street Fashion Show Fr, 29. Mai 2015 17.00 Uhr (nur bei Schönwetter) Ersatztermin: Sa, 30. Mai 2015 15.00 Uhr an der Rolltreppe, Joanneumsviertel www.assembly-festival.at

Foto: Nicola Milatovic

Cross-over.

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Mode rollt in das Joanneumsviertel. Erneut wird die Rolltreppe zum Hotspot der Streetfashion-Show, organisiert von Yu-Dong Lin.


Foto: Gudrun Thiessen-Schneider

- ASSEMBLY -

Es wird montiert! ausgewählte Designer und Designerinnen

„Tschador“, 2006 Ursula Neugebauer

assembly heißt zusammenfügen oder Montage. Das Designfestival führt qualitatives und innovatives Design zusammen. Diese Labels stehen stellvertretend für den Branchenmix aus Mode, Produktdesign, Kunst, Accessoire-Design und Schmuckkunst.

COLLANEvrosi [IT]

Foto: Nika Furlani

assembly belebt das Joanneumsviertel, das sich immer mehr als kultureller Erlebnisraum in den Köpfen der Grazerinnen und Grazer verankert. „Das Areal ist als städtischer Freiraum ja sehr jung“, meint Carmen Auer vom Institut für Architekturtheorie an der TU Graz, „Aneignungsprozesse öf­ fentlicher Bereiche erfolgen oft über län­ gere Zeiträume und sind meistens schwer steuerbar.“ Gemeinsam mit Studierenden setzt sie sich in der Lehrveranstaltung „Entwerfen Spezialisierter Themen. Das Joanneumsviertel zwischen Transitraum und Platzkultur“ mit dem Potenzial der öf­ fentlichen und halböffentlichen Bereiche des Quartiers auseinander. Bei assembly zeigen die Studierenden eine Plakataus­ stellung ihrer erarbeiteten Konzepte.

Hinter dem 2012 gegründeten italie­ nischen Label steckt die Schmuckde­ signerin Lodovica Fusco. Sie entwirft Schmuck aus für die Branche unübli­ chen Materialien. Bei assembly zeigt sie ihre Kollektion Ikebana, die mit dem Kontrast natürlicher und künstlicher Elemente spielt. Wie in der namens­ gebenden japanischen Kunst des Blu­ menarrangierens spiegelt diese die Harmonie von linearem Aufbau, Rhyth­ mik und Farbe wider.

Zukunftsweisend.

Hat das Nomadentum des Designfestivals assembly mit dem erneuten Einzug ins Jo­ anneumsviertel nun ein Ende? Eine künf­ tige Zusammenarbeit können sich sowohl Festival-Initiatorin Karin Wintscher-Zinga­ nel als auch Museumsleiter Peter Pakesch vorstellen. Dieser wünscht sich von as­ sembly 2015 „viele neue Ideen und viele, die daran teilhaben, sowie die Weiterführung guter Kooperationen.“ Übersehen wird man das Joanneumsviertel Ende Mai wohl kaum, denn dafür sorgen ganz besondere Visuals, die die Artists von OchoReSotto am Eröffnungsabend buchstäblich in die Luft projizieren. Es wird brodeln.

Chrystl Rijkeboer [NL]

Foto: Chrystl Rijkeboer

designmonat graz 2015

Öffentlich versus halböffentlich.

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„Rapunzel, lass dein Haar herunter, gib es mir, ich spinne es zu Fäden und häkle dir (d)eine Maske.“ Die holländische Künstle­ rin Chrystl Rijkeboer hat ihre haarschar­ fen Performances „Hairworks“, in denen sie aus menschlichem Haar Skulpturen macht, bereits in ganz Europa, in Kanada und den USA gezeigt. Für sie konserviert menschliches Haar Erinnerung und so spiegeln auch ihre Kunstwerke unver­ gänglichen persönlichen Wert wider.


- ASSEMBLY -

Foto: Kàroly Bonhàdy

Dyan [HU]

Dyan ist der Spitzname der ungarischen De­ signerin und Labelgründerin Diána Pogar. Sie kreiert einzigartige Lederschuhe, die durch schlichtes Design, eleganten Stil und hochqualitative Herstellung überzeu­ gen. Dyan-Schuhe tragen kosmopolitische Frauen, die viel unterwegs sind, folglich hat Tragekomfort oberste Priorität.

Ihre Ausbildung hat die gebürtige Stei­ rerin an der Modeschule Graz sowie an der international renommierten Esmod München genossen. Sabrina Stadlober – Preisträgerin des I-Skool Denim Awards – designt funktionale, durchdachte und exakt verarbeitete Mode. Bei assembly zeigt sie ihre von einem Expeditions-Abenteuer inspirierte Kollektion, die durch innovative Tragbarkeit und Komfort besticht.

designmonat graz 2015

Foto: Lumikki Photography

Sabrina Stadlober [At]

Foto: Wolfgang Löffler

Schmuckes [AT]

Die vier Schmuckkünstler Doris Feich­ tinger, Oliver Mauerhofer, Michaela Puhr und Wolfgang Löffler betreiben das Atelier „Schmuckes“ am Grazer Mariahilferplatz. Sie bewegen sich im Spannungsfeld zwi­ schen Handwerk und Kunst und experimen­ tieren mit unterschiedlichsten Materialien.

assembly Designfestival Event

Foto: Natanesku

nelizabeta [SI]

Die Lasercut-Spitze, inspiriert von geo­ metrischen Mustern und Art Deco, zeichnet das Label der umtriebigen Modenetzwerkerin Neli Štrukeljs mit dem klingenden Namen nelizabeta aus. Falten, Plüsch und Farbkontraste ver­ binden urbanes Leben mit jugendlicher Verspieltheit und zarter Verführung.

Fr, 29. Mai 2015 10.00 – 20.oo Uhr Sa, 30. Mai 2015 10.00 – 20.oo Uhr So, 31. Mai 2015 11.00 – 18.00 Uhr Joanneumsviertel, 8010 Graz Eintritt frei! www.assembly-festival.at

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designmonat graz 2015

- ASSEMBLY -

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- ASSEMBLY -

Assembly modenschau und Kastner & Öhler Fashion Award

Foto: Alexander Rauch

Sie sollte experimentell, neuartig, aber auch tragbar sein, jene Mode, die mit dem Kastner & Öhler Fashion Award 2015 gekürt wird. Das Preisgeld: 5.000 Euro. Ein Höhepunkt des assembly Designfesti­ vals ist die Verleihung des Kastner & Öhler Fashion Awards, die am Eröffnungsabend stattfindet. Die 5-köpfige Expertenjury, der auch Andrea Krobath, Leiterin Marke­ ting Mode, K&Ö, und Sandra Rosenfelder, Presse K&Ö, angehören, wird bereits im Vorfeld des Designfestivals alle Designe­ rinnen und Designer genau unter die Lupe nehmen, um das preiswürdigste Design herauszufiltern. Im vergangenen Jahr fiel die Wahl auf Citoyenne K., deren Mode durch „klare Design-Sprache, innovative Teile und Multifunktionalität überrascht“, so Krobath. Im November 2014 zeigte die kroatische Preisträgerin Marijana Kamarić bei Kastner & Öhler Mäntel aus edlen Stof­ fen, die, beidseitig tragbar, gewisserma­ ßen zwei Mäntel in einem ergeben. Sandra Rosenfelder schwärmt von der Besonder­ heit dieser Mode: „Es geht bei Citoyenne K. nicht nur um Fashion, sondern um Mode, die in Richtung abstrakte Kunst weist und dennoch als Kollektion funktioniert.“

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assembly Designfestival Eröffnungsmodenschau und Kastner & Öhler Fashion Award Preisverleihung Do, 28. Mai 2015 20.30 Uhr (Einlass: 19.45 Uhr) Schloßbergbühne, Kasematten VVK: € 20,– / spark7: € 18,– / AK: € 23,– Kartenverkauf: K&Ö, Hauptkasse 1. OG, Sackstraße 7, 8010 Graz, in allen Filialen der Steiermärkischen Sparkasse sowie bei Pell Mell, Griesgasse 4, 8020 Graz Im Anschluss (ca. 22.oo Uhr): Eröffnung der Designausstellung und Vernissage von Ursula Neugebauer „Tschador“ Joanneumsviertel, Zugang Kalchberggasse, 8010 Graz www.assembly-festival.at

designmonat graz 2015

Es wird gekürt!


