Neue Medizintechnologie #2

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EINE UNABHÄNGIGE THEMENZEITUNG VON EUROPEAN MEDIA PARTNER

NEUE MEDIZINTECHNOLOGIE MIT FOKUS AUF ZUKUNFTSWEISENDE INNOVATIONEN

NR 2 | NOVEMBER 2016 NEUELIFESCIENCES.DE

Der Fortschritt der Medizintechnik sorgt dafür, Lebensqualität zu verbessern, Leben zu retten und zu erhalten.

Drei Experten der Medizin berichten über innovative Entwicklungen in der Medizintechnologie. Unter anderem spricht Prof. Dr. Albert J. Augustin, Direktor der Augenklinik des Klinikums Karlsruhe über eine Netzhautprothese, die blinden Menschen einen Teil ihres Sehvermögens zurückgeben kann. Seite 4

„In der Medizintechnik trifft Tradition auf Innovation.“ Lesen Sie das Vorwort mit Yvonne Glienke, Clustermanagerin von Medical Mountains. Sie beschreibt, inwiefern die Medizintechnik ein Garant für Lebensqualität ist. Seite 2

EINBLICK

Vernetzung der OP-Ausstattung

Modernste OP-Techniken bedeuten eine Arbeitserleichterung für das OP-Team. Es zeigt sich jedoch auch die Abhängigkeit von funktionierenden IT-Systemen. Seite 5

MÖGLICHKEITEN

Exoskelette – Hightech-Entwicklung in der Robotik

PROF. DR. BURKERT PIESKE

KLINIKDIREKTOR UND FACHARZT AN DER BERLINER CHARITÉ

„Die voll elektronische Patientenakte ist auf dem Weg, aber noch nicht Realität“ Lesen Sie mehr auf Seite 6

Exoskelette sind äußere Stützstrukturen für den Körper. Es gibt Systeme, die von gehbehinderten Menschen genutzt werden, um nicht mehr vom Rollstuhl abhängig zu sein. Seite 10

Sonderpublikation in Die Welt am 02. November 2016

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Eine unabhängige Themenzeitung von European Media Partner

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VORWORT – NEUELIFESCIENCES.DE

DIE REDAKTION EMPFIEHLT!

„In der Medizintechnik trifft Tradition auf Innovation.“

Wir empfehlen Ihnen das Expertenpanel auf Seite 4 mit drei Experten aus der Branche, die über innovative Technologien in der Medizin sprechen. Die Redaktion

INHALT

Yvonne Glienke

Clustermanagerin von Medical Mountains

MEDIZINTECHNIK: GARANT FÜR LEBENSQUALITÄT IN JEDEM ALTER

E

s ist die moderne Medizintechnik, die das Leben von Frühgeborenen ermöglicht, Unfallopfern und Menschen mit Behinderungen zu einem normalen, schmerzfreien Leben befähigt, Narben bei Operationen auf ein Minimum reduziert, einer immer älter werdenden Gesellschaft die Möglichkeit bietet, länger mobil zu bleiben und gut zu leben.

Die Medizintechnikbranche ist eine hoch technologische und innovative Branche, geprägt von höchsten Qualitätsstandards, die seit Jahrzehnten in Hightech-Produkten an und in vielen Millionen Menschen ihre Anwendung finden. Die Medizintechnikindustrie stellt in Deutschland 200.000 qualifizierte Beschäftigte, die vor allem in kleinen und mittleren Unternehmen Qualitätsprodukte entwickeln, herstellen, prüfen und vertreiben. Am Standort Tuttlingen beispielsweise, auch bekannt als das Weltzentrum der Medizintechnik, gibt es neben Weltmarktführern über 400 kleine und mittlere, fast ausschließlich familiengeführte Traditionsunternehmen, welche seit mehreren Generationen bestehen. Diese haben sich auf die Herstellung chirurgischer Instrumente spezialisiert. Sie kennen die hohen Anforderungen sehr gut, die der Markt an die Qualität der Produkte stellt: langjährige Beständigkeit und Präzision

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bei tausenden Anwendungen und Aufbereitungen unter extremen Bedingungen. Auch an die Herstellung von Implantaten werden höchste Anforderungen gestellt. Stabil und robust müssen sie sein aber gleichzeitig leicht und flexibel einsetzbar. Um Medizinprodukte stetig zu verbessern, investieren Medizintechnikunternehmen überdurchschnittlich in die Forschung und die Entwicklung innovativer und verbesserter Produkte. Medizintechnikunternehmen kooperieren hierfür einerseits mit Forschungseinrichtungen, um neueste Technologien und Materialen einzusetzen, andererseits arbeiten sie eng mit Ärzten und Chirurgen zusammen, um die Anforderungen aus der Praxis zu erfüllen. Der Vorteil, in Netzwerken zu arbeiten und Entwicklungskooperationen auf den Weg zu bringen, wurde von vielen Unternehmen bereits erkannt. Diese ebnen den Weg für Innovationen in der Medizintechnik. Intelligente Prothesen mit digitalen Funktionen, patientenindividuelle 3D-gedruckte Implantate, künstlich hergestellte Herzklappen aus körpereigenen Zellen und hochauflösende 3D-Bilder aus dem Körperinneren durch neueste Kameratechnik sind nur einige Beispiele. Vernetzung ist Zukunft. So führt Tradition zu Innovation.

neuelifesciences.de

Recyclen oder weiterreichen!

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Expertenpanel – Innovationen in der Medizintechnik

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Vernetzung der OP-Ausstattung

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Titelstory – Prof. Dr. Burkert Pieske

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conhIT 2017

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Kampf gegen gefährliche Keime

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Schonende Frakturheilung

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Exoskelette

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Vom Studium zur Forschung

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SmartLab – Das Labor der Zukunft

NEUE MEDIZINTECHNOLOGIE Project Manager: Rouven Flache rouven.flache@europeanmediapartner.com Geschäftsführer: Redaktionsleiter: Layout und Anzeigengestaltung: Lektorat: Titelbild: Distribution: Druck:

Kristoffer Andersson Mats Gylldorff Aileen Reese Nicole Bitkin Wiebke Peitz Die Welt Gesamt, November 2016 Axel Springer SE

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European Media Partner sind Spezialisten im Content-Marketing. Durch ein hochwertiges redaktionelles Umfeld und eine hohe Verbreitung schaffen wir eine optimale Medienpräsenz auf dem Markt. Wir helfen Unternehmen durch passgenaue Produkte ihre Zielgruppe treffsicher zu erreichen. ANZEIGE

DOPPKON: Ihr Partner in der Entwicklung und Projektierung von Medizintechnik Deutschland gehört neben den USA und Japan zu den führenden Produzenten in der Medizintechnik und zu den innovativsten Industriezweigen überhaupt. Rund zehn Prozent des Umsatzes investieren deutsche Unternehmen in den Bereich der Forschung und Entwicklung. Projektierung und Entwicklung im Bereich der Medizintechnik, das gehört zum Leistungsspektrum des noch jungen Unternehmens DOPPKON, Doppelstein Konstruktion. In Spaichingen, in direkter Nachbarschaft des Weltzentrums für Medizintechnik Tuttlingen, hat Doppelstein Konstruktion seinen Unternehmenssitz. Die Firma hat sich auf die Entwicklung und Konstruktion von Produkten sowie die Projektierung von Komplettsystemen in den Bereichen Kardiologie, Gynäkologie, Pneumologie, Urologie und weiteren spezialisiert.

