DAS KONZERT- UND OPERNMAGAZIN
salut salon Klassisch verführt: Erlaubt ist, was Spaß macht nils landgren Der Mann mit dem roten Horn träumt von Weißkohl
Sol Gabetta
»Ein schmaler Grat zwischen Anpassung und Überzeugung«
Dezember 2014
AKTUELLE NEUHEITEN BEI SONY CLASSICAL
ADVENTSKONZERT AUS DER DRESDNER FRAUENKIRCHE
TEODOR CURRENTZIS MOZARTS COSÌ FAN TUTTE
Eines der stimmungsvollsten vorweihnachtlichen Konzerte, mit hervorragenden Solisten wie Joyce DiDonato, Julia Lezhneva und Klaus Florian Vogt, begleitet von der Staatskapelle Dresden und den Chören der Frauenkirche und der Semperoper.
Die neue Referenzaufnahme von Teodor Currentzis und MusicAeterna, Così fan tutte, nach der hochgelobten und mit dem ECHO Klassik ausgezeichneten Studioaufnahme von Mozarts Le nozze di Figaro.
Auch auf DVD und Blu-ray erhältlich.
JONAS KAUFMANN DU BIST DIE WELT FÜR MICH
DOROTHEE OBERLINGER THE PASSION OF MUSICK
Jonas Kaufmann und das Rundfunk-Sinfonieorchester Berlin verführen mit „Pop-Hits“ der 1920er und 30er Jahre wie Dein ist mein ganzes Herz, Heut’ Nacht oder nie u.v.a.
Im England des 17. Jahrhunderts war die Blüte der sogenannten „Private Musicke“ – von keltischer Volksmusik inspirierte Kammermusik. Flötistin Dorothee Oberlinger und Gambist Vittorio Ghielmi und ihre Ensembles erwecken die farbenfrohen Werke zu neuem Leben.
Erhältlich als limitierte Deluxe-CD + Bonus-DVD sowie als Super-Deluxe-Geschenk-Edition mit handsigniertem Foto.
WWW.SONYCLASSICAL.DE
Editorial
Liebe Leserin, lieber Leser! „Brooke Shields rechnet mit Andre Agassi ab“ – „AC/DC-Drummer plante Mordkomplott“ – „Lady Gaga legt auf Konzert Striptease hin“: Nein, keine Sorge, concerti hat nicht das Genre und auch nicht die Themen gewechselt. Und doch zeigt dieser kleine Blick auf Schlagzeilen der vergangenen Wochen: Längst gehört sensationsheischender Boulevard auch im Kulturbereich zum Alltag. Außer in einer Sparte: der Klassik – oder haben Sie hier schon mal von der öffentlichen Abrechnung einer Geigerin mit Gregor Burgenmeister ihrem Ex gelesen? Herausgeber/Chefredakteur Doch warum sorgen die Stars in Konzert und Oper fast ausschließlich auf der Bühne für Schlagzeilen? Langweiligere Menschen sind die Pianistinnen und Schlagzeuger ganz sicher nicht – und ob in ihrem Privatleben immer alles im Lot ist, sei dahingestellt. Aber vielleicht füllt sie ihre Kunst einfach derart aus, dass sie ihr Glück tatsächlich in der Musik finden, wie Sol Gabetta uns erzählt hat; oder Kritik allein um der Sache (nämlich der Interpretation) willen üben wie Thomas Quasthoff in unserer Rubrik „Blind gehört“ – und nicht um andere zu diskreditieren. Freuen wir uns also, dass zumindest in der Klassik die Aufmerksamkeit noch allein der Musik gilt – und in diesem Sinne auch auf ein besinnliches, klassisches Weihnachtsfest!
Fotos: Ivo von Renner, privat (2), Titelfoto: Marco Borggreve
Ihr
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KURZ VORGESTELLT
Julia Oehlrich ist mit Klassik groß geworden – kein Wunder also, dass die Hamburgerin nach Jahren in Frankreich und England nun bei concerti gelandet ist. Wo sie in der Termin- und Onlineredaktion für passende Töne sorgt – wenn sie nicht gerade Cello spielt.
Marco Borggreve würde gern Cello spielen, doch bislang reicht‘s nur für die Fotografie berühmter Cellisten. Und für eine jährlich steigende Haftpflicht-Versicherung, da der Kölner bei seinen Terminen regelmäßig die berühmtesten Geigen der Welt in Händen hält. Dezember 2014 concerti 3
inhalt
KONZERT
8 Klassisch verführt
enseMBle-PortrÄt Lachen im Konzert-
saal? Erlaubt ist, was Spaß macht – Salut Salon kommt auf Weihnachtstournee
10 »ich glaube, du bist süchtig«
intervieW Sol Gabettas Erfolgsformel:
Nichts erwarten und doch Ziele vor Augen haben – ein Gespräch über Zufriedenheit und emotionale Stärke
14 die Kunst des augenblicks
10
sol gabetta Bereichert
Kurz geFragt Der Posaunist Nils Landgren über Weihnachten in der Kindheit und seine Definition von Jazz
OPER
18 »sprengt die opernhäuser in die luft!« Feuilleton Wer inhaltliche Innovation
will, muss auch die Systemfrage stellen
20 der dresdner Meistersinger
14
nils landgren Befreit
PortrÄt Kaum jemand hat sich mit Wagners Musik weltweit so profiliert wie René Pape. Doch Grenzen kennt auch er
REGIONALSEITEN An dieser Stelle finden Sie in den Ausgaben Hamburg, berlin, Mitteldeutschland, München und West die regionalseiten.
28 stars im schwarzwald
44
thomas Quasthoff Begeistert
RUBRIKEN 3 Editorial | 6 Kurz & Knapp | 22 Opern-Kritiken 24 Opern-Tipps | 38 CD-rezensionen 48 Multimedia-Tipps | 50 Vorschau & Impressum 4 concerti Dezember 2014
Festivalguide Wir stellen Ihnen die interessantesten Programme, Orte und Künstler vor
34 eine idee wird Klang
rePortage Das Festival in Grafenegg hat
sechs junge Komponisten zum Workshop mit Jörg Widmann eingeladen
44 »oh nein, bitte ausmachen!«
Blind geHört Thomas Quasthoff hört
und kommentiert CDs von Kollegen, ohne dass er erfährt, wer singt
Fotos: Marco borggreve, Steven Haberland, Harald Hoffmann
DIE WELT DER KLASSIK
Blickt zur端ck, tickt nach vorn: Orion 1989, neu von NOMOS Glash端tte
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kurz & knapp
was ist EiNe ...
Pandora? Übel und Mühen, Krankheiten und Tod brachte einst die berüchtigte Büchse über die Menschen, als Pandora entgegen den Warnungen des Göttervaters Zeus das Gefäß öffnete. In der Musik kommt das Publikum glimpflicher davon: Handelt es sich doch hier um ein gezupftes Saiteninstrument – und das vermag allenfalls zu betören ...
Sekunden braucht Jörg Wachsmuth für den berühmten „Hummelflug“ – und das nicht auf der Geige, sondern auf der größten Tuba der Welt. Weltrekord!
Andere mögen feiern, Nikolaus Harnoncourt arbeitet lieber: 85 Jahre wird der Dirigent am 6. Dezember – doch am Abend selbst steht der Österreicher mit seinem Concentus Musicus im Wiener Musikverein auf der Bühne. Ein vorgezogenes Geburtstagsschenk gab es jüngst schon mit dem Echo für sein Lebenswerk, ansonsten aber hält der Jubilar nichts von großen Reden, wie er einst einem Laudator zu verstehen gab: „Jetzt ham‘s mich a halbe Stunde lang angestrudelt ...“
... Es ist mir lieber, jemand singt falsch, als dass er überhaupt nicht singt ... Peter Maffay, Rockmusiker
Alles eine Frage des alters
Altersstruktur der Tonträgerkäufer in Deutschland* 100%
61 % Trügerische Hoffnung: Vor einigen Jahren hatte die Musikindustrie schon kurz aufgejubelt, endlich auch ein jüngeres Publikum als Klassikkäufer gewonnen zu haben – 50% doch seither ist der CD-Absatz bei den 23 % Teens und Twens eher wieder rückläufig. Die eifrigsten Käufer sind nach wie vor die 11 % über 50-Jährigen – was indes in einer immer 5 % älter werdenden Gesellschaft ja durchaus 0% auch ein Hoffnungsschimmer sein könnte. 2005 6 concerti Dezember 2014
67 %
64 %
66 %
70%
18 %
21 %
21 %
19 %
9 % 6 %
9 % 7 %
6 % 7%
5 % 6 %
2007
2009
2011
2013
50 Jahre und älter
40-49 Jahre 30-39 Jahre 10-29 Jahre
*Quelle: Bundesverband Musikindustrie/GfK Panel Services,; Fotos: Willi Weber, Sessner/BR, Marc Rehbeck (PETA Deutschland e.V.)
53,82
Geburtstag eines Geschichtenerzählers
3 Fragen an ...
Hans-Joachim Heist
Kultstar der ZDF-»heute-show«: Als Choleriker Gernot Hassknecht ist Heist derzeit auch auf Deutschlandtour
Bekannt sind Sie als Kabarettist und Schauspieler – wie kam es dazu, dass Sie beim Echo Klassik die Laudatio für den Preisträger Igor Levit gehalten haben? Das war sehr naheliegend, da ich mit Igor befreundet bin! Der Vorschlag kam auch von ihm selbst, und er hat da bei mir offene Türen vorgefunden.
Als cholerischer Kommentator sind Sie gefürchtet – kann klassische Musik einen Choleriker beruhigen? Für mich gilt ein ganz klares Ja! Beethoven oder Bach und ein gutes Glas Rotwein sind sehr beruhigend. In einem Konzert oder bei einer Mozart-Oper kann ich richtig gut entspannen. Wagner dagegen würde einen cholerischen Ausbruch anheizen!
Als Schauspieler haben Sie häufig Süskinds Ein-Mann-Drama Der Kontrabass gespielt – pflegen Sie auch musikalisch ein Faible für den Bass? Dittersdorf hat ein sehr schönes Konzert für Kontrabass und Orchester geschrieben. Ich selbst habe während der Proben dieses Instrument erst richtig kennen und lieben gelernt, doch leider kann ich den Kontrabass nur für die Rolle handhaben und nicht richtig spielen. Mein Lieblingsinstrument indes ist und bleibt das Klavier – das ich aber leider auch nicht spielen kann. Das einzige Instrument, das ich beherrsche, ist meine Stimme ...
Faszinierende Vielfalt! Leinwand-Highlights aus aller Welt. Entdecken Sie bei uns Live-Übertragungen von den größten Bühnen der Welt und außergewöhnliche Kinohighlights: Wir begeistern Sie in diesem Jahr mit farbenprächtigen BollywoodFilmen, Sternstunden der Klassik, spannenden Dokus, Serien-Specials und Rock und Pop vom Feinsten! Mehr Informationen und Karten unter cinestar.de
EnSEMBlE-portrÄt
Klassisch verführt lachen im Konzertsaal? erlaubt ist, was spaß macht –
salut salon geht auf Weihnachtstournee. Von Friederike Holm
innerhalb eines guten halben Jahres angeschaut! Zum Vergleich: Anna Netrebko schafft es mit ihrem beliebtesten Video gerade mal auf eine Million, Anne-Sophie Mutter auf 500 000 Klicks.
Und jetzt in rot: Salut Salon im Weihnachtsoutfit
W
ir befinden uns im Jahre 275 nach der Entstehung von Vivaldis Sommer. Ganz Klassiktopia hat Die vier Jahreszeiten tot gespielt ... Ganz Klassiktopia? Nein! Ein Quartett unbeugsamer Ladies hört nicht auf, dem Werk neues Leben einzuhauchen … Und wie! Man stelle sich vor: Die berühmten ersten Takte aus dem dritten Satz, mit dem Vivaldi ein Sommergewitter darstellte, dargeboten von vier Damen im kleinen Schwarzen 8 concerti Dezember 2014
als musikalischer Wettstreit. Mit jeder Phrase fallen sich die Musikerinnen gegenseitig ins Wort, übertrumpfen sich mit immer waghalsigerer Akrobatik: Die Geige wird hinter dem eigenen Rücken gespielt, das Cello waagerecht in die Luft gehalten, das Klavier kopfüber traktiert. Klamauk mit klassischer Musik? Manch ein Konzert-Asket mag darüber die Nase rümpfen – dem Publikum aber gefällt’s. Im Internet wurde das Vivaldi-Video von Salut Salon bereits 15 Millionen Mal
Ja, diese Damen definieren die Regeln in der Klassikwelt neu – und das mit Erfolg. Klassische Musiker haben andächtig und still zu sitzen, ihr Publikum hat in ebensolcher Weise zu lauschen, am besten in einem ehrwürdigen Raum, der im Dämmerlicht versinkt? Nicht bei Salut Salon: Dier vier Musikerinnen wirbeln über die Bühne, geraten auch gerne einmal über sich selbst in Lachund Gacker-Anfälle und beziehen Lichtstimmungen sowie Bühnendekorationen in ihre Shows ein. Ebenso wenig kümmern sie sich um Regeln und Grenzen in puncto Repertoire: Neu arrangierte klassische Werke paaren sich mit Filmmusik, Folk und Pop mit Chanson, Tango und Puppenspiel. Wen interessiert es da schon, dass mal ein Satz aus diesem, mal ein Ausschnitt aus jenem Werk kombiniert wird – zumal die Raffinessen in den eigenen Arrangements selbst den Kenner aufhorchen lassen. Eben eine ganz individuelle Mischung aus Klassik und Ka-
Foto: André reinke
Klassik neu arrangiert – mit einem kecken Schuss Humor
barett, mit der dieses Quartett ein auch international stetig wachsendes Publikum erobert – darunter viele Zuhörer, die sonst nie in ein klassisches Konzert gehen würden. Doch sind es nicht nur die eingängigen Melodien und witzigen Konzert-TIPPs
Morgen kommt Salut Salon – Weihnachten im Quartett Werke von Bach, Corelli, Brahms, Piazzolla u. a. Hannover Sa. 6.12., 20:00 Uhr Theater am Aegi Hamburg So. 7.12., 20:00 Uhr Thalia Theater Kiel Di. 9.12., 20:00 Uhr Kieler Schloss
Moderationen, die Zuhörer jeden Alters begeistern, sondern vor allem die Tatsache, dass sich die große persönliche Freude der Vier auf der Bühne auch auf das Publikum überträgt. Über den damit einhergehenden Erfolg würden sie selbst bis heute am meisten staunen, meint Angelika Bachmann, eine der beiden Geigerinnen und Gründerinnen, im Rückblick: „Wir haben das Quartett vor über zehn Jahren ja nicht gegründet, weil wir damit Karriere machen wollten, online-Tipp
sondern wir haben immer gesagt, wir machen das so lange, wie es uns Spaß macht.“ Aus dieser gemeinsamen Freude an der Sache ist natürlich auch das aktuelle Programm entsprungen, passend konzipiert zum Fest der Liebe und mit der für Salut Salon typischen Mischung: ein Stückchen Bach und ein Werk von Brahms, ein bisschen Piazzolla, traditionelle Lieder in verschiedenen Sprachen samt festlichhumorvoller Stimmung. Na denn: Frohe Weihnachten! CD-Tipp
Hören Sie Salut Salons ganz eigene Interpretation Dortmund der Titelmusik zu Di. 16.12., 20:00 Uhr Konzerthaus „Tatort“! Stuttgart Das Video sowie weitere Konzerte auf: Seite Salut palais_esplanade_anz_124x88_10_2014_vch 25.10.14 07:41 1 Salon Do. 18.12., 19:00 Uhr Liederhalle www.concerti.de/salutsalon Warner Classics
Christmas with Salut Salon. Werke von Bach, Brahms, Debussy, Dvořák, Nordquist, Piazzolla, Wittenbrink u. a.
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Etwas abseits vom Trubel des Hotels genießen Sie den Luxus der individuell eingerichteten Zimmer. Schnuppern Sie die Atmosphäre des fast 200 Jahre alten Gebäudes und erleben Sie mit Ihren Geschäftspartnern ein Meeting in dem einmaligen Umfeld des Sarason Saals oder speisen Sie mit Freunden im Jugendstilsaal.
Dezember 2014 concerti 9
intErViEw
»ich glaube, du bist süchtig« sol gaBettas erfolgsformel: nichts erwarten und doch ziele vor augen haben – ein gespräch über zufriedenheit und emotionale stärke. Von Friederike Holm
Mit Disziplin geht es auch mit Fieber auf die Bühne?
Auf jeden Fall. Ich habe diese Entscheidung als Künstler zwar immer selbst in der Hand, aber: Sobald ich stehen kann, fände ich alles andere, als dann auch zu spielen, respektlos. Das Pensum, das Sie sich auferlegen, erstaunt – was ist Ihr Antrieb?
Auf jeden Fall nicht mein Ego! Mein Freund sagt manchmal: „Ich glaube, du bist süchtig“ – 10 concerti Dezember 2014
nach einer Art Energie, die bei der Zusammenarbeit mit bestimmten Musikern entsteht. Das stimmt: Ich arbeite nicht mit jedem – nicht mehr. Es gibt gewisse Dirigenten, Pianisten, Geiger, mit denen ich gerne zusammen spiele – Valery Gergiev gehört etwa dazu. Was macht die Zusammenarbeit mit ihm aus?
Wir verstehen uns blind. Es ist schwer, diese Verbindung in Worte zu fassen ... es ist das Gleiche, was wir beide versuchen in der Musik auszudrücken, was wir in der Musik suchen. Ich brauche auf der Bühne nicht mal zu ihm zu gucken, weil ich spüre, was er vorhat. Wenn ich solche Begegnungen nicht hätte, wäre das alles für mich eine banale Sache: Konzerte geben, mal gut, mal nicht so gut spielen, einen Job machen. Würden Sie dann trotzdem bei diesem Beruf bleiben?
Das könnte ich nicht. Das würde mir nicht genügen, ich brauche diese Leidenschaft. Ich brauche Musiker um mich herum, die mit ihrer Musik etwas zum Ausdruck bringen wollen, die einem Idealismus folgen. Auch wenn ich die Konzerte,
bei denen diese Energie entsteht, an einer Hand abzählen kann im Jahr. Und dafür lohnen sich dann die 130 anderen Konzerte?
Auf jeden Fall. Sonst können Sie diese drei besonderen Konzerte nicht erleben. Manchmal sind es sogar nur kleine Momente, für die sich alles andere lohnt. Was passiert in diesen Momenten?
Ich spüre, dass alles zu einer Einheit wird: das Orchester, der Dirigent, ich, der Raum, das Publikum. Es ist so selten, dass das passiert, aber es ist das, ZUr pErSon
Multinational: Sol Gabetta wurde 1981 im argentinischen Villa María als Tochter französisch-russischer Eltern geboren. Sie studierte bereits mit elf Jahren in Madrid, später in basel und bei david geringas in Berlin. Ihren internationalen Durchbruch hatte sie 2004 mit ihrem Debüt mit den Wiener Philharmonikern unter valery gergiev. Sie hat das Festival solsberg und das Ensemble capella gabetta initiiert.
Foto: Uwe Arens
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in Tag im Leben von Sol Gabetta scheint mehr als 24 Stunden zu haben. 130 Konzerte im Jahr, CD-Aufnahmen, Unterrichten an der Musik-Akademie in Basel, ihr Festival SOLsberg in der Schweiz, eine eigene Fernsehsendung – die argentinische Cellistin mit französisch-russischen Wurzeln ist schwer beschäftigt. Kein Wunder, dass es Monate dauert, einen Interviewtermin mit ihr zu bekommen. Doch selbst ein Konzert am Abend zuvor mit schwerer Grippe vermag sie nicht zu bremsen: Am nächsten Morgen sitzt die 33-Jährige gut gelaunt beim Frühstück und redet wie ein Wasserfall in fließendem Deutsch.
33 Jahre jung – doch als Cellistin schon alles erreicht: Sol Gabetta
wonach ich ständig suche – das ist mein Antrieb. Es ist die Suche nach etwas, das ich nicht einmal erklären kann. Wie gehen Sie bei dieser Suche vor? Wie wählen Sie zum Beispiel Ihre Projekte aus?