Foto: Stephan Friesinger

- ASSEMBLY -

Da Kastner & Öhler so begeistert von der Siegerkollektion war, wurde die Designe­ rin eingeladen, ihre Herbstkollektion beim Designschwerpunkt in „the Suite“ (kura­ tierte Konzeptfläche bei K&Ö) zu zeigen. Im Rahmen desselben Projekts präsentierten zwei weitere Designerinnen – beide waren bereits zu Gast bei assembly – ihre Kol­ lektionen bei Kastner & Öhler: Artista und Eva Poleschinski. Wintscher-Zinganel ist begeistert von dem Mehrwert des Fashion Awards: „Man merkt bei den Anmeldungen, dass sich der Award herumgesprochen

hat, denn so viele Modedesigner wie heu­ er haben sich noch nie angemeldet!“ Das Traditionshaus in der Grazer Sackstraße bietet jungem Modedesign damit eine Plattform, sich in einem etablierten Um­ feld präsentieren zu können. Designer und Modebegeisterte erwarten also auch 2015 mit Spannung, wem die Jury unter den vielen neuen Labels, neuen Handschriften und bewährten Fixstartern den Kastner & Öhler Fashion Award verleihen wird.

Der K&Ö Fashion Award ging an die Kroatin Marijana Kamarić (re.) mit ihrem Label Citoyenne K.; im Bild mit Karin Wintscher-Zinganel

Foto: Ivan Hrkas

Mode und Multifunktionalität zeichnen Citoyenne K. aus.

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- kastner & öhler -

Steine am Körper

Exzentrik bei Kastner & Öhler: Die aufstrebende Designerin Marina Hoermanseder präsentiert im Mai im Traditionsmodehaus ihre außergewöhnlichen Leder-Krea­ tionen sowie ihre Ready-to-­wear-Stücke. Im Designmonat Graz 2015 ist bei Kastner & Öhler die Kollektion einer französischösterreichischen Jungdesignerin zu sehen: Marina Hoermanseder hat ihr gleichnami­ ges Label im Jahr 2014 in Berlin gegründet und steht mit ihrer Mode für ausgeprägten Individualismus und ästhetische Raffines­ se. Die mittlerweile international erfolgrei­ che Designerin mit dem Hang zu exzentri­ schen Entwürfen folgte der Einladung von Kastner & Öhler, im Mai ausgewählte Stü­ cke ihrer neuen Frühjahrs-/Sommer-Kollek­ tion in der Designsuite des Traditionsmo­ dehauses zu präsentieren. Hart, aber anschmiegsam.

Zu sehen gibt es einiges – denn Marina Hoermanseder hat sich beim Entwerfen der neuen Kollektion von orthopädischen Zeichnungen aus dem 17. Jahrhundert in­ spirieren lassen. Herausgekommen ist eine ungewöhnliche Kombination aus harten Materialien (die teilweise sogar aus Natur­

steinen gewonnen werden!) mit sanften, femininen Formen und Farben. Röcke aus Lederriemen, medizinisch anmutende Korsagen und Schnitte, die beinahe an Fe­ tische erinnern, treffen bei der Wahl-Ber­ linerin auf Ready-to-wear-Stücke wie Sei­ denblusen oder Muscheloptik-Mäntel in zarten Pastelltönen. Das ganze Jahr über.

Mit der Einladung von Marina Hoermans­ eder in die Suite ist dem Grazer Modehaus ein weiterer Coup in der UNESCO City of Design gelungen. Das ganze Jahr über wer­ den in der kuratierten Konzeptfläche im 1. Obergeschoß von Kastner & Öhler Design­ schwerpunkte gesetzt – zuletzt etwa mit Präsentationen von Artista und Eva Poleschinsky. „Die gelungene Kooperation mit Marina Hoermanseder sehen wir auch als tolle Ergänzung zum assembly Design­ festival“, erklärt Sandra Rosenfelder von Kastner & Öhler.

Meet & Greet the Designer: Marina Hoermanseder Ausstellung bei Kastner & Öhler Di, 05. Mai 2015 11.00 Uhr

Kastner & Öhler, die Suite im 1. OG Sackstraße 7, 8010 Graz

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Foto: Andreas Waldschütz

Dauer der Ausstellung: 05. – 30. Mai 2015


- EMEE Young Scenographers Contest -

Ein neuer Blick

EMEE Young Scenographers Contest Preisverleihung Do, 07. Mai 2015 18.00 Uhr, Prunksaal EMEE Young Scenographers Contest Wanderausstellung 08. Mai – 07. Juni 2015 Mi – So, 10.00 – 17.00 Uhr

Museum im Palais Sackstraße 16, 8010 Graz

Um klar zu sehen, genügt es oft, einen Schritt zur Seite zu tun, real oder mental. Will man Objekte zeitgemäß und span­ nungsreich aus ungewöhnlichen, über­ raschenden Blickwinkeln inszenieren, braucht es auch einen Perspektivwechsel. Genau dazu waren Studierende und junge Berufstätige aus den unterschiedlichsten Gestaltungsdisziplinen, aus Kultur- und Museumswissenschaften aufgerufen. Im Rahmen des Wettbewerbs Young Sceno­ graphers Contest entwickelten sie innova­ tive, inhaltskonsistente Gestaltungskon­ zepte, die Objekte sollten dabei in einem europäischen Kontext multiperspekti­ visch in Szene gesetzt werden.

Der Wettbewerb ist Teil des EU-Projekts EuroVision. Museums Exhibiting Europe (EMEE) zur Museumsentwicklung für Na­ tional- und Regionalmuseen. Die Bekannt­ gabe der Gewinner und die Preisverleihung erfolgen im Rahmen des Designmonat Graz. Bei der Veranstaltung wird einer der renommiertesten Ausstellungsgestalter, Prof. Uwe R. Brückner, eine Keynote zum Thema Szenografie und ihre Potenziale halten. Die anschließende Ausstellung mit den Preisträgerarbeiten wird bis 7. Juni 2015 in Graz zu sehen sein und wandert im Anschluss nach Ljubljana, Sofia, Lissabon, Paris, Brüssel und Basel.

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- JOSEF Prödl TISCHLEREI -

China: COpy Or Create? Die Jahre des Turbo-Wachstums der größ­ ten Wirtschaftsmacht der Erde, China, sind vorbei; Staats- und Parteichef Xi Jin­ ping spricht von einer „neuen Normalität“, statt die Produktion noch weiter auszu­ bauen, geht es vielmehr um qualitative Steigerung der Produkte. Das macht sich auch in der Kreativwirtschaft bemerkbar, denn China investiert enorm, um sich von seinem Image als Land des Kopierens zu lösen und stattdessen seine eigenen Krea­ tivkräfte zu aktivieren. Das beginnt bei der staatlichen Förderung von Hackerspaces und hört bei der Übernahme riesiger Kon­ zerne, wie etwa Volvo, noch lange nicht auf – Chinas Megacitys wie Peking, Shenz­ hen oder Shanghai sind die Zentren kreati­ ven Schaffens. Kann die europäische Kreativwirtschaft von den aktuellen Entwicklungen am chi­ nesischen Markt profitieren oder muss „der Westen“ Angst vor der neuen chine­ sischen Kreativität haben? Diesem The­ menkreis widmet der Designmonat Graz einen Impulsabend. Das international agierende Unternehmen Josef Prödl – Mö­ bel, Design, Werkstätten – ist Gastgeber dieses Abends, an dem Experten aus Krea­

Die chinesische Kreativwirtschaft auf dem Vormarsch. tivwirtschaft, Wirtschaft und Architektur sowie Kenner des chinesischen Marktes über „China: Kopieren oder Kreieren“ dis­ kutieren. Josef Prödl, Geschäftsführer von Prödl, sieht ein enormes Potenzial im Wirtschaftsstandort China: „China ist sehr innovativ, es ist wirtschaftlich so stark und man muss früh genug auf den Zug aufspringen!“ Die Veranstaltung ist ein Begleit-Event zur Ausstellung „[UN]ECHT – Original vs. Fälschung“ im neuen design­ forum Steiermark, die ein Bewusstsein für den Wert von Originalen und deren Ent­ wicklungsprozess schafft. Im Jahr 2016 wird übrigens die UNESCO City of Design Shanghai Partnerstadt im Grazer Design­ monat sein, Grund genug, sich bereits jetzt inhaltlich auf China vorzubereiten.

China: Copy Or Create Event Do, 21. Mai 2015 18.30 Uhr Josef Prödl Tischlerei 8324 Kirchberg/Raab 171 www.proedl.at

„China ist innovativ und wirtschaftlich stark.“ Für Matthias und Josef Prödl (re.) ist China der Markt der Zukunft.

