concerti bundesweite Ausgabe Februar 2014

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DAS KONZERT- UND OPERNMAGAZIN

Februar 2014

Rolando Villazón Über Opernkostüme, seine Karikaturen und Mozartkugeln Antoine tamestit »Grausam, wer spielt denn so?«

Arabella Steinbacher Durchhalten zahlt sich aus: »Man muss zäh sein«

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NEUJAHRSKONZERT 2014 Das berühmte Neujahrskonzert 2014 – eine musikalische Sternstunde mit Star-Dirigent Daniel Barenboim. Die limitierte Erstauflage der DoppelCD enthält ein nostalgisches Foto der Wiener Philharmoniker. Die Doppel-CD ist ab 10. Januar, DVD und Blu-ray ab Ende Januar erhältlich.

OLGA SCHEPS CHOPIN KLAVIERKONZERTE Olga Scheps spielt mit dem Stuttgarter Kammerorchester unter Matthias Foremny die beiden Klavierkonzerte von Frédéric Chopin in den reizvollen Fassungen für Streichorchester.

BERLINER BAROCK SOLISTEN WERKE VON C. P. E. BACH Die Berliner Barock Solisten feiern mit diesem Album den 300. Geburtstag von C. P. E. Bach. Unter der Leitung von Gottfried von der Goltz haben sie brillante Konzerte und die Sinfonias Nr. 4 und 5 aus den berühmten Hamburger Sinfonien aufgenommen.

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Editorial

Liebe Leserin, lieber Leser! Rom, ein Paradies für Kastraten? Ja, und schuld war der Papst – damals im ausgehenden Mittelalter. Auf seinen Befehl hin durften in der ewigen Stadt nämlich keine Frauen auf die Bühne … Nur eines von zahllosen spannenden Details, die Carolyn Abbate und Roger Parker in ihrem 735 Seiten langen, doch sehr spritzig erzählten Werk über die letzten 400 Jahre der „Geschichte der Oper“ erzählen (S. 43). Und uns dabei einmal mehr vor Augen führen, wie wunderbar diese zwar ungemein teure und meist Gregor Burgenmeister völlig absurde, doch zugleich eben auch immer wieHerausgeber/Chefredakteur der faszinierende Kunstform sein konnte. Und heute? Scheinen die Musiktheater zu einem Museum zu verkommen. Denn anders als früher ist hier keineswegs mehr das Neueste zu hören – und zu sehen leider auch nur selten. In einer kleinen Serie wollen wir in den kommenden Ausgaben (über) die Zukunft der Oper diskutieren – eine Bestandsaufnahme zu der überwältigendsten aller Künste unternimmt unser Opernspezialist Peter Krause schon in diesem Heft (S. 18). Dass kritische Betrachtungen des eigenen Auftritts und der Branche durchaus auch für das klassische Konzert angebracht sind, erzählt die junge Geigerin Arabella Steinbacher im Titel-Interview (S. 10). Wenngleich wohl nicht jede(r) solch heftige Kritik verträgt wie die des Bratschers Antoine Tamestit, der beim Hören seines eigenen Schubert-Albums in unserer Reihe „Blind gehört“ (S. 44) erschrocken (und lachend) ausstieß: „Grausam, wer spielt denn so?“ In diesem Sinne: Lauschen Sie mit wachem Geist – Ihr P.S.: Die neue CD von Arabella Steinbacher erhalten Sie als Prämie, wenn Sie jetzt ein concerti-Abo bestellen. Weitere Infos finden Sie auf der vorletzten Seite dieses Magazins.

Foto: Ivo von Renner, privat

KURZ VORGESTELLT

Jakob Buhre ist seit der ersten Ausgabe Autor bei concerti. Der Ex-Kruzianer schreibt seit über zehn Jahren u.a. für die Berliner Zeitung und sein eigenes Portal „Planet Interview“, nachts steht er als DJ Cup of Jazz an den Plattentellern von Berliner Bars.

Teresa Pieschacón Raphael wuchs in Bogotá (Kolumbien) auf, studierte in Tübingen und Wien u.a. Musikwissenschaft und lebt heute in München als freie Musik- und Kulturpublizistin nach Goethes Erkenntnis: „Wer nicht neugierig ist, erfährt nichts.“ Februar 2014 concerti   3


Inhalt

Konzert

8 »Natürlichkeit ist das Wichtigste«

porträt Valer Sabadus gehört zur jüngsten Countertenorgeneration – und hat sich einen vorderen Platz gesichert

10 »Man muss zäh sein«

interview Die Geigerin Arabella Stein­-

bacher über ihren Weg ins internationale Konzertleben, Meditation vorm Konzert und Japan nach dem Tsunami

14 »Nur Kritzeleien«

kurz gefragt Der Tenor Rolando Villazón über seine Karikaturen, Mozartkugeln und Opernkostüme

10

Oper

Arabella Steinbacher In der Ruhe liegt die Kraft

18 Wie sich die Bilder gleichen

feuilleton Die Reproduktionsmaschi­

nerie der Oper ist am Ende ihres Lebenszyklus angekommen

20 »Der Markt ist böse«

14

Rolando Villazón Und nun Mozart

porträt Teodor Currentzis setzt als Che Guevara der Klassik seine Vision eines modernen Theaters um

Regionalseiten An dieser Stelle finden Sie in den Ausgaben Hamburg, Berlin, Mitteldeutschland und München die Regionalseiten

Die Welt der Klassik

44

Antoine Tamestit Begeistert sich für Jazz

Rubriken 3 Editorial | 6 Kurz & Knapp | 22 Opern-Kritiken 24 Opern-Tipps | 32 Konzert-Tipps 40 CD-, DVD- und Buch-Rezensionen | 48 Multimedia-Tipps 50 Vorschau & Impressum 4  concerti Februar 2014

festivalguide Die interessantesten Orte, Programme und Künstler

36 »Der Sound ist anders«

reportage Sascha Goetzel leitet das

Borusan Istanbul Philharmonic Orchestra und will die europäische Klassik in der Türkei populär machen

44 »Grausam, wer spielt denn so?«

blind gehört Der Bratschist Antoine

Tamestit hört und kommentiert CDs von Kollegen, ohne dass er erfährt, wer spielt

Fotos: Peter Rigaud, Gabo/DG, Eric Larrayadieu

27 Wenn der Vater mit dem Sohne ...


unter anderem mit DANIEL HOPE, KIT ARMSTRONG, MARTIN STADTFELD, den FLYING STEPS, PIETER WISPELWEY und den 12 CELLISTEN DER BERLINER PHILHARMONIKER

Motiv ©: A. Rieger | Gestaltung: pfadfinder

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Februar 2014 concerti   5


KUrZ & KnaPP

waS hEiSSt ...

alla ziNGaReSe? In Zeiten der political correctness fällt die Antwort hier schwer, denn mit einem schlichten „zigeunerisch“ darf der Begriff ja nicht mehr übersetzt werden. Musikalisch bedeutet die Anweisung auf jeden Fall reichlich Tempofreiheiten, zumeist Moll-Tonarten – und die Streicher dürfen den Finger auf der Saite bis zum richtigen Ton rutschen lassen.

0

Musiker und Musikwissenschaftler finden sich auf der Liste der „500 wichtigsten Intellektuellen“ der Zeitschrift Cicero – dafür aber 100 Journalisten! Welch eine kulturlose Redaktion...

Nicht nur sauber, sondern klinisch rein klingt diese orgel Saubere Stimmung? Eine Sache der Unmöglichkeit für die Orgeln dieser Welt. Die Schwingungsverhältnisse unseres Tonsystems geben einen sauberen Klang einfach nicht her. Bislang jedenfalls, denn nun hat Markus Voigt die erste dynamisch stimmbare Orgel entwickelt: An den Pfeifen sind Umstimm-Elemente angebracht, die über einen Stellmotor von einem Computer hin zur perfekten Harmonie gesteuert werden.

... meine Musik wird am besten von Kindern und Tieren verstanden … DeR aBSTuRz DeR BloCKflöTe Einst galt sie als das Einstiegsinstrument für Kinder: die Blockflöte. Doch seit zwei Jahrzehnten verliert das tönende Rohr in der Gunst: Längst hat in den Musikschulen das Klavier die kleine Pfeife als beliebtestes Instrument abgelöst, selbst das Kratzen und Quietschen des Geigenanfängers ist populärer. Kleiner Trost: Irgendwann ist auch in der Musik wieder Retro angesagt. 6  concerti Februar 2014

Schülerzahlen in Tausend 150 Klavier Gitarre

100

Violine Blockflöte Schlagzeug Querflöte Keyboard (ab 1995)

50

0 1980 1990 2000 2006 2008 2010

2012

Fotos: Katja Renner, George Grantham Bain Collection, Markus Voigt

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Wir haben das Glück, dass sich das Konzerthaus in der derzeit wohl spannendsten Musikmetropole weltweit befindet. Viel schwieriger gestaltet es sich auf dem Lande und in kleineren Städten, in denen die Klassik nicht wie in Berlin vom Kulturtourismus profitiert. Ich hoffe, dass sich die verantwortlichen Entscheidungsträger auch zukünftig im Klaren sind, dass Deutschland auch deswegen so beliebt und erfolgreich ist, weil wir eine Kulturnation sind.

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Gemeinsam mit unserem neuen Chefdirigenten Iván Fischer haben wir verschiedene Festivals und ungewöhnliche Formate eingeführt, die großen Zuspruch beim Publikum finden. Aber mehr noch als die guten Zahlen macht mich die Stimmung im Haus glücklich. Gibt es als Intendant etwas Schöneres, als wenn das Publikum die Künstler nach dem Konzert vor lauter Begeisterung nicht nach Hause lässt?

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Porträt

Engelsgleich: Valer Sabadus erstaunt mit seiner glockenhellen Stimme

»Natürlichkeit ist das Wichtigste« Valer Sabadus gehört zur jüngsten

H

ört man Valer Sabadus zu, lassen das kristallklare Timbre und die sichere Höhe ganz schnell aufhorchen. Der 27-Jährige geht mit einer großen Natürlichkeit an seine Begabung heran. Von Dirigent Michael Hofstetter entdeckt, erarbeitete sich der junge Countertenor trotz seines jungen Alters schon erkleckliche Referenzen. Er singt regelmäßig Titelpartien in Ba8 concerti Februar 2014

rockopern an großen Häusern, nahm einige CDs auf und steht nun beim Großlabel Sony Classical unter Vertrag. Wie der Zufall dem Counter­ tenor auf die Sprünge half

Aus einer musikalischen Familie in Rumänien stammend, siedelte die Mutter 1991 nach der Revolution und dem Tod des Vaters nach Deutschland zur Großmutter über. „Rumä-

nien betrachte ich schon als meine Urheimat, das merke ich immer, wenn ich mit meiner Oma rede“, sagt Sabadus so freimütig, als begegne er einem in der Mensa. Seine Sprechstimme schallt metallisch-tenoral, aber dem Countertenor hört man das Vorbild an: Sabadus war 17, als er mit seiner Mutter eine Fernsehsendung sah, in der Andreas Scholl auftrat. „Mehr aus Spaß habe ich

Fotos: Christine Schneider

Countertenorgeneration – und hat sich schnell einen vorderen Platz gesichert. Von Christian Schmidt


das einfach mal nachgemacht, musste ich mir hart erarbeiten, und plötzlich blickte mich mei- dafür braucht man eine sehr ne Mutter überrascht an und feine Motorik.“ Schließlich resagte, ich sei ein Countertenor!“ agiert der Stimmapparat viel Unwillkürlich blinzelt dann schneller auf Veränderungen. doch der Tiefstapler aus den „Die Fähigkeit, damit umzugefreundlichen Augen: „Den Ge- hen, habe ich so langsam wie sang professionell zu betreiben, nötig versucht aufzubauen.“ war nie mein Plan. Aber für das Was ist das Geheimrezept für Klavier war ich zu faul, und einen guten Countertenor? meine Mutter hat mich nicht „Natürlichkeit ist das Wichtigsgerade mit der Peitsche hinge- te, dann können sich die Zuhötrieben. Nur beim Chorsingen rer nach einer kleinen Überhatte ich mich immer am we- windung gut daran gewöhnen“, nigsten anstrengen müssen.“ meint Valer Sabadus, der wenig Noch 17-jährig begann Sabadus Probleme mit altbekannten seine Ausbildung an der Klischees hat. Vielen sei das Falsett inzwischen aus der PopMünchner Musikhochschule. Schon als Knabensopran hatte musik vertraut. „Entscheidend Valer Soloerfahrung gesam- ist doch, dass man die Stimme melt, noch bevor er zur Geige nie in eine Korsage zwingen griff und auf die Tastatur rei- darf, denn Künstlichkeit hört chen konnte. „In der Pubertät man immer.“ erlebte ich das große Glück, Manierismen ergeben sich trotz Stimmbruch weitersin- auch szenisch nicht von vorngen zu können. Die hormonel- herein aus der Textur einer le Umstellung war ganz normal Barockoper, dem klassischen verlaufen, nur ohne Register- Wirkungsfeld für einen Counbrüche“, erinnert sich der Sän- tertenor. „Hier muss man sich ger, für den diese Wandlung ja selbst ein bisschen auf die noch nicht ewig zurückliegt. Schippe nehmen, die festgefügAber er erzählt davon – wohl- te Struktur verlebendigen.“ Die gemerkt ohne jede Allüren –, Schablonen Liebe, Rache, Tod als wäre es eine halbe Karriere oder Sterben würden längst her. Und irgendwie stimmt das nicht mehr nach Opernnumja auch. mern isoliert. Und gerade bei selten aufgeführten BarockoKeine Probleme mit pern, für deren Partien nicht altbekannten Klischees mal schnell jemand einsprinEigentlich tenoraler Bariton, gen kann, wird den Protagokonnte und wollte Sabadus nisten eine Inszenierung eher nicht forcieren – das Falsett auf den Leib geschneidert. „Pokam praktisch als Erleichte- pulär sind diese köstlichen rung wie von ganz allein. „Da alten Stücke ja vor allem deshabe ich aus der Not eine Tu- halb, weil sich jeder gern in die gend gemacht: Die Musikalität Zeit der herrschaftlichen Strukhatte ich ja ererbt – mein Vater turen versetzt“, meint Valer war Cellist, meine Mutter Pia- Sabadus. „Die Stücke sind ja nistin, und ich saß schon als meistens für ein höfisches PuZweijähriger bei ihren Konzer- blikum konzipiert, und es ten im Saal, damals noch in macht einfach Spaß, ein Teil Arad. Aber die Gesangstechnik davon zu sein.“

Konzert-TIPPs

Hamburg Mi. 26.2., 20:00 Uhr Laeiszhalle (Großer Saal) NDR Das Alte Werk. Valer Sabadus (Countertenor), Lyriarte Werke von Händel & Porpora Köln So. 9.3., 18:00 Uhr Oper am Dom Vince Yi, Max Emmanuel Cencic, Franco Fagioli, Valer Barna-Sabadus, Concerto Köln, Diego Fasolis (Leitung) Vinci: Artaserse (konzertant) München Sa. 5.4., 20:00 Uhr Prinzregententheater Valer Sabadus (Countertenor), Hofkapelle München. Werke von Händel, Hasse, Porpora & Ferrandini Hannover Fr. 6. & Sa. 7.6., 20:00 Uhr Herrenhäuser Gärten (Galerie) KunstFestSpiele Herrenhausen. Valer Sabadus & Terry Wey (Countertenor) u.a., Tölzer Knabenchor, Philharmonisches Orchester Gießen. Mozart/van Schoor: Requiem (szenisch) GieSSen Fr. 20.6., Sa. 21.6. & So. 22.6., 19:30 Uhr Stadttheater (Großes Haus) Programm siehe Hannover Hohenems (österreich) Sa. 20.9., 20:00 Uhr MarkusSittikus-Saal Schubertiade Hohenems Valer Sabadus (Countertenor), Lyriarte Werke von Händel & Porpora Dresden Sa. 18.10., 20:00 Uhr Frauenkirche Valer Sabadus (Countertenor), Hofkapelle München, Rüdiger Lotter (Leitung). Werke von Gluck, Paisiello, Anfossi u.a. online-Tipp

Valer Sabadus singt Händels berühmte Arie „Ombra mai fu“ aus der Oper Serse Das Video sowie weitere Konzerte auf: www.concerti.de/sabadus CD-Tipp

Vinci: Artaserse Valer Sabadus, Philippe Jaroussky, Max Emanuel Cencic u.a. Concerto Köln, Diego Fasolis (Leitung) Virgin Classics Februar 2014 concerti  9


intErViEw

ZUr PErSon

Aus bester Schule: Arabella Steinbacher hat wie auch etwa Julia Fischer oder Lisa Batiashvili bei ana Chumachenco studiert – bereits als Neunjährige. Geboren wurde die Geigerin mit deutschjapanischen eltern 1981 in München und begann mit drei mit dem Geigenspiel. Sie ist eine international gefragte Geigerin und spielt zurzeit die Booth Stradivarius (1716) von Antonio Stradivari.


»Man muss zäh sein« Die Geigerin Arabella Steinbacher über ihren Weg ins internationale Konzertleben, Meditation vorm Konzert und Japan nach dem Tsunami. Von Teresa Pieschacón Raphael

S

ie wuchs mit zwei Kulturen in München auf, war Meisterschülerin der begnadeten Geigenpädagogin Ana Chumachenco und findet sogar das Summen von Moskitos musikalisch: Arabella Steinbacher, gesegnet mit einem absoluten Gehör, gehört zu den weltweit gefragten Geigern der jungen Generation. Ihre Mutter ist Japanerin, ihr Vater war Deutscher. Inwiefern wurden Sie von der Kultur Ihrer Eltern geprägt?

Ich bin in München geboren und aufgewachsen. Meine Mutter kam als junge Sängerin nach Deutschland. Mein Vater war Korrepetitor an der Bayerischen Staatsoper, später Professor an der Musikhochschule. Es war die Idee meiner Mutter, dass ich Geigerin wurde.

Foto: Peter Rigaud

Geige haben Sie zunächst mit der Suzuki-Methode gelernt.

Ja, analog zur Spracherziehung basiert sie auf Hören, Beobachten und Nachahmen, und es gibt zunächst kein Notenlesen. Deshalb konnte ich gut auswendig spielen. Mein Vater hat mir auf dem Klavier die Stücke vorgespielt und ich habe das nachgespielt. Durch das Gehör habe ich gelernt.

