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Informationen für Pensionisten im Christlichen Lehrerverein OÖ. März 2017
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Inhalt
Ein neues Jahr hat begonnen Waltraud Steiner - Der Mollner Kreuzweg Auszeichnung für HR Dr. Johannes Riedl HR Dr. Johannes Riedl - eine Expertise OÖ. Schulmuseum in Bad Leonfelden Stonehenge Seltsamer Osterbrauch Olivenbaum Im Märzen der Bauer Bilder der Seele Fortwunsch Verrückte Faschingsbräuche Gehirnjogging
Fotos: Seite 2, 15, 20 Eugen Brandstetter
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Ein neues Jahr hat begonnen
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Liebe Kolleginnen! Liebe Kollegen! Vielseitig, abwechslungsreich, interessant, anders als andere Zeitschriften, . . . soll unsere kleine Broschüre MOMENTE vier mal im Jahr speziell für unsere Mitglieder in Pension gestaltet sein - und immer wieder passend zur Jahreszeit. Es ist Ihnen sicher aufgefallen, dass Pflanzen in den MOMENTEN einen Stammplatz gefunden haben. Waren es anfangs sogenannte Hexenpflanzen, die das Interesse weckten, so soll es nun eine Fortsetzung mit Pflanzen der Bibel geben. Durch die Heilige Schrift ziehen sich wie ein roter Faden Geschichten über die verschiedensten Pflanzenarten. Im Alten und im Neuen Testament finden sich nicht nur Riten, Feste oder Gebote, die direkt mit Pflanzen zu tun haben. Man kann den Schriften sogar gärtnerische Informationen entnehmen: „Lernt etwas aus dem Vergleich mit dem Feigenbaum! Sobald seine Zweige saftig werden und Blätter treiben, wisst ihr, dass der Sommer nahe ist.“ (Matthäus 24, 32 – 33). Wir freuen uns über Anregungen, Zuschriften, Reaktionen - sie lassen diese Zeitschrift noch lebendiger werden. Viel Freude mit der ersten Ausgabe in diesem Jahr! Marianne Leithgöb und Eugen Brandstetter Ihre Landesobleute in der Sektion der Pensionisten im CLV
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Waltraud Steiner - Der Mollner Kreuzweg
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Entstehung Im November 2005 wurde ich von Martha Lagslstorfer, Mag. Agnes Brandl und dem damaligen Vizebürgermeister Josef Illecker ersucht, Entwürfe für einen Kreuzweg auf das „Mollner Satterl“ zu schaffen. Nachdem das Kunstreferat der Diözese Linz die Zeichnungen gutgeheißen hatte, wurde das Projekt unter der Mithilfe von über 40 Freiwilligen verwirklicht und am 14. September 2006, dem Fest der Kreuzerhöhung, in der wunderschönen Naturlandschaft östlich des Mollner Ortszentrums eröffnet. Gestaltung In 14 quadratische Granitsäulen wurden verschieden gestaltete Edelstahlplatten eingearbeitet. Die bewusste Schlichtheit der klaren Formen lassen dem Betrachter Freiraum für eigene Gedanken. Die geradlinigen Skulpturen drücken Empfindungen, Gefühle, Beziehungen und Gemeinschaft aus. Schmerz wird durch Einschneiden des Metalls in den Stein dargestellt, Unterdrückung und Hilflosigkeit durch liegende Säulen, das Gefesseltsein durch eng anliegende Metallteile. Die Kreuzform drückt Leid, Leiden und Trauer aus, das nach oben offene Kreuz, treppenartige Metallteile und nach oben strebende Linien Auferstehung und Erlösung. Liebe, Zuwendung, Hoffnung und Gemeinschaft werden durch die Ummantelung des Steins mit Metall symbolisiert, Beziehungsoffenheit durch das Öffnen des Metalles nach oben und unten sowie durch die Abstände des Edelstahles vom Stein. An Selbsterkenntnis erinnert uns ein angedeuteter Spiegel aus Metall, der gleichzeitig mahnt: Sieh dich im Du! Dazu schreibt die Kunstkritikerin Martina Gelsinger: „Die Gestaltung bringt das Thema in der reduzierten Material- und Formensprache auf den Punkt. Beim Gehen und Meditieren des Kreuzweges werden die Betrachter/ innen mangels vorgegebener Bilder auf sich selbst zurückgeworfen und angestoßen, im Inneren Nachschau zu halten: Nach den Beziehungen zwischen Generationen, wie jener zwischen Jesus und seiner Mutter, nach dem Ich im Gegenüber, nach dem Annehmenkönnen von Hilfe“.
