Cotonea news 2017 06 01 modelabels werben für recycling

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News Modelabels werben für Klamotten-Recycling. Was für ein Unfug! Baumwolle ist mit Abstand die am häufigsten verwendete Naturfaser. Das hat Gründe, denn sie hat unzählige Vorteile: Die Faser ist hautfreundlich, pflegeleicht, strapazierfähig, reißfest und widerstandsfähig; sie kann große Mengen Schweiß aufnehmen und lässt sich durch heißes Waschen problemlos reinigen. Selbst hohe Waschtemperaturen machen ihr nichts aus. Die Pflanze ist sehr genügsam, trotzdem kann sie nicht unendlich und erst recht nicht überall angebaut werden. Die Nachfrage ist längst größer

recycelte Fasern einsetzte, sei die Qualität der Stoffe schlechter als vorher. Sie seien zwei- bis dreimal so teuer wie neue Stoffe, außerdem verbraucht die erforderliche Logistik unendlich viel Energie. Das deckt sich mit den Aussagen anderer Experten und mit unseren eigenen Erfahrungen. Trotzdem werben die Modekonzerne unermüdlich für dieses Verfahren. Sie lullen damit das Gewissen ihrer Kunden ein, um die Nachfrage weiter zu steigern. Das kann man so machen – es ist aber „Mist“.

als das Angebot, weshalb verstärkt synthetische Fasern (gewonnen aus der nicht erneuerbaren Ressource Erdöl) eingesetzt werden, die – wie inzwischen jeder weiß – die Meere verseuchen. Immer schneller wechselnde Mode-Kollektionen haben zu einer Wegwerf-Mentalität geführt, die den Konsum weiter anheizt. Um diese Spirale in Gang zu halten, betreiben große Modelabels Gewissensberuhigung, indem sie das Baumwoll-Recycling propagieren. Was für ein Unfug! In Wahrheit gehen die meisten Kleidungsstücke nach Afrika oder Osteuropa, ein kleiner Rest wird zu Putzlappen oder DämmMaterial verarbeitet.

„Weniger ist mehr“ – langlebige Textilien, sorgfältig ausgewählt statt Fast Fashion

Eine Lösung könnte der Cradle to Cradle-Ansatz sein: Dafür wird die Kleidung kompostiert und dem biologischen Kreislauf wieder zuführt.

Baumwoll-Fasern zu recyceln wäre eine richtig

Das wäre allemal sinnvoller, als sie über den

gute Idee, wenn denn die Stoffe auch nur an-

Hausmüll auf die Deponie bzw. in die Müllver-

nähernd dieselbe Qualität hätten wie das ur-

brennungsanlage zu schaffen. Einschränkung

sprüngliche Material. „Die Qualität ist auch so

für diese Lösung: Für die Herstellung dürfen

schon Mist“ zitiert die Wochenzeitung DIE ZEIT

keine giftigen Substanzen eingesetzt werden.

den Reutlinger Spezialisten für Textile Verfah-

Das wiederum tun die meisten Produzenten

renstechnik, Kai Nebel, in ihrem Artikel „Her mit den Lumpen“. Selbst wenn man nur 30 Prozent

nicht – lieber setzen sie auf fragwürdiges Recycling. „Ein Schelm, der Übles dabei denkt.“


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