Ich habe das große Glück, dass mein Freund, mit dem ich seit zehn Jahren zusammen bin und der auch Cellist ist, mir viele Impulse gibt. Insofern hat er großen Anteil an meinem Erfolg. Viele Ideen entwickeln wir gemeinsam. Das ist eine große Bereicherung: Man sitzt zu Hause beim Essen, es kommt ein Gedanke, wir tauschen uns aus und es entsteht
etwas. Ich bin sehr auf meine Proben und Konzerte fokussiert – er hat eher den Blick für das große Ganze. Gleichzeitig hat er als Musiker sehr viel Verständnis für das, was ich mache. Gibt es auch mal Konkurrenz unter zwei Cellisten zu Hause?
Nein! (lacht) Er arbeitet inzwischen vor allem als Orchestermanager, zum Beispiel für das Kammerorchester Basel. Und für ihn wäre die Rolle als Solist der Horror. Aber er weiß, was das bedeutet, da vorne auf der Bühne zu sitzen. Er bereitet mir einen Teppich, auf dem ich fliegen kann! Wenn ich diese
emotionale Unterstützung nicht hätte, könnte ich ein solches Leben nicht führen. Insofern fühle ich mich ausgeglichen, ich leide nicht darunter, ständig unterwegs oder alleine zu sein – was ich ohnehin selten bin, da mein Freund mich oft begleitet. Das klingt, als sei er ein Schlüssel zu Ihrem Erfolg.
Auch wenn es komisch klingt: Ich habe den Erfolg nie wirklich gesucht. Aber ich hatte eine starke Förderung von Anfang an – durch meinen Lehrer Ivan Monighetti. Ich war zehn, als ich zu ihm kam, und er hat sich sehr schnell ein Bild davon Dezember 2014 concerti 11
Interview
Dankbar: Sol Gabetta ist glücklich über das, was sie erreicht hat
gemacht, wo er mich hinbringen will, er hatte ein Ziel mit mir. Auch wenn man natürlich nicht ahnen kann, wie sich ein Kind entwickeln und ob es zu einer starken Persönlichkeit reifen wird. Auch meine Mutter war ein starker Antrieb für mich – zwischen diesen beiden Säulen habe ich mich sicher und bestärkt gefühlt. Aber Druck habe ich niemals empfunden. Hatten Sie das Ziel Solistin zu werden immer vor Augen?
12 concerti Dezember 2014
Anfang meiner Karriere habe ich meinen Freund kennen gelernt. Er hat mir neue Perspektiven eröffnet, durch ihn habe ich verstanden, wie dieser ganze Markt funktioniert. An diesem wichtigen Punkt habe ich dann für mich entschieden, in welche Richtung es gehen soll, was ich will und was nicht. Und so ist dann zum Beispiel meine Schostakowitsch-Aufnahme entstanden. Ist das Repertoire Ihrer neuen CD auch Ihre Entscheidung gewesen? online-Tipp
Sol Gabetta spricht über die verschiedenen Klänge und Launen eines Cellos Das Video sowie weitere Konzerte auf: www.concerti.de/gabetta CD-Tipp
Prayer Schostakowitsch: Aus jüdischer Volkspoesie, Casals: Song of the Birds, Bloch: Schelomo u. a. Sol Gabetta (Cello), Amsterdam Sinfonietta, Orchestre National de Lyon, Candida Thompson & Leonard Slatkin (Leitung). Sony Classical
Foto: Uwe Arens/Sony Classical
Nein, gar nicht. Als ich 22 war Haben Sie am Anfang Ihres – ich wohnte noch bei meinen Weges schnell eine Vorstellung Eltern – habe ich mir gedacht: davon entwickelt, was Ihnen Du musst Dich für Probespiele wichtig ist? bei Orchestern bewerben, Du Nein, am Anfang war ich erst musst Deine Brötchen verdie- mal froh, aus Argentinien rausnen. Ich habe nie gesagt: Ich zukommen und all die Möglichwerde Solistin! Ich glaube, das keiten in Europa zu entdecken ist mein Glück, dass ich nie so – das war ein neues Universum. hohe Erwartungen hatte. Die Dann war ich wegen der SpraDinge sind passiert – ich habe che zunächst in Spanien, und nie eine Agentur oder ein Plat- bald darauf entdeckte ich, dass tenlabel gesucht. Es ist ein es in Deutschland ein noch viel Glücksfall, dass alles so gekom- größeres Klassikleben gibt. Als men ist. ich dann etwa meine ersten CDs produziert habe, hatte ich keine Ahnung: Man macht erst mal alles so mit. Und nach zwei »Mein Freund CDs fragt man sich: Will ich hat mir das so? Wie viel kann ich mitneue Perspektiven entscheiden? Und dann ist der entscheidende Punkt: Wie eröffnet« stark ist man? Wie viel Bedeutung hat man, dass man auch Glück? Oder steckt nicht auch mal etwas ablehnen kann? eine Kämpfernatur in Ihnen? Man muss sehr sensibel mit all Das liegt wohl in der Familie. diesen Entscheidungen umgeWir sind vier Geschwister, eine hen – eine CD muss sich eben Schwester ist Autistin. Meine auch verkaufen. Es ist ein Eltern hatten sich um vieles zu schmaler Grat zwischen Anpaskümmern – um überhaupt un- sung und Überzeugung. ser Überleben hier in Europa zu sichern, das war nicht ein- Wie haben Sie für sich diesen fach mit vier Kindern. Aber es Grat gefunden? hieß nie: Für Sol machen wir Ich hatte Glück: Genau an diesem entscheidenden Punkt am alles möglich.
BB Promotion GmbH in cooperation with Cape Town Opera, Senf Theaterpartners and GPAG.NL presents
Ja, das habe ich ausgewählt. Ich bin sehr angetan von der Musik von Ernest Bloch. Mit der Aufnahme von Schelomo fing es an, ich habe es schon 2006 das erste Mal mit Leonard Slatkin zusammen gespielt. Und dann hat es einige Monate gebraucht, um die richtigen Werke für eine sinnvolle Zusammenstellung zu finden. Mit dem Ergebnis bin ich jetzt ganz glücklich, es ist eine runde Sache. Für mich ist es wichtig, mich nicht im Repertoire zu begrenzen. Das Dvorˇák-Konzert kann ich immer noch irgendwann aufnehmen. Abgesehen von der Dvořák-Aufnahme scheinen Sie als Solistin bereits alles erreicht zu haben ...
In der Tat war gerade 2014 ein Jahr, in dem ich viele Ziele erreicht habe wie etwa mein Debüt bei den Berliner Philharmonikern. In den ersten zehn Jahren der Karriere muss man viel ausprobieren – jetzt beginnt für mich eine neue Phase, in der ich mir neue Ziele stecken werde. Im Moment fühle ich mich sehr ausgeglichen, ich fühle mich mental und körperlich stark. Aber wer weiß, wie es mir gehen wird, wenn meine Eltern einmal sterben. Ich bin dankbar, dass ich bisher von Kopf bis Fuß zufrieden bin. Ich weiß nicht, ob ich sonst die Kraft hätte für so ein Leben. Ich bin glücklich über das, was ich erreicht habe. Konzert-TIPPs
Köln Mo. 8.12., 20:00 Uhr Philharmonie Sol Gabetta (Violoncello), London Philharmonic Orchestra, Vladimir Jurowski (Leitung). Werke von Dvořák, Schostakowitsch & Tschaikowsky München Do. 11.12., 20:00 Uhr Gasteig (Philharmonie) Programm siehe Köln
Mi. 25.2.2015, 20:00 Uhr Prinzregententheater Sol Gabetta (Violoncello), Bertrand Chamayou (Klavier). Werke von Schumann, Mendelssohn & Chopin Hamburg So. 14.12., 19:30 Uhr Laeiszhalle (Großer Saal) Programm siehe Köln Berlin Mo. 15.12., 20:00 Uhr Konzerthaus (Großer Saal) Sol Gabetta (Violoncello), Staatskapelle Berlin, Pablo Heras-Casado (Leitung). Werke von Haydn, Schostakowitsch & Strawinsky
Mi. 18.2.2015, 20:00 Uhr Kammermusiksaal Sol Gabetta (Violoncello), Bertrand Chamayou (Klavier). Werke von Schumann, Mendelssohn & Chopin
A F R IC A N A NGELS TOU R 2015 06.04.15 07.04.15 08.04.15 10.04.15 11.04.15 12.04.15 13.04.15 16.04.15 17.04.15 18.04.15 19.04.15 20.04.15 21.04.15
Philharmonie Berlin Alte Oper Frankfurt Tonhalle Düsseldorf Konzerhaus Dortmund Kurhaus Wiesbaden Festspielhaus Baden Baden Konzerthaus Freiburg Glocke Bremen Michel Hamburg Kongresshaus Zürich Philharmonie München Beethovenhalle Bonn Philharmonie Essen
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kurz gefragt
Die Kunst des Augenblicks Angefangen hat alles mit der Klassik. Doch dann entdeckte Nils Landgren die große Freiheit des Jazz. Hier spricht der schwedische Posaunist über … … Weihnachten in seiner Kindheit
Weihnachten fängt mit Musik erst richtig an. Doch an Heiligabend sind natürlich auch das Essen und das Zusammensein mit der Familie und Freunden sehr wichtig. Früher wurde bei uns alles selbst gemacht, zwei Wochen stand man in der Küche für hausgemachte Sülze, Schinken und Köttbullar. Mein Favorit bis heute: Weißkohl in Schinkenbrühe gekocht, Braunkohle genannt. Wenn man dann Brot in diese Soße tunkt – himmlisch! … seinen Heiligen Abend
… die vielen skandinavischen Spitzen-Jazzer
Wir sind zahlenmäßig klein, aber vielleicht sind deshalb auch unsere Talente mehr zu 14 concerti Dezember 2014
»Alle Posaunen sahen so gleich aus«: Nils Landgren hat seinem Horn ein gleißendes Rot verpasst
sehen, weil wir einfach nicht so viele Menschen sind. Zudem fangen bei uns die Kinder in den Schulen sehr früh an zu musizieren und ein Instrument zu spielen, das hilft natürlich. Denn viele haben nicht das Geld, um eine Musikausbildung zu bezahlen. So hat man
in Schweden, Norwegen, Finnland, Dänemark und auch Island immer sehr früh versucht, die Kinder zu ermuntern, ein Instrument zu lernen. Und das findet in dieser umfassenden Form in Deutschland nicht statt und vor allem nicht in so frühen Jahren.
Foto: Steven Haberland
Wie im vergangenen Jahr verbringen meine Frau und ich Weihnachten gemeinsam mit der Sängerin Jessica Pilnäs und ihrem Mann, dem Gitarristen Johan Norberg, und deren drei Kindern auf Schloss Elmau: dem schönsten Ort auf dieser Welt – zumindest wenn es um Weihnachten geht. Am 22. haben wir dort noch ein Konzert und feiern dann da: hoffentlich mit Schnee, Skilaufen, schwimmen und saunen – ganz entspannt und ruhig. Das ist unser Traum-Weihnachten.
… seine Definition von Jazz
drücken, wie ich es am aller- kostenlos behandeln und damit Jazz ist eine Art von Musik, die liebsten mag. vielen Kindern ihre Eltern retlebt nur von der Improvisation, ten, denn jeder Vierte dort leivon der ständigen Verände- … Berührungsängste det unter unheilbaren Krankrung. Jazzer nehmen Einflüsse gegenüber dem Jazz heiten. Wir spenden einen Teil aus allen Musikrichtungen auf, Gäbe es keine Genres, würde der Einnahmen von jedem vervon Gustav Mahler über Miles dies uns Jazzern die Chance kauften Album an „Ärzte ohne Davis bis zu den Stones, und geben, von Leuten entdeckt zu Grenzen“ – und haben damit machen daraus dann ihre eige- werden, die keine Ahnung von die Gewissheit, dass ein Teil ne Musik. Das ist eine unglaub- unserer Musik haben. Ich habe dieser Menschen gerettet wird lich große Freiheit, denn wir das über die Jahre bei unheim- und vielleicht sogar ein bessekönnen den Augenblick grei- lich vielen Leuten beobachtet, res Leben führen kann. fen, wir improvisieren und die sagen: Nein, Jazz, das will machen im Moment Musik. ich nicht – aber deine Art von … Musikinstrumente für die Wir haben die Chance, jeden Jazz finde ich toll. Das bedeutet Kinder von Kibera doch, wahnsinnig viele Leute Wir wollen den Kindern dort Tag etwas Neues zu erfinden. würden auf Jazz stehen, wenn durch Musik die Chance auf … Jazz und Klassik sie wüssten, dass Jazz nicht nur ein besseres Leben geben und Es sind zwei verschiedene Wel- so oder so klingen kann. bringen dafür gespendete Muten – aber Welten, die sich gut sikinstrumente nach Kibera. ergänzen. Ich liebe Klassik, … Funk for Life Wir geben ihnen die Werkzeuaber für mich gibt es da oft zu Gemeinsam mit meiner Funk ge an die Hand und sie lernen, wenig Freiheit. Jazz hingegen Unit engagiere ich mich seit diese zu benutzen. Denn Musik ist eine Musikform der ständi- einigen Jahren in Kibera, ei- ist eine universelle Sprache, gen Bewegung und Verände- nem Slumviertel in der kenia- die jeder verstehen kann, ohne rung und erlaubt es mir, selb- nischen Hauptstadt Nairobi. zu reden – und das ist ein ganz ständig zu denken und sogar Wir haben für uns festgestellt, entscheidender Punkt: Wer noch während des Spielens dass wir alle etwas bewegen etwas vermitteln kann mit und eine Wahl zu treffen. Insofern können – auch wenn es nur durch Musik, der kann sogar genieße ich als Zuhörer die ganz, ganz klein ist. Vor Ort seine eigene Situation veränklassische Musik – aber im Jazz haben wir selbst gesehen, wie dern. Und das wollen wir gern kann ich meine eigene Sprache sehr etwa die „Ärzte ohne Gren- den Kindern dort zeigen. entwickeln und mich so aus- zen“ den Leuten helfen, die sie Christoph Forsthoff CD-Tipp
Konzert-TIPPs
Nils Landgren: „Christmas with my friends“ Nils Landgren (trombone & vocals), Jessica Pilnäs & Sharon Dyall (vocals), Ida Sand (piano & vocals), Johan Norberg (guitar), Jonas Knutsson (sax) u. a. Hamburg Mo. 1.12., 20:00 Uhr St. Michaelis Kirche Frankfurt Fr. 5.12., 17:00 & 20:30 Uhr Dreikönigskirche Bochum Sa. 6.12., 16:00 & 20:00 Uhr Christuskirche Köln So. 7.12., 16:00 & 20:00 Uhr Kulturkirche
Darmstadt Mo. 8.12., 19:30 Uhr Staatstheater München Di. 9.12., 20:00 Uhr St. Matthäuskirche Düsseldorf Fr. 12.12., 20:00 Uhr Johanniskirche Berlin Sa. 13.12., 16:30 & 20:00 Uhr Passionskirche Dresden Mi. 17.12., 20:00 Uhr Himmelfahrtskirche Leipzig Do. 18.12., 20:00 Uhr Peterskirche
Christmas with my friends IV Werke von Ellington, George Michael, Norberg, Olsson, Rutter u.a. Nils Landgren (trombone & vocals), Jessica Pilnäs (vocals), Ida Sand (piano & vocals), Johan Norberg (guitar), Jonas Knutsson (sax) u. a. ACT online-Tipp
Nils Landgren spricht über seine Rolle als künstle rischer Leiter des JazzBaltica Das Video sowie weitere Konzerte auf: www.concerti.de/landgren Dezember 2014 concerti 15
Dual Time Manufacture Automatik-Manufakturwerk mit Silizium-Technologie. Einzigartige, patentierte Stellmechanik fĂźr zweite Zeitzone.
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Oper
Die interessantesten Inszenierungen und Künstler – wir stellen Ihnen das Wichtigste aus der Welt der Oper vor
Stahl und Tanz: die Danskompani aus Göteborg
Foto: bengt Wanselius
18_Feuilleton »sprengt die opernhäuser in die luft!« Wer inhaltliche Innovation will, muss
auch die Systemfrage stellen – Teil 7 der Reihe Die Zukunft der Oper – die Oper der Zukunft 20_Porträt der dresdner Meistersinger Kaum jemand hat sich mit Wagners Musik weltweit so profiliert wie René Pape. Doch Grenzen kennt auch er 22_Kurz besprochen online-Kritiken Auszüge aus unseren tagesaktuellen Musiktheater-Rezensionen 24_opern-tipps Ausgewählt von unserem Experten Peter Krause Dezember 2014 concerti 17
fEUillEton
»sprengt die opernhäuser in die luft!« Wer inhaltliche innovation will, muss auch die systemfrage stellen – teil 7 der reihe die zuKunFt der oPer – die oPer der zuKunFt. Von Peter Krause
A
us der Ewigen Stadt tönt ein Menetekel. Am ehrwürdigen Opernhaus von Rom wurden die teuren Kollektive von Orchester und Chor entlassen. Zwar dürfen die auf die Straße gesetzten 184 Musiker künftig an ihre Wirkungsstätte zurückkehren, freilich dann als Tagelöhner, die dem Opernhaus als Selbstständige ihre Dienste anbieten. Umgehend hagelt es Kritik aus der Berliner Republik, die Intendanten der drei Opernhäuser der Hauptstadt 18 concerti Dezember 2014
fürchten eine fatale Signalwir- offene Diskussion über die kung weit über Italien hinaus Zukunft der Oper eher verhinund fordern, die Entscheidung dern. zu überdenken: „Denn Kunst braucht Sicherheit – der unver- Besitzstandswahrung reicht wechselbare Klang eines jeden nicht mehr länger großen Opernchores und -or- Hierzulande mögen wir von chesters ist das Resultat einer „italienischen Verhältnissen“ langen Aufbauarbeit, die nur zwar weit entfernt sein, doch unter sicheren sozialen Rah- auf vergleichbare Diskussiomenbedingungen geleistet nen wie im Mutterland der werden kann.“ Wie wohl die Oper werden sich die MusikSolidaritätsbekundung den theatermacher einstellen müsSeelen der betroffenen Künst- sen – und wird es dann noch lerinnen und Künstler auch tun reichen, sich darin auf Besitzmag, so dürfte sie doch eine standswahrung zu beschrän-
Fotos: Patric Leo, Pascal Victor
Ein Mozart-Wunder in höchster Reduktion: Peter Brooks Eine Zauberflöte 2011 beim Musikfest Bremen
ken? Braucht die Produktion dieser hochkomplexen Kunst wirklich an erster Stelle Sicherheit, um zu schönster Blüte heranzuwachsen? Oder dient womöglich gerade gewachsenes Risiko der Entstehung großer Kunst? Über Jahrhunderte war die Antwort hierzulande eindeutig. Das weltweit einmalige deutsche Stadttheater sorgte, erst feudal, dann föderalistisch finanziert, flächendeckend von Flensburg bis Freiburg für kulturelle Grundversorgung von Monteverdi bis Wagner: ein famoses, allerorts verfügbares Angebot für alle Menschen. Eine reichhaltig vorhandene Theaterprovinz garantierte gut ausgebildeten Künstlern ihren direkten Einstieg in die Karriere. Und die öffentlichen Geldgeber sahen im eigenen Theater die geistig-kulturelle Mitte des Gemeinwesens. Zwei Grundpfeiler befestigten es: Erstens ein festes Ensemble, das die persönliche Identifikation des Publikums mit seinem Theater sicherte. Und zweitens das Repertoiresystem als Produk tionsform wie als möglichst breites Angebot des Theaterkanons. Aber ist das Stadttheater und seine üppig alimentierte Spielart im Staatstheater noch das Maß aller Dinge? Der Maximierung von Qualität steht es mit seinem ständigen Wechsel von vielen kaum geprobten Wiederaufnahmen und immer wieder neuen Besetzungen auf der Bühne und im Orchestergraben prinzipiell entgegen. Das in West- und Südeuropa praktizierte Stagione-Prinzip hingegen sichert Spitzenergebnisse an jedem Abend: Denn in Holland oder Frankreich wird eine
Produktion perfekt geprobt und geht von der Premiere bis zur letzten Vorstellung in unveränderter Besetzung und Qualität über die Bühne. Frei vom Repertoirezwang Neues wagen
Bezieht man in die Kriterien von Qualität auch den Grad von inhaltlicher Innovation ein, dann fallen im deutschsprachigen Musiktheater eben jene Produzenten positiv auf, die ohne feste Ensembles und frei vom Repertoirezwang Neues wagen. Da hat sich das Theater an der Wien zum spannendsten Opernhaus der wichtigsten Musikmetropole Europas gemausert und überflügelt die traditionssatte Staatsoper. Da erweitert die Ruhrtriennale entschieden den musikthea tralischen Werkbegriff, bringt in den Industriekathedralen Unerhörtes zur Uraufführung. Da ist in den internationalen Koproduktionshäusern wie Kampnagel in Hamburg, aber auch vielen kleinen privaten Kammeroper-Kompagnien ein Musik- und Tanztheater zu erleben, das die Traditionshäuser umso älter aussehen lässt. Der Erfolg funktioniert mit schlanken Apparaten, guten Kontakten und manchmal leider auch prekären Beschäftigungsverhältnissen von selbstständigen Künstlern, dafür aber ohne die Beamtenmentalität mancher deutscher Opern orchester. Ob es ein Zufall ist, dass die beste Zauberflöte meines Lebens ganz ohne Orchester auskam? Peter Brooks am kleinen Pariser Théâtre des Bouffes du Nord gelungener Geniestreich Eine Zauberflöte kommt in seiner maximalen Reduktion und den opernhung-
rigen Nachwuchssängern seinem Mozart näher als staatstheatralischer Ausstattungspomp es je vermögen würde. Wenn der Berliner Senat irgendwann das Ensemble eines der drei großen Opernhäuser in die Selbstständigkeit entließe und daraus ein europäisch vernetztes Theater der international gastierenden Spitzenproduktionen mit Regiemarken wie Waltz, Wilson oder Fura dels Baus machte – würde unsere Kulturnation dann wirklich untergehen? Wenn Kulturpolitik künftig mehr als Sparpolitik sein will, kommt sie um die Systemfrage nicht herum. Muss maximale Vielfalt, das einst prägende Stadttheaterprofil, wirklich unter einem Dach hergestellt werden? Bedarf es nicht einer kulturpolitischen Vision für eine lebendige Szene in Form eines Gesamtplans? Der dann die ganze Breite von freien Spezialistengruppen für zeitgenössisches und barockes Musiktheater sowie Festivals bis zum Stadt- und Staatstheater umfasst? Der Subventionen gezielt in jene Bereiche lenkt, in denen qualifizierte künstlerische Profilbildung herrscht? Der dazu aber auch hartherzig jenen die Zuwendung entzieht, die nur noch den Mangel verwalten? Die oft geforderten Ziele der spartenübergreifenden Durchdringung, der Erschließung neuen Repertoires und neuer Räume, müssen ihre strukturellen Entsprechungen finden. Die Form muss wieder dem Inhalt folgen. Kunst braucht Freiheit. Die Opernhäuser in die Luft zu sprengen, wie Pierre Boulez 1967 forderte, wird dazu gar nicht nötig sein. Dezember 2014 concerti 19
portrÄt
der dresdner Meistersinger Kaum jemand hat sich mit Wagners Musik weltweit so profiliert wie renÉ PaPe. doch grenzen kennt auch er. Von Peter Ufer
Nicht mehr nur unterwegs sein: René Pape möchte endlich ankommen
20 concerti Dezember 2014
Der Sänger träumte von einem Ort, wo er zuhause sein kann
Doch es gibt nicht viele Dresdner Stunden in seinem Leben. Sein Jahr setzt sich nicht aus Achtstunden-Werktagen plus Wohnzimmer-Feierabend zusammen, sondern aus Partituren, Proben und Auftritten in Berlin, München, Salzburg, Wien, London, Paris, Mailand und New York. Und aus Abflugzeiten. „Das ist verdammt anstrengend“, sagt der große Mann, der locker als Möbelpacker durchgeht. Ankunft kennt der 50-Jährige nicht. Er gesteht vielmehr, dass er gern ankommen würde – endgültig ankommen in seiner Heimat.