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Gegenwartsbezug und Intentionen Wir Christen wissen, dass die Leidensgeschichte nicht mit der Grablegung, sondern mit Auferstehung, der Erlösung, endet. Heilung und Erlösung benötigt der Mensch von heute trotz der modernen Errungenschaften unserer Gesellschaft. Die Skulpturen auf dem Mollner Kreuzweg wurden im Gedenken an die leidenden Menschen geschaffen. Der Großteil der Weltbevölkerung hat keinen oder nur ungenügenden Zugang zu Bildung und gesunder Nahrung – aus welchen Gründen auch immer. Viele Menschen unseres Kulturkreises haben Schwierigkeiten mit den Anforderungen der sie umgebenden Lebenswelt. Krankheiten, Ungerechtigkeiten und der Mangel an positiven Sinneserfahrungen lassen die Menschen zusätzlich leiden. Vor allem die Unfähigkeit zu kommunizieren führt zu Vereinsamung, zu Verzweiflung und dem Gefühl der Ausweglosigkeit. Selbst äußerer Reichtum schützt keineswegs vor innerer Armut und innerem Leiden. Einen Ausweg aus Not und Leid bietet der Heilsgedanke – in unserer Zeit ist das wohl in erster Linie die Aussöhnung mit sich selbst und den eigenen Lebensumständen. Täglich dürfen wir kleine Auferstehungen im Ringen um geglückte Beziehungen erleben. Den Kreuzweg gehen, nachdenken, meditieren, sich Zeit für sich selbst nehmen und die bewusste Wahrnehmung der wunderbaren Natur mögen einen Beitrag zu innerer und äußerer Gesundheit leisten.
Auskünfte: Waltraud Steiner, Kapellenstraße 5, 4591 Molln, Tel. 07584/2796 E-Mail: fwsteiner@webspeed.at
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Auszeichnung für HR Dr. Johannes Riedl
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Foto: : Land OÖ/Kraml v.r.n.l.: LH Dr. Josef Pühringer, HR Dr. Johannes Riedl mit Gattin, LH-Stv. Mag. Thomas Stelzer,
Landeshauptmann Dr. Josef Pühringer würdigte im vergangenen Dezember Hofrat Dr. Johannes Riedl in einem Festakt mit der Überreichung des „Österreichischen Ehrenkreuzes für Wissenschaft und Kunst I. Klasse“, das ihm von Bundesregierung und Bundespräsident zuerkannt worden ist. Wir gratulieren recht herzlich! Die Schule war und ist nach wie vor großes Anliegen von Dr. Johannes Riedl. Nach Ausbildung zum Pflichtschullehrer und Studium wirkte er als Professor an der Pädagogischen Akademie und als deren Direktor, anschließend als Präsident des Landesschulrates für Oberösterreich. Über viele Jahre stand er uns als Landesobmann im Christlichen Lehrervereins vor. Sein Wissen und sein Engagement sind nach wie vor gefragt. Er meldet sich zu Wort, zeigt auf, hält mit seiner Meinung nicht hinter dem Berg! Wir freuen uns, dass er sich in dieser Ausgabe mit einem Artikel einbringt, mit dem er uns Lehrerinnen und Lehrern aus der Seele spricht als echter Experte in Schulangelegenheiten!
