concerti Ausgabe West November 2014

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DAS KONZERT- UND OPERNMAGAZIN

lang lang »Ohne Musik fühlt sich mein Leben leer an« julian steckel Blindverkostung für Cellisten

Alison Balsom

»Ich bin eine Trompeterin und kein Glamourgirl«

November 2014


AKTUELLE NEUHEITEN BEI SONY CLASSICAL

LANG LANG DAS MOZART ALBUM

SOL GABETTA PRAYER

Zwei der schönsten Klavierkonzerte Mozarts mit Lang Lang und den Wiener Philharmonikern unter Nikolaus Harnoncourt. Die zweite CD enthält Solo-Werke Mozarts: drei Klaviersonaten, den Türkischen Marsch u.a.

Sol Gabetta wurde durch Ernest Blochs besinnliches Stück „Prayer“ zu dieser CD inspiriert. Mit der Amsterdam Sinfonietta hat sie Werke von Ernest Bloch, Schostakowitsch und Casals eingespielt.

JOSHUA BELL BACH

VALER SABADUS GLUCK: LE BELLE IMMAGINI

Schon vor der gemeinsamen Tour in Deutschland erscheint die neue CD von Bell mit der Academy of St Martin in the Fields: mit Bachs Violinkonzerten, der Air, der Chaconne u.a.

Er hat eine der schönsten Stimmen überhaupt. Der Countertenor Valer Sabadus präsentiert mit der Hofkapelle München Opernarien von Gluck und Sacchini. Mit zahlreichen Ersteinspielungen.

www.sonymusicclassical.de

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Editorial

Liebe Leserin, lieber Leser! Wir kennen sie alle von den CD-Covern und Konzertplakaten: Durchgestylte Bilder bildhübscher, oft junger Musikerinnen – wie andernorts in der Werbung weiß natürlich auch die Musikindustrie, wie sich die doch eher brave Klassik an den Mann (und selbstverständlich ebenso die Frau) bringen lässt. Kein Wunder also, dass unser Redakteur Christoph Forsthoff überrascht war, als ihm beim Interview mit Alison Balsom statt des blond gelockten Trompetenengels ihrer Hochglanzfotos eine leicht verGregor Burgenmeister schnupfte, schlicht gekleidete Frau anblickte – willHerausgeber/Chefredakteur kommen im Alltag! Ja, Attraktivität mag für die (mediale) Außendarstellung von Vorteil sein, nur berge, wie die Trompeterin uns erzählt hat, äußerliche Schönheit eben auch immer die Gefahr, nicht ernst genommen zu werden. Da haben es Männer wie unser „Blind gehört“-Kandidat Julian Steckel leichter, keiner würde in dem Cello-Professor einen Dressman sehen – und selbst wer wie Daniel Hope elegante Kleidung liebt, muss kaum fürchten, auf sein Äußeres reduziert zu werden. Vielmehr hört der Klassikfreund gleich noch einmal genauer hin, wenn ihm ein erfahrener Dirigent wie Hartmut Haenchen in unserer Opern-Serie erklärt, wie wichtig es sei, dass das Publikum Vertrauen in die ihm vorgesetzte Qualität habe – und dabei Falten und graue Haare sogar noch von Vorteil sind: Denn in seinen Bildern steckt wirklich Persönlichkeit. In diesem Sinne: Lassen Sie sich nichts vor­ machen und schließen Sie beim nächsten Konzert vielleicht einfach mal die Augen – denn die Schönheit der Musik liegt allein im Ohr des Hörers. Fotos: Ivo von Renner, privat (2). Titelfoto: Hugh Maker/Warner Classics

Ihr

KURZ VORGESTELLT

Anita Strecker hat lange Jahre als Redakteurin für die Frankfurter Rundschau gearbeitet und schreibt bis heute Reportagen und Porträts rund um Oper, Musikleben und Literatur im hessisschen Raum – wenn sie nicht gerade malt oder sich am Klavier übt.

Hugh Carswell hat sich als Fotograf wie als Filmemacher auf die Musik und die Künste spezialisiert. Er lebt auf der Insel Jura vor der schottischen Westküste – ein magischer Ort, ideal um Inspirationen für sein eigenes Schaffen als Musiker „l‘Anson“ zu empfangen. November 2014 concerti   3


inhalt

KONZERT

8 wenn das gestern zum Heute wird PORtRÄt Ana-Marija Markovina ist an der Auseinandersetzung mit Carl Philipp Emanuel Bach auch persönlich gewachsen

10 »ich bin kein glamourgirl«

inteRView Alison Balsom fällt auf in der

Männerdomäne der Trompete. Doch statt ans Aussehen denkt sie eher über den weiblichen Klang ihres Instruments nach

14 »ich liebe elegante kleidung«

10

alison balsom Mit weichem Klang

kuRZ gefRagt Geiger Daniel Hope über Ghostwriter, Disziplin und Filmmusik

OPER

18 »Ohne kultur wird europa untergehen« feuilletOn Hartmut Haenchen fordert

mehr Qualität in der Oper und den Abschied vom Repertoiretheater

20 »was sollte man auch sonst tun?«

REGIONALSEITEN An dieser Stelle finden Sie in den Ausgaben Hamburg, berlin, mitteldeutschland, münchen und West die regionalseiten.

DIE WELT DER KLASSIK

32 ein konzert ist ein konzert ist ein konzert

44

Julian steckel Mit Respekt

RUBRIKEN 3 editorial | 6 Kurz & Knapp | 22 opern-Kritiken 24 opern-Tipps | 27 Festivalguide 38 CD-, DvD-, buch-rezensionen 48 multimedia-Tipps | 50 vorschau & Impressum 4  concerti November 2014

essaY Studenten sollten nicht nur zu Musikern, sondern auch zu exzellenten Vermittlern ausgebildet werden

34 spiel mit!

RePORtage Johannes Moser erarbeitet

während seiner Frankfurter Residenz ein Konzert mit 12 Amateur-Cellisten

44 »wie eine schüssel Quark – aber kein magerquark!«

BlinD geHöRt Der Cellist Julian Steckel

hört und kommentiert CDs von Kollegen, ohne dass er erfährt, wer spielt

Fotos: Hugh Carswell Warner Classics, Harald Hoffmann, Giorgia bertazzi

14

Daniel Hope Ohne Grenzen

PORtRÄt Der Dirigent Omer Meir Wellber ist auf dem besten Wege, ein ganz Großer zu werden


SIMPLY CLEVER

STARS FAHREN ŠKODA.

ŠKODA gratuliert den Gewinnern des ECHO Klassik 2014. Wer mit dem ECHO Klassik geehrt wird, hat in seinem Bereich Maßstäbe gesetzt. Genau wie der ŠKODA Superb. Er überzeugt nicht nur mit seinem riesigen Platzangebot, sondern auch durch viele clevere Details. Erleben Sie unseren unumstrittenen Raumriesen am besten selbst bei einer Probefahrt. Oder lassen Sie sich von unserem VIP-Shuttle-Service inspirieren. Weitere Informationen erhalten Sie bei Ihrem ŠKODA Partner, unter 0800/99 88 999 oder www.skoda-auto.de Kraftstoffverbrauch für alle verfügbaren Motoren in l/100 km, innerorts: 13,0–5,2; außerorts: 7,0–3,6; kombiniert: 9,3–4,2. CO 2 -Emission kombiniert in g/km: 215–109 (gemäß VO (EG) Nr. 715/2007 ). Abbildung zeigt Sonderausstattung.


kurz & knapp

was ist EiNe ...

Mensur? Die schönen Künste auf Abwegen, Schlägereien in der Musik? Keine Sorge, nicht den studentischen Fechtkampf haben wir im Visier, sondern das Zählmaß. Die Mensuralnotation entstand im Mittelalter und legte durch verschiedene Notenzeichen die Dauer der Töne untereinander genau fest. Als perfekte Mensur galt der dreiteilige Grundschlag – ganz ohne jeden Schmiss ....

Jahre lang gab Charles Wright Klavierunterricht. Als 19-Jähriger hatte der US-Amerikaner begonnen – erst der Tod 2007 setzte der Lehrtätigkeit ein Ende.

Nicht jeder hat ihn im Blut: Den Rhythmus, bei dem angeblich jeder mit muss. Geht es über die schlichten vier Viertel hinaus, gerät mancher rasch aus dem Takt. Weit mehr Gefühl für den richtigen Beat haben da offenbar Seelöwen, wie der Meeresbiologe Peter Cook festgestellt hat: Sie erkennen nicht nur verschiedene Rhythmen, sondern wippen auch bei ihnen unbekannten Stücken stets mit dem Kopf im Takt.

... die Pflege der Musik, das ist die Ausbildung der inneren Harmonie ... Konfuzius, chinesischer Philosoph

Immer weniger OPernaufführungen In keinem Land gibt es so viele öffentlich getragene Opernhäuser wie in Deutschland, das geografisch breit gestreute MusiktheaterAngebot gilt als Zeichen einer Kulturnation. Allein die Zahl der Aufführungen nimmt seit Jahren ab, sank zuletzt erneut um mehr als fünf Prozent. Auffällig: Im Südteil der Republik ist die Begeisterung für die Oper offenbar größer als im Norden – ob‘s an der höfischen Kulturtradition liegt? 6  concerti November 2014

Nordrhein-Westfalen Baden-Württemberg Bayern Hessen Sachsen Berlin Niedersachsen Thüringen Schleswig-Holstein Rheinland-Pfalz Mecklenburg-Vorpommern Bremen / Sachsen-Anhalt Hamburg Saarland Brandenburg

1.096 756 636 519 502 451 412 310 215 194 167 157 146 91 56

Opernvorstellungen in der Spielzeit 2012/2013 je Bundesland*

Fotos: Dirk Vorderstraße, Harald Hoffmann, PD; *Quelle: Deutscher Bühnenverein

76

Tierisches Taktgefühl – wenn Seelöwen im Rhythmus wippen


Schauspieler, Autor, Sänger: Tukur ist ein Liebling der Musen. Derzeit tourt er mit seinen Rhythmus Boys

Erst Schlager der 20er und 30er Jahre, nun sind Sie mit Jazz-Standards auf Tour – und wann singen Sie Schubert-Lieder? Aber das habe ich doch schon! Ich habe vor einigen Jahren eine Schallplatte mit Gedichten von Heinrich Heine in Vertonungen von Schubert, Schumann, Brahms und anderen aufgenommen, Jefim Jourist hat mich mit seinem Quartett begleitet. Sie hieß „Ich hab im Traume geweinet ...“ und war der Versuch, einmal ganz „klassisch“ zu singen. Die Platte ist übrigens zum Heulen schön.

Was macht für Sie den Reiz der Klassik gegenüber anderen Musikgenres aus? Die Kompositionen von Bach, Mozart, Beet­ hoven, Schumann, Mendelssohn und vielen anderen übertreffen an Komplexität und Tiefe alles, was sich seither im Musikgeschäft herumtummelt. Und manchmal streift mich dabei das Gefühl, etwas Erhabenem, etwas Göttlichem zuzuhören.

Dient Ihnen das eigene Musizieren als Ausgleich angesichts Ihrer vielen Theater-, Film- und TV-Aktivitäten? Für mich ist es eine Riesenfreude – eine Auszeit, ein Ventil. Ich liebe es, mich ganz allein ans Klavier zu setzen und in Noten herumzustöbern: Beethoven-Sonaten, Debussy, Operettenschmonzetten, alte Schlager. Am liebsten aber improvisiere ich und versuche, Melodien zu finden, die irgendwo tief in mir stecken.

bundesweit und werbefrei DAB+, Kabel, Satellit, App, deutschlandradiokultur.de

Ulrich Tukur

Oper Sa • 19:05

Das Feuilleton im Radio.

3 Fragen an ...

Konzert Di bis Fr, So • 20:03


porträt

wenn das gestern zum Heute wird »mein ganzes leben zog in dieser Zeit an mir vorüber«: ana-maRija maRkOVina ist an der auseinandersetzung mit carl Philipp emanuel Bach auch selbst gewachsen. Von Christoph Vratz Argumenten und erfrischend skeptisch gegenüber allem, was mit Vermarktung und Events zusammenhängt.

Umarmung für Bach: »Ich liebe diesen Carl Philipp«, schwärmt Ana-Marija Markovina

Ü

berall ist er zu spüren, in dieser JugendstilVilla im Kölner Norden: der Atem einer Zeit, die vergangen scheint und hier doch zugleich präsent und lebendig ist – ob nun an der Hausfront, im Foyer oder im Wohnzimmer. Anfang des 20. Jahrhunderts entwarf der Großvater ihres Mannes das Haus, heute lebt Ana-Marija Markovina hier mit ihrer Familie. Und übt: Meist am Steinway vor dem Fenster zum Garten, an dem daneben stehenden Ibach-Klavier trällert gelegentlich ihre kleine Tochter. Dabei sei „Musikmachen eigentlich ein einziger 8 concerti November 2014

Anachronismus“, behauptet die Pianistin. Ein Satz, der in solch einer Umgebung naturgemäß eine ganz eigene Bedeutung gewinnt, doch die 44-Jährige zielt auf seine generelle Aussage: „Der Kontrollwahn unserer Zeit passt nicht gut zum Musizieren.“ Musik brauche Freiheit, die Lust am Unkalkulierbaren, das Wagnis. Stattdessen würden Karrieren heute minutiös geplant, von Agenten kalkuliert, und technische Vollkommenheit werde zum Ideal erhoben. Ana-Marija Markovina ist ein hellwacher Geist, rasch in ihren Gedanken, einleuchtend in den

„Mit zunehmender Erfahrung habe ich versucht, alles Kontrollierte am Klavier abzubauen: Ich übe mehr, ich übe bewusster, aber im Konzert spiele ich dafür mit vollem Risiko.“ Schon als kleines Kind zog es sie ans Klavier: Der Vater Mathematiker, die Mutter Architektin – da liegt eine Künstlerlaufbahn nicht gerade auf der Hand. „Doch ich wollte bereits früh Klavierunterricht bekommen und mit vier Jahren, so hat man es mir berichtet, Musikerin werden.“ Aufgewachsen in Wanne-Eickel, studierte Markovina später in Detmold, Weimar und Berlin und fraß sich in dieser Zeit nicht zuletzt lesend durch die Welt- und Kulturgeschichte. Daher auch ihre Neigung, Psychologie und Kunst zu verbinden: „Der Mensch hinter der Musik ist für mich immer ein Vorbild. Alle großen Komponisten haben ein hohes Maß an Disziplin aufgebracht und gleichzeitig in ihrer Fantasie alle Genialität ausgelebt.“ Ver-

Foto: Harald Hoffmann

Ständiger Blick über den Tellerrand hinaus


stand und Gefühl als ein Prozess, die Psychologie als Entlastung der Seele, die Lust am Wissen: Bei der Kroatin hängt das Musiker-Sein unabdingbar zusammen mit dem Blick über den Tellerrand hinaus. Kein Wunder also, dass schon ihre bisherige Diskographie etliche Überraschungen parat hielt – darunter Klavierwerke von Hugo Wolf und Anton Urspruch oder Humperdincks vierhändige Fassung des Parsifal. Doch mit der Gesamtaufnahme sämtlicher Klavierwerke von Carl Philipp Emanuel Bach hat Markovina nun einen diskographischen Meilenstein gesetzt. Physisch sei diese Zeit eine enorme Belastung gewesen, die prall gefüllten Aufnahmetage hätten sich bis zu elf, zwölf Stunden hingezogen. „Ich musste so spielen, dass möglichst wenige Schnitte nötig sind – die beiden Tonmeister haben mich da durchgetragen, und wir kamen alle an unsere Grenzen.“ Doch bei allen Konzentrationshürden, bei allen Noten, die täglich von ihrem Kopf in die Finger wandern mussten, am Ende blieb vor allem eines: „Ich liebe diese Musik, ich liebe diesen Carl Philipp.“ Eine Herausforderung, an der sie wachsen konnte

Denn jedes Stück habe etwas Besonderes, etwas Rätselvolles. „Jeder Sechzehntellauf ist zugleich eine verborgene Melodie. Wenn man das auch so zu spielen versucht, bekommt die Musik automatisch eine ganz andere Struktur. Dieser Bach ist nicht klassisch, er ist romantisch, auch wenn es klassische Elemente in seiner Musik gibt.“ Man merkt Markovina an, wie

sehr sie für „ihren“ C. P. E. Bach brennt und wie dankbar sie ist, dieses Projekt realisiert haben zu können. „Ich bin an dieser Aufgabe enorm gewachsen. Es war wie ein Reset: Ungewollt zog mein ganzes Leben in dieser Zeit an mir vorüber.“ Die Vergangenheit kann eben nicht nur in der Architektur sehr gegenwärtig sein. Konzert-TIPPs

Hamburg Mi. 12.11., 20:15 Uhr Hauptkirche St. Michaelis (Krypta) Bach-Wochen 2014. Ana-Marija Markovina (Klavier). Werke von C. P. E. Bach & Chopin Bonn Fr. 14.11., 20:00 Uhr Beethovenhalle Ana-Marija Markovina (Klavier), Klassische Philharmonie Bonn, Heribert Beissel (Leitung). Werke von Händel, C. P. E. Bach & Mozart Stuttgart Di. 18.11., 20:00 Uhr Liederhalle Programm siehe Bonn Berlin Do. 20.11., 20:00 Uhr Konzerthaus (Großer Saal) Programm siehe Bonn

Köln Mi. 26.11., 20:00 Uhr Aula der Universität Ana-Marija Markovina (Klavier). Werke von C. P. E. Bach Bremen Sa. 29.11., 20:00 Uhr Glocke (Großer Saal) Programm siehe Bonn CD-Tipp

C. P. E. Bach: Sämtliche Klavierwerke Ana-Marija Markovina (Klavier) hänssler Classic (26 CDs) online-Tipp

Ana-Marija Marko­vina spricht über Carl Philipp Emanuel Bach Das Video sowie weitere Konzerte auf: www.concerti.de/markovina

Ihr Himmel voller Geigen. Tickets für Klassik, Jazz, Bühne und vieles mehr auf www.reservix.de

Über

40.000 Events!


Foto: Hugh Carswell/Warner Classics

Interview

10 concerti November 2014


»ich bin kein glamourgirl« alisOn BalsOm fällt auf in der männerdomäne der trompete. Doch statt ums aussehen macht sich die Britin eher gedanken um den weiblichen klang ihres instruments. Von Christoph Forshoff

W

ie Fotos doch täuschen können: Kein verführerisch lächelnder, blond gelockter Trompetenengel mit bloßen Schultern sitzt mir da gegenüber, sondern schlicht eine junge Frau in Jeans und Pullover, das Haar in aller Eile hochgesteckt. Obendrein verschnupft und ein wenig angespannt, gilt es doch noch eine Geburtstagsparty für ihren Sohn Charlie vorzubereiten. Und überhaupt, nimmt Alison Balsom den eigenen Bildern auch noch den letzten schönen Schein, das seien halt Fotos – „aber von mir und meiner Persönlichkeit sehe ich nicht viel in diesen Bildern“. Aufnahmen

ZUr pErSon

Die Trompete ist für Alison balsom eine »liebe auf den ersten Blick« gewesen: Als Siebenjährige entschied sich die 1978 in Hertfordshire geborene engländerin bereits für ihr Instrument. 2001 schloss sie ihr Studium am Pariser konservatorium mit der höchsten Auszeichnung ab, gewann zweimal den echo Klassik, drei Classical brit Awards und hat einen der raren exklusivverträge eines Labels.

eben nach den Vorstellungen fällt es Ihnen da leicht, sich des Plattenlabels: „Mein Job einem Dirigenten unter­ aber ist es, als Musikerin so gut zuordnen? wie möglich zu sein.“ Und wer (lacht): Ja, selbstverständlich dann in der 36-jährigen Britin – denn ich liebe es mit Menunbedingt einen Trompeten- schen zusammen zu arbeiten, engel sehen möchte, könne die mir neue Perspektiven auf dies gern tun: „Jeder sieht das, die Musik eröffnen. was er möchte – allein: Ich bin kein Glamourgirl, das Trompe- Und das vermutlich nicht nur, te spielt, sondern eine Trom- weil Sie alle Stereotypen über peterin, die auch hübsch geklei- die Trompete unbedingt vermeiden möchten – wie det zu sein hat.“

»Warum sollte ich ein schlechtes Gewissen haben?« Auf Ihrer Deutschlandtournee im November musizieren Sie gemeinsam mit einem Kammerorchester, doch ohne Dirigent – was ziehen Sie vor: Mit oder ohne Dirigent zu spielen?

sehen diese Stereotypen Ihrer Meinung nach denn aus?

Die Menschen denken bei der Trompete gleich ans Militär – ein heroischer Sound, brillant, laut und mächtig. Dabei kann die Trompete auch wunderbar singen, und es gibt genügend Stücke, in denen sie dieses beweisen kann. Nur müssen wir diese natürlich auch aufs Programm setzen. Sie selbst schätzen also nicht

Das hängt vom Repertoire ab. den lauten, scharfen und Bei Kammermusik geht es sehr mächtigen Klang? gut ohne Dirigenten mit einem Doch, doch, ich mag diesen kleinen Ensemble, denn dann Klang auch, aber es ist eben nur hat jeder einzelne Verantwor- die eine Seite des Instruments tung zu übernehmen für die – und es ist doch langweilig, Musik. Aber wenn es sich um stets nur auf eine Art zu spieein größeres Orchester handelt, len. ist es oft sehr viel einfacher mit einem Dirigenten. Lässt sich daraus folgern, dass Nun scheinen Sie eine sehr selbstbewusste Frau zu sein –

Sie der Trompete eine weibliche Note eingehaucht haben?

November 2014 concerti  11


Interview

Es wäre zu simpel zu sagen, Frauen würden wärmer und Männer laut spielen. Der berühmte französische Trompeter Maurice André etwa hat auf eine sehr feminine und elegante Art gespielt. Wer ein Instrument gut beherrscht, entdeckt auch seine vielen verschiedenen Charaktere. Angenommen, die Trompete wäre ein menschliches Wesen – wie würde sie sein?

Und wäre die Trompete ein Mann oder eine Frau?

Wahrscheinlich hat sie mehr männliche als weibliche Eigenschaften – nur warum das so ist, das kann ich Ihnen auch nicht sagen (lacht).

»Ich bin eine ziemlich strenge Lehrerin« Nun haben Sie selbst dieses männliche Instrument auch bei einem Mann, nämlich Håkan Hardenberger, studiert – was war das Wichtigste, das er Sie gelehrt hat?

Offen gegenüber der Musik zu sein und zu verstehen, was die Idee des Komponisten gewesen ist – und dann einen Weg zu finden, um diese über die Musik mitzuteilen und sich nicht allein mit der Trompetentechnik zu beschäftigen. Auch 12  concerti November 2014

Tief durchatmen und die Lippenmuskulatur trainieren ... doch natürlich ist für Alison Balsom auf der Trompete nicht allein die Technik entscheidend

wenn es in dem Moment natürlich unabdingbar ist, die absolute Kontrolle über diese Technik zu haben. Und wie trainieren Sie die hierfür so wichtige Atemtechnik?

Es geht vor allem darum, möglichst tief zu atmen – und man muss die Lippenmuskulatur sehr gut trainieren. Wie sehen Ihre Übungen hierfür aus?

Es geht vor allem darum, täglich Tonleitern zu üben. Zudem mache ich Atemübungen und vorab auch Stretching. Das klingt ja schon beinahe nach Sport …

… nur müssen wir Musik machen. Und uns dafür von der reinen Technik lösen – so wie ein Tänzer: Natürlich muss er die Technik und die Schritte beherrschen, doch am Ende braucht es noch mehr, um das Publikum zu begeistern.

Nun unterrichten Sie seit einigen Jahren auch selbst – und zwar an eben jener Schule, wo Sie einst selbst studiert haben. Was war das für ein Gefühl, als Sie dort begonnen haben?

Es war ein wenig seltsam, aber auf eine sehr angenehme Weise. Meinen ersten Unterricht habe ich dort als 13-Jährige erhalten, insofern gehört die Guildhall School zu meinem Leben. Was für eine Lehrerin sind Sie?

(lacht) Ich bin eine ziemlich strenge Lehrerin – ja, ich denke, die Studenten sind manchmal ziemlich eingeschüchtert, wenn ich komme. Treten Sie so resolut auch sonst in Ihrem Leben auf?

