DAS KONZERT- UND OPERNMAGAZIN
Februar 2016
Mit Regionalteil
Hessen
211 Konzert- UNd Operntermine
Xavier de Maistre Zu schön, um nur ein Model zu sein Ludovico Einaudi Blind gehört: »Der Klang ist nicht rund«
Jonas Kaufmann »Ich muss ein bisschen auf die Bremse treten«
NEU!
Regiona lteil
H e ss e n
AKTUELLE
NEUHEITEN BEI SONY CLASSICAL
KHATIA BUNIATISHVILI KALEIDOSCOPE Auf ihrem neuen Album spielt Khatia Buniatishvili Mussorgskys Bilder einer Ausstellung, drei Stücke aus Petruschka von Strawinsky sowie La Valse von Ravel. www.khatiabuniatishvili.com
MARTIN FRÖST ROOTS Der herausragende schwedische Klarinettist Martin Fröst reist mit dem Royal Stockholm Philharmonic Orchestra und einem Kinderchor durch 2000 Jahre Musikgeschichte: mit Werken von Hildegard von Bingen, Telemann, Brahms und Bartók, mit Volksmusik, Klezmer u.a. www.martinfrost.se
NIKOLAUS HARNONCOURT BEETHOVEN SINFONIEN NR. 4 & 5 Die letzte Aufnahme des legendären Dirigenten und seines Concentus Musicus Wien ist eine herausragende Neudeutung der beiden berühmten Sinfonien Beethovens. www.harnoncourt.info
www.sonymusicclassical.de
www.facebook.com/sonyclassical
Editorial
Liebe Leserin, lieber Leser!
Fotos: Ivo von Renner, privat (2); Titelfoto: Julian Hargreaves/Sony Classical
Gleichzeitig Platz eins und Platz zwei in den Charts zu belegen: Welcher Künstler träumte nicht von so einem Erfolg?! Jonas Kaufmann ist dies 2015 in der Jahres-Rangliste der erfolgreichsten Klassikalben gelungen: Sein Puccini-Silberling gewann vor seinem Operetten-Potpourri – grandioser Doppelsieg des derzeit gefragtesten Tenors. Doch bei aller Begeisterung über solch sängerischen Glanz: Künftig will der Bayer etwas „auf die Bremse treten“, wie der Stimmkünstler unserer Autorin Dorothe Fleege Gregor Burgenmeister erzählt hat. Denn auch ein Weltstar möchte noch Herausgeber/Chefredakteur Zeit für sich, Familie und Freunde haben. So ist das eben mit den Schattenseiten des Erfolgs – zumal wenn einer so blendend aussieht wie Jonas Kaufmann. Oder auch Xavier de Maistre, den zweifellos jede Model-Agentur sofort unter Vertrag nähme: Doch der Franzose widmet sich lieber den schönen Künsten und will seine Harfe als Solo-Instrument in aller Welt etablieren. Dass ihm dabei sein Aussehen hilft, nimmt der Familienvater gern in Kauf, solange es nur seiner Mission nützt. Auch in der Klassik gilt eben: Sex sells – wenn auch auf einem gehobeneren Niveau. Äußerliche Vorzüge, von denen ein Max Reger nur träumen konnte: Zwar sah der Bayer sich selbst als „g’standenes Mannsbild“, doch war der Komponist ob seiner bärbeißig-polterigen Art nicht nur bei seinen Schülern gefürchtet. Und trotzdem ist der Musiker bis heute in aller Ohren, wie die vielen Konzerte und Festivals in seinem 100. Todesjahr zeigen. Schönheit ist eben nicht alles ... Ihr
KURZ VORGESTELLT
Dorothe Fleege hat als Hornistin nicht nur mit großen süddeutschen Orchestern gespielt, sondern berichtet als Kulturjournalistin inzwischen auch über das bayerische Musikleben. Zudem ist die Kulturmanagerin als Festivaldramaturgin und Musikpädagogin tätig.
Nicolas Furchert studierte Musikwissenwissenschaften und promovierte über das Vibrato – und eben diese Musikvermittlung hat der begeisterte Radfahrer auch zum Beruf gemacht. Klar, dass unser Terminredakteur da auch selbst gern mal seine Bratsche auspackt. Februar 2016 concerti 3
Inhalt
Konzert
10
Xavier de Maistre Vorkämpfer für die Harfe
10 Zu schön, um nur Model zu sein Porträt Xavier de Maistre hat die Harfe aus der Klischeeecke befreit und lässt ihre Saiten nun in aller Welt singen
12 »Ich muss ein bisschen auf die
Bremse treten« Interview Weltweit ist derzeit kein Sänger begehrter als Jonas Kaufmann. Doch manchmal wünschte sich der Tenor einfach mehr Zeit für sich
Oper
18 Diva des 21. Jahrhunderts
Porträt Die Sopranistin Carmen Giannattasio will keine singende Statue sein, sondern zuallererst eine Schauspielerin mit Kopf und Herz
Regionalseiten
12
Jonas Kaufmann Garant für Gänsehautmomente
An dieser Stelle finden Sie die interessantesten Klassikgeschichten des Monats sowie alle Konzert- und Operntermine Ihrer Region
Die Welt der Klassik Festivalguide Traumhafte Landschaft und Akustik: Die Schubertiade in Schwarzenberg und Hohenems feiert ihr 40-jähriges Jubiläum
26 Aufbruch in die Moderne
36
Ludovico Einaudi Fachmann fürs Meditative
Festivalguide Acht Brücken führen in Köln über den Rhein – eben solche Wege ans andere musikalische Ufer bietet auch das Festival gleichen Namens
28 Der Fugen-Seppel
Reportage Vor hundert Jahren starb Max
Reger. Ein Streifzug durch sein Leben
Rubriken 3 Editorial | 6 Kurz & Knapp | 20 Opern-Tipps 22 Opern-Kritiken | 32 CD-& DVD-Rezensionen 35 Top 20 Klassik-Charts | 40 Multimedia-Tipps 42 Vorschau & Impressum 4 concerti Februar 2016
36 »Der Klang ist nicht rund«
Blind gehört Der Komponist und Pianist
Ludovico Einaudi hört und kommentiert CDs von Kollegen, ohne dass er erfährt, wer spielt
Fotos: Gregor Hohenberg, Ray Tarantino, Julian Hargreaves/Sony Classical
24 Ins Grüne, ins Grüne!
Die Bühne seit Stunden belegt. Die Stimme noch immer geschmeidig.
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Schnell spürbare Hilfe
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Befeuchtender Schutzfilm
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Lang anhaltende Linderung www.gelorevoice.de
kurz & knapp
Mein Lieblingsstück
Schumann: Klavierquartett
180
Zentimeter hoch ist das größte Akkordeon der Welt, das einst für eine Truppe englischer Artisten gefertigt wurde.
Diese Musik ist tatsächlich völlig für die Katz' ... Mag Bach auch unsere Herzen höher schlagen lassen: Katzen lässt der Barockmeister kalt, haben US-Forscher festgestellt. Lagen die vorgespielten Musiken indes im Frequenzbereich ihrer eigenen Kommunikation, reagierten die Vierbeiner. Cellist David Teie hat daher nun eigene Katzenwerke wie Rusty’s Ballad komponiert: Esoterisch säuseln da Harfe, Cello und Geige – doch die Tiere schnurren vor Vergnügen.
... Musik ist die Sehnsucht eines schmerzgeplagten Gottes ... John Keats, englischer Dichter
Sage mir, was du hörst ... Vorweg die erfreuliche Nachricht: 26,6 Prozent der Deutschen lauschen nach wie vor gern Opern, Operetten und Gesangswerken, 33,5 Prozent gar klassischer Instrumentalmusik. Insgesamt hat das Klassik-Interesse indes in den letzten zehn Jahren in allen Altersgruppen nachgelassen – anders als etwa für Rock- und Popmusik. Da ist es auch kein Trost, dass die Begeisterung für Oldies und Schlager noch stärker zurückging. 6 concerti Februar 2016
Oper, Operette, Gesang -4,6%
Klassik, Konzerte, Sinfonien Insgesamt
-1,8%
14-19 Jahre
-0,8%
20-29 Jahre
-2,5%
30-39 Jahre
-3,0% -11,3%
40-49 Jahre 50-59 Jahre
-10,9% -3,1% -10 -5 0 5 10
60-69 Jahre
-0,9% 0,0% +0,5% -2,7% -2,4% -3,9% -2,4%
70+ Jahre
+2,7% -10 -5 0 5 10
Vorliebe für klassische Musik in der deutschen Bevölkerung: Veränderungen 2015 zu 2005*
Fotos: Stefan Nimmesgern, shutterstock, gemeinfrei, Thomas Karsten; *Quelle: Deutsches Musikinformationszentrum
Seit meiner Kindheit begleitet mich dieses Werk. Als kleines Juliane Banse Mädchen hörte ich es im Bett, wenn über mir im Wohnzimmer Kammermusik gespielt wurde, später war ich selbst mit der Geige beteiligt – und dann als CD des Cherubini-Quartetts mit Christian Zacharias: Eine Aufnahme, die höchste Virtuosität vereint mit der mir aus Kindertagen eingeprägten Lust, Liebe und Schwärmerei für diese wunderbare Musik!
Klavier-Festival Ruhr
3 Fragen an ...
Konstantin Wecker
Die Pianisten der Welt beflügeln Europas neue Metropole
15. April – 10. Juli 2016 Info | Ticket: 01806 - 500 80 3* www.klavierfestival.de *(0,20 €/Anruf aus dem dt. Festnetz, Mobil max. 0,60 €/Anruf)
Monty Alexander | Leif Ove Andsnes | Martha Argerich & Daniel Barenboim | Emanuel Ax | Yefim Bronfman | Khatia Buniatishvili | Michel Camilo | Hélène Grimaud | Marc-André Hamelin | Hiromi | Evgeny Kissin | Lang Lang | Elisabeth Leonskaja | Igor Levit & Markus Becker | Gabriela Montero | Maria João Pires | András Schiff | Jacky Terrasson | Daniil Trifonov | Mitsuko Uchida | Arcadi Volodos | Krystian Zimerman u.v.a.
Streiter für eine bessere und melodischere Welt: Auch mit 68 Jahren ist Liedermacher Konstantin Wecker genug längst noch nicht genug
Ihr Vater war Operntenor, Sie sind mit Klassik groß geworden – und doch haben Sie sich für eine Musikerkarriere jenseits der Klassik entschieden. Ich sehe meine Liedkompositionen eher in der Nachfolge Schuberts und Brahms’ als in der amerikanischer Folkmusik wie bei vielen Kollegen. Als ich 1968 auf der Hochschule in das Fach Komposition hineinschnupperte, war mir allerdings rasch klar, dass ich mit meiner Liebe zur Melodie dort nicht gut aufgehoben gewesen wäre, denn Adornos Dogma lag in der Luft: Musik darf nicht irrational sein. Doch rein rationale Kunst erreicht die Herzen nicht – eben das aber ist mir mit meinen vertonten Gedichten immer das Wichtigste gewesen.
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Ganz hat Sie die Oper indes nie losgelassen, wie in Ihren Liedern und Konzerten immer wieder zu erleben ist – was fasziniert Sie so daran? Man stelle sich vor, wie unglaublich friedlich unsere Welt wäre, wenn sich die Menschen nur singend begegneten! Statt deutsche Soldaten völlig sinnlos in den Krieg gegen den IS zu schicken, würde man vorher im Parlament Pro und Contra singend vortragen – und die Pazifisten würden gewinnen: Sie haben die schöneren Melodien.
Ihre große klassische Liebe gilt indes einem Komponisten, der nicht für große Oper, sondern intime Seelenschau steht: Schubert. Worin liegt das Besondere seiner Lieder? Schubert ist heilig. Er ist der Urahn der Liedermacherei, des Chansons, der Singer-Songwriter – auch wenn viele der letzteren ihn vielleicht gar nicht kennen. Er hat Gedichte stets so vertont, dass sie das Wort nicht schwächen, einlullen oder übertönen, sondern die Verse verstärken und ihnen eine verzaubernde Macht verleihen. Der Erlkönig ist für mich das perfekteste Lied aller Zeiten.
Kulturpartner
Vertriebspartner
Medienpartner
Kommunikationspartner
Medienpartner
10 Jahre Concerti
Blumen, Glanz & Currywurst Sein zehnjähriges Jubiläum feierte concerti im Dezember in Hamburg, Berlin und Köln – und Freunde und Weggefährten aus allen Teilen der Republik gratulierten.
8 concerti Februar 2016
Spielten zum Jubiläum in der Königlichen Porzellanmanufaktur auf: Cellist Alban Gerhardt, die Geigerinnen Vivane Hagner und Antje Weithaas mit Klarinettistin Shirley Brill (l. Seite mit Gregor Burgenmeister) sowie die Geigerinnen Tanja BeckerBender, Midori Seiler und Flötist Erik Bosgraaf (r.u.)
Reichlich Prominenz aus der deutschen Klassikbranche unter den G채sten: Markus Kettner, Erwin St체rzer, Philip Krippendorff (o.r.) Nicola Oberlinger (l.), Clemens Trautmann (r.), Maren Borchers (M.), Hermann Rauhe, Boris Matchin (r.M.), Martin U. M체ller, Michael Haller (u.M.)
Weitere Impressionen unter: media.concerti.de/
Porträt
Zu schön, um nur Model zu sein Xavier de Maistre hat die Harfe aus der Klischeeecke befreit und
lässt ihre Saiten nun in aller Welt singen. Von Christian Schmidt
S
chon der Name lässt aufhorchen: Stammt doch Xavier aus der Familie de Maistre, einem südfranzösischen Adelsgeschlecht aus der Nähe von Toulon. Doch nicht nur deshalb ist der Mann in der Klassikbranche zur Projektionsfigur für vielfältigste Sehnsüchte avanciert: Xavier de Maistre sieht einfach verdammt gut aus, ein wahrer Beau, schnittig, sportlich, feinsinnig, dessen bloße Präsenz viele Herzen schneller schlagen lässt. Und dann ist da ja auch noch jene hübsche Geschichte, die der 42-Jährige immer wieder gern erzählt: Wie er sich als Neunjähriger in seine Leh10 concerti Februar 2016
rerin verliebte, die zufällig Harfe unterrichtete … fast zu schön, um wahr zu sein. Und als wäre das noch nicht genug des wunderbaren Stoffes für unser Medienzeitalter, war de Maistre auch noch Ruderer in der französischen Nationalmannschaft, studierte neben der Harfe Jura, Politik- und Wirtschaftswissenschaften und erlernte das Bankgewerbe: Womit der Franzose zu einem jener Mysterien avanciert ist, nach denen es die moderne Welt dürstet. Wahrlich ein Idol – und das im besten Sinne. Denn de Maistre erfüllt zwar rein äußerlich viele Klischees, doch
der Familienvater macht sie sich nicht zu eigen. Er will nur spielen – buchstäblich und sprichwörtlich. Womit er sich einreiht in die Riege jener neuen Pragmatiker unter den Musikern, die die medialen Gesetzmäßigkeiten so weit akzeptieren, wie es ihrer Musik dient. Indes beginnt ihm das Klischee des Schönlings spätestens dann auf die Nerven zu gehen, wenn er das Gefühl hat, nur als Abziehbild, nicht aber als Harfenist ernst genommen zu werden. Natürlich trägt sein Model-Antlitz nicht unwesentlich zum blendenden Verkaufserfolg seiner Solo-Alben bei – und doch hat
Foto: Gregor Hohenberg
Sachlich-kühler Denker: Xavier de Maistre
der schöne Mann bei all dem Immerhin galt die Harfe seit nie seine Mission aus den Au- jeher ja eher als Instrument gen verloren: seinem Instru- höherer Bürgertöchter zum ment Gehör zu verschaffen, Totzupfen der Zeit und nicht auf dass das Publikum und so als Soloinstrument, mehr beauch er selbst glücklich werde. lächelt denn ernstgenommen. „Die Fähigkeit, Trauer, Leiden- „Am Anfang war das schwierig: schaft und Freude zu teilen, ist Auf dich hat niemand gewartet, keine rhetorische Hülse, ich sagte man mir – aber wenn die habe mit Abstand den schöns- Leute dann einmal im Konzert ten Beruf“, schwärmt de Maist- waren, hatte sich das Vorurteil re denn auch. „Wenn 2000 erledigt.“ Wohl auch, weil sich Menschen im Saal den Atem de Maistre, seit er 1998 den anhalten, dann ist das durch wichtigsten Harfenwettbewerb nichts zu ersetzen.“ Die Ein- gewann, es sich zur Aufgabe samkeit von CD-Aufnahmen ist gemacht hat, sich als ganzheitdagegen so gar nicht seine Sa- lichen Musiker auf der Suche che: „Ich brauche die Interak- nach neuen Klangfarben zu tion mit dem Publikum. Die betrachten. Jemand, der die Qualität von Stille hat im Kon- Harfe zum Singen bringt. zert ja auch eine ganz andere Um das übersichtliche ReperIntensität als im Wald, wenn toire für sein Instrument zu erweitern, transkribiert er viel, Sie allein sind.“ schreibt Fingersätze, passt anInstrument höherer Bürgertöch- dere Sololiteratur an wie für ter zum Totzupfen der Zeit seine jüngste Solo-Aufnahme Das Geheimnis dieser Intensi- Smetanas Moldau und weitere tät liege bei der Harfe in ihrer romantische Gassenhauer. Und extremen Dynamik: „Mit vier- überzeugt namhafte Kompofachem Piano bringe ich die nisten zu neuer Harfenmusik: ans Laute gewöhnten Leute So hob er 2015 Pendereckis auch in einem großen Saal zum Solokonzert aus der Taufe, und Zuhören – und berühre sie“, auch Kaija Saariaho hat bereits sagt er selbstbewusst – und in ihren Erstling zugesagt. „Da einwandfreiem Deutsch. Im- eröffnen sich Möglichkeiten, merhin war er zehn Jahre So- von denen ich kaum zu träuloharfenist bei den Wiener men wagte.“ Zweifellos, dieser Philharmonikern: eine Traum- Mann hat noch viel vor – jenstelle, die er mit 24 bekam und seits der Klischees. dann für eine Solokarriere mit Konzert-TIPPs zunächst ungewissem Ausgang aufgab. Bereut hat er diesen Berlin mutigen Schritt dennoch nicht Mi. 24.2., 20:00 Uhr Konzerthaus einen Moment: „Ich war nie Xavier de Maistre (Harfe), Les Siècles, der Orchestermensch, der die Nicholas Collon (Leitung). Rameau: Suite aus der Oper „Daphnis et Eglé“, längste Zeit mit Warten auf den Couperin: Concert royaux Nr. 4, Ravel: Le kleinen Einsatz verbringt. Das tombeau de Couperin & Ma mère l’oye, Leben, was ich jetzt führe, ent- Debussy: Danse sacrée et danse profane, Pierné: Konzertstück Ges-Dur op. 39 spricht meinem Temperament.“ Doch wie schwer ist es, als Düsseldorf Fr. 26., Sa. 27. & So. 28.2., Tonhalle Künstler und nicht als Kurio- Xavier de Maistre (Harfe), Düsseldorfer sum anerkannt zu werden? Symphoniker, Alexandre Bloch (Ltg).
Wagner: Vorspiel zu „Tristan und Isolde“, Pierné: Konzertstück Ges-Dur op. 39, Fauré: Pelléas et Mélisande, Saint-Saëns: Morceau de Concert, Ravel: Daphnis et Chloé Leverkusen Do. 10.3., 19:30 Uhr Erholungshaus Xavier de Maistre (Harfe). Werke von Glinka, Liszt, Smetana, Tschaikowsky u. a. Kiel Di. 12.4., 20:00 Uhr Schloss (Konzertsaal) Xavier de Maistre (Harfe), Kammerakademie Potsdam. J. C. Bach: Sinfonie G-Dur op. 3/6, Mozart: Klavierkonzert F-Dur KV 459 (bearb. für Harfe), C. P. E. Bach: Sinfonie F-Dur Wq 183 Nr. 3, Händel: Harfenkonzert B-Dur HWV 294, Haydn: Sinfonie Nr. 64 A-Dur Berlin
Mi. 13.4., 20:00 Uhr Philharmonie (Kammermusiksaal) Programm siehe Kiel München Do. 28.4., 20:00 Uhr Prinzregententheater 10. Münchener AIDS-Konzert. Xavier de Maistre (Harfe), Simone Kermes (Sopran), Harriet Krijgh (Violoncello), Lise de la Salle (Klavier), Münchener Kammerorchester, Alexander Liebreich (Leitung). Glière: Harfenkonzert op. 74, Rossini: Arien, Saint-Saëns: Cellokonzert Nr. 1, Ravel: Klavierkonzert C-Dur u. a. Bremen
Fr. 20.5., 20:00 Uhr Glocke Xavier de Maistre (Harfe), Die Deutsche Kammerphilharmonie Bremen, Alexandre Block (Leitung). Mendelssohn: Ouvertüre zu „Ein Sommernachtstraum“, Hosokawa: Aeolus, Webern: Sinfonie op. 21, Beethoven: Sinfonie Nr. 6 F-Dur op. 68 „Pastorale“ Köln
Sa. 21.5., 20:00 Uhr Philharmonie Programm siehe Bremen online-Tipp
Meister der Harfe: ein Porträt über Xavier de Maistre Das Video sowie weitere Konzerte auf: www.concerti.de/demaistre CD-Tipp
Moldau – Werke von Smetana, Dvořák, Liszt, Tschaikowsky u. a. Xavier de Maistre (Harfe). Sony Classical Februar 2016 concerti 11
Interview
Vom Wagner-Helden bis zum Operettenkavalier – er kann einfach alles! An die tenorale Weltspitze katapultiert sich der 1969 in München geborene Sänger 2006 mit Verdis La Traviata an der Met. Als José in Bezets Carmen wird er ebenso gefeiert wie in der Titelpartie von Gounods Faust. Kaufmann überzeugt als glaubhafter Charakterdarsteller mit wandlungs fähigem Timbre. Und als Liedsänger, meist begleitet von Pianist Helmut Deutsch.
12 concerti Februar 2016
Foto: Julian Hargreaves /Sony Classical
zur Person
»Ich muss ein bisschen auf die Bremse treten« Weltweit ist derzeit kein Sänger begehrter als Jonas Kaufmann. Doch so schön Erfolg auch ist: Manchmal wünschte sich der Tenor einfach mehr Zeit für sich. Von Dorothe Fleege
E
in massiver Holztisch, der Platz für viele Gäste bietet, dominiert den Raum. Jonas Kaufmann rauft sich durchs Haar und blinzelt über den Tisch herüber: „Na, dann wollen wir mal.“ Es gibt wohl kaum eine Interviewfrage, die ihm im vergangenen Jahrzehnt noch nicht gestellt worden wäre – und doch ist der Tenor hellwach, als der Aufnahmeknopf am Mikro leuchtet. Präsent, präzise, freundlich – und entwaffnend ehrlich. Pünktlich zu Ihrer letzten Herbsttournee ist Ihre neue Puccini-CD erschienen – wie viel Puccini braucht der Mensch?
Na, so viel wie möglich, das ist ja klar! Von Puccini kann ich einfach nie genug bekommen. Insofern gehe ich jetzt einfach mal davon aus, dass das jedem so geht, der bei dieser Musik Feuer gefangen hat. Auf Ihrer Homepage ist zu lesen, dass Sie ein Faible für Luxus besitzen. Sie leben in einem selbst konzipierten Hightech-Ökohaus, gelten als PC- und Technik-Tüftler par excellence und fahren einen BMW mit 447 PS. Puccini
schrieb man nicht nur eine große Begeisterung für aparte Damen zu, sondern auch für Luxusgüter, technische Neuerungen sowie einen unstillbaren Hunger nach schnellen Automobilen. Haben sich da zwei Seelenverwandte gefunden?
sehr viel sparsamer ist – aber ab und zu mal so eine Rakete zu fahren, das macht mir einfach Spaß. Und Technik sowieso! Da kann sich heute keiner mehr den rasanten Entwicklungen verschließen, den immer wieder neuen Produkten auf dem Markt.
Also, ich bin in meinem Leben noch kein Autorennen gefahren – Puccini selber hat ja Rennen bestritten, was damals sicher noch viel gefährlicher war als heute. Ich bin auch kein leidenschaftlicher Jäger wie er, der wohl ohne Rücksicht auf Verluste auf alles geschossen hat, was kreucht und fleucht. Auch die Sache mit den Frauen ist teilweise sehr unangenehm ausgegangen …
Apropos neue Produkte: Letzten Sommer warb das Label Decca für eine angeblich neue Puccini-CD von Ihnen, die doch nur alte Aufnahmen enthielt – zumal Sie seit 2013 einen Exklusivvertrag mit Sony haben. Wie fühlen Sie sich da als Künstler: getragen, unterstützt, selbstbestimmt – oder doch eher ausgeliefert oder gar hinters Licht geführt?