Die Unternehmensentwicklung seit der Gründung ist fulminant, weil Unternehmensgründer Alexander Doppelstein seine langjährige Medizintechnik-Erfahrung und die Anforderungen des Marktes passgenau zusammenbringt. Zahlreiche medizintechnische Entwicklungen hat man inzwischen in Spaichingen abgewickelt und dies aus den unterschiedlichsten medizinischen Bereichen. „Dass wir über Kunden nicht sprechen, versteht sich von selbst, denn in diesem Geschäft gehört Diskretion genauso wie Präzision zu unseren Selbstverständlichkeiten“, erläutert Alexander Doppelstein, der Firmengründer und Inhaber. „Wir fertigen maßgeschneiderte Lösungen in der Entwicklung und setzen dort an, wo unsere Kunden nicht weiterkommen“, beschreibt Firmenchef Alexander Doppelstein die Philosophie seines Unternehmens.

„Ob es die Unterstützung bei der Umsetzung einer Idee oder aber die Kapazitätserweiterung der Entwicklungsabteilung bei unseren Kunden ist, wir können in jedem Fall mit Rat und Tat zur Seite stehen.“ DOPPKON ist ein mittlerweile zu einer Fertigungsstätte erweitertes Ingenieurbüro, das die Anforderungen seiner Kunden mit seinem jahrelang angesammelten Know-how verbindet. Dabei betrachtet man die Entwicklungen, immer aus einem 360 Grad-Winkel und kann so einzigartige, sehr spezielle Lösungen im Medizintechnikbereich planen, entwickeln und fertigen. Eine Spezialität des Spaichinger Unternehmens sind Prototypen. Doch auch die Erstellung von Funktionsmustern bis hin zur Serienfertigung gehören zum Unternehmensportfolio. Doppelstein Konstruktion Mühlgasse 22 | 78549 Spaichingen Telefon: 07424.94798.22 | Telefax: 07424.94798.23


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Foto: Wilfried Feder

EXPERTENPANEL: INNOVATIONEN IN DER MEDIZINTECHNIK – NEUELIFESCIENCES.DE

Foto: M. Niehues advantage-photo.de

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Prof. Dr. med. Michael Nerlich, Vorstandsvorsitzender Forum MedTech Pharma e.V. und Direktor der Klinik und Poliklinik für Unfallchirurgie, Universitätsklinikum Regensburg

Prof. Dr. Albert J. Augustin, Direktor der Augenklinik, Klinikum Karlsruhe

Dr. Jörn Erselius Geschäftsführer Max-Planck-Innovation

Neue Medizintechnologien tragen zur Verbesserung der Lebensqualität bei, sie helfen, Leben zu retten und zu erhalten. Medizinischer Fortschritt ist ohne diese Innovationen nicht denkbar. Die Umsetzung einer Idee von der technischen Realisierung entlang des medizinischen Bedarfs bis hin zur Markteinführung eines zugelassenen Produktes ist in der Medizintechnik komplex wie in keiner anderen Branche.

Beim innovativen Argus II-System handelt es sich um eine Netzhautprothese, die es ermöglicht, an degenerativen Netzhauterkrankungen erkrankten Menschen (z.B. Retinitis pigmentosa) einen Teil ihres Sehvermögens wieder zurück zu geben.

Es ist das Ziel der Max-Planck-Innovation, vielversprechende Projekte von Wissenschaftlern der Max-Planck-Gesellschaft in die Anwendung zu überführen. Doch das ist keine einfache Aufgabe, denn die Technologien einer Grundlagenforschungseinrichtung sind oft nicht reif genug, um Interesse bei Industrie oder Investoren hervorzurufen.

Neben der interdisziplinären Einbindung verschiedenster Partner im Entwicklungsprozess ist die Berücksichtigung zahlreicher Rahmenbedingungen zu einem sehr frühen Zeitpunkt wichtig. Diese Anforderungen kann ein Hersteller in den seltensten Fällen im Alleingang, ohne kompetente und zuverlässige Partner, meistern. Übergreifende Netzwerke wie das Forum MedTech Pharma gewinnen bei der Lösung von Fragestellungen während des Innovationsprozesses zunehmend an Bedeutung. Ziel ist es daher, den Innovationsprozess mit Einbindung aller relevanten Partner zu beschleunigen und die Wettbewerbsfähigkeit der deutschen Medizintechnikindustrie zu stärken. Denn am Ende der Innovationskette steht der Patient.

Argus II nimmt ein Bild mit einer an einer Brille befestigten Kamera auf. Diese Informationen werden in elektronische Stimulationen umgewandelt und dann drahtlos an auf die Netzhaut implantierte Elektroden gesendet. Dabei werden die krankheitsbedingt abgestorbenen Netzhautzellen übergangen und die noch aktiven Zellen direkt stimuliert. Die Information kann dann über den Sehnerv an das Gehirn weitergeleitet werden. Für mich als einer der ersten Augenärzte, der Argus II in Deutschland anwenden durfte, war es ein besonderes Erlebnis, einem Menschen wieder etwas Sehvermögen zurückzugeben. Zum jetzigen Zeitpunkt profitieren mehr als 30 Patienten in Deutschland und mehr als 200 Menschen weltweit von dieser Technologie. Das Unternehmen Second Sight, das das Implantat Argus II herstellt, greift zurück auf eine langjährige Erfahrung auf diesem Gebiet. In einer veröffentlichten Studie, bei der eine Nutzenbewertung des Systems vorgenommen worden ist, wurden 30 Patienten in Europa und in den USA bewertet. Dabei wurde gezeigt, dass die Patienten von der erzeugten visuellen Wahrnehmung deutlich profitieren und dass sich ihr allgemeines Wohlbefinden verbessert hat. Der Eingriff selbst ist komplex und nicht einfach durchzuführen. Die Kosten für das System werden von den Krankenkassen im Rahmen eines speziellen Finanzierungsverfahrens getragen.

Meist benötigen sie eine sehr lange, risikoreiche Entwicklung, um daraus marktreife Produkte werden zu lassen, gerade im pharmazeutischen Bereich. Am liebsten suchen Unternehmen und Investoren daher nach Substanzen, die sich bereits in der klinischen Entwicklung befinden. Aber das können Institutionen, die Grundlagenforschungen betreiben, nicht leisten. Dennoch bemüht sich die Max-Planck-Gesellschaft, die Lücke zwischen Forschung und Anwendung durch unterschiedliche Translations-Konzepte zu schließen. So unterstützt zum Beispiel das Lead Discovery Center in Dortmund sehr erfolgreich aussichtsreiche Forschungsprojekte in der frühen Medikamentenentwicklung. Im Life Science Inkubator in Bonn können Gründer ihre Projekte soweit validieren, dass sie anschließend eine realistische Chance auf Finanzierung haben. Auch auf ihre zukünftige unternehmerische Tätigkeit werden die Gründer vorbereitet. In Deutschland ist es für Startups allerdings nicht immer einfach an Kapital zu kommen. Gelingt es oft noch eine erste Finanzierung zu realisieren, so fehlt es dann spätestens für die Wachstumsfinanzierung an Investoren. Hier müssen sich die Rahmenbedingungen in Deutschland deutlich verbessern.

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NEUELIFESCIENCES.DE NEUELIFESCIENCES.DE – EINBLICK

VERNETZUNG DER KOMPLETTEN OP-AUSSTATTUNG Foto: 2014 Peter Gottschalk

Modernste OP-Techniken bedeuten eine Arbeitserleichterung für das OP-Team. Es zeigt sich jedoch auch die Abhängigkeit von funktionierenden IT-Systemen.