Wahrscheinlich resultiert dieses Auftreten aus meiner Solistentätigkeit. Viele der dortigen Lehrer sind Orchestermusiker und betrachten die Trompete aus einer anderen Musi-

Foto: Hugh Maker/Warner Classics

(lacht): Das ist sehr unterschiedlich: Während die große Trompete, die ich meistens spiele, mich noch nie im Stich gelassen hat, ist die PiccoloTrompete unberechenbar. Bei ihr weiß man nie, woran man ist und was im nächsten Augenblick passiert.


dass ich gut vorbereitet bin. Es ist als Trompeter einfach wichtig, auch einmal Pausen einzulegen, denn dieses Instrument ist sehr anstrengend für verschiedene Muskeln – und ich möchte meine Karriere schließlich noch lange fortsetzen. Blond, Frau, Trompete – nerven Sie die Fragen zu diesem Thema?

Ja, manchmal schon. Und wenn jemand in mein Konzert käme, der Musik lauschte und dann einen Kommentar zu diesem Thema abgeben würde, dann wäre ich in der Tat genervt – aber in der Regel machen das die Menschen nicht. kerperspektive als ich. Daran sind die Schüler natürlich nicht gewöhnt, und deshalb mag der Unterricht bei mir manchmal für ein wenig Unbehagen sorgen (lacht). Ich diskutiere immer mit meinem Sohn, wie lange er täglich üben müsse – was empfehlen Sie Ihren Schülern?

Das ist keine Frage der Zeit, sondern der Qualität des Übens – ich selbst übe zwischen zehn Minuten und vier Stunden am Tag. Zehn Minuten?

Manchmal ist es unmöglich, mehr zu tun (lacht). Haben Sie dann ein schlechtes Gewissen?

Nein, warum sollte ich ein schlechtes Gewissen haben? Klar, würde ich dann auf der Bühne schlecht spielen, wäre das natürlich angebracht; doch wenn ich Konzerte habe, versuche ich schon sicherzustellen,

Sie fürchten also nicht, dass die Leute mehr auf Sie und Ihr Aussehen achten als Ihrer Musik zu lauschen?

Wenn das der Fall wäre, hätte ich nur eine sehr kurze Karriere – meine Karriere wäre in sechs Monaten vorbei. Da haben Sie sicher recht – dennoch: Ist es im Klassik­ geschäft von Vor- oder Nachteil, eine hübsche Frau zu sein?

Ich denke, das macht keinen Unterschied – als Solisten werden wir jeden Abend nach der Leistung unseres letzten Konzertes beurteilt, ganz gleich ob männlich oder weiblich. Und wenn ich da durchfalle, werde ich nicht wieder eingeladen. Aber vielleicht ist es einfacher als hübsche Solistin, das Interesse der Medien zu wecken oder auch Alben zu verkaufen.

Vielleicht – doch dafür ist es schwieriger, ernst genommen zu werden. Insofern ist es viel-

leicht sowohl Vor- als auch Nachteil. Ihr Kollege Gábor Boldoczki hat mir erzählt, er sorge sich stets um seine Lippen und fürchte sich etwa sehr vor Herpes – denn Herpes sei für ihn wie ein gebrochenes Bein für einen Fußballer. Wie schützen Sie Ihre Lippen?

Ich habe noch nie Probleme mit meinen Lippen gehabt und denke auch gar nicht darüber nach – und alles andere ist mein Geheimnis (lacht). Konzert-TIPPs

Alison Balsom (Trompete), Festival Strings Lucerne. Werke von Grieg, Haydn, Bartók u. a.

Hamburg Fr. 14.11., 19:30 Uhr Laeiszhalle (Großer Saal) Hannover Sa. 15.11., 19:30 Uhr NDR Landesfunkhaus (Großer Sendesaal) München So. 16.11., 15:30 Uhr Prinzregententheater (Großes Haus) Berlin Mo. 17.11., 20:00 Uhr Konzerthaus (Großer Saal) Bremen Di. 18.11., 20:00 Uhr Glocke online-Tipp

Alison Balsoms musikalische Bandbreite reicht von Bach bis Piazzolla Das Video sowie weitere Konzerte auf: www.concerti.de/balsom CD-Tipp

Paris. Werke von Satie, Piazzolla, Legrand, Messiaen, Ravel, Kosma & Reinhardt Alison Balsom (Trompete), Milos Karadaglic (Gitarre), The Guy Barker Orchestra, Guy Barker & Timothy Redmond (Leitung). Warner Classics November 2014 concerti   13


Kurz gefragt

»Ich liebe elegante Kleidung« Klassik? Auf seinem neuen Album »Escape to Paradise« widmet sich Daniel Hope Filmmusik-Perlen europäischer ExilKomponisten. Hier spricht der Geiger über …

Exilkünstlern beschäftigt, die Die müssen sein! Wir Musiker vor den Nazis geflohen und in handeln sozusagen mit gewal- Hollywood gelandet sind. Meitigen Emotionen, mit allem, ne monatlichen Kolumnen was der Komponist erlebt hat: schreibe ich allerdings immer große Hochs und Tiefs, Eupho- ohne Unterstützung. rie, Melancholie, Depressionen. Es ist die Aufgabe des Interpre- … elegante Kleidung ten, diese Gefühle mitzuteilen. Ich liebe elegante Kleidung. Für Dabei ist es wichtig zu wissen, die aktuelle CD haben wir Fotowann man auf die Bremse Shootings in den Paramountdrückt: Ansonsten droht das Studios und vor dem Hollywood Sign gemacht. Ich versuChaos. che, den Typus einer Zeit zu … gute Geiger verkörpern, in der Eleganz in Jascha Heifetz hat einmal ge- jeder Hinsicht an der Tagesordsagt: Man muss Nerven wie ein nung war. Da muss die GardeStierkämpfer haben, die Ver- robe natürlich passen. dauung eines Bauern, die Vitalität einer Nachtclubbedienung, … Disziplin das Taktgefühl eines Diploma- Ich bin sehr diszipliniert. Man ten und die Kon­zentration ei- kann nur gut spielen, wenn nes tibetischen Mönchs, um man regelmäßig übt – das ist das anstrengende Leben eines kein Geheimnis. Aber auch die zahlreichen Tätigkeiten, die ich Virtuosen zu führen. neben der Musik ausübe, er… Ghostwriter fordern ein hohes Maß an DisMeine Bücher sind alle mithil- ziplin: das Schreiben, das Mofe von Ghostwritern entstan- derieren, die Planung und den. Das erste habe ich mit Durchführung von Konzerten Susanne Schädlich geschrie- und Festivals … ben, die anderen mit Wolfgang Knauer, dem Vater von Sebas- … Filmmusik tian Knauer. Zurzeit arbeiten … wird völlig unterschätzt – inswir – begleitend zum Pro- besondere die Filmmusik der gramm der neuen CD – an ei- 30er bis 50er Jahre. Es gibt zwar nem vierten Buch, das sich mit auch heute großartige Film14 concerti November 2014

komponisten, aber die reichen für mich nicht heran an Korngold, Miklós Rózsa, Max Steiner oder Alfred Newman. … Grenzen in der Musik

Natürlich darf man experimentieren, etwa beim Crossover – ein furchtbares Wort! Diese Form des Musizierens wird allerdings oft als Gimmick aufgefasst – was leider häufig auch zutrifft. Für mich bedeutet Crossover die Chance, sich ernsthaft und offen mit einer anderen Art von Musik auseinanderzusetzen: Nur dann entstehen echte Symbiosen. Die Qualität allein bestimmt die Grenzen. … David Garrett

… ist ein exzellenter Geiger. Ich weiß, wovon ich rede, denn wir hatten den gleichen Lehrer, Zakhar Bron. David hat sich für die Popmusik entschieden und macht seine Sache gut. … einen Komponisten, der ihn stark beeinflusst hat

Alfred Schnittke ist dafür verantwortlich, dass ich mich in die zeitgenössische Musik verliebt habe. Ich bin ihm im Alter von fünfzehn Jahren auf dem Schleswig Holstein Musik Fes-

Foto: Margaret Malandruccolo/DG

… Gefühlsausbrüche


bisschen wie im Loriot-Sketch mit der Nudel. … abgefahrene Züge

Mein größter Wunsch wäre, selbst einmal die Regie für einen Film zu übernehmen. Vielleicht habe ich Glück, und der Zug ist doch noch nicht abgefahren … Sören Ingwersen Konzert-TIPPs

Daniel Hope (Violine), NDR Radiophilharmonie, Andrew Manze (Leitung). Werke von Dohnányi, Rózsa, Korngold, Weill & Strawinsky

Hannover Do. 20.11., 20:00 Uhr Landesfunkhaus Niedersachsen (Großer Sendesaal des NDR) Düsseldorf So. 23.11., 20:00 Uhr Tonhalle Braunschweig So. 24.11., 20:00 Uhr Stadthalle

Liebt die alte Filmmusik: Daniel Hope in Hollywoods Paramount-Studios

tival begegnet, wo ich seine Musik zum ersten Mal gehört habe. Wir hatten über mehrere Jahre Kontakt. Dann habe ich auch seine Werke gespielt und ein Festival in London für ihn programmiert. … südafrikanische Küche

freue mich jedes Mal, wenn ich sie spielen darf. … Arbeitsbeziehungen und Freundschaften

Musizieren ist für mich keine Arbeit, sondern eine Liebe und Leidenschaft. Mittlerweile darf ich mir aussuchen, was und mit wem ich spiele. Und ich spiele nur mit Freunden.

Braai, das südafrikanische Barbecue, liebe ich über alles. Es besteht hauptsächlich aus gegrilltem Fleisch mit speziellen … Pannen auf dem Podium Bei einem Konzert in der NorMarinaden. mandie riss mir eine Saite, traf … die Liebe zu seinem eigenen mich im Gesicht und verletzte Instrument meine Lippe. Ich wischte mir Bedingungslos. Die Guarneri das Blut ab, kam wieder auf die del Gesù Ex Lipinski von 1742 Bühne, und alle fingen an zu teilte die Bühne mit Paganini, lachen. Ich wusste nicht, was Liszt und Chopin. Ein unglaub- los war, bis mir einer sagte, an liches Instrument mit einer meiner Lippe klebe noch ein sehr bewegten Geschichte. Ich Stück Taschentuch. Das war ein

Osnabrück Di. 25.11., 20:00 Uhr OsnabrückHalle Berlin Fr. 28.11., 20:00 Uhr Konzerthaus Potsdam Sa. 27.12., 20:00 Uhr Nikolaisaal (Großer Saal) Daniel Hope (Violine), Orchester l‘arte del mondo, Werner Ehrhardt (Leitung). Vivaldi/Richter: Die vier Jahreszeiten online-Tipp

Daniel Hope in einer Sonderausgabe von KlickKlack zum ECHO Klassik Das Video sowie weitere Konzerte auf: www.concerti.de/hope CD-Tipp

Escape to Paradise – The Hollywood Album. Werke von Korngold, Rozsa, Eisler, Waxman, Morricone u. a. Daniel Hope (Violine), Sting & Max Raabe (Gesang), Royal Stockholm Philharmonic Orchestra, Alexander Shelley (Leitung). Deutsche Grammophon November 2014 concerti  15


Gewandhausorchester & Riccardo Chailly

auf USA-Tournee 3. bis 10. November 2014 Unterstützt von

3. Nov. 2014 5. Nov. 2014 7. Nov. 2014 8. Nov. 2014 9./10. Nov. 2014

Houston Jones Hall Washington DC Kennedy Center Boston Symphony Hall Newark New Jersey Performing Arts Center New York Avery Fisher Hall

Sie möchten wissen, was das Gewandhausorchester auf Reisen erlebt? Lesen Sie in unserem Blog, was unterwegs passiert. blog.gewandhausorchester.de

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16  concerti November 2014


Oper

Die interessantesten Inszenierungen und Künstler – wir stellen Ihnen das Wichtigste aus der Welt der Oper vor

Foto: Alain Kaiser

Die Gestrandeten der Gesellschaft: Uraufführung von Quai Ouest in Straßburg

18_Feuilleton »Ohne Kultur wird Europa untergehen« Dirigent Hartmut Haenchen mahnt eine Maximierung der Qualität und den Abschied vom Repertoiretheater an 20_Porträt »Was sollte man auch sonst tun?« Dank seines Talents und Förderern wie Daniel Barenboim ist der

israelische Dirigent Omer Meir Wellber auf dem besten Wege, ein ganz Großer zu werden 22_Kurz besprochen Online-Kritiken Auszüge aus unseren tagesaktuellen MusiktheaterRezensionen 24_Opern-Tipps Ausgewählt von unserem Experten Peter Krause November 2014 concerti  17


Feuilleton

»Ohne Kultur wird Europa untergehen«

I

ch mache mir Sorgen, dass die Opernhäuser immer weniger Teil der städtischen Gesellschaft sind und so außerhalb der allgemeinen Wahrnehmung geraten“, sagt Hartmut Haenchen. 15 Jahre lang war der gebürtige Dresdner Generalmusikdirektor der Niederländischen Oper, fünf Jahre lang Leiter der Musikfestspiele in seiner Heimatstadt. Als ständiger Gastdirigent wirkt er am Royal Opera House Covent Garden und am Teatro Real in Madrid – allein in Deutschland wird er in absehbarer Zeit keine Opernproduktion mehr dirigieren. Dabei hatte ihm der mit viel Medienrummel als Semper­o pernIntendant inthronisierte (und dann mit noch mehr Wirbel schon vor Amtsantritt wieder

Radikale Ideen: Hartmut Haenchen eckt an 18 concerti November 2014

in die Wüste geschickte) Serge Dorny in Dresden eine künstlerische Führungsrolle zugedacht. Doch am Ende kam kein einziger Stückvertrag zustande: Man habe seine „Minimalforderung“ nicht erfüllt, klagt Haenchen – nämlich die Garantie, dass bei Generalprobe, Premiere und in der ersten Vorstellung dieselben Musiker spielen. Unzureichende Proben mit wechselnden Beteiligten

Für Haenchen kein Einzelfall, sondern ein Symptom für die Qualitätsfeindlichkeit des in Deutschland immer noch dominanten Repertoiresystems. Zu dem dann die unzureichenden Probezeiten für Wiederaufnahmen hinzukämen: „Das Publikum muss Vertrauen haben, dass das, was ihm vorgesetzt wird, Qualität hat“, fordert er und setzt sich vehement für das in West- und Südeuropa übliche Stagione-Prinzip ein. Dort würden Wiederaufnahmen wie Premieren behandelt und die identische Zusammensetzung von Ensemble und Orchester für eine Aufführungsserie weit besser gewährleistet.

Ein Weg, der in der Tat außergewöhnliche Ergebnisse hervorbringt, wie etwa auf dem jüngst ausgezeichneten DVDMitschnitt seiner Brüsseler Parsifal-Produktion zu erleben ist. Regie führte der italienische Performance-Künstler Romeo Castellucci: „Ein ausgezeichneter Partner. Einer, der hinhört“, erzählt der 71-Jährige von der gemeinsamen Arbeit. Solch eine intensive Kooperation mit dem Regisseur sei einfach unverzichtbar für eine Opernaufführung – gerade wenn der Regisseur keinen Klavierauszug lesen könne, was ihm als Taktgeber keineswegs behagt habe: „Bei Regieexperimenten von Opernfremden ist es oft wie bei Des Kaisers neue Kleider: Besonders die Medien sagen ‚Das ist ganz spannend, ganz anders, ganz neu!‘ – niemand traut sich zu sagen, dass einfach schlecht produziert wurde.“ Was in Brüssel zum Glück nicht der Fall gewesen sei. Grundsätzlich aber rät der Dirigent, mehr aufs Publikum zu­ zugehen, „ohne sich der unteren Grenze anzugleichen. Man darf das Publikum nicht unterschätzen. Man muss es mitneh-

Fotos: Monika Rittershaus, Bernd Uhlig/La Monnaie

Dirigent HARTMUT HAENCHEN fordert in Teil 6 der Reihe DIE ZUKUNFT DER OPER – Die OPER DER ZUKUNFT mehr Qualität und den Abschied vom Repertoiretheater. Von Andreas Falentin


Gefeiert: Haenchens und Castelluccis Parsifal in Brüssel

men.“ Und empfiehlt den The- denden Faktor für die Zukunft atern, verstärkt nach ‚draußen‘ des Musiktheaters angesichts zu gehen: auf öffentliche Plät- der dramatischen Situation ze, in Schulen und Universitä- nahezu überall in Europa, wo ten, um so Schwellenängste die Kultur und damit auch die abzubauen. Bei den Dresdner Opernhäuser drohten, finanziMusikfestspielen senkte Haen- ell ausgehungert zu werden. chen auf diese Weise den Al- „Sparen kann man nur in guten tersdurchschnitt im Publikum Zeiten. Wenn wir die Kultur binnen kurzer Zeit um etliche vergessen, wird Europa untergehen wie das Römische Reich.“ Jahre. Was im Umkehrschluss natürlich nicht heißen dürfe, das Mehr Identifikation mit der ältere Publikum zu vernachläs- Stadt und ihrem Opernhaus sigen, denn: „Die Alten werden Dennoch sieht er allen Bedenimmer älter und immer länger ken zum Trotz die Zukunft der in die Oper gehen.“ Und wür- Oper moderat optimistisch, den damit zu einem entschei- wünscht sich aber generell eine stärkere, verantwortungsvollere Identifikation von Künstserie: lern mit ihren Häusern und Wie geht es weiter mit Städten, um dem Publikum der über 400 Jahre alten eine ebensolche auch weiterGattung oper? Die im hin zu ermöglichen. So war Februar gestartete Reihe Haenchen selbst während seifragt konstruktiv kritisch ner Zeit als GMD in Amsterdam nach der Zukunft des über die Hälfte des Jahres vor musiktheaters, stellt Ort präsent und dirigierte pro künstler und konzepte vor, die Neues wagen. Spielzeit weit mehr als hundert Vorstellungen und Konzerte.

Eine Präsenz, die dann auch Spielpläne eröffne, in denen neue Stücke nicht länger Exoten blieben. Was für ihn indes nicht Moderne um jeden Preis bedeutet: „Wenn ich eine Partitur lese, meine ich zu merken, ob der Komponist seine Musik gehört hat, bevor er sie aufgeschrieben hat oder ob er sie aufgeschrieben hat, um zu hören, wie es klingt“, sagt der Dirigent. „Kopfgeburten, die keine Klanggeburten sind, halte ich für uninteressant.“ Seine nächsten eigenen Opernprojekte sind denn mit Glucks Iphigénie en Tauride in Genf und Fidelio in Madrid auch gute alte Bekannte – wenngleich im dramaturgischen Kontext seines zweijährigen War & Peace-Projekts, das ihn in 16 Länder führt. Eine echte Herzensangelegenheit für Haenchen. Doch auch wenn er sich dadurch im Gegensatz zu sonstigen Operndirigaten „um tausende von Details zu kümmern“ hat, sein Ziel bleibt auch hier das immer gleiche: „Am Ende ist nur wichtig, dass das Publikum berührt wird.“ dVd-tipp

wagner: Parsifal. Opéra national de Belgique Bruxelles Andrew richards, Anna Larsson, JanHendrik rootering, Hartmut Haenchen (Leitung), romeo Castellucci (Inszenierung). belAir onlinE-tipp

Hartmut Haenchen spricht über wagners fliegenden Holländer Das video finden Sie auf: www.concerti.de/haenchen November 2014 concerti   19


Porträt

»Was sollte man auch sonst tun?« Dank seines Talents und Förderern wie Daniel Barenboim ist der israelische Dirigent Omer Meir Wellber auf dem besten Wege, ein ganz Großer zu werden. Von Christian Schmidt

Z

um Interview verabredet sich Omer Meir Wellber gern im Herzen jener Stadt, die er als Heimstätte für seine Weltreisen in Sachen Orchesterleitung auserkoren hat: am Neumarkt in Dresden. Hier ganz in der Nähe hat der 33-Jährige eine Wohnung: Steht er doch gleich mehrmals im Jahr am Pult der Staatskapelle, die er weniger pflichtgemäß als vielmehr mit echter Begeisterung zu den besten Orchestern der Welt zählt. Und er muss es wissen, denn Wellber – der sehr weit zurückliegende, aber durchaus nachvollziehbare deutsche Wurzeln hat – macht bei aller Weltgewandtheit aus seiner Sympathie für den individuellen Klang keinen Hehl. Vor allem dann nicht, wenn es um Werke geht, die ortsfeste Ensembles im Blut haben, wie der Kosmopolit meint: „Gerade Richard Strauss muss man hier nicht dirigieren, den lebt man. Ich höre geradezu das Erbe von Karl Böhm, der bei uns zu Hause einen prominenten Platz im Plattenschrank einnahm.“ Ganz ohne Worte finde da in Proben wie Aufführungen ein Dialog statt, der nur bei charakterstarken Klangkörpern wie der Staatskapelle 20 concerti November 2014

möglich sei. „Zwar ist das Niveau der Orchester international gestiegen, aber die Identität geht verloren.“ Trotz seines beinahe noch jugendlichen Alters kann sich Wellber seine Engagements mittlerweile aussuchen – weltweit. Repertoireaufführungen macht er folglich nur dort, wo er mit den Orchestern vertraut

ist. „In Dresden etwa reichen mir zwei Proben, wo ich anderswo zehn benötigen würde.“ Überhaupt hat der attraktive, sympathische Dirigent ganz klare Grundsätze, die er kaum einmal verlässt: Kommt eine Anfrage sehr langfristig, akzeptiert er ein Drittel neu einzustudierende Stücke – für das Übrige schöpft er aus seinem

Riesen-Repertoire dank immensem Gedächtnis: Omer Meir Wellber


Repertoire. Und das ist weiß politischen Führung, zugleich Gott riesig: Denn wofür ande- aber ganz Patriot. Denn trotz re Dirigenten in der Opern- wie oder gerade wegen der Widerin der sinfonischen Literatur sprüchlichkeiten des Krieges ein ganzes Leben brauchen, da fände sich hier die „surrealishat Wellber seine Programm- tische Situation“, dass es bei lücken binnen kurzer Zeit ge- nicht mal einer Million Einfüllt. Wie das geht? „Ich verfü- wohnern in der Hauptstadtrege Gott sei Dank über ein im- gion eine riesige, öffentlich menses Gedächtnis, das wäh- finanzierte Kulturszene gebe. rend meines Studiums in Be’er „In Tel Aviv ist das Alltag, man Sheva geschult wurde.“ flüchtet vor den realen Gefahren in die Genüsse der Kunst.“ Bei Neuinszenierungen ist er im Probenprozess voll präsent opern-TIPPs

Dresden Do. 6.11., So. 9.11. & Sa. 15.11., 19:00 Uhr Semperoper Strauss: Daphne. Omer Meir Wellber (Leitung), Torsten Fischer (Regie)

Fotos: Gregor Hohenberg, Dario Acosta, Pavel Antonov, Joern Kipping, Julia Borodina

München Fr. 19.12. & Mo. 22.12., 19:00 Uhr, Fr. 26.12., 18:00 Uhr Bayerische Staatsoper Bizet: Carmen Omer Meir Wellber (Leitung), Lina Wertmüller (Inszenierung) online-Tipp

Omer Meir Wellber dirigiert Mahlers Sinfonie Nr. 9 in Valencia Das Video sowie weitere Konzerte auf: www.concerti.de/wellber DVD-Tipps

Tschaikowsky: Eugen Onegin. Palau de les Arts Valencia Helene Schneiderman, Kristīne Opolais, Margarita Nekrasova, Artur Rucinski, Omer Meir Wellber (Leitung), Mariusz Trelinski (Inszenierung). CMajor

Verdi: Aida. Arena di Verona Hui He, Fabio Sartori, Roberto Taglia­ vini, Orchestra dell‘Arena di Verona, Omer Meir Wellber (Leitung), La Fura dels Baus (Inszenierung). BelAir

Foto: Matthias Creutziger/Semperoper Dresden

Aus eben diesem entsprechend genauen Partiturstudium erwächst auch die bezwingende Kraft seiner Interpretationen: „Ich halte mich möglichst genau an das, was in den Noten steht“, beschreibt Wellber selbst seine Arbeit zwar ganz nüchtern – „was sollte man auch sonst tun?“ Nur ergibt das eben kein Buchstabieren, sondern ein inneres Glühen, als stünden die Komponisten selbst am Pult! Wellber ist stets ihr Fürsprecher – auch in heiklen Fragen, die mit Regisseuren auszufechten sind. „Wenn ich nicht glücklich bin, sind es alle nicht, und wenn es nicht gut wird, gehe ich lieber“, sagt ohne falsche Bescheidenheit ein Dirigent, der auch schon mal auf die Bühne klettert, wenn es an Neuinszenierungen geht. „Ich versuche, von Anfang an sehr präsent zu sein, arbeite viel mit den Sängern und korrepetiere die Proben selbst. Dann haben wir für die Aufführungen eine nachgerade persönliche Beziehung aufgebaut.“ Eine ähnliche Anhänglichkeit führt den Künstler auch immer wieder in seine Heimat Israel zurück, wo er regelmäßig gastiert – nicht ohne Sorge über die Situation und Kritik an der

27. JUNI 2015 KÖNIGSPL ATZ MÜNCHEN Tickets unter www.Ticketmaster.de und 089-49 00 94 49 und an allen bek. VVK Stellen Informationen unter www.globalconcerts.de


Kurz Besprochen

Online-Kritiken Auszüge aus unseren tagesaktuellen Musiktheater-Rezensionen. Weitere finden Sie unter: www.concerti.de/oper

strassburg 26.9.2014

köln 2.10.2014

Meisterdämmerung – Regiedämmerung

Stilistische Mast für die Ohren

Affekte, Witz und Sensationen

Wagner: Die Meistersinger von Nürnberg. Theater Bremen Markus Poschner (Leitung), Benedikt von Peter (Regie), Claudio Otelli, Erika Roos u. a. Weitere Termine: 9. & 23.11., 21.12.

