concerti bundesweite Ausgabe November 2013

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DAS KONZERT- UND OPERNMAGAZIN

11|13

rudolf buchbinder Über lebenslanges Lernen und Lampenfieber auf der Bühne

kirill petrenko

Der neue Generalmusikdirektor an der Bayerischen Staatsoper

Janine Jansen

»Ich spiele nicht, um die Leute zu unterhalten«

NEU!

J E TZ Mitneh T Men


AKTUELLE NEUHEITEN BEI SONY CLASSICAL

LANG LANG · SIMON RATTLE BERLINER PHILHARMONIKER PROKOFJEW · BARTÓK Die erste gemeinsame Einspielung, aufgenommen in der Berliner Philharmonie, mit zwei wegweisenden Konzerten der Moderne von Bartók und Prokofjew. Limitierte Erstauflage als Deluxe-CD mit „Making of“-DVD.

WWW.LANGLANG.COM

VITTORIO GRIGÒLO AVE MARIA Wer könnte diese besinnliche geistliche Musik aus dem Umfeld der Sixtinischen Kapelle in Rom schöner singen als der italienische Star-Tenor, der als Junge im Chor der Sixtinischen Kapelle Singen lernte.

WWW.VITTORIOGRIGOLO.COM

MARTIN STADTFELD BACH: ENGLISCHE SUITEN 1-3 Martin Stadtfeld hat die ersten drei englischen Suiten von Johann Sebastian Bach im Konzerthaus Dortmund aufgenommen. Als Bonustrack ist Bachs berühmtes „Air“ in einer Bearbeitung von Alexander Siloti zu hören.

WWW.MARTINSTADTFELD.DE www.sonymusicclassical.de


Editorial

Liebe Leserin, lieber Leser! Es hat nur wenige Tage gedauert, bis unsere erste bundesweite Ausgabe an manchen Stellen vergriffen war, die ersten Abo-Bestellungen eintrafen und von vielen Seiten freudige Reaktionen unsere Redaktion erreichten. Dafür bedanken wir uns von Herzen und fühlen uns ermutigt und angespornt, Ihnen weiterhin jeden Monat das Beste aus Konzert und Oper zu präsentieren. Der vielfach geäußerte Wunsch, neben den Ausgaben in Hamburg, Berlin, Mitteldeutschland und Gregor Burgenmeister München noch weitere Regionen mit einem vertieHerausgeber/Chefredakteur fenden Regionalteil und ausführlichem Kalendarium zu berücksichtigen, freut uns dabei ganz besonders. Es zeigt, wie groß das Interesse daran ist, unser Informationsangebot über das bundesweite OnlinePortal hinaus auch in gedruckter Form wahrzunehmen. Denn unser Anspruch ist, die eigene Leidenschaft für die Musik zu teilen, relevante Inhalte mit Leichtigkeit fachkompetent zu vermitteln und die Geschichten und Menschen hinter der Musik vorzustellen. Es beweist aber auch, wie stark und lebendig die klassische Musikszene in Deutschland ist: Nirgendwo gibt es ein so reichhaltiges und vielfältiges Musikleben, nirgends so viele Orchester, Konzert- und Opernhäuser, Musikhochschulen und Kammermusikvereine. Und nirgendwo sonst steigt das Angebot ebenso wie die Nachfrage des Publikums allen Unkenrufen zum Trotz stetig an. Ihnen das aus unserer Sicht Beste monatlich zu präsentieren, ist uns die größte Freude überhaupt! Einen musikalisch erfüllten November wünscht Ihnen Ihr P.S.: Die neue CD „1789“ von Sebastian Knauer

Fotos: Ivo von Renner, Rike Rössel, Torsten Kollmer

erhalten Sie als kostenlose Prämie, wenn Sie jetzt ein concerti-Abo bestellen: concerti.de/abo KURZ VORGESTELLT Dodo Schielein gestaltet als erfahrene Editorial Designerin und Mikrotypo­ grafin seit 2010 die Seiten von concerti. Und wenn sie nicht gerade in der Redaktion ist, arbeitet die studierte Komponistin weltweit als Klangkünst­ lerin an eigenen Projekten.

Peter Krause verantwortet unseren Opernschwer­ punkt. Seit seinem 16. Le­ bensjahr vom Opernvirus befallen gibt er nach Mu­ sikwissenschaftsstudium und Gesangsausbildung als Dramaturg, Dozent, Manager und WELT-Kriti­ ker seine Passion weiter. November 2013 concerti   3


InHALT

14

Rudolf Buchbinder Mit wachsenden Ansprüchen

Janine Jansen Mit Bach unterwegs

KOnZERT

8 mit innerer überzeugung

POrtrÄt Franz Welser-Möst gehört

zu den Intellektuellen unter den Dirigenten

10 »ich spiele nicht, um die Leute zu

unterhalten« interview Die holländische Geigerin Janine Jansen über einen erfolgreichen Landsmann, die Londoner Proms und die Aufrichtigkeit in der Musik Bachs

14 »Solange ich lebe, lerne ich«

Kurz GefrAGt Der Pianist Rudolf

Buchbinder über sein Lebensmotto, Lampenfieber und Ruhestand

OPER

17 es kriselt im zauberreich

feuiLLetOn Im Verdi-Jahr ist es kaum

möglich, einen Otello metropolentauglich zu besetzen – eine Spurensuche nach den Ursachen

20 Der »Anti-maestro«

POrtrÄt Mit Kirill Petrenko bekommt die Bayerische Staatsoper einen bescheidenen Pult-Star als neuen Generalmusikdirektor

4  concerti November 2013

20

Kirill Petrenko Der neue GMD in München

REGIOnALTEIL An dieser Stelle finden Sie in den Ausgaben Berlin, Hamburg, Mitteldeutschland und München die Regionalseiten

DIE WELT DER KLASSIK

27 Bachtage mit Brahms

feStivALGuiDe Die interessantesten Programme, Orte und Künstler – in Ihrer Region und ganz Deutschland

34 Am ende gewinnt immer die musik

rePOrtAGe Hoch geachtet und gefürch-

tet: der ARD-Musikwettbewerb

44 »eine tolle Aufnahme, die kaufe ich« BLinD Gehört Der Dirigent HansChristoph Rademann hört und kommentiert CDs von Kollegen, ohne dass er erfährt, wer singt

RUBRIKEn 03 Editorial 06 Kurz & Knapp 24 Opern­Tipps 32 Konzert­Tipps 38 CD­, DVD­ und Buch­Rezensionen 48 Multimedia­Tipps 50 Vorschau & Impressum

Fotos: Harald Hoffmann/Decca, Marco Borggreve, Hanns Joosten

10


Wertvoll und wunderschön, rar und in Gold. Jetzt hier: Augsburg: Bauer & Bauer; Bayreuth: Böhnlein; Berlin: Christ im KaDeWe, Leicht, Lorenz, Niessing, Wempe; Bielefeld: Böckelmann; Bonn: Hild; Bremen: Meyer; Chemnitz: Roller; Darmstadt: Techel; Dortmund: Rüschenbeck; Dresden: Leicht; Düsseldorf: Blome, Wempe; Erfurt: Jasper; Erlangen: Winnebeck; Essen: Mauer; Frankfurt: Wempe; Glashütte: NOMOS Kaufhaus; Hamburg: Bucherer, Wempe; Hannover: Wempe; Kassel: Schmidt; Koblenz: Hofacker; Köln: Berghoff, Rüschenbeck; Leipzig: Wempe; Lübeck: Mahlberg; Ludwigsburg: Hunke; Mainz: Willenberg; München: Bucherer, Fridrich, Möller, Wempe; Münster: Oeding-Erdel; Nürnberg: Wempe; Regensburg: Kappelmeier; Stuttgart: Niessing, Wempe; Ulm: Scheuble; Wiesbaden: Epple. www.nomos-store.com und www.nomos-glashuette.com.

Monat 20xx concerti   5


kurz & knapp

was bedeutet das ...

Kürzel »OP.«? Nein, hier geht‘s nicht unters chirur­ gische Messer, sondern lediglich ins Werkverzeichnis: op. ist die Abkür­ zung für das lateinische opus (=Werk). Die meisten Komponisten nummerieren so ihre Stücke durch, bei berühmteren Kollegen wurden diese Kataloge auch schon mal von anderen angelegt wie das Köchel-Verzeich­ nis für Mozart oder das BWV für Bach.

58,5

Sekunden brauchte der Brite Ben Lee 2010 für den „Hummelflug“ und gilt seither als schnells­ ter Geiger der Welt. Nicht indes als bester.

Deutsche Akademie zeichnet »Karajan – Das zweite Leben« aus „Eines der schönsten Porträts, die man von Herbert von Karajan zeichnen kann“: Die Deutsche Akademie für Fernsehen (DAfF) sparte nicht mit Lob für die Produktion des Regisseurs und langjährigen concerti-Mitarbeiters Eric Schulz. Sein Film über die Dirigentenlegende erhielt jüngst in Köln den deutschen Emmy der DAfF als bester Dokumentarfilm des Jahres – nach der österreichischen Romy bereits seine zweite Auszeichnung.

... ich mag Beethoven, besonders die Gedichte Kampf gegen den Klassik-Ausverkauf Wir befinden uns im Herbst des Jahres 2013: Überall Klassikpleiten – in Wien ist das Konzerthaus bankrott, in New York steht die City Opera vor dem Aus, in Minnesota kämpft das Orchester ums Überleben... überall? Nein! Ein von unbeugsamen Klassikliebhabern bevölkertes Deutschland hört nicht auf, dem Kulturverfall Widerstand zu leisten. Dort stieg zuletzt sogar die Gesamtzahl der Konzerte und Musikvermittlungsangebote. 6  concerti November 2013

Mitglieder der Staatsoperette Dresden protestierten vor kurzem gegen Orchesterkürzungen

Fotos: Frank Höhler, Axel Nickolaus, Schapowalow/Ullal, PD

Beatles-Schlagzeuger Ringo Starr


3 Fragen an ... christian kuhnt

w w w.deag.de

-Die Sensation aus den USA 200 Millionen Video Views auf YouTube!

in Berlin nserfolg Sensatio ee! rn u o T f Nach dem u LICH a nun END

Glückwunsch zum neuen Job als Intendant des Schleswig-Holstein Musik Festivals! Ex-SPD-Vorsitzender Franz Müntefering nannte sein Amt einst „das schönste neben dem Papst“ – und Sie? Nun, Papst-Sein hat natürlich schon ein paar schöne Seiten: schicke Gewänder, traumhafte Wohnimmobilie und eine erholsame Sommerresidenz. Doch gibt es für mich als protestantischen Familienvater noch einige Hürden zu überwinden, bis ich dieses Amt erreiche. Bis dahin bleibt für mich die Leitung des SchleswigHolstein Musik Festivals mein Traumjob. Denn Friesennerz, Lübecker Altstadt und Traumstrände an Nord- und Ostsee sind einfach unschlagbar.

In Association with The Agency Group

02.12.2013 Zürich (CH), 03.12.2013 München 04.12.2013 Wien (A), 05.12.2013 Essen 06.12.2013 Hamburg, 09.12.2013 Berlin

Neue Besen kehren gut – was wird anders beim größten deutschen Klassik-Festival? Wir werden uns sehr umfassend mit der Musik von Felix Mendelssohn beschäftigen. Dabei wählen wir im Austausch mit den Künstlern einen spielerischen und weniger einen akademischen Weg. Das SHMF versteht sich hier als Plattform für die Ideen der Stars. Zudem widmen wir jedes Jahr einer anderen Künstlerpersönlichkeit ein umfassendes Porträt. Darüber hinaus wird das Festival wie kein anderes durch das Engagement vieler ehrenamtlicher Helfer geprägt, die ich noch näher an unsere Konzerte binden möchte.

Ihre Vorgänger haben das Publikum auch als Dirigenten beglückt. Folgen Sie Ihnen? Ich sehe mich eher als leidenschaftlichen Vermittler zwischen Musikern und Publikum.

09.12.2013 ZÜRICH Kongresshaus 11.12.2013 STUTTGART Mozartsaal Tickets unter www.

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den bek. VVK-Stellen. Weitere Informationen unter www.deag.de *(0,20€/Anruf aus dem dt. Festnetz / max. 0,60€/Anruf aus dem dt. Mobilfunknetz)


Porträt

Qualitätsanspruch statt Eventkultur – dafür steht Franz Welser-Möst

Mit innerer Überzeugung franz welser-möst gehört zu den Intellektuellen

U

m die ganz großen Begabungen aus Österreich ist es in den letzten Jahren still geworden. Umso verrückter lechzt das Mutterland der Musik, das manchmal eher tantenhaft daherkommt, nach Franz WelserMöst: 1960 in Linz geboren, in Wels aufgewachsen, daher der Künstlername. Der Maestro ist seit 2010 Generalmusikdirektor am Gipfelkreuz des Olymps: der Wiener Staatsoper. Aber klug genug, auch außerhalb der europäischen Grenzen seinen Verpflichtungen nachzukommen: Beim Cleveland Orchestra pflegt er seinen Chefposten und kommt im November damit auf Europatournee. Die Wiener haben so ein Bonmot: Wenn er, die Kastenbrille unter den unsortierten Locken mittelmäßig gerade gerückt, 8 concerti November 2013

auf die Bühne kommt, könnte man ihn auch für den Notenwart halten, der nachsieht, ob die Partitur richtig herum auf dem Pult liegt. Aber wenn er die Arme hebt, teilt sich mit: Nein, das ist der Dirigent. Dieses despektierliche Bild ist zur Anekdote verzerrt, weil Franz Welser-Möst längst die höheren Weihen des Dirigentendaseins empfangen hat. Ein Kauz mit präziser Meinung

Müßig, seine Stationen und Gastspielorte aufzuführen – er hat überall dirigiert, ein Allroundgenie im Repertoire. Ein nachdenklicher Mann aber auch, wenn es um den Kulturbetrieb im Allgemeinen und die österreichische Schickeria im Besonderen geht. Denn Welser-Möst, der eigentlich zum Geiger bestimmt war, bis

er 18-jährig einen schweren Autounfall hatte, nimmt selten ein Blatt vor den Mund. Er ist als brummiger Kauz bekannt, der sich gegen die dramaturgische Verflachung in Salzburg ebenso wehrt wie gegen schnell aufleuchtende Stars am eigenen Haus, die nach wenigen Jahren verglühen. Mit 53 Jahren hat Franz WelserMöst tatsächlich etwas von einem Archivar, denn er bewahrt eine alte Schule, die er nicht selbst begründet hat. Er will Zeit – zum Probieren, zum Entwickeln, zum Reifen. Für die Sänger, für seine Produktionen, für das Opernorchester, das er auch häufig als Wiener Philharmoniker dirigiert. Bei deren Neujahrskonzerten darf es dann auch mal ein bisschen Schlagobers sein, wie die Wiener ihre steife Sahne nennen.

Fotos: Roger Mastroianni

unter den Dirigenten. Von Christian Schmidt


Konzert-TIPPs

HAmburg Fr. 8.11., 20:00 Uhr Laeiszhalle (Großer Saal) The Cleveland Orchestra, Franz Welser-Möst (Leitung). Werke von Beethoven & Schostakowitsch Frankfurt Sa. 9.11., 20:00 Uhr Alte Oper (Großer Saal) The Cleveland Orches­ tra, Franz Welser-Möst (Leitung), Chris­ tian Tetzlaff (Violine). Werke von Beet­ hoven & Schostakowitsch köln So. 17.11., 20:00 Uhr Kölner Philharmonie The Cleveland Orches­tra, Franz Welser-Möst (Leitung). Werke von Beethoven & Schostakowitsch

Ansonsten umarmt Franz Welser-Möst das Publikum nicht gerade, er bleibt sperrig, versagt sich die extravagante Eleganz roter Teppiche mit feindseligen Küsschen. Viel wichtiger ist ihm, dass auch im Repertoirebetrieb die Qualität stimmt. Dafür stellt er sich auch gern mal zur 37. Vorstellung selbst in den Graben. Die Oper – sie ist sein Projekt. Es geht um die Musik, nicht um Eitelkeiten. Daher macht Franz Welser-Möst Komponisten auch so ungern an ihren Jubiläen fest, Zyklen findet er enzyklopädisch. All das ganze hysterisch-hyperventilierende Drumherum des Kulturbetriebs – es ist ihm fremd. Franz Welser-Möst mag keine Eventkultur, bei der es „nicht mehr um die Kunst geht, sondern um etwas anderes“. Vermutlich macht ihn gerade das zur Identifikationsfigur, denn Welser-Mösts musikalischer Ansatz ist streitbar, aber überzeugend. Seine Interpretationen wirken alles andere als nüchtern, aber klar in der Formgebung. Hier eitelt kein Weltversteher allwissend an

Partituren herum. Aus seinen Konzerten spricht eine erdverbundene Gewissheit, die sich frei macht von Spektakel, Künstelei und Sentimentalität. Er liest und deutet, was dasteht. Selbstbescheidung auf die Botschaft der Kreation – wohltuend dieser Hang zur Direktheit, auch wenn sie sicher nicht immer gelingt. Längst kann sich Franz WelserMöst auf Werke konzentrieren, die ihm wirklich liegen, er sagt dann gern, sie seien seine „Herzensangelegenheit“. Mit der orchestralen Präzisionsmaschine im kulturprovinziellen Cleve­land wagt er sich an Neue Musik, obwohl das Publikum damit Probleme hat. Sie dürfen sagen, dass es ihnen nicht gefällt. „Das ist auch eine Form von Auseinandersetzung.“ Aber eben auch eine Form von Erziehung, Horizonterweiterung, Neugiererweckung, die Welser-Möst en passant erledigt, ohne intellektuellen Anpassungsdruck, nur mit innerer Überzeugung. Wahrscheinlich ist sie es, die Musiker wie Zuhörer gleichermaßen in den Bann zieht.