Sie haben ein absolutes Gehör. Schrecklich oder hilfreich?

(lacht) Es ist manchmal merkwürdig, wenn da Moskitos im Raum sind und die summen. Dann denke ich, das ist jetzt ein hohes C.

»Heute kann ich meine Kräfte besser einteilen« Es heißt, Asiaten verlören ihr absolutes Gehör, also ihr Tonhöhengedächtnis nicht so schnell wie Europäer, weil sie es mit ihrer Muttersprache nicht abtrainieren würden.

Das wusste ich gar nicht, da bin ich überrascht. Das ist interessant, ich dachte, man könnte sich das antrainieren, aber das hieße ja, man holt es sich zurück. Es gibt Pianistinnen und Geigerinnen, die spielen barfuß, Sie aber spielen mit geschlossenen Augen.

(lacht) Ich muss nicht auf die Finger schauen, um Noten zu treffen. Beim Klavier wäre das schwierig, denn da gibt es oft riesige Abstände zu überwinden. Meistens schließe ich meine Augen, weil ich dann die umgebende Realität nicht

wahrnehme. Man ist dann ganz eins mit der Musik. Sie meditieren auch viel?

Ja. Das hilft mir sehr, mit dem Jetlag, dem hektischen Leben, der Einsamkeit des Solisten, der Nervosität zurechtzukommen. Auch musikalisch, wenn etwa ein Einsatz aus dem Orchester nicht kommt, eine Notsituation. Da muss man die Nerven bewahren, das muss man trainieren. Das war anfangs sehr schwierig für mich, heute mache ich Yoga, meine Atemübungen und meditiere. Besonders vor dem Konzert. Das verstehen oft die Menschen nicht. Heute kann ich meine Kräfte besser einteilen. Es gibt immer mal wieder einen Schmerz, eine Irritation im Leben, die man akzeptieren muss. Ich habe viel von meiner Mutter gelernt, die Sängerin ist. Heute fühle ich mich schon sehr viel wohler auf der Bühne, in den ersten Jahren war so ein irrsinniger Druck dahinter. Warum?

Viele Musiker werden einmal eingeladen und dann vielleicht kein zweites Mal mehr. Und es ist wichtig, dass es weiter geht. Oft wird auch von ihnen – seitens der Veranstalter oder Agenten – ein Repertoire abFebruar 2014 concerti  11


Interview

Heute ist sehr schwierig auf sich aufmerksam zu machen. Die Medien suchen immer etwas Neues, und es reicht nicht aus, gut zu sein. Oft will man noch ein verrücktes Aussehen oder irgendeine exzentrische Herkunft. Ein großer Agent gab mir am Anfang meiner Laufbahn Vertrauen: Qualität, sagte er, setze sich langfristig durch, auch wenn man manchmal das Gefühl hätte, dass es nicht schnell genug ginge. Und er hatte recht. Man muss zäh sein und sich nicht irritieren lassen. Es ist ein knallharter Weg, der absolut nicht glamourös ist, auch wenn es manchmal so aussieht.

Karriere – und Nervosität – im Griff: Arabella Steinbacher

verlangt, für das sie noch nicht reif genug sind. Und dann bleiben sie unter ihrem Potential, dann sind sie nicht gut und werden nicht noch einmal engagiert. Da muss man sehr aufpassen. Man darf nie absagen, sagte mir einmal Lorin Maazel, der mit über achtzig immer noch dirigiert und mit dem Sie auch schon mehrmals aufgetreten sind.

Lorin Maazel erzählte mir, dass er innerhalb von zwei Minuten in einen Tiefschlaf fallen kann. Und dann ist er nach zehn Minuten wieder da. Das hat er über Jahre trainiert. Das ist wohl der Grund, warum er immer noch so fit ist. 12  concerti Februar 2014

2004 gelang Ihnen der inter­ nationale Durchbruch unter Sir Neville Marriner. Wenn Sie heute zurückblicken, was würden Sie nicht mehr tun?

Man probiert vieles aus. Ich hatte mehrere Agenten, und auch wenn ich von manchen weggegangen bin, so heißt dies nicht, dass sie nicht gut waren für mich zu dem jeweiligen Zeitpunkt. Was macht einen guten Agenten aus?

Er muss sich hineinfühlen können in eine Solistin, flexibel sein, eine ähnliche Vorstellung haben. Dass man auch, aber nicht immer nur das Mainstream-Repertoire spielt, sondern auch mal etwas ganz Neues wagt. Wie etwa Frank Martins Polyp­ ty­que von 1973, das Sie mit Thomas Hengel­brock in Hamburg spielen werden …

Ja. Ich bin gerade dabei, das Werk einzustudieren. Es ist nach sechs Bildern der Pas­ sions­geschichte komponiert. Ich bin gespannt. Wir werden uns bald treffen, um die Details zu besprechen. Auch Szymanowskis 1. Violin­ konzert, das Sie in Berlin spielen werden, gehört nicht gerade zum Mainstream.

Ein tolles Stück. Die Stimmung ist wie im Märchenwald, mit meiner Stimme schwebe ich praktisch über dem Orchester, die Atmosphäre ist sehr verträumt, sehr lyrisch trotz manch schroffer Momente. Zwischendurch geht es in Richtung Filmmusik. Es ist sehr heikel zu interpretieren, das Orchester ist sehr dick besetzt, bei einer Aufnahme kann man das gut regulieren, aber im Konzertsaal wird es schwieriger. Doch ich denke, es wird kein Problem. Ich kenne Marek Janowski schon lange. Er war einer der ersten, der mich gefördert hat. Und dann werden Sie 2014 in einer Jury sitzen, in Austin, beim Menuhin-Wett­bewerb.

Ja, zum ersten Mal! Ich habe ja selbst an Wettbewerben teilgenommen und weiß, dass es nicht immer um die musikalische Qualität geht, sondern wer wessen Schüler ist. Für die Erfahrung ist ein solcher Wettbewerb gut, aber man sollte nicht hoffen, damit Karriere machen zu können. Eines habe ich gelernt: Man sollte sich auf keinen Fall aus der Bahn werfen lassen, wenn man nicht gewonnen hat. Über diesen Punkt sind Sie selbst schon hinaus. Gibt es

Foto: Peter Rigaud

Was halten Sie von der David-Garettisierung des Musikbetriebs?


trotzdem etwas, das Sie an Ihrem Beruf stört, etwas, das Sie gerne ändern würden?

Ich habe mal Marek Janowski gefragt, ob es nicht unglaublich anstrengend sei, immer so nervös zu sein. Er sagte mir: Gott sei Dank sei er das nicht, weil man bei ihm als Dirigenten nicht alle Töne höre. Man muss wissen, er war mal ein Geiger, und die Vorstellung, bis zum Ende des Lebens so viele Stunden üben zu müssen, fand er schrecklich. Mir geht es nicht

so. Im Moment habe ich etwa 70 Konzerte pro Jahr. Das finde ich wunderbar. Sie waren in Japan kurz nach der Tsunami-Katastrophe 2011. Wie war das für Sie?

Ich hatte Konzerte, die ich gerade als Halb-Japanerin nicht absagen konnte und wollte, obwohl viele mir dazu rieten. Ein Saal war zerstört worden, in einem anderen war es voll. Das Flugzeug hingegen war total leer. Meine Mutter, die bei

Konzert-TIPPs

Freunden untergebracht war, erzählte mir von den Bodenerschütterungen, die sie gespürt hat, als sie auf dem Tatami (Matte aus Reisstroh) schlief. Wenige Monate später war ich wieder da, war in Sendai. Die Leute lebten in Containern, ich bin durch die zerstörte Landschaft gelaufen, es sah aus, als hätte eine Bombe eingeschlagen – ganz anders als im Fernsehen. Noch viel schlimmer. Ich sah viel Trauer, aber auch so viel Würde. online-Tipp

München So. 2.2., 11:00 Uhr Residenz (Herkulessaal) Helsinki Philharmonic Orchestra, John Storgårds (Leitung), Arabella Steinbacher (Violine). Werke von Sibelius, Bruch & Strawinsky Frankfurt Mi. 5.2., 19:00 Uhr, Do. 6.2. & Fr. 7.2., 20:00 Uhr Alte Oper hr-Sinfonieorchester, Andrés OrozcoEstrada (Leitung), Arabella Steinbacher (Violine). Werke von Haydn, Prokfjew, Cerha (UA) & Rachmaninow Hamburg Do. 20.3., 20:00 Uhr & So. 23.3., 11:00 Uhr Laeiszhalle NDR Sinfonie­ orchester, Thomas Hengelbrock (Leitung), Chor des BR & NDR Chor, Arabella Steinbacher (Violine) u.a. Werke von Bach, Fauré, & Martin

Sa. 22.3., 20:00 Uhr Bucerius Kunst Forum Musik-Dialoge. Gesprächskonzert mit Arabella Steinbacher und Mitgliedern des NDR Sinfonieorchesters Lübeck Fr, 21.3., 19:30 Uhr Musik- und Kongresshalle Programm siehe Hamburg Berlin Do. 8.5., 20:00 Uhr Konzerthaus (Großer Saal) Rundfunk-Sinfonieorchester Berlin, Marek Janowski (Leitung), Arabella Steinbacher (Violine). Werke von Szymanowski, Bizet u.a. Dresden Sa. 10.5. & So. 11.5., 19:30 Uhr Albertinum Dresdner Philharmonie, Michael Sanderling (Leitung), Arabella Steinbacher (Violine). Werke von Wagner, Bruch & Tschaikowsky

Mozartfest Würzburg 23. Mai bis 29. Juni 2014

Arabella Stein­ bacher spielt den 4. Satz „Die Furie“ aus der 2. Solosonate von Eugène Ysaÿe Das Video sowie weitere Konzerte auf: www.concerti.de/steinbacher CD-Tipp

Korngold: Violinkonzert, Chausson: Poème für Violine & Orchester op. 25, Bruch: Violinkonzert Nr. 1 Arabella Steinbacher (Violine) Orquestra Gulbenkian Lawrence Foster (Leitung) Pentatone

Programm und Informationen: www.mozartfest.de Tel. +49 (0) 931 / 37 23 36

Jörg Widmann

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Mozart ist mehr...

Mojca Erdmann Februar 2014 concerti   13


KUrZ GEFraGt

Mozart auf mexikanisch: Rolando Villazón widmet sich nun Arien des Wiener Klassikers

RolaNDo villazÓN singt nicht nur,

er zeichnet auch Karikaturen und hat gerade ein Buch geschrieben. hier spricht er über … … unterschiede zwischen opernauftritt und Konzert

In einer Oper singt man normalerweise ein, zwei große Arien, ein bis zwei Duette – man teilt die Energie und die Verantwortung mit den Kollegen, die Geschichte wird von vielen Leuten gemeinsam erzählt. Dagegen liegt im Konzert die Verantwortung allein bei dir. Hinzu kommt, dass du dann nur die Höhepunkte singst, während du in der Oper auch viel Musik hast, die auf den Höhepunkt hinführt. Du 14 concerti Februar 2014

brauchst mehr Energie in einem Konzert und es ist auch ein anderer Druck: Die Leute ... das komplizierteste kommen ja nur wegen mir und opernkostüm nicht, weil sie La Traviata oder La Bohème hören wollen. Aber Das war bei meiner ersten Promir macht beides Spaß, das ist duktion in Berlin, Macbeth. die Hauptsache. Für die Partie des Macduff musste ich so eine Glatzenpe… seine ballettausbildung rücke tragen, dazu sehr viel Ich denke, man kann erkennen, Make-up und ein schweres Kosob ein Opernsänger etwas für tüm, wie eine große, lange Toseinen Körper tut, Sport oder ga. Ich glaube, ich brauchte Fitnessübungen macht. Einige damals anderthalb Stunden für können mit ihrem Körper auf Kostüm und Maske – bei andeder Bühne gut umgehen, wäh- ren Produktionen dauert es

Foto: Monika Hoefler

»Nur Kritzeleien«

rend andere damit Schwierigkeiten haben. Wobei es auch Kollegen gibt, die körperlich einfach entspannt sein wollen, weil sie sich vor allem auf die Produktion des Klangs konzentrieren. Sicher ist Körpertraining gut für einen Opernsänger. Doch meine Ballettausbildung – die etwas mehr als ein Jahr dauerte – hat für meine Karriere jetzt auch nicht den entscheidenden Unterschied gebracht.


normalerweise nur 20 Minuten. Aber der Aufwand hat sich gelohnt, das Kostüm war fantastisch! … Genies der Gegenwart

Natürlich versuche ich besser zu werden, gucke mir bestimmte Dinge ab, doch es bleibt für mich ein Hobby. Vor kurzem habe ich für die Berliner Obdachlosenzeitung „Straßenfeger“ eine Zeichnung gemacht.

Da würde ich jemanden nennen wie den Philosophen Tho... seinen Roman mas Nagel oder Jürgen Haber»Kunststücke«, der 2014 mas. Sie sind keine Genies, aber erscheint außergewöhnliche Menschen. Genies wie Mozart gab es in Die deutsche Fassung ist beder Menschheitsgeschichte nur reits fertig, ich habe eng mit wenige. Aber vielleicht braucht dem Übersetzer gearbeitet, was man auch einen gewissen zeit- ein faszinierender Prozess war. lichen Abstand, um so ein Ge- In dem Roman geht es um Mennie zu erkennen. Dass über schen, die sich existenzielle Mozart eines Tages so viel ge- Fragen stellen: Wer bin ich? schrieben und gesprochen Warum bin ich hier? Wohin wird, das haben seine Zeitge- gehe ich? Was ist der Sinn des nossen damals auch nicht er- Lebens? Wie wichtig sind Ziele im Leben? Sie alle arbeiten kannt. als Clowns, weshalb ihre Ant... Mozartkugeln worten auch einer Clown-Logik Um ehrlich zu sein: Die habe folgen. Es ist ein Spiel mit den ich noch nie probiert. Ich habe Figuren und mit dem Leser. Es sie aber schon des Öfteren ver- geht auch um Bühnendarsteller schenkt. Ich esse selten Scho- – doch das Buch ist nicht autokolade, wobei es eine sehr ein- biografisch. fache Schokolade aus meiner Wenn er komponieren Heimatstadt gibt, die ich ab könnte ... und zu esse. Der Geschmack erinnert mich an meine Kind- … dann würde ich eine Oper komponieren, die nur eine heit. Stunde dauert, die zeitgenös… Inspiration für seine sisch ist, in heutiger Sprache, Karikaturen die es schafft, eine Verbindung Es begann damit, dass ich frü- zum Publikum aufzubauen, her Cartoons angeschaut habe, ohne altmodisch oder eine Kovon Warner Brothers und Han- pie zu sein. Ein modernes na-Barbera. Comics habe ich Stück, das aber mehr ist als nur wenig gelesen, ich bin aber ein ein mathematisches Experigroßer Fan von Calvin & ment. Ich sah kürzlich in New Hobbes. Ich mag auch politi- York die Oper Two Boys von sche Karikaturen, sie sind oft Nico Muhly – solche Werke sehr geistreich und ein direkter sollten wir häufiger aufführen, Weg, eine Meinung auszudrü- oder Of Mice and Men von cken. Meine Zeichnungen sind Carlisle Floyd, ein sehr krafteigentlich nur Kritzeleien – volles und berührendes Stück. wenn ich zum Beispiel einen Leider ist es heutzutage kaum ganzen Körper zeichnen soll, möglich, dass junge moderne dann hat der noch viele Fehler. Komponisten genug Zeit haben,

ihre Sprache zu finden und eine Verbindung zum Publikum aufzubauen. Jakob Buhre Konzert- & Opern-TIPPs

Bremen Mi. 26.2., 20:00 Uhr Glocke (Großer Saal) Rolando Villazón (Tenor), Gerold Huber (Klavier). Lieder von de Falla, Obradors, Verdi, Massenet u.a. Wien Fr. 7., Mo. 10. & Fr. 14.3., Staatsoper Tschaikowsky: Eugen Onegin. Patrick Lange (Leitung), Falk Richter (Regie) München Mo. 31.3., 20:00 Uhr Gasteig (Philharmonie) Rolando Villazón (Tenor), Kammerorchester Basel. Mozart: Konzertarien, Arien aus „Don Giovanni“ Di. 15.4. & Sa. 19.4., 19:00 Uhr Bayerische Staatsoper Verdi: La Traviata. Paolo Carignani (Leitung), Günter Krämer (Regie) Dortmund Di. 29.4., 20:00 Konzerthaus Programm siehe München Gasteig Berlin Fr. 2.5., 20:00 Uhr Philharmonie Programm siehe München Gasteig Baden-Baden Mo. 21.7. & Do. 24.7., 19:00 Uhr, So. 27.7., 17:00 Uhr Festspielhaus Mozart: Die Entführung aus dem Serail (konzertant). Diana Damrau, Rolando Villazón, Thomas Quasthoff, Anna Prohaska u.a., Vocalensemble Rastatt, Chamber Orchestra of Europe, Yannick Nézet-Séguin (Leitung) online-Tipp

Rolando Villazón als Autor: Im Video stellt er seinen Roman „Kunst­ stücke“ vor Das Video sowie weitere Konzerte auf: www.concerti.de/villazon CD-Tipp

Mozart: Konzertarien KV 21, 36, 209, 210, 256, 295, 420, 430, 431 & 435 Rolando Villazón (Tenor) London Symphony Orchestra Antonio Pappano (Leitung) Deutsche Grammophon Februar 2014 concerti  15


Konzerte Festivals und gutOper finden: gut finden!