Campo: Quai Ouest. Opéra national du Rhin Marcus Bosch (Leitung), Kristian Frédric (Regie) Weitere Termine: Oper Nürnberg 12., 17. & 20.1., 7., 15., 18. & 26.2., 7.3.2015

Hasse: Leucippo Kölner Oper im Palladium Gianluca Capuano (Leitung), Tatjana Gürbaca (Inszenierung), Valer Sabadus, Kenneth Tarver, Klara Ek u a.

oper Diese Neubefragung von Wagners Komödie beginnt mit der Musik. Dazu hat Bühnenbildnerin Katrin Wittig vier Etagen eines Baugerüsts ins Theater Bremen gewuchtet – und die oberen mit den Bremer Philharmonikern besetzt. Wir sehen also die Musik, sehen, wie GMD Markus Poschner einen ganz eigenen Wagner-Klang erfindet. Der ist schlank und flüssig, sachlich pathosfrei und dennoch packend. Benedikt von Peters oft scharfsinnige Perspektivwechsel-Regie hat also einen musikalischen Partner, wie er sich ihn nur wünschen kann. Der Regisseur setzt Die Meistersinger aus Sicht der Eva in Szene, die als trauriges Objekt der multiplen Männerfantasien die Rettung durchs Regietheater durchaus nötig hat. Am Ende ist es eine emanzipierte Eva, die mit ihrem Liebhaber Stolzing das Weite sucht. (PK)

oper Das muss man sich erstmal trauen, heute so zu komponieren: ein chromatisches Lamento in Barockmanier, Schiffshupen-Alltagsklänge wie in Puccinis Il Tabarro, ein Raum und Zeit überhöhendes Frauenterzett in ungetrübtem Wohlklang wie in Strauss‘ Rosenkavalier, eine orchestrale Illustrationskraft, die geradewegs aus Wagners Instrumentations-Zauberkiste geklaut scheint: Der 1968 geborene Neutöner Régis Campo bedient sich der bewährten Mittel aus 400 Jahren Operngeschichte – das Gespenst des Eklektizismus ist dem Franzosen gleichsam zum Freund geworden. Seine Oper über das Theaterstück Quai Ouest des früh an AIDS verstorbenen Dramatikers Bernhard-Marie Koltès will er als eine Art Passion verstanden wissen – und macht dabei selbst vor Kitsch mit Musicalverdacht nicht Halt. (PK)

oper Was für ein Orchester! Wie Concerto Köln aus Hasses Partitur all diese Klangfarben und -strukturen, Affekte und Effekte extrahiert, ist eine echte Sensation. Dass auf der Bühne nahezu das gleiche musikalische Niveau herrscht, eine weitere. Und alle, Musiker und Sänger, werden angefeuert von Gianluca Capuano, der, wie aus musikalischem Übermut, hier und da selbst in die Cembalo-Tasten greift. Leucippo spielt in Arkadien, bei Tatjana Gürbaca ist das der Schutzraum „Kindheit“. Sie wählt also einen ähnlichen Ansatz wie seinerzeit ihr Lehrer Peter Konwitschny bei seinem Hamburger Lohengrin. Gürbaca führt ihre Figuren phantasievoll und genau. In den guten Momenten entsteht die berühmte „zweite Ebene“, sie schafft Distanz, Witz und Verbindung zum Zuschauer, tritt ins Leben. (AF)

22  concerti November 2014

Fotos: Jörg Landsberg, Alain Kaiser, Paul Leclaire

bremen 21.9.2014


Abb. hnlich.

Die neue Genesis Sportlimousine

Schon der Weg zur Oper beginnt im Konzertsaal. Eine Urauff hrung in der automobilen Oberklasse: die neue Genesis Sportlimousine. Nach den Leitmotiven Hightech, Handwerkskunst und Performance haben wir ein Fahrzeug komponiert, das in jeder Hinsicht aufhorchen l sst. Und das mit dem serienm ßigen Lexicon– Soundsystem mit 17 Lautsprechern auch im wahrsten Sinne des Wortes den Ton angibt. www.hyundai–genesis.eu

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OPERN-Tipps Ausgewählt von unserem Experten Peter Krause

berlin so. 30.11.2014

Zurück zur kind­lichen Unschuld oper Komödienwitz, Timing

Mozart: Don Giovanni Komische Oper Berlin Henrik Nánási (Leitung), Herbert Fritsch (Inszenierung & Bühne) Weitere Termine: 6., 14., 17. & 25.12.

Von der Volksbühne an die Komische Oper: Herbert Fritsch 24  concerti November 2014

Johannes Wielands körperstarkes Tanztheater ich bin du kassel sa. 22.11.2014

Die vertanzte Evolution tanztheater Hofesh Shechter und Johannes

Wieland holen die Zukunft ins Jetzt

E

iner der aufregendsten Choreographen der jüngeren Generation kommt nach Kassel: Hofesh Shechter, in Jerusalem geboren, begann seine Karriere als Tänzer in der Bat­ sheva Dance Company – heute zählt er zu den Ausnahme­ erscheinungen des Zeitgenössischen Tanzes in Großbritannien, seine Arbeiten werden auf allen internationalen Festivals und in Tanzhäusern weltweit gezeigt. Mit den Tänzern des Staatstheaters Kassel denkt er seine Produktion DOG, diesen Schnelldurchlauf durch die Evolutionstheorie, neu: Elefanten, Delphine, Affen und Men-

schen – sie alle tauchen auf in einer wilden Jagd rund um Darwins Kampf ums Dasein. Der choreographische Hausherr Johannes Wieland holt zudem in science! fiction! now! die Zukunft tanzend ins Jetzt. Er fordert dazu auf, verschüttet geglaubte Gefühle wieder neu zu entdecken und dabei auch die Zukunft immer fest im Blick zu behalten, welche sich im Hier und Jetzt vollzieht: science! fiction! now! DOG | science! fiction! now! Schauspielhaus Kassel Hofesh Shechter/Johannes Wieland (Choreographie) Weitere Termine: 29.11., 4., 7., 14., 18. & 27.12.

Fotos: N. Klinger, Baden-Württemberg Stiftung/Sebastian Marincolo, Esther Haase/DG, Yehuda Swed

und der schnelle Slapstick der Stummfilmära prägten die ersten Arbeiten, die Schauspieler Herbert Fritsch fürs Musiktheater vorgelegt hat. Der einstige Castorf-Star will der Oper damit, ganz altmodisch, ihre kindliche Unschuld und Ironiefreiheit zurückgeben. Eigentlich keine schlechten Voraussetzungen für die Wiedergeburt von Mozarts „Oper aller Opern“, in der Fritsch in der Tat ein „vollkommenes Werk“ sieht, das man bloß nicht dekonstruieren oder in unsere Welt „runterholen“ solle: „Ich will wissen, was in der Oper elementar erzählt wird.“


DÜsselDOrF FR. 28.11.2014

Weitere tipps

Rituale der macht OPeR Philipp Himmelmann hinterfragt nicht nur

den Triumphmarsch aus Verdis Aida neu

V

erdi lotet in seinem einst als Sandalenoper und Ägyptenspektakel verkitschten Meisterwerk den tragischen Zwiespalt aus privater Vision und politischer Raison faszinierend vielschichtig aus: Zwischen der Liebe zum Feind ihres Volks und der Pflicht gegenüber ihrem Vater wird Aida von den widerstreitenden Loyalitäten zerrieben. Der für seine psychologische Tiefenschärfe gerühmte Regisseur Philipp Himmelmann, der an der Berliner Staatsoper eine

starke Don Carlo-Inszenierung herausgebracht hat, will in seiner Sicht auf Aida auch das Pompöse der großen Chorszenen befragen: „Verdi hat mit seinem Triumphmarsch der Methode von Massensuggestion eine musikalische Form gegeben. Sie ist genial, weil sie uns euphorisiert wie verstört. Musik beglaubigt Macht.“

westöstlicher Opern-Divan OPeR Deutsche und Syrer erarbeiten Mozarts Così

fan tutte als Projekt interkultureller Erfahrungen

I

così fan tutte Gasteig münchen, Theater rüsselheim, Stadthalle balingen, roxy Ulm, radialsystem berlin weitere termine: 4.11., 27. & 28.12., Feb. 2015

tHe tuRn Of tHe scRew so. 2.11., 19:00 uhr Opernhaus Willy Decker hat sich immer wieder einfühlsam wie erkenntnisfördernd brittens opern gewidmet, nun inszeniert er die unheimliche Geschichte nach Henry James DResDen

aRaBella fr. 7.11., 19:00 uhr semperoper Nach der Salzburg-Premiere dirigiert Christian Thielemann seinen Strauss zu Hause an der elbe müncHen

manOn lescaut

Verdi: aida. Opernhaus Düsseldorf Axel Kober (Leitung), Philipp Himmelmann (Inszenierung), Johannes Leiacker (bühne) weitere termine: 30.11., 3., 7., 13., 18. & 20.12.

mÜnCHen SO. 2.11.2014

n einem Asylbewerberheim treffen syrische Flüchtlinge auf ihre deutschen Aufpasser. Zwei junge Männer aus dem Nahen Osten verkleiden sich aus Langeweile als deutsche Security, was ihnen sogleich ungeahnte Zuneigung der eigenen Damenwelt einbringt. Diese hochaktuelle Version von Mozarts Così fan tutte ist kein überambitioniertes Regietheater, sondern ein partizipatives Projekt, an dem rund 70

ZüRicH

aus dem Bürgerkrieg in Syrien geflohene Menschen teilnehmen. Die bürgerliche Oper wird zum interkulturellen Sozialprojekt, in das die Erfahrungen aus dem Auffanglager sowie eigene Texte und Lieder der Asylsuchenden einfließen.

Appell an den Frieden: Syrische Flüchtlinge spielen Mozarts Oper

Weitere Tipps, Termine, Tickets und mehr: www.concerti.de

sa. 15.11., 19:00 uhr staatsoper Traumpaar trifft regieschreck: Anna Netrebko und Jonas Kaufmann singen, Hans Neuenfels inszeniert Puccinis Primadonnenoper wien

Die PeRlenfiscHeR so. 16.11., 19:00 uhr theater an der wien mal nicht die Carmen, sondern bizets anderer Hit: Am Dirigentenpult steht Jean-Christophe Spinosi, die wunderbare Diana Damrau singt die Leila stuttgaRt

cHOwanscHtscHina so. 23.11., 18:00 uhr Opernhaus Andrea moses lässt mussorgskys große russische Choroper auf dem roten Platz in moskau spielen – dem ort der imperialen Aufmärsche und spontanen erhebungen

Die Rezension zum tipp: über alle Premieren mit diesem Zeichen berichten wir tagesaktuell. Sie finden diese und weitere Kritiken online: www.concerti.de/oper November 2014 concerti   25


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Fotos: Nikolaus Karlinsky, Hugh Carswell/Warner Classics, Margaret Malandruccolo/DG, Felix Broede, Marco Borggreve, Harald Hofmann/Sony Classical, MolinaVisuals, Daniil Rabovsky, Michael Tammaro

WEST

Die wichtigsten Termine im November in Bremen, Niedersachsen, NRW, Hessen, Rheinland-Pfalz, Saarland und Baden-Württemberg

dÜSSeldORF 18.11.2014

anGeliKa KiRCHSCHlaGeR Mehr auf Seite 10

BReMen 18.11.2014

aliSOn BalSOM Mehr auf Seite 8

BRaUnSCHWeiG 24.11.2014

daniel HOPe Mehr auf Seite 8

PORTRÄT

eSSen 22.11.2014

laRS VOGT Mehr auf Seite 11

Köln 5.11.2014

GaUTieR CaPUÇOn Mehr auf Seite 3

STUTTGaRT 7.11.2014

GÁBOR BOldOCZKi Mehr auf Seite 14

Köln 12.11.2014

MaRTHa aRGeRiCH Mehr auf Seite 13

INTERVIEW

FReiBURG 29.11.2014

STUTTGaRT 10.11.2014

aRTeMiS QUaRTeTT

lanG lanG

Mehr auf Seite 12

Mehr auf Seite 6 concerti 11.14 West 1


PortrÄt

»Musiker müssen ihre Grenzen kennen« GaUTieR CaPUÇOn ist der aufsteigende Stern am Cellistenhimmel – doch die Gefahren sind ihm wohl bewusst. Von Christian Schmidt

W

ohl kaum ein Mensch ist so hohen Erwartungen ausgesetzt wie ein Solokünstler: immerzu Bestleistung zeigen, Publikum loben, zu den Orchesterkollegen auf dem Podium artig sein, gut dosiert Geschichten aus dem Privatleben verzwitschern, Kamera, Lächeln, klick. Weltgewandte Musiker jenseits ihrer immer etwas einstudiert wirkenden Rhetorik des „Musik ist mein Leben, und mein Beruf war schon immer mein Traum“ zu erleben, braucht Glück.

Auch Gautier Capuçon, aufsteigender Stern am Cellistenhimmel, kann kaum verhindern, dass er zunächst mehr als Beau wahrgenommen wird denn als Musiker. Mit seinen jungenhaften 33 Jahren, dem Kreuzkettchen am Hals und den rehbraunen Augen, vor allem aber mit seiner Oscar-Wilde-Mähne, die sich so elegant-telegen nach hinten streichen lässt, wirkt der edle Franzose wie ein in die Erwachsenenwelt vorgedrungener Primus. Der Schein trügt. Capuçon ist zwar ein Träumer, ein Idealist, 2 West concerti 11.14

Er weiß, was er sich zumuten kann: Gautier Capuçon

der, wie er selbst zugibt, seinem Instrument fast eine erotische Ausstrahlung zutraut. Und in der Tat: Auch aus seinem Spiel hört man den Elegiker heraus, der seiner französischen Schule treu bleibt, ohne sich der weltweiten Klangangleichung vollständig erwehren zu können. Gautier Capuçon wird international gefeiert für seinen intensiven Ton, das Weltmännische seiner Art, Musik zu machen. Aber eigentlich

beeindruckt eher diese so seltsam angreifende Introversion, die ganz urtümliche Kraft des vokalen Phrasierens, das der französischen Sprachmodulation so verwandt ist. Capuçon gibt seinen Tönen viel Raum, lauscht ihnen hinterher, schließt gern schleierhaft die Augen, kultiviert das Bild eines von sich selbst Mitgenommenen. Das sieht vielleicht eitel aus, aber man sollte sich nicht täuschen lassen: Capuçons Ge-

Foto: Gregory Batardon

Ein Träumer und Idealist mit Oscar­Wilde­Mähne


danken, die er sich um die Musik macht, sind Ausdruck einer aufrichtigen Sprache. Seine Innigkeit ist echt. Für 36 Stunden nach China? »Eigentlich verrückt«

Auch an anderer Stelle bricht er ganz das Bild des PR-geschulten Virtuosen, der bloß überall schönes Wetter macht. Capuçon kennt die Gefahren des Solistentums, weiß um die größten Feinde der Musik: Routine und Überdrehung. „Ausbrennen ist die Seuche des 21. Jahrhunderts, viele beginnen darüber zu sprechen, das Leben wird schneller, die Zeit knapper. Das ist für die Kunst schlecht, der gerade, direkte Weg ist schwerer zu finden.“ Rückzugspunkte, die Gautier Capuçon vor allem bei seiner in Paris lebenden Familie mit zwei ein und vier Jahre alten Töchtern findet, befördern das Bei-sich-Sein. „Aber ich hatte zum Beispiel allein im Mai 18 Konzerte.“ Man müsse also ver­ suchen, diesen Raum zu finden, sonst verliere man die Bodenhaftung. Und der Puls, die

Schlagzahl, die Entfernungen werden immer größer. „Jüngst war ich für 36 Stunden in China, das ist doch eigentlich verrückt. Aber das betrifft ja nicht nur Musiker. Sie müssen nur besonders vorsichtig sein, um ihre Grenzen zu kennen. Physisch und psychisch.“ Weil das Konzertrepertoire für Cellisten nicht besonders breit ist, pflegt Gautier Capuçon die Zeitgenossen. „Wir dürfen kein Museum sein. Zu Schuberts Zeiten gab es nur zeitgenössische Musik. Wir müssen die Musik unserer Zeit spielen.“ Daneben gilt seine Liebe der Kammermusik: Er musiziert auch abseits der Orchester mit der allerersten Garde vom Schlage einer Martha Argerich, Hélène Grimaud oder eines Daniel Barenboim. Seltener als früher auch mit seinem nicht minder berühmten Bruder Renaud Capuçon, der sich eine viel beachtete Geigerkarriere aufgebaut hat. „Wir lernen viel voneinander. Früher haben wir sehr oft zusammen gespielt, vielleicht zu oft. Man muss da eine gute Balance finden. Jetzt

sind es nur noch etwa vier bis fünf Konzerte pro Saison.“ Aha. Eifersucht? „Dafür bin ich nicht der Typ.“ Konzert-TIPPs

Köln Mi. 5.11., 20:00 Uhr Philharmonie Gautier Capuçon (Violoncello), Oslo Philharmonic Orchestra, Vasily Petrenko (Leitung). Werke von Tveitt, Haydn & Rachmaninow Baden-Baden Fr. 7.11., 20:00 Uhr Festspielhaus Programm siehe Köln online-Tipp

Eine musikalische Familie: Gautier Capuçon spielt mit seinem Bruder Renaud Das Video sowie weitere Konzerte auf: www.concerti.de/gautiercapucon CD-Tipp

Schubert: Arpeggione-Sonate, Debussy: Cellosonate d-Moll, Britten: Cellosonate C-Dur, Schumann: 5 Stücke im Volkston Gautier Capuçon (Violoncello) Frank Braley (Klavier) Erato

concerti 11.14 West 3


Interview

»Ohne Musik fühlt sich mein Leben leer an« Lang Lang über Auszeiten vom Klavier, den Sinn des Lebens und Auftritte bei »Wetten, dass …?« Von Christoph Forsthoff

4 West concerti 11.14

Foto: Harald Hofmann/Sony Classical

M

ag klassische Klavier- Inwiefern? Schnitt jeden dritten Tag ein musik auch eine Nun, Mozart war fast die gan- Konzert spielen zu müssen… Kunst für eine kleine ze Zeit auf Tour. Er hat prak- … nicht immer: 2012 habe ich Spezies sein, Lang Lang ist tisch alle Werke auf Reisen wirklich mal zwei Monate paulängst selbst all jenen Men- einstudiert – und er hat auch siert und Urlaub gemacht … schen ein Begriff, die nie einen die meisten Werke unterwegs Konzertsaal von innen gesehen komponiert! Da haben wir es … ganz ohne Klavier? haben. Denn auf seinem Weg doch heute sehr viel bequemer: Zumindest eine Woche lang vom chinesischen Wunderkind Es gibt nicht nur die Möglich- habe ich tatsächlich nicht geübt zum internationalen Starpia- keit, mit dem Flugzeug zu rei- – länger habe ich es dann aber nisten hat der heute 32-Jährige sen, sondern auch bequeme auch nicht ausgehalten. Denn stets auch ganz gezielt auf Mas- Autos und Züge. Zudem stehen ein Leben ohne Musik ist für senkultur und Massenmedien uns rund um die Uhr mp3 und mich so langweilig, dass ich gesetzt, den gemeinsamen Auf- Smartphones zur Verfügung, unbedingt wieder ans Klavier tritt mit Elton John oder Robbie wir können uns die meisten musste. Doch daneben habe ich Williams ebenso wenig ge- Werke auf YouTube anschauen mich auch mit Musikerkollescheut wie den kurzen Griff in – wenn ich mich da an meine gen getroffen, habe einige Zeit die Tasten bei „Wetten, dass …?“ Kindheit erinnere … mit Nikolaus Harnoncourt veroder zur Eröffnung der Olymbracht und auch mit Yo-Yo Ma … da standen Ihnen all diese pischen Spiele. und mich mit ihnen über MuMedien nicht zur Verfügung. sik, aber auch die Entwicklung Sie spielen 120 bis 150 Nein, wenn ich mir damals in des Menschen unterhalten. Konzerte pro Jahr – wird da China etwa Aufnahmen bedie Musik nicht zur Last? rühmter Pianisten anschauen Das klingt ja fast nach einem Nein, das habe ich noch nie so wollte, musste ich die Videos kleinen Sabbatical … empfunden. Solch ein ständi- überhaupt erst einmal bestel- Ja, ich habe einige alte Freunde ges Konzertieren ist ein zen­ len und dann meist lange auf getroffen und eine wirklich traler Bestandteil im Leben die Kassetten warten. Oder schöne Zeit verbracht. Und ich eines Pianisten, wir müssen wenn ich eine CD haben wollte, habe die Olympischen Spiele lernen damit umzugehen, und die es in China nicht zu kaufen in London besucht und mir ich habe mich längst daran ge- gab, musste ich diese über die dort neben der Eröffnungsfeiwöhnt. Sowohl an das Tempo, Universität ausleihen, was oft er verschiedene Wettbewerbe mit dem ich neue Werke ein- sehr lange dauerte – da haben wie Tischtennis, Badminton studiere, als auch daran, sehr wir es doch um vieles einfacher. und Radrennen angeschaut – viel unterwegs zu lernen – und das hat wirklich Spaß gemacht. im Vergleich zu Mozart geht es Nichtsdestotrotz bleibt für Ja, ich war wirklich sehr glückuns doch noch wirklich gut! lich über diese Auszeit. Sie die Herausforderung, im


onlIne-tIPP

Bildkünstler singt Brittens Serenade mit den Berliner Philharmonikern Das Video sowie weitere Konzerte auf: www.concerti.de/blindkünstler

zur Person

Weit über die Grenzen der Klassik hinaus bekannt: Der Pianist Lang Lang wurde 1982 in Shenyang in China geboren und studierte bereits mit 15 Jahren am Curtis institute in Philadelphia. Mit 17 konzertierte er erstmals mit Christoph eschenbach und ist seitdem international gefragt – auch bei Events wie den Olympischen Spielen in Peking.


Interview

hübsches Mädchen wahrnimmt, das in der ersten Reihe sitzt. Und auch über all das, was man geübt und von anderen Musikern gelernt hat, sinnt man nicht nach: All dies Wissen und die damit verbundenen Emotionen sind im Augenblick des Konzerts vergessen, es geht nur darum, sich ganz dem Moment hinzugeben. Denn wer anfängt nachzudenken, verliert die Musik.