Dresden Mi. 27.11., 20:00 Uhr, Fr. 29.11. & So. 1.12., 11:00 Uhr Semperoper Sächsi­ sche Staatskapelle Dresden, Franz Wel­ ser-Möst (Leitung), Rudolf Buchbinder (Klavier). Werke von Rihm (DEA), Rachmaninow & Schostakowitsch Sa. 30.11., 18:00 Uhr Frauenkirche Adventskonzert. Julia Lezhneva (So­ pran), Joyce DiDonato (Mezzosopran), Klaus Florian Vogt (Tenor), Sächsische Staatskapelle Dresden u.a., Franz Wel­ ser-Möst (Leitung) München Do. 5.12. & Fr. 6.12., 20:00 Uhr Residenz (Herkulessaal) Solisten, Chor und Symphonieorchester des Bayeri­ schen Rundfunks, Franz Welser-Möst (Leitung). Werke von Widmann & Schubert DVD-Tipp

Bruckner: Sinfonie Nr. 4 Es-Dur Cleveland Orchestra Franz Welser-Möst (Leitung) Arthaus Musik Online-Tipp

Franz Welser-Möst interpretiert Strauss‘ Heldenleben mit dem Cleveland Orchestra Scannen Sie den Bild-Code mit einem Smartphone und einer App für QR-Codes oder geben Sie www.concerti.de/welser-moest in Ihren Browser ein. November 2013 concerti  9


Interview

»Ich spiele nicht, um die Leute zu unterhalten« Die holländische Geigerin Janine Jansen über einen erfolgreichen Landsmann, die Londoner Proms und die Aufrichtigkeit in der Musik Bachs. Von Jakob Buhre

Frau Jansen, zu Beginn müssen Sie mir ein holländisches Phä­ nomen erklären: Wie ist es mög­ lich, dass der populärste Geiger Hollands auf der ganzen Welt die Hallen füllt, obwohl er in seinen Konzerten nur sehr selten ein Solo spielt?

Sie meinen André Rieu? Also, ich muss sagen, dass ich noch nie auf einem seiner Konzerte war. Er ist ein Entertainer. Und ich respektiere, wie er seine Sachen so akribisch aussucht und durchdenkt. Zu ihm kommt aber ein anderes Publikum als zu mir, die Leute erwarten dort etwas Anderes, es 10 concerti November 2013

ist ja eine komplette Show, das Visuelle spielt eine Rolle, er hat immerhin Schloss Schönbrunn für seine Konzerte nachgebaut! Und es ist unglaublich, wie er die Leute mitnimmt, beeindruckt und ihnen viel Freude bereitet. Er ist ein Künstler.

»André Rieu ist ein Entertainer« Ist er auch ein Kollege?

Wir sind beide Geiger, aber wir haben unsere unterschiedlichen Gebiete. Er macht seine Sache extrem gut, es ist nur – musikalisch gesehen – für mich persönlich nicht interessant, sein Repertoire, die kurzen Stücke... Aber ich finde, man muss auch nicht Äpfel mit Birnen vergleichen. Es gibt ja diese Theorie, dass Populärmusiker wie André Rieu den Leuten Klassik nahebringen können, so dass die Zuhörer später auch den Weg in das Ams­ terdamer Concertgebouw finden. Glauben Sie daran?

Nein. Sicher, wenn Rieu im Concertgebouw spielen würde,

dann würde sein Publikum kommen. Doch ansonsten... Ich finde es generell schwierig, wenn es darum geht, die Schwelle zur Klassik niedriger zu machen. Weil es der klassischen Musik oft ihre Stärke nimmt. Die Leute, die ein RieuKonzert toll finden und dann im Konzertsaal eine ProkofjewSonate hören, oder eine große, einstündige Sinfonie... ...die würden das nicht verstehen?

Ich will nicht pauschalisieren, aber ich denke, dass es für manche nicht das ist, was sie erwarten. Vielleicht sind sie auch positiv überrascht, kann auch sein. Jedenfalls bin ich mir nicht sicher, ob es das überhaupt braucht, ob man dafür wirklich die Schwelle senken muss, ob das wirklich der einzige Weg ist, um die Menschen für Klassik zu interessieren. Gab es in Ihrer Laufbahn Momen­ te, wo Ihnen die Tür zum Main­ stream offen stand?

Sie meinen, ob man mir angeboten hat, ein Duo mit André Rieu zu spielen? (lacht) Nein, Scherz beiseite. Ich denke, in der heutigen Welt, wo es so viel

Foto: Harald Hoffmann

V

ielreisende Künstler können ihren Agenten schon mal Kopfzerbrechen bereiten. So ist der Mitarbeiter der Plattenfirma an diesem Tag sichtlich verzweifelt, weil das Gepäck von Janine Jansen mal wieder am falschen Ort gelandet ist. Sie ist gerade nur für wenige Stunden in Berlin, am Abend fliegt sie weiter nach Stockholm. Dennoch ist die 35-Jährige beim concerti-Gespräch entspannt, erbittet sich manchmal auch eine kurze Bedenkzeit, bevor sie antwortet.


ZUR pERSOn

Die niederländische Geigerin wurde 1978 in eine musi­ kalische Familie hineingebo­ ren. Mit 19 debütierte sie im concertgebouw Amsterdam. Seitdem ist sie weltweit sowohl als Solistin als auch als Kammermusik­ partnerin gefragt. Sie spielt auf der Barrere-Stradivarius von Antonio Stradivari aus dem Jahr 1725.


Interview

Und diese feste Überzeugung hatten Sie immer.

Das gelingt vermutlich nicht überall.

Es kommt in der Tat immer häufiger vor, dass man Kompromisse machen muss. Es gibt bestimmte Orte, da muss es dann Brahms oder Beethoven sein. Auch wenn ich ein Recital spiele – hier und da wird versucht, auf das Programm Einfluss zu nehmen.

Was das Repertoire betrifft, bin ich zufrieden mit allem, was ich bisher gemacht habe. Aller- Dabei sind Sie doch sehr erfolg­ dings, wenn ich mir die Fotos reich – können Sie nicht einfach von damals anschaue, von mei- aufs Programm setzen, was Sie ner Vivaldi-CD, ich im durch- wollen? sichtigen Kleid, die Beine hoch- Doch, das kann ich. Trotzdem gelegt – das würde ich heute bekomme ich Feedback, wie nicht mehr machen. Man wird „Ihr Programm bräuchte ein erwachsen, ich weiß heute ge- paar mehr populäre Werke“. nauer, wer ich bin und was ich will. Ist Popularität ein Ziel von Ihnen?

Nein. Zum Beispiel erinnere ich mich, dass es Einladungen in große TV-Shows gab, wo ich mit Playback hätte spielen müssen, dazu habe ich klar Nein gesagt, auch wenn es mir vielleicht viel Aufmerksamkeit gebracht hätte. Ungemein populär sind ja die sogenannten „Proms“ in der Londoner Royal Albert Hall, wo auch Sie regelmäßig auftreten...

Ja, die „Proms“ sind wirklich großartig, da herrscht eine einmalige Atmosphäre! Ich habe Anfang September dort gespielt, das Britten-Konzert! Es sind Tausende Leute da, viele stehen, sind aber total ruhig – eine tolle Tradition! Und dann kann man dort auch sehr anspruchsvolle Programme spielen, man macht keine Kompromisse, was das Repertoire anbelangt. Und darum geht es doch, keine Kompromisse zu machen. 12  concerti November 2013

Ich meine damit auch Fernsehsendungen oder bestimmte Groß-Events, Open-Air-Konzerte, wo ich dann immer denke: Das hier wäre doch genau der Moment, wo ihr ein Beispiel geben könnt, wo klassische Musik endlich die Aufmerksamkeit bekommt, die sie verdient. Doch was wird bei solchen Gelegenheiten präsentiert? Eine kleine Nachtmusik.

Genau. Oder der letzte Satz des Beethoven-Konzerts, gekürzt mit fünf Schnitten, weil es wieder mal nur drei Minuten lang sein darf. So etwas ärgert mich. Ich frage mich dann: Warum

Foto: Harald Hoffmann

Gerede darüber gibt, wie und auf welche Weise Künstler vermarktet werden, muss man sehr überzeugt sein von dem, was man machen und erreichen will und wie man präsentiert wird.


muss man die Klassik zu etwas Kleinerem machen? Ich glaube, dass man auf diese Weise eher die Leute verliert, als sie für die Klassik zu gewinnen.

»Ich weiß heute genauer, was ich will« Sie nannten André Rieu vorhin einen Entertainer. Sind Sie einer?

(überlegt lange) Ich habe aber auch „Künstler“ gesagt. „Entertainer“ bzw. „unterhalten“, das klingt für mich mehr nach etwas, was an der Oberfläche ist, wo es nur darum geht, den

Menschen eine angenehme Zeit zu bereiten, nicht unbequem oder schwierig zu sein. Doch wenn ich zum Beispiel das Britten-Konzert spiele, dann tue ich das nicht, um die Leute zu unterhalten. Sondern ich will, dass es ihre Gedanken und Emotionen in Bewegung setzt. Wobei es unfair wäre, zu behaupten, dass so etwas nicht auch in einem André RieuKonzert passieren kann. Vielleicht erleben das manche Menschen dort genauso. Wie gut sind Sie denn beim An­ sprache halten auf der Bühne?

Ganz schlecht, fürchterlich! (lacht). Deswegen mache ich das auch nicht oft. Ich brauche meine Geige und bin froh, wenn ich mit ihr zu den Leuten sprechen kann. Spielen Sie als Zugabe lieber ein populäres oder ein unbekanntes Stück?

Ich spiele normalerweise Bach. Ich will in dem Moment nichts vom Eindruck des Konzerts wegnehmen und das gelingt mit Bach in gewisser Weise, mit einer wundervollen Sarabande, einem langsamen Satz... Es gibt allerdings auch Leute, die sagen, dass Bach zum Beispiel nach dem Tschaikowsky-Violinkonzert nicht passt, weil es so brillant endet. Andererseits, Bach ist so ein Komponist, den man nie über hat. Du kannst immer wieder zu ihm zurückkehren, die Musik hat so etwas Innerliches, Vertrautes.

Janine Jansen mag keine Kompromisse, wenn es um die Auswahl des Repertoires geht

Sie haben gerade zwei seiner Violinkonzerte aufgenommen. Würden Sie sagen, Bachs Musik hat eine Art Aura?

Es gibt da etwas extrem Unantastbares bei Bach. Man könn-

te sagen „pur“, aber dieses Wort wird ja immer benutzt, wenn es um Bach oder Mozart geht. (überlegt) Die Musik ist extrem aufrichtig in ihrer Emotion, mehr introvertiert. Das ist ja auch die Herausforderung, ich glaube, deshalb ist Bach so schwer zu spielen, weil stets die Gefahr besteht, dass man emotional diese sehr feine Linie überschreitet und es dann diese Aufrichtigkeit verliert. Konzert-TIPPs

Hamburg Mo. 4.11., 19:30 Uhr Laeiszhalle (Großer Saal) Janine Jansen (Violine), Torleif Thedéen (Violoncello), Itamar Golan (Klavier). Werke von Brahms, Weinberg & Schostakowitsch Berlin Mo. 2.12., 20:00 Uhr Philharmonie Janine Jansen & Friends. Werke von Bach München Mi. 4.12, 20:00 Uhr Prinzregenten­ theater Programm siehe Berlin Leipzig Do. 16.1. & Fr. 17.1., 20:00 Uhr Gewandhaus (Großer Saal) Gewand­ hausorchester, Paavo Järvi (Leitung), Janine Jansen (Violine). Werke von Debussy, Szymanowski & Prokofjew CD-Tipp

Bach: Violinkonzerte BWV 1041, 1042 & 1060R, Sonaten für Violine & Cembalo BWV 1016 & 1017 Janine Jansen (Violine) Ramón Ortega Quero (Oboe) Janine Jansen Ensemble Decca Online-Tipp

Erleben Sie Janine Jansen zusammen mit den Berliner Philharmonikern mit Brittens Violinkonzert Scannen Sie den Bild-Code mit einem Smartphone und einer App für QR-Codes oder geben Sie www.concerti.de/jansen in Ihren Browser ein. November 2013 concerti   13


Kurz gefragt

»Solange ich lebe, lerne ich« ... und das obwohl er ohnehin zu den Großen seines Faches gehört. Der Pianist Rudolf Buchbinder über ...

einzige, was ich immer beibehalte, ist der Mittagsschlaf am Tag des Konzerts.

auch deswegen so eine gute Beziehung zu meinen Kindern: Es gibt in meinem Beruf keine Hierarchie. Ein 80-Jähriger ist genauso ein Konkurrent oder Kollege wie ein 25-Jähriger. Man musiziert einfach zusammen und es gibt keinen Altersunterschied. Kollegen, die daran glauben, schon etwas zu sein, sind mit sich zufrieden, und das bedeutet absoluten Stillstand.