Seine Karriere war und ist atemberaubend. 1994 sang er erstmals in Bayreuth, seit 1995 an der MET, 1997 im Royal Opera House in London, 1998 an der Opéra National de Paris. Und immer wieder Wagner. Seine erste Partie war die des Nachtwächters in den Meistersingern, es folgten fast alle anderen Basspartien Wagners. 2001 änderte sich manches. Pape gab in Paris den Phillip in Don Carlo, seine Spielpläne reichten fünf Jahre in die Zukunft, jede Minute getaktet, ausgebucht bis auf die Knochen. „Ich konnte plötzlich
Foto: Mathias botor / DG
A
m 9. November sang René Pape in Berlin zum 25-jährigen Jubiläum des Mauerfalls: Beethovens 9. Sinfonie als Nationalhymne für die Einheit. Ein erfüllter Wunschtraum für einen Sachsen, Jahrgang 1964. Als Kruzianer hatte er im Schloss Pillnitz bei Dresden gesungen, aber dass er einmal ganz in der Nähe neben dem kurfürstlichen Anwesen leben sollte, das war unvorstellbar. Vor den großen Fenstern der Villa zieht die Elbe ihre Bahn. Der Sänger genießt jede einzelne Stunde in seinem Haus.
Zunächst bekam der Dresdner mit 24 Jahren ein Engagement an der Staatsoper Unter den Linden in Berlin. Endlich raus aus der Enge, dachte er. Heute sagt er, jede Stadt besitze ihre Vorzüge und Nachteile. Große Städte wie Berlin pulsieren, aber sie wirken oft auch unangenehm gereizt. Genau wie New York. Das sei cool, schnell, offen, aber auch extrem kurzatmig. Die New Yorker verehren den Dresdner wie einen Popstar. Als einziger Deutscher erhielt er in den USA die Auszeichnung „Vocalist of the Year“ und wurde „Mastersinger of the MET“. Wenn er in der Nähe der Metropolitan Opera in ein Restaurant geht, stehen die Gäste auf und klatschen.
nicht mehr, brauchte dringend Ruhe, ging für zwei Wochen in die Klinik. Heute nennt man so etwas Burnout“, sagt Pape, der zu jenen Menschen gehört, die nicht Nein sagen konnten und dabei vergaß, dass sie zwischen Zeitzonen, Premieren und Beifall auch mal einen Ruhepunkt brauchen. Das hatte er vergessen oder genauer gesagt, er hatte es nicht gewusst und vor allem lange nicht gemerkt. Spätestens da begann er von einem Ort zu träumen, wo er Kraft schöpfen kann, Zeit findet, wo Berge in der Nähe sind und Wasser. Er bekam eine Ahnung davon, dass dieser Ort nur in Dresden sein kann. Ging auf die Suche und fand sein Hosterwitzer Refugium, 2007 kaufte er die Villa an der Elbe. So gehen Lebensläufe.
Im Foyer seines Hauses hängt ein Stich vonAugust III., und eine Büste Wagners steht da. In den Boden ließ der Sänger Buchstaben einsetzen, die einen Satz ergeben: Zum Raum wird hier die Zeit. So antwortet Gurnemanz Parsifal, als der sagt: „Ich schreite kaum, noch wähn‘ ich mich schon weit.“ Pape kommt immer wieder auf Wagner zurück, den Mann, der die längste Zeit seines Lebens in Dresden verbrachte, der hier zum großen Opernkomponisten wurde, die Stadt liebte und hasste und am Ende auf die Barrikaden ging, bis er per Steckbrief gesucht wurde und nach Bayern flüchtete. Ruhe fand er nur an der Elbe, wenn er mit seiner Frau und dem Hund spazieren ging. Hier findet die Zeit ihren Raum.
Konzert & opern-TIPPs
Berlin Sa. 27.12., 19:00 Uhr Staatsoper im Schiller Theater Mozart: Zauberflöte. Seabstian Weigle (Leitung), August Everding (Inszenierung) So. 22.2.2015, 18:00 Uhr Staatsoper im Schiller Theater Verdi: Macbeth Dresden Fr. 13.2. & Sa. 14.2.2015, 20:00 Uhr Semperoper Rossini: Stabat mater. Solisten, Sächsischer Staatsopernchor & Staatskapelle Dresden, Myung-Whun Chung (Leitung)
So. 26.4.2015, 18:00 Uhr Kreuzkirche Beethoven: Missa solemnis. Solisten, MDR Rundfunkchor, Dresdner Philharmonie, Sebastian Weigle (Leitung) Dortmund Fr. 29.5.2015, 20:00 Uhr Konzerthaus René Pape (Bass), Camillo Radicke (Klavier). Werke von Beethoven, Dvořák, Quilter & Mussorgsky München Mo. 15.6., Mi. 17.6. & Sa. 20.6.2015, 19:00 Uhr Bayerische Staatsoper Mozart: Die Zauberflöte. Asher Fisch (Leitung), August Everding (Regie)
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Kurz Besprochen
Online-Kritiken Auszüge aus unseren tagesaktuellen Musiktheater-Rezensionen. Weitere finden Sie unter: www.concerti.de/oper
Bonn 26.10.2014
Köln 2.11.2014
Im Spiegel des Brackwassers
Jeanne d’Hollywood reißt Abgründe auf
Gallert-Ozean der gedämpften Visionen
Korngold: Die tote Stadt Theater Chemnitz. Frank Beermann (Leitung), Helen Malkowsky (Regie) Weitere Termine: 16.12., 18.1.15, 27.3.15 & 6.4.15
Verdi: Giovanna d’Arco Theater Bonn. Will Humburg (Leitung), fettFilm (Regie & Bühne), Jacquelyn Wagner, George Oniani u. a. Weitere Termine: 5., 7. & 11.12., 7., 11. & 17.1.15
Glanert: Solaris Oper Köln. Lothar Zagrosek (Leitung), Patrick Kinmonth (Regie), Nikolay Borchev, Aoife Miskelly, Bjarni Thor Kristinsson
oper Wie illuster die Farben leuchten, wie differenziert der GMD sein Orchester die fast schon überins trumentierte Partitur sprechen lässt, hat etwas Grandioses. Im Spannungsfeld zwischen veristischer Hyperpsychologisierung und impressionistischer Klangmalerei scheint sich die Robert-SchumannPhilharmonie besonders wohl zu fühlen. Frank Beermann gibt Korngold seine Ehre wieder – als wirklich brillanter Orchesterkomponist. Dessen spätere Erfolge in der Filmmusik Hollywoods hatten lange darüber hinweggetäuscht, dass er in seinen frühen, durch seine Emigration jäh abgebrochenen Blütejahren ein epigonaler Theatermann war. Helen Malkowsky zieht sich mit ihrer Inszenierung weit zurück, erzählt die Traumdeutungsgeschichte in düsteren Bildern, ganz entschieden am Libretto entlang. (CS)
oper Verdis erste Beschäftigung mit Schillers Dramatik hat es wahrhaft in sich. Für die gewaltigen Konflikte, die in dem Mädchen Giovanna brodeln, hat er eine Musik geschrieben, die deutlich der Belcanto-Welt verpflichtet ist und doch voller Experimente steckt. Will Humburg und das vorzüglich disponierte Beethoven Orchester modellieren diese Besonderheiten wie selbstverständlich heraus. Dem als fettFilm bekannten Duo, das hauptberuflich Videofilme für Opern inszenierungen anderer Regisseure produziert und dessen Bühnengestaltung hier durchaus frappiert, fehlt es bei der ersten eigenen Regiearbeit freilich noch an handwerklichem Know-how. Dafür singt Jacquelyn Wagner die Titelrolle schlank, ernst und unforciert mädchenhaft, sie überdramatisiert nie, reißt dennoch Abgründe auf. (AF)
oper Detlev Glanerts elfte Oper basiert auf Stanislaw Lems Roman aus dem Jahr 1961: Der titelgebende Planet Solaris wird von einer Art Gallert-Ozean beherrscht, einem Riesengehirn, das Lebewesen entstehen und vergehen lässt. Die intelligente Masse benutzt die Besatzung einer Forschungsstation als Spielmaterial, konfrontiert die Menschen mit ihren Sehnsüchten und Traumata. Glanert hat dafür eine dunkel tastende, oft kammermusikalisch reduzierte Musik mit wenig Tempowechseln geschrieben, die eine fast narkotische Sogwirkung entfaltet. Während Altmeister Lothar Zagrosek mit dem GürzenichOrchester im Graben einen fein ausdifferenzierten großen Bogen spannt, scheitert Patrick Kinmonth auf der Bühne, einer glänzenden Wasserfläche, auf denkbar hohem Niveau – mit großer Eleganz. (AF)
22 concerti Dezember 2014
Fotos: Dieter Wuschanski, Thilo Beu, Bernd Uhlig
Chemnitz 25.10.2014
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OPERN-Tipps Ausgewählt von unserem Experten Peter Krause
paris so. 21.12.2014
Wienerisch wilder als in Wien
Strauß: Die Fledermaus Opéra Comique Paris. Marc Minkowski (Leitung), Ivan Alexandre (Inszenierung) Weitere Termine: 23., 25., 28. & 30.12., 1.1.15
Inspiration für Strauß: Dirigent Marc Minkowski 24 concerti Dezember 2014
Metamorphosis: spirituelle Verwandlung mit den Mitteln des Tanzes hamburg mi. 17.12.2014
Tanzender Kosmos tanztheater Choreographische Weltstars und
die Danskompanie aus Göteborg
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ür den „Spiegel“ ist der Belgier Sidi Larbi Cherkaoui „der derzeit wohl begehrteste Choreograph der Welt“. Er kenne „keine Grenzen zwischen Kitsch und Avantgarde, zwischen Pina Bausch und Hollywood“. Die Danskompanie aus Göteborg bringt seine Schöpfung Noetic nun endlich auch nach Deutschland. In ihr spürt er der Schönheit eines kosmischen Ordnungsgedankens nach, der sich in den Körpern seiner Tänzer wie in den geometrischen Stahlgebilden des Bildenden Künstlers Antony Gormley spiegelt und durch einen traditionellen japani-
schen Live-Perkussionisten intensiviert wird. Auch seinem Kollegen Saburo Teshigawara, einem weiteren Weltstar des Tanzes, geht es um die uralte Suche nach Spiritualität im Tanz. In Metamorphosis findet er so schöne wie bedrohliche Bilder: eine Landschaft aus Körpern in Bewegung, die in ihrer an- und abschwellenden Dynamik als Tableau für das Leben an sich gedeutet werden kann. Spirit – Noetic & Metamor phosis Kampnagel Hamburg. Sidi Larbi Cherkaoui / Saburo Teshigawara (Choreographie) Weitere Termine: 18., 19. & 20.12.
Fotos: Marco Borggreve, Bengt Wanselius, Hofmann, Tanja Niemann
operette Bizets Carmen feierte 1875 hier ihre Uraufführung – heute ist an diesem Ort das frechste Musiktheater der französischen Hauptstadt zu erleben. Die Opéra Comique, schon 1714 unter Ludwig XIV. gegründet, ist viel mehr als die kleine witzige Schwester der beiden großen Opernhäuser von Paris. Zu Weihnachten entführen Maestro Marc Minkowski und Regisseur Ivan Alexandre die Mutter aller Operetten von Wien ins zweite Mekka der Operette. Wienerischer und wilder als in Wien soll es in Paris in dieser Fledermaus zugehen – und auch satirischer mit gehörig unverschämten Seitenhieben.
aaChen 7.12.2014
Weitere tipps
ganz großes Kino oPer Komponist Charles Wuorinen verlegt den
Film Brokeback Mountain ins Opernhaus
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ür Gerard Mortier war es der letzte Triumph vor seinem viel zu frühen Tod: Am Teatro Real in Madrid, wo man ihm kurz zuvor ganz unfein seinen Intendantensessel weggezogen hatte, feierte Brokeback Mountain als Oper seine fulminante Uraufführung. Die FAZ befand, die Oper komme „den Figuren näher als der Film von Ang Lee – und wird darüber selbst ganz großes Kino“ und verglich die emotionale Wucht dieser verzweifelten, verbotenen Liebe eines Ran-
chers aus Wyoming und eines Rodeoreiters aus Texas sogar mit den größten Geschichten klassischer Liebespaare wie Romeo und Julia oder Tristan und Isolde. Den ganz eigenen Blick des amerikanischen Komponisten Charles Wuorinen auf Erzählung und Film bringt nun das Theater Aachen zur deutschen Erstaufführung. Wuorinen: Brokeback Mountain Theater Aachen. Kazem Abdullah (Leitung), Ludger Engels (Inszenierung) Weitere termine: 12., 21. & 27.12., 4., 11., 14. & 22.1.15
düsterer verführer oPer Voller Erkenntnishunger wagt sich Krzysztof
Warlikowski an Mozarts »Oper aller Opern«
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Mozart: don giovanni La Monnaie brüssel. Ludovic Morloc (Leitung), Krzysztof Warlikowski (Inszen.) Weitere termine: 4., 7., 9., 11., 14., 16., 18., 20., 23., 26., 28. & 30.12.
das scHWarze Blut sa. 29.11., 19:30 uhr großes Haus Uraufführung von François Fayt nach Louis Guilloux‘ 1935 erschienenem roman um den Philosophielehrer Cripure london
tristan und isolde
Fr. 5.12., 17:00 uhr covent garden Nina Stemme, die beste Hochdramatische der Gegenwart, singt Isolde, Steven Gould den Tristan, Antonio Pappano dirigiert Mailand
BrÜssel DI. 2.12.2014
uch mit Anfang 50 gehört Krzysztof Warlikowski noch zu den jungen Wilden, den verzweifelt Suchenden der Regie, die in den Klassikern verblüffende Schichten freizulegen vermögen. Einst Assistent von Peter Brook geht der Pole an seine Inszenierungen von Shakespeare, Strauss und Tschaikowsky nicht mit Zerstörungswut, sondern mit Erkenntnishunger. Seine Sicht auf Die Frau ohne Schatten,
erFurt
mit der Kirill Petrenko in München seinen Einstand gab, war wunderbar vielschichtig. In Brüssel wagt sich Warlikowski nun an die „Oper aller Opern“: Sein Don Giovanni soll ein düster verzweifelter Verführer werden.
Fidelio so. 7.12., 18:00 uhr teatro alla scala Der eine kommt, der andere geht: Daniel barenboim, scheidender Musikchef der Scala, dirigiert den Einstand des neuen KurzzeitIntendanten Alexander Pereira HaMBurg
naPoli so. 7.12., 18:00 uhr staatsoper John Neumeiers Kronprinz Lloyd riggins choreographiert das große romantische ballett von August bournonville neu dresden
KönigsKinder Fr. 19.12., 19:00 uhr semperoper Nicht Hänsel und Gretel – Humperdincks andere, ernste Märchenoper, inszeniert die Niederländerin Jetske Mijnssen
Krzysztof Warlikowski legt verblüffende Tiefenschichten frei
Weitere Tipps, Termine, Tickets und mehr: www.concerti.de
die rezension zum tipp: über alle Premieren mit diesem zeichen berichten wir tagesaktuell. Sie finden diese und weitere Kritiken online: www.concerti.de/oper Dezember 2014 concerti 25
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dorTMUnd 11.12.2014
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Pierre-lAUrenT AiMArd Mehr auf Seite 10 concerti 12.14 West 1
POrträt
»Universalität ist wichtig« Beim Pianisten Alexander Melnikov kamen Glück und Talent zusammen. Von Christian Schmidt
J
a, ich habe unglaublich viel Glück gehabt.“ Alexander Melnikovs Ehrlichkeit ist beeindruckend. Der 41-jährige Russe mit den warmen braunen Augen hat kein Problem damit zuzugeben, dass es eben nicht nur darauf ankommt, talentiert zu sein. Melnikov kam eher über die Kammermusik zu Ehren: Seitdem er mit der Geigerin Isabelle Faust ein festes Duo bildet, öffnete er sich auf diesem Weg die Saaltüren zu den großen Konzertpodien dieser Welt. Denn die Faust brachte in die musikalische Beziehung die Verbindung zum Label harmonia mundi ein; postwendend wurde die Gesamteinspielung sämtlicher Beethoven-Violinsonaten als Referenzaufnahme mit dem Gramophone Award und dem ECHO Klassik 2010 ausgezeichnet. In keiner Schublade: Vielfalt und Abwechslung
„Universalität ist wichtig“, sagt Melnikov gern, „wenn Sie als Pianist immer nur die großen Schinken auf Wettbewerben spielen, fehlt Ihnen das breite Repertoire für die Konzertsäle.“ Melnikov weiß, dass diese Meinung nicht alle seine Kollegen teilen, aber seine Erfahrung lehrt, dass es nicht nur den einen Weg gibt. „Ich hatte nie Angst vor der Kammermusik und der Schublade, in die man 2 West concerti 12.14
Nicht nur als Partner in der Kammermusik gefragt: Alexander Melnikov
dann vielleicht gesteckt wird“, beschreibt Melnikov das Glück, dass er sich vor Angeboten kaum retten kann. Die Breite seines Repertoires spiegelt sich in seinen Konzer-
ten. Wohl kaum ein anderer Pianist wäre in der Lage, in kurzer Zeit so unterschiedliche Programme zu spielen. Da kommt es schon mal vor, dass er erst Schostakowitschs Dop-
pelkonzert für Trompete, Klavier und Orchester und drei Tage später die Harmonies poé tiques et religieuses von Franz Liszt spielt.