»Das finde ich unlauteren Wettbewerb« … so soll eine Haushälterin von ihm sich sogar seinetwegen umgebracht haben!
Auch da spiele ich in einer völlig anderen Liga. Dass ich natürlich BMW besonders mag, ist bekannt. Jetzt fahre ich ein Modell mit weniger PS, das
Ich kann wahrscheinlich von mir behaupten, dass ich einer der Künstler bin, die sich am meisten in die Projekte einmischen. Vom allerersten Schritt an bin ich dabei, bei allen Fragen plane und gestalte ich mit. Und trotzdem taucht manchmal das Gefühl auf, fremd gesteuert zu sein, andere scheinen das Ruder zu übernehmen. Wenn ich etwas Neues eingespielt habe, wird immer wieder versucht, ein Parallelalbum aufzubauen, das doch nur aus Februar 2016 concerti 13
Interview
Güldener Radames: Jonas Kaufmann in der Münchner Aida-Inszenierung
Sie bekommen waschkörbeweise Fanpost aus der ganzen Welt, es gibt Fanclubs in vielen Ländern, eine inoffizielle Webseite, die alles zu erhaschen versucht, was Ihr Leben betrifft – was wünscht sich denn ein Jonas Kaufmann von seinen Fans?
Das ist eine schwierige Frage. Es gibt schon Momente, in denen man das Gefühl hat, dass die Stimmung kippt, in dem die Begeisterung einfach zu viel ist. Was ich mir von meinen Fans wünsche? Ich hatte im Oktober und November vergangenen Jahres eine längere Krankheitsphase. Da hatte ich zum ersten Mal das Gefühl, dass ein gewisses Verständnis aufgebracht wird und meine Fans begreifen, dass ich versuche meine Stimme, die ich eben nur einmal habe – wenn sie kaputt ist, ist sie weg – zu schützen. Nicht im egois14 concerti Februar 2016
tischen Sinne, sondern gerade Und wie sieht es da mit der auch im Interesse meiner Fans. „Stimmhygiene“ aus: Sind Sie Dass in solchen Momenten das ein Tagesplan-Fan, der sich Verständnis wächst, wäre si- immer zur gleichen Zeit mit gleichem Programm einsingt, cher ein Wunsch von mir. Bleibt in Ihrem Leben eigentlich noch Gelegenheit „ich zu sein“, Zeit zum Entspannen oder für Freunde?
Wenn ich meinen Kalender so durchgehe, ist da wenig Platz, eigentlich gar keiner. Das muss sich ändern, ich muss also ein bisschen auf die Bremse treten. Nun ist es aber so, dass die großen Projekte alle im Zeitraum von rund fünf Jahren im Voraus geplant sind: Entsprechend dauert es halt, bis sich das im Kalender bemerkbar machen wird. Ein „normales“ Leben, in dem man sich etwa abends nach der Arbeit mit seinen Freunden verabredet, findet nicht statt. Doch das ist natürlich Jammern auf hohem Niveau: Man kann eben nicht alles gleichzeitig haben – es ist nun einmal ein Beruf, der sehr viel Zeit und viele Reisen fordert.
oder neigen Sie eher zu kreativem Chaosmanagement?
Täglich zur gleichen Zeit mit den gleichen Vokalisen: nein, das gewiss nicht. (schmunzelt) Aber wenn ich chaotisch wäre, dann hätte ich wahrscheinlich schon längst Probleme mit der Stimme, womöglich die gefürchteten Knötchen – nein, auch was neue Partien betrifft, gelte ich eigentlich immer als relativ gut studiert.
»Dann rattert es einfach permanent im Kopf« Wann nehmen Sie sich dieses umfangreiche Pensum an Partien und Literatur vor?
Nachts. Ich lerne vornehmlich in der Nacht, leider. Und ich lerne ausgesprochen schnell. Wissen Sie, wenn man sich mal
Foto: Wilfried Hösl
zusammengewürfelten Titeln der Vergangenheit besteht: Das finde ich unlauteren Wettbewerb.
drei oder vier Tage mit einer Partie intensiv beschäftigt, dann rattert es einfach permanent im Kopf – ganz egal wo, ob unter der Dusche, nachts im Bett oder beim Autofahren. Da ist mein Hirn dabei, kontinuierlich zu wiederholen, zu merken: Wo ist noch eine Lücke, welches Wort fehlt mir noch? Das kann ich dann am nächsten Morgen nachschauen – alles andere wird schon ins Langzeitgedächtnis geschaufelt, ein ganz automatischer Prozess. Von Adorno stammt der Satz „Es gibt kein richtiges Leben im Falschen“. Doch in unserer Zeit wird die Entfremdung zwischen Mensch und Welt stetig größer: Ich leiste, also bin ich – ein Slogan unserer Zeit, dem sich auch ein Jonas Kaufmann anschließt?
Puh, ja, zu einem gewissen Teil kann man das nicht verleugnen, das ist sicherlich auch in meinem Leben so. Der Sinn des Lebens ist heute sicher ein anderer: Geld verdienen ist das, was man einfach macht, wozu der Mensch verurteilt ist. Ich bin jetzt auch nicht der Aussteigertyp, der den ganzen Konsum hinter sich lässt. Natürlich kommt bei mir immer mal wieder der Moment, in dem ich mich frage: Reicht das jetzt nicht, was ich erreicht habe? Egal ob es jetzt Erfolg oder Geld betrifft. Wenn ich mich jetzt einfach einschränken und ein sehr einfaches Leben führen würde, könnte es ja vielleicht bis zum Ende reichen. Also müsste ich gar nicht so weiter machen … … und machen es dann doch.
Es ist ja nicht so, dass ich diesen Beruf ausübe, weil ich von
Anfang an gedacht habe, da kann ich möglichst viel Geld verdienen. Ich habe mir diesen Beruf genau deshalb ausgesucht, weil ich überzeugt davon war, dass es etwas ist, das man aus Leidenschaft macht. Ich habe mit dieser Wahl auch in Kauf genommen, dass ich vielleicht keine allzu großen Sprünge machen werde – dass es dann funktioniert hat, das ist eine wahnsinnige Ausnahme. Und das macht einen auch irgendwo süchtig: Sich mit Musik zu beschäftigen, gibt so viel zurück, gibt so viel Energie, dass man gar nicht merkt, dass man sich auspowert, das man vielleicht auch über seine Kapazitätsgrenzen hinaus arbeitet. Dieser Höher-SchnellerWeiter-Sog ist in weiten Teilen unserer Welt total üblich, wird von Generation zu Generation weiter gegeben – und nicht die Erziehung in Sachen Nächstenliebe: Das sind ganz wenige, die sich da einbringen und die werden auch gar nicht hofiert in unserer Gesellschaft. Wer es zu was bringt, der ist halt wer – „mein Haus, mein Pferd, mein Boot“. Hab’ ich nicht erfunden! Ihre Definition von Glück?
Boah, das ist eine Fangfrage. Das ist immer eine ganz individuelle Sache mit dem Glück. In meinem Fall ist Glück wahrscheinlich Zeit: etwas, das man am wenigsten hat, das wünscht man sich herbei. Die Zeit, die man mit seinen Kindern verbringt, mit seinen Freunden, in der man einfach mal man selber sein kann. Auf der anderen Seite, keine Frage, habe ich schon das Glück, einen der „glücksbringendsten“ Jobs überhaupt zu haben.
Konzert- & Opern-TIPPs
Berlin Mo. 21.3., 20:00 Uhr Philharmonie Jonas Kaufmann (Tenor), Staatskapelle Berlin, Daniel Barenboim (Klavier & Ltg). Mahler: Lieder eines fahrenden Gesellen, Elgar: Sinfonie Nr. 1 As-Dur op. 55 Essen Mi. 6.4., 20:00 Uhr Philharmonie Jonas Kaufmann (Tenor), Staatskapelle Weimar, Jochen Rieder (Leitung). Puccini: Ausschnitte aus Tosca, Turandot, La Fanciulla del West, Manon Lescaut u. a. München Mi. 13.4., 20:00 Uhr Philharmonie Programm siehe Essen
Mo. 16.5., 16:00 Uhr (Premiere) Nationaltheater Wagner: Die Meistersinger von Nürnberg. Jonas Kaufman, Kirill Petrenko (Ltg), David Bösch (Regie) Weitere Termine: 22., 26. & 29.5., 4.6. Sa. 25.6., 19:00 Uhr Nationaltheater Münchner Opernfestspiele Puccini: Tosca. Jonas Kaufmann, Kirill Petrenko (Leitung), Luc Bondy (Regie) Weitere Termine: 28.6., 1.7. Mi. 20.7., 20:00 Uhr Nationaltheater Münchner Opernfestspiele. FestspielGala. Jonas Kaufmann, Sinfoneiorchester des BR, Marco Armiliato (Leitung). Werke von Verdi, Puccini, Bizet u. a. online-Tipp
Für Jonas Kaufmann soll jeder Auftritt eine Sternstunde sein Das Video sowie weitere Konzerte auf: www.concerti.de/jonaskaufmann CD- & DVD-Tipps
Puccini: Nessun Dorma Jonas Kaufmann, Coro & Orchestra dell’Accademia Nazionale di Santa Cecilia, A. Pappano. Sony Verdi: Aida Anja Harteros, Jonas Kaufmann. Orchestra dell’Accademia Nazionale di Santa Cecilia, A. Pappano. Warner Puccini: La Fanciulla del West Jonas Kaufmann, Nina Stemme, Chor & Orchester der Wiener Staatsoper, Franz WelserMöst. Sony Classical Februar 2016 concerti 15
onlineshop : w w w.kpm-berlin.com kpm kĂśnigliche por zell a n-m a nufak tur berlin gmbh | w egelystr aĂ&#x;e 1 | 10623 berlin
Oper
Die interessantesten Inszenierungen und Künstler – wir stellen Ihnen das Wichtigste aus der Welt der Oper vor
Foto: Catherine Ashmore
Liebe zwischen Spiel und Ernst am Royal Opera House: Dyonios Sourbis und Carmen Giannattasio in Leoncavallos Pagliacci
18_Porträt Diva des 21. Jahrhunderts Die Sopranistin Carmen Giannattasio will keine singende Statue sein, sondern zuallererst eine Schauspielerin mit Kopf und Herz 20_Opern-Tipps
Das Best aus Musik- und Tanztheater – ausgewählt von unserem Experten Peter Krause 22_Kurz besprochen Online-Kritiken Auszüge aus unseren tagesaktuellen MusiktheaterRezensionen Februar 2016 concerti 17
Porträt
Diva des 21. Jahrhunderts Die Sopranistin carmen giannattasio will keine singende Statue sein, sondern zuallererst eine Schauspielerin mit Kopf und Herz. Von Peter Krause
Für die Italienerin kommt erst das Wort – und dann die Musik
Überhaupt definiert sich die Sopranistin, die in dieser Saison wieder an den europäischen Spitzenhäusern in Mailand, London und Barcelona auftritt, gar nicht an erster Stelle als Sängerin, sondern als „Schauspielerin, die singt.“ Den 18 concerti Februar 2016
seit den Urzeiten der Barockoper ausgefochtenen Streit zwischen Musik und Wort („prima la musica, poi le parole“) entscheidet sie präzise zugunsten des Wortes, dessen Bedeutungsschichten und kleinste Nuancen Sänger zu allererst zu durchdringen hätten. Erst aus diesem tiefen Verstehen entstünden für sie auf der Bühne szenische Impulse, glaubwürdige Gesten, echtes Leben. Sie wolle bloß keine klassizistische Statue sein, die wir anhimmeln müssten, der aber Atem, Blut und Tränen fehlten. Da seien für sie ihre einstigen großen Kolleginnen des Kinos eine deutlich größere Inspirationsquelle der Glaubwürdigkeit als die Monumenten ähnelnden Stehsänger, die mitunter auch heute noch italienische Opernbühnen zieren. Begeistert nennt sie etwa Anna Magnani und den von ihr gemeinsam mit Roberto Rossellini geprägten filmischen Neorealismus im Italien der 40er und 50er Jahre, aber auch den Stummfilm oder die Meisterwerke von Ingmar Bergman bis hin zu David Lynch.. Die sängerdarstellerische Dichte, mit der Giannattasio jüngst die erotisch unbefriedigte, aus ihrer Ehe ausbrechende Nedda in Leoncacallos Bajazzo – das Musterbeispiel der naturalisti-
schen Spielart der Oper – in Covent Garden zu einer Frau der Gegenwart machte, bewies ihre Überzeugung: „Die Geschichte hat mit uns zu tun, mit den familiären Tragödien und sexuellen Übergriffen, den Morden und Selbstmorden, das ist alles erschreckend aktuell und wahr.“ Erstaunlicherweise gab sie mit der Nedda ihr Rollendebüt im Verismo – vokal zu Hause ist die 40-Jährige eigentlich im Belcanto Rossinis und Donizettis sowie im jugendlich-dramatischen VerdiFach. „Mutter Natur hat mir glücklicherweise diese breite Skala an stimmlichen Möglichkeiten geschenkt. Ich bin da durchaus eine Glücksspielerin, die auch mal was riskiert.“ Liebe zu hässlichen Klängen
Angesagt sind in der Opernszene heute freilich primär Spezialisten, die ihre eigene Marke am Kostüm tragen: Man ist entweder Koloraturengeläufigkeit pflegender Barocksänger, lyrische Innigkeit verströmende Mozartmeisterin oder dramatische Heldentöne stemmender Wagnerexperte. In ihrem Mut und ihrer Neugierde, Grenzen auszutesten, erinnerte Carmen Giannattasio einen Kritiker denn auch nicht zufällig an die Callas, die Bellinis Norma, Puccinis Tosca und
Foto: Victor Santiago
U
nweit der traumschönen Amalfiküste ist sie geboren, in Solofra, einem Nest in Kampagnien. Und Carmen Giannattasio ist Süditalienerin, durch und durch: Ihr Temperament ist eine Bombe, ihre Muttersprache Napoletanisch. Vielleicht klingt aber gerade deshalb ihr Italienisch, gleichsam ihre erste Fremdsprache, so gar nicht nach schlampigem Plapperton, sondern ist von wohldurchformter und durchdachter Klarheit. Ja, die sportlich drahtige, modern emanzipierte und zierliche junge Frau denkt, bevor sie spricht. Wenn eine Diva (wörtlich übersetzt) eine Göttliche ist, die – der Welt entrückt – über dem Hier und Jetzt schwebt, statt mit beiden Beinen auf der Erde zu stehen, dann ist Carmen Giannattasio das krasse Gegenteil einer solchen Primadonna, die zu zicken anfängt, wenn ihr die Argumente ausgehen.
Wagners Isolde in ein und demselben Sängerleben verkörperte und damit scheinbar mühelos von einem Opernstern und -stil zum nächsten hüpfte. Der bewusste Sprung von der agilen Höhe einer BelcantoKönigin Donizettis zur Brustimme einer Verismo-Partie von Leoncavallo hat für die singende Schauspielerin denn auch gar nichts Vulgäres. Vielmehr sei es zwingend notwendig, all die Schreie und schlimmen beleidigenden Worte, die Nedda für Tonio übrig habe, auch mit entsprechend dramatischen, der Sprechstimme nahen Akzenten aufzuladen. „Ich bevorzuge hier im Zweifel einen hässlichen Klang, der den ganzen Sinn des Dramas und der Szene in sich trägt, gegenüber einem puren Schönklang, der mir am Ende gar nichts erzählt und mich im Herzen nicht berührt.“ Irgendwann werde sie sich auch an Puccinis Tosca wagen, die nach dem Duett mit dem adligen Vergewaltiger Scarpia in ihrem abgrundtiefen Verletztsein gar zur Mörderin wird: „Da kann man doch als Sängerin nun wirklich keinen schönen Klang produzieren!“ Sie habe gelernt, dass selbst eine Norma, mit der Giannattasio jetzt in München in der einst für Edita Gruberova maßgeschneiderten Inszenierung ihr Europadebüt gibt, nicht dem Idealbild der puren Schönheit einer Joan Sutherland zu entsprechen habe, sondern „voller Blut und Leidenschaft zu singen“ sei. Solch musiktheatralische Unbedingtheit vermisst sie derzeit auch in ihrer Heimat, dem Mutterland der Oper. „Schlimm, richtig schlimm“ stehe es um die hei-
Wider die Musealisierung der Oper: Carmen Giannattasio ficht für Blut und Leidenschaft auf der Bühne
lige Gattung in Italien, in der Opern, doch es geht mir zu oft nur mehr alte Traditionen ge- nur darum, auf provokative pflegt und am Ende doch allein Weise eine ganz andere GeSchlamperei herrsche – die schichte zu erzählen, der BeScala in Mailand sei mit oft- deutung und Sinn sowie der mals interessanten Inszenie- Bezug zu Libretto und Musik rungen da eine der wenigen fehlen“, kritisiert Giannattasio. Ausnahmen. „Wir haben die „In einem Rigoletto aber, der auf Oper erfunden und danach in dem Planeten der Affen spielt, den Rest der Welt exportiert. singe ich nicht.“ Wenn Sie aber heute einen Italiener fragen, wer La Traviata opern-TIPPs komponiert habe, Verdi oder Puccini, werden beide Namen Berlin zu 50 Prozent genannt...“ Das Mi. 23.3. & Sa. 26.3., 19:30 Uhr sei nicht nur ein Trauerspiel, Deutsche Oper Leoncavallo: Der Roberto Rizzi Brignoli sondern vor allem ein kultur- Bajazzo. (Leitung), David Pountney (Regie) politisches und ein BildungsMünchen problem. „Ich liebe mein Land, Sa. 27.2., 19:00 Uhr Nationaltheater das uns Künstler aber letztlich Bellini: Norma. Paolo Carignani in die Emigration treibt – die (Leitung), Jürgen Rose (Regie) Engländer nennen diese Ab- Weitere Termine: 1. & 4.3. wanderung brain drain.“ CD-Tipp Meinungsstark gibt sich die denkende Diva des 21. JahrhunDonizetti: Caterina derts aber auch, wenn es um Cornaro Carmen Giannattasio, BBC das hierzulande allein seligmaSingers & Symphony chende Regietheater geht. „Ich Orchestra, David Parry (Ltg.). OperaRara bin für die Aktualisierung alter Februar 2016 concerti 19
OPERN-Tipps Ausgewählt von unserem Experten Peter Krause
BERLIN FR. 19.2.2016
Die Last des ewigen Lebens Oper Ein Menschenexperi-
Janáček: Die Sache Makro pulos Deutsche Oper Berlin. Donald Runnicles (Leitung), David Hermann (Regie). Weitere Termine: 25. & 28.2., 27. & 30.4.
Setzt seinen Janáček-Zyklus fort: GMD Donald Runnicles 20 concerti Februar 2016
Verspricht beste Akustik: die Holzkonstruktion der Opéra des Nations GENF MO. 15.2.2016
Weltentheater in Holz Oper David Bösch inszeniert Händels Meisterwerk
Alcina in Europas neuester Opernscheune
R
ichard Wagner wäre begeistert: Unweit der Vereinten Nationen, dem Herz der internationalen Organisationen, ist die Opéra des Nations entstanden – gar nicht als Prachtgemäuer für die Ewigkeit, sondern als akustisch vorzügliche Holzkonstruktion, in die das ehrwürdige Grand Théâtre de Genève für zwei Jahre umzieht, während das historische Haus an der Place de Neuve umfassend renoviert wird. Genfs neue Opernscheune folgt der Architektur des Interimshauses der Pariser Comédie-Française: Dort hatte man mit dem Théâtre Éphémère beste Erfah-
rungen gemacht. Anders als das kleinere Theatergebäude verfügt die Opéra des Nations über 1110 Plätze und einen 66 Musiker fassenden Orchestergraben. Intendant Tobias Richter legt passend zum Raum einen Schwerpunkt auf die Barockoper. Wenn die „Bretterbude“ tatsächlich so gut klingt, sollte sie vom späteren Niederbrennen ebenso verschont bleiben wie das Bayreuther Festspielhaus. Händel: Alcina Grand Théâtre de Genève. García Alarcón (Leitung), David Bösch (Regie). Weitere Termine: 17., 19., 21., 23., 25., 27. & 29.2.
Fotos: PabloCastagnola, Samuel Rubio, Fernando Marcos, Kirsten Nijhof
ment vor über 300 Jahren bescherte ihr ein unnatürlich langes Leben: In der Sängerin Emilia Marty scheint die Sehnsucht nach Unsterblichkeit erfüllt, doch jetzt sucht sie verzweifelt über die ewige Leere des Daseins nach dem alten Rezept. In der einstigen Paraderolle der Anja Silja debütiert nun mit Evelyn Herlitzius eine der weltweit führenden Heldinnen von Wagner und Strauss – eine Hochdramatische, die es liebt, an Grenzen zu gehen und sich hineingraben wird in das Schicksal einer Frau, die zugleich magische Anziehungskraft und abstoßende Kälte verströmen muss.
BREMEN SA. 13.2.2016
Weitere Tipps
Expressionistische Wucht Oper Jungregisseur Paul-Georg Dittrich debütiert
Leipzig
Lobgesang
in Bremen mit Bergs emotional prallem Werk
E
rst 2011 schloss Paul-Georg Dittrich sein Regiestudium an der Theaterakademie Hamburg ab. Doch längst werden seine Inszenierungen von Augsburg über Frankfurt bis nach Berlin für ihre provokative Präzision gelobt, für ihr Jonglieren mit audiovisuellen Gestaltungsmitteln und ihre poetische Kraft. „Ich verstehe es als meine primäre Aufgabe, aus dem Geist der Musik und dem Drama unsere Wirklichkeit zu hinterfragen, das klassische Spartendenken aufzu-
brechen, Erzählkontinuitäten zu sprengen und Inszenierungen performativ aufzuladen“, sagt der Regisseur über sein Selbstverständnis. Alban Bergs Büchner-Oper mit ihrer emotional prallen expressionistischen Wucht über einen Außenseiter, der sich wehrt, sollte Dittrich da für sein BremenDebüt gerade recht kommen.
Sa. 6.2., 19:00 Uhr Oper Leipzig Die sinfonische Kantate des Wahl-Leipzigers Felix Mendelssohn inspiriert Ballett-Chef Mario Schröder zu seiner neuen Choreografie
Berg: Wozzeck Theater Bremen. Markus Poschner (Leitung), Paul-Georg Dittrich (Regie). Weitere Termine: 20.,25. & 28.2., 4., 9, 20. & 28.3.
Sa. 6.2., 19:30 Uhr Nationaltheater Nach ihrer Berliner Inszenierung von Wagners Meistersingern wagt sich Andrea Moses an die andere deutsche Nationaloper: Webers Freischütz lässt sie in der Zukunft spielen
Weimar
Der Freischütz
Gera
JenŮfa
BERLIN SO. 14.2.2016
Ausweglose Abgründe Ballett Nacho Duato vertanzt in Berlin die
Folgen des Terrors von Madrid
A
ls 2004 in Madrid morgendliche Pendler terroristischen Bombenanschlägen zum Opfer fielen, entstand das Ballett Herrumbre von Nacho Duato – der Choreograf wohnte damals unweit einem der Anschlagsorte. Unter diesen Eindrücken machte er die ausweglosen Abgründe menschlichen Schmerzes zum Thema einer Choreografie: Unerbittlich zeichnet D uato Spuren erlebten Schmerzes mit den Duato: Herrumbre Staatsoper Berlin im Schillertheater. Nacho Duato (Choreografie). Weitere Termine: 16., 18., 21., 26. & 28.2.
Mitteln des Tanzes nach. Fahles Licht und beängstigende Schatten legen sich über das scharfkantige metallische Bühnenbild des Architekten Jaffar Chalabi. Zugleich formuliert Duoto einen Aufruf zur Wahrung der menschlichen Würde.
So. 7.2., 18:00 Uhr Bühnen der Stadt Gera Nach den Jahren als künstlerischer Leiter der Berliner Kammeroper inszeniert Kay Kuntze nun als Generalintendant von Altenburg und Gera Köln
Jeanne D’Arc So., 14.2., 18:00 Oper Köln (Staatenhaus Tatjana Gürbaca führt Regie in der Kölner Erstaufführung von Walter Braunfels‘ Oper um die jungfräuliche Kriegerin Göteborg
Northern (De)Lights Fr. 26.2., 19:00 Uhr Göteborgs Operan In Zeiten neuer Grenzen ist Tanzchefin Adolphe Binder dem Gemeinsinn auf der Spur – ihr Motto: „All together now“
Nacho Duato spürt dem Schmerz im Angesicht des Schreckens nach
Weitere Tipps, Termine, Tickets und mehr: www.concerti.de
Die Rezension zum Tipp: Über alle Premieren mit diesem Zeichen berichten wir tagesaktuell. Sie finden diese und weitere Kritiken online: www.concerti.de/oper Februar 2016 concerti 21
Kurz Besprochen
Online-Kritiken Auszüge aus unseren tagesaktuellen Musiktheater-Rezensionen. Weitere finden Sie unter: www.concerti.de/oper
HAMBURG 9.12.2015
LONDON 13.12.2015
Es war einmal ... der amerikanische Traum
Entrückt in die Ewigkeit des Künstlerhimmels
Krimi des ganz normalen Lebens
Harbison: The Great Gatsby Semperoper. Wayne Marshall (Leitung), Keith Warner (Regie), Maria Bengtsson, Peter Lodahl, Raymond Very, John Chest
Neumeier: Duse Hamburgische Staatsoper. Simon Hewett (Leitung), John Neumeier (Choreografie, Bühne, Licht & Kostüme) Weitere Termine: 31.1., 15.7.