Ich war drei oder vier Jahre alt. Wir hatten ein Pianino zu Hause. Darauf stand ein Radio, und … die aktuellen Wahlergebnisse ich versuchte, alles nachzuspie- in Österreich len, was ich hörte. Mit fünf Ich bin sehr froh, dass es bei Jahren habe ich dann schon die der Großen Koalition bleibt. Aufnahmeprüfung an der Wie- Ich glaube, jede andere Komner Musikhochschule bestan- bination würde Österreich den. Die Hochschule hatte schwächen, weil dann keine damals in der Zeitung annon- Entscheidungen getroffen werciert, dass man junge Talente den könnten. Für wichtige suche. Um aufgenommen zu Entscheidungen braucht man werden, spielte ich zwei Lieder eine breite Mehrheit – die auch … seine außerordentlich zahl­ vor, ohne Noten lesen zu kön- unpopuläre Veränderungen reichen CD-Einspielungen durchsetzen kann, die notwen- Es sind die Werke, die wichtig nen. dig sind. sind, nicht die Einspielungen. … Lampenfieber Ich widme mich vor allem dem Das wird mit der Erfahrung … Malerei Kern des Repertoires, etwa den nicht kleiner, sondern immer Ich habe früher selbst gemalt, Beethoven-Konzerten. Und größer. Das ist ganz logisch: Als aber ich habe inzwischen kei- wenn es sich ergibt, nehme ich junger Mensch geht man voll- ne Zeit mehr dazu. Und ich sie auf. Ich gehe dazu nicht kommen unbekümmert auf die finde mich auch nicht gut ge- mehr ins Studio, sondern nehBühne. Umso älter ich werde, nug. Aber hin und wieder me nur noch live auf. Denn im desto höher lege ich mir selbst zeichne ich gerne mal in einem Studio fehlen die drei wichtigsdie Latte. Und das Schwierigs- Gästebuch, und auch die Zeich- ten Dinge: Emotion, Spontanete ist für mich, meine eigenen nung von mir am Klavier auf ität und Nervosität. Im Studio Erwartungen zu erfüllen. Daher meiner Website stammt von geht man routiniert an die Sawerde ich immer wieder nervös mir. che heran, denn man weiß: vor einem Auftritt. Man kann Egal ob ich es zwei- oder zehnkein Gegenmittel dazu erfin- … sein Lebensmotto mal aufnehme, irgendwann den, denn das würde sich in „Wer glaubt, etwas zu sein, hat wird’s schon passen. kürzester Zeit abnutzen. Ich aufgehört, etwas zu werden.“ habe auch kein festes Ritual Das heißt für mich: Solange ich … seine Leidenschaft für Filme vorm Konzert, sondern stelle lebe, lerne ich. Das ist der Vor- Ich finde, Film ist eine absolut mich immer spontan auf die teil meines Berufes. Ein ande- unterschätzte Kunstgattung. jeweilige Situation ein. Das rer Vorteil – vielleicht habe ich Es geht mir allerdings nicht so 14 concerti November 2013

Foto: Marco Borggreve

… seine ersten musikalischen Gehversuche


Konzert-TIPPs

Frankfurt Sa. 16.11, 20:00 Uhr Alte Oper London Philharmonic Orchestra, An­drés Orozco-Estrada (Leitung), Rudolf Buchbinder (Klavier). Werke von Kodály, Beethoven & Dvořák Düsseldorf Di. 19.11, 20:00 Uhr Tonhalle London Philharmonic Orchestra, An­drés Orozco-Estrada (Leitung), Rudolf Buchbinder (Klavier). Werke von Brahms, Grieg & Dvořák Berlin Do. 21.11., 20:00 Uhr Philharmonie Programm siehe Düsseldorf Dresden Mi. 27.11. & Fr. 29.11., 20:00 Uhr, So. 1.12., 11:00 Uhr Semperoper Sächsische Staatskapelle Dresden, Franz Welser-Möst (Leitung), Rudolf Buchbinder (Klavier). Werke von Rihm, Rachmaninow & Schostakowitsch München Sa. 21.12., 20:00 Uhr Gasteig (Philharmonie) Wiener Symphoniker, Philippe Jordan (Leitung), Rudolf Buchbinder (Klavier). Werke von Beet­ hoven & Tschaikowsky Do. 9.1. & Fr. 10.1., 20:00 Uhr Gasteig (Philharmonie) Symphonieor­ chester des Bayerischen Rundfunks, Daniele Gatti (Leitung), Rudolf Buch­ binder (Klavier). Werke von Hindemith, Strauss & Wagner

Zwischen Flügeln fühlt sich Rudolf Buchbinder wohl

sehr um die neuen Filme, sondern ich sammele die für mich wichtigsten Filme der Filmgeschichte. Es gibt viele Klassiker, die ich liebe, einen Lieblingsfilm könnte ich aber nicht benennen. … Wendepunkte in seiner Karriere

Die hat es bei mir nicht gegeben. Ich habe das große Glück, dass meine Karriere nie von einer großen Sensation beflügelt wurde – denn Sensationen lassen sich nicht wiederholen. Es war keine raketenartige, sondern eine kontinuierliche Karriere über 50, fast 60 Jahre

mit einem stetigen Crescendo. Eines meiner Vorbilder in Sachen Karriere war immer Claudio Arrau, der am Ende seines Lebens den Höhepunkt seiner Karriere erlebte. Das ist das Schönste, was man erfahren kann. … Ruhestand

Ich kann mir nicht vorstellen, irgendwann nicht mehr zu spielen. Kein Künstler kann sich das vorstellen. Wie soll ich sagen… das Leben endet auf der Bühne. Aufgezeichnet von Friederike Holm

Hamburg Do. 27.3., 20:00 Uhr Laeiszhalle (Großer Saal) NDR Sinfonieorchester, David Zinman (Leitung), Rudolf Buchbinder (Klavier). Werke von Strauss & Beethoven CD-Tipps

Schubert: Klavier­ sonate D 960, Impromptu D 899 Rudolf Buchbinder (Klavier) Sony Classical

Beethoven: Klavierkonzerte Nr. 1-5 Wiener Philharmoniker Rudolf Buchbinder (Klavier & Leitung) Sony Classical November 2013 concerti  15


Unsere Programme jetzt auch im neuen Digitalradio

Weitere Informationen: digitalradio.de deutschlandradio.de Hรถrerservice 0221.345-1831


OPER

Die interessantesten Inszenierungen und Künstler – wir stellen Ihnen das Wichtigste aus der Welt der Oper vor

Foto: Martina Pipprich

Ausgezeichnet: Tatjana Gürbaca ist „Regisseurin des Jahres“ 2013, ihr Macbeth in Mainz sorgt für Furore

18_feuilleton es kriselt im zauberreich Im Verdi-Jahr ist es kaum möglich, einen Otello metropolentauglich zu besetzen – eine Spurensuche nach den Ursachen 20_Porträt Der »Anti-maestro« Mit Kirill Petrenko bekommt die Bayerische Staatsoper einen bescheidenen Pult-Star als neuen Generalmusikdirektor 24_Opern-tipps Die Herbst-Highlights in

Deutschland und Europa November 2013 concerti  17


Feuilleton

Es kriselt im Zauberreich

F

rüher war alles besser. Callas und Caballé, Domingo und del Monaco, Konya und Kollo besaßen die Stimmen, die man für Verdi und Wagner brauchte. Aber heute einen Otello oder einen Tristan zu finden, der den Strapazen und den Schönheiten der jeweiligen Partie gerecht wird, gleicht einem Unding. Doch schon Verdi selbst schrieb 1875 an seinen Verleger Giovanni Ricordi: „Nie, nie, nie ist es jemandem gelungen, alle von mir beabsichtigten Effekte herauszubringen. Niemandem! Nie, nie – weder Sängern noch Dirigenten.“ Auch der deutsche Antipode des Maestros fand für sein Ideal eines „vaterländischen Belcanto“ immer nur wenige Sängerpersönlichkeiten, die seinen enormen Anforderungen entsprachen. Die großen Erneuerer des Musiktheaters hatten dem reinen Schöngesang abgeschworen, in ihrer Psychologisierung des Belcanto rangierte für beide Antipoden die Wahrheit vor der Schönheit. Enrico Caruso und das Goldene Zeitalter

Im Zuge des Verismo, dem Einbruch des Naturalismus in die Welt der Oper, wie er in Puccinis Tosca idealtypisch verwirklicht ist, entwickelten sich um 1900 dann tatsächlich Genera18 concerti November 2013

tionen von Sängern, die den gewachsenen Anforderungen gerecht wurden. Der Tenorissimo Enrico Caruso steht für ein Goldenes Zeitalter, aber auch die Wagner-Helden nach der Jahrhundertwende, allen voran Lauritz Melchior, setzten um, was der Gesamtkunstwerker sich erträumt haben mochte. Im Zuge der Neubayreuther Bühnenentrümpelung nach dem Zweiten Weltkrieg prägten Sängerdarstellerinnen wie Martha Mödl und Birgit Nilsson die Wagner-Interpretation. Pavarotti & Co brachten derweil die Verdi-Welt in Salzburg bis New York mit betörendem erotischem Stimmglanz zum Strahlen. Der Fall Villazón ist keine Erklärung der Verdi-Krise

Und dann kam die Krise? Die im Verdi-Fach derzeit noch düsterer schwelt als bei Wagner? Nach Domingos Abstieg in die endlich hohes-C-freien Baritonregionen ist ein Otello an den Metropolen nur noch mit Kompromiss-Kandidaten besetzbar. Die Premiere des Spätwerks zum 200. VerdiGeburtstag an auch nur einem der führenden Opernhäuser ist kaum zufällig eine Fehlanzeige. Hier ließe sich Villazóns Erkrankung nach jahrelanger Überforderung mit kräfteraubenden Verdi-Eskapaden und

seine Rückkehr zu Donizetti nebst Entdeckung Mozarts als Stimmheiler anführen. Der Fall Villazón ist freilich nur ein Phänomen, keine Erklärung der Krise des Verdi-Gesangs. Aufschlussreich scheint, den Blick auf die Besetzungsmöglichkeiten von Barock- und Belcanto-Opern zu richten. Hier können Disponenten jubelnd aus dem vokalen Vollen schöpfen. Denn mit der Wiederentdeckung der Opern von Händel und Rossini haben sich koloraturwendige Sängerinnen und Sänger entwickelt, die es möglich machen, Vivaldi wie Bellini nahezu perfekt zu besetzen. La Bartoli machte den Anfang und legte die Stimmlatte extra hoch, die von einer Joyce DiDonato mühelos übersprungen wird. Auch die Auswahl exzellenter Countertenöre ist längst atemberaubend. Spezialisten machen den Markt aus, keine Allrounder mehr, die wie einst eine Maria Callas von Bellini bis Wagner alles sangen. Verdi-Spezialisten aber sind rar. Eine Erklärung dafür liegt im gefährlich rasanten Tempo, in dem sich Sängerkarrieren zu entwickeln haben. Die natürliche langsame Reifung zu einer großen runden, in der Mittellage fundierten und gleichwohl in der Höhe agilen und leuchtenden Verdi-Stimme lassen Agenten

Foto: 1995 Winnie Klotz / MET

Im Verdi-Jahr ist es kaum möglich, einen Otello metropolentauglich zu besetzen – eine Spurensuche nach den Ursachen. Von Peter Krause


Als die Verdi-Welt noch in Ordnung war: Plácido Domingo als Otello an der New Yorker MET

und Intendanten kaum noch zu. Angesichts des Mangels geeigneter Kandidaten beuten sie unfertige Talente unbarmherzig aus. In der Sängerauswahl schiebt sich oftmals ein Kriterium in den Vordergrund, das keineswegs hinreichend für das erfolgreiche Bestehen als Abigaille oder Aida ist: das Aussehen. Der Tenor, der den leidenschaftlichen Liebhaber Don Carlo gibt, sollte doch bitte auch so jugendlich aussehen, wie Damen sich einen solchen vorstellen. Mitschuld des Regietheaters

Eine Mitschuld an der Misere trifft das sogenannte Regietheater mit seinem Zwang zur „typgerechten“ Besetzung. Ja, die Dominanz des Visuellen hat in den vergangenen drei Jahrzehnten andere, zumal die musikalischen Parameter marginalisiert. Das Eindringen

fachfremder Schauspiel- oder Filmregisseure ins Musiktheater und der schon sprichwörtlich werdende Küchenrealismus vorherrschender Regiediskurse haben nicht nur eine neue gesellschaftliche Relevanz des Musiktheaters bewirkt. Zu oft wurden und werden große Verdi-Gefühle bloß verkleinert, statt sie sinnstiftend zu vergegenwärtigen. Zieht nach dem Zeitalter der Regisseure erneut eine Epoche des Sängertheaters auf? Wenn das Verdi-Traumpaar Anja Harteros und Jonas Kaufmann seine Fans verzückt, wenn Anna Netrebko an der Berliner Staatsoper erstmals als Verdis Troubadour-Leonora, und bald in München sogar als Lady Macbeth zu erleben ist, dann verschiebt sich der Faszinations-Fokus längst wieder auf die singenden Menschen. Allein: Es fehlen mehr profund

professionelle Protagonisten von Format, die den komplexen Charakteren des Giuseppe Verdi mit ihrem Gesang und ihrer darstellerischen Intensität glaubwürdiges Bühnenleben einhauchen könnten. Cd- & dVd-TippS

verdi: Arien aus rigoletto, Aida, il trovatore, Don carlo, Otello u.a. Jonas Kaufmann (Tenor) Orchestra dell‘Opera di Parma Pier Giorgio Morandi (Leitung) Sony Classical

verdi: Otello Plácido Domingo, Renée Fleming, James Morris u.a., The Metropolitan Opera Orchestra and Chorus, James Le­ vine (Leitung). Deutsche Grammophon November 2013 concerti   19


Porträt

Der »Anti-Maestro« Mit Kirill Petrenko bekommt die Bayerische Staatsoper einen bescheidenen Pult-Star als neuen Generalmusikdirektor. Von Teresa Pieschacón Raphael

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aum 1,60 Meter groß, „Dirigenten sind Priester in ei- mal in Folge zum „Dirigenten freundlich, bescheide- nem Tempel, in dem die Götter des Jahres“ wählten. Ausgenes Auftreten, jungen- ausgestorben sind“, witzelte rechnet ihn: „den Anti-Maestro“ haft verschmitztes Lächeln im Petrenko einst; spätestens schlechthin und doch einzigen bärtigen Gesicht und eine Nei- jetzt ahnt man, warum alle „natural born conductor“, wie gung zur Selbstironie: Kirill so vernarrt sind in den 41-jäh- ihn sein Lehrer Semjon BychPetrenko entspricht so gar rigen Dirigenten aus Omsk, kov beschreibt. Mit einem stolnicht dem Bild eines in seinen ihn „westsibirischen Mozart“, zen „Habemus maestrum geHochmut eingeschlossenen „Opernwundermann“ und neralem“ stellte auch Nikolaus und narzisstischen Maestros. „Uralstürmer“ nennen und drei- Bachler, der Intendant der Bay-

Foto: Wilfried Hösl

Vor „ihrem“ Hause: Intendant Nikolaus Bachler und Kirill Petrenko vor der Bayerischen Staatsoper

20 concerti November 2013


erischen Staatsoper, seinen neuen Generalmusikdirektor vor, der die Nachfolge von Kent Nagano antritt. „Ich weiß, dass ich Verantwortung übernehme für ein sehr großes Haus – und die möchte ich übernehmen. Das bedeutet für mich als Dirigent, unter höchsten Ansprüchen Oper zu machen, mit den besten Sängern und einem Orchester, das mit größter Herzenshingabe musiziert“, freut sich Petrenko auf seine neue Aufgabe und hofft nur, beim Dirigieren nicht so zu „wackeln wie mit meiner Stimme jetzt“. Von Omsk nach Bayreuth

Er wollte es schon immer „allzu gut machen“, sagt er. Als Kind eines Geigers und einer Programmansagerin aufgewachsen in Omsk, unweit der kasachischen Grenze, bekam er schon früh manche Härte mit, etwa den grassierenden Antisemitismus, der unverhohlen nach Glasnost in seiner Heimat zutage trat; „als man nun endlich seine Meinung sagen durfte“, wie er meint. Wohl deshalb beschlossen seine Eltern auszuwandern, obwohl sein Vater „alles, was er in dreißig Jahren in Omsk aufgebaut hatte“, aufgeben musste. Für Petrenko, der bereits mit elf Jahren öffentlich als Pianist aufgetreten war, wurde dies die Chance seines Lebens. Im österreichischen Feldkirch schloss er seine Klavierausbildung mit Auszeichnung ab und ging dann nach Wien. Dazwischen aber hatte er 1995, kaum 23 Jahre alt, noch in Voralberg als Operndirigent debütiert mit Benjamin Brittens Let’s Make an Opera. Von nun an schien es, als stünde sein Leben unter diesem Motto.

