concerti bundesweite Ausgabe April 2014

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DAS KONZERT- UND OPERNMAGAZIN

yuja Wang »Bitte keine Sentimentalität!« plácido domingo Der Grandseigneur hat immer noch Lust auf Neues

Martin Stadtfeld »Ich empfinde Popmusik schlicht als unerträglich«

April 2014


AKTUELLE NEUHEITEN

BEI SONY MUSIC

KLAUS FLORIAN VOGT FAVORITES

INSPIRED BY SONG

Für „Favorites“ hat Klaus Florian Vogt seine Lieblingsmelodien aus Operette und Musical ausgewählt – Musik, welche die Anfänge seiner Karriere als Sänger begleitete. Begleitet wird Vogt vom Münchner Rundfunkorchester unter Gerrit Prießnitz.

Die Barock-Sopranistin Dorothee Mields und der Flötist Stefan Temmingh haben mit dem Ensemble The Gentleman’s Band englische Songs aufgenommen: im Original und als Instrumentalfassung.

FAURÉ QUARTETT & SIMONE KERMES JUGENDWERKE VON MAHLER & STRAUSS Simone Kermes und das Fauré Quartett haben frühe Lieder von Strauss und Mahler in neuen Fassungen für Sopran und Klavierquartett eingespielt. Das Fauré Quartett spielt zudem die selten aufgenommenen Klavierquartette von Strauss und Mahler.

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50 GREAT RECORDINGS 50 herausragende Aufnahmen, ausgewählt vom Klassik-Magazin RONDO in einer sensationell günstigen limitierten Edition. Mit Kissin, Perahia, Gould, den Wiener Philharmonikern u.v.a. Erhältlich ab 28.03.14

www.sonymusicclassical.de


Editorial

Liebe Leserin, lieber Leser!

Fotos: Ivo von Renner, Georg Rudiger, Dodo Schielein

Erinnern Sie sich noch an den 7. Juli 1990? Am Vorabend des Finales der Fußball-WM trafen sich in den römischen Caracalla-Thermen Luciano Pava­ rotti, Plácido Domingo und José Carreras zum gemeinsamen Singen – und, „O sole mio“, 6 000 Besucher erlebten nicht nur die Geburtsstunde eines Megasellers namens „Die drei Tenöre“, sondern auch einer neuen Konzertgattung: des Klassik­ events. Dass dies auch der Auftakt zu einer bis heute anhaltenden Rekordjagd für die Gagen und Gregor Burgenmeister Ticketpreise in der Branche gewesen ist, findet DoHerausgeber/Chefredakteur mingo nicht verwerflich, wie er im Interview unterstreicht: „Talent lässt sich nicht in Zahlen messen.“ Eine klare Meinung. Eine klare Haltung ganz anderer Art zeigt hingegen Martin Stadtfeld: Viel zu wenig geschehe in puncto Musikunterricht an deutschen Schulen, das Land sei auf dem besten Wege, sein kulturelles Erbe zu verspielen, warnt der Pianist im concerti-Gespräch. Und fordert nicht nur von Politikern mehr Wertschätzung für die Klassik, sondern geht selbst immer wieder in Schulen, um für Bach & Co. zu werben: Denn die zielten anders als die gecastete Popmusik eben nicht auf eine Befriedigung des vermeintlichen Massengeschmacks. Stadtfelds Bach-Interpretationen mögen umstritten sein, seine Gedanken indes sollten aufhorchen lassen, wenn die Klassik auch künftig noch mehr als nur ein Event sein will. Eine anregende Lektüre wünscht Ihnen Ihr P.S.: Wussten Sie, dass wir im Internet zahlreiche zusätzliche Inhalte sowie mehr als 30 000 Konzert- und Operntermine veröffentlichen? Probieren Sie es doch gleich aus und lassen Sie sich inspirieren: www.concerti.de KURZ VORGESTELLT

Georg Rudiger berichtet über Sinfoniekonzerte und Opernpremieren, führt Interviews und widmet sich mit Leidenschaft auch Pop und Jazz. Schreibt der Freiburger mal nicht, sitzt er selbst am Cello – oder wartet beim Journalistenkick auf die Traumflanke.

Nele Winter koordiniert den München-Kalender in der concerti-Redaktion – kennt die gebürtige Kielerin doch die Stadt nur zu gut aus ihrer Zeit in der Dramaturgie der Bayerischen Staatsoper. Bleibt daneben noch Zeit, treibt sie ihr Studium voran. April 2014 concerti   3


Inhalt

Konzert

8 Kopf und Körper

porträt Im Triospiel suchen Isabelle Faust, Jean-Guihen Queyras und Alexander Melnikov die ideale Balance – musikalisch wie menschlich

10 »Ich empfinde Popmusik schlicht als

unerträglich« interview Martin Stadtfeld polarisiert – in der Musik wie in seinem Auftritt. Gedanken eines unbequemen Künstlers

14 »Am Pult bin ich auf mich allein gestellt«

kurz gefragt Dirigent Yannick NézetSéguin über seine Lehrer, Inspiration durch Tennis und Globalisierung

10

Martin Stadtfeld Unangepasst

Oper

18 Die Opern-Einstiegsdroge

feuilleton Londons Intendant Kasper

Holten erklärt, was er vom Schlachtruf „Oper für alle“ hält

20 »Zum Entspannen setze ich mich in die

20

Sonne«

interview Sein stimmlicher Glanz strahlt

Plácido Domingo Ungebremst

auch im Alter noch ungebrochen, selbst eine Lungenembolie hat Plácido Domingo nicht bremsen können

Regionalseiten

44

Yuja Wang Ungerührt

Rubriken 3 Editorial | 6 Kurz & Knapp | 23 Opern-Kritiken 24 Opern-Tipps | 34 Konzert-Tipps | 38 CD- & DVD-Rezensionen | 48 Multimedia-Tipps 50 Vorschau & Impressum 4  concerti April 2014

Die Welt der Klassik

27 Ausflug in die Welt der Fragezeichen

festivalguide In Deutschland und Europa – wir stellen Ihnen die interessantesten Programme, Orte und Künstler vor

44 »Bitte keine Sentimentalität!«

blind gehört Die Pianistin Yuja Wang

hört und kommentiert CDs von Kollegen, ohne dass sie erfährt, wer spielt

Fotos: Adrian Bedoy, Ruben Martin, Leila Méndez

An dieser Stelle finden Sie in den Ausgaben Hamburg, Berlin, Mitteldeutschland und München die Regionalseiten.


13 Juni – 13 Juli 2014

Prometheus Entfesselung der Kräfte

Die Festspiele Zürich widmen sich dem Mythos des Feuerbringers Prometheus – mit Konzerten, Theater, Ausstellungen, einem Symposium und vielem mehr. Künstlerisches Herzstück ist eine Aufführung von Luigi Nonos epochemachendem Werk Prometeo – Tragedia dell‘ ascolto unter der Leitung von Ingo Metzmacher. www.festspiele-zuerich.ch


kurz & knapp

Als Johann Sebastian Bach beschloss: Ich bin dann mal weg ...

16.000

Das Sabbatical als eine Erfindung unserer Tage? Von wegen: Einer der ersten Aussteiger aus dem Berufsleben war Bach! Behaupten jedenfalls Leipziger Forscher, die wissen wollten, warum der Thomaskantor nach 1740 kein einziges Kirchenmusikwerk mehr schrieb. Statt seiner musste sein Schüler Fleckeisen als Musiker und Dirigent ran – während der Meister weiter das Gehalt einstrich.

Abonnenten zählt die Digital Concert Hall der Berliner Philharmoniker. Für 149 Euro im Jahr ist jedes Berlin-Konzert live im Web zu erleben.

was ist EiNe ...

Bagatelle? Dünkt wie ein Begriff aus dem Strafrecht, klingt wie eine zwischenmenschliche Liebelei oder Nachlässigkeit – und ist tatsächlich auch in der Musik nicht mehr als eine „Kleinigkeit“, zumeist auf dem Klavier. Und doch können es diese Einzelstücke durchaus in sich haben, wie jeder Klavierschüler weiß, der sich einmal an Beethovens Bagatellen versucht hat.

Bei den Damen kommt man mit Chopin viel weiter als mit Mozart …

6  concerti April 2014

12.000

Insgesamt

10.000 8.000 6.000

West

Musiknation Deutschland? Die Zeiten könnten bald vorbei sein: Seit 1992 verschwanden 37 Orchester von der Landkarte, die Zahl der Musikerplanstellen ging in den vergangenen zwei Jahrzehnten um mehr als 19 Prozent zurück. Besonders stark betroffen waren die neuen Bundesländer: Zwischen Mecklenburg-Vorpommern und Thüringen fielen fast 37 Prozent aller Orchesterstellen kulturloser Sparwut zum Opfer.

Planstellen in deutschen Orchestern*

4.000 2.000 0

Ost

Abbau Ost schreitet voran

1992

1998

2002

2006

2010

2014

Fotos: PD, Thomas Dashuber, *Deutsche Orchestervereinigung

Artur Rubinstein, Pianist


3 Fragen an ... Andreas Schessl

M O Z A R T S T R A U S S – Schirmherrin: KS BRIGITTE FASSBAENDER Sa 17. Mai 2014 VERONIKA EBERLE WĂœRTTEMBERGISCHES KAMMERORCHESTER RUBEN GAZARIAN So 18. Mai 2014 CAMERATA AUGUSTA Di 20. Mai 2014 ARMIDA QUARTETT MAXIMILIAN HORNUNG MANUEL HOFER

Nomen est omen: Seit 1984 veranstaltet Andreas Schessl mit seiner Agentur MĂźnchenMusik Klassik-, Pop- und Jazzkonzerte

MĂźnchenMusik feiert im April 30. Geburtstag – wo hat sich der Klassikmarkt am stärksten verändert? Die Klassikwelt ist schnelllebiger, offener und vor allem internationaler geworden. Die Spannbreite erstklassiger KĂźnstler aus aller Welt hat unser Programm verändert. Und auch unser Publikum hat sich gewandelt: Es ist nicht nur stetig gewachsen, sondern auch neugieriger geworden auf die vielen Facetten grenzenloser Musik.

Welches Konzert hat in diesen drei Jahrzehnten bei Ihnen den tiefsten Eindruck hinterlassen? Es ist natĂźrlich bei der groĂ&#x;en Zahl und der Vielfältigkeit der Programme sehr schwierig, ein singuläres Ereignis herauszugreifen. Ein kultureller HĂśhepunkt war aber wohl der Schostakowitsch-Zyklus 2012: Mit den MĂźnchner Philharmonikern und dem St. Petersburger Mariinski Orchester fĂźhrten zwei internationale Spitzenorchester damals in einer einmaligen Kooperation sämtliche 15 Sinfonien Schostakowitschs auf.

Sie kennen als Veranstalter ganz Deutschland – wo ist das Interesse fĂźr Klassikkonzerte am grĂśĂ&#x;ten? Sicher gibt es unterschiedliche Vorlieben und HĂśrgewohnheiten, so wie es Zentren fĂźr Alte und Neue Musik gibt. Zudem ist Kultur etwa in Berlin in ganz anderem, fast schon ungesundem MaĂ&#x;e subventioniert. Insgesamt aber ist die Begeisterung doch Ăźberregional, wie wir bei unseren Veranstaltungen in MĂźnchen, Berlin, Stuttgart und NĂźrnberg erfreulicherweise immer wieder feststellen.

Do 22. Mai 2014 NICHOLAS RIMMER MAIA CABEZA GABRIEL SCHWABE Sa 24. Mai 2014 EVGENIA RUBINOVA BAYER. KAMMERPHILHARMONIE ALBRECHT MAYER So 25. Mai 2014 SOPHIA CHRISTINE BROMMER NICHOLAS RIMMER www.mozartstadt.de


Porträt

Kopf und Körper Im Triospiel suchen Isabelle Faust, Jean-Guihen Queyras und Alexander Melnikov die ideale Balance – musikalisch wie menschlich. Von Georg Rudiger

Moll. Den markanten Aufschwung zu Beginn des zweiten Satzes kostet Isabelle Faust an der Violine mit vollem Vibrato aus. Jean-Guihen Queyras übernimmt die Geste zwei Takte später und steigert sie. Alexander Melnikov sitzt ganz ruhig, äußerlich fast teilnahmslos am Flügel und zaubert Farben und Stimmungen dazu. Man spürt die große Vertrautheit miteinander. Die Atmo-

Ohne Schuhe fühlt sich Jean-Guihen Queyras wie zu Hause – »Proben im Pyjama wäre auch ein Option« 8 concerti April 2014

sphäre ist ernst und konzen­ triert. In den kurzen Unterhaltungen geht es um Feinheiten wie die Gestaltung eines Übergangs oder dynamische Abstufungen. Es gibt keinen Chef, der bestimmt. Man probiert einfach – und lässt sich von einer Variante überzeugen. Seit 10 Jahren ein gutes Team

Auch wenn die Künstler gerade mit der Einspielung von zwei Beethoven-Klaviertrios ihre erste offizielle Trio-CD vorgelegt haben, arbeiten sie schon lange zusammen. „Jean-Guihen und ich kennen uns seit rund 25 Jahren. Und mit Sascha (Alexander Melnikov) habe ich bereits alle Violinsonaten von Beethoven aufgenommen“, sagt Isabelle Faust. 2004 waren die drei gemeinsam schon auf Isabelle Fausts Dvorˇák-CD zu hören, auf der die Geigerin das Violinkonzert mit dem Klaviertrio op. 65 kombinierte: „Dann haben wir ja 10-jähriges Jubiläum dieses Jahr“, stellt die aus Esslingen stammende Geigerin erfreut fest. Für Queyras, der mit seiner Familie in Freiburg wohnt und an der Musikhochschule unterrichtet, hat das Ensemble eine „ideale Balance zwischen Kopf und Körper. Ich mag unsere Arbeit am Klang, aber auch an der Konstruktion

Foto: Georg Rudiger

D

raußen scheint die Sonne, drinnen wird geprobt. Schon den ganzen Tag sitzen Jean-Guihen Queyras, Alexander Melnikov und Isabelle Faust in Queyras‘ Unterrichtszimmer an der Freiburger Musikhochschule, um sich intensiv mit Klaviertrios von Haydn, Beethoven und Schumann zu beschäftigen. Auf den Notenständern liegt Schumanns letztes Trio in g-


– das geht immer Hand in Hand. Wir schauen uns die Quellen an, sind aber letztendlich nicht dogmatisch.“ Musikalische Gemeinsam­ keiten, charakterliche Unterschiede

Melnikov schätzt den besonderen Streicherklang der beiden. „Stilistisch durchaus unterschiedlich, aber sehr organisch. Und ich bin immer zu laut“, bemerkt er lachend. „Unser Trio ist für mich ein abso-

»Schumann vereint Extreme in sich – das ist ungeheuer faszinierend« luter Glücksfall“, schwärmt auch Isabelle Faust. „Wir empfinden sehr ähnlich, sind aber schon unterschiedliche Charaktere – sonst würde das auch schnell langweilig werden.“ Was die Ausnahmekünstler noch miteinander verbindet, ist ihre Erfahrung mit historischer Aufführungspraxis. Die Wahl des richtigen Instruments, bei den Streichern auch die Frage des Bogens und der passenden Saiten spielt für alle eine große Rolle. Auch für das kommende Schumannprojekt war dieser Aspekt wichtig. Gemeinsam mit dem Freiburger Barockorchester sind die Künstler mit Robert Schumanns Konzerten für Violine, Klavier und Cello unter dem Dirigenten Pablo HerasCasado auf einer Konzerttournee zu hören. Parallel dazu erarbeiten sie die drei Klaviertrios des Komponisten. Auf den bei harmonia mundi er-

scheinenden CDs wird dann je ein Konzert mit einem Klaviertrio kombiniert. Alexander Melnikov hat für das Projekt einen Érard-Flügel gewählt, der genügend Klangvolumen besitzt. Die beiden Streicher haben Darmsaiten auf ihre Instrumente aufgezogen. An der Musik Schumanns gefällt den Künstlern die Mischung aus emotionaler Tiefe und anspruchsvoller Konstruktion. „Schumann bringt uns zum Nachdenken“, sagt Alexander Melnikov. „Man ist sich nie ganz sicher. Es gibt so viele Anspielungen. Die Musik ist manches Mal so intim, dass man fast eine Scheu davor hat, so weit zu gehen wie der Komponist. Schumann vereint Extreme in sich – das ist ungeheuer faszinierend.“ Konzert-TIPPs

Freiburger Barockorchester, Pablo Heras-Casado (Leitung), Isabelle Faust (Violine), Jean-Guihen Queyras (Violoncello), Alexander Melnikov (Klavier). Werke von Schumann schweinfurt Fr. 11.4., 19:30 Uhr Theater

HOCHSCHULE FÜR MUSIK UND DAR STELLENDE KUNST STUTTGART

23.–28. SEPTEMBER 2014 ANMELDESCHLUSS

30. JUNI 2014 SEMIFINALE + FINALE

ÖFFENTLICH – EINTRIT T FREI – LIVESTREAM PREISTRÄGERKONZERT

Freiburg Sa. 12.4., 20:00 Uhr Konzerthaus

28. SEPTEMBER 2014

Köln So. 13.4., 20:00 Uhr Philharmonie

JURY

Stuttgart Do. 17.4., 20:00 Uhr Liederhalle Wien Mi. 23.4. & Do. 24.4., 19:30 Uhr Konzerthaus Berlin Mi. 7.5., 20:00 Uhr Philharmonie CD-Tipp

Beethoven: Klaviertrios Nr. 6 Es-Dur op. 70/2 & Nr. 7 B-Dur op. 97 „Erzherzog-Trio“ Isabelle Faust (Violine), Jean-Guihen Queyras (Violoncello), Alexander Melnikov (Fortepiano). harmonia mundi

B R I G I T T E FA S S B A E N D E R BIRGID STEINBERGER ROBERT HOLL GRAHAM JOHNSON WOLFRAM RIEGER PETER SCHREIER KURT WIDMER FRANZ SCHUBERT HUGO WOLF U. A. WEITERE INFORMATIONEN WWW.LIED-WET TBEWERB.DE WWW.IHWA.DE


intErViEw

ZUr pErSon

Geboren 1980 als Sohn einer Koblenzer Tierarztfamilie, gab Martin Stadtfeld bereits mit neun Jahren sein Konzertdebüt und nahm mit 14 sein Studium auf. 1997 gewann er den RubinsteinKlavierwettbewerb, der Sieg beim leipziger Bach-Wettbwerb 2002 brachte ihm den internationalen Durchbruch. Seither ist der Pianist mit der Vorliebe für gute Weine und schnelle Autos auf allen großen Konzertpodien dieser Welt zu Gast.


»Ich empfinde Popmusik schlicht als unerträglich« Martin Stadtfeld polarisiert – in der Musik wie in seinem Auftritt.