Mascagni: Cavalleria Rusticana Leoncavallo: Pagliacci Royal Opera House Covent Garden. Antonio Pappano (Leitung), Damiano Michieletto (Regie), Dmitri Platanias
Oper Fitzgeralds Jahrhundert roman feiert als Oper Europapremiere, Komponist John Harbison ist eigens aus den Staaten angereist: ein transatlantisches Projekt. Die Staatskapelle lässt nichts unversucht, die handwerklich formidabel gearbeitete Partitur zu der ihren zu machen: Die bronzeschillernd abgetönten Holzbläser zaubern Richard Strauss-Momente. Harbison freilich klingt sehr amerikanisch, nimmt großzügig Anleihen an der Tanzmusik der Roaring Twenties. Wenn Daisy und Gatsby ihre verflossene Liebe heraufbeschwören, hören wir indes eine leichtgängig verfeinerte, glitzernde Sehrspätromantik. Nur Regisseur Keith Warner bleibt zu dekorativ diskret: Ein paar dekonstruierende Fragezeichen zur Schärfung des kritischen Blicks auf den Amerikanischen Traum hätten dem Abend gut getan. (PK)
Ballett Sie besitzt Aura und Anmut, die italienische Primaballerina Alessandra Ferri. John Neumeier konnte die strenge Schöne überreden, den selbst gewählten Abschied von der Bühne für ihn zurückzunehmen. Nun gibt die Ferri die Duse, ihre Landsfrau aus dem Stiefelstaat und bedeutendste Schauspielerin an der Wende zum 20. Jahrhundert. Im langen ersten Teil sind die bis zu ihrem Tod führenden Szenen eines Schauspielerinnenlebens geschickt gebaut, Neumeier reiht allerhand Versatzstücke seiner Tanzkunst aneinander. Ein großes Ganzes ergibt sich dennoch nicht. Die Zugabe hernach ist ein traumschönes Verlegenheitsende, purer NeumeierÄsthetizismus. Ihre vier Männer tragen die geliebte Frau auf Händen, die schöne Seele erhält Flügel, wird in die Ewigkeit eines Künstlerhimmels entrückt. (PK)
Oper Wenn die Oper des Verismo der brutalen Wirklichkeit den Spiegel vorhält, ohne mit Theaterschminke zu verkleistern, was im wahren Leben so los ist, dann gelingt diese Absicht der naturalistischen Spielart des Musiktheaters hier vortrefflich. Damiano Michieletto schaut sehr genau hin, wie eine Dorfgemeinschaft auch heute noch auf das reagiert, was nicht sein darf, aber immer so war. Die Besetzung ist Weltklasse: Aleksandrs Antonenko ist mit dem fest fokussierten Metall seines Heldentenors ein Canio alter Schule, Carmen G iannattasio als Nedda eine modern emanzipierte Frau, die sie in einer emotional ungemein dichten Darstellung lebendig werden lässt. Antonio Pappano unterstreicht mit elektrifizierender Glut seinen Rang als einer der bedeutendsten Operndirigenten unserer Zeit. (PK)
22 concerti Februar 2016
Fotos: Daniel Koch, Holger Badekow, Catherine Ashmore
DRESDEN 6.12.2015
Hessen Das Musikleben in Hessen im Februar
2 Isabelle van Keulen
Fotos: Marco Borggreve, (2) Nikolaj Lund, Jordi Savall
… schwärmt für Tango
8 Bertrand Chamayou
… pflegt den leuchtenden Klang
4 Jordi Savall
… erinnert an Vergessenes
10 Pierre-Laurent Aimard
… verknüpft Neues mit Altem
2_Porträt Wie klingt die Farbe Blau? Isabelle van Keulen spielt Geige wie Bratsche. Vor allem
aber setzt die sportbegeisterte Niederländerin beim Musizieren auf Farbenreichtum – nur Grün mag sie nicht 4_Interview »Schöne Musik zu entdecken ist immer ein Geschenk« Der Gambist Jordi Savall über zärtliche Klänge, Zen-Meditation und die Lust des Entdeckens 8_Porträt »Bei Ravel bin ich zu Hause« Der französische Pianist Bertrand Chamayou hat sich international einen Namen erspielt 10_Regionale Tipps So klingt Hessen! 18_ Klassikprogramm concerti 02.16 Hessen 1
porträt
Wie klingt die Farbe Blau? Isabelle van Keulen spielt Geige wie Bratsche. Vor allem aber setzt die sportbegeisterte Niederländerin beim Musizieren auf Farbenreichtum – nur Grün mag sie nicht. Von Stefanie Paul
Foto: Nikolaj Lund
Keine wallende Mähne, keine prächtige Robe: Isabelle van Keulen liebt die Strenge
2 Hessen concerti 02.16
M
it einer Lüge fing alles sich die blonde Musikerin. Was an. Damals in Salz- wohl vor allem daran liege, dass burg, während des sie nie Unterricht darauf geStudiums. Isabelle van Keulen habt habe. Eben diesen hatte studierte in einer Klasse mit sie aber auf der Violine erfahdem berühmten Hagen-Quar- ren – und das in sehr eindringtett. Die vier planten gerade ein licher Art und Weise. „Ich hatKonzert mit Tabea Zimmer- te eine wirklich sehr strenge mann. Doch dann erkrankte Geigenlehrerin“, erinnert sich die Musikerin überraschend, van Keulen. und dem Quartett fehlte plötzlich eine Bratsche. „Da habe ich Ein Leben zwischen London, einfach geblufft und erzählt, Hannover und Luzern ich könne auch Bratsche spie- Noch heute kann sie deren len“, erinnert sich Isabelle van Stimme hören, wie sie herumKeulen lachend. Sie sitzt in mäkelt und kritisiert – noch einem Café in der Viersener einmal, von vorne, wiederhoInnenstadt, trinkt einen dop- len, schneller, besser, präziser. pelten Espresso mit heißer Lange habe die Lehrerin wie Milch und erzählt gut gelaunt ein böser Geist auf ihrer Schuldie abenteuerliche Geschichte, ter gesessen – selbst dann noch, warum sie heute nicht nur eine als sie schon eine gefeierte Weltklasse-Geigerin ist, son- Geigerin war. Es hat gedauert, dern nebenbei auch noch her- bis sie diesen bösen Geist wievorragend Bratsche spielt. Das der losgeworden ist. Doch mit Quartett fiel damals auf den der Freude an der Bratsche hat Bluff herein. Und das, obwohl sie sich peu à peu auch die die Niederländerin seinerzeit Freude an der Geige zurückerweder eine eigene Bratsche obert. Zurückerspielt. Über besaß noch den entsprechen- ihre Art zu spielen sagt die den Notenschlüssel lesen konn- Musikerin selbst, sie sei stets te. „Ich musste mir also schnell nah am Text – und ihr Spiel sei ein Instrument leihen und farbenreich. „Farbe ist in der dann auch noch die Noten in Musik sehr wichtig“, erklärt die den Violinschlüssel umschrei- zweifache Mutter, die hin und ben“, erinnert sich die Geigerin. her pendelt zwischen London Das Konzert wurde ein voller – wo ihre Kinder leben – und Erfolg – und Isabelle van Keu- Hannover, wo ihr Lebensgelen hatte eine neue Liebe ge- fährte sein Zuhause hat. Seit funden. einigen Jahren unterrichtet van Keulen zudem an der MusikDer böse Geist der hochschule in Luzern. Um strengen Geigenlehrerin möglichst zeitsparend dorthin Seit damals hat es ihr die Brat- zu gelangen, hat van Keulen sche angetan. Vor allem des- eine neue Reisemethode für halb, weil das Instrument für sich entdeckt: den Nachtzug. sie eine bis dahin unbekannte Nach einem Konzert, sei es nun Freiheit bedeutete: eine völlig in Darmstadt, Dortmund oder neue Erfahrung. Ja, die Brat- Düsseldorf, steige sie ein, fahre sche sei für sie ein gänzlich die Nacht durch und könne am unbelastetes, ungezwungenes nächsten Tag morgens mit dem Instrument gewesen, erinnert Unterricht beginnen.
In diesen Stunden sucht die Tochter eines Malers dann gerne den Vergleich mit der Malerei. Wie spielt man die Farbe Rot oder die Farbe Blau? „Wir haben alle eine andere Vorstellung davon“, sagt die Künstlerin. Für sie selbst habe etwa der Ton h die Farbe Rot. Eine sei gelb. Ein Ton mit einem b davor bekäme bei ihr die Farbe Grün verpasst – „ich mag kein Grün“, sagt van Keulen und lacht. Doch nicht nur ob dieser Farbenlehre ist die Geigerin anders als andere Klassik-Stars. Man sieht sie auch nicht mit wildromantisch-verträumtem Blick und wallendem, langem Haar. Ihre CD-Covers sind nüchtern, streng und puristisch, oft in der Farbe Schwarz gehalten – ganz so wie es der sportbegeisterten Musikerin gefällt. Sie hat ihren Weg gefunden, hat ausprobiert und experimentiert, Fehler gemacht und daraus gelernt. Und die Dinge, die ihr nicht gefielen, habe sie „eliminiert“. Das sei bisher immer ihr Weg gewesen. Ein ebenso eigener wie erfolgreicher Weg. Konzert-TIPP
Darmstadt So. 7.2., 11:00 Uhr & 8.2., 20:00 Uhr Staatstheater Isabelle van Keulen (Violine), Das Staatsorchester Darmstadt, Will Humburg (Leitung). Ligeti: Zwei Préludes und Interlude aus „Le Grand Macabre“, Normann: Drip Blip Sparkle Spin Glint Glide Glow Float Flop Chop Pop Shatter Splashjean, Sibelius: Violinkonzert d-Moll op. 47, Strauss: Don Juan op. 20 & Till Eulenspiegels lustige Streiche op. 28 CD-Tipp
Beethoven: Sämt liche Violinsonaten Isabelle van Keulen (Violine), Hannes Minnaar (Klavier). Challenge Classics concerti 02.16 Hessen 3
Interview
»Schöne Musik zu entdecken ist immer ein Geschenk«
Foto: Felix Broede
Der Gambist Jordi Savall über zärtliche Klänge, Zen-Meditation und die Lust des Entdeckens. Von Arnt Cobbers
4 Hessen concerti 02.16
A
uch mit 74 Jahren absolviert Jordi Savall ein enormes Arbeitspensum. Die meiste Zeit des Jahres ist er als Gambist und Dirigent unterwegs in aller Welt. Daneben leitet er mehrere Ensembles und eine Schallplattenfirma, gibt Meisterkurse, forscht nach neuen Werken, entwickelt Projekte, lehrt an der Juilliard School in New York, produziert Hörbücher, komponiert. Und doch nimmt er sich, morgens beim Frühstück in seinem Berliner Hotel, Zeit für ein Interview – und wirkt dabei sehr entspannt. Herr Savall, Sie haben Cello studiert, sind dann zur Gambe gewechselt. Was hat die Gambe, was das Cello nicht hat?
Cello wurde immer gespielt, die Gambe war verschwunden. Das heißt, man musste sie wiedererwecken, sie retten – eine faszinierende Aufgabe für einen jungen Musiker. Zweitens: Die Gambe hat ein ganz besonderes Repertoire, hochinteressant von seiner musikalischen zur Person
Inspirierte Zeitreisen mit seiner Gambe unternimmt Jordi Savall seit mehr als 50 Jahren. 1941 in Igualada geboren, hat der Katalane mehrere Ensembles gegründet, die sich an der histori schen Aufführungspraxis orientieren. Als Solist, Dirigent und unermüdlicher Forscher setzt Savall sich auch für die Wiederentdeckung der Alten Musik seiner iberischen Heimat ein. Er hat mehr als 230, vielfach preisgekrönte Alben aufgenommen.
Qualität und von seiner Bedeutung her. Über die Cello-Bibliothek von Schott habe ich Trans kriptionen alter Gambenliteratur kennengelernt. Dann bin ich in ein Musikgeschäft in Barcelona gegangen, habe dort nach Gambenmusik gesucht und sie gespielt – ich fand diese Werke toll. Auf dem Konservatorium musste ich Brahms, Beethoven, Boccherini, Schumann usw. spielen, aber als ich fertig war mit dem Studium, habe ich mich frei gefühlt, weiterzuforschen. Über Freunde bin ich zufällig an eine Gambe gekommen und habe sofort den Unterschied gemerkt: Ein Cello hat ja vier Saiten, die sehr stark gespannt sind, eine Gambe hat sechs oder sieben Saiten, viel weniger stark gespannt und in Terz- oder Quartstimmung. Das ist praktisch eine Laute mit Bogen. Diese sehr intime Mischung von einem Harmonie- und einem MelodieInstrument hat mich fasziniert und fasziniert mich immer noch. Dieser Klang, der zärtlich ist, aber reich an Farben und Harmonien, gespannt, aber trotzdem locker – das ist die Gambe. Das Cello hat eine wunderbare Stimme, aber mehr wie ein Operntenor. Die Gambe dagegen kann sprechen, kann flüstern. Haben Sie das Cellospiel ganz aufgegeben?
Ich habe keine Zeit, Cello wirklich zu üben. Als Gustav Leonhardt „La petite bande“ gegründet hat, waren wir drei Cellisten: Anner Bylsma, Wieland Kuijken und ich. Aber als ich mein eigenes Ensemble „Hesperion“ gegründet habe und begann, die verschiedenen Gamben-Instrumente zu erfor-
schen, habe ich aufgehört. Diskant-Gambe, Alt-Gambe, Bass-Gambe, Lyra-Viol, Rebec, Rebab, Vielle ... – das wird zu viel, da muss man sich spezialisieren. Sind Sie Instrumentensammler?
Nein, ich habe nie ein Instrument gekauft, das ich nicht auch spielen wollte. Ein In strument ist für mich etwas Lebendiges. Ein anderer Cellist, der die Alte Musik für sich entdeckt hat, hat später nur noch als Dirigent gearbeitet: Nikolaus Harnoncourt. Sie aber blieben der Gambe treu – warum?
Nikolaus Harnoncourt gehört der ersten Generation an. Er hat zwar auch Gambe gespielt, aber das war nie sein größtes Interesse. Bei mir stand immer die Gambe im Mittelpunkt. Das Dirigieren ist mit dem Repertoire hinzugekommen, bei Monteverdis Marienvesper zum Beispiel musste ich dirigieren. Wenn ich allein bin mit meinem Instrument, ist die Musik zu hundert Prozent von mir. Wenn ich dirigiere, machen die Musiker vieles für mich. So total mit der Musik in Verbindung zu sein, ist fantastisch. Man entscheidet jede Atmung, jeden Ton, jede Artikulation – alles. Ein schwerer Tag, an dem ich komplizierte Probleme zu lösen habe, fängt für mich an mit einer halben Stunde mit meiner Gambe. Ich spiele eine BachSarabande oder ein Stück von Marin Marais, und da bekomme ich eine wahnsinnige Energie, das ist wie eine ZenMeditationsstunde, man befreit sich von allen Problemen. concerti 02.16 Hessen 5
Interview
Viele Dirigenten der Alten Musik erobern sich mit der Zeit das 19. und 20. Jahrhundert. Warum ziehen Sie eine klare Grenze?
Wie viele von diesen Musikern machen ganz frühe Musik? Das Leben ist zu kurz, um eine so große Zeitspanne intensiv zu erforschen. Und als Spanier, als Katalane habe ich eine starke Verbundenheit zu jenen Zeiten, als unsere Musikkultur sehr universell war. Diese frühe Zeit ist sehr reich, sehr bereichernd – und sehr unbekannt. Dagegen kennen wir das 19. Jahrhundert ziemlich gut. Es wäre ein Unsinn, wenn ich viel Zeit verwenden würde auf etwas, das viele Leute machen. Außerdem habe ich ja die Eroica, das Mozart-Requiem, die Sieben letzten Worte von Haydn usw. aufgenommen. Die Alte Musik ist ganz anders organisiert als die traditionelle Orchesterlandschaft. Die Musiker sind Freiberufler, die Dirigenten müssen ihre eigenen Ensembles gründen ...
Und das ist nicht richtig! Dass die Sinfonieorchester überall zu hundert Prozent vom Staat finanziert werden und die Musiker, die forschen und Neues entdecken, mit kleinen Subventionen und hohem Risiko überleben – das ist nicht richtig. Wäre es ein Ideal, wenn es in den Musikzentren feste AlteMusik-Ensembles gäbe, und Sie könnten von Ensemble zu Ensemble reisen?
So müsste es aussehen! Oder es müsste in jeder Stadt einen festen Platz für die repräsentativen Ensembles für Alte Musik geben. Denn die erfül6 Hessen concerti 02.16
len eine sehr wichtige Aufgabe: Sie sorgen dafür, dass die Musik von Mittelalter, Renaissance und Barock heute noch hörbar ist. Das sollte nicht nur einer Privat-Finanzierung überlassen sein. Stellen Sie sich vor, man würde nur noch Museen, die moderne Kunst und Werke des 19. Jahrhunderts zeigen, subventionieren, und die Pflege der älteren Kunst überlassen wir Privatleuten – das wäre inakzeptabel.
»Das Konzert wird besser, wenn wir nicht viel proben« Es frisst doch sicher viel Zeit und Energie, Ensembles zu gründen und zu organisieren.
Ja, aber das ist die einzige Möglichkeit, solche Projekte zu machen. Wir haben unsere Ensembles ja gegründet, um ein bestimmtes Repertoire zu machen: Hesperion für die Mittelalter- und Renaissance-Musik, die Capella Reial für Vokalmusik, besonders spanische und italienische, Le concert des nations für Orchestermusik des 17. und 18. Jahrhunderts. Wir haben über 200 Schallplatten produziert, mit Musik vom 8. bis ins 19. Jahrhundert – und das war nur möglich, weil wir die Kontrolle über die Ensembles hatten und weil wir mit einigen Musikern schon seit 1976 zusammenarbeiten. Das ist auch eine Erklärung dafür, warum wir so viele Projekte und so viele Konzerte machen können. Für ein Konzert mit Musik aus Istanbul am Abend um acht fangen wir um drei an zu proben – und das
auch nur, weil wir einen Soundcheck machen müssen. Wir haben das Programm gut vorbereitet, wir haben schon über 20 Konzerte gespielt, wir kennen uns gut – das Konzert wird besser, wenn wir nicht zu viel proben. Wie viel ist denn wirklich notiert, wie viel ist improvisiert?
Jede Epoche hat ihre Regeln und ihren Stil. Bei einer Cantiga zum Beispiel haben wir die Melodie in der originalen Notation und die Texte. Und dann organisieren und proben wir den Ablauf: Die erste Strophe machen wir mit Stimme und Laute, in der zweiten kommt die Vielle dazu oder die Flöte, in der dritten das Schlagzeug – wir organisieren das Stück, aber es wird keine Note aufgeschrieben. Was wir dann spielen, kommt natürlich aus dem Wissen über diesen Stil und aus unserer Erfahrung. Klingt es dann, wie es vor hunderten von Jahren geklungen hat?
Da muss man unterscheiden: Wir versuchen in dem Stil der Zeit zu spielen, soviel wir darüber wissen. Und wir benutzen die Instrumente, die man damals gespielt hat. Aber die musikalische Kreativität ist natürlich die von heute, wir Musiker sind Leute von heute. Aber was den Stil angeht, sind Sie sich sicher?
Oh ja. Ich bin an der Hochschule ziemlich schnell vom zweiten ins achte Semester gesprungen und da habe ich gedacht: Jetzt mache ich meine Abschlussprüfung, und
dann fahre ich nach Hause. Aber dann bin ich meinem Professor begegnet. Aber was den Stil angeht, sind Sie sich sicher?
Absolut! Sehr vieles ist belegt in den Quellen. Aber Musik ist keine absolute Wissenschaft, es gibt keine Wahrheit, wir Menschen sind immer subjektiv. In einer Kirche nehmen wir ein anderes Tempo als in einem Theatersaal – die Musik ist immer verschieden. Das Wichtige ist: In dem Moment, in dem man Musik macht, muss das, was man gelernt hat, so tief in einem sein, dass man nicht mehr darüber nachdenkt. Die Musik muss aus sich selbst heraus sprechen. Wenn Sie Ihre Muttersprache sprechen, kommen die Worte von selbst. Ich muss jetzt, wenn ich Deutsch spreche, manchmal nachdenken, wie sagt man das? Deshalb bin ich weniger schnell und präzis. Wenn ich ein Konzert gebe, muss ich versuchen, zu spielen, wie ich eine Muttersprache spreche. Sie machen viele CDs. Widerspricht das nicht dem improvisierten Charakter der Musik, dass die Hörer sich zu Hause nur immer wieder eine Version anhören können?
Ja, aber diese Fassung ist völlig improvisiert. Wir machen verschiedene Versionen und wählen die inspirierteste, die interessanteste aus. Die sind so verschieden, dass man sie nicht zusammenschneiden kann. Aber natürlich sind Konzerte etwas ganz anderes, sie sind immer eine Bereicherung. Ich würde es vergleichen mit den Trapezkünstlern
im Zirkus. Im Konzert haben aber auch: offen zu sein, neuSie kein Schutznetz, wenn Sie gierig zu sein. Ein Projekt wie runterfallen, sind Sie tot – da „Istanbul“ hat mich eine andedürfen Sie Ihr Leben nicht re, eine wunderbare Welt entriskieren. Im Studio können decken lassen, die ich nicht Sie es mehrmals versuchen, kannte. da können Sie mehr riskieren, und wenn es funktioniert, ist Die Neugierde hat Sie nie es fantastisch. Wir nehmen verlassen? unsere CDs oft in Kirchen auf, Eine schöne Musik zu entdeund wir arbeiten da von sie- cken ist immer ein Geschenk. ben Uhr abends bis sieben Die Geschichte zu studieren Uhr morgens. Wir lassen uns ist auch ein wunderbares GeZeit, wir probieren, wir war- schenk. Die größte Gefahr ten auf den Moment, wo sich unserer Welt sind Amnesie eine ganz besondere Stim- und Intoleranz. Und die Memung, eine Magie ergibt. Und dizin dagegen sind Gedächtdas ist oft um vier oder fünf nis und Diversität. Wir könUhr früh, wenn Sie schon to- nen keine Zukunft bauen, tal müde sind. Man braucht wenn wir vergessen haben. dann, wie die Franzosen sa- Wir haben furchtbare Dinge, gen, den supplément d’âme, aber auch schöne Dinge in man braucht dann mehr Geist. unserer Geschichte. Wir müsDa kommen eine Sensibilität, sen beide Seiten in Erinneeine Freiheit hinzu, das ist rung behalten. fantastisch, das kompensiert die Tatsache, dass kein Publikum da ist. Wir nehmen uns Konzert-TIPP diese Zeit. Das ist auch der Frankfurt Grund, warum wir unsere Mi. 24.2., 20:00 Uhr Alte Oper Schallplattenfirma gegründet Marc Hantaï (Flöte), Pierre Hantaï (Cembalo), Manfredo Kraemer & Riccardo haben. Seit Jahrzehnten wird schon in Archiven und Bibliotheken geforscht. Glauben Sie, dass noch große Meisterwerke zu entdecken sind?