Um jedoch ein Optimum an Effizienz und Qualität für Chirurgen und OP-Personal zu erreichen, gehört die Vernetzung der kompletten OP-Ausstattung inzwischen zu den wichtigsten Projekten. „Dadurch wird enorm Zeit gespart. Zudem werden Fehlerquellen vermieden“, sagt Marco Sailer, Chefarzt der Klinik für Chirurgie am Bethesda Krankenhaus in Hamburg-Bergedorf. Von Laborbefunden über Röntgen-

und Ultraschallbildern bis zu Computertomographien – Bevor ein Patient in den OP kommt, werden viele Untersuchungen an ihm durchgeführt. Die Ergebnisse und Befunde müssen vor, während und nach der OP zur Verfügung stehen. In der Vergangenheit konnten sich durch handschriftliche Dokumentationen leicht Fehler einschleichen. Die zunehmende Digitalisierung sorgt dafür, dass die Mediziner

Foto: Gabriele Heine

In heutigen, hoch technisierten Operationssälen geht nichts mehr ohne Computer. Die minimal-invasive Chirurgie wird schon seit Jahren durchgeführt – beispielsweise bei endoskopischen Gallenblasen- oder Darmoperationen.

Vier Monitore mit Touch-

screen-Funktionen helfen dem OP-Team die Geräte zu bedienen. „Die Systeme sind sehr intuitiv“, sagt Sailer. Alle Geräte sind in das Netzwerk integrierbar. Über das System erfolgt die Steuerung des OP-Tisches ebenso wie die Einstellung der Lichtintensität der Lampen. Hinzu kommt die Möglichkeit, per Video medizinische Sonderfälle in HD-Bildqualität abzuspeichern. Die OP-Dokumentationen können weltweit von Experten begutachtet und

CHANCEN DER DIGITALISIERUNG FÜR DAS GESUNDHEITSWESEN BEGREIFEN

gehört eine IT-Abteilung mit einem 24-Stunden-Notdienst zum Standard in großen Krankenhäusern. Externe Spezialisten reichen für die umfangreichen Aufgabengebiete nicht mehr aus. „Die IT ist das Herz des Krankenhauses. Wenn da ein Infarkt passiert, ist das eine mittelschwere Katastrophe“, so Sailer. In einem intelligenten, vernetzten

Prof. Dr. Marco Sailer, Chefarzt der Klinik für Chirurgie am Bethesda Krankenhaus in Hamburg

sich sicher sein können, dass die Patienten-Zuordnung und die Daten stimmen.

diskutiert werden. „Die Anonymisierung ist problemlos möglich, da keine Gesichter zu sehen sind. Die Datensicherheit ist gegeben“, so Sailer. Wenn besondere Operationen anstehen, können diese in Konferenzräume und Hörsäle weltweit live übertragen werden. Früher bedeutete dies ein technisch sehr aufwendiges Vorhaben. Die Vorteile der neuen Techni-

sierung liegen auf der Hand. Allerdings verlangt sie auch ein perfektes Zusammenspiel zwischen Medizin und IT. „Wir sind extrem abhängig von einem funktionierenden System“, bestätigt Chefarzt Sailer. Deshalb

Operationssaal der Zukunft wird eine noch engere Verzahnung von IT und Medizinern vorzufinden sein. In solch einem Operationsumfeld wird die gesamte Medizintechnik automatisch Informationen austauschen. Die installierten Systeme erfassen und analysieren laufend die Patientendaten. Das Ergebnis ist eine Erleichterung für die Arbeit der Chirurgen, die sich ganz auf die Operation konzentrieren können. Allerdings steigt weiter die Abhängigkeit von der IT, um die Funktionsfähigkeit zu garantieren. Text: Helge Stroemer

FAKTEN Prof. Dr. Marco Sailer (55 Jahre) ist Chefarzt der Klinik für Chirurgie und Ärztlicher Direktor im Bethesda Krankenhaus in Hamburg-Bergedorf. Er nutzt im Operationssaal ein neues, netzwerkbasiertes Computersystem. Das Spezialgebiet des Viszeralchirurgen ist die Behandlung von Erkrankungen des Magen-Darm-Trakts.

Ekkehard Mittelstaedt, Geschäftsführer vom Bundesverband Gesundheits-IT (bvitg e. V.)

Schon heute ist es abzusehen: Algorithmen werden uns in Zukunft einen Großteil der Arbeit abnehmen – auch im Bereich des Gesundheitswesens. Wir, die Hersteller von IT-Lösungen im Gesundheitswesen, begreifen das als Chance, die vielfältigen Herausforderungen in unserem Gesundheitswesen zu meistern. Von der dringend benötigten Unterstützung in der Versorgung durch Monitoring und Intervention bis hin zur personalisierten Medizin und der Realisierung ganz neuer patientenorientierter Behandlungsprozesse über Sektorengrenzen hinweg: Die Digitalisierung trägt dazu bei, eine bessere medizinische Versorgung bei höherer Kosteneffizienz und besserer Qualität zu erreichen. Ohne IT ist das deutsche Gesundheitswesen in Zukunft nicht mehr vorstellbar. Der digitale Wandel wird ebenso tiefgreifend sein wie die Erfindung der Röntgenstrahlen oder die Entdeckung der Antibiotika. ANZEIGE

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Time is brain Etwa alle zwei Minuten erleidet ein Mensch in Deutschland einen Schlaganfall. Von den gut 200.000 betroffenen Patienten überlebt ein Viertel dieses Ereignis nicht. Doch auch unter den Überlebenden gibt es viele, die für den Rest ihres Lebens massiv an den Folgen leiden. Bei einem Schlaganfall ist die Durchblutung eines Hirnareals vermindert oder komplett unterbrochen. Da Hirngewebe außerordentlich empfindlich auf den dadurch verursachten Sauerstoffmangel reagiert, entstehen schnell schwerste und dauerhafte Schäden. Nur durch eine schnelle und gezielte Intervention kann möglichst viel Hirngewebe und damit Funktionalität gerettet werden. Neurologen veranschaulichen diesen Zusammenhang gerne mit der einprägsamen Formel „Time is brain“ – „Zeit ist Hirn“. Doch nicht immer ist ein Krankenhaus mit einer rund um die Uhr besetzten neurologischen Fachabteilung in der Nähe, die eine dem aktuellen Stand der Wissenschaft entsprechende Behandlung gewährleisten könnte. Das Klinikum Ingolstadt ist eines von drei Zentren im südwestbayerischen Schlaganfallnetzwerk NEVAS. Um die Diagnostik und Therapie von Schlaganfallpatienten zu beschleunigen, führte man auf Basis der bereits in Ingolstadt installierten Cerner-Lösung Soarian® Integrated Care

eine elektronische Patientenakte mit standardisierter Dokumentation für Schlaganfallpatienten ein, die in einer der angeschlossenen Kooperationskliniken aufgenommen werden. Auf diese Weise können Patientendaten schneller, lesbarer und in einer einheitlich strukturierten Form von der Kooperationsklinik an ein Zentrum im NEVAS-Netzwerk übermittelt werden. Umgekehrt erhalten die Kliniken in der Peripherie auch schneller einheitlich dokumentierte Therapievorschläge. Damit wird nicht nur die Arbeit des behandelnden Personals erleichtert, sondern es wird vor allem eine Zeitersparnis für den Patienten erreicht, der damit früher einer spezifischen Therapie zugeführt werden kann. Damit steigen die Chancen für den Patienten, geringere Folgeschäden zurückzubehalten bzw. vollständig wiederhergestellt zu werden. Die ganze Story finden Sie auf unserem Blog unter bit.ly/blogcerner.

