Milan Kuna: Karel Reiner (1910–1979)

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Band 9

Milan Kuna

Karel Reiner (1910–1979) Der Komponist in seiner Zeit

ConBrio Verlagsgesellschaft 2014 3


Titel der tschechischen Originalausgabe: Milan Kuna, Dvakrát zrozený. Xivot a dílo Karla Reinera [Zweimal geboren. Leben und Werk Karel Reiners] Redaktion der tschechischen Vorlage, ergänzende Anmerkungen und Übertragung aus dem Tschechischen von Vlasta Reittererová und Hubert Reitterer, Lektorat Andreas Wehrmeyer

Frontispiz: Karel Reiner (Foto: Ricordi Berlin) © 2014 by ConBrio Verlagsgesellschaft, Regensburg Alle Rechte vorbehalten. Nachdruck, auch auszugsweise, bedarf der Genehmigung des Verlages. Printed in Germany Layout: Emmerig DTP, Lappersdorf Druck: Druckhaus Köthen CB 1253 ISBN 978-3-940768-53-7 www.conbrio.de 4


Inhalt

Vorwort

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Zur deutschen Fassung

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Familie, Kindheit, Studium Bei Alois Hába und Josef Suk Als Interpret zeitgenössischer Musik (1933–1938) Im Theater Emil Frantisek Burians (1935–1938) Doktor iuris Der Musikorganisator und -redakteur Die Kompositionen der Jahre 1932 bis 1938 Vor der Deportation Als Gefangener in den Konzentrationslagern Die ersten Jahre nach dem Kriegsende Das Schicksal eines „Formalisten“ Neue Ziele Das zweite Aufatmen Der schöpferische Höhepunkt Resümee

11 19 30 42 52 54 66 76 89 102 123 148 160 186 208

Institutionen, Organisationen, Musikensembles Abkürzungen Werkverzeichnis Namenregister

211 217 218 268

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Vorwort

An einer Monographie über Karel Reiner begann ich im Jahre 1968 zu arbeiten, als Fortsetzung meines Aufsatzes Das tschechische Musikleben in der Zeit der Nazi-Okkupation, in dem ich mich näher mit den Schicksalen einiger jüdischer Musiker beschäftigte. Karel Reiner war in den Jahren 1955–1958 mein Vorgesetzter im „Zentralhaus für Volkskreativität“. Damals lernte ich ihn auch persönlich kennen; er stand mir sehr nahe. Unsere gegenseitige Beziehung bestand bis zum Ende seines Lebens. Doch meine Bewunderung und Hochachtung gegenüber dem Künstler Karel Reiner auf der einen Seite und der Mangel an tieferer Einsicht in seine persönlichen Eigenschaften auf der anderen hinderten mich damals daran, eine Monographie über ihn zu schreiben, die den Ansprüchen auf Objektivität hätte gerecht werden können. Der Autor muss für eine solche Aufgabe auch selbst reif genug sein, und ich war damals erst 36 Jahre alt. Ich musste erkennen, dass mein Plan verfrüht war – auch deswegen, weil der Komponist damals einen wesentlichen Teil seines Schaffens noch vor sich hatte und eine solche Bewertung einen gewissen zeitlichen Abstand benötigt. So ist meine Arbeit damals ein Torso geblieben. Mein damaliges Scheitern zeitigte dennoch ein Ergebnis. Karel Reiner, durch mein Interesse angeregt, verfasste einen eigenen Kommentar zu seinem Lebenslauf (Komentár k xivotopisu, zitiert als KX). Er war nicht für eine Veröffentlichung bestimmt, seine Aufzeichnungen sind keine Memoiren im literarischen Wortsinn. Reiner nannte ihn eine Erzählung über sein Leben, die den Musikhistorikern vielleicht einmal von Nutzen sein könnte, ein Zeugnis über seine Zeit und seine Mitmenschen, auch über diejenigen, die aus verschiedenen Gründen aus dem Gedächtnis verschwunden waren – vor allem die politischen Opfer, zu denen er ja selbst gehörte. Über sein kompositorisches Schaffen schrieb er jedoch in seinem Kommentar sehr wenig. Reiner fügte diesem Kommentar im Jahre 1977 noch Ergänzungen und Verbesserungen hinzu (Nachträge zum KX). Ich kehrte zu dieser Arbeit erst 35 Jahre später zurück, nachdem im Jahre 2003 meine Monographie über Karel Boleslav Jirák im Verlag Editio Bärenreiter Praha erschienen war. Danach wollte ich endlich auch meine Schuld gegenüber Karel Reiner abtragen. Seit seinem Tod im Jahre 1979 werden seine Werke in seiner Heimat nur sehr selten gespielt, während im Ausland ein halbwegs kontinuierliches Interesse zu verzeichnen ist. Auch das war ein Grund, auf sein Leben und Werk aufmerksam zu machen. Und nicht nur auf ihn, sondern auch auf die tschechische Avantgarde der Zwischenkriegszeit. Karel Reiner gehört zur so genannten Hába-Schule. Alois Hába war der 7