Von 1997 bis 1999 war er Ka- Eugen Onegin, Der Rosenkapellmeister an der Wiener valier, Boris Godunow und Volksoper, danach folgte ein Tosca. „Ich werde sehr präsent Engagement an das Theater in sein in München“, verspricht Meiningen, als jüngster Gene- er, „und das Repertoire anpasralmusikdirektor Deutschlands sen: Wagner, Mozart, die Italiüberhaupt. Sein Meisterstück ener, Zeitgenössisches. Für in dem kleinen Theater: Ri- mich ist es das Schönste, mich chard Wagners Ring des Nibe- in mehreren Sprachen auszulungen. An vier Abenden in drücken.“ Apropos Sprachen: Folge! Ein unglaublicher Kraft- „Was ist denn diese russische akt und die beste Vorbereitung Seele?“, antwortete Petrenko für den Ring, den er 2013 im einst auf die Frage eines JourBayreuther Festspielhaus (In- nalisten, was an ihm russisch szenierung: Frank Castorf) mit sei: „Etwas Besonderes? Etwas Bravour stemmen sollte. „Ich sehr Schweres? Man kann bei einer Flasche Wodka alles Mögliche fließen lassen, auch Trä»Ich werde nen. Aber in der Musik gibt es sehr präsent sein ein Tempo und ein Maß, eine in München« Form, einen Inhalt. Da kann man sich nicht alles erlauben.“ scheitere immer gut vorbereitet“, schmunzelt Petrenko. Konzert- & Opern-TIPPs Schließlich sei eine solche Karriere „nicht nur Glück, sondern extrem viel Arbeit“. Zwischen München So. 17.11., 11:00 Uhr Meiningen und Bayreuth aber Bayerische Staatsoper lagen noch fünf brillante Jahre Festakt: 50 Jahre Wiedereröffnung als Generalmusikdirektor an Nationaltheater. Nina Stemme (Sopran), Jonas Kaufmann (Tenor), der Komischen Oper in Berlin Bayerisches Staatsorchester, Kirill und Debüts an den großen Petrenko (Leitung). Mozart: Ouvertüre „Don Giovanni“, Strauss: Auzug aus Opernbühnen der Welt, sei es aus „Der Rosenkavalier“, Wagner: Auszug in Wien, London, Dresden, Pa- aus „Die Walküre“ ris oder an der Met in New Do. 21.11., 17:00 Uhr (Premiere) York. Und an der Bayerischen Bayerische Staatsoper Die Frau ohne Schatten Staatsoper mit Tschaikowskys Strauss: Kirill Petrenko (Leitung), Krzysztof Pique Dame. Warlikowski (Inszenierung) mit Johan Seine Pläne für München

Seinen Einstand als Generalmusikdirektor gibt er mit Strauss’ Die Frau ohne Schatten; eine Premiere, wie genau fünfzig Jahre zuvor bei der Wiedereröffnung des Münchner Nationaltheaters, das im Zweiten Weltkrieg zerstört wurde. Weitere Premieren Petrenkos: Mozarts La Clemenza di Tito und Zimmermanns Soldaten sowie etliche Reprisen:

Botha, Adrianne Pieczonka, Deborah Polaski, Sebastian Holecek u.a. Weitere Vorstellungen: So. 24.11, Do. 28.11., So. 1.12, Mi. 4.12. & Sa. 7.12. Online-Tipp

Ekstase: Kirill Petrenko mit den Berliner Philharmonikern mit Skrjabins Poème de l‘Extase Scannen Sie den Bild-Code mit einem Smartphone und einer App für QR-Codes oder geben Sie www.concerti.de/petrenko in Ihren Browser ein. November 2013 concerti   21


Kurz Besprochen

berlin 3.10.2013

lübeck 6.10.2013

Korsakow: Die Zarenbraut

Anita Rachvelishvili (Ljubascha) und Olga Peretyatko (Marfa)

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aniel Barenboim hat wieder einmal dramaturgisches Verantwortungsgefühl bewiesen: Zur Eröffnung der neuen Spielzeit der Staatsoper im Schiller Theater (ursprünglich sollte jetzt bereits der Umzug zurück in die grundsanierte Lindenoper gefeiert wer-

Wagner: Tristan und Isolde

den) grub er Nikolai RimskyKorsakows Oper Die Zaren­braut aus der Versenkung, die 1948 zum letzten Mal in Berlin zu hören war. Korsakows Landsmann Dmitri Tcherniakov machte aus dem Gift- und Ränkespiel, an dem am Ende alle sterben, eine Parabel auf die heutige Geschäftswelt, was das Publikum offensichtlich in Betroffenheit erstarren ließ. Der größte Applaus galt den beiden weiblichen Hauptfiguren, Olga Peretyatko in der Titelpartie der Marfa und Anita Rachvelishvili als Rivalin Ljubascha.

T

Daniel Barenboim (Leitung), Dmitri Tcherniakov (Regie & Bühnenbild) mit Anatoli Kotscher­ ga, Olga Peretyatko, Johannes Martin Kränzle, Tobias Schabel u.a. Weitere Termine: 25.10., 1.11.

Roman Brogli-Sacher (Leitung), Anthony Pilavachi (Regie), Tatjana Ivschina (Ausstattung) Weitere Termine: 27.10., 10.11., 1.12., 29.12., 19.1., 23.2., 23.3., 13.4., 27.4., 11.5.

ristan und Isolde als leidenschaftliches junges Paar, dessen „Nacht der Liebe“ zum gemeinsamen Schöpfungsakt führt, die Befreiung aus gesellschaftlichen Zwängen durch die Kunst, der Liebestod als mystische Vereinigung – Anthony Pilavachis psychologisch präzise, musikalisch hellhörige, Wagners Gedankenwelt und den Geist der Romantik mit feinem Humor ernst nehmende Inszenierung macht eine Fahrt an die Trave nach dem erfolgreichen Ring erneut zu einem Muss für Wagnerianer.

hamburg 20.10.2013

Verdi: La Battaglia di Legnano m München der Opernintendanz von Sir Peter Jonas war David Alden der Mann für die Barock-Renaissance. An der Isar etablierte er einen postmodern frechen Zugriff auf Händel, erschloss dem Haus nachhaltig ein junges Publikum. Die Barockstadt entdeckte die Barockoper. Da kam die antike Götterwelt als Comicstrip und schriller Krimi daher. Aber auch in Wagners Tannhäuser bohrte er den Stachel einer politischen Lesart. Wut, Leidenschaft und eine Hoch-

22  concerti November 2013

spannung, die beunruhigt, paarten sich in streitbaren, nie belanglosen Inszenierungen. Oper in der Offensive. 20 Jahre später widmet sich der gereifte Revoluzzer Alden nun in Hamburg gemeinsam mit Simone Young dem jungen patriotischen Verdi – eine Begegnung mit Sprengkraft. Simone Young (Leitung), David Alden (Regie), Charles Edwards (Bühnenbild) mit Tigran Martiros­ sian, Giorgio Caoduro, Alexia Voulgaridou u.a. Weitere Termine: 26.10., 15.11., 20.11.

Edith Haller (Isolde) und Jeffrey Dowd (Tristan)

Online-Tipp

Die vollständigen sowie weitere tagesaktuelle OpernRezensionen finden Sie im Internet Scannen Sie den Bild-Code mit einem Smartphone und einer App für QR-Codes oder geben Sie www.concerti.de/oper in Ihren Browser ein.

Fotos: Monika Rittershaus, Jochen Quast

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OPERN-Tipps Die Herbst-Highlights in Deutschland und Europa

Komische Oper Berlin darf sich selbst feiern

Verdi satt für Berliner Stimm-Freaks

musical Der bunteste Vogel

Flammende Eifersucht: José Cura als Otello an der Deutschen Oper oper Wer für den

Troubadour

im Schiller Theater mit Netrebko und Domingo keine Karten ergattert hat, muss in Berlin auf hochkarätige Verdi-Abende nicht verzichten. Der November an der Deutschen Oper gleicht einem Stimm-Fest: José Cura gibt an der Seite von

Barbara Frittoli den Otello, Simon Keenlyside singt Macbeth und Vater Germont, Anja Harteros glänzt im Don Carlo. 7., 9., 10., 16., 17., 20., 21., 22., 23., 24., 26., 27., 28., 29., 30.11. Deutsche Oper Berlin Verdi: Macbeth, La Traviata, Don Carlo, Otello, Falstaff & Rigoletto

Stuttgarts Fortschrittmacher ballett Choreographen sind

Intendant des Opernhauses des Jahres: Barrie Kosky So. 3.11., 18:00 Uhr/ So. 24.11., 18:00 Uhr Komische Oper Berlin Mozart: Così fan tutte, Bernstein: West Side Story. Henrik Nánási/ Koen Schoots (Leitung), Alvis Hermanis/ Barrie Kosky (Regie) 24  concerti November 2013

Schrittmacher im reinen Wortsinn. Die neue Stuttgarter Tanz-Trilogie „Fort//Schritt// Macher“ versteht den Begriff im Sinne des Wegbereiters und Pioniers. Der Abend vereint drei Künstler, die dem Titel alle Ehre machen: Marco Goecke, der die Formen des zeitgenössischen Tanzes mit seiner fiebrigen Bewegungs-

sprache radikal auslotet, Hans van Manen, Neuerer des Tanzes seit den 60er Jahren, sowie William Forsythe, der den Körper vollends aus dem traditio­ nellen Schema des klassischen Balletts befreite. Fr. 8.11., 19:00 Uhr (Premiere) Oper Stuttgart Fort//Schritt//Macher. James Tuggle (Leitung), Marco Goecke, Hans van Manen, William Forsythe (Choreogra­ phie) 12.11. & 14.11.

Fotos: Barbara Aumueller, Gunnar Geller, Tanja Niemann, Martina Pipprich, Silvia Lelli Masotti

unter Deutschlands Intendanten fliegt dank größter Kritikergunst derzeit ganz hoch: Die von Barrie Kosky geführte Komische Oper Berlin erhielt im Votum der „Opernwelt“ die meisten Stimmen und darf sich stolz „Opernhaus des Jahres“ nennen. Im November will das Haus seine Glückssträhne mit gleich zwei neuen Inszenierungen fortsetzen. Der Hausherr nimmt sich Leonard Bernsteins West Side Story vor, Gastregisseur Alvis Hermanis wagt sich an Mozarts Komödien-Kammerspiel Così fan tutte.


französischer faust in zürich OPer Er ist der derzeit gefragteste Tamino, ein lyrisch leidender Lenski und geschmeidiger Belcanto-Tenor. Jetzt wagt sich Pavol Breslik in Zürich erstmals an Gounods Faust . Ihm zur Seite steht Amanda Majeski als Marguerite. Als Figaro-Gräfin oder

Tenor Pavol Breslik glänzt in der Titelrolle

Meistersinger-Eva begeisterte die Amerikanerin in Glyndebourne und Chicago mit ihrem reichen Silberglanzsopran. Mit Patrick Lange dirigiert der einstige Chef der Komischen Oper Berlin, und es inszeniert mit Jan Philipp Gloger der Regisseur der aktuellen Bayreuther Holländer-Inszenierung. Gloger verspricht in seiner Lesart der tragischen Liebesgeschichte „einen erhellenden und erschreckenden Blick in den Spiegel“. So., 3.11., 19:00 uhr (Premiere) Opernhaus zürich Gounod: Faust. Patrick Lange (Leitung), Jan Philipp Gloger (Regie), Pavol Breslik, Amanda Majeski, Kyle Ketelsen. 6.11., 9.11., 14.11., 17.11., 29.11.

Die »regisseurin des Jahres« inszeniert in mainz OPer „Sie hat Mut. Fährt schon

mal volles Risiko. Befragt jedes Stück radikal aufs Hier und Heute. In zwingenden, oft surrealen Bildern. Um sich und uns zu überraschen.“ So begründet die „Opernwelt“ das Votum für Tatjana Gürbaca als „Regisseurin des Jahres“. Über die Auszeichnung frohlockt auch das Staatstheater Mainz, dessen Operndirektorin die 40-jährige Berlinerin ist. Geprägt von Ruth Berghaus und Peter Konwitschny sowie durch ihr Studium an der Berliner Regieschmiede der Hochschule für Musik Hanns Eisler inszeniert sie an ihrem Stamm-

haus nun erstmals eine Händel-Oper, den Rinaldo mit seinem Kampf um Jerusalem.

rOm

ernAni mi. 27.11., 19:00 uhr teatro costanzi Riccardo Muti (Lei­ tung), Hugo de Ana (Regie) Mit Maestro Muti mausert sich Roms Opernhaus im Verdi­Jahr Genf

Die wALKüre Do. 7.11., 18:00 uhr Le Grand théâtre Ingo Metzmacher (Lei­ tung), Dieter Dorn (Regie) Bis April schmieden die Schwei­ zer einen neuen Ring mit hierzu­ lande guten Bekannten LüBecK

DOn cArLO fr. 8.11.2013, 19:00 uhr theater Lübeck Ryusuke Numajiri (Lei­ tung), Sandra Leupold (Regie) Stabübergabe an den neuen GMD nach der Ära Brogli­Sacher frAnKfurt Am mAin

eziO So. 10.11., 18:00 uhr Oper frankfurt Christian Curnyn (Lei­ tung), Vincent Boussard (Regie) Erstaufführung der selten zu hö­ renden Gluck­Oper mit Counter­ Star Max Emanuel Cencic KOPenhAGen

mAcBeth Do. 14.11., 19:30 uhr Oper Kopenhagen Alexander Joel/ Pao­ lo Arrivabeni (Leitung), Benedict Andrews (Regie) Verdis blut­ rünstige Shakespeare­Vertonung im neuen Opernhaus

Tatjana Gürbaca ist die „Regisseurin des Jahres“ Do. 31.10., 19:30 uhr (Premiere) Staatstheater mainz Händel: Rinaldo. Hermann Bäumer (Leitung), Tatjana Gürbaca (Inszenie­ rung). Junges Ensemble des Staats­ theaters Mainz. 3.11., 13.11., 30.11.

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Peter GrimeS Sa. 23.11., 19:30 uhr Staatsoper Graeme Jenkins (Leitung), Chris­ tine Mielitz (Regie). Brittens Meisterwerk zum 100. Geburts­ tag mit Ben Heppner

November 2013 concerti   25


Jetzt haben Sie doppelt Grund zur Freude.

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Festivals

In Ihrer Region und ganz Deutschland – wir stellen Ihnen die interessantesten Programme, Orte und Künstler vor

Foto: Maceo Parker

Jazz in stimmungsvoller Umgebung: Dresden lädt zu den Jazztagen

28_Würzburg Bachtage mit Brahms Das Würzburger Festival hat sein Programm abgespeckt, ohne an Qualität einzubüßen 29_Herne Mit Melodram und Dudelsack Die Tage Alter Musik widmen sich »Klanglandschaften Osteuropas« 30_Dresden Musik aus der Tonne Jazztage Dresden: Wie aus einem Dorfjubiläum ein großes Festival entstand 31_Frankfurt Frankfurt im Zeichen der Moderne »cresc…« – das klingt nach Entwicklung, nach Steigerung, nach Spannung November 2013 concerti  27


Bachtage mit Brahms Bayern Das Würzburger Festival hat sein Pro­ gramm abgespeckt, ohne an Qualität einzubüßen

Der Bachchor Würzburg gehört zum Festival wie die St. Johanniskirche zu Würzburg. Er ist u.a. mit dem Weihnachtsoratorium zu hören

T

radition schön und gut, doch stimmen die Zahlen nicht, nützt in der Kunst selbst die schönste Historie nichts. Das hätten 2012 auch fast die Würzburger Bachtage erfahren müssen – und das mehr als vier Jahrzehnte nach ihrer Gründung! Das Defizit aus dem Vorjahr schien einfach zu hoch, als dass es die veranstaltende Bachgesellschaft hätte auffangen können, der Zuschauerrückgang zu groß, als dass die Aussichten Besserung versprachen … … aber zum Glück hatten die Götter der Kunst ein Einsehen. 28  concerti November 2013

Oder vielmehr die Macher, die hier die Zahl der Konzerte ein wenig reduzierten und dort die Einladungen an kostspielige Starkünstler. Auch wenn dies Christian Kabitz ganz sicher nicht leicht gefallen ist: Schließlich ist der Künstlerische Leiter der Bachtage nicht nur ein sehr umtriebiger Mensch, sondern auch stets bedacht, ein Programm auf möglichst hohem Niveau zu bieten. So wie es der gebürtige Nürnberger parallel zu den Bachtagen fünf Jahre lang beim Würzburger Mozartfest gemacht hat bis zu seinem

Abschied in diesem Sommer, so wie es der Kirchenmusikdirektor an der Würzburger St.-Johannis-Kirche macht, als Leiter dreier Chöre in drei verschiedenen Städten oder auch als international aufspielender Organist, Cembalist und Dirigent. Der Mann braucht einfach die Vielfalt – und das wird auch deutlich beim Blick auf das diesjährige Programm, das unter dem Motto „Bach und Brahms“ steht: Natürlich finden sich unter den neun Konzerten Klassiker wie das Weihnachtsoratorium mit den Kantaten I bis III und VI oder ein Abend mit den Cellosuiten Nr. 1, 5 und 6, dargeboten von Jan Vogler, einem der stillen Stars auf dem Schönsten aller Streichinstrumente. Doch daneben gibt es eben auch ein Klavierrecital mit Lise de la Salle, einer der besten jungen Pianistinnen, die sich BachWerke in Bearbeitungen von Liszt und Busoni vornimmt oder das Überraschungsprogramm des Preisträgers des „Internationalen Klavierwettbewerbs J. S. Bach“. Und dass es bei all den schönen Tönen auch tatsächlich zu einer Auseinandersetzung und Gegenüberstellung der Werke von Brahms und Bach kommt, dafür garantiert der Vortrag des Musikwissenschaftlers Ulrich Konrad zum Auftakt des Festivals am 22. November. Ganz im Sinne der dramaturgischen Tradition. Christoph Forsthoff Würzburger Bachtage 22.11. - 1.12.2013 Kolja Lessing, Hanno Müller-Brach­ mann, Lise de la Salle, Jan Vogler, Friedrich von Thun, Bachchor Würzburg u.a. = Zeitraum

= Künstler

= Ort

Fotos: Bachchor Würzburg, Rajchert

Festivalguide


Mit Melodram und Dudelsack nrw Die Tage Alter Musik Herne widmen sich »Klanglandschaften Osteuropas«

W

er sich für die Musik unserer Zeit nicht so recht erwärmen kann und trotzdem gerne Neues entdeckt, der wird in der Szene der Alten Musik oft fündig. Aber so viel Spannend-Unbekanntes wie bei den Tagen

Alter Musik Herne in diesem Jahr ist selten beisammen. Dafür garantiert einerseits schon das Thema „Klanglandschaften Osteuropas“, andererseits aber auch die bemerkenswerte Werkauswahl: So wird von Jan Dismas Zelenka das Melo-

Die osteuropäische Musik im Fokus: In Herne spielen auch die Spezialisten des Wrocawska Orkiestra Barokowa

LOUIS LEWANDOWSKI FESTIVAL

dram des heiligen Wenzeslaus zu sehen sein, das 1723 mit ca. 200 Mitwirkenden in Prag uraufgeführt wurde, und Chopins Klavierkonzerte erklingen mit Hammerklavier und Streichquartett so, wie Chopin sie selbst spielte. Das Repertoire unbekannter Komponisten reicht von orthodoxer Kirchenmusik über pannonische Volksmusik bis zu unbekannten Meistern, die am St. Petersburger Hof wirkten. Und wer erfahren will, welche frühbarocke Musik es bis nach Transsilvanien geschafft hat und welch reiche Tradition polyphoner Musik es im 16. Jahrhundert am Dom zu Riga gab, wird nur in Herne fündig. Wer selbst musikalisch tätig ist oder werden möchte, kann hier auf der Musikinstrumenten-Messe das notwendige Handwerkszeug erwerben. Klemens Hippel Tage Alter Musik Herne 14.11. - 17.11.2013 Russischer Patriarchatschor Moskau, Musica Aeterna, Wrocławska Orkiestra Barokowa, Cantores Rigensis u.a.