Foto: Molina Visuals
Ein großes Sendungsbewusst sein – aber ohne Eitelkeit
Beim RIAS Kammerchor setzt er sich gar als Begleiter ans Harmonium. Es ist nicht nur die uneitle Art, die Melnikov so sympathisch macht, sondern ein echtes Sendungsbewusstsein. Diese Art von musikalischer Missionierung ist Melnikov auch wirklich wichtig: „Wir leben in einer Krisenzeit, das Niveau der Programme sinkt kontinuierlich. Wenn Sie heutige Programme mit denen von 1950 vergleichen, fällt Ihnen der Unterschied schnell ins Auge.“ Die Frage stellt sich der russische Pianist, der von Nationalschulen nichts wissen will, immer wieder: Wie kann ein integrer Musiker die Pflicht erfüllen, dem kulturellen Verfall entgegenzuwirken? Und was braucht ein Publikum heute: Entspannung, Belebung, Unterhaltung? Oder doch etwas anderes? „Noch 2007 hatte ich gar nicht viel Lust, Konzerte zu spielen. Es wird ja auch immer erwartet, dass man auswendig spielt, da habe ich noch heute Versagensängste“, gibt Melnikov gern zu. Manchmal legt er sich dann noch die Noten in den Flügel, „aber nur, wenn sie nicht stören“. In der historischen Aufführungspraxis spielt man grundsätzlich nicht auswendig, was Melnikovs Affinität zur Alten Musik entgegenkommt. Preise gewinnt er aber vor allem mit der klassischen Moderne. Die Aufnahme der Präludien und Fugen von Schostako-
witsch wurde vom BBC Music Magazine unter die „50 größten Aufnahmen aller Zeiten“ gewählt. Auch sein jüngster Schostakowitsch, eben jenes Doppelkonzert mit Trompete, erhielt den Choc de classica 2012. Die Antwort auf die Frage nach Schostakowitschs politischer Bedeutung ist dann aber wieder ganz melnikovisch: „Eigentlich können wir das gar nicht genau wissen. Und die reine Musik ist interessant genug.“ Konzert-TIPPs
Essen Di. 9.12., 20:00 Uhr Philharmonie (Alfried Krupp Saal) Alexander Melnikov (Hammerflügel), Susanne Kaiser (Flöte), Ann-Kathrin Brüggemann (Oboe), Javier Zafra (Fagott), Bart Aerbeydt (Horn), Gottfried von der Goltz (Violine & Leitung), Freiburger Barockorchester. Werke von Mozart Bonn So. 25.1.2015, 19:30 Uhr BeethovenHaus Jean-Guihen Queyras (Violoncello), Alexander Melnikov (Klavier). Werke von Beethoven, Schostakowitsch u. a. Lörrach Mi. 28.1.2015, 20:00 Uhr Burghof Alexander Melnikov (Klavier). Werke von Schubert, Brahms & Schostakowitsch CD-Tipp
Beethoven: Cellosonaten Nr. 1-5 und Variationen für Cello & Klavier op. 66, WoO. 45, WoO. 46 Jean-Guihen Queyras (Violoncello) Alexander Melnikov (Klavier) harmonia mundi online-Tipp
Alexander Melnikov spricht über Chopin Das Video sowie weitere Konzerte auf: www.concerti.de/melnikov
interview
Einmal Freiheit und zur端ck: Piotr Anderszewski konzertiert wieder
»ich weiß nicht, wer ich bin!« der polnische Pianist PioTr AndersZeWski spricht über sein sabbatical, die risiken der rückkehr und Heimatgefühle. Von Ninja AnderlohrHepp
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iotr Anderszewski ist zurück – und nachdenklich wie immer. Wir treffen uns zum Interview in der Bar des Design-Hotels SIDE in Hamburg, und die kahle Betonstruktur wird zur Leinwand für die Ausführungen des nach seiner Auszeit völlig problemlos wieder auf die Bühnen zurückgekehrten Pianisten.
Foto: K. Miura
In Ihrem letzten concerti Interview im Oktober 2010 haben Sie Ihr Sabbatical angekündigt. Stellen Sie sich einmal vor, dass jemand in der Zwischenzeit ein großer Fan klassischer Musik geworden ist, von Ihnen aber noch nichts gehört hat. Wie würden Sie ihm erklären, wer Sie sind, was Sie tun und was Ihre Ziele sind?
Das ist sehr schwierig. Wer ich bin? Um das zu beantworten, bräuchte ich ein ganzes Leben! Ich weiß nicht, wer ich bin! Und was ich mache? Ich versuche, ein guter Interpret von Musik zu sein. Das heißt für mich, zu versuchen, die Ideen, die Komponisten zu Papier bringen, in Klänge zu übersetzen und einem Publikum begreifbar zu machen. Somit sind meine Arbeit und meine Ziele eigentlich eins.
Im Interview sagten Sie damals auch, dass Ihre Zielsetzung während Ihrer Auszeit sei, wieder »Musik zu machen ohne ein bestimmtes Ziel vor Augen« ...
Was ich damit meinte, war, zu arbeiten, ohne auf das nächste Konzert hinzuarbeiten. Das habe ich während des Sabbaticals leider wenig umsetzen können, obwohl ich mir einige Zeit richtig freigenommen habe! Es waren nur eineinhalb Jahre und die sind so schnell vorübergegangen – ich musste mir sehr früh wieder Gedanken machen über Konzertprogramme für ganz konkrete Konzerte, bestimmte Häuser, und damit habe ich meinen Effizienz-Modus von ganz alleine wieder angeschaltet. Ich glaube, ich bräuchte drei ganze Jahre, um ein wirkliches Sabbatical zu haben. Dann besteht aber das Risiko, dass man nicht zurückkommt. Worin genau sehen Sie da die Risiken?
Die Schwierigkeit besteht darin, den Druck wieder aufzubauen. Das Musikerleben ist ein Leben unter konstantem Druck. Für einige Monate habe ich diesen Druck tatsächlich von mir abfallen gefühlt, und es war für
mich sehr schwer, ihn in der Zeit vor meiner Rückkehr auf die Bühne für mich selbst wieder zu etablieren. Ich denke, dass es zum Beispiel nach drei Jahren sehr schwer sein würde, in die alten Bahnen zurückzufinden, und ich fürchte, ich würde den Weg aus den Augen verlieren. Haben Sie diese »freie« Zeit denn genießen können?
Sehr! Ich habe sie aber nur genießen können, weil ich wusste, dass ich schon Konzerttermine im Kalender stehen hatte und meine Rückkehr geplant war. Das ist gänzlich verschieden zu einem völlig freien LezUr PersOn
Globetrotter: Piotr Anderszewski ist polnisch-ungarischer Abstammung, wurde 1969 in Warschau geboren und studierte in seiner Heimatstadt, in Frankreich und Kalifornien. 1991 gab er sein Debüt in der londoner Wigmore Hall. Seitdem ist er weltweit als Pianist gefragt, u.a. im Wiener Konzerthaus, in der Berliner Philharmonie, der Züricher Tonhalle oder der Carnegie Hall in new York.
concerti 12.14 West 5
Interview
ben, beim dem man nicht weiß, was der morgige Tag bringt. Ich weiß nicht, wie sich das für mich anfühlen oder was es mit mir machen würde. Aber es ist natürlich eine verführerische Vorstellung. Gibt es für Sie denn eine Alternative zum Pianisten dasein, den berühmten »Plan B«?
Wäre das ein Grund für Sie, Ihre Karriere zu beenden?
Natürlich nicht – es gibt so viele schöne Momente. Manchmal frage ich mich allerdings, wie lange ich dieses Leben führen kann und möchte. Auf der an6 West concerti 12.14
deren Seite ist es aber fast wie eine Sucht nach Adrenalin, als wäre man auf Droge. Während meines Sabbaticals war ich sozusagen „clean“, und das war eine schöne Erfahrung.
»Das Musikerleben ist ein Leben unter konstantem Druck« Der Geiger Vadim Repin sagte vor kurzem, dass die Geige »das Spielzeug seines Lebens« sei. In aller Ernsthaftigkeit: Könnten Sie das Gleiche über das Klavier sagen?
per, zu dem ich als solchem keinen Bezug habe. Mein Spielzeug wäre vielmehr die Musik an sich! Für mich stellen sich die Fragen: Wie entsteht aus den unterschiedlichen Informationen des Notentextes und meiner Interpretation ein homogenes Ganzes? Wie organisiere ich dieses Ganze im Konzert oder für eine CD-Aufnahme? Mit allen Möglichkeiten zu jonglieren, das ist für mich Spielen mit Musik! Das klingt sehr intuitiv ...
Als erstes kommt immer die Intuition ... und als letztes auch ... und dazwischen wird gearbeitet! (lacht) Wenn ich mich Das Klavier wäre schon ein mit einem neuen Stück auseisehr großes Spielzeug! (lacht) nandersetze, steht das immer Geiger können ihr Instrument in Zusammenhang mit meinen überall mit hinnehmen und aktuellen Lebensumständen: entwickeln eine sehr intime Wer bin ich heute, wo bin ich Beziehung zu ihm. Für mich gerade. Man begibt sich auf ist das Klavier ein Fremdkör- unbekannte Pfade und verliert
Foto: MG de Saint Venant licenced to Virgin Classics
Ich habe viele Interessen in meinem Leben. Aber Interesse ist das eine, Beruf das andere. Einer Sache professionell nachzugehen, bedeutet für mich, effizient zu sein, Dinge auch dann zu tun, wenn man keine Lust darauf hat – aber so ist das ja in jedem Job! Ich schreibe sehr gerne. Aber als Broterwerb? Das wäre ein ganz anderer Lebensstil. Ich glaube, als Schriftsteller ist man für sich, man arbeitet zu Hause, hat mehr Beständigkeit, kann Freundschaften und Beziehungen eher aufbauen als in diesem Zustand konstanten Reisens. Denn das ist es, was einen als Musiker einsam macht: Man trifft zwar unglaublich viele Menschen, aber es kommt immer der Moment, in dem einen die Einsamkeit einholt: Wenn du alleine in deinem Hotelzimmer sitzt und niemand da ist, mit dem du reden kannst. Dann bist du ganz allein. Dieser harte Kontrast ist schrecklich – vor allem, weil man sich den Zeitpunkt des Alleinseins nicht selbst aussuchen kann.
Künstlerleben: Manchmal stört Piotr Anderszewski die Einsamkeit seines Berufes
sich in den Details, nur um am Schluss meist zum ersten, ganz intuitiven Gedanken zurückzukehren, der durch das Arbeiten jedoch um viele Aspekte bereichert ist. Wirkt für Sie Ihr Konzert kalender da als Strukturgeber?
Überhaupt nicht. Eine der Schwierigkeiten dieses Berufs ist ja, mit den unterschiedlichsten Aufgaben und Anforderungen klarzukommen. Heute gebe ich ein Kammerkonzert, muss gleichzeitig jedoch ein neues Stück für nächsten Monat vorbereiten. Und dann soll ich auch noch ein Programm zusammenstellen, das ich in einem Jahr spielen möchte. Man muss mit seinen Gedanken zur gleichen Zeit an vielen verschiedenen Orten sein. Würden Sie sich dann selbst als Multitasker bezeichnen?
In diesem Beruf muss man das sein! Ich glaube, manche haben das einfach im Blut – aber ich von Natur aus nicht. Wahrscheinlich spreche ich deshalb überhaupt darüber. Jemand, für den Multitasking Normalität ist, macht sich darüber sicherlich keine Gedanken! Für mich ist das nicht so einfach. Eigentlich würde ich mich gerne nur auf eine Sache konzentrieren und diese dann von vorne bis hinten richtig machen.
dem Flugzeug! Es hängt immer absolut davon ab, was ich zu tun habe: Muss ich üben? Wie hoch ist mein Stresslevel? Was muss ich organisieren? In Lissa bon habe ich mehr Zeit für mich, ich laufe manchmal einfach durch die Stadt und genieße die Ziellosigkeit. In Paris würde ich das nie machen – ich mag die Stadt auch nicht wirklich.
So wie bei CD-Aufnahmen...
Ich suche seit 20 Jahren ein Zuhause! Lissabon ist der Ort, den ich mir selbst als Zuhause ohne logische Überlegung ausgesucht habe. Die Stadt ist für mich mein Ruhepunkt, ein Ort der Einsamkeit, Nostalgie, Introspektive und Selbstreflektion. London ist das Zuhause, wo für mich musikalisch alles anfing und das ich mit echten und langjährigen engen Freundschaf ten verbinde. Und New York ist das Zuhause, wo ich am glück lichsten bin. Ich glaube, ich könnte einen sehr sehr subjektiven Reiseführer schreiben! (lacht)
Genau! Eine Aufnahme gibt mir die Möglichkeit, meinem Klangideal so nah wie möglich zu kommen. Die Auswahl der Stücke, der Flügel, die zahllosen Wiederholungen, die man machen kann – all das trägt zum idealen Ergebnis bei. Im Konzert hat man genau eine Chance, das zu erreichen. Alles ist abhängig vom eigenen Gefühl, von der Reaktion des Publikums.
»Als erstes kommt immer die Intuition ... und als letztes auch ... « Wir sprachen bereits über das »heute hier, morgen dort«Gefühl als Musiker. Sie sind viel umgezogen in den letzten Jahren und leben derzeit in Paris und Lissabon. Beein flussen Sie die unterschied lichen Mentalitäten verschiedener Länder?
So sehr, dass ich mich manchmal absolut verloren fühle! (lacht) Wie ich anfangs sagte: Ich weiß nicht, wer ich bin! Ich führe drei oder mehr Leben zwischen Paris, Lissabon und
Hat der Begriff »Zuhause« für Sie dann überhaupt eine Bedeutung?
Konzert-TIPPs
Stuttgart Mi. 17.12., 20:00 Uhr Liederhalle (Beethoven-Saal) Piotr Anderszewski (Klavier). Bach: Englische Suiten Nr. 1 BWV 806, Nr. 6 BWV 811 u. a. Heidelberg Di. 24.3.2015, 19:30 Uhr Kongresshaus Stadthalle Piotr Anderszewski (Klavier). Werke von Bach, Beethoven & Schumann CD-Tipp
Bach: Englische Suiten Nr. 1, 3 & 5 BWV 806, 808 & 810 Piotr Anderszewski (Klavier) Warner Classics concerti 12.14 West 7
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TERMIN-TIPPS Das Klassikprogramm im Dezember
TIPP
Pierre-lAUrenT AiMArd sa. 13.12.2014, 19:00 Uhr Festspielhaus Baden-Baden Pierre-Laurent Aimard (Klavier), Deutsches Symphonie-Orchester Berlin, Christoph Eschenbach (Leitung). Dvořák: Ouvertüre A-Dur op. 92 „Karneval“, Klavierkonzert gMoll op. 33 & Sinfonie Nr. 9 e-Moll op. 95 „Aus der Neuen Welt“ Sein Großvater war ein berühmter Saucenkünstler – Pierre-Laurent Aimard kocht eher „extrem einfach“.
so. 14.12.2014, 11:00 Uhr Festspielhaus Quatuor Ardeo. Mozart: Streichquartett Nr. 15 d-Moll KV 421, Schubert: Streichquartett d-Moll „Tod und das Mädchen“
BieleFeld Fr. 5.12.2014, 20:00 Uhr rudolf-oetker-Halle Salut Salon. Werke von Piazzolla u. a. Fr. 12.12.2014, 20:00 Uhr rudolf-oetker-Halle Ein Winter auf Mallorca. Vladimir Mogilevsky (Klavier), Stefania Adomeit (Regie & Erzählung). Werke von Chopin
Bonn Mo. 8.12.2014, 20:00 Uhr villa Prieger Mariska van der Sande (Flöte), Keita Yamamoto (Oboe), Mareike Neumann (Violine), Markus Fassbender (Violoncello), Roderick Shaw (Cembalo). Werke der Familie Bach 10 West concerti 12.14
di. 16.12.2014, 19:00 Uhr Beethovenhalle Viviane Hagner (Violine), Nicole Hagner (Klavier), Beethoven Orchester Bonn, Stefan Blunier (Leitung). Beethoven: Violinromanzen Nr. 1 G-Dur op. 40 & Nr. 2 F-Dur op. 50, Violinsonate A-Dur op. 47 „Kreutzer-Sonate“, Sinfonie Nr. 2 D-Dur op. 36 u. a. so. 21.12.2014, 11:00 Uhr Beethovenhalle Bach: Weihnachtsoratorium. VokalEnsemble Köln, Beethoven Orchester Bonn, Stefan Blunier (Dirigent). Kantaten I-III & VI di. 23.12.2014, 18:30 Uhr kreuzkirche Bernd Fritz (Trompete), VOX BONA, Beethoven Orchester Bonn, Stefan Blunier (Leitung). Werke von Sammartini, Respighi, Jacobi, Torelli u a.
BrAUnsCHWeiG sa. 6.12.2014, 20:00 Uhr staatstheater (Großes Haus) Piazzolla: María de Buenos Aires (Premiere). Johanna Motter (Leitung), Philipp Kochheim (Regie)
dorTMUnd Mi. 3.12.2014, 19:00 Uhr konzerthaus The Danish String Quartet, Sebastian Manz (Klarinette), Lars Olaf Schaper (Kontrabass), Martin Klett (Klavier), Guido Jöris (Schlagzeug). Denisov: Klarinettensonate, Debussy: Première Rhapsodie, Weber: Klarinettenquintett B-Dur op. 34, Penderecki: Drei Miniaturen, Gershwin/Manz: Promenade & We definitely got some crazy fucking rhythm Fr. 5.12.2014, 20:00 Uhr konzerthaus Edita Gruberová (Sopran), Dortmunder Philharmoniker, Peter Valentovic (Leitung). Werke von Donizetti di. 9.12.2014, 20:00 Uhr konzerthaus Alexander Romanowsky (Klavier), Dortmunder Philharmoniker, Nicholas Milton (Leitung). Rachmaninow: Klavierkonzert Nr. 3 d-Moll op. 30, Tschaikowsky: Sinfonie Nr. 6 h-Moll op. 74
TIPP
so. 21.12.2014, 17:00 Uhr st. Martini-kirche Bach: Weihnachtsoratorium. Amsterdam Baroque Orchestra & Choir, Ton Koopman (Leitung). Kantaten I-III & VI
BreMen sa. 20.12.2014, 20:00 Uhr Glocke Truls Mørk (Violoncello), NDR Sinfonieorchester, Krzysztof Urbański (Leitung). Beethoven: Ouvertüre zu „Coriolan“, Dvořák: Violoncellokonzert h-Moll, Lutosławski: Konzert für Orchester Fr. 26.12.2014, 20:00 Uhr Glocke Ein Winter auf Mallorca. Vladimir Mogilevsky (Klavier), Stefania Adomeit (Regie & Erzählung). Werke von Chopin
dArMsTAdT do. 11.12.2014, 20:00 Uhr staatstheater (Großes Haus) Christiane Karg (Sopran), Joseph Middleton (Klavier). Werke von Strauss
vAler sABAdUs do. 11.12.2014, 20:00 Uhr konzerthaus dortmund
Bach: Weihnachtsoratorium. Valer Sabadus (Countertenor), Terry Wey (Countertenor), Werner Güra (Tenor), Matthias Goerne (Bass), Julia Schröder (Leitung), Deutscher Kammerchor, Kammerorchester Basel. Kantaten I, II, V & VI
Sein Musiklehrer wollte ihm das Singen im Falsett abgewöhnen, doch Mama Barna-Sabadus war anderer Meinung: Heute zählt Sohn Valer zur Elite der Countertenöre.