Foto: Alexander Rauch

designmonat graz 2015

Top-Design-Ausbildungen, enormes Wirt­ schaftswachstum und Investitionen in Industrial oder Software Design machen China zu einer wesentlichen Größe in der Kreativwirtschaft. Die oststeirische Tischlerei Prödl lädt im Designmonat Graz zu einem Impulsabend.


Foto: Stadtgemeinde Weiz

Kreativwirtschaft trifft Landwirtschaft

Auf den ersten Blick gibt es nicht viele Parallelen zwischen diesen beiden Branchen, doch beim Weizcamp werden sie aufgezeigt: spannende Diskussionen und neue Lösungsansätze inklusive. Kleine Landwirtschafts- und Kreativwirt­ schaftsunternehmen können voneinander profitieren. Marie-Theres Zirm ist davon überzeugt und organisiert im Rahmen des Designmonat Graz einen Workshop, bei dem Kreative sowie Landwirtinnen und Landwirte über gemeinsame Herausfor­ derungen und Ziele diskutieren. Am 12. Mai findet dazu im Garten der Ge­ nerationen in Krottendorf, einem ländli­ chen Teil der Stadtgemeinde Weiz, ein Ge­ dankenaustausch im Stil eines Barcamps statt: das Weizcamp zum Thema „Kreativ­ wirtschaft trifft Landwirtschaft“. Nach ei­ ner kurzen Erörterung des gemeinsamen Feldes können die Teilnehmerinnen und Teilnehmer ihre Meinungen und Ideen in kurzen Sessions einbringen. An unterschiedlichen Orten finden Ge­ spräche zu Themen, die die Teilnehmer selbst bestimmen, statt – zum Beispiel darüber, wie Rechtsformen, die bei klei­ nen Betrieben in der Landwirtschaft ange­ wendet werden, für die Kreativwirtschaft adaptiert werden können. Die Inhalte und

Ergebnisse dieser Diskussionen werden später im Plenum zusammengefasst, um allen Teilnehmern einen Überblick über die besprochenen Themen zu geben. Doch was haben Landwirte und Kreative gemeinsam? „Ein verbindendes Element könnte die Größe der Ein-Personen-Un­ ternehmen der Kreativbranche und der kleinen Landwirtschaften sein: Wir sind die Kleinen, was machen wir, um neben den Großen bestehen zu können?“, so Marie-Theres Zirm. Natürlich gibt es auch Konfliktpotenzial: „Wir scheuen aber keine Konfrontationen, im Gegenteil. Durch sie wird die Diskussion gefördert.“ Standortfaktor Regionalität.

Die Idee für das Projekt entstand nach dem Umzug von Wien nach Weiz: Der Wechsel von der Metropole in die land­ wirtschaftlich geprägte Umgebung führ­ te dazu, dass das von Marie-Theres Zirm und ihrem Mann Christian Heuegger-Zirm geleitete Netzwerk WIR GESTALTEN ES die Veranstaltung plante.

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An dem Projekt, das von Marie-Theres Zirm koordiniert wird, sind auch ihre Agen­ tur cardamom, crosseye Marketing und derSchenner in Kooperation mit dem Wirt­ schaftsstandort Weiz an der Entwicklung und Umsetzung beteiligt. Wer an den Diskussionen teilnehmen will, kann sich über die Homepage von WIR GESTALTEN ES anmelden. Dort gibt es neben dem Anmeldeformular weitere Informationen. Alle, die tagsüber keine Zeit haben, sich das Event aber nicht ent­ gehen lassen wollen, können abends in den „Garten der Generationen“ kommen und sich über Erörterungen des Tages informieren.

KREATIVWIRTSCHAFT TRIFFT LANDWIRTSCHAFT Event Di, 12. Mai 2015 09.00 – 22.00 Uhr Garten der Generationen Teichstraße 14, 8160 Krottendorf wir.gestalten.es/imdesignmonat Teilnehmerzahl: 20 – 70 Personen Kosten: € 25,–

designmonat graz 2015

Natürlich kreativ


- Unikat -

Grenz auflösung Kunst und Design wird eins, weil immer mehr Produzenten beides sind – Künstler und Designer. Mehr dazu in der Ausstellung Unikat.

„Scatter/Gather“ Riley Mcferrin

Foto: Atelier Biagetti

Lampe aus Schwemmholz und Stoff

Design entstand einst aus der Verbindung von Naturwissenschaften und Kunst. Gior­gio Vasari, der italienische Architekt und Hofmaler der Medici, sprach im 16. Jahrhundert erstmals von „Disegno“ und meinte damit eine Zeichnung, eine Skizze oder die künstlerische Idee eines Werkes. Während heute Kunst und Design oft ge­ trennte Wege gehen, kommen sie nun bei Alice Stori Liechtenstein wieder zusam­ men. Mit Unikat kuratiert sie eine Ausstel­ lung von 23 Designerinnen und Designern sowie Künstlerinnen und Künstlern, die etwas eint: die verschwindende Grenze zwischen Kunst und Design.

„Vincent“ Alberto Biagetti Handgeflochtene Holzstühle Alice Stori Liechtenstein studierte Architektur und Design in Mailand und Barcelona. Sie hat ihr eigenes Studio in Graz und arbeitet bei Ausstellungsdesignprojekten mit dem Atelier Biagetti in Mailand zusammen.

Foto: Joachim Otter

Die Ausstellung will nicht nur vorgefasste Meinungen infrage stellen, sondern auch die Kriterien, mittels derer überhaupt erst eine Einteilung in Kunst oder Design er­ folgt. Denn letztlich sind immer mehr De­ signschaffende als Selbstständige tätig, 78


- Unikat -

Unikat Zwischen Design und Kunst Ausstellung

unikat Torch Craft Workshop

Eröffnung: Sa, 02. Mai 2015 17.30 Uhr

04. – 06. Mai 2015, 09.30 – 17.30 Uhr

03. – 17. Mai 2015, 12.00 – 19.00 Uhr

Anmeldung/Info: alice@storialab.com Kosten: € 60,–

Foto: Hinterland Design

Maiffredygasse 2, 8010 Graz 1. Stock

kwirl, Mariahilferstraße 11, 8020 Graz

ihr Konzept dahinter definieren? Und ist ein Design­objekt auch dann noch eines, wenn es ein Unikat ist? Workshop.

Im Rahmen des Designmonat Graz wird der schottische Designer Dean Brown einen Workshop abhalten. Er wird zeigen, wie mit Holz und in Handarbeit Leuchten entstehen. In der dreitägigen Veranstal­ tung führt der in London lebende Designer, der Learning by doing als sein Erfolgsrezept ausruft, erst in die Grundlagen der Licht­ gestaltung ein, in die Planung und letztlich in die Produktion.

Foto: Andreas Omvik

und zwar als Designer und Produzenten in einem. Kunst und Design sind also wieder vereint. Und gerade deshalb ist Liechten­ stein der Meinung, dass es neue Defini­ tionen braucht sowie die Erinnerung dar­ an, dass Kunst und Handwerk denselben Ursprung haben. Es deute viel darauf hin, betont sie, dass die Methoden von Kunst und Design sich nun vermischen und in­ einander fließen, dass Designer die Rolle der Produzenten übernehmen, indem sie Objekte in limitierter Auflage herausbrin­ gen, während Künstler mit leicht reprodu­ zierbaren Medien arbeiten und sich The­ men annehmen, die einst der Sphäre des Designs vorbehalten waren. Wesentlich sind dabei Fragen wie: Was bedeutet die­ se zunehmende Auflösung der Rollen der Künstler und Designer für deren Werk? Wird man Kunst- und Designobjekte durch

„Reflective Plinth“ Pettersenhein Beton und Spiegel

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designmonat graz 2015

Schlicht und einfach: Nordic Design reduziert auf das Wesentliche.