BERLIN | 20. bis 22. Dezember 2013

Zerrissenes Firmament

Synagogalmusik jüdischer Komponisten aus Deutschland, verfolgt oder ermordet in der Schoa. 20. Dezember 2013 15.00 Uhr Festivaleröffnung im Gemeindehaus Fasanenstraße 21. Dezember 2013 19.00 Uhr Konzerte an verschiedenen Orten Berlins 22. Dezember 2013 17.00 Uhr Großes Abschlusskonzert in der Synagoge Rykestraße

www.louis-lewandowski-festival.de Einzeltermine, Details, Tickets und vieles mehr auf www.concerti.de/festivalguide

November 2013 concerti  29


Musik aus der Tonne sachsen Jazztage Dresden: Wie aus einem Dorfjubiläum ein großes Festival entstand

Barock trifft auf Jazz: Im Schauspielhaus findet auch in diesem Jahr das Abschlusskonzert der Jazztage statt

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eues Leben blüht aus den Ruinen: Eigentlich trug die Jazzgemeinde in Dresden (und weit darüber hinaus) anno 2000 Trauer. Hatte doch just die „Tonne“ Insolvenz anmelden müssen, jener legendäre Jazzclub im Tonnengewölbe des Kurländer Palais, in den es schon zu DDR-Zeiten die Szene gezogen hatte, seit 1977 in der Stadt die IG Jazz gegründet worden war. Und nun also sollten mehr als zwei Jahrzehnte Jazz in Mitteldeutschland Geschichte sein? Wer weiß, wie es mit dem Jazz hier weitergegangen wäre, 30 concerti November 2013

hätte nicht just in dem Jahr im äußersten Westen Dresdens Unkersdorf sein 650-jähriges Ortsjubiläum gefeiert – und zwar mit einem Konzert der Klazz Brothers. Was auf solch große Begeisterung stieß, dass praktisch aus dem Jubel heraus die Idee zu den „Unkersdorfer Jazztagen“ geboren und der Klazz Brothers-Bassist Kilian Forster Intendant wurde. Der Rest ist heute in der Tat Geschichte, inklusive dem Umzug und der Umbenennung in die „Jazztage Dresden“ im Jahr 2006: Seither locken die Jazztage alljährlich

im November bis zu 14.000 Besucher an, gastieren nationale wie internationale Stars und Ensembles an der Elbe. Die Spielstätten sind dabei ebenso unterschiedlich wie die Künstler: Vom Schauspielhaus über das Societaetstheater und die Porzellan-Manufaktur Meißen bis hin zum Flughafen-Terminal reichen die einen, von A cappellaGesang mit Maybebop über Gitarren-Shooting-Star Torsten Goods oder die unberechenbaren Jungs von Mnozil Brass bis Stimmgewalt China Moses die anderen. Natürlich ließe sich auch hier klagen, dass wie bei allzu vielen anderen Festivals die einheimischen Künstler nicht gerade breit vertreten sind und der junge deutsche Jazz es offenbar nach wie vor im eigenen Land weit schwerer hat als etwa der skandinavische Nachwuchs. Und doch finden sich in Dresden gerade jenseits der großen Namen manch spannende Musiker, die sonst nicht im Scheinwerferlicht stehen wie etwa der geniale Kontrabassist Georg Breinschmid oder auch Trompeter Andreas Polyzogopoulos. Wer den Jazz liebt, muss eben nicht immer im Mittelpunkt stehen. Kein Wunder, dass denn auch der Name, mit dem hier einst alles begann, längst wieder ein Begriff ist: An neuem Standort in der Königstraße ist nämlich die „Tonne“ wieder auferstanden. Christoph Forsthoff Jazztage Dresden 8.11. - 17.11.2013 Quadro Nuevo, Mnozil Brass, Klazz Brothers & Cuba Percussion, Torsten Goods, Joscho Stephan Trio, David Orlowsky u.a. = Zeitraum

= Künstler

= Ort

Fotos: H.J. Maquet, HR/Tibor Pluto

Festivalguide


Frankfurt im Zeichen der Moderne hessen »cresc…« – das klingt nach Entwicklung,

nach Steigerung, nach Spannung

F

ast wünschte man den Veranstaltern ein Decrescendo, so intensiv werden die vier Tage Festival mit dem Ensemble Modern, dem hr-Sinfonieorchester und anderen in Frankfurt und am Staatsthea-

ter in Darmstadt sein. „Musik und Zeit“ lautet das Thema der zweiten Ausgabe von „cresc...“, in deren Mittelpunkt das Werk von Bernd Alois Zimmermann (1918-1970) steht, dem Meister der Collage, des hochvirtuosen

Biennale 2011: Ensemble Modern und hr-Sinfonieorchester in der Böllenfalltorhalle Darmstadt

Amalgams unterschiedlichster Musikstränge. „Die Zeit biegt sich zu einer Kugelgestalt zusammen“, beschrieb einst der Komponist seine pluralistische Kompositionstechnik. Sämtliche Kammermusik-, Ensemble- und Orchesterwerke von Zimmermann stehen auf dem Programm; außerdem zwölf Uraufführungen, ein Liedrecital mit Christiane Oelze, eine für „cresc...“ erarbeitete Tanzperformance, ein Live-Remix-Projekt der Gebrüder Teichmann aus Berlin, verschiedene Auftritte der hrBigband sowie weiterer Gastensembles – darunter das Quatuor Diotima und die 20-köpfige New Yorker „Band“ Alarm Will Sound. Ein Response-Projekt, Kinderkonzerte, ein Symposium, zudem Konzerteinführungen und vieles mehr bietet das Festival. Teresa Pieschacón Raphael cresc... Biennale für Moderne Musik 21.11. - 24.11.2013 Ensemble Modern, Brad Lubman, IEMA-Ensemble, Alarm Will Sound, hr-Sinfonieorchester, u.a. Frankfurt

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November 2013 concerti   31


Konzert-Tipps Die November-Highlights in Deutschland

1

berlin 13.11.2013

Lang Lang 2

Essen 12.11.2013

Maxim Vengerov

3

Dortmund 5.11.2013

4 Angelika kirchschlager

Frankfurt 29.11.2013

murray Perahia

Leipzig 20.11.2013

5 Menahem Pressler Dresden 15.11.2013 6 Cecilia Bartoli

7

Stuttgart 20.11.2013

8 Alice sara ott

München 24.11.2013

9 Martin Grubinger

32  concerti November 2013

Fotos: Peter Hönnemann, Terry Linke, Simon Fowler, Nikolaus Karlinsky, Marco Borggreve, Felix Broede, Esther Haase DG, Uli Weber/Decca, Felix Broede/DG

hamburg 8.11.2013

Franz Welser-Möst


1

4

7

Hamburg

Dortmund

Frankfurt

Franz Welser-Möst

Angelika Kirchschlager

Murray Perahia

Fr. 8.11.2013, 20:00 Uhr Laeiszhalle (Großer Saal) The Cleveland Orchestra, Franz WelserMöst (Leitung). Beethoven: Sinfonie Nr. 5 c-Moll op. 67, Schostakowitsch: Sinfonie Nr. 8 c-Moll op. 65

Di. 5.11.2013, 20:00 Uhr Konzerthaus (Großer Saal) Angelika Kirchschlager (Mezzosopran), Konstantin Wecker, Spring String Quar­ tet, Jo Barnikel (Klavier), Sebastian Tri­ molt (Perkussion)

Beste Grüße aus der Neuen Welt: Das Cleveland Orchestra gehört zu den „Big Five“, den fünf führenden Sinfo­ nieorchestern der USA. Und doch steht der Klangkörper der Alten Welt sehr nah: Denn die acht Chefdirigenten sei­ ner 95-jährigen Geschichte stamm(t)en alle aus Europa. Seit 2002 sorgt Franz Welser-Möst für Wiener Blut in Cleve­ land.

Einmal verrückt sein und aus allen Zwängen fliehn: Seitensprünge hat sich der Mezzo-Star schon immer gern erlaubt. Und so kam Angelika Kirch­ schlager der Liedermacher Konstantin Wecker gerade recht: Hegt doch der Liedermacher seit Kindertagen eine Liebe zum Kunstlied. Dass letzteres bei einem solch ungewöhnlichen Duo von Schubert über Weill bis Wecker reicht, versteht sich von selbst bei einem Abend namens... „Liedestoll“.

Fr. 29.11.2013, 20:00 Uhr Alte Oper (Großer Saal) Academy of St Martin in the Fields, Murray Perahia (Klavier & Leitung). Mozart: Klavierkonzert Nr. 20 d-Moll KV 466, Haydn: Sinfonie Nr. 94 G-Dur „Mit dem Paukenschlag“, Bach: Klavier­ konzert Nr. 3 D-Dur BWV 1054 Pianist Murray Perahia ist als Bach-In­ terpret eine Legende, die Academy of St. Martin in the Fields eines der Elite­ ensembles für die Wiener Klassik. Und wie‘s der Zufall will, findet sich eben dieses auf ihrem Programm.

2 Berlin

Lang Lang Mi. 13.11.2013, 20:00 Uhr Philharmonie Staatskapelle Berlin, Daniel Barenboim (Leitung), Lang Lang (Klavier). Schu­ bert: Sinfonie Nr. 7 h-Moll D 759 „Un­ vollendete“, Mozart: Klavierkonzert cMoll KV 491, Rachmaninow: Klavierkonzert Nr. 2 c-Moll op. 18 „Bestseller des Jahres“: Erst vor kur­ zem ist Lang Lang mit einem Echo für sein Chopin-Album als deutschlandweit meistverkaufte Aufnahme ausgezeich­ net worden – und auch die Tickets für sein Berliner Gastspiel dürften rekord­ verdächtig schnell verkauft sein. Zumal mit Mozart und Rachmaninow zwei Bestseller des Genres zu hören sind.

3 essen

maxim Vengerov Di. 12.11.2013, 20:00 Uhr Philharmonie (Alfried Krupp Saal) Polish Chamber Orchestra, Maxim Ven­ gerov (Violine & Leitung). Mozart: Vio­ linkonzerte KV 216 & 219, Tschaikowsky: 3 Stücke op. 42, Sérénade mélanco­ lique op. 26 & Valse-Scherzo op. 34 Comeback des Jahres: Maxim Vengerov stand bereits ganz oben auf dem Gei­ genolymp, als eine Armverletzung den Russen 2007 zwang, das Saitenspiel aufzugeben. Arztbesuche ohne Ende, schließlich die Diagnose Bänderriss und Schulter-OP. Nun ist Vengerov zurück. So gut wie damals? Mindestens.

5 Leipzig

Menahem Pressler Mi. 20.11.2013, 20:00 Uhr Gewandhaus (Großer Saal) Menahem Pressler (Klavier). Schubert: Sonate G-Dur D 894 & Sonate B-Dur D 960, Kurtág: Impromptu al ongarese Weltbürger, Ausnahmepianist, Jahrhun­ dertkammermusiker: Kaum ein Superla­ tiv scheint zu hoch gegriffen im Zu­ sammenhang mit Menahem Pressler. Kurz vor seinem 90. Geburtstag lässt der Gründer des legendären Beaux Arts Trio nun noch einmal die alte deutsche Klaviertradition aufleben: Ohne jede eitle Geste, ganz aus dem Empfinden des Komponisten geboren – manches war früher eben doch besser.

6 Dresden

Cecilia Bartoli Fr. 15.11.2013, 20:00 Uhr Frauenkirche Kammerorchester Basel, Muhai Tang (Leitung), Cecilia Bartoli (Mezzosop­ ran). Werke von Gluck, Mozart, Haydn & Beethoven Es müssen ja nicht immer Raritäten sein: Manchmal kann sich Cecilia Bartoli auch einfach der Schönheit wohlbe­ kannter Werke hingeben. So wie an diesem Abend, wo sich die Primadonna unter der Leitung ihres Lieblingsdiri­ genten Muhai Tang Mozart und der Wiener Klassik widmet.

8 Stuttgart

Alice Sara Ott Mi. 20.11.2013, 20:00 Uhr Liederhalle (Beethoven-Saal) Alice Sara Ott (Klavier). Mozart: Variati­ onen über ein Duett von Duport, Schu­ bert: Sonate D-Dur D 850, Mussorgsky: Bilder einer Ausstellung Ob sie sich wohl die Schuhe ausziehen wird? Alice Sara Ott liebt das Barfuß­ spiel. Doch auch ohne den direkten Draht zur Erde ist ihr der rasante Auf­ stieg nicht zu Kopfe gestiegen. Sie macht einfach ihr Ding.

9 München

Martin Grubinger So. 24.11.2013, 11:00 Uhr Gasteig (Philharmonie) Münchner Philharmoniker, Lorin Maazel (Leitung), Martin Grubinger (Perkus­ sion). Cerha: Schlagzeugkonzert, Beet­ hoven: Sinfonie Nr. 5 c-moll Schwer, schwerer, Grubinger: Der schlagfertige Österreicher scheut auch höchste Herausforderungen nicht – wie Cerhas höchst komplexes Konzert. Online-Tipp

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Reportage

Stolze Gewinner eines zweiten Preises (der erste wurde nicht vergeben): Die Geigerin Bomsori Kim aus Südkorea ...