Sein Bach-Spiel? Umstritten. Sein Wertekanon? Konservativ. Gedanken eines unbequemen Künstlers. Von Christoph Forsthoff

E

rfolg kann auch eine Last sein. Als Martin Stadtfeld 2002 als erster deutscher Pianist den Internationalen Bach-Wettbewerb in Leipzig gewann, schlugen die Wellen der Begeisterung hoch, schwärmten Medien und Kritiker gar von einem neuen Glenn Gould. Zwölf Jahre sind seither vergangen, längst hat der gebürtige Koblenzer sich auch mit Rachmaninow, Beethoven oder den deutschen Romantikern auseinandergesetzt, doch der Name des mittlerweile 33-Jährigen steht in erster Linie noch immer für seine Bach-Interpretationen. »Musik spricht für sich selbst – über Musik zu sprechen, ist immer schwierig«, haben Sie selbst festgestellt …

Foto: Adrian Bedoy

Ja, letztlich muss die Musik für sich sprechen, aber ich spreche auch gern über Musik. Ich finde es wichtig, die eigenen Gedanken zur Musik auch zu kommunizieren und deren Enträtselung nicht gänzlich dem Zuhörer zu überlassen. Es ist also nicht vergebens, wenn wir jetzt versuchen, über Musik zu sprechen?

Nein, das ist nicht schlimm.

Nun ist es zweifellos schwer, über Musik zu sprechen – noch schwieriger ist es vielleicht, darüber zu schreiben …

Ja, das finde ich auch ungeheuer schwierig. Ich habe es immer mal wieder erwogen, aber das wird mir dann zu tüftelig.

»Bachs Musik fühlt mit uns und tröstet uns auch in unserem Schmerz« Warum suchen die Menschen dennoch immer wieder nach Worten für die Musik?

Die meisten Künstler haben das Bedürfnis, die eigene Auseinandersetzung mit der Musik zu erklären – auch um Missverständnissen vorzubeugen und ihre Interpretationen verstehbarer zu machen. Hinzu kommt das emotionale Bedürfnis: Wir wollen in Worte fassen, warum uns Musik bewegt – auch wenn wir da im Endeffekt immer wieder ins Leere laufen, gerade bei der Musik von Bach, die sich einfach nicht in Worte fassen lässt. Und trotzdem hat man das Bedürfnis, es tun zu müssen (lacht).

Wenn für Musik letztlich doch die Worte fehlen, sind dann Konzertkritiken nur der vergebliche Versuch, Gehörtes zu verbalisieren?

Auch Kritiken versuchen ja für Musik zu begeistern, natürlich schon in dem Wissen, dass sich ein Konzert nicht komplett beschreiben lässt. Trotzdem sind sie wichtig, um die Brücke zu schlagen – aber irgendwo hören die Worte eben einfach auf. Versuchen wir es trotzdem auf ein Neues – was macht die Musik von Bach so einzigartig?

Diese Frage begleitet mich seit über einem Jahrzehnt, ohne dass ich eine Antwort dafür hätte, die sich in wenigen Sätzen zusammenfassen ließe. Was ich festgestellt habe: Die Antwort verändert sich ständig. Denn Bachs Musik ist ein Spiegel meiner selbst, meiner Lebensphasen und des Stadiums der Entwicklung, in dem ich gerade bin. Und welche Lebensphase spiegelt sich dann derzeit in Ihrer Antwort wieder?

Aktuell hat Bachs Musik für mich etwas ungeheuer Tröstliches. Sie nimmt uns Menschen, April 2014 concerti  11


intErViEw

die wir ja auch immer etwas Verzweifeltes mit uns herumtragen, an die Hand. Bei vielen Komponisten ist es ja so, dass wir die Emotionen, die wir in uns fühlen, auch in der Musik wiederfinden – das heißt, wir fühlen uns verstanden. Bei Bach geht es eine Stufe weiter: Er drückt nicht nur wie etwa Mahler Verzweiflung aus, sondern er fühlt mit uns und tröstet uns tatsächlich auch in unserem Schmerz – und das ist schon einzigartig.

Sie verkaufen sich schon am besten – allerdings führt das jetzt nicht dazu, dass das Label sagen würde, ich solle nun immer Bach spielen. Denn solch einer selbst gewählten Einengung wäre dann ja auf Dauer auch kein Erfolg in puncto Verkaufszahlen bestimmt. Dennoch werden sie auch von Konzertveranstaltern bevor­ zugt mit bach gebucht – wie groß ist denn da ihre entscheidungsfreiheit?

Natürlich freuen sich die Veranstalter, wenn ich etwa im Klavierrecital auch ein Stück von Bach spiele. Aber auch mir fehlt eigentlich etwas, wenn gar kein Stück von Bach dabei ist, und sei es die Zugabe: Denn Bach ist für mich der Ausgangspunkt für alle Musik, die danach kommt, denn bei jedem Komponisten gibt es einen Bezug zu Bach. einen bezug, den sie seit einigen Jahren auch verstärkt bei schulbesuchen an Kinder und Jugendliche weiterzuge­ 12  concerti April 2014

Haltung ist gefragt: Martin Stadtfeld scheut nicht die Konfrontation

ben versuchen – auf welche grenzen stoßen sie dabei?

Bei mir hat sich der Eindruck verfestigt, dass in puncto Musikunterricht an den Schulen viel zu wenig oder sogar gar nichts mehr passiert. Das finde ich persönlich bedrückend, aber auch aus gesellschaftlicher Sicht problematisch, denn wir sind auf dem besten Wege, dass das Gerede von unserem kulturellen Erbe oder dem Land der Dichter und Denker eines Tages nur noch Worthülsen ohne Inhalte sein könnten.

»Das kulturelle Erbe wird in den Schulen nicht mehr vermittelt« ist das nicht zu viel des Kultur­ pessimismus – schließlich geht es ja „nur“ um Musik…

Nein, es geht um die Vermittlung von Kultur! Wenn man

sich die Musik des späten Mozart oder auch von Beethoven anschaut, dann hat diese ja oft auch den Aspekt, den Menschen zu befreien: ihm als Individuum das Gefühl zu geben, dass er jemand mit einer eigenen Seele ist und einem eigenen Anspruch auf Würde und Selbstverwirklichung. Und ich finde es einfach skandalös, wenn dieses wesentliche kulturelle Erbe in den Schulen nicht mehr oder zumindest nicht mehr ausreichend vermittelt wird. Woran liegt das?

An einer Mischung aus Ahnungslosigkeit und Geringschätzung seitens der verantwortlichen Politiker. Jeder Mensch, zu dessen Leben die Musik gehört, weiß, was diese bedeutet – wem sie indes vollkommen fremd ist, der kann diese Bedeutung natürlich noch nicht einmal ahnen und wird auch keinen Wert darauf

Foto: Yvonne Zemke / Sony Classical

Vom geist zum geld: Verkaufen sich ihre bach­ alben besser als die mit Werken anderer Komponisten?


legen, dass Musik ein wesentlicher Teil der Kinder- und Jugenderziehung ist. Weniger skeptische Menschen halten dem entgegen, diese Abkehr von der Klassik sei nicht so dramatisch, denn heute gebe es die Rock- und die Popmusik – und die sei eben die Musik unserer Zeit.

Sicher geht es letztlich darum, was Musik dem Einzelnen vermittelt. Andererseits haben wir es etwa bei Beethoven mit einer großen, tief empfindenden Persönlichkeit zu tun, die zwar einerseits ihre Seele in ihrer Musik spiegelt, zugleich aber dies in ein Meisterwerk bringt. Und diese Verschmelzung von individuell empfundener Emotion und Form, dieses Ringen mit den Ideen macht doch erst das Meisterwerk aus. Auch Popkünstler nehmen für sich in Anspruch, ihre Seele in ihrer Musik offenzulegen.

Der überwiegende Teil der heutigen Popularmusik ist eher eine gecastete Musik, eine Industriemusik, die einfach nur

darauf abzielt, den vermeintlichen Massengeschmack zu treffen. Ohne Frage gibt es da Ausnahmen, aber das Gros ist dahingehend konzipiert und nicht von großen Persönlichkeiten, die sich mit ihrer Musik entäußern – das ist schon ein gewaltiger Unterschied. Können Sie persönlich etwas mit der Popmusik unserer Zeit anfangen?

Nein. Im Auto höre ich immer Radio und habe festgestellt, dass ich mit dieser Mischung, diesem hilflosen Versuch, auf den Massengeschmack zu zielen und diesen auf primitivste Art zu befriedigen, nichts mehr anfangen kann. Ja, in großen Teilen empfinde ich das schlicht als unerträglich.

CD-Tipp

Bach: Englische Suiten Nr. 1-3 BWV 806-808 Bach/Siloti: Air aus BWV 1067 für Klavier Martin Stadtfeld (Klavier) Sony Classical

Konzert-TIPPs

Hamburg Mo. 14.4., 19:30 Uhr Laeiszhalle Martin Stadtfeld (Klavier). Bach: Das wohltemperierte Klavier, Teil I Mühlhausen Sa. 26.4., 16:00 Uhr Kornmarktkirche Thüringer Bachwochen 2014 Martin Stadtfeld (Klavier). Bach: Englische Suiten Nr. 2 & 3 sowie diverse Präludien, Chopin: Etüden op. 10 Berlin Di. 6.5., 20:00 Uhr Konzerthaus Orquestra de Cadaqués, Sir Neville Marriner (Leitung), Martin Stadtfeld (Klavier). Werke von Bizet, Mozart, Albéniz & Mendelssohn Köln Mo. 12.5., 20:00 Uhr Philharmonie Programm siehe Berlin Frankfurt Mi. 14.5., 20:00 Uhr Alte Oper Programm siehe Berlin Dresden Sa. 7.6., 20:00 Uhr Palais im Großen Garten Dresdner Musikfestspiele: Martin Stadtfeld (Klavier). Bach: Das wohltemperierte Klavier, Teil II online-Tipp

Martin Stadtfeld als Kammermusiker: Mit Daniel MüllerSchott spielt er Schuberts „Arpeggione-Sonate“ Das Video sowie weitere Konzerte auf: www.concerti.de/stadtfeld

ERLÖST ALBERT E.

Musiktheater in fünf Szenen Text von Matthias Kaiser | Musik von Gerhard Stäbler Auftragswerk des Theaters Ulm URAUFFÜHRUNG 26.06.2014, 20 Uhr, Großes Haus WEITERE TERMINE 29.06. (19 Uhr) | 03.07. (20 Uhr) | 15.07. (20 Uhr) | 18.07. (20 Uhr)

Herbert-von-Karajan-Platz 1| 89073 Ulm | Theaterkasse: 0731/161 4444 | theaterkasse@ulm.de | www.theater.ulm.de

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06.03.14 16:06 April 2014 concerti   13


KUrZ GErfraGt

»Am pult bin ich auf mich allein gestellt« yANNIcK NÉzet-SÉGuIN, Musikdirektor des philadelphia orchestra, gastiert im April mit dem Rotterdam philharmonic in Deutschland. hier spricht er über …

Ausdauer zu haben. Ich würde selbst finden. Ich sage nicht, Sport mache ich jeden zweiten es hassen, hätte ich auf einmal dass es schlecht ist, einen LehTag. Bin ich unterwegs, jogge nicht mehr genügend Energie, rer zu haben, aber ich persönich gerne in den großen Parks um all die Bewegungen zu ma- lich schätze diese Erfahrung der verschiedenen Städte. Es chen, die ich für meine Inter- sehr, dass ich die Stücke erwar ungefähr vor zehn Jahren pretation brauche. forscht und jede Interpretationsentscheidung selbst getrofin Montreal, als ich merkte, fen habe. dass meine Schulter schmerzt. … Musik im elternhaus Daraufhin bat ich eine Traine- Meine Eltern hatten eine sehr rin, mich im Konzert zu beob- eklektische Plattensammlung. … inspiration durch tennis achten: Sie entwickelte dann Mich faszinierte all die ver- Tennisprofis müssen ja nicht ein spezielles Programm für schiedene Musik, und ich hat- nur körperlich sehr fit sein, mich, auch für den Muskelauf- te zwei Lieblingsplatten: eine sondern auch über drei, vier bau und die Körperbalance. Tschaikowsky-Aufnahme des Stunden die Konzentration Seitdem hatte ich keine Verlet- Philadelphia Orchestra unter halten – so lange wie eine Oper. zung mehr. Das Training ist Eugene Ormandy und eine Natürlich ist eine Aufführung wichtig für mich, um genügend Mozart-Platte der Berliner Phil- kein Spiel mit einem Gegner, harmoniker unter Karajan. aber wie im Sport können auch Die habe ich als Kind aufgelegt unvorhergesehene Dinge geund so getan, als würde ich schehen, auf die man sofort ZUr pErSon dazu dirigieren. So entstand reagieren muss. Und genauso, Als wenn er sich klonen meine Faszination für klassi- wie ein Tennisprofi keinen könnte: yannick Nézetsche Musik. Trainer auf dem Platz hat, bin Séguin, geboren 1975 in auch ich am Pult ganz auf mich Montreal, hat feste Ver… prägung durch lehrer allein gestellt und kann in dem pflichtungen bei gleich Viel Repertoire, das ich dirigie- Moment niemanden um Rat mehreren namhaften re, habe ich alleine einstudiert, fragen. Es hilft mir zu sehen, Orchestern. Seit 2000 ist er ohne Lehrer oder einen Mentor. wie Tennisspieler in dieser SiChefdirigent des kanadischen orchestre MétropoliDas ist sehr schwierig, du öff- tuation agieren. tain und seit 2006 beim nest eine Partitur, es entstehen Rotterdam philharmonic sofort viele Fragen – und am … globalisierung orchestra, 2007 berief ihn liebsten hättest du gleich die Ich kenne den Vorwurf, dass das london philharmonic Antworten. Alleine braucht die Globalisierung angeblich orchestra als ersten man mehr Zeit, der Prozess ist dazu führt, dass alle Orchester Gastdirigenten und seit 2010 schmerzhafter. Aber ich glaube, gleich klingen, weil nun jeder ist er Musikdirektor des jede Antwort ist in der Partitur Musiker in jedem Land spielen philadelphia orchestra. enthalten und du musst sie kann. Doch ich denke nicht, 14 concerti April 2014

Foto: Harald Hoffmann/DG

… sport


Dirigierte schon als Kind gerne – zur Musik von der Platte: Überflieger Yannick Nézet-Séguin

dass sie diesen Einfluss hat. zuahmen, um sich in das Or- Wobei es mir persönlich lieber wäre, wenn all das außerhalb Auf dem Papier mag es viel- chester einzufügen. des Konzertsaals stattfände. leicht so aussehen, wenn etwa in einem französischen Or- … politischen protest im … den protestruf »ihr chester nicht mehr alle Bläser Konzertsaal Franzosen sind und deshalb Ein Konzert sollte ein Konzert schweigen tötet russische weniger Musiker französisches sein. Allenfalls sehe ich im Homosexuelle« in der new Fagott spielen. Ich glaube aber Konzertsaal Raum für Debat- Yorker Met, gerichtet an den an die Tradition eines jeden ten wie damals bei der Urauf- Dirigenten und putin­Freund Orchesters, die sich überträgt. führung von Strawinskys Le Valery gergiev Das Orchester ist heute eine der sacre du printemps im Théât- Konkret dazu möchte ich wenigen Institutionen auf der re des Champs-Élysées: Das nichts sagen, denn diese AngeWelt, wo Wissen nicht nur war ein Aufruhr, aber es ging legenheit ist sehr komplex. Nur durch das Gespräch miteinan- um die Kunst an sich, nicht um so viel: Bei all dem, was ich der weitergegeben wird, son- Politik. Wenn allerdings Künst- vorher über Künstler und Podern auch dadurch, dass ein ler, die auf der Bühne stehen, litik gesagt habe, hatte ich auch junger Musiker neben einem sich politisch äußern, dann diesen Fall im Hinterkopf. Kollegen sitzt, der schon 30 kann ich es dem Publikum Jahre im Orchester ist, und ver- nicht verübeln, wenn es den … Dirigenten­Frisuren sucht – bewusst oder unbe- Konzertsaal auch als Ort für die Das scheint für viele ein intewusst – diesen Kollegen nach- politische Debatte nutzen will. ressantes Thema zu sein, tatApril 2014 concerti  15


kurz gerfragt

sächlich gibt es ja gerade eini- che das gerne mit einem schöge lockige Dirigenten. Ich freue nen, dunklen Holz – also nicht mich für all die Kollegen, die wie das helle Holz in einer finwundervolle Haare haben und nischen Sauna, sondern so für das Publikum ein Hingu- dunkel wie in einer edlen Bibcker sind. Bei mir ist das nicht liothek. Die Streicher des Phider Fall. Natürlich berührt das ladelphia Orchestra etwa haauch die Frage, was wir als Di- ben für mich definitiv einen rigenten repräsentieren: Ich dunklen Sound. denke, wenn wir im Blickpunkt der Öffentlichkeit stehen und … das Instrument, das ihn am uns viele Leute anblicken, soll- besten charakterisiert ten wir damit respektvoll um- Eine schwierige Frage – vielgehen. Wichtiger ist mir aber leicht das Horn. Zuerst einmal noch, dass die Musiker mich liebe ich seinen Platz im Zentgern angucken, es also nicht rum des Klangkörpers. Dann ablehnen, zu mir aufzuschau- kann es zum einen ein Melodie­ en. Wie das Publikum mein instrument sein, aber auch so Aussehen bewertet, ist für mich kraftvoll wie das ganze Orchessekundär, solange ich nicht so ter. Und eben das versuche ich aussehe, als sei ich gerade aus als Künstler: allen Gegensätzen in einem Stück gerecht zu werdem Bett gefallen. den, also nicht nur einseitig, … hellen und dunklen sondern sehr vielseitig zu sein. Orchesterklang

Wenn ich über ein Orchester sage, dass es einen „dunklen“ Klang hat, dann ist das keinesfalls negativ. Im Gegenteil: Jeder Musiker versucht, eine gewisse Dunkelheit zu erreichen, niemand wünscht sich zu viel Helligkeit. Ich verglei-

online-Tipp

Yannick NézetSéguin stellt seine Strawinsky-CD vor Das Video sowie weitere Konzerte auf: www.concerti.de/nezetseguin

Konzert-TIPPs

Frankfurt Di. 8.4., 20:00 Uhr Alte Oper Rotterdam Philharmonic Orchestra, Yannick Nézet-Séguin (Leitung), Lisa Batiashvili (Violine). Werke von Beethoven & Tschaikowsky Berlin Mi. 9.4., 20:00 Uhr Konzerthaus Besetzung siehe Frankfurt. Werke von Beethoven & Rimsky-Korsakow Hamburg Fr. 11.4., 20:00 Uhr Laeiszhalle Programm siehe Berlin Dortmund Do. 19.6., 20:00 Uhr Konzerthaus Symphonieorchester des Bayerischen Rundfunks, Yannick Nézet-Séguin (Leitung), Hélène Grimaud (Klavier). Werke von Smetana, Ravel & Schumann Bad Kissingen Fr. 20.6., 20:00 Uhr Regentenbau Programm siehe Dortmund München So. 22.6., 11:00 Uhr Gasteig (Philharmonie) Programm siehe Dortmund

CD-Tipp

Schumann: Sinfonien 1-4 Chamber Orchestra of Europe Yannick Nézet-Séguin (Leitung) Deutsche Grammophon

EINE OPEN-AIR INSZENIERUNG- M JANICE BAIRD IT (LEONORE/FIDELIO ), CRAIG BERMIN (FLORESTAN), GHAM DEM OPERNENSEM BLE UND DEM PHILHARMONISCH ORCHESTER DES EN STAATSTHEATE CHÖREN AUS RS SOWIE GANZ BRANDENB URG

Musikalische Leitun g: GMD Evan Christ Regie: Martin Schüle r

16  concerti April 2014


Oper

Die interessantesten Inszenierungen und Künstler – wir stellen Ihnen das Wichtigste aus der Welt der Oper vor Ganz große Oper – Tanzeinlagen inklusive: La Damnation de Faust in Berlin

Foto: Bettina Stöß

18_Feuilleton Die Opern-Einstiegsdroge Londons Intendant Kasper Holten erklärt, was er vom Schlachtruf „Oper für alle“ hält 20_Interview »Zum Entspannen setze ich mich in die Sonne«

Sein stimmlicher Glanz strahlt auch im Alter noch ungebrochen, selbst eine Lungen­embolie hat Plácido Domingo in seiner sängerischen Neugier nicht bremsen können 23_Kurz besprochen Opern-Kritiken Was Sie tagesaktuell auf unserer Website erwartet 24_Opern-Tipps Die Frühlings-Highlights in Deutschland und Europa April 2014 concerti   17


fEUillEton

Die opern-einstiegsdroge londons Intendant KASpeR holteN erklärt in teil 3 der Reihe DIe zuKuNft DeR opeR – DIe opeR DeR zuKuNft , was er vom Schlachtruf »oper für alle« hält. Von Peter Krause

Serie:

Wie geht es weiter mit der schon über 400 Jahre alten Gattung Oper? Die im Februar gestartete Reihe fragt konstruktiv kritisch nach der zukunft des Musiktheaters, stellt opernhäuser und festivals, Künstler und Konzepte vor, die Neues wagen.