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OPER

Die interessantesten Inszenierungen und Künstler – wir stellen Ihnen das Wichtigste aus der Welt der Oper vor Es ist schon ein Kreuz, ein Star zu sein – Vera Nemirovas großartige Verdi­Vergegenwärtigung in Mainz

Foto: Martina Pipprich

18_feuilleton Wie sich die Bilder gleichen Teil 1 der Reihe „Die Zukunft der Oper – Die Oper

der Zukunft“: Die Reproduktionsmaschinerie der Oper ist am Ende ihres Lebenszyklus angekommen 20_Porträt »Der Markt ist böse« Teodor Currentzis setzt als Che Guevara der Klassik fernab der Musikmetropolen seine Vision eines modernen Theaters um 22_Kurz besprochen opern-Kritiken Was Sie tagesaktuell auf unserer Website erwartet 24_opern-Tipps Die Winter-Highlights in Deutschland und Europa Februar 2014 concerti   17


FEUillEton

Wie sich die Bilder gleichen Teil 1 der Reihe Die zuKuNfT DeR oPeR – Die oPeR DeR zuKuNfT : Die Reproduktionsmaschinerie der oper ist am ende ihres lebenszyklus angekommen. Von Peter Krause

W

agners Wotan, als Wanderer mittlerweile schon in die Jahre gekommen, raunt Urmutter Erda sein baritondüsteres „Hinab, Hinab“ zu. Die Alte möge doch bloß mit ihren ewigen Warnungen aufhören und endlich wieder in die Unterwelt abhauen. Sie nimmt die Aufforderung jedoch ganz wörtlich, gleitet an des Gottes Unterleib hinab und macht sich an seinem besten Stück zu schaffen. So zu sehen in Frank Castorfs Bayreuther Ring-Regie des Sommers 2013: Der „Blow Job“ als witziger wie sexistischer Einfall, aus der lockeren Probenatmosphäre eher zufällig denn aus konzeptioneller Absicht heraus geboren. Da der Inszenator sich um das Werk wenig schert, lässt er die Sänger gern ihre eigenen Ideen anbieten und entwickelt daraus seine mal hübsch lockeren, mal sterbenslangweiligen Häppchen-Stories. Hier und da projiziert er dazu ein paar eigene Traumata aufs Weltendrama. Am Ende entlädt sich erwartungsgemäß der lautstarke Protest des Publikums, das der Regisseur nicht nur für dumm verkauft hat, sondern auch zu 18 concerti Februar 2014

Idioten erklärt, indem er sich ans eigene, in Wagnerfragen eher unbedarfte Hirn tippt. Die journalistischen Diskurs­ wächter jubeln ergeben

Teile des überregionalen Feuilletons aber jubeln hernach, ihrerseits wie erwartet, als politisch korrekte Diskurswächter

Wanderer trifft Urmutter – oder: orale Liebe am Alexanderplatz

über ein „historisches“ RegieMeisterwerk. Denn der Regisseur hat schließlich ergeben ihren journalistischen Katechismus heruntergebetet und eine zeitgemäße Lesart vorgelegt, die sich von allen vorangegangenen Interpretationen recht ordentlich abhebt. Schließlich gilt im aktuellen,


Foto: Enrico Nawrath

irgendwie immer noch postmo- wieder. Die Revoluzzer von dernen Regie-Diskurs: Es gibt heute, gern aus Schauspiel und nur einen Gott, den Gott der Film kommend und der Musik Kontingenz. Die Abweichung gegenüber allzu oft immun, vom Erwarteten setzt die Pro- sind zu Gralshütern geworden zesse ästhetischer Wahrneh- – das angeblich Andere wird mung erst so richtig in Gang. zum Immergleichen. „Das Andere“ aktiviert und … oder regie als Kunst des schärft unsere Sinne. Die PreWeglassens mierenluft einer neuen Inszenierung, findet sie nun in Bay- Ist die Reproduktionsmaschireuth, München oder Berlin nerie des Musiktheaters, die statt, reizt unsere Augen, ganz ein immer enger werdendes groß zu werden. Aber hat sich Repertoire von Mozarts Zaudas längst ideologisch verhär- berflöte bis zu Wagners Ring tete Unterschiedsgebot in sei- des Nibelungen von Lübeck nem Originalitätszwang wo- bis Zürich, von Dresden bis möglich selbst ad absurdum Paris „neu befragt“ hervorbringt, schlichtweg ans Ende geführt? ihres Lebenszyklus gekomVerfremdung als men? Eine erfreulich erfribeliebigkeitsassoziativität … schende Gegenbewegung Jede Abweichung von bisheri- brachte in den letzten Jahrgen Interpretationen verliert zehnten immerhin die Wiederihre Aussagekraft angesichts entdeckung der Barockoper, eines diffus werdenden Norm- die in ihrer offenen Dramaturhintergrundes. Das Neue wird gie den Regisseuren willkombedeutungslos, wenn es keine mene Freiheiten bietet und Basis mehr besitzt, auf die es zudem von einer wichtigen sich beziehen könnte. Je gerin- Diskussion um Fragen der auger die verlässliche Kenntnis thentischen Aufführungsprades Werkkanons, seiner Bedeu- xis begleitet wird. tungsschichten und Interpre- Längst wieder fällig scheint tationsmodelle, desto nichtssa- freilich die Entrümpelung der gender wird die Dekonstrukti- Opernbühnen vom realistion des Kanons. Musiktheater- schen Trash der Einbauküchen, diskurse der Verfremdung Guantánamogefängnisse und verkommen zur Beliebigkeits- Punker-Dekorationen, wie sie assoziativität. Hatte das Regie- ähnlich dringend am Ausgang theater mit den alten Meistern der Romantik durch Alfred wie Ruth Berghaus oder Peter Roller und Gustav Mahler oder Konwitschny, die noch in der für das Neu-Bayreuth von WieLage waren, ihre kühnen Ideen land Wagner mit der jeweiligen analytisch präzise aus der Mu- Reduzierung auf das Wesentsik zu beziehen, einst das alte liche stattfand. Ein Regiestil als Material infragegestellt und Kunst des Weglassens müsste vergegenwärtigt und so die dann auch die Relevanz des Werke im besten Falle zur singenden Menschen wieder Kenntnis entstellt, spiegelt es in den Fokus rücken. Denn die heute nurmehr die überholte Realismusbehauptungen vieler Protestattitüde seiner in die Inszenierungen neutralisieren Jahre gekommenen Macher oftmals selbst herausragende

Gesangsleistungen: Die Stimmen werden gleichsam unhörbar, büßen ihre uns berührende Magie ein. Dabei ist das Singen für die Oper nicht nur konstitutiv, das Singen in der Oper ist auch sonderbar, es bleibt eine überaus unwahrscheinliche Form der Kommunikation, nicht selten unlogisch und handlungshemmend, dafür aber emotional überwältigend und wahrhaftig. Was wäre, wenn sich die Oper ihrer Verweltlichung und Verbildlichung so weit entzöge, dass ihre nicht-alltägliche Kraft der künstlerischen Transzendenz wieder zum Ausdruck käme? So etwa durch die bewusste Akzeptanz der eigenen Unwahrscheinlichkeit und Eigenweltlichkeit, durch das erneute Wagnis der Stilisierung, durch suggestive Illusionsräume. Wirklichen „Wandel und Wechsel“, wie ihn Wotan in der Walküre propagiert, wird es indes nur geben, wenn eine neue Gründerzeit der Oper anbricht, in der das Publikum auf einmal wieder, wie noch im 19. Jahrhundert selbstverständlich, zu Uraufführungen pilgert, statt sich bloß dem Zauber des Wiederhörens der ollen OpernKamellen hinzugeben. AUSBLiCK:

In den kommenden ausgaben von concerti sollen die intendanten und genuin Kreativen zu Wort kommen, werden opernhäuser und festivals vorgestellt, die durch ihren Wagemut in die Zukunft weisen. Denn die Oper als zu oft totgesagte „unmögliche Kunst“ hat eine Zukunft.

Februar 2014 concerti   19


Porträt

»Der Markt ist böse« Teodor Currentzis setzt als Che Guevara der Klassik fernab

der Musikmetropolen seine Vision eines modernen Theaters um und spielt fulminant Mozarts Da Ponte-Opern ein. Von Peter Krause

Konzert-TIPPs

Berlin So. 16.2., 20:00 Uhr Philharmonie Anna Prohaska, Tobias Berndt, Nuria Rial u.a., MusicAeterna, Teodor Currentzis (Leitung). Händel: Dixit Dominus, Purcell: Dido and Aeneas Stuttgart So. 6.4., 11:00 Uhr Liederhalle (Beethovensaal) Christiane Iven (So­ pran), Staatsorchester Stuttgart, Teodor Currentzis (Leitung). Mahler: Lieder eines fahrenden Gesellen, Tschaikowsky: Sinfonie Nr. 6 „Pathétique“ CD-Tipp

Mozart: Le nozze di Figaro Simone Kermes, Andrei Bondarenko, Fanie Antonelou, MusicAeterna, Teodor Currentzis (Leitung) u.a. Erscheint bei Sony Classical am 14.2. 20 concerti Februar 2014

gar verrückt geltende Grieche, der sich die russische Stadt Perm als Wahlheimat ausguckte, so alles zu bewegen vermag. Teodor Currentzis selbst hat nichts dagegen, als der Che Guevara der Klassik angesehen zu werden. Und wenn man ihn als solchen benutze, sei ihm das sogar eine Ehre. „Man braucht schließlich Sponsoren für die Revolution.“ Die hält er ganz sicher für nötig. Denn: „Der Markt ist böse.“ Der Markt kreiert eine enorme Anzahl von Konzerten, statt sich maximaler Qualität zu verschreiben. Er gebiert Violinisten, die Springerstiefel tragen und so tun, als kämen sie gerade aus einem Rockkonzert, die aber nicht mal zu Fuß gehen, sondern sich mit dem Chauffeur fahren lassen. Und er bringt Musikinstitutionen hervor, in denen Musiker wie Fabrikarbeiter tätig sind. „Man macht einmal ein Probespiel für ein Orchester, ist versichert und sitzt dann ein Leben lang an seinem Pult, egal wie man spielt. Das ist eine verrückte Routine, das Ende von Leben und das Ende von Musik.“ Teodor Currentzis teilt seine Welt deutlich in Gute und Böse ein: „Wer wirklich dem Geist der Musik dient, ist mein Freund, wem die Ideale von

Qualität egal sind und wem es nur ums Geschäft geht, ist mein Feind.“ Zu den Guten zählt er freilich auch Bogdan Roscic, der einst über Adorno promovierte und heute als Präsident für die Klassik bei Sony verantwortlich ist: „Er ist ein Musikwissenschaftler, der all die Dinge liebt, die wir lieben, kein Mainstream-Marketing-Mann, aber einer, der gleichwohl ein Unternehmen führen kann. Er will etwas Echtes machen.“ Wie Überzeugungstäter in neuen Institutionen die Klassik retten sollen

Warum nun gerade in Perm echte Musik entsteht, schildert Currentzis anschaulich: „Wir machen in Perm Aufnahmen, die wir wollen und wie wir wollen.“ Er berichtet dabei von seinen Plänen, ein Abonnement aufzulegen, bei dem nur die Aufführungsdaten feststehen, das jeweilige Konzertprogramm aber erst am Tag des Konzerts bekannt gegeben wird. „Wir entscheiden drei Tage zuvor, wonach uns ist, was wir spielen wollen. Das kann das zweite Klavierkonzert von Brahms und die erste Sinfonie von Mahler sein. Dann proben wir drei Tage und drei Nächte durch und präsentieren am Ende ein wirklich

Foto: Robert Kittel/Sony Classical

H

at die Welt der Oper wirklich darauf gewartet, dass endlich eine Da Ponte-Trilogie auf den Markt kommt, die in der tiefsten Taiga, im östlichstem Winkel Europas, am Rande Sibiriens entsteht? Wer allein Salzburg als Mozartstadt und die Wiener Philharmoniker als Mozartorchester gelten lässt, muss hier nicht weiterlesen. Wer aber offene Ohren besitzt, der kommt aus dem Staunen nicht heraus, was dieser als schräg und radikal, wenn nicht


Althergebrachte Strukturen interessieren ihn nicht: Dirigent Teodor Currentzis

frisches Programm. Das ist möglich! Und ein Trick, um die Klassik lebendig zu halten.“ Musik sei wie Wasser, sie muss fließen, wenn sie stillsteht, dann stirbt sie. Der Überzeugungstäter hält das mit seinem Orchester namens MusicAeterna – seine Mitglieder erhalten immer nur Einjahresverträge – praktizierte Modell auch in Deutschland für anwendbar. „Aber es gibt eben immer noch viele Musiker, die Angst haben, ihre Sicherheit, ihre Position im Orchester einzubüßen, auch wenn sie sich oft als Sklaven fühlen. Aber ein guter Musiker braucht sich vor der Zukunft nicht zu fürchten.“ Für reformierbar hält Currentzis deutsche Opernhäuser oder Orchester mit ihrem Denken in Diensten, Ruhezeiten und Tarifverträgen nicht: Man müsse einfach neue Institutionen

gründen. „Wenn echte musikalische Überzeugungstäter sich in Rostock oder Lindau zusammentun und dort ein musikalisches Zentrum für Barock, für Romantik oder für Zeitgenössische Musik gründen, dann kann das funktionieren. Dort kann man eine eigene Kultur

»Wir spielen Musik, als wäre es der letzte Tag unseres Lebens« entwickeln und dann zurück in die Großstädte gehen, um dort Konzerte zu geben.“ Er spricht von der Flexibilität, wie sie auch hierzulande längst bei den Barock- und Neue MusikEnsembles üblich ist. In den etablierten Orchestern werde hingegen so viel Geld für die

Bürokratie ausgegeben und zu wenig für die eigentliche schöpferische Arbeit. „Wir spielen Musik, als wäre es gerade der letzte Tag unseres Lebens.“ Obwohl das Böse die Welt regiere, gebe es Hoffnung. Für ihn liegt sie in der Initiative von Menschen, die glauben, dass Kunst nicht Arbeit und Geschäft ist, sondern eine Mission. „Wie die Mission von Mönchen in ihrem Kloster, die einfach für Gott singen, ohne Publikum, ohne Geld. Aber sie erreichen musikalische Perfektion damit!“ In Currentzis’ Einspielung des Figaro kann man sie spüren: eine energetische, risikobereite, geistgesättigte Perfektion. „Musik ist die Erforschung einer Welt, die auf ein Wunder wartet.“ Diese Aufnahme jedenfalls ist voller Wunder. Februar 2014 concerti   21


KUrZ BESProChEn

OPERN-KRiTiKEN Was Sie tagesaktuell auf unserer Website erwartet

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uter Journalismus lebt von fachlicher Expertise und maximaler Aktualität. Um Ihnen als Monatsmagazin auch letztere zu bieten, verfolgen unsere Opern-Autoren die wichtigsten Premieren in Deutschland und Europa und berichten in ihren Online-Kritiken tagesaktuell: über Siege und Niederlagen – ob in Berlin, Paris oder Lübeck. Die vollständigen und laufend neue Opern-Kritiken finden Sie online: Scannen Sie dafür den QR-Code mit einer Smartphone-App oder geben Sie: www.concerti.de/oper im Browser ein.

VorSChaU

paris 25.1.2014 oper Paris (Palais Garnier) händel: alcina Christophe Rousset (Leitung), Robert Carsen (Inszenierung), Myrtò Papatanasiu, Anna Goryachova

Traviata: Psychogramm einer Primadonna

fRaNKfuRT 8.12.2013 Diese Oper muss man spielen. Sie gehört wiederentdeckt und für die Gegenwart befragt. Doch die Aufreger aus der Mottenkiste des Regietheaters aus Hans Neuenfels‘ längst vergang‘ner bester Zeit wirken hier wie bemühte Beigaben zu einer einfallsarmen Inszenierung, der eine präzise Personenregie schmerzlich fehlt. (PK)

MaiNz 11.1.2014 Vera Nemirova übersetzt Verdis schonungslose Darstellung seiner Zeit virtuos, einfühlsam, konsequent und klug in eine Geschichte der Gegenwart – jene einer eventgeilen Gesellschaft, die sich einen Star inszeniert, ihn zur Ware degradiert und alsbald verbrennt. Vida Mikneviciute triumphiert in der Titelpartie. (PK)

oper frankfurt Enescu: Oedipe. Alexander Liebreich (Leitung), Hans Neuenfels (Inszenierung), Rifail Ajdarpasic (Bühne), Elina Schnitzler (Kostüme)

Staatstheater Mainz Verdi: La Traviata. Florian Csizmadia (Leitung), Vera Nemirova (Inszenierung), Jens Killian (Bühne) Weitere Termine: 1. & 12.2.14

22  concerti Februar 2014

HaMburg 8.2.2014 Staatsoper Beethoven: fidelio Jun Märkl (Leitung), Hans Neuenfels (Inszenierung), Robert Bork, Stephen Gould, Katja Pieweck Skandalregisseur Neuenfels gelang vor zehn Jahren eine blitzgescheite, nachdenklich böse Fidelio-Sicht lÜbeCK 28.2.2014 Theater lübeck Gluck: armide Christoph Spering (Leitung), Michael Wallner (Inszenierung), Sabina Martin/ Marisol Montalvo, Gerard Quinn, Daniel Jenz Zu Ehren des Jubilars Gluck ist an der Beckergrube mit Christoph Spering ein Barockspezialist zu Gast

Laufend aktuelle Opern-Kritiken: www.concerti.de/oper

Fotos: Monika Rittershaus, Martina Pipprich

enescus Oedipe: Die männliche Elektra

Barockszene trifft Grand Opéra: Christophe Rousset debütiert mit Les Talens Lyriques in der Garnier


AVI AVITAL

B E T W E E N

W O R L D S

EUE DAS N ALBUM

© Neda Navaee

Dvorak

Villa Lobos

Monti

PiaZzolla

u.a.