Am Ende gewinnt immer die Musik

L

ange hatten sie dafür geübt, tagein, tagaus, auf Freunde und Ablenkungen aller Art verzichtet; dann den ersten und den zweiten Durchgang geschafft; im Semifinale die männliche Konkurrenz abgehängt und jetzt im Finale mit dem Symphonieorchester des Bayerischen Rundfunks noch einmal ihr Bestes gegeben. Nun standen sie da: die Bratschistinnen Yura Lee und Kyoungmin Park aus Südkorea und Katarzyna BudnikGała˛zka aus Polen. An einem 34 concerti November 2013

Freitag dem 13. Die Anspannung und Erschöpfung stand den Musikerinnen ins Gesicht geschrieben. Gleich würde die Entscheidung fallen. Leichte Unruhe im Herkulessaal der Residenz, als Viola-Jury-Vorsitzender Robert Levin auf die Bühne trat und das Ergebnis verkündete. Der dritte Platz ging an Katarzyna BudnikGała˛zka, die sich darüber nicht richtig freuen konnte. „Heute war nicht mein Tag“, sagte sie später hinter der Bühne selbstkritisch. Den zweiten Preis

erhielt Kyoungmin Park aus Südkorea – Riesen-Applaus für die zarte junge Frau mit den schulterlangen Haaren, die sich mit einem scheuen Lächeln artig auch für den Publikumspreis bedankte. And the winner is and was … Yura Lee. Die Südkoreanerin hatte sich dem Wettbewerb lediglich gestellt, weil sie „auf der Bratsche endlich das beweisen wollte, was ich auf der Geige schon längst bewiesen habe“. Kein „Geigen-Nymphchen“ ist Lee, keine jener Virtuosinnen,

Fotos: Dorothee Falke, Daniel Delang

Hoch geachtet und gefürchtet: der ARD-Musikwettbewerb . Jetzt ging er in München zu Ende. Das Rennen machten die Frauen. Von Teresa Pieschacón Raphael


...die Französin Sophie Dartigalongue (Fagott) und Christel Lee aus den USA (Violine)

die „Magnetketten in die Massen“ zu werfen verstünde, wie einst Robert Schumann über Paganini schrieb; sondern eine markant-spröde Künstlerpersönlichkeit, die sich in jedem Moment in Béla Bartóks technisch vertracktem Violakonzert manifestierte. Ganz nach dem Geschmack der Jury, die nicht auf Optik oder Charisma setzte, sondern auf rein musikalisch interpretatorische Fähigkeiten. „Wenn ich etwas liebe“, sagt die resolute Arzttochter Lee, „dann tue ich alles dafür.“ Dass sie als einzige Interpretin des ganzen Wettbewerbs einen Ersten Preis abräumen würde, konnte weder sie bis dahin nicht wissen, denn noch waren die Finali in den Fächern Violine, Fagott und Klaviertrio nicht ausgetragen. Und diesmal war die Jury in allen Sparten besonders streng: Neben diesem einzigen Ersten Preis wurden nur noch sieben

zweite und zwei dritte Preise vergeben. Und alle an Frauen. Von Zigeunergeigen, blasslila Hemden und richtigen Noten

Heute wird dem Verlierer zwar nicht mehr das Fell über die Ohren gezogen, wie einst beim Wettsingen mit Apoll, der seinen unterlegenen Konkurrenten Marsyas aufhängen und häuten ließ. Doch immer noch wird jeder Sieg ein bisschen wie ein Gottesurteil behandelt. Und als Sieger hervorzugehen und sich als der „Beste“ feiern zu lassen, danach trachteten sie alle, die 371 Musiker, die sich zum 62. ARD-Musikwettbewerb anmeldeten. Erst recht jene 222, die in die enge Wahl kamen; die meisten stammten aus Korea, Frankreich und Japan, nur wenige aus den USA und aus Russland – und auch Deutschland war gut repräsentiert: Zwei Wochen lang spielte ihr Leben nun im Auf und Ab von der Bühne, zwischen

Proben und Auftritten, Pflicht (-Stücken) und Kür, Musikhochschule, Herkulessaal, Prinzregententheater und der Philharmonie. Die „coolen“ Typen unter ihnen seien innerlich nervös, „aber zeigen es niemandem“, sagt eine, die es wissen muss: Pianistin und Korrepetitorin Betty Lee, seit 2009 offizielle Klavierbegleiterin beim ARD-Wettbewerb. Die „ruhigen“ Typen seien meistens sehr blass und die „lauten“ Typen redeten viel. Ihre Kollegin Anna Kirichenko, seit 2002 dabei, versuchte „in der kurzen Zeit einen zwischenmenschlichen Kontakt herzustellen“, wollte „die musikalischen Vorstellungen des Kandidaten“ begreifen und nicht nur Tempi, Ritardandi, Dynamik und Fermaten „verabreden“. Regelrechte Akkordarbeit konnte auch dies sein, denn jedem Teilnehmer standen zwei Proben zu. „Oft feilten wir bis spät in die Nacht an der Interpretation“, sagt November 2013 concerti   35


REpORTaGE

36  concerti November 2013

Die Klaviertrio-Jury mit ihrem Vorsitzenden Menahem Pressler

Schweizer Trio Rafale, die es immerhin bis zum Semifinale schafften, anstelle des uniformen Schwarz-Weiß Seidenhemden in Blasslila trugen und graue Hosen mit einem Designergürtel. „Wir haben nie darüber nachgedacht“, sagt Pressler, „ob wir gut sind oder nicht. Wir haben uns über den Erfolg gefreut und vom Misserfolg gelernt. Und wir waren ständig auf der Suche nach Inspiration, nach Wahrhaftigkeit. Heute haben Musiker eine andere Einstellung, nutzen ihr Instrument, um sich darzustellen.“ Pressler hadert mit dem sportiven Kräftemessen, das nach Perfektion trachtet, aber nicht nach Vollendung. „Keine einzige falsche Note, aber auch keine richtige ...“, hätte der große Pianist Edwin Fischer gesagt. Ein guter Rat der Jury

Gnädiger gab sich Robert Levin, der Vorsitzende der Viola-Jury, die als einzige der vier Jurys einen ersten Preis vergab. „Die Preise können eine Karriere fördern“, sagt Levin. „Wichtiger erscheint mir, dass die jungen Künstler die Möglichkeit haben, sich Rat zu holen. Am liebsten würde ich ihnen sagen: Macht Euch keine Sorgen

um unterschiedliche Urteile. Stellt diese in eine Glasdose in ein Regal. Irgendwann kommt der Moment, wo ihr sagt: Jetzt begreife ich, was er damit meinte.“ Viola-Jungstar und Jurymitglied Nils Mönkemeyer freute sich über die bunte Zusammensetzung der Jury: Kammermusiker aus den USA, „die einen anderen Stil haben“ neben Jürgen Kussmaul, „der von der Alten Musik kommt“. Ein Zitat von Heinrich Heine fällt ihm dazu ein: „Es ist eine alte Geschichte, doch bleibt sie immer neu.“ Sie spielten alle das Gleiche, sagt Mönkemeyer, und doch erzähle jeder eine andere Geschichte. „Jeder bekommt die Chance, gehört zu werden.“ Und was sagt die langjährig erfahrene Klavierbegleiterin Kasia Wieczorek dazu? „Am Ende gewinnt immer die Musik“. So sah das wohl auch die Jury. OnLinE-Tipp

Der Juryvorsitzende menahem Pressler im Gespräch über den wettbewerb Scannen Sie den Bild­Code mit einem Smartphone und einer App für QR­Codes oder gehen Sie auf www.concerti.de/ardwettbewerb

Foto: Dorothee Falke

Kirichenko, um möglichst „gut eingespielt“ am nächsten Tag vor der hochkarätig und international besetzten Jury erscheinen zu können. Denn die war ausgesprochen kritisch, wie etwa Geigen Jury-Mitglied Igor Ozim, selbst einst Preisträger des Wettbewerbs. Ozim staunte über das „enorme technische Niveau“, bedauerte aber, dass es „nur selten Hand in Hand mit dem musikalischen Ausdruck“ ginge. Auch eine teure Leihgeige ändere daran nichts, sagt Ozim. Seinen Sieg 1953 errang er auf einer „Zigeunergeige, die 800 Mark wert war. Der Geiger macht den Klang und nicht das Instrument.“ „Die spielen besser als wir damals“, meinte auch Geigen-Jurymitglied Ulf Hoelscher verblüfft, wünschte aber vielen Interpreten gleichzeitig mehr Mut, „aus dem Urtext auszubrechen, mal inspiriert zu sein, mal einen anderen Strich zu wagen, einen anderen Fingersatz. Manchmal saßen wir da“, sagt er, „und fragten uns: wann kommt es endlich?“ Standardisiert erschien auch Dag Jensen das Spiel vieler Fagottisten: „Viele machen daraus die gleiche Soße“, sagt der Norweger, „nur wenige differenzieren.“ „Eine gewisse Simplizität“ bei der Interpretation stellt auch Konzertmeisterin Esther Hoppe von der Klaviertrio-Jury fest: „Gleiches Vibrato bei Haydn und Brahms, bei über 90 Prozent der Teilnehmer.“ Und der bald neunzigjährige Gründer des legendären Beaux Arts Trios und Vorsitzender der Klaviertrio-Jury Menahem Pressler war nur schwer zu beeindrucken, schon gar nicht durch Äußerlichkeiten wie etwa, dass die Mitglieder des


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REzENsiONEN CD-, DVD- und Buch-Rezensionen bewertet und ausgewählt von Ihrer concerti-Redaktion Angekommen im Diesseits: Dieser Mahler kündet vom ewigen Dasein des Menschen

wundervolle Botschaft

D

er Welt abhanden gekommen, todessehnsüchtig, zerrissen – so lauten die gängigen Mahler-Vorurteile. Doch nicht nur rabenschwarze Abgründe tun sich in der Bekenntnismusik des großen Sinfonikers und Liedkomponisten auf. Seine Kunst atmet vielmehr unerhörte Lebensund Liebesfreude, Humor, Geist und Charme. Dazu eine idyllische Erd- und Naturverbundenheit und eine aufrichtige, positive Religiösität. Es 38 concerti November 2013

ist eben diese diesseitige Mahler-Welt, die Christian Gerhaher und Kent Nagano in vollem Einverständnis beleuchten. Mit durchsichtigem kammermusikalischem Feinsinn legt Nagano den aufgehellten Orchestersatz an, arbeitet flirrende Holzbläsersoli heraus. Auf diesem Fundament kann der Bariton-Lyriker Gerhaher seine subtile, gleichwohl fast schlichte und nie manierierte oder sentimentale Ausdeutung entfalten. Mit nuancenreicher

Duftigkeit und edlem Farbsinn vermittelt uns der unpathetische Sänger als ernsthafter Erzähler die wundervolle Mahler-Botschaft vom ewigen Dasein des Menschen in seinem schöpferischen Tun – in seinem Lieben, in seinem Lied. Peter Krause mahler: Lieder eines fahrenden Gesellen, Kindertotenlieder & rückert-Lieder Christian Gerhaher (Bariton), Orchestre symphonique de Montréal, Kent Nagano (Leitung). Sony Classical

Weitere Rezensionen finden Sie auch unter www.concerti.de

Foto: Pirerre­Étienne Bergeron/Sony Classical

Christian Gerhaher und Kent nagano erfinden ein subtil leuchtendes Mahler­Bild voller Lebensfreude


zwischen wien und hollywood

ein sündiges vergnügen

wieder zurück

forever – unforgettable Songs from vienna, Broadway and hollywood Diana Damrau (Sopran), Royal Liverpool Philharmonic Orchestra, David Charles Abell (Leitung). Erato

Guilty Pleasures Lieder und Arien von Berlioz, de Falla u.a. Renée Fleming (Sopran), Philhar­ monia Orchestra London, Sebastian Lang­Lessing (Leitung). Decca

farinelli. Arien für farinelli von nicola Porpora Philippe Jaroussky (Countertenor), Cecilia Bartoli (Sopran), Venice Baroque Orchestra, Andrea Marco (Leitung). Erato

Von einer weniger bekannten Seite zeigt sich Diana Damrau hier: Auf saftig und spritzig dargebotene Ope­ rettenarien lässt die Sopranistin Broadway­ und Hollywoodsongs fol­ gen. Und überrascht dabei mit einer ganz und gar authentischen Musical­ stimme. Das hat nichts Gekünsteltes oder Aufgedonnertes, wie man es in diesem Repertoire leider oft von Opernsängern hört, sondern über­ zeugt durch Persönlichkeit, Charme und echtes Gefühl. Zwei Stimmen wohnen, ach, in ihrem Kehlkopf – und die eine begeistert so sehr wie die andere, weshalb es künftig gerne öf­ ter an den Broadway gehen darf. (MB)

17 Musikstücke in acht Sprachen prä­ sentiert Renée Fleming auf ihrem neu­ en Album „Guilty pleasures“. Diese sündigen Vergnügungen beginnen mit der Villanelle aus Berlioz‘ Nuits d‘été und enden mit dem herzzerrei­ ßenden Danny Boy. Dazwischen fin­ det sich de Falla, Tschaikowsky, Wag­ ner und der eine oder andere Schmachtfetzen, doch Flemings ge­ stalterische Klasse sorgt stets für die Wahrung des guten Geschmacks. Und ihre Ausnahmestimme, die sich nach wie vor in einem anbetungswürdigen Zustand befindet, lässt einen ohnehin nach mehr dieser sündigen Vergnü­ gungen betteln. (MB)

Mit einem Farinelli­Porpora­Album meldet sich Philippe Jaroussky aus seinem Sabbatical zurück. Viele Erst­ einspielungen fi nden sich darauf, auch zwei bezaubernde Duette mit Cecilia Bartoli. Der Franzose be­ schränkt sich auf drei Turbo­Bravour­ arien, in denen ihm die rasanten Ko­ loraturen nicht ganz sauber geraten, und stellt ansonsten eher gefühlvol­ le, getragene Arien in den Mittel­ punkt. Eine kluge Entscheidung, kann er so doch seine lyrischen Fähigkei­ ten eindrucksvoll demonstrieren – seine berückenden Schwelltöne macht ihm ohnehin so gut wie kei­ ner nach. Bien revenu, Philippe! (MB)

nie war er besser

the verdi Album Arien aus rigoletto, Aida u.a. Jonas Kaufmann (Tenor), Orchestra dell‘Opera di Parma, Pier Giorgio Morandi (Leitung). Sony Classical

Um gleich mit der Tür ins Haus zu fallen: „The Verdi Album“ ist Jonas Kaufmanns bisher bestes Recital, so­ wohl gesanglich als auch gestalte­ risch. Enorm differenziert setzt er seine Stimme ein, die nie ausgegli­ chener klang. Gleichzeitig behandelt er den Text mit großer Sorgfalt, ar­ beitet die Situationen und Charak­ tere glaubwürdig heraus. Herrlich sein Radames, Riccardo oder Rodol­ fo – doch das Beste hebt sich der Tenor für den Schluss auf. Mit den beiden Ausschnitten aus Otello weckt er sofort Begehrlichkeiten, man möchte sie unbedingt als Verspre­ chen auf die Zukunft werten. (MB)

W. A. Mozart Die Zauberflöte Berliner Philharmoniker Sir Simon Rattle

Auf DVD und Blu-ray Jetzt bestellen unter www.bph.de/zauberfloete

November 2013 concerti   39


REZEnSiOnEn

Studien zu händel

revolutionär

extrem komplex

händel: Klavierkonzerte op. 4 nr. 1-6 Matthias Kirschnereit (Klavier) Kammerakademie Neuss Lavard Skou Larsen (Leitung) cpo

vienna 1789 – Klavierkonzerte von mozart (nr. 27), Beethoven (nr. 2) u.a. Sebastian Knauer (Klavier), Zürcher Kammerorchester, Roger Norrington (Leitung). Berlin Classics

Strauss: chorwerke Iwona Sobotka, Christa Mayer, Dominik Wortig, Konrad Jarnot, Rundfunkchor Berlin, Staats­ und Domchor Berlin, Michael Gläser (Leitung). Coviello

Ein interessanter Versuch: Händels Orgelkonzerte auf dem Flügel. Klang­ lich scheint sich Solist Matthias Kirschnereit dabei möglichst weit von der pedallosen, einmanualigen Orgel Händels absetzen zu wollen: Mit in­ tensivem Staccato­Spiel, maximaler Durchsichtigkeit und zahlreichen Ver­ zierungen fühlt man sich immer wie­ der wie in einer Scarlatti­Sonate. Und merkt gleichzeitig: Da hat sich einer sehr intensiv mit der Partitur ausein­ andergesetzt, sie durchschaut und wirklich für sich selbst eingerichtet. So entstehen ganz wundervolle Mo­ mente wie in den langsamen Sätzen des 4. und 5. Konzerts. (KH)

Das Highlight kommt zuletzt: So wun­ derbar widerborstig, ausgelassen und frech ist Beethoven selten zu hören. Sebastian Knauer brennt im Rondo des 2. Klavierkonzerts ein echtes Feu­ erwerk ab. Nicht dass Mozarts eröff­ nendes B­Dur­Konzert weniger ge­ lungen wäre: Man muss sich hier nur auf die Klangvorstellungen einlassen, die er gemeinsam mit Roger Norring­ ton entwickelt. Mit wenig Vibrato in den Streichern und einer analytischen Präzision, die weit weg von typischer Mozartseligkeit ist – dafür aber nah dran an der Partitur. Zwischen beiden Konzerten: eine überzeugend gespiel­ te Haydn­Sonate. (KH)

Unbekannt sind Strauss‘ Chorwerke schon deswegen geblieben, weil ih­ re enorme Schwierigkeit die meisten Chöre hindert, diese zu singen. Nicht so den Rundfunkchor Berlin, der mit der Deutschen Motette den schwers­ ten Brocken gleich an den Beginn seiner CD stellt, die ausgedehnte Chromatik und die extremen Lagen des Werks souverän meisternd. Von da geht es zu einfacheren Männer­ chören, ehe vor allem mit der Hymne von 1897 wieder außergewöhnliche Anforderungen gestellt werden. Doch Michael Gläser steuert sein Ensem­ ble sauber intoniert durch alle kon­ trapunktischen Probleme. (KH)