www.cerner.de

Foto: Wiebke Peitz

TITELSTORY – NEUELIFESCIENCES.DE

©Klinikum Ingolstadt

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Die Digitalisierung wird die Gesundheitsversorgung revolutionieren. Zum Vorteil der Patienten. Doch Themen wie der Datenschutz müssen noch geklärt werden. Telemedizin, E-Health, Smart-Hospital – Diese

Begriffe werden für ein Mega-Thema in der Medizin verwendet. Experten wie Prof. Burkert Pieske, Klinikdirektor und Facharzt für Innere Medizin mit Schwerpunkt Kardiologie an der Berliner Charité und seine Mitarbeiter arbeiten daran, neue Technologien zu nutzen, damit Patienten und Mediziner von ihnen profitieren können. Im Zuge der Digitalisierung sind in der Me-

dizintechnik zahlreiche Projekte erfolgreich umgesetzt worden. Doch vieles befindet sich wie in einem weltweit agierenden Zukunftslabor noch in der Entwicklung. Im Rahmen des Forschungsprojektes „Fon-

tane“ entwickelten Mediziner zum Beispiel ein telemedizinisches Frühwarnsystem für die Betreuung von Patienten mit chronischer Herzinsuffizienz. Rund 1,8 Millionen Menschen leiden in Deutschland unter einer Herzschwäche. Den Patienten werden dabei eine Waage, ein Blutdruckmessgerät und ein EKG-Messgerät zur Verfügung gestellt, mit denen sie täglich ihre Daten von zu Hause aus messen können. Diese Werte gelangen über Bluetooth zu der Kommunikationsplattform PhysioGate und anschließend über Mobilfunk in das Telemedizinzentrum (TMZ) der Charité. Die Messwerte werden von einem fachärztlichen Team ausgewertet. In einer elektronischen Patientenakte sind neben den täglichen Messwerten Daten zum Patienten aufgeführt, wie z.B. Krankheitsgeschichte und Medikation. Der Vorteil hierbei: Bei Auffälligkeiten kann sofort reagiert werden. Der Patient kann kontaktiert werden, symptomorientierte

Maßnahmen können eingeleitet werden und im Notfall kann direkt ein Rettungswagen alarmiert werden. Die Zusammenarbeit mit niedergelassenen Haus- und Fachärzten wird aber weiterhin eine große Rolle spielen. „Die Telemedizin kann nur positive Effekte erzielen, wenn diese als Ergänzung zur Präsenzmedizin dient und nicht als Konkurrenz gesehen wird“, so Pieske. Es gehe um die technische Unterstützung der ärztlichen Tätigkeit. „Es ist außerdem besonders wichtig, Spitzenmedizin in dünn besiedelte Gebiete zu bringen“, betont Pieske. Denn Tatsache ist, dass immer weniger Ärzte auf dem Land arbeiten wollen. Künftig könne der Patient zum Beispiel online mit einem Mediziner kommunizieren, anstatt in eine weit entfernte Stadt fahren zu müssen. In einem Krankenhaus stehen wiederum andere Probleme rund um das Thema Digitalisierung im Vordergrund. „Die voll elektronische Patientenakte ist auf dem Weg, aber noch nicht Realität“, weiß Pieske aus der täglichen Klinik-Praxis zu berichten. Allein in der Charité-Kardioambulanz werden am Tag 200 EKGs erstellt und diese große Datenmenge kann bisher nur mit viel Zeitaufwand digitalisiert werden. Somit liegen die Patientenunterlagen bei der ärztlichen Visite zum Teil noch in Papier und ein weiterer Teil wie die Laborbefunde digital vor. Ein weiteres Problem ist der Datenschutz: Wie

kann man sicherstellen, dass digitale Patientenakten nicht in falsche Hände gelangen? „Die Datenübermittlung muss sicher sein. In einer Klinik kann der Datenschutz intern gut geregelt werden“, so Pieske. Probleme können auftreten, wenn ein Patient mit Beschwerden in die Praxis eines niedergelassenen Arztes kommt. Der behandelnde Arzt nimmt Untersuchungen vor und überweist den Patienten in eine Spezialkli-

nik. Die Daten werden mit einem Code ins Krankenhaus übermittelt. Hier gilt es, die Sicherheitssoftware auf dem neuesten Stand zu halten. Die jüngere Generation nutzt Gesundheits-Apps und Gesundheitsuhren wie die Apple Watch und dokumentiert ihre Daten ganz selbstverständlich. Noch können diese Apps allerdings mit den IT-Systemen von Krankenhäusern nicht verbunden werden. Im Rahmen der zunehmenden Digitalisierung

im Gesundheitswesen wird sich auch die Patientenakquise für Krankenhäuser und niedergelassene Ärzte verändern. Wenn zum Beispiel, die in der Gesundheits-App dokumentierten Blutzuckerwerte außerhalb der Norm liegen oder wenn eine Gewichtszunahme bei herzinsuffizienten Patienten stattfindet, wird automatisch ein neuer Termin vereinbart. Viele der Gesundheitsdaten gelangen allerdings automatisch auf die Server der global agierenden Anbieter. „Als Mediziner sind wir nicht sicher, ob wir das wollen“, sagt Klinikchef Pieske. Eines steht fest: Die Digitalisierung wird unauf-

haltsam voranschreiten und die Telemedizin hilft, auch abseits der Metropolen die medizinische Versorgung zu gewährleisten. Experten gehen davon aus, dass in fünf bis zehn Jahren Online-Video-Sprechstunden in ländlichen Gebieten weit verbreitet sein werden.

Text: Helge Stroemer

FAKTEN Univ.-Prof. Dr. med. Burkert Pieske, Jahrgang 1961, ist Direktor der Klinik für Innere Medizin mit Schwerpunkt Kardiologie an der Charité - Universitätsmedizin Berlin und Direktor der Klinik für Innere Medizin und Kardiologie, Deutsches Herzzentrum Berlin. Seine klinischen Schwerpunkte liegen in den Bereichen Herzinsuffizienz, Intensivmedizin und Interventionelle Kardiologie.

FRAGEN AN DR. CHRISTIAN WEISSENBERGER Foto: C. Schuessler

„Die Telemedizin kann nur positive Effekte erzielen, wenn sie als Ergänzung zur Präsenzmedizin dient, nicht als Konkurrenz.“

Priv.-Doz. Dr. Christian Weißenberger, Zentrum für Strahlentherapie Freiburg

Welche Vorteile bieten digitale Technologien? Der Informationsaustausch – Stichwort digitale Patientenakte – verbessert deutlich die Behandlungsmöglichkeiten. Doch Hightech darf nicht zum Selbstzweck werden, an dem man sich erfreut. Der Patient steht im Mittelpunkt. Die Technik muss ihm nützen, sonst bringt es nichts.

Was bedeutet das im Praxisalltag? Ich kann die gesamte Planung der Strahlenbehandlung bei Krebspatienten von außen steuern. Der Patient muss natürlich zu seiner Therapie in der Praxis vor Ort sein, aber das Know-how weiterer Spezialisten kann durch die digitale Vernetzung ortsunabhängig herangezogen werden. Das verkürzt die Wege und bedeutet eine ungemeine Zeitersparnis.