Live am 30.01.2014 in Berlin „… es klingt phantastisch“ FAS www.avi-avital.de


OPERN-Tipps Die Winter-Highlights in Deutschland und Europa

Braunschweig gräbt Anna Karenina aus oper Er war eine der bedeu-

Operndirektor Philipp Kochheim inszeniert Anna Karenina Sa. 15.2. (Premiere), 19:30 Uhr Staatstheater Braunschweig Hubay: Anna Karenina. Sebastian Beckedorf (Leitung), Philipp Kochheim (Inszenierung). Fr. 21.2. & Di. 25.2., 19:30 Uhr 24  concerti Februar 2014

Symphonie in Rot von Avatâra Ayuso: Schon bei der letzten Biennale präsentierte sich der Nachwuchs der Palucca Hochschule

Dresden tanzt und forscht ballett Die größten Choreo-

graphen geben Workshops für den Nachwuchs und präsentieren eigene Arbeiten in Hellerau, dem Europäischen Zentrum der Künste Dresden. 14 TanzInstitute, von Amsterdam über Hamburg bis nach Toronto, sind präsent und tauschen sich über die Herausforderungen der Ausbildung aus. Das Hygiene-Museum zeigt eine Tanzausstellung. Die Semperoper wird für eine Woche zum Mekka des Balletts. Sasha Waltz und William Forsythe, junge Tänzerinnen und Tänzer, Fachpublikum und ganz normale Tanzbegeisterte treffen in Symposien, offenen Trainings und Performances aufeinander. Ganz Dresden erfindet sich

als moderne Tanzstadt neu. Was vom 15. bis 23. Februar im Zeichen des Tanzes in Bewegung kommt, sucht international seines Gleichen. Unter dem etwas sperrigen Namen „4. Biennale Tanzausbildung“ schafft die berühmte Palucca Hochschule für Tanz Dresden einen kreativen Austausch, von dem die professionelle Tanzwelt genauso stark profitiert wie der Nachwuchs selbst. Dabei bleibt man bewusst nicht unter sich, sondern lockt mit dem starke Ermäßigung bietenden „Tanzpass“ die Fans an. 15.2. - 23.2. Semperoper Dresden, Festspielhaus Hellerau u.a. 4. Biennale Tanzausbildung. Mit Sasha Waltz, William Forsythe u.a. www.biennale-tanzausbildung.de

Fotos: Bettina Stöß, PD, Thomas Leidig/in medias, Koen Broos, Karl-Bernd Karwasz

tendsten Persönlichkeiten des ungarischen Musiklebens, stand mit Franz Liszt, Jules Massenet oder Johannes Brahms in regem Austausch. Jeno˝ Hubay entfesselt in seiner 1914 komponierten Oper Anna Karenina eine spätromantische Tonsprache, die ganz der Dramatik und Emotionalität des Romans von Leo Tolstoi nachspürt. Bis in die 30er Jahre hinein auch in Deutschland erfolgreich, wurde Hubay hierzulande von den Nazis als Jude, in seiner Heimat nach dem Zweiten Weltkrieg als Repräsentant einer aristokratischen Kulturelite aus den Spielplänen verbannt. Eine wichtige Wiederentdeckung.


Nürnberg wagt Arabella oPeR In der legendären Ära

Mortier am Nationaltheater La Monnaie in Brüssel assistierte er Herbert Wernicke und Peter Mussbach. Seit 20 Jahren ist Andreas Baesler neben festen Stationen in Luzern, Rostock und Gelsenkirchen als Regisseur von Oper und Schauspiel in Hamburg wie in Oldenburg, in Frankfurt wie in Augsburg

Vielfältiger Tausendsassa: Regisseur Andreas Baesler

unterwegs, hat über 120 Inszenierungen vorgelegt. Er zählt zu den handwerklich sattelfesten Alleskönnern am Regiepult, meistert Barock und Belcanto, Operette und Musical, Wagner und Uraufführungen mit gleichermaßen sicherem Gespür, psychologischer Präzision und stimmigen Aktualisierungen. Zum Strauss-Jahr kehrt er nach Nürnberg zurück. Mit Ekaterina Godovanets als Arabella und Jochen Kupfer als Mandryka sind die Hauptpartien prominent aus dem Ensemble besetzt. Sa. 1.2. (Premiere), 19:30 uhr Staatstheater Nürnberg Strauss: Arabella. Marcus Bosch (Leitung), Andreas Baesler (Inszenierung). 3., 8., 11. & 16.2.

Göteborg tanzt spirituell BalleTT Gleich zwei Meister

des zeitgenössischen Tanzes kreieren Uraufführungen für die Tanz-Compagnie der Göteborger Oper. Sidi Larbi Cherkaoui führt mit seinen Wurzeln in Marokko wie in Europa ganz unterschiedliche kulturelle Traditionen zusammen. In seiner neuesten Schöpfung Noetic auf Musik des polnischen Neutöners Szymon Brzóska spürt er dem Spannungsfeld aus der Notwendigkeit zur detailversessenen Strukturierung unserer Existenz und der Sehnsucht nach Entgrenzung aller Regeln nach. Der japanische Universalkünstler Saburo Teshigawara hingegen sucht in seiner subtilen wie spirituellen, von Kaf-

ka angeregten Schöpfung Metamorphosis zu Chormusik von Duruflé und Messiaen nach den ewigen und sich kontinuierlich wandelnden Zyklen von Schönheit und Schmerz.

BeRliN

fauSTS veRDaMMNiS So. 23.2., 18:00 uhr Deutsche oper Der Lohengrin vom Dienst debütiert im französischen Fach: Klaus Florian Vogt singt den Faust von Berlioz haMBuRG

YaNG Guifei So. 23.2., 18:00 uhr Musikhochschule (forum) Der chinesische Mythos ist nicht nur im Kino zu erleben, sondern erstmals als Oper, Yijie Wang komponiert CoBuRG

loheNGRiN So. 23.2., 17:00 uhr / Sa. 15.3., 20:00 uhr Großes haus Das Märchen vom Schwanenritter inszenieren die Franken doppelt: mit den Opern von Wagner und Salvatore Sciarrino CheMNiTz

NoRMa Sa. 8.3., 19:30 uhr Saal Als Koproduktion mit der Opera North in Leeds inszeniert Christopher Alden die Belcanto-Oper loNDoN

Die fRau ohNe SChaTTeN fr. 14.3., 18:00 uhr Royal opera house Erst an der Scala, jetzt in Covent Garden: Claus Guths klug dunkle Sicht auf das Menschheitsmärchen von Strauss DaRMSTaDT

oTello

Sidi Larbi Cherkaoui: marokkanischer und europäischer Tanz Sa. 8.3. (Premiere), 18:00 uhr oper Göteborg Spirit. Sidi Larbi Cherkaoui & Saburo Teshigawara (Choreographie), GöteborgsOperans Danskompani. 13., 14., 16., 19., 22., 23., 26. & 29.3.

Weitere Tipps, Termine, Tickets und mehr: www.concerti.de

Sa. 15.3., 19:30 uhr Großes haus Frauen-Power am Pult: einst Simone Youngs Assistentin in Hamburg, heute 1. Kapellmeisterin in Darmstadt. Hier leitet die junge Dirigentin Anna Skryleva Verdis große Shakespeare-Oper

Februar 2014 concerti   25


© Kasskara_DG

ADAC Klassik-Highlights

Leipzig

Wien

Wartburg

18. – 21. April 2014 (Ostern)

9. – 11. Mai 2014

29. Mai – 2. Juni 2014

Thomaskirche: „Matthäuspassion“ mit dem Thomanerchor, Gewandhaus: Orgelkonzert, Oper Leipzig: „Die Feen“ von Wagner, Führungen: Bachmuseum und Museum für Musikinstrumente, Stadtrundfahrt, Begrüßungscocktail mit Imbiss, 1x Abendessen, 5-Sterne-Hotel Fürstenhof Leipzig. Preis ab 740 Euro p. P./DZ

Staatsoper: „Faust“ mit Anna Netrebko, Piotr Beczała, Erwin Schrott, „Andrea Chénier“ (Regie: Otto Schenk) mit Johan Botha, Musikverein: Konzert Wiener Philharmoniker (Leitung: Riccardo Muti), Besichtigung Winterpalais von Prinz Eugen, Führung im Belvedere, 4- und 5-Sterne-Hotels. Preis ab 1.530 Euro p. P./DZ

„Tannhäuser und der Sängerkrieg auf der Wartburg“ am Originalschauplatz im historischen Festsaal, Sonderkonzert im Bachhaus (Eisenach), „Otello“ im Theater Erfurt, Stadtführungen in Meiningen, Eisenach und Erfurt, 4x Abend- und 1x Mittagessen, First-Class-Hotel auf der Wartburg. Preis ab 1.360 Euro p. P./DZ

Buchung und Kataloganforderung: Tel. (069) 66 07 83-05 Mo. – Fr. von 9 – 17 Uhr www.adac-musikreisen.de ADAC Hessen-Thüringen e.V. · Reisen für Musikfreunde Lyoner Straße 22 · 60528 Frankfurt am Main

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FESTiVALS In Deutschland und Europa – wir stellen Ihnen die interessantesten Programme, Orte und Künstler vor

Foto: Jens Haentzschel

Die schönsten Spielstätten Thüringens sind bei den Bachwochen zu bestuanen – wie die Thomaskirche Erfurt

2_Thüringen Wenn der vater mit dem Sohne Das größte Festival des Freistaates legt 2014 noch einen drauf: Unmittelbar an die Thüringer Bachwochen schließt sich das 89. Bachfest in Weimar an 4_Prag von der schönen Moldau Allen Zeitläuften und politischen Abhängigkeiten zum Trotz: Der „Prager Frühling“ blüht wie eh und je. Und dies zum 69. Mal 8_Magdeburg Reha für den unterschätzten Die Telemann-Festtage in Magdeburg widmen sich in dessen Jubiläumsjahr auch Carl Philipp Emanuel Bach Einzeltermine, Details, Tickets und vieles mehr auf www.concerti.de/festivalguide

Februar 2014 concerti  27


FEStiValGUidE

Wenn der vater mit dem Sohne ... ThüRiNGeN Das größte festival des freistaates legt 2014 noch einen drauf: unmittelbar an die Thüringer Bachwochen schließt sich das 89. Bachfest in Weimar an. Von Christoph Forsthoff

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lücklich dieses Deutschland, das über eine solche Musiktradition verfügt! Ganz Deutschland? Nun, da gibt es dann doch regionale Unterschiede – und manch einer gerade im Süden und Südwesten der Republik horcht erstaunt auf angesichts der Tatsache, dass rund die Hälfte aller Musikermuseen in Mitteldeutschland zu finden sind. Ja, Sachsen, Sachsen-Anhalt und Thüringen bilden die Schwerpunkte in der Topographie der Klassik hierzulande. Wer jetzt 28  concerti Februar 2014

sogleich an Johann Sebastian Bach denkt, liegt natürlich richtig, schließlich lebte und wirkte der bedeutendste aller deutschen Komponisten fast sein gesamtes Leben zwischen Eisenach und Leipzig. europäische brückenschläge und bach‘sche Jubiläen

Und doch war es natürlich nicht allein dieser alles überragende Barock-Meister, der die musikalische Welt seiner Zeit prägte, sondern auch Bach war eingebunden in ein „Netzwerk“

verschiedener Komponisten, die die verschiedenen europäischen Nationalstile verbanden. Von daher steht bei den Thüringer Bachwochen der Namensgeber zwar im Mittelpunkt der Programme, doch Künstler wie das Duo Bell’Arte Salzburg, Clavichord-Fachmann Bernhard Klapprott oder Blockflötist Maurice Steger schlagen in ihren diesjährigen Konzerten konsequenterweise auch immer wieder die historische Brücke zu den Werken eines Heinrich Ignaz Franz = Zeitraum

= Künstler

= Ort

Foto: Jens Haentzschel

Besondere Aura: In der Dornheimer St. Bartholomäus­Kirche heiratete Bach 1707 seine Cousine Maria Barbara


Biber, Georg Anton Benda oder Georg Philipp Telemann. Indes: Nomen est omen – natürlich geht auch 2014 bei dem Festival zwischen dem 11. April und dem 4. Mai nichts ohne Bezug zum Namensgeber. Zumal, wenn der Vater mit dem Sohne… jährt sich doch heuer nicht allein die Ernennung von Johann Sebastian Bach zum Konzertmeister am Weimarer Hof zum dreihundertsten Mal, sondern auch der Geburtstag seines zweiten Filius Carl Philipp Emanuel. Immer Ärger mit diesem Bach

Grund genug, sich im Rahmen der Thüringer Bachwochen einmal auf die Spuren der weitverzweigten Musikerfamilie Bach zu begeben, die allein in Arnstadt fast zwei Jahrhunderte lang lebte. Was dem kleinen thüringischen Örtchen den Titel Bachstadt brachte – auch wenn ihr berühmtester Sohn an seinem ersten Arbeitsort eher unangenehm auffiel: Ständige Querelen mit dem Kirchenkomitee, Urlaub nach Lust und Laune, Frauen auf der Orgelempore und Musik, die der Gemeinde so gar nicht passte – kein Wunder, dass da sein dortiges Denkmal einen lümmelnden Twen zeigt und keinen würdevollen Musiker. Was den Konzerten in Arnstadt natürlich nicht von Nachteil ist, bietet sich doch hier wie andernorts die Gelegenheit, Bachs Werke am Ort ihrer Entstehung zu musizieren – so etwa Sinfonien und Solokantaten mit obligater Orgel, die Countertenor Alex Potter und das Barockorchester Capriccio Basel in der dortigen Bachkirche aufführen. Frisch renoviert prä-

sentiert sich die Taufkirche des Meisters, St. Georgen in Eisenach, die am Ostersonntag nicht allein mit einem Festgottesdienst wiedereröffnet wird, sondern auch mit einem Festkonzert: Das Ensemble Amarcord und die Lautten Compagney nehmen sich Bachs Motetten an. Und auch sonst geizt das größte Musikfestivals Thüringens nicht mit prominenten Namen: Ob die Geiger Daniel Hope und Dmitry Sitkovetsky, Klavier-Shootingstar Kit Armstrong und sein gestandener Kollege Martin Stadtfeld, Cellist Pieter Wispelwey oder auch die Weltmeister des Breakdance, die Flying Steps mit ihrem Programm „Red Bull Flying Bach“ – intensiver und vielfältiger als in diesen 38 Konzerten lässt sich der Kom-

ponist kaum erleben. Zumal 2014 auch das alljährlich an wechselnden Orten stattfindende Bachfest nach einem halben Jahrhundert wieder in Weimar stattfindet und sich mit 34 weiteren Veranstaltungen unmittelbar an die Bachwochen anschließt. Ja, was wäre das Musikland Thüringen nur ohne seinen Johann Sebastian Bach – da ist auch längst vergeben und vergessen, dass ihn Herzog Wilhelm Ernst von Sachsen-Weimar im Streit um dessen Wechsel nach Köthen dereinst für einen Monat in den Kerker werfen ließ… Thüringer Bachwochen 11.4. - 4.5.2014 Minguet Quartett, Maurice Steger, Daniel Hope, London Brass, Kit Armstrong, Martin Stadtfeld u.a. Eisenach, Weimar, Erfurt, Jena u.a.

26. INTERNATIONALE

HAYDNTAGE 2014

HA YDN & MOZART 4. – 14. September

Adam Fischer, Österr.-Ung. Haydn Philharmonie, Academy of Ancient Music, Richard Tognetti, Mischa Maisky, La Stagione Frankfurt, Simone Kermes, Kammerorchester Basel, Mojca Erdmann, Sebastian Knauer, Ballett „Die Jahreszeiten“, The Clarinotts, Wiener KammerOrchester, Reinhard Goebel, Petit Trianon, Amerling Trio u.v.m.

HAYDN FESTSPIELE EISENSTADT Intendanz: Dr. Walter Reicher Schloss Esterházy A-7000 Eisenstadt Tel. +43-2682-61866 office@haydnfestival.at

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www. haydnfestival.at

Februar 2014 concerti  29


Festivalguide

tschechien Allen Zeitläuften und politischen Abhängigkeiten zum Trotz: Der »Prager Frühling« blüht wie eh und je. Und dies zum 69. Mal

Wo Ambiente und Künstler stimmig sind: Auch die Tschechischen Philharmoniker Prag sind beim »Frühling« zu hören

P

rag: Bereits am Bahnhof flirren sie herum, die Musikgeschichten aller Art. Etwa, dass Antonín Dvorˇák, Eisenbahnfanatiker par excellence, seinen Studenten hier nicht nur das Wesen des Kontrapunktes erklärte, sondern auch die Mechanik einer Dampflokomotive. Oder Komponist

Josef Suk die Gunst seines zukünftigen Schwiegervaters Dvorˇák fast verspielt hätte, weil er die Seriennummer einer Lok falsch notierte. Das „Konservatorium Europas“ nannte der englische Reiseschriftsteller Charles Burney Prag. Mozart lebte hier, Beethoven, Liszt, Chopin, Wagner, Berlioz und

viele mehr – von tschechischen Musikgrößen wie Smetana, Martinu ˚ , Zelenka, Janácˇek und Benda ganz zu schweigen. Mozarts Don Giovanni wurde hier frenetisch gefeiert. Heute ist es die Moldau, Smetanas Moldau, die von fern und nah schwingt, scheppert oder tönt, sei es vom Glockenspiel eines Kirchturms, der Durchsage am Bahnhof, den Lautsprecherboxen der Souvenirläden, der Jazzband am Flussufer. Und alljährlich am 12. Mai, dem Todestag des Komponisten; zum Auftakt des „Prager Frühlings“. 1946 von Rafael Kubelik gegründet, gehört das internationale Musikfestival immer noch zu den wichtigsten der Welt. Drei Wochen lang Oper, Konzerte, Recitals, Kammermusik, Jazz und ein Musikwettbewerb. Diesmal mit dabei: Michael Tilson, Julia Fischer, Gidon Kremer, das Freiburger Barockorchester, Lang Lang, Les Arts Florissants, die Wiener Philharmoniker, Hilary Hahn u.v.a. Teresa Pieschacón Raphael Prager Frühling 12.5. - 3.6.2014 Gidon Kremer, Mahler Chamber Orchestra, Leif Ove Andsnes, Mischa Maisky, Lang Lang, Julia Fischer, Andreas Scholl, Paavo Järvi u.a.

Fotos: Prague Spring/Ivan Malý, Stephanie Teschner

Von der schönen Moldau

13. bis 29. Juni 2014

MITTELMEER zwischen Traum und Wirklichkeit

30 concerti Februar 2014

= Zeitraum

= Künstler

= Ort


Reha für den Unterschätzten sachsen-anhalt Die Telemann-Festtage in

Magdeburg widmen sich in dessen Jubiläumsjahr auch Carl Philipp Emanuel Bach

S

teht man heutzutage in der kriegsgebeutelten Innenstadt von Magdeburg, kann man sich kaum vorstellen, in welch prachtvoller Blüte die Stadt früher gestanden haben mag. Vor fast 1200 Jahren schon zur Kaiserpfalz erhoben, als anderswo noch Sümpfe glucksten, strahlte dieses Machtzentrum nie nur politisch, sondern vor allem auch kulturell weit aus. Einer der berühmtesten Söhne ist Georg Philipp Telemann, der notorisch unterschätzte, ewig Deklassierte hinter dem vier Jahr jüngeren Johann Sebastian Bach. Dabei wurde dieses Fehlurteil längst von vielen Größen der Alten Musik widerlegt: An vorderster Front Hermann Max, der mit seinem Kleinen Konzert immer wieder nach Magdeburg zu den TelemannFesttagen kommt. Das zweijährlich stattfindende Festival gilt als beliebter Treffpunkt der Alte-Musik-Szene und vereint dementsprechend einige Musikprominenz. Es geht

hochkarätig zu. Die Freundschaft zwischen Bach und Telemann war übrigens unverbrüchlich, fungierte doch der Ältere als Pate von Bachs zweitem Sohn Carl Philipp Emanuel, der in diesem Jahr seinen 300. Geburtstag feiert. Deswegen widmen ihm die Telemann-Festtage auch einen ihrer Programmschwerpunkte und eine internationale wissenschaftliche Konferenz. Das interessanteste Projekt dieses Jahrgangs hingegen dürfte sicher die Oper Otto sein, inszeniert am Städtischen Opernhaus. Das Werk stammt eigentlich unter dem Titel Ottone von Händel und wurde für die Hamburger Gänsemarktoper von Telemann bearbeitet. Aber auch abseits dieses Kuriosums lohnt der Blick ins Programm. Christian Schmidt Magdeburger Telemann-Festtage 14.3. - 23.3.2014 Gotthold Schwarz, Thomanerchor Leipzig, Stephanie Petitlaurent, RIAS Kammerchor, Ludwig Güttler, Dresdner Barockorchester u.a.