Auf geradem weg zu Bach

mittig, doch nicht beliebig

...und Sonux sang: es werde Licht

Bach: Sonaten für violine & Klavier Bwv 1014-1019 Michelle Makarski (Violine) Keith Jarrett (Klavier) ECM

Bach: cellosonaten Bwv 1027-1029 Nicolas Altstaedt (Violoncello) Jonathan Cohen (Cembalo) Genuin

Light and Love Werke von Miškinis, Praulinš, Whitacre, Hübner u.a.. Stefan Kuchel, Sirius Quartet, Sonux Ensemble, Hans­Joa­ chim Lustig (Leitung). Rondeau

Tonschönheit über alles? Natürlich haben Michelle Makarski und Keith Jarrett weit mehr zu bieten, und doch ist es diese Tonschönheit, die die tiefs­ ten Erinnerungsspuren hinterlässt. Nach Schnörkeln, Verzierungen, den sonst bei dem Jazz­Pianisten üblichen Improvisationen lauscht der Hörer hier vergebens, staunt stattdessen über die konsequente Gradlinigkeit und die große innere Ruhe, die dieses Spiel ausstrahlt. Jeder kennt genau die Momente, wo seine Stimme in den Vorder­ oder Hintergrund zu treten hat. Und manchmal lässt sich in die­ sen klaren Formen sogar etwas vom Mysterium Bachs erahnen. (CF)

Romantisch oder historisch? Auch heute scheiden sich an dieser Frage nach der adäquaten Bach­Interpre­ tation noch die Geister. Nicolas Alt­ staedt und Jonathan Cohen wählen einen trefflichen Mittelweg: Der Cel­ list stimmte seine Stahlsaiten einen Halbton tiefer auf die um 1720 übli­ chen 415 Hertz, der Brite wählte das ursprüngliche Cembalo. Das Ergeb­ nis: weite Bögen statt Ton für Ton zu zergliedern, strukturbewusst, ohne die persönliche Note zu verlieren. Und so hört man dieses Album nicht einfach als hübsche Unterhaltungs­ musik, sondern lauscht den philoso­ phischen Konstruktionen Bachs. (CF)

Männerchor? Das Sonux Ensemble widerlegt jedes Klischee eines selbi­ gen, verströmen die Tenöre und Bäs­ se doch eine geradezu jugendliche Frische und wissen ebenso effektvoll wie ergreifend innig mit ihren pracht­ vollen (Einzel­)Stimmen zu hantieren. Ton­ wie Intonationssicherheit sind selbstverständlich, faszinierend den­ noch, mit welcher Präzision in den zeitgenössischen Werken auch kom­ plizierte Rhythmen gemeistert wer­ den. Und die Arrangements mit Ste­ fan Kuchels Saxophon erweisen sich als harmonischer Glücksgriff, steht doch wohl k(aum) ein Instrument der männlichen Stimme näher. (CF)

40 concerti November 2013

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hölle der Abhängigkeiten

Bluthochzeit 2013

Prokofjew: Der Spieler mit Vladimir Galuzin, Tatjana Pavlovska­ ja u.a., Orchester, Chor und Ballett des Mariinsky Theaters, Valery Gergiev (Leitung). Mariinsky/Note 1

fortner: Bluthochzeit Dalia Schaechter, Thomas Laske u.a., Orchester & Chor der Wuppertaler Bühnen, Hilary Griffiths (Leitung), Chistian von Götz (Inszenierung). Wergo

Die meisten Opern Sergej Prokofjews sind bei uns unbekannt. Nachhilfe für den Hausgebrauch bietet die neue DVD­Produktion des Mariinsky The­ aters mit Der Spieler nach Dostojew­ ski. Valery Gergiev treibt das Orches­ ter zu spannenden Stimmungsbildern an und die russischen Vokalkräfte glänzen, vor allem der stimmgewal­ tige Vladimir Galuzin in der Titelpar­ tie. Das klug konzipierte, in jeder Hinsicht lichtdurchlässige Bühnen­ bild der Inszenierung mit angedeu­ teten Interieurs aus dem 19. Jahr­ hundert bietet den geeigneten Raum, um ein Luxusleben auf Pump zu zei­ gen, das zur Hölle wird. (EW)

Der Dichter Federico García Lorca wur­ de zu Beginn des Spanischen Bürger­ kriegs von Franco­Anhängern festge­ nommen und ermordet. In den 50er Jahren entdeckte man in Deutschland seine sozialkritische, bildgewaltige Dichtung: Aus dem Stück Bluthochzeit schuf der Komponist Wolfgang Fortner die gleichnamige Oper. Mu­ siktheater, das zeigt, wie expressiv Reihentechnik klingen kann. Die In­ szenierung der Wuppertaler Bühnen aus diesem Jahr überträgt die Ge­ schichte ins trostlose, gewaltbereite Milieu einer Plattenbau­Siedlung. Sze­ nisch und musikalisch eine hocham­ bitionierte Produktion. (EW)

Der musikmagier gibt Auskunft

Bach ganz menschlich

rené Jacobs: „ich will musik neu erzählen“ René Jacobs im Gespräch mit Silke Leopold. 208 Seiten Bärenreiter/Henschel

Jens Johler: Die Stimmung der welt Roman 352 Seiten Alexander Verlag Berlin

René Jacobs ist nicht nur ein anre­ gender und wissender Dirigent, son­ dern auch ein ebensolcher Gesprächs­ partner. Für dieses Buch unterhielt sich der Belgier mit Silke Leopold über seinen Werdegang, historische Aufführungspraxis, Lieblingskompo­ nisten und den aktuellen Opernbe­ trieb. Das Ergebnis liest sich so kurz­ weilig wie erhellend, immer wieder ist man von Jacobs erfrischendem Pragmatismus begeistert, man be­ kommt eine Menge Hintergrundin­ formationen und Denkanstöße gelie­ fert und darf dem Musikmagier über die Schulter schauen. Pflichtlektüre – nicht nur für Alte­Musik­Fans! (MB)

Das Leben Johann Sebastian Bachs als spannender Roman. Jens Johler zeigt in „Die Stimmung der Welt“ den Komponisten auf der Suche, mit Selbstzweifeln, Irrungen und Wirrun­ gen. Er setzt den Fokus vor allem auf die erste Lebenshälfte Bachs: Die Wanderjahre, die ihn bis Lübeck füh­ ren, Weimar, Köthen. Nur beim Lie­ besleben Bachs übertreibt es Johler, wenn die Schwärmerei für eine Ham­ burger Opernsängerin fabuliert wird. Doch die Epoche wird sehr plastisch nahegebracht. Selbst so etwas Abs­ traktes wie die Bedeutung der „wohl­ temperierten Stimmung“ in der Musik vermittelt Johler anschaulich. (EW) November 2013 concerti   41


REZEnSiOnEn

Betörende Antiromantik

entdecker auf vier Saiten

zu recht vergessen

Prokofjew: violinkonzert nr. 2 & Strawinsky: violinkonzert D-Dur Patricia Kopatchinskaja (Violine), London Philharmonic Orchestra, Vladimir Jurowski (Leitung). naïve

elgar: cellokonzert, tschaikowsky: rokoko-variationen u.a. Jean­Guihen Queyras (Violoncello), BBC Symphony Orchestra, Jiři Bělohlávek (Leitung). harmonia mundi

Busoni: nocturne symphonique, reger: romantische Suite, Pfitzner: Klavierkonzert es-Dur. Tzimon Barto (Klavier), Staatskapelle Dresden, Christi­ an Thielemann (Leitung). Profil Medien

Zwei Werke der Klassischen Moderne, das Konzert in D von Strawinsky und das zweite Violinkonzert von Prokof­ jew, hat sich Patricia Kopatchinskaja für ihre neue CD ausgesucht. Bei Stra­ winsky gestaltet sie den Violinpart zupackend, gestisch, betörend und mit Expressivität, ohne ins Sentimen­ tale zu fallen. Mit Sinn für die moder­ nen Farben der Partitur und scharf durchdachter Dramaturgie. Das Lon­ don Philharmonic unter Vladimir Ju­ rowski folgt stilsicher, neoklassizistisch trocken, ohne blutleer zu werden. Die Interpretation des Konzerts von Pro­ kofjew steht dem in nichts nach. So schön kann Anti­Romantik sein. (EW)

Zehn Jahre weilte Jean­Guihen Quey­ ras in Pierre Boulez‘ Ensemble Inter­ contemporain – wundert es da, dass der 46­jährige Cellist inzwischen zu den entdeckungsfreudigsten Solisten seiner Generation zählt? Queyras‘ Verve, Kraft und Intensität im Elgar­ Konzert packen den Hörer auf An­ hieb: Faszinierend, welche Feinheiten, Seelenklänge und sensible Klangfar­ ben er aus seinem Instrument her­ ausholt. Eine Differenzierungskunst, die auch seine Auseinandersetzung mit Tschaikowsky auszeichnet – scha­ de allein, dass das Orchester da nicht durchweg mit der nötigen Präsenz und Prägnanz folgen mag. (CF)

Wenn es so tristanesk wagnert wie in Regers Eine romantische Suite, ist die „Wunderharfe“ in ihrem Element. Unter Wunschchef Thielemann schwört die Dresdner Staatskapelle einen berückenden Sehnsuchtssound herauf. Ehrenwert ist die Idee, auf einer Doppel­CD Dresdner Raritäten einzuspielen – Musik, die zu Beginn des 20. Jahrhunderts an der Elbe uraufgeführt wurde. Im Falle von Pfitzners Klavierkonzert Es­Dur muss man Thielemanns Entdeckerfreuden freilich nicht teilen. Die unorganisch sich verlaufende Musik wirkt ver­ zichtbar – trotz des feinzeichnenden Tzimon Barto am Flügel. (PK)

in der milde des Alters

Prokofjew mit großer farbpalette

musik als mahnung

Bruckner: Sinfonie nr. 3 Münchner Philharmoniker Lorin Maazel (Leitung) Sony Classical

Prokofjew: Sinfonie nr. 4 & the Prodigal Son op. 46 São Paulo Symphony Orchestra Marin Alsop (Leitung) Naxos

Britten: war requiem Emily Magee (Sopran), Mark Padmore (Tenor), Christian Gerhaher (Bariton), Chor & Symphonieorchester des BR, Mariss Jansons (Leitung). BR Classics

Zum Amtsantritt eine CD­Aufnahme: Das gibt’s nicht für jeden Dirigenten. Aber Lorin Maazel ist ja auch nicht jeder, und so ward denn sein Auftakt bei den Münchner Philharmonikern mit Bruckners Dritter im September 2012 gleich für die Nachwelt bewahrt. Altersweise und bemüht um ein trans­ parentes Klangbild nimmt der US­ Amerikaner die berühmte Sinfonie, setzt Tempi und Farben mit Bedacht, und das Orchester formt ein Gewand von großer Kraft und Wärme. Und doch wünschte man sich gerade in den Mittelstimmen hier und da ein Mehr an Intensität, Plastik und indi­ viduellen Unterschieden. (CF)

Im Rahmen ihrer Gesamteinspielung sämtlicher Orchesterwerke von Sergej Prokofjew bringt die US­amerikani­ sche Dirigentin Marin Alsop mit ihrem Orchester aus São Paulo nun die vier­ te Sinfonie und die Ballettmusik L’entfant prodigue, die Prokofjew für die legendären Ballets russes kompo­ nierte. In der Sinfonie lässt Marin Al­ sop das Orchester gehörig Funken schlagen, sorgt für betörende und temperamentvolle Momente. Bei der Ballettmusik sorgt sie für dramatische Zuspitzung, archaische Wucht, be­ weist Sinn für die grotesken Zwischen­ töne und Gespür für die intimen Mo­ mente. Eine breite Farbpalette. (EW)

Tektonischen Platten gleich reiben sich die Zeit­ und Textschichten in Benjamin Brittens War Requiem. Der Pazifist kontrapunktiert das Gebet für die Toten beißend mit Gedichten des im Ersten Weltkrieg gefallenen Wilfred Owen. Mariss Jansons offen­ bart großes Gespür für die genuine Theatralität von Brittens Meister­ werk. Man merkt, wie nah der Eng­ länder seinem italienischen Vorbild Verdi mitunter ist. Es wird prachtvoll gesungen und musiziert. Exquisit besetzt sind die männlichen Soli mit dem gleißenden Tenor Mark Pad­ more und dem intensiv gestaltenden Bariton Christian Gerhaher. (PK)

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KURZ BESPROCHEn the Phoenix rising Werke von Byrd, Tallis, Morley & Gibbons stile antico harmonia mundi Kirchenmusik der Tudorzeit lässt stile antico wie Phoenix aus der Asche aufsteigen. Innig Byrds fünfstimmige Messe, eindringlich Tallis‘ In ieunio et fletu, warm die Werke Gibbons. (KH)

Liszt: ungarische rhapsodien 1-6 Wiener Akademie, Martin Haselböck (Leitung). cpo Melodien ungarischer Roma hat Liszt in seinen Rhapsodien verarbeitet. Franz Doppler hat diese farbenreich orches­ triert – und Martin Haselböck bringt diese Stücke nun zum Strahlen. (EW)

verdi: Opernarien Plácido Domingo (Bariton), Orquestra de la Comunitat Valencia, Pablo Heras­Casado (Ltg.). Sony Classical Verdi­Jubeljahr: Da mischt auch der einstige Star­Tenor Plácido Domingo mit. Nun im Baritonfach und leider nicht mehr auf der Höhe seiner Kraft. Nur etwas für eingefleischte Fans. (MB)

Mit ihrem aktuellen Album hat Sharon Kam sich einen Traum erfüllt: Auf ihrer Klarinette singt sie Musik italienischer Opernkomponisten in raffinierten Arrangements. In durchdachter Dramaturgie schlüpft sie in verschiedenste Rollen und erweckt große Bühnenmomente zum Leben: mal virtuos, mal gefühlvoll.

OPERA! ON TOUR 2013 06.11. ULM KORNHAUS 07.11. AMBERG STADTTHEATER 08.11. HANNOVER NDR-SENDESAAL 09.11. DRESDEN FRAUENKIRCHE 11.11. FRANKFURT ALTE OPER 12.11. WILHELMSHAVEN STADTHALLE Weitere Konzerttermine auf www.sharonkam.de

DIE NEUE CD

OnLinE-Tipp

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1 CD · 0300547BC

hefti: changements Thomas Grossenbacher (Cello), DSO Berlin, Ensemble Modern, David Philip Hefti (Leitung). col legno Öde Sprachlosigkeit oder faszinieren­ de Klanglandschaften? Heftis Werke sind Geschmackssache ­ wie so oft bei moderner Musik. Doch überwiegt am Ende die Arbeit, nicht das Genie. (VT)

SHARON KAM »OPERA!« Württembergisches Kammerorchester Heilbronn Ruben Gazarian

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Blind gehört

»Eine tolle Aufnahme, die kaufe ich mir« Der Dirigent Hans-Christoph Rademann hört und kommentiert CDs von Kollegen, ohne dass er erfährt, wer singt. Von Klemens Hippel

Schütz: Musicalische Vesper. Eile mich Gott zu erretten SWV 282 Kölner Kammerchor, Collegium Cartusianum, Peter Neumann (Leitung) 2003. MDG

Das ist eine sehr schöne Aufnahme, sie betont das Rhapsodische dieser Musik. Sie läuft immer mehrfach an, so dass die Klage nicht ganz so zielbewusst ist. Es geht ja darum, diese innere Zerrissenheit auszudrücken, und das ist hier gut gelungen. Ist das der Herr Brutscher, der singt? (ja!) Ich habe schon oft mit ihm gearbeitet. Aber die Aufnahme ist schon 44 concerti November 2013

etwas älter, er singt jetzt ein bisschen härter. Man merkt bei diesen Stücken, dass sie recht ungünstig liegen für einen Tenor. Sobald es über eine bestimmte Tonhöhe hinausgeht, H oder C, kommt das zum Tragen. Davon abgesehen hätte ich persönlich nichts dagegen, wenn der Basso continuo etwas farbiger wäre, vielleicht mit einer Theorbe, aber darüber kann man streiten.

Johann Bach: Unser Leben ist ein Schatten Cantus Cölln Konrad Junghänel (Leitung) 2003. harmonia mundi

Das ist Bach, aber welcher? Da habe ich eine Bildungslücke, wie peinlich. Aber das Stück kenne ich natürlich. Und diese Interpretation gefällt mir gut. Das ist ein sehr professionelles Ensemble, ein Vertreter der deutschen Alten-Musik-Szene, der sehr etabliert ist. Es klingt wie eine Referenzaufnahme. Wenn ich die Gelegenheit hätte, würde ich das Stück gerne mal machen. Winzig besetzt, vielleicht im Hauptchor mit zwölf Sängern.