führende Repräsentant der tschechischen modernen Musik der Zwischenkriegszeit, seine Klasse am Prager Konservatorium wurde von jungen Musikern aus vielen Ländern besucht; doch spielte er auch in der Musik der Nachkriegszeit eine wesentliche Rolle. Reiner war einer von seinen Schülern und ein eifriger Verteidiger seiner kompositorischen Prinzipien. Er blieb ein wahrer Repräsentant der Hába-Schule, obwohl auch er (gerade wie Hába selbst) Phasen durchlebte, in denen er der offiziellen Kulturpolitik gegenüber taktieren und seine künstlerische Überzeugung verleugnen musste. Es war mein Anliegen, die komplizierte Entwicklung der tschechischen modernen Musik, die zwei totalitäre Regimes erlebt hat, am Beispiel eines ihrer führenden Repräsentanten aufzuzeigen. Dieses Buch hätte ohne die Hilfe von Frau Hana Reinerová nicht geschrieben werden können. Sie stand ihrem Mann, dem Komponisten Karel Reiner, seit dem Jahre 1942 bis zum Ende seines Lebens zur Seite. Ohne sie hätte ich es nicht wagen können, diese Monographie zu schreiben. Mit maximaler Bereitwilligkeit und Liebe stellte sie mir sämtliche Materialien aus dem Nachlass ihres Mannes zur Verfügung (der sich heute im Nationalmuseum Prag – Tschechisches Museum der Musik – befindet) und übermittelte mir ihre reichen Erinnerungen an ihn und sein Leben. Ihre Achtung vor allem, was Karel Reiner geschaffen hat, war für mich eine Herausforderung. Ihr Vertrauen gewährte mir Einblick in alle Handschriften und auch gedruckten Werke ihres Gatten ebenso wie in seine Korrespondenzen und persönlichen Dokumente, in Konzertprogramme, Zeitungausschnitte usw. Das alles war eine große Hilfe für mich, und so gilt ihr mein erster und größter Dank. Die zweite Persönlichkeit, die mir mit manchem Rat diente, war Dr. Jan Ledeb. Er kannte Karel Reiner besser als ich, da er volle zehn Jahre sein Mitarbeiter war und sie sich auch altersmäßig vergleichsweise näher standen.

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Zur deutschen Fassung

Die deutsche Fassung unterscheidet sich von der tschechischen Vorlage vor allem in drei Punkten. Sie ist nicht ausschließlich für Musikhistoriker und Musikkenner bestimmt, sondern soll die Persönlichkeit und das Werk von Karel Reiner einer breiteren Öffentlichkeit näher bringen, und damit auch Grundkenntnisse über die Entwicklung der tschechischen Musik des 20. Jahrhunderts vermitteln, ihre Probleme, ihre Höhen und Tiefen. Angesichts dessen konnte auf mancherlei ausführliche musikanalytische Passagen der tschechischen Fassung verzichtet werden. Detaillierte Angaben zu den Urund Erstaufführungen (einschließlich ihrer Interpreten) finden sich im Werkverzeichnis, sodass im eigentlichen Text nur die wichtigsten Fakten zur Sprache kommen. Andererseits wurde die deutsche Fassung vor allem im Anmerkungsapparat wesentlich ergänzt, um jene Persönlichkeiten und Fakten, die dem deutschen Leser in der Regel nicht vertraut sind, zu erklären und zu kommentieren. Die Titel der Werke werden bei ihrer ersten Nennung in der Originalsprache und in deutscher Übersetzung angeführt, zur Orientierung dient das Werkverzeichnis. Auf ähnliche Weise wird auch bei Namen von Institutionen, Organisationen und Vereinen verfahren (zur Orientierung siehe das Verzeichnis der Abkürzungen) sowie auch bei tschechischen Ortsnamen, wobei diese für die Zeit nach 1945 außer den allgemein bekannten (Prag, Brünn) – auch mit Rücksicht auf die Adjektiva Prager, Brünner – beibehalten werden. Die deutsche Fassung (Redaktion der tschechischen Vorlage, ergänzende Anmerkungen und Übersetzung aus dem Tschechischen) wurde von Vlasta Reittererová und Hubert Reitterer erstellt, Andreas Wehrmeyer übernahm das Lektorat. Die Übersetzung wurde gefördert vom Beauftragten der Bundesregierung für Kultur und Medien aufgrund eines Beschlusses des Deutschen Bundestages. Dem in der Trägerschaft des Bezirks Oberpfalz stehenden Sudetendeutschen Musikinstitut sei für die Drucklegung und die Übernahme des Titels in seine Buchreihe neue wege / nové cesty gedankt.

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