Welche Bedeutung hat das Internet bei der Arzt-PatientenKommunikation? Immer mehr Patienten informieren sich vorab im Internet. Daher werden gezielt Informationen ins Netz gestellt, die die User beeinflussen sollen. Der Arzt wird zu einer Informationsquelle unter vielen. Wir Ärzte müssen uns anders aufstellen und dafür sorgen, dass glaubwürdige Inhalte vermittelt werden. ANZEIGE

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dass die überschüssige Flüssigkeit in die Wundauflage einwandert. So verbessert sich auch der Blutfluss zur Wunde, der den Heilungsprozess beschleunigt. Doch auch für Knochenbrüche hat Smith & Nephew innovative Lösungen parat. So ist das vielseitige und stabile Knochen-Nagelsystem TRIGEN* META-TAN* besonders gut geeignet, um Knochenbrüche am Oberschenkel sicher zu stabilisieren. Dazu wird ein langer Nagel in die Knochenmarkshöhle eingeführt und oben und unten mit passenden Spezialschrauben so fest eingespannt, dass auch Mikrobewegungen im Knochen verhindert werden. Müssen Hüft- oder Kniegelenke ersetzt werden, so bietet Smith & Nephew mit VERILAST* einen weltweit einzigartigen Gelenkersatz. Die Kunstgelenke verbinden alle Vorteile von Keramik und Metall in einem einzigen Werkstoff. Mit einem patentierten thermischen Verfahren wird die Oberfläche des Metalls in eine extrem glatte und abriebarme keramisierte

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Oberfläche umgewandelt. Sie ist so fest mit dem Metall verbunden, dass sie sich nicht ablösen kann. In vielen Fällen ist ein künstliches Gelenk trotz beschädigter Knorpel aber gar nicht nötig. Mit Hilfe von BST-CarGel® kann sich der Knorpel auf natürliche Weise regenerieren. In einer minimal-invasiven Operation wird patienteneigenes Blut mit BST-CarGel® vermischt und in den Knorpeldefekt gespritzt. Es bildet dort ein Biogerüst, dass das Blut im Defekt stabilisiert und gleichzeitig das Wachstum von neuem Knorpelgewebe fördert.

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AKTUELLES – NEUELIFESCIENCES.DE

DIE GESUNDHEITS-IT-BRANCHE INFORMIERT ÜBER INNOVATIONEN IM GESUNDHEITSWESEN Foto: Messe Berlin GmbH/Robert Lehmann

Bereits zum zehnten Mal findet 2017 auf dem Berliner Messegelände die conhIT – Europas größte Messe für Gesundheits-IT statt. Vom 25. bis zum 27. April 2017 informieren über 450 Aussteller über IT-gestützte Innovationen im Gesundheitswesen. Während dieser drei Tage mit

dichtem Vortragsprogramm und abwechslungsreichen Networking-Veranstaltungen bietet sich für interessierte Fachbesucher die Möglichkeit, sich mit Herstellern und Ausstellern intensiv auszutauschen. Welche Vorteile bietet digitale Vernetzung den Akteuren im Gesundheitswesen? Was beschleunigt Arbeitsprozesse? Wie kann man die Gesundheitsversorgung effizient und kostensparend gestalten? Vertreter aus Politik, Wissen-

schaft und Selbstverwaltung informieren über die Entwicklungen der Branche und geben ihr tiefgreifendes Fachwissen in praxisnahen Vorträgen, Seminaren, Themenführungen und Diskussionsrunden weiter. Auf der conhIT 2017 findet sich die seltene Gelegenheit, technische und ethische Fragen zunehmender Digitalisierung in einem umfassenden Kontext zu diskutieren: „Das Thema Gesundheits-IT hat mittlerweile einen ganz eigenen Stellenwert bekommen“, erläutert Ekkehard Mittelstaedt, Geschäftsführer des Bundesverbandes Gesundheits-IT – bvitg e.V. „Intelligente IT-Lösungen sind entscheidend für eine hohe Versorgungsqualität und die Wirtschaftlichkeit von Versorgungseinrichtungen.“ Diese Förderung des offenen Di-

alogs zwischen sämtlichen Akteuren des Gesundheitswesens war der Anstoß der 2008 vom Bundesverband Gesundheits-IT bvitg e.V. und seinen Mitgliedern gegründeten conhIT, die heute als internationale Anlaufstelle für Experten aus aller Welt gilt. Als Kooperationspartner unterstützen die Deutsche Gesellschaft für Medizinische Informatik, Biometrie und Epidemiologie e.V. (GMDS), eine unabhängige wissenschaftlich-medizinische Fachgesellschaft mit rund 2.000 Mitglie-

Zeitalter des Internet of Things sind nur einige der Themen, die den Fachbesuchern die Zukunft erklären werden.

Als vierter Erfolgspunkt bleibt Networking zu nennen. Besucher der conhIT erwartet ein umfangreiches Angebot unterschiedlicher Formate – für gezielten Wissensaustausch genauso wie für Kontaktpflege. Denn Vernetzung und Kommunikation sind mittlerweile genauso wichtig wie Wissen und Forschung. So bietet die conhIT unter anderem eine spezielle Mobile Health ZONE an, auf der Aussteller ihre Innovationen für vernetzte und mobile Gesundheitsversorgung besonders Krankenhausdirektoren, IT-Managern und Industrievertretern präsentieren können. Diese Mobile Health ZONE wird unter anderem von einem APP-Wettbewerb und informativen Vorträgen zur Mobilität im Gesundheitswesen begleitet. Zusätzlich werden unter dem Stichwort Networking noch Podien, Führungen und Match-Making geboten. Auch die International Networ-

conhIT 2016 - Eröffnungsveranstaltung - Hermann Gröhe (l.), Bundesgesundheitsminister, Bundesministerium für Gesundheit im Gespräch mit Matthias Meierhofer, Vorstandsvorsitzender, Bundesverband Gesundheits‐IT ‐ bvitg e.V.

dern sowie der Berufsverband Medizinischer Informatiker e.V. (BVMI), der berufsständische Belange der Medizinischen Informatiker und die Fort- und Weiterbildung in der Medizinischen Informatik fördert. Inhaltlich wird der Bundesverband Gesundheits-IT-bvitg e.V. zudem vom Bundesverband der Krankenhaus IT-Leiterinnen und Leiter e.V. (KH-IT e.V.) und den Chief Information Officers-Universitätsklinika (CIOUK) unterstützt. Auf der conhIT findet somit geballtes Wissen aus Medizin und Informationstechnologie eine Plattform für Präsentation und intensiven Austausch. 2016 konnte die conhIT einen

erneuten Rekord bei Ausstellern wie Besuchern verzeichnen: Auf einer Fläche von 18.000 Quadratmetern zeigten über 450 Aussteller aus insgesamt 16 Ländern, wie Digitalisierung

zu höherer Patientensicherheit, besserer Grundversorgung und höherer Effizienz führen kann. Rund 9.000 Fachbesucher aus dem In-und Ausland strömten nach Berlin, um sich vor Ort über IT-Lösungen aus sämtlichen Bereichen der Gesundheitsversorgung ein Bild zu machen. Zunehmende Digitalisierung unseres gesamten Lebens fordert Medizin wie auch Technologie stark heraus, sodass 2017 erneut mit steigenden Teilnehmerzahlen bei diesen wichtigen Themen zu rechnen ist. Der internationale Erfolg der

conhIT basiert auf vier Säulen: Durch verschiedene Partner aus der Gesundheits-IT-Branche funktioniert sie als einzigartige Messe – mit Goldpartnern wie Agfa HealthCare GmbH, Cerner Deutschland GmbH, CompuGroup Medical AG und Meierhofer AG.