Ich werde Ihre Frage in einem universellen Kontext beantworten. Wir sind jetzt an einem Punkt, wo wir bereit sind anzuerkennen, dass der Okzident kein Monopol auf große Meisterwerke hat. So viele Jahre haben wir gedacht: Die Welt ist das Abendland. Jetzt erst beginnen wir, auch die Schätze, die Schönheiten in anderen Kulturen zu entdecken. Und da gibt es noch viel zu entdecken. Das erfordert
Minassi (Violine), Le Concert des Nations, Jordi Savall (Leitung). Bach: Orchestersuiten Nr. 1 C-Dur BWV 1066 & Nr. 2 h-Moll BWV 1067, Cembalokonzert d-Moll BWV 1052, Konzert für zwei Violinen d-Moll BWV 1043 online-Tipp
Jordi Savall und sein Hesperion XXI beim Monteverdi Vivaldi Festival in Venedig Das Video sowie weitere Konzerte auf: www.concerti.de/savall CD-Tipp
La Lira d’Esperia Il Galicia – Musik aus Galizien Jordi Savall (Fidel, Rebec & Rebab), Pedro Estevan (Perkussion). AliaVox concerti 02.16 Hessen 7
Porträt
»Bei Ravel bin ich zu Hause« Der französische Pianist Bertrand Chamayou hat sich international einen Namen erspielt – nicht nur mit Musik seines Lieblingskomponisten. Von Katherina Knees Berühmt für seinen leuchtenden Klang: Dabei hatte es Bertrand Chamayou immer zu den dunklen Farben gezogen
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ertrand Chamayou ist ein leidenschaftlicher Stadtmensch. Gerade ist er aus New York zurückgekommen, die Koffer stehen noch
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unausgepackt in seiner Pariser Wohnung, doch trotz Jetlag plaudert er beim Interview fröhlich drauf los. Abends kommen noch Freunde, dann
kocht er – „das mache ich für mein Leben gern“. Mediterrane Küche, viel Gemüse, Gewürze, Fisch: In ihm weckt das Erinnerungen an seine unbe-
Foto: Marco Borggreve
schwerte Kindheit in Toulouse. Quartett. Er arbeitete mit verFrankreichs Süden ist seine schiedenen Komponisten zuHeimat, dort hat er noch eine sammen, reiste und schrieb zweite kleine Wohnung am selbst Musik. „Das war eine Meer, in Saint-Jean-de-Luz, tolle Zeit, aber es fehlte mir dem kleinen Örtchen, in dem auch eine Richtung, ein Fokus.“ Maurice Ravel geboren wurde. Dann, mit 27 Jahren, kam die „In der Musik von Maurice Ra- entscheidende Wende in seivel bin ich zu Hause“, schwärmt nem Leben, denn der Mann aus Chamayou. Ravels Musik be- Toulouse erlebte den Albtraum gleitet den Pianisten seit Kin- eines jeden Pianisten – er litt dertagen, jüngst hat er die unter einem neurologischen kompletten Solowerke des Problem in der rechten Hand. französischen Komponisten In der Krise liegt die Kraft – aufgenommen. Auf die Frage, wann er wusste, und die Fokussierung auf dass er sein Leben dem Klavier- das Wesentliche spiel widmen würde, sprudelt Eine Krise, die mittlerweile es aus Chamayou nur so her- zum Glück Vergangenheit ist aus: „Mit neun Jahren wollte – und, so sein selbstkritischer ich eigentlich Komponist wer- Blick zurück, ihm die große den. Wenn ich dazu komme, Chance bot, sich auf das zu dann schreibe ich auch jetzt besinnen, was für ihn im Lehin und wieder noch selbst, ich ben wirklich zählt. Heute, mit wünschte, ich hätte mehr Zeit bald 35 Jahren, geht Chamadafür!“ Der Pianist ist sich si- you besser mit sich selbst um, cher, dass ihn dies auch als haushaltet mit seinen Kräften. Solist prägt: Sitzt er vor einem „Ich spiele weniger Konzerte, Orchester, dann empfinde er bin dafür fokussierter und sich immer als ein Teil des Gan- konzentrierter, lege mehr zen, höre jede einzelne Stimme Wert auf die Qualität.“ im Orchester und versuche, Und ihm ist wichtig, dass es seinen Klang zu integrieren auf der Bühne wirklich „klick“ und nicht als Solist vorneweg macht – mit dem Publikum zu spielen. Überhaupt habe er und mit den anderen Musigar nicht unbedingt eine solis- kern. In einem richtig guten tische Laufbahn einschlagen Konzert müsse etwas passiewollen, das sei eher ein Zufall ren, das über das Spielen der gewesen – sein Erfolg lässt ihn Töne hinausgehe: „Es muss denn bis heute noch staunend eine Energie zwischen Solist und Publikum entstehen.“ Das schmunzeln. ist das, was er heute Abend Vom Allesspieler für Abend sucht. zum Ravel-Spezialisten Längst hat sich Chamayou bei Denn damals, vor mehr als ei- dieser Suche über Frankreich nem Jahrzehnt, spielte Chama- hinaus einen Namen gemacht, you praktisch alles, was ihm besonders bekannt ist er für unter die Finger kam. Von seinen ganz eigenen hellen Mozart, Beethoven, Brahms Klang. „Kleine Mädchen mit und Bartók bis hin zu zeitge- lockigen Haaren wollen gerne nössischer Musik, außerdem glatte Haare haben, und Mädviel Kammermusik: Duo, Trio, chen mit glatten Haaren wün-
schen sich Locken“, erklärt der Musiker und lacht. Denn bei ihm waren es früher eben nicht seine Haare, sondern sein Klang, der ihm Kopfzerbrechen bereitete: Setzte er sich an die Tasten, so klang es von Natur aus erstmal hell und klar. Und weil man eben immer das reizvoll findet, was man nicht hat, faszinierte Bertrand Chamayou bei anderen Pianisten am allermeisten ein dunkler, satter Klang. Er versuchte, das nachzuahmen – doch es klang in seinen Ohren gekünstelt und verstellt. Als junger Mann ließ ihn das verzweifeln – heute ist er froh darüber, diesen besonders hellen und leuchtenden Klang mit hohem Wiedererkennungswert zu haben. „Auch das gehört zum Erwachsenwerden dazu“, findet er. „Man kann sich selbst mehr nehmen, wie man ist.“ Konzert-TIPP
Wiesbaden Mo. 29.2., 20:00 Uhr Kurhaus (Friedrich-von-Thiersch-Saal) Bertrand Chamayou (Klavier), Niederländisches Kammerorchester, Gordan Nikolic (Leitung). Mozart: Klavierkonzert Es-Dur KV 449, Liszt: Malédiction, Schubert/Mahler: Der Tod und das Mädchen online-Tipp
Bertrand Chamayou spielt Schubert/ Liszts „Auf dem Wasser zu singen“ Das Video sowie weitere Konzerte auf: www.concerti.de/chamayou CD-Tipp
Ravel: Das komplette Klavierwerk (für Soloklavier) Bertrand Chamayou (Klavier). Erscheint bei Erato am 19.2. concerti 02.16 Hessen 9
So Klingt … Hessen. Die wichtigsten Termine im Februar, ausgewählt von der concerti-Redaktion
Wenn Altbekanntes auf einmal ganz neu klingt Frankfurt Im Beethoven-Zyklus des hr präsentiert
Pierre-Laurent Aimard seine Sicht auf den Klassiker
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er Scherbenhaufen war groß. Dabei hatte der Abend so stilvoll begonnen, war das Konzert im Hause Pierre-Laurent Aimards bei der kleinen Gesellschaft auf Begeisterung gestoßen. Allenthalben herrschte ausgelassene Stimmung – bis plötzlich mit einem großen Knall das Büffet zusammenbrach. Gläser und Teller rauschten zu Boden, die Gäste erstarrten vor Schreck. Nur einer blieb gelassen, beob-
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achtete das Geschehen aus der Distanz: der Hausherr. Mit einem Blick hatte Aimard erkannt, dass niemand zu Schaden gekommen und kein größeres Unglück geschehen war, die Servicekräfte rasch alles wieder im Griff hatten. Erfassen, durchdringen, begreifen: Kaum ein anderer Pianist hat sich diese Gaben für sein Klavierspiel derart zu Nutze gemacht wie Aimard. Akribisch ergründet der 58-Jährige
Klangbeziehungen, lotet Farben und Artikulationsformen bis an ihre Grenzen aus, durchdringt selbst komplizierteste Partituren. So auch Beethoven: Vor gut einem Jahrzehnt hat der Moderne-Spezialist dessen Klavierkonzerte erstmals mit Nikolaus Harnoncourt hinterfragt – um sich dann mit Köpfchen durch die fünf Klassiker zu spielen. Und hat grandios, nobel, fast beiläufig gezeigt, dass selbst Altbekanntes wie frisch komponiert klingen Christoph Forsthoff kann. Do. 11.2., 20:00 Alte Oper Pierre-Laurent Aimard (Klavier), hr-Sinfonieorchester, Andrés OrozcoEstrada (Leitung). Beethoven: Sinfonien Nr. 1 & 3 & Eroica-Variationen, Stockhausen: Klavierstück XI
Fotos: Marco Borggreve/DG, Barbara Aumüller, Philippe Gontier
Kluger Partiturendeuter: Pierre-Laurent Aimard
Clash der Kulturen Wiesbaden Puccinis Madama Butterfly
als kolonialistischer Spiegel der Gegenwart
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er Giacomo Puccinis Oper Madama Butterfly mit heutigen Augen betrachtet, fragt sich, ob auf sie nicht auch Wolfgang Schäubles schöne Formulierung vom „Rendezvous mit der Globalisierung“ passt. Zwar wird da in erster Linie natürlich eine Liebesgeschichte zwischen dem amerikanischen Offizier Pinkerton und der japanischen Geisha Cio-Cio-San erzählt. Aber was die derzeit aktuellen Fragen zur kulturellen Identität eines Menschen, zum Einfluss der verschiede-
nen Religionen, zum Wandel von zeitgebundenen Werten wie Monogamie, Treue, Na tion und Herkunft anbetrifft, so ist man plötzlich ganz im Hier und Jetzt gelandet. Außerdem eröffnet sich mit dem Kind, das die beiden haben, auch die Frage nach der Leihmutterschaft, denn am Ende hat die Geisha nicht nur den Geliebten, sondern überdies den kleinen Sohn verloren. Kein Wunder, dass Puccini den Schluss des Werks entsprechend dissonant-offen Irene Bazinger gestaltete.
Opernklassiker mit Kimono: Madama Butterfly Fr. 19.2., 19:30 Uhr (Premiere) Staatstheater Puccini: Madama Butterfly. Albert Horne (Leitung), John Dew (Regie) Sa. 27.2., Mi. 2.3., So. 6.3., Sa. 12.3., Sa. 19.3., Do. 24.3., So. 27.3. & Sa. 2.4.
Expressiv wie Monteverdi Frankfurt Orpheus und Euridike haben Pate
gestanden für Pascal Dusapins Oper Passion
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Inspiriert von Literatur und bildender Kunst: Pascal Dusapin Mo. 8.2., 20:00 Uhr Alte Oper Dusapin: Passion (konzertant, DEA). Keren Motseri (Sopran), Georg Nigl (Bariton), Ueli Wiget (Cembalo), Vocalconsort Berlin, Ensemble Modern, Franck Ollu (Leitung)
ein Instrument dürfte ihm merkwürdig fragil vorkommen. Ueli Wiget, der kräftig zupackende Pianist des Ensemble Modern und Spezialist für neue Töne, wird an einem Cembalo sitzen, wenn er und seine Mitmusiker in der Alten Oper Passion zur deutschen Erstaufführung bringen. Passion ist eine Kammeroper von Pascal Dusapin, Frankreichs meistgespieltem Komponisten. 2008 hatte er vom Festival d’Aix-en-Provence den Auftrag bekommen, sich mit den Bühnenwerken Claudio Monteverdis zu befassen –
aher auch das Cembalo in der d Besetzung, ihm vertraute der 1955 geborene Dusapin markant positionierte Passagen seiner Partitur an: Frühbarock mit den kompositorischen Mitteln unserer Zeit neu beleuchtet. Das von Frank Ollu geleitete Ensemble Modern hob Passion seinerzeit in Frankreich auch schon aus der Taufe: Dusapin, hieß es damals in einer der Uraufführungskritiken, drehe die expressive Vokalsprache Monteverdis nur um ein Quäntchen weiter – und sei sofort im 21. Jahrhundert. Stefan Schickhaus concerti 02.16 Hessen 11
concerti Klassikstudie 2016
„Nie sollst
mich b
Alle Daten werden streng vertraulich behandelt und von der Hamburg Media School, einer als Public-Private-Partnership organisierten gemeinnützigen Organisation, zu deren Gesellschaftern u. a. die Universität Hamburg zählt, nur für wissenschaftliche Zwecke genutzt. Die Ergebnisse werden ausschließlich in anonymisierter Form dargestellt. Eine Teilnahme am Gewinnspiel ist nicht
du befrageN?“ Richard Wagner, Lohengrin
Wir wollen es trotzdem genau wissen: Was bewegt Klassikhörer, Konzertbesucher und Opernfans am Anfang des dritten Jahrtausends? Bei der großen concerti-Klassikstudie ist Ihre Meinung gefragt! Teilen Sie mit uns Ihre Erfahrungen, Vorlieben und Hörgewohnheiten. Die Onlinebefragung dauert nur ca. 15 min. und findet selbstverständlich anonym statt. Als Dankeschön für die Teilnahme erwartet Sie einer von 555 attraktiven Gewinnen: z.B. Uhren, Audio-Boxen, Weine, Kinogutscheine und natürlich aktuelle CDs Ihrer Lieblingskünstler. Jetzt teilnehmen unter:
concerti.de/klassikstudie
Voraussetzung zur Teilnahme an der Befragung. Das Los entscheidet, der Rechtsweg ist ausgeschlossen. Mitarbeiter der concerti Media GmbH sowie deren Angehörige sind von dem Gewinnspiel ausgeschlossen. Die Erhebung und das begleitende Gewinnspiel laufen vom 23.10.2015 bis 31.1.2016. Alle Gewinner werden im Anschluss schriftlich benachrichtigt.
Tipps & Termine
Selten Gespieltes im Gepäck Wetzlar Einstimmen aufs HambacherMusikFest
mit dem Mandelring Quartett
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ie müssen es ja wissen: Sind doch die Musiker des Mandelring Quartetts in Sachen Kammermusik schon seit Jahrzehnten international erfolgreich unterwegs. Kein Wunder also, dass die Vier selbst auch eine Idee hatten, wo ein entsprechendes Festival gut hinpassen könnte: nach Hambach an der Deutschen Weinstraße, mit Winzerhöfen, Barockkirche und natürlich historisch bedeutsamer Burg, das Ganze eingerahmt von der malerischen Rheinebene. Seither strömen jeden Frühsommer eine Woche lang Musiker und
Besucher scharenweise in Richtung des rheinland-pfälzischen Dorfes. Findet sich doch dort genug Zeit, um im Programm auch Werke weniger bekannter Komponisten unterzubringen – und so sind schon mal Stücke von Ferdinand Ries oder Franz Schreker, Louis-François Dauprat oder Jean Françaix zu hören. In diesem Sommer steht nun das 20-jährige Festival jubiläum an – doch zuvor ist das Mandelring Quartett erst einmal in Wetzlar. Im Gepäck mit Goldschmidts Streichquartett auch hier selten Gespieltes. Christina Bauer
Drei Geschwister und eine Bratsche: das Mandelring Quartett Fr. 19.2., 20:00 Uhr Stadthalle Mandelring Quartett Haydn: Streichquartett D-Dur op. 71/2, Goldschmidt: Streichquartett Nr. 2, Dvořák: Streichquartett F-Dur op. 96 „Amerikanisches“
Mozarts Paralleluniversum Frankfurt Fazıl Say spielt Klassik aus Wien und
I Advokat der Meinungsfreiheit: Pianist Fazıl Say Mi. 3.2., 20:00 Uhr Alte Oper Fazıl Say (Klavier & Leitung), Camerata Salzburg. Say: Chamber Symphony op. 62 & „Silk Road“ op. 4/ 2, Mozart: Klavierkonzert A-Dur KV 414 u. a. 14 Hessen concerti 02.16
n seiner türkischen Heimat ist Fazıl Say nicht nur als international gefeierter Pianist und Komponist bekannt, sondern auch als streitbarer und kritischer Kopf, der seine politische und religiöse Meinung gerne öffentlich macht, allen Drohbriefen und Anzeigen zum Trotz. „Es ist in der Türkei mutig, ein Intellektueller zu sein.“ Bereits sein Vater kam für zwei Jahre in Haft, weil er „eine Literaturzeitschrift herausgab, die links orientiert war“. Und auch Fazıl wurde
2013 in der Türkei zu zehn Monaten Haft auf Bewährung verurteilt, weil er einen Muezzin auf Twitter verspottet hatte. Says große Liebe gilt Mozarts Klavierwerk. „Un-Klavier-Musik“ nennt er es dennoch. „Man darf bei ihr nicht so sehr ans Klavierspielen denken – auch wenn es paradox klingt. Man muss sich gedanklich eher in eine Oper, in die Handlung einer Oper hineinversetzen und wie in einem parallelen Universum denken.“ Teresa Pieschacón Raphael
Fotos: Uwe Arens , Marco Borggreve, Alessandro Moggi
sein Klavierkonzert »Silk Road«
Oper eines Galeerensträflings Frankfurt Verworrener Generationenzwist
in Verdis Frühwerk Oberto
Leidet als Leonora unter der verlorenen Ehre: Maria Agresta
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ieser Termin ist etwas für Sammler. Für Sammler von Opern – ja, die gibt es. Sie reisen quer durch Europa, um Raritäten zu hören, kein Weg ist da zu weit. Diesmal müssen sie nur nach Frankfurt, ein Besuch, der sich operntechnisch immer lohnt. Oberto, Conte di San Bonifacio gibt es da zu begutachten, die erste Oper von Giuseppe Verdi. Als 26-jähriger Galeerensträfling hat er sie komponiert – jedenfalls nannte er diese ersten zehn Schaffensjahre seine „anni di galera“. Dieses Frühwerk bekam gleich ordentlich Applaus, auch die Presse war zufrieden. „Oberto ist sehr schön, in manchen Passagen geradezu erhaben“, war nach der Mailänder Uraufführung 1839 zu lesen. „Verdi lehnt sich in keiner Weise an Donizetti, Bellini oder Mercadante, geschweige denn an Rossini an. Er hat das Spiel aus eigener Kraft gewonnen: ein glänzender Erfolg
steht ihm bevor.“ Dass an der Oper Frankfurt die Geschichte um den verbannten Veroneser Grafen Oberto nur konzertant gegeben wird, muss kein Nachteil sein. Wie in Luisa Miller, Rigoletto oder La forza del destino geht es auch hier um eine nicht problemfreie VaterTochter-Beziehung, doch ist die Handlung recht wirr. Dramatisch aber ist sie, musikalisch zugespitzt auch, und an prägnanten Melodien mangelte es bereits dem jungen Verdi nicht. In Frankfurt wird der Dirigent Jader Bignamini mit dieser seltenen Partitur debütieren. Das Modemagazin „L’Uomo Vogue“ zitierte den smarten Italiener kürzlich mit dem Satz: „Ich bin ein Musikbegeisterter mit Verdi im Herzen.“ Stefan Schickhaus Do. 18.2. (Premiere) & Sa. 20.2., 19:30 Uhr Oper Frankfurt Verdi: Oberto (konzertant). Kihwan Sim, Maria Agresta, Sergio Escobar, Claudia Mahnke, Karen Vuong u. a. (Gesang), Jader Bignamini (Leitung)
Tipps & Termine
Andrés kluger Schachzug Nach Salzburg, Wien und Augsburg gastiert das Festival »Toujours Mozart« nun in Offenbach
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enkt man an Offenbachs Musiklandschaft, kommt einem am ehesten noch der Rapper Haftbefehl in den Sinn – darüber hinaus aber wird es dünn. Ausgerechnet Mozart in der hessischen Metropole verorten zu wollen, scheint – zumindest auf den ersten Blick – ziemlich weit hergeholt. Doch auch ohne nun gleich Händel mit Salzburg, Wien und Augsburg anzetteln zu wollen: Offenbach nennt sich tatsächlich auch „Mozartstadt“. Wer das nachvollziehen will, muss tief in die Stadt- und Musikgeschichte eintauchen: Im Jahr
1799 nämlich kaufte der Offenbacher Komponist und Verleger Johann Anton André Mozarts musikalischen Nachlass von dessen Witwe Constanze, darunter Figaro, Die Zauberflöte und Eine kleine Nachtmusik. Und das war nur der Anfang, denn wie auf der Webseite des Traditionshauses zu erfahren ist, wurde dieser Notenschatz nicht nur 50 Jahre in Offenbach aufbewahrt: Andrés Studien desselben bildeten später auch die Grundlage für das KöchelVerzeichnis. Zu Recht heißt es nun also auch hier: „Toujours Elisa Reznicek Mozart“.
Bescherte Offenbach den Titel »Mozartstadt«: J. A. André Sa. 6.2. & So. 7.2. Büsing-Palais toujours Mozart & Jedermann. Andrea Lauren Brown (Sopran), Markus Schäfer (Tenor), Malcom Bilson & Zvi Meniker (Hammerflügel), Israel Mozart Orchestra u. a.
An der Grenze zur Absurdität Franck, Beethoven und Schumann auf dem Cello
N Neugierig: Der 28-jährige Cellist Isang Enders So. 28.2., 17:00 Uhr Stadtschloss Isang Enders (Violoncello), Andreas Hering (Klavier). Franck: Violinsonate A-Dur, Beethoven/Czerny: „Kreutzer“Sonate, Schumann: Violinsonate Nr. 2 d-Moll op. 121 16 Hessen concerti 02.16
ein, sagt der Cellist Isang Enders, Neid auf die Geiger und ihr überreiches Repertoire sei nicht der Grund für diese Programmidee gewesen. „Die Cello-Literatur hat sehr große Qualitäten, aber auch ihre Grenzen bezüglich der Quantität“ – doch nicht alleine deshalb hat Enders für sein Konzert in Fulda ausschließlich Sonaten ausgewählt, die ursprünglich für die Violine gedacht waren. „Diese Werke sind so wunderbar, dass ihre Musik und ihr Inhalt im Vor-
dergrund stehen. Da spielt es keine große Rolle mehr, welche Instrumente dabei erklingen.“ Zumal César Franck seine Sonate einst ohnehin als Cellosonate begonnen haben soll ... Und spieltechnisch sei der Wechsel kein Problem. „In den letzten Jahren haben sich die Fähigkeiten der Cellisten ins scheinbar Unbegrenzte gesteigert“, weiß Enders. Wobei die hier gespielten Bearbeitungen dem Cello gerecht werden und nicht „in die Absurdität abdriften“. Stefan Schickhaus
Fotos: gemeinfrei, Taeuk Kang/www.workroomk.com, Beethoven Orchester Bonn
Fulda Isang Enders spielt Violinsonaten von
Gefragt ist das Publikum: Was denkt, hört, schätzt der Konzert- und Opernbesucher?
Was bewegt die Klassikhörer und Opernfans? Im Auftrag von concerti führt die Hamburg Media School eine große KLASSIKSTUDIE durch
I
n knapp einem Jahr wird in Hamburg die Elbphilharmonie ihre Tore öffnen und soll dann – so die Zielsetzung der Kultursenatorin der Hansestadt, Barbara Kisseler – „ein lebendiger Ort der musikalischen Begegnung und ein für alle offenes Haus sein“. In der Folge wird das Angebot an Klassikveranstaltungen in Hamburg um ein Vielfaches ansteigen – keine leichte Herausforderung, allabendlich dann in Hamburg rund 5000 Plätze in Elbphilharmonie und Laeiszhalle zu füllen. Und doch zeigt dieses Jahrhundertprojekt – trotz aller bautechnischer Probleme und Verzögerungen –, welche bedeutende Stellung klassische Musik in unserer Gesellschaft
nach wie vor besitzt. So hat die Zahl der Konzerte in den letzten 15 Jahren deutschlandweit um rund fünf Prozent, die Zahl der Konzertbesuche gar um fast 40 Prozent zugenommen – und das, obwohl seit 1990 viele Orchester aufgelöst wurden. Insgesamt besuchen heute genauso viele Menschen Konzert- und Opernveranstaltungen wie seinerzeit: Von einem Sterben der Klassik kann also keine Rede sein. Dennoch bleiben Fragen: Inwieweit werden die Angebote der Veranstalter und die Wünsche und Vorlieben des Publikums auch künftig harmonieren? Werden es nur noch die Stars sein, die Konzert- und Opernsäle füllen? Verschwimmen die Genregrenzen? Was
müssen Veranstalter und Labels tun, um das Interesse des Publikums zu gewinnen? Und welchen Herausforderungen müssen sich die Künstler stellen, um weiterhin gehört zu werden? Dass concerti als das führende Medium für Konzert- und Opernbesucher in Deutschland jüngst sein zehnjähriges Jubiläum feiern konnte, ist dabei sicher nicht der einzige, doch ein funktionierender Beweis, wie vital und groß das Interesse an klassischer Musik ist. Wir alle wissen, warum wir diese manchmal sperrige, oft auch anstrengende, im besten Fall aber berührende und bewegende Kunstform nicht missen möchten! Allein: Obwohl Umfragen unser Leben begleiten und es kaum einen Bereich im Alltag gibt, der nicht bis ins letzte Detail erforscht ist, bestimmen im Klassikmarkt noch immer mehr Vermutungen als Fakten die Diskussion, sind die Konzertbesucher bis heute weitgehend „unbekannte Wesen“. Grund genug für concerti, einmal Ihren Leidenschaften, Vorlieben und Wünschen auf den Grund zu gehen: Unsere gemeinsam mit der Hamburg Media School durchgeführte große Befragung zu den Interessen, Gewohnheiten und Lebensstilen der Klassikhörer in Deutschland läuft noch bis zum 15. Februar – wir sind gespannt auf Ihre Antworten! online-Tipp
Zur Teilnahme an der anonymen OnlineBefragung scannen Sie diesen QR-Code oder geben folgende URL im Browser ein: concerti.de/klassikstudie concerti 02.16 Hessen 17
Programm Das Klassikprogramm für Hessen im Februar
Tipp
5.2. Freitag Bad Homburg
19:30 Holzhausenschlösschen (Gru nelius-Saal) Jazz mit dem Emil Mangelsdorff Quartett und einem besonderen Gast
19:30 Landgrafenschloss (Schloss kirche) Bad Homburger Schlosskonzerte. Alexander Schimpf (Klavier). Werke von Brahms, Debussy, Sieber & Beethoven
2.2. Dienstag Bad Homburg
20:00 Kurtheater Forum für junge Künstler. Carolina Hernández (Querflöte), Martin Schulz (Klavier). Schubert: Variationen über „Trockene Blumen“, Franck: Sonate A-Dur Frankfurt
18:00 Musikhochschule Barockmarathon. Studierende der Abteilung Historische Interpretationspraxis 19:00 KunstKulturKirche Allerheili gen shortcuts – Experimente und Begegnung. Studierende der HfMDK 20:00 Jahrhunderthalle Swan Lake Reloaded. Tchaikowsky meets Streetdance Kassel
19:30 Staatstheater (Schauspiel haus) you will be removed. Johannes Wieland (Choreografie)
3.2. Mittwoch Frankfurt
20:00 Jahrhunderthalle Swan Lake Reloaded. Tchaikowsky meets Streetdance 20:00 Alte Oper Fazıl Say (Klavier & Leitung), Camerata Salzburg. Mozart: Klavierkonzert KV 414 & Sinfonie Nr. 29, Say: Klavierkonzert Nr. 2 „Silk Road“ & Chamber Symphony
Bad Sooden-Allendorf
4.2. Donnerstag
20:00 Alte Oper Frankfurt Kirill Gerstein (Klavier), Koninklijk Concertgebouworkest, Semyon Bychkov (Leitung). Rachmaninow: Klavierkonzert Nr. 2 c-Moll, Strauss: Ein Heldenleben Wunderkind: Mit drei Jahren begann für Kirill Gerstein die Schulzeit, mit 14 war er der jüngste Student in der Geschichte des Berklee College of Music in Boston.