Nordic Talking Erfolgsfaktor Nordic Design

Dass eine Expansion am Design scheitert, mag im ersten Moment verwunderlich klingen. Doch in Dänemark und Schweden haben Unternehmen ohne Design keine Chance – darüber diskutiert eine Talkrunde im Designmonat Graz 2015. In nordischen Ländern ist Design nicht nur der Schlüssel zum Erfolg, sondern eine grundlegende Voraussetzung: Des­ wegen veranstaltet das Internationalisie­ rungscenter Steiermark, kurz ICS, einen Designtalk zum Thema „Nordic Design“. Charakteristisch für das nordische Ge­ staltungskonzept sind klare Linien. Die reduzierte Formensprache, kombiniert mit einem klaren Farbkonzept, macht die schlichte Eleganz des „Nordic Design“ aus. Am 18. Mai Iädt das ICS in einer Filiale des dänischen Audiosystemanbieters Bang & Olufsen dazu ein, sich mit „Nordic Desgin“ auseinanderzusetzen. Neben heimischen Design-Experten wird voraussichtlich auch der Schwede Robin Edman, Ge­

schäftsführer der „Swedish Industrial De­ sign Foundation“, kurz „SVID“, beim Talk zu Gast sein. Beim Talk geht es um Design in allen Le­ bensbereichen – für Unternehmen spielen besonders Industrial Design und Design im öffentlichen Raum eine Rolle. Christina Ulrich vom ICS sieht in Österreich hier noch Aufholbedarf: „Durch die Veranstal­ tung wollen wir vermitteln, dass Design ein wesentlicher Faktor ist, um interna­ tional reüssieren zu können.“ Auch Politik und Gesellschaft messen Design bei Wei­ tem nicht die Bedeutung bei, die es in nordischen Ländern hat. „Die Tendenz, dass Design auch bei uns einen höheren Stellenwert erlangt, ist aber gegeben“, so Christina Ulrich.

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nordic DESIGN TALK Vortrag Mo, 18. Mai 2015 18.00 Uhr Bang & Olufsen Herrengasse 3, 8010 Graz www.ic-steiermark.at


- HIJK -

Biomode made in Graz

„WALKAWAY“ Johanna Hauk Moderner Kurzmantel aus reinem Wollstoff; das länger geschnittene Vorderteil sorgt für einen lässigen Look.

Ida Kreutzer von madbyida designt vor allem Taschen – für die HIJK-Kollektion im Steindesign.

Johanna Hauck und Ida Kreutzer zeigen, wie stylish Stein sein kann: Am 8. Mai präsentieren die zwei Gra­zer Designerinnen ihre neue Kollektion im koko mari. Steine wirken auf den ersten Blick nicht besonders kleidsam. Oder? Johanna Hauck sieht das anders. „Ich spiele mit den Strukturen und Materialien“, so die Gra­ zerin. Während sie sich mit Textilien und Mode beschäftigt, kreiert Ida Kreutzer vom Mode­label madebyida Taschen für die ge­ meinsame Kollektion. Die Idee für eine Kooperation ist noch jung: Erst im Dezember letzten Jahres lernten sich die beiden auf einer Veranstaltung kennen und fanden Gefallen an der Arbeit der jeweils anderen. Schon bald stand fest, dass es eine Zusammenarbeit ge­ ben sollte: die Designkooperation HIJK, de­ren Name sich aus den Initialen der De­ signerinnen zusammensetzt.

Für ihre gemeinsame Kollektion verwen­ det das Duo ausschließlich Biostoffe, die per Hand mit Biofarben bedruckt und bemalt werden. „Ich beziehe meine Stof­ fe aus Österreich und Deutschland, alle Textilien sind unter den ,Global Organic Textile Standards‘ zertifiziert“, erklärt Jo­ hanna Hauck. Sie hofft, dass sich die Ge­ sellschaft künftig mehr Gedanken über die Herkunft und Produktionsumstände ihrer Kleidung macht: „Während sich bei den Lebensmitteln bereits ein Bewusstsein für diese Dinge gebildet hat, muss sich das in Sachen Mode erst entwickeln.“ Die Vorstellung der Kollektion findet am 8. Mai im koko mari statt. Bei Live-Musik von den Grazer DJs Phil da Funk PDF und Oliver Deutsch gibt es die Möglichkeit, die Teile zu erwerben oder mit den beiden De­ signerinnen persönlich zu plaudern. Wer es nicht zur Präsentation schafft, hat noch den ganzen Designmonat lang Zeit, die HIJK-Kollektion im koko mari zu be­ wundern und sich sein Bio-Lieblingsteil im Steindesign auszusuchen. Shoppen ganz ohne schlechtes Gewissen der Umwelt gegenüber.

HIJK | johanna hauck & ida kreutzer Event Fr, 08. Mai 2015 17.00 Uhr koko mari Mandellstraße 1, 8010 Graz

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Foto: Lupi Spuma

© Ida Kreutzer

Grünes Bewusstsein schärfen.


- N.I.C.E. -

N.I.C.E.

Kreative Innovationen

N.I.C.E. Wanderausstellung Ausstellung Eröffnung: Mi, 20. Mai 2015 10.00 Uhr 20. – 27. Mai 2015 12.00 – 19.00 Uhr designHalle Lazarettgürtel 62, 8020 Graz

Das „Network for Innovations in Culture and Creativity in Europe”, kurz N.I.C.E., kommt nach Graz: Ab 20. Mai gastiert die N.I.C.E.-Wanderausstellung in der designHalle. Innovationen dürfen auch in der Krea­ tiv- und Kulturbranche nicht fehlen: Dank N.I.C.E. werden diese gefördert. Neben In­ novation und Wachstum setzt sich das in­ ternationale Netzwerk auch mit kreativen Konzepten zur Stadtentwicklung ausein­ ander. Über N.I.C.E. verknüpfen sich regi­ onale und nationale Agenturen, Festivals, Universitäten, Theater, Museen und andere Akteure der Kultur- und Kreativwirtschaft aus ganz Europa. Die N.I.C.E.-Wanderausstellung, die zuletzt in Mannheim großen Zuspruch erfuhr, hol­ te die „creativ wirtschaft austria“, die sich bundesweit für die österreichische Krea­ tivwirtschaft einsetzt, nun nach Graz. Bei

der Ausstellung erwarten die Besucherin­ nen und Besucher innovative Kunstprojek­ te und – sichtbar gemachte – neue Ideen. Der N.I.C.E. Award, der unter anderem auf Initiative der „creativ wirtschaft austria“ ins Leben gerufen wurde, fördert diese Ideen, die in verschiedenen Ländern entwickelt werden: 2014 nahmen Kreative aus 22 ver­ schiedenen Staaten teil – auch Österreich war vertreten. Eine Woche lang verweilt die N.I.C.E.-Wan­ derausstellung im Designmonat in Graz und lädt dazu ein, zu entdecken, was möglich ist, wenn Experimentier­­­freude und eine dyna­ mische Umsetzung ­aufeinandertreffen.

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designmonat graz 2015

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- DruckZeug -

Zeichen setzen Originaler Bleisatz als Retrotrend

Beispiel für eine vorwiegend im Handsatz gesetzte und auf Buchdruckpressen gedruckte Hochzeits­einladung

Die Kreativwerkstätte DruckZeug im Annenviertel ist die einzige Location in Graz, wo mit historischen Lettern einzigartige Druckwerke zum Angreifen entstehen. Mit Klischees hat man es beim Verein DruckZeug eher nicht so – also mit je­ nen nach Computer-Designs erzeugten Druckstöcken, die dann auf dem Papier mittels „Letterpress“-Verfahren so aus­ sehen sollen wie historische Drucke. In der ehemaligen Druckerei Bauer in der Annenstraße geht man lieber den Weg der Authentizität. Hier wird echtes Blei zu Absätzen gesetzt und überdimensio­ nale Holzlettern erzeugen eindrucksvol­ le Plakatdrucke. Zum Einsatz kommen original Heidelberger Maschinen ebenso wie Viktoria-Tiegel und eine Reihe von Handpressen. Unzählige Holzladen zie­ ren die Wände der alten Werkstätte – in ihnen liegen minutiös sortierte Buchsta­ ben, kleine, große, kursive, serifenlose und gebrochene, bereit für den Satz. Von 1880 bis in die 1960er Jahre reicht die­ große stilistische Bandbreite. Ein Kata­ log gibt einen Überblick über Schriftarten und die dazugehörigen Laden.

Workshops: Visitenkarten und Plakate ge­ hören mittlerweile zu den Klassikern beim DruckZeug – neu ist das dritte Angebot rund um die Hochzeit. Einladungs­kärtchen, Tischkarten, Save-the-Date-Karten, lie­ bevoll gesetzt in romantischen Hand­ schriften, begeistern die Hochzeitspaare. Besonderes Zuckerl: Die historische Loca­ tion der Druckerei selbst wird zur Bühne für ein Hochzeits-Fotoshooting. Mit die­ sem „Rundumservice“ hat das DruckZeug erfolgreich eine Nische besetzt, die auch mithilft, den Verein zu finanzieren. Auf 100 Mitglieder ist er inzwischen ange­ wachsen, „in beide Richtungen“, wie Ursula Bogner, selbst Grafikerin und Druck­ Zeug-Mitglied, betont. Soll heißen: Bei den „alten Experten“, den pensionierten Setzern und Druckern, gibt es im Verein ebenso einen Zuwachs wie bei den „jun­ gen Fans“ des alten Handwerks. „Ohne das Wissen der älteren Generation wüssten wir nicht, wie wir eine Heidelberger bedie­ nen sollen“, so Bogner.