Ohne Musik fühlt sich mein Leben seltsam leer an – Musik ist für mich wie eine Sprache mit den allerreichsten Ausdrucksmöglichkeiten. Klar ist es wunderschön, wenn man jeden Tag an einem schönen Strand ist, gut speist und sich nett mit Familie oder Freunden unterhält – aber mir fehlt da einfach etwas. Ohne Musik ist Aber haben Sie denn nicht mein Leben nicht vollständig, über das Konzert hinaus den meine Finger beginnen einfach Wunsch, den Menschen mit ganz von selbst zu spielen. Ihrer Musik etwas für ihr Schon als ich noch ganz klein Leben mitzugeben? war, hat meine Mutter immer Die Musik ist eine eigene Welt gesagt: Irgendetwas ist mit dem – und entsprechend lässt sich Jungen los, wir müssen unbe- mit dem Gehörten auch nicht dingt ein Klavier für ihn fin- nur eine einzige, ganz beden … (Lang Lang trommelt stimmte Vorstellung verbinden. mit den Fingern auf dem So wie ja auch für die Interpretation an sich nicht nur eine Tisch) einzige Betrachtung existiert, Und was möchten Sie im Kon­ denn Musik entwickelt sich zert mit Ihrem Spiel errei­chen? immer weiter. Natürlich gibt es Als Musiker denkt man wäh- Grenzen auf diesem Planeten rend der Aufführung nicht Musik, doch ob nun für eine über sein Publikum nach – Beethoven-Sonate, bei Chopin ebenso wenig wie man ein oder Schönberg: Immer bietet Konzert-TIPPs

Stuttgart Mo. 10.11., 20:00 Uhr Liederhalle Beethoven-Saal Lang Lang (Klavier). Werke von Bach, Tschaikowsky & Chopin Dortmund Fr. 14.11., 20:00 Uhr Konzerthaus Programm siehe Stuttgart online-Tipp

Klassik und Computerspiele: Lang Lang spielt zum Trailer für Gran Turismo 5 Das Video sowie weitere Konzerte auf: www.concerti.de/lang 6 West concerti 11.14

CD-Tipp

The Mozart Album. Klavierkonzerte Nr. 24 KV 491 & Nr. 17 KV 453, Sonaten Nr. 5 KV 283, Nr. 4 KV 282 & Nr. 8 KV 310 Lang Lang (Klavier), Wiener Philharmoniker, Nikolaus Harnoncourt (Leitung). Sony Classical DVD- & Blu-Ray-Tipp

Lang Lang – Live at Royal Albert Hall. Werke von Mozart, Chopin, Ponce, Lecuona, Wu, Schumann & Skrjabin Lang Lang (Klavier) Sony Classical

Ohne Klavier werden seine Finger nervös: Lang Lang kann nicht ohne Musik

sich uns ein großer, weiter Gestaltungsraum. Ein weites Feld, das Sie längst über das klassische Konzert hinaus geführt hat, gelten Sie doch als Popstar der klassi­ schen Musik. Ist die Klassik mittlerweile tatsächlich zu einem Teil des Showbusiness geworden?

Oh nein, ein Konzert ist doch viel, viel mehr als Entertainment! Ich habe niemals gefunden, dass klassische Musik eine Show ist. Musik ist wie eine große Welt mit verschiedenen Interpretationen, und verbunden damit sind die unterschiedlichsten Gefühle – die Klassik allerdings erreicht die Herzen der Menschen viel tiefer und wirkt auch viel länger nach als jedes andere Genre. Schade nur, dass dies offenbar bei der jüngeren Generation nicht mehr so gut funktioniert.

Foto: Harald Hofmann/Sony Classical

Trotzdem mochten Sie am Ende dann doch nicht mehr als eine Woche ohne Klavierspiel verbringen …


Mag für die jüngere Generation die erste Annäherung an die Klassik auch schwieriger sein als bei einem Popsong, auf den man meist ganz unmittelbar reagiert: Ich bin überzeugt, dass es trotzdem gelingen kann. Wir müssen da nur auch neue Wege gehen: Nicht mit Blick auf die Musik selbst, aber hinsichtlich neuer kreativer Ideen, wie man diese Menschen ins Konzert locken, sie über die digitalen Medien und Technologien gewinnen kann. Geht das, ohne der Klassik an sich untreu zu werden?

Es hat ja nichts mit Show zu tun, sondern es geht lediglich darum, die Kids überhaupt zu erreichen. Ich bin wirklich kein CrossoverPianist, doch manchmal versuche ich einfach Wege zu gehen, die sich unmittelbar an die junge Generation richten: Nicht auf meinen Klavierabenden, sondern mit meinen Aktivitäten im Internet, auf PR-Aktionen oder auch über meine Stiftung. Im Konzert selbst hingegen bleibe ich Traditionalist. Nun nutzen Sie nicht nur das Internet, son­­­dern auch das Fernsehen, um für die Klassik zu werben. Doch lässt sich mit einem Auftritt in einer TV-Show wie »Wetten, dass …?« wirklich der tiefere Sinn von Klassik vermitteln?

Natürlich lässt sich in solch einer Sendung nichts vertiefen, denn ein Auftritt am Klavier dauert dort maximal fünf Minuten. Gut sind TV-Shows allerdings, um einen kleinen Einblick in das Wirken eines Künstlers zu vermitteln und in das, was dieser am meisten liebt – nämlich das Klavierspiel und die Hingabe an die Musik. Und das genügt Ihnen?

Das Entscheidende ist, dass solch eine Begegnung gerade bei jungen Fernsehzuschauern überhaupt erst einmal das Interesse für die Klassik wecken kann. Vielleicht lädt sich der Jugendliche anschließend das Werk aus dem Internet herunter oder wird auf ein Konzert aufmerksam, wo eben dieses Werk oder auch der Künstler zu erleben sind. Und auf einmal sitzt der Junge oder das Mädchen in einem klassischen Konzert und entdeckt seine Begeisterung für diese zuvor völlig fremde Musikwelt.


TERMIN-TIPPS Das Klassikprogramm im November

So. 9.11.2014, 18:00 Uhr Theater (Große Bühne) Verdi: Luisa Miller (Premiere). Kazem Abdullah (Leitung), Mario Corradi (Regie)

TIPP

BieleFeld Sa. 8.11.2014, 19:30 Uhr Theater Rossini: La cenerentola (Premiere). Elisa Gogou (Leitung), Florian Lutz (Regie) do. 13.11.2014, 20:00 Uhr Rudolf-Oetker-Halle (Großer Saal) Brahms: Ein Deutsches Requiem op. 45. Bielefelder Philharmoniker, Bernd Wilden (Leitung) di. 25.11.2014, 20:00 Uhr Rudolf-Oetker-Halle (Großer Saal) Ana-Marija Markovina (Klavier), Klassische Philharmonie Bonn, Heribert Beissel (Leitung). Händel: Concerto grosso G-Dur op. 6 Nr. 1, C. P. E. Bach: Klavierkonzert d-Moll Wq 23, Mozart: Klavierkonzert Nr. 12 A-Dur KV 414 & Sinfonie Nr. 29 A-Dur KV 201 Fr. 28.11.2014, 20:00 Uhr Rudolf-Oetker-Halle (Großer Saal) Julius Berger (Violoncello), Claudia Quakernack (Bajan), Bielefelder Philharmoniker, Alexander Kalajdzic (Leitung). Beethoven: Coriolan-Ouvertüre op. 62, Gubaidulina: Sieben Worte Jesu am Kreuz, Beethoven: Sinfonie Nr. 7 A-Dur op. 92

BOnn So. 30.11.2014, 18:00 Uhr Theater (Opernhaus) Händel: Rinaldo (Premiere). Jens-Daniel Herzog (Regie)

BRaUnSCHWeiG So. 9.11.2014, 11:00 Uhr Stadthalle Gerhard Oppitz (Klavier), Staatsorchester Braunschweig, Stefan Soltesz (Leitung). Beethoven: Klavierkonzert Nr. 5 Es-Dur op. 73, Strauss: Ein Heldenleben op. 40 8 West concerti 11.14

daniel HOPe Mo. 24.11.2014, 20:00 Uhr Stadthalle Braunschweig Daniel Hope (Violine), NDR Radiophilharmonie, Andrew Manze (Leitung). Dohnányi: Sinfonische Minuten für Orchester op. 36, Rózsa: Love Theme aus „Spellbound“, Korngold/Bateman: Violinkonzert D-Dur op. 35, Weill: Violinsuite, Strawinsky: Feuervogel Suite Nr. 1 „Der Arme“, meinte Klassik-Legende Yehudi Menuhin nur knapp, als der sechsjährige Daniel Hope ihm einst sagte, er wolle Geiger werden. Was beide nicht davon abhielt, später zusammen zu spielen.

Sa. 29.11.2014, 19:30 Uhr Staatstheater (Großes Haus) Strawinksy: The rake‘s progress (Premiere). Christopher Alden (Regie)

BReMen Mo. 3.11.2014, 20:00 Uhr Glocke Isabelle van Keulen (Violine), Bremer Philharmoniker, Mario Venzago (Leitung). Schoeck: Sommernacht op. 58, Bruch: Violinkonzert Nr. 1 g-Moll op. 26, Dvořák: Sinfonie Nr. 7 d-Moll op. 70 do. 13.11.2014, 20:00 Uhr Glocke Anne Sofie von Otter (Mezzosopran), Die Deutsche Kammerphilharmonie Bremen, Trevor Pinnock (Leitung). Beethoven: Ouvertüre und Auszüge aus „Die Geschöpfe des Prometheus“, Haydn: Kantate Arianna a Naxos, Schubert: Sinfonie Nr. 8 C-Dur D 944 „Die Große“

So. 16.11.2014, 18:00 Uhr Glocke Bruch: Das Lied von der Glocke. Fionnula McCarthy (Sopran), Nora Petrocenko (Alt), Thomas Mohr (Tenor), Horst Lamnek (Bass), BrahmsChor, EuropaChorAkademie, Philharmonisches Staatsorchester Mainz, Joshard Daus (Leitung) So. 16.11.2014, 11:00 Uhr Glocke Frank Peter Zimmermann (Violine), Bremer Philharmoniker, Markus Poschner (Leitung). Rihm: Nähe fern I, Sibelius: Violinkonzert d-Moll op. 47, Brahms: Sinfonie Nr. 1 c-Moll op. 68

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aliSOn BalSOM di. 18.11.2014, 20:00 Uhr Glocke Bremen Alison Balsom (Trompete & Leitung), Festival Strings Lucerne. Haydn: Trompetenkonzert Es-Dur Hob. VIIe: 1, Grieg: Aus Holbergs Zeit op. 40 u. a. „Es ist ziemlich einfach, laut, schrill und leider meist auch ein wenig schief zu spielen“: Alison Balsom kämpft mit Klangfarben für ein neues Image der Trompete.

Sa. 29.11.2014, 20:00 Uhr Glocke Ana-Marija Markovina (Klavier), Klassische Philharmonie Bonn, Heribert Beissel (Leitung). Werke von Händel, C. P. E. Bach & Mozart Sa. 29.11.2014, 19:30 Uhr Theater am Goetheplatz Donizetti: L‘elisir d‘amore (Premiere)

concerti-Tickethotline: 01805/266 006 (14 Ct./Min. aus dt. Festnetz, Mobil abweichend)

Fotos: Margaret Malandruccolo/DG, Hugh Carswell/Warner Classics, Harald Hofmann/Sony Classical

aaCHen


daRMSTadT So. 16.11.2014, 11:00 Uhr Staatstheater Daniel Müller-Schott (Violoncello), Staatsorchester Darmstadt, Hans Drewanz (Leitung). Dvořák: Cellokonzert h-Moll op. 104, Schostakowitsch: Sinfonie Nr. 8 c-Moll op. 65

dORTMUnd Sa. 1.11.2014, 20:00 Uhr Konzerthaus Zeitinsel. Larissa Diadkova (Alt), Mikhail Petrenko (Bariton), Chor & Orchester des Mariinsky-Theaters St. Petersburg, Valery Gergiev (Leitung). Prokofjew: Ballettmusik zu „Cinderella“ & Iwan der Schreckliche op. 116 So. 9.11.2014, 18:00 Uhr Konzerthaus Rainer Honeck (Violine), Sinfonieorchester Orchesterzentrum, John Axelrod (Leitung). Honegger: Pacific 231, Britten: Violinkonzert d-Moll, Montalti: Unnamed machines (DEA), Dvořák: Sinfonie Nr. 9 e-Moll „Aus der Neuen Welt“ do. 13.11.2014, 20:00 Uhr Konzerthaus Lionel Peintre (Bariton), Ictus Ensemble, Georges-Elie Octors (Percussion & Leitung). Strawinsky: L’histoire du soldat, Aperghis: Le soldat inconnu (DEA)

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lanG lanG Fr. 14.11.2014, 20:00 Uhr Konzerthaus dortmund Lang Lang (Klavier), Bach: Italienisches Konzert F-Dur BWV 971, Tschaikowsky: Die Jahreszeiten, Chopin: Scherzi Nr. 1-4 Zwei Jahre war Lang Lang alt, als er sich erstmals ans Klavier setzte, mit fünf gewann er seinen ersten Wettbewerb. Vor allem sein Vater unterzog den Sohn einem harten Tastendrill, jeden Tag stundenlang – bis der Junge nach heftigem Streit sein Leben selbst in die Hand nahm.

Sa. 15.11.2014, 20:00 Uhr Konzerthaus Mark Padmore (Tenor), Till Fellner (Klavier). Haydn: She never told her love, Mozart: Das Veilchen u. a. Weitere Termine, Tickets und mehr: www.concerti.de


Konzert-tIPPs

Fr. 21.11.2014, 20:00 Uhr Konzerthaus Lars Vogt (Klavier), London Philharmonic Orchestra, Yannick Nézet-Séguin (Leitung). Brahms: Klavierkonzert Nr. 2, Schubert: Sinfonie Nr. 7 h-Moll „Unvollendete“, Strauss: Don Juan Sa. 22.11.2014, 20:00 Uhr Konzerthaus Sabine Meyer (Klarinette), Dag Jensen (Fagott), Bruno Schneider (Horn), Knut Erik Sundquist (Kontrabass), Modigliani Quartet. Mozart: Klarinettenquintett ADur, Schubert: Bläseroktett F-Dur D 803 So. 23.11.2014, 18:00 Uhr Konzerthaus Ruth Ziesak (Sopran), Detlef Roth (Bariton), Chor der Bamberger Symphoniker, Bamberger Symphoniker, Herbert Blomstedt (Leitung). Brahms: Ein Deutsches Requiem

dÜSSeldORF Sa. 1.11.2014, 20:00 Uhr Tonhalle Rolando Villazón (Tenor), Pumeza Matshikiza (Sopran), Bohuslav Martinů Philharmonic Orchestra, Guerassim Voronkov (Leitung). Arien und Duette französischer und italienischer Opern di. 4.11.2014, 20:00 Uhr Tonhalle Bach Klavierkonzerte. Simone Dinnerstein, Ragna Schirmer, Matthias Kirschnereit & Andrea Lucchesini (Klavier), Bach Collegium München, Florian Sonnleitner (Violine & Leitung). Bach: Klavierkonzerte g-Moll BWV 1058, A-Dur BWV 1055 & f-Moll BWV 1056, Konzert für zwei Klaviere C-Dur BWV 1061, Konzert für drei Klaviere d-Moll BWV 1063, Konzert für vier Klaviere a-Moll BWV 1065

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dUiSBURG Fr. 7.11.2014, 20:00 Uhr Theater (Großer Saal) Festkonzert: 25 Jahre Deutsche Schubert Gesellschaft. Sibylla Rubens (Sopran), Martin Berner (Bariton), Till Engel (Klavier), Christian Kluxen (Leitung). Schubert: Ouvertüre im italienischen Stil C-Dur D 591, Lieder in Orchesterfassungen von Reger/Brahms, Sinfonie Nr. 5 B-Dur D 485, Mozart: Klavierkonzert d-Moll KV 466 So. 9.11.2014, 19:00 Uhr Theater am Marientor Fauré Quartett. Kirchner: Klavierquartett Nr. 3 „Der große Tango“, Beethoven: Klavierquartett Es-Dur op. 16a, Strauss: Klavierquartett c-Moll op. 13 Mi. 19.11.2014, 20:00 Uhr Theater am Marientor Sylvia Hamvasi (Sopran), Elena Batoukova-Kerl (Mezzosopran), Torsten Kerl (Tenor), John Lundgren (Bariton), Duisburger Philharmoniker, Giordano Bellincampi (Leitung). Beethoven: Sinfonie Nr. 9 d-Moll op. 125 So. 23.11.2014, 11:00 Uhr Theater (Opernfoyer) Strawinsky: Die Geschichte vom Soldaten. Heide Meier (Sopran), Cornel Frey (Tenor), Andreas Oberaigner (Klarinette), Jens-Hinrich Thomsen (Fagott), Thomas Hammerschmidt (Trompete), Norbert Weschta (Posaune), Kersten Stahlbaum (Schlagzeug), Peter Bonk (Violine), Sigrid Jann-Breitling (Kontrabass), Christoph Altstaedt (Leitung) 10 West concerti 11.14

anGeliKa KiRCHSCHlaGeR di. 18.11.2014, 20:00 Uhr Tonhalle düsseldorf Angelika Kirchschlager (Mezzosopran). Amarcord Quartett, Swedish Chamber Orchestra, HK Gruber (Leitung). Milhaud: La Création du Monde op. 81 & Le bœuf sur le toit op. 58, Weill: Der Silbersee (Auszüge) & Die sieben Todsünden Mama sei wie Superwoman, sagt Angelika Kirchschlagers Sohn: „Früh im Pyjama beim Kochen – abends hergerichtet ins Konzert.“

Mi. 19.11.2014, 20:00 Uhr Tonhalle Arcadi Volodos (Klavier). Orchestra Sinfonica Nazionale della RAI, Juraj Valcuha (Leitung). Rossini: Ouvertüre zu „Wilhelm Tell“, Tschaikowsky: Klavierkonzert Nr. 1 b-Moll op. 23, Respighi: Pini di Roma & Fontane di Roma do. 20.11.2014, 20:00 Uhr Tonhalle Brigitte Fassbaender (Sprecherin), Mark-Andreas Schlingensiepen (Klavier & Leitung). Beethoven: Ouvertüre zu „Egmont“, Schulhoff: Suite op. 37, Strawinsky: Die Geschichte vom Soldaten

So. 23.11.2014, 20:00 Uhr Tonhalle Daniel Hope (Violine), NDR Radiophilharmonie, Andrew Manze (Leitung). Dohnányi: Sinfonische Minuten, Rózsa: Love Theme aus „Spellbound“, Korngold: Violinkonzert, Weill: Violinsuite, Strawinsky: Der Feuervogel

eSSen Sa. 1.11.2014, 18:00 Uhr aalto-Musiktheater Romeo und Julia (Premiere). Corps de ballet des Aalto Ballett Essen, Essener Philharmoniker, Yannis Pouspourikas (Leitung), Ben Van Cauwenbergh (Choreographie) Sa. 1.11.2014, 19:00 Uhr Casa „NOW!“ Festival: Benjamin – Into the little hill. Marieke Steenhoek (Sopran), Helena Rasker (Alt), Kay Link (Regie) So. 2.11.2014, 19:00 Uhr Philharmonie „NOW!“ Festival: Traummechanik. Benjamin Kobler & Ulrich Löffler (Klavier), Michael Pattmann (Percussion), Trio Onyx, Michael Beil (Video & Klangregie). Huber: Traummechanik & Póthos, Hufschmidt: Lieder ohne Worte (Auszüge), Kagel: Match für drei Spieler, Beil: Doppel für zwei Flügel u. a. Mi. 5.11.2014, 20:00 Uhr Philharmonie Elīna Garanča (Mezzosopran), Staatliche Philharmonie Brünn, Karel Mark Chichon (Leitung). Werke von Puccini, Mascagni, Gounod & Bizet Fr. 7.11.2014, 20:00 Uhr Philharmonie Magdalena Kožená (Mezzosopran), La Cetra Barockorchester Basel, Andrea Marcon (Leitung). Werke von Uccellini, Monteverdi, Biaggio u. a. Sa. 8.11.2014, 20:00 Uhr Philharmonie Janine Jansen (Violine), Royal Concertgebouw Orchestra, Vladimir Jurowski (Leitung). Strawinsky: Symphonies d‘instruments à vent, Debussy: Berceuse héroique, Aa: Violinkonzert, Lyadov: Aus der Apokalypse, Janácek: Taras bulba So. 9.11.2014, 16:00 Uhr Philharmonie Britten: The young person‘s guide to the orchestra. das junge orchester NRW, Ingo Ernst Reihl (Leitung) Fr. 14.11.2014, 19:00 Uhr Philharmonie „NOW!“ Festival: Rewriting Beethoven. Bochumer Symphoniker, Marino Formenti (Klavier), Peter Hirsch (Leitung). Gordon: Rewriting Beethoven’s Seventh Symphony, Neuwirth: locus…doublure… solus, Zimmermann: Alagoana – Caprichos brasileiros

concerti-Tickethotline: 01805/266 006 (14 Ct./Min. aus dt. Festnetz, Mobil abweichend)

Fotos: Nikolaus Karlinsky, Felix Broede

So. 16.11.2014, 16:00 Uhr Konzerthaus Rudolf Buchbinder (Klavier), Rotterdam Philharmonic Orchestra, Jukka-Pekka Saraste (Leitung). Beethoven: Klavierkonzert Nr. 5 Es-Dur, Schostakowitsch: Sinfonie Nr. 8 c-Moll


Sa. 15.11.2014, 18:00 Uhr Folkwang Universität der Künste „NOW!“ Festival: Fixed Media. Eduardo Flores, Stefan Kreitmayer, Thomas Neuhaus, Dirk Reith & Claudia Robles (Klangregie). Robles: Travelog, 1 – Nuit bleue, Flores: Neues Werk (UA), Harvey: Mortuos plango vivos voco, Dhomont: Espace/Escape So. 16.11.2014, 17:00 Uhr Philharmonie „NOW!“ Festival: UA Essener Philharmoniker. Dietmar Wiesner (Flöte), Theo Nabicht (Klarinette), Uwe Dierksen (Posaune), Matthias Bauer (Kontrabass), Pascal Pons (Schlagzeug), Michael Kiedaisch (Schlagzeug), Essener Philharmoniker, Jonathan Stockhammer (Leitung). Finnendahl: Spalt (UA), Schneller: Tropes (UA) So. 16.11.2014, 17:00 Uhr Zeche Zollverein Mannheimer Streichquartett. Schostakowitsch: Streichquartett Nr. 10 As-Dur op. 118, Beethoven: Streichquartett Nr. 11 f-Moll, op. 95 „Quartetto serioso”, Strauss: Streichquartett A-Dur op. 2 Mo. 17.11.2014, 20:00 Uhr Philharmonie Cecilia Bartoli (Mezzosopran), I Barocchisti, Diego Fasolis (Leitung). Arien aus dem 17. und 18. Jahrhundert

Sa. 29.11.2014, 19:00 Uhr aalto-Musiktheater Mozart: Idomeneo, Rè di Creta (Premiere). Tomáš Netopil & Yannis Pouspourikas (Leitung), Francisco Negrin (Regie)

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So. 30.11.2014, 17:00 Uhr Philharmonie Martha Argerich (Klavier), Berliner Philharmoniker, Riccardo Chailly (Leitung). Werke von Mendelssohn, Schumann & Rachmaninow

laRS VOGT Sa. 22.11.2014, 20:00 Uhr Philharmonie essen Lars Vogt (Klavier), London Philharmonic Orchestra, Yannick Nézet-Séguin (Leitung). Brahms: Klavierkonzert Nr. 2, Schubert: Sinfonie Nr. 7 „Unvollendete”, Strauss: Don Juan „Spannungen“: In einem idyllisch gelegenen Jugendstil-Wasserkraftwerk in der Eifel hat Lars Vogt eines der geistreichsten deutschen Kammermusikfestivals initiiert.