Die zweite Säule bildet die Aka-

demie: Anwender wie Anbieter haben hier die seltene Gelegenheit, unter Anleitung erfahrener Experten in vier interaktiven Seminaren konkrete Lösungswege und innovative Strategieansätze rund um die Gesundheits-IT zu erarbeiten. Durch die Begrenzung der Teilnehmerzahl auf 40 Interessenten wird der direkte Austausch untereinander bestmöglich gefördert.

king Lounge sowie eine spezielle Fläche für IT-Security, auf der unter anderem sicheres Cloud-Computing thematisiert wird, sind im April 2017 zusätzliche Highlights auf dem Berliner Messegelände. Nicht zuletzt engagiert sich die conhIT stark im Bereich der Karriere- und Nachwuchsförderung: Jobbörse, Karriere-SpeedNetworking, conhIT-Nachwunchspreis und Karriere-Workshop sind Chancen, hervorragende Arbeitgeber und engagierte Mitarbeiter zusammenzubringen. Text: Katja Deutsch

Zum dritten hat sich die conhIT

mittlerweile mit ihrem Kongress zu einer zentralen Wissensplattform der Health-IT etabliert. Täglich berichten Experten in drei parallel statt findenden Kongresssträngen anhand interaktiv gestalteter Vorträge über Neuigkeiten und spannende Trends. Informations- und IT-Sicherheit, IT in der Pflege, Gesundheits-IT versus Consumer-IT, Mobile Health und Apps und Krankenhaus-IT im

FAKTEN Die Messe conhIT – Connecting Healthcare IT ist eine wichtige Plattform für IT-Lösungen im Gesundheitsbereich. Sie fungiert gleichzeitig als Messe, Akademie, Kongress und Networking-Plattform. Auf der conhIT trifft die internationale Gesundheitsbranche auf Anbieter für IT-Lösungen, die Arbeitsabläufe wie auch Patientenbehandlungen erleichtern.


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NEUELIFESCIENCES.DE NEUELIFESCIENCES.DE – FOKUS

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KAMPF GEGEN GEFÄHRLICHE KEIME Sie sind unsichtbar, aber lebensbedrohlich: multiresistente Keime. Die Berliner Charité erprobt das präventive Waschen vor jeder orthopädischen Operation – mit Erfolg.

Fast jeder dritte Deutsche trägt multiresis-

tente Erreger mit sich – ohne dass er es merkt. In der Regel verursachen sie keine Beschwerden. Sie sitzen häufig in der Nase, auf der Haut und im Darm. Eher harmlos kommen die Abkürzungen für die bekanntesten Bakterienstämme daher: MRSA, VRE und ESBL. Gefährlich wird es, wenn diese Keime bei einer Operation (OP) in die Wunde oder den Blutkreislauf gelangen. Denn inzwischen sind sie gegen zahlreiche Antibiotika resistent. Bei einer OP eines künstlichen Kniegelenks

zum Beispiel ist die Prothese als Fremdkörper besonders anfällig als Ausgangspunkt für Infektionen. Die Bakterien bilden auf der Oberfläche des Kunstgelenks einen Biofilm, der für Antibiotika undurchdringlich ist. Das Implantat muss dann wieder entfernt werden. Wie gefährlich die Keime sind, bestätigen Zahlen: Von 400.000 Menschen, die sich jedes Jahr mit Krankenhauskeimen infizieren, sterben nach offiziellen Angaben bis zu 15.000. Doch es gibt Möglichkeiten, die Gefahr

SCHONENDE FRAKTURHEILUNG Die Rekonvaleszenz nach einer Fraktur zu beschleunigen und für den Patienten schonender zu gestalten, dieses Ziel lässt sich mit einer innovativen Technologie zur Stabilisierung des Bruchs erreichen. Wie ein Korkenzieher wird dabei ein

limitiert flexibler Markraumstabilisator aus chirurgischem Stahl zur Fixierung in die Medulla gedreht. Geeignet ist das Implantat, das vom Unfallchirurgen und Knochenspezialisten Prof. Dr. Reiner Labitzke gemeinsam mit einem renommierten Federnhersteller entwickelt wurde, für die Behandlung von Schaftfrakturen langer Röhrenknochen in den Oberarmen oder für das Schienbein im Bereich des zweiten bis vierten Sechstels. Gegenüber dem herkömmlichen Verfahren, gebrochene Knochen durch das Einschlagen steifer Marknägel zu stabilisieren, hat das minimalinvasive Implantieren des limitiert flexiblen Markraumstabilisators entscheidende Vorteile: Durch sanftes Eindrehen in die Medulla entlang eines an den Enden abgerundeten Leitstabs kann das Spleißen des Knochens ver-

mieden werden. Das Knochenmark muss nicht entfernt werden und nimmt auch keinen Schaden: Es wird lediglich verdrängt. Zu den ursprünglichen Bruchverletzungen addiert sich so nicht auch noch die Zerstörung des intramedullären Blutgefäßsystems. Für den Patienten ist das gesamte Ver-

fahren schonender: Die Operationszeit verkürzt sich im Mittel auf 30 Minuten gegenüber durchschnittlichen 102 bzw. 108 Minuten bei Verwendung von steifen Marknägeln in Oberarm oder Schienbein. Da der limitiert flexible Markraumstabilisator nicht verriegelt wird, werden dem Patienten häufige Röntgenkontrollen während der Operation erspart. Die physiologischen Minibewegungen der Feder im Mikrobereich regen zudem die Osteoblasten aktiv zur Kallusbildung an und tragen zu einer schnellen Heilung der Fraktur bei. Nach vier bis acht Wochen sind Brüche des Oberarmknochens in der Regel ausgeheilt, Schienbeinbrüche nach drei bis vier Monaten. Text: Ulrike Christoforidis

einer Infektion deutlich einzugrenzen. Experten haben in der Berliner Charité ein Pilotprojekt gestartet. Am Centrum für Muskuloskeletale Chirurgie (CMSC) werden alle Patienten am Tag vor einer Operation und den nachfolgenden vier Tagen mithilfe eines speziellen Hygiene-Kits gereinigt. Die Patienten beginnen mit der Anwendung am Vorabend der

Operation. Die Prozedur wird am Morgen des Operationstages und an den drei darauf folgenden Tagen fortgeführt. Der Unterschied zum bisherigen Vorgehen liegt darin, dass nicht nur Patienten auf der Intensivstation oder Risikopatienten saniert werden, sondern alle Patienten vor einer orthopädischen OP. Bisher versuchen Kliniken vor operativen Eingriffen häufig durch Keimscreenings Infektionen mit multiresistenten Erregern zu vermeiden. Insbesondere bei Landwirten, Personen aus Pflegeheimen oder Immungeschwächten wird gescreent. Dabei werden den Patienten Abstriche genommen und im Labor untersucht. Durch mehrfach tägliche Waschungen der Haut mit einer Waschlotion werden die meisten Keime entfernt und unschädlich gemacht. Erst wenn drei Abstriche nacheinander keine multiresistenten Erreger mehr aufweisen, wird operiert. Häufig werden Patienten mit positivem Keimbefund vor der OP isoliert, was teuer und nach neuesten Studien auch nicht notwendig ist. Das in der Charité erprobte präventive Waschen vor jeder orthopädischen Operation ist eine effektive und kostensparende Methode. Doch noch ist es nicht in allen deutschen Krankenhäusern Standard. Durch die Keimreduktion schon im Vorfeld wird die Gefahr einer schweren Infektion jedoch deutlich verringert. Damit steigt die Chance auf eine erfolgreiche und komplikationslose Operation. Zudem nimmt auch die Übertragung der lebensbedrohlichen Keime auf andere Patienten in einer Klinik deutlich ab. Text: Helge Stroemer


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MÖGLICHKEITEN – NEUELIFESCIENCES.DE

EXOSKELETTE – HIGHTECHENTWICKLUNG IN DER ROBOTIK Foto: cirquedesprit – Fotolia

Exoskelette sind äußere Stützstrukturen für den menschlichen Körper. In den letzten Jahren wurden sie zu modernsten Robotik-Systemen weiterentwickelt.