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HR Dr. Johannes Riedl - eine Expertise
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Schule zwischen Vorbildwirksamkeit und Organisationsfalle J. Riedl
Jänner 2017
Vorbild, eine notwendige Renaissance Jean Piaget, herausragender Entwicklungspsychologe, berichtete über seine Tochter Jaqueline (3;11): Sie ist beeindruckt, als sie eine tote und zerrupfte Ente auf dem Küchentisch liegen sieht. Am folgenden Tag findet sie der Vater unbeweglich auf dem Sofa seines Büros liegen, die Arme angedrückt und die Beine übereinandergeschlagen. „Aber was machst du denn dort, J.“ – Schweigen – „Ist dir nicht gut?“ – Schweigen – „Bist du krank?“ – „Nein, ich bin die tote Ente!“ (Nachahmung, Spiel und Traum 1969) Das Beispiel zeigt einfühlende Nachahmung, in der ein innerer Konflikt verarbeitet wird. Forschungen zeigen auf, wie tief in uns zwischenmenschliche Beziehung verankert ist: Neurowissenschaft diskutiert die Möglichkeit eines Zusammenhangs zwischen Motor-Spiegelneuronen und Mitgefühl. Spiegelneuronen sollen ein Resonanzsystem im Gehirn sein, das Gefühle und Stimmungen anderer Menschen beim Empfänger zum Erklingen bringen kann. - Wir können Gefühle anderer Menschen spiegeln, besonders positiven Gefühlsausdruck, z.B. Freude. – Diese Neuronen scheinen für das innere Imitieren fremder Aktionen zuständig zu sein. Möglicherweise bildet diese Fähigkeit sogar das Fundament von Mitgefühl. Das Einmalige an diesen Nervenzellen soll sein, dass sie bereits Signale aussenden, wenn jemand eine Handlung nur beobachtet. Medizinische Forschung hat noch eine andere biologische Bedingung für Kommunikation erkannt, die Haut als Kontaktorgan zum anderen Menschen. Sie vermittelt mehr, als bewusst wird. „Ich weiß nicht, was uns stärker in Anspruch nahm und bedeutsamer für uns wurde, die Beschäftigung mit dem uns vorgetragenen Wissen oder die mit den Persönlichkeiten unserer Lehrer. Jedenfalls galt den letzteren bei uns allen eine niemals aussetzende Unterströmung, und bei vielen führte der Weg zu den Wissenschaften nur über die Personen der Lehrer…“ Das schrieb Sigmund Freud für die Festschrift seines Gymnasiums zum 50jährigen Bestehen im Jahre 1914. Damit spricht Freud das Spiel von Übertragung und Gegenübertragung in der Lehrer-Schüler-Beziehung an. Gefühle, Zuneigung, Abneigung und Erwartungen werden ausgetauscht. Erziehung braucht Beziehung, denn „das Selbst als Verwirklichtes ist ein durch das Du Vermitteltes“. (Viktor E. Freiherr v. Gebsattel) Das Du dient als Spiegel und Vorbild. Vorbilder wirken nachweislich nachhaltig. Dennoch bleibt die schulpädagogische Auseinandersetzung hinter der Bedeutung zurück.
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Gerade deswegen überrascht, dass das deutsche Wochenmagazin „Die Zeit“ dem Thema im Jänner 2017 eine Titelgeschichte gewidmet hat. Das Abendland sei reich an Vorbildern, Heldinnen und Helden, Heiligen oder Märtyrerinnen und Märtyrern. Besonders im Christentum geht es nicht um Übermenschentum, sondern darum, das Unvollendete zu überwinden, obwohl es stets neu entsteht. Es verläuft von der Übernahme eines Ideals zu einer Form individueller Eigengestaltung. Dieser Prozess kann Angebot der Lehrerinnen oder Lehrer an die Schülerinnen und Schüler sein.
Schule in der Organisationsfalle „Wir diskutieren leidenschaftlich über die äußeren Strukturen von Schule und Unterricht“, kritisiert J.Hattie („Lernen sichtbar machen.“ Dt. 2013). Sie nehmen aber einen unteren Rangplatz in der Bedeutung für Lernen ein. „Doch warum glaubt die Politik noch immer, Lernergebnisse mit Strukturreformen verbessern zu können?