4.2. Donnerstag Frankfurt
19:00 Opernhaus Verdi: Stiffelio. Jérémie Rhorer (Leitung), Benedict Andrews (Regie) 19:30 Bockenheimer Depot Fioravanti: Le Cantatrice Villane. Karsten Januschke (Leitung), Caterina Panti Liberovici (Regie) 19:30 Studierendenhaus Alexey Pudinov (Klavier) 20:00 Jahrhunderthalle Swan Lake Reloaded. Tchaikowsky meets Streetdance 20:00 Alte Oper Kirill Gerstein (Klavier), Koninklijk Concertgebouworkest, Semyon Bychkov (Leitung) Weitere Infos siehe Tipp
20:00 Orangerie Die große VerdiNacht. Cristian Lanza (Tenor), The Milano Festival Opera
20:00 hr-Sendesaal Simone Rubino (Schlagzeug), hr-Sinfonieorchester, Andris Poga (Leitung). Prokofjew: Leutnant Kijé Suite, Dorman: Schlagzeugkonzert „Frozen in Time“, Sibelius: Sinfonie Nr. 2
Wiesbaden
Wiesbaden
19:30 Staatstheater (Großes Haus) Strauss: Elektra
19:30 Staatstheater (Großes Haus) Janáček: Katja Kabanowa
Fulda
18 Hessen concerti 02.16
19:00 Altes Kurhaus Susanna Kadzhoyan (Klavier). Chopin: Scherzo Nr. 3 cis-Moll op. 39, Balladen Nr. 1, 2 & 4, Beethoven: Sonate Nr. 8 c-Moll op. 13 & 32 Variationen c-Moll WoO 80 Darmstadt
19:30 Staatstheater (Großes Haus) Rossini: Der Barbier von Sevilla Frankfurt
16:00 Papageno Musiktheater am Palmengarten Pinocchio 19:00 Unitarische freie Religionsge meinde K.d.ö.R. Ilya Rashkovskiy (Klavier). Rachmaninow: Préludes, Beethoven: Sonate Nr. 29 B-Dur 19:30 Opernhaus Janáček: Die Sache Makropulos. Jonathan Darlington (Leitung), Richard Jones (Regie) 20:00 Dom Andreas Boltz (Orgel). Werke von Strauss, Tschaikowsky u. a. 20:00 Alte Oper Operettengala. Eva Lind & Elena Fink (Sopran), Kremena Dicheva (Mezzosopran), Alexandru Badea (Tenor), Juri Batukov (Bariton), Württembergische Philharmonie Reutlingen, Peter Falk (Leitung) 20:00 Jahrhunderthalle Swan Lake Reloaded. Tchaikowsky meets Streetdance 20:00 hr-Sendesaal Simone Rubino (Schlagzeug), hr-Sinfonieorchester, Andris Poga (Leitung). Werke von Prokofjew, Dorman & Sibelius Kassel
19:30 Staatstheater (Opernhaus) Disco in Concert Wiesbaden
19:30 Staatstheater (Kleines Haus) Yazbek/Lane: Zwei hoffnungslos verdorbene Schurken
Fotos: Marco Borggreve, Juliane Njankouo
1.2. Montag Frankfurt
6.2. Samstag Darmstadt
19:30 Staatstheater (Großes Haus) Kander: Cabaret Frankfurt
17:00 darmstadtium Semesterabschlusskonzert. Yulia Miloslavskaya (Klavier), Chor und Orchester der TU Darmstadt, Christian Weidt (Leitung). Dvořák: Die Erben des weißen Berges, Moszkowski: Klavierkonzert E-Dur, Tschaikowsky: Sinfonie Nr. 5 e-Moll
14:00 Dr. Hoch‘s Konservatorium Peter Pan – das Musical 15:00 & 20:00 Jahrhunderthalle Swan Lake Reloaded. Tchaikowsky meets Streetdance 16:00 Papageno Musiktheater am Palmengarten Pinocchio 17:00 Dreikönigskirche Ludwig Güttler (Trompete), Friedrich Kircheis (Orgel) 19:00 Opernhaus Donizetti: Lucia di Lammermoor. Renato Balsadonna (Leitung), Matthew Jocelyn (Regie) 19:30 Papageno Musiktheater am Palmengarten Ein Abend mit Puccini 19:30 Bockenheimer Depot Fioravanti: Le Cantatrice Villane
17:00 Pauluskirche Ludwig Güttler (Trompete), Friedrich Kircheis (Orgel) Weitere Infos siehe Tipp
GieSSen
19:00 Alte Oper Les Musiciens du Louvre Grenoble, Marc Minkowski (Leitung). Mendelssohn: Die Hebriden h-Moll, Sinfonie Nr. 3 „Schottische“ & Nr. 4 „Italienische“
19:30 Stadttheater (Großes Haus) Boieldieu: Die weiße Dame (Premiere). Jan Hoffmann (Leitung), Dominik Wilgenbus (Regie) Kassel
19:30 Staatstheater (Opernhaus) Händel: Saul. Jörg Halubek (Leitung) 19:30 Staatstheater (Schauspiel haus) you will be removed. Johannes Wieland (Choreografie) Seligenstadt
11:11 Einhardbasilika Orgelfastnacht. Dirko Juchem (Saxofon), Frank Willi Schmidt (Säge & Kontrabass), Simon Zimbardo (Schlagzeug), Thomas Gabriel (Orgel & Klavier) Wiesbaden
19:30 Wartburg Sheik/Sater: Frühlings Erwachen (Spring Awakening). Frank Bangert (Leitung), Iris Limbarth (Regie & Choreografie) 19:30 Staatstheater (Großes Haus) Strauss: Elektra
Frankfurt
11:00 Alte Oper Michael Barenboim (Violine), Mitglieder des Hochschulorchesters, Frankfurter Opern- und Museumsorchester, Sebastian Weigle (Leitung). Glasunow: Violinkonzert aMoll, Schostakowitsch: Sinfonie Nr. 7 C-Dur op. 60 „Leningrader“ 15:00 Jahrhunderthalle Swan Lake Reloaded. Tchaikowsky meets Streetdance 19:00 Opernhaus Verdi: Stiffelio. Jérémie Rhorer (Leitung), Benedict Andrews (Regie)
19:30 Bockenheimer Depot Fioravanti: Le Cantatrice Villane. Karsten Januschke (Leitung), Caterina Panti Liberovici (Regie) Kassel
18:00 Staatstheater (Opernhaus) Tschaikowsky: Eugen Onegin. Anja Bihlmaier (Leitung), Lisa Marie Küssner (Regie) Seligenstadt
17:30 Ev. Kirche Seligenstadt Musik bei Kerzenschein. Follia Criola. Lateinamerikanische Barockmusik
Tipp
11:00 Staatstheater (Großes Haus) Isabelle van Keulen (Violine), Das Staatsorchester Darmstadt, Will Humburg (Leitung). Ligeti: Zwei Préludes & Interlude aus „Le Grand Macabre“, Normann: Drip Blip Sparkle Spin Glint Glide Glow Float Flop Chop Pop Shatter Splash, Sibelius: Violinkonzert, Strauss: Don Juan, Strauss: Till Eulenspiegels lustige Streiche Termine, Tickets und mehr: www.concerti.de
18:00 Wartburg Sheik/Sater: Frühlings Erwachen (Spring Awakening). Frank Bangert (Leitung), Iris Limbarth (Regie & Choreografie) 19:30 Staatstheater (Großes Haus) Janáček: Katja Kabanowa. Zsolt Hamar (Leitung), Matthew Wild (Regie)
8.2. Montag Darmstadt
20:00 darmstadtium Mozart Superstar 20:00 Staatstheater (Großes Haus) Isabelle van Keulen (Violine), Das Staatsorchester Darmstadt, Will Humburg (Leitung). Ligeti: Zwei Préludes & Interlude aus „Le Grand Macabre“, Normann: Drip Blip Sparkle Spin Glint Glide Glow Float Flop Chop Pop Shatter Splash, Sibelius: Violinkonzert, Strauss: Don Juan, Strauss: Till Eulenspiegels lustige Streiche Frankfurt
20:00 Alte Oper (Mozart Saal) Dusapin: Passion (DEA). Keren Motseri (Sopran), Georg Nigl (Bariton), Ueli Wiget (Cembalo), Vocalconsort Berlin, Ensemble Modern, Franck Ollu (Leitung) 20:00 Alte Oper Michael Barenboim (Violine), Mitglieder des Hochschulorchesters, Frankfurter Opern- und Museumsorchester, Sebastian Weigle (Leitung). Glasunow: Violinkonzert, Schostakowitsch: Sinfonie Nr. 7 C-Dur op. 60 „Leningrader“ Kassel
20:00 Kongress Palais Stadthalle François-Frédéric Guy (Klavier), Staatsorchester Kassel, Anja Bihlmaier (Leitung). Ligeti: Lontano, Beethoven: Klavierkonzert Nr. 3, Brahms: Sinfonie Nr. 3
9.2. Dienstag Darmstadt
20:00 darmstadtium Die große Verdi-Nacht. Cristian Lanza (Tenor), The Milano Festival Opera
7.2. Sonntag Darmstadt
Wiesbaden
7.2. sonntag
17:00 Pauluskirche Darmstadt Ludwig Güttler (Trompete), Friedrich Kircheis (Orgel) Starrsinn haben sie ihm vorgehalten – doch Ludwig Güttler glaubte an seine Idee eines Wiederaufbaus der Frauenkirche. Und bekam dafür 2007 das Bundesverdienstkreuz.
Frankfurt
20:00 Alte Oper Salut Salon: Ein Karneval der Tiere und andere Phantasien 20:00 Heiliggeistkirche Frankfurt Chamber Brass Wiesbaden
15:00 Staatstheater (Studio) Lund: Hexe Hillary geht in die Oper concerti 02.16 Hessen 19
Klassikprogramm
Tipp
10.2. Mittwoch
Kassel
Bad Ems
18:00 Marmorsaal Opern- und Operettennacht. Solisten der Opera Classica Europa. Werke von Bizet, Donizetti, Mozart, Verdi u. a. Frankfurt
20:00 Alte Oper The Monteverdi Choir, London Symphony Orchestra, Sir John Eliot Gardiner (Leitung), Bruno Ganz (Sprecher). Mendelssohn: Sinfonie Nr. 1 c-Moll op. 11 & Ein Sommernachtstraum op. 61 Kassel
19:30 Staatstheater (Opernhaus) Bellini: Norma. Anja Bihlmaier (Leitung) Wiesbaden
11:00 Staatstheater (Studio) Lund: Hexe Hillary geht in die Oper 19:30 Staatstheater (Großes Haus) Kander: Cabaret. Bar jeder Vernunft Berlin, Adam Benzwi (Leitung) 20:00 Kurhaus Die große VerdiNacht. Cristian Lanza (Tenor)
11.2. Donnerstag Darmstadt
20:00 Staatstheater (Kleines Haus) Armida Quartett. Mozart: Quartett G-Dur KV 387, Widmann: Quartett Nr. 1, Beethoven: Quartett Nr. 7 F-Dur Frankfurt
19:30 Opernhaus Janáček: Die Sache Makropulos. Jonathan Darlington (Leitung), Richard Jones (Regie) 20:00 Alte Oper Pierre-Laurent Aimard (Klavier), hr-Sinfonieorchester, Andrés Orozco-Estrada (Leitung). Beethoven: Sinfonien Nr. 1 & Nr. 3, Eroica-Variationen Es-Dur op. 25, Stockhausen: Klavierstück XI 20:00 Alte Oper (Mozart Saal) Trio Rafale. Mozart: Klaviertrio E-Dur KV 542, Schubert: Trio Es-Dur „Notturno“, Dvořák: Klaviertrio Nr. 3 f-Moll Kassel
19:30 Staatstheater (Opernhaus) Händel: Saul. Jörg Halubek (Leitung), Katharina Thoma (Regie) Wiesbaden
19:30 Wartburg Firth: Our House 20 Hessen concerti 02.16
20:00 Alte Oper Pierre-Laurent Aimard (Klavier), hr-Sinfonieorchester, Andrés Orozco-Estrada (Leitung). Beethoven: Sinfonien Nr. 4 & 5, Klaviersonate Nr. 23 f-Moll op. 57, Stockhausen: Klavierstück IX
16.2. Dienstag
20:00 Stadtschloss Fulda (Fürs tensaal) Patrick Messina (Klarinette), Raphael Perraud (Violoncello), Paloma Kouider (Klavier). Mendelssohn: Konzertstück Nr. 2 d-Moll, Schumann: Fünf Stücke im Volkston & Fantasiestücke, Brahms: Klarinettentrio a-Moll Selbst die Meister schätzen seinen Rat: Seit 200 Jahren baut die Firma Buffet Crampon Klarinetten – doch auf die Erfahrungen von Patrick Messina greifen die Franzosen zur Verbesserung ihrer Instrumente immer wieder gern zurück. 19:30 Staatstheater (Großes Haus) Kander: Cabaret. Bar jeder Vernunft Berlin, Adam Benzwi (Leitung), Vincent Paterson (Regie & Choreografie)
12.2. Freitag Bad Homburg
19:30 Landgrafenschloss (Schloss kirche) Bad Homburger Schlosskonzerte. Folkwang Kammerorchester Essen Bad Nauheim
20:00 Dolce Theater Tschaikowsky: Schwanensee. Russisches Nationalballett Moskau Darmstadt
19:30 Staatstheater (Großes Haus) Janáček: Das schlaue Füchslein. Dirk Schmeding (Regie), Will Humburg (Leitung) Frankfurt
18:30 Opernhaus Händel: Giulio Cesare in Egitto. Andreas Scholl (Giulio Cesare) 19:30 LAB Ich habe um Hilfe geschrien. Es kamen Tierschreie zurück. Fabian Hinrichs, Schorsch Kamerun & PC Nackt (Musik & Performance), Skvo’s Dance Company 20:00 Alte Oper (Mozart Saal) Nami Ejiri (Klavier). Beethoven: Klaviersonaten E-Dur op. 109 & c-Moll op. 111, Schumann: Sinfonische Etüden & Geistervariationen
19:00 Ev. Erlöserkirche Harleshau sen Sowjetische Kammermusik. Osina Trio 19:30 Staatstheater (Opernhaus) Kálmán: Die Herzogin von Chicago. Marco Zeiser Celesti (Leitung), Christoph Biermeier (Regie) Wiesbaden
19:30 Staatstheater (Großes Haus) Kander: Cabaret. Bar jeder Vernunft Berlin, Adam Benzwi (Leitung), Vincent Paterson (Regie & Choreografie)
13.2. Samstag Frankfurt
17:30 Dr. Hoch‘s Konservatorium Peter Pan – das Musical 19:00 Opernhaus Verdi: Stiffelio. Jérémie Rhorer (Leitung), Benedict Andrews (Regie) 19:30 LAB Ich habe um Hilfe geschrien. Es kamen Tierschreie zurück 19:30 Papageno Musiktheater am Palmengarten My Fair Lady Kassel
19:30 Staatstheater (Opernhaus) Porter: Kiss Me, Kate. Alexander Hannemann (Leitung), Tom Ryser (Regie), Lillian Stillwell (Choreografie) Korbach
19:30 Bürgerhaus Poliziano Quartett. Strawinsky: Concertino & Trois pièces pour quatour à cordes, Schubert: Streichquartett Es-Dur D 87, Mendelssohn: Streichquartett f-Moll op. 80 Neu-Isenburg
19:30 Hugenottenhalle Carmen & Co – Starke Frauen in der Oper. Kammeroper Köln. Werke von Bizet, Mozart, Puccini, Lortzing u. a. Nidderau
17:00 Bürgerhaus Ostheim Katharina Treutler (Klavier). Busoni: Nun komm‘ der Heiden Heiland, Bach: Präludium und Fuge Cis-Dur BWV 848 & BWV 867, Liszt: Bénédiction de Dieu dans la solitude aus „Harmonies poétiques et religieuses S. 154” & Weinen, Klagen Sorgen, Zagen f-Moll S. 179, Franck: Prélude, Choral et Fugue, Bach/Siloti: Präludium h-Moll
Foto: Gilles Swierc
19:30 Staatstheater (Kleines Haus) Brown/McCarten: Superhero. Frank Bangert (Leitung), Iris Limbarth (Regie & Choreografie)
Wiesbaden
19:30 Staatstheater (Großes Haus) Kander: Cabaret. Bar jeder Vernunft Berlin, Adam Benzwi (Leitung) 19:30 Wartburg Visualisierte Musik zu „Die Soldaten“. Studierenden der Hochschule Mainz (Computergesteuerte Visualisierung), Studierenden der HfMDK Frankfurt (Komposition & Interpretation), Orm Finnendahl, Tjark Ihmels & Gerhard Müller-Hornbach (Leitung) 20:00 Staatstheater (Studio) Goggin: Non(n)sens. Iris Limbarth (Regie & Choreografie)
14.2. Sonntag Darmstadt
17:00 Hessisches Staatsarchiv La Carezza. Werke von Brahms, Mendelssohn, Hensel, Schumann & Dvořák Frankfurt
11:00 hr-Sendesaal hr2-Kulturlunch – Von Kopf bis Fuß auf Liebe eingestellt!. Musiker des hr-Sinfonieorchesters & der hr-Bigband, Claude de Demo & Torben Kessler (Rezitation) 15:30 Opernhaus Strauss: Der Rosenkavalier. Sebastian Weigle (Leitung), Claus Guth (Regie) 16:00 Papageno Musiktheater am Palmengarten Die Schneekönigin – Das Musical 18:00 St. Katharinenkirche Podium der Jungen. Orgelstudierende der Musikhochschule. Werke von Reger 19:30 Festeburgkirche Wild Territories. Spark. Werke von Bunch, Ince, Meijering, Motschmann, Pejtsik, Say, Telemann & Vaughan Williams
20:00 Alte Oper Western Music in Concert. Western Music in Concert, 21st Century Symphony Orchestra & Chorus, Ludwig Wicki (Leitung) GieSSen
19:30 Stadttheater (Großes Haus) Benatzky: Im weißen Rössl. Florian Ziemen & Wolfgang Wels (Leitung), Thomas Goritzki (Regie)
15.2. Montag Frankfurt
20:00 Jahrhunderthalle Mozart Superstar Kassel
19:30 Staatstheater (Opernfoyer) Resonanzboden – Das Opernstudio stellt sich vor
Ingelheim
Offenbach
17:00 Weiterbildungszentrum Preisträger „Jugend musiziert“-Konzert
19:30 Capitol Wagner: Der fliegende Holländer. Ulrich Schlumberger (Leitung), Marcel Keller (Regie & Bühne)
Kassel
16:00 Staatstheater (Opernhaus) Porter: Kiss Me, Kate. Alexander Hannemann (Leitung), Tom Ryser (Regie) Neu-Isenburg
17:00 Stadtmuseum Haus zum Lö wen Wupper-Trio. Werke von Beethoven, Bruch & Piazzolla 19:00 Hugenottenhalle The 12 Tenors: The Greatest Hits Tour Rüsselsheim
15:00 Theater (Foyer) Classic-Café. Aris Quartett
16.2. Dienstag Fulda
20:00 Stadtschloss (Fürstensaal) Patrick Messina (Klarinette), Raphael Perraud (Violoncello), Paloma Kouider (Klavier) Weitere Infos siehe Tipp Offenbach
20:00 Capitol Die Nacht der Musicals. Die Nacht der Musicals
17.2. Mittwoch Bensheim
Wiesbaden
15:00 & 19:00 Casino-Gesellschaft Annelien van Wauw (Klarinette), Folkwang Kammerorchester, Johannes Klumpp (Leitung). Mozart: Klarinettenkonzert A-Dur KV 622 & Sinfonie KV 199, Respighi: Antiche Danze ed Arie per Liuto Suite Nr. 3 19:30 Staatstheater (Großes Haus) Strauss: Elektra. Vassilis Christopoulos (Leitung), Rebecca Horn (Regie)
20:00 Parktheater Tanz auf dem Vulkan – Musikalische Revue. Musikbühne Mannheim Frankfurt
20:00 Alte Oper Nemanja Radulovic (Violine), Borusan Istanbul Philharmonic Orchestra, Sascha Goetzel (Leitung). Schulhoff: Ogelala, Bruch: Violinkonzert Nr. 1, Holst: Beni Mora, Respighi: Belkis, Regina di Saba
Mitt woch, 24. Februar 2016 │ 20 Uhr │ Alte Oper Frankfurt © david ignaszewski
In Kooperation mit der Alten Oper Frankfurt
© david ignaszewski
Jordi Savall Leitung
Le Concert des Nations
J. S. Bach: Orchestersuite Nr. 1 C-Dur BWV 1066 Orchestersuite Nr. 2 h-Moll BWV 1067 Cembalokonzert d-Moll BWV 1052 Karten zu € 69 / € 56 / € 44 / € 29 über Frankfurt Ticket Konzert für zwei Violinen d-Moll BWV 1043 unter Telefon 069/1340-400 oder www.frankfurt-ticket.de, bei den bekannten Vorverkaufsstellen und an der Abendkasse www.frankfurter-bachkonzerte.de 2015 FBK 07 Anz Concerti.indd 1 Termine, Tickets und mehr: www.concerti.de
16.12.2015 10:04:13 concerti 02.16 Hessen 21
Klassikprogramm
20:00 Kurhaus Die Nacht der Musicals
Tipp
18.2. Donnerstag Frankfurt
19:30 Opernhaus Verdi: Oberto Conte di San Bonifacio (konzertant). Kihwan Sim (Oberto), Maria Agresta (Leonora), Sergio Escobar (Riccardo), Claudia Mahnke (Cuniza), Karen Vuong (Imelda), Chor der Oper Frankfurt, Frankfurter Opern- und Museumsorchester, Jader Bignamini (Leitung) Kassel
19:30 Staatstheater (Opernhaus) Bellini: Norma Wiesbaden
19:30 Staatstheater (Großes Haus) Lehár: Der Graf von Luxemburg. 19:30 Wartburg Sheik/Sater: Frühlings Erwachen (Spring Awakening)
19.2. Freitag Bad Nauheim
20:00 Dolce Theater Die Nacht der Musicals. Die Nacht der Musicals Darmstadt
19:30 Staatstheater (Großes Haus) Rossini: Der Barbier von Sevilla. Elsenfeld
20:00 Bürgerzentrum Mnozil Brass: Yes, Yes, Yes! Frankfurt
16:00 Papageno Musiktheater am Palmengarten Die Schneekönigin – Das Musical 19:30 Opernhaus Janáček: Die Sache Makropulos 20:00 Alte Oper (Mozart Saal) Gavriel Lipkind (Violoncello), Roman Zaslavsky (Klavier). Schumann: Adagio und Allegro, Brahms: Sonaten Nr. 1 e-Moll & Sonate Nr. 2 F-Dur, Schumann: Märchen GieSSen
19:30 Stadttheater (Großes Haus) Gießen hilft – Festival des Friedens 20:00 Stadttheater (taT-studiobüh ne) Holst: Savitri, Jost/Allen: Death knocks. Martin Spahr (Leitung) Kassel
19:30 Staatstheater (Opernhaus) Händel: Saul. Jörg Halubek (Leitung) Rastatt
15:00 Stadtbibliothek ABC...die Kuh fliegt über‘n See...Kindermusiktheater Zwitschermaus 22 Hessen concerti 02.16
19.2. freitag
20:00 Bürgerzentrum Elsenfeld Mnozil Brass: Yes, Yes, Yes! Ein Prost auf den Wirt: Im Wiener Gasthaus „Josef Mnozil“ fanden die sechs Bläser vor 23 Jahren als Studenten beim monatlichen Musikanten-Stammtisch zusammen.