Retrodesign als erfolgreiche Nische.

Design zum Angreifen.

Zum Designmonat Graz 2015 wartet die historische Druckwerkstätte mit einem Querschnitt durch das faszinierende Hand­ werk der Druckkunst auf und bietet drei

Die Unterschiede zwischen damals und heute werden in der Werkstätte sofort sichtbar: Drucksachen zu erzeugen war bodenständiges Handwerk, das man als 84

Foto: Ulla Klopf

designmonat graz 2015

Text: Susanne Ary


- DruckZeug -

Lehrling erlernt hat – und Männersache, Setzerinnen gab es nicht. Gearbeitet wird beim DruckZeug wie damals am Setzkas­ ten, im Stehen. Körperlicher Einsatz war und ist ebenso gefragt wie ein ausgepräg­ tes visuelles Vorstellungsvermögen: Denn wenn die Bleilettern einmal liegen, gibt es kein Copy & Paste und kein Größerziehen mit der Maus, um die Schrift um ein paar Punkt zu vergrößern. Das ist wie Fliesen­ legen: Was liegt, das pickt. „Design heißt, dass man damit wirklich arbeitet“, erzählt Ulla Klopf, Designerin und ebenso Druck­ Zeug-Mitglied. „Man muss es angreifen können.“

Erhabenes Design.

Beim Prägedruck und insbesondere bei der Blindprägung ohne Farbe darf dann doch wieder ein Klischee zum Einsatz kommen, denn: „Für die alten Lettern ist es nicht gut, wenn mit zu viel Druck gearbeitet wird“, erklärt Bogner, „dafür sind sie nicht gemacht. Es war eigentlich Merkmal für ei­ nen ‚schlechter Druck‘, wenn man die Prä­ gung sieht.“ So wurde aus der Schwäche einer alten Technik eine besondere Stärke – eben Designarbeit mit Hochdruck.

Setzerei im historischen Ambiente im DruckZeug. Im Vordergrund eine Lade mit Bleilettern

Foto: Veronika Bartussek

Obwohl der Bleisatz handwerklich heraus­ fordernder war als modernes Desktop-Pu­ blishing, gibt es durchaus auch designeri­ sche Vorteile. „Die Buchstaben sind, wie sie sind, gewisse Designsünden passieren einfach nicht.“ Schrille, verbogene, ge­ streifte Wörter zum Beispiel. Bleisatz setzt Grenzen, innerhalb derer man sich bewe­ gen muss. Unschlagbar beim originalen Buchdruck ist natürlich die Möglichkeit, erhabene Buchstaben zu erzeugen, ein Merkmal, das die Herzen der Letterpress­ liebhaber höherschlagen lässt.

Slow design Analog statt digital Visitenkarten-Workshop

Foto: Veronika Bartussek

Sa, 9. Mai 2015, 10.00 – 16.00 Uhr Kosten: € 120,– (Studierende: € 100,–) Love Letters Präsentation Mi, 27. Mai 2015 10.00 – 16.00 Uhr Kosten: € 10,– TypeFaces Poster-Workshop Fr, 29. Mai 2015 10.00 – 16.00 Uhr Kosten: € 90,– (Studierende: € 70,–) Verein DruckZeug Annenstraße 19/Hofgebäude, 8020 Graz www.druckzeug.at Anmeldung: office@druckzeug.at

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- designforum Steiermark -

Stand ort wecHsel

Das designforum Steiermark ist übersiedelt: Am Andreas-Hofer-Platz wird ab sofort Design in all seinen Ausprägungen zu sehen sein. Und im Designmonat Graz gehen gleich zwei Ausstellungen über die Bühne.

designmonat graz 2015

designforum Steiermark Andreas-Hofer-Platz 17 8010 Graz

Design auf 235 m2.

Design in allen Facetten sichtbar ma­ chen und das Bewusstsein für den Wert von gutem Design schärfen – das sind die zentralen Aufgaben des designforum Stei­ ermark, das 2010 vom Wirtschaftsressort des Landes Steiermark und der Crea­tive Industries Styria ins Leben gerufen wurde. 26 Ausstellungen wurden seither gezeigt, mehr als 310.000 Besucherinnen und Be­ sucher haben das designforum Steiermark aufgesucht. Gezeigt wurden Werkschauen bekannter regionaler Designer wie etwa Martin Breuer Bono, Hilgarth Design oder

motion code: blue, aber auch internationa­ le Stars wie James Dyson waren im design­ forum Steiermark zu Gast. Die bisherige Heimat im Kunsthaus Graz musste man aufgrund der Neustrukturierung des Hau­ ses schweren Herzens aufgeben, jedoch war von Anfang an klar, dass eine UNESCO City of Design wieder einen ähnlich promi­ nenten Ort braucht, um Design zu zeigen. Eigentlich hatte man sich auf ein längeres Nomadentum eingestellt, bis schließlich ein hoch interessanter Ort für das design­ forum Steiermark gefunden wurde.

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Am Andreas-Hofer-Platz 17 hat das design­ forum Steiermark am 1. April seine Zelte aufgeschlagen, und die Location ist mehr als vielversprechend. 235 m2 stehen auf 2 Etagen – der Raum beherbergt eine Gale­ rie mit 66 m2 Fläche – für Ausstellungen, Präsentationen, Projekte und Workshops zur Verfügung. Genug Platz, um das zu tun, wofür das designforum Steiermark ge­ gründet wurde, nämlich laut über Design nachzudenken und Designerinnen und Designern sowie designrelevanten Pro­ jekten eine moderne Präsentations- und Ausstellungsfläche mitten im Stadtzent­ rum der UNESCO City of Design zu geben. Auch an der inhaltlichen Ausrichtung wird sich in der neuen Location nichts verän­ dern: Das designforum Steiermark, das als Submarke der Creative Industries Styria betrieben wird, versteht sich als urbanes Dialog-, Kompetenz- und Vermittlungszen­ trum, das alle Aspekte des Themas Design in unterschiedlicher Form transportiert. Besonders wichtig dabei: Design soll nicht auf einer rein ästhetischen Ebene wahr­ genommen werden, sondern in seiner umfassenden ökonomischen und gesell­ schaftlichen Relevanz.


- designforum Steiermark -

Keramik-Visionen

Keramik hat als Baustoff eine lange Tradition. An der TU Graz ist man zukünftigen Nutzungen auf den Grund gegangen und hat dabei interessante Lösungen gefunden, die in einer Ausstellung im designforum Steiermark zu sehen sind.

Nächste Station ist nun der Designmonat Graz, der die Schau im neuen designforum Steiermark zeigt. Teile der Objekte wurden auch auf der Messe „Cevisama“ in Valen­ cia sowie auf der Homepage der „Material Processes and System Group“ der Har­ vard Graduate School of Design gezeigt. Letzteres hat auch einen guten Grund: Denn Martin Bechthold, Professor an der Harvard GSD, hat die Lehrveranstaltung im Rahmen einer Gastprofessur begleitet. Unterstützung gab es für die erfolgreiche Lehrveranstaltung auch von zahlreichen Kooperationspartnern des Instituts, dar­ unter die Unternehmen Tondach und Wie­ nerberger sowie die Meisterschule-Kunst der HTL Ortweinschule.

Foto: TU Graz, Institut für Tragwerksentwurf

Am Anfang stand die Lehrveranstaltung „Ceramic Re:Visions“ am Institut für Trag­ werksentwurf der Technischen Universi­ tät Graz. Ziel der Übung im Wintersemes­ ter 2014 war zunächst die Entwicklung eines Bausystems, das mit einer begrenz­ ten Anzahl von keramischen Modulen eine Spannweite von 8 bis 10 Metern über­ dachen kann. Danach galt es, eine spezi­ fische Entwurfsaufgabe in Graz zu lösen. Die Entwürfe der Studierenden wurden im Anschluss in mehreren Ausstellungen präsentiert, darunter im Haus der Archi­ tektur und in der Ortweinschule.

Prototyp.