“ Was Schülerinnen und Schüler lernen, bestimmt die einzelne Pädagogin, der einzelne Pädagoge, ihre/seine Achtung, Wertschätzung, ihre/seine Methodenvielfalt, ihre/seine Klassenführung und ihre/seine Selbstreflexion, die dadurch gestärkt wird, daß sie/er sich und den Unterricht mit den Augen der Schülerinnen und Schüler sieht. Sie/Er lässt sie auch begleitend seinen Unterricht beurteilen. – Spiel von Übertragung und Gegenübertragung. – Alle anderen Einflussfaktoren, die materiellen Rahmenbedingungen, die Schulform oder spezielle Lehrmethoden, sind dagegen zweitrangig. Hattie analysiert ergebnis- und nicht strukturorientiert. Anders handeln Bundespolitiker in Österreich. Mit der schier endlosen Reihe von Vorschlägen zur Bildungsreform tappt Bildungspolitik immer wieder in die Organisationsfalle. Erzielen denn Schülerinnen und Schüler durch die Schulautonomie oder die Einrichtung von Schulclustern bessere Ergebnisse? Werden sie durch immer detailliertere Leistungsvereinbarungen tüchtiger? Bringt der zunehmende Messbarkeitswahn (Leistungstests,TIMMS, PISA) die Schule weiter? Zwei Maßnahmen nehme ich aus: die bedarfsorientierte Ausweitung der Ganztagsschule und die bessere Personalausstattung für sozial belastete Schulstandorte. In manchen Medien, z.B. der Times wurde J. Hattie als der einflussreichste Bildungswissenschaftler der Gegenwart bezeichnet. Vom Hattie-Faktor wird geschrieben: dem entscheidenden Einfluss der Lehrerpersönlichkeit auf das Unterrichtsergebnis. Kurz gefasst das Vorbild. Daher wird alles zu unternehmen sein, die Lehrerschaft zu ermutigen, zu ermächtigen und zu befähigen. Damit rückt auch die Lehrerinnen- und Lehrerbildung in den Brennpunkt. – „Schulreform heißt Lehrerbildung.“ (Helmut Seel)
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OÖ. Schulmuseum in Bad Leonfelden
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Das Haus neben der Pfarrkirche haben einst Zisterzienser Mönche aus Wilhering zur kirchlichen Bildung des einfachen (männlichen) Volkes errichtet. Die Aufschrift über dem Eingangstor „15 - DOMUS DISCIPLINAE - 77“ (Haus der Erziehung) weist es als das älteste Schulhaus des Landes aus. Im Sinne Maria Theresias wurde die Pfarrschule 1774 zur „Trivialschule“, die nun von Buben und Mädchen entsprechend der Allgemeinen Schulordnung wohl widerwillig, aber verpflichtend, zu besuchen war. 1850 endete hier der Schulbetrieb wegen Platzmangels, das alte „Stöckl“ wurde als Bezirksgericht, später als Wohn- und Geschäftshaus verwendet. 1988 konnte die Schule mit der Eröffnung des Schulmuseums im weitgehend ursprünglichen Bauzustand wieder der Öffentlichkeit zugänglich gemacht werden. Das OÖ. Schulmuseum bietet eine Zeitreise durch 400 Jahre Schulgeschichte - spannend - altersgemäß - amüsant! Alte Schulfilme, historische Schulstunden auf Wunsch! Führungen und Anmeldung: 07213/6397, office@ooeschulmuseum.at Infos: www.ooeschulmuseum.at
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Stonehenge
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Die heurige Flugreise, die wir für unsere Mitglieder in Pension ausgeschrieben haben, führt uns vom 6. - 12. Juni nach Südengland. Ich begleite Moser-Reisen seit über 10 Jahren und freue mich, dass diese immer wieder gerne angenommen werden. Den 45 Reisteilnehmern ist das Programm bekannt. Einen Höhepunkt dieser Reise stelle ich in dieser Ausgabe kurz vor – Stonehenge.
Stonehenge Die Anlage steht nahe des Städtchens Salisbury in der südenglischen Grafschaft Wiltshire und ist heute weitgehend verfallen, aber selbst die Ruinen sind von beeindruckender Größe. Hier stehen gewaltige Steinsäulen, deren größte die Höhe dreigeschossiger Häuser haben und bis zu 50 t wiegen. Dieses Bauwerk dürfte in der Jungsteinzeit errichtet und mindestens bis in die Bronzezeit genutzt worden sein. Es besteht aus einer Grabenanlage, die von einer aus mehreren konzentrischen Steinkreisen gebildeten Megalithstruktur umgeben ist. Die beiden auffälligsten Steinkreise sind der äußere Kreis (Pfeilersteine überbrückt von Decksteinen) sowie die innere hufeisenförmige Struktur aus ursprünglich fünf Trilithen (je zwei Tragsteine, die von einem Deckstein überbrückt werden). Dazwischen befinden sich weitere Strukturen aus kleineren Steinen und Löchern im Boden. Weitere Megalithe sowie zwei Hügelgräber finden sich in unmittelbarer Nähe.