Karben
19:00 Ev. St. Michaelis-Kirche Arno Paduch (Zink & Leitung), Volker Mühlberg (Violine), Kristina Filthaut (Dulzian & Blockflöte), Ghislaine Wauters (Viola da Gamba), Christian Conradi (Orgel). Werke von Rosenmüller, Schmelzer, Fontana & Marini Kassel
19:30 Staatstheater (Opernhaus) Tschaikowsky: Eugen Onegin Seligenstadt
20:00 Stadthalle Mandelring Quartett. Werke von Haydn, Goldschmidt & Dvořák
20:00 Stadthalle (Saal des Riesen) Isabelle van Keulen (Violine), Gustav Rivinius (Violoncello), Kammersolisten XXI, Elisabeth Kufferath (Viola), Rüdiger Ludwig (Kontrabass), Til Renner (Klarinette), Jens Plücker (Horn), Bence Bogányi (Fagott). Mozart: Per questa bella mano KV 612, Rossini: Sonate Nr. 3 C-Dur, Strauss: Till Eulenspiegel, Beethoven: Septett Es-Dur
Wiesbaden
Wiesbaden
19:30 Staatstheater (Großes Haus) Puccini: Madama Butterfly (Premiere). Albert Horne (Leitung), John Dew (Regie)
15:00 Staatstheater (Foyer Großes Haus) Die Computermaus – Kammerkonzert für Kinder
Wetzlar
20.2. Samstag Aschaffenburg
20:00 Stadttheater Pablo Màrquez (Gitarre), Anja Lechner (Violoncello) Dieburg
20:00 Fachhochschule (Aula) Die Nacht der Musicals Frankfurt
11:00 Alte Oper (Mozart Saal) Mein Lieblingsstück 16:00 Papageno Musiktheater am Palmengarten Die Schneekönigin 19:30 Opernhaus Verdi: Oberto Conte di San Bonifacio (konzertant). Kihwan Sim (Oberto), Maria Agresta (Leonora), Sergio Escobar (Riccardo), Claudia Mahnke (Cuniza), Karen Vuong (Imelda), Chor der Oper Frankfurt, Frankfurter Opern- und Museumsorchester, Jader Bignamini (Leitung) GieSSen
19:30 Stadttheater (Großes Haus) Penelope wartet (UA). Tarek Assam (Choreografie), Michael Hofstetter (Leitung) Hofgeismar
19:30 Altstädter Kirche Eliane Menzel (Violine), Fabian Menzel (Oboe), Maria Conti Gallenti (Klavier). Werke von C. P. E. Bach, Mozart, Beethoven, Schumann & Lalo
19:30 Staatstheater (Großes Haus) Janáček: Katja Kabanowa 21:45 Staatstheater (Foyer Großes Haus) Salón-Tango. Gabriel Sala & Faux Pas
21.2. Sonntag Frankfurt
11:00 Oper (Holzfoyer) New Sounds from America. Markus Bebek (Trompete & Flügelhorn), Roland Horn (Violoncello), Ekaterina Kitaeva (Klavier). Barber: Cellosonate g-Moll op. 19, Cooman: Lyric Trio, Ewazen: Variationen & Fuge über ein Thema von Brahms 16:00 Papageno Musiktheater am Palmengarten Pinocchio 19:30 Opernhaus Janáček: Die Sache Makropulos GieSSen
11:00 Stadttheater (Foyer) Ivan Krastev & Vera Krauss (Violine), Karolina Rybka (Viola), Viktoria Krasteva (Violoncello), Evgeni Ganev (Klavier). Haydn: Streichquartett g-Moll op. 74/3 „Reiterquartett“, Schostakowitsch: Klaviertrio Nr. 1 c-Moll op. 8, Dvořák: Klavierquintett A-Dur op. 81 15:00 & 20:00 Stadttheater (taTstudiobühne) La Bayadere. Jugendclub Tanz des Stadttheaters, Terry Pfeiffer (Choreografie) 19:30 Stadttheater (Großes Haus) Boieldieu: Die weiße Dame
Foto: Carsten Bunnemann
Wiesbaden
19:30 Staatstheater (Schauspiel haus) you will be removed. Johannes Wieland (Choreografie) Monsheim
17:00 Ev. Kirche Anna-Katharina Thoma (Violine), Tabea Simonis (Violoncello), Thiankai Yu (Klavier). Werke von Bach, Haydn, Mendelssohn u. a. Offenbach
17:00 Capitol Capitol Classic Lounge. 17:00 Capitol Capitol Panorama Lounge II. Loimi Brautmann (Filmproduktion), AJ Epstein (Lumia-Projektionen), Neue Philharmonie Frankfurt, Jens Troester (Leitung). Rachmaninow/Wood: Prelude in cis, Satie/Debussy: Gymnopédie Nr. 3, Wilfred/Rudin: Op.161/Lumia! (UA), Mozart: Don Giovanni – Fifty Shades of Green, Vivaldi/Leipold/Bishay: Nebbia a Venezia, Williams: Star Wars Wiesbaden
15:00 Staatstheater (Foyer Großes Haus) Die Computermaus – Kammerkonzert für Kinder
19:30 Staatstheater (Großes Haus) Lehár: Der Graf von Luxemburg. Daniela Musca (Leitung) 19:30 Staatstheater (Kleines Haus) Mozarts Frauen – Lesung mit Musik. Gloria Rehm (Sopran), Haydn Enselmbe Wiesbaden, Chris Pichler (Konzept & Rezitation)
22.2. Montag
Kassel
18:00 Oper (Opernpforte) Blick hinter die Kulissen
19:30 Staatstheater (Schauspiel haus) you will be removed. Johannes Wieland (Choreografie)
20:00 Jahrhunderthalle Die Nacht der Musicals
23.2. Dienstag Fulda
20:00 Schlosstheater Alice. Gauthier Dance, Mauro Bigonzetti (Choreografie) Wiesbaden
19:30 Staatstheater (Großes Haus) Antiche Danze/Bandoneón/O Balcão de Amor. Balé da Cidade de São Paulo, Mauro Bigonzetti, Luiz Arrieta & Itzik Galili (Choreografie). Musik von Resphigi, Piazzolla & Prado
AM 2 8.1 . / 2 1 .2 . / 1 9. 3. / 2 9 . 3. / 1. 4. 20 1 6
S AUL V O N G E O R G F R IED R IC h häN D E L ∆
AM 6. 2. / 11. 2. / 19.2.2016
K ar ten: 0561.109 4-222 w w w.staatstheater-kassel.de
Termine, Tickets und mehr: www.concerti.de
20:00 Alte Oper Marc Hantaï (Flöte), Pierre Hantaï (Cembalo), Manfredo Kraemer (Violine), Riccardo Minassi (Violine), Le Concert des Nations, Jordi Savall (Leitung). Bach: Orchestersuiten Nr. 1 & 2, Cembalokonzert d-Moll BWV 1052 & Konzert für zwei Violinen d-Moll BWV 1043
Frankfurt
A RTASERSE V O N L EO N A R D O V IN C I ∆
24.2. Mittwoch Frankfurt
Wiesbaden
20:00 Kurhaus Benjamin Russell (Bariton), Hessisches Staatsorchester, Leon Botstein (Leitung). Dvořák: Die Mittagshexe, Mahler: Lieder eines fahrenden Gesellen, Suk: Asrael
25.2. Donnerstag Frankfurt
19:00 Opernhaus Verdi: Stiffelio 19:00 Villa Bonn Mariani Klavierquartett. Beethoven: Klavierquartett op. 16, Stenhammar: Allegro brillante EsDur, Strauss: Klavierquartett c-Moll
∆ MIt DEM COuNtERtENOR YuRIY MYNENKO DIRIGIERt VON JÖRG hALuBEK
18:00 Staatstheater (Opernhaus) Vinci: Artaserse. Jörg Halubek (Leitung), Sonja Trebes (Regie)
BAROCKOpERN
Kassel
concerti 02.16 Hessen 23
Klassikprogramm
20:00 Staatstheater (Studio) Goggin: Non(n)sens
Tipp
Frankfurt
18:30 Opernhaus Händel: Giulio Cesare in Egitto. Andreas Scholl (Giulio Cesare) 19:00 Villa Kennedy Pasta Opera 20:00 Jahrhunderthalle Music Discovery Project – LautMaler. Maxim und Lary (Popkünstler), hr-Sinfonieorchester, John Axelrod (Leitung). Mahler: Sinfonie Nr. 1 Kassel
19:30 Staatstheater (Opernhaus) Kálmán: Die Herzogin von Chicago Wiesbaden
19:30 Staatstheater (Großes Haus) Lehár: Der Graf von Luxemburg. Daniela Musca (Leitung), Robert Lehmeier (Regie) 19:30 Staatstheater (Kleines Haus) Yazbek/Lane: Zwei hoffnungslos verdorbene Schurken. Frank Bangert & Ulrich Bareiss (Leitung)
27.2. Samstag
27.2. samstag
20:00 Jahrhunderthalle Frank furt Music Discovery Project – LautMaler. Maxim und Lary (Popkünstler), hr-Sinfonieorchester, John Axelrod (Leitung). Mahler: Sinfonie Nr. 1 Offen für Experimente: Unter dem Namen „Orchestra X“ gründete John Axelrod in Houston eine Konzertform für junge Leute – frei nach dem Motto „Beer, Barbecue & Beethoven“. Hanau
19:30 Congress Park Neue Philharmonie Frankfurt, Jens Troester (Leitung). Werke von Bishay, von Hessen, Mozart & Beethoven Kassel
19:30 Staatstheater (Opernhaus) Disco in Concert 19:30 Staatstheater (Schauspiel haus) you will be removed. Johannes Wieland (Choreografie)
Aschaffenburg
Wiesbaden
19:00 Städtische Musikschule Aschaffenburger Gitarrentage. Goran Krivokapic (Gitarre)
15:00 Staatstheater Junge Konzerte: Spiel & Musik 19:30 Staatstheater (Großes Haus) Puccini: Madama Butterfly
Darmstadt
19:30 Staatstheater (Großes Haus) Kander: Cabaret
28.2. Sonntag
20:00 Pauluskirche Graupner: Das Leiden Jesu. Vokalensemble Ex Tempore, Barockorchester Mannheimer Hofkapelle, Florian Heyerick (Leitung)
Darmstadt
Frankfurt
Frankfurt
16:00 Papageno Musiktheater am Palmengarten Pinocchio
15:30 Opernhaus Verdi: Stiffelio
19:30 Papageno Musiktheater am Palmengarten Ein Abend mit Giacomo Puccini 19:30 Opernhaus Janáček: Die Sache Makropulos. Richard Jones (Regie) 20:00 Jahrhunderthalle Music Discovery Project – LautMaler Weitere Infos siehe Tipp GieSSen
19:30 Stadttheater (Großes Haus) Kander/Ebb: Der Kuss der Spinnenfrau. Cathérine Miville (Regie) 24 Hessen concerti 02.16
18:00 Staatstheater (Opernhaus) Porter: Kiss Me, Kate Neu-Isenburg
26.2. Freitag 16:00 Papageno Musiktheater am Palmengarten Pinocchio
Kassel
18:00 Staatstheater (Großes Haus) Verdi: Rigoletto (Premiere). Karsten Wiegand (Regie)
18:00 hr-Sendesaal Nadine Blumenstein (Violine), Jochen Tschabrun (Klarinette), Maria Ollikainen (Klavier). Mozart: Violinsonate G-Dur KV 379, Bartók: Kontraste, Brahms: Violinsonate Nr. 3 d-Moll op. 108
19:00 Hugenottenhalle Anny-Schlemm-Preis. Jessica Strong (Sopran), Julia Dawson & Maria Pantiukhova (Mezzosopran), Frankfurter Opern- und Museumsorchester. Sängerinnen-Wettstreit und Preisträgerinnenkonzert Niedernhausen
17:00 Rhein-Main-Theater Aida – Das Musical Wiesbaden
11:00 Staatstheater (Orchester proberaum) Kinder- und Familienkonzert: Brüderchen, komm tanz mit mir! 11:00 Museum Marta Berger (Oboe), Johannes Gmeinder (Klarinette), Sibylle Mahni (Horn). Mozart: Quintett Es-Dur KV 452, Herzogenberg: Trio D-Dur, Beethoven: Quintett Es-Dur 11:00 Staatstheater (Foyer Großes Haus) Dörte Sehrer (Klarinette), Igor Mishurisman, Anton Tykhyy & Svantje Wolf (Violine), Anastasiya Mishurisman (Viola), Emanuela Simeonova (Violoncello). Weber: Gran Quintetto, Kirchner: Streichquartett Nr. 3, Mendelssohn: Streichquartett Nr. 1 19:30 Wartburg Firth: Our House 19:30 Staatstheater (Großes Haus) Gluck: Orpheus und Eurydike Worms
17:00 Ev. Kirche Herrnsheim Preisträgerkonzert „Jugend musiziert“
29.2. Montag Frankfurt
20:00 Opernhaus Happy New Ears. Portrait Allain Gaussin 20:00 Alte Oper Vivaldi: Die Vier Jahreszeiten. Nigel Kennedy (Violine & Leitung), Russische Kammerphilharmonie St. Petersburg Fulda
10:00 Schlosstheater Matti und Sami und die drei größten Fehler des Universums
Fulda
Wiesbaden
17:00 Stadtschloss (Fürstensaal) Isang Enders (Violoncello), Andreas Hering (Klavier). Franck: Sonate ADur, Beethoven/Czerny: Violinsonate Nr. 9 A-Dur op. 47 „Kreutzer“, Schumann: Violinsonate Nr. 2 d-Moll
20:00 Kurhaus Bertrand Chamayou (Klavier), Nederlands Kamerorkest, Gordan Nikolic (Leitung). Mozart: Klavierkonzert Nr. 14 Es-Dur, Bree: Allegro, Liszt: Malediction, Schubert/ Mahler: Der Tod und das Mädchen
Foto: Priska Ketterer
Wiesbaden
Festivals In Deutschland und Europa – wir stellen Ihnen die interessantesten Programme, Orte und Künstler vor
Foto: Schubertiade
Offen für ungewöhnliche Formate: das Ensemble Musikfabrik aus Köln
24_Schwarzenberg/Hohenems Ins Grüne, ins Grüne! Traumhafte Landschaft und Akustik: Die Schubertiade feiert ihr 40-jähriges Jubiläum 26_Köln Aufbruch in die Moderne Acht Brücken
führen in Köln über den Rhein – und ebensolche Wege ans andere musikalische Ufer möchte auch das Festival gleichen Namens seinem Publikum bieten 28_München Der Fugen-Seppel Vor hundert Jahren starb Max Reger – seine Aussprüche sind bis heute legendär Einzeltermine, Details, Tickets und vieles mehr auf www.concerti.de/festivalguide
Februar 2016 concerti 23
Festivalguide
Ins Grüne, ins Grüne! Traumhafte Landschaft und Akustik: Die Schubertiade in Schwarzenberg und Hohenems feiert ihr 40-jähriges Jubiläum Von Katharina von Glasenapp
S
pätsommer in Schwarzenberg: Am helllichten Nachmittag singt Tenor Daniel Behle von nächtlichen Schatten, von Mord, Kirchhof und unheimlichen Fieberträumen. Nur wenige Stunden später zieht Pianistin Elisabeth Leonskaja ihr Publikum hinein in die pulsieren24 concerti Februar 2016
de Bewegung eines Sonaten- Hier gibt es „rauschende Bächsatzes – und in der Pause lein, so silbern und hell“ zuhauf, scheint der Vollmond auf das und Schuberts Wanderer – seibeschauliche Dorf im Bregen- en es Müllersburschen, Liebenzerwald, als hätte der Aus- de oder einsame Melancholiker statter eine riesige Laterne – scheinen sich auf dem Weg an den Himmel über den zur Lustenauer Hütte zu trefumliegenden Bergen ge- fen. Dabei ist Franz Schubert, hängt: Willkommen im Schu- der die Natur in all ihrer Schönbert-Paradies! heit, aber auch Düsternis und = Zeitraum
= Künstler
= Ort
Foto: Schubertiade
Tannen- und Buchenholz für die Akustik: Festival-Zentrum ist der Angelika-Kauffmann-Saal in Schwarzenberg
Gefährlichkeit auf so einzigartige Weise in seiner Musik zu spiegeln wusste, nie bis nach Vorarlberg gekommen. Und doch sind sich Künstlerinnen und Künstler aus aller Welt wie auch das ebenso internationale wie treue Publikum einig, dass seine Lieder, die Klavierund Kammermusik ganz wunderbar in diese Umgebung passen. Schon die Anreise in Österreichs westlichstes Bundesland hat ihren besonderen Reiz: Vom Bodensee und vom Rheintal kommend geht es erst mal in vielen Kurven hinauf in eine einerseits liebliche, andererseits charaktervolle Landschaft. Wie ein großer Felsriegel schiebt sich die Kanisfluh über das Flussbett der Bregenzer Ach; die Ortsbilder prägen klassische Bauernhöfe mit schindelgedeckten Fassaden sowie neue Häuser in jener vielfach preisgekrönten Vorarlberger Architektur, die hauptsächlich mit Holz und Glas arbeitet. Schmuckstücke sind der Schwarzenberger Dorfplatz mit seinem blumengeschmückten Brunnen, die herrschaftlichen Gasthöfe, die mit ausgezeichneter Küche aufwarten, sowie die Kirche mit den schmiedeeisernen Kreuzen auf dem Friedhof.
tesgrößen wie Goethe oder Herder ein Leben lang verbunden; und so ist nach ihr in Schwarzenberg vieles benannt, bis hin zum akustisch hervorragenden Konzertsaal, der fast unauffällig in die umgebenden Wiesen eingebettet ist. Hier im Bregenzerwald ist seit 2001 das renommierte Festival für Lied und Kammermusik zuhause, das – 1975 von Hermann Prey und Gerd Nachbauer gegründet – einst im Rittersaal von Schloss Hohenems im Rheintal seinen Anfang nahm. Selbstredend steht nun zum 40. Geburtstag eine Gesamtaufführung aller 600 Lieder Schuberts auf dem Programm, zudem auch der Fragmente und Alternativfassungen. Doch hat sich die Schubertiade mittlerweile ebenfalls den Liedern von
Schumann, Brahms oder Mahler geöffnet, zudem der Kammermusik und Klavierabenden. Und während hier wie da vor Beginn und in den Pausen zwei Hörner mit Schubert-Weisen ins Konzert rufen, wandert hernach im Saal der Blick hinaus auf die grüne Flanke der Hangspitze. Eine Atmosphäre, die Publikum wie Künstler gleichermaßen genießen: „Ins Grüne!“ – Schuberts lockender Liedruf hat hier bis heute Bestand. Schubertiade Schwarzenberg/ Hohenems 22.4.–11.10.2016 Matthias Goerne, Sharon Kam, Angelika Kirchschlager, Juliane Banse, Martin Helmchen, Modigliani Quartett, Thomas Hampson, David Fray, Anne-Sofie von Otter, Daniel Müller-Schott, Igor Levit, Christian Gerhaher u. a. Schwarzenberg & Hohenems
Zum Geburtstag erklingen alle 600 Lieder des Komponisten
In eben dieser Pfarrkirche sind jene Apostel-Porträts zu finden, die dereinst die damals 13-jährige Malerin Angelika Kauffmann (1741–1807) schuf. Dem Dorf, in dem die Künstlerin zwar nicht geboren worden, aber doch familiär verwurzelt war, blieb die Freundin so berühmter GeisEinzeltermine, Details, Tickets und vieles mehr auf www.concerti.de/festivalguide
Februar 2016 concerti 25
Festivalguide
Konzertstimmung der ungewöhnlichen Art: DIe Basilika St. Aposteln ist eine der ganz besonderen Spielstätten des Festivals
Aufbruch in die Moderne Acht Brücken führen in Köln über den Rhein – und eben solche
G
emeinhin verirrt sich hierher niemand, um klassischer Musik zu lauschen: Dient doch das von grünen Bäumen umrundete Gebäude unter der Rodenkirchener Brücke bei Köln als Lagerstätte für mobile Hochwasserschutzelemente. Doch das alljährliche Mai-Festival „Acht Brücken“ pflegt eben nicht nur programmatisch einen etwas anderen Blick, 26 concerti Februar 2016
und so sitzt das Publikum nun hier im elegant geschwungenen grauen Betonbau auf einfachen Stühlen und folgt Henzes politisch aufgeladener Kammeroper El Cimarrón. Spaciges Ambiente, aber eine erstaunlich gute Akustik
Und mag das Ambiente auch ein wenig spacig wirken, die Akustik in dieser Lagerhalle ist
erstaunlich gut. Was auch für manch andere ungewöhnliche Spielstätte gilt, die sich die Festival-Macher Jahr für Jahr neu erobern. Ebenso werden aber für Jazz und Popmusik etablierte Orte wie Stadtgarten und Tanzbrunnen einbezogen – und zentraler Konzertsaal bleibt natürlich die Kölner Philharmonie, finden doch größere Ensembles nur hier genügend Platz. = Zeitraum
= Künstler
= Ort
Foto: Pramudiya, Joseph Molina
Wege ans andere musikalische Ufer möchte auch das Festival gleichen Namens seinem Pubikum bieten. Von Matthias Corvin
Dennoch: Die Idee ist und danten der Kölner Philharmor ens Langevoort, bleibt, zeitgenössische Musik nie, Louw von der Philharmonie in alle daneben sind der WDR und die Ecken der Stadt zu bringen. Stadt Köln maßgeblich an der Und da die Moderne nach wie Finanzierung und Planung des vor keineswegs allerorts auf Festivals beteiligt. Und so klinoffene Ohren stößt, bemühen ken sich neben internationalen sich die Festivalmacher, diese Gästen wie den Pariser ModerKlänge einem breiten Publi- ne-Spezialisten des „Ensemble kum möglichst spannend zu Intercontemporain“ auch die servieren: sei es nun mit be- großen Klangkörper der Stadt gleitenden Filmen, Video in die Veranstaltung ein, also installationen oder öffentli- das WDR Sinfonieorchester chen Proben, mit Workshops und das Gürzenich-Orchester und Angeboten für Kinder. – natürlich mit passenden ProOder auch der vor allem bei grammen. Gemeinsam wird so jungen Leuten beliebten abend- binnen zehn Festivaltagen ein lichen Lounge, wo man bei zwar kompaktes, doch mit über entspannter Musik den Tag 50 Veranstaltungen attraktives Gesamtpaket gestemmt. Das ausklingen lassen kann. nicht zuletzt dank der freien »Musik und Glaube« lautet das Musikszene immer wieder Festivalmotto für 2016 Überraschungen und EntdeNatürlich finden sich im Festi- ckungen bietet, und zwar keivalnamen „Acht Brücken“ die neswegs nur in der fantasieZahl der Rheinübergänge bei vollen „Eröffnungsnacht“: Mal Köln wieder. Doch zugleich rattert und dampft da in einer sehen sich die Veranstalter Performance ein alter Ottoauch selbst als Brückenbauer, Motor im Innenhof von möchten Brücken zur Neuen „raum13 – Deutzer Zentralwerk Musik bauen, den Menschen der Schönen Künste“, mal die Ohren öffnen und den Weg wird eine elektronisch verzu bedeutenden Persönlichkei- stärkte Violine aus vier Boxen ten der Moderne ebnen. Wofür zur Raummusik. Und als das jedes Jahr ein anderer Kompo- junge Ensemble „hand werk“ nist ins Zentrum rückt, was 2014 Sergej Maingardts Sounddem Festival den Charakter quartett SMOG mit weißen kleiner Retrospektiven verleiht. Hemden, schwarzen KrawatSo kreiste zur Premiere 2011 ten und Roboter-Bewegungen alles um „Pierre Boulez – Frank- inszenierte, erinnerte das soreich und die Moderne“, der gar ein wenig an die deutsche jüngst verstorbene Altmeister Kultband Kraftwerk. Neue kam sogar persönlich nach Musik kann eben auch Spaß Köln und dirigierte auf seine machen. unnachahmlich nüchterne und präzise Art das Eröffnungskon- Acht Brücken. Musik für Köln 30.4.–10.5.2016 zert; 2016 geht es nun um die Alisa Weilerstein, Olga Scheps, spirituelle russische KompoEnsemble intercontemporain, nistin Galina Ustwolskaja soGürzenich-Orchester Köln, WDR Sinfonieorchester Köln, Bruno wie das Motto „Musik und Mantovani, Matthias Pintscher, Glaube“. Die künstlerische Markus Stenz u. a. Gesamtleitung liegt beim IntenKöln Einzeltermine, Details, Tickets und vieles mehr auf www.concerti.de/festivalguide
Weitere Tipps Berlin
Vokalfest Chor@Berlin 25.–28.2.2016 Mit jungen Ensembles und außergewöhnlichen Programmen von Arvo Pärt bis zur elektronisch unterfütterten Konzertinstallation bewegt sich das Vokalfest im Radialsystem V am Puls der Zeit Köln
Fest für Alte Musik
27.2.–13.3.2016 Neben internationale Stars wie Jordi Savall und heimischen Größen wie Cantus Cölln wartet das Fest mit einigen Überraschungen auf – wie das interaktive Straßentheater der spanischen Gruppe Kamchàtka Rügen
Festspielfrühling Rügen 11.–20.3.2016 Die Kräfte der Natur – Feuer, Wasser, Erde, Luft – wo könnte man sie besser spüren als auf einer Insel? Mit Konzerten an sinnfälligen Orten verwandelt das Fauré Quartett die Wirkkräfte der vier Elemente in Musik Berlin
MaerzMusik 11.–20.3.2016 Fragen stellen heißt, etwas bewegen. Genau darin besteht der Grundimpuls dieses „Festivals für Zeitfragen“: Gedanken anstoßen, Haltungen herausfordern – mit zeitgenössischen Klängen, Filmen, Performances Byreuth
Bayreuther Osterfestival 25.3.–3.4.2016 Das Werk Max Regers steht im Zentrum des diesjährigen Osterfestivals mit Sinfoniekonzerten, Klavier- und OrgelRezitalen bis hin zur Jazz Night
Februar 2016 concerti 27
Reportage
Der Fugen-Seppel Vor hundert Jahren starb Max reger . Seine Aussprüche sind bis heute legendär – ja, bekannter als manches Werk, wie Teresa Pieschacón Raphael beim Streifzug durch sein Leben offenbart.