18 concerti April 2014

antwortet die von Hörern gestellten Fragen – die Oper schreibt ein Stück Radiogeschichte. Das digitale Zeitalter verhilft der unmöglichen Kunst zu einem erneuten Quantensprung. „HD“, die „HighDefinition“-Video-Technik, erlaubt über Satellit auch hierzulande, in superber Klangund Bildqualität verfolgen zu können, was im Lincoln Center gerade über die Bühne geht. Der auch in Finanzdingen findige Met-Manager Peter Gelb verfolgt damit nicht nur weiche Ziele der Publikumsbindung. Längst fährt er für sein Haus mit den regelmäßigen Übertragungen Milliongewinne ein, die sein künstlerisches Budget sichern. Peter Gelbs Londoner Kollege Kasper Holten sieht die größte Herausforderung für die Zukunft der Oper darin, das richtige Geschäftsmodell zu finden. Der erst 41 Jahre alte dänische Intendant des Royal Opera House stellt fest: „Wir befinden uns auf halbem Weg zwischen Amerika und Europa. Auf der einen Seite die sponsorenfinanzierten, sehr wirtschaftlich handelnden Häuser in der Neuen Welt, auf der anderen Seite die hoch subventionierten Theater in Deutschland.“ Holtens Budget ist gerade mal zu 23 %

durch Subventionen gedeckt. Sponsoring spielt eine gewaltige Rolle. „Wir mussten einige Jahre früher als die deutschen Theater das Thema Fundraising auf die Tagesordnung setzen. Das heißt für uns: Wir müssen die Rolle der Kunst in der Gesellschaft offensiv diskutieren und zeigen, was das Unverwechselbare am Geschichtenerzählen in der Oper ist.“ neuen zugang mit Mehrwert schaffen

Sein Schlüssel zu einer breiten Akzeptanz der bei vielen Menschen immer noch als elitär verschrienen Gattung „Oper“ ist der Gang ins Kino. „Wir wollen einen Zugang in der ganzen Welt schaffen. Dazu ist gerade die Live-Übertragung ideal geeignet, die Menschen in einer entspannten Atmosphäre und zu einem niedrigen Preis zu ermutigen, sich mit Oper zu beschäftigen. Als wichtigen Mehrwert empfinde ich dabei die Close-ups auf die Sänger: Da erkennt man auf einmal Details der Charakterisierung der Figuren, die einem im Opernhaus verborgen bleiben.“ In seiner eigenen Inszenierung des Don Giovanni bekam man auf diesem Wege noch den kleinsten Augenaufschlag einer selbstbewusst

Fotos: Sim Canetty-Clarke, Wilfried Hösl / Bayerische Staatsoper

A

m Weihnachtstag des Jahres 1931 fängt alles an. Mit Humperdincks Hänsel und Gretel startet die New Yorker Met ihre RadioLive-Übertragungen, trägt die Stimmen der Startenöre noch ins tiefste Texas. Ihr eigentliches Ziel war die Sicherung der Publikumsströme während der wirtschaftlichen Depression nach dem Crash von 1929. Den Samstags-Matineen im Radio folgt 1977 die Live-Landung der Oper im amerikanischen Fernsehen. Dank der Satellitentechnik gelingt 1990 auch der Sprung über den großen Teich nach Europa. Oft über Jahrzehnte amtierende Moderatoren geben in den Pausengesprächen Einblicke in die sonst so undurchschaubare Welt der Oper. Das populärste Vermittlungsformat ist das Opera Quiz: Eine Expertenrunde be-


Oper für alle: Ein Spektakel vor der Bayerischen Staatsoper

modernen Donna Anna mit, spürte unmittelbar die Körperlichkeit des Singens. Eine durchaus andere Erfahrung von Oper ist das. Die sogar eigene Privilegien birgt: Backstage-Berichte, breite Kinosessel, freie Wahl der Klamotten und Popcorn statt Schnittchen holen die Hochkultur in einen massentauglichen Kontext. Interessante Irritationsmomente eingeschlossen: Soll man seine Gefühle per Applaus oder per Twitter offenbaren? Als Peter Jonas ab 1997 herausragende Vorstellungen auf den Max-Joseph-Platz vor dem Nationaltheater übertragen ließ, kreierte der Intendant der Bayerischen Staatsoper in München den Slogan „Oper für alle“. Kasper Holten bestätigt seinen alten Kollegen. Dieser Schlachtruf heiße auch, sich der Wurzeln der Gattung im kommerziellen, munter karnevalisierenden Theater Venedigs zu erinnern. „Wir kämpfen ganz ähnlich wie damals mit allen großen Theatern der Welt um die besten Künstlerinnen und Künstler. Dabei müssen wir

mutig, ehrlich und authentisch sein, müssen vor allem an das glauben, was wir tun. Anbiederung bringt gar nichts. Und trotzdem müssen wir leidenschaftlich kommunizieren, möglichst auf Kanälen, die einen echten Austausch ermöglichen.“ Natürlich nutzt der Däne in London Blogs, Twitter, Facebook und Youtube. Oper wird zum Volkstheater

Der Gang ins Kino wirkt freilich als ein dialektischer: Wo sonst Abend für Abend die Blockbuster Gewinne erwirtschaften, will das Minderheitenphänomen „Oper“ nun neue Freunde gewinnen. Dass dies langfristig gelingen kann, zeigen die in den Pausen auf der Kinoleinwand eingeblendeten Twitter-Kommentare: „Das war meine erste Oper, bin begeistert.“ Oper im Kino wirkt als Einstiegsdroge. Die Übertragungen aus den führenden Opernhäusern in über eintausend Lichtspielhäuser in 31 Ländern bauen Schwellenängste ab. Klasse wird nicht durch Masse erschlagen, sondern das

Kasper Holten in der Royal Opera

teure, angeblich nur exklusive Unding „Oper“ wirkt auf einmal inklusiv, wird zum Volkstheater. Natürlich liegt die Zukunft der Oper nicht im Kino. „Die analoge Rezeption im Opernhaus, der Geruch der Bühne, die gemeinsame Präsenz von Künstlern und Publikum im selben Raum sind absolut einzigartig und nicht durch eine digitale Ebene zu ersetzen.“ Aber das Gespür einer spielerischen Selbstverständlichkeit, diese Kunstform durchaus genießen zu können, lässt sich über ihren Konsum im Kino trefflich erwerben. Wer diesen Schritt gegangen ist, wagt dann vielleicht auch das vollendete Berührtwerden im Theater selbst – zum Beispiel auf einem Hör- oder Stehplatz. Der ist noch billiger als der Eintritt ins Kino. Kino-TIPPs

Sa. 26.4., 19:00 diverse Kinos Live aus der Met: Mozarts Così fan tutte Kinos auf www.metoperafamily.org Di. 24.6., 20:00 Uhr diverse Kinos Live aus der Royal Opera: Puccinis Manon Lescaut Kinos auf www.roh.org.uk/cinemas April 2014 concerti   19


intErViEw

Liebt es neue Projekte zu erarbeiten: 140 Rollen hat Plácido Domingo gesungen

»zum entspannen setze ich mich in die Sonne«

E

inst galten sie als die glorreichen Drei. Doch während Luciano Pavarotti 2007 verstarb und Kollege José Carreras nach seiner schweren Leukämie-Erkrankung nie wieder an den sängerischen Ruhm vergangener Tage anknüpfen konnte, wird Plácido Domingo auf den Bühnen dieser Welt noch immer gefeiert. Dabei rührt auch sein Tenor-Ruhm mittlerweile aus vergangenen Tagen, widmet sich der 72-Jährige als Sänger nun verstärkt 20 concerti April 2014

dem Bariton-Repertoire – und auch in seinem achten Lebensjahrzehnt verblüfft der Spanier dabei noch immer mit einer Energie und Dramatik, die andere in seinem Umfeld fast vergessen lässt. Herr Domingo, das publikum kennt sie aus vielen berühm­ ten opern. gibt es partien, die sie heute nicht mehr singen?

Selbstverständlich – praktisch mein gesamtes Tenor-Repertoire singe ich nicht mehr. In

diesen Rollen hatte ich große Erfolge, doch kann ich diese Partien heute nicht mehr so singen, wie ich das einmal getan habe. Nachdem ich früher vor allem französische und italienische Opern gesungen habe, mich anschließend deutschen und russischen Werken gewidmet und dann die Barockopern für mich entdeckt habe, widme ich mich nun dem Bariton-Repertoire. So habe ich auch meinem Publikum immer etwas Neues zu bieten.

Foto: Ruben Martin/Sony Classical

Sein stimmlicher Glanz strahlt auch im Alter noch ungebrochen, selbst eine lungenembolie hat plácIDo DoMINGo in seiner sängerischen Neugier nicht bremsen können. Von Christoph Forsthoff


Daneben singen Sie aber auch immer mal wieder ein OpenAir mit Häppchen­pro­gram­m: Künstlerisch zweifellos eine andere Klasse als ein Opern­ abend – stört Sie das nicht?

Ich habe in meinem Leben so viel für die klassische Musik getan. Natürlich ist es beglückend, einen ganzen Abend einen Operncharakter formen zu können – aber es kann auch sehr packend sein, wenn das Publikum alle fünf Minuten begeistert applaudiert, weil man eine bekannte Opernoder Operettennummer gesungen hat, eine Zarzuela oder einen Musical-Hit. Das ist einfach eine andere Form des Glücks.

zerte oder Opernaufführungen mit anderen Künstlern anzuhören. Denn Künstler kommen und gehen, doch großartige Musik bleibt. Aber lässt sich durch Galas und Events wirklich neues Publi­ kum für die Oper gewin­nen?

Aber ja doch – es gibt ein neues Publikum, das aufgrund solcher Konzerte die Oper für sich entdeckt.

»Talent lässt sich nicht in Zahlen messen«

Für die Sie früher vor Ihren Auftritten gebetet haben – bitten Sie die Heiligen auch heute noch um Unterstützung?

Sie sehen also für die Zukunft der Oper nicht so schwarz wie mancher Kritiker, der im klas­ sischen Musiktheater ein aussterbendes Genre sieht?

Viele Künstler haben ihre kleinen Rituale und Aberglauben, die sie vor ihren Auftritten pflegen. Ich bete zur Heiligen Cäcilia, der Patronin der Kirchenmusik, und zum Heiligen Blasius, dem Schutzpatron der Halskranken – und ich halte nach einem verbogenen Nagel auf der Bühne Ausschau, bevor ich zum Singen hinausgehe. Aber das sind schon sehr private Angelegenheiten…

Ich weiß nicht, wer behauptet, die Oper würde sterben – die Oper lebt! Jeden Tag werden mehr neue Talente entdeckt – und das Publikum stört es auch nicht, wenn solch ein junger, unbekannter Sänger plötzlich einspringt, denn es möchte einfach die Oper hören. Überall auf der Welt kommt das Publikum mehr und mehr wegen der Werke selbst: Da gibt es eine Veränderung im Denken.

... die das Publikum heute oft ähnlich stark interessieren wie die Musik. Stört es Sie, wenn Besucher in erster Linie Plácido Domingo erleben wollen?

Und doch denkt heute fast jeder bei Tenören sofort an Sie, Carreras und den verstor­benen Pavarotti. Von den jungen Sängern ist kaum die Rede – geht mit Ihnen das Zeitalter der großen Tenöre vorbei?

Ich bin sehr glücklich, wenn die Menschen zu Konzerten oder auch in die Oper kommen, um mich zu hören. Doch zugleich hoffe ich natürlich, dadurch Menschen anzuregen, sich künftig auch weitere Kon-

Natürlich nicht! Es wird immer wieder neue, talentierte Sänger geben, und jeder von ihnen besticht durch andere Fähigkeiten. Beethoven hat immer

gern den alten lateinischen Aphorismus „Vita brevis, ars longa“ zitiert: Das Leben ist kurz, die Kunst ist lang – Menschen kommen und gehen, doch die Kunst lebt weiter. Aber vielleicht in anderer Form: Denn wo früher Kon­ zerte und Opernbesuche als etwas Besonderes galten, dient die Klassik heute oft nur noch als pure Unterhal­tung. Stört Sie dieser Imagewandel?

Ich halte nichts von diesem Ansatz, früher sei alles besser gewesen. Es hat immer Menschen gegeben, die Musik allein zur Unterhaltung gehört und andere, die ihr voller Leidenschaft und tiefer Hingabe gelauscht haben – heute wie vor 50, 100 oder 200 Jahren. Zudem gibt es heute weit mehr Menschen, die voller Ernst und Aufmerksamkeit Klassik hören als etwa zu Mozarts oder Verdis Zeiten – auch wenn die elektronischen Medien zweifellos dazu geführt haben, dass Musik heute auch einfach nur als Beschallung im Hintergrund läuft, ohne dass dieser wirklich zugehört wird. Hören Sie selbst gelegentlich auch einmal klassische Musik nur zur Entspannung?

Möchte ich mich entspannen, dann setze ich mich in die Sonne (lacht). Doch ich besuche oft Konzerte und Opernaufführungen oder lausche auch Musikaufnahmen, zur Erbauung ebenso wie zum Lernen – und zwar verschiedensten Werken von verschiedensten Künstlern. Hören Sie sich dabei auch noch einmal Ihre eigenen Aufnahmen an? April 2014 concerti   21


Interview

Künstlerische Leitung Peter Ruzicka URAUFFÜHRUNGEN Marko Nikodijevic´ VIVIER Samy Moussa WÜSTUNG (Vastation) Dieter Schnebel UTOPIEN Detlev Glanert DIE BEFRISTETEN Hèctor Parra DAS GEOPFERTE LEBEN

Karten: München Ticket Tel. 089 – 54 81 81 81 www.muenchenticket.de und alle bekannten Vorverkaufsstellen Information www.muenchenerbiennale.de biennale@spielmotor.de Tel. 089 – 280 56 07

Veranstalter

Kulturreferat der Landeshauptstadt München

in Zusammenarbeit mit Spielmotor München e.V. – eine Initiative der Stadt München und der BMW Group

Vorverkaufsbeginn: 24. März 2014

Manchmal höre ich mir meine alten Aufnahmen an – etwa wenn ich Rollen wieder einstudiere, denn so kann ich in der Interpretation hören, was mir gefällt und auch, was ich anders gestalten möchte. Aber das passiert nicht oft: Dafür liebe ich es viel zu sehr, neue Projekte zu erarbeiten! Zu den meistverkauften unter diesen alten Aufnahmen zählen die Mitschnitte Ihrer Konzerte mit Ihren Kollegen Carreras und Pavarotti – „Die Drei Tenöre“. Haben diese Konzerte Sie zu einem Popstar der Klassik gemacht?

Ich würde nicht sagen zu einem Popstar, aber ganz sicher haben wir dadurch viele Menschen für die Klassik interessieren können und auch ein neues Publikum geschaffen. Ja, es gibt heute eine neue Generation, die in die Oper kommt, sogar zu Abonnenten geworden sind, weil sie „Die Drei Tenöre“ gehört haben – und das gibt einem eine große innere Zufriedenheit. Mit den Auftritten der „Drei Tenöre“ sind auch die Gagen im Klassikbereich nach oben geschnellt – kann ein zwei­ stün­­diger Auftritt tatsächlich mehr als 100.000 € wert sein?