Mo. 24.11.2014, 20:00 Uhr Philharmonie Julia Fischer (Violine), Russisches Staatsorchester, Vladimir Jurowski (Leitung). Brahms: Tragische Ouvertüre dMoll, Schumann: Violinkonzert d-Moll, Tschaikowsky: Sinfonie Nr. 1 g-Moll

FRanKFURT Fr. 7.11.2014, 20:00 Uhr hr-Sendesaal Patricia Kopatchinskaja (Violine), Roland Kluttig (Leitung). Xenakis: Akrata, Ligeti: Violinkonzert, Stäbler: Teichen (UA), Rihm: Sub-Kontur do. 20.11.2014, 20:00 Uhr alte Oper Mozart: Requiem. Chor und Orchester der KlangVerwaltung, Enoch zu Guttenberg (Leitung) Fr. 21.11.2014, 20:00 Uhr hr-Sendesaal Michael Barenboim (Violine), hr-Sinfonieorchester, Kristiina Poska (Leitung). Prokofjew: 2. Suite aus „Romeo und Julia“ & Violinkonzert Nr. 2, Sibelius: Sinfonie Nr. 5

T H E R O YA L O P E R A

Die romantische Oper als Erstaufführung live auf der großen Kinoleinwand Nur am 26. November um 20.15 Uhr aus dem Royal Opera House London

Mehr Infos und Tickets unter: www.UCI-KINOWELT.de oder über die UCI App.

Weitere Termine, Tickets und mehr: www.concerti.de

concerti 11.14 West 11


Konzert-tIPPs

So. 23.11.2014, 11:00 Uhr alte Oper Kit Armstrong (Klavier), Frankfurter Opern- und Museumsorchester, Sebastian Weigle (Leitung). Rachmaninow: Der Fels, Prokofjew: Klavierkonzert Nr. 3, Tschaikowsky: Sinfonie Nr. 6 h-Moll So. 23.11.2014, 16:00 Uhr alte Oper Spiel mit! Johannes Moser & 12 Frankfurt Cellisten. Werke von Bach, Klengel, Popper, Villa-Lobos u. a. do. 27.11.2014, 20:00 Uhr alte Oper hr-Sinfonieorchester, Stanislaw Skrowaczewski (Leitung). Skrowaczewski: Passacaglia Immaginaria, Bruckner: Sinfonie Nr. 9

FReiBURG So. 2.11.2014, 20:00 Uhr Konzerthaus Krystian Zimerman (Klavier), Polnische Kammerphilharmonie, Wojciech Rajski (Leitung). Brahms: Klavierkonzert Nr. 1 d-Moll op. 15, Dvořák: Sinfonie Nr. 8 GDur op. 88 do. 20.11.2014, 20:00 Uhr Hochschule für Musik Arabella Steinbacher (Violine), Igor Kamenz (Klavier). Beethoven: Violinsonate Nr. 1 D-Dur op. 12 Nr. 1, Prokofjew: Violinsonate Nr. 1 f-Moll op. 80, Strauss: Violinsonate Es-Dur op. 18 Fr. 28.11.2014, 19:30 Uhr Johanneskirche Bach: h-Moll Messe. Balthasar-Neumann-Chor, Ensemble & Solisten

TIPP

HannOVeR do. 13.11.2014, 19:30 Uhr Kuppelsaal Hilary Hahn (Violine), Orchestre Philharmonique du Luxembourg, Joshua Weilerstein (Leitung). Rouse: Iscariot, Bruch: Schottische Fantasie op. 46, Ravel: Ma Mère l’Oye, Gershwin: An American in Paris Sa. 15.11.2014, 19:30 Uhr ndR (Großer Sendesaal) Alison Balsom (Trompete), Lucerne Festival Strings, Daniel Dodds (Leitung). Grieg: Aus Holbergs Zeit G-Dur op. 40, Haydn: Trompetenkonzert Es-Dur Hob. VVe: 1, Bartók: Divertimento Sz 113, Piazzolla: Olivion, Satie: Gnossiennes III. Lent & Gymnopédie Nr. 3 Mi. 26.11.2014, 19:30 Uhr Kuppelsaal Rolando Villazón (Tenor), Pumeza Matshikiza (Sopran), Bohuslav Martinů Philharmonic Orchestra, Guerassim Voronkov (Leitung). Werke von Bellini, Donizetti & Rossini

HeidelBeRG Sa. 22.11.2014, 19:00 Uhr Stadthalle Martin Stadtfeld (Klavier), Heidelberger Sinfoniker, Thomas Fey (Leitung). Haydn: Einleitung zu „Die Schöpfung“, Beethoven: Klavierkonzert Nr. 4 G-Dur, Schumann: Sinfonie Nr. 4 d-Moll

KaSSel Mi. 19.11.2014, 20:00 Uhr Kongress Palais Stadthalle Staatsorchester Kassel, Yoel Gamzou (Leitung). Nicoara: Ohne Titel (UA), Mahler: Sinfonie Nr. 6 a-Moll

aRTeMiS QUaRTeTT Sa. 29.11.2014, 20:00 Uhr Hochschule für Musik Freiburg Artemis Quartett. Beethoven: Streichquartett Nr. 1 F-Dur op. 18 Nr. 1, Vasks: Streichquartett Nr. 5, Smetana: Streichquartett Nr. 1 e-Moll „Aus meinem Leben“ Weibliche Frischzellenkur: 2012 verließ Primaria Natalia Prishepenko nach fast zwei Jahrzehnten das Quartett – mit der erst 26-jährigen Vineta Sareika haben die drei Artemis-Herren sich nun erneut eine Dame in ihre Runde geholt.

Mi. 5.11.2014, 20:00 Uhr Philharmonie Gautier Capuçon (Violoncello), Oslo Philharmonic Orchestra, Vasily Petrenko (Leitung). Tveitt: Hundrad folketonar frå Hardanger op. 15, Haydn: Cellokonzert C-Dur Hob. VIIb:1, Rachmaninow: Sinfonie Nr. 2 e-Moll op. 27 Sa. 8.11.2014, 21:00 Uhr Philharmonie Nyman: War Work (DEA). Sandrine Piau (Sopran), Michael Nyman Band, Michael Nyman (Klavier & Leitung) So. 9.11.2014, 20:00 Uhr Philharmonie Quatuor Diotima. Webern: Fünf Sätze op. 5, Sechs Bagatellen op. 9, Reich: WTC 9/11, Schubert: Streichquartett dMoll D 810 „Der Tod und das Mädchen“

concerti-Tickethotline: 01805/266 006 (14 Ct./Min. aus dt. Festnetz, Mobil abweichend)

Fotos: MolinaVisuals, Adriano Heitmann under license to EMI Classics

Köln


TIPP

MaRTHa aRGeRiCH Mi. 12.11.2014, 20:00 Uhr Philharmonie Köln Martha Argerich (Klavier), Russian National Orchestra, Mikhail Pletnev (Leitung). Schumann: Ouvertüre cMoll aus: Genoveva op. 81 & Klavierkonzert a-Moll op. 54, Tschaikowsky: Sinfonie Nr. 4 f-Moll „Löwin am Klavier“ – doch in der medialen Öffentlichkeit zeigt sich Martha Argerich scheu wie ein Reh. Lediglich ihre Tochter Stéphanie durfte für ihren Film Meine Mutter, die Göttin ganz nah an die Pianistin heran, schuf ein höchst intimes Porträt – und erfuhr, dass sie noch eine ältere Schwester hat. do. 13.11.2014, 21:00 Uhr Stadtgarten Studio musikFabrik, Jugendensemble des Landesmusikrats NRW. Georg Conrad (DJ). Saunders: Into the Blue, Takemitsu: Rain Tree, Birtwistle: Ritual Fragment, Kondo: Under The Umbrella Fr. 14.11.2014, 20:00 Uhr Philharmonie Hilary Hahn (Violine), Orchestre Philharmonique du Luxembourg, Joshua Weilerstein (Leitung). Rouse: Iscariot, Bruch: Fantasie Es-Dur op. 46 „Schottische Fantasie“, Mendelssohn: Sinfonie Nr. 3 a-Moll op. 56 „Schottische“ Sa. 15.11.2014, 20:00 Uhr Funkhaus Wallrafplatz Musik der Zeit: Wortlöschung. Teodoro Anzellotti (Akkordeon), Vladimir Blagojevic (Akkordeon), Anthony Millet (Akkordeon), Schlagquartett Köln, WDR Rundfunkchor Köln, Rupert Huber (Leitung). Ligeti: Ejszaka/Reggel Zwei Kanons, Tsukamoto: Werk (2014) für drei Schlagzeuger (UA), Haas: ...wie ein Nachtstück, Tiensuu: Mutta, Nieder: Thümmel, oder die Verlöschung des Wortes: Der Anfang. Die Mitte. Das Ende (UA) So. 16.11.2014, 20:00 Uhr Philharmonie Antoine Tamestit (Viola), Sinfonieorchester der RAI Turin, Juraj Valčuha (Leitung). Respighi: Fontane di Roma, Pini di Roma, Berio: Voci (Folk Songs II) Weitere Termine, Tickets und mehr: www.concerti.de

Mi. 19.11.2014, 20:00 Uhr Philharmonie Anna Prohaska (Sopran), Eric Schneider (Klavier). Werke von Beethoven, Eisler, Wolf, Rachmaninow, Ives, Schubert u. a. Sa. 22.11.2014, 20:00 Uhr Philharmonie Lionel Peintre (Bariton), Remix Ensemble, Peter Rundel (Leitung). Strawinsky: L‘histoire du soldat, Wolff: Exercises Nr. 26 & Nr. 27, Schönberg: Ode to Napoleon Buonaparte op. 41, Debussy: Berceuse héroïque L 132, Aperghis: Le Soldat inconnu So. 23.11.2014, 18:00 Uhr Philharmonie Johannette Zomer (Sopran), Bogna Bartosz (Alt), Jörg Dürmüller (Tenor), Klaus Mertens (Bass), Amsterdam Baroque Orchestra & Choir, Ton Koopman (Leitung). Mozart/Süßmayr: Requiem dMoll KV 626, Mozart: Ave verum corpus KV 618 & Missa C-Dur KV 317 „Krönungsmesse“ Mo. 24.11.2014, 20:00 Uhr Philharmonie Khatia Buniatishvili (Klavier), Rainer Küblböck (Trompete), Wiener Symphoniker, Philippe Jordan (Leitung). Schubert: Sinfonie Nr. 7 h-Moll D 759 „Unvollendete“, Schostakowitsch: Konzert für Klavier, Streichorchester und Trompete Nr. 1 c-Moll op. 35, Beethoven: Sinfonie Nr. 7 A-Dur op. 92 do. 27.11.2014, 20:00 Uhr Philharmonie Alexei Volodin (Klavier), Slowenisches Rundfunk-Sinfonieorchester Ljubljana, Daniel Raiskin (Leitung). Brahms: Konzert Nr. 2 B-Dur op. 83, Tschaikowsky: Sinfonie Nr. 2 c-Moll op. 17 „Kleinrussische“ Fr. 28.11.2014, 20:00 Uhr Philharmonie Paul van Zelm (Horn), WDR Sinfonieorchester Köln, Jukka-Pekka Saraste (Leitung). Strauss: Konzert Nr. 2 Es-Dur, Bruckner: Sinfonie Nr. 7 E-Dur WAB 107 So. 30.11.2014, 11:00 Uhr Philharmonie Midori (Violine), Gürzenich-Orchester Köln, Michael Sanderling (Leitung). Tschaikowsky: Violinkonzert D-Dur op. 35, Beethoven: Sinfonie Nr. 7 A-Dur

leVeRKUSen di. 4.11.2014, 19:30 Uhr Bayer Kulturhaus Denis Kozhuhkin (Klavier), Haydn: Sonate D-Dur Hob XVI:24, Schubert: Klaviersonate D-Dur D 850, Mussorgsky: Bilder einer Ausstellung

Weingartener Spielzeit 01.12. 19.30 Uhr Freiburger barockorchester Johann SebaStian bach Violinkonzert a-Moll Doppelkonzert d-Moll Violinkonzert E-Dur Konzert für 3 Soloviolinen D-Dur antonio ViValdi Concerto per archi A-Dur u. a. Petra Müllejans - Violine u. Leitung Gottfried von der Goltz - Violine u. Leitung Beatrix Hülsemann - Violine

20.12. 20.00 Uhr barockes WeihNachtskoNZert heinrich Schütz Historia der Geburt Jesu Christi Michael PraetoriuS In dulci jubilo, Es ist ein Ros entsprungen, Vom Himmel hoch und Werke von GioVanni Gabrieli L´arpa festante - Barockorchester Chamber Choir of Europe Christoph Andreas Schäfer - Leitung

24.01. 20.00 Uhr stuttgarter PhiLharMoNiker & oLga kerN PJotr ilJitSch tSchaikowSki Polonaise a. d. Oper „Eugen Onegin“ Klavierkonzert Nr. 1 b-Moll Sinfonie Nr. 1 g-Moll „Winterträume” Olga Kern - Klavier Daniel Raiskin - Dirigent

Alle drei Veranstaltungen im Kultur- und Kongresszentrum Weingarten Vorverkauf: Abteilung für Kultur- und Tourismus Münsterplatz 1, 88250 Weingarten Tel. 0751.405-232, akt@weingarten-online.de und www.reservix.de


Konzert-tIPPs

do. 13.11.2014, 19:30 Uhr Bayer Kulturhaus Vilde Frang (Violine), Musikkollegium Winterthur, Heinz Holliger (Leitung). Mendelssohn: Hebriden-Ouvertüre hMoll op. 26 & Sinfonie Nr. 3 a-Moll op. 56 „Schottische“, Brahms: Violinkonzert

lUdWiGSHaFen Mi. 5.11.2014, 20:00 Uhr BaSF-Feierabendhaus Valentin Radutiu (Violoncello), MAV Symphony Orchestra Budapest, Amaury du Closel (Leitung). Beethoven: Ouvertüre zu „Die Geschöpfe des Prometheus“ C-Dur op. 43, Sinfonie Nr. 5 cMoll op. 67, Haydn: Cellokonzert D-Dur Hob. VIIb:4

MannHeiM

STUTTGaRT

Fr. 28.11.2014, 20:00 Uhr Rosengarten Nikolai Tokarev (Klavier), Deutsche Staatsphilharmonie Rheinland-Pfalz, Ariane Matiakh (Leitung). Glinka: Walzer-Fantasie, Rachmaninow: Klavierkonzert Nr. 2 c-Moll, op. 18, Rimsky-Korsakow: Scheherazade op. 35

So. 2.11.2014, 19:00 Uhr ev. Johanneskirche am Feuersee Emma Kirkby (Sopran). Werke von Bach, Brescianello & Graupner

TIPP

MÜnSTeR Fr. 7.11.2014, 20:00 Uhr Universität (Hörsaal) Daniel Müller-Schott (Violoncello), Lauma Skride (Klavier). Beethoven: Sonate Nr. 4 C-Dur op. 102/1, Brahms: Sonate Nr. 2 F-Dur op. 99, Chopin: Sonate gMoll op. 65

So. 9.11.2014, 11:00 Uhr BaSF-Gesellschaftshaus Sebastian Manz (Klarinette), Daniela Koch (Flöte), Martin Klett (Klavier). Werke von Saint–Saëns, Ibert, Villa-Lobos, Muczynski, Fauré, Truan, Poulenc & Connesson

So. 23.11.2014, 18:00 Uhr Universität (Hörsaal) Sabine Meyer (Klarinette), ModiglianiQuartet. Mozart: Klarinettenquintett ADur KV 581, Schubert: Oktett F-Dur D 803

Fr. 14.11.2014, 19:30 Uhr Konzertsaal im Pfalzbau Deutsche Staatsphilharmonie Rheinland-Pfalz, Karl-Heinz Steffens (Leitung). Brahms: Sinfonie Nr. 1 c-Moll op. 68 & Sinfonie Nr. 2 D-Dur op. 73, Rihm: Nähe fern 1 & 2

Sa. 15.11.2014, 19:30 Uhr Theater Mozart: Die Entführung aus dem Serail (Premiere). Martin Hannus (Leitung), Andrea Raabe (Regie)

PFORZHeiM

GÁBOR BOldOCZKi Fr. 7.11.2014, 20:00 Uhr liederhalle Stuttgart Gábor Boldoczki (Trompete), Elena Bashkirowa (Klavier), Radio-Sinfonieorchester Stuttgart des SWR, Dmitrij Kitajenko (Leitung). Tschaikowsky: Capriccio Italien, Schostakowitsch: Klavierkonzert Nr. 1 c-Moll, Rimsky-Korsakow: Scheherazade „Fast schon wie ein aufgeblasener Autoreifen“: Bei Spitzentönen lastet ein Druck von 1,6 Bar auf dem Kopf Gábor Boldoczkis.

Foto: Marco Borggreve

Die Met-Saison 2014 / 2015

Die große Oper auf der großen Leinwand. Live und in High Definition. cinemaxx.de/musik

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Mi. 12.11.2014, 20:00 Uhr Liederhalle (Mozart-Saal) Armida Quartett. Haydn: Streichquartett C-Dur op 76/3 „Kaiserquartett“, Smetana: Streichquartett Nr. 1 e-Moll „Aus meinem Leben“, Beethoven: Streichquartett F-Dur op. 18/1 Fr. 14.11.2014, 19:00 Uhr Liederhalle (Beethoven-Saal) Händel: Messias. Robin Johannsen (Sopran), Terry Wey (Countertenor), Martin Mitterrutzner (Tenor), Shenyang (Bass), Gächinger Kantorei, Bach-Collegium, Hans-Christoph Rademann (Leitung) So. 16.11.2014, 18:00 Uhr Staatsgalerie (Vortragssaal) Daniel Behle (Tenor), Marcelo Amaral (Klavier). Werke von Brahms, Liszt & Strauss Do. 20.11.2014, 20:00 Uhr Liederhalle (Beethoven-Saal) Jean-Yves Thibaudet (Klavier), RSO Stuttgart des SWR, Stéphane Denève (Leitung). Higdon: Blue Cathedral, Gershwin: Klavierkonzert F-Dur, Adams: Doctor Atomic Symphony u. a. Sa. 22.11.2014, 20:00 Uhr Liederhalle (Mozart-Saal) Susanne von Gutzeit (Violine), Stuttgarter Kammerorchester, Reinhard Goebel (Leitung). Werke von Muffat, Leclair & Wranitzky

So. 23.11.2014, 19:00 Uhr Kath. Domkirche St. Eberhard Händel: Messias. Franziska Bobe (Sopran), Johannes Kaleschle (Tenor), David Allsop (Altus), Ekkehard Abele (Bass), L‘arpa festante, Michael Culo (Leitung) So. 23.11.2014, 18:00 Uhr Oper (Opernhaus) Mussorgsky: Chowanschtschina (Premiere). Simon Hewett (Leitung), Andrea Moses (Regie) So. 30.11.2014, 19:00 Uhr Liederhalle (Beethoven-Saal) John Williams Filmnacht: The Sound of Hollywood Symphony Orchestra. Filmmusik aus „Jurassic Park“ u. a.

Ulm Mi. 5.11.2014, 20:00 Uhr Ulmer Münster The Hilliard Ensemble, Jan Garbarek (Saxophon)

Weingarten Fr. 7.11.2014, 20:00 Uhr Pädagogische Hochschule Internationale Weingartener Tage für Neue Musik: Eröffnungskonzert. Schlagquartett Köln, Karin Hellqvist (Violine), Caspar Johannes Walter (Violoncello), Helena Bugallo (Klavier). Werke von Bauckholt

Wiesbaden Di. 4.11.2014, 20:00 Uhr Kurhaus (Friedrich-von-ThierschSaal) Michail Lifits (Klavier). Mozart: Fantasie d-Moll KV 397, Neun Variationen D-Dur KV 573, Rachmaninow: Corelli-Variationen op. 42, Schumann: Fantasie C-Dur op. 17 So. 30.11.2014, 20:00 Uhr Kurhaus (Friedrich-von-ThierschSaal) Marc Bouchkov (Violine), Russisches Staatsorchester, Stanislav Kochanowski (Leitung). Glasunow: Drei Sätze aus „Raymonda“, Sibelius: Violinkonzert dMoll op. 47, Tschaikowsky: Sinfonie Nr. 1 „Winterträume“

Wuppertal Mo. 3.11.2014, 20:00 Uhr Historische Stadthalle Denis Kozhukhin (Klavier). Haydn: Sonate D-Dur Hob XVI:24, Schubert: Klaviersonate D-Dur D 850, Mussorgsky: Bilder einer Ausstellung Sa. 8.11.2014, 19:30 Uhr Opernhaus Mozart: Don Giovanni (Premiere). Andreas Kowalewitz (Leitung), Thomas Schulte-Michels (Regie)

Die ROH-Saison 2014 / 2015

Ballett und große Opern live aus dem Royal Opera House London. cinemaxx.de/musik

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W E LT S TA R I N O B E R H A U S E N LÄDT ZUM WEIHNACHTSKONZERT AM 14.12.2014 FESTLICHE STIMMUNG MIT GROßEM ORCHESTER UND CHOR José Carreras nimmt in der Musikwelt eine herausragende Stellung ein. In Barcelona geboren, studierte er Musik in seiner Heimatstadt. Sein meteoritenhafter Aufstieg begann früh mit Debüts an den renommiertesten Opernhäusern und bei den größten Festivals der Welt, darunter die Mailänder Scala Metropolitan Opera House in New York, die Wiener Staatsoper, das Londoner Royal Opera House und die Salzburger Festspiele. Insgesamt umfasst sein Repertoire mehr als sechzig Opern. Heute interessieren Carreras neue Werke. So war es Carreras, der die fast vergessene Oper "Sly" von Ermanno WolfFerrari 1998 wiederentdeckte und in der er in den darauffolgenden Jahren die Rolle des „Sly“ grandios verkörperte.

"Es ist für mich immer eine große Freude und Ehre vor dem großartigen Publikum in Deutschland aufzutreten! Ich verdanke Deutschland ja sehr viel! Diese großzügige Spendenbereitschaft für meine Leukämiestiftung ist einfach fantastisch. Und für mich als Sänger ist es immer wieder ein Erlebnis, vor diesem einmaligen Publikum auftreten zu dürfen", sagt Weltstar José Carreras. Das Konzert in Oberhausen wird mit Sicherheit ein besonderes Ereignis. Neben dem vorweihnachtlichen Ambiente wird auch das Programm einen weiten musikalischen Bogen spannen. Von Hits aus Oper bis Musical hin zu den schönsten, stimmungsvollsten Weihnachtsliedern. Und wenn Carreras dann gemeinsam mit "seinem" Publikum "Stille Nacht" singen wird, kommt man zum ersten Mal in Weihnachtsstimmung fernab von aller Hektik.