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Ab Mitte des 4. Jahrtausends v. Chr. entstanden auf den Britischen Inseln Steinsetzungen, -kreise und -reihungen. Auch andernorts – in und außerhalb Europas – bildeten sich während der Jungsteinzeit und der Bronzezeit Megalithkulturen aus. Man geht heute davon aus, dass sie sich unabhängig voneinander entwickelten. Über den Zweck dieser aufwendigen Anlage existieren verschiedene sich widersprechende Theorien: vom Kult- und Versammlungsplatz über eine religiöse Tempelanlage und Begräbnisstätte bis zum astronomischen Observatorium, weil einige Linien nach der Sommersonnenwende ausgerichtet sind. Vor allem der Astronom G.S. Hawkins beschäftigte sich intensiv mit dieser Anlage, nahm sorgsam Vermessungen vor, zeichnete eine Unzahl von Verbindungslinien, fütterte einen Computer mit seinen errechneten Daten und kam letztlich zum Schluss, dass es sich dabei um ein altes Sonnen- und Mondheiligtum handeln muss. Ob es sich bei den gewaltigen Megalithen und Menhiren um eine Kultstätte oder eine Sternwarte handelt, bleibt ein ungelöstes Rätsel der Steinzeit. Stonehenge ist nur einer von vielen Steinkreisen in Großbritannien, aber mit Abstand der beeindruckendste. E.B.
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Seltsamer Osterbrauch
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Schicksal der Zugvögel auf Capri zu Ostern Von einem österlichen Brauch auf der Insel Capri berichtet der Schriftsteller und Arzt Axel Munthe. Hoch oben in dem Dorf San Michele hatte er sich sein Haus gebaut, und an jedem Ostersonntag ging er zum Ostergottesdienst. Ihm gegenüber hatte ein blinder Bettler seinen Platz an der Kirchentür, der den Besuchern die Hand nach einem Soldo, einem Groschen, entgegenstreckte. Auf der anderen Seite der Kirchentür stand Axel Munthe. Auch er streckte den Besuchern seine Hand entgegen. Der Soldo, den er erwartete, war jedes Mal ein kleiner Vogel. Die Vögel steckten in den Jacken- und Hosentaschen der Männer, in den gefalteten Schals der Frauen, und die Kinder hatten sie einfach in den Händen. Eine zweitausendjährige Tradition heiligte diese Grausamkeit, die jedes Jahr mit der Karwoche anfing. Unter den Olivenbäumen, unter Weinstöcken wurden Schlingen aufgesteIIt, in denen sich die Vögel verfingen, wenn sie auf ihrer Rückreise aus dem Süden hoch oben über Capri eine Ruhepause einlegen wollten. In der Kirche von San Michele aber sollten sie während des Ostergottesdienstes zum Symbol der heiligen Taube werden, die während der Auferstehungsfeier zum Himmel hinaufschwebt. Und die Vögel, die tagelang an Fäden gefesselt gewesen waren. versuchten es. Sie flatterten von Kirchenfenster zu Kirchenfenster, bis sie sich daran die Flügel geknickt und das Rückgrat gebrochen hatten. Sie fielen auf den steinernen Kirchenboden und starben. Axel Munthe hatte das nicht nur einmal mit angesehen. Auf einen Ausweg sinnend, war ihm der Gedanke gekommen, im Morgengrauen auf das Dach der Kirche zu steigen und ein paar Fensterscheiben einzuschlagen, um die Vögel zu retten. Aber es waren nur wenige, die den Weg in die Freiheit wirklich fanden. Deshalb nutzte er das Ansehen, das er unter den Leuten von Capri genoss. Er stellte sich dem Bettler gegenüber vor dem Ostergottesdienst an die Kirchentür und bettelte um jedes einzelne Vogelleben. Barbara Bartos-Höppner, Burghard Bartos: „Das Osterbuch für die ganze Familie“, Ueberreuter
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Olivenbaum
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Das Alltagsleben der Menschen in biblischer Zeit war sehr intensiv mit Pflanzen verbunden, die als Nahrungs- oder Gewürzpflanzen, Genussoder Heilmittel dienten. Pflanzen dienten als Baumaterialien, als Rohstoffe zur Kleidungsherstellung, erfüllten im Alltagsleben der Menschen vielfältige Aufgaben. Auch in Kunst und Architektur spielten Pflanzenmotive eine große Rolle. Weizen, Gerste, Wein, Feige, Granatapfel, Olive und Dattel – diese Pflanzen fanden die Kinder Israels nach langer Suche im Gelobten Land vor. Ihnen kommt in der Bibel eine besondere Bedeutung zu. Sie galten als Ausdruck des Segens Gottes. Vier dieser sieben Pflanzen sind Bäume – sie verheißen Wohlleben. Sie spenden Schatten in der trockenen und heißen Region. Ihre Wurzeln halten die Erdkrume und binden das Grundwasser. Auf vielerlei Weise nützen sie auch heute noch dem Menschen, meist durch ihre Früchte. Der Ölbaum (Olea europaea) oder auch Olivenbaum genannt, ist der bedeutungsvollste und symbolträchtigste Baum der Bibel. Bis heute ist er ein Symbol für Frieden (Taube mit Ölzweig), neues Leben und Hoffnung. Seine Früchte dienen der Nahrung und Ölherstellung. Früher verwendete man Ölivenöl in Tonlampen als Lichtquelle. Aber auch als Salböl für Könige, Priester und Propheten, und als Opfergabe im Kult spielte das Olivenöl in biblischer Zeit eine Rolle. Olivenbäume werden maximal 15 m hoch (meistens viel kleiner) und wachsen fast unendlich langsam. Auf der anderen Seite werden sie ziemlich alt; mehrere hundert Jahre sind keine Seltenheit. E.B.
