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„Wer Hausübungen kontrolliert, kann seinem Kind möglicherweise schaden“
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Sollen Eltern mit ihren Kindern für die Schule lernen? Und wenn ja: wie? Ein Forscherteam aus München kommt zu überraschenden Ergebnissen.
Hausübungen kontrollieren, gemeinsam für eine Schularbeit lernen, Referate ausarbeiten, Vokabeln abfragen: Viele Eltern investieren viel Zeit und Mühe, damit ihre Kinder in der Schule gut mitkommen. Welche Art der Unterstützung ist sinnvoll – und welche richtet möglicherweise sogar Schaden an? Mit diesen Fragen hat sich ein Forscherteam des Zentrums für internationale Bildungsvergleichsstudien der Universität München befasst.
Zusammen lernen bringt kaum bessere Leistungen, motiviert aber
Zentrale Erkenntnis: Die naheliegendste Form der Hilfe – dem Nachwuchs beim Lernen zu Hause zu helfen – hat nach Erkenntnissen der Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler nur wenig Einfluss auf die schulische Leistung. Allerdings kann es die Motivation stärken. „Kinder entwickeln eine positivere Einstellung zum Lernen, wenn sie ermutigt werden, selbstständig zu arbeiten, zum Beispiel eigene Lösungswege auszuprobieren“, schreiben die Forschenden.
Unterstützend ist es auch, wenn Eltern eine „positive Erwartungshaltung“ aufbauen: Indem sie über mögliche Leistungen, Schulabschlüsse oder Berufswege sprechen, indem sie Lernstrategien diskutieren oder Lob und Kritik möglichst differenziert auf einzelne Schularbeiten beziehen. Das trage dazu bei, dass Kinder sich selbst mehr zutrauen. Von einer Kontrolle der Hausaufgaben raten die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler hingegen ab. »Lohnender ist es, wenn Eltern Regeln festlegen, wann und wo die Aufgaben erledigt werden, wenn sie Hilfestellungen anbieten und Feedback zur Genauigkeit der Bearbeitung geben.«
Engagement von Eltern in der Schule zahlt sich häufig aus
Wenn Eltern sich selbst in der Schule ihrer Kinder engagieren, wirkt sich das positiv aus, zeigen die Untersuchungen. Besuchen die Eltern zum Beispiel Aufführungen oder bringen sich in die Schulgemeinschaft ein, erzielen die Kinder im Durchschnitt bessere Leistungen. „Die Ergebnisse zeigen, dass die Beteiligung der Eltern die Leistung und Motivation der Schülerinnen und Schüler über alle Altersstufen hinweg und unab-
Regeln festlegen, in welchem Zeitrahmen und an welchem Ort die Hausaufgaben erledigt werden sollen
Klares Kommunizieren von Erwartungen bezüglich der Hausaufgabenanfertigung
Verstärken von erwünschtem Verhalten, um selbstreguliertes Lernen anzubahnen (z. B. durch Loben)
Feedback über die Genauigkeit bei der
Aufgabenbearbeitung geben
Anbieten von Hilfestellungen und Anleitungen zum Vorgehen
Ermutigen zur Entwicklung eigener
Lösungswege und Ideen hängig vom sozioökonomischen Status stärken kann“, sagen die Forschenden. „Umso wichtiger ist eine gute und dauerhafte Zusammenarbeit zwischen Schulen und Eltern. Wenn Lehrerinnen und Lehrer die Väter und Mütter erreichen, können sie auch außerhalb des Unterrichts Kinder fördern, bei denen eine positiv wirkende Rolle der Eltern nicht selbstverständlich ist.“ Dies könne auch dazu beitragen, Bildungsungleichheit abzubauen.
Tipps für die Praxis
Sinnvolle Elternbeteiligung kann sich auf die Leistungen aller Schülerinnen und Schüler unabhängig von sozioökonomischem Status oder Sprachkenntnissen der Eltern positiv auswirken. Hier finden sie kurz und knapp, wie sich unterschiedliche Verhaltensweisen bei der Hausaufgabenunterstützung auswirken:
Ausführlichere Informationen inklusive Beispielen, wie Elternbeteiligung gelingen kann, finden Sie im speziell auf die schulische Praxis ausgerichteten Themenheft Elternbeteiligung im schulischen Kontext, das auch Grundlage für diesen Beitrag war und das unter dem folgenden Link als Download zur Verfügung steht: https://www.waxmann.com/ waxmann-buecher/?tx_p2waxmann_ pi2%5bbuchnr%5d=4366&tx_p2waxmann_pi2%5baction%5d=show ■
Reines Überwachen der Hausaufgabenanfertigung
Kontrollieren der Hausaufgaben ausschließlich im Nachhinein