Fotos: Felix Broede (2), Uwe Arens/Sony Classical
BAden-BAden
di. 16.12.2014, 20:00 Uhr konzerthaus Salut Salon. Werke von Bach, Corelli, Brahms, Piazzolla u. a.
dUisBUrG Fr. 5.12.2014, 19:00 Uhr Theater am Marientor Jung-Eun Lee (Klavier), Henri Sigfridsson (Klavier). Mozart: Sonate B-Dur KV 333, Rachmaninow: Sonate Nr. 2 b-Moll op. 36, Bach: Französische Suite Nr. 3 h-Moll BWV 814, Liszt: Ungarische Rhapsodie Nr. 12 cis-Moll S 244/12, Strawinsky: Drei Sätze aus „Petruschka“ di. 9.12.2014, 19:30 Uhr Folkwang Universität (kleiner konzertsaal) Evgeni Bozhanov (Klavier). Werke von Chopin, Ravel & Liszt di. 9.12.2014, 20:00 Uhr Haniel Akademie (Auditorium) Clair-Obscur. Dubra: Lux Aeterna, Glasunow: Saxophonquartett B-Dur op. 109, Bouvard: Noël, Glass: Company, Piazzolla: Suite del Angel, Traditional/Canetti: A Christmas Jazz Suite sa. 20.12.2014, 15:00 Uhr Theater (opernfoyer) So this is Christmas. Mercator-Ensemble, Corby Welch (Tenor), Elisabeth Köhler (Rezitation)
Mi. 17.12.2014, 20:00 Uhr Tonhalle Bach: Weihnachtsoratorium. Amsterdam Baroque Orchestra & Choir, Ton Koopman (Leitung). Kantaten I-IV sa. 20.12.2014, 20:00 Uhr schloss Benrath Schloss Benrath Musikfestival. Robert Oberaigner (Klarinette), Alinde-Quartett. Mozart: Klarinettenquintett A-Dur KV 581, Beethoven: Streichquartett Nr. 7 F-Dur op. 59 Nr. 1 „Rasumowsky“ so. 21.12.2014, 17:00 Uhr stiftung Museum kunstpalast Erika oder Der verborgene Sinn des Lebens. Trio Amanti della Musica, Suzanne von Borsody (Rezitation) Fr. 26.12.2014, 17:00 Uhr stiftung Museum kunstpalast Schumann Quartett. Werke von Mozart, Bach & Schubert
essen Mo. 1.12.2014, 20:00 Uhr Philharmonie (Alfried krupp saal) Scharoun Ensemble Berlin. Widmann: Oktett, Schubert: Oktett F-Dur D 803 sa. 6.12.2014, 19:00 Uhr Philharmonie (Alfried krupp saal) Bach: h-Moll Messe. Thomas Hengelbrock (Leitung)
so. 7.12.2014, 17:00 Uhr stiftung Museum kunstpalast Nurejews Hund. Marc-Aurel Floros (Klavier), Elke Heidenreich (Rezitation)
so. 7.12.2014, 11:00 Uhr Philharmonie (Alfried krupp saal) Kristian Bezuidenhout (Hammerklavier). Mozart: Suite C-Dur KV 399, Rondo Nr. 3 a-Moll KV 511, Sonate Nr. 14 c-Moll KV 457
so. 14.12.2014, 17:00 Uhr stiftung Museum kunstpalast Albrecht Mayer (Oboe), Evgenia Rubinova (Klavier). Werke von Pierné, Debussy, Saint-Saëns, Schumann, Prokofjew & Poulenc
so. 7.12.2014, 17:00 Uhr Philharmonie (Alfried krupp saal) Tromba Veneziana. Gábor Boldoczki (Trompete & Leitung), Péter Tfirst (Violine), Franz Liszt Kammerorchester. Werke von Vivaldi, Corelli, Rossini u. a.
dÜsseldorF
Weitere Termine, Tickets und mehr: www.concerti.de
TIPP
Jordi sAvAll do. 11.12.2014, 19:30 Uhr Philharmonie essen (Alfried krupp saal) Jordi Savall (Viola da gamba & Leitung), Hespèrion XXI. Werke von Bach, Dowland, Purcell, Gibbons, Scheidt u. a. Pionier der Alten Musik – doch die Initialzündung für seine Karriere gab einst Mozart: Als 14-Jähriger lauschte Jordi Savall einer Probe zu dessen Requiem – und beschloss, professioneller Musiker zu werden.
di. 16.12.2014, 20:00 Uhr Philharmonie (Alfried krupp saal) Orchestre National de France, Daniele Gatti (Leitung). Wagner: Vorspiel & Karfreitagszauber aus „Parsifal“, Debussy: La mer, Beethoven: Sinfonie Nr. 6 F-Dur op. 68 „Pastorale“ Fr. 26.12.2014, 17:00 Uhr Philharmonie (Alfried krupp saal) Weihnachtsoratorium zum Mitsingen. Wolfgang Kläsener (Leitung).
FrAnkFUrT do. 4.12.2014, 20:00 Uhr Alte oper (Großer saal) Bach: h-Moll Messe. Balthasar-Neumann-Chor & -Ensemble, Thomas Hengelbrock (Leitung)
concerti 12.14 West 11
KOnzert-tiPPs
Fr. 5.12.2014, 20:00 Uhr Alte oper (Großer saal) Denis Matsuev (Klavier). Tschaikowsky: Dumka op. 59 & Meditation op. 72 Nr. 5, Mussorgsky: Bilder einer Ausstellung sa. 6.12.2014, 20:00 Uhr Alte oper (Großer saal) Baiba Skride (Violine), Gewandhausorchester Leipzig, Andris Nelsons (Leitung). Strawinsky: Petruschka, Prokofjew: Violinkonzert Nr. 2 g-Moll op. 63, Bartók: Der wunderbare Mandarin Mi. 10.12.2014, 20:00 Uhr Alte oper (Großer saal) Bach: Weihnachtsoratorium. Windsbacher Knabenchor, AKAMUS Berlin Martin Lehmann (Leitung). Kantaten I-III & VI do. 11.12.2014, 20:00 Uhr Alte oper (Mozart saal) Johannes Moser (Violoncello), Hindemith Quartett. Haydn: Streichquartett B-Dur op. 76 Nr. 4, Hindemith: Cellosonate op. 25 Nr. 3, Schubert: Streichquintett C-Dur op. posth. 163 D 956 do. 11.12.2014, 20:00 Uhr Alte oper (Großer saal) Patricia Kopatchinskaja (Violine), hrSinfonieorchester, Andrés Orozco-Estrada (Leitung). Debussy: Prélude à l‘après-midi d‘un faune, Strawinsky: Violinkonzert, Berlioz: Symphonie fantastique
sa. 13.12.2014, 20:00 Uhr opernhaus David Aaron Carpenter (Viola), Niedersächsisches Staatsorchester Hannover, Benjamin Reiners (Leitung).
TIPP
ArTeMis QUArTeTT so. 14.12.2014, 11:00 Uhr Alte oper Frankfurt (Großer saal) Artemis Quartett, Frankfurter Opern- und Museumsorchester, Sebastian Weigle (Leitung). Dvořák: In der Natur op. 91, Schnyder: IMPETUS (UA), Beethoven: Sinfonie Nr. 7 A-Dur op. 92 Einst Schülerin des Quartetts, nun Primaria unter den ArtemisHerren: Seit 2012 spielt Natalia Prishepenko die erste Geige in dem berühmten Ensemble.
HAnnover sa. 6.12.2014, 20:00 Uhr Theater am Aegi Morgen kommt Salut Salon. Werke von Bach, Corelli, Brahms, Piazzolla u. a.
Mo. 15.12.2014, 19:30 Uhr kuppelsaal Nikolai Lugansky (Klavier), London Philharmonic Orchestra, Vladimir Jurowski (Leitung). Tschaikowsky: Klavierkonzert Nr. 1 b-Moll op. 23 u. a.
HeidelBerG sa. 13.12.2014, 19:00 Uhr Peterskirche Bachchor & Philharmonisches Orchester Heidelberg, Felice Venanzoni (Leitung). C. P. E. Bach: Magnificat D-Dur WQ 215, Werke von Jommelli
köln Fr. 12.12.2014, 20:00 Uhr st. Mariä Himmelfahrt Lydia Teuscher (Sopran), Robin Blaze (Countertenor), Esther Peristerakis (Harfe), Paul Goodwin (Leitung). Werke von Bach, Händel, Mozart, Rutter u. a. sa. 13.12.2014, 20:00 Uhr Philharmonie Dresdner Trompeten Consort, Holger Gehring (Orgel), Mathias Schmutzler (Trompete & Leitung). Werke von Telemann, Bach, Händel u. a.
T H E R O YA L B A L L E T
Wheeldons zauberhafte Ballettproduktion live auf der großen Leinwand Nur am 16. Dezember um 20.15 Uhr
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Die Geschenkidee: Tickets im Geschenkumschlag jetzt an der Kinokasse.
Mehr Infos und Tickets unter: www.UCI-KINOWELT.de oder über die UCI App.
12 West concerti 12.14
Fotos: MolinaVisuals, KASSKARA
aus dem Royal Opera House London
TIPP
JeAn-Yves THiBAUdeT so. 14.12.2014, 11:00 Uhr kölner Philharmonie Jean-Yves Thibaudet (Klavier), Gürzenich-Orchester Köln, Gilbert Varga (Leitung). Mackey: Turn the Key (DEA), Gershwin: Klavierkonzert in F, Brahms/Schönberg: Klavierquartett Nr. 1 g-Moll op. 25 für Orchester Deutsche Wurzeln: Jean-Yves Thibaudets Mutter wuchs in Hamburg auf – „als Kind konnte ich Deutsch genauso gut wie Französisch“.
Mo. 22.12.2014, 20:00 Uhr Philharmonie Virtuosi Saxoniae, Ludwig Güttler (Trompete & Leitung). Bach: Konzert für zwei Violinen d-Moll BWV 1043, Händel: Horn-Doppelkonzert D-Dur HWV 335a, Fasch: Konzert für zwei Hörner D-Dur, Mozart: Sinfonie Nr. 36 C-Dur KV 425
Weitere Termine, Tickets und mehr: www.concerti.de
so. 28.12.2014, 11:00 Uhr Philharmonie Susanne Branny (Violine), Dresdner Kapellsolisten, Helmut Branny (Leitung). Werke von W. F. Bach, J. S. Bach u. a. Mi. 31.12.2014, 18:00 Uhr Philharmonie Katrin Wundsam (Mezzosopran), Kristóf Baráti (Violine), WDR Sinfonieorchester Köln, Jukka-Pekka Saraste (Leitung). Ligeti: Concerto Românesc, Ravel: Tzigane, Sarasate: Zigeunerweisen op. 20, Berio: Folk Songs u. a.
leverkUsen sa. 20.12.2014, 19:30 Uhr Bayer kulturhaus Händel: Rinaldo. Lautten Compagney Berlin, Compagnia Marionettistica Carlo Colla e Figli, Wolfgang Katschner (Leitung), Eugenio Monti Colla (Regie)
lUdWiGsHAFen Mo. 1.12.2014, 21:00 Uhr BAsF-Feierabendhaus Benefizkonzert. Magdalena Gallo (Sopran), Juan Diego Flórez & Dempsey Rivera (Tenor), Filarmonica della Scala, Fabio Luisi (Leitung). Rossini: Ouvertüren zu „Wilhelm Tell“, & „Der Barbier von Sevilla“, Donizetti: Ouvertüre zu „Don Pasquale“, Mascagni: Suzel buon di aus „L‘Amico Fritz“, Verdi: L‘Emir auprès de lui aus „Jerusalem“ u. a.
so. 7.12.2014, 11:00 Uhr BAsF-Gesellschaftshaus Rodolfo Leone (Klavier). Haydn: Variationen f -Moll Hob. XVII:6, Schubert: Klaviersonate c-Moll D 958, Debussy: Images Nr. 1, Rachmaninow: Klaviersonate Nr. 2 b-Moll op. 36
MAinZ so. 14.12.2014, 11:00 Uhr staatstheater (orchestersaal) Richard Strauss zum 150. Geburtstag. Mihail Katev & Stefanie ButtjesSchweikhard (Violine), Malte Schaefer & Verena Rosin (Viola), Philipp Schweikhard & Judith Falzerano (Violoncello), Nico Karcher (Kontrabass), Erika le Roux (Klavier). Strauss: Streichquartett A-Dur op. 2, Klavierquartett c-Moll op. 13, Streichersextett aus „Capriccio“ op. 85, Strauss/Leopold: Metamorphosen Fr. 19.12.2014, 20:00 Uhr Frankfurter Hof Salut Salon. Werke von Bach, Corelli, Brahms, Piazzolla u. a. Fr. 19.12.2014 & sa. 20.12.2014, 20:00 Uhr staatstheater Tzimon Barto (Klavier), Staatsorchester Mainz, Olari Elts (Leitung). Glinka: Ouvertüre zu „Ruslan und Ljudmila“, Rachmaninow: Klavierkonzert Nr. 3 d-Moll op. 30, Tschaikowsky: Sinfonie Nr. 1 g-Moll op. 13 „Winterträume“
concerti 12.14 West 13
KOnzert-tiPPs
sa. 13.12.2014, 19:30 Uhr nationaltheater Lehár: Die lustige Witwe (Premiere). Jospeh Trafton (Leitung), Renato Zanella (Regie), Dirk Becker (Bühne), Esther Walz (Kostüme)
TIPP
MAnnHeiM Mo. 8.12.2014, 20:00 Uhr rosengarten Kristian Bezuidenhout (Klavier), Susanne Kaiser (Flöte), Ann-Kathrin Brüggemann (Oboe), Javier Zafra (Fagott), Bart Aerbeydt (Horn), Freiburger Barockorchester, Gottfried von der Goltz (Leitung). Mozart: Serenata notturna DDur KV 239, Klavierkonzert A-Dur KV 414, Sinfonie B-Dur KV 319 & Sinfonia concertante Es-Dur KV 297b Fr. 12.12.2014, 20:00 Uhr rosengarten Mannheimer Meisterkonzerte. Simone Schwark (Sopran), Judith Mayer (Mezzosopran), Bettina Ranch (Alt), Andreas Post (Tenor), Thilo Dahlmann (Bass), Markus Melchiori (Leitung) u. a. SaintSaëns: Oratorio de Noël, Mendelssohn: Vom Himmel hoch MWV A 10, Rutter: Magnificat
THoMAs HAMPson Mo. 15.12.2014 & di. 16.12.2014, 20:00 Uhr nationaltheater Mannheim Thomas Hampson (Bariton), Nationaltheater-Orchester Mannheim, Dan Ettinger (Leitung). Strauss: Orchesterlieder, Mozart: Sinfonie C-Dur KV 551 Sein Gesang bricht die Herzen der schönsten und stolzesten Frauen – und das ganz sicher nicht nur, weil Thomas Hampson die deutsche Sprache so fabelhaft beherrscht ...
sTUTTGArT do. 4.12.2014, 20:00 Uhr liederhalle (Beethoven-saal) Tzimon Barto (Klavier), Stuttgarter Philharmoniker, Radoslaw Szulc (Leitung). Schumann: Geistervariationen Es-Dur WoO 24, Ives: The Unanswered Question, Schubert Sinfonie Nr. 7 h-Moll D 759 „Unvollendete“ u. a. di. 9.12.2014, 20:00 Uhr liederhalle (Beethoven-saal) Sol Gabetta (Violoncello), Stuttgarter Hymnus-Chorknaben, London Philharmonic Orchestra, Vladimir Jurowski (Leitung). Dvořák: Die Mittagshexe op. 108, Schostakowitsch: Cellokonzert Nr. 2 g-Moll op. 126 u. a. Mi. 10.12.2014, 20:00 Uhr liederhalle (Mozart-saal) Quatuor Ébène. Mozart: Streichquartett Es-Dur KV 428, Ravel: Streichquartett F-Dur, Brahms: Streichquartett a-Moll op. 51/2 Mi. 10.12.2014, 20:00 Uhr Musikhochschule (konzertsaal im Turm) Stuttgarter Kammerorchester, Matthias Foremny (Leitung). Kühr: Con Sordino (UA), Venosa: Tre Pezzi del Principe, Mozart: Langsamer Satz aus „2. Lodronische Nachtmusik“ B-Dur KV 287, Pärt: tabula rasa
Fotos: Marco Borggreve, Peter Kanneberger
sa. 20.12.2014, 19:30 Uhr rheingoldhalle Mainzer Meisterkonzert. Olga Scheps (Klavier), Deutsche Staatsphilharmonie Rheinland-Pfalz, Andreas Henning (Leitung). Humperdinck: Ouvertüre zu „Hänsel & Gretel“, Mozart: Klavierkonzert Nr. 20 d-Moll, KV 466, Tschaikowsky: Sinfonie Nr. 1 g-Moll, op. 13 „Winterträume“
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sa. 13.12.2014, 19:00 Uhr liederhalle (Beethoven-saal) Hans-Christoph Rademann (Leitung). Bach: Weihnachtsoratorium BWV 248 (Kantaten I & IV-VI), Herchet: Weihnachtskantate II „Die Geburt im Herzen“ Mi. 17.12.2014, 20:00 Uhr liederhalle (Beethoven-saal) Piotr Anderszewski (Klavier). Bach: Englische Suiten Nr. 1 A-Dur BWV 806, Nr. 6 d-Moll BWV 811 u. a. do. 18.12.2014, 19:00 Uhr liederhalle (Hegel-saal) Morgen kommt Salut Salon. Werke von Bach, Corelli, Brahms, Piazzolla u. a. sa. 20.12.2014, 19:00 Uhr liederhalle (Beethoven-saal) Jeffrey Swann (Klavier), Stuttgarter Philharmoniker, JoAnn Falletta (Leitung). Adams: Short Ride in a Fast Machine, Gershwin: Klavierkonzert F-Dur, Tschaikowsky: Sinfonie Nr. 4 f-Moll Mi. 31.12.2014, 17:00 Uhr liederhalle (Hegel-saal) RSO Feuerwerk. Karen Gomyo (Violine), Radio-Sinfonieorchester Stuttgart des SWR, Gustavo Gimeno (Leitung). Mozart: Ouvertüre zu „Le Nozze di Figaro“, Williams: The lark ascending, Bernstein: On the Town, Strauß: Ouvertüre zu „Die Fledermaus“ u. a.
WeinGArTen TIPP
sa. 20.12.2014, 20:00 Uhr kultur- und kongresszentrum In dulci jubilo. Barockorchester L‘arpa festante, Chamber Choir of Europe, Christoph Andreas Schäfer (Leitung). Schütz: Historia der Geburt Jesu Christi „Weihnachtshistorie“, Praetorius: Weihnachtskonzerte, Werke von Gabrieli u. a.