JOSÉ CARRERAS MIT GROSSEM ORCHESTER UND CHOR DIRIGENT:

SOPRAN:

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Festivals In Deutschland und Europa – wir stellen Ihnen die interessantesten Programme, Orte und Künstler vor

Foto: TMV

Allein schon eine Reise wert: die Seebrücke in Sellin auf Rügen

28_Rügen Insel des Glücks Unter der künstlerischen Leitung des Fauré Quartetts lockt der Festspielfrühling Rügen an malerischen Orten mit Konzerten in familiärer Atmosphäre 30_Salzburg Neues aus der Mozartstadt Ein Festival der Moderne rund um den „Wolferl“? Salzburg überrascht mit der ebenso mutigen wie erfolgreichen Initiative „Dialoge“ November 2014 concerti  27


Festivalguide

Insel des Glücks Unter der künstlerischen Leitung des Fauré Quartetts lockt der

Festspielfrühling Rügen an malerischen Orten mit Konzerten

D

en Cellokasten auf den Rücken geschnallt, den Rucksack vor der Brust tanzt Konstantin Heidrich zum Valse aus César Cuis Kaleidos­ kop aus dem Saal. Und Geigerin Viviane Hagner, die hier im Haus des Gastes in Baabe gerade mit dem Pianisten Ian Fountain die Sammlung eingängiger Charakterstücke aus der Feder des russischen Komponisten probt, der Ende des 19. Jahrhunderts zu dem berühmten St. Petersburger Küns­ tlerkollektiv „Das mächtige Häuflein“ gehörte, hat Mühe, vor Lachen im Takt zu bleiben. Sieht frau ja schließlich nicht alle Tage: einen gestandenen Cellisten, der wie eine Affenmutter mit ihrem Jungen vor dem Bauch durch die Reihen eines ansonsten eher tristen Baus hüpft. Probenstress? Keine Spur, eher vermittelt der Cellist des Fauré Quartetts den Eindruck eines sehr entspannten Urlaubers. Landschaftliche Reize zwischen Bodden und Salzwiesen

Was eigentlich ja auch nicht weiter verwundert, schließlich weilen die Musiker auf Deutschlands größter und von der landschaftlichen Vielfalt her zweifellos schönster Insel. Und zählt der März auch nicht ge28  concerti November 2014

rade zu den wärmsten Monaten, so vermag der unendliche Reichtum der Natur zwischen Bodden und Salzwiesen, großzügigen Landschaftsparks und langen Stränden doch schon zu dieser Jahreszeit seinen Zauber zu entfalten. Zumal, wenn sich dieser mit den musikalischen Schätzen des zehntägigen Festspielfrühlings Rügen paart. Eine große Festivalfamilie rund ums Fauré Quartett

Und doch ist Heidrich hier nicht im Urlaub, sondern von früh bis spät gefragt, denn der 39-Jährige und seine drei Quartettkollegen spielen nicht nur auf zwischen Putbus und dem Kap Arkona, sie gestalten seit 2012 auch das Programm dieses kammermusikalischen MärzAblegers der sommerlichen Festspiele Mecklenburg-Vorpommern. „Im April 2011 bekamen wir einen Anruf vom damaligen Intendanten Matthias von Hülsen, der uns fragte, ob wir nicht die künstlerische Leitung übernehmen wollten – wir bekämen auch eine Carte blanche“, erinnert sich Heidrich. Ob sie wollten? Und ob: „Wir konnten unser Glück nicht fassen!“ Eigene Künstlerfreunde einzuladen, das Publikum durch eine jährlich wechselnde Leitidee in

rund 20 Konzerten, Lesungen, Vorträgen und Ausflügen auf eine musikalisch-dramaturgische Reise mitzunehmen – nach „Russland“ in diesem Jahr ist 2015 die „Musikstadt Wien“ das Ziel – und das an Orten, die so abgelegen sind, dass die meisten Besucher nicht nur für einen Termin, sondern gleich mehrere Tage oder eine Woche kommen: Solch Festivalerlebnis und -familie hatte sich das Fauré Quartett immer gewünscht. „Wir können die Musik viel mehr feiern und genießen, wenn wir eine Beziehung zum Publikum aufbauen“, begeistert sich Heidrich für die ganz besondere Frühlings-Atmosphäre. Und in der Tat bleibt es hier nicht wie andernorts in der Klassikwelt beim Autogramm und drei freundlichen Worten im Anschluss, sondern Besucher und Künstler kommen zusammen bei den „Zugaben“ nach den Konzerten, sei es nun im heimeligen Rosencafé, zur gemeinsamen „Abschiedsparty“ im traumhaft gelegenen CliffHotel oder auch zum „Katerfrühstück“ im Foyer des klassi­ zistischen Theaters in Putbus. Kein Wunder, dass da im letzten Frühjahr die Augen mancher Fans gar nicht mehr zu leuchten aufhören wollten, als sie bei russischen Quarkküchlein und Tarte mit Weißkohl ins = Zeitraum

= Künstler

= Ort

Foto: KHB

in familiärer Atmosphäre. Von Christoph Forsthoff


Entspannte Stimmung: Auch im Kurhaus Binz erklingt der Festspielfrühling

Plaudern mit Star-Bratscher Nils Mönkemeyer oder dem smarten Klarinettisten David Orlowsky kamen. Darauf einen Wodka: Musik und Natur in Harmonie

„Wir sind dem Ideal hier schon ziemlich nahe: ein Festival der kurzen Wege, des direkten Kontakts und der persönlichen Begegnung“, freut sich denn auch Intendant Markus Fein. „Wir wollen Musik und Landschaft sowohl aufeinander beziehen als auch eine Harmonie zwischen beiden herstellen.“ Und das gelingt auf Rügen so gut, dass nicht nur zwei Drittel des Publikums aus anderen

Teilen Deutschlands, sondern sogar aus Frankreich anreisen und es zu schätzen wissen, wenn der famose finnische (Jazz-)Pianist Jarkko Riihimäki kurz vor Mitternacht auf einem alten Klavier über eine russische Melodie fantasiert oder Hoteldirektor Peter Schwarz persönlich eine Runde Wodka serviert. Selbst wenn am Morgen danach der Kopf noch etwas schwer ist wie bei Cellist Li-Wei Qin – „das war gestern ein Wodka zuviel“: Kein Problem, ein paar Schritte hinaus an den Strand, und schon sorgt der frische Seewind für klare Gedanken. Oder auch eine Fahrt mit dem „Rasenden Ro-

einzeltermine, Details, Tickets und vieles mehr auf www.concerti.de/festivalguide

land“, jener dampflokbetriebenen Schmalspurbahn, die auf ihrer Tour zwischen den Seebädern den Blick auf alte Dorfkirchen in der Morgensonne, das städtebaulich einmalige Ensemble der „weißen Stadt“ Putbus oder die Kraniche auf den Wiesen eröffnet. „Kraniche gelten bei uns in Korea als Vögel des Glücks“, sinniert Viviane Hagner. In diesen Festspieltagen ist zweifellos auch Rügen eine Insel des Glücks. festspielfrühling Rügen 13.3. - 22.3.2014 Fauré Quartett, matthias Schorn, martin Helmchen, Simone Kermes, Harriet Krijgh, Götz Teutsch u. a. Putbus, binz, Sellin, bergen u. a.

November 2014 concerti  29


Festivalguide

Mehr als Mozartkugeln und Christkindlmarkt: Salzburg im Advent

Neues aus der Mozartstadt

D

ialoge – Das Festival der Stiftung Mozarteum Salzburg“ lautet der offizielle, ein wenig sperrige Name des seit 2005 jährlich wiederkehrenden Festes für Mozart und die Gegenwart. Natürlich ist und bleibt die „Mozartwoche“ rund um den 27. Ja­nuar das zentrale Festival der Stiftung, seit 1956 fester Bestandteil des Festivalreigens und die Pilgerwoche all jener, für die Mozart der Mittelpunkt des musikalischen Universums ist. Doch spätestens seit dem Mozartjahr 2006 kreisen rund um Wolfgang Amadé, das Zentralgestirn des Salzburger Mu30 concerti November 2014

siklebens, in beiden Festivals auch die Sterne der Moderne. Ein Brückenschlag in die Gegenwart, mit dem StiftungsPräsident Johannes HonsigErlenburg (Orgel spielender Jurist aus alter Salzburger Familie) und der damalige künstlerische Leiter Stephan Pauly (ein Kölner mit Bayreuth-Erfahrung und seit 2012 Intendant der Alten Oper in Frankfurt) Mut bewiesen haben. Es gab Proteste aus dem konservativen Eck, es kam zu einem gewissen Publikumsaustausch: Mozart und Lachenmann im selben Konzert – das verstörte manche Leute. Doch eben sol-

che Programme bewirkten auch die Erfolgsgeschichte. Denn die Qualität stimmt bis heute, Honsig ist der Idee ebenso treu geblieben wie Paulys Nachfolger Matthias Schulz. Mit Gästen wie Meg Stuart oder Christoph Schlingensief wurden ungewöhnliche Perspektiven auf die Musik ermöglicht, Kontraste von alt und neu eröffneten dem Hörerlebnis weite Räume. Performance, Tanztheater und Film haben Einzug gehalten ins altehrwürdige Haus in der Schwarzstraße mit seinen bayrischen JugendstilEngeln und seiner fabelhaften Akustik. Ja, hinter dem Denk= Zeitraum

= Künstler

= Ort

Foto: Tourismus Salzburg GmbH

Ein Festival der Moderne rund um den »Wolferl«? Salzburg überrascht mit der ebenso mutigen wie erfolgreichen Initiative Dialoge. Von Gottfried Franz Kasparek


mal des apollinischen Genius Loci ist ein zeitloser Provokateur sichtbar geworden, wenn etwa ein Pianist wie PierreLaurent Aimard oder ein Konzeptkünstler wie Xavier Le Roy sich mit Mozarts Œuvre befassen. „Wenn uns dabei das Erlebnis der Musik immer wieder um Worte ringen lässt“, freut sich Schulz, „dann vereinen sich in ihr Sinn, Kraft und Tat in beglückender Weise.“ 2014 im Mittelpunkt: György Ligeti und Peter Eötvös

Mag Salzburg auch noch immer der Ruf als Zentrum der „Antimoderne“ anhaften, die Realität zeugt nicht erst seit den „Dialogen“ vom Gegenteil: Immerhin wurde an der Salzach im Café Bazar anno 1922 die Internationale Gesellschaft für Neue Musik gegründet, wurden selbst während Karajans Festspielstar-Ära Opern von Friedrich Cerha oder Luciano Berio uraufgeführt. Während die Stiftung Mozarteum indes früher vor allem Salzburger Größen förderte, setzt sie seit einem Jahrzehnt auf die Begegnung mit weltweiter Moderne von Toshio Hosokawa und György Kurtág bis zu Mark Andre und Thomas Larcher. In der diesjährigen „Dialoge“Ausgabe vertreten nun zwei Ungarn die Avantgarde: postum György Ligeti und sehr lebendig Peter Eötvös. Motto des Festivals 2014 ist dabei das „Wort“, mit dem sprachschöpferischen Briefkünstler Mozart als Paten: Schließlich beflügelte dessen „Lust an Sinn und Unsinn“ nicht zuletzt Ligeti. Und für den Opernmeister Eötvös ist das Wort ohnehin Bestandteil seiner Arbeit, in der sich ein Streichquartett über

Mozart-Briefe ebenso findet wie das nach Mozart-Fragmenten entstandene da capo für Cimbalom und Ensemble. Begegnungen mit Kunst und Künstlern in lockerer Atmosphäre

Seinen besonderen Reiz gewinnt das Festival indes auch aus der lockeren Atmosphäre, mit oft veränderter Bestuhlung und Beleuchtung, mit Gesprächen, feinen Jausen in den Pausen und einem Treffen der Künste und der Künstler nicht nur in den Sälen, sondern auch in den Foyers. Skulpturale Objekte des Belgiers Fred Eerdekens werden diesmal „Dialoge“ mit der alten Architektur führen, Klang- und Chat-Installationen zu akustischen und kommunikativen Abenteuern

einzeltermine, Details, Tickets und vieles mehr auf www.concerti.de/festivalguide

einladen. Das Ensemble Musikfabrik und die schräge Tiroler „Franui Musicbanda“ versprechen unkonventionelle Zugänge. Im Wiener Saal legt DJ Letizia Renzini zu Drinks auf, im Großen Saal läuft Kubricks Film-Klassiker 2001: Odyssee im Weltraum. Geigerin Patricia Kopatchinskaja spielt Eötvös, und das Finale bildet wie immer Mozarts Requiem, diesmal mit der Camerata Salzburg und Pult-Jungstar Pablo HerasCasado, dazu erklingt Ligetis Lux aeterna. Ja, im Salzburger Advent erstrahlt neues Licht in alten Hallen. Dialoge 3.12. - 7.12.2014 Peter eötvös, ensemble musikFabrik, Patricia Kopatchinskaja, Johanna Wokalek, Calder Quartet u. a. Salzburg

November 2014 concerti   31


ESSaY

»ein konzert ist ein konzert ist ein konzert« musikhochschulen stehen in der Verantwortung: studenten sollten nicht nur zu guten musikern, sondern auch zu eXZellenten VeRmittleRn ausgebildet werden. Von Elmar Lampson

W

ird über die Notwendigkeit neuer Konzertformate gestritten, beginnen die Gespräche oft mit der Bemerkung, wie unbefriedigend und wenig inspirierend der Begriff „Musikvermittlung“ doch sei. Schnell wird deutlich, dass er ein weites Feld umfasst und schwer einzugrenzen ist. Die Diskussionen bewegen sich im Spannungsfeld zwischen der Überzeugung, dass die beste Musikvermittlerin immer noch die Musik selbst sei, und dem Verweis auf die Defizite des gegenwärtigen Musiklebens, zu deren Behebung Musikvermittlung beitragen soll. Ich werde einige Gedanken zu diesen Themen aus der Perspektive der zukünftigen Konzertmusiker skizzieren, wohl wissend, wie unvollständig das alles ohne Berücksichtigung des für das Thema Musikvermittlung so entscheidenden Feldes 32  concerti November 2014

der Musikpädagogik und der Schulmusik ist. Musikhochschulen spielen in diesem Feld eine gewichtige Rolle. Hier kommen hochbegabte junge Menschen an, für die Musik der Mittelpunkt des Lebens ist und deren primäres Ziel es ist, „auf dem Instrument gut zu werden“. In der Ausbildung geht es zunächst darum, die technischen Fähigkeiten so weiterzuentwickeln, dass das Instrumentalspiel, soweit es irgend geht, zu einer zweiten Natur wird, und mit derselben Selbstverständlichkeit funktioniert, mit der ich laufe, eine Tasse zum Mund führe oder Fahrrad fahre. Parallel zum technischen Erlernen des Instruments wächst die innere Musikalität und die eigene Ausdrucksfähigkeit. Welch rätselhafte Herausforderung, einen gegebenen musikalischen Text so zu durchdringen, dass in seiner möglichst vollkommenen Wiedergabe die persönlichsten Empfindungen mitschwingen, die Leidenschaft und das Temperament des Spielers entfesselt werden und dass dennoch im Ergebnis Beethoven, Dvorˇák oder Liszt zum Ausdruck kommen. Der magische Vorgang des Musizierens ist damit nur angerissen, aber es wird verständlich

sein, dass jemand, der eine Bühne betritt, nicht als erstes an ein Vermittlungskonzept denkt, sondern an einen stillen und gespannten Hörraum, an ein durch die Aufmerksamkeit der Hörer um ein Vielfaches gesteigertes „Jetzt“, auf das er hingelebt und geübt hat. In dieser Situation müssen der Weg auf das Podium, der aufbrausende Applaus und die Verbeugung ZUr pErSon

elmaR lamPsOn ist Komponist und Präsident der Hochschule für musik und theater Hamburg, an der er auch als Professor für Komposition und Theorie lehrt. er wurde 1952 in Koblenz geboren und studierte Komposition und violine in Hannover. Anschließend war er als Dirigent und kulturmanager sowie als Professor für Phänomenologie der musik an der universität witten/ Herdecke tätig.

Fotos: Thorsten Kollmar, Alfred Toepfer Stiftung

Wie spricht man das Publikum der Zukunft an? In vorherigen Ausgaben diskutierten an dieser Stelle concerti­Redaktionsleitung Friederike Holm sowie die Intendanten Markus Fein und Benedikt Stampa. Die Artikel finden Sie auf: www.concerti. de/konzertinnovationen


Schubertiade im alten Sinn: Daniel Gerzenberg geht im »Club der freien Zuhörer« gerne auf Tuchfühlung mit dem Publikum

Krankenhauses, einer Schule, einer Universität oder einer Behörde aussehen kann. Alle Lebensbereiche brauchen Musik, alle haben grundsätzlich die Möglichkeit, musikalische Veranstaltungen in ihr Leben zu integrieren – und gerade die jungen Musiker sind herausgefordert, Ideen dafür zu entwickeln! Grenzen zwischen Musikern und Publikum aufbrechen

keine leeren Rituale sein, sondern können auch Ausdruck einer freudigen, erregten und respektvollen ersten Begegnung in Erwartung einer kostbaren gemeinsamen Zeit sein, wie ein Händedruck, eine Umarmung oder ein Kuss. Impulse für das Konzertleben der Zukunft können aus den Hochschulen kommen

Aber bedeutet der Verweis auf dieses aufgeladene Jetzt, auf diesen ausgesparten, nur der Musik vorbehaltenen Hörraum, dass es nur eine mögliche Form des Konzertes geben kann, vor der man in Ehrfurcht erstarren muss, und dass Musikvermittlung folglich überflüssig ist? Aus meiner Sicht ist das Gegenteil der Fall. Aber ich meine, dass dieser beschriebene magische Vorgang eine Wertigkeit in sich besitzt, und möchte ins Bewusstsein rufen, wie fragil und unter Umständen auch widerständig, wie anstrengend und herausfordernd das sein kann, was es zu vermitteln gilt. Eine Musikhochschule hat die Chance, zu einem Ort zu wer-

den, an dem exemplarisch gezeigt wird, wie ein sich in Entwicklung befindliches Musikleben aussehen kann. Hier werden neue Ideen und Veranstaltungsformate entwickelt, hier wird erforscht und erprobt, welche gesellschaftlichen Impulse von Musik ausgehen können. Die Konzerthäuser werden es auf die Dauer schwer haben, ihr Publikum zu finden, wenn die Kultur des Musikhörens nicht Teil der allgemeinen Kultur wird. Ihre zahlreichen ausgezeichneten Musikvermittlungsaktivitäten werden das Problem nicht allein lösen können. Dazu ist das Beharrungsvermögen vieler Konzerthäuser immer noch zu groß, die Strukturen der Orchester zu wenig durchlässig und das Bewusstsein noch zu ausgeprägt, das da sagt: „Ein Konzert ist ein Konzert ist ein Konzert.“ An der Musikhochschule hingegen können wir Ideen für die Musikalisierung der unterschiedlichsten Lebensbereiche entwickeln und uns beispielsweise fragen, wie die Musikkultur einer Autofirma, eines

Letztlich geht es um eine Neupositionierung der europäischen Musikkultur in der sich rapide verändernden allgemeinen Kultur. Vielleicht wird Musikvermittlung einmal zu einer eigenen Kunstform, in der Musikvermittler und Musiker so zusammenarbeiten wie Dirigenten und Opernregisseure und gemeinsam dazu beitragen, den Konzerthäusern ein großes musikalisiertes Umfeld zu schaffen. Ich sehe eine riesige Chance und eine dringliche Aufgabe der Musikhochschulen darin, möglichst viele gerade der zukünftigen Spitzenmusiker dazu anzuregen, Konzepte für das Konzert der Zukunft zu erfinden und zu erproben. Wie groß der Ideenreichtum der kommenden Musikergeneration in der Tat ist, macht mir Mut: Die im Rahmen des – von unserem Career Center entwickelten – Masefield-Wettbewerbs von der Alfred Toepfer Stiftung prämierten Ansätze unserer Studierenden, darunter der „Club der freien Zuhörer“ des jungen Pianisten Daniel Gerzenberg, stellen Regeln und Rituale in Frage und suchen immer wieder nach einem neuen, Grenzen brechenden persönlichen Verhältnis zwischen Künstlern und Publikum. November 2014 concerti  33


Reportage

Spiel mit! Johannes Moser erarbeitet während seiner Frankfurter

D

ie Nachricht platzte mitten in die Klassenfahrt: Sie ist dabei! Wird mit Star-Cellist Johannes Moser und elf weiteren AmateurCellisten in der Frankfurter Alten Oper das Familienkonzert der Museums-Gesellschaft am 23. November gestalten. „Ich hab laut gejubelt.“ Jetzt, Wochen und intensive Übungsstunden später, steht die zwölfjährige Isabelle Schade mit Cello, feuchten Händen und dieser Mischung aus Aufregung, Freude und Spannung im Foyer der Frankfurter Musikhochschule, wartet mit den anderen Auserwählten zwischen elf und 66 Jahren auf die erste Probe mit Moser. Da 34 concerti November 2014

kommt er auch schon mit Cel- der mehrfach ausgezeichnete lo, Taschen und Rollkoffer an- Cellist mit Coaches des Frankgerauscht und strahlt übers furter Opern- und Museumsorganze Gesicht. „Spiel mit! Jo- chesters sowie der Musikhochhannes Moser und zwölf schule zwölf Teilnehmer ausFrankfurter Cellisten“ kann wählen, die dann mit ihm auf großer Bühne ein anspruchsbeginnen. Es ist ein außergewöhnliches volles Programm von Bach über Education-Projekt, das sich der Grieg bis hin zu Villa-Lobos 35-Jährige gemeinsam mit der und Klengel musizieren. Frankfurter Museums-Gesellschaft für seine Zeit als Resi- Videobotschaften und denzkünstler in dieser Saison Stimmproben vorm Fernseher vorgenommen hat. Alles be- Seine Motivation? Ihm gehe es gann im Frühjahr mit einem um Nachhaltigkeit, sagt Moser: Aufruf: Amateur-Cellisten ge- „Die Crux an meinem Beruf als sucht zwischen 9 und 99 Jahren, Solist ist die Schnelllebigkeit. die sich auf eine ernsthafte, Alles, was ich an einem Ort längerfristige Konzertvorberei- tue, ist nach einem Besuch vortung einlassen wollen. Bei einer bei.“ Seine Residenz beim ganztägigen Cello-Party wollte Frankfurter „Museum“ bietet

Foto: Wolfgang Runkel

Residenz ein Konzert mit 12 Amateur-Cellisten in der Alten Oper. Von Anita Strecker


Spontanes Konzert: Auf Frankfurts Opernplatz stimmt Johannes Moser mit den Laien »Bruder Jakob« an

dem Künstler mit der Passion gerät, denn alle sollen ins Boot für Education-Arbeit da eine geholt werden. Noten werden neue Perspektive. „Ich will ver- verschickt, Stimmen eingeteilt. suchen, etwas zu hinterlassen Mit witzigen Video-Botschafund langfristig zu bewegen.“ ten heißt Moser die Bewerber Vor allem aber will er Lust we- willkommen und hilft musikacken, gemeinsam Musik zu lisch auf die Sprünge, um das machen, will Menschen zusam- Programm für die Cello-Party menbringen und sie erfahren in der Musikhochschule mit lassen, wie packend es sein abschließendem Flashmobkann, gemeinsam etwas auf die Konzert auf dem Opernplatz Beine zu stellen. vorzubereiten. Auf Video spielt Seine Idee mit der Aussicht auf er alle Stimmen der Stücke eine Mega-Cello-Party löste einzeln ein, schneidet sich zum tatsächlich eine regelrechte vielköpfigen Moser-Ensemble Lawine aus, 125 Hobbymusiker zusammen, lässt seine filmi– die jüngsten neun, die älteste schen Reproduktionen mitei85 Jahre alt – meldeten sich, nander reden – und macht keineswegs nur aus Frankfurt, einfach Lust mitzuspielen. sondern aus ganz Hessen, ja „Die Videos sind total cool“, bis nach Rheinland Pfalz und schwärmt Isabelle. „Ich habe Baden-Württemberg hinein. sie über unseren Fernseher „Unglaublich, es war fast, als ablaufen lassen und meine hätten viele auf so ein Projekt Stimme immer mitgespielt.“ gewartet“, sagt Moser im Rück- Nicht nur sie, auch Thomas blick. Pollak, mit 66 Jahren der ÄltesEin Projekt, das schnell zur te im letztlich auserwählten logistischen Herausforderung Dutzend, hat sich „alle Striche

JohannES MoSEr

Seit seinem Sieg beim moskauer tschaikowskywettbewerb 2002 zählt Johannes moser zu den herausragenden Cellisten seiner Generation. Doch nicht nur die solo-karriere liegt dem gebürtigen münchner am Herzen, seit Jahren engagiert sich der zweifache echo KlassikPreisträger auch für die musikvermittlung. Wo immer er gastiert, besucht er Schulen, bietet gesprächskonzerte, musizieren mit Schülern und meisterkurse an – und auf seiner Webseite können musiklehrer ihn direkt für einen Schulbesuch anfragen. Daneben ist moser seit oktober 2012 Professor für violoncello an der Hochschule für musik und tanz in köln und lädt Interessierte in sein »offenes Klassenzimmer«.