Bei der Lehrveranstaltung hat auch eine echte Innovation das Licht der Welt er­ blickt: Es ist nämlich gelungen, ein Bausys­ tem zu entwickeln, das die Konstruktion von doppelt-gekrümmten Gitterschalen zulässt. Diese Gitterschalen können gro­ ße Spannweiten bei geringem Material­ verbrauch überspannen. Das Besondere an diesem System mit den Namen „Cera­ mic Translation“: Der Produktionsaufwand ist mit dem einer herkömmlichen Ziegel­ herstellung vergleichbar. Nun soll „Cera­ mic Translation“ weiterentwickelt werden. Dazu ist man auf der Suche nach Partnern, um die Forschungs- und Produktionskos­ ten abzudecken.

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Ceramic Re:Visions Ausstellung Eröffnung: Di, 19. Mai 2015, 19.30 Uhr 20. Mai – 21. Juni 2015 Di – Sa, 13.00 – 19.00 Uhr designforum Steiermark Andreas-Hofer-Platz 17, 8010 Graz


- designforum Steiermark -

richtig echt falsch „[UN]ECHT – Original vs. Fälschung“ lautet der Titel der 1. Ausstellung im neuen designforum Steiermark, die Exponate aus der Sammlung der Aktion Plagiarius e. V. zeigt. 40 Objekte entführen in den Graubereich zwischen Kreativität und Kriminalität.

Wenn Wirtschaft und Piraterie aufeinan­ dertreffen, dann entsteht ein beträcht­ licher Schaden. Finanziell sowieso, aber auch für das Image eines Unternehmens und auch für die betroffenen Designer. Der deutsche Designer Rido Busse weiß davon ein Lied zu singen: Er wurde selbst Opfer einer Attacke durch Produktpiraten. Auf der Frankfurter Frühjahrsmesse fand er im Jahr 1977 ein von ihm gestaltetes Produkt – als Nachbau eines Herstellers aus Hong Kong. Busse hat auf diesen Vor­ fall auf eine besondere Art reagiert: Er hat den Negativpreis „Plagiarius“ ins Leben gerufen, eine Auszeichnung, die Fälschun­ gen und Plagiate präsentiert. Heuer wurde der Plagiarius bereits zum 39. Mal verge­ ben. Das Ziel ist klar: Ein Originalprodukt hat einen besonderen Wert, aufgrund

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der Fertigung, der Qualität oder der Le­ bensdauer, allesamt Merkmale, die man in den Plagiaten in der Regel nicht findet. Im Laufe der fast 4 Jahrzehnte ist beim „Plagiarius“ einiges an Produkten zusam­ mengekommen, so viel, dass mittlerweile sogar ein kleines Museum im deutschen Solingen daraus geworden ist, das 350 Originale und deren, oft dreiste, Plagiate zeigt. 40 Exponate – jeweils im Original und in der Fälschung – werden bei der Ausstellung zu sehen sein, darunter etwa Plagiate einer Grohe-Badarmatur, Plagi­ ate des britischen Stardesigners James Dyson sowie eine ganze Armada an Plagi­ aten einer bekannten Taschentuch-Mar­ ke: Tango, Tampo, Tingo, Temgo, Tompe ... oder war es doch Tmpao?

Foto: Aktion Plagiarius e.V.

designmonat graz 2015

Text: Stefan Schwar


Foto: ROX Asia, Hong Kong

Plagiat und Fälschung ist übrigens nicht das Gleiche, wie Christine Lacroix von der Aktion Plagiarius e. V. erklärt: „Bei einer Fälschung wird der Markenname mitüber­ nommen, während bei einem Plagiat das Design oder die Technik übernommen wer­ den und die Produkte oft als eigene Marke vertrieben werden.“ Das muss nicht einmal verboten sein, nämlich dann, wenn keine entsprechenden gewerblichen Schutz­ rechte angemeldet wurden. Ist das Plagi­ at aber erst einmal auf dem Markt, kann das schnell zu Imageproblemen für das Unternehmen führen. Deswegen melden sich viele Firmen auch direkt beim Verein Plagiarius, der dann in Kontakt mit den Plagiatoren tritt und die Möglichkeit zur

Stellungnahme bietet. „Manche bestreiten das Plagiat vehement, andere wiederum geben klein bei und wollen auf keinen Fall eine schlechte Publicity“, so Lacroix. Dass man mit falschen Produkten ein echtes Ge­ schäft machen kann, zeigen auch die Zah­ len: 2013 haben die EU-Zollbehörden knapp 36 Millionen rechtsverletzende Produk­ te im Wert von 760 Millionen Euro an den EU-Außengrenzen beschlagnahmt. Rund 79 % der Waren kamen aus China. Zu den Top Ten der Herkunftsländer gehören aber auch die Vereinigten Arabischen Emirate sowie die Türkei und zahlreiche osteuropä­ ische Länder. „Die Skrupel werden immer geringer“, meint Lacroix, und das auch mit­ ten in Europa. So stammen etwa 25 % aller Plagiate im Maschinen- und Anlagenbau aus Deutschland.

[UN]ECHt Original vs. Fälschung Ausstellung

„Koziol Käsereibe“ Das rechte Bild unterscheidet sich vom linken durch genau einen Fehler: mangelnde Qualität.

Eröffnung: Di, 19. Mai 2015, 19.30 Uhr 20. Mai – 21. Juni 2015 Di – Sa, 13.00 – 19.00 Uhr

Der Schaden ist auf jeden Fall schon längst entstanden: für das Unternehmen, für die Designer und für das Image.

Plagiarius-Trophäe

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designforum Steiermark Andreas-Hofer-Platz 17, 8010 Graz

designmonat graz 2015

Falsches Produkt, echtes Geschäft.


- FH Lecture Days 2015 -

Social Design Lectures Design gegen Armut, Flüchtlings­krise und Produktionsmaschinerie

designmonat graz 2015

Wie man „Design unters Volk“ bringt, zei­ gen die Lecture Days 2015 der FH JOANNEUM im Kunsthaus Graz. Karl Stocker und Josef Gründler, beide Stu­ dien­gangsleiter an der FH, haben dieses Jahr Hacked Matters, Friends-Interna­ tional und CUCULA eingeladen.

„Lampedusa-Stühle“ Sozialkritik in Form von Möbeldesign

Design dient nicht der oberflächlichen Be­ hübschung, es kann im sozialen Kontext Missstände aufzeigen, Lösungsansätze bieten und sogar Existenzen retten! Inter­nationale Multiplikatoren, die diesen so­ zial orientierten Ansatz von Design in ih­ rer Arbeit vertreten, sind Silvia Lindtner, Nikolai Schwarz und Corinna Sy sowie Sebastian Däschle. Sie stellen im Grazer Kunsthaus während des Designmonat Graz ihre beispielhaften Initiativen, Insti­ tutionen und innovativen Modell­projekte einem breiten Publikum vor. Etwas gemeinsam machen.

CUCULA ist ein junges Berliner Modellpro­ jekt von und für Flüchtlinge und bedeutet „etwas gemeinsam machen“. Begonnen hat alles im Winter 2013, als fünf junge westafrikanische Männer ein „Kälteob­ dach“ im Kulturhaus „Schlesische27“ ein­ richten wollten. Produktdesigner Sebas­ tian Daeschle und Corinna Sy planten und bauten gemeinsam mit den Männern Hochbetten, Stühle oder Tische. Für Sy entstand aus dem Modellprojekt „die Vi­ sion eines Unternehmens von und für Flüchtlinge – eine Utopie, die Fragen in Bezug auf gesellschaftliche Veränderung stellt“. Langfristig will CUCULA sowohl die Produktpalette erweitern wie auch durch interkulturellen Austausch in gemeinsa­ mer Zusammenarbeit nach neuen Mög­ lichkeiten für Flüchtlinge suchen.

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- FH Lecture Days 2015 -

In den Social Businesses der Organisa­tion können marginalisierte Kinder und Jugend­ liche in Kambodscha, Laos oder Thailand in Trainee-Programmen einen Beruf erler­ nen; sie sichern damit ihre Existenz und die ihrer nahen Umgebung. Nikolai Schwarz – zuständig für das Social-Business-Port­ folio – stellt in Graz eben dieses vor. An­

hand von Best-Practice-Beispielen wird er über erfolgreiche Konzepte aus der Arbeit mit Kindern und Jugendlichen aus sozial schwachem Umfeld sprechen. Friends-In­ ternational vertritt keine „Pity-Charity“, vielmehr sind die Training-Restaurants er­ folgreiche Geschäftsmodelle, die Kunden nicht aus Mitleid gerne besuchen, sondern weil sie dort gut essen können. Made in China.