Diese Technologie ermöglicht Men-

schen, die im Rollstuhl sitzen, ein neues Leben. Sie berichten von einem Glücksgefühl, nach Jahren im Rollstuhl wieder gehen zu können. Exoskelette basieren auf einer faszinierenden Technik. Ihre Anwendung lässt sich in zwei Ausrichtungen unterteilen. Einerseits können sie als Hilfs-

mittel für den Alltag konzipiert sein. Es sind mechanische Anzüge, die dem Träger mehr Kraft verleihen. Es gibt hierfür speziell ausgerichtete Produkte, die das Tragen von schweren Lasten erleichtern, was auf dem Bau oder in Pflegeberufen sehr nützlich sein kann. Andererseits gibt es Systeme, die von gehbehinderten Menschen genutzt werden. Damit können sie eigenständig aufstehen und sich in der Wohnung

„Das Exoskelett wird im Training als ein Teil des Körpers empfunden.“

Das Exoskelett wird im Training

von den Patienten als Teil des Körpers empfunden. Sie steuern die Bewegungen willentlich und aktiv. Über die Therapie baut sich dann die Muskulatur auf. Das Gangbild verbessert sich deutlich und Hilfsmittel können reduziert werden. Es entsteht ein neuronaler Normalisierungsprozess, der wesentlich darauf zurückgehen dürfte, dass neuronale Impulse des Gehirns oder des Körpers wieder das angestrebte Ziel erreichen – das sogenannte neuromuskuläre Feedback. Die Therapie ist an den Möglich-

Exoskelette können einerseits als Hilfsmittel für den Alltag konzipiert werden und andererseits gibt es Systeme, die von gehbehinderten Menschen genutzt werden, um nicht mehr vom Rollstuhl abhängig zu sein.

oder auch außerhalb bewegen. Sie bieten ihnen neue Freiräume – es wird nicht ständig eine fremde Hilfe benötigt. Exoskelette wiegen je nach Her-

steller und Ausführung zwischen 15 und 39 kg. Sie bestehen aus einem leichten, aber starken Rahmen, der den Unterkörper umschließt. So wird der Körper in einer aufrechten, sicheren Position gehalten. Die künstlichen Gelenke befinden sich wie beim menschlichen Körper an den Hüften, Knien und Knöcheln. Elektro- oder Hydraulikmotoren setzen dann das Exoskelett und damit den Nutzer mithilfe von Batterien in Bewegung. Von

diesen sogenannten Assistenzsystemen ist eine Neuentwicklung aus Japan zu unterscheiden, die für mehrere Erkrankungen – insbesondere Querschnittslähmungen, Muskelerkrankungen und Schlaganfälle – als Therapie-System eingesetzt wird. Dieses System nimmt Bewegungs-

impulse des Gehirns über die Hautoberfläche der Beine auf, um diese dann motorisch zu unterstützen. Hierüber wird eine totale Synchronisation der Bewegungsunterstützung durch das Exoskelett mit der im Körper angelegten (nicht mehr voll funktionsfähigen) Muskelbewegung erreicht.

WENN DAS TABLET DEN ARZT ERSETZT...

keiten des einzelnen Patienten ausgerichtet. Zumeist werden querschnittgelähmte Patienten therapiert, die schon jahrelang im Rollstuhl saßen. Ausgangspunkt ist dann allerdings, dass neuronale Restfunktionen in den Beinen vorhanden sein müssen. Bei diesen Patienten lässt sich zumeist schon nach wenigen Therapieeinheiten eine Prognose abgeben, wie sich das Gehen verbessern wird. Ist die Therapie abgeschlossen, sind weitere Therapien mit dem Exoskelett nicht erforderlich. Der Patient kann die erreichten Verbesserungen eigenständig erhalten und profitiert von den gesundheitlichen Vorteilen, die das Gehen mit sich bringt. Text: Helge Stroemer

Joachim M. Schmitt, Geschäftsführer und Vorstandsmitglied des Bundesverbandes Medizintechnologie – BVMed

Stärkt das neue E-Health-Gesetz die Telemedizin in Deutschland? Das Gesetz hat zwar die Ziele, eine zukunftsfähige Telematik-Infrastruktur aufzubauen und die Anwendung von telemedizinischen Leistungen zu fördern, dem wird es aber nur bedingt gerecht.

Was fehlt aus Ihrer Sicht? Es fehlt die ausdrückliche Aufnahme von konkreten Regelungen zu Telemonitoring-Verfahren. Das ist gerade auch vor dem Hintergrund der immer älter werdenden Bevölkerung und des Mangels an Ärzten in ländlichen Regionen wichtig.

Welche konkreten Beispiele können Sie für ein solches Verfahren nennen? Es geht beispielsweise um die telemedizinische Versorgung und Nachsorge von Patienten mit Herzschrittmachern, der sogenannten Telekardiologie. Sie erhöht die Lebensqualität der Patienten, senkt die Mortalität und hilft, Kosten zu sparen. Die Selbstverwaltung versäumt es seit Jahren, dafür geeignete Vergütungsstrukturen zu schaffen. Das Gesetz sollte hier konkrete Regelungen und klare Vorgaben enthalten, um den Verzögerungen bei der Einführung von Telemedizin in die Praxis endlich ein Ende zu bereiten. ANZEIGE

Das Nervensystem muss reaktiviert werden, wenn es Funktionen verloren hat. – Ein Gehirn, das verlernt hat zu gehen, muss das Gehen erst wieder lernen.

Neuromuskuläre Feedbacktherapie mit dem HAL Robot Suit Der hoch individualisierte Therapieansatz wird durch die Verknüpfung des zentralen Nervensystems mit einem Bewegungsroboter ermöglicht. Querschnittgelähmte zeigen eine Verbesserung des Gehvermögens und neuronale Normalisierungsprozesse. Das japanische Gesundheitsministerium hat die Therapie für acht seltene Muskelerkrankungen zugelassen. Informationen unter www.ccr-deutschland.de Cyberdyne Care Robotics GmbH Hunscheidtstraße 34 44789 Bochum

Tel. 0234 587 300-0 Fax 0234 587 300-1 E-Mail bochum@ccr-deutschland.de


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NEUELIFESCIENCES.DE NEUELIFESCIENCES.DE – INSPIRATION 11

VOM STUDIUM ZUR FORSCHUNG Der Weg zum Forschenden kann sehr vielfältig sein, allerdings mit einer grundlegenden Voraussetzung: Man muss Wissensdrang, Ausdauer und Neugierde besitzen. Nur wenige Studierende haben heute eine

genaue Vorstellung davon, was Wissenschaft im Kern bedeutet. Besagt es, endlos lesen zu müssen, um Antworten in unzähligen Lehrbüchern zu finden? So sind viele Studenten noch zu Beginn ihrer Bachelor-Arbeit ahnungslos – trotz eines soliden Lehrbuchwissens. Allerdings ist dieses Lehrbuchwissen immer veraltet, denn all die niedergeschriebenen Inhalte sind längst erforscht. Warum sollte man auch Forschender werden wollen, wenn schon alles bekannt ist? Wissenschaft ist lebendig, sie ist nie end-

sowie Kosten- und Zeitaufwand möglichst gering gehalten werden.