November 2014 concerti   35


Reportage

Volle Konzentration – »und doch hat es etwas Spielerisches«

vorgekramt, das ich seit der Schulzeit nicht mehr angefasst habe und übe jetzt wie verrückt“, erzählt eine Mittdreißigerin mit leuchtenden Augen.

und Fingersätze“ von den Videos abgeschaut. „Das war sehr originell.“ Überhaupt sei das Dabei sein ist alles: Flashmob Projekt etwas „ganz Besonde- auf dem Opernplatz res“: Ehrgeizig im Ziel – und Eine andere hat seit Wochen doch „hat es so etwas Spieleri- mit ihrer Lehrerin Techniken geübt, die sie als Anfängerin sches“. Ein Satz, der schon Wochen eigentlich noch gar nicht bevorher immer wieder fällt – bei herrschen kann – nur um bei der Cello-Party an einem son- Cello-Party und Flashmob auf nigen Juli-Tag. Von neun Uhr dem Opernplatz dabei zu sein: an herrscht Hochbetrieb in der „Allein dafür lohnt sich der AufHochschule. Ohne Unterlass wand.“ Und die älteste Bewerströmen den ganzen Tag über berin, die mit weit über 80 noch Hobby-Cellisten mit Instru- in einem Amateur-Orchester menten, Freunden und der spielt, ist einfach nur begeistert, ganzen Familie im Schlepptau „so viele Hobby-Cellisten auf in den lichten Bau, um im einmal zu sehen“. Vom talenHalbstunden-Takt mit Moser tierten Grundschüler über Geund den anderen Coaches in legenheitsspieler, die vor Zitkleinen Gruppen zu musizie- tern und Aufregung keinen ren. Auf den Fluren und im Ton herausbekommen bis hin Foyer wird derweil geplaudert zum halbprofessionellen Hobund gelacht, werden Adressen by-Musiker reicht dabei das ausgetauscht und spontan Pro- Niveau – doch am Ende des bentermine ausgemacht. „Ich Tages pilgern alle gemeinsam habe eigens für die Cello-Party als vergnügte Hundertschaft mein Instrument wieder her- mit ihren Celli auf den Rücken 36  concerti November 2014

zum Opernplatz, um dort einer nach dem anderen in den Kanon „Bruder Jakob“ einzustimmen. Besonders beeindruckt habe ihn, erinnert sich Moser, wie selbstverständlich die Teilnehmer, die sich vorher nie gesehen hatten, in der Gruppe miteinander umgegangen seien und aufeinander gehört hätten – unabhängig von Alter, Nationalität oder Können. „Jede Gruppe hat eine andere Dynamik entwickelt.“ Ein intensives Erlebnis, dessen „Nachbeben“ er bis heute spürt: In vielen Mails bedanken sich Teilnehmer für den Tag und erzählen, dass sie darüber wieder mit dem Cello angefangen oder Partner zum Musizieren gefunden hätten. „Auch viele Jugendliche schreiben – allerdings mit weniger Text, dafür mit umso mehr Smileys.“ Von der Cello-Party schwärmen auch die zwölf Auserwählten noch Wochen später bei ihrer ersten Probe. „Tolle Atmosphäre, so ein schöner Tag“, blickt Pollak zurück. Freunde hatten

Fotos: Wolfgang Runkel

Zwölf Jahre, doch schon fast ein Profi: Isabelle Schad mit Sebastian Loll


Kästen wie von Profis: Wer sein Cello liebt, schleppt auch schwer

sich auf der Bühne wohl fühlen.“ Doch mindestens genauso wichtig sei die Teamfähigkeit: Denn er wollte unbedingt mit „Nur wenn wir alle gemeinsam Moser auf der Bühne der Alten daran arbeiten, wird die Sache Oper stehen: „Das ist für mich auch gut.“ Die Stimmung nach der besondere Reiz.“ Ebenso der ersten Probe ist auf jeden wie für Isabelle, dem Küken in Fall schon mal bestens, und so der Runde: Täglich übt die blickt Moser denn auch bereits Zwölfjährige eine Stunde Cello in die Zukunft: Als Folgepround hat bereits mehrere erste jekt will er mit allen TeilnehPreise bei „Jugend musiziert“ mern ein riesiges Cello-Orchesgewonnen. „Das Projekt bedeu- ter auf die Bühne bringen. „In tet mir sehr viel, ich liebe es, etwa drei Jahren können sich mit anderen zusammen zu Amateur-Cellisten schon mal spielen“, strahlt sie. „Und es ist bereithalten.“ cool, dass sich ein Künstler, der ja nicht so viel Zeit hat, so enKonzert-TIPP gagiert.“ Wenige Minuten später sitzen So. 23.11., 16:00 Uhr Alte Oper alle hochkonzentriert mit Mo- Frankfurt Spiel mit! Johannes Moser & ser beim ersten Durchlauf von 12 Frankfurter Cellisten. Klengels Hymnus for 12 Cellos. Werke von Bach, Klengel, Popper, In den nächsten Wochen gilt Villa-Lobos u. a. es nun, zu einem Ensemble online-Tipp zusammenzuwachsen und auszuloten, was möglich ist. NaNicht nur für Teiltürlich sei das spielerische nehmer lustig: Johannes Moser Niveau ein Kriterium für die gibt Cello-Tipps in Auswahl gewesen, sagt der Ini­ seinem Tutorial tiator. „Alle sollen das Pro- Das Video sowie weitere Konzerte auf: gramm bewältigen können und www.concerti.de/moser

Teamspirit: Nicht nur in der Probe setzt Moser auf Gemeinsamkeit

ihn gedrängt mitzumachen – nun ist der Arzt froh, dabei zu sein. Als junger Mann hatte er in Wien Cello studiert, studierte dann aber doch Medizin – und ließ sein Instrument 20 Jahre lang in der Ecke stehen. Erst mit 50 fing er wieder an und gibt inzwischen mit einem Pianisten kleine Konzerte. Der Traum vom Rampenlicht: Einmal zusammen mit Johannes Moser musizieren

Ähnlich verlief der Weg bei dem 31-jährigen Sebastian Loll, der ebenfalls drauf und dran gewesen war, Musiker zu werden – und sich am Ende doch für die Polizei entschied. „Die Musik aber wollte ich mir privat erhalten.“ Das „Spiel mit!“Projekt war hier für ihn eine neue Initialzündung: Intensiv habe er sich darauf vorbereitet, erzählt der Oberkommissar – trotz Hausbau, der anstehenden Geburt seines ersten Kindes und dem stressigen Job.

November 2014 concerti   37


reZensiOnen CDs, DVDs und Bücher- – ausgewählt und bewertet von der concerti-Redaktion

Versöhnt romantisierende und historische Aufführungspraxis: Dirigentin Emmanuelle Haïm

Zauber des dritten weges

D

er fetten Romantisierung aus dem Hause Karajan oder Karl Richter folgte die asketische Klangrede der historischen Aufführungspraxis: In der Barockmusik unterscheiden sich die Interpretationsmodelle so krass wie in kaum einer anderen Epoche. Emmanuelle Haïm nun evoziert in ihrer HändelLesart so etwas wie den Zauber des dritten Weges. Ihr Chor hat ungeahnte körperliche Fülle und Saftigkeit, ihr Klangbild 38 concerti November 2014

strahlt sangliche Wärme, Phrasierungseleganz und eine wunderbare Tiefe der Empfindung, ja der Beseeltheit und Behutsamkeit aus – wie es sich bei der Lebensgeschichte des Heilands ja auch gehört. Und doch müssen Freunde des Authentischen auf maximale rhythmische Prägnanz, den dramatischen Impetus der Rezitative und viele feine Verzierungen in den Arien des exquisiten Solisten-Quartetts nicht verzichten. Dieser Messias lebt

in seinem sanften Swing von der sinnenfrohen, inspirierten, hinreißend vitalen Musizierhaltung der französischen Dirigentin und einstigen Schülerin von Christophe Rousset. Eine elektrisierende wie innige, eine schlichtweg glorreiche Einspielung des immergrünen Händel-Hits. Peter Krause Händel: messiah Lucy Crowe, Tim mead, Andrew Staples, Christopher Purves, Le Concert d‘Astrée, emmanuelle Haïm (Leitung) erato (2 CDs)

Weitere rezensionen finden Sie auch unter www.concerti.de

Foto: marianne rosenstiehl/Warner Classics

cD Des mOnats Sinnenfroh verpasst Emmanuelle Haïm Händels Messias einen sanften Swing


klangpracht aus dem studio

langeweile von der live-Bühne

spektakuläres im Dienst des roten Priesters

monteverdi: marienvesper amarcord, Lautten Compagney, Wolfgang Katschner (Leitung) Carus

Händel: faramondo emily Fons, Anna Devin, Njål Sparbo, maarten engeltjes, Christopher Lowrey, Festspielorchester Göttingen, Laurence Cummings (Leitung). Accent (3 CDs)

Pietà. Vivaldi: stabat mater, clarae stellae scintillate, Domine Deus, salve Regina, sinfonia RV 192 u. a. Philippe Jaroussky (Countertenor), ensemble Artaserse. erato

Auch wenn sie über 400 Jahre alt ist: monteverdis Marienvesper beeindruckt noch immer durch ihre Klangpracht. Jedenfalls, wenn die Künstler dieser musik jene vielfarbigkeit entlocken, die sie braucht, um nicht eindimensional oder gar artifiziell zu wirken. Lautten Compagney-Chef Wolfgang Katschner indes weiß das Werk mit instrumentalen extensionen auszuschmücken und das Hören zu einer immer wieder überraschenden Klangwanderung zu machen. Und auch die Amarcordianer haben nichts von ihrer stimmlichen virtuosität und zwingenden Interpretation verloren. (CS)

Frisch von den Göttinger Händelfestspielen ist dieses Album ein gutes beispiel für die Problematik der aktuellen opern-Aufnahmepraxis. So schön ein besuch der Inszenierung auf dem Festival gewesen sein mag: vergleicht man diese Aufnahme mit der 2009 entstandenen Studio-Produktion derselben oper mit „I barocchisti“ und internationalen Stars unter den barock-Spezialisten, stellt sich die Frage: Wozu braucht es solch einen Live-mitschnitt? Alles ist schön und gefällig musiziert, aber reicht das? Wer mehr Präzision, Ausdruck und Überzeugungskraft will, findet sie bei den Kollegen. (KH)

Demütig stellt sich Philippe Jaroussky in den Dienst des roten Priesters von venedig. Statt mit koloraturjauchzender extravaganz warten vivaldis geistliche Kantaten nämlich meist mit sanft verzierter Innerlichkeit auf: Sie erspürend, schmiegt sich Jarousskys wundervoll keuscher Counter behutsam den stupenden Instrumentalisten des ensemble Artaserse an. Der Franzose mit dem bestrickenden Timbre ist ein stilbewusster Interpret der kleinen Gesten und der aufregend geraden Töne. So verwandelt er diesen an sich unspektakulären sakralen vivaldi in verblüffend spektakuläre Seelenmusik. (PK)

***** = herausragend **** = sehr gut *** =gut ** =befriedigend * =unbefriedigend

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rEZEnSionEn

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Avi - Service for music

LARS VOGT CHOPIN

selbstironie und falsche tränen

Volles Risiko bis zur explosion

Du bist die welt für mich. arien und Duette von lehár, kálmán u. a. Jonas Kaufmann (Tenor), Julia Kleiter (Sopran), rundfunk-Sinfonieorchester berlin, Jochen rieder. Sony Classical

Beethoven: cellosonaten nr. 1-5, Variationen für cello & klavier op. 66, woO. 45, woO. 46 Jean-Guihen Queyras (Cello), Alexander melnikov (Klavier). harmonia mundi (2 CDs)

operette liegt derzeit im Trend, da hat sich also nun auch Jonas Kaufmann auf eine Liaison mit der leichten muse eingelassen. Grund genug zur Skepsis, schließlich herrschen in diesem Genre andere Gesetzmäßigkeiten. Doch zum Glück lässt sich Kaufmann selbstironisch und hörbar mit Spaß darauf ein. er überzeichnet souverän, outriert und gurrt geradezu uneitel, gibt sich genüsslich dem Schmalz hin. Und hat wirkungsvoll die falsche Träne im Augenwinkel. Stellenweise klingt zwar etwas zu stark das ferne vorbild richard Tauber durch, doch egal: Diese CD macht richtig Spaß. (eW)

von beethovens Werken für Cello und Klavier gibt es nun eine preisenswerte Aufnahme mehr. bewegen sich doch Jean-Guihen Queyras und Alexander melnikov mit geradezu bestechend rhythmischer Klarheit und erfrischender Unberechenbarkeit durch dessen Kontrastwelten. Das Akkurate steht unmittelbar neben dem explosiven, das Gesicherte neben dem riskanten, das Detailversessene neben dem burschikosen. Das Zusammenspiel funktioniert als eine permanente Wechselrede auf höchstem Niveau – was für die Sonaten ebenso gilt wie für die variationszyklen. (Cv)

Dresdner entdeckung

leipziger ausgrabung

ANTJE WEITHAAS BACH & YSAŸE Vol. 1

Alle Klavierstücke – auf fünf n historischen Instrumente

TOBIAS KOCH BEETHOVEN 3 CDs

Auch als digital downloads www.avi-music.de 40 concerti November 2014

the Dresden album – Händel, fasch, telemann, fux & tuma: triosonaten ensemble Diderot, Johannes Pramsohler (violine & Leitung) Audax records

Boxberg: sardanapalus rinnat moriah, Franz vitzthum, Jan Kobow, Theodora baka, markus Flaig, United Continuo ensemble, Jörg meder (Leitung) u. a. Pan Classics

Höchst ungewöhnlich, dass gleich drei ersteinspielungen auf einer CD bemerkenswerte entdeckungen darstellen. von Fux, Fasch und Tuma stammen sie in diesem Falle, und sie halten dem vergleich mit bekannten Sonaten von Telemann und Händel jederzeit stand. ein dichtes Concertieren bieten Fux und Fasch, ein klagend düsteres Adagio bietet Tuma – welch ein gelungener einblick in die Qualität der Dresdner musikkultur zu beginn des 18. Jahrhunderts. Zumal Johannes Prahmsohler und sein ensemble mit großer eleganz und Spielkultur in die rolle der Dresdner Hofmusiker schlüpfen. (KH)

eine interessante Wiedererweckung: Christian Ludwig boxbergs barockoper Sardanapalus, die einst im Umfeld des ersten bürgerlichen opernhauses mitteldeutschlands in Leipzig entstand, bietet musiktheater in kräftigen Farben, lebendig, leichtfüßig, mitunter dramatisch und betörend. musik, die das United Continuo ensemble unter Jörg meder energiegeladen und in schöner Transparenz zum Klingen bringt – allein das engagierte Sängerensemble um den strahlkräftigen Tenor Jan Kobow weist mitunter leichte Schwächen auf. Dennoch insgesamt ein sehr verdienstvolles Unternehmen. (eW)

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sarkasmus braucht schärfe

ist das wirklich so gewollt?

schostakowitsch: sinfonie nr. 5 radio-Sinfonieorchester Stuttgart des SWr Andrey boreyko (Leitung) hänssler Classic

Bach: Violinkonzerte BwV 1041 & 1042, air aus Orchestersuite nr. 3, chaconne aus Partita nr. 2 u. a. Joshua bell (violine), Academy of St martin in the Fields. Sony Classical

Gut Ding will Weile haben, und so bastelt Andrey boreyko in aller ruhe weiter an seinem SchostakowitschZyklus mit dem SWr-radio-Sinfonieorchester. einmal mehr beeindrucken Klangschönheit und Akkuratesse, ohne dass in dieser Perfektion die ecken und Kanten dieser „praktischen, kreativen Antwort eines sowjetischen Komponisten auf gerechtfertigte Kritik“ verloren gingen. Und doch fehlt es ob dieser Präzision gelegentlich an der nötigen Plastizität, an den scharfen rhythmischen Konturen, die diese Fünfte auch braucht, soll Schostakowitschs mittel des Sarkasmus seine Wirkung erzielen. (CF)

Licht und Schatten liegen nah beieinander in Joshua bells neuer bachAufnahme. So stellt sich im a-mollKonzert die Frage nach dem rechten Zeitmaß schon im Kopfsatz, der zwischen erfrischend zügig und gehetzt schwankt. Und während die Academy of St martin in the fields sich von alten Spielgewohnheiten befreit zeigt – was auch im e-Dur-Konzert hell, luftig und gelungen barockisiert klingt –, sind bei bell winzige romantizismen im Spiel: Legatobögen mit ein wenig zu viel Schmelz oder ein Hauch von Lässigkeit bei der Phrasierung. Und der Hörer fragt sich: Ist das wirklich gewollt? (Cv)

klarheit auf den tasten

Zwischen Poesie und aufruhr

mozart: klavierkonzert nr. 12, chopin: Variationen op. 2, krakowiak u. a. Alexander Krichel (Klavier), Polnische Kammerphilharmonie Sopot, Wojciech rajski (Leitung). Sony Classial

chin: Šu für sheng & Orchester, klavierkonzert & cellokonzert Seoul Philharmonic orchestra, Sunwook Kim (Klavier), Alban Gerhardt (Cello), Wu Wei (Sheng). Dt. Grammophon

Das Programm besticht durch seine ungewöhnliche Zusammenstellung: zwei weniger bekannte Werke für Klavier und orchester von Chopin, mozarts Konzert Kv 414 und eine nahezu vergessene Fantasie über Oberon von Hummel. eindrucksvoll Alexander Krichels Tastenspiel vor allem in den hellen, kristallklaren Passagen. romantische brille? Fehlanzeige. Kein Dehnen, kein verwässern: Krichels Ästhetik gilt einem genauen Hineinhorchen in Zusammenhänge. Allein das polnische Kammerorchester aus Sopot pflegt, auch in der Wahl der Tempi, stellenweise allzu viel Zurückhaltung. (Cv)

Unsuk Chins Sheng-Konzert von 2009 verdankt seinen erfolg nicht allein der 3500 Jahre alten chinesischen mundorgel, deren Klang zwischen elektronik und Leierkasten oszilliert, oder dem irrwitzig virtuos aufspielenden Wu Wei: Nein, vielmehr gelingt es der in berlin lebenden Koreanerin mustergültig, Soloinstrument und orchester zu verzahnen, wie sie auch Fernöstliches und europäisches verbindet, avantgardistische Technik und expressive Kraft, schrillen Aufruhr und zerbrechliche Poesie – die aufregendsten 20 minuten, die in unserem Jahrhundert bislang komponiert wurden. (vT)

***** = herausragend **** = sehr gut *** =gut ** =befriedigend * =unbefriedigend

November 2014 concerti   41


rEZEnSionEn

ein höchst clownesker Donizetti

uninspirierter ausflug in Ravels Puppenkiste

liebeserklärung an Bach junior und seine Zeit

Donizetti: l‘elisir d‘amore miah Persson, rolando villazón (auch regie), balthasar-Neumann-Chor & -ensemble, Pablo Heras-Casado (Ltg.) Deutsche Grammophon (DvD)

Ravel: konzert für eine taube seele ragna Schirmer (Klavier), Christoph Werner (buch & regie), Axel Fuhrmann (Filmregie), Puppenspieler und Schauspieler. belvedere (DvD & CD)

siegbert Rampe: carl Philipp emanuel Bach und seine Zeit 659 Seiten, 34 Abbildungen und 26 Notenbeispiele Laaber-verlag

Nirgends sind Körperwitz und Typentheater der uralten Commedia dell’arte so quicklebendig wie im Slapstick der Stummfilmära. Dass sich in der komischen oper eines Donizetti nun beide Welten als heimliche Schwestern begegnen und bereichern können, führt rolando villazón in seiner entzückenden, sekundengenau und höchst musikalisch getimten Inszenierung vor. Sein Liebestrank spielt in einer von Johannes Leiacker nachempfundenen Westernkulisse. Darin bringt beim Dreh des Streifens The Wild, Wild Girl ein frisch verliebter, einfaltspinseliger Komparse namens Nemorino die Story nach allen regeln des absurd Clownesken durcheinander. Natürlich gibt villazón – auch sängerisch in bestform – seine Paraderolle persönlich, die er mit Anleihen bei buster Keaton, Charlie Chaplin und seinem mexikanischen Landsmann Cantinflas versieht. Ihm ebenbürtig: Ildebrando D’Arcangelo als Quacksalber Dulcamara. (PK)

maurice ravel blieb als mensch der große Unbekannte: Seine mischung aus modischer extravaganz, spleeniger verspieltheit und serviler Höflichkeit waren letztlich Panzer. Das Puppentheater Halle hat mit der Pianistin ragna Schirmer den versuch gewagt, sich ravel zu nähern: Gezeigt wird ein großes melancholisches Kind, poetisch verbrämt – mehr aber leider auch nicht. Die Theaterproduktion verzahnt Lebensstationen ravels und verbindet sie mit zweien seiner Klavierzyklen, doch dramaturgisch zwingend wirkt das keineswegs, zumal das Ganze von einer erschreckend uninspirierten Filmregie auf dieser DvD in klischeehaften Kameraeinstellungen eingefangen wird. Dies nimmt sowohl dem Puppenspiel als auch der Pianistin jeglichen Charme und Zauber. Zum Glück liegt noch eine CD mit ravels Miroirs und Gaspard de la nuit bei: Denn ragna Schirmer spielt diese Werke wirklich wunderbar. (eW)

Zunächst einmal ist dieses buch eine Zumutung: 659 Seiten über Leben und Werk, davon alleine rund 70 dichtbedruckte Seiten Chronik. Die Neuerscheinung Carl Philipp Emanuel Bach und seine Zeit von Siegbert rampe sprengt jeden rahmen, vergleicht man sie mit den meisten anderen Komponisten-monographien des Laaber-verlags. Doch hier galt es, einen Komponisten zu porträtieren, der im Schatten stand – vor allem im Schatten seines vaters Johann Sebastian bach und jüngerer Zeitgenossen wie Joseph Haydn. Und Siegbert rampe – Cembalist, organist, Dirigent, Alte-musik-Spezialist – hat diese mammut-Aufgabe anlässlich des 300. Geburtstags von Carl Philipp emanuel bach bravourös bewältigt! Denn dieser Autor brennt für sein Thema, seine monographie fesselt, so dass man sich gerne auf die Lektüre einlässt. rampe gelingt es durch immenses Detailwissen, dem Leser das Leben und die musik im 18. Jahrhundert nahezubringen: wie sich der Alltag in einer musikerfamilie gestaltete, wie sich der junge Carl Philipp von der Familie emanzipierte und schließlich Karriere machte. Gleichzeitig beleuchtet er den Wandel vom barocken musikdenken hin zur vorklassik und die Ausprägung der Sonatenform und der Sinfonie. Sympathisch ist das buch auch, weil rampe dem Leser vor Augen hält, dass eine Darstellung über das 18. Jahrhundert oft hypothetisch bleiben muss, die raren Quellen kritisch kommentiert und bestechende Argumentationen für seine Ausführungen liefert. So gelingt tatsächlich ein rundes bild von Carl Philipp emanuel bach und seiner epoche. (eW)

Wir gratulieren Felix Klieser zum

echo Klassik

2014!

AUCH ALS

42 concerti November 2014

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***** = herausragend


Hat man töne! Bach auf der trompete c. P. e. Bach: sonaten wq. 73, 92, 125, 161 u. a. matthias Höfs (Trompete), Christian m. Kunert (Fagott), Wolfgang Zerer (Cembalo). es-Dur

Da wäre Carl Philipp emanuel bach sicher sehr verwundert gewesen: man spielt seine Sonaten auf einer Trompete! Natürlich nicht auf einer historischen: Auf seiner Piccolo-Trompete zeigt matthias Höfs, wie elegant dieses Instrument klingen kann. So scheint sie ideal geeignet für den galanten Stil, mit einer auf Hochglanz polierter oberfläche. Ganz dicht beieinander bleiben alle Töne auch in den großen Sprüngen, die bach ursprünglich Flöte, Klarinette oder Geige abverlangte. Die Untiefen und plötzlichen jähen Wechsel, für die der bachsohn auch berühmt ist, spielen hier dagegen keine rolle. (KH)

stempel fürs leben Bach: klavierkonzerte BwV 10521058 Yorck Kronenberg (Klavier), Zürcher Kammerorchester Genuin

einmal bach, immer bach? Klar hat Yorck Kronenberg seit seinem Sieg beim bach-Wettbewerb 1998 und den folgenden hochgelobten bach-Aufnahmen sich auch anderen Komponisten gewidmet – und doch ist solch ein erfolg ein Stempel fürs Leben. Seine Neu-einspielung der Klavierkonzerte ist da aus Pr-Sicht ideal – und auch interpretatorisch lohnend. Denn er hört in die musik hinein, lauscht nach Doppelbödigem, analysiert harmonische verläufe. mag es seinem Ton auch gelegentlich an brillanz fehlen, fast durchweg sind die Werke genau gearbeitet, ohne größere Allüren und sehr organisch. (CF)

KURZ BESPROCHEN Bach in Brazil. werke von Rosauro, Villalobos & Bach Yoshiko masaki (orgel), manuel Leuenberger (marimba). Gallo orgel mit marimbaphon? Das funktioniert! Dieses Duo spannt den bogen von bach bis nach brasilien, beweist Wendigkeit, Stilgespür und Ausgewogenheit. muito bom! (eW) Bach in los angeles Jacques bono (e-bass) feat. Tien-Hsin Cindy Wu (violine). Solo musica Klingt alles schön virtuos, immer auf den Punkt durch die Achtelketten. Allein: braucht der Hörer seinen bach wirklich im eindimensionalen Klangbild eines e-basses? (SH)

werke von ustwolskaja Patricia Kopatchinskaja (violine), markus Hinterhäuser (Klavier), reto bieri (Klarinette). eCm Peitschen, hupen, jaulen: mehr als Instrumentaleffekte bietet diese Anti-musik nicht. Und die gezackten rhythmen kultivierte einst schon Schostakowitsch bis zum Überdruss. (vT)

under the stars. werke von elgar, tschaikowsky, siem u. a. münchner rundfunkorchester, Paul Goodwin (Ltg.). Sony Classical bravourstücke en masse, im Spiel klar, entschieden, virtuos und ausdrucksvoll. Doch manches könnte bei diesem jungen Geiger gern noch verrückter und extremer sein. (eW) onlinE-tipp

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**** = sehr gut *** =gut ** =befriedigend * =unbefriedigend


Blind GEhört

Hoch hinaus: Auf seiner orchesterstelle beim rundfunk-Sinfonieorchester berlin wollte sich Julian Steckel nicht ausruhen. Nach seinem erfolg beim aRD-musikwettbewerb 2010 setzte er ganz auf die Solo-Karriere. Außerdem ist er seit 2011 Professor an der Rostocker musikhochschule. Geboren wurde er 1982 in eine musikerfamilie hinein und studierte u. a. bei Boris Pergamenschikow.