Hackerspaces sind Orte, die Wissen zur Erzeugung digitaler Produkte bündeln, Orte, an denen sich „Maker“ treffen, um mit freier Software zu arbeiten.

Als Antwort auf die Produktionsmaschi­ nerie in China gibt es im Land der Mitte eine wachsende Maker-Gemeinschaft und einen Trend zum DIY (Do-It-Your­ self). Ein Beispiel dafür ist der Hacker­ space XingCheJian in Shanghai, wo man an Insektenrobotern tüftelt oder fern­ gesteuerte Webcams baut. Hackerspa­ ce-Gründer David Li hat gemeinsam mit der in Shanghai arbeitenden Philosophin Anna Greenspan und der amerikanischen Forscherin Silvia Lindtner aus Michig­ an Hacked Matters gegründet, eine For­ schungsinitiative, die unter anderem die Maker-Kultur in China untersucht. Silvia Lindtner stellt bei den Lecture Days der FH JOANNEUM Projekte vor, in denen Innova­ tion von unten passiert und technisches Know-how für alle zugänglich ist.

FH Lecture DAys 2015 Design unters Volk | Design to the people About Maker, Hackerspaces and DIY in China Lecture: Silvia Lindtner, USA 18. Mai 2015 18.00 Uhr www.silvialindtner.com www.hackedmatter.com design.fh-joanneum.at Designing Social Innovations Lecture: Nikolai Schwarz, Kambodscha 18. Mai 2015 19.00 Uhr www.friends-international.org Gestaltungsversuch einer konkreten Utopie Lecture: Corinna Sy und Sebastian Däschle, Deutschland 19. Mai 2015 17.00 Uhr

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www.cucula.org

space04 im Kunsthaus Graz Lendkai 1, 8020 Graz

designmonat graz 2015

Die soziale Unternehmung Friends-Inter­ national schafft seit mehr als 20 Jahren Perspektiven für junge Menschen, die im südostasiatischen Raum am Rande der Gesellschaft leben.

Foto: Verena Brüning

Freunde.


- FESCH’MARKT -

Fesch’markt Graz wird fesch

Alle Jahre wieder gastiert der FESCH’MARKT in Graz – heuer zum dritten Mal. Diesmal feiert der Umschlagplatz für junges Design in der Seifenfabrik Premiere.

Möbel­design, Textilien und sogar Essbares – das alles gibt‘s beim FESCH’MARKT.

Schließlich bietet der FESCH’MARKT vor allem jungen Designerinnen und Designern die Möglichkeit, ihre Produkte zu präsen­ tieren. Und zwar vielen: Fast zwei Drittel der Aussteller werden von Mal zu Mal ausge­ tauscht – für Abwechslung ist also gesorgt. Doch auch die Umwelt kommt bei der Ver­ anstaltung nicht zu kurz. „Bei der Auswahl der Aussteller wird neben der Originalität und Qualität der Produkte auch auf Nach­ haltigkeit großen Wert gelegt“, betont Lisa Kargl von der FESCH’crew. Als nachhaltige Ergänzung zur Hauptveranstaltung in der Seifenfabrik findet parallel eine Kleider­ tauschbörse im Kunsthaus statt. Generell zieht es den FESCH’MARKT aber stets an Orte mit Industrieambiente: Wäh­ rend das Event in Wien in der Ottakrin­ ger Brauerei gastiert, wandert es in Graz heuer aus Platzgründen von der Papier- in die Seifenfabrik. Die Locations sind nicht zufällig gewählt: Der Kontrast zwischen altem Gemäuer und jungem Design macht den Charme und Flair des FESCH’MARKT aus – davon kann man sich im Mai selbst überzeugen!

Fesch’markt #3 Event 08. – 10. Mai 2015 Fr, 14.00 – 22.00 Uhr Sa – So, 11.00 – 20.oo Uhr Seifenfabrik Veranstaltungszentrum Angergasse 41 – 43, 8010 Graz www.feschmarkt.info Eintritt: € 3,– (einmalig, für alle drei Tage)

Foto: Josephine Hetkamp

designmonat graz 2015

Mode, Musik, Möbel – und natürlich die cha­ rakteristischen „Wundertüten“ erwarten die Besucherinnen und Besucher der dritten Ausgabe des FESCH’MARKT in Graz. Von 8. bis 10. Mai können die Gäste die Baumwoll­ säcke mit „feschem“ Aufdruck und Inhalt erwerben. Ebenso wie Schmuck, Delikates­ sen, Kunstwerke, Taschen und vieles mehr, das sonst nirgends erhältlich ist.


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- Neue Wiener Werkstätte -

Antifragiler Award Es ist keine leichte Aufgabe, Möbelstü­ cke zu entwerfen, die durch ihre Nutzung besser werden. Stefan Polzhofer, CEO der Neuen Wiener Werkstätte, entwickelte das Award-Thema, das den Einreichen­ den eine theoretische Auseinanderset­ zung mit dem sperrigen Begriff „Anti­ fragilität“ abverlangte, gemeinsam mit Einrichtungs­experten, Produktdesignern und Zukunftsforschern als Statement gegen unsere Wegwerfgesellschaft. Ge­ meinsam mit dem Büromöbelhersteller bene veranstaltete NWW im Designmonat Graz 2014 einen Impulsabend zum Thema. 200 Einreichungen aus 14 Ländern folgten – unter ihnen Benedikt Kartenberg, Stu­ dent an der FH Münster, der die 14-köpfige Jury durch seinen konzeptionellen Ansatz überzeugte. Sein Projekt vereint die Ideen

von Sharing, Mobilität, Individualisierung und Aufnutzung.“ Er hat das Regal „Apor­ te“ designt, dessen Fächer auch als Trage­ tasche funktionieren. Für ihn war die mit 5.000 Euro dotierte Trophäe „eine echte Überraschung mit positiven Konsequen­ zen“, wurde er doch mit „Aporte“ schon auf der Blickfang in Wien und Stuttgart präsentiert; ein guter Startpunkt für eine Designer-Karriere. Der zweite und dritte Platz ging ebenfalls nach Deutschland. Tanja Unger hat das platzsparende Hockersystem „Wladimir“ kreiert – im Untertitel des Projekts heißt es augenzwinkernd: „Der Russe ist nicht gern allein, drum lädt er gerne Freunde ein!!!“ „Undefinierte Objekte“, die verschieden kombinierbar als Kleinmöbel oder Gefäße zu verwenden sind, haben dem Berliner Design-Duo Famos den dritten Platz ge­ sichert. Alle drei Gewinner befinden sich bereits in Serienproduktion und werden in New York, Mailand, Zagreb und Wien auf in­ ternationalen Designmessen gezeigt.

Aporte (Winner 1) Benedikt Kartenberg Der Interior-Designer aus Münster ist gelernter Tischler und absolvierte ein Praktikum bei „Dante – Goods and Bads.“

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Foto: Neue Wiener Werkstätte

designmonat graz 2015

Die Neue Wiener Werkstätte hat im September 2014 innovative InteriorDesign­ideen zum Thema „Antifragilität – Möbel AUFnutzen statt Abnutzen“ mit dem NWW Design Award gekürt.


- Neue Wiener Werkstätte -

In der festlichen Halle des Wiener Kursalons trafen sich Fachjury, Gewinner und Experten zum Diskurs über Möbel mit Bestand.

Dass der NWW Design Award innovativem wie experimentellem Interior-Design eine Karriere-Plattform bietet, beweist das Sie­ ger-Projekt 2012 von chmara.rosinke. Ihre mobile Küche ist im Museum für ange­ wandte Kunst (MAK) in Wien ausgestellt, von Designmesse zu Designmesse ge­ reicht und erfolgreich produziert worden. Das junge polnische Design-Duo übergab bei der festlichen Galaveranstaltung im Wiener Kursalon den NNW Design Award an Kartenberg. Ein Highlight an diesem Abend, den 200 Multiplikatoren aus Kul­ tur, Wirtschaft und Design genossen, war die spannende Keynote-Speech zum Thema „Antifragilität“ von Zukunftsfor­ scher Harry Gatterer. Für Jury-Mitglied und „Vienna Design Week“-Direktorin Lilli Hollein wird mit diesem Award „der jungen Designer-Generation eine Chance gege­ ben“. Jury-Vorsitzender Erwin Wurm, Trä­ ger des Österreichischen Staatspreises 2013, forderte mehr Mut von den jungen Designern: „Mir fehlen die ,Naughty Pe­ ters‘, die schlimmen Peter. Alles ist heute so brav und angepasst geworden. Aber möglicherweise gehöre ich schon einer aussterbenden Spezies an.“ Der Künstler formulierte zudem eine Sehnsucht nach Dingen mit Bestand.