Ich glaube nicht, dass sich Talent in Zahlen messen lässt. Können Fußballspieler wirklich Millionen wert sein? Offenbar ja, denn entsprechende Gehälter und Ablösesummen werden gezahlt. Wäre es gerecht, wenn die Besitzer von Fußballmannschaften Millionen verdienten und diese nicht mit den Spielern teilten, die ihnen das Geld erwirtschaften? Diese Fragen lassen sich auch auf das Feld der Künste über-

22  concerti April 2014 BIE_011-14_AZ_Concerti_39x178mm_RZ.indd 21.02.14 114:44

tragen: Künstler sind ja nicht mit einem bestimmten Preisschild versehen, sondern es hängt von der Größe der Aufführung, davon, wie viele Besucher erwartet werden und vielen anderen Faktoren ab, wie viel die Veranstalter verdienen. Konzert- & opern-TIPPs

Berlin So. 13.4., 18:00 Uhr & Do. 17.4., 19:00 Uhr Staatsoper im Schiller Theater Verdi: Simon Boccanegra

Fr. 18.4., 20:00 Uhr Philharmonie Staatskapelle Berlin, Daniel Barenboim (Leitung), Plácido Domingo (Bariton), Staatsopernchor. Werke von Mozart, Reger & Strauss Wien Do. 1.5., So. 4.5. & Mi. 7.5. Staatsoper Verdi: Nabucco. Jesús LópezCobos (Leitung), Günter Krämer (Inszenierung), Plácido Domingo u.a. London Mo. 16.6., 19:30 Uhr Royal Opera House Puccini: Tosca. Plácido Domingo (Leitung), Jonathan Kent (Inszenierung). Weitere Termine: Do. 19.6., 19:30 Uhr, Sa. 21.6., 19:00 Uhr, Do. 26.6., 19:30 Uhr Salzburg Mi. 23.7., 18:00 Uhr Großes Festspielhaus Wiener Philharmoniker, Wiener Singverein, Daniel Barenboim (Leitung), Plácido Domingo (Bariton). Werke von Reger & Bruckner online-Tipp

Ein Klassiker: Placido Domingo singt „Largo al factotum“ aus „Il barbiere di Siviglia“ Das Video sowie weitere Termine auf: www.concerti.de/domingo CD-Tipp

Domingo at The Met Werke von Bellini, Bizet, Puccini, Verdi, Wagner u.a. Metropolitan Opera Orchestra & Choir Montserrat Caballé, Renata Scotto, Mirella Freni, James Levine, Leonard Slatkin u.a. Sony Classical (3 CDs)


KUrZ BESproChEn

OPerN-KriTiKeN Was Sie tagesaktuell auf unserer Website erwartet

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uter Journalismus lebt von fachlicher Expertise und maximaler Aktualität. Um Ihnen als Monatsmagazin auch letztere zu bieten, verfolgen unsere Opern-Autoren die wichtigsten Premieren in Deutschland und Europa und berichten in ihren Online-Kritiken tagesaktuell: über Siege und Niederlagen – ob in Berlin, Bonn oder Nürnberg. Die vollständigen und laufend neue Opern-Kritiken finden Sie online: Scannen Sie dafür den QR-Code mit einer Smartphone-App oder geben Sie: www.concerti.de/oper im Browser ein.

VorSChaU

bonn 30.3.2014 opernhaus Braunfels: Der traum ein leben Will Humburg (Leitung), Jürgen R. Weber (Inszenierung)

Wang in hamburg: ost-westlicher erfolg

BeRlIN 23.2.2014 Klaus Florian Vogt ist ein fast durchsichtiger Faust, auf den alle Szenen des Stückes wie auf eine Leinwand projiziert werden können. Gegen das samtig spielende Orchester des Donald Runnicles kommt der leicht ansprechende Tenor mühelos an. Ein geeigneteres Timbre für die Partie gibt es kaum. (MN)

hAMBuRG 23.2.2014 In Hamburg macht die Hochschule immer wieder vor, wie aufregend Oper sein kann. Nun mit einer Uraufführung: Die Konkubine des Kaisers, eine alte chinesische Legende über die Lieblingsnebenfrau des Herrschers und ihr tragisches Ende. Musikalisch plastisch, in der Regie erschütternd – auch die moderne Oper lebt! (CF)

Deutsche oper Berlin Berlioz: La Damnation de Faust. Donald Runnicles (Leitung), Christian Spuck (Regie), Matthew Polenzani, Elīna Garanča Weitere termine: 23., 26. & 29.5., 1.6.

hochschule für Musik und theater hamburg Wang: Yang Guifei. Bettina Rohrbeck (Leitung), Dominik Neuner (Regie) Weitere termine am theater Kiel: 26. & 30.4.

nÜrnberg 5.4.2014 opernhaus Wagner: Die Walküre Marcus Bosch (Leitung), Georg Schmiedleitner (Inszenierung), Vincent Wolfsteiner, Randall Jakobsh, Antonio Yang, Ekaterina Godovanets, Rachel Tovey, Roswitha Christina Müller Nürnberg wagt Wagner als hochkarätiges Ensemble-Theater berlin 12.4.2014 Staatsoper im Schiller theater Wagner: tannhäuser Daniel Barenboim (Leitung), Sasha Waltz (Inszenierung & Choreographie), Peter Seiffert, René Pape, Peter Mattei Tanz trifft Oper, Waltz macht Wagner April 2014 concerti   23

Fotos: Bettina Stöss, Christian Enger

Klaus florian vogt singt Berlioz

Als „Halbjude“ wurde Walter Braunfels 1933 in die innere Emigration getrieben. In ihr entstand seine Oper nach Grillparzer


OPERN-Tipps Die Frühlings-Highlights in Deutschland und Europa

München: Märchenhafte Bühnenshow musical Das Kinderbuch des

Das fliegende Wunderauto spielt auch mit Mi. 30.4. (Premiere), 19:30 Uhr Gärtnerplatztheater im Prinzregententheater München Richard M. & Robert B. Sherman: Tschitti Tschitti Bäng Bäng. 2. bis 18.5. 24  concerti April 2014

Antonio Yang reift vom Schwarzalben zum Wotan

Nürnberg: Wagners Walküre oper Zwischen Boulevardko-

müdie und blutigem Ernst balancierte Ring-Regisseur Georg Schmiedleitner das Rheingold theaterprall und in präziser Personenregie packend aus. Kammermusikalisch pathosreduziert, mit Boulez-Nüchternheit, hoher Differenzierung und feiner Lyrik musizierte Generalmusikdirektor Marcus Bosch mit seiner Staatsphilharmonie Nürnberg das WagnerWerk. Ein doppelt starkes Versprechen. Jetzt lassen die beiden Künstler Die Walküre folgen. Und können dabei mit einem verheißungsvollen Debütanten aufwarten. Antonio Yang singt erstmals den Wotan. Der koreanische Bariton war im auf DVD verewigten Lübe-

cker Ring des Dream-Treams Pilavachi und Brogli-Sacher bereits ein überwältigender Alberich, kein keifend konsonantenspuckender Oberzwerg, sondern ein Sängerdarsteller, der Wagners Vision eines „vaterländischen Belcanto“ in einer bewegenden Charakterstudie in die Tat umsetzte. Nach seinem Wechsel ins Nürnberger Ensemble wagt Yang nun also den Aufstieg vom Lichtzum Schwarzalben. Und unweit vom schwächelnden Bayreuth wird entschieden demonstriert, wie Wagner geht. Sa. 5.4. (Premiere), 17:00 Uhr Opernhaus Nürnberg Wagner: Die Walküre. Marcus Bosch (Leitung), Georg Schmiedleitner (Inszenierung). 12. & 20.4., 4., 25. & 29.5., 19. & 29.6.

Fotos: Ludwig Olah, Tim Schober, Matthias Creutziger, Christian Zach, Andrea Kremper/Royal Opera

James-Bond-Erfinders Ian Fleming stand 1968 Pate für den Musical-Fantasyfilm Tschitti Tschitti Bäng Bäng. Gedreht wurde auf Schloss Neuschwanstein, die hitverdächtige Filmmusik der ShermanBrüder brachte ihm eine Oscarund zwei Golden-Globe-Nominierungen ein. 2002 wurde der Film für das Londoner West End in ein märchenhaftes Bühnenmusical verwandelt, das dort dreieinhalb Jahre vor ausverkauftem Haus lief, bevor es den New Yorker Broadway eroberte. Dem Staatstheater am Gärtnerplatz ist es als erster deutschsprachiger Bühne gelungen, die begehrten Aufführungsrechte zu bekommen.


Baden-Baden: osterfestival I opeR Noch nie hat Sir Simon

Rattle eine Puccini-Oper dirigiert, umso spürbarer ist seine eigene Vorfreude auf die Premiere von Manon Lescaut. „Diese Oper war der Grund, warum sich Gustav Mahler in Puccini verliebte“, sagt der Maestro und verrät, dass er noch Orchestermaterial mit Mahlers Anmerkungen sichten konnte.

Eva-Maria Westbroek singt Puccinis Manon Lescaut

Auch für seine Berliner Philharmoniker gehört Puccinis Primadonnenoper nicht gerade zum Standardrepertoire. Dies gilt auch für den weiteren szenischen Höhepunkt der diesjährigen Osterfestspiele. Gemeinsam mit Peter Sellars hat Rattle zunächst Bachs Matthäuspassion mit riesigem Erfolg auf die Bühne gebracht, nun folgt mit der Johannespassion Teil 2 der mutigen Bach-Befragung. Konzerte mit Anne-Sophie Mutter oder Sol Gabetta machen das Festspielglück perfekt. Sa. 12.4., 18:00 uhr festspielhaus Baden-Baden Puccini: Manon Lescaut Simon Rattle (Leitung), Richard Eyre (Inszenierung), Eva-Maria Westbroek, Massimo Giordano. 16. & 21.4.

Salzburg: osterfestival II opeR Wer Christian Thiele-

mann in der Dresdner Heimstatt der Staatskapelle als Intendant zur Seite stehen wird, ist unklarer denn je. Sachsens Kunstministerin hat den mit klugen weltläufigen Ideen die Stärken des Hauses bündeln wollenden Serge Dorny kurzerhand herausgeschmissen, da sie feststellen musste, dass die vertraglich vereinbarten Kompetenzen der beiden Herren kaum kompatibel sind. In Dresden also ohne Konkurrenz kann Megamaestro Thielemann unbehelligt die Stärken seiner Wunderharfe hegen und pflegen und nun auch bei den Salzburger Osterfestspielen gehörig ausspielen. In der später nach Dresden wandernden

Arabella-Neuinszenierung muss sich der Dirigent nur mit Jungregisseurin Florentine Klepper streiten. Auf der Bühne stehen die Sängerstars Renée Fleming und Thomas Hampson.

züRIch

pIQue DAMe So. 6.4., 19:00 uhr opernhaus Der feinfühlige Regiepsychologe Robert Carsen inszeniert Tschaikowskys Meisterwerk WIeN

loheNGRIN

Sa. 12.4., 17:30 uhr Staatsoper Nach seinem Ausflug ins französische Fach kehrt Klaus Florian Vogt zu Wagner zurück und singt den Schwanenritter, seine Paradepartie. Zürichs Intendant Andreas Homoki inszeniert eSSeN

ARIoDANte Sa. 19.4., 19:00 uhr Aaltotheater Der britische Alte-MusikExperte Matthew Halls dirigiert, der junge Niederländer Jim Lucassen inszeniert Händel leveRKuSeN

INteRMezzI fr. 25.4., 19:30 uhr Bayer Kulturhaus Kleine Opern von Scarlatti und Pergolesi kulinarischpantomimisch verbunden – mit Star-Pantomime Milan Sladek KARlSRuhe

DIe MeISteRSINGeR voN NüRNBeRG So. 27.4., 17:00 uhr Großes haus Das junge wilde Regieduo Tobias Kratzer (Inszenierung) und Rainer Sellmaier (Ausstattung) wagt sich an Wagners komische Oper StuttGARt

Thielemann zaubert Strauss mit seiner Staatskapelle Sa. 12.4. (premiere), 18:00 uhr Großes festspielhaus Salzburg Strauss: Arabella. Christian Thielemann (Leitung), Florentine Klepper (Inszenierung) 21.4., 18:00 Uhr

Weitere Tipps, Termine, Tickets und mehr: www.concerti.de

ActuS tRAGIcuS Di. 29.4., 19:30 uhr opernhaus Sechs Kirchenkantaten von Bach hat Herbert Wernicke zu einem Theaterabend verbunden – Wiederaufnahme der Arbeit des verstorbenen Regiealtmeisters

April 2014 concerti   25


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Festivals In Deutschland und Europa – wir stellen Ihnen die interessantesten Programme, Orte und Künstler vor

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Zerstörte Welt vor Unesco-Weltkulturerbe: Verdis Attila bei den St. Galler Festspielen

28_Dresden Ausflug in die Welt der Fragezeichen Die Dresdner Musikfestspiele starten in diesem Jahr ein innovatives Künstlerprojekt 30_St. Gallen Kastilien im Schweizer Klosterhof erleben Musik aus und über Spanien ist der Schwerpunkt der 9. St. Galler Festspiele 32_Düsseldorf Auf der Suche nach dem Schumann in uns allen Romantisiere Dich! In Düsseldorf bemühen sich Stars um Empfindsamkeit 33_Garmisch Ein großes Geburtstagsständchen

„Happy Birth­day, Mr. Strauss!“ Garmisch-Partenkirchen feiert den Jubilar neun Tage lang Einzeltermine, Details, Tickets und vieles mehr auf www.concerti.de/festivalguide

April 2014 concerti  27


Festivalguide

Ausflug in die Welt der Fragezeichen sachsen Die Dresdner Musikfestspiele starten in diesem Jahr ein

innovatives Künstlerprojekt. Von Christian Schmidt men, steht in diesem Jahr unter der Überschrift „Goldene 20er“, womit ausdrücklich nicht nur das frühe 20. Jahrhundert gemeint ist, der das Motto entlehnt wurde. Die Historienzählung beginnt schon mit der Geburt der Oper 1620, setzt sich

Dresden mal nicht barock-pompös: Im »Raskolnikoff« in der hippen Neustadt findet der kreative Austausch der »Bohème 2020« statt 28  concerti April 2014

fort mit der Blütezeit der Bachschen Musik um 1720, Beethoven und Schubert befruchteten die 1820er Jahre, bis schließlich die sagenumwobenen „echten“ Güldnen kamen. Originalklang für Strauss im festivaleigenen Orchester

Wer das ein bisschen bemüht, vielleicht auch beliebig findet, liegt sicher nicht ganz falsch, denn man könnte natürlich das diesjährige Programm sehr gut auch unter den theoretischen Titeln „Silberne 30er“ oder „Bronzene 10er“ verkaufen. Auftrumpfen kann die Dramaturgie des Festivalintendanten Jan Vogler aber allemal. Die aufgerufenen Namen lesen sich edel wie eh und je: Mit Riccardo Chaillys Gewandhausorchester, dem Mahler Chamber Orchestra mit Daniele Gatti, Philippe Herreweghe und dem Collegium Vocale Gent oder Daniel Barenboim mit seiner Staatskapelle Berlin bekommt man vermutlich jedes Haus voll. Dazu kommen exquisite Solisten wie Thomas Hampson, Matthias Goerne oder Ute Lemper. Abgesehen von diesen Kassenknüllern wagen die Dresdner Musikfestspiele aber wiederum den Ausflug in die Welt der Fragezeichen, des Neuen, wollen nah dran sein = Zeitraum

= Künstler

Foto: Patrick Böhnardt

E

ine Roulettekugel steht auf der schwarzen 20, das Jahresmotiv ist perfekt: Die Dresdner Musikfestspiele, einst ausgerechnet im Tal der Ahnungslosen von der DDR gegründet und schnell zu internationalen Ehren gekom-


am Rest der weit entfernten Welt. Das vor drei Jahren ins Leben gerufene Dresdner (Originalklang-) Festspielorchester, das Vogler vor allem deswegen schätzt, weil er die Projekte vor Ort selbst produzieren kann, wĂźrdigt den diesjährigen Jubilar Richard Strauss mit der Wiederentdeckung der in Dresden uraufgefĂźhrten Feuersnot. AuĂ&#x;erdem steuert es Beethovens Missa solemnis bei, durchaus Meilenstein der 1820er Jahre. Labor ÂťBohème 2020ÂŤ: KĂźnstler aller Sparten treffen aufeinander

Den grĂśĂ&#x;ten Coup hat sich Jan Vogler aber fĂźr einen Blick auf die Zukunft aufgehoben. Mit seiner unnachahmlich redegewandten Art beklagt er nämlich nichts weniger als die kreative HasenfĂźĂ&#x;igkeit der neuen Zeit: „In den letzten Jahren hat unsere Gesellschaft kontinuierlich am Wohlstand, am Aufbau gearbeitet, aber sie hatte wenig Kraft zur Inspiration.“ Die Rettung sind die neuen Bohèmiens, junge KĂźnstler aus allen Sparten, angelehnt an Puccinis Oper. Unter dem Titel „Bohème 2020“ lädt sie Vogler zwei Wochen lang nach Dresden ein und gibt ihnen programmatisch freie Hand. Die Festspiele stellen lediglich BĂźhnen, Equipment und Instrumente. „Laufen lernen mĂźssen sie dann selbst“, erklärt der umtriebige Cellist seine Erfindung. Tänzer, Komponisten, Schauspieler und Musiker aus aller Herren Länder, zwei davon aus Dresden, sollen gemeinsam Projekte entwickeln, mit den „groĂ&#x;en“ KĂźnstlern, aber vor allem mit dem Publikum ins

Gespräch kommen, die leeren BĂźhnen zwischen den Hochglanz-Events mit eigenen Ideen beleben. Sie sollen selbst nachdenken, kreieren, einstudieren, sich vernetzen und letztlich auch bewerben. Per Twitter und Facebook werden sie mit UnterstĂźtzung der Festivalinfrastruktur ihre Performances, so heiĂ&#x;t das ja dann wohl in modernem Deutsch, selbst anpreisen. Was bringt das den Festspielen? Inspiration ist das Zauberwort, auf das der Festspielintendant immer wieder abhebt. „Neue Wege gehen, am Puls der Zeit bleiben.“ DarĂźber hinaus gibt es ganz handfeste Ăœberlegungen: Denn natĂźrlich will Jan Vogler Ăźber diesen Umweg auch die Off-Off-Kulturszene fĂźr die Festspiele erreichen. Ist das der „Blick auf die Zukunft“, den Nachwuchs unkuratiert machen zu lassen, was er will? Vogler meint: „FĂśrderung junger KĂźnstler riecht oft sehr stark nach Alibi unter dem Motto, seht her, wir tun auch was. Bei uns lernen sie, selbst Initiative zu zeigen, sich aus eigener Kraft ins Rampenlicht zu stellen.“ NatĂźrlich sei damit auch eine gewisse Art von Exhibitionismus verbunden, aber er habe junge Leute ausgewählt, die damit schon Erfahrung hätten, sich immer wieder neu zu erfinden. „Sie mĂźssen kommunizieren, das ist eine Botschaft letztlich an alle“, sagt Vogler und klingt damit, vermutlich gewollt, wie ein Prophet.

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Dresdner Musikfestspiele 23.5. - 10.6.2014 Daniel Barenboim, Matthias Goerne, Sabine Meyer, La Folia Barockorchester, John Eliot Gardiner, Hilary Hahn, Cameron Carpenter u.a.