Doch bis zur konkreten Umsetzung ist es

sie hat es in sich. Sie dient nicht nur dem Arbeitsschutz, sondern sie weist mithilfe einer integrierten Kamera und Hightech-Sensorik den Weg in das digitale Zeitalter. Zu den Funktionen gehören etwa die Überwachung der Abläufe, das Teilen von Informationen, aber auch die Dokumentation mittels Videoaufzeichnung.

ein weiter Weg, denn die Anbieter von Hard- und Software arbeiten mit unterschiedlichen Systemen. In Zukunft wird es darum gehen, gemeinsame Standards für die Vernetzung zu definieren. Zentrales Element wird neben der Integration von herstellerunabhängiger Technik auch der Einsatz von Robotik sein. „Aber nicht, um die Labormitarbeiter wegzurationalisieren, sondern um sie zu unterstützen“, so Dr. Beutel.

Die Laborbrille ähnelt der Google Glass

Die Labor-Visionäre widmen sich außer-

Sie sieht aus wie eine Schutzbrille, doch

Datenbrille. Sie ist eine gemeinsame Entwicklung der Arbeitsgruppe smartLAB der Leibniz Universität Hannover und Industriepartnern. Vorgestellt wurde sie auf der Labortechnik-Fachmesse Labvolution. Es wurde dort aber nicht nur die neue Bril-

le präsentiert, auch das aufgebaute Musterlabor ermöglichte weitere Einblicke. „Es gibt immer mehr technische Geräte und immer größere Datenmengen. Doch die Infrastruktur der meisten Labore ist sehr veraltet“, sagt Dr. Sascha Beutel vom Institut für Technische Chemie und Mitglied der Arbeitsgruppe. Ziel sei es, eine realistische Vision zu

schaffen, die darstellt, welchen Nutzen das smarte Labor mit sich bringt. Es gehe darum, Automatisierung, Informationstechnologie, Mensch-Maschine-Interaktion und das Lernen aus Big Data so einzusetzen, dass die Qualität verbessert

dem noch einem weiteren Problem: dem chronischen Platzmangel im Labor. Als Lösungsvorschlag präsentieren sie das Ballroom-Konzept. Je nach Bedarf und Aufgabe können die sechseckigen Labortisch-Basismodule zusammengestellt werden. So bieten sie Möglichkeiten der flexiblen Nutzung und erzeugen insgesamt eine platzsparende Wabenstruktur. Inspiriert wurde die smartLAB-Forschungsgruppe dabei vom Salk Institute for Biological Studies im kalifornischen La Jolla, das seit mehr als 50 Jahren die Labore nach diesem Prinzip einrichtet.

Wissenschaftler und Wissenschaftlerin stattfinden, und dabei ist keineswegs gleichgültig, wo die Forschung für einen wissenschaftlichen Abschluss oder sogar die Doktorarbeit stattfindet. Diese Entscheidung ist eine der wichtigsten Weichenstellungen für eine akademische Laufbahn. Deshalb sollte bei der Wahl die wissenschaftliche Qualität der Einrichtung eine wesentliche Rolle spielen. Aber woher sollen junge Wissenschaftler und Wissenschaftlerinnen oder Promovierende wissen, was gute Forschung ist und wo sie gemacht wird? Wie findet man die besten Themen, Institute oder das richtige Unternehmen? Für die Themenfindung sind ein guter Professor und eine offene, kritische Stimmung im Team wichtig. Sie sind bei der wissenschaftlichen Arbeit die zentra-

In Deutschland geht der Trend dahin, For-

schungseinrichtungen mit industriellem Know-how zu bündeln, um somit auch kleine und mittelständische Unternehmen in die Entwicklungsforschung einzubinden. Viele große Unternehmen investieren mit einem enormen finanziellen Aufwand in eigene Forschungsergebnisse, was wiederum Potenzial für den wissenschaftlichen Nachwuchs bietet. In diesen eigenen oder kombinierten Forschungszentren suchen Mitarbeiter an neuen zukunftsorientierten Produkten und Technologien. Oft entstehen sie in enger Abstimmung mit den Kunden, z. B. gehen aus der Automobilindustrie, dem Maschinenbau, der Luft- und Raumfahrttechnik oder der Lebensmittelindustrie neue technische, innovative und wirtschaftlich überzeugende Lösungen hervor. Nachwuchswissenschaftler und

-wissenschaftlerinnen brauchen berufliche Perspektiven, die langfristiger angelegt und früher erkennbar sind als bisher. Nur durch learning by doing und auch durch Rückschläge wird man zu einem wirklichen Forschenden. Text: Nicole Bitkin

Foto: Helge Stroemer

Das smartLAB ist das erste voll funktionsfähige digitale Labor. Damit es in den Laboren funktioniert, müssen jedoch neue Bedingungen geschaffen werden.

Hier können die ersten Gehversuche als

Der eigenen Forschung sollte man sich grundsätzlich nicht allein stellen. Denn erst durch die Vernetzung mit anderen Forschenden und betrieblichen Mitarbeitenden kann der neue Gedanke nach Innovationen reifen. Wie sind die bisherigen Erkenntnisse und wo können ggf. Synergien entwickelt werden? Paradox wäre in diesem Zusammenhang eine konservative Haltung innerhalb der reinen Forschung und Lehre. Eine universitäre Forschung kann nur durch Mittel und Erkenntnisse aus der Technologie und Industrie getragen und weiterentwickelt werden.

Foto: Eberhard Franke

SMARTLAB – DAS LABOR DER ZUKUNFT

gültig und täglich werden weltweit neue Erkenntnisse hinzugewonnen. Und weil Wissenschaft im Dialog entsteht, muss man sich bemühen, Teil dieses Austausches zu werden und schon im Studium den kritischen Umgang mit der Primärliteratur üben. Eine Alternative ist es, sich früh als wissenschaftliche Hilfskraft in einem Labor, einem Institut oder Unternehmen zu engagieren.

len Wegbegleiter. Allerdings dürfen bei allem Forschungsdrang der Teamleiter oder die -leiterin keinesfalls die einzigen Denkenden im Labor sein, aber sie sind diejenigen, die am häufigsten an internationalen Konferenzen teilnehmen und somit auch wissen, wie es um die einzelnen Forschungsbereiche steht. Hierbei gilt: Machbarkeit, Relevanz und Konkurrenz.

Die smartLAB-Arbeitsgruppe hat das erste

voll funktionsfähige digitale Labor der Zukunft präsentiert. Jetzt müssen die Rahmenbedingungen geschaffen werden, damit die Technik in allen Laboren Einzug halten kann. Für die innovative Technik aus Deutschland bieten sich dadurch auch Chancen auf dem Weltmarkt. Text: Helge Strömer

Dr. Sascha Beutel vom Institut für Technische Chemie, Leibniz Universität Hannover

Die platzsparende Wabenstruktur ermöglicht eine flexible Nutzung.


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11/10/2016


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