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Im Märzen der Bauer
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„Im Märzen der Bauer die Rösslein einspannt …“, trällerte Opa Peters, als er mit seinem Traktor an den wenigen Feldern, die er noch besaß, vorbei tuckerte. Salat hatte er heute gepflanzt und Blumenkohl, Kohlrabi, Radieschen, Lauch und Sellerie gesät, und er war noch lange nicht fertig mit seiner Arbeit. Vieles galt es besonders jetzt im Frühjahr auf den Feldern zu tun. Schon immer war es so gewesen, und so wird es für Opa Peters auch immer bleiben. „Du bist altmodisch, Vater!“, sagten seine Kinder zu Opa Peters. „Deine Landwirtschaft rentiert sich nicht.“ Opa Peters schwieg dazu. Wie er es gewohnt war, bestellte er Felder und Gärten auf seine ‚altmodische’ Weise. Er pflanzte und säte alles, was er schon immer im Frühling angepflanzt und gesät hatte. Er sorgte sich auch um die Zäune, die seine Wiesen und Weiden eingrenzten. Bald würden hier wieder die wenigen Kühe und Ziegen, die noch im Stall standen, frische Gräser und Kräuter fressen, und im Hühnergarten würden Hühner und Gänse nach Körnern und Würmern picken. Opa Peters nickte zufrieden und machte sich für heute auf den Heimweg. „Wie in der guten alten Zeit“, murmelte er und summte das Lied vom „Märzenbauer“ wieder vor sich hin, während er an den weiten, langen, langweiligen Feldern seiner Nachbarn vorbeituckerte. „Du musst dich spezialisieren“, sagten die ihm jedes Jahr aufs Neue. „Mache es wie wir und baue Raps an oder Mais oder Zuckerrüben oder Getreide! Es sind Grundstoffe für Biogas oder Biobenzin und andere neue Energien. Sie bringen uns Landwirten gutes Geld.“ Opa Peters aber schüttelte immer wieder den Kopf. „Von Biogas wird keiner satt“, brummte er dann. Er brummte es auch jetzt, als er an den Feldern, die die schöne Bauernlandschaft verändert hatten, vorbeifuhr. „Nicht alles, was sich ‚rentiert’, muss auch gut sein“, murmelte er. Er trat aufs Gaspedal, um schneller nach Hause zu kommen. Dort, rund um seinen Hof, war die Welt noch in Ordnung. Der Hof sah aus wie ein richtiger Bauernhof, und mit dem Frühling kamen auch die bunten Farben in seine kleine Welt zurück. Nun hatte er die Allee mit den knorrigen Obstbäumen erreicht. Bald würden die dicken Knospen an den Zweigen aufblühen und das Land mit duftigen weißen Blütentupfern schmücken. Die Bienen würden kommen, die Schmetterlinge, die Singvögel.