44 concerti November 2014

Foto: Giorgia bertazzi

ZUr pErSon


»Wie eine Schüssel Quark – aber kein Magerquark!« Der Cellist Julian Steckel hört und kommentiert CDs von Kollegen, ohne dass er erfährt, wer spielt. Von Jakob Buhre

U

nverkennbar, dass Julian Steckel neben seiner Solokarriere auch Hochschullehrer ist. Nicht an seinem locker entspannten Auftreten, sondern an seiner Kenntnis von Spielarten und Interpreten und der Fähigkeit, diese präzise zu beschreiben. Mehrmals gibt der Cellist bei unserem Treffen zu verstehen, dass er den vorgespielten Interpreten bereits erkannt hat – „ich sage es aber noch nicht“. Steckel will erst weiteren Takten lauschen, um anschließend noch präziser analysieren zu können.

The Romantic Cello Concerto 2 Schumann: Cellokonzert op. 129, 1. Satz Alban Gerhardt (Violoncello), Rundfunk-Sinfonieorchester Berlin, Hannu Lintu (Leitung). hyperion 2006

Ein angenehm flüssiges Tempo, das ist schon mal gut beim Schumann-Konzert. Das Arpeggio gleich zu Beginn ist sehr gefürchtet, da steht ein großer Bogen drüber, was die Sache um einiges schwerer macht. Derjenige hat es geteilt, dadurch klingt es viel virtuoser. Wobei das Schumann-Konzert eigentlich das Anti-Virtuosenstück ist: Es ist wahnsinnig

schwer, aber der Zuhörer kriegt diese Schwierigkeit kaum mit. Ein Old-School-Celloton, es ist sehr genau gespielt, kernig, sauber, bis auf die letzte Achtel im Takt alles ausvibriert. Vom Tempo her ein klassischer Ansatz, aber mir persönlich ist es zu unfrei. Es klingt sehr geradeaus, man könnte fast ein Metronom dazu laufen lassen. Ich würde auf amerikanische Schule tippen. Alban? Echt? Ich mag ihn persönlich sehr. Es ist schön gespielt, aber vom Ausdruck her ist es mir nicht extrem genug. Gerade bei Schumann finde ich die Gegensätze wichtig. Und dieses Girlandeske, da hätte er wirklich Zeit zu sprechen und zu singen.

Martinů: Cellokonzert Nr. 1 Johannes Moser (Violoncello), Deutsche Radio Philharmonie Saarbrücken Kaiserslautern, Christoph Poppen (Leitung). hänssler Classic 2011

Es ist saftig gespielt, schöne Glissandi, sehr gepflegt. Ich dachte zuerst, das ist ein Schüler von Heinrich Schiff, bin mir aber nicht sicher. Hat bei Geringas gelernt, sagen Sie? Dann ist es Johannes. Stimmt, das passt. Ich finde es super ge-

spielt, da lässt sich nicht viel dran kritisieren. Ich würde es mir vielleicht noch mit mehr Schmackes wünschen, ich würde noch ein bisschen mehr fetzen. Die Stelle hier ist schwierig, vom Rhythmus her, und die Terzen. Das sind komische Akkorde, aber sie stimmen leider. Das Publikum denkt wahrscheinlich, dass sich der Cellist an der Stelle völlig vergreift – aber das steht so in den Noten.

Schumann: Fantasiestücke op. 73 Yo-Yo Ma (Violoncello) Emanuel Ax (Klavier) CBS 1988

Das ist offensichtlich jemand, der viel Kammermusik macht, das ist sehr fein gespielt. Wenn man hier als Interpret anfangen würde loszuknödeln, ist das Stück schon in der ersten halben Sekunde zerstört. Ich kann mich nicht mit allem anfreunden, aber sehr schön finde ich die zarten Sachen, das ist vibratomäßig nicht überklebt, sehr schlicht gespielt. Man könnte denken, es ist Isserlis, doch das hier klingt nach Stahlsaiten, Müller-Schott vielleicht, aber der würde es anders November 2014 concerti  45


Blind gehört

spielen. Hier im zweiten Fantasiestück fängt es an, dass mir etwas fehlt, weil der Ton genau der gleiche ist, das ist mir etwas zu pauschal. Können wir noch etwas anderes von dem Interpreten hören?

Aha. Das könnte von der Intonation her Yo-Yo Ma sein. Man erkennt das, weil er manche Halbtöne sehr eng nimmt, hier, das Ais schiebt er ganz dicht an das H heran, das sorgt für eine besondere Spannung. Sein Ton hat etwas Nasales, so ein scharfer, brillanter Ton, der auch etwas Stählernes hat.

Saint-Saëns: Romanze op. 36 Maximilian Hornung (Violoncello), Bamberger Symphoniker, Sebastian Tewinkel (Leitung). Sony Classical 2012

Das gefällt mir. Und ich glaube, ich weiß, wer das ist. Das ist mit Vollblut das Cellospiel genossen, saftig, sehnig, sehr vibratös, üppig, wie eine große Schüssel Quark – aber kein Magerquark! Das ist Max Hornung, oder? Wir kennen uns schon seit Teenagerzeiten, wir haben viele gemeinsame Freunde und gleiche Kammermusikpartner, ich weiß auch, wie sein Instrument klingt. Er hat ein wunderschönes Cello von David Tecchler, wenn wir uns treffen, tauschen wir gerne mal. Nein, nicht fürs Konzert, aber 46  concerti November 2014

wenn ich ihn sehe, muss ich wenigstens fünf Minuten mal drauf spielen.

Brahms: Cellosonate Nr. 2 op. 99 Jacqueline du Pré (Violoncello) Daniel Barenboim (Klavier) EMI Classic 1968/2002

Hui, das ist ganz schön langsam. Ein nobler, alter Klang, sehr „oldstyle“ gespielt, süffig. Das könnte Jacqueline du Pré sein. Da ist jede Unze Ausdruck ausgekostet, sie nimmt jeden Lagenwechsel, der sich anbietet, es ist ein wahnsinnig espressives Vibrato, und auf jeder zweiten Viertel ist irgendetwas ganz besonders. Das ist sicher Geschmackssache, ich habe auch mit vielen Dingen so einer Brahms-Interpretation ein Problem – aber kein so großes, weil sie es ehrlich und innig spielt. Hier, da weiß sie genau, wie toll ihre C-Saite klingt und sagt „hier bin ich“, auch wenn es an der Stelle eigentlich nur ein Kommentar zum Klavier ist. Das Tempo würde ich auf jeden Fall anders machen, hier geht mir ein bisschen der Fluss verloren, es schreitet alles nur sehr langsam voran. Aber so hat man das zu der Zeit gespielt, so klingen auch Brahms-Sinfonien mit Bernstein. Und irgendwie finde ich es rührend.

Schostakowitsch: Violoncellokonzert Nr. 2 op. 126, 1. Satz Sol Gabetta (Violoncello) Münchner Philharmoniker Marc Albrecht (Leitung) Sony/RCA 2008

Das klingt nach einer LiveAufnahme, das Cello ist sehr im Vordergrund. Das könnte vielleicht Rostropowitsch sein, weil es auf der A-Saite wieder so etwas Metallisches hat, und weil es eindeutig auf den ganz großen Bogen angelegt ist, weniger auf Schönklang – das ist bei ihm oft der Fall. Er hatte allerdings auch unglaubliche G- und C-Saiten, das klingt hier viel weicher. Eine der letzten Live-Aufnahmen ist die von Sol Gabetta mit den Münchner Philharmonikern, ist es die? – Dann ist das auch der Link zu Rostropowitsch, ihre Lehrer Monighetti und Geringas waren ja beide Schüler von Ros­ tropowitsch.

Bach: Suite für Violoncello solo Nr. 4 BWV 1010 Heinrich Schiff (Violoncello) EMI 1985

(nach fünf Sekunden) Das ist Heinrich Schiff, ganz klar. Er ist für mich eine der markantesten Persönlichkeiten,

Foto: Neda Navae

Classic Yo-Yo Dvořák: Slawischer Tanz op. 72 Nr. 2 (Arr. Oskar Morawetz) Yo-Yo Ma (Violoncello), Itzhak Perlman, (Violine), Boston Symphony Orchestra, Seiji Ozawa (Leitung). Sony 2001


Schwäbische Klangpräzision: nicht nur weil ich bei ihm gelernt habe. Das ist so intelligent gespielt. Und er opfert an manchen Stellen eine Schönheit, um einen höheren Ausdruck zu erreichen. Es gibt sicher Leute, die sagen: Der Ton kratzt, oder der Basston hier ist nicht ganz rund. Aber mir ist das sympathisch, ich finde das menschlich und der Musik dienend. Man hört auch diese konsonantische Anschlagskultur, er schleicht sich nicht in die Töne hinein, er knipst sie an. Heinrich war einer der ersten „modernen“ Cellisten, der infrage gestellt hat, dass dieses Stück so langsam und so breit gespielt wird. Es ist ja ein figuratives Präludium, das davon lebt, dass die gebrochenen Akkorde in den Raum gestellt werden. Wenn man es ein Drittel langsamer spielt, hat der Hörer keine Chance, die Linie der Basstöne zu verfolgen.

Vocalise – Russian Romances Glinka: The Lark Mischa Maisky (Violoncello), Pavel Gililov (Klavier). Deutsche Grammophon 2006

Den Klang kenne ich. Sehr schön. Man hört ihn auch deutlich atmen. Das ist der mit den Locken, oder? (schmunzelt) Mir gefällt hier, dass Maisky das relativ schlicht spielt und eben nicht völlig außer Rand und Band, mich überrascht das positiv. Denn es gab Live-Konzerte von ihm, die ich nicht ertragen habe, weil ich das Stück nicht mehr erkannt habe, vor lauter Überausdruck und körperlichem Furor. Und wenn dann ganz offensichtlich noch ein Zusammenhang besteht

zwischen der Ausrasterei auf der Bühne und im Publikum, habe ich ein Problem damit. Ich finde seine alten Aufnahmen toll, die sind wirklich der Sache verpflichtet. Konzert-TIPPs

Salzburg Do. 27.11., 19:30 Uhr Mozarteum (Großer Saal) Julian Steckel (Violoncello), Mozarteumorchester Salzburg, Michael Schønwandt (Leitung). Werke von Kuhlau, Saint-Saëns & Strauss Kaiserslautern So. 30.11., 18:00 Uhr Pfalz­theater (Großes Haus) Anna Theresa Steckel (Violine), Julian Steckel (Violoncello), Orchester des Pfalztheaters Kaiserslautern, Uwe Sandner (Leitung). Werke von Brahms

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nuPro A-200 „Wer den ebenso feinen wie vollen Klang dieser Boxen einmal erlebt hat, will sich nie wieder mit einem Dock-Lautsprecher für iPhone & Co. begnügen. Eine Glanzleistung!“ AVF-Bild 9/14

Dresden Do. 25.12. & Fr. 26.12., 19:30 Uhr Albertinum (Lichthof) Julian Steckel (Violoncello), Dresdner Philharmonie, Michael Sanderling (Leitung). Werke von Strauss & Tschaikowsky Aachen Mo. 1.12., 20:00 Uhr Eurogress Julian Steckel (Violoncello), Russisches Staatsorchester, Stanislav Kochanovsky (Leitung). Werke von Glasunow & Tschaikowsky Frankfurt So. 11.1.2015, 18:00 Uhr Alte Oper (Großer Saal) Julian Steckel (Violoncello), Junge Deutsche Philharmonie, Dennis Russel Davies (Leitung). Werke von Ives, Gulda, Bartók & Copland online-Tipp

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HIGHLIGHTS

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Julian Steckel im Video-Porträt Das Video sowie weitere Konzerte auf: www.concerti.de/steckel CD-Tipp

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tv-tipps

fRieDen ist möglicH

so. 26.10., 18:30 uhr Daniel Barenboim und das west-eastern Divan Orchestra vor 15 Jahren gründeten Dirigent Daniel barenboim und Literat edward Said das West-eastern Divan orchestra. Zum Jubiläum trat das ensemble aus jungen Arabern und Israelis in diesem Jahr bei den bbC Proms in London auf. 3sat

DeutscHes ReQuiem sa. 8.11., 20:15 uhr jukka-Pekka saraste dirigiert Brahms Im oktober dieses Jahres leitete der finnische Dirigent die Aufführung des Deutschen Requiems von brahms mit den WDr-Sinfonikern und den Chören des WDr und NDr in der Kölner Philharmonie. aRte

wagneR unD Die juDen so. 9.11., 17:35 uhr Dokumentation Hilan Warshaw geht den komplexen persönlichen beziehungen des Antisemiten Wagner zu jüdischen Künstlern nach. aRte

staRs VOn mORgen so. 9.11., 18:30 uhr kulturbrauerei Berlin Wieder mal stellt rolando villazón junge Künstler vor, die auf dem Sprung zur internationalen Karriere sind und lässt sie Kostproben ihres Könnens geben.

48 concerti November 2014

einführung vom intendanten

A

uftakt zur dritten OnlineSaison: Erneut präsentiert die Bayerische Staatsoper in dieser Spielzeit ausgewählte Vorstellungen als kostenlosen Livestream im Internet. Vier bis sechs Kameras verfolgen dafür im Zuschauerraum das Geschehen auf der Bühne, bis zu 40 Mikrofone garantieren eine hohe Tonqualität. Vorab gibt‘s zudem eine Werkseinführung von Intendant Nikolaus Bachler, in den Pausen Einblicke in den BackstageBereich. Dass man in München das Web als Medium für Opernfans wichtig nimmt, zeigt auch die Werksauswahl: Mit Janácˇeks Die Sache Makropulos geht bereits kurz nach

Für Geld tut frau alles: Nadja Michael singt die Emilia Marty

der Premiere die erste Neuinszenierung dieser Saison ins Netz. Árpád Schilling inszeniert die Oper, in der ein trivialer Erbschaftsstreit zu einem realitätsentfremdeten Phantasie-Drama eskaliert. sa. 1.11., 18:00 uhr Live-Übertragung unter: www.staatsoper.de/tv

Online-inteRView: in DeR welt VOn ...

johannes moser

F

lashmob und Cello-Party liegen hinter Johannes Moser (s. Seite 34), nun steht das Abschlusskonzert seines Projekts mit einem Dutzend Amateur-Cellisten vor der Tür. In der Alten Oper Frankfurt werden die Laien und der Profi am 23. November gemeinsam Werke von Bach, Klengel, Popper und Villa-Lobos musizieren.

Wie die Probenwoche zuvor verläuft, wo es noch hakt und wer das größte Lampenfieber hat: All das erzählt der Cellist im Online-Leser-Interview von concerti. Und gibt auf Nachfrage natürlich auch gern Tipps für alle anderen Laienstreicher. 17.-23.11. Zu finden ist das Interview unter: www.facebook.com/ concertimagazin

Fotos: W. Hösl, Carnegie Hall/Jeff Goldberg-esto, roH, monika rittershaus, Simon Pauly

aRte


Online: liVe-weBcast

raDiO-tipps

stars in der carnegie Hall

W

eltberühmt ist dieses Konzerthaus, alle großen Künstler standen hier schon auf der Bühne: Die Carnegie Hall in Mahattan gilt als US-amerikanischer Olymp der klassischen Musik. Mag der Ziegelsteinbau im RenaissanceStil von außen auch wenig spektakulär dünken, vom muschelförmigen Hauptsaal im Inneren und seiner Akustik schwärmen Fans wie Musiker. Nun gibt es erstmals Live-Webcasts aus New Yorks ältestem Konzerthaus: Am 4. November startet eine Serie mit kostenlosen Live-Übertragungen auf medici.tv. Den Anfang macht ein Liederabend mit Joyce DiDonato, zwei Wochen später

DeutscHlanDfunk

eXistenZielle fRagen mo. 3.11., 20:10 uhr musikszene ein bach-mekka im Nordosten der Schweiz? binnen 25 Jahren sollen alle Kirchenkantaten des meisters in St. Gallen aufgeführt und auf CD veröffentlicht werden. Im mittelpunkt des Projekts, das auch auf DvD und in buchform dokumentiert wird, steht organist und Dirigent rudolf Lutz.

Im größten Saal der Carnegie Hall finden 2800 Besucher Platz

folgen dann Anne-Sophie Mutter und ihre Virtuosi. Leonidas Kavakos und Yuja Wang sind am 22. November zu erleben, und am 9. Dezember beschließt Daniil Trifonov den Konzertreigen aus New York. 4., 18., 22.11., jeweils 20:00 uhr est Alle Konzerte sind 90 Tage abrufbar: www.medici.tv

kinO: liVe-üBeRtRagung

DeutscHlanDRaDiO kultuR

wieDeR in BeRlin

mi. 5.11., 20:03 uhr Begegnungen mit ursula mamlok berlin, ecuador, New York: In vier Folgen hat die jüdische Komponistin von ihrem Werdegang erzählt. Zum Abschluss geht es um mamloks rückkehr in die deutsche Hauptstadt nach 66 Jahren in den USA.

star-auflauf für Donizetti

DeutscHlanDfunk

V

mo. 10.11., 20:10 uhr musikszene Für Synästhetiker ist die musikwelt besonders bunt: Töne oder Klänge haben bestimmte Farben. eine verknüpfung von Sinneseindrücken, die auch Komponisten wie Wagner, Ligeti oder messiaen fasziniert hat.

orhang auf für Donizettis romantische Opernkomödie über das ländliche Liebesleben: Im Royal Opera House lässt Regisseur Laurent Pelly den berühmten Liebestrank in unserer Zeit seine Wirkung tun. Was indes auch hier nicht ohne Gefühl und Klamauk, ohne Witz und ein Finale voller Gefühl über die Bühne geht: Schließlich ist die Geschichte um die schöne Adina und die Liebeswirrungen und -irrungen auf ihrem Weg zu Nemorino ja auch zu hübsch, als dass die Regie sich mit kruden Experimenten an ihr vergehen sollte. Zumal in London mit Lucy Crowe, Bryn Terfel und Vittorio Grigolo eine mit Stars

gespickte Besetzung aufläuft – und die möchten natürlich auch die Kinobesucher in schönster Pracht singen hören. Über Regie-Attentate können sie sich ja dann wieder im heimischen Opernhaus ärgern.

tüRkisBlaues fis

DeutscHlanDfunk

DiPlOmatiscHe töne mo. 17.11., 20:10 uhr washingtons musikleben einst ein kulturell rückständiges Politikernest, hat sich die Hauptstadt in den letzten Jahrzehnten zur musikmetropole der USA entwickelt. DeutscHlanDRaDiO kultuR

ein gutes stück BlecH Liebe verleiht Flügel – doch manchmal reicht auch eine Vespa mi. 26.11., 20:15 uhr live im kino eine Übersicht der Kinos unter: www.roh.org.uk/cinemas

fr. 28.11., 22:00 uhr einstand Klassik, Jazz oder Folk: Der 29-jährige Saxophonist Koryun Asatryan begeistert sich für jede musik, die Gefühle weckt.

November 2014 concerti   49


VorSChaU

Abonnenten erhalten die DezemberAusgabe am 21. nOVemBeR

sol gabetta Jüdischen Inspirationen auf der Spur: Im Interview erzählt die Cellistin nicht nur von ihrem neuen CD-Projekt

thomas Quasthoff Noch lange nicht raus: Der Bassbariton stellt sich unserem »Blind gehört«

nils landgren Auf Tour: Der vielseitige Jazzposaunist bringt uns in Weihnachtsstimmung

concerti – Das konzert- und Opernmagazin erhalten Sie im Abonnement sowie am ende des jeweiligen Vormonats an Veranstal-

tungsorten, Konzert- und Theaterkassen, im Fachhandel, Bildungseinrichtungen, Hotels und Gastronomie. alle termine,

tickets und vieles mehr auch im internet unter: www.concerti.de 50 concerti November 2014

Verlag concerti media GmbH mexikoring 29, 22297 Hamburg Tel: 040/657 90 810 Fax: 040/657 90 817 info@concerti.de, www.concerti.de Herausgeber/chefredakteur Gregor burgenmeister (v.i.S.d.P.) textchef Christoph Forsthoff (CF) Redaktionsleitung Friederike Holm Redaktion Peter Krause (ressortleiter oper, PK), Insa Axmann, Julia bleibler, mirko erdmann, Juliana Heinz, Julia oehlrich, Jörg roberts, You-Son Sim, Dr. Christiane Schwerdtfeger, Nele Winter autoren der november-ausgaben Ninja Anderlohr-Hepp, Irene bazinger, Jakob buhre, Andreas Falentin (AF), Stefan Hentz (SH), Dr. Klemens Hippel (KH), Sören Ingwersen, Christoph Kalies, Gottfried Franz Kasparek, Heiner milberg, Dr. matthias Nöther, Helmut Peters, Teresa Pieschacón raphael, Christian Schmidt (CS), Anita Strecker, volker Tarnow (vT), maximilian Theiss, Dr. eckhard Weber (eW), Christoph vratz (Cv) art Direktion/gestaltung Tom Leifer, Jörg roberts, Dodo Schielein, Aaron Schubert anzeigen Felix Husmann (Leitung marken & Agenturen) Tel: 040/228 688 620 f.husmann@concerti.de Susanne benedek (Leitung marketing, Klassikveranstalter & Kultur) Tel: 030/488 288 535 s.benedek@concerti.de mirko erdmann (musikindustrie, Klassikveranstalter & Festivals) Tel: 040/657 90 816 m.erdmann@concerti.de ellen Zerwer (Klassikveranstalter) Tel: 030/488 288 537 e.zerwer@concerti.de Jörg roberts (Klassikveranstalter Hamburg) Tel: 040/657 90 813 j.roberts@concerti.de You-Son Sim (Anzeigendisposition) Tel: 040/657 90 810 anzeigen@concerti.de Druck und Verarbeitung evers-Druck GmbH Heftauslage vertrieb@concerti.de abonnement concerti media GmbH Postfach 600 423, 22204 Hamburg Tel: 040/657 90 808, Fax: 040/657 90 817 abo@concerti.de (bestellung unter Angabe der regionalausgabe). Das Standard-Jahresabonnement kostet 25 € frei Haus. erscheinungsweise elf mal jährlich iVw geprüfte auflage Redaktionsschluss Immer am 15. des vor-vormonats, bitte senden Sie Ihre Termine an: termine@concerti.de. Der Abdruck erfolgt kostenlos. Zusatz Der Terminkalender erhebt keinen Anspruch auf vollständigkeit. Wir übernehmen keine Haftung, da es sich bei einer vielzahl von Ankündigungen um einen vorabplan handelt. Nachdruck nur mit schriftlicher Genehmigung des verlags. bei Nichtlieferung infolge höherer Gewalt oder infolge von Störungen des Arbeitsfriedens bestehen keine Ansprüche gegen den verlag.

Fotos: Uwe Arens/Sony Classical, Jim rakete/DG, Sebastian Schmidt

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