WiesBAden
GoTTFried von der GolTZ Mo. 1.12.2014, 19:30 Uhr kultur- und kongresszentrum Weingarten Beatrix Hülsemann (Violine), Freiburger Barockorchester, Gottfried von der Goltz & Petra Müllejans (Violine & Leitung). Bach: Violinkonzerte BWV 1041 & 1042, Doppelkonzert BWV 1043 & Konzert für drei Violinen BWV 1064, Vivaldi: Concerto per archi RV 158 & Sinfonia aus „L’Olimpiade“ RV 725 Auftritte als Paar wie in Weingarten sind selten: Seit Gottfried von der Goltz und Petra Müllejans Kinder haben, kümmert sich fast immer einer um die lieben Kleinen.
di. 2.12.2014, 20:00 Uhr kurhaus Rheingau Musik Festival. Ailish Tynan (Sopran), Dan Bates (Oboe), Irish Chamber Orchestra, Katherine Hunka (Violine & Leitung). Werke von Händel, Barber, Mozart, Bach, Sibelius u. a. Fr. 12.12.2014, 20:00 Uhr kurhaus Rheingau Musik Festival. Valer Sabadus (Countertenor), Terry Wey (Countertenor), Werner Güra (Tenor), Matthias Goerne (Bariton), Deutscher Kammerchor, Kammerorchester Basel, Julia Schröder (Leitung). Bach: Weihnachtsoratorium Kantaten I, II, V & VI
WUPPerTAl Fr. 5.12.2014, 19:30 Uhr opernhaus Humperdinck: Hänsel und Gretel (Premiere). Toshiyuki Kamioka (Leitung), Johannes Weigand (Regie)
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Musik in der ganzen Stadt: Kammerkonzert im Spielcasino Baden-Baden
28_Baden-Baden stars im schwarzwald Mit dem Wechsel von Salzburg nach Baden-Baden haben die Berliner Philharmoniker den Osterfestspielen neues Leben eingehaucht 32_Karlsruhe opulenz im ländle Zurück nach vorn: Mit ihrer Annäherung an die Barockästhetik sind
die Händelfestspiele Karlsruhe nicht nur auf der Bühne zu einem Vorreiter avanciert Einzeltermine, Details, Tickets und vieles mehr auf www.concerti.de/festivalguide
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Festivalguide
Stars im Schwarzwald Mit dem Wechsel von Salzburg nach Baden-Baden haben die Berliner Philharmoniker den Osterfestspielen neues Leben eingehaucht. Von Georg Rudiger
E
s war ein Paukenschlag, als die Berliner Philharmoniker im Mai 2011 verkündeten, ihre 1967 von Herbert von Karajan gegründeten Osterfestspiele von Salzburg nach Baden-Baden zu verlegen. Man wolle mehr Opernaufführungen realisieren und die Bereiche Kammermusik und Education stärken, ließ das Orchester verlauten – und in Salzburg wäre dies nicht möglich gewesen. Doch der Umzug von der renommierten, quirligen Festspielstadt in das beschauliche Kurstädtchen in Mittelbaden fiel gerade den Musikern schwer, denn viele 28 concerti Dezember 2014
Orchestermitglieder konnten sich nicht wirklich vorstellen, ausgerechnet in dem provinziellen 55 000-Einwohner-Städtchen im Schwarzwald einen Ort zu finden für ein Festival, das musikalische Exklusivität mit Breitenwirkung verbinden sollte. Werkeinführungen statt Blitzlichtgewittern
Indes: Nach zwei erfolgreichen Jahren „Osterfestspiele BadenBaden“ ist die anfängliche Skepsis mittlerweile großer Begeisterung gewichen. Viele Konzertformate sind neu entwickelt worden, die Publikums-
resonanz ist enorm, das Orchester kann sich in seiner ganzen Vielfalt präsentieren. Die Wege sind kurz, die Menschen freundlich – und eine ganze Region freut sich über das Festival: „Willkommen zu Hause, Berliner Philharmoniker“ wurden schon im ersten Festivaljahr 2013 die Musiker allenthalben in der Stadt auf Transparenten begrüßt. Zweifellos hat Andreas MölichZebhauser, Intendant des Festspielhauses Baden-Baden, mit dem Engagement der Berliner Philharmoniker seinen bisher größten Coup gelandet. Zumal die Osterfestspiele Baden-Ba= Zeitraum
= Künstler
= Ort
Fotos: Festspielhaus, Schweigert
Der Glanz der heiligen Hallen: das Festspielhaus Baden-Baden
den nicht einfach eine Neuauflage des Salzburger Vorgängermodells sind, sondern ein ganz anderes, eigenes Festival. Der Glamourfaktor tendiert hier gegen Null, es geht nicht ums Gesehenwerden, sondern ums Hören. Werkeinführungen statt Blitzlichtgewitter, Gespräche statt Smalltalk. Nach den Konzerten stehen viele Orchestermitglieder an der Bar im unteren Foyer und kommen mit Zuhörern ins Gespräch: Ein Luxusklangkörper zum Anfassen – in Salzburg waren die Berliner Philharmoniker nach ihren Auftritten zumeist zu exklusiven Galadinners verschwunden oder hatten sich in die Altstadt verkrümelt. Oper für Kinder und in der ganzen Stadt Kammerkonzerte
Doch auch inhaltlich ist vieles anders als beim elitären Vorgängerfestival: Gerade einmal 15 Euro kosteten bislang die Karten für die rund zwanzig moderierten Kammerkonzerte, die an acht verschiedenen Orten in Baden-Baden stattfinden – und diese Idee, die Stadt mit Musik zu füllen, geht auf. Die Hemmschwelle ist niedrig, man trifft auch Zuhörer, die sonst kaum ins Konzert gehen, doch hier unbedingt die großen Berliner Philharmoniker einmal aus der Nähe erleben wollen. Und so schlägt den Musikern denn in den attraktiven Räumen wie dem frisch renovierten Kristallsaal im LA8 oder dem prächtigen Florentinersaal im Spielcasino schon langer, herzlicher Beifall entgegen, bevor sie nur eine Note gespielt haben. Deutlich ausgebaut worden ist zudem der Education-Bereich. Parallel zur großen Opernpro-
duktion entsteht mit viel Aufwand eine passende Kinderfassung, die nicht auf eine Nebenbühne abgeschoben, sondern im Festspielhaus gezeigt wird. Schulklassen können Generalproben besuchen, das Bundesjugendorchester gibt am Ostermorgen gemeinsam mit Mitgliedern der Berliner Philharmoniker ein Konzert, und eine weitere Oper, deren Entstehung mit der Stadt Baden-Baden zusammenhängt, wird wie die Kinderoper von Musikstudenten des Landes und Stipendiaten der „Akademie Musiktheater heute“ aufgeführt. Nicht fortgesetzt hat der Baden-Badener Intendant hingegen die Salzburger Kammermusikreihe „Kontrapunkte“, in der vor allem Neue Musik präsentiert wurde. Bewusst, denn Mölich-Zebhauser möchte zeit-
genössische Werke im normalen Konzertprogramm verankern – was bislang allerdings erst in homöopathischen Dosen geschieht. Hier ist wie auch bei den Opernproduktionen noch Luft nach oben: Nach einer spannungsarmen Zauberflöte 2013 und einer nur musikalisch überzeugenden Manon Lescaut soll nun 2015 ein Rosenkavalier mit Starbesetzung in der Inszenierung von Brigitte Fassbaender für Aufsehen und -horchen sorgen. Passend zu den natürlich auch dann wieder frisch angelegten Blumenrabatten vor dem Festspielhaus. Osterfestspiele Baden-Baden 27.3. - 6.4.2015 Sir Simon Rattle, Berliner Philharmoniker, Anna Prohaska, Isabelle Faust, Anja Harteros, Magdalena Kožená, Joyce DiDonato, Bernhard Haitink
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fEStiValGUidE
opulenz im ländle
Prunkvoll wie vor 300 Jahren: Riccardo Primo in Karlsruhe
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espreizte Finger treffen auf prunkvolle Kostüme, prächtige Kulissen auf virtuosen Gesang: Für Riccardo Primo bei den Händelfestspielen hat der französische Regisseur Benjamin Lazar eine spezielle Bühnensprache entwickelt, die sich an barocker Aufführungspraxis orientiert – bis hin zur Beleuchtung durch 800 Kerzen. 2014 avancierte das Melodram um Richard Löwenherz zum Festivalhit und wird auch 2015 in Karlsruhe wieder zu sehen sein – erneut mit dem großartigen argentinischen Countertenor Franco Fagioli in der Titelpartie, dessen internationale Karriere einst am Badischen Staatstheater ins Rollen kam. Doch auch 30 concerti Dezember 2014
in der neuen Opernproduktion Teseo – wie immer von der stilistisch variablen Badischen Staatskapelle musiziert – sind mit Valer Sabadus und Terry Wey erstklassige Kontratenöre dabei; zudem wird die Händelexpertin Vesselina Kasarova in einem Galakonzert Koloraturen zaubern. Händel in Symposien, Gesangsund Instrumentalkursen
Nachdem Bernd Feuchtner drei Jahre lang die Händel-Festspiele leitete, tritt nun Michael Fichtenholz an seine Stelle. 1985 aus den Händeltagen entstanden, haben sich die Händelfestspiele Karlsruhe – die sich wie die gleichnamigen Festivals in Halle und Göttin-
gen dem Werk des Barockmeisters verschrieben haben – aber nicht nur wegen der hervorragenden Opernproduktionen zu einem Erfolgsmodell entwickelt. Mit den Deutschen Händel-Solisten steht auch ein Spezialistenorchester zur Verfügung, das interpretatorische Maßstäbe setzt. Zudem geht die Beschäftigung mit dem Komponisten hier über die reine Aufführung seiner Werke hinaus. So beschäftigen sich in der Internationalen HändelAkademie Musikwissenschaftler, Musiker und Regisseure in Symposien mit der Frage, wie sich Händels Opern und Oratorien heutzutage noch spannend und stimmig aufführen lassen. Obendrein bietet sie eine Vielzahl von Gesangs-und Instrumentalkursen an. Nur konsequent, dass die Akademie da 2015 ihr 30-jähriges Bestehen mit einem Festkonzert feiert, in dem auch junge Musiker des venezolanischen Barockorchesters von El Sistema mitwirken – und gleichzeitig ein Zeichen für die internationale Ausstrahlung der Karlsruher Händelfestspiele. Händel-Festspiele Karlsruhe 15.2. - 6.3.2015 Oper, Kammerkonzerte u. a. Händel: Teseo, riccardo Primo Vesselina Kasarova, Deutsche Händel-Solisten u. a. = zeitraum
= Künstler
= Ort
Foto: Falk von Traubenberg
zurück nach vorn: Mit ihrer annäherung an die Barockästhetik sind die HÄndelFestsPiele KarlsruHe nicht nur auf der Bühne zu einem vorreiter avanciert. Von Georg Rudiger
Foto: M. Borggreve Gestaltung: J. George | pfadfinder
unter anderem mit CAROLIN WIDMANN, JEREMY DENK, CHRISTOPH PRÉGARDIEN, der HOLLAND BAROQUE SOCIETY, TINE THING HELSETH, HELMUTH RILLING, NIGEL KENNEDY, URI CAINE UND SLIXS.
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Reportage
Auf Schwachstellen abgeklopft: Im Innenhof der einstigen Reitschule im österreichischen Grafenegg nimmt Dirigent Lothar Zagrosek (2. v. li.) die frischen Partituren des Komponistennachwuchses in Augenschein
Eine Idee wird Klang
I
n Takt 67 stehen bei mir aber Achtelnoten.“ Dirigent Lothar Zagrosek blickt irritiert auf. Doch die Lösung ist rasch gefunden: Seine Partitur ist schlicht nicht mehr aktuell. „Die Stelle hatte ich bereits überarbeitet“, entgegnet HansHenning Ginzel vom Dirigentenpult. Der 25-jährige Münchner ist einer von sechs Teilnehmern des Workshops „Ink still wet“, der alljährlich im niederösterreichischen Grafenegg 32 concerti Dezember 2014
stattfindet, rund 70 Kilometer westlich von Wien. Ginzels Mitstreiter stammen aus Zypern, Südkorea, Deutschland, Spanien und Dänemark, sie alle haben frisch komponierte Werke mitgebracht. Die Tinte ist sozusagen noch nicht getrocknet: Daher auch der Titel des Kurses, den in diesem Jahr Jörg Widmann leitet. Gemeinsam mit Zagrosek klopft der Münchner die Werke auf Schwachstellen und Spielbar-
keit ab, der Weg zum Stückcharakter wird erschlossen, die praktische Umsetzung der kompositorischen Ideen geprobt – und am Ende steht die Uraufführung durch das Tonkünstler-Orchester Niederösterreich. Eine Assistentin eilt in den Probensaal in der früheren Reitschule auf dem Festivalgelände und bringt aktuelle Kopien vom Notenmaterial. Partituren, die allesamt sehr kom-
Foto: Jakob Buhre
Jedes Jahr lädt das Festival in Grafenegg junge Komponisten zum Orchester-Testlauf mit ihren eigenen Werken ein. Jakob Buhre hat den Workshop mit Jörg Widmann begleitet
plex sind, die Kandidaten haben viel in die Waagschale geworfen: rhythmisch vertrackte Strukturen, ungewohnte Spielarten, Klangexperimente – aber auch neoromantische Sinfonik und filmmusikalische Effekte. Am ersten Tag finden die Proben noch ohne Orchester statt. Ein Dirigat auf dem Trockenen, später begleitet dann eine Pianistin, werden erste Harmonien und Melodien erkennbar. So auch bei Franz Ferdinand August Rieks: Er ist mit 16 der jüngste Teilnehmer und hält zum allerersten Mal einen Taktstock in der Hand. Penibel macht ihn Zagrosek auf jeden falschen Schlag aufmerksam, geht es doch darum, sich punktgenau dem Orchester mitzuteilen. Intensiv wird hieran in den nächsten Tagen gearbeitet, Videoaufzeichnungen vertiefen die Analyse. Phantasie ist gefragt: Visionen statt alte Formen
Jörg Widmann studiert derweil die Noten, notiert sich Anmerkungen und mischt sich immer wieder ins Geschehen ein. „Hier, an der Stelle in den Harfen hast du eine gute Idee, die kannst du aber noch besser entwickeln“, motiviert der Bayer die Zypriotin Christina Athinodorou. „Und du musst es anders notieren, eine Harfenistin wird sonst denken, dass du ihr Instrument nicht kennst. Auch die Oboen, da musst du drauf achten, dass du nicht in eine falsche Tonlage kommst.“ Reichlich handwerkliche Details, doch auch grundsätzliche Gedanken hält der 41-Jährige für die jungen Komponisten parat. „Ich habe kein Problem mit Tonalität. Aber es kommt
drauf an, wie ihr sie benutzt, macht es mit Fantasie!“ Sein erster Eindruck? Er stelle bei den Teilnehmern eine Rückbesinnung auf alte Formen und aufs Tonale fest, sagt Widmann in einer Probenpause. „Handwerklich können die vielleicht jetzt schon mehr als ich damals in ihrem Alter – was sie geschrieben haben, wird alles funktionieren, es wird alles klingen“, lobt der Meister den Nachwuchs. „Mich interessieren aber vor allem ihre Visionen – und da will ich auch auf unakademische Weise wirken: Wenn sie sich an bestimmte alte Formen klammern, ist es mir wichtig, Wege aufzuzeigen, wie es woanders hingehen könnte.“ Für ihn selbst geht es in diesen Tagen zu einem neuen Klavierkonzert, das Yefim Bronfman im Dezember mit den Berliner Philharmonikern uraufführen wird. „Ich schreibe nachts ziemlich durchgehend.“ Tagsüber indes führt er die Nachwuchs-Talente an die Orchesterwelt heran. Behutsam, haben doch die wenigsten Klangkörper-Erfahrung, ja für den Teenager Rieks – einenStudenten Wolfgang Rihms – ist es sogar die allererste Erfahrung mit einem großen Ensemble. Seine sinfonische Dichtung Migremus per Finientem wechselt dabei zwischen dichtem Orchestersatz und anspruchsvollen Solopassagen, vor allem die knifflige Rhythmik gerät zur Herausforderung. Wobei die Musiker bei der ersten Bläserprobe vor allem das undeutliche Dirigat bemängeln: „Sie sollen nicht uns folgen, sondern wir Ihnen.“ Hinweise, die Rieks bewundernswert schnell umsetzt – und
noch staunenswerter ist, wie sorglos der 16-Jährige vier Tage später die Uraufführung dirigiert. „Ich habe viel mit der Orchesterbalance gearbeitet, mir kamen beim Dirigieren auch weitere Ideen, zum Beispiel wie ich ein räumliches Glissando erzielen kann“, erzählt der groß gewachsene Wuschelkopf. „Und es war mir wichtig, für die einzelnen Musiker interessante Partien zu schreiben: Nach dem Konzert hat sich auch ein Fagottist für das Solo bedankt, das ich für seine Stimme komponiert habe.“ Musik die zu Herzen geht
Unmittelbares Feedback, das auch Henrik Budde zu schätzen weiß. „Es ist großartig, diese Reaktionen zu bekommen, von Musikern, die ihr Instrument auf sehr hohem Niveau spielen“, sagt der Däne, Jahrgang 1982. „Sie fragen immer wieder, ob der Klang nun meiner Intention entspricht.“ Sein Stück Cartoony Edition enthält viele lautmalerische Effekte und auch die eine oder andere
JörG widMann
Mit stift und Klarinette: Jörg Widmann ist sowohl als Komponist als auch als Instrumentalist sehr gefragt. Er wurde 1973 in München geboren, begann mit sieben Jahren, Klarinette zu lernen, und studierte Komposition u. a. bei Hans Werner Henze und Wolfgang rihm. Klassikstars wie die Wiener Philharmoniker unter Pierre Boulez oder auch das artemis Quartett haben seine Werke uraufgeführt.