Theater Bielefeld Theater Paderborn Landestheater Detmold Hochschule für Musik Detmold Nordwestdeutsche Philharmonie

27. – 31. Mai 2014 Detmold VVK ab 1. Februar Mit dem Flair vergangener Tage: Die Johanniskirche in Magdeburg Einzeltermine, Details, Tickets und vieles mehr auf www.concerti.de/festivalguide

www.landschafftkultur.de Februar 2014 concerti   31


Konzert-Tipps Ausgewählte Konzerte im Februar

Hamburg 16.2.

Bremen 20.2.

Cuarteto Casals

6 Thomas Zehetmair

2

Berlin 16.2.

1 David Finckel & Wu Han

Düsseldorf 24.2.

4 Edita Gruberova 7 Gábor Boldoczki

Dresden 1.2.

Veronika Eberle 3

Frankfurt 3.2.

Rafał Blechacz

5

Stuttgart 18.2.

9 Nikolai Tokarew

32  concerti Februar 2014

Fotos: Marco Borggreve, Felix Broede, Lukas Beck, Frank Stewart, Molina Visuals, Keith Pattison, James Cheadle

Köln 25.2.

Leipzig 14.2.

Sir John Eliot Gardiner 8


BeRliN Sa. 1.2.2014, 20:00 uhr Philharmonie Truls Mørk (Violoncello), Magnus Lindberg (Klavier), Berliner Philharmoniker, Alan Gilbert (Leitung). Dvořák: Cellokonzert h-Moll op. 104, Lindberg: Kraft Mo. 3.2.2014, 20:00 uhr Konzerthaus (Kleiner Saal) Vittorio Ghielmi (Viola), Akademie für Alte Musik Berlin. Graun: Ouvertüre dMoll, Viola da Gamba-Konzert, C.Ph.E. Bach: Sonate C-Dur Wq 136, Telemann: Blockflötenkonzert a-Moll, Abel: Sonata aus dem „Drexel-Manuskript“, J.S. Bach: Sinfonie Es-Dur Wq 179 fr. 7.2.2014, 20:00 uhr Kammermusiksaal RIAS Kammerchor, Tobias Löbner (Leitung), Manuel Pujol (Leitung), Cornelius Volke (Leitung), Mendelssohn: Lieder im Freien zu Singen, Schumann: Vier doppelchörige Gesänge, Scelsi: Tre canti sacri, Bach: Singet dem Herrn ein neues Lied BWV 225 Sa. 8.2.2014, 22:00 uhr universität der Künste (Joseph-Joachim-Konzertsaal) Hindemith Fest der UdK: Nachtkonzert, Nora Chastain (Violine), Hartmut Rohde (Viola), Wilfried Strehle (Viola), Jens Peter Maintz (Violoncello), Wolfgang Boettcher (Violoncello), Pascal Devoyon (Klavier). Uraufführungen von Müller-Wieland, Jost, Eichberg & Ryu So. 9.2.2014, 20:00 uhr Kammermusiksaal Christian Gerhaher (Bariton), Wolfram Brandl (Violine), Rachel Schmidt (Violine), Micha Afkham (Viola), Richard Duven (Violoncello), Peter Riegelbauer (Kontrabass), Gerold Huber (Klavier) Schoeck: Notturno op. 47, Beyer: Streicherfantasien über ein Motiv von Johann Sebastian Bach, Fauré: La Bonne Chanson

1

DaviD fiNCKel & Wu haN

So. 16.2.2014, 20:00 uhr Kammermusiksaal David Finckel (Violoncello), Wu Han (Klavier). Beethoven: Cellosonaten Nr. 1–5 Als „Americas first chamber music couple“, künstlerische Leiter der Chamber Music Society of Lincoln Center New York und Mitgründer des Festivals Music@Menlo in Kalifornien sind David Finckel und seine Frau Wu Han weltberühmt. Jetzt erobern die beiden mit Beethoven Deutschland und die Berliner Philharmonie.

Di. 18.2.2014, 20:30 uhr Piano Salon Christophori Die kammermusikalische Privataufführung. Carolin Widmann (Violine), Nicolas Altstaedt (Violoncello), Alexander Lonquich (Klavier). Schubert: Notturno & Klaviertrio Es-Dur, Ravel: Klaviertrio

Mo. 3.2.2014, 19:30 uhr hochschule für Musik Carl Maria von Weber (Konzertsaal) Dorothee Mields (Sopran), Britta Schwarz (Alt), Les Amis de Philippe, Ludger Rémy (Leitung). Mozart: Requiem & Sinfonie g-Moll KV 550

fr. 28.2.2014, 20:00 uhr Konzerthaus (Großer Saal) Nikolaj Znaider (Violine), Saleem Abboud Ashkar (Klavier). Beethoven: Violinsonate G-Dur op. 30/3, Strawinsky: Divertimento, Webern: Vier Stücke op. 7, Brahms: Violinsonate d-Moll

Sa. 8.2.2014, 19:30 uhr albertinum (lichthof) Mitsuko Uchida (Klavier), Dresdner Philharmonie, Michael Sanderling (Leitung). Mozart: Klavierkonzert B-Dur, Schostakowitsch: Sinfonie Nr. 15 A-Dur

BReMeN 2 CuaRTeTo CaSalS Do. 20.2.2014, 20:00 uhr Glocke (Kleiner Saal) Cuarteto Casals, Beethoven: Streichquartett D-Dur op. 18/3, Webern: Sechs Bagatellen, Kurtág: Hommage à Mihály András, 12 Mikroludien, Debussy: Streichquartett g-Moll Mit György Kurtág verbindet das Cuarteto Casals eine lange Geschichte: Die vier Spanier arbeiteten intensiv mit dem Kompositionsmeister und gelten heute als Vorzeigeinterpreten seiner Werke.

Mi. 26.2.2014, 20:00 uhr Glocke (Großer Saal) Rolando Villazón (Tenor), Gerold Huber (Klavier), Lieder von de Falla, Obradors, Verdi, Massenet u. a.

DReSDeN 3 veRoNiKa eBeRle Sa. 1.2.2014, 19:30 uhr albertinum (lichthof) Veronika Eberle (Violine), Antoine Tamestit (Viola), Dresdner Philharmonie, Yutaka Sado (Leitung) Strauss: Tod und Verklärung op. 24 & Suite aus „Der Rosenkavalier“, Mozart: Sinfonia Concertante EsDur KV 364, Interludio aus der Oper „Idomeneo“ KV 366 Doppelkonzerte gibt es leider nicht wie Sand am Meer: DAS Referenzwerk für diese Besetzung hat Mozart vorgelegt. Mit Veronika Eberle und Antoine Tamestit stehen an diesem Abend zwei alte Freunde auf der Bühne.

fr. 14.2.2014, 20:00 uhr Semperoper Krassimira Stoyanova (Sopran), Marina Prudenskaya (Mezzosopran), David Lomelí (Tenor), Stephen Milling (Bass), Sächsischer Staatsopernchor Dresden, Sächsische Staatskapelle Dresden, Christian Thielemann (Leitung) Verdi: Messa da Requiem

DüSSelDoRf Sa. 1.2.2014, 20:00 uhr Tonhalle Lise de la Salle (Klavier), Berner Symphonie Orchester, Mario Venzago (Leitung). Ravel: Rapsodie espagnole, Saint-Saëns: Klavierkonzert Nr. 2 gMoll, Brahms: Sinfonie Nr. 3 F-Dur fr. 7.2.2014, 20:00 uhr Tonhalle Julia Fischer (Violine), Düsseldorfer Symphoniker, Andrey Boreyko (Leitung), Mendelssohn: Violinkonzert e-Moll, Schumann: Violinkonzert d-Moll WoO 1, Hindemith: Mathis der Maler

4 eDiTa GRuBeRova Mo. 24.2.2014, 20:00 uhr Tonhalle Edita Gruberova (Sopran), Münchner Kammerorchester, Douglas Boyd (Leitung). Mozart: Orchesterstücke, Arien und Rezitative aus „Don Giovanni“, „Die Entführung aus dem Serail“, „Mitridate“ und „Così fan tutte“ Die „slowenische Nachtigall“ zu Gast in Düsseldorf. Edita Gruberova ist Koloratursopranistin alter Schule mit jugendlicher Stimme, die sie Mozart nur zu gerne leiht.

eSSeN Sa. 1.2.2014, 20:00 uhr Philharmonie Dominique Horwitz, Jakob Neubauer, Andres Reukauf, WDR Rundfunkorchester Köln, Enrique Ugarte (Leitung) Chansons von Jacques Brel Februar 2014 concerti  33


KonZErt-tiPPS

fr. 21.2.2014, 20:00 uhr Philharmonie Anja Harteros (Sopran), Sreten Krstic (Violine), Ana Lebedinsky (Violine), Wolfgang Berg (Viola), Stephan Haack (Violoncello), Michaela Pühn (Klavier), Dohnányi: Klavierquintett Nr. 1 c-Moll op. 1, Fauré: La bonne chanson op. 61

fRaNKfuRT

haMBuRG Do. 6.2.2014, 19:30 uhr hauptkirche St. Michaelis Benefizkonzert „Eine Millionen Bauherren gesucht“. Ragna Schirmer (Klavier), Christina Brabetz (Violine), Württembergisches Kammerorchester Heilbronn Händel: Orgelkonzerte op. 4/5, op. 4/1 & 2, op. 7/1 & 2, Pärt: Fratres, Connesson: Concertino Do. 6.2.2014, 20:00 uhr laeiszhalle (Großer Saal) Isabelle Faust (Violine), NDR Sinfonieorchester, Michael Gielen (Leitung) Bartók: Violinkonzert Nr. 2, Bruckner: Sinfonie Nr. 3 d-Moll Sa. 8.2.2014, 19:00 uhr laeiszhalle (Kleiner Saal) Marianna Shirinyan (Klavier). Schubert: Impromptus op. 90, Debussy: Images I, Hosokawa: Etudes Nr. 1 & 2, Liszt: Après und lecture de Dante/Fantasia quasi Sonata, Chopin: Andante spianato et Grande Polonaise brillante Es-Dur

5 Rafał BleChaCz Mo. 3.2.2014, 20:00 uhr alte oper (Großer Saal) Rafał Blechacz (Klavier), Helsinki Philharmonic Orchestra, John Storgårds (Leitung), Madetoja: Kullervo op. 15, Schumann: Klavierkonzert a-Moll op. 54, Sibelius: Lemminkäinen-Legenden op. 22 Gleich zwei Figuren des finnischen Nationalepos „Kalevala“, nämlich Kullervo und Lemminkäinen, werden musikalisch bedacht.

Di. 4.2.2014, 20:00 uhr alte oper (Mozart Saal) Quartuor Ebène, Haydn: Streichquartett f-Moll op. 20/5 Hob. III: 35, Bartók: Streichquartett Nr. 4, Schumann: Streichquartett A-Dur op. 41/3 fr. 14.2.2014, 20:00 uhr hr-Sendesaal Barock +. hr-Sinfonieorchester, Reinhard Goebel (Leitung). Fasch: Ouvertüre B-Dur, Händel: Concerto D-Dur HWV 335a, Marsh: Conversation Symphony, Cannabich: Sinfonie C-Dur fr. 21.2.2014, 20:00 uhr hr-Sendesaal Forum Neue Musik. Nicolas Altstaedt (Violoncello), hr-Sinfonieorchester, André de Ridder (Leitung). Glass: Sinfonie Nr. 3, Muhly: Cellokonzert, Dessner: St. Carolyn by the Sea, Reich: Variations 34 concerti Februar 2014

So. 16.2.2014, 17:00 uhr opernhaus Håkan Hardenberger (Trompete), Niedersächsisches Staatsorchester Hannover, Lothar Zagrosek (Leitung), Zimmermann: Heroische Prosodie, Nobody knows de trouble I see & Trompetenkonzert, Schumann: Sinfonie Nr. 4 d-Moll op. 120, Zimmermann: Musique pour les soupers du Roi Ubu Di. 18.2.2014, 20:00 uhr hCC Christian Tetzlaff (Violine), Tanja Tetzlaff (Violoncello), Lars Vogt (Klavier), Brahms: Klaviertrios Nr. 3 c-Moll, Nr. 2 C-Du & Nr. 1 H-Dur

KölN Di. 4.2.2014, 20:00 uhr Kölner Philharmonie Cappella Andrea Barca, András Schiff (Klavier), Mozart: Klavierkonzerte KV 449-451 & 453, Quintett KV 452 Mo. 10.2.2014, 20:00 uhr Kölner Philharmonie Iveta Apkalna (Orgel), Schostakowitsch: Passacaglia, Escaich: Deux Évocations, Évocation III, Glass: Mad Rush, Janáček: Varhany sólo (Postludium), Mozart: Allegro und Andante KV 608, Strawinsky: Pétrouchka, Liszt: Funérailles S 173/7

6 ThoMaS zeheTMaiR So. 16.2.2014, 11:00 uhr laeiszhalle (Großer Saal) Thomas Zehetmair (Violine), Philharmoniker Hamburg, Christopher Hogwood (Leitung). Mendelssohn: Das Märchen von der schönen Melusine op. 32, Sinfonie Nr. 4 A-Dur op. 90 „Italienische“, Violinkonzert e-Moll op. 64 Thomas Zehetmair hat viele Talente: Er gilt nicht nur als einer der vielseitigsten Geiger unserer Zeit, der sich vor allem auch für zeitgenössische Musik einsetzt; auch am Pult sorgt der gebürtige Österreicher seit längerem schon für Furore. In Hamburg überlässt er den Taktstock Christopher Hogwood.

haNNoveR Do. 13.2.2014, 20:00 uhr NDR landesfunkhaus (Großer Sendesaal) Gabriela Montero (Klavier), NDR Radiophilharmonie, Eivind Gullberg Jensen (Leitung). Brahms: Klavierkonzert Nr. 1 d-Moll op. 15, Grieg: Lyrische Suite, Sibelius: Sinfonie Nr. 7 C-Dur

7 GáBoR BolDoCzKi Di. 25.2.2014, 20:00 uhr Kölner Philharmonie Gábor Boldoczki (Trompete), I Musici di Roma, Vivaldi: Concerti RV 158, 575 & 310, Torelli: Trompetenkonzert D-Dur, Paganini: Il carnevale di Venezia op. 10 u.a. Vielgepriesener Trompeter, geschätzter Lehrer – und Doktor! Neben seinen vielen Verpflichtungen hat Gábor Boldoczki vor kurzem seine Promotion abgeschlossen.

leiPziG Sa. 1.2.2014, 20:00 uhr Gewandhaus (Großer Saal) MDR Sinfonieorchester, Frank Strobel (Leitung). Metropolis. Film von Fritz Lang mit Musik von Gottfried Huppertz

Fotos: Marco Borggreve, Felix Broede, Keith Pattison, Sheila Rock/Decca

fr. 14.2.2014, 20:00 uhr Philharmonie Speaking drums. Martin Grubinger (Percussion), Mahler Chamber Orchestra, Musiker der MCO Academy am Orchesterzentrum NRW, Peter Eötvös (Leitung). Strawinsky: Symphonies d‘instruments à vent, Eötvös: Speaking drums, Messiaen: Chronochromie u.a.


29. internationales MusikFestival

GaRDiNeR

fr. 14.2.2014, 20:00 uhr Gewandhaus (Großer Saal) Hannah Morrison (Sopran), Christina Landshamer (Sopran), Ann Hallenberg (Alt), James Gilchrist (Tenor), Thomas E. Bauer (Bariton) u.a. Gewandhausorchester Leipzig, The Monteverdi Choir, Sir John Eliot Gardiner (Leitung). Schumann: Das Paradies und die Peri

STuTTGaRT

David Garrett

Sa. 1.2.2014, 20:00 uhr Mercedes Center HaydnSpaß 2. Julian Steckel (Violoncello), Stuttgarter Kammerorchester. J. M. Haydn: Sinfonie G-Dur, J. C. Bach: Sinfonie F-Dur op. 8/4, C. P. E. Bach: Cellokonzert a-Moll Wq. 170, F. J. Haydn: Sinfonie fis-Moll „Abschiedssinfonie“

Simone Kermes

Ein seltenes Werk in selten ausgesuchter Besetzung: Sir John Eliot Gardiner stellt hohe Ansprüche an den von ihm gegründeten Monteverdi Choir und gilt als Fachmann für chorsinfonisches Repertoire.

MüNCheN Do. 13.2.2014, 20:00 uhr Gasteig (Carl-orff-Saal) Lorenz Nasturica-Herschcowici (Violine), Daniel Müller-Schott (Violoncello), Münchner Philharmoniker, Lorin Maazel (Leitung). Brahms: Variationen über ein Thema von Joseph Haydn B-Dur op. 56a, Doppelkonzert a-Moll op. 102, Sibelius: Sinfonie Nr. 2 D-Dur op. 43 Do. 13.2.2014, 20:00 uhr Residenz (herkulessaal) Symphonieorchester des Bayerischen Rundfunks, Herbert Blomstedt (Leitung). Brahms: Tragische Ouvertüre op. 81, Sinfonie Nr. 3 F-Dur op. 90, Variationen über ein Thema von Joseph Haydn B-Dur op. 56a, Akademische Festouvertüre Mo. 17.2.2014, 20:00 uhr Bayerische Staatsoper Leonidas Kavakos (Violine), Bayerisches Staatsorchester, Constantinos Carydis (Leitung). Brahms: Violinkonzert D-Dur op. 77, Schostakowitsch: Sinfonie Nr. 5 d-Moll op. 47 Di. 25.2.2014, 20:00 uhr Prinzregententheater Kate Lindsey (Mezzosopran), Steve Davislim (Tenor), Balthasar Neumann Ensemble, Thomas Hengelbrock (Leitung), Bach: Suite BWV 1069, Telemann: Concerto D-Dur, Händel: Armida e Rinaldo

„Ich spiele jedes Werk in jedem Konzert anders, sonst wäre es mir zu langweilig“, sagte Nikolai Tokarev im concerti-Interview. Das nennen wir mal Vielseitigkeit!

Do. 20.2.2014, 20:00 uhr liederhalle (Beethoven-Saal) Christina Landshamer (Sopran), Florian Boesch (Bass), NDR Chor, SWR Vokalensemble Stuttgart, Radio-Sinfonieorchester Stuttgart des SWR, Sir Roger Norrington (Leitung) Brahms: Ein deutsches Requiem op. 45 onlinE-tiPP

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© Mat Hennek

Christoph Eschenbach

18.06.

Wiener violinsoiree Wiener Symphoniker D: Vladimir Jurowski S: Leonidas Kavakos (Violine) Szymanowski · Ravel · Beethoven

20.06.

Münchner Gala Symphonieorchester des Bayerischen Rundfunks D: Yannick Nézet-Séguin S: Hélène Grimaud (Klavier) Smetana · Ravel · Schumann

22.06.

luzerner Gala Luzerner Sinfonieorchester LSO D: James Gaffigan S: Peter Sonn (Tenor) Renaud Capuçon (Violine) Nicholas Angelich (Klavier) Weber · Mendelssohn · Schumann

9 NiKolai ToKaRev Di. 18.2.2014, 20:00 uhr liederhalle (Beethoven-Saal) Nikolai Tokarev (Klavier). Bach: Toccata BWV 914, Beethoven: Sonate c-Moll op. 111, Wagner: Drei Sinfonische Episoden aus „Der Ring des Nibelungen“, Rosenblatt: Wagneriana

Hélène Grimaud © Sony_2011

8 SiR JohN elioT

13. Juni – 13. Juli 2014

© Eric Brissaud

Mo. 3.2.2014, 20:00 uhr friedenskirche Sanssouci Emmanuel Pahud (Flöte), Kammerakademie Potsdam, Trevor Pinnock (Leitung). C. P. E. Bach: Flötenkonzerte Wq 169, 22 & 13, J.S. Bach: Fuga BWV 1079 & Brandenburgisches Konzert Nr. 3 BWV 1048

© Christopher Dunlop

PoTSDaM

27. 06. Münchner Galaabend Münchner Philharmoniker D: Christoph Eschenbach S: Iskandar Widjaja (Violine) Mozart · Beethoven 29.06.

klassiksoiree Tschechische Philharmonie D: Jiri Belohlavek S: David Garrett (Violine) Vivaldi · Voˇríšek

09.07.

us-rhythm and Blues Orchestre National de Marseille D: Lawrence Foster S: Simone Kermes (Sopran) Tine Thing Helseth (Trompete) Da Sol Kim (Klavier) Melodien von Villa-Lobos, Kern u. a. Tomasi · Mozart · Copland

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Reportage

Zwischen Moderne und Tradition: Blick über das Goldene Horn auf die Altstadt von Istanbul

»Der Sound ist anders«

E

s war einmal ein Bauernsohn im tiefsten Anatolien. Im Fernsehen sah er das erste Mal ein Orchester und war beeindruckt vom Musiker mit der mächtigen Tuba. Der Junge teilte seinen verblüfften Eltern mit, dass er Tubist würde, einer der besten der Welt. Er erhielt ein einfaches Blasgerät, brachte sich alles selber bei, und als er ein junger Mann war, brach er gegen den Willen der Eltern aus der Provinz aus. Zunächst nach Ankara, wo er eine Musikschule besuchte, dann nach Izmir und schließlich nach Istanbul, wo er zum Borusan International Philharmo36  concerti Februar 2014

nic Orchestra (BIPO) gelangte. Inzwischen gilt er als bester Tubist der Türkei. „Er könnte einer der Großen der Welt am tiefsten aller Blechblasinstrumente werden“, sagt Sascha Goetzel. Kostenloser Unterricht für Kinder aus armen Familien

Der Chefdirigent des BIPO kennt solche Geschichten. Er hat sich, seit 2008 in Istanbul, von Anfang an um die Ausbildung und Förderung junger Musiker gekümmert. Mit Hilfe einer Stiftung hat Goetzel ein spezielles Programm für Kinder aus armen Familien entwi-

ckelt, es werden Instrumente vermietet und es gibt kostenlosen Unterricht. Zudem hat er freie Tickets für Studenten durchgesetzt, in der Sultan­ ahmet-Konzerthalle gibt es für sie zwei Platzreihen. „Nachdem der Reformer Atatürk die klassische Musik in die Türkei geholt hatte, profitierte davon vor allem die Elite“, sagt Goetzel. „Das ist nicht mehr so, die Entwicklung erfasst vor allem junge Leute. Zwar sind wir in der Musik Europa noch 20 Jahre hinterher, Mahler zum Beispiel muss erst noch bekannt gemacht werden. Aber es geht voran.“

Fotos: Özge Balkan, Sebastian Holm

Der Österreicher Sascha Goetzel leitet das Borusan Istanbul Philharmonic Orchestra und will die europäische Klassik in der Türkei populär machen. Von Roland Mischke


Vielfältige Stadt: Im schicken Stadtteil Beyoğlu, in dem sich auch der Taksim­Platz befindet

Das BIPO wurde 1999 gegründet von den Eigentümern des in Istanbul sesshaften Industrie- und Dienstleistungsunternehmen Borusan, im Februar feiert man das 15-jährige Jubiläum. Goetzel war unsicher, nachdem er das Rennen um die Leitung des internationalsten aller türkischen Orchester gewonnen hatte. Sollte er das Experiment wagen? Er fragte Daniel Barenboim um Rat. Sofort, antwortete der mit Nachdruck. Es sei eine Riesenchance für die türkischen Musiker, würde ein Kenner europäischer Klassik in Kontinuität mit ihnen arbeiten. Das hat sich Sascha Goetzel zur Aufgabe gemacht. „Die Türken sind sehr offen. So können wir die europäische Musiktradition nach Istanbul bringen und diese Stadt zur Musikstadt machen.“ Sein Vertrag läuft bis 2017. „Ich bin gern in Istanbul – eine aufregende Stadt.“

Und noch lange keine Stille: Sonnenuntergang über dem Bosporus

Das war am Anfang nicht leicht. Der erste Österreicher mit dem Namen Sascha – von den Eltern nach einem berühmten russischen Geiger benannt –, hatte in seiner Heimat Erfolg, dirigierte das Wiener Kammerorchester und das Tonkünstler Orchester Niederösterreich, war in Wien an der Volksoper und der Staatsoper tätig und international unterwegs. Borusan band ihn mit einem langjährigen Vertrag an das Orchester. Goetzel hat Frau und zwei Kinder in Wien, oft sieht er sie nicht wegen seiner Verpflichtungen. „Ich bin nicht mit einer Frau verheiratet, sondern mit einem Engel“, sagt er. „Wir waren schon vor der Karriere zusammen, sie kennt die Belastungen und meine bedingungslose Liebe zur Musik. Anders wäre es nicht gegangen.“ In der Türkei traf er einen Musikstil, der sich wesentlich von

ZUr PErSon

SaSCha GoeTzel Der 43-jährige Wiener ist seit 2008 künstlerischer leiter und Chefdirigent des Borusan Istanbul Filarmoni Orkestrasi. Er studierte Violine an der Musikhochschule Graz und war langjähriges Mitglied der Wiener Philharmoniker. An seiner Ausbildung als Dirigent waren zubin Mehta, Seiji ozawa und Riccardo Muti beteiligt, an der Sibelius-Akademie in Finnland war Goetzel Meisterschüler von Jorma Panula. Er dirigiert seit 2001 österreichische und internationale Orchester.

Februar 2014 concerti  37


dem in Mitteleuropa unter- „Gespielt werden sie im Geist scheidet. „Hier gibt es viel war- der Kreativität, aber auch um mes Blut“, so Goetzel. „Der internationale Anerkennung orientalische Tanz ist wichtig, zu finden. Jede Aufführung ist in den Adern der Musiker wie ein Mosaik, das sich aus hüpft noch der Derwisch. verschiedenen Komponenten Selbst bei ganz jungen Leuten, zusammensetzt.“ Mentalität, das merkt man an der Popmu- Dynamik, Dramatik, dem ein sik. Die Klassik Europas ver- wenig Folklore beigemischt ist. bindet sich mit dem Stil hier, „Hier wird Klassik nicht staaber das ist ein langwieriger tisch runtergespielt, sondern Prozess. Das Orchester gelangt in ganz eigener Interpretation“, allmählich zur eigenen Spra- weiß der Chef im sechsten Jahr che. Der Sound ist anders als seines Dirigats. Das Publikum der westlicher Orchester, doch geht rasant mit und applauwir setzen die Bausteine west- diert mit endlosen Bravorufen. licher und östlicher Musik zu- Goetzel sieht die Vereinigung sammen an der Peripherie von Abendland und Morgenland in der Musik als organiAsiens.“ sches Wachstum. „Sportlern istanbul – eine pulsierende pumpen sie Testosteron in die westlich orientierte stadt Muskeln, um SpitzenleistunDas Programm ist dementspre- gen zu erreichen. Das geht in chend ausgerichtet. Das BIPO der Kunst nicht. Türkische Muhat einen Pool von 106 festen siker lieben es zu spielen, sie Musikern, je nach Bedarf wer- sind mit anderen Instrumenden weitere engagiert. Beim ten, Flöte, Zimbel, Triangel, Publikum kommt vor allem das Geige und Trommel, aufgegroße Repertoire deutsch-ös- wachsen. Das muss berücksichterreichischer Musik an. „Beet- tigt werden. Und es eröffnet hoven, Mozart, Haydn und neue Möglichkeiten etwa der Schubert“, zählt Goetzel auf. Phrasierung der Geigen, die 38 concerti Februar 2014

europäische Orchester gar nicht haben“, erklärt er. Flankiert werden die Bemühungen des künstlerischen Leiters von der Modernisierung der Türkei, die sich am stärksten in ihrer Metropole am Bosporus mit ihren 13 Millionen Einwohnern abbildet. Das explosive Wirtschaftswachstum der letzten Jahre, der am Westen orientierte Lifestyle mit schicken Restaurants und pulsierendem Nachtleben. Die geistige Neugier und Offenheit überall. Istanbul hat sich zur liberalen Stadt entwickelt nach dem Motto: Leben und leben lassen. Es dominiert die „Sosyete“, wie Istanbuler die moderne Gesellschaft nennen. Die wunderschön an die buchtenreichen Ufer des Bosporus gebettete Stadt erscheint jung, vital und polyglott. Die Politik wird von Istanbulern attackiert, wo sie nationalistische Züge zeigt. 50 Prozent der Bewohner sind noch keine 25 Jahre alt, sie wollen nicht den Staat der Paschas und Imame, auch wenn sie die Tradition ehren. Istan-

Fotos: Borusan Istanbul Philharmonic Orchestra, Borusan Music House Istanbul

Den »Derwisch im Blut«: Das Borusan Istanbul Philharmonic Orchestra


PRAGER FRÜHLING

Die Zentrale von Borusan, Gründer des Orchesters

bul ist nicht mehr Konstantinopel, sondern längst im anderen Modus. Weltläufigkeit, Freiheit, ein gutes selbstbestimmtes Leben, raus aus der Armut, das sind die heutigen Werte. Da kommt die europäische Musik gerade recht. „Man sucht hier den Weltanschluss“, sagt Goetzel. Humanitäre Hilfe für Demonstranten

Die Zentrale von Borusan residiert nahe zum Taksim-Platz in einem historischen Gebäude. Die Fassade ist topsaniert, innen wurde das Haus komplett entkernt und modern umgebaut zu großen offenen Räumen, viel Glas, Stahl und bunte Möblierung. Im Erdgeschoss gibt es einen Saal mit 120 Plätzen, in dem auch Kammermusik gespielt wird. Nahebei liegt der Gezi-Park, Symbol des Widerstands gegen die starre und korrupte Politikerkaste. Wegen der Unruhen musste das Istanbul Music Festival ausfallen, aber Goetzel wollte bei den Menschen dort sein, obwohl er

gewarnt worden war und TVKameras auf ihn gerichtet waren. Ein Polizist hatte einer seiner Geigerinnen eine Granate an den Kopf geschleudert, ein anderer Musiker verlor bei einer Verletzung sogar einen Teil seines Gesichts. „Ich sehe mich nicht als politischen Aktivisten, mir geht es um humanitäre Hilfe“, sagt Goetzel. Er sammelte mit anderen Musikern Geld für die medizinische Behandlung der Betroffenen. Er machte Musik für die Protestler, hielt sich aber mit Statements zurück. Im Gezi-Park ist der BIPO-Chef wohl endgültig in Istanbul angekommen. „Wenn ich über 2017 hinaus noch gebraucht werde, dann bleibe ich“, sagt Sascha Goetzel. Cd-tiPP

69. Internationales Musikfestival Prag 12 / 5 – 3 / 6 / 2014

Wiener Philharmoniker Daniil Trifonov Andreas Scholl Les Arts Florissants Lang Lang Christoph Eschenbach Hilary Hahn The Hilliard Ensemble Gidon Kremer Violeta Urmana Pavel Haas Quartet Wochenende der tschechischen Kammermusik

Say: Sinfonien Nr. 2 „Mesopotamia“ & Nr. 3 „universe“ Borusan Istanbul Philharmonic Gürer Aykal (Leitung) naïve

Tickets online unter www.festival.cz Generalpartner ČESKÁ SPOŘITELNA


REzENSiONEN CD-, DVD- und Buch-Rezensionen bewertet und ausgewählt von Ihrer concerti-Redaktion Gestalterin, nicht nur Virtuosin: Sabine Meyer

Wenn holz zu singen beginnt

M

ozart geht immer – und in der Kombination Klarinette und Sabine Meyer sowieso. Doch die Solistin wäre nicht die First Lady der Klarinette, hätte sie für diesen Arien-Reigen nicht ihren eigenen Zugang gefunden: Statt sattsam bekannter Opernhits hat die 54-Jährige fast vergessene Konzertarien ausgegraben und sich diese ebenso virtuosen wie effektreich gestalteten Stücke vom Komponisten Andreas Tark40 concerti Februar 2014

mann für sich und das sensibel begleitende oder voller Frische dialogisierende Kammerorchester Basel unter Andreas Spering arrangieren lassen. Und da Mozart bekanntlich für das dunkle Holz in all seinen Formen schwärmte, belässt sie es nicht bei A- und B-Klarinette, sondern greift je nach Arienpartie auch zur Bassettklarinette oder zum Bassetthorn. Was den Tönen nicht nur eine üppigere und sinnlich-sonore Färbung verleiht, sondern ihre

fein abgestufte Dynamik und den schier unerschöpflichen Phrasierungs-Reichtum noch mehr funkeln lässt. Und wie Sabine Meyer in den intimen Passagen zwischen schalmeienhaftem Timbre und unvergleichlichem Pianissimo wandelt, dafür fehlen uns die WorChristoph Forsthoff te. Mozart: arien (arrangements von andreas N. Tarkmann) Sabine Meyer (Klarinette), Kammerorchester Basel, Andreas Spering (Leitung). Sony Classical

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Foto: Christian Ruvolo

CD DeS MoNaTS Keine opernhits – sabine Meyer beglückt mit fast vergessenen Konzertarien


zu schön, um völlig zu überzeugen

ein Geiger setzt auf Risiko

Grenzgänger zwischen ost und West

Bach: arien aus BWv 36b, 51, 82, 173a, 198, 208, violinkonzert BWv 1056 u.a. Nuria Rial (Sopran), Kammerorchester Basel, Julia Schröder (Violine & Leitung). deutsche harmonia mundi

Corelli, Telemann, leclair, händel & albicastro: Sonaten für violine & Cembalo Johannes Pramsohler (Violine), Philippe Grisvard (Cembalo). Audax

Between Worlds – Werke von Bartók, Dvořák, villa-lobos, Piazzolla u.a. Avi Avital (Mandoline), Richard Galliano (Akkordeon), Giora Feidman (Klarinette) u.a. Deutsche Grammophon

Klar und rein tönt Nuria Rials Stimme aus den Lautsprechern. Bachs zweiter Frau widmet die Sopranistin ihr neues Recital und lässt (mutmaßlich) von Anna Magdalena gesungene Arien in betörender Schönheit erklingen. Doch genau die ist – wie genussreich auch immer – der große Kritikpunkt der CD: Schlummert ein, ihr matten Augen beispielsweise wird in edelsten Wohlklang gehüllt, die Todessehnsucht der Arie aber darunter begraben. Als virtuoses Gegenstück liefert die Katalanin Jauchzet Gott in nahezu unsingbar schnellem Tempo. Alles in allem zu schön, um völlig zu überzeugen. (MB)

Im digitalen Zeitalter suchen immer mehr Künstler ihr eigenes Label-Glück. Was nicht nur im Markt für frischen Wind sorgt, sondern auch ein Mehr an spannenden Aufnahmen beschert. Denn wer hätte Johannes Pramsohler schon ein Konzept-Album um Corellis erste Violinsonate aus Opus 5 abgekauft? Also erkundet der Südtiroler nun auf seinem Label Audax mit dem kongenialen Cembalisten Philippe Grisvard in Eigenregie, wer von Albicastro bis Händel sich wie den barocken Geigenmeister zum Vorbild nahm. Virtuos und kunstvoll in den Verzierungen, klangschön und reich an Stimmungen: Selbständigkeit lohnt sich! (CF)

Mandoline? Das ist bei Avi Avital mehr als nur ein bisschen Gezupfe: Denn der Israeli ist nicht nur ein begnadeter Virtuose, sondern hat auch den Swing. Und so präsentiert er sich hier tatsächlich als Grenzgänger zwischen Ost und West, erkundet mit seinem Landsmann, dem KlezmerKlarinettisten Giora Feidman, JazzAkkordeonist Richard Galliano, Harfenistin Catrin Finch und Percussionist Itamar Doari die Möglichkeiten, die scheinbar begrenzten Ausdrucksfähigkeiten seines Instruments zu erweitern. Und da Avital den Rhythmus im Blut hat, tanzen die folkloristischen Stücke wie von selbst. (JH)

»Voll Intensität und tiefer Empfindung«

FonoForum

Der Apokryphe Bach mit Wolfgang Helbich auf 8 CDs

cpo 777 878–2 »Hört man die Werke, begreift man, warum Bachs Autorschaft nahe lag – vieles darin klingt so, wie Bach es in seinen Kantaten schrieb. So ist es in dieser aufregenden Interpretation ein Glücksfall, dass cpo diese Kantaten aufgenommen hat.« FonoForum

Der Bremer Domkantor Wolfgang Helbich, der bundesweit einen exzellenten Ruf als Interpret von klassischer und romantischer Musik innehatte, ist leider zu unserer großen Betroffenheit vor kurzem plötzlich aus dem Leben gerissen worden. Wir hatten das Glück, über viele Jahre zahlreiche CDs mit ihm produzieren zu können.

CD-Bestellung gegen Rechnung unter: www.jpc.de | jpc-schallplatten Versandhandelsgesellschaft mbH | Georgsmarienhütte Geschäftsführer: Gerhard Georg Ortmann | Amtsgericht Osnabrück HRB 110327 Internationaler Vertrieb: A: Preiser Records CH: Musicora B/NL: Econa | cpo gibt’s auch im Internet: www.cpo.de

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rEZEnSionEn

Maßvoll konstruierte Trauerwerke

orgelkonzerte modern aufgemischt

Spielerisch durch Klang und zeit

arensky: Klaviertrio Nr. 1 op. 32 Tschaikowsky: Klaviertrio op. 50 Trio Wanderer harmonia mundi

händel: Konzerte op. 4 Nr. 1-5, op. 7 Nr. 1-3, op. 4 Nr. 6 & op. 7 Nr. 4-6 Ragna Schirmer (Hammerklavier/Flügel/ Hammond-Orgel), Händelfestspielorchester Halle u.a. Berlin Classics (3 CDs)

Michael Wollny Trio: Weltentraum Michael Wollny (Klavier) Tim Lefebvre (Bass) Eric Schaefer (Schlagzeug) ACT

Sie wahren die Contenance, was die einzig aussichtsreiche Überlebensstrategie ist bei diesen extrem wehmütigen und schmerzlich zerrissenen Stücken. Das Trio Wanderer aus Paris liefert sich nicht der zerfetzenden Emotionalität dieser beiden Klaviertrios aus, sondern präsentiert sie als gut durchdachte, maßvoll konstruierte Trauerwerke. Dennoch wird kein Vibrato der Streicher verschenkt, kein Portato des Klaviers. Tschaikowsky schrieb sein berühmtes Trio 1881/82 auf den Tod Nikolai Rubinsteins, Anton Arensky sein weithin unbekanntes Trio d-Moll 1894 auf den Tod des Cellisten Karl Dawidow. Es ist dank der melancholischen Noblesse, aber auch dank der Momente halluzinatorischer Unruhe sicher ein Meisterwerk – trotz übergroßer Abhängigkeit von Tschaikowsky! Die gleichermaßen geschliffene wie gefühlvolle Interpretation durch die „Wanderer“ unterstreicht diesen Rang nachdrücklich. (VT)

Ragna Schirmer ist immer für Überraschungen gut. Für positive Überraschungen wohlgemerkt. Und diesem Ruf wird die Pianistin auch dieses Mal gerecht, künstlerisch wie konzeptionell. Nach ihrer fantastischen Einspielung von Händels Klaviersuiten vor knapp fünf Jahren hat sie sich jetzt die Orgelkonzerte des Hallensers vorgenommen. In ungewohnter Form lässt sie die Werke erklingen, verteilt sie auf drei Instrumente: ein Hammerklavier, einen modernen Konzertflügel und eine Hammond-Orgel. Damit bewegt sie sich in der Zeit stetig nach vorne, schließt aber auch den Kreis, indem sie wieder bei der (wenn auch modernen) Orgel landet. Einen eindrücklicheren Beweis für die Zeitlosigkeit von Händels Musik als dieses Füllhorn von faszinierenden Hörerlebnissen hätte Ragna Schirmer mit ihrem Anschlagsreichtum und ihrer Klangfantasie nicht zaubern können. Wir dürfen uns auf die nächste Überraschung freuen. (MB)

Da spielt einer. Mit sich und seiner Hörerschaft, mit Zeit und Raum – und natürlich den beiden Kollegen. Sein Leben eine Klangbibliothek, Michael Wollny nimmt sich hier ein Stück aus dem 14. Jahrhundert, dort von Wolfgang Rihm und lässt dann die Musik erst einmal passieren. Lässt sich inspirieren und nimmt Stimmungen auf: Seien es nun bekannte Themen wie aus dem Volkslied Das Mühlrad oder von Pink, Motive von Hindemith oder Berg – und zerpflückt sie. Hier ein paar Jazzakkorde, dort ein paar Freestyle-Elemente, doch über weite Strecken auch eine schon fast vertraut-wohlige Zugänglichkeit. Ein Spiel in Klangräumen, das immer wieder zu wundervoll reinen wie schlichten Melodien findet und in das Eric Schaefer und Tim Lefebvre doch genügend aufgeladene Intensität einbringen, um ein melodienseliges Dahinträumen zu verhindern. Und so entwickelt sich Stück für Stück und erzählt seine eigene Geschichte. (CF)

MARTIN HELMCHEN MOZART Piano Concertos Nos. 15 & 27 CD-NEUERSCHEINUNG www.pentatonemusic.com

PENTATONE

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ein wahres füllhorn von instrumenten

von der absurdesten aller Künste

Jérôme lejeune: Musikinstrumentenführer, ii. Teil (1800 bis 1950) Heiner Must (Übersetzung) 150 Seiten & 8 CDs Ricercar

Carolyn abbate & Roger Parker: eine Geschichte der oper – Die letzten 400 Jahre 735 Seiten, 50 Abbildungen C. H. Beck

Was für ein wundervolles Sachbuch, übersichtlich, sachkundig, ansprechend, knackig geschrieben, reich bebildert, opulent und doch handlich, praktisch, informativ und gleichzeitig liebevoll gestaltet. Der zweite Teil des Instrumentenführers von Jérôme Lejeune führt von der Romantik bis zur Neuen Musik, von der Aida-Trompete bis zur Zugposaune, von der Ophikleide zum präparierten Klavier. Die acht, dem Schuber beigelegten CDs präsentieren die Instrumentalfarben und instrumentalen Kombinationsmöglichkeiten von Beethoven bis Cage. Ein wahres Füllhorn, in das man immer wieder greifen möchte. (EW)

Manche Wissenschaftler schreiben akademische Werke, sachlich korrekt und ohne Übertreibungen. Andere Forscher haben eine Passion für ihr Fach. Das Objekt ihrer Wissenschaft ist zum Subjekt geworden, zur Leidenschaft. So bei den Musikhistorikern Carolyn Abbate von der Harvard University in den USA und Roger Parker vom King’s College in London. Man kann sich auf ihre Angaben verlassen, aber beide sind überschießend in ihrer Erregbarkeit. Ihr fundamentales Werk ist reich an Anschaulichkeit, Informationsfülle und Unterhaltung, verliert sich aber auch in Lieblingsdetails der Autoren. „Unsere besondere Kombination aus Interessen und Spezialwissen“, schreiben sie. Das ist sympathisch, die Empathie wirkt authentisch. Die Oper wurde erfunden als „dramma per musica“ im 17. Jahrhundert. Die exaltierteste aller künstlerischen Ausdrucksformen, „ein Kampf zwischen Text und Musik“, hatte lange keine Konkurrenz. Moderne Medien relativieren das Bühnenspektakel, aber im Real-Erlebnis behält es seine Wirkungsmächtigkeit. „Die emotionale Resonanz, die der Operngesang beim Zuhörer auslöst, ist eine Erfahrung, die sich schwer in Worte fassen lässt“, heißt es. Die Oper habe eine „spezielle Art, Menschen zu berühren“. Texte und Handlung sind zweitrangig, es zählt der hohe emotionale Einsatz. Anekdotenreich wird das an Dutzenden Beispielen entlang erzählt. Originell ist die Quintessenz der Autoren: „Die Oper wirkt wie die Bühnenfassung eines die Welt erklärenden historischen Romans.“ Ihr Thema ist das menschliche „Schicksal“. Und das geht jeden etwas an. (RM)

Nah am Geschehen

Debussy: Pelléas et Mélisande Jacques Imbrailo, Michaela Selinger u.a. Essener Philharmoniker, Stefan Soltesz (Leitung), Nikolaus Lehnhoff (Regie) Arthaus Musik (DVD/Blue-Ray)

Bezwingend: An Essens Aalto-Oper hat Regisseur Nikolaus Lehnhoff den symbolistischen Antirealismus von Debussys Oper Pelléas et Mélisande in ein kubistisch anmutendes Bühnenbild gesetzt. Er arbeitet mit Lichtstimmungen und stilisierten Kostümen zwischen Renaissance und Fin de siècle. Der Inszenierung gelingen starke poetische Bilder, die hervorragenden Sänger agieren klar mit markanten Gesten. Die musikalische Umsetzung steht dem in nichts nach. Die aktuelle DVD-Produktion besticht mit einer Bildästhetik, die in ihrer Differenziertheit weit über viele Opernmitschnitte hinausgeht. (EW)

Kurz besproCHen Rachmaninow: Sinfonie Nr. 1 u.a. Royal Liverpool Philharmonic Orchestra, Vasily Petrenko (Leitung). Warner Classics Mit der Ersten schließt Vasily Petrenko seinen aufsehenerregenden Rachmaninow-Zyklus ab. Er verleiht dieser Sinfonie Konturenschärfe, disponiert mit Weitblick und klarer Hand. (PK) Jarrell: Streichquartett „zeitfragmente“, Nancarrow: Streichquartett Nr. 3, Riehm: Tempo strozzato Asasello-Quartett. Genuin Das Asasello-Quartett lässt Cluster explodieren, klärt polyphone Strukturen, gibt sich den Ecken und Kanten der Moderne hin. Das bringt Kontraste – und ähnelt sich am Ende doch sehr. (CF) lutosławski: Sämtliche Werke für Klavier solo Ewa Kupiec (Klavier) Sony Classical Eine CD mit dem kompletten KlavierSolowerk des Neutöners Lutosławski? Ein Wagnis, doch Ewa Kupiec gelingt es, vor allem den romantischen Zauber der Miniaturen herauszuarbeiten. (VT)

Reger: Neun Stücke für die orgel, Rheinberger: Sonaten 7 & 8 Peter Kofler (Orgel St. Michael zu München) querstand Romantische Orgelmusik muss keineswegs immer opulent sein, wie diese Werke beweisen. Peter Kofler zeigt, wie differenziert mit Licht- und Schattenwirkungen gespielt werden kann. (EW) onlinE-tiPP

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Blind GEhÖrt

Jazz traut er sich nicht zu, obwohl er ihn gerne hört: Antoine Tamestit

»Grausam, wer spielt denn so?«

I

ch hoffe, dass ich wenigs- im Verlauf des Gesprächs imtens einen Kollegen erken- mer emotionaler werdend, ne ...“, beginnt Antoine Ta- spielt er am Ende überraschend mestit unser Interview in Ber- „Luft-Bratsche“. Gerade ist er lin. Dem Franzosen, der für aus Essen angereist und freut seinen feinen Ton und ausge- sich auf zwei Dinge: den komreifte Interpretationen welt- menden Abend, an dem er im weit geschätzt wird, scheint der Club Watergate sein Instrugroße Auftritt fremd zu sein: ment gegen einen lokalen DJ Er wählt seine Worte mit Be- antreten lassen wird; und – dacht, unterstreicht seine Aus- ganz Franzose – auf das anstesagen mit gedämpften Gesten. hende Mittagessen, für das er Anfangs zurückhaltend, doch extra viel Zeit eingeplant hat. 44 concerti Februar 2014

hindemith: Sämtliche Werke für viola vol. 1 „Schwanendreher“, 1. Satz Tabea Zimmermann (Viola) Deutsches Symphonie-Orchester Berlin Hans Graf (Leitung) 2013. myrios classics

Tabea Zimmermann. Die neue Aufnahme – ich höre sie gerade zum ersten Mal! (hört sehr lange, sehr konzentriert)

Foto: Christian Nielinger

Der Bratschist aNToiNe TaMeSTiT hört und kommentiert CDs von Kollegen, ohne dass er erfährt, wer spielt. Von Ninja Anderlohr-Hepp


Ich erkenne Tabea bereits an der 1., 2. oder 3. Note. Mich überrascht immer, dass ich mich immer noch als ihren Schüler sehe – von allen Bratschern war und ist sie diejenige, die ich am meisten verehre. Ich schätze die Phrasierung und die Eleganz. Aber ich bin überrascht: Wir spielen komplett verschieden! Am Schwanendreher habe ich viel mit ihr gearbeitet, sie hat mich da sehr inspiriert. Bald erscheint meine Aufnahme, die ich gar nicht so sehr als „meine Version“ ansehen möchte. Und dennoch gehe ich einen gänzlich anderen Weg. Vielleicht ist das auch eine Frage des Alters: Tabea hat mit den Jahren eine Art Gelassenheit, etwas Vornehmes bekommen.

Hindemith: Werke für Viola d‘amore Stamitz/Hindemith: Sonate für Viola d‘amore Gunter Teuffel (Viola) u.a. 2013. Hänssler Classic

Das ist nicht nur Viola, ist da auch eine Viola da Gamba? Viola d‘amore – ah, gleiche Familie! Das kommt aus dem Barock! Das ist Gunter Teuffel? Ich habe schon von ihm gehört, aber ihn noch nie spielen hören. Viola d‘amore ist so empfindsam und hat eine ganz eigene Resonanz. Ich wurde mit 12 oder 13 komplett in ihren Bann gezogen, als ich den Film „Tous les matins du monde“ (Die siebente Saite) sah. Er handelt vom Leben des Marin Marais, gespielt von Gérard Depardieu, der Soundtrack stammt von Jordi Savall. Ich war so begeistert, dass ich sogar überlegte, zur Viola da Gamba zu wechseln, und bis

heute kaufe ich alle Alben von Jordi Savall! (lacht) Das Stück heißt wirklich Sonate für Viola d‘amore, obwohl da eine ganze Musikergruppe mit dabei ist? Das ist der klassische Carl Stamitz? Das Stück kannte ich noch gar nicht. Aber jetzt kaufe ich mir wahrscheinlich die CD, denn es ist natürlich sehr interessant, dass Hindemith Basso-continuo-Arrangements für Stamitz und Biber geschrieben hat!

White Nights: Viola Music from Saint Petersburg Glinka: Violasonate d-Moll, 1. Satz Tatjana Masurenko (Viola) Roglit Ishay (Klavier) 2011. Profil Medien

(ohne zu zögern) GlinkaSonate, 1. Satz – das ist so wunderschön! Ich habe sie diesen Sommer nach 15 Jahren Pause wieder gespielt und, oh, es ist so ein traumhaftes Stück! So poetisch! (Die Bratsche setzt ein, ergriffen) Ich glaube, das ist jemand, der ziemlich jung ist, vielleicht um die 30. Einen älteren Musiker wie Bashmet, Primrose oder Imai würde man sofort erkennen. Heutzutage gibt es immer mehr hochtalentierte Violaspieler, die diese virtuose Gelassenheit haben, schnelle Finger, direkten Ton, weniger traditionell, weniger langsam. Eine Frau? Aus Deutschland? Und nicht zu jung? Ist das etwa Tatjana Masurenko? Dann lag ich ja komplett falsch! Da würde sie sich ja über das Kompliment freuen! (lacht) Jetzt überrascht mich das auf der anderen Seite aber überhaupt nicht: Sie ist Russin, lebt aber in Deutschland – das führt hier zu einer

wunderbaren Ausgewogenheit, nicht zu geradlinig deutsch, nicht zu schwelgerisch russisch. Das ist eine echte Überraschung – das heißt aber auch, dass ich ihre Aufnahmen nicht genug gehört habe, sondern eher als Kammermusikpartner neben ihr saß.

Gassenhauer Beethoven: Gassenhauer-Trio, 3. Satz Nils Mönkemeyer (Viola) Maximilian Hornung (Violoncello) Nicholas Rimmer (Klavier) 2013. Sony Classical

Ich habe diese Aufnahme und dieses Stück noch nie gehört ... aber ich erkenne Klavier, Viola und Violoncello. Das ist ja per se eine ungewöhnliche Kombination (lacht). Der dritte Satz eines Trios? Ist das Beethoven? Das GassenhauerTrio? Das funktioniert gut mit Viola und Cello! Ich finde, solange eine Transkription etwas Neues und Interessantes bringt und das Stück nicht zerstört, funktioniert sie auch. Das ist sehr gut gespielt und der Bratscher hat kein Problem mit der Höhe. Die Viola kann in den hohen Registern schnell gequetscht, fast gewürgt klingen, aber er hat einen nahezu blumigen Ton auf der A-Saite. Das ist tatsächlich die neue CD von Nils Mönkemeyer? Ich wollte es ja vorher nicht sagen, aber ich habe es mir an einer Stelle schon gedacht. (lacht) Er hat eine ganz eigene, freie, manchmal fast improvisierende Art, bestimmte virtuose Passagen zu spielen. Nils ist immer so lebendig, er lacht ständig, ein sehr fröhlicher Mensch – und das hört man hier absolut! Februar 2014 concerti  45


Blind GEhÖrt

Bruch: Doppelkonzert, 1. Satz Miguel da Silva (Viola), Guillaume Sutre (Violine), Orchestre de Bretagne, Stefan Sanderling (Leitung) 2010. Transart

Das ist das Bruch-Doppelkonzert in der Fassung für Violine und Viola. Ich habe das Stück noch nicht gespielt, würde es aber gerne sowohl mit Violine als auch mit Klarinette erarbeiten. Sehr romantisches Spiel, aber überzeugend. Beide Spieler in gleicher Richtung, das Orchester steht ein wenig zurück. Kann ich noch mal den Anfang hören? Ich weiß weder, welche Fassung das ist, noch wer spielt. Das sind Miguel da Silva und Guillaume Sutre? Beide spielen im Quatuor Ysaÿe! Das ist schön. Ich habe von Anfang an gefühlt, dass Violine und Viola hier eine Einheit bilden. Die beiden musizieren seit ungefähr 20 Jahren im Quartett – mit gleicher Bogenführung, gleichen Farben ... Für ein SoZUr PErSon

Der Franzose Antoine Tamestit, 34, begann als Kind zunächst mit dem Geigenspiel und wechselte später zur Bratsche. Er studierte u.a. bei Tabea zimmermann und erspielte sich zahlreiche Preise, etwa beim renommierten Internationalen Musikwettbewerb der aRD. Zu seinen Kammermusikpartnern gehören Gidon Kremer, Mischa Maisky oder Jean-Guihen Queyras. Er unterrichtet an der hochschule für Musik und Tanz Köln.

46  concerti Februar 2014

lostück wie dieses bringt das neue, interessante Aspekte. Man braucht eine gute Verbindung – ich würde das nur mit einem Freund spielen wollen.

ist so viel Emotion in ihrem Spiel, in jedem Ton. Kim erkenne ich immer – sie ist menschlich genauso wie musikalisch: Mysteriös, sensibel ... Ich habe mich bislang noch nicht wirklich mit diesem Repertoire auseinandergesetzt, außer mit arpeggione & Piazzollas Grand Tango. Ich lieder finde das sehr attraktiv, aber Schubert: arpeggioich fürchte, dass man schnell ne-Sonate, 1. Satz hören würde, dass ich kein Antoine Tamestit (Viola) Markus Hadulla (Klavier) „richtiger“ Tango-Spieler bin 2010. naïve (lacht). Das ist wie beim Jazz: (schaut irritiert, hört lange Ich liebe Jazz und höre diese zu) Bin das ich? Oh, was für Art Musik am liebsten – aber ein gemeiner Trick. Grausam, nur weil ich ein bisschen imwer spielt denn so? (lacht) Puh, provisieren kann, bin ich noch ich bin erleichtert, dass ich das kein Jazzer! Man muss voll daerkannt habe! Das ist ein Stück, bei sein – entweder ganz oder das ich schon mit zehn oder elf gar nicht. spielen wollte, als ich das noch gar nicht konnte. Meine musikalischen Entscheidungen in diesem Stück sind dementspreStringsville chend über einen langen ZeitThelonius Monk: raum gewachsen. Ich mag das ‘round Midnight Programm dieser Aufnahme: Harry Lookofsky (Viola), Elvin Jones Mir ging es nicht um Virtuosi- (Schlagzeug), Hank Jones (Klavier), Brookmeyer (Posaune) tät, sondern um Gesanglichkeit Bob 2006. Collectables Records und Geschichtenerzählen. Der (überrascht) Ist das eine Bratzweite Satz der Arpeggione funktioniert wie ein Lied – kein sche? Boah, unglaublich! Ich Wunder, dass ich sie aufgenom- muss das sofort kaufen! Harry men habe mit einem Pianisten, Lookofsky? Ein Jazz-Bratscher? der auf Liedbegleitung spezia- Perfekt, Wahnsinn! Genau das lisiert ist! Nach und nach hat meinte ich: Das klingt nicht, als er mir vieles erklärt. Markus wäre er ein klassischer Bratist mein „Tüpfelchen auf dem scher, der mal eben einen Ausflug in den Jazz macht – ich i“! höre da Trompete, Klavier, Gesang, und das alles auf meinem Instrument! Ich spiele schon asturiana – Songs über 400 Jahre an Repertoire, from Spain and aber sowas kann ich nicht! Für argentina jeden Stil in der Musikgede falla: asturiana schichte muss man regelrecht Kim Kashkashian (Viola) Robert Levin (Klavier) trainieren, die Sprache der 2007. ECM Records Komponisten lernen – aber (beim ersten Viola-Ton) Das Jazz? Naja, ich bin ja noch jung ist Kim. (hört andächtig bis – jetzt kaufe ich erstmal diese zum Ende des Stücks zu) Da CD!


Schostakowitsch: Violasonate, 2. Satz Allegretto Julian Rachlin (Viola) Itamar Golan (Klavier) 2005. Warner Classics

(sofort) SchostakowitschSonate, 2. Satz. (lange Pause, ratlos) Unglaublicher Stil und Überzeugung im Spiel. Für mich persönlich ein bisschen schnell ... Wow! Es gibt hier ein paar Interpretations-Ansätze, die mich zögern lassen, jemanden zu benennen – das ist ganz anders, als ich das spielen würde, aber überzeugend. (wieder lange Pause, spielt Luft-Bratsche) Julian Rachlin? Natürlich! Das ist instrumental sehr gut – und sehr beeindruckend. Das passte zu keinem der Bratscher auf meiner Liste, da Julian ei-

gentlich Geiger ist. Jetzt verstehe ich zum einen die außergewöhnliche linke Handführung und zum anderen die Verrücktheit – er ist ein ziemlich wilder Charakter! CD-Tipp

Hindemith: Sonaten für Viola & Klavier op. 11 Nr. 4, für Viola solo op. 25 Nr. 1, Violakonzert „Schwanendreher“ u.a. Antoine Tamestit (Viola), Markus Hadulla (Klavier), hr-Sinfonieorchester, Paavo Järvi (Leitung) naïve online-Tipp

Antoine Tamestit spielt Hindemiths Schwanendreher mit dem hr-Sinfonie­ orchester Das Video sowie weitere Konzerte auf: www.concerti.de/tamestit

Konzert-TIPPs

Dresden Sa. 1.2. & So. 2.2., 19:30 Uhr Albertinum (Lichthof) Dresdner Philharmonie, Yutaka Sado (Leitung), Veronika Eberle (Violine), Antoine Tamestit (Viola). Werke von Strauss & Mozart Dortmund So. 6.4., 18:00 Uhr Konzerthaus Trio Zimmermann: Frank Peter Zimmermann (Violine), Antoine Tamestit (Viola), Christian Poltéra (Violoncello) Werke von Beethoven, Webern & Mozart Berlin Di. 8.4., 20:00 Uhr Konzerthaus (Kleiner Saal) Trio Zimmermann Programm siehe Dortmund Köln Do. 10.4., 20:00 Uhr Philharmonie Trio Zimmermann Programm siehe Dortmund Darmstadt Do. 17.4., 20:00 Uhr Staatstheater Programm siehe Dortmund Bad Kissingen Sa. 12.7., 16:00 Uhr Regentenbau (Rossini-Saal) Kissinger Sommer Programm siehe Dortmund

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MULTiMEDiA Das Beste aus Radio, Fernsehen, Kino und Internet oNliNe: The iDea of NoRTh

TV-TiPPS

SeMPeRoPeRNBall

fr. 7.2., 20:15 uhr Semperoper Dresden 10.000 Dresdener werden vor der Oper erwartet, wenn in der Semperoper die Sächsische Staatskapelle zum 9. Opernball aufspielt. Denn auch draußen lässt sich prächtig feiern und tanzen – zumal Stargast Udo Jürgens beste Stimmung garantiert. zDf

SehNSuChT So. 9.2., 18:30 uhr Gasteig Philharmonie Jonas Kaufmann ist der Tenor der Stunde. In diesem Konzert mit dem Münchner Rundfunkorchester widmet sich der 44-Jährige Arien der deutschen Romantik und Klassik.

Glenn Gould im arktischen eis

Ein Tüftler auf den Tasten wie im Funk-Studio: Glenn Gould

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eine Bach-Aufnahmen kennt jeder Klassik-Fan – doch eine Radiosendung aus den Händen des ebenso genialen wie verschrobenen Pianisten Glenn Gould? Ja, der Exzentriker hat auch für den Rundfunk gewirkt – und zwar nicht auf den Tasten, sondern an den Reglern. Thema war der

Norden seiner kanadischen Heimat, oder vielmehr die Idee vom Norden. Es ging ihm darum, die extreme Landschaft zu verstehen und zu erfassen, was hinter der Schönheit und dem Schrecken von Eis und Schnee verborgen liegt. Dafür hat Gould auf seinen Fahrten in den hohen Norden Stimmen, Geräusche und Klänge aufgenommen und diese dann 1967 zu einer Collage verarbeitet: „The Idea of North“. Eine Sendung, die nun durch die Ausstellung „Arctic“ im LouisianaMuseum im dänischen Humlebæk für neues Aufhorchen sorgt. Das einstündige Tondokument finden Sie hier: http://goo.gl/xb533N

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JaNiNe JaNSeN uND DaS uNSPielBaRe So. 16.2., 18:30 uhr alte oper frankfurt Brittens Violinkonzert galt einst als nahezu unspielbar. Doch die Stargeigerin hat das Werk mit dem hr-Sinfonieorchester unter Paavo Järvi bezwungen. RBB

NiChT voN DieSeR WelT Do. 20.2., 5:10 uhr Dokumentation Murray Perahia ist eine Pianistenlegende. Der Film begleitet ihn bei Aufnahmen, Lehre und Konzert und in sein Feriendomizil.

48 concerti Februar 2014

KiNo: live-üBeRTRaGuNG

lüstling auf Weiberjagd

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er berühmteste Wüstling der Weltgeschichte schlägt wieder zu: Im Royal Opera House (ROH) vernascht Don Giovanni eine Donna nach der anderen – und lässt sich selbst durch seine finale Höllenfahrt nicht bekehren. ROH-Intendant Kasper Holten nimmt sich Mozarts Playboy persönlich vor und unternimmt in seiner

Regie eine multimediale Reise in dessen Gehirn: jede Affäre ein neuer Versuch, der eigenen Sterblichkeit zu entgehen. Was nicht verwundert, wenn einem das blühende Sopranleben in Gestalt von Véronique Gens als Donna Elvira gegenübersteht... Mi. 12.2., 19:45 uhr live im Kino Eine Übersicht der Kinos unter: www.roh.org.uk/cinemas

Fotos: Don Hunstein, Marco Borggreve, Monika Ritterhaus, Sonja Werner, ALWOGE

MDR


oNliNe-iNTeRvieW: iN DeR WelT voN ...

... Thomas hampson

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inmal Thomas Hampson ganz nahe sein – welcher weibliche Klassik-Fan träumt nicht davon... Im Online-LeserInterview von concerti bietet sich nun die Chance, dem Bariton zumindest geistig-emotional ziemlich nah zu kommen und in seine Welt einzutauchen. Begleiten wir den 58-jährigen Sänger doch auf seiner Tournee mit der Amsterdam Sinfonietta durch Deutschland, Irland und die Schweiz, Spanien und Portugal. Vom 25. Januar bis zum 9. Februar wird der US-Amerikaner dabei nicht nur den Fragen der User und der Redaktion Rede und Antwort stehen, sondern uns auch einen Blick hinter die Kulissen

Kein schöner Mann in dieser Zeit: Bariton Thomas Hampson

des Tournee-Zirkus ermöglichen. Von Proben und Konzerten berichten und den Erlebnissen mit seinen Fans erzählen. Schöner kann selbst ein Live-Konzert des Weltstars kaum sein... 25. Januar - 9. februar Zu finden ist das Interview unter: www.facebook. com/concertimagazin

KiNo: live-üBeRTRaGuNG

s ist kein Theater. Es ist ein Gebet, es ist eine Meditation“, sagt Peter Sellars über Bachs Johannespassion. Nachdem der Star-Regisseur 2010 mit der Inszenierung der Matthäuspassion bei den Salzburger Osterfestspielen und in der Berliner Philharmonie wahre Begeisterungsstürme auslöste (von einem „Osterwunder“ schwärmte die Presse), setzt er nun die Zusammenarbeit mit Simon Rattle und den Berliner Philharmonikern fort. Sellars selbst sprach seinerzeit nicht von einer Inszenierung, sondern von einer „Ritualisierung“ und intensivierte durch Blicke, Berührungen und Spannungen zwischen den Personen Text

DeuTSChlaNDfuNK

ReGiNa ReNaTa

Mo. 3.2., 20:10 uhr Musikszene In der Hamburger Hauptkirche St. Katharinen ist für drei Millionen Euro eine Orgel aus dem 17. Jahrhundert rekonstruiert worden. Macht solch ein Hightech-Instrument aus dem Frühbarock Sinn? DeuTSChlaNDRaDio KulTuR

DoMiNiCK aRGeNTo Sa. 8.2., 19:05 uhr oper in deutschen ländern Eine echte Entdeckung, diese deutsche Erstaufführung der „Reise des Edgar Allen Poe“ am Staatstheater Braunschweig. Denn Argento verbindet für dieses Psychobild des Dichters Filmmusikelemente mit spätromantischem Schwelgen und eisernen Rhythmen. DeuTSChlaNDRaDio KulTuR

Meditieren mit Peter Sellars

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RADiO-TiPPS

wie Musik. Und auch diesmal will er die dramatische Handlung um Jesus, Petrus, Pilatus, die Jünger und das Volk nicht inszenieren, sondern wie damals als ein philharmonisches Passionsspiel umsetzen.

oRCheSTeR-TaGeBuCh Di. 11.2., 20:03 uhr alte oper frankfurt Friedrich Cerha hat ein „Tagebuch für Orchester“ geschrieben – die hr-Sinfoniker wagen sich an die Uraufführung. DeuTSChlaNDRaDio KulTuR

lieDeR zuR aBeNDzeiT iM RaDialSYSTeM So. 16.2., 20:03 uhr Radialsystem Berlin Chor@Berlin: Zum Auftakt des Vokal-Festivals durchstreift das Ensemble Voces8 die Jahrhunderte und Genres unter dem Motto „Eventide“ – Lieder zur Abendzeit. BR KlaSSiK

DeR flaSCheNGeiST Szenisches Ritual: 2010 nahm sich Sellars die Matthäuspassion vor fr. 28.2., 19:30 uhr live im Kino Eine Übersicht der Kinos unter: www.berlinerphilharmoniker.de/kino

Di. 25.2., 20:03 uhr Gasteig München Wilfried Hiller hat Stevensons abenteuerliche Story vom Matrosen Keawe und dem Flaschengeist vertont. Nun gibt‘s die Uraufführung des Singspiels.

Februar Monat 20xx  2014 concerti   49


VorSChaU

Die März-Ausgabe erscheint am 21. feBRuaR

Sabine Meyer Immer wieder offen für Neues: Nun widmet sich Sabine Meyer mit ihrer Klarinette Konzert­Arien von Mozart

Edita Gruberova Die Primadonna assoluta singt die Lucrezia Borgia an der Hamburgischen Staatsoper

Michael Wollny Grenzgänger: Inspiration durch Varèse und Hindemith für das neue Jazz­Album

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nement sowie an zahlreichen Veranstaltungsorten, Konzert- und Theaterkassen, im Fachhandel, in Kulturinstitutionen, Bildungseinrichtungen, Hotels, Restaurants und Cafés. alle Termine,

Tickets und vieles mehr auch im internet unter: www.concerti.de 50 concerti Februar 2014

verlag concerti Media GmbH Mexikoring 29 22297 Hamburg Tel: 040/657 90 810 Fax: 040/657 90 817 info@concerti.de, www.concerti.de herausgeber/Chefredakteur Gregor Burgenmeister (V.i.S.d.P.) Redaktion Friederike Holm (Leitung), Ninja AnderlohrHepp, Clara van Buiren, Petra Eisenhardt, Mirko Erdmann, Christoph Forsthoff (CF), Sarah Hansen, Peter Krause (PK), Jörg Roberts, Dr. Christiane Schwerdtfeger, You-Son Sim, Nele Winter autoren der februar-ausgaben Michael Blümke (MB), Jakob Buhre, Arnt Cobbers, Dr. Klemens Hippel, Julian Hofer (JH), Sören Ingwersen, Thomas Jakobi, Roland Mischke (RM), Matthias Nöther, Teresa Pieschacón Raphael, Antoinette Schmelter de Escobar, Christian Schmidt, Volker Tarnow (VT), Dr. Eckhard Weber (EW), Dirk Wieschollek anzeigen Susanne Benedek (Leitung Marketing, Klassikveranstalter & Kultur) Tel: 030/488 288 535 s.benedek@concerti.de Mirko Erdmann (Musikindustrie, Klassikveranstalter & Festivals) Tel: 040/657 90 816 m.erdmann@concerti.de Ellen Zerwer (Veranstalter Online-Marketing) Tel: 030/488 288 537 e.zerwer@concerti.de Stefan Brettschneider (Leitung Agenturen & Marken) Tel: 030/488 288 531 s.brettschneider@concerti.de Jörg Roberts (Veranstalter Anzeigen Hamburg) Tel: 040/657 90 813 j.roberts@concerti.de You-Son Sim (Anzeigendisposition) Tel: 040/657 90 810 anzeigen@concerti.de art Direktion/Gestaltung Tom Leifer, Jörg Roberts, Dodo Schielein Druck und verarbeitung Evers-Druck GmbH abonnement concerti Media GmbH Postfach 600 423, 22204 Hamburg Tel: 040/657 90 808, Fax: 040/657 90 817 abo@concerti.de (Bestellung unter Angabe der Regionalausgabe). Das Jahresabonnement kostet 25 € (inkl. Regionalseiten) bzw. 15 € (Mantelteil) frei Haus. erscheinungsweise elf Mal jährlich ivW geprüfte auflage Redaktionsschluss Immer am 15. des Vor-Vormonats, bitte senden Sie Ihre Termine an: termine@concerti.de. Der Abdruck erfolgt kostenlos. Alle Rechte concerti Media GmbH. zusatz Der Terminkalender erhebt keinen Anspruch auf Vollständigkeit. Wir übernehmen keine Haftung, da es sich bei einer Vielzahl von Ankündigungen um einen Vorabplan handelt. Nachdruck nur mit schriftlicher Genehmigung des Verlags. Für unaufgefordert eingesandte Bücher, Fotos, CDs und Manuskripte keine Gewähr. Bei Nichtlieferung infolge höherer Gewalt oder infolge von Störungen des Arbeitsfriedens bestehen keine Ansprüche gegen den Verlag. Titelfoto Jiri Hronik

Fotos: Christian Ruvolo, Lukas Beck, ACT/Grosse Geldermann

CONCERTi

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Dresdner Musikfestspiele 2014

» 1620, 1720, 1820, 1920 … entdecken Sie mit uns die Inspiration der Goldenen 20 er .« Jan VoGler – Intendant

Tel. 0351 656 06 700 w w w.musikfestspiele.com

Die Dresdner Musikfestspiele sind eine Einrichtung der Landeshauptstadt Dresden und werden gefördert vom Sächsischen Staatsministerium für Wissenschaft und Kunst.


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