Dieser Sehnsucht wurden die Projekte des NWW Design Awards, die nun um die Welt touren, mit Sicherheit gerecht. Man darf schon auf das nächste Thema gespannt sein, das rechtzeitig zur 90-Jahr-Feier von NWW 2017 zukunftsweisende Desig­ nentwürfe küren wird. Dabei ist für CEO Polzhofer „der Austausch mit Kreativen, Desig­nern und Architekten enorm wich­ tig. Der NWW Design Award bietet uns die dafür notwendige Plattform. Erst durch die Verbindung von Handwerk mit Design wird aus einer Idee ein Kunstwerk“.

designmonat graz 2015

Foto: Neue Wiener Werkstätte

Sehnsucht nach Beständigkeit.

Wladimir (The Russian) (Winner 2) Tanja Unger

Foto: Neue Wiener Werkstätte

Wladimir ist ein Set aus Kleinmöbeln, dessen Einzelteile als Hocker in unterschiedlichen Höhen, Tische oder Holzbehältnisse verwendbar sind.

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- Design 2 Business -

Kreativ verkuppelt designmonat graz 2015

Foto: Alexander Rauch

Frischer Wind für die steirische Wirtschaft: Design 2 Business, ein Projekt der Creative Industries Styria, vernetzt Designer und Unternehmen zum wechselseitigen Nutzen. Das Ergebnis: Win-Win für alle Beteiligten und innovative Impulse für den Wirtschaftsstandort.

Mehr Happy-End geht nicht: Zwei ler­ nen sich über eine Plattform kennen und schon nach wenigen Wochen krönt ein Verlobungsring die glückliche Partner­ schaft! Ein romantischer Blitzerfolg auf ei­ ner Online-Partnerbörse? Nein, das jüngs­ te Ergebnis eines Projekts der Creative Industries Styria: Design 2 Business. D2B vernetzt Unternehmer und Kreative und verkuppelt gleichsam heimische Betriebe mit steirischen Designern. Mit durchwegs herzeigbaren Resultaten, wie die aktuelle Kooperation des Grazer Schmuckprodu­ zenten Feichtinger mit der steirischen Designerin Stefanie Hödlmoser beweist. Gemeinsam mit der Creative Industries Styria lobte Schmuck Feichtinger im ver­-

Schmuck, der zusammenführt. In diesem Fall das Grazer Schmuckunternehmen Feichtinger und die Designerin Stefanie Hödlmoser

gangenen Jahr das Design von Soli­ tär-Schmuck für gleichgeschlechtliche Paare in Form eines Calls aus. Aus allen Bewerbern der Creative Industries Styria wählte das Schmuckunternehmen Ste­ fanie Hödlmoser aus, die in der Folge in enger Zusammenarbeit mit dem Auftrag­ geber Schmuckstücke – darunter Verlo­ bungs- und Eheringe – kreierte. Entspre­ chende Prototypen sind bereits fertig, die Kollektion steht kurz vor der Marktreife.

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Der Fokus liegt auf der Umsetzbarkeit der Projekte. Es stehen keine utopischen Entwürfe im Vordergrund, sondern der Wunsch, die Projekte in die Zielgerade und damit auf den Markt zu bringen. Win-Win in Reinkultur. Die Designer freu­ en sich über neue Aufträge, die Unter­nehmen über neue Entwicklungen am Markt. Firmen holen sich auf diese Weise frischen Wind und neue Impulse ins Unterneh­men.


- Design 2 Business -

Um die Zusammenarbeit zwischen Auftrag­ gebern und -nehmern möglichst reibungs­ los zu gestalten, übernimmt die Creative In­ dustries Styria die notwendige Koordination und Kommu­nikation. Damit ist ein D2B-Pro­ jekt im Vergleich zu einem herkömmlichen Wett­ bewerb auch weniger kosten- und betreuungsintensiv. Auch der Output ist besser steuerbar.

Für ein weiteres renommiertes Unterneh­ men, den Textilproduzenten Vossen, läuft gerade ein Call. Aber auch immer mehr kleine Firmen erkennen die Chancen, die eine Zusammenarbeit mit Kreativen bie­ tet, und setzen verstärkt auf professionel­ les Design. Letztlich gestalten sie damit ihre Zukunft. Damit wird der Designbe­ griff aus seiner elitären Ecke geholt und gleichzeitig die praktische Anwendung und Machbarkeit forciert – zum Wohle der Wert­ schöpfungskette des Wirtschaftsstandorts Steiermark.

Stefanie Hödlmoser gestaltet im Rahmen von Design 2 Business Schmuckstücke für gleichgeschlechtliche Paare.

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designmonat graz 2015

für Grosse und Kleine Betriebe.

Sowohl kleine Unternehmen, die bisher noch nie mit Designern zusammengear­ beitet haben, als auch Großbetriebe mit einer eigenen Designabteilung profitieren. Hier baut D2B eine Brücke. Das Spektrum der Interessenten aus der Wirtschaft reicht vom KMU-Betrieb bis zur Industrie. Ein ak­ tuelles Erfolgsprojekt betrifft das Design einer Sitzgruppe des großen steirischen Möbelproduzenten ADA: Die Portfolios der einreichenden Designer waren so überzeu­ gend, dass sich die Firma entschied, gleich zwei Entwürfe umzusetzen.

Foto: Alexander Rauch

„Das kreative Potenzial liegt dabei quasi vor der Haustür. Die Creative Industries Styria kann durch ihr großes Netzwerk viele Mitglieder ihrer kreativen Communi­ ty vermitteln, so müssen steirische Un­ter­ nehmen nicht im Ausland, etwa in Mailand, Amsterdam oder München, suchen, denn das Gute liegt so nah“, erklärt Eberhard Schrempf, Geschäftsführer der Creative Industries Styria.


machen uns Gedanken darüber, Dinge zu verbessern und zu verstehen. Ein nicht enden wollender Vorgang, der bei jedem Menschen anders abläuft und die Einzigartigkeit einmal mehr unter Beweis stellt. IDEAS. Die Idee ist der ultimative Ausdruck des Einzigartigen, mit dem wir Probleme lösen und Neues schaffen. Dafür müssen wir neue Wege gehen und Denkgrenzen hinter uns lassen. Die Idee ist das Resultat, das sich aus dem Denkprozess und dem Machen ergibt und das sich nur gemeinsam in die Tat umsetzen lässt. VISIBLE. Die Umsetzung. Die Verbindung. Das Kunststück, seine Ideen so umzusetzen, wie man sie sich im Kopf ausgemalt hat. Der Design­ monat Graz macht diese Umsetzung jedem zugänglich. Und bringt dabei Städte einander näher.

MAKING. Machen oder auch gemacht werden. Steht für den Denkprozess, dem sich jeder in seinem Leben konfrontiert sieht. Wir

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Der Designmonat Graz bedankt sich. Besonderer Dank gilt allen Förderern, Kooperationspartnern, Sponsoren, ProjektpartnerInnen und DesignerInnen, die den Designmonat Graz und die Creative Industries Styria unterstützen.

Aktion Plagiarius e. V. Alice Stori Liechtenstein assembly DESIGNFESTIVAL AVL List GmbH aws_austria wirtschaftsservice Bang & Olufsen BikeCityGuide Café Joan cardamom Citymanagement Graz Cr[e]ate Graz cwa_creativwirtschaft austria Dana Kleckner designaustria Design in the City TeilnehmerInnen Edelweiss Industrial Design EMEE Young Scenographers Contest Fanny&mari Felbermayr FESCH‘MARKT FH JOANNEUM|Medien & Design Freiblick Rooftop Galerie Raimann, Frohnleiten Gebhart Blazek genusswerk PUR GrazGuides Holding Graz Internationalisierungscenter Steiermark Josef Prödl Tischlerei Kastner & Öhler koko mari N.I.C.E. Oper Graz Restaurant Rondo Schullin & Söhne Segway Touren SELECTED 2015 Steirerhaus Susanna Ahvonen TU Graz United Everything Verein DruckZeug Veronika Tzekova WKO Fachgruppe Werbung und Marktkommunikation

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In Kooperation mit

City of Design

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Member of the UNESCO Creative Cities Network since 2006

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designmonat graz 2015

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