Dezember 2014 concerti 33
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schließungen auch immer wieder die Unterstützung für zeitgenössische Musik ein. „Es ist ja die Frage, ob es die Institutionen und Foren, die wir für unsere Musik haben, in zehn bis fünfzehn Jahren noch geben wird. Oder ob diese toll ausgebildeten Musiker ihre Plattform verlieren werden.“ Konzert-TIPPs
Bamberg So. 14.12., 17:00 Uhr JosephKeilberth-Saal german hornsound (Horn), Bamberger Symphoniker, Michael Sanderling (Leitung). Werke von Widmann, Schumann & Tschaikowsky
Foto: Jakob Buhre
Taktstock-Premiere: Der 16-jährige Franz Ferdinand August Rieks (li.) bei der Arbeit mit Jörg Widmann
Klanginnovation: So erklärt offenbar ist, mit diesem vielBudde dem Schlagzeuger etwa schichtigen Klangkörper beim bei der ersten Orchesterprobe Hörer Emotionen zu wecken. etwa, wie er durch bloßes Bla- „Große Musik war immer die, sen gegen die Marschtrommel die einen berührt“, sagt Widden gewünschten Sound erzie- mann. „Da gilt das Beethovenlen könne. Sein Stück führt Diktum: Von Herzen möge es dem Hörer innerhalb von nur wieder zu Herzen gehen.“ Und zwei Minuten den ganzen Va- der Komponisten-Nachwuchs riantenreichtum des Orchester- beweist Talent bei dieser Überklangs vor und lässt mit Ton- setzung einer Idee oder eines reibungen, jazzigen Harmoni- Gefühls in Orchesterklang – en und Blitz-Akzenten im vielleicht auch, da keiner von Schlagwerk vor dem inneren ihnen Berührungsängste kennt, Auge des Zuhörers Bilder einer weder gegenüber trivialen ganz eigenen Couleur entste- noch gegenüber intellektuellen hen – irgendwo zwischen Dis- musikalischen Lösungen. ney und Charlie Chaplin. „Wid- Ihr vielleicht größter Trumpf mann sagte zu mir: ,Wenn ich aber ist, mit diesem Workshop darüber lache, ist das in diesem einen Mentor von Gewicht geFall ein Kompliment.‘“ wonnen zu haben: Schließlich Ein Kompliment mit Gewicht. ist Widmann heute nicht nur Und wer den Prozess der Ein- mit seinen eigenen Werken in studierung eines solchen Or- den Konzertsälen prominent chesterstücks verfolgt, be- vertreten, vor allem fordert der kommt zumindest eine Ah- Komponist angesichts von nung davon, wie schwierig es Sparzwängen und Orchester-
Berlin Do. 18.12. & Fr. 19.12., 20:00 Uhr, Sa. 20.12., 19:00 Uhr Philharmonie Yefim Bronfman (Klavier), Stella Doufexis (Sopran), Berliner Philharmoniker, Sir Simon Rattle (Leitung). Werke von Wagner, Widmann (UA), Ravel & Sibelius München Mi. 14.1.2015, 20:00 Uhr Funkhaus (Studio 2) Pekka Kuusisto (Violine), Nicolas Altstaedt (Violoncello), Meret Forster (Moderation). Werke von Bach, Widmann & Ravel u. a. Hamburg So. 18.1.2015, 19:30 Uhr Laeiszhalle (Kleiner Saal) Aaron Pilsan (Klavier). Werke von Bach, Beethoven, Widmann & Schumann online-Tipp
Das Signum Quartett und Jörg Widmann über die fünf Streichquar tette des Münchener Komponisten Das Video sowie weitere Konzerte auf: http://www.concerti.de/widmann CD-Tipp
Widmann: Elegie für Klarinette & Orchester, Messe für großes Orchester; 5 Bruchstücke für Klarinette & Klavier Jörg Widmann (Klarinette & Leitung), Heinz Holliger (Klavier), Deutsche Radio Philharmonie, Christoph Poppen (Leitung). ECM Dezember 2014 concerti 35
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Eine Welt verborgener Geheimnisse: Lars Vogt probt die Lust am reinen Klang
auf dem Weg ins innerste
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ndlich hat er es gewagt: Erstmals hat Lars Vogt Werke von Frédéric Chopin aufgenommen. Vogt zählt nicht zu jenen Pianisten, die im Halbjahres-Rhythmus dem Markt eine CD zuführen, um den eigenen Popularitätsstatus zu untermauern. Nein, er lässt sich nicht von den Trieben des Marktes pushen – und das merkt man seiner neuen Aufnahme jederzeit an. Vogt wählt einen eigenen Weg, fernab der berauschenden Virtuosität ei38 concerti Dezember 2014
nes Horowitz oder der majestätischen Würde eines Rubinstein. Dieser Chopin klingt anders, bisweilen so noch nicht gehört: intimer, versonnener, weltenferner. Ob in der g-MollBallade, im „Molto più lento“ des ersten Scherzos, im Trio des Trauermarsches aus der zweiten Sonate oder in den sechs ausgewählten Nocturnes – Vogt dringt in die Welt der Pianissimi, der gesungenen Melodien, der verborgenen Geheimnisse vor. Ständig
wechselt er die Beleuchtung, seine Regie ist so diskret, wie man es von Chopins dichter Textur kaum erwarten würde. Geschwindigkeitsrekorde und der ganze klirrende Zauber interessieren Vogt nicht, dafür dringt er mit einer Lust am reinen Klang bis zum poetischen Christoph Vratz Kern vor. chopin: Ballade nr. 1, scherzo nr. 1, sonate nr. 2, nocturnes op. 9, nr. 1 & 2 sowie op. 27, nr. 1 & 2 Lars Vogt (Klavier) CAvi-music
Weitere rezensionen finden Sie auch unter www.concerti.de
Foto: Giorgia bertazzi
cd des Monats Lars Vogt setzt sich erstmals mit der Musik Frédéric Chopins auf CD auseinander
gewinner und verlierer
singend in den norden
Waschpulver statt dynamit
donizetti: lucia di lammermoor Diana Damrau, Joseph Calleja, Ludovic Tézier, Münchener Opernchor, Münchener Opernorchester, Jesús López Cobos (Leitung). Erato (2 CDs)
gade: streichquartett „Willkommen und abschied“, grieg: streichquartett op. 27 Leipziger Streichquartett MDG
nielsen: sinfonien nr. 1 & 4 New York Philharmonic Alan Gilbert (Leitung) DaCapo
Sie hat sich jedes Detail überlegt, reiht weitgehend ihre Töne ohne Schärfen, liefert bruchlose dynamische Übergängen in Sekundenschnelle. Diana Damrau singt Donizettis Lucia di Lammermoor belcantistisch. Der Mitschnitt aus München hat also eine klare Gewinnerin, und, mit moderaten Abstrichen, in Joseph Calleja als Edgardo und Nicolas Testé als raimondo zwei weitere. Dass die Aufnahme dennoch weitgehend im Mittelmaß verharrt, liegt vor allem am Münchener Opernorchester und an Jesús LópezCobos: Steigerungen wirken anerzogen, Übergänge mutlos, die feinen Maserungen oft grob. (CV)
Das Leipziger Streichquartett ist bei seinen breit angelegten repertoireErkundungen nun im Norden angelangt: bei Gade und Grieg. Seine über Jahre entwickelte Kontinuität ist dem Ensemble dabei jederzeit anzumerken: Alles klingt homogen und ausgewogen, in den schnellen Abschnitten bei aller Vitalität natürlich, in den langsamen Passagen lyrisch und erfüllt. Auch das Grieg-Quartett gelingt überzeugend, vielleicht nicht mit letztem risiko gespielt; alles möglicherweise Derbe, Grenzüberschreitende wird zugunsten eines klar gegliederten, gesanglichen Vortrags im zaum gehalten. (CV)
Neben einer recht packenden Vierten, der ‚Unauslöschlichen‘, wird hier eine erstaunlich matte Erste geboten – die ‚Auslöschliche‘ sozusagen: zerdehnte Tempi, blasse Holzbläser, die Violinen in der Höhe wie abgeschnitten. Alles wirkt gedämpft, entschärft, romantisch reduziert und zugleich rumpelig. Dass auch der junge Nielsen kein Waschpulver ist, sondern dänisches Dynamit, wäre leicht bei blomstedt oder berglund zu lernen gewesen oder noch besser bei Erik Tuxen. Dessen (tontechnisch unzulängliche) 1957er Aufnahme sollte kennen, wer mitreden will. Und erst recht, wer mitdirigieren will. (VT)
Beginn eines bedeutenden Projektes Sämtliche geistlichen Werke von Kuhnau
Gregor Meyer, der seit der Spielzeit 2007/08 künstlerischer Leiter des GewandhausChores ist, engagiert sich aktuell für die Wiederentdeckung des Komponisten Johann Kuhnau mit einer Gesamteinspielung seiner Kantaten innerhalb der nächsten Jahre.
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geglückter ausflug
Betörende Festmusik
Weiser Klangmagier
arien für giuseppe Millico Valer Sabadus (Countertenor) Hofkapelle München Alessandro De Marchi Sony Classical
gilles: requiem, rameau: auszüge aus dardamus, castor et Pollux u. a. Collegium Vocale Gent, Capriccio Stravagante Les 24 Violons, Skip Sempé (Leitung) u. a. Paradizo
Beethoven: Klaviersonaten nr. 29-32 Paul badura-Skoda (Klavier) Genuin (2 CDs)
Auf den Spuren des Sopran-Kastraten Giuseppe Millico wandelt Valer Sabadus in dieser Aufnahme. Gluck hat ihm einige seiner schönsten Arien (um-)geschrieben, etwa die rolle des Orfeo von der Alt- in die Sopranlage verlegt. Dazu bietet Sabadus Ersteinspielungen aus Sacchinis Oper Il Cid und aus Glucks Semiramide Riconosciuta. Ein sehr gelungener Versuch, den Vorzügen von Millicos Stimme nachzuspüren: Dessen Spezialität waren weniger glänzende Koloraturen, obwohl er die in Il Cid durchaus zu zeigen hat. Vor allem war er „ein Sänger von großem Gefühl und Ausdruck“. Ein idealer Interpret von Glucks Orfeo also – und das ist auch Valer Sabadus. Trefflich unterstützt wird er vom Chor des br und der Münchner Hofkapelle, die im Furientanz auch instrumental glänzen darf. Schade allein, dass der Tribut an Millico keine von dessen damals weit verbreiteten Kompositionen enthält. (KH)
Ein besonderer beitrag zum aktuellen rameau-Jahr – mit der Musik eines anderen: Als Jean Philippe rameau vor 250 Jahren zu Grabe getragen wurde, erklang das Werk eines seiner Vorgänger. Die Messe des Morts stammt von Jean Gilles, Komponist zur zeit des „Sonnenkönigs“ Ludwig XIV. Dementsprechend vereint sie die Ideale des französischen classicisme, Ebenmaß, Eleganz, Erhabenheit mit elegischen Einfügungen aus rameauOpern. Die Neuaufnahme unter Leitung von Skip Sempé gibt einen Eindruck, wie dies geklungen haben mag: nämlich feierlich, strahlend, kraftvoll, tröstlich. Dies gelingt mit einem markanten Solistenensemble, einem Orchester, das faszinierend die einzelnen Stimmungen herausarbeitet, und einem fein abgestimmten Chor mit reichem bouquet und schlankem Körper. Das ist nicht nur eine Feier der Schönheit, sondern auch ein betörendes Fest der Affekte und Farben. Ein echter Coup! (EW)
Als Grandseigneur seiner zunft wird er gerne bezeichnet – der Pianist Paul badura-Skoda. Im Oktober feierte er den 87. Geburtstag, und noch immer hat er kraftvolle Klangvisionen. Dies vermittelt sich auch bei der Neuaufnahme der letzten beethoven-Sonaten: badura-Skoda zeigt sich hier als weiser Klangmagier mit dem tiefen Wissen lebenslanger Erfahrung. Was für ein langer Atem in der dramaturgischen Gestaltung! Etwa im Andante der Nr. 30, wenn er über einem rumorenden Tremolo Spannung aufbaut, die sich unablässig in den hohen Lagen fortsetzt. Oder die geradezu mystische Wiederkehr der Fuge im Schlusssatz von Nr. 31 und der aberwitzige Sturm, der danach entfacht wird. Oder der dämonische beginn im Kopfsatz der Nr. 32, und wie badura-Skoda dann fließend vom düsterbedrohlichen Ton zu brillanz und Leichtigkeit übergeht. bei jedem neuen Hören entdeckt man weitere mitreißende Momente. Macht glücklich! (EW)
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29.10.2014 10:34:58
sensation: unerhörtes von der diva Maria callas – sämtliche studioaufnahmen remastered Maria Callas, Giulio Neri, Giuseppe Di Stefano, Herbert von Karajan u. a. Warner (69 CDs und 1 CD-rOM)
Näher als mit dieser kiloschweren Sammlung können wir Nachgeborenen der ewigen Callas nicht kommen. Die box vereint auf stolzen 69 CDs sämtliche Studioaufnahmen der zum Mythos verklärten Primadonna assoluta, darin enthalten ist manch bislang unveröffentlichte Einspielung aus der ganz frühen und der ganz späten Karrierephase der Griechin. Das Sensationelle daran: Die unfassliche musikalische Intelligenz und Gestaltungstiefe der bedeutendsten Sopranistin aller zeiten ist hier in einer im reinen Wortsinn bislang unerhörten Klangqualität zu erleben. Denn Warner Classics hat ein extrem aufwändiges remastering der ursprünglichen EMI-Mutterbänder des legendären Produzenten Walter Legge vorgenommen. So ist jede hallige Verkünstelung oder dumpfe Topfigkeit einer Plastizität und Präsenz von Sängern und Orchestern gewichen, die ein maximal authentisches, rauschfreies, bestens balanciertes bild all jener Ausnahmekünstler vermitteln, die sich in den 50er und 60er Jahren um die Callas versammelten. Dies ist die Dokumentation eines goldenen zeitalters, das nicht nur durch die Diva selbst leuchtet, sondern auch durch ihre Tenorpartner wie dem betörenden bergonzi und dem stupenden di Stefano oder den baritonen Gobbi oder Panerai. Hoch spannend ist es, anhand der mehrfach aufgenommen Werke nachzuvollziehen, welche Wandlung die Callas durchmachte: vom vulkanischen Ereignis monumentaler Opulenz und makelloser Schönheit der Traviata von 1953 bis zur jede Gefühlsnuance im glaubwürdigen Extrem und mit eingedunkeltem Timbre auskostenden Tosca von 1964. (PK)
KURZ BESPROCHEN sterkel: sinfonien op. 35 nr. 1 d-dur & nr. 2 B-dur L‘arte del mondo, Werner Erhardt (Leitung) dhm Johann Franz Xaver Sterkel? Nie gehört. Doch seine Musik besitzt ungemein viel Kraft und Originalität, und Erhardt führt mit zunder und Geschick durch diese unbekannten Welten. (CV) Hommage an gualberto Magli raffaele Pe (Countertenor), Chiara Granata (Tripelharfe), David Miller (Theorbe). Glossa zu Lebzeiten war der Kastrat Gualberto Magli ein Liebling der Fürsten in Europa. raffaele Pe macht seine Kunst mit Sinn für Klangschönheit und rhetorik wieder lebendig. (MN) liedbearbeitugen von liszt: auf dem Wasser zu singen, Winterreise u. a. Els biesemans (Hammerklavier). Genuin Liszts Liedtranskriptionen von Schubert, Chopin und Mendelssohn auf einem historischen Flügel: Els biesemans weiß wunderbar genau die möglichen Effekte zu erzeugen. (CV) abramian: Preludes nr. 1-24 Mikael Ayrapetyan (Klavier) Grand Piano Spätromantisch, volksmusikalisch, zaghaft modern: Eduard Abramian pflegt einen ganz eigenen Kompositionsmix. Den Mikael Ayrapetyan handwerklich solide deutet. (CV) onlinE-tipp
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***** = herausragend **** = sehr gut *** =gut ** =befriedigend * =unbefriedigend
alle Jahre wieder ... cds zum Fest frisch ausgepackt. Von Christoph Forsthoff
S
üßer die Kassen nie klingeln als zur Weihnachtszeit … nein, keine ketzerischen Gedanken zu der wieder einmal kaum überschaubaren Zahl an CD-Aufnahmen, die uns zum Fest der Liebe beglücken sollen. Schließlich sind Kerzenlicht, Tannengrün und Geschenke ja nur die halbe Miete, wenn es um die rechte Weihnachtsstimmung geht ... Fast 40 Jahre alt, doch noch immer hörenswert die Dresdner Aufnahme des Weihnachtsoratoriums, dessen Pracht wie Pianosubstanz von der Philharmonie und dem Kreuzchor wie den solistischen WO-Legenden jauchzend und frohlockend ausgelotet wird. Es sind eben immer wieder die Klassiker, die das weihnachtliche Herz besonders erfreuen – zumindest wenn diese so klar und rein daherkommen wie vom Kinderchor SingsalaSing, der mit populären Weihnachtsliedern für Kinder die Vorfreude steigern will; dass sich darunter auch Shopping-Beschallungen wie Jingle Bells finden, ist in unserer Zeit wohl unvermeidlich. Unangenehm werden letztere indes, wenn sich das rotnasige Rentier zu Beethovens Elise und Schneemann Frosty gesellt: Da hilft dann selbst die bläserische Klasse eines Ensembles wie canadian Brass nichts. Dann doch lieber ein wenig betulich, aber dafür beschaulich „Weihnachten zu Hause“ feiern mit dem Tenor Martin 42 concerti Dezember 2014
Bach: Weihnachtsoratorium mit P. Schreier, T. Adam, Dresdner Kreuzchor & Philharmonie. brilliant Classics (3 CDs) Weihnachtslieder für Kinder Kinderchor SingsalaSing, The academy collective 21, Klaus K. Weigele (Leitung). Carus christmas time is Here: rudolph the rednosed reindeer, Frosty the snowman u. a. Canadian brass. Steinway christmas at Home Martin Petzold (Tenor), Jakob Grabenhorst (Sopran), Martin Hoepfner (Gitarre). rondeau ein Kindlein in der Wiegen Capella de la Torre, Katharina bäuml (Schalmei). deutsche harmonia mundi Böhmische Weihnacht Sächs. Vocalensemble, Virtuosi Saxoniae, blechbläserensemble Ludwig Güttler. berlin Classics agricola: Weihnachtskantaten Kölner Akademie u. a. Michael Alexander Willens (Leitung). cpo Mirabile Mysterium Huelgas Ensemble, Paul Van Nevel (Leitung). deutsche harmonia mundi carols from the old & new Worlds iii Chamber Choir Ireland, Paul Hillier (Leitung). harmonia mundi the Wexford carols Caitríona O‘Leary, Tom Jones, rosanne Cash, rhiannon Giddens Heresy
Petzold und sanften Gitarrenklängen Martin Hoepfners, die sich hausmusikalisch wohlbekanntem Liedgut für die Festtage hingeben. Oder vielleicht einmal einen Ausflug in die Lutherzeit riskieren, wo die Renaissance-Spezialisten der capella de la torre manch glanzvolles Kleinod entdecken. Wer’s noch strahlender mag, für den schmettert sich der unverwüstliche ludwig güttler mit diversen Ensembles durch die barocke Weihnachtspracht Böhmens – und beschert dabei ähnliche Entdeckungen wie die Kölner akademie, die drei geschmackvolle Weihnachtskantaten des Bach-Schülers Agricola ausgegraben hat. Wem diese Festtagsalben zu wenig Überraschendes bieten, dem seien drei Sammlungen empfohlen: Während das Huelgas ensemble mit seinem europäischen Streifzug durch die Weihnachtsgeschichte über fünf Jahrhunderte gleich den ganz großen – und ebenso entzückenden – Brückenschlag wagt, verleiht Paul Hillier seiner klangfrohen Sammlung carols from the old and new Worlds mit den liturgischen O-
Antiphonen Struktur. Und der Sängerin Caitríona O’Leary ist mit den Wexford carols eine Entdeckung für alle Irland-Fans gelungen, die auch zum Christfest nicht auf die melancholischen Gesänge von der grünen Insel verzichten wollen. In diesem Sinne: Merry Christmas!
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Blind GEhört
»oh nein, bitte ausmachen!« der Bassbariton tHoMas QuastHoFF hört und kommentiert cds von Kollegen, ohne dass er erfährt, wer singt. Von Jakob Buhre
44 concerti Dezember 2014
Foto: bernd brundert
ZUr pErSon
Jura-student, sparkassenmitarbeiter, radiomoderator: Thomas Quasthoff kam auf Umwegen zu seinem beruf als Sänger. geboren wurde er 1959 in Hildesheim mit einer conterganbehinderung. Gegen alle Widerstände nahm er sein Gesangsstudium auf und avancierte zu einem der gefragtesten bassbaritone. Seit 2012 tritt er aus gesundheitlichen Gründen nicht mehr mit klassischem repertoire auf.
Ö
ffentlich singt Thomas Quasthoff keine Klassik mehr, doch beim „Blind gehört“ in der Küche seiner Berliner Wohnung gibt der gefeierte Bassbariton die eine oder andere Kostprobe, um zu zeigen, was er im Gegensatz zu den Kollegen anders machen würde. Unterm Tisch hat es sich derweil Zwergrauhaar dackel Elli bequem gemacht.
Händel: Messiah, Rezitativ: „Thus saith the Lord of Hosts“ Neal Davies (Bass), Freiburger Barockorchester, René Jacobs (Leitung). 2006. harmonia mundi
Toll! Das mag ich sehr. Das könnte eine englische Stimme sein. Die Sänger von der Insel haben ja alle ein stärkeres Vibrato als die aus dem Rest Europas, das hat auch mit der Peter Pears-Tradition zu tun. Neal Davies? Nein, den kenne ich nicht. Die Stimme hat einen schönen Kern, viele Farben, oben sehr offen, keine Hs in den Koloraturen. Und man hört, dass er weiß, wovon er singt. Da kann ich die ganze Geschichte dahinter sehen, wunderbar!