Den »letzten Riesen in der Musik«
… nannte ihn Paul Hindemith, der sich ein Schaffen ohne Max Reger nicht vorstellen konnte. Auch Sergej Prokofjew war tief beeindruckt von dessen gewaltiger Kunst und Künstlerpersönlichkeit. Strawinsky hingegen – selbst kein Adonis –fand ihn äußerlich „genauso abstoßend wie seine Musik“. Dabei war Johann Baptist Joseph Maximilian Reger von Natur aus ein … »G’standenes Mannsbild« – von 1,89 Meter Größe
Ein streng katholischer Schulmeistersohn aus Franken, aus dem oberpfälzischen Brand, wo heute noch sein Geburtshaus steht. Kräftig und polterig, bärbeißig und selbstironisch sein Naturell – aber eben auch tief empfindsam.
Fescher Kerl: Max Reger im »Konservatoriumsrock«
28 concerti Februar 2016
Foto: Max-Reger-Institut
»Vierzehn Tag lang geheult«
… habe er 1888, als er in Bayreuth den Parsifal hört – da ist Reger gerade einmal 15 Jahre alt. Er beschließt, Musiker zu werden und lernt über seinen Klavierlehrer Adalbert Lindner den berühmten Musiktheoretiker Hugo Riemann kennen. Der erkennt die außerordentliche Begabung des Teenagers, befindet aber:
... im Wein »Bayreuth ist Gift für ihn.« re älteren, geschiedenen AdeAlso unterweist Riemann ihn »produktivmachende Kräfte ligen, um die er jahrelang wirbt. Sie wird ihn – trotz eines Strauin seiner strengen Phrasie- sehr bedeutsamer Art« ... rungslehre. Reger lernt, wie bei ... entdeckt. „Sturm- und Trank- ßes von zehn Liebesliedern – einer Sprache, sich mit der zeit“ nennt er seine Jahre von erst 1902 in München heiraten, Struktur einzelner Tonfolgen 1893 bis 1898 in Wiesbaden, wo nachdem Reger seine Schulden zu beschäftigen, mit ihren me- er als Lehrer für Klavier und getilgt und Abstinenz gelobt lodischen, rhythmischen und Orgel sein Studium am Kon- hat. Doch nur wenige Jahre harmonischen Schwerpunkten. servatorium finanziert – mit später bekommt die Ehe erste Er ist fasziniert. ersten künstlerischen Erfolgen. Risse, reale und vermeintliche Mittendrin absolviert er als Rückschläge lassen ihn wieder »Wir haben ein ganz internatio- „Einjährig Freiwilliger“ seinen trinken. Der Alkohol verwannales Phrasierungsbureau hier« Militärdienst im 80. Infanterie- delt ihn in einen beleibten Rie… schreibt er an Lindner. Auch Regiment: Doch der Stumpf- sen, der sich gerne „Rex Mager“ wenn das Verhältnis zu Rie- sinn beim Kommiss ödet ihn nennt und die Karikaturisten mann, der ihn „Brausekopf“ an, er trinkt ohne Halt. Depres- reizt. Trotz einflussreicher Förnennt, nicht ungetrübt bleibt, sionen und Schulden nehmen derer wie Richard Strauss gilt wird Reger bis in seine letzten zu – nur knapp entgeht er einer vielen seine Musik als verWerke äußerst sorgfältig die Einweisung ins Heim, als ihn schroben, langatmig, aufgePhrasierungsbögen und Vor- seine Schwester Emma ins El- dunsen, verbissen, düster, gar tragszeichen mit roter Tinte ternhaus zurückholt. Zeitle- pathologisch: eine „ton- und einzeichnen – geradezu peni- bens wird Reger eine „durstige klangpsychologische Perversibel, mit „deutscher Gründlich- Seele“ bleiben, doch er erkennt tät“ schreibt Rezensent Rudolf keit“. Die kalligrafische Schön- auch: Louis 1903. Das Wort … heit seiner Partituren, die Präzision und gute Lesbarkeit »Im Dusel komponiert niemand, »Strafkammermusik« überraschen, scheinen sie doch auch das Genie nicht.« … macht die Runde, als das gut nicht zu seinem Hang zu Ex- Vielleicht hat die Freundschaft eingespielte Hösl-Quartett bei zessen zu passen, der vermu- mit Ferruccio Busoni zu dieser der Uraufführung von Regers ten lassen könnte, er schaffe Erkenntnis beigetragen, viel- c-Moll-Klavierquintett 1903 in unkontrolliert, wie im Rausch. leicht die Bekanntschaft mit München an der komplexen Letzteren erlebt Reger, als er … Elsa von Beerken, der drei Jah- Struktur, der permanenten An-
Gut getroffen: Willy von Beckerath hielt den Dirigenten Max Reger 1909 in einer Serie von Druckgrafiken fest – und der Porträtierte erteilte dem Schaffen höchstselbst mit seiner Signatur den Segen des Meisters Februar 2016 concerti 29
Reportage
spannung zu scheitern droht. Sein Groll auf die Münchner Kritiker wird sprichwörtlich: »An alle die Herren Kritiker mit ›oktoberfestwiesenreifer‹ Intelligenz«
»Man ist hier toll auf Reger!«
… hatte er schon 1904 nach einem dortigen Konzert an Elsa geschrieben. Als er seine neue Wohnung in der Leipziger Felixstraße bezieht, wird dem selbsternannten „knorrigen deutschen Musikante mit Rückgrat“ gar ein großer Empfang bereitet. Eine Ehrengabe über 10 000 Mark von Henri Hinrichsen, Inhaber des C. F. Peters-Verlags, ermöglicht ihm endlich, „Herzblutwerke“ zu schaffen, ohne sich durch ständiges Konzertieren aufzureiben. Elsa hingegen wird 1929 in ihren Erinnerungen über den „Leipziger Frühjahrsgeruch nach Bärlauch“ klagen – 30 concerti Februar 2016
Trauter Familienschein: Elsa, Christa und Max Reger
und kränkelt. Wenig schmei- zusetzen? Denn die wilhelmichelhaft hatte ihr Gatte sie in nische Leistungsethik hat er einem früheren Brief mit einer tief verinnerlicht und wünscht Figur aus einem Ibsen-Drama sich, der Tag hätte 72 Stunden. verglichen – nicht ahnend, dass Als … sie ihn 35 Jahre überleben und die Hüterin seines Erbes sein »Akkordarbeiter« … trägt er sich in Hotel-Gästewird. listen ein: in Anspielung auf Das Schreckhorn seine eigenwillige Akkordik Als Lehrer am Leipziger Kon- und Harmonik sowie den Umservatorium malt Reger, die stand, dass er wie am Fließlinke Hand gewöhnlich in der band zu produzieren scheint Hosentasche, die tollsten har- – in 43 Jahren entstehen über monischen Probleme an die 1 000 Werke. Zwar keine Oper Tafel. Den Schülern sträuben und keine vollendete Sinfonie, sich die Haare, auch wegen der dafür aber eine Reihe glänzend Noten, die Reger vergibt. „Be- klingender Orchesterstücke, kommt den ersten Preis für prächtige Kammermusik mit Faulheit“, heißt es da, oder: Quartetten, Trios sowie vielen „Gut beanlagt, grandios im Bum- Sonaten für verschiedene Insmeln.“ Und über den später trumente; ein Violinkonzert, berühmten Dirigenten George von dem er glaubt, „die Reihe Szell lautet sein Urteil: „War der zwei Konzerte Beethoven, sehr faul, nachlässig, hat sich Brahms um eines vermehrt“ zu den Ehrennamen ‚Das Schreck- haben, zudem Klavier- und horn‘ erworben. Ist sehr be- Vokalmusik – und ein imposangabt.“ Dennoch ist Reger als tes Orgelschaffen mit kühnen Lehrer begehrt, erhält schon Choralfantasien. Einen ... 1908 die Ehrendoktorwürde der Universität Jena – nur eine »Fugen-Seppel« von vielen Auszeichnungen. ... nennt er sich, der an einem Was ihn nicht davon abhält … einzigen Tag eine gewaltige Doppelfuge ohne Fehler kom»Orden für eine ponieren kann. Johann SebasVerunreinigung von tian Bach hält er „für Anfang Knopflöchern« und Ende der Musik“ – und … zu halten: Will er seine Sucht doch sind die Mozart-Variatinach Anerkennung verbergen? onen von 1914 wohl sein popuDen Willen, sein Werk durch- lärstes Orchesterwerk. Er wid-
Foto: Max-Reger-Institut
… schreibt er und droht: „Reger ist ein grundgemütliches Luderchen. Ist er aber gereizt, dann ist er ein verfluchter Satan!“ Und: „Ich werde in Zukunft per Gelegenheit jeden rausholen und bengalisch beleuchten!“ Seine Violinsonate C-Dur op. 72 versteht er als Kampfansage an die Kritik, nennt sie „Schafe- und AffenSonate“ – basierend auf den Motiven Es-C-H-A-F-E und AF-F-E – und „widmet“ sie zwei Rezensenten. Legendär wird sein Spruch: „Ich sitze im kleinsten Raum des Hauses. Ich habe Ihre Kritik vor mir. Bald werde ich sie hinter mir haben.“ In Leipzig indes, wo er 1907 zum Universitätsmusikdirektor ernannt wird, scheint auf einmal alles ganz anders:
Bolshoi Ballett met sie der Meininger Hofkapelle, an die er 1911 von Herzog Georg II. von Sachsen-Meiningen als Hofkapellmeister berufen wird. Am Ende einer kompositorisch sehr fruchtbaren Zeit mit Orchesterwerken wie den Vier Tonbildern nach A. Böcklin steht 1915 der psychische Zusammenbruch. Das Requiem vermag er nicht mehr zu vollenden. In der Gelehrtenstadt Jena findet er zwar zunächst aus der Krise heraus und „zum freien jenaischen Stil“, wie er seinem Freund schreibt, dem Organisten Karl Straube. Doch er ahnt, dass sein Ende naht. »Das Schwein und der Künstler werden erst nach ihrem Tode geschätzt«
… ulkt er – wie immer nur halb im Scherz. „Einer Musikgeschichte in 50 Jahren“, hat er getönt, „wird es klar sein, dass ich der einzige war, der sich gegen die ,Versumpfung‘ im Lisztschen ungesunden Fahrwasser entgegenstemmte, der als bewußter Fortschrittler ,sans phrase‘ den Strom wieder in das Bett: Bach, Beethoven, Brahms geleitet hat.“ Doch die Korrekturbogen seiner Acht geistlichen Gesänge op. 138 in seinem Sterbezimmer im Leipziger Hotel Hentschel sprechen eine andere Sprache: „Der Mensch lebt und besteht nur eine kleine Zeit.“ P.M.: In der bayerischen Landeshauptstadt wolle er nicht „noch einmal“ begraben werden, hatte der Komponist einst gesagt. Seine letzte Ruhe findet Max Reger nach Stationen in Jena und Weimar nun auf dem Waldfriedhof – in München.
Konzert-TIPPs
Weiden Max-Reger-Tage 24.1.–23.12. Ensemble Oxalys, Markus Becker, Zemlinsky Quartett, Kolja Lessing u. a. Hannover Sa. 13.2., 18:00 Uhr Marktkirche Eröffnungskonzert zum Reger-Zyklus 2016. Ulfert Smidt (Orgel), Moritz Backhaus (Orgel) u.a. Reger: Choralfantasien Halle So. 21.2., 18:00 Uhr Steintor-Varieté Landesjugendchor Thüringen, Staatskapelle Halle, Nikolaus Müller (Leitung). Reger: Die Nonnen op. 112 u.a. Dresden 5., 6. & 7.5. Semperoper Peter Serkin (Klavier), Staatskapelle Dresden, Herbert Blomstedt (Leitung). Reger: Klavierkonzert f-Moll op. 114 Leipzig Max-Reger-Festtage 8.–20.5. Michael Schönheit, MDR Sinfonieorchester, Thomanerchor, Gewandhausorchester, Herbert Blomstedt u. a. Mülheim/Ruhr Di. 7.6., 20:00 Uhr Stadthalle Igor Levit (Klavier), Markus Becker (Klavier). Reger: Mozart- und Beethoven-Variationen u. a.
Der widerspenstigen Zähmung live am 24.1. um 16 Uhr
The Royal Ballet
HAMBURG Mi. 13.7., 19 Uhr St. Michaelis Hamburger Orgelsommer (Eröffnung) Who is afraid of Max Reger? Thomas Dahl, Andreas Fischer, Manuel Gera, Matthias Hoffmann-Borggrefe, Eberhard Lauer, Christoph Schoener u.a. Werke von Bach und Reger
Weitere Artikel und alle Termine mit Werken von Max Reger finden Sie unter: concerti.de/reger CD-Tipps
Reger: Orchesterwerke Staatskapelle Dresden, Herbert Blomstedt u. a. Brilliant Classics (11 CDs) Reger: Das gesamte Klavierwerk Markus Becker (Klavier). Thorofon (12 CDs) Reger: Das gesamte Orgelwerk Vol. 3 Bernhard Buttmann (Orgel). Oehms Classics (4 CDs)
Rhapsody/ The Two Pigeons live am 26.1. um 20.15 Uhr Erleben Sie die exklusiven Veranstaltungen auf der großen Leinwand – Infos und Karten unter cinestar.de
Rezensionen CDs und DVDs – ausgewählt und bewertet von der concerti-Redaktion
Knochenarbeit ist dieser Brahms – doch Antje Weithaas meistert diese mit Brillanz
Entschlackungskur Cd des Monats Brahms’ Violinkonzert, neu gehört
D
as Fett ist weg. Und auf einmal treten verborgene Schichten klarer hervor ... Antje Weithaas und die Camerata Bern haben das Violinkonzert von Johannes Brahms aufgenommen. Reich gefüllt ist der CD-Katalog mit diesem Werk, doch was das Schweizer Ensemble und seine solistische Leiterin damit anstellen, verdient größte Anerkennung. Mit gerade einmal 20 Streichern wirkt das Orchester schlank – wodurch die Blä32 concerti Februar 2015
ser ebenso an Bedeutung gewinnen wie auch an Kontur. Nicht etwa weil sie lauter klingen, vielmehr treten die Geheimnisse dieser Musik gerade im Leisen hervor. Vor allem im zweiten Satz: Der gelingt zutiefst berührend. So frei, so natürlich, so herrlich im Verbund mit der Geige entsteht ein eigener Zauber. Den Finalsatz hat man gewiss schon rasanter, virtuoser, polierter gehört. Doch darum geht es Weithaas und den Bernern
nicht: Sie lassen bei aller rhapsodischer Verve die einzelnen Themen ungemein differenziert hervortreten. Und auch das zweite Werk auf diesem Album, das G-Dur-Streichquintett in einer Bearbeitung für Streichorchester, wird nicht minder feinsinnig interpretiert. Christoph Vratz Brahms: Violinkonzert & Streichquintett Nr. 2 in der Bearbeitung für Streichorchester Antje Weithaas (Violine & Leitung), Camerata Bern. CAvi
Weitere Rezensionen finden Sie auch unter www.concerti.de
Foto: Giorgia Bertazzi
– dank Antje Weithaas und der Camerata Bern
Einflug
Ausflug
Abflug
Monteverdi: Orfeo, Ulisse, Poppea Solisten, Orchester der Komischen Oper Berlin, André de Ridder (Leitung), Barrie Kosky (Regie). Arthaus (5 DVDs)
Dvořák: Stabat Mater Erin Wall, Mihoko Fujimura, Christian Elsner, Ling Li, Chor & Symphonieorchester des BR, Mariss Jansons (Ltg), Michael Beyer (Filmregie). Concorde
Brahms: Sinfonie Nr. 2 D-Dur op. 73 Deutsches Symphonie-Orchester Berlin Tugan Sokhiev (Leitung), Henning Kasten (Filmregie). EuroArts
Seit Barrie Kosky 2012 die Komische Oper in Berlin übernahm, ist diese zum Trendsetter der Musiktheaterszene avanciert. Seine Eröffnungspremiere mit den drei erhaltenen Monteverdi-Opern an einem Tag lässt sich durchaus als persönliches, ästhetisches Manifest lesen: Radikal von heute gedacht, sinnenprall, spontan und perfekt im Timing wirkt dieses denkbar exotisch neu instrumentierte Operntheater, für dessen Konsum es keine Vorkenntnisse braucht. Textverständlich wird auf Deutsch gesungen, expressiv und wahrhaftig. Ein Fest für Theaterfreunde, nichts indes für Alte-Musik-Puristen! (AF)
Vergangenes Frühjahr waren Mariss Jansons und seine Münchner mit Dvořáks berühmtem Stabat Mater Gäste beim Lucerne Festival. Allein wie Jansons die klagende instrumentale Einleitung allmählich Gestalt annehmen und nach der ersten dramatischen Zuspitzung sich sachte verströmen lässt, zeigt enorme Gestaltungskraft: große Kunst! So sensibel geht es mit Chor und Solisten weiter, voller Leidenschaft und Hingabe. Analytisch fängt die Kamera die Einsätze ein, schafft es, den Blick auf die Menschen zu richten, die da musizieren – und alle anderen folgen der Darbietung auf der Stuhlkante. (EW)
Brahms’ Zweite mit dem DSO und Tugan Sokhiev in einem ehemaligen Kraftwerk, aufgenommen von einem teleskopierbaren Kamerakran auf Schienen: Welch ausgefallene Idee! Entstanden ist für jeden Satz ein Rundflug ohne Schnitte über und durch das Orchester, was ein neuartig intimes Miterleben ermöglicht – plötzliche Wechsel zwischen den Orchestergruppen bleiben indes außen vor. Zudem scheint die ungewohnte Laborsituation mit Teleskopbeobachtung Musiker und Dirigenten eher zu verunsichern, sie wirken angespannter als sonst. Ambitioniertes Projekt, doch noch ausbaufähig. (EW)
Krönender Abschluss der Pejac ˇevic´-Edition
cpo 555 003–2 Auf dem letzten Volume unserer Edition widmet sich Natasˇa Veljkovic´ allen Klavierwerken der großartigen kroatischen Komponistin. Das musikalische Schaffen Pejacˇevic´s fokussiert sich auf das Klavier als Instrument, aber auch als Medium, in dem sie ihre musikalischen Ideen am besten zum Ausdruck zu bringen und das Wesen ihrer Musik zu verkörpern verstand.
cpo
Natas ˇa Veljkovic´ Unter den vielen Auszeichnungen, die Natasˇa Veljkovic´ für ihre Leistungen erworben hat, seien der Gewinn des »Prix Clara Haskil« – im Alter von 17 Jahren – und der erste Platz beim »World Music Masters« besonders erwähnt. Sie lebt und arbeitet in Wien, wo sie an der Universität für Musik und darstellende Kunst eine ao. Professur innehat.