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Opa Peters fühlte, wie etwas in seiner Seele zu lächeln begann. Und lächelnd fuhr er auch auf den Hof. Er kletterte vom Traktor und öffnete eine Tür, die in den ehemaligen Schweinestall führte und an der ein Schild mit der Aufschrift „HOFLADEN“ hing. Viel los war hier wie jeden Tag um diese Zeit. Geduldig warteten Leute darauf, von Oma Peters und Schwiegertochter Anja bedient zu werden. Es waren Kunden aus der nahen Kleinstadt und aus den Dörfern. Es waren auch die Landwirtsfamilien von den umliegenden Bauernhöfen, die im Hofladen der Peters’ einkauften: Obst, Gemüse, Nüsse, Honig, Marmelade, Brot, Zopfkuchen, Milch, Butter, Käse, Eier, Wurst, Fleisch, Frühlingsblumen, Kräutertöpfchen und viele Köstlichkeiten mehr, alles „Schätze“ aus Opa Peters’ ‚altmodischer’ Landwirtschaft. Nur Biogas gab es nicht, doch das konnte man ja auch nicht essen. Elke Bräunling aus dem Buch: „Hör mal, Oma! Ich erzähle dir eine Geschichte vom Landleben“
------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------Gehirnjogging: Auflösung: 1: A1 A2 A3 B1 B2 B3 2: 1 = N,O,M 4 = I,H,R 3 3 1 F A F 2 = J,K,G 5 = J,K,L 4 6 6 E L L 3 = L,K,M 6 = S,O,M 5 4 2 B B N
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Bilder der Seele
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So wie Tanzen und Singen ist auch MALEN eine unserer ursprünglichsten Ausdrucksformen. BILDER sind etwas ganz Wesentliches in der Realität von uns Menschen. Wir denken, wir fühlen, wir träumen in Bildern. Auch von außen sind wir ganz stark beeinflusst von Bildern. Es gibt Untersuchungen, die zeigen, dass nur 10% von dem, was in unserem Gehirn passiert, verbale Prozesse sind. Wenn wir uns demzufolge auf das Verbale verlassen, schließen wir 90% unseres Wissens aus. Gerade diese Informationen sind es aber, die uns – gerade oft in entscheidenden Lebenssituationen – weiterhelfen können. Sie erschließen uns den Bereich unseres Unbewussten, unserer SEELE – und hier liegt eine viel größere Weisheit, ein viel tieferes Wissen für das, was wir brauchen, was uns gut tut. Indem wir unsere INNEREN BILDER malen, führen wir diese unserem Bewusstsein zurück. Auf diese Weise können sie ihre heilende und lösende Kraft entfalten. Beim AUSDRUCKSMALEN oder SPONTANEN MALEN geht es nicht um das Erlernen von Fertigkeiten, es sind keine Kenntnisse und Begabungen nötig. Es geht hier nicht um „schön“, sondern einfach um den Ausdruck! Was uns oft an „Kindermalerei“ so stark berührt, ist ihre Lebendigkeit, sie ist nicht perfekt, aber es sind Mitteilungen aus dem Inneren, die das Innere treffen! Auch wir dürfen uns hier erlauben, nicht perfekt zu sein, sondern zu experimentieren, Freude an Farbe und an der Erschaffung eines Bildes zu haben. MALEN ist eine wunderbare Möglichkeit der Konzentration auf das Wesentliche! Indem ich in der geschützten Atmosphäre des Malraumes abschalte, kann ich vieles besser wahrnehmen, was sonst überlagert ist : Gefühle, wie Freude, Ängste oder Trauer.., Wünsche, Träume, aber auch alte, blockierende Muster, die immer noch mein Leben bestimmen.
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Daraus können heilende, oft sehr kraftvolle BILDER entstehen, die unser Leben wieder neu bereichern. Der/die Malleiter/in ist Begleitung bei diesem Prozess. Er/sie bietet dem Malenden Hilfe an, „sein Bild zu entdecken“! Es gibt keine Themenvorgabe, jeder schöpft aus dem eigenen Erleben. Gemalt wird im Stehen auf großformatigem Papier in einer kleinen Gruppe von ca. vier Personen. Die Farben sind leuchtende cremige Gouache Farben, die das Malen auch zu einem sinnlichen Erlebnis machen „Ein BILD sagt mehr als tausend WORTE“ – Lassen wir die Bilder sprechen! Christine Milichovsky
Geb. 1957. Als Sonderschul- / Sprachheillehrerin viele Jahre tätig. 1993 Ausbildung zur Malleiterin nach Arno Stern / Bettina Egger bei Mariann Linsi, Schweiz. Seit 2001 Arbeit als Malgruppenleiterin. Autodidaktische Künstlerin SCHNUPPERABEND: Mi. 5.April 2017, 18 Uhr, Leonding, Info: 0650/2012375
Fortwunsch Nun wünsch ich mir den Winter fort, mein Herz sehnt sich nach Sonnen, noch Winterreste da und dort, doch hat der Abschied schon begonnen. Das Wintereis ist eingeschlagen, durch Frühlingsfenster schaut der Bach. Die Eisbrücke, die mich getragen, nun wird sie dünn und altersschwach. Als Graubart muss das Feld er räumen, in letzten Spuren kann ich lesen: Junger Saft steigt in den Bäumen, doch unsre Zeit ist schön gewesen. Hedwig Enghuber
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Verrückte Faschingsbräuche
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In Österreich feiert man Fasching mit bunten Umzügen und Faschingsbällen. Dazu verkleidet man sich, es wird mit Luftschlangen und Konfetti dekoriert und zu essen gibt es Krapfen.