Bach: Weihnachts oratorium, Rezitativ: „Er ist auf Erden kommen arm“ Klaus Mertens (Bass), Amsterdam Baroque Orchestra and Choir, Ton Koopman (Leitung). 1996. Erato
Das ist Klaus Mertens. Wer das dirigiert, weiß ich nicht, aber auf jeden Fall ein Alte Musik-Spezialist. Er singt mit relativ wenig Vibrato, er schleift ein klein wenig an. Ich
finde, das ist sehr spezifisches Singen für Alte Musik. Es ist alles sehr kultiviert, es ist solide, aber diese vibratolosen Töne – mich reißt das nicht vom Hocker, es berührt mich nicht. Es ist mir ein bisschen zu brav, die Töne sind sehr gerade, dieses geschliffene Non-Vibrato, das ist nicht meins. Wir wissen ja auch gar nicht, ob die es früher mit oder ohne Vibrato gesungen haben ... Mit Koopman habe ich schon musiziert, das fand ich sehr authentisch, aber auch ein bisschen eintönig. Da gefällt mir Harnoncourt viel besser: Der hat auch den historischen Ansatz, er bezieht die neuere Zeit aber viel mehr mit ein. Bach: Weihnachts oratorium, Rezitativ: „Er ist auf Erden kommen arm“ & Arie: „Großer Herr, o starker König“ Hermann Prey (Bass), SymphonieOrchester des Bayerischen Rundfunks, Tölzer Knabenchor, Eugen Jochum (Leitung). 1973. Philips
Aha, hier wird schon romantischer musiziert. Sind das die Tölzer? – Uiii, Hermann. Nein, das mag ich leider noch weniger. Er hat eine ganz andere Prä senz als Mertens, aber er singt mir das zu larmoyant. Bach war auch nicht sein Ding, würde ich sagen. Seine Schubert-Aufnahmen gefallen mir, und die Aufnahme vom Barbier von Sevilla mit Prey ist eine der besten, die ich kenne. Die Aufnahme hier müsste aus den 70ern sein, das war noch ein anderes Verständnis von Bach. Hören Sie sich das Tempo an: Das würde man heute viel zügiger machen. Und diese Hs in den Koloraturen, das verbiete ich meinen Studenten.
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Über
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Blind gehört
Lasst uns froh und munter sein Marc Marshall (Bariton), Jay Alexander, (Tenor), Babelsberger Filmorchester, Marius Stieghorst (Leitung). 2008. Edel
C. P. E. Bach: Die Israeliten in der Wüste, Arie: „Gott sieh dein Volk“ Tobias Berndt (Bass), Barockorchester Stuttgart, Frieder Bernius (Leitung) 2014. Carus
Die Arie kenne ich nicht. Aber das ist Christian Gerhaher. Nicht? Dann ist es Tobias Berndt. Ein sehr guter Sänger. Bei ihm sitzt die Stimme etwas weiter hinten als bei Christian, 46 concerti Dezember 2014
Noch längst nicht von der Bühne verschwunden: Thomas Quasthoff widmet sich mit Leidenschaft weiterhin dem Jazz
aber ich finde sie wunderbar, der kann einfach singen, der Junge. Er hat ja 2009 bei meinem Lied-Wettbewerb den zweiten Preis bekommen, er hat ein Bombenfinale gesungen, das war beeindruckend. Manchmal hört man bei ihm noch ein bisschen, dass er aus dem Osten kommt. Das weiß er aber, wir haben da auch gemeinsam dran gearbeitet. Bei Theo Adam hörte man das auch gelegentlich. Das sind so leichte Vokalfärbungen. Ich hatte zum Beispiel mal einen schwäbischen Schüler, da saße d‘ Vokale alle irgendwie so guddural da hinden – die aufzumachen und klar zu kriegen, das ist nicht einfach.
Schubert: An den Mond & Der Wanderer Roman Trekel (Bariton), Oliver Rohl, (Klavier). 2000. Arte Nova
Ist das Gerald Finley? Die Stimme finde ich toll. Ach nein, ich weiß: Roman Trekel. Aber
die Aufnahme ist Minimum fünf, sechs Jahre alt, heute singt er das anders. Das hier mag ich sehr, der kopfige Ansatz, die große Farbbreite, die Wortverständlichkeit, ein wunderbares Legato – klasse! Er hat was zu sagen, das merkt man. In unserer Sängergeneration war die Beschäftigung mit Literatur noch viel selbstverständlicher. Heute wissen viele nicht mehr, was zur Zeit Schuberts geschrieben wurde. Oder dass Beethoven ein großer Jean Paul-Fan war, das interessiert heute keinen mehr. Ich finde das wichtig, ich schicke meine Studenten deswegen auch in die Bibliothek, damit sie wissen, wie die Leute damals gedacht haben, was etwa der deutsche Vormärz bedeutet. Jemand wie Schiller war ja nicht nur ein begabter Autor, sondern es stand auch eine bestimmte Geisteshaltung dahinter. Wobei ich auch einen Studenten habe, der extrem viel liest. Neulich saßen wir nebeneinander am Flughafen, ich las irgendeinen Roman und
Foto: Harald Hoffmann/DG
Der Bass, ist das Gunther Emmerlich? Mir ist das zu aufgesetzt. Ach, das sind Marshall & Alexander? Sagen wir so: Für die Zielgruppe, für die es gemacht ist, ist es genau richtig gesungen. Die beiden erreichen damit viele Leute, das kann ich auch neidlos anerkennen. Aber ich gehöre nicht zu der Zielgruppe. Ich selbst habe auch nie solche CDs gemacht. Sicher gab es Anfragen, man wollte mich mit Montserrat Caballé auf Duo-Tour schicken, man hat mich auch gefragt, ob ich Konzerte mit Bocelli singe. Das kam für mich aber nicht infrage. Ich bediene ja eine ganz andere Klientel und habe einen ganz anderen Anspruch. Es gibt natürlich sehr schöne deutsche Volkslieder, die kann man auch niveauvoll singen. Aber was damit zum Teil in den Fernsehsendungen betrieben wird, hat mit Volksliedern nichts zu tun. Das ist für mich eher Volksverblödung.
er: Platon. So etwas ist aber die absolute Ausnahme.
– so etwas mag ich lieber von Michael Bublé. Ich würde es jazziger singen, das hier ist mir zu klassisch, zu opernhaft. Von seiner Stimmgebung her könnGershwin: Porgy & Bess, „O‘ ich hab‘ te das auch Mozart oder Verdi alles und gar sein. Das hier hat mit Jazz ja nichts“, „Wer weiß, nichts zu tun. Ich würde das ob das alles so war“ Vibrato hier eher weglassen – Lawrence Winters (Bass), NDR-Rundfunkorchester, Richard Müller-Lampertz und ein bisschen weniger (Leitung). 1965. Philips Kitsch. Es ist im Jazz einfach Oh nein, bitte ausmachen! eine ganz andere Tongebung, Das ist Roberto Blanco, das man schleift mal etwas an, kann ich nicht ertragen. Ist es zieht einen Ton über den Takt nicht? Also, man hört an der rüber, synkopiert mehr – das Stimme, dass sie nicht nur klas- hier ist sehr geradeaus. Er ist sisch ausgebildet ist. Sie ist ein toller Sänger, natürlich, etwas unausgeglichen, er singt aber großartige klassische Sändie unterschiedlichen Lagen ger sind eben nicht automamit verschiedenen Stimmen. tisch gute Jazz-Sänger. Das ist ausdrucksstark, aber eher Musical. Lawrence WinKonzert- & Theater-TIPPs ters? Ach, du lieber Gott, 50er Berlin Jahre! Der konnte schon singen, Mo. 15.12., 19:30 Uhr Berliner er sollte diese Stücke aber lie- Ensemble Shakespeare: Was ihr wollt ber auf Englisch singen, man Sa. 17.1.2015, 20:00 Uhr Staatsoper Schiller Theater Ein Abend rund hört zu sehr, dass es nicht sei- im um Heinrich Heine. Thomas Quasthoff ne Sprache ist. Ich habe nie (Rezitation), Florian Boesch (Bass Porgy & Bess gesungen, öffent- bariton), Justus Zeyen (Klavier). von Schumann, Schubert & Liszt lich dürfen das auch nur Werke sowie Texte von Heinrich Heine Schwarze singen, das hat die Elmau Gershwin-Familie so festgelegt. Do. 12.2.2015, 19:00 Uhr Schloss Das finde ich auch gut, das ist Belles Amours – Louise de Vilmorin ein schwarzes Stück, für Afro- und Francis Poulenc. Christiane Karg Thomas Quasthoff (Rezita amerikaner. Die haben es ja (Sopran), tion), Justus Zeyen (Klavier) schwer genug, in andere Opern Feuchtwangen reinzukommen, da gibt es nur Sa. 14.2.2015, 18:00 Uhr Regina wenige Sänger, die das ge- Lichtspiele Programm siehe Elmau schafft haben. Heidelberg Mi. 1.4.2015, 19:30 Uhr Kongresshaus Stadthalle Thomas Quasthoff & Thomas Hampson (Gesang), Frank Chastenier (Klavier). Klassik & Jazz
Porter: Night and Day Thomas Hampson (Bariton), London Symphony Orchestra, John McGlinn (Leitung). 1991. EMI Classics
Ist das Thomas Hampson? Die Aufnahme kenne ich nicht. Ein klassischer Sänger singt populäre amerikanische Musik
CD-Tipp
Mein Weihnachten – Thomas Quasthoff singt Standards und liest Gedichte von Bonhoeffer, Brecht, Rilke u. a. Thomas Quasthoff (Sprecher & Gesang), Frank Chastenier (Klavier), Dieter Ilg (Kontrabass), Bruno Müller (Gitarre). Deutsche Grammophon
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multimeDia Das Beste aus Radio, Fernsehen, Kino und Internet online: WeB-radio BYte FM
tV-tipps
BüHnenWelten
resonanzen aus dem Bunker
sa. 29.11., 14:50 uhr don giovanni Sein 30-jähriges Jubiläum feiert 3sat – Grund für einen Thementag mit Aufzeichnungen aus Europas Top-Häusern. Mozarts Opern-Klassiker ist hier in der Stuttgarter Inszenierung von Andrea Moses zu erleben. arte
saisoneröFFnung
Offen für Neues auch jenseits der Bühne: das Ensemble Resonanz
N so. 7.12., 20:15 uhr Fidelio Der Tag nach Nikolaus ist traditionell Spielzeitauftakt an der Mailänder Scala – in diesem Jahr mit beethovens Singspiel, Daniel barenboim am Pult und Stars wie Klaus Florian Vogt (bild) und Mojca Erdmann in den Hauptrollen.
eues Heim, Glück allein? Nicht für das Ensemble Resonanz: Gerade erst sind die innovationsfreudigen Musiker in den Hamburger Medienbunker eingezogen – nur einen Steinwurf vom Stadion des FC St. Pauli entfernt –, da haben die Streicher auch schon erste Kontakte zu den neuen Nach-
zdF
zdF-FernseHgarten so. 21.12., 11:00 uhr ellmau, Wochenbrunner alm Klassik im zDF-Fernsehgarten? Das gelingt nur David Garrett: Der Teufelsgeiger ist dabei, wenn Andrea Kiewel in Tirol für Stimmung sorgt. zdF
Prosit KÁlMÁn! so. 28.12., 22:00 uhr die csárdásfürstin Ja, is denn heut‘ scho‘ Silvester? Nicht ganz, aber fürs Fernsehen wird das Silvesterkonzert mit der Staatskapelle Dresden schon mal vorgezogen.
48 concerti Dezember 2014
barn des dort ansässigen Webradios ByteFM geknüpft. Und die bislang für ihren außergewöhnlichen Popmusikgeschmack bekannten Macher offenbar rasch überzeugt, dass auch Klassikexperimente des Hinhörens wert sind: Alle zwei Wochen suchen nun Musiker des Ensembles mit Moderatorin Juliane Reil in der Sendung „ByteFM Klassik“ nach den Geschichten hinter der Musik von Bach, Chopin oder Strawinsky – und natürlich sind dabei auch Live-Mitschnitte aus den Konzerten der Resonanzler zu hören. so. 30.11., 14.12., 28.12., 12:00 uhr byteFM Klassik jeden zweiten Sonntag: www.byte.fm
online: live-WeBcast
uraufführung in Berlin
I
ch kann mir kein größeres Vergnügen vorstellen, als neue Stücke in Auftrag zu geben und zu erarbeiten“, begeistert sich Star-Pianist Yefim Bronfman. Da wird ihm das neue Klavierkonzert von Jörg Widmann gerade recht kommen, gilt der doch als einer der spannendsten zeitgenössischen Komponisten. Dass ihm
bei der „Werkstaufe“ obendrein die Berliner Philharmoniker und Sir Simon Rattle zur Seite stehen, dürfte die rasche Verbreitung des Konzertes ebenso fördern wie deren LiveÜbertragung in der Digital Concert Hall des Orchesters. sa. 20.12., 19:00 uhr Live-Übertragung unter: www.digitalconcerthall.com
Fotos: Dario Acosta Photography/Deutsche Grammophon, Jann Wilken, Tim Schober, Johan Persson, Münchner MotettenChor e.V.
3sat
Kino: live-üBertragung
raDiO-tipps
griff in die bunte trickkiste
T
anzend in den Kaninchenbau: Lewis Carrolls Kinderbuch kennt fast jeder – Christopher Wheeldon hat die Geschichte von Alice im Wunderland gemeinsam mit dem Komponisten Joby Talbot als Ballett für das Royal Opera House inszeniert. 2011 nahm sich der weltweit gefragte Choreograph in Covent Garden die märchenhafte Erzählung vor – und landete damit einen Mega-Erfolg. Nicht zuletzt auch ob Talbots Musik, der ersten abendfüllenden Auftragskomposition für das Royal Ballet seit 20 Jahren, die sogar beim eher konservativen Londoner Opernpublikum Anklang fand. Einmal erfolgreich, haben
deutscHlandradio Kultur
Ausflug in die Traumwelt: Alice im Wunderland als Ballett aus London
Wheeldon, Talbot und ihr Ausstatter Bob Crowley das Rezept dann in diesem Frühjahr mit Shakespeares Wintermärchen gleich wiederholt – und mit ihrem bilder- und trickreichen Konzept erneut gepunktet. di. 16.12., 20:15 uhr live im Kino Eine Übersicht der Kinos unter: www.roh.org.uk/cinemas
trifonov goes carnegie Hall
A
ndere träumen als Jungs von Abenteuern oder Fußballerkarrieren, doch durch die Träume Daniil Trifonovs geisterte schon Skrjabins Klavierkonzert, als er erst zehn war. Eine wegweisende Ahnung, denn mittlerweile ist der Pianist auf den großen Klassikbühnen dieser Welt zu Hause,
sPurensucHe Mo. 1.12., 20:10 uhr Musikszene Seit einem Vierteljahrhundert sorgt der Frankfurter Furore Verlag immer wieder für selbige in der Musikgeschichte: Denn hier erscheinen Werke von Komponistinnen, die anderswo bislang keine beachtung gefunden haben.
online: live-WeBcast
»Ich kann heute nicht wissen, wie ich morgen spiele«: Daniil Trifonov
deutscHlandFunK
gibt 100 Konzerte im Jahr und hat vor lauter Auftritten, CDAufnahmen und seinem Faible fürs Komponieren kaum noch Zeit, sich neues Repertoire anzueignen. Egal, auch mit dem bereits erworbenen Werkskanon lohnt sich eine Begegnung mit dem Russen. Im Rahmen der ersten Serie von Live-Webcasts aus der New Yorker Carnegie Hall gibt‘s nun auf medici.tv die Gelegenheit, den 23-jährigen Klavierstar in einem der berühmtesten Konzerthäuser zu erleben – auf dem Programm seines Recitals: Bach, Beethoven und Liszt. di. 9.12., 20:00 uhr est Das Konzert ist 90 Tage abrufbar: www.medici.tv
Meister und scHüler di. 2.12., 22:00 uhr alte Musik Handwerkslehre, kosmologisches Harmoniemodell, persönliche Läuterung, Master: An kaum einem Sujet lässt sich die Vielfalt kultureller bilder im Laufe der Geschichte besser ablesen als an den verschiedenen Ausbildungswegen zum Musiker. deutscHlandFunK
100-tage-Bilanz Mo. 8.12., 20:10 uhr Musikszene Umbruch im rhein-MainGebiet: 100 Tage nach Amtsantritt stehen die neuen Opernintendanten in Wiesbaden, Darmstadt und Mainz rede und Antwort zu ihren ersten Produktionen und Plänen. deutscHlandFunK
auF HoHer see Mo. 15.12., 20:10 uhr Musikszene Der Flügel ist festgeschraubt, in die Klänge mischt sich Motorenlärm – doch selbst prominente Künstler musizieren gern auf Kreuzfahrtschiffen. Hildburg Heider lauscht in ihrem Feature der Faszination der hohen See nach. deutscHlandradio Kultur
JaucHzet, FroHlocKet
Fr. 26.12., 14:05 uhr Musik im gespräch Chorsänger und -dirigenten erzählen von der Lust und Last am gemeinsamen Singen.
Dezember 2014 concerti 49
VorSChaU
Abonnenten erhalten die JanuarAusgabe am 19. dezeMBer
Joshua Bell Ein Amerikaner zu Besuch in der Alten Welt: Der Geiger tourt mit der Academy of St Martin in the Fields
Concerto Köln Mit Bach unterwegs: Die Alte Musik-Spezialisten sind auf Deutschlandtour
Frank strobel Frisch aufgelegt: Der Experte für Filmmusik stellt sich unserem »Blind gehört«
concerti – das Konzert- und opernmagazin erhalten Sie im Abonnement sowie am ende des jeweiligen vormonats an Veranstal-
tungsorten, Konzert- und Theaterkassen, im Fachhandel, Bildungseinrichtungen, Hotels und Gastronomie. alle termine,
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verlag concerti Media GmbH Mexikoring 29, 22297 Hamburg Tel: 040/228 68 86 10 Fax: 040/228 68 86 17 info@concerti.de, www.concerti.de Herausgeber/chefredakteur Gregor burgenmeister (V.i.S.d.P.) textchef Christoph Forsthoff (CF) redaktionsleitung Friederike Holm redaktion Peter Krause (ressortleiter Oper, PK), Insa Axmann, Julia bleibler, Petra Eisenhardt, Mirko Erdmann, Juliana Heinz, Julia Oehlrich, Jörg roberts, Dr. Christiane Schwerdtfeger, You-Son Sim, Nele Winter autoren der dezember-ausgaben Ninja Anderlohr-Hepp, Irene bazinger, Jakob buhre, Arnt Cobbers, ralf Dombrowski, Andreas Falentin (AF), Dr. Klemens Hippel (KH), Sören Ingwersen, Dr. Edith Jachimowicz, Matthias Nöther (MN), Helmut Peters, Stefanie Paul, Teresa Pieschacón raphael, Georg rudiger, Christian Schmidt, Volker Tarnow (VT), Maximilian Theiss, Dr. Peter Ufer, Christoph Vratz (CV), Dr. Eckhard Weber (EW) anzeigen Felix Husmann (Leitung Marken & Agenturen) Tel: 040/228 688 620 f.husmann@concerti.de Susanne benedek (Leitung Marketing, Klassikveranstalter & Kultur) Tel: 030/488 288 535 s.benedek@concerti.de Mirko Erdmann (Musikindustrie, Klassikveranstalter & Festivals) Tel: 040/228 68 86 16 m.erdmann@concerti.de Ellen zerwer (Klassikveranstalter) Tel: 030/488 288 537 e.zerwer@concerti.de Jörg roberts (Klassikveranstalter Hamburg) Tel: 040/228 68 86 13 j.roberts@concerti.de You-Son Sim (Anzeigendisposition) Tel: 040/228 68 86 10 anzeigen@concerti.de art direktion/gestaltung Tom Leifer, Jörg roberts, Dodo Schielein, Aaron Schubert druck und verarbeitung Evers-Druck GmbH Heftauslage vertrieb@concerti.de abonnement concerti Media GmbH Postfach 600 423, 22204 Hamburg Tel: 040/657 90 808, Fax: 040/657 90 817 abo@concerti.de (bestellung unter Angabe der regionalausgabe). Das Standard-Jahresabonnement kostet 25 € frei Haus. erscheinungsweise elf Mal jährlich ivW geprüfte auflage redaktionsschluss Immer am 15. des Vor-Vormonats, bitte senden Sie Ihre Termine an: termine@concerti.de. Der Abdruck erfolgt kostenlos. Alle rechte concerti Media GmbH. zusatz Der Terminkalender erhebt keinen Anspruch auf Vollständigkeit. Wir übernehmen keine Haftung, da es sich bei einer Vielzahl von Ankündigungen um einen Vorabplan handelt. Nachdruck nur mit schriftlicher Genehmigung des Verlags. bei Nichtlieferung infolge höherer Gewalt oder infolge von Störungen des Arbeitsfriedens bestehen keine Ansprüche gegen den Verlag.
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