Einzeltermine, Details, Tickets und vieles mehr auf www.concerti.de/festivalguide

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Festivalguide

Kastilien im Schweizer Klosterhof erleben schweiz Musik aus und über Spanien ist der Schwerpunkt der 9. St. Galler Festspiele

SCHLOSSFESTSPIELE SCHWERIN 2014 30 concerti April 2014

er, statt sich seiner Ehefrau zu widmen, nicht von seiner Favoritin Leonor lassen konnte. Und dieser Alfonso war ein UrEnkel des legendären Alfonso X. mit dem Beinamen „el Sabio“, der als Sammler von Liedern Musikgeschichte schrieb. Ein kurzlebiges Geschlecht übrigens – nur knapp 30 Jahre nach dem Tod Alfonsos X. bestieg sein Urenkel den Thron – Prince Charles wartet 62 Jahre nach dem Tod seines Großvaters immer noch auf seinen Tag ... Barockmusik aus dem spanischen Schmelztiegel

Ein Sammelbecken für die verschiedensten musikalischen Stile aus aller Herren Länder war Spanien in der ganzen Zeit Alfonso dem Weisen im

13. Jahrhundert bis zum Barock, dem Goldenen Zeitalter der spanischen Musik. Und mit ihren Konzertprogrammen von Orgelmusik bis Flamenco suchen die Konzerte des Festivals nach diesen Zusammenhängen: Ob Italiener, Niederländer oder Zigeuner, sie alle brachten ihre Musik mit ins Land, wo sie zu etwas Neuem verschmolz. Um Begegnungen geht es aber auch im modernen Teil des Festivals: Mit Ignis sucht der Tanzchef des St. Galler Theaters, Marco Santi, zur Musik des Schweizer Komponisten Paul Giger eine Begegnung spiritueller, architektonischer, musikalischer und tänzerischer Räume. Auch das ist nämlich ein Markenzeichen der St. Galler Festspiele. Man gestaltet sie vor-

SCHLOSSFESTSPIELE S C H W E R I N 2 0 14

27. Juni – 3. August 2014

Uhr Do. bis Sa. 21 hr U So. 17

= Zeitraum

= Künstler

Foto: t&t Fotografie

N

äher kann man der Quelle europäischer Musik nicht kommen: Im Kloster St. Gallen entstand im 10. Jahrhundert das „St. Galler Cantatorium“, die älteste vollständig erhaltene Musikhandschrift mit Neumen, den ersten Notenzeichen. Wer an einem solchen Ort ein Musikfestival installiert, für den ist historischer Bezug eine natürliche Verpflichtung. Und für die neunte Auflage der St. Galler Festspiele haben sich die Veranstalter da eine elegante Lösung einfallen lassen: Ausgehend von Donizettis Oper La Favorita unternimmt man eine Reise in die spanische Musikgeschichte. „Held“ der Oper ist schließlich jener Alfonso XI., der sich im 14. Jahrhundert den Ärger des Papstes zuzog, weil


nehmlich mit lokalen Kräften, mit der eigenen Tanzkompanie, dem Opernensemble und dem Orchester des Theaters, dazu kommen internationale Stars der Alten Musik, in diesem Jahr u.a. Fahmi Alqhai, der in seinem Konzert die Verbindung von Barockmusik und Flamenco aufzeigt. Oper vor der Kulisse des Unesco-Weltkulturerbe

Der eigentliche Star des Festivals ist aber zweifellos das stimmungsvolle Ambiente der Stadt unweit des Bodensees: Wenn im Klosterhof La Favorita erklingt, nutzt man ja ein Unesco-Weltkulturerbe als Kulisse. Und der Zuschauer, der die Gelegenheit nicht nutzt, die einzigartige Bibliothek des Klosters mit ihren alten Handschriften zu besuchen, ist selber schuld. Klemens Hippel St. Galler Festspiele 20.6. - 4.7.2014 Sinfonieorchester St. Gallen Alte Musik Spaniens Donizetti: La Favorita Ignis (Tanzstück von Marco Santi)

Einzigartig: In St. Gallen wird das Kloster Bestandteil des Bühnenbildes – in diesem Jahr für Donizettis La Favorita

31. Mai - 2. August 2014 Infos und Karten unter: www.weilburger-schlosskonzerte.de (0 64 71) 94 42 -10 / 11

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April 2014 concerti   31


Festivalguide

nordrhein-westfalen Romantisiere Dich! In

Düsseldorf bemühen sich Stars um Empfindsamkeit

Bei Anbruch der Dunkelheit wird Nils Petter Molvaer den Wald von Schloss Benrath in eine Klang- und Lichtinstallation verwandeln

R

omantisiere Dich!“? Klingt im digitalen Zeitalter wie der Slogan aus einem vergangenen Jahrhundert. Und doch: Tragen wir nicht insgeheim noch immer den Wunsch nach Romantik in uns? In der Klassik gilt dies zweifellos für große Teile des Publikums, und so

zeigt sich denn auch Michael Becker überzeugt: „Robert Schumann ist einer von hier und heute“, sagt der Intendant des Schumannfestes. Keiner habe in so vielen Lebensbereichen Spuren hinterlassen und sei so vielschichtig: „Dem wollen wir nacheifern. Das erklär-

te Ziel ist es, den Schumann in uns allen zu finden.“ Hatte der Düsseldorfer Festival-Chef auf dieser Expedition ins Innere 2012 beim letzten Schumannfest noch auf weniger bekannte Namen gesetzt, bestimmen in diesem Jahr wieder die Stars das Programm in Tonhalle und Robert-Schumann-Saal: Hilary Hahn, Vesselina Kasarova, Igor Levit, David Garrett, Klaus Maria Brandauer oder auch das Tschaikowsky Symphonie­ orchester unter Vladimir Fedoseyev – sie alle wollen sich auf die Suche nach dem Romantiker in uns begeben. Und da Becker mit seinem Programm keineswegs nur die HardcoreKlassikfans erreichen möchte, hat er den Star- Trompeter Nils Petter Molvaer für seine begehbare Sound-, Licht- und Videoinstallation „Lucid Dream“ in einem Nachtwald auf Schloss Benrath gewonnen: Wohl wissend, dass der Jazz die Klassik längst abgelöst hat als die romantische Musik der Gegenwart. Christoph Forsthoff Schumannfest Düsseldorf 16.5. - 2.6.2014 Vesselina Kararova, Igor Levit, Boris Berezovsky, David Garrett, Vladimir Fedoseyev, Klaus Maria Brandauer, Mario Venzago u.a.

Thema 2014: „Temperamente!“ mit

Marco Beasley & Accordone Ensemble Matis Klaus Mertens & Bell‘arte Salzburg L‘Armonia Sonora & Concerto Palatino Andreas Staier Dorothee Oberlinger AROLSER BAROCK-FESTSPIELE Concerto Köln 18. - 22. Juni 2014 Gemma Bertagnolli

29

Touristik-Service Bad Arolsen   05691/801-233  www.arolser-barockfestspiele.de 32  concerti April 2014

= Zeitraum

= Künstler

Fotos: Stiftung Schloss und Park Benrath, Markt Garmisch-Partenkirchen

Auf der Suche nach dem Schumann in uns allen


Ein großes Geburtstagsständchen bayern »Happy Birthday, Mr. Strauss!« GarmischPartenkirchen feiert den Jubilar neun Tage lang

I

hre größte Sorge gilt dem runden Leder: Nicht, dass Brigitte Fassbaender kickende Künstler fürchten würde, aber die zeitliche Parallelität macht aus der Fußball-WM nun einmal eine Konkurrenz-Veranstaltung für ihr RichardStrauss-Festival im Juni. Da

mag Rio noch so fern sein: Wenn Jogis Jungs in Südamerika dem Ball nachjagen, könnte das auch in Garmisch-Partenkirchen manchen Klassikliebhaber vor den Fernseher statt ins Kongresshaus oder in die Alpspitzhalle locken. Dabei steht anders als in Brasilien in

Inspiration nicht nur für seine Alpensinfonie: Vier Jahrzehnte lang lebte Richard Strauss bis zu seinem Tod in Garmisch-Partenkirchen

Bayern schon fest, dass es etwas zu feiern gibt: „Happy Birthday, Mr. Strauss!“ hat die Intendantin den Konzertreigen zum 150. Geburtstag des Komponisten übertitelt, der bis zu seinem Tod 1949 vier Jahrzehnte in Garmisch lebte. Und dessen Nachfahren noch heute in seiner Villa mit Blick aufs Wetterstein-Gebirge wohnen. Klar, dass da nicht nur das musikalische Programm im Zeichen Strauss‘ steht, sondern das Publikum auf „SchauspielSpaziergängen“ oder beim Promenadenkonzert der „Wilden Gungl“ im Kurpark auch ganz unmittelbar auf den Spuren des Komponisten wandelt. Geigte doch der Meister von 1882 bis 1885 in eben diesem Symphonieorchester, dirigiert vom Herrn Papa. Inhaltlich setzt Fassbaender neben einem halben Dutzend Orchesterkonzerten auf den Gesang mit Liederabenden und Meisterkurs. Und hofft, dass sich auch der Ministerpräsident die Zeit für einen Besuch nehmen wird. Trotz Fußball. Christoph Forsthoff Richard Strauss Festival Garmisch-Partenkirchen 11.6. - 19.6.2014 Tomáš Brauner, Juliane Banse, Anne Schwanewilms, Leipziger Streichquartett, Brigitte Fassbaender u.a.

Musikfestival iM Weltkulturerbe voM

17.5. bis 28.9.2014

ORGELKONZERTE

KAMMERMUSIKWOCHE „Bernd Glemser und Freunde“

ORATORIEN

Kartentelefon 0 70 43 / 103-11 www.klosterkonzerte.de Anzeige Klosterkonzerte 190x124.1 1 Einzeltermine, Details, Tickets und vieles mehr auf www.concerti.de/festivalguide

26.02.2014 10:40:56 April 2014 concerti  33


Konzert-Tipps Ausgewählte Konzerte im April

Yuja Wang

6

Berlin 18.4.2014

Plácido Domingo

1

3 Düsseldorf  16.4.2014

Leipzig 27.4.2014

8 Nelson Freire

Tan Dun Essen 24.4.2014

4 Liza Ferschtman

Frankfurt 10.4.2014

Denis Kozhukhin

Dresden 26.4.2014

Ensemble amarcord 2

5

Heidelberg 10.4.2014

7 Viviane Hagner

München 28.4.2014

9 Julian Rachlin

34 concerti April 2014

Fotos: Leila Méndez, BV China Expo Event, Josef Fischnaller, Marco Borggreve, tonkuenstler.at, Timm Koelln, Martin Jehnichen, Paul Marc Mitchell, Julia Wesely

Hamburg 7.4.2014


BeRlIN Do. 3.4.2014, 19:00 uhr Radialsystem v zeitfenster – VII. Biennale Alter Musik. „On the Border“. Chang-Yun Yoo (Viola), Burak Özdemir (Fagott), Ensemble Music Sequenza, Lamento-Projekt, Lisa Rydberg (Fiddle), Sabine Meyer (Sopran), Letizia Renzini (Elektronik), Andreas Ahrend (Theorbe). Werke von J.Chr. Bach, Buxtehude, Puntin u.a. Mi. 9.4.2014, 20:00 uhr Konzerthaus (Großer Saal) Lisa Batiashvili (Violine), Philharmonisches Orchester Rotterdam, Yannick Nézet-Séguin (Leitung). Beethoven: Violinkonzert D-Dur op. 61, RimskyKorsakow: Scheherazade op. 35

1 plácIDo DoMINGo fr. 18.4.2014, 20:00 uhr philharmonie Plácido Domingo (Bariton), Staatskapelle Berlin, Staatsopernchor, Daniel Barenboim (Leitung). Mozart: Maurerische Trauermusik c-Moll, Reger: Requiem op. 144b, Strauss: Ein Heldenleben op. 40 Bedeutungsschwer: Max Reger widmete sein Requiem den im ersten Weltkrieg gefallenen Soldaten. Plácido Domingo übernimmt den Solopart in diesem letzten vollendeten Chorwerk von Reger.

fr. 25.4.2014, 20:00 uhr Kammermusiksaal Boris Brovtsyn (Violine), Alexander Sitkovetsky (Violine), Maxim Rysanov (Viola), Jens Peter Maintz & Boris Andrianov (Violoncello), Eldar Nebolsin (Klavier). Arensky: Quartett a-Moll, Trio Nr. 1 d-Moll, Quintett D-Dur Mi. 30.4.2014, 20:00 uhr philharmonie Bundesjugendorchester, Alexander Shelley (Leitung), Bundesjugendballett, John Neumeier (Choreographie). Dukas: Der Zauberlehrling, MacMillan: Exsultet, Haydn: Sinfonie Nr. 30 CDur „Alleluja“, Zimmermann: Alagoana

BReMeN Mi. 23.4.2014, 20:00 uhr Glocke (Kleiner Saal) Reinhold Friedrich (Trompete), Sascha Armbruster (Saxophon), Claudio Bohorquez (Violoncello), Eriko Takezawa (Klavier). Werke von Delannoy, Ravel, Debussy, Schmitt, Roland-Manuel u.a.

So. 27.4.2014, 19:00 uhr Glocke (Großer Saal) Yvonne Naef, Andreas Schager, NDR Sinfonieorchester, Long Yu (Leitung). Mahler: Das Lied von der Erde

DReSDeN Sa. 5.4.2014, 19:30 uhr Albertinum (lichthof) Carolin Widmann (Violine), Dresdner Philharmonie, Markus Poschner (Leitung). Strauss: Don Juan op. 20, Berg: Dem Andenken eines Engels, Beethoven: Sinfonie Nr. 5 c-Moll op. 67 So. 13.4.2014, 20:00 uhr Semperoper Simone Kermes (Sorpan), Netta Or (Sopran), Lothar Odinius (Tenor), Marcel Beekmann (Tenor), Daniel Ochoa (Bariton), Stephan Genz (Bass), Dresdner Kammerchor, Sächsische Staatskapelle Dresden, Reinhard Goebel (Leitung). Telemann: Serenata eroica TWV 4:7 „Trauermusik für August den Starken“ Do. 17.4.2014, 19:00 uhr Kreuzkirche Bach: Matthäuspassion BWV 244. Dresdner Kreuzchor, Heidi Elisabeth Meier (Sopran), Rebecca Martin (Alt), Patrick Grahl (Tenor), Christoph Pohl & Tobias Berndt (Bass), Dresdner Philharmonie, Roderich Kreile (Leitung)

2

eNSeMBle AMARcoRD

Sa. 26.4.2014, 20:00 uhr frauenkirche Brücken – Musik von Glaube und Hoffnung. Ensemble amarcord, Lautten Compagney Berlin, Wolfgang Katschner (Leitung). Bach: Motetten „Jesu meine Freude“ BWV 227, „Komm, Jesu komm“ BWV 229, „Lobet den Herrn, alle Heiden“ BWV 230, Sinfonien aus drei Kantaten 1992 von ehemaligen Mitgliedern des Leipziger Thomanerchores gegründet, zählt das Ensemble amarcord heute zu den international führenden Vokalensembles.

DoRtMuND Do. 3.4.2014, 20:00 uhr Konzerthaus Daniil Trifonov (Klavier), London Symphony Orchestra, Valery Gergiev (Leitung). Messiaen: „Les offrandes oubliées“, Chopin: Klavierkonzert Nr. 2 f-Moll op. 21, Skrjabin: Sinfonie Nr. 2 c-Moll op. 29

So. 6.4.2014, 18:00 uhr Konzerthaus Frank Peter Zimmermann (Violine), Antoine Tamestit (Viola), Christian Poltéra (Violoncello). Beethoven: Trio Es-Dur op. 3, Webern: Satz für Streichtrio op. posth. u.a.

DüSSelDoRf fr. 11.4.2014, 20:00 uhr tonhalle Alexandra Lubchansky (Sopran), Alexandra Petersamer (Mezzosopran), Lucian Krasznec (Tenor), Rudolf Rosen (Bass), Düsseldorfer Symphoniker, Constantin Trinks (Leitung). Hartmann: Sinfonie Nr. 2 „Adagio für Großes Orchester“, Bruckner: Messe Nr. 3 f-Moll u.a.

3 tAN DuN Mi. 16.4.2014, 20:00 uhr tonhalle Maria Chiara Chizzoni (Sopran), Stephen Bryant (Bariton), Leden van Het Nieuw Ensemble, Cappella Amsterdam, Tan Dun (Leitung). Dun: Water Passion after St. Matthew Die Uraufführung der Water Passion nach dem MatthäusEvangelium fand 2000 in Stuttgart statt – das Jahr in dem Tan Dun auch einen Oscar für seine Filmmusik zu Tiger and Dragon erhielt.

eSSeN Do. 3.4.2014, 20:00 uhr philharmonie (Alfried Krupp Saal) Lauma Skride (Klavier), Essener Philharmoniker, Tomáš Netopil (Leitung). Husa: Music for Prague, Mozart: Klavierkonzert Nr. 25 C-Dur KV 503 & Sinfonie Nr. 38 D-Dur KV 504 „Prager“, Suk: Praga G-Dur op. 26

4 lIzA feRSchtMAN Do. 24.4.2014, 20:00 uhr philharmonie (Alfried Krupp Saal) Liza Ferschtman (Violine), Essener Philharmoniker, Tomáš Netopil (Leitung). Janáček: „Das schlaue Füchslein“-Suite & Violinkonzert „Wanderung einer Seele“, Bartók: Violinkonzert Nr. 1 Sz 36 u.a. „Begeisterung weiterzugeben ist mir noch wichtiger, als nur schön Geige zu spielen“, sagt Liza Ferschtman im concerti-Interview.

April 2014 concerti   35


KonZErt-tippS

fRANKfuRt fr. 4.4.2014, 20:00 uhr hr-Sendesaal Barock +. Sharon Kam (Klarinette), Hugh Wolff (Leitung), hr-Sinfonieorchester. Beethoven: Ausschnitte aus dem Ballett „Die Geschöpfe des Prometheus“, Krommer: Klarinettenkonzert Es-Dur, Händel: Concerto grosso a-Moll op. 6/4, Haydn: Sinfonie Nr. 103

Do. 3.4.2014, 20:00 uhr Kampnagel das neue werk – Schwingendes Weltall. NDR Sinfonieorchester, Peter Ruzicka (Leitung). Holst: Die Planeten, Langgaard: Sphärenmusik, Ruzicka: Clouds, Varèse: Arcana, Williams: Star Wars

heIDelBeRG Di. 1.4.2014, 20:00 uhr universität (Alte Aula) Heidelberger Frühling. Igor Levit, Veronika Eberle, Ning Feng, Torleif Thedéen Alexey Stadler u.a. Beethoven: Cellosonate Nr. 3 A-Dur op. 69, Cheung: Klavierquintett (UA), Schönberg: Streichquartett Nr. 2 fis-Moll op. 10

6 yuJA WANG

Do. 10.4.2014, 20:00 uhr Alte oper (Großer Saal) Denis Kozhukhin (Klavier), hr-Sinfonieorchester, Marin Alsop (Leitung). Rachmaninow: Klavierkonzert Nr. 2 c-Moll op. 18, Schostakowitsch: Sinfonie Nr. 7 CDur op. 60 „Leningrader“ Mit Rachmaninows zweitem Klavierkonzert gibt der junge russische Pianist Denis Kozhukhin seinen musikalischen Einstand beim hr-Sinfonieorchester.

Sa. 12.4.2014, 20:00 uhr Alte oper (Großer Saal) Bach: Johannespassion BWV 245. Markus Brutscher, Lenneke Ruiten, Ditte Andersen, Delphine Galou, David Hansen, Colin Balzer, Christian Immler, York Felix Speer, Les Musiciens de Louvre Grenoble, Marc Minkowski (Leitung), Sa. 26.4.2014, 20:00 uhr Alte oper (Großer Saal) Frank-Peter Zimmermann (Violine), Koninklijk Concertgebouworkest, Mariss Jansons (Leitung). Mozart: Violinkonzert Nr. 3 G-Dur KV 216, Bruckner: Sinfonie Nr. 4 Es-Dur „Romantische“

Der griechische Geiger Leonidas Kavakos widmet sich den drei Violinsonaten von Brahms. Dabei wird die junge chinesische Pianistin Yuja Wang nicht weniger gefordert sein.