J. S. Bach: Weih­ nachts­oratorium Wie soll ich Dich empfangen Chorgemeinschaft Neubeuern, KlangVerwaltung, Enoch zu Guttenberg (Leitung) 1997. Farao Classics

Einerseits finde ich das sehr plausibel: Der Dirigent hat sich sehr viel überlegt und das unsichere Gefühl dieses Chorals sehr gut herausgearbeitet. Andererseits geht mir die Interpretation zu wenig vom natürlichen Sprachduktus aus. Die Musik ist zu breit gedrückt in den Endsilben, so dass die Stimmführung etwas in den Hintergrund rückt. Und gerade dieser Choral hat ja eine sehr schöne Stimmführung. Ist das eine ältere Aufnahme? Ich tippe auf einen geschulten Amateurchor – man hört das an der Klangdichte, und an der Intonation kann man es auch festmachen. Insgesamt ist es mir zu zerdehnt. Herr zu Guttenberg – das passt zu ihm. Er denkt sich immer viel bei dem, was er tut, aber er projiziert oft auch außermusikalische Ideen hinein. Er hat ja schon mal den Umweltschutz in die Matthäus-Passion eingebracht.

Foto: Matthias Heyde

M

orgens um viertel vor neun ist eine ungewöhnliche Uhrzeit, sich mit einem Musiker zu treffen. Doch wenn man so viel beschäftigt ist wie Hans-Christoph Rademann, muss man auch so ein kleines Zeitfenster nutzen, zwischen morgendlicher Ankunft des Flugzeugs und der Chorprobe. Und zum Glück hört der Chef des RIAS Kammerchors und des Dresdner Kammerchors auch um diese Zeit ebenso gut wie aufmerksam.


ZUR pERSOn

In der Heimat verwurzelt: Hans­Christoph Rademann wuchs im Erzgebirge auf, sang im Kreuzchor in Dresden, wo er auch Dirigat studierte. In der Elbmetro­ pole gründete er auch 1985 den Dresdner Kammerchor, den er seitdem leitet. Er ist außerdem chefdirigent des riAS Kammerchors und Intendant des musikfest erzgebirge.

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Blind gehört

Mozart/Levin: Messe c-Moll KV 427 Crucifixus Gächinger Kantorei, Bach-Collegium Stuttgart, Helmuth Rilling (Leitung) 2005. Hänssler Classic

Das ist Mozart, aber welche Messe? Ach so, das ist eine Ergänzung. Von Levin? Ich habe damit meine liebe Not. Sie erscheint mir teilweise zwar genial, aber an manchen Stellen ist sie mir zu mitteilsam. Ich glaube, dass sich Levin wie kaum ein anderer in Mozarts Denken hineingearbeitet hat, da hat er eine große Begabung. Aber persönlich tendiere ich zur unergänzten Fassung. Dann ist das die Stuttgarter Aufnahme mit Rilling? Sie ist klar strukturiert, rhythmisch sehr deutlich, gut durchhörbar und klar phrasiert. Ich würde mir einen Tick mehr Beweglichkeit wünschen: mehr Bewegtheit im Ton, mehr Schwingungen. Aber man hört die sehr hohe Kompetenz im Oratorienbereich. Das Ganze ist auf Wirkung gearbeitet, auf Plastizität. Da spielt natürlich auch die Routine von Hunderten Aufnahmen eine Rolle, man weiß genau, was man auf dem Band haben will.

Anonym: Hanac­ pachap Cussicuinin (Lima 1631) Moon, sun, & all things. Baroque Music from Latin America 2. Ex cathedra, Jeffrey Skidmore (Leitung) 2005. Hyperion

Das ist Sakralmusik, aber wo kommt die her? Ich dachte erst an Osteuropa, jetzt schwanke ich. Mir gefällt das super. Das 46  concerti November 2013

ist toll gemacht, und der Chor ist gut. Dieser Legatoschwung des Klangs, das fließt gut. Ich glaube nicht, dass das Profis sind, aber das ist eine tolle Aufnahme, die kaufe ich mir. Das älteste gedruckte polyphone Stück aus Südamerika – das müsste ich mir direkt zum Musikfest Stuttgart einladen. Da machen wir im nächsten Jahr eine Reihe mit der „ältesten Musik der Welt“. Da sollen ganz verschiedene Strömungen erklingen, und das würde gut passen. Und dem Publikum gefällt das bestimmt.

Arnold Mendelssohn: Deutsche Messe op. 89 SWR Vokalensemble Stuttgart Frieder Bernius (Leitung) 2012. Hänssler Classic

Das ist ganz schwer einzuordnen. Gehört es in die Mendelssohn-Zeit? Arnold Mendelssohn – wenn ich mich recht erinnere, gibt es da eine Aufnahme von Frieder Bernius mit dem SWR. Das ist Top-Niveau. Da fühle ich mich zu Hause, diese Klänge bin ich vom RIAS Kammerchor gewohnt. Das ist das beste, was man als Chorleiter bekommen kann. Da gibt es höchstens mal minimale Kleinigkeiten zu korrigieren. Man hört hier die Handschrift von Frieder Bernius: Diesen feinauflösenden Chorklang, wie ein sanfter Strom. Manchmal müssen die Sänger ihre Stimme reduzieren, das hört man auch, aber es kommt dem Gesamtklang sehr zugute. Hier steht die Homogenität ganz im Vordergrund. Das wirkt dann auch etwas glatt, aber das sind persönliche Anschauungen.

Über Personalstile sollte man eigentlich nicht urteilen. Einen ausgeprägten Personalstil muss man akzeptieren. Wenn es gut gemacht ist. Konzert-TIPPs

Baden-Baden Fr. 1.11., 18.00 Uhr Festspielhaus RIAS Kammerchor, Bläser der Akade­ mie für Alte Musik Berlin, Hans-Chris­ toph Rademann (Leitung). Werke von Brahms, Mendelssohn & Bruckner Dresden Sa. 9.11., 19:00 Uhr Martin-LutherKirche Ulrich Pleitgen (Lesung), Sarah Perl (Violone), Michaela Hasselt (Or­ gel), Dresdner Kammerchor, HansChristoph Rademann (Leitung). Psal­ men von Salomone Rossi Hamburg So. 24.11., 18:00 Uhr St. Katharinen Frauke Hess (Violone), Ludger Rémy & Andreas Fischer (Orgel), Dresdner Kammerchor, Hans-Christoph Rademann (Leitung). Schütz: Musikali­ sche Exequien Berlin Mi. 17.12., 20:00 Uhr Konzerthaus Dresdner Kammerchor, Dresdner Barockorchester, Hans-Christoph Rade­ mann (Leitung). Schütz: Weihnachts­ historie Weitere Konzerte des Dresdner und des RIAS Kammerchors in München, Chemnitz, Dresden, Berlin und Pots­ dam auf www.concerti.de CD-Tipp

Schütz: Psalmen Davids SWV 22-47 (Carus SchützEdition Vol. 8) Dresdner Kammerchor, Dresdner Barockorchester, Dorothee Mields (Sopran) u.a., Hans-Christoph Rade­ mann (Leitung). Carus (2 CDs) Online-Tipp

Der Dresdner Kammerchor unter der Leitung von Hans-Christoph Rademann mit Musik von Heinrich Schütz Scannen Sie den Bild-Code mit einem Smartphone und einer App für QR-Codes oder geben Sie www.concerti.de/rademann in Ihren Browser ein.


Klassische Märchen, märchenhafte Klassik. Diese preisgekrönten Produktionen sind ideal, um Kindern klassische Musik auf spannende Art und Weise näher zu bringen. Beliebte Märchen verbinden sich mit den Emotionen großartiger Musik. Eine CD-Sammlung, die in keinem Kinderzimmer fehlen darf. Alle Musikaufnahmen wurden neu produziert, zahlreiche Aufnahmen sind Ersteinspielungen.

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Monat 20xx concerti  47


medien-tipps

multimedia Das Beste aus Radio, Fernsehen, Kino und Internet Kino: Live-Übertragung

Verdi mit Popcorn und Erwin Schrott mal laut husten, sich im Sessel räkeln und dabei ein Bier trinken: Was im Opernhaus undenkbar ist, wird bundesweit in 95 Kinos dank der LiveÜbertragung aus der Londoner Royal Opera Realität. Auf der Leinwand: Verdis Sizilianische Vesper, in der Hauptrolle StarBassbariton Erwin Schrott.

Radio: Deutschlandradio Kultur

Gott voll Barmherzigkeit Sa. 9.11.2013, 21:03 Uhr Tausende von Synago-

www.concerti.de/oper

Alles Oper! Sie sind auf der Suche nach Tipps für die spannendsten Neuinszenierungen oder Vorstellungen mit ihrem Lieblingssänger? Ob gewitzter Feuilleton, kritisch beleuchtende Rezension, tagesaktueller Termintipp oder spannendes Interview und Hausporträt: Auf unseren neuen Opernseiten finden Opernliebhaber alles, was das Herz begehrt. Klicken Sie rein! 48 concerti November 2013

gen gingen am 9. November 1938 in Flammen auf: Die Reichspogromnacht war der Auftakt zum Völkermord der Nazis. Zum 75. Jahrestag erinnert der RIAS Kammerchor im Nikolaisaal Potsdam mit synagogaler Musik an das Verbrechen und gedenkt der Opfer: „El male rachamim“ – Gott voller Erbarmen.

Fotos: Fabrice Dall‘Anese, Jörg Landsberg, W. Wehner, Maciej Goździelewski, Wiener Philharmoniker, Marco Borggreve, Bundesbildarchiv

Mo. 4.11.2013, 18:45 Uhr Endlich


www.rco-editions.com

Auf dem Weg zur Klassik 2.0 Kino: Der teufelsgeiger

Garrett vs. Paganini Ab 31.10.2013 Schauspielunterricht hat er dann lieber doch noch genommen: Mag es David Garrett auch auf der Violine nicht an Selbstbewusstsein mangeln, vor der Kamera wollte sich „Der Teufelsgeiger“ in der Rolle des Niccolò Paganini nicht blamieren. Zumal der Italiener Garretts Idol ist. Nur mit den Sexszenen ist der 32-Jährige nicht so ganz zufrieden: Zu wenig Haut sei da zu sehen, meint er – auch Seitensprünge wollen eben gelernt sein.

Live-Konzert schön und gut, doch im Zeitalter der Neuen Medien kommt auch die Klassik nicht mehr um andere Formate herum. Ganz vorn mischt dabei aktuell das Concertgebouw Orchestra mit – auf seinem englischsprachigen Video-Magazin für iPad und iPhone: Sechsmal im Jahr geht‘s hier rund um einen Live-Mitschnitt der Amsterdamer auf Entdeckungstour. Oder vielmehr „on the Road“ wie zur Premiere mit Mozart und den Mitschnitten seiner Pariser und Prager Sinfonie, die nicht nur von Gastdirigent John Eliot Gardiner analysiert werden, sondern in deren Entstehung auch historische Exkurse Einblick geben – all das noch kostenlos. In der Folgeausgabe steht Strauss‘ Tod und Verklärung im Zentrum, plaudert Marin Alsop über Musik, Philosophie und Kubricks Kultfilm „2001: Odyssee im Weltraum“ – dann allerdings für 4,49 Euro. Ohne das gute alte Geld funktionieren auch die Neuen Medien nicht.

Radio: deutschlandfunk

Zwischen den Orchesterwelten Mi. 20.11.2013, 22:05 Uhr Zwei Orchester paral-

fernsehen: 3sat

lel zu leiten, gilt im Alltag der Star-Dirigenten als Standard. Der Franko-Kanadier Yannick Nézet-Séguin bringt es sogar auf ein Trio auf zwei Kontinenten – doch lässt sich solch Orchester-Hopping noch mit Qualität verbinden? Aufschluss geben nicht zuletzt neue CDs. Deutschlandfunk porträtiert den Dirigenten.

Die Wiener Philharmoniker auf Beethoven-Tour in Peking Sa. 9.11.2013, 20:15 Uhr Streiten lässt sich über die spätromantische Interpretation, mit der Christian Thielemann und die Wiener die Aufnahme der Beethoven-Sinfonien vor einigen Jahren angingen. Unbenommen bleibt indes der gewaltige Eindruck, den das Projekt weltweit auf Tour hinterließ – gerade auch in China. November 2013 concerti   49


VORSChaU

Die Dezember-Ausgabe erscheint am 22. nOvemBer

andris Nelsons Der Chefdirigent des City of Birmingham Symphony Orchestra unterwegs in Deutschland

diana damrau Große Ehre: Die deutsche Sopranistin singt Verdi an der Mailänder Scala

Fazil say Komponist und Pianist in Personalunion mit neuen Einspielungen

concerti – Das Konzert- und Opernmagazin erhalten Sie im Abon-

nement sowie an zahlreichen Veranstaltungsorten, Konzert- und Theaterkassen, im Fachhandel, in Kulturinstitutionen, Bildungseinrichtungen, Hotels, Restaurants und Cafés. Alle termine, tickets und vieles mehr auch im internet unter: www.concerti.de 50 concerti November 2013

verlag concerti Media GmbH Mexikoring 29 22297 Hamburg Tel: 040/657 90 810 Fax: 040/657 90 817 info@concerti.de www.concerti.de herausgeber/chefredakteur Gregor Burgenmeister (V.i.S.d.P.) redaktion Friederike Holm (Leitung), Ninja Anderlohr­ Hepp, Clara van Buiren, Petra Eisenhardt, Mirko Erdmann, Christoph Forsthoff (CF), Sarah Hansen, Peter Krause (PK), Jörg Roberts, Dr. Christiane Schwerdtfeger, You­Son Sim, Nele Winter Autoren der november-Ausgaben Marie­Luise von Baumbach, Michael Blümke (MB), Axel Brüggemann, Jakob Buhre, Ulrike Henningsen, Dr. Klemens Hippel (KH), Sören Ingwersen, Thomas Jakobi, Teresa Pieschacón Raphael, Antoinette Schmelter de Escobar, Christian Schmidt, Volker Tarnow (VT), Dr. Eckhard Weber (EW), Dr. Margarete Zander Anzeigen Susanne Benedek (Leitung Marketing, Klassikveranstalter & Kultur) Tel: 030/488 288 535 s.benedek@concerti.de Mirko Erdmann (Musikindustrie, Klassikveranstalter & Festivals) Tel: 040/657 90 816 m.erdmann@concerti.de Ellen Zerwer (Veranstalter Online­Marketing) Tel: 030/488 288 537 e.zerwer@concerti.de Stefan Brettschneider (Leitung Agenturen & Marken) Tel: 030/488 288 531 s.brettschneider@concerti.de Jörg Roberts (Veranstalter Anzeigen Hamburg) Tel: 040/657 90 813 j.roberts@concerti.de You­Son Sim (Anzeigendisposition) Tel: 040/657 90 810 anzeigen@concerti.de Art Direktion/Gestaltung Tom Leifer, Jörg Roberts, Dodo Schielein Druck und verarbeitung Evers­Druck GmbH Abonnement concerti Media GmbH Postfach 600 423, 22204 Hamburg Tel: 040/657 90 808, Fax: 040/657 90 817 abo@concerti.de (Bestellung unter Angabe der Regionalausgabe). Das Jahresabonnement kostet 25 € (inkl. Regionalseiten) bzw. 15 € (Mantelteil) frei Haus. erscheinungsweise elf Mal jährlich ivw geprüfte Auflage redaktionsschluss Immer am 15. des Vor­Vormonats, bitte senden Sie Ihre Termine an: termine@concerti.de. Der Abdruck erfolgt kostenlos. Alle Rechte concerti Media GmbH. zusatz Der Terminkalender erhebt keinen Anspruch auf Vollständigkeit. Wir übernehmen keine Haf­ tung, da es sich bei einer Vielzahl von Ankün­ digungen um einen Vorabplan handelt. Nach­ druck nur mit schriftlicher Genehmigung des Verlags. Für unaufgefordert eingesandte Bü­ cher, Fotos, CDs und Manuskripte keine Ge­ währ. Bei Nichtlieferung infolge höherer Gewalt oder infolge von Störungen des Arbeitsfriedens bestehen keine Ansprüche gegen den Verlag. titelfoto Harald Hoffmann/Decca

Fotos: Marco Borggreve, Rebecca Fay Licensed to EratoWarner Classics, Christian Nielinger

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