CD-Bestellung gegen Rechnung unter: www.jpc.de | jpc-schallplatten Versandhandelsgesellschaft mbH Georgsmarienhütte | Geschäftsführer: Gerhard Georg Ortmann | Amtsgericht Osnabrück HRB 110327 cpo gibt’s auch im Internet: www.cpo.de
***** = herausragend **** = sehr gut *** =gut ** =befriedigend * =unbefriedigend
Februar 2016 concerti 33
Rezensionen
Zwischen Finessen und Schleiern
Zwischen Härte und Feingefühl
Schubert: Impromptus D 899 & Klavierstücke D 946 Beethoven: Sonate op. 106 Grigory Sokolov (Klavier). Deutsche Grammophon
Prokofjew: Klavierkonzert Nr. 2 Tschaikowsky: Klavierkonzert Nr. 1 Beatrice Rana (Klavier), Orchestra dell’Accademia Nazionale di Santa Cecilia, Antonio Pappano (Ltg). Warner
Die neue Partnerschaft zwischen dem Ausnahmepianisten Grigory Sokolov und der DG geht in die zweite Runde. Diesmal ist sein Schubert- und Beethoven-Programm festgehalten, mit dem er 2013 auf Tournee war – in Mitschnitten aus Warschau und Salzburg. Gerade in Schuberts Impromptus D 899 und in den drei Klavierstücken D 946 wimmelt es vor herrlichen Kantilenen, Ausdrucksfinessen, Klang-Schönheiten, Mehrstimmigkeiten. Alles hat Sokolov genau durchdacht – schade nur, dass der Meister uns nicht aufklärt über einige gedehnt erscheinende Rubati oder manch verschleiernde Pedalisierung. (CV)
Nur 40 Jahre liegen zwischen Prokofjews widerborstigem, tückisch schwerem Werk und Tschaikowskys Virtuosen-Schlachtross. Die 22-jährige Beatrice Rana bewältigt beide – und wie! Für Prokofjew bringt sie die nötige Härte und rhythmische Prägnanz mit, besitzt aber auch das Gespür für die eisige Weltverlorenheit in den langsamen Passagen. Und auch ihr Tschaikowsky ist konkurrenzfähig: mit Gefühl, aber nie sentimental, schlank, straff und technisch unanfechtbar spielt sie den Dauerbrenner. Antonio Pappano am Pult mischt eine Prise mediterrane Leichtigkeit in den Orchestersatz. (FA)
Zwischen Trotz und Hingabe
Zwischen Kunst und Kitsch
Tschaikowsky: Violinkonzert Strawinsky: Les noces Patricia Kopatchinskaja (Violine), MusicaAeterna Choir & Orchestra, Teodor Currentzis (Ltg). Sony Classical
Some Other Time – A Tribute to Leonard Bernstein Nils Landgren (trombone), Janis Siegel (voc), Bochumer Symphoniker, J. Lundgren (piano), D. Ilg (bass), W. Haffner (drums). ACT
Da haben sich zwei Seelenverwandte gefunden: Teodor Currentzis und Patricia Kopatchinskaja bürsten mit einem betont kammermusikalischen Ansatz Tschaikowskys Violinkonzert kräftig gegen den Strich und legen dabei manch ungehörte Facetten frei. Kopatchinskajas radikal subjektives Spiel und ihr rau-expressiver Ton dürften nicht allen gefallen; die zärtliche Hingabe aber, mit der sie in der Canzonetta jeden Ton auf die Goldwaage legt, ist ebenso hinreißend wie der Furor des Finales. Strawinskys Bauern-Ballettmusik Les noces hingegen ist eher was für hartgesottene Liebhaber. (FA)
Am schmalen Grat treffen sich die Guten. Auf diesem schmalen Grat, zwischen Kunst und Kitsch, hatte auch Bernstein seinen bevorzugten Ort, und nun kommt Nils Landgren zu Besuch. Im Vorfeld seines 60. Geburtstags wählt der die ganz große Geste: All-Star-Trio! Bochumer Symphoniker! Bernsteins Musik! Arrangements vom Grammy-Abonnenten Vince Mendoza! Freude an der Melodie, wie sie im Wechselspiel zwischen dem zerbrechlichen Gesang Landgrens und dem abgehangenen Broadway-Swing der Manhattan-Transfer-Sängerin Janis Siegel zum Glühen gebracht wird. Schön – bisweilen gar zu schön. (SH)
34 concerti Februar 2016
Kurz Besprochen Birds – Werke von Daquin, Rameau u. a. Dorothee Mields (Sopran), Stefan Temmingh (Blockflöte), The Gentleman’s Band. dhm Gelungene Entdeckungsreise ins Tierreich: Während Temmingh sich dem Gezwitscher im Mix aus Ironie und Respekt nähert, sorgt Mields für den Zauber des Vogelgesangs. (KH) Scarlatti: Arien aus Opern und Kantaten Elizabeth Watts (Sopran), The English Concert u. a. harmonia mundi Welch leidenschaftliches Plädoyer für den kaum bekannten Opernkomponisten Scarlatti! Watts findet für jede Arie einen eigenen Ton, subtil unterstützt vom English Concert. (AF) Schumann: Klavierkonzert u. a. Jan Lisiecki (Klavier), Orchestra dell’Accademia Nazionale di Santa Cecilia, Antonio Pappano. DG Wie schade! Lisiecki und die Italiener schnuppern nur an Schumanns Extremen. Was bei aller Eleganz und Balance die Gefahr birgt, dass Gefallen ins Gefällige umschlägt. (CV) Transition – Werke von Fauré, Tschaikowsky u. a. David Stromberg (Cello), Philharmonisches Bläserquintett Hamburg. Ars Zwei Perlen der Cello-Literatur in völlig neuem Klangbild: Stromberg hat die wohlbekannten Werke in schillernde Kammermusiken verwandelt. Ein romantisches Abenteuer! (SI) Online-Tipp
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Top 20 Klassik-Charts Februar (11.12.2015– 7.1.2016)
1
Jonas Kaufmann
2
Ludovico Einaudi
3
Lang Lang
4
Igor Levit
5
Campino, Bundesjugendorchester & Alexander Shelley
(1)
(3)
(5)
(4)
(2)
Nessun dorma - The Puccini Album Sony Classical
Elements We Love Music
Lang Lang in Paris Sony Classical
Bach, Beethoven, Rzewski Sony Classical
6
Jonas Kaufmann
7
Albrecht Mayer
8
David Garrett
9
Anne-Sophie Mutter
(9)
(15)
(8)
10 (7)
Anja Harteros, Jonas Kaufmann, Antonio Pappano
12
Max Richter
13
Sting
14
Zubin Mehta & Wiener Philharmoniker
Du bist die Welt für mich Sony Classical
Bach - Konzerte und Transkriptionen Deutsche Grammophon
Timeless. Brahms & Bruch Violinkonzerte Decca Records
Julia Lezhneva - Handel Decca Records
Julia Lezhneva glaubt an die Natürlichkeit der Stimme. So setzt sie in den Arien aus Händels frühen Jahren ganz auf die Gestaltungskraft – und fasziniert ohne zirzsensische Mätzchen.
Sleep Deutsche Grammophon
(Neu)
If On A Winter‘s Night Deutsche Grammophon
(Ree)
Neujahrskonzert 2015 Sony Classical
(Ree)
Kaum dirigiert, schon produziert: Bis der 2016er-Live-Mitschnitt der Wiener Philharmoniker am 8. Januar erschien, musste man sich allerdings noch mit dem Vorjahr begnügen.
15
Rolando Villazón & Cecilia Bartoli
16
Christina Pluhar & L’arpeggiata
17
Elisabeth Schwarzkopf
18
Artemis Quartett
Treasures of Bel Canto Deutsche Grammophon
(13)
Cavalli: L’amore innamorato Erato
(10)
Complete Recitals 1952-1974 Warner Classics
(Neu)
Schubert: Streichquartette Nr. 13-15 Virgin Classics
(Neu)
Im Gedenken: 2012 erschien die Aufnahme der späten Schubert-Quartette bereits – der Tod des Bratschers Friedemann Weigle rückt den Geniestreich nochmal in unser Bewusstsein.
The Club Album (Live From Yellow Lounge) Deutsche Grammophon
Julia Lezhneva, Giovanni Antonini, Il Giardino Armonico
Verdi: Aida Warner Classics
(16)
Peter und der Wolf in Hollywood Deutsche Grammophon Tage wie diese: Nun erzählt uns auch Campino Prokofjews musikalischen Märchenhit. Der wurde für die Tote Hose ins heutige Hollywood verlegt – um neue Klassikhörer zu gewinnen ...
(6)
11
19
Trifonov, The Philadelphia Orchestra & Nézet-Séguin
20
Sol Gabetta, Amsterdam Sinfonietta
(Ree)
(18)
Ermittelt von GfK Entertainment GmbH im Auftrag des Bundesverbandes Musikindustrie e.V.
Rachmaninov Variations Deutsche Grammophon
Vasks: Presence Sony Classical
Februar 2016 concerti 35
Blind gehört
Pianistische Streichel einheiten sind seine Spezialität. Ludovico Einaudi, 1955 in Turin geboren, studiert Komposition am Mailänder Konservatorium, wird Schüler von Luciano Berio, verlässt aber bald die Pfade der ernsten Musik. Mit seinem Klavierzyklus Le Onde erreicht er 1998 breite Hörerschichten und tourt seitdem mit seinen zwischen Minimal-, Welt- und Filmmusik angesiedelten Programmen durch Konzerthäuser auf der ganzen Welt.
36 concerti Februar 2016
Foto: Ray Tarantino/DECCA
zur Person
»Der Klang ist nicht rund« Der Komponist und Pianist Ludovico einaudi hört und kommentiert CDs von Kollegen, ohne dass er erfährt, wer spielt. Von Corina Kolbe
D
ie Wurzeln seiner Musik liegen in der Klassik, doch Ludovico Einaudi lässt sich gern von Rock, Pop, Folk und anderen Genres inspirieren. Und das weltweit mit Erfolg, wie neben seinen Orchesterwerken und Kammermusiken vor allem die FilmSoundtracks aus seiner Feder zeigen: etwa für Aprile von Nanni Moretti oder die französische Komödie Ziemlich beste Freunde. Dabei bezeichnet sich der italienische Komponist und Pianist selbst am liebsten als Minimalisten, geht doch von seinen einfachen, sich oft schier unendlich wiederholenden Melodien nicht selten eine geradezu meditative Wirkung aus. Und auch beim „Blind gehört“Interview in einem Berliner Hotel lässt sich der Künstler trotz Termindrucks ob seines bevorstehenden Flugs nach Mailand nicht einen Moment lang aus der Ruhe bringen: weder von dem kleinen tragbaren CD-Spieler in der Suite, der aus einem Technikmuseum stammen könnte und dessen Klangqualitäten ihn beim Rätseln ja eigentlich unterstützen sollten – noch von seiner Unwissenheit hinsichtlich der ihn erwartenden Werke. Stattdessen bestellt sich Einaudi noch vor dem ersten Stück zur men-
talen Stärkung erst einmal einen kräftigen Assam-Tee.
Auch diese Einspielung scheint mir nicht neu zu sein – und ich muss sagen, dass mir hier der Klang des Klaviers Chopin: Klaviersonanicht besonders gefällt, vor te h-Moll, 1. Satz Martha Argerich allem nicht im unteren Register. (Klavier). The LegenGleich bei den ersten Akkorden dary 1965 Recording. hat mich etwas gestört: Der EMI 1999 Klang ist nicht rund … Merk(hört aufmerksam zu) Darf würdig, auf Michelangeli wäre ich spontan sagen, was mir ich nie gekommen: Er war doch dazu einfällt? Ich habe ja am bekannt für sein unglaublich Konservatorium in Mailand gutes Klavierspiel. An Bach Klavier studiert, doch dieses habe ich zwar gleich gedacht, Stück habe ich nie selbst ge- doch ich wäre nicht auf Busospielt. Ich konzentriere mich nis Transkription der Chajetzt ganz auf die Atmosphä- conne für Solo-Violine gekomre … der Klang scheint aus men. einer größeren Distanz zu kommen: Es ist fast so, als Verdi : Nabucco, „Va, würde ich sehr weit von der pensiero, sull‘ali dorate“ Orchester und Chor der Bühne entfernt in einer Loge Scala, Arturo Toscanini sitzen oder alles vom Foyer (Leitung), Verdi alla Scala aus hören – die Musik kommt Vol. I. Skira Classica 2012 für mich aus einer anderen (hört eine Weile zu, seine Dimension. … Das Klavierspiel ist sehr schön … ich den- Miene hellt sich auf) Nabucco, ke, die Aufnahme ist schon „Va, pensiero …“. Mit Toscanini älter, aber keine Ahnung, wer an der Scala? Eine sehr schöne der Pianist sein könnte … Ah, Interpretation, die den popuMartha Argerich, Chopin lären Charakter von Verdis (blickt auf das Cover). Sehr Musik erhält. Das spürt man lebendig. Damals, 1965, war deutlich, wenn der Chor einsetzt. Eigentlich sollte dieses sie noch ganz jung. Stück die Nationalhymne von Italien sein: Das ist wahrBach/Busoni: Partita scheinlich die Musik, durch die Nr. 2 d-Moll, Chaconne Arturo Bewir Italiener uns am besten nedetti Michelangeli repräsentiert sehen. Als ich in (Klavier). Great Reden Siebzigerjahren in Maicordings. EMI 2004 Februar 2016 concerti 37
Blind gehört
land studierte, war Claudio Puccini: Turandot, Abbado Musikchef an der Sca„Nessun dorma“ la. Damals habe ich dort sehr Jonas Kaufmann (Tenor), Antonio viele Opern gehört – am liebsPappano (Leitung) ten saß ich in einer Loge genau Sony Classical 2015 über dem Orchestergraben. In den Jahren mit Abbado Puccini, Turandot… gefällt herrschte eine große Aufbruchsstimmung, für uns Stu- mir sehr gut. Das Timbre und denten gab es vergünstigte die Klangfarben sind wunderKarten. Vorher war die Scala voll. Eine neue Einspielung? nämlich nur ein Theater für die … Jonas Kaufmann also – eine reiche Oberschicht gewesen. sehr gefühlvolle Interpretation. Antonio Pappano ist ein fantastischer Dirigent, der Giordano: Andrea aus seinem Orchester einen Chenier, „La mamma morta“, Catalani: La unglaublichen Klang herausWally, „Ebben? ne holt. andrò lontana“ Maria Callas. EMI 1990
„La mamma morta“ – das hier ist Maria Callas, ganz eindeutig. Als ich nach Mailand kam, trat sie schon nicht mehr an der Scala auf. Ihre besondere Aura war aber noch deutlich zu spüren: Man meinte ihre Stimme zu hören, sobald man das Opernhaus betrat. (hört das nächste Stück) „Ebben? Ne andrò lontana“ aus Catalanis Oper La Wally: Diese Arie hat sich mir noch stärker eingeprägt. Sie kommt auch in dem Film Diva von Jean-Jacques Beineix vor. Als ich ihn Anfang der Achtzigerjahre sah, war ich von der Musik total beeindruckt: Wunderschön! Wer eine solche Arie in einem Film hört, wird dadurch vielleicht neugierig auf die gesamte Oper: Es ist so, als würde man ein Gemälde nicht mehr in einem Museum neben Hunderten anderen Bildern sehen, sondern außerhalb dieses Kontextes. Der Bezug zu unserem eigenen Alltag kann in solch einer Situation viel stärker sein. 38 concerti Februar 2016
Beethoven: 9. Sinfonie, 1. Satz Berliner Philharmoniker, Claudio Abbado (Leitung). Deutsche Grammophon 2008
(lauscht gespannt) Beethoven, die Neunte! Vielleicht mit Bernstein? Nein? … Ah, Abbado! Ich weiß noch, wie er mit den Berliner Philharmonikern und Solisten 2001 in der Accademia Nazionale di Santa Cecilia in Rom alle Sinfonien und Klavierkonzerte von Beethoven aufführte. Sein Freund Maurizio Pollini war auch dabei. Nono: Prometeo, Tragedia dell‘ascolto“, I. Prologo ensemble recherche, Solistenensemble des SWR SO. col legno 2007
(hört länger zu) Prometeo von Luigi Nono …? Gut, dass ich jetzt nicht aus Versehen auf Luciano Berio getippt habe, meinen Kompositionslehrer am Konservatorium: Die beiden mochten sich nämlich nicht besonders (lacht). Trotz-
dem war ich 1984 gemeinsam mit Berio in Venedig bei der Uraufführung von Prometeo, die Abbado dirigierte. Ich erinnere mich noch genau an die Atmosphäre in der baufälligen Kirche San Lorenzo und an die großartige Holzkonstruktion Renzo Pianos, in der die Musiker spielten. Rota: The Godfather, I. Sicilian Pastorale Filarmonica della Scala, Riccardo Muti (Leitung). Sony Classical 1997
Jetzt sind wir im Kino, stimmt’s? Nino Rota, ich habe ihn sofort an den Farben der Orchestrierung erkannt. Ein wirklich großartiger Komponist.
Wong kar-wai: In The Mood for Love, Yumeji‘s Theme Original Soundtrack. Virgin France 2000
Ein chinesischer Film … Moment mal …Wong Kar-Wai, In the Mood for Love! Ich habe ihn im Kino gesehen, die Musik ist toll. Ich erinnere mich auch an die Farben im Film: Wenn diese Melodie beginnt, hat man alles gleich wieder vor Augen. Die Musik passt genau zur Handlung und wird in manchen Momenten sogar zur Protagonistin. Einaudi: In a Time Lapse, „Orbits“ Ludovico Einaudi (Klavier), I Virtuosi Italiani, Danile Hope (Violine), Decca 2013
(freut sich) Das ist ja eines meiner eigenen Stücke mit dem Geiger Daniel Hope. Was
wir gerade hören, ist sehr lyrisch und eindringlich. Wir haben mit ihm alles zwei Mal aufgenommen. Hinterher war es schwierig, sich für eine der Versionen zu entscheiden. Er hat die Musik sofort perfekt interpretiert. Misha Mullov Abbado: New Ansonia, „Circle Song“ & „Heal Me On This Cloudy Day“ Edition Records 2015
Ich wüsste nicht, wer das geschrieben haben könnte … Mein erster Eindruck ist, dass ich solch eine Musik schon öfters gehört habe – wenn man weiter zuhört, merkt man jedoch, dass diese Stücke einen ganz eigenen Charakter haben … Aha, Misha Mullov
Abbado, der Sohn von Claudio und Viktoria Mullova. Sein Debütalbum? Er spielt Kontrabass, nicht wahr? Was ich höre, klingt für mich ziemlich amerikanisch beeinflusst. Auf jeden Fall interessant. CD-Tipp
Einaudi: Elements Ludovico Einaudi (Klavier, Keyboard, Orgel, Gitarre u. a.), Amsterdam Sinfonietta u. a. We Love Music
online-Tipp
Ludovico Einaudi und Daniel Hope mit „I Giorni“ Das Video sowie weitere Konzerte auf: www.concerti.de/einaudi
LIVE. LIKE NO ONE ELSE.
Konzert-TIPPs
Ludovico Enaudi & Ensemble – „Elements“ Essen Mo. 15.2., 20:00 Uhr Philharmonie Düsseldorf Di. 16.2., 20:00 Uhr Tonhalle Stuttgart Mi. 17.2., 20:00 Uhr Liederhalle Mainz Fr. 19.2., 20:00 Uhr Rheingoldhalle Nürnberg Sa. 20.2., 20:00 Uhr Meistersingerhalle München So. 21.2., 19:00 Uhr Gasteig Berlin Mo. 22.2., 20:00 Uhr Philharmonie Hannover Di. 23.2., 20:00 Uhr Kuppelsaal HCC Bielefeld Mi. 24.2., 20:00 Uhr R.-Oetker-Halle Leipzig Fr. 26.2., 20:00 Uhr Messe Halle 3 Hamburg Sa. 27.2., 20:00 Uhr Laeiszhalle
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Februar 2016 concerti 39
multimedia Das Beste aus Radio, Fernsehen, Kino und Internet Kino: live-übertragung
TV-Tipps
dein ist mein ganzes...
In die Vollen gesungen
Sa. 30.1., 10:20 Uhr Film 1870 wird im Ischler Theater die erste Operette gespielt. In der Folge kam Kaiser Franz Joseph ebenso hierher ins Salzkammergut wie Franz Lehár, Johann Strauß, oder Richard Tauber. Stoff genug für reichlich G’schichten rund um Bad Ischl und die Operetten. arte
die natur in der musik So. 7.2., 18:10 Uhr La Folle journée Das Klassikfestival in Nantes stand 2016 im Zeichen der »Natur«. Im Abschlusskonzert lassen es das Ural Philharmonic Orchestra, Geiger Nemanja Radulovic und das Ensemble Double Sens nochmal mächtig zwitschern, summen und strömen. 3sat
Alles so schön klassisch in Covent Garden: La Traviata auf Britisch
J
e klassischer, desto beliebter: Diese Opern-Faustregel gilt natürlich auch in Covent Garden – und so hält sich Richard Eyres ebenso imposante wie konventionelle La TraviataInszenierung nun schon über zwei Jahrzehnte im Repertoire des Royal Opera House. Alexandre Dumas hatte dereinst die
Romanvorlage geliefert und damit Marie Duplessis ein Denkmal gesetzt: der Königin der Pariser Kurtisanen, die an ihrer Liebe und den unüberwindbaren Schranken einer bürgerlichen Gesellschaft scheitert. Bei Verdi heißt die schwindsüchtige Lebedame nun Violetta und stirbt – ruiniert, verbraucht und ausgebrannt durch ihren ausschweifenden Lebenswandel – mit 22 Jahren an Tuberkulose. Was gleichermaßen rührt wie üppige, bunte Bilder liefert – genau der richtige Stoff also für die große Kinoleinwand. Do. 4.2., 19:45 Uhr live im Kino Eine Übersicht der Kinos unter: www.rohkino.de
App: iDagio
crime time So. 21.2., 11:05 Uhr Filmmusikkonzert Auf dem »Sounds of Cinema«-Programm im Münchner Circus Krone stehen Musiken aus Thrillern. Stargast ist Angela De noke, Roger Willemsen moderiert. arte
stars von morgen So. 21.2., 18:30 Uhr Musikfilm In Berlin präsentierte Spitzentenor Rolando Villazón den Top-Nachwuchs, darunter Counter Vince Yi und Cellistin Harriet Krijgh. 40 concerti Februar 2016
Wider den Klassikschwund
W
as nicht digital ist, verschwindet irgendwann, ist der Berliner Musikmanager Till Janczukowicz überzeugt. Und hat gemeinsam mit Christoph Lange das Streamingportal iDagio entwickelt, über das klassische Künstler ihre Musik nicht nur direkt vertreiben können, sondern auch stärker am Umsatz beteiligt werden
sollen als bei Mitbewerbern. Nach dem Start des kostenfreien Angebots mit alten Aufnahmen vergangenen Sommer ist nun für 2016 ein PremiumZugang geplant, der für eine Monatsgebühr Zusatzangebote und aktuelle Veröffentlichungen liefern soll. Link zur App und weitere Infos : www.idagio.com
Fotos: Oberösterreich Tourismusourismus, Persson, Händelhaus Halle, Marco Borggreve, Marty Sohl
3sat
online: digitalisierung
Radio-Tipps
Von der Fülle profitiert
M
ag die Zahl der realen Besucher im HändelHaus in Halle 2015 auch um etwa 3000 zurückgegangen sein, in der virtuellen Welt bieten die sachsen-anhaltischen Nachlassverwalter des Komponisten eine immer umfangreichere Sammlung. Nachdem 2011 bereits ein erster Teil seiner Original-Ausgaben für das Web aufbereitet worden war, haben die Hallenser nun 144 weitere historische Musikdokumente digitalisiert und ins Internet gestellt. Darunter findet sich ebenso der Erstdruck von Händels Oper Ottone als auch frühe Ausgaben seiner Oratorien Josepoh und seine Brüder sowie Salomon – beide
Digitalisiert: Händels KupferdruckPorträt auf der Solomon-Ausgabe
deutschlandradio kultur
wiege der Moderne Do. 4.2., 22:05 Uhr Historische Aufnahmen 1946 wurde in Baden-Baden das SWR-Sinfonieorchester gegründet und setzte seither wegweisende Akzente in der Neuen Musik. Zum Geburtstag erinnert Norbert Hornig noch einmal an den Pioniergeist des Ensembles, der künftig indes Geschichte ist: Denn nach dem Jubiläum fusionieren die Badener mit den Radiosinfonikern des SWR. deutschlandradio
ausgestattet mit Händel-Porträts des Kupferstechers Jacobus Houbraken. Online abrufbar sind zudem ein Bündel von 106 Einzelstücken, darunter Liedzettel des Komponisten wie auch anderer zeitgenössischer Kollegen. Zu finden sind die Dokumente unter: www.haendelhaus.de
wein, weib, gesang Di. 9.2., 22:00 Uhr Alte Musik Anlass zur Klage gab „Hof Musikus Büchner“ um 1800 stets aufs Neue und sorgte am großherzoglichen Hof für reichlich Alltagsgeschichten. Eben diese hat Georg Beck für seinen Streifzug durch die Geschichte der Weimarer Hofkapelle zusammengetragen. deutschlandfunk
kino: live-übertragung
Aus dem Vollen geschöpft
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er Mann mochte es schon immer sinnenprächtig: Wo Franco Zeffirelli auch inszeniert hat, stets waren Bühne und Kostüme von erlesener Schönheit – Renaissance- und Barockzeit ließen grüßen. Mag der Regisseur als bekennender Homosexueller auch das freiheitliche Klima Hollywoods schätzen, künstlerisch wie politisch ist der Italiener nie ein Progressiver gewesen – und vermutlich eben deshalb gern gesehener Gast an der Metropolitan Opera. Wahre DekoOrgien für die Augen hat der heute 92-Jährige dort gefeiert und so auch in Puccinis Turandot halb China auf die New Yorker Bühne gewuchtet. Wen
stört es da schon, dass diese Inszenierung inzwischen fast 30 Jahre auf den Fächern hat, solange der ästhetische Luxus dominiert und mit Nina Stemme eine der besten Sopranistinnen die Titelrolle singt ...
globetrotter Sa. 13.2., 10:05 Uhr KlassikPop-et-cetera In aller Welt gefragt ist Nicolas Altstaedt nicht nur als Cellist: In der Sendung erzählt er auch von seinen Intendanz-Erfahrungen in Lockenhaus. deutschlandradio kultur
16 mal 116 Di. 16.2., 22:00 Uhr Alte Musik 1616 beauftragte der Jenaer Kaufmann Burckhard Großman 16 Komponisten mit der Vertonung des 116. Psalms und schuf damit eine einzigartige Sammlung. deutschlandfunk
China wie es singt und Fächer schwingt – zumindest an der Met Sa. 30.1., 19:00 Uhr live im Kino Eine Übersicht der Kinos unter: www.metimkino.de/nc/kinos
Playtime! Mi. 17.2., 22:05 Uhr Musikforum Selbstporträt in Tönen: Egbert Hiller präsentiert die britische Schlagzeugerin Sabrina Ma.
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Vorschau
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Quadro Nuevo Vier Bayern auf Wanderschaft zwischen den Welten mit Tango, Balkan-Folklore und Jazzimprovisationen
Vilde Frang Als Pilgerin mit Mission hat die norwegische Geigerin ihren ganz eigenen Kopf
Klassische Musik in Island Dünn besiedelt, beeindruckt die Insel doch mit Spielstätten wie dem Konzerthaus Harpa
concerti – Das Konzert- und Opernmagazin erhalten Sie im Abonnement sowie am Ende des jeweiligen Vormonats an Veranstal-
tungsorten, Konzert- und Theaterkassen, im Fachhandel, Bildungseinrichtungen, Hotels und Gastronomie. Alle Termine,
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Fotos: Olaf Becker - Becker Lacour/Quadro Nuevo, Marco Borggreve - Warner Classics, Harpa Concert Hall and Conference
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