Mi. 16.4.2014, 20:00 uhr laeiszhalle (Großer Saal). Fazıl Say (Klavier), Die Deutsche Kammerphilharmonie Bremen, Paavo Järvi (Leitung). Mozart: Klavierkonzert A-Dur KV 414, Brahms: Sinfonie Nr. 4 op. 98 fr. 18.4.2014, 18:00 uhr hauptkirche St. Michaelis Chor St. Michaelis, Concerto con anima, Eric Stokloßa, Jörg Hempel, Bettina Pahn, Elisabeth Graf, Hans-Christian Hinz, Christoph Schoener (Leitung). C. P. E. Bach: Matthäus Passion, J. S. Bach: Kantate BWV 23 „Du wahrer Gott und Davids Sohn“

hANNoveR

hAMBuRG

Di. 1.4.2014, 20:00 uhr hcc Bennewitz Quartett. Dvořák: „Slawisches“ Streichquartett Nr. 10 op. 51, Schulhoff: Fünf Stücke, Horínka: Songs of Immigrants

Do. 3.4.2014, 19:30 uhr laeiszhalle (Großer Saal) Meisterwerkeln. Elena Bashkirova (Klavier), Hamburger Symphoniker, Guy Braunstein (Violine & Leitung). Debussy: Petite suite, Schumann: Klavierkonzert a-Moll op. 54, Beethoven: Sinfonie Nr. 4 B-Dur op. 60

Do. 10.4.2014, 20:00 uhr NDR landesfunkhaus (Kleiner Sendesaal) Kuss Quartett. Strawinsky: Drei Stücke, Birtwistle: Nine Movements, Mendelssohn: Streichquartett Nr. 6 f-Moll op. 80, Lutosławski: Streichquartett, Schneller: DEA

36  concerti April 2014

7 vIvIANe hAGNeR Do. 10.4.2014, 20:00 uhr Kongresshaus Heidelberger Frühling. Viviane Hagner (Violine), Daniel MüllerSchott (Violoncello), Jonathan Gilad (Klavier). Debussy: Klaviertrio G-Dur, Brahms: Klaviertrio Nr. 3 c-Moll op. 101, Schubert: Klaviertrio B-Dur D 898 Der „Heidelberger Frühling“ lädt zur intensiven Beschäftigung mit musikalischen Inhalten ein. Gerade die konzentrierte Form eines Festivals eignet sich für solch einen „Kurztrip für Geist und Sinne“.

KölN fr. 4.4.2014, 20:00 uhr Kölner philharmonie Emerson String Quartet. Bartók: Streichquartette Nr. 2 a-Moll op. 17 Sz 67 & Nr. 6 D-Dur Sz 114, Mendelssohn: Streichquartett f-Moll op. 80 So. 6.4.2014, 16:00 uhr Kölner philharmonie Johannette Zomer (Sopran), Elbipolis Barockorchester Hamburg. Werke von Schiefferdecker, Telemann, Bach u.a. Di. 8.4.2014, 20:00 uhr Kölner philharmonie Sergej Nakariakov (Trompete), Russische Kammerphilharmonie St. Petersburg, Juri Gilbo (Leitung). Tschaikowsky: Romeo und Julia & Suite aus „Schwanensee“, Gershwin: Rhapsody in Blue, Haydn: Konzert D-Dur Hob. VIId:3 So. 20.04.14 18:00 uhr Klaus-von-Bismarck-Saal Auryn Quartett. Werke von Haydn, Dvořák & Golijov

Fotos: Paul Marc Mitchell, Nohely Oliveros, Timm Koelln, Universal Music, Julia Wesely

5 DeNIS KozhuKhIN

Mo. 7.4.2014, 20:00 uhr laeiszhalle (Kleiner Saal) Leonidas Kavakos (Violine), Yuja Wang (Klavier). Brahms: Violinsonaten G-Dur op. 78, A-Dur op. 100 & d-Moll op. 108


leIpzIG So. 6.4.2014, 19:30 uhr Gewandhaus (Großer Saal) MDR Sinfonieorchester, MDR Rundfunkchor, James Gaffigan (Leitung). Debussy: Le Martyre de Saint Sébastian Do. 17.4.2014, 19:00 uhr thomaskirche Bach: Matthäus-Passion BWV 244. Thomanerchor Leipzig, Georg Christoph Biller (Leitung), Ute Selbig, Damien Guillon, Martin Petzold, Martin Lattke, Panajotis Iconomou, Thomas Laske, Gewandhausorchester Leipzig

Sa. 5.4.2014, 20:00 uhr postpalast LUX40. vox nova, Modern String Quartet, Michael Lutzeier (Saxophon), Michaela Pods-Aue (Leitung), Bartenbach (Licht). Werke von Striggio & Tallis So. 6.4.2014, 19:00 uhr Gasteig (philharmonie) Anja Harteros (Sopran), Münchner Philharmoniker, Lorin Maazel (Leitung). Webern: Im Sommerwind, Strauss: Vier letzte Lieder & Ein Heldenleben op. 40

Du spürst es.

9 JulIAN RAchlIN 8 NelSoN fReIRe So. 27.4.2014, 20:00 uhr Gewandhaus (Großer Saal) Nelson Freire (Klavier). Beethoven: Sonate c-Moll op. 111, Prokofjew: Visions fugitives op. 22, Granados: Quejas o la maja y el ruiseñor u.a. Nelson Freire mit einem abwechslungsreichen Programm: Granados‘ wohl bekanntestes Stück diente übrigens als Vorlage für den Schlager „Bésame Mucho“.

leveRKuSeN Do. 10.4.2014, 19:30 uhr Bayer Kulturhaus Mandelring Quartett, Katarzyna Myćka (Percussion). Mendelssohn: Streichquartett D-Dur op. 44/1, Séjourné: Marimbakonzert, Debussy: Streichquartett g-Moll op. 10, Rosauro: Marimbakonzert

MüNcheN fr. 4.4.2014, 20:00 uhr prinzregententheater Chad Hoopes (Violine), Münchner Symphoniker, Enrico Delamboye (Leitung). Mendelssohn: Violinkonzert e-Moll op. 64, Haydn: Sinfonie D-Dur Hob I:101 u.a. Sa. 5.4.2014, 20:00 uhr prinzregententheater Valer Barna-Sabadus (Countertenor), Hofkapelle München. Opernarien von Händel, Hasse, Porpora u.a.

Mo. 28.4.2014, 20:00 uhr Bayerische Staatsoper Julian Rachlin (Violine), Bayerisches Staatsorchester, Kirill Petrenko (Leitung). Strawinsky: Violinkonzert D-Dur, Skrjabin: Sinfonie Nr. 3 c-Moll op. 43 u.a. Kirill Petrenko lädt zum russischen Abend an die Bayerische Staatsoper. Unterstützung erhält er von Geiger Julian Rachlin.

StuttGARt Do. 10.4.2014, 20:00 uhr liederhalle (Beethovensaal) Nikolaj Znaider (Violine), RadioSinfonieorchester Stuttgart des SWR, Stéphane Denève (Leitung). Sibelius: Lemminkäinen-Suite op. 22/4 & Violinkonzert d-Moll op. 47, Bruckner: Sinfonie Nr. 4 Es-Dur WAB 104

Theater wirkt!

Sa. 26.4.2014, 20:00 uhr liederhalle (Beethovensaal) Tzimon Barto (Klavier), Bamberger Symphoniker, Christoph Eschenbach (Leitung). Saint-Saëns: Klavierkonzert Nr. 2 g-Moll op. 22, Berlioz: Symphonie fantastique op. 14 onlinE-tipp

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rezeNSiONeN CDs und DVDs – ausgewählt und bewertet von der concerti-Redaktion Immer schön gegen den Strich: Geiger Gidon Kremer lässt mit Weinberg aufhorchen

plädoyer für mehr freiräume

G

idon Kremer schert sich seit Jahrzehnten nicht um die Verwertungsmaximen des Klassikgeschäfts. Sucht(e) stattdessen Freiräume – ob nun in seinem Kammermusikfestival in Lockenhaus, seinen Auftritten oder Aufnahmen. Wer sonst schon würde einem Mieczysl´aw Weinberg ein Doppelalbum widmen? Einem Komponisten, der bis vor ein paar Jahren allenfalls Schostakowitsch-Kennern ein Begriff war, dessen Freund38 concerti April 2014

schaft den Polen nach seiner Übersiedlung nach Moskau vor dem antisemitischen Terror Stalins rettete. Zwei Menschen eines Geistes, die sich gegenseitig beeinflussten, wie nicht nur im gelegentlich aufklingenden Sarkasmus Weinbergs zu hören ist, sondern auch in seiner dichten Melodik. Und Kremer setzt seine ganze Saitenkunst und Gestaltungskraft in der erfindungsreichen Solosonate nachdrücklich-phantasievoll ein, verschafft mit Kolle-

gen und der prächtigen Kremerata einen wunderbaren Überblick über Weinbergs breites Schaffen: Vom dezenten Streichtrio über das an Grieg erinnernde, lyrische Concertino bis zur experimentellen Sinfonie Nr. 10 – ein eindringliches Plädoyer für mehr FreiChristoph Forsthoff räume! Weinberg: Sonate für violine solo Nr. 3, Sonatine op. 46, trio op. 48, concertino op. 42 & Sinfonie Nr. 10 Gidon Kremer (Violine & Leitung) Kremerata Baltica. ECM (2 CDs)

Weitere Rezensionen finden Sie auch unter www.concerti.de

Foto: Andreas Malkmus/ECM Records

cD DeS MoNAtS Wider alle Marktgesetze: Kremer widmet einem Vergessenen ein Doppelalbum


prachtvolle packung

perlen im Kosmos

hartmann: Sinfonien Nr. 1-8 Netherlands Radio PO, M. Stenz, J. Gaffigan, M. Schønwandt, C. Poppen, O. Vänskä, I. Metzmacher (Leitung) Challenge Classics (3 CDs)

c. p. e. Bach: Sämtliche Werke für Klavier solo Ana-Marija Markovina (Klavier) hänssler Classic (26 CDs)

Dies ist die dritte Gesamtaufnahme der Hartmann-Sinfonien (allerdings ohne die Gesangsszene Sodom und Gomorrha) und die erste eines ausländischen Orchesters. Karl Amadeus Hartmann (1905-63) feierte zu Lebzeiten beachtliche Erfolge in Holland, wurde dann aber auch dort vergessen. In der Gedenksaison 2012/13 widmete ihm das Radio Filharmonisch Orkest einen ganzen Zyklus im Concertgebouw, das Ergebnis (sechs Live-Aufnahmen, zwei aus dem Studio Hilversum) darf eine prachtvolle Edition genannt werden. Das Orchester weiß zu überzeugen, streckenweise zu begeistern, bei den Dirigaten gibt es kleine Abstriche. Ingo Metzmachers Referenzaufnahmen (EMI) sind suggestiver und präziser; man vergleiche nur in der 3. Sinfonie am Ende der Fuge das rollende Schlagwerk-Ostinato mit Gaffigans eher pauschaler Lösung. Oder die Sechste: Hier eliminiert Poppen die fragile Xylofonbegleitung und bringt das Oboenthema um seine berückende, an Klee-Gemälde gemahnende Wirkung. Das mögen Kleinigkeiten sein, aber solche instrumentalen und auch rhythmischen Finessen sind für Hartmann genauso wichtig wie der pathetische Tonfall und die schillernde Harmonik – der Bau großer Bögen war seine Sache nicht. Ausgezeichnet schlagen sich Vänskä in der Siebten und, natürlich, Metzmacher in der Achten; leidenschaftlich und packend Chefdirigent Stenz mit der Streichersinfonie (Nr. 4), gelungen ebenfalls die leichter wiegende Sinfonia concertante (Nr. 5) unter Schønwandt. Insgesamt hochinteressante, diskutable Deutungen des immerhin größten deutschen Sinfonikers seit Brahms. (VT)

26 CDs, knapp 36 Stunden, etwa 300 Werke von der großen Sonate bis zum 28-Sekunden-Allegro – es gehören Ausdauer und Begeisterungsfähigkeit dazu, um sämtliche Klavierwerke Carl Philipp Emanuel Bachs einzuspielen. Die kroatische Pianistin Ana-Marija Markovina hat es gewagt, nicht auf einem historischen Instrument, sondern an einem modernen Bösendorfer. Wo man in diese Box hineinhört: Das singt und perlt, rauscht und flüstert. Klar, bei einem solch umfangreichen Projekt ließe sich immer irgendwo beckmesserisch der Finger heben, doch lieber sollte man die editorische Großtat würdigen: Das klingt insgesamt luzide und transparent, subtil im Pedal, meist scharf in den Läufen, stets hell im Diskant. Vieles ist da: Geist und Witz, Spontaneität und Raffinement, Melancholie und Spritzigkeit. Ob in den formal strengeren Sonaten oder in den Fantasien, Markovina vermittelt glaubhaft ihre Verbundenheit für diese Musik, die Triller sind Ornat, haben aber auch eine dramaturgische Funktion. Einige Kadenzen stammen von Markovina, die meisten hat der Komponist Federico Biscione beigesteuert. Dass der BachSohn gern die rechte Hand mit anspruchsvolleren Aufgaben betraut hat als die oft zur Begleitstimme degradierte Linke, kann die Pianistin elegant kaschieren. Ihr Ansatz ist ohnehin nicht, diese Musik als rigorose, flammende oder gemeißelte Bekenntnisse zu vermitteln, sie nimmt vielmehr den Spagat aus Kunst- und Unterhaltungsanspruch sehr ernst. Größtes Plus: Ihr Spiel hat nichts Seidiges, nichts Sentimentales. Daher wirkt es angenehm ehrlich. (CV)

***** = herausragend **** = sehr gut *** =gut ** =befriedigend * =unbefriedigend

CHAD HOOPES

EINE ENTDECKUNG Packend und dynamisch: Mit pulsierender Virtuosität spielt der junge Amerikaner Chad Hoopes die Violinkonzerte von Mendelssohn und Adams. Aufgenommen mit dem MDR Sinfonieorchester unter Leitung von Chefdirigent Kristjan Järvi.

KONZERTE MENDELSSOHN VIOLINKONZERT

04. + 06. April 2014

MÜNCHEN, Prinzregententheater

April 2014 concerti   39


rEZEnSionEn

Romantische Kirchenmusik

filigrane herrlichkeiten

e. t. A. hoffmann: Missa & Miserere Sibylla Rubens, Jutta Böhnert, Rebecca Martin, Thomas Cooleym York Felix Speer, WDR Rundfunkchor & SO Köln, Rupert Huber (Leitung). cpo

Beethoven: Klaviertrios Nr. 6 es-Dur op. 70/2 & Nr. 7 B-Dur op. 97 Isabelle Faust (Violine), Jean-Guihen Queyras (Violoncello), Alexander Melnikov (Fortepiano). harmonia mundi

Beethoven: Klavierkonzerte Nr. 2 & 4 Mahler Chamber Orchestra Leif Ove Andsnes (Klavier & Leitung) Sony Classical

Es ist ein bisschen ungerecht, dass uns E. T. A. Hoffmann heute nur als Schriftsteller bekannt ist. In seiner dMoll-Messe gelingt ihm eine überzeugende Kombination von polyphoner Satztechnik und (seinerzeit) moderner Instrumentation. Voller Klangeffekte und tiefer Ausdrucksstärke ist das Miserere. Vieles klingt schon nach dem von Hoffmann so bewunderten Mozart, manches mag sich auch nicht recht zusammenfügen. Doch immer wieder erscheinen auch wunderschöne Einfälle. Rupert Huber inspiriert sein Ensemble zu einer schlüssigen Umsetzung – indem er alle Kontraste lustvoll auskostet. (KH)

Das Violinkonzert mit Belohlávek und Abbado, sämtliche Sonaten mit Alexander Melnikov am modernen Flügel – Isabelle Faust setzt ihre Beethoven-Erkundungen nun im Trio fort, mit Jean-Guihen Queyras am Cello und erneut mit Melnikov, der diesmal einen historischen Hammerflügel gewählt hat. Neben dem Es-Dur-Trio aus op. 70 haben die drei Musiker das B-Dur-Trio op. 97 ausgewählt – eine insgesamt bestechende Einspielung: Auf der Basis eines warmen, strömenden, transparenten Klangs treten viele filigrane Herrlichkeiten zutage. Scharf im Detail, klug geformt im großen Bogen. (CV)

In Beethovens aufrührerischer Welt geht es mitunter auch idyllisch zu. Seine Klavierkonzerte in B-Dur und G-Dur bieten dafür einige Gelegenheiten. Leif Ove Andsnes und das Mahler Chamber Orchestra setzen ihren Zyklus der fünf Klavierkonzerte nun mit diesen beiden Werken fort: hell, freundlich, lyrisch, mit Eleganz und Geschmeidigkeit, dafür zurückhaltend in den kernigen Passagen. Das kullert und springt, wie im Rondo des B-Dur-Konzerts, aber das Bärbeißige, das dieser Musik auch innewohnt, kommt bei Andsnes ein wenig zu kurz. Das Orchester: transparent, kammermusikalisch! (CV)

In jedem Dorf ein guter Komponist

Geschmeidig kullern

vergnügen mit reichlich chuzpe

Bach in neuem Gewand

telemann: fortuna scherzosa, ulich: Ihr hellen Sterne des Glücks, erlebach: 3 Arien u.a. Ina Siedlaczek (Sopran), Hamburger Ratsmusik. audite

purcell: Music for a While u.a. Philippe Jaroussky (Countertenor), Wolfgang Muthspiel (Gitarre), L‘ Arpeggiata, Christina Pluhar (Theorbe & Leitung) u.a. Erato

Bach: vivace aus Doppelkonzert für zwei violinen d-Moll, variatio 7 & 18 aus Goldberg-variationen u.a. Slixs Raumklang

Was war das für eine Zeit: In jedem Dorf ein guter Komponist! Johann Ulich zum Beispiel, der als Kapellmeister in Zerbst tätig war. Seine Kantate (eine von nur drei erhaltenen) ist wirklich gelungen. Ebenso die drei bemerkenswerten Arien Philipp Heinrich Erlebachs, Kapellmeister in Rudolstadt. Sie müssen den Vergleich mit Telemanns Kantaten wahrlich nicht scheuen! Eine von ihnen, Fortuna scherzosa, gab der CD ihren Namen – wie passend: Nichts ist allzu ernst, nichts schwerfällig. Und Ina Siedlaczek singt alles wunderbar klar und rein, mit viel Schwung begleitet von der Hamburger Ratsmusik. (KH)