Aber wie feiert man beispielsweise in Südeuropa? Wissen Sie was “Das Begräbnis der Sardine“ ist oder warum sich die Einwohner einer kleinen Stadt in Italien an Karneval gegenseitig mit Orangen bewerfen? Ore Ore! Männer mit Stöckelschuhen. Bis kurz vor Ostern wird auf Teneriffa mit einem sehr amüsanten Brauch Fasching gefeiert. In Puerto de la Cruz findet dann ein Stöckelschuhlauf fur Männer statt! Mit bis zu zwölf Zentimeter hohen Absätzen stöckeln die Herren der Schöpfung über einen Hindernisparcours. Stürze und abgebrochene Absätze inklusive. Das Begräbnis der Sardine: In Murcia in Südostspanien wird eine riesige Sardine aus Pappmasché von einer schwarz gekleideten Trauergemeinde zum Festplatz begleitet und unter lautem Wehklagen verbrannt und beerdigt. Dieser Brauch symbolisiert das Ende des Karnevals. Die große Orangenschlacht: Die lustigste Faschingsparty Italiens findet in Ivrea statt. Dort ist eine Orangenschlacht Brauch, bei der sich mehrere Teams gegenseitig mit Orangen bewerfen. Der Brauch stammt aus dem Mittelalter, als es den Bewohnern der Stadt gelang, einen grausamen Feudalherren mit essbaren Wurfgeschossen zu vertreiben. Fußball um Leben und Tod: In Ashbourne in Großbritannien findet jedes Jahr am Faschingdienstag und Aschermittwoch ein Fußballspiel der besonderen Art statt: Das „Royal Shrovetide Football“ ist ein Match zwischen den Ober- und den Unterstädtern der Zehntausend-EinwohnerGemeinde. Das Spielfeld erstreckt sich über die ganze Stadt und ist in etwa 5km² groß. Gespielt wird höchstens acht Stunden am Tag mit einem handbemalten und mit Kork gefüllten Ball. Tor! heißt es, wenn der Ball dreimal die steinerne Pyramide des Gegners berührt. Ein Spaß für das ganze Dorf! Quelle unbekannt
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Gehirnjogging
1. Die Aufgaben A und B zeigen einen Würfel in drei veschiedenen Stellungen. In die Lösungsfelder ist nun für jeden Würfel die Zahl oder der Buchstabe einzutragen, der auf der Unter-, Rück- und linken Seite stehen muss.
A1
A2
A3
unten
__
__
__
hinten
__
__
__
links
__
__
__
B1
B2
B3
unten
__
__
__
hinten
__
__
__
links
__
__
__
2. Jeder Buchstabenreihe liegt ein bestimmter Aufbau zugrunde. Er muss erkannt werden, um die Reihe entsprechend fortsetzen zu können. 1
2
A B C E F D I
G H J K L _ _ _
D E D F G E H I
F _ _ _
3
B A C D E E G F H I
4
B C Y X E D V W F G U T _ _ _
5
D E F X W V G H I
6
A C Z X D G W T H L _ _ _
Lösungen: Seite 15
J J _ _ _
U T S _ _ _
Österreichische Post AG/ P.b.b. Verlagspostamt: 4020 Linz, Donau
Medieninhaber und Herausgeber Christlicher Lehrerverein für Oberösterreich (CLV) Stifterstraße 23, 4020 Linz Tel.: 0732 / 77 68 67 E-Mail: office@clv.at Vertragsnummer: 07Z037596 M Schriftleiter und verantwortlicher Redakteur: Eugen Brandstetter, Haidfeldstr. 2, 4050 Traun. Tel.: 07229 / 911 46 oder 0664 / 523 86 60, E-Mail: eugen.brandstetter@liwest.at Redaktion: Eugen Brandstetter, Alfred Hollinetz, Erwin Hölzl, Marianne Leithgöb, Barbara Weber Offenlegung lt. § 25 Mediengesetz: Die grundlegende Richtung von „Momente“ ergibt sich aus den Satzungen des Christlichen Lehrervereins
Redaktionsschluss:
2. Juni 2017