AKTUELL
DANKESCHÖN
„Meine Arbeit ist ein Luxus“
Drei Physiotherapeutinnen seit 30 Jahren an der Seite der Patienten Zehntausendneunhundertfünfzig Tage, tausendfünfhundertsechzig Wochen oder 30 Jahre. Eine sehr lange Zeit. Aber wenn Elisabeth Schwingshackl, Maria Teresa Zanoni und Agatha Pallhuber zurückschauen, kommt ihnen vor, es sei (fast) gestern gewesen, als sie angefangen haben, für die Südtiroler Krebshilfe zu arbeiten. Die Physiotherapeutinnen Elisabeth und Agatha arbeiten im Pustertal, Maria Teresa in Bozen. Die Südtiroler Krebshilfe möchte ihnen ein herzliches Dankeschön für ihren unermüdlichen Einsatz und ihre Kompetenz aussprechen. Die Lymphdrainage ist ein wichtiger Teil des Angebots der SKH für die Patienten.
A
lle drei haben direkt nach der Ausbildung die Stellung bei der Südtiroler Krebshilfe angetreten. Ohne Berufserfahrung, und zu einer Zeit, als es in den Bezirken noch keine festen Strukturen gab, waren sie am Angang völlig auf sich alleine gestellt, mussten sich um Räumlichkeiten und auch um den gesamten bürokratischen Aufwand kümmern. Heute ist das anders. Die Lymphdrainage ist mittlerweile ein
so wichtiger Bereich geworden, dass alles bestens organisiert ist. Auch die Weiterbildungen und die regelmäßigen Treffen des gesamten Teams der PhysiotherapeutInnen der Krebshilfe. Einzelkämpfer sind sie heute nicht mehr. Und heute sind auch die Patienten anders sowie deren Einstellung zur Krankheit. Eines sagen alle drei: nach den ersten und harten Einarbeitungsjahren, möchten sie ihre Arbeit nicht mehr missen.
Gleichgeblieben ist der intensive, zwischenmenschliche Kontakt, die Vertrautheit mit den Patienten. Die einstündigen Treffen sind mehr als reine „mechanische“ Lymphdrainage. Unter den Händen der Physiotherapeutinnen ist nicht nur der Körper des Patienten, sondern auch seine Seele.
Elisabeth Schwingshackl „Es ist eine ewig lange Zeit, aber trotzdem kommt es mir vor, als sei es gestern gewesen. Die ersten drei Jahre waren sehr schwierig. Ich war jung und unerfahren. Hatte die Bewerbung bei der SKH so nebenbei abgegeben, eigentlich war mein Ziel in Deutschland zu arbeiten, ich war dann auch tatsächlich in einer Spezialklinik für Lymphdrainage, als sie mich angerufen haben und gesagt haben, ich sollte sofort anfangen. Ich bekam die Schlüssel zum Ambulatorium in die Hand gedrückt und das war´s. Ich war total überfordert, abgesehen davon, dass ich alle Symptome von Krebs in der ersten Zeit an mir selbst gespürt habe. Ziehen in der Brust, Schmerzen im Hals und Druck beim Atmen. Alles. Bei jedem Patienten hab ich alles mitgefühlt. So nach und nach bin ich dann reingewachsen. Sportler haben mich als Patienten nicht interessiert, ebenso wenig wollte ich in einer reinen Kur- und Schönheitsklinik arbeiten. Ich war fasziniert von der Gesamtheit der Patienten. Was die Krankheit mit ihnen macht, wie sie damit leben, wie positiv sie
diese Erfahrung für sich und für ihr weiteres Leben auswerten. Wenn ich zurückschaue, sehe ich nur wunderschöne Erfahrungen, nette Leute. Meine Arbeit ist ein Luxus, ein Lotteriegewinn und wenn ich morgens aus dem Haus gehe, habe ich nie das Gefühl, ich muss da jetzt hin. Die Arbeit hat sich natürlich verändert. Als ich jung war, kam mir ein Patient mit 40 alt vor, heute bin ich selbst Mitte fünfzig. Und habe Patienten, die ich schon seit dreißig Jahren betreue. Was sich geändert hat, ist die Einstellung zur Krankheit und der Krankheitsverlauf. Heute arbeiten wir außerdem eng zusammen mit der Onkologie und den Kollegen vom Krankenhaus. Viele Patienten sind früher gestorben, auch aufgrund von zu starken Therapien. Man hatte mehr Angst und Respekt vor der Krankheit, heute gelingt es vielen, in der Krankheit eine Chance
zu sehen. Die Krankheit als Botschaft. Kürzlich hat mir eine Patientin gesagt: „Es wird schon alles seinen Sinn haben, wenn ich dadurch so Leute wie Dich kennenlerne…“ Ich sag es ja: Meine Arbeit ist ein Lottogewinn. Luxus pur!
DEZEMBER 2020 | NR. 3
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