Christina Pluhar und L‘Arpeggiata lieben es, die Grenzen zwischen den Stilen und Jahrhunderten aufzubrechen. Auch ihr neues Programm bildet da keine Ausnahme, geht sogar noch einen Schritt weiter. Denn obwohl da Henry Purcell draufsteht und auch drinsteckt, ist das keine „Klassik-CD“. Die Kompositionen des Orpheus Britannicus dienen nämlich als Grundlage für vielfältige Improvisationen, die mal in Richtung Weltmusik gehen, häufiger aber jazzig daherkommen. Sicher also nichts für Puristen, für aufgeschlossene und unvoreingenommene Hörer aber ein absolutes Vergnügen. (MB)

Neue eigenwillige Färbungen entdeckt das Vokalensemble Slixs bei bekannten Werken Bachs. Da swingt es im Kopfsatz des Doppelkonzerts für zwei Violinen, es wird launig opernhaft bei den Goldberg-Variationen, und ein Choralschluss wirkt wie aus dem 20. Jahrhundert. Slixs machen mit dem CD-Titel „Quer Bach“ernst, bedienen sich querbeet im Œuvre des Thomaskantors und interpretieren die ausgewählten Stücke mitunter ziemlich quer zum Bekannten. Die fünf Sänger und die Sängerin schaffen atmosphärisch dichte, ausdrucksvolle Preziosen, die bis ins Kleinste poliert sind. Das fasziniert und berührt. (EW)

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Druck, Druck, Druck

Rasant und elegant

Ins All mit einem psalm für zappa

Beethoven: Klavierkonzert Nr. 3, Klaviersonaten Nr. 14 & 32 Fazıl Say (Klavier), hr-Sinfonieorchester, Gianandrea Noseda (Leitung) naïve

czerny: Konzert für Klavier vierhändig & Mozart: Konzert für zwei Klaviere Yaara Tal und Andreas Groethuysen (Klavier), Münchner RO, Bruno Weil (Leitung). Sony Classical

eötvös: Sonata per sei, psalm 151 „in memoriam frank zappa“ & Kosmos GrauSchumacher Piano Duo, Schlagquartett Köln, Paulo Álvares (Keyboard) Wergo

Zuletzt hat Fazıl Say vor allem politische Schlagzeilen gemacht, nun sucht der türkische Pianist wieder das musikalische Rampenlicht. Hat sich Beethoven vorgenommen und geht – erwartungsgemäß – auch gleich zum Frontalangriff auf die Tasten über. Druck, Druck, Druck scheint die Devise, selbst im Largo des c-Moll-Konzertes nimmt sich der Besessene nicht zurück, nachdem der Exzentriker zuvor durch den ersten Satz geradezu gefegt ist. Immerhin: Gesangseinlagen bleiben aus – und irritieren damit nicht die dezenten Sinfoniker –, seine eigenwillige Kadenz bringt Überraschungen und Frische ins Spiel. (CF)

Wer Carl Czerny (*1791) bisher nur als Komponist trockener Übungsliteratur wahrgenommen hat, der wird hier überrascht sein. Sein Konzert für Klavier zu vier Händen und Orchester beeindruckt mit seiner Kombination von Virtuosität und dichtem Orchestersatz – und es kann dem Vergleich zu Mozarts Konzert für zwei Klaviere von 1779 durchaus standhalten. Beide Werke gewinnen durch die feine Balance zwischen Pianisten und dem Münchner Rundfunkorchester, wobei das rasant-elegante Spiel von Tal & Groethuysen im CzernyKonzert noch eine Spur dramatischer und nuancierter daherkommt. (JB)

Als 1961 Jurij Gagarin als erster Mensch ins Weltall flog, hat dies den Kompositionsstudenten Peter Eötvös derart begeistert, dass er Kosmos schrieb: Ein Klavierwerk, das in einer Viertelstunde Urknall, Werden und Vergehen von Galaxien bündelt. Diese kraftvollen Gesten haben bis heute keinen Staub angesetzt. Vor allem, wenn GrauSchumacher spielt: Das Klavierduo zeigt sich erneut als charaktervolles Ensemble der Neuen Musik. Spezialisten wie Paulo Álvares und das Schlagquartett stehen GrauSchumacher in nichts nach. Ein gelungenes Geschenk an Peter Eötvös, der im Januar siebzig wurde. (EW)

Die Klaviermusik des Ehepaares Herzogenberg

cpo 777 789–2 3 CDs Wenn Sie auf unserer jpc-Homepage die Stichworte Herzogenberg und cpo eingeben, werden Ihnen nicht weniger als 13 wundervolle Produkte angezeigt: unsere Gesamtedition kann sich schon sehen lassen. Aber auch die Klavierwerke Heinrichs zeigen, dass Herzogenberg eine durchaus eigene Stimme neben dem verehrten Brahms war, die es sich wahrlich lohnt, gehört zu werden.

cpo

Seit ihrem vierten Lebensjahr ist das Klavier der Lebensmittelpunkt von Nataša Veljkovic. ´ Nach dem Studium bei Prof. Arbo Valdma in Belgrad, wurde sie im Alter von 14 Jahren in die Klasse von Prof. Paul Badura-Skoda in Wien aufgenommen, wo sie mit 19 Jahren ihr Studium mit Auszeichnung beendete. Unter den vielen Auszeichnungen, seien der Gewinn des Prix Clara Haskil und der erste Platz beim World Music Masters in Paris besonders erwähnt.

CD-Bestellung gegen Rechnung unter: www.jpc.de | jpc-schallplatten Versandhandelsgesellschaft mbH Georgsmarienhütte | Geschäftsführer: Gerhard Georg Ortmann | Amtsgericht Osnabrück HRB 110327

Internationaler Vertrieb: A: Preiser Records CH: Musicora B/NL: Econa | cpo gibt’s auch im Internet: www.cpo.de

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rEZEnSionEn

echt komisch!

Klingendes politisches Kabarett

Die große Show des Jonas K.

urspruch: Das unmögliche von Allem Rebecca Broberg, Robert Fendl, Anne Wieben, Matthias Grätzel, PPP Music Theatre Ensemble München, Peter P. Pachl (Leitung) u.a. Naxos (3 CDs)

fall: Madame pompadour Annette Dasch, Heinz Zednik, Elvira Soukop, Chor der Volksoper Wien, Orchester der Volksoper Wien, Andreas Schüller (Leitung) u.a. cpo

Wagner: parsifal Jonas Kaufmann, Katarina Dalayman, Peter Mattei, Metropolitan Opera Orchestra, Daniele Gatti (Leitung) u.a. Sony Classical (2DVDs/Blu-ray)

Selbst Opernexperten fällt nichts ein, fragt man sie nach einer ernstzunehmenden deutschen komischen Oper, die nach Richard Wagners Die Meistersinger von Nürnberg entstanden wäre. Opernregisseur Peter P. Pachl aber hat nun ein Meisterwerk ausgegraben, das zu den aufregendsten Wiederentdeckungen zählt. Anton Urspruchs zweite, zu seinen Lebzeiten (1850 bis 1907) viel gespielte komische Oper ist ein vor geistreichem Humor nur so sprühendes Juwel. Jeder Takt des köstlichen, gewitzten, kontrapunktisch durchwirkten Dreiakters macht einen schmunzeln, gemahnt immer wieder an Wagner. (PK)

Operette mag nicht jedermanns Sache sein, manchmal aber lohnt eine Wiederentdeckung. So im Fall der Madame Pompadour, einer satirischironischen Komödie rund um die Liebeleien Louis XV. und seiner Mätresse: Denn Leo Fall hat eine herrlich bissige Musik komponiert, der Andreas Schüller pointierte rhythmische Akzente zu verpassen weiß. Eine effektvolle ironische Grundierung, auf der sich die Sänger austoben können: mal einschmeichelnd-verführerisch, mal lebendig-unverkrampft. Da fällt kaum ins Gewicht, dass ausgerechnet Annette Dasch in der Titelrolle gelegentlich ins Schrille kippt. (CF)

Welch ein hoch attraktiver Gralssucher ist dieser Jonas Kaufmann! Er singt mit vor viriler Kraft strotzender, baritonal grundierter Tenor-Erotik, geht vollends auf in der Partie des Parsifal, die derzeit nicht besser zu besetzen ist. Die im Saal der Met überwältigende Bildmacht der Inszenierung mit ihren eindrucksvollen Wolken-Videos freilich enttäuscht auf DVD. Denn Regisseur François Girard ersetzt zwar Otto Schenks romantischen Naturalismus der Vorgängerproduktion durch einen heutigen Realismus, ohne aber seine Übertragung in der biederen Personenregie zu beglaubigen. (PK)

haute cuisine

lässig statt nur virtuos

Brutal langweilig

Werke von Ibert, Ravel, Milhaud u.a. Les Vents Francais mit E. Pahud (Flöte), F. Leleux (Oboe), P. Meyer (Klarinette), G. Audin (Fagott), R. Vlatković (Horn) Warner Classics (2 CDs)

tomasi & Guillou: posaunenkonzerte, Burgan: la chute de lucifer Fabrice Millischer (Posaune), Deutsche Radio Philharmonie, Ulrich Kern (Leitung). perc.pro

Mussorgsky: Boris Godunow Bayerisches SO, Kent Nagano (Leitung), Calixto Bieito (Inszenierung), Alexander Tsymbaluk, Julia Sokolik u.a. Bel Air classiques (DVD/Blu-ray)

Nicht Koch und Kellner, sondern fünf Chefs auf Augenhöhe: Dank individueller Klasse und Jahren gemeinsamen Spiels verfeinern „Les Vents Français“ die raffi nierten Aromen der französischen Holzbläsertradition ins Extrem. Nonchalant und gleichzeitig äußerst präzise artikuliert tanzen Ibert und Milhaud heran, ungewohnt luftig kommt das spätromantische Quinett von Paul Taffanel daher. Internationale Kost von Rang, darunter Ligeti, Barber und Hindemith, servieren die „Vents“ nicht minder farbenfroh und mit der gleichen kommunikativen Verve. Unbedingt empfehlenswert! (AZ)

Musik für Posaune ist Geschmackssache, und wenn dann noch ein eher effektvoll-gefälliges Werk wie das Tomasi-Konzert hinzu kommt, kann solch eine Einspielung leicht zur Virtuosenschau geraten – trotz ansprechender Melodik. Fabrice Millischer weiß um diese Gefahr und setzt ihr nicht nur eine angenehme Lässigkeit entgegen, sondern vor allem eine feine Phrasierung und sensible Abstufung in der Dynamik. So vermag der Franzose auch den Werken seiner Landsleute Burgan und Guillou nicht nur strahlende Fortissimo-Einsätze, sondern ebenso gegensätzliche Facetten abzugewinnen. (CF)

Für die letzte Premiere seiner Amtszeit als GMD in München hatte sich Kent Nagano Mussorgskis Boris Godunow gewünscht. Die DVD-Produktion konserviert seine fein ausdifferenzierte Führung. Wohl kaum eine Oper ist so russisch wie dieses Stück um Macht, Moral und Despotismus, nur leider ist davon auf der Bühne nichts zu sehen. Calixto Bieitos Regie erreicht nicht im Ansatz die psychologische und moralische Tiefe der Puschkin-Vorlage. Gesungen wird durch die Bank gut, das Orchester könnte die DVD retten. Üppig ausgestattet und glücklich geschnitten ist sie nicht gerade. (CS)

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***** = herausragend **** = sehr gut *** =gut ** =befriedigend * =unbefriedigend


Kurz besproCHen Werke von copland, carter, cage & corigliano Tai Murray (Violine), Ashley Wass (Klavier) eaSonus Copland, Carter, Cage, Corigliano: Tai Murray widmet sich auf ihrer Jahrhundertreise den „4 Cs“ ihrer Heimat so anregend, dass jedes Hören neue Entdeckungen bringt. (EW) Werke von Albéniz, Bach, Bellinati, haydn, Milhaud, pujol & vivaldi Berlin Guitar Trio barteltmusic Was haben Bossa und Vivaldi, Tango und Bach gemeinsam? Treibende Rhythmen, quirlige Phrasen und einen improvisatorischen Zug, wie dieses Trio funkelnd verdeutlicht. (EW) Mendelssohn: lieder ohne Worte (Arr. für Saxophontrio), A. M. Schenkel: Kurzkrimi Sax Allemande u.a. Farao Classics Von wegen Lieder ohne Worte: Das Trio hat seinem Mendelssohn noch einen Krimi verpasst! Ziemlich musikalisch und wahrlich spannend – welch kecke Dramaturgie! (CF) timm: Jazzmesse & Reger: Der 100. psalm Leipziger Unichor, Thomanerchor, Gewandhausorchester, G. C. Biller u.a. querstand Braucht‘s Regers opulenten Psalm, braucht‘s einen harmonisch-rhythmischen Streifzug durch die Jahrhunderte im Messgewand? Geschmackssache. Trotz guter Chöre. (CF) onlinE-tipp

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Blind GEhÖrt

ZUr pErSon

Mit lang lang, den Yuja Wang selbst bewundert, wird die junge chinesische Pianistin gerne verglichen. Geboren wurde sie 1987 in peking, mit 14 Jahren begann sie ihr Studium im kanadischen calgary. Heute lebt die international gefragte Pianistin in New York, mit 18 Jahren gab sie ihr Debüt in Europa.

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»Bitte keine Sentimentalität!« Die Pianistin Yuja Wang hört und kommentiert CDs von Kollegen, ohne dass sie erfährt, wer spielt. Von Jakob Buhre

A

Foto: Leila Méndez/DG

m Morgen nach einem fulminanten Solo-Recital im Londoner Barbican Centre öffnet Yuja Wang die Tür eines Townhouses im vornehmen Stadtteil Belgrave. Statt wie am Vorabend im Designerkleid und in High Heels führt sie auf Socken und im Joggingpulli in ein edles Gästezimmer im britischen Stil. Sie höre nur selten Aufnahmen von Kollegen an, sagt sie, auch die eigenen meidet sie. „Ich kann das nicht ausstehen, wenn ich mein eigenes Spiel noch mal abhören muss“. Wang lacht häufig, wenn sie vom Vorgespielten überrascht oder fasziniert ist. Oft ist sie hinund hergerissen: „Wenn Sie mich in ein oder zwei Tagen noch mal fragen, könnte es sein, dass ich diese Aufnahme ganz anders beurteile.“

Prokofjew: Klavierkonzert Nr. 3 C-Dur Yefim Bronfman (Klavier) Israel Philharmonic Orchestra Zubin Mehta (Leitung) 1993. Sony Classical

Das ist keine Live-Aufnahme, oder? Das ist sehr schön

phrasiert. Wobei ich es etwas beweglicher spielen würde, kribbeliger. Das sind aber nur kleine Details. Hier benutze ich mehr Pedal, und da ... interessant, da wo er mehr benutzt, benutze ich weniger Pedal. Doch im Grunde klingt es so, wie ich es im Konzert gerne haben würde. Ist das Kissin? Oder vielleicht Martha Argerich? Es hat all die Eigenschaften, Farben, Gesten, auch den Sarkasmus. Hier, beim Ende des ersten Satzes, das Tempo hat er sehr gut im Griff. Den Teil spielen die meisten nämlich langsamer, obwohl es so nicht in der Partitur steht. Also, das hier ist perfekt. Aber bitte sagen Sie mir, dass das keine LiveAufnahme ist! Bronfman? (lacht) – Ja, stimmt. Seine Konzerte sind wie seine Aufnahmen. Er ist sooo perfekt! Wir leben in New York nicht weit voneinander entfernt, manchmal besuche ich ihn. Ich bin auch zwei Mal für ihn eingesprungen, einmal bei Brahms‘ erstem Klavierkonzert in New Jersey. Er fühlte sich nicht gut, da bin ich am Morgen vor dem Konzert noch zu ihm gegangen und habe ihm vorgespielt.

Strawinsky: Drei Stücke aus „Petruschka“ Maurizio Pollini (Klavier) 1971/1986. Deutsche Grammophon

Pollini? Die Aufnahme habe ich. Er spielt da auch Webern und Boulez, sehr interessantes Repertoire. Viel interessanter als die Petruschka-Stücke. Die sind ja sehr offensichtlich, sie imitieren das Orchester. Das ist nicht so, als wenn man Beethoven oder Chopin spielt. Und wenn man es technisch beherrscht, dann ist es sehr einfach. Als ich das gelernt habe, hörte ich noch „das ist kein Stück für eine Frau“. Heute spielen das in China 12-jährige Mädchen. Pollini war mein Idol, als ich 12 war, seine ChopinEtüden. Wenn ich mir das hier anhöre ... das ist jetzt leicht gesagt, aber ich denke, es braucht mehr Swing. Es ist ein Tanz, es könnte leichtfüßiger sein. Meine Referenz ist die Orchesterversion. Und ich gucke mir das Ballett auf Youtube an, das inspiriert mich, wie sich die Puppen bewegen, ihre eckigen Bewegungen, wie Roboter. Der zweite Teil, in der Zelle von April 2014 concerti  45


Blind GEhÖrt

Petruschka, ist sehr dramatisch – das Drama höre ich hier auch. Bei den kurzen Akkorden wäre ich aber abrupter. So, als würde man laut die Tür zuschlagen. Wobei, das ist ja immer so: Ich denke, dass ich extremer spiele, aber wenn ich dann eine Aufnahme von mir höre, dann fehlt mir etwas. Die Extreme gehen verloren, es bewegt sich immer alles im Limit, weil die Mikrofone all das gar nicht einfangen können.

Rachmaninow: Klavierkonzert Nr. 2 c-Moll Haochen Zhang (Klavier) Shanghai Symphony Orchestra Long Yu (Leitung) 2014. Sony Classical (Live-Aufnahme)

Oh, wow, der Anfang ist so langsam, ist das Sokolow? Das Orchester könnte ein russisches sein. Daniil Trifonov vielleicht? Das ist schön. Ich habe das Konzert nicht oft gespielt, bevor ich es aufgenommen habe, deshalb war ich dabei auch sehr intuitiv. Bei

anderen Pianisten denke ich oft, dass sie viel mehr darüber nachgedacht haben. Das hier klingt gut, gefällt mir. Oh, hier beim dritten Satz ist jemand nervös. Aber wunderbar. Ich vermute, das ist live, diese Energie kriegen Sie nicht in einer Studio-Aufnahme. Fantastisch! Ach, das ist Haochen? Er ist wie mein kleiner Bruder, wir waren zusammen am Curtis Institute. So wie er phrasiert, das klingt sehr überlegt. Ich finde, er klingt hier schon sehr erwachsen, dabei ist er erst 23.

chopin: Walzer op. 64 Nr. 2 c-Moll, Grand valse Brillante op. 18 es-Dur Alice Sara Ott (Klavier) 2009. Deutsche Grammophon

Oh nein, dieses Stück? Wissen Sie, das ist nicht leicht für mich, das anzuhören. Wenn man zu einem Stück bereits so einen persönlichen Zugang hat, dann will man niemand anderes hören. Das ist ungefähr so, wie wenn man mit jemandem Eine 27-Jährige, die weiß, was sie will und was ihr gefällt: Yuja Wang

in einer Beziehung ist und nicht will, dass sich jemand anderes in diese Person verliebt. Also, diese Verzögerung hier mag ich zum Beispiel nicht, da nimmt sich der Pianist extra Zeit um lässig zu sein, „chopinesk“. Für mich ist dieser Walzer wie ein Spinnrad, das sich dreht. Der hier macht zu viel, das Stück ist doch von sich aus schon schön, da muss man nichts hinzufügen. Aber zum Glück ist es nicht sentimental gespielt. Ich hasse es, wenn jemand sentimental spielt. Empfindsam ja, das mag ich, aber bitte keine Sentimentalität! Wer ist das? Jemand aus Deutschland, sagen Sie? Dann ist es vielleicht Alice Sara Ott. Der Grand Valse ist mir zu vorsichtig. Ein sehr verdeutschter Chopin, würde ich sagen. Zu nett. Es ist charmant, aber ich vermisse ein gewisses Flair. Komisch, hier macht sie den Akzent auf der letzten Note – warum? Es klingt für mich nicht frei genug, und es klingt eher gelernt als gefühlt. Das mit den Aufnahmen ist aber auch so schwierig bei Chopin, ihn zu spielen ist für mich sehr situationsabhängig, entweder es gelingt dir in dem Moment der Aufnahme oder eben nicht.

Das ist das Cziffra-Arrangement. Spielt das Cziffra selbst? Er hat das aufgeschrieben, aber vermutlich hat er das einfach nur so improvisiert. Das ist genau seins, das ist in seinem Blut. Wunderbar, diese Spon46  concerti April 2014

Foto: Nohely Oliveros/DG

Brahms: ungarischer tanz Nr. 5 (cziffratranskription) György Cziffra (Klavier) 1954/1995. Hungaroton


taneität! Und seine Technik aber das reicht mir noch nicht. war unglaublich, Sie müssen Es ist korrekt, alles macht Sinn sich unbedingt auf Youtube das ... In der ersten Variation spieVideo „Cziffra Warming Up“ le ich mehr Legato. Oh, und anschauen. Hier spüre ich: Die warum die zweite so langsam? Musik ist in ihm und er lässt Ist das jemand von der älteren sie raus. Anders als wenn dir Generation? Gilels oder Sofrozum Beispiel ein deutscher Pro- nitzki? Hier hämmert er mir fessor sagt: Du musst das so etwas zu sehr. Und er denkt zu und so machen. Das ist, glaube viel nach. Mir fehlt das agitato, ich, das Wichtigste am Künst- gleichzeitig hat die rechte lersein, das, was in dir drin ist, Hand hier diese Melodie, sehr die innere Stimme rauszulas- romantisch, sehnsüchtig, susen. Vorausgesetzt, du hast da chend. Pogorelich? – Eigentlich etwas in dir drin. Ich habe das wollte ich gerade auf Pletnev Stück nicht gespielt. Das ein- tippen. Ich glaube, die beiden zustudieren ist ja irgendwie ... haben eine ähnliche Herangebillig. Man sitzt dann vor den hensweise. Noten und fragt sich: Warum? Ich mochte Pogorelichs InterDas hat ja keine Substanz, wa- pretation der sechsten Prokofrum lerne ich das? Etwas an- jew-Sonate, auch seinen Bach. deres ist es, wenn man selbst Ich höre ihn mir manchmal an, ein Stück so verwandeln kann, weil er zu mir sehr gegensätzso wie Cziffra das hier macht, lich ist, zu meinem natürlichen dann ist es großartig! Ich habe Instinkt. Mit Schumann tue ich solche Stücke gelernt, als ich mich aber auch schwer, ich noch jung und naiv war. Die kann ihn nicht erfassen, zuTritsch-Tratsch Polka, oder mindest heute noch nicht. BeCziffras Arrangement vom stimmte Momente mag ich, Hummelflug. Damals wollte aber ich bekomme es noch ich Leute damit beeindrucken. nicht zu einem Ganzen zusamIch kann so etwas auch immer mengefügt. noch für Zugaben hervorholen. Ich würde dafür heute allerdings keine Zeit mehr aufwenden. Chopin: Etüde a-Moll op. 25 Nr. 4 (Improvisation) Leszek Możdżer (Klavier) 1994. Polonia Records

Schumann: Sinfonische Etüden Ivo Pogorelich (Klavier) 1982. Deutsche Grammophon

Die Stimmung mag ich. Aber das Thema ist mir ein wenig zu schleppend gespielt. Wer ist das? ... Auch das klingt für mich zu studiert. Die Variation könnte lebendiger sein, wie Funken von einem Lagerfeuer. Es gibt hier ein paar Funken,

Chopin, die Etüde ... Oh, ach, wow! Was soll ich dazu sagen? So etwas liebe ich! Wenn ich so etwas höre, habe ich immer ein breites Grinsen im Gesicht und denke: Ihr Typen seid so verdammt cool! Weil ich das nicht kann, so zu improvisieren. Vielleicht wenn ich betrunken bin (lacht). Nein, ich mache das fast gar nicht. Ich spiele manchmal als Zugabe Tea for

two, das basiert aber auf der Version von Art Tatum, die habe ich oft gehört. Da improvisiere ich auch ein ganz kleines bisschen. Vielleicht werde ich irgendwann mehr improvisieren. Ich weiß aber noch nicht, ob das in mir steckt. Konzert-TIPPs

München Do. 3.4., 20:00 Uhr Prinzregententheater Leonidas Kavakos (Violine), Yuja Wang (Klavier). Werke von Brahms Hamburg Mo. 7.4., 20:00 Uhr Laeiszhalle (Kl. Saal) Programm siehe München

So. 22.6., 19:00 Uhr Laeiszhalle (Gr. Saal) Hamburger Symphoniker, Guy Braunstein (Leitung), Yuja Wang (Klavier), Zvi Plesser (Violoncello). Werke von Tschaikowsky & Strauss Berlin Mi. 30.4., 20:00 Uhr Kammermusiksaal Yuja Wang (Klavier). Werke von Chopin, Prokofjew, Kapustine & Strawinsky Rheingau Mi. 9.7., 20:00 Uhr Schloss Johannisberg (Fürst-von-Metternich-Saal) Gautier Capuçon (Violoncello), Yuja Wang (Klavier). Werke von Debussy, Prokofjew & Rachmaninow Bad Kissingen Mo. 10.7., 20:00 Uhr Regentenbau (Rossini-Saal) Programm s. Rheingau online-Tipp

Ein kleiner Rein­ hörer in Yuja Wangs neues Album mit Klavierkonzerten von Rachmaninow und Prokofjew Das Video sowie weitere Konzerte auf: www.concerti.de/wang CD-Tipp

Rachmaninow: Klavierkonzert Nr. 3 Prokofjew: Klavierkonzert Nr. 2 Yuja Wang (Klavier), Simón Bolívar Youth Orchestra of Venezuela, Gustavo Dudamel (Leitung) Deutsche Grammophon April 2014 concerti   47


MUlTiMeDia Das Beste aus Radio, Fernsehen, Kino und Internet

3SAt

A cAppellA-NAcht

Mo. 31.3., 1:05 uhr „clip“ Bobby McFerrin, Manhattan Transfer, Voca People oder Wise Guys: A cappella-Gesang hat seit den 80er-Jahren ein erstaunliches Comeback gefeiert. In dieser Nacht werden die wichtigsten Vertreter der Gattung vorgestellt. ARte

MoNtReux JAzz Sa. 5.4., 23:45 uhr Dokumentation Anfang 2013 verstarb Claude Nobs, Gründer des Montreux Jazz Festivals. Der Film erinnert mit Stars wie Quincy Jones, Marcus Miller und Diana Krall an den Mann, der alle Großen des Jazz an den Genfer See holte.

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Das Dvořák-experiment

Möchte Schüler für Dvořák begeistern: Thomas Hengelbrock

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usikvermittlung mit geballter Senderkraft: Für „Das Dvorˇák-Experiment“ hat die ARD ihre sonst gern konkurrienden Länder-Anstalten auf ein gemeinsames Projekt für Schüler einschwören können – gut möglich, dass dieses Konzert tatsächlich Schule macht. Denn Dvorˇáks Neunte

mit den NDR-Sinfonikern unter Thomas Hengelbrock ist am 19. September nicht nur live auf allen Kulturkanälen der ARD sowie im Videostream zu verfolgen, die Landesanstalten bieten in den Monaten zuvor auch verschiedenste Schulprojekte rund um die Sinfonie „Aus der Neuen Welt“ an. Von Dirigier- und gemeinsamen Orchester-Workshops über Videofilme und Remix-Wettbewerbe bis hin zu choreographischen Erfahrungen reichen die Angebote. Fehlen nur noch die engagierten Lehrer zur Umsetzung der vielen Ideen. So. 19.9., 11:15 uhr live-übertragung Infos zu allen Begleitveranstaltungen: schulkonzert.ard.de

ARte

opÉRA coMIQue So. 13.4., 17:35 uhr Geburt einer opernschule „Carmen“ und „Hoffmanns Erzählungen“ wurden hier uraufgeführt, und bis heute inspiriert dieser Ort in Paris junge Künstler. Die Opéra Comique feiert 2014 ihren 300. Geburtstag. 3SAt

eIN leBeN MIt BAch fr. 18.4., 10:30 uhr helmuth Rilling Dirigent, Lehrer, Brückenbauer: Helmuth Rilling ist seit 1954 Bachs Botschafter in der ganzen Welt. Winfried Lachauer hat ihn mit der Kamera begleitet.

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DIGItAl coNceRt hAll

„late Night“ auf dem Sofa

A

ndere zieht‘s um die Uhrzeit heimwärts oder allenfalls zum Après-Wein ins Lokal, doch die Berliner Philharmoniker und Sir Simon Rattle zeigen sich in ihren „Late Night“-Konzerten auch kurz vor Mitternacht noch hellwach. Ja, so fit, dass sie den dritten Abend ihrer Reihe Neutöner Henze und dessen Neun geist-

lichen Konzerten widmen. Wem das zu später Stunde zuviel der Konzentration ist, der löst einfach ein Online-Ticket für die Digital Concert Hall – und kann dann frei entscheiden, wann er der Moderne auf dem Sofa entschlummert... fr. 25.4., 22:30 uhr, philharmonie Übertragung per Livestream unter: www.digitalconcerthall.com

Fotos: Gunter Glücklich, Thomas Schloemann, PD, Galina Vracheva, Royal Opera House

Tv-TiPPS


KINo: lIve-üBeRtRAGuNG

raDiO-TiPPS

ein Wintermärchen im frühling

E

rfolgsgespann, die Zweite: Mit der Ballett-Adaption von Lewis Carrolls Klassiker „Alice im Wunderland“ gelang Choreograph Christopher Wheeldon und Komponist Joby Talbot vor drei Jahren am Londoner Royal Opera House ein gefeierter Überraschungscoup. Nun setzt das Duo seine fantasievolle Arbeit fort und hat sich Shakespeare Theaterstück „Das Wintermärchen“ vorgenommen. In Szene gesetzt erneut von Designer Bob Crowley, wird die Zerstörung einer Ehe durch Eifersucht erzählt – Kerker, Verbannung eines neugeborenen Kindes und eine unerfüllte Liebe sind die Folgen. Dass es trotz diver-

… auch dieser Winter hat einmal ein Ende – und ein Happy End!

ser Toter am Ende zu einem Happy End samt Auferstehung reicht, ist dem Dichter zu verdanken – und freut Wheeldon, der sich so in seiner Choreographie ganz den großen Gefühlen hingeben kann. Mo. 28.4., 20:15 uhr live im Kino Eine Übersicht der Kinos unter: www.roh.org.uk/cinemas

oNlINe: SpoNtAN-KoMpoSItIoN IM BR-StuDIo

Improvisation auf Mail Alte Meisterwerke? Für Galina Vracheva kein Grund, in Hochachtung zu erstarren: Die Pianistin und Komponistin ist stets auf der Suche, die Klassiker neu erfahrbar zu machen. Diesem Gedanken ist auch ihr jüngstes Projekt entsprungen: ein Live-Konzert aus dem Studio 2 des Bayerischen Rundfunks (BR) samt Improvisationen auf Zuruf! Schließlich pflegt die Schweizer Künstlerin auch sonst die Kadenzen in den Konzerten von Beethoven bis Schostakowitsch höchstselbst und spontan zu improvisieren. Kleiner Unterschied: An diesem April-Sonntag können die Hörer der Pianistin ihre Ideen

für die Tastenfantasie mit auf den Weg geben – live im BRStudio, per Telefon oder auch per Mail. Denn das Konzert wird sowohl in der Sendung „Wunsch:Musik“ übertragen als auch online im Livestream.

DeutSchlANDfuNK

zu fRüh eRloScheN

Do. 3.4., 22:05 uhr historische Aufnahmen Sie sangen schon in Bayreuth und Salzburg – und hatten doch keine Chance, ihren frühen Ruhm auszukosten: Bariton Karl Hammes starb 1939 in den ersten Kriegstagen, Stimmkollege Wolfgang Anheisser (Bild) verunglückte 1974 tödlich in der Kölner Oper. DeutSchlANDfuNK

yANNIS KyRIAKIDeS Sa. 5.4., 22:05 uhr ästhetik eines zerfalls Fünf Jahre alt war Yannis Kyriakides, als das türkische Militär seine Familie von Zypern vertrieb. Mit Folgen: Bis heute kreisen viele seiner Kompositionen und Projekte um militärische Einrichtungen. DeutSchlANDRADIo KultuR

„uGNAyAN“ Di. 8.4., 0:05 uhr Dokumentation 1.1.1974: Auf den Philippinen

strahlen ab 18 Uhr alle Radiostationen Manilas José Macedas Werk „ugnayan“ aus – aber mit nur einer von 20 verschiedenen Tonspuren. Hunderttausende versammeln sich auf öffentlichen Plätzen und lassen durch mitgebrachte Radios die Musik entstehen.

DeutSchlANDRADIo KultuR

lA cAlISto Sa. 12.4., 19:05 uhr hessisches Staatstheater Monteverdi-Schüler Francesco Cavalli hat in seiner Oper die Gefühlswirren in der griechischen Götterwelt vertont. heSSIScheR RuNDfuNK hR2

KAISeRS KläNGe Kopf voller Klänge: Galina Vracheva improvisiert auf Zuruf So. 13.4., 15:05 uhr, München Improvisationswünsche unter: www.br.de/radio/br-klassik

Mi. 23.4., 20:05 uhr Ständchen Heute vor 450 Jahre ward Shakespeare geboren – Desdemona, Othello, Romeo und Julia lassen ihn musikalisch hochleben.

April 2014 concerti   49


VorSChaU

Die Mai-Ausgabe erscheint am 25. ApRIl

Khatia Buniatishvili Auf Deutschlandtournee mit den Münchner Philharmonikern

Neville Marriner Zum 90. Geburtstag: Unterwegs in Deutschland mit dem Orquestra de Cadaqués

Klaus Florian vogt Der Tenor kennt keine Grenzen mehr – und entdeckt immer mehr neues Repertoire für sich

concerti – Das Konzert- und opernmagazin erhalten Sie im Abon-

nement sowie an zahlreichen Veranstaltungsorten, Konzert- und Theaterkassen, im Fachhandel, in Kulturinstitutionen, Bildungseinrichtungen, Hotels, Restaurants und Cafés. Alle termine,

tickets und vieles mehr auch im Internet unter: www.concerti.de 50 concerti April 2014

verlag concerti Media GmbH Mexikoring 29, 22297 Hamburg Tel: 040/657 90 810 Fax: 040/657 90 817 info@concerti.de, www.concerti.de herausgeber/chefredakteur Gregor Burgenmeister (V.i.S.d.P.) Redaktion Friederike Holm (Leitung), Ninja AnderlohrHepp, Julia Bleibler, Petra Eisenhardt, Mirko Erdmann, Christoph Forsthoff (CF), Sarah Hansen, Peter Krause (PK), Jörg Roberts, Dr. Christiane Schwerdtfeger, You-Son Sim, Nele Winter Autoren der April-Ausgaben Michael Blümke (MB), Axel Brüggemann, Jakob Buhre (JB), Dr. Klemens Hippel (KH), Sören Ingwersen, Thomas Jakobi, Matthias Nöther, Teresa Pieschacón Raphael, Georg Rudiger, Christian Schmidt (CS), Volker Tarnow (VT), Christoph Vratz (CV), Dr. Eckhard Weber (EW), Annette Zerpner (AZ) Anzeigen Susanne Benedek (Leitung Marketing, Klassikveranstalter & Kultur) Tel: 030/488 288 535 s.benedek@concerti.de Mirko Erdmann (Musikindustrie, Klassikveranstalter & Festivals) Tel: 040/657 90 816 m.erdmann@concerti.de Ellen Zerwer (Veranstalter Online-Marketing) Tel: 030/488 288 537 e.zerwer@concerti.de Stefan Brettschneider (Leitung Agenturen & Marken) Tel: 030/488 288 531 s.brettschneider@concerti.de Jörg Roberts (Veranstalter Anzeigen Hamburg) Tel: 040/657 90 813 j.roberts@concerti.de You-Son Sim (Anzeigendisposition) Tel: 040/657 90 810 anzeigen@concerti.de Art Direktion/Gestaltung Tom Leifer, Jörg Roberts, Dodo Schielein, Aaron Schubert Druck und verarbeitung Evers-Druck GmbH Abonnement concerti Media GmbH Postfach 600 423, 22204 Hamburg Tel: 040/657 90 808, Fax: 040/657 90 817 abo@concerti.de (Bestellung unter Angabe der Regionalausgabe). Das Jahresabonnement kostet 25 € (inkl. Regionalseiten) bzw. 15 € (Mantelteil) frei Haus. erscheinungsweise elf Mal jährlich IvW geprüfte Auflage Redaktionsschluss Immer am 15. des Vor-Vormonats, bitte senden Sie Ihre Termine an: termine@concerti.de. Der Abdruck erfolgt kostenlos. Alle Rechte concerti Media GmbH. zusatz Der Terminkalender erhebt keinen Anspruch auf Vollständigkeit. Wir übernehmen keine Haftung, da es sich bei einer Vielzahl von Ankündigungen um einen Vorabplan handelt. Nachdruck nur mit schriftlicher Genehmigung des Verlags. Für unaufgefordert eingesandte Bücher, Fotos, CDs und Manuskripte keine Gewähr. Bei Nichtlieferung infolge höherer Gewalt oder infolge von Störungen des Arbeitsfriedens bestehen keine Ansprüche gegen den Verlag. titelfotos Abrian Bedoy (Hamburg, Berlin & Mitteldeutschland), Felix Broede (München)

Fotos: Esther Haase/Sony Classical, Uwe Ahrens, Adam